BN Magazin 2023/24
Jahresbericht der BN Kreisgruppe Aichach-Friedberg
Jahresbericht der BN Kreisgruppe Aichach-Friedberg
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Kreisgruppe Aichach-Friedberg 2024
1
Inhaltsverzeichnis
Ansprechpartner*innen in den Ortsgruppen 03
Grußwort des Vorsitzenden der Kreisgruppe 04
OG Aichach: Tätigkeitsbericht 06
Landschaftspflegeverband (LPV) 10
OG Eurasburg: Führung Eurasburger Forst 11
OG Friedberg: Amphibien 13
OG Friedberg: Pflegemaßnahmen Kirchenfläche 14
OG Friedberg: Mehr Artenvielfalt 16
OG Kissing: Pflegemaßnahmen 17
OG Lechrain: Rekultivierte Bauschuttdeponien 19
OG Lechrain: Ferienprogramm 21
OG Merching: Entwicklung der neuen Blühfläche 23
OG Merching: Ferienprogramm 24
OG Merching: Von Kräuterschätzen 27
OG Merching: Von der Apfelblüte bis zum Apfelsaft 30
OG Merching: Auf die Schaufel, fertig, los 32
OG Merching: Ameisenhügel 34
OG Merching: Neue Bäume gepflanzt 36
OG Merching: Krötenzaun 38
OG Mering/Ried: Licht und Luft in Sirchenried 39
OG Mering/Ried: Frau Sommerkeller 40
OG Mering/Ried: Ohrwurmhotels zum WeKi 42
OG Mering/Ried: Aktiver Waldschutz 43
OG Mering/Ried: Vorstandswahl 44
OG Pöttmes: Buchtipp Wildbienenhelfer 45
Kinderseiten 46
OG Pöttmes: Pöttmes blüht 48
Lebendiges Weilachtal 50
Grundschule Rehling: Verzicht auf „Mama – Taxis“ 51
Nachhaltigkeitsbeirat 52
Delegiertenversammlung 2023 55
Artgerechter Boden 57
Lechhauser Moos 58
Impressum:
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Kreisgruppe Aichach-Friedberg
Geschäftsstelle: Bgm.-Rohrmüller-Str. 1, 86554 Pöttmes
Tel: 08253/5249874 mail@bn-aic.de www.bn-aic.de
Januar 2024
Petra Hofberger, Katrin Schmid
Siegfried Bless
3.000 Exemplare
FLYER-STORE www.flyer-store.de
Johannes-Haag-Str. Kirchbergstr. 23 / B4, 28, 86157 86153 Augsburg
Redaktion:
Titelbild:
Auflage:
Druck: Flyerstore www.flyer-store.de
Fotos letzte Seite
Recyclingpapier, FSC, Klimaneutraler klimaneutral Druck gedr.
Katrin Schmid: Naturgarten, ehemalige Sandgrube mit
blühender magerer Wiese
2
Ansprechpartner*innen :
___________________________________________________________
BN Kreisgruppen-Geschäftsstelle
Bgm.-Rohrmüller-Str. 1, 86554 Pöttmes 08253/5249874
aichach-friedberg@bund-naturschutz.de
Geschäftsstellenleiterin: Katrin Schmid
Geschäftszeiten: Montag und Donnerstag von 10.00 bis 12.00 Uhr
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.bn-aic.de
Kreisvorsitzender:
Ernst Haile, Schwedenstr.9, 86554 Pöttmes
08253/92925
ernst.haile@web.de
Ortsgruppe Aichach
Helga Fritscher, Carl-Orff-Str. 4, 86551 Aichach
08251/ 51983 helga-fritscher@t-online.de
Ortsgruppe Eurasburg
Ilona Schätzle, Fichtenstr. 10, 86495 Eurasburg
08208/ 770 ilona.schaetzle@posteo.de
Ortsgruppe Friedberg
Andreas Fuchs, Eichenstr. 10, 86316 Friedberg
0821/ 5674534 a-fuchs@t-online.de
Ortsgruppe Inchenhofen/Hollenbach
Thomas Beck, Gartenweg 10, 86570 Inchenhofen
08257/ 515
Ortsgruppe Kissing
Petra Hofberger, Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing
08233/ 6577 petra@hofberger.net
Ortsgruppe Kühbach/Schiltberg
Petra Zimmermann, Wiesenstr.12, 86556 Kühbach
08251/ 6035
Ortsgruppe Merching
Günther Paa, Westendstr. 12, 86504 Merching
08233/4793
guenter-paa@web.de
Ortsgruppe Mering/Ried
Valerie Klatte-Asselmeyer, Wiesenstr. 3, 86415 Mering
0162 5882435 valerie.klatte@gmx.de
Ortsgruppe Lechrain
Martin Golling, Weichenberg 14, 86447 Aindling
08237/ 5266 Martin.Golling@t-online.de
Ortsgruppe Pöttmes
Elisabeth Birkmeir, Kapellenstr. 6, 86554 Pöttmes
08253/7535
Elisabeth.birkmeir@gmail.com
Katrin Schmid, Bgm.-Rohrmüller-Str. 1, 86554 Pöttmes
lutra.0312@gmail.com
3
Vorwort zur Wiederherstellung der Ökosysteme!
Willkommen bei der Kreisgruppe Aichach-Friedberg im BUND-
Naturschutz Bayern e.V.
Im Landkreis Aichach-Friedberg sind
wir eine von bayerweit 76 Kreisgruppen
unseres Landesverbandes
„BUND-Naturschutz in Bayern
e.V.“ (BN). Der BUND-Naturschutz
ist der älteste und größte Umweltschutzverband
Bayerns. Als anerkannter
Umweltverband sind wir bei
Planungsvorhaben mit Eingriffen in
Natur und Landschaft zu hören und
sind zur Verbandsklage berechtigt.
Unser Verband finanziert sich durch
seine Mitglieder und Spenden. Als
gemeinnütziger Verein arbeiten wir
unabhängig von Parteipolitik, Wirtschaft
und Religion. Im Landkreis
Aichach-Friedberg ist der BUND-
Naturschutz mit seinen über 3.000
Mitglieder (einschließlich Förderern;
Stand: 31.12.2023) mit der größte Einzelverein im Landkreis. Umso mehr
freut es mich, dass im Jahr 2023 wiederum viele Mitglieder neu
dazugekommen sind. Verantwortlich für diesem Erfolg sind nicht zuletzt
unsere neun aktiven Ortsgruppen: Aichach, Eurasburg, Friedberg, Kissing,
Kühbach/Schiltberg, Merching, Mering/Ried, Lechrain und Pöttmes mit ihren
vielfältigen Naturschutzaktivitäten. Beteiligt an den vielfältigen Arbeiten in
und an der Natur waren auch letztes Jahr viele Freiwillige, wie immer ehrenamtlich.
Gerne lade ich Sie ein, dieses Jahresheft 2023 intensiv durchzublättern, um
einen tiefgehenden Überblick über die vielfältige Naturschutzarbeit des
BUND Naturschutz zu erhalten. Bestaunen Sie die interessanten Bilder, die
Sie auf den nächsten Seiten finden werden.
Unterstützung durch die internationale Politik für unsere Naturschutzarbeit
erhalten wir aus dem sogenannten Montreal-Deal, der das ungebremste
Artensterben und die Zerstörung der Ökosysteme der Erde bis 2030 stoppen
soll. Dieses weltweite Naturschutzabkommen verpflichtet die Staatengemeinschaft,
darunter auch die EU und die Bundesrepublik, ihre Ökosysteme
und damit mindestens 30 Prozent der Land- und der Meeresflächen
des Planeten bis 2030 unter einen wirksamen Schutz zu stellen. Außerdem
sollen auf den Flächen von 30 Prozent bisher geschädigter Ökosysteme bis
2030 Renaturierungsmaßnahmen anlaufen. Den ärmsten, aber besonders
4
artenreichen Ländern des globalen Südens sollen dabei mindestens 25 Mrd.
US-$ pro Jahr für Zwecke des Naturschutzes zur Verfügung gestellt werden.
Deutschland beteiligt sich an dieser UN-Dekade zur Wiederherstellung von
Ökosystemen mit zahlreichen Aktivitäten und Förderprogrammen. Endlich
nun am 29. November 2023 stimmte der Umweltausschuss des EU-
Parlaments (ENVI Committee) mit 53 Ja-Stimmen bei 28 Gegenstimmen und
4 Enthaltungen auch für das neue europäische Naturschutzgesetz
(Renaturierungsgesetz/Nature Restauration Law, NRL). Wiederum mussten
wir Aktive in den Natur- und Umweltschutzorganisationen mit über 1,2 Mio.
Unterschriften gegen die von CSU-Mann und EVP-Präsident Manfred Weber
angeführte Verhinderungskampagne gegengehalten. Trotz dieser von der
EVP massiv geführten Gegenwehr wird nun im Frühjahr 2024 der
Europäische Rat seine Zustimmung zum NRL erteilen. Damit wird die EU-
Biodiversitätsstrategie ab dem Jahr 2024 endlich auf den Weg gebracht.
Sie schafft die rechtlichen Rahmenbedingungen und sieht eine Reihe konkreter
Maßnahmen und Verpflichtungen vor, um die geschädigten Ökosysteme
wiederherzustellen und die Natur in Europa zu revitalisieren.
Wir Umwelt-Bewegte werden diesen Prozess aufmerksam begleiten und genau
hinsehen welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, um insbesondere
bei uns im nahen Umfeld noch wirksamer als bisher agieren zu können. Mehr
echte Naturschutzgebiete, wirksame Reaktivierung der Moore, das große
Ganze der Biologischen Vielfalt erfassen und reaktivieren, Vernetzung der
Ökosysteme Wald, Wasser, Wiesen, um damit eine wirkungsvolle grüne
Infrastruktur zu erhalten: Das zeigt, mit welchem Blick man auf die Zukunft
schauen muss, um für uns Menschen eine lebenswerte Zukunft nicht nur zu
erhalten, sondern aus einem deutlichen Minus heraus aufwändig wieder herstellen
(to restore) zu müssen.
Denn wir alle wissen: Die Natur kann sich wieder erholen, wenn man sie nur
lässt. Sie kann dabei sehr viel wilder werden als wir uns das mit dem heutigen
Blick auf den aktualen Zustand unsere Äcker, Wiesen und Wälder
vorstellen können.
Auch der Landkreis Aichach-Friedberg hätte mehr wildere Ecken auf seinem
Gebiet verdient.
Uns allen wünsche ich viel Kraft, um die Aufgaben im Klima-, Umwelt- und
Naturschutz zu bewältigen und voller Tatendrang anzugehen!
Für eine gute Zukunft für uns und unserer Kinder
Euer Ernst Haile
5
Ortsgruppe Aichach: Aktivitäten 2023
Aufräumen ist ja immer wieder
ein großes Thema, ob in den eigenen
vier Wänden oder draußen in
der Natur, und so beteiligte sich die
Ortsgruppe des BN Aichach wieder
am „Ramadamma“ der Stadt Aichach
zu Beginn des Monats März.
Ganz erstaunlich, was man da so
alles findet, und man fragt sich, ob
das unbedingt notwendig ist, Bonbonpapierchen,
Zigarettenstummel
und sonstigen Kleinkram in freier
Natur zu entsorgen – könnte man
doch einfach in die Hosentasche
stecken und daheim in den Mülleimer
werfen...
vom LPV und vom Bauhof der Stadt
Aichach betreut, aber unsere aktiven
Mitglieder arbeiten weiterhin
zu, indem sie Mähgut herausrechen,
Bäume schneiden etc.
Die Schmetterlingswiese beim
Grubet muss immer wieder entbuscht
werden, sonst würde sie
zum Wald werden.
Zitronenfalter
Weil wir das regelmäßig durchführen,
besuchen zahlreiche Insekten
und Schmetterlinge unsere Wiese,
wie die Photographien von Petra
Mayer-Seitz beweisen.
Bereit zum Aufräumen
Erfreulich war, dass sich auf unseren
Aufruf über den e-Mail-Verteiler
unserer Ortsgruppe einige Mitglieder
gemeldet hatten, welche sonst
noch nicht aktiv in Erscheinung getreten
waren. Als Belohnung gab es
ein Getränk und eine Brotzeit vom
Roten Kreuz.....
Die üblichen Pflegemaßnahmen
unserer gepachteten Flächen beschäftigte
uns wie in jedem Jahr:
Die Streuobstwiese in Oberbernbach
wird jetzt dankenswerterweise
Insekten stehen auf gelb!
6
Die Baumscheiben in der Flurstraße
wurden zweimal gemäht,
gesäubert und aufgelockert, Die
Ansichten der Anwohner sind unterschiedlich
– manche schätzen
das wildwiesenartige Aussehen
dieser Flächen, manche wünschen
sich „gepflegtere“ Flächen – wir
sind dankbar für neue Anregungen!
Der Landkreis Aichach-Friedberg
unterhält dankenswerterweise einen
Obsterhaltungsgarten, in
dem alte Obstbaumsorten exemplarisch
gezeigt werden sollen. Damit
die Baumscheiben der jungen
Bäumchen nicht völlig überwuchert
werden, befreiten die Mitglieder der
Ortsgruppe Aichach rund hundert
Bäume von unerwünschtem Beikraut
und halfen außerdem beim
Gießen in der trockenen Sommerzeit.
Junge Bäume…..
Alle Jahre wandern Frösche, Kröten
und Molche über die Straße
beim Hieslinger Weiher. Auch in
diesem Jahr bitten wir Sie um Ihre
Hilfe beim Errichten des Krötenzaunes
und bei der Betreuung desselben
– wie immer geht es im Frühjahr
mit den ersten warmen Tagen
los und dauert je nach Wetterlage
einige wenige oder doch mehrere
Wochen. Bei Interesse melden Sie
sich bitte bei der ersten Vorsitzenden
der OG Aichach, die e-mail-Adresse
finden Sie am Beginn dieser
Broschüre.
Auch die Bildungsarbeit darf
nicht zu kurz kommen:
Beim Forum Zukunft in Blumenthal
war die OG Aichach mit einem
Stand vertreten.
….brauchen viel Pflege!
Im Juli unternahm die OG
Aichach einen Ausflug zum Garten
“Wertachwiesen“, das ist ein
gemeinschaftlich bewirtschafteter
Garten in Augsburg. Insektenrangerin
Tine Klink führte unsere Mitglieder
durch den Garten, erläuterte
die Idee des Projekts und gelegentlich
auftretende Schwierigkeiten bei
7
Sammeln…..
der Verwirklichung und zeigte natürlich
stolz die vielen Kleinlebewesen,
welche sich hier dank der ökologischen
Bewirtschaftung angesiedelt
haben.
Sortieren….
Gartenglück in der Großstadt
Auch am Ferienprogramm der
Stadt Aichach beteiligte sich die
OG Aichach – Julia Altmannshofer
bot einen Nachmittag zu Thema
„Recycling“ für Kinder an.
Und zur Belohnung eine gscheite Brotzeit!
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Im Mai 2023 fand wieder eine
Jahreshauptversammlung der
Ortsgruppe Aichach statt.
Die langjährige zweite Vorsitzende
Johanna Wunderle-Lenz stellte ihren
Posten zur Verfügung.
Im Laufe der Veranstaltung wurden
ihre Verdienste gewürdigt: Seit
1986 ist sie Vorstandsmitglied der
OG Aichach, seit 2013 zweite Vorsitzende.
Besondere Anliegen waren ihr die
Arbeit mit den Jugend- und Kindergruppen
und die Organisation der
Amphibienschutzmaßnahmen.
Als Nachfolgerin wurde Doris Stegmaier
gewählt, die weiteren Vorstandsmitglieder
wurden in ihren
Ämtern bestätigt:
Helga Schallmayer-Fritscher
(1. Vorsitzende),
Petra Mayer-Seitz (Kassier),
Markus Spring (Schriftführer).
Außerdem beratschlagten die Anwesenden
über die Gründung einer
Kindergruppe (Alter 6-10 Jahre).
Vorstandsmitglied Julia Altmannshofer
würde diese Aufgabe federführend
übernehmen, sucht aber
noch MitstreiterInnen. Wenn die LeserInnen
dieses Artikels Interesse
haben, bei der Betreuung und Programmgestaltung
einer Bund-Naturschutz-Kindergruppe
mitzuwirken,
mögen sie sich bitte bei dieser
e-mail-Adresse melden:
helga-fritscher@t-online.de
Nachdem alle Vereinsgeschäfte erledigt
waren, stellte Gastredner Jan
Uczen die Aufgaben des Landschaftspflegeverbandes
(LPV) in
einem kurzweiligen und von aufschlussreichen
Bildern begleiteten
Vortrag dar, siehe nächste Seite!
Helga Fritscher
Fotos: Petra Mayer-Seitz
Fotos Ferienprogramm: Julia Altmannshofer
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Der Landschaftspflegeverband im Landkreis Aichach-
Friedberg - Bewahrer der Artenvielfalt
Am Ende der Jahreshauptversammlung der OG Aichach stellte Gastredner
Jan Uczen die Aufgaben des Landschaftspflegeverbandes (LPV) in einem
kurzweiligen und von aufschlussreichen Bildern begleiteten Vortrag dar:
Der LPV wurde 1996 gegründet
und hat den Erhalt und die Förderung
der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft
im Landkreis Aichach-
Friedberg zum Ziel. Ihm gehören 70
Mitglieder an, darunter der Landkreis
und 24 seiner Gemeinden,
Vorsitzende von Naturschutzvereinigungen,
Bauernverbänden und
Jagdverbänden. Drei hauptamtliche
Mitarbeiter nehmen sich der
vielfältigen Aufgaben der Landschaftspflege
an und werden dabei
von über 50 landwirtschaftlichen
Betrieben unterstützt. Diese Landwirte
schaffen sich mitunter kostspielige
Arbeitsgeräte an, um die
anfallenden Arbeiten zu bewältigen.
Zunächst geht es darum, naturkundlich
wertvolle bereits vorhandene
Flächen mit geeigneten Pflegemaßnahmen
zu erhalten wie z.B.
die Kissinger Heide, Hecken und
Streuobstwiesen.
Weiterhin werden neue Biotope geschaffen,
Sandgruben renaturiert
und Gewässerufer neu gestaltet,
um Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum
zu geben.
Die Pflege von Ausgleichsflächen
ist eine wichtige Aufgabe. Manche
Gemeinden haben diese bereits
komplett dem LPV übertragen, in
anderen stehen sie den Kommunen
und Landwirten beratend zur Seite.
Finanziert wird der LPV durch die
Mitgliedsbeiträge und verschiedene
Fördermittel, welche die Ausgaben
für Personal und Arbeitseinsätze
decken.
Insgesamt kümmert sich der LPV
um 340 Hektar. Der wichtige Gedanke
hinter all dieser Arbeit ist,
dass Naturschutz und Erhalt der Artenvielfalt
nicht durch Zwang, sondern
freiwillig stattfinden. Landwirte,
Naturschützer, Gemeinden und
der ganze Landkreis ziehen an einem
Strang. In diesem Sinne arbeitet
der LPV nun schon über 20
Jahre daran, dass das Wittelsbacher
Land nicht zur Agrarwüste
wird, sondern Kultur- und Naturlandschaft
miteinander bestehen.
Aktuelles Projekt ist ein Biodiversitätsprojekt
„Artenreiches Grünland
im Wittelsbacher Land“, welches
von April 21 bis Oktober 24 durchgeführt
wird.
Die Zuhörerschaft bedankte sich
mit herzlichem Applaus für die interessanten
Ausführungen.
10
Ortsgruppe Eurasburg: Führung im Eurasburger Forst
Im Mai 2023 trafen sich Mitglieder
des „Bund Naturschutz“ und weitere
Interessierte mit dem Eurasburger
Förster Rudi Brandl vom
AELF Augsburg am Waldparkplatz,
um Grundlegendes über Waldwirtschaft
zu erfahren.
Mit einer kleinen Einführung zur
Waldgeschichte ging es los. Nur
wenn man sich mit ihr auseinandersetzt,
kann man den aktuellen
Waldzustand mit dem sehr hohen
Fichtenanteil bei uns im Raum verstehen.
Die Geschichte des Menschen
mit dem Wald im Wittelsbacher
Land ist eine Geschichte der
Waldverdrängung.
Ursprünglich waren fast 100 Prozent
der gesamten Fläche Wald,
aber schon ab dem Spätmittelalter
wurde diese Fläche über Rodungen
auf etwa 25 Prozent reduziert.
Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Immer mehr stieg der Druck
des Menschen auf die verbliebene
Restwaldfläche. Alles, was gebraucht
wurde, kam aus dem Wald:
Brennholz, Bauholz, Gerbrinde,
Holzkohle, Seegras usw.
Zudem gab es einen gewaltigen
Vieheintrieb in die Wälder. Und so
verschwanden die ursprünglichen
Laubwälder, aufgrund der Beweidung
stellte sich auch kein neuer
Wald ein. Geblieben waren nur
noch einzelne Reliktbäume, und so
kam es zur großen Holznot im
18ten Jahrhundert. Aus dieser Not
heraus begann der Mensch wieder
aufzuforsten. Leider wachsen auf
großen Kahlflächen nur Nadelbäume
gut an. Und so wurden die
ursprünglichen Laubwälder durch
Nadelwälder ersetzt.
Dies ging lange Zeit gut. Aber seit
ungefähr 30 Jahren zeigt uns der
Klimawandel die Grenzen der Fichtenwirtschaft
schmerzlich auf. Einer
immer schnelleren Abfolge von
Wind, Hitze, Trockenheit und
Starkregenereignissen sind unsere
nadelholzdominierten Wälder nicht
gewachsen. Und so versuchen
Förster und Waldeigentümer seit
vielen Dekaden, den Wald umzubauen
und naturnäher zu entwickeln.
Urwald gibt es in Europa nur
noch in winzigen Relikten in Rumänien.
Das Ziel bei uns sind multifunktionale,
gemischte, mehrschichtig aufgebaute
stabile Wälder, die hoffentlich
zukunftsfähig sind. Es wird so
viel Naturnähe als irgend möglich
angestrebt. Im Idealfall sollten möglichst
viele Prozesse natürlich ablaufen.
Die eigenständige Naturverjüngung
wird ergänzt durch Baumarten,
die noch zusätzlich als klimaresilient
gelten.
11
Der Schlüssel zum erfolgreichen
Umbau liegt aber bei der Jagd.
Wälder haben sich seit Jahrtausenden
natürlich ohne zusätzliche Anpflanzung
verjüngt. Seit ein paar
Jahrhunderten geht das nicht mehr.
Zu viel Rehwild macht das Arbeiten
mit der Naturverjüngung unmöglich.
Der Wald braucht die Jagd mit
einem Rehbestand, der den örtlichen
Verhältnissen angepasst ist.
Müssen die Jungbäumchen gegen
Wildverbiss flächig geschützt werden,
sind wir in einer Sackgasse.
Im Eurasburger Forst jagen die
Förster und ihre Mitjäger selbst.
Dort passt alles und es zeigt sich
überall Naturverjüngung. Selbst die
als extrem verbissgefährdet geltende
Tanne wächst überall von
selbst.
Über das Belassen von umgefallenen
Altbäumen, soweit sie nicht
waldschutzschädlich sind, wird der
Totholzanteil im Wald ständig erhöht.
Die Devise bei der Waldbehandlung
ist aber auch grundsätzlich
„Schützen durch Nützen“. Reine
Buchenaltbestände sind ebenfalls
Monokulturen und bezüglich der Artenvielfalt
ähnlich arm wie Fichtenbestände.
So etwas soll es nicht
mehr geben. Entscheidend ist die
Mischung. Durch Nutzungseingriffe
entsteht Struktur im Wald. Zudem
wird der nachwachsende Rohstoff
Holz dringend benötigt. Fast alle
Substitute sind in der Erzeugung
unendlich energieintensiver als
Holz. Entscheidend ist, dass im
Zuge der Nachhaltigkeit nie mehr
Holz entnommen wird als von selber
nachwächst. Die Nachhaltigkeitsidee
stammt aus der Forstwirtschaft.
Das große Problem ist, wie in fast
allen Lebensbereichen, die versuchte
Mitsprache beim Thema
durch Fachfremde, gerne aus dem
städtischen Milieu. Menschen, deren
Lebenswirklichkeit mit dem
Wald nichts zu tun hat, erklären den
unmittelbar Betroffen, was sie zu
tun hätten. Es gibt extrem unterschiedliche
Blickwinkel auf den
Wald. Den des Erholungssuchenden,
des Freizeitsportlers, des Jägers,
des Naturschützers, des Eigentümers
und viele mehr. Und regelmäßig
werden die Wünsche und
Ansichten der anderen ausgeblendet.
Der Zeitgeist eben. Einfacher
macht dies es nicht, die Wälder zukunftsfähig
zu gestalten. Im Eurasburger
Forst jedenfalls ist schon ein
gutes Stück Weg beschritten hin zu
den Wäldern von Morgen.
Rudi Brandl
12
Ortsgruppe Friedberg:
Entwicklung der Amphibien seit 2015
Seit acht Jahren betreut die Ortsgruppe
Friedberg des Bund Naturschutz
Amphibien an der Autobahnunterführung
unter der A8 an
der Verbindungsstraße Haberskirch
- Bitzenhofen. Die dabei gewonnenen
Daten wurden von einem
der zehn Helfer, Klaus Seibold,
in einer Grafik dargestellt.
Man sieht deutlich den dramatischen
Rückgang. Es handelt sich
v.a. um Grasfrösche, Erdkröten,
Berg- und Teichmolche.
Über die Gründe lässt sich nur
spekulieren. Es handelt sich sicher
um die Auswirkungen der zunehmenden
Intensivierung der Landwirtschaft
und der Klimaveränderungen.
Der Chytridpilz, der stellenweise
schon in Deutschland aufgetreten
ist, wurde bisher an der
Stelle nicht beobachtet.
Maria Voigt
Grafiken: Klaus Seibold
13
Ortsgruppe Friedberg: Pflegemaßnahmen auf der
Kirchenfläche an der Schützenstraße
In diesem Jahr mussten sich die
Ortsgruppe Friedberg vor allem um
ein Grundstück kümmern, dass vor
über 30 Jahren vom Kath. Pfruendestiftungsverbund
St. Ulrich gepachtet
wurde. Auf dem Grundstück
ist durch natürliche Sukzession
ein Eschenwald aufgewachsen,
der vom Eschentriebsterben
befallen und bereits stark geschädigt
war. Über die gesamte Fläche
wiesen fast alle Eschen bereits abgestorbene
Kronenbereiche auf.
Leider besteht beim Eschentriebsterben
auch das Risiko, dass äußerlich
noch vital wirkende Bäume
plötzlich umstürzen können, da die
Wurzeln teilweise vor den Trieben
absterben. Da das Grundstück
nicht nur an die Schützenstraße,
sondern im Südwesten auch unmittelbar
an die Robert-Kochstraße
grenzt, bestand ein hohes Risiko,
dass umstürzende Bäume auf die
Straße fallen. Als Pächter obliegt
dem Bund Naturschutz die Verkehrssicherungspflicht.
Nach Rücksprache mit dem zuständigen
Forstamt in Eurasburg, haben
wir uns deshalb entschlossen,
den gesamten Eschenbestand auf
dem Grundstück fällen zu lassen.
Die Eschen, die von in der Länge
her bis zur Straße stürzen können
mussten aus Gründen der Verkehrssicherung
gefällt werden. Da
das Grundstück wegen der stadtnahen
Lage ideal für Natur Umweltbildungsmaßnahmen
geeignet ist und
um eine Gefährdung von Spaziergängern
und spielenden Kindern
ausschließen zu können, wurden
auch die Eschen im Innenbereich
gefällt.
"Schon fertig? Ein Ast geht noch rein."
Foto Maria Voigt
Ein Schlepper mit Greifer unterstützt die Fällarbeiten
Foto: Andreas Fuchs
Wegen des besonderen Risikos
kam eine Rodung durch Ehrenamtliche
oder Selbstwerber leider nicht
infrage. Deshalb musste ein Forstunternehmer
beauftragt werden,
der mit entsprechend riskanten Arbeiten
vertraut ist. Ein Teil des Holzes
wurde von diesem unmittelbar
nach den Fällarbeiten abgefahren.
14
Einen anderen Teil des Holzes
konnten ehrenamtliche Mitarbeiter
der Ortsgruppe aufarbeiten und abtransportieren.
Ein großer Teil des
Holzes, unter anderem der Stamm
einer großen alten Esche, wurde im
Wald als Lebensraum und zur
Strukturanreicherung belassen.
Entgegen ersten Befürchtungen
konnten relativ viele Bäume anderer
Baumarten stehen bleiben, sodass
die Fläche weiterhin bewaldet
ist. Neben einzelnen Eichen und
Birken sind dies vor allem große
Feldahorne, die normalerweise als
Büsche in Hecken wachsen.
Da der Verkehr während der Fällarbeiten
unmittelbar an der Straße
zeitweilig unterbrochen werden
musste, war eine „verkehrsrechtlichen
Anordnung“ notwendig, die
erst beantragt werden. Hier wurden
wir von der Stadt Friedberg insbesondere
vom Bauhof, der Absperrschilder
bereitstellte, aktiv unterstützt.
Ein Teil des Grundstückes ist Offenland.
Früher war hier wohl eine
Wiese. Diese hat sich zur Brennnesselbrache
entwickelt. Sie soll
durch regelmäßige Mahd langfristig
wieder in eine hoffentlich artenreiche
Wiese umgewandelt werden.
Deshalb hat sich im Oktober noch
eine kleine Gruppe Mitglieder getroffen.
Gemäht wurde mit einem Balkenmäher.
Dann wurde das Mähgut mit
Schubkarren auf eine Sammelstelle
gefahren. Von dort soll es Im Frühjahr,
wenn es angerottet ist, abtransportiert
werden.
Mahd und Abtransport des Mähgutes von
der Wiese
Foto: Ulrich Mück
Zusätzlich wurde ein von der
Fällaktion übrig gebliebener Baum,
der noch auf der Wiese lag, aufgearbeitet
und abtransportiert.
Nächstes Jahr wollen wir die Wiese
zweimal mähen.
Auf der Waldfläche sollen einzelne
Baumgruppen als Samenspender
und zur Beschleunigung der Wiederbewaldung
gepflanzt werden.
Ein Teil der Fläche soll der langfristigen
Wiederbewaldung durch Sukzession
überlassen bleiben.
Andreas Fuchs
15
Ortsgruppe Friedberg: „Mehr Artenvielfalt in Friedberg-
Wulfertshausen
Im Rahmen einer privaten Initiative
in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband
Aichach-
Friedberg und dem Bund Naturschutz
soll die Artenvielfalt auf
Feldrändern in und um Friedberg-
Wulfertshausen gefördert werden.
In Zusammenarbeit mit örtlichen
Landwirten ist geplant im kommenden
Jahr die so genannten "Eh-
Da"-Flächen, wie zum Beispiel
Feldränder, ökologisch aufzuwerten
damit sie Lebensräume und
Nahrungsquellen für Bestäuber-Insekten
wie Hummeln, Solitärbienen
oder Honigbienen bieten.
von Nährstoffen verhindert, und damit
besonders konkurrenzschwache
Arten gefördert.
Statt die Feldränder mehrmals im
Jahr zu mähen oder zu mulchen
und das Schnittgut liegen zu lassen,
werden die Ränder seltener
gemäht und das Schnittgut abtransportiert,
damit Gräser und Blumen
wachsen können und Nahrung und
Lebensraum für Insekten bieten.
Durch die Entnahme des Mähguts
wird eine weitere Anreicherung
Durch diese Maßnahmen wird die
landwirtschaftliche Nutzung nicht
beeinträchtigt.
Das Mähen und der Abtransport
des Schnittguts wird von Freiwilligen
selbst durchgeführt. Mehrere
örtliche Landwirte haben sich zur
Teilnahme bereit erklärt, und es ist
zu hoffen, dass sich im Laufe des
Projekts weitere Landwirte anschließen
werden.
Nicht zuletzt erhofft sich die Initiative,
dass sich das Aufblühen der
Feldränder auch positiv auf Wanderer
und Natursuchende auswirkt.
Für weitere Informationen wenden
Sie sich bitte an Dr. Tim Clark
(timclark@t-online.de).
Andreas Fuchs, Fotos Tim Clark
16
Ortsgruppe Kissing: Pflegemaßnahmen
Zu den Aufgaben der OG Kissing
gehören die jährliche Mahd der
Kissinger Heide und der Streuobstwiesen
an der Hörmannberger und
der Bachener Straße.
Die Pflege der Kissinger Heide
übernimmt der Landschaftspflegeverband
(LPV), nur ein kleiner, sensibler
Bereich, der für die Maschinen
des LPV nicht zugänglich ist,
wird von der Ortsgruppe mit Balkenmäher
und Motorsense gemäht.
Die jährliche Mahd der Flächen ist
nötig, um eine Verbuschung zu
Gunsten der lichtbedürftigen, seltenen
und bedrohten Planzen des
Halbtrockenrasen des Naturschutzgebietes,
wie z.B. Enziane und
Orchideen zu verhindern.
Das Mähgut wird zusammengerecht,
geschwadet und vom LPV
abtransportiert.
Auf den offenen Flächen kommt der Balkenmäher
zum Einsatz
Das Mähgut wird zusammengerecht und geschwadet
17
Auch die Streuobstwiesen müssen
regelmäßig gemäht werden, damit
sie nicht verwildern und verholzen
und sich durchsetzungsstarke
Sträucher und Pflanzen wie Brombeere,
Löwenzahn und Brennnesseln
ungehindert vermehren und
empfindlichere Gewächse wie die
meisten Blumenarten verdrängen.
Auch hier wird das Mähgut zusammengerecht
und geschwadet.
Danke an den Bauhof Kissing, der
den Abtransport übernimmt.
In den letzten Jahren war es oft
schwierig, genügend Leute für die
Aktionen zu finden. 2023 waren bei
jedem Arbeitstermin erfeulicherweise
viele Helfende zur Stelle, so
dass die Arbeit zügig erledigt war.
Petra Hofberger
Fotos: Helene Achatz, Petra Döring
Arbeitseinsatz auf der Streuobstwiese
18
Ortsgruppe Lechrain: Rekultivierte Bauschuttdeponien
Mitglieder des Kreisvorstands des
Bund Naturschutz besuchten im
Rahmen ihrer September-Sitzung
die rekultivierten Bauschuttdeponien
Aindling und Hollenbach.
Diese liegen im Wald oberhalb des
Aindlinger Ortsteils Neßlach.
Am Ende des kleinen Rundgangs,
schon bei den parkenden Autos
angelangt, hüpft tatsächlich eine
kleine Kreuzkröte über den Kiesboden.
Das Gelände der ehemaligen
Deponien beherbergt eine der
größten Populationen dieser seltenen
Art im nördlichen Landkreis.
Kreuzkröte
Foto: Siegfried Bless
Dass es hier sogar ein kleiner
Vertreter der Art geschafft hat, den
teilweise sehr trockenen und
heißen Sommer durchzustehen, ist
den kleinen Tümpeln zu verdanken,
welche die BN-Ortsgruppe Lechrain
auch auf Anraten von Experten
wie Dr. Uwe Bauer hier eingebaut
hat.
Die Tümpel stellen eine für den
Landschaftsbau beachtliche logistische
Leistung dar. Sie sollen nicht
ständig Wasser vorhalten, vielmehr
periodisch austrockenen, um den
Räubern der Kreuzkröten-Kaulquappen
eine ständige Präsenz zu
vermiesen. Libellen- und Gelbrandkäferlarven
beispielsweise kommen
mit Trockenheit im Biotop nicht
zurecht. So können die Amphibien
ihre spezifische Fortpflanzungs-
Strategie voll zur Entfaltung bringen.
Immer wenn nämlich ergiebige
Sommerregengüsse die Pfützen
füllen, legen die Kreuzkröten Laich
ab, der sich schnell zu Kaulquappen
entwickelt, die wiederum
als winzige kleine Kröten aus dem
fast schon wieder trockengefallenen
Laichgewässer in die Umgebung
abwandern und dort um ihr
Überleben kämpfen.
Hier gewährleistet der Magerrasenbewuchs
Deckung und zugleich
eine hohe Insektendichte, welche
den Tisch für die noch winzigen
Amphibien reichlich deckt.
Auch Mitte September beim Besuch
des Vorstands der BN-Kreisgruppe
blühten noch beispielsweise
Tausendguldenkraut, Wiesenflockenblume,
Dost, gelbes und
weißes Wiesenlabkraut, verschiedene
Nelken. Einige Samenstände
von bereits verblühten Orchideen
konnten die Gäste der BN-Ortsgruppe
Lechrain zählen.
Die gesamte Fläche der ehemaligen
Bauschuttdeponien der Gemeinden
Hollenbach und Aindling
beträgt zirka 1,6 Hektar. Darin sind
sehr unterschiedlich strukturelle
Bedingungen für verschiedene
Klein- und Kleinstlebensräume
verwirklicht. Die angesprochenen
Nass- und Feuchtbiotope gehören
19
dazu, etliche Areale werden bei
längerer Sommerhitze jene Spezialisten
aus Fauna und Flora
hierher locken, die warm und
trocken bevorzugen. Andere Areale
grundieren auf humosen Böden,
gewährleisten also schnellwüchsiges
Gedeihen und dichten Bewuchs.
Nord- und Südhänge sorgen
ebenfalls für Kleinklimazonen,
welche von verschiedenen Arten
optimal genutzt werden können.
Hohe Bäume bestimmen schon
jetzt an bestimmten Flecken das
Landschaftsbild. Den steilen Abhang
zur benachbarten Sandgrube
Mayr haben Mitglieder der Ortsgruppe
Lechrain mit einem Gürtel
aus autochthonen Sträuchern und
Bäumen bepflanzt. Er soll zugleich
den Abhang festigen und als Sperrriegel
gegen Neophyten fungieren.
All diese verschiedenen Bereiche
sollten eine angepasste Pflege erhalten.
Die Standorte auf guten Böden
sollten mindestens eine zweimalige
Mahd erfahren, andere, sehr
magere und trockene Bereiche
müssen nicht einmal jährlich
gepflegt werden.
Dafür legte die BN-Ortsgruppe
Lechrain sowohl der Marktgemeinde
Aindling als auch der Gemeinde
Hollenbach jeweils auf die Kleinflächen
abgestimmte Pflegekonzepte
vor, die beide Kommunen akzeptierten.
Die Zusammenarbeit
der BN-Ortsgruppe Lechrain mit
den beiden Gemeinden, sowohl mit
der jeweiligen Verwaltung, als auch
mit den Bürgermeistern (für Aindling:
Tomas Zinnecker, Gertrud
Hitzler; für Hollenbach: Franz Xaver
Ziegler), bezeichnet der erste Vorsitzende
der OG Lechrain, Martin
Golling, als „unkompliziert, vertrauensvoll
und zielorientiert“.
Martin Golling
Die schnellwüchsigen und die mit Neophyten infizierten Bereiche werden mehrfach im Jahr gemäht.
Rechts in der Senke einer der Nassbereiche, der sich zum Zeitpunkt der Aufnahme ausgetrocknet präsentierte.
Foto: Martin Golling
20
Ortsgruppe Lechrain: Ferienprogramm
Als die Ortsgruppe Lechrain des
Bund Naturschutz im Jahr 2013 ein
Grundstück am Affinger Bach erworben
hatte, ging sie sofort daran,
dieses 4874 Quadratmeter große
Areal umzubauen: Eine Hecke sollte
für Ruhe sorgen, Obstbäume für
Blüten und Früchte, ein Bereich mit
Magerrasen sollte jene Spezialisten
anlocken, eine Feucht- beziehungsweise
eine Nass-Fläche wieder
andere Pflanzen und ihre Nutznießer.
Schon im Sommer 2014
stellte die Ortsgruppe im Rahmen
ihres Ferienprogramms dort ein
großes Insektenhotel auf. Der ohne
jede Schraube und ohne auch nur
einen Nagel hergestellte Brutplatz
für Wildbienen war im Laufe der inzwischen
neun Jahre zusammengebrochen.
Mit dem Ferienprogramm musste
also eine neue Brutmöglichkeit für
Insekten geschaffen werden.
Also bohrten 16 Kinder Löcher in
Hartholzstücke, schnitten Schilfrohre
zu, stachen Löcher in noch
feuchten Lehm, um das große
Hotel mit den feinsten und abwechslungsreichsten
Brutmöglichkeiten
bestücken zu können.
Am Ende mussten die Kinder und
ihre Betreuer ein schweres Puzzle
lösen, denn ohne sinnvolles Einrichten
hätten nie alle erstellten
Teile in dem Bau ihren Platz gefunden.
Das Beste jedoch an diesem Vormittag
war die Fahrt mit dem Fendt-
Geräteträger und dem Autoanhänger
zum BN- Grundstück am
Affinger Bach.
Hier müssen Schilfrohre zugeschnitten werden, die später eine Büchse gesteckt werden. Auch diese
Rohre dienen Wildbienen als Brutstätten.
21
Es war eine gute körperliche Konstitution
nötig, um das schwere Insektenhotel
in die Senkrechte und
an den vorgesehen Platz zu bekommen.
Josef Moll schaut zu wie eines der Kinder
Löcher für Wildbienen in einen
Eichenrundling bohrt.
Nach einer schweißtreibenden
Viertelstunde war auch das geschafft.
Das Erinnerungsfoto musste
schnell funktionieren, denn die
fleißigen Kinder waren schon richtig
ausgehungert. Wieder zurück auf
dem Anwesen von Renate und
Josef Moll erwartete die Kinder eine
deftige Bio-Brotzeit, und als alle
satt waren, gab es sogar noch zwei
Kuchen zur Auswahl. Den Ablauf
des Ferienprogramms hatte Bernadette
Bäck geplant und zusammen
mit Melanie Lang, Maria Golling,
Walburga Bäck, Renate und Josef
Moll auf deren Anwesen umgesetzt.
Der Dank des Vorsitzenden
der OG Lechrain, Martin Golling,
galt vor allem diesen Helferinnen
und Helfern.
Martin Golling
Josef Moll (links), Bernadette Bäck (vierte v. links), Melanie Lang (dritte v. rechts),
Maria Golling (zweite v. rechts und Renate Moll (rechts) betreuten die Kinder während
des Ferienprogramms. Betreuerin Walburga Bäck ist nicht auf dem Bild.
22
Ortsgruppe Merching: Entwicklung der neuen Blühfläche
Die Ortsgruppe hatte im Herbst
2022 in Zusammenarbeit mit dem
LPV und der Gemeinde Merching
eine neue Blühfläche im Lechfeld
angelegt. Im zeitigen Frühjahr
wurde die Fläche von den Mitgliedern
in mehreren Arbeitseinsätzen
von wild wuchernden
Ampfer- und Brennnesselpflanzen
befreit. Trotz des ausgebrachten
hochwertigen Samens war das
Blühergebnis im ersten Jahr nicht
überzeugend. Bis auf Klatschmohn
und einige Kornblumen wurde alles
andere vom stark wachsenden
Gras verdrängt.
Wir hoffen, dass der Boden im Lauf
der Zeit abmagert und sich mehr
Blütenpflanzen entwickeln.
Günther Paa
Das Ausgraben der Ampfer- und Brennnesselpflanzen
war eine schweißtreibende Arbeit
23
Ortsgruppe Merching: Ferienprogramm
Schnitzeljagd und Schatzsuche bei den fünf „ Weisen"
Die OG Merching hat am 7. und 8.
August 2023 im Rahmen des Merchinger
Ferienprogramms eine 4-
stündige Schnitzeljagd für insgesamt
30 Kinder im Alter von 6-8
Jahren veranstaltet.
Im Rahmen der Schnitzeljagd wanderten
die Kinder entlang der Paar
bis ins Finsterbachtal. An verschiedenen
Stationen mussten die Kinder
knifflige Fragen zum Thema
Natur und Umwelt beantworten,
was sie mit Bravour gemeistert haben.
Am Ziel mussten die Kinder
dann nach einem verborgenen
Schatz suchen, den sie natürlich
auch fanden und dann gerecht unter
sich aufgeteilt haben.
Nach einem ausgiebigen Picknick
wurden die Kinder am ersten Termin
von Martina Förchinger angeleitet,
aus gefundenen Naturmaterialien
Kunst im Land-Art-Stil zu kreieren.
Es entstanden wunderschöne,
phantasievolle Kunstwerke.
Am zweiten Termin durften die Kinder
unter der Anleitung von Karin
Paulus auf an alten Weiden befestigte
Leinwandstreifen Bilder zum
Thema Natur malen. Auch hier
schufen die Kinder wunderbare
Kunstwerke.
Eva Wülbern
Fotos: Günter Paa
Die Kinder sammeln eifrig Gräser, Steine und Zweige
24
Ein gemeinsames „Hurra“auf alle Kunstwerke und einen erlebnisreichen Tag
25
Mit Kreativität, Fantasie und malerischem Können haben die Kinder tolle Bilder enstehen lassen
Die fünf Kopfweiden mit allen Bildern – eine beeindruckende Ausstellung
26
Ortsgruppe Merching: „Von Kräuterschätzen, 55 555
unermüdlichen Arbeiterinnen und Baumexperten
Bericht von Christina Riedmann-Pooch, Friedberger Allgemeine vom 15.05.2023
Bund Naturschutz und die Umweltbeauftragte und Lehrerinnen der
Grundschule Merching machen Unterricht im spannendsten Klassenzimmer
überhaupt: Draußen auf der Streuobstwiese
Maigrün, voll Blumenduft und sonnenwarm
ist es draußen auf der
Streuobstwiese. Nur ganz leise hört
man das Summen der Bienen, die
gar nicht weit von den Erstklässlern
ihre Bienenkästen haben. Stefanie
Klement vom Bund Naturschutz hat
den Kindern Waben mitgebracht
und vor allem viel zu erzählen: Mit
Staunen erfahren die Kinder, dass
sie ihre Pollen bis vom gelbleuchtenden
Rapsfeld holen, dass
gerade noch, kilometerweit entfernt,
zu erkennen ist.
Sogar die Zahl der Arbeiterinnen
haben sich die SchülerInnen
gemerkt: 55 555 Arbeiterinnen
schuften für ihre Königin. Dabei
rechnet man in der 1. Klasse noch
lange nicht so weit, freut sich
Lehrerin Volmering.
In drei Gruppen haben sich die
Klassen aufgeteilt: Während Kollegin
Ulrike Piepers nun mit ihren
Kindern über den Bienenvortrag
lauscht, geht es für Volmerings
Gruppe zu Kräuterpädagogin
Elisabeth Birkmeir, auf die Streuobstwiese.
Kräuterpädagogin Elisabeth Birkmeir zeigt den Kindern den Spitzwegerich
27
Zuerst beweist Birkmeir den
SchülerInnen, wie viele Kräuterschätze
sich auf der Wiese verbergen
und lässt sie einmal alles
sammeln und auf ein großes,
weißes Tuch legen:
Gras ist zwar lecker für Ziegen,
Schafe, Kühe oder Pferde - für
Menschen natürlich nicht.
"Ich pfeife nur auf Gras", lacht sie.
Dafür lobt sie den Spitzwegerich als
Hustenkraut und Wiesenpflaster -
und zeigt gleich einmal, wie schnell
man Linderung bei einem Stich
erfährt. Spannendes weiß sie über
das Labkraut, früher zur Käseherstellung
begehrt, die Schafgarbe
mit ihren rosa Pollen zu
erzählen, aber als sie einen Löwenzahn
mit Stiel und Blüte verspeist,
sind alle Kinder vor Ehrfurcht
mucksmäuschenstill.
"Man bekommt den ganzen Tag
davon gute Laune", beteuert
Birkmeir - und die Mutigsten
versuchen es sofort und können es
gar nicht fassen, dass er eigentlich
ganz gut schmeckt.
Maximilian entdeckt bei der Suche
nach etwas Essbarem sogar ein
echtes Dinokraut: Schachtelhalm.
Früher, als die Dinos noch lebten,
waren sie so groß wie Bäume, weiß
die Kräuterpädagogin. Weil so viele
tolle essbare Kräuter gesammelt
wurden, bereiten inzwischen Eva
Wülbern und Karin Paulus vom
Bund Naturschutz Vollkornbrote mit
Butter zu: Darauf gibt es wahlweise
Honig von den Bienen oder gehackte
Wiesenkräuter! „So lecker
wie ein Steak!“, verspricht Wülbern.
Stefanie Klement bringt noch
selbstgepressten Apfelsaft.
Die essbaren Kräuter werden gehackt und von Karin Paulus und Eva Wülbern für ein gesundes
Powerfrühstück auf die Brote gestreut.
28
Die Kinder genießen ihr Picknick in
vollen Zügen - und greifen genüsslich
zu, als Hilda Hottenrott
vom Bund Naturschutz nochmals
warmen Kuchennachschub mit
dem Rad vorbeibringt.
Umweltbeauftragte Eva Müller der
Grundschule Merching freut sich,
dass der Bund Naturschutz auf sie
zukam und nun Ihre Schützlinge
und die Kolleginnen einen so
lehrreichen, schönen Tag auf der
Streuobstwiese verbringen dürfen.
Daran werden die Kinder lange
denken, ist sie sich sicher. Ganz
besonders schön findet sie, dass
die Kinder nun den Frühling auf der
Wiese mit allen Sinnen erleben und
im Herbst, wenn sie in die 2. Klasse
kommen, die Ernte miterleben
können.
5 Bleche Kuchen und 4,5 Brote
später stehen die Kinder mit
Andreas Brummer, Baum- und
Gartenbauexperte um die Bäume
der Streuobstwiese und befühlen
die unterschiedliche Rindenstruktur.
Dabei werden auch kleine
Tierchen entdeckt, die unter der
Rinde leben. Mit Staunen erfahren
die SchülerInnen, dass es etwa
7000 verschiedene Tiere auf der
Streuobstwiese gibt - man muss
nur genau hinschauen.
Das abschließende Baumquiz mit
passenden Blüten, Blättern, Bäumen
und Früchten hat es in sich -
die Eltern werden staunen, was ihre
Kinder alles gelernt haben!
Schon an der Rinde kann man den Baum ziemlich genau erfühlen. Baumexperte Andreas Brummer
begleitete die Kinder.
29
Ortsgruppe Merching: Von der Apfelblüte zum Apfelsaft
Bund Naturschutz und Grundschule Merching schließen den Jahreskreis
mit einem Apfelsaftpressen auf der Streuobstwiese
Bericht von Christina Riedmann-Pooch, Friedberger Allgemeine, 18.10.23
Im Frühjahr hatten sie als erste
Klassen Kräuter, Apfelblüten und
die Bienen auf der Streuobstwiese
besucht – jetzt machten sie sich als
Zweitklässler nach der Apfelernte
ans Apfelsaftpressen.
Eva Wülbern, Astrid Richter und
Vorstand Günter Paa vom Bund
Naturschutz haben sogar eine
Lösung gefunden, die verhagelten
Äpfel, die eigentlich vom Baum
gepflückt werden sollten, bereit zu
stellen: Das Ernten wurde einfach
übersprungen und die Äpfel warten
nun in Kisten und Körben darauf,
geschrubbt, geschnibbelt, getestet
und zerkleinert zu werden. Zuerst
nimmt Günter Paa die Äpfel einmal
genau unter die Lupe und erklärt,
welche Äpfel fürs Pressen geeignet
sind – und welche leider aussortiert
werden müssen.
Dann dürfen die Kinder loslegen
und die Äpfel waschen und
zerkleinern – denn auf sie wartet
schon Andreas Brummer, der extra
aus Pöttmes mit seiner Apfelpresse
gekommen ist. Mit Begeisterung
werfen die Kinder die Apfelstücke in
einen kleinen mechanischen
Häcksler und betätigen mit
Feuereifer die Kurbel, der die
kleinen Stücke noch weiter zur
Maische verarbeitet. Die Kinder
beobachten genau, dass sich die
Apfelmaische verfärbt – doch das
ist sogar gut, versichert Andreas
Brummer: Der Apfel schmeckt noch
Die Äpfel sind reif! Die Schulkinder der 2. Klasse freuen sich mit ihrer Lehrerin Eva Müller (li) auf
das Apfelpressen. Günther Paa vom Bund Naturschutz begleitet sie dabei.
30
genauso gut, das kommt nur daher,
weil die Stückchen bei Luftkontakt
oxidieren.
Endlich kann die Maische nun
weiter gepresst werden. Aufwändig
schichtet Andreas Brummer drei
Lagen mit Presstuch und Pressbrett
übereinander, befestigt den
Druckzylinder – und nun können
die Kinder ihre Kraft beweisen.
Mit vereinten Kräften bedienen die Kinder
und Andreas Brummer die Handpresse
Alle sind fleißig beim Schnibbeln der Äpfel
dabei.
Einige Schmiechener Kinder waren
schon beim Apfelsaftpressen in
ihrem Heimatort dabei und haben
beobachtet, wie dort der Saft nur so
aus dem Hahn heraussprudelt. Die
Merchinger Zweitklässler kommen
hingegen ganz gewaltig ins Schwitzen
– und wie wenig Saft da nur
herauskommt, obwohl alle mindestens
einen Apfel geschnibbelt haben!
„Jeder nur einen Schluck“! heißt es
da, als es ans Verkosten geht.
Elena, Henriette und Charlotte sind
schon sehr gespannt: „Ein bisschen
sauer – aber gerne noch mehr!“,
finden sie. Auch Lehrerin Eva
Müller, die als Umweltbeauftragte
auch ihre Schüler*innen begleitet,
ist begeistert, dass das Projekt
auch in den kommenden Jahren für
die Kinder der 1. und 2. Klasse in
Zusammenarbeit mit dem Bund
Naturschutz in Merching stattfinden
kann. Mit Apfelkuchen und
getrockneten Apfelringen als
kleiner Abschiedsgruß vom Bund
Naturschutz werden die Kinder das
Apfeljahr in bester Erinnerung
behalten.
31
Ortsgruppe Merching: „An die Schaufel, fertig, los!“
Der Elternbeirat des Kindergarten Merching initiiert gemeinsam mit
dem Bund Naturschutz und der Gemeinde Merching eine unvergessliche
Baumpflanzaktion für die Kinder
Bericht von Christina Riedmann-Pooch, Friedberger Allgemeinen, 12.12.23
Statt Spielzeug sollte es von einem
Teil der Einnahmen einmal etwas
ganz Besonderes für die Kinder
werden, etwas von dem sie auch
als Erwachsene noch etwas haben:
Bäume. Der aktuelle Elternbeirat
um Luise Förster-Urbanek griff die
Idee ihrer Vorgänger um Kirstin
Ulrich auf und organisierte gemeinsam
mit dem Bund Naturschutz und
tatkräftige Unterstützung vom Bauhof
eine zauberhafte Aktion für die
Kleinsten.
Die bunten Schaufeln der Krippenund
Kindergartenkinder standen
schon bereit und auch „Gento“
hatte seinen echten Bagger mitgebracht
als die Kinder nach der
herzlichen Begrüßung von Leiterin
Birgit Schrom trotz des Novemberwetters
fröhlich ihr Lied vom Baum
sangen.
Luise Förster-Urbanek betonte in
ihrer gelungenen Ansprache, dass
diese Veranstaltung deutlich mehr
werden sollte als das Pflanzen von
Bäumen, sondern auch ein Zeichen
dafür, dass die Kinder tief verwurzelt
ihre Stärken entwickeln
lernen sollen – und sich auch als
Erwachsene gerne daran erinnern,
wie sie mitgeholfen hatten, diese
Bäume zu pflanzen.
Pfarrer Xavier freute sich, dass die
Kinder alles so nah miterleben
durften, und erinnerte daran, dass
sie sich zwar wie Zweige in verschiedene
Richtungen entwickeln
werden – die Wurzeln hielten aber
alles zusammen.
Auch Bürgermeister Helmut Luichtl
machte die Aktion sichtlich Spaß
und betonte, dass dies mit Abstand
sein schönster Termin der Woche
sei. Er lobte die Eigeninitiative der
Beteiligten und stellte heraus, dass
dies ein wunderbares Zeichen einer
funktionierenden Gemeinschaft sei.
Zur großen Begeisterung der
Kinder ging es dann richtig los:
Der Bagger hub vor den staunenden
Kinderaugen noch ein
ordentliches Pflanzloch aus – aber
schließlich durfte jedes Kind
gemeinsam mit dem Team vom
Bund Naturschutz um Günter Paa
so richtig loslegen.
Drei Bäume, eine Hainbuche, eine
Kastanie und einen Ahorn hatte der
Elternbeirat ausgesucht. Der Bund
Naturschutz spendierte noch eine
32
Zwetschge, die gleich in der Nähe
des kleinen Kindergarten-Gärtchens
einen Ehrenplatz bekam.
Und wer die neuen Bäume einmal
besuchen kann, wird feststellen,
wie stolz die Kinder auf ihre
jeweiligen Bäume sind:
An den Pflanzpflöcken jedes
Baumes sind nämlich die Symbole
der Gruppen zu sehen, die den
Baum pflanzen durften und nun die
Patenschaft für ihren Baum
übernommen haben.
Die Kinder zeigen, wie Schaufeln geht.
33
Ortsgruppe Merching: Ameisenhügel
Bei ihren Streifzügen durch die
Wälder hat die zweite Vorsitzende
der OG – Eva Wülbern – vier
beeindruckende Ameisenhügel der
roten Waldameise an einem Standort
entdeckt und angeboten eine
kleine Wanderung/Führung für
Interessierte durchzuführen, was
von einigen Mitgliedern gerne angenommen
wurde.
Es war wirklich beeindruckend, was
im Bild auch deutlich wird. Die
Hügel erreichen eine Höhe bis zu
1,70 Metern.
Eva Wülbern
Fotos: H. Meyer
Auf dem Weg zu den Ameisenhügeln
34
Die Teilnehmenden der Führung bestaunen den Ameisenhügel.
35
Ortsgruppe Merching: „Neue Bäume gepflanzt mit internationaler
Unterstützung
Der Bund Naturschutz und die Gemeinde Merching bekommen tatkräftige
Unterstützung durch ein Hilti-Team
Bericht in der Friedberger Allgemeinen vom 24.11.2023
Herbstlich frisch ist es an diesem
Morgen, als sich der Bauhof der
Gemeinde Merching aufmacht, um
das Gelände am Unteren Leiterberg
herzurichten. Das Team vom
Bund Naturschutz Merching um
Klaus Aumiller, Hermann Meyer,
Alfons Magg, Rudolf Kopera, Astrid
Richter und Wibke Sachs wollen
heute Bäume pflanzen: Am Oberen
Leiterberg sollen Flatterulmen, Roteichen
und zwei schwarze Walnussbäume
gesetzt und mit einem
Zaun geschützt werden.
Voller Körpereinsatz für drei neue Eichen
am Sportplatz
Foto: Wibke Sachs
Doch heute hat Wibke ihre KollegInnen
von Hilti aus Kaufering mitgebracht:
Neun tatkräftige HelferInnen,
normalerweise ExpertInnen in
Softwareentwicklung wurden heute
für dieses soziale Projekt freigestellt
und bekommen ihren Einsatz
auch bezahlt. „Im Rahmen der Initiative
16 Stunden für eine bessere
Zukunft“ können die Hilti-Mitarbeitenden
in einem selbst gewählten
sozialen Projekt tätig werden“, erzählt
Wibke Sachs, die den Einsatz
in Merching organisiert hat. Der Gedanke
ist dabei auch, MitareiterInnen
besser zu integrieren und
ihnen aufzuzeigen, wo man sich
ehrenamtlich engagieren kann. Die
Gruppe ist somit international: Aus
Indien haben sich Pramod, der zum
ersten Mal das Angebot von Hilti
wahrnimmt und dem die Teilnahme
sichtlich Spaß macht, sowie
Gaurav und Ashwin für das Projekt
gemeldet. Dmytro, der gerade dabei
ist bei der Einzäunung zu helfen,
erzählt, dass er auch in der Ukraine
gerne Bäume gepflanzt hat:
Ihm gefällt es, wie professionell die
Pflanzarbeit hier abläuft. Auch
seine Landsleute Sergii und Anna,
die gerade noch beim Umranden
der Bäume sind, sind heute dabei.
Eduardo, der aus Brasilien kommt,
engagiert sich bereits zum zweiten
Mal bei einem sozialen Projekt.
36
Eine Schwarze Walnuss ist gepflanzt
Foto: Christina Riedmann-Pooch
Ihm gefällt es besonders, auch einmal
etwas anderes ausprobieren zu
können, richtig dabei anzupacken
und auch etwas zu lernen, erzählt
er. Sein Kollege Dragutin ist erst 6
Monate bei Hilti und findet diese
Aktion einfach super: Er ist gerne
draußen in der Natur – und das
Thema Umweltschutz sei ein
enorm wichtiges Thema, betont er:
Gerade dieses Projekt sei eine super
Gelegenheit etwas an die Gemeinschaft
zurückzugeben. Die
Möglichkeit richtig zuzupacken gibt
es reichlich: Auch am Sportplatz
werden noch drei Stieleichen gesetzt
und geschützt, sowie am unteren
Leiterberg.
Das Ergebnis, das mit vereinten
Kräften richtig toll geworden ist,
kann sich sehen lassen. „Eine tolle
Aktion!“, resümiert Dragutin. „Wir
haben heute in kurzer Zeit sehr viel
geschafft.“, zeigt sich auch Organisatorin
Wibke Sachs zufrieden. Sie
hofft, dass in Merching das Interesse
für den Bund Naturschutz
wieder zunimmt: „Tatkräftigen
Nachwuchs können wir dringend
gebrauchen.“
Interessierte melden sich bei Günter
Paa 08233/4793 oder guenterpaa@web.de
Christina Riedmann-Pooh
Der Schutzzaun um die Roteichen und Flatterulmen ist fertig
Foto: Christina Riedmann-Pooch
37
Ortsgruppe Merching:
Krötenzaun am Schloss Hofhegnenberg
Wie schon seit einigen Jahrzehnten
wurden auch dieses Jahr von den
Mitgliedern der Ortsgruppe einige
hundert Meter Krötenzaun an der
Verbindungsstraße von Hofhegnenberg
nach Eresried am Schloss
vorbei auf- und abgebaut.
Unterstützt wird die Ortsgruppe
dabei seit einigen Jahren von den
Pfadfindern Kissing. Nachdem die
Mitglieder der OG Merching „nicht
jünger werden“ ist diese Hilfe notwendig
und sehr willkommen.
Leider hat sich die Zahl der eingesammelten
Kröten dramatisch verringert.
Waren es im Jahr 2015
noch 961 so konnten heuer nur
noch 228 Kröten eingesammelt
werden.
Für nächstes Jahr ist nun geplant
ohne einen Zaun auszukommen.
Wichtig ist aber dann eine entsprechende
Beschilderung an der
Straße mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung.
Diese wird bei
der Gemeinde Steindorf beantragt.
Die seit zwei Jahren laufenden
Bemühungen um die Anpachtung
geeigneter Flächen für die Anlage
neuer Laichtümpel in diesem Bereich,
waren leider nicht erfolgreich.
Günter Paa
Beim Aufbau helfen die Pfadfinder
Der Zaun ist fertig
38
Ortsgruppe Mering-Ried:
Licht und Luft in Sirchenried
Wie immer im Herbst musste
auch dieses Jahr das Biotop in
Sirchenried gemäht und freigeschnitten
werden. An einem wunderschönen
Herbstmorgen trafen
wir uns in Sirchenried und haben
sehr emsig Stibitz, unser Wasser-Einsatz-Hund.
Wir waren erstaunt, wie schnell
es tatsächlich ging, auch wenn
die Akkusense am Schluss ein
mit Macheten, unserer neuen Akkusense
und Rechen dem Gestrüpp
Einhalt geboten.
Erst wurde der Weg nach hinten
freigeräumt, dann rund um den
Teich gemäht. Und nachdem der
Teich schon ziemlich zugewachsen
war, haben wir auch dort für
ein wenig mehr Luft und Licht gesorgt.
Geholfen hat hierbei auch
wenig schlapp machte. Der
jüngste Helfer war sechs, der älteste
schon 92 Jahre alt. Und gemeinsam
macht die Arbeit natürlich
viel mehr Spaß.
Nun hoffen wir, dass wir im
nächsten Jahr wieder viele Kröten
und Libellen an unserem kleinen
Teich finden werden.
Text & Foto Valerie Klatte-Asselmeyer
39
Ortsgruppe Mering-Ried:
Das Glück der Frau Sommerkeller
Im Juli 2023 machten die Kinder der
Hasengruppe im Kindergarten am
Sommerkeller eine Entdeckung: im
an ihren Garten angrenzenden
Waldstück irrte ein Igel offensichtlich
krank und orientierungslos umher.
Sofort riefen sie ihre Erzieherin
Heidi Büchs, die ein großes Herz
für Tiere hat. Gemeinsam fingen sie
den kranken Igel ein, brachten ihn
in einer Kiste im
Kindergarten
unter und gaben
ihm zu Trinken.
Aber was macht
man dann weiter
in so einem
Fall? Wie kann
man einem
kranken Igel
helfen?
Zum Glück haben
wir in der
Ortsgruppe Mering-Ried
eine
Igel-Spezialistin:
Blanka Eder.
Wir haben den
kranken Igel
eingepackt und sofort zu ihr gefahren,
wo sie ihn erstmal in Augenschein
nehmen und untersuchen
konnte. Ganz verstruppt, abgemagert,
dehydriert - es sah nicht gut
aus. Blanka gab der Igeldame - wir
haben sie natürlich Frau Sommerkeller
getauft - Vitamine und Wasser
und fuhr gleich weiter zum Tierarzt.
Dort stellte sich heraus: Entzündete
Zähne, verpilzte Haut mit
Haarausfall und entzündete Augen,
der Igeldame ging es nicht gut. Sie
bekam natürlich sofort Medikamente
und spezielles Futter, das
sie zum Glück annahm.
In den folgenden Wochen erholte
sich Frau Sommerkeller sehr langsam
und wurde dann in einem Garten
frei gelassen, in dem sie dauerhaft
Zugang zu Wasser und igelgerechtem
Futter hat.
Und nun war das Interesse der Kinder
an Igeln natürlich geweckt.
40
Da sich die Tierarztkosten
für
Blanka summierten,
starteten
die Hasengruppen-Kinder
eine Sammelaktion.
Und dann
bekamen sie einen
tollen Besuch:
Blanka
kam zu ihnen in
die Gruppe und
erzählte viel
über Igel. Was
sie fressen, wie
sie leben, warum
Rasenmäher-Roboter so gefährlich
sind und wie man Igeln im
eigenen Garten ein Heim bieten
kann. Sie beantwortete viele Fragen
und bekam feierlich die Spendendose
überreicht. Und das
Beste: sie hatte einen gesunden
und noch eher zahmen Igel dabei,
der auf einer Decke umher schnuppern
durfte und den die Kinder so
gut aus der Nähe beobachten
konnten.
Und weil das natürlich so toll war,
war Blanka auch noch in den anderen
Gruppen des Kindergartens,
um auch dort den Kindern von Igeln
zu berichten. Wir haben also in Mering
eine ganze neue Generation
von Igelschützer*innen und hoffen,
auch in den anderen Kindergärten
und Schulen interessierte Kinder zu
finden.
Im Namen von Frau Sommerkeller
bedanke ich mich ganz herzlich bei
den Hasengruppen-Kindern, Frau
Büchs und Blanka, dass sie hier so
schnell und toll geholfen haben.
Text: Valerie Klatte-Asselmeyer
Fotos: Blanka Eder
41
Ortsgruppe Mering-Ried: Ohrwurmhotels zum WeKi
Der WeKi ist der Weltkindertag! Wie
in jedem Jahr veranstalten die Vereine
in der Gemeinde Mering gemeinsam
ein Spielefest für die Kinder.
Auch dieses Jahr war unser
Ortsgruppe am Samstag den
17.09.2023 wieder mit einem Stand
dabei, der bei den Kindern viel Anklang
fand.
Bei uns wurden Ohrwurmhotels gebastelt.
Die Kinder haben Blumentöpfe
aus Ton mit Wachsmalkreiden
bemalt.
Dann durften sie Stroh mit einer
Schnur und einem Stück Holz in
den bunten Töpfen befestigen. Alles
noch verknotet und fertig waren
die Ohrwurmhotels.
Beim gemeinsamen Basteln konnten
wir den Kindern vermitteln, dass
Ohrwürmer nicht gefährlich sind
und als Nützlinge dabei helfen beispielsweise
Blattläuse zu bekämpfen.
Unser Stand war wieder ein riesen
Erfolg. Die Kinder haben über 80
Ohrwurmhotels gebaut, die nun in
ihren Gärten in Mering hängen. Die
Ohrwurmhotels sehen nicht nur toll
aus, sondern sind auch nützlich:
Ihre Bewohner leisten einen Beitrag
zur natürlichen Bekämpfung von
Schädlingen im Garten.
Text & Fotos: Thomas Crott
42
Ortsgruppe Mering-Ried: Aktiver Waldschutz
Am 14.10.2023 haben wir uns mit
einer Gruppe aktiver Ortsgruppenmitglieder
im Hartwald bei Mering
getroffen. Unser Mitglied Franz
Probst hatte in einem Teil des Waldes
viele Sprösslinge von Eichen,
Weißtannen und Buchen entdeckt,
welche es zu schützen galt.
Dieser Teil des Hartwaldes hat in
den letzten Jahren stark unter den
Folgen des Klimawandels gelitten
(Fichten geschädigt durch Borkenkäfer
und massive Sturmschäden).
Dazu kommt, dass es sich bei der
Fläche um einen Südhang handelt,
auf dem im Sommer schnell Temperaturen
bis zu 40°C herrschen
können.
So vor Verbiss durch Wild geschützt,
haben die Sprösslinge ein
paar Jahre Zeit um heranzuwachsen
und kräftig zu werden. Im Vorfeld
hatte Franz die Sprösslinge bereits
mit einem Bittermittel eingesprüht,
um sie vor Verbiss zu schützen.
Gleichzeitig diente uns dies als
Markierung der Sprösslinge.
Thomas Crott, Franz Probst, und Sarah
Kohlberger
Thomas Crott, Siegfried Bless, und Sarah
Kohlberger
Unsere Mission war es die Sprösslinge
vor Verbiss durch Wildtiere zu
schützen. Aus diesem Grund wurden
in den Wochen vor der Aktion
bereits über 200 Bissschütze aus
Wilddraht und Robinienholz gebastelt,
die nun aufgestellt werden sollten.
In der vierstündigen Aktion konnten
wir mit fünf Helfern die über 200
Bissschütze aufbauen.
Damit konnten wir einen Grundstein
für die Transformation einer
Fläche von ca. 1,5 Hektar zu einem
klima-resistenten Wald legen.
Ein Arbeitseinsatz für die Zukunft
unseres Planeten, der sich gelohnt
hat!
Fotos & Text: Thomas Crott
43
Ortsgruppe Mering-Ried: Neuer Ortsgruppen-Vorstand
Im Juli, direkt vor der Sommerpause,
wurde bei der Ortsgruppe
Mering-Ried noch ein neuer Vorstand
gewählt. Ute Schübele-
Weber, die das Amt bisher innehatte,
hat es schweren Herzens
aufgegeben.
Unsere Ortsgruppe möchte sich bei
Dir für deine wirklich tolle, sehr
engagierte Arbeit ganz herzliche
bedanken, liebe Ute! Zum Glück
bist Du ja nicht aus der Welt und
stehst uns weiterhin mit Rat und Tat
zur Seite. Wir freuen uns auf viele
weitere lustige Arbeitseinsätze und
Feiern mit Dir.
Der neue Ortsvorstand besteht aus
einem Dreiergestirn: Sarah Kohlberger,
Valerie Klatte-Asselmeyer
und Thomas Crott, der auch vorher
schon stellvertretender Vorstand
war, kümmern sich ab sofort mit
den wirklich tollen aktiven Mitgliedern
um die Meringer und
Rieder Naturschutz-Belange.
Valerie Klatte-Asselmeyer
44
Ortsgruppe Pöttmes: Buchtipp
„Wildbienenhelfer“ von Anja Eder
Das großformatige Buch überzeugt
durch eine aufwendige Gestaltung
mit teilweise ganzseitigen Makroaufnahmen
von Wildbienen und
Blühpflanzen.
Die liebevollen Detailaufnahmen in
natürlicher Umgebung ermöglichen
dem Betrachter einen direkten Zugang
zum Kosmos von Mauer-,
Hosen-, Maskenbiene u.v.m..
Anja Eders Buch ist für Einsteiger
wie für Fortgeschrittene geeignet,
Anregungen für die Förderung von
Wildbienen durch geeignete Pflanzenwahl
im Garten zu erhalten.
Insbesondere der Hauptteil des
Buches, mit einem Fokus auf die
Bienenmonate Februar bis August,
ist sehr gelungen.
Mit dem Kauf dieses Buches wird
zudem das Projekt „Zukunft für
Wildbienen & Co“ der Deutschen
Umwelthilfe unterstützt.
Mittlerweile gibt es auch eine 3.
überarbeitete Auflage des Buches.
Weitere Infos auch unter
www.wildbienenhelfer.de
Katrin Schmid
45
Kinderseite: Zauberhafte Pflanzen
Kennt ihr das Geheimnis der
Kastanienbäume?
Die können nämlich weit mehr
als nur die - schon echt tollen -
Kastanien zu produzieren. Zum
Beispiel haben ihre Blüten eine
Ampel, die den besuchenden
Insekten anzeigt, welche Blüte
es sich zu besuchen lohnt. Wenn
im Frühling die Kastanien wieder
blühen, schaut sie euch mal
genau an: da gibt es weiße
Blüten mit einer farbigen
Blütenmitte: gelb, orange oder
rosa. Die gelben Blüten sind
gerade erst aufgeblüht, noch
nicht bestäubt und produzieren
noch Nektar, den die Insekten
sehr gerne trinken. Die rosa
Blüten sind schon bestäubt, hier
wächst also hoffentlich bald eine
kleine Kastanie heran, daher
produzieren diese Blüten keinen
Nektar und keine Pollen mehr,
sind also für Insekten nicht mehr
spannend. Und die orangen
Blüten wurden gerade eben erst
bestäubt und sind aktuell dabei,
ihre Farbe zu ändern. Toll, oder?
Aber Kastanien sind noch viel
bunter, als wir das so mit bloßem
Auge sehen können.
Um die allertollste Farbe der
Kastanie zu sehen, könnt ihr
folgenden Versuch machen:
Ihr braucht:
ein Glas heißes Wasser (wie es
aus dem Wasserhahn kommt)
einen frischen Zweig einer
Rosskastanie
(Aesculus hippocastanum)
eine Astschere
eine UV-Taschenlampe
Schneidet vom Zweig ein ca. 3
cm großes Stückchen ab und
stellt das Wasserglas bereit.
Dann dunkelt ihr den Raum ab,
im Dunkeln sieht man es nämlich
viel besser. Nun leuchtet ihr mit
der UV-Taschenlampe in das
Glas Wasser und beobachtet,
was ihr seht (vermutlich ein
bißchen lila, das kommt vom UV-
Licht). Aber jetzt werft ihr ein
Stückchen Kastanienzweig
hinein und dürft staunen.
Wir verraten hier jetzt nicht, was
ihr seht, dann wäre ja das
Geheimnis der Kastanie schon
ausgeplaudert.
Aber wir erzählen euch so viel:
ihr seht da Aesculin, einen
chemischen Stoff im Saft der
Rosskastanien.
Wir wünsche Euch sehr viel
Spaß beim Zaubern mit der
Kastanie!
Valerie Klatte-Asselmeyer
46
Was gehört hier nicht hin?
Findest Du alle zehn Dinge, die hier
nicht hinpassen? Schreib uns, was
Du gefunden hast. Unter allen
richtigen Einsendungen verlosen
wir fünf tolle Gewinne.
Lösung bitte mit Namen bis zum
01.06.2024 an
mering-ried@bund.net
Wir benachrichtigen euch dann.
Und jetzt: Viel Spaß beim Suchen!
Valerie Klatte-Asselmeyer
47
Ortsgruppe Pöttmes:
Zur 700-Jahr-Feier der Marktgemeinde Pöttmes startet das Projekt
„Pöttmes blüht“
Die Vorbereitungen für die diesjährige
700-Jahr-Feier des Marktes
Pöttmes sind in vollem Gange. Im
Jahr 1324 wurde Heinrich von
Gumppenberg durch König Ludwig
IV (bekannt als Ludwig der Bayer)
das Marktrecht für Pöttmes verliehen.
Das Zeitalter der Gotik (1200 –
1500 n. Chr.), das gemeinsam mit
der Romantik auch als Mittelalter
bezeichnet wird, war geprägt durch
farbenfrohe Gestaltungen von
Kirchen- und Gebäudefassaden.
Auch in den Bauern- und Stadtgärten
dieser Zeit war neben Gemüse,
Obst und blühenden Heilkräutern
auch eine farbenfrohe Blumenvielfalt
vorherrschend. Die
„aufstrebende“ Zeit der Gotik wurde
in den Kirchen-, Schloss-, Gemeinde-
und Privatgärten besonders
durch die Blütenstände der Lilie,
der Gladiole und des Rittersporns
zur Geltung gebracht. Auch das
religiöse Leben wurde nicht nur zu
dieser Zeit mit Rosen im Garten für
den Marienkult und Lilien für die
christliche Dreifaltigkeit versinnbildlicht.
Akeleien, Veilchen, Maiglöckchen,
Pfingstrosen sowie die vielfältigen
Formen von Gartennelken
ließen die Gärten der damaligen
Zeit besonders bunt und insektenfreundlich
erscheinen.
Zu seiner 700-Jahr-Feier will sich
unsere Gemeinde durch das Mitmachprojekt
„Pöttmes blüht“ farbenfroh
und attraktiv präsentieren.
Für uns Menschen und auch für
Schmetterlinge, Bienen und Co.
sollen die geplanten Blühflächen
einen Mehrwert bieten.
Organisiert wird die ganze Aktion
von den beiden ehrenamtlichen
Initiatoren Barbara Altmannshofer
und Umweltreferent Ernst Haile und
von den Mitarbeitern des Bauhofes.
Eine erste Aktion hierzu gab es
bereits am 01.10.2023 an unserer
Testwiese im Gewerbegebiet Rudolf-Diesel-Straße
(siehe Bild).
Über dreißig Gartenbesitzerinnen
und -besitzer hatten sich bereits
an diesem Tag in die Mitmach-Liste
zur Saatgutbestellung eingetragen.
Auch der Pöttmeser Bauhof wird
auf 500 m² Freiflächen Blühwiesen
anlegen und betreuen, so dass Anfang
2024 viele neue Blühflächen
entstehen können. Das Saatgut
wird gesammelt bestellt und die
Kosten werden durch den Markt
Pöttmes getragen.
Die Bestellliste ist noch offen und
weitere Interessenten können sich
noch bis zum 15. Februar 2024
melden unter der E-Mail-Adresse
umweltreferent@markt-poettmes.de
Dabei bitten die Organisatoren um
Angabe von Telefonnummer und E-
Mail-Adresse und wie viele Quadratmeter
eingesät werden sollen.
Der Pöttmeser Obst- und Gartenbauverein,
der Pöttmeser Verkehrs-
und Verschönerungsverein,
die Pöttmeser Schulen, die Kindergarten-Gruppen
und auch die Pött-
48
meser Geschäftswelt sollen in die
Aktion mit eingebunden werden. Im
Januar und Februar sind hierfür
Informationstreffen geplant, an denen
organisatorische und fachkundige
Hinweise gegeben werden.
Die Termine hierfür und weitere Informationen
werden über die Markt-
Pöttmes-App und im Pöttmeser
Marktboten bekannt gegeben.
Die Verteilung des Saatgutes und
der Anleitung zur Anlage und Pflege
von Blühwiesen erfolgt dann im
Laufe des März 2024.
Umweltreferent Ernst Haile
Tel. 01749230065
49
„Lebendiges Weilachtal“
Filmvorführung mit Günter Heidemeier
Der BN Aichach-Friedberg zeigte
am 22.11.2023 im Sportheim des
TSV-Schiltberg den Naturfilm „Die
Paar“ von Günter Heidemeier. Im
Anschluss daran diskutierten die
ca. 20 Besucherinnen und Besucher
mit Naturfilmer Günter Heidemeier
über den Erhalt und die Entwicklungen
der Naturschätze in den
besonders schützenswerten Flusstälern
der Weilach und der Paar.
Kreisvorsitzender Ernst Haile merkte
an, dass die Regionen Paar- und
Weilachtal charakteristische naturnahe
Kulturlandschaften unsere
Gegend sind und als Durch- und
Rückzugsorte für Pflanzen und
Tiere und als Erholungslandschaft
für die ganze Region und weit
darüber hinaus eine nachhaltige
Bedeutung besitzen.
Neben den gezeigten Naturschätzen
im für den Landkreis landschaftsprägenden
Paartal, findet
man auch von Wollomoos über
Schiltberg und Weilach bis Schrobenhausen
im beschaulichen Weilachtal
ein Netzwerk an Feuchtwiesenbiotopen.
Nicola Bott aus Aufhausen und
Sprecherin der Interessensgemeinschaft
„Lebendiges Weilachtal“
bestätige in der Weilach bestehende
Vorkommen des selten gewordenen
Flusskrebses. Brigitte Streber,
BN Ortsvorsitzende Schrobenhausen,
merkte an, dass dies vor
allem im Oberlauf der Weilach und
trotz der manchmal bräunlichen,
trüben Wasserfärbung der Weilach
ein untrügliches Zeichen von herausragender
Wasserqualität sei.
Der konstruktive Austausch unter
den Teilnehmern trug dazu bei,
dass sich Naturfilmer Günter Heidemeier
bereiterklärte ab dem kommenden
Jahr einen Kurzfilm im
Weilachtal zu drehen, um die besonderen
Naturschätze des Fluss-
Verbund-Systems Ecknach, Paar
und Weilach der Bevölkerung näher
zu bringen.
v.l. Nicola Bott; Günter Heidemeier; Dr.
Klaus Kundel; Brigitte Streber; Ernst Haile
Auch eine dringend erforderliche
Radwegverbindung der Landkreise
Dachau, Aichach und Schrobenhausen
über einen Radweg durch
das Weilachtal wurde von den Besuchern
angeregt. Als nächstes
wird Gabi Schwarz von der BN
Ortsgruppe Kühbach die Leitung
der Kühbacher Grund- und Mittelschule
anfragen, um im März 2024
den Film „Grünes Band – Unterwegs
im Ecknachtal“, der ebenfalls
von Günter Heidemeier gedreht
wurde, dort zeigen zu lassen.
Ernst Haile
50
Rehlinger Grundschüler verzichten bewusst auf die
„Mama-Taxis“
Im Rahmen des Projektes “In die
Schule GEH‘ ich gerne“, in
Kooperation mit dem Bund Naturschutz,
verzichteten alle Schülerinnen
und Schüler der Grundschule
Rehling eine ganze Woche
lang auf das Bringen mit dem Auto
und kamen bewusst zu Fuß zur
Schule. Dafür durfte jedes Kind
dann täglich ein buntes Blatt an den
Klassenbaum stempeln. So füllten
sich in kürzester Zeit alle Baum-
Plakate mit buntem Herbstlaub.
Zum Abschluss stellten sich alle
Klassen nochmals zu einem gemeinsamen
Erinnerungsfoto vor
dem Schulhaus auf.
Das Foto von Sabine Weiß zeigt
alle Klassen der Grundschule
Rehling mit ihren bunten Plakaten
nach einer Woche ohne “Mama-
Taxis“.
Als kleine Anerkennung für den
Verzicht auf Bequemlichkeit erhielt
außerdem jedes Kind ein Tier-
Lesezeichen vom Bund Naturschutz.
Natürlich hoffen Schulleitung und
Lehrerkollegium, dass der Wille zu
Fuß zur Schule zu kommen auch
über die Aktionswoche hinaus erhalten
bleibt, da dies nicht nur zur
Gesundheit aller Kinder beiträgt,
sondern auch eine deutliche Verkehrsberuhigung
vor der Schule
bedeutet!
Sabine Weiß
51
Nachhaltigkeitsbeirat Aichach-Friedberg
Auf Anregung des Forum Zukunft und entsprechend eines Antrages der
Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag wurde im Landratsamt eine
Halbtagsstelle für das Nachhaltigkeitsmanagement geschaffen. Auch beschloss
der Kreistag die Agenda „2030 für Nachhaltige Entwicklung:
Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ zu unterstützen und
verabschiedete eine entsprechende Resolution, in der der Landkreis sich
verpflichtete „sich für nachhaltige Entwicklung konkret zu engagieren und
eigene Maßnahmen nach innen und außen sichtbarer zu machen. Er wird
dies in einem breiten Bündnis gemeinsam mit den lokalen Akteuren und den
Bürgerinnen und Bürgern vorantreiben“.
Die Nachhaltigkeitsstelle wurde durch Fatma Friedrich im Jahr 2023 besetzt.
Ihre wichtigsten Aufgaben waren es zunächst zusammen mit Mitarbeitenden
des Landratsamtes, Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft
und Mitgliedern des Kreistages eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
Hierzu wurde ein Nachhaltigkeitsbeirat aus ca. 30 Mitgliedern gebildet.
Wolfhard von Thienen vertritt den Kreisverband des Bund Naturschutz in
dem Beirat. Seine Vertretung ist Valerie Klatte-Asselmeyer aus Mering.
Weiterhin wurde ein Kernteam aus Verwaltungsmitarbeitenden gebildet,
welches die wesentlichen Aufgaben bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie
übernimmt. Frau Friedrich wechselte zwischenzeitlich die
Stelle, ihre Nachfolgerin ist Frau Lisa Artmaier. Unterstützt wurde sie bei der
Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie zusätzlich durch ein von der
Servicestelle Kommunen in der einen Welt gefördertes zweiköpfiges Team
und durch dieses vorgegebene schematisierte Abläufe. Dadurch konnte
innerhalb recht kurzer Zeit im Jahr 2023 die Nachhaltigkeitsstrategie des
Landkreises entwickelt werden.
Diese soll Anfang 2024 abgeschlossen werden und dem Kreistag zur Entscheidung
vorgelegt werden. Der Nachhaltigkeitsbeirat war in zwei Sitzungen
an der Entwicklung der Strategie beteiligt und konnte seine Anregungen
einbringen. Der aktuelle Stand kann im Detail auf der Webseite des Landratsamtes
eingesehen werden:
https://lra-aic-fdb.de/hier-leben/nachhaltiger-landkreis/nachhaltigkeitverantwortung-und-verpflichtung/nachhaltigkeitsstrategien/
Wichtigste Aussagen der Nachhaltigkeitsstrategie sind:
Sie orientiert sich an der UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und
deren 17 strategischen Entwicklungszielen. Dabei spielt insbesondere das
Ziel Nr. 11 „Nachhaltige Kommunen und Städte“ eine besondere Rolle.
Es handelt sich im Wesentlichen um eine Strategie der Landkreisverwaltung,
nicht um eine des Landkreises als Ganzes mit seinen Städten, Verbänden,
Vereinen, Bildungseinrichtungen usw..
Andere Kommunen fassen die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie
wesentlich weiter und beziehen sie nicht allein auf die Verwaltung.
52
Auf Grund der Vorgaben der Servicestelle Kommunen in der einen Welt
wurden lediglich sechs Handlungsfelder ausgewählt:
Nachhaltige Verwaltung
Globale Verantwortung und eine Welt
Zukunftsfähige Gesellschaft und lebenslanges Lernen
Gesundes Leben und nachhaltiger Konsum
Umwelt, Klima und Energie
Nachhaltige Mobilität
Diese wurden im Detail durch das Kernteam der Verwaltung näher spezifiziert
und mit Maßnahmen hinterlegt. Um trotz der Begrenzung auf sechs
Handlungsfelder ein breites Anwendungsspektrum zu gewährleisten, wurden
einige wichtige Felder zusammengefasst. Dazu gehören die für den
Bund Naturschutz besonders wichtigen Bereiche Klima und Umwelt.
Hier wurden folgende Ziele definiert:
Dauerhafte Sicherung und Stärkung der Bereiche Umwelt, Klima,
Energie und Nachhaltigkeit
Minderung der CO2-Emissionen um 55% bis 2030
Deckung aller Energieverbräuche durch erneuerbare Energien bis
2040
Unterstützung des Freistaates durch den Landkreis den
Biotopverbund auf 15% des Offenlandes auszubauen. Bis 2030 ist
die Projektfläche zur besonders hochwertige Pflege und Förderung
der Biodiversität in jeder Landkreiskommune gestiegen. Als Maßnahme
will man sich zur Erreichung des Zieles auf die Schaffung einer
grünen Infrastruktur im Straßenbegleitgrün zusammen mit den
Kommunen konzentrieren.
Im Jahr 2030 sind im Landkreis ein nachhaltiges Konsumverhalten
etabliert und das Abfallaufkommen reduziert.
Bürger, Institutionen und Unternehmen sind sich im Jahr 2030 über
den Wert von natürlichen Ressourcen bewusst und tragen durch
ressourceneffizientes und -schonendes Handeln dazu bei, sie lokal
und global zu schützen sowie Stoffkreisläufe zu schließen.
Kritik
Die Einrichtung der Nachhaltigkeitsstelle wird seitens des Bund Naturschutz
begrüßt. Auch sehen wir, dass insbesondere durch die Aufbautätigkeit von
Fatma Friedrich, sehr engagiert an der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie
gearbeitet wird. Dieser Prozess wird durch den Landrat Dr. Metzger
aktiv unterstützt und durch Frau Lisa Artmaier jetzt fortgeführt.
Wir wünschen Frau Artmaier hierfür gutes Gelingen und sichern ihr unsere
weitere Unterstützung zu.
53
Leider wurde zu wenig auf die bereits im Rahmen der Zivilgesellschaft in jahrelanger
Arbeit entwickelten Ergebnisse aufgesetzt. Die vorgelegte Strategie
ist daher auch auf den Verantwortungsbereich der Kreisverwaltung beschränkt.
Dies ist zwar verständlich, weil es sich ja um eine Maßnahme der
Kreisverwaltung handelt und man sich daher auf Wunsch des Landrates nur
Ziele setzen wollte, die in der Verantwortung der Kreisverwaltung liegen.
Dennoch halten wir es für erforderlich das Thema Nachhaltigkeit weiter zu
denken. Diesen Part werden in Zukunft daher, noch mehr als bisher, die
zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Bund Naturschutz, Forum Zukunft,
Bündnis Nachhaltiges Mering usw. übernehmen müssen.
Die Ziele im Bereich Umwelt- und Naturschutz sind aus Sicht des Bund
Naturschutz enttäuschend und gehen kaum über das hinaus, was ohnehin
auf Grund gesetzlicher Vorgaben, wie dem neuen bayerischen Naturschutzgesetz,
geleistet werden müsste. Selbst diese Vorgaben können auf Grund
der unzureichenden Personalausstattung in der Unteren Naturschutzbehörde
nicht immer erfüllt werden. Wir setzen damit auch in unserem
Landkreis den Prozess fort, wertvolles Naturkapital zu Lasten künftiger Generationen
zu vernichten. Aus unserer Sicht muss dringend die Stelle eines
Biodiversitätsberaters geschaffen werden, auch wenn der Freistaat sich
nicht an der Finanzierung beteiligt. Es müssen deutlich mehr Mittel für die
Identifizierung, den Ankauf und die Entwicklung von Biotopflächen gesteckt
werden. Die Flächenversiegelung durch Gewerbe und Straßen müssen
zusammen mit Kommunen, Land und Bund deutlich reduziert werden.
Insbesondere sollte sich der Kreis dafür einsetzen, dass die nach wie vor
vorangetriebenen Planungen zur Osttangente eingestellt werden.
Die im Landkreis vorhandenen Moorflächen sollten im Sinne des Klima- und
Artenschutzes und als CO2-Speicher wieder stärker in ihren ursprünglichen
Zustand überführt werden.
Auf Grund der Aufgabenverteilung zwischen Kreis, Land, Gemeinden und
Städten ist es wichtig, dass die Kreisverwaltung auch genügend Personal für
koordinierende und beratende Tätigkeiten erhält.
Wolfhard von Thienen
54
Delegiertenversammlung 2023
2023 fand die Delegiertenversammlung am 24./25. Juni in Nürnberg statt.
Teilnehmer der Kreisgruppe Aichach-Friedberg waren der Vorsitzende Ernst
Haile und die Delegierten Klaus Becker und Winfried Drexel.
Die Delegierten der Kreisgruppe Aichach-Friedberg: Winfried Drexel (li), Klaus Becker
Die Rede des BN-Vorsitzenden Richard Mergner war vornehmlich auf die
Landtagswahl ausgerichtet, und beinhaltete viele Rückblicke und auch Ansporn
für die Zukunft.
„Wir wollen die Agrar- und Ernährungswende gemeinsam anpacken“, das
war die Einstimmung auf den Leitantrag, dessen Kernforderung ist:
Bayern für Mensch und Natur zukunftsfest machen.
Kernforderungen des BUND Naturschutz zur Landtagswahl 2023:
Keine Zeit mehr zu verlieren:
Bayern braucht eine wirksame Klimapolitik!
Nachhaltige Energie und Wärme:
dezentral, umwelt- und klimafreundlich
Gut für Klima, Mensch und Natur:
Eine echte Verkehrswende für Bayern!
Keine Aushöhlung des Artenschutzes:
Alle Wildtiere gehören zu Bayern!
Volksbegehren Artenvielfalt und Renaturierung umsetzen
Wälder in der Fläche erhalten, schonend bewirtschaften und
55
Nationalpark Steigerwald eröffnen
Die Alpen für Mensch und Tier erhalten
Wasser ist Leben: Wasser in der Fläche halten, Gewässer
schützen und zusammen mit ihren Auen und den Mooren renaturieren
Bayerns Heimatlandschaften bewahren, endlich konsequent
Flächen sparen!
Bayerns Landwirtschaft: bäuerlich, pestizid- und gentechnikfrei
Starke Zivilgesellschaft, Nachhaltigkeit und Demokratie sind Voraussetzungen
für Umweltschutz, Ökologie und Generationengerechtigkeit.
Die Jugendorganisation BUND Naturschutz JBN stellte den Antrag zur
Resolution:
Eine starke Demokratie stärkt den Umwelt- und Naturschutz:
Umwelt- und Naturschutz brauchen Demokratie
Unsere Demokratie ist in Gefahr durch den (Rechts-)Populismus
Es braucht echte Beteiligungsformate für Alle
Wahlalter jetzt absenken
Generationengerechtigkeit muss das Ziel sein
Novellierung des Polizeiaufgabengesetzes
Es wurden 18 Anträge von verschiedenen Orts- u. Kreisgruppen gestellt:
u.a.: Ergänzung der Satzung, Schiedsgericht Zusammensetzung, Verankerung
eines Justiziariats, Müllvermeidung, Müll- Abfallverwertung, Amphibienschutz,
Wasser und Trinkwasser, Moorschutz, Biotopverbund, Gentechnik,
Ernährungswende.
Ein Großteil der Anträge wurde einstimmig genehmigt.
Winfried Drexel
Zum Abschluss wurde wieder ein Foto von allen Beteiligten aufgenommen, die Delegierten verabschiedet
und zur nächsten DV in Würzburg eingeladen.
Foto: Toni Mader
56
Artgerechter Boden, Gesunder Darm – was haben Darm- und
Bodenmikrobiom miteinander zu tun?
Das Wohlbefinden des Menschen
hängt eng mit Tieren, Pflanzen,
Umwelt zusammen. Unser Körper
braucht Mineralstoffe und nützliche
Mikroben aus dem Boden Für eine
gesunde Ernährung braucht es also
auch gesunde Böden.
Im menschlichen Körper wie im Boden
und in Pflanzen siedeln Milliarden
von Bakterien, Pilzen, Viren
und Einzellern. Sie bilden im Darm
des Menschen das Darmmikrobiom
und im Wurzelbereich der Pflanze
das Bodenmikrobiom. Ersteres beeinflusst
den menschlichen Stoffwechsel,
zweiteres über die Wurzel
den Stoffwechsel der Pflanze.
Die Viren, Pilze und Bakterien im
Darm wirken mit bei der Verarbeitung
von Nahrungsmitteln und
schützen vor Krankheitserregern.
Darm und Wurzelbereich werden
von ähnlichen Bakterien bewohnt.
Gemüse und Obst sind nicht nur
deswegen so gesund, weil sie
Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe
enthalten, sondern auch, weil
sie gesundheitsförderliche Mikroben
liefern.
wortlich und in allen Pflanzen vorhanden
ist, nicht aber im Menschen
– das macht es für die Landwirtschaft
so attraktiv. Berichte zeigen
allerdings, dass Glyphosat sich negativ
auf nützliche Mikroben in Boden,
Wurzelumgebung und Pflanzengewebe
auswirken kann. Solche
Prozesse wurden auch im
Darmmikrobiom des Menschen beobachtet;
so hemmt Glyphosat die
Bakterien Bifidobacterium und Enterococcus.
Der Mensch kann nur
elf der 20 Standardaminosäuren
selbst herstellen – die anderen
neun sowie alle 13 essenziellen
Vitamine müssen mit der Nahrung
aufgenommen werden. Die meisten
stammen aus Obst und Gemüse,
aus Fleisch, Eiern, Milchprodukten.
Einige wesentliche Verbindungen
aber werden von Mikroben produziert.
So kann das Vitamin B12 weder
von Pflanzen noch von Tieren
gebildet werden, sondern nur im
Mikrobiom von Pflanzen oder im
Darm von Wiederkäuern. Es liegt
also auf der Hand, dass wir nicht
nur unser Essverhalten möglichst
Untersuchungen haben gezeigt, ökologisch ausrichten müssen,
dass die Nahrung möglicherweise sondern auch unsere Böden vor
einen größeren Einfluss auf die Vergiftungen durch Pestizide
Zusammensetzung des Darmmikrobioms
hat als die Gene des
Menschen. Die schädigende Wirkung
von Pestiziden auf das Bodenmikrobiom
ist für Glyphosat gut
nachgewiesen. Das Herbizid wird
seit mehr als 40 Jahren in der Landwirtschaft
eingesetzt und hemmt
schützen müssen.
2023 wurde Glyphosat durch die
EU-Kommission für weitere 10 Jahre
zugelassen. Allein die ökologische
Landbewirtschaftung schützt
uns vor noch mehr Biodiversitätsverluste
auf unseren Äckern und
hält das Bodenmikrobiom und damit
uns gesund.
bei Pflanzen ein Enzym, das für die
Synthese von Aminosäuren verant-
Auszug aus dem BODENATLAS 2024
57
Untersuchungen der Kreisgruppen Aichach-Friedberg und
Augsburg im Lechhauser Moos
Ein Großteil der Moore in Deutschland
ist derzeit entwässert und wird
intensiv genutzt. Moore haben eine
überragende Bedeutung für den
Klimaschutz, können extreme Witterungserscheinungen
wie Dürreperioden
und Hochwasser abpuffern
und filtern das Wasser, während
es durch sie hindurch langsam
ins Grundwasser sickern kann. Außerdem
sind sie Rastgebiet für
Zugvögel und Lebensraum für eine
Vielzahl von moortypischen Pflanzen-
und Tierarten, die es zu erhalten
gilt.
Vor unserer Haustür befindet sich
im Lechhauser Moos der fünftgrößte
Niedermoorkomplex in Bayern.
Leider hat auch dieses Moor seine
Funktionen teilweise verloren. Das
war Anlass für die betroffenen
BUND Naturschutz Kreisgruppen
Aichach-Friedberg und Augsburg,
sowie für die BUND Ortsgruppe
Augsburg, gefördert vom Bayerischen
Naturschutzfonds aus Mitteln
der GlücksSpirale, eine „Potentialabschätzung
zur Erhaltung und
Verbesserung der Funktionen des
Niedermoorgebiets östlich von
Augsburg im Hinblick auf Klimaschutz,
Wasserhaushalt und Biodiversität“
vorzunehmen. Beauftragt
wurde das Büro AGL-Schwaben,
Bearbeiter war Diplombiologe
Richard Engelschall.
Das Lechhausener Moos gehört mit
einer ehemaligen Größe von ca.
3000 ha zu den großen Niedermooren
Südbayerns.
Am Stadtrand von Augsburg gelegen
ist es bereits sehr stark vom
Menschen überprägt (Siedlungen,
Straßenbau, intensive Landwirtschaft…).
Die BUND-Kreisgruppen
Augsburg und Aichach-Friedberg
zusammen mit der BUND Ortsgruppe
Augsburg hatten bereits im
Jahr 2022 untersuchen lassen, wo
in diesem Gebiet noch Verbesserungspotenziale
für den Moorschutz,
die Gewässer und die Biodiversität
vorhanden sind. In einem
Abstimmungsgespräch mit den Behörden
wurden aufbauend auf
diese Untersuchungen drei Räume
identifiziert, welche noch ein erhöhtes
Moor-Renaturierungspotenzial
aufweisen könnten. Hier wurde nun
2023 die Moormächtigkeit und die
Grundwassersituation genauer erfasst,
um daraus konkrete Aussagen
zur Moormächtigkeit und
Grundwassersituation ableiten zu
können. Die Moor-Spezialistin Dipl.
Ing. Cornelia Siuda führte diese Arbeiten
bis Ende 2023 mittels stratigraphischer
Bodensondierungen
durch.
Das Arten- und Biotopschutzprogramm
Bayern (ABSP) weist die
hier relevanten Teilgebiete des
Lechhauser Mooses als Schwerpunktgebiete
des Naturschutzes
“C“ „Niedermoorböden in der Lechebene“
aus.
58
Innerhalb dieses Schwerpunktgebietes
sollen folgende Maßnahmen
zumindest mittelfristig umgesetzt
werden:
-Wiederherstellung des gebietstypischen
Wasserhaushalts, Wiedervernässung
drainierter Standorte
-Etablierung einer extensiven
Grünlandnutzung auf bisher intensiv
genutzten Nassstandorten
-Anlage extensiv genutzter Pufferstreifen
entlang von Bächen und
Gräben und Etablierung von seggenreichen
Nasswiesen, feuchten
Hochstaudenfluren und Röhrichten.
Die nun vorliegenden Untersuchungsergebnisse
wurden der Regierung
von Schwaben, der Stadt
Augsburg, der Unteren Naturschutzbehörden
Aichach-Friedberg
und Augsburg, sowie den Landschaftspflegeverbänden
und der
Öffentlichkeit vorgestellt und dienen
der Vorbereitung für weitere
mit den Umweltbehörden und den
Grundstückseigentümern abzustimmende
Umsetzungsmaßnahmen.
Die Untersuchungsergebnisse finden
sich auf den jeweiligen Internetseiten
der Bund Naturschutz
Kreisgruppen Aichach-Friedberg
und Augsburg.
Ernst Haile
Besichtigungstour durchs Lechhauser Moos mit Thomas Frey
59
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