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Leseprobe: LEICHTATHLETIK 2018 - Die großen Momente der EM in Berlin

Was war das für ein Fest! Berlin ist Leichtathletik-Hauptstadt. Die besten Athletinnen und Athleten im Kampf um Medaillen, Platzierungen und Bestleistungen bei den Europameisterschaften im Olympiastadion, aber auch mitten in der City am Breitscheidplatz im Schatten der Gedächtniskirche. Erleben Sie die Höhepunkte noch einmal. Mit dem großen Bildband zur Leichtathletik-EM 2018 in Berlin. Der Deutsche Leichtathletik-Verband dokumentiert zusammen mit dem Kölner Verlag DLM RunMedia alle großen und kleinen Erfolgsgeschichten und die Dramen dieser EM. In einem Bildband mit 144 Seiten und fast 200 Fotos der besten Leichtathletik-Fotografen von Imago Sportfoto.

Was war das für ein Fest! Berlin ist Leichtathletik-Hauptstadt. Die besten Athletinnen und Athleten im Kampf um Medaillen, Platzierungen und Bestleistungen bei den Europameisterschaften im Olympiastadion, aber auch mitten in der City am Breitscheidplatz im Schatten der Gedächtniskirche. Erleben Sie die Höhepunkte noch einmal. Mit dem großen Bildband zur Leichtathletik-EM 2018 in Berlin. Der Deutsche Leichtathletik-Verband dokumentiert zusammen mit dem Kölner Verlag DLM RunMedia alle großen und kleinen Erfolgsgeschichten und die Dramen dieser EM. In einem Bildband mit 144 Seiten und fast 200 Fotos der besten Leichtathletik-Fotografen von Imago Sportfoto.

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<strong>Die</strong><br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong><br />

<strong>2018</strong> DIE GROSSEN MOMENTE<br />

<strong>EM</strong> IN BERLIN<br />

DM IN NÜRNBERG<br />

HALLEN-WM IN BIRMINGHAM<br />

Dokumentation<br />

000_labuch<strong>2018</strong>_umschlag_ebook.<strong>in</strong>dd 1 16.08.<strong>2018</strong> 14:07:06


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> Inhalt<br />

24<br />

98<br />

68<br />

Augenblicke<br />

Ganz beson<strong>der</strong>e Moment<br />

Aufnahmen <strong>der</strong> <strong>EM</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ..............4<br />

<strong>Die</strong> <strong>EM</strong>-Bilanz<br />

Sommernachtstraum<br />

Berl<strong>in</strong> war e<strong>in</strong>e rauschende Leichtathletik-Party<br />

mit vielen Gew<strong>in</strong>nern.<br />

<strong>Die</strong> deutschen Athleten haben vor<br />

heimischem Publikum 19 Medaillen<br />

geholt, darunter sechsmal Gold ....... 16<br />

<strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Speerwerfer: Krönen<strong>der</strong> Doppelsieg<br />

Thomas Röhler, Andreas Hofmann<br />

und Johannes Vetter s<strong>in</strong>d schon länger<br />

das Maß <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Speerwurf. In Berl<strong>in</strong> krönten sie die<br />

Dom<strong>in</strong>anz mit e<strong>in</strong>em Doppelsieg ..... 24<br />

Armand Duplantis: Überflieger<br />

Mit se<strong>in</strong>en 6,05 Metern katapultierte<br />

sich das 18 Jahre alte Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d<br />

Armand Duplantis aus Schweden <strong>in</strong> die<br />

Topliga <strong>der</strong> Stabhochspr<strong>in</strong>ger ........... 30<br />

David Storl: Zurück zu alter Stärke<br />

Kugelstoßer David Storl war dreimal <strong>in</strong><br />

Folge Europameister. Auch wenn diese<br />

Serie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> riss, feierte er mit Bronze<br />

die Rückkehr zu alter Stärke ........... 32<br />

Diskuswerfer<strong>in</strong>nen: Doppeltes Glück<br />

Für Nad<strong>in</strong>e Müller und Shanice Craft<br />

war <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nur Superseriensieger<strong>in</strong><br />

Sandra Perkovic zu stark ................ 38<br />

Christ<strong>in</strong> Hussong: E<strong>in</strong>e Klasse für sich<br />

Mit 67,90 Metern im ersten Versuch<br />

schockte Speerwerfer<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong> Hussong<br />

die Konkurrenz und gewann ........... 40<br />

Carol<strong>in</strong> Schäfer: Geteilte Medaille<br />

Nach <strong>EM</strong>-Bronze dachte Carol<strong>in</strong> Schäfer<br />

an ihre Teamkolleg<strong>in</strong>nen, die wegen<br />

e<strong>in</strong>es Autounfalls den Siebenkampf<br />

nicht beenden konnten .................... 44<br />

G<strong>in</strong>a Lückenkemper: Filmriss<br />

10,98 Sekunden dauerte G<strong>in</strong>a Lückenkempers<br />

100-Meter-Spr<strong>in</strong>t zu <strong>EM</strong>-Silber,<br />

an den sie ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung hat ..... 48<br />

Hürdenspr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>nen: Doppelschlag<br />

<strong>Die</strong> Saison verlief für die Hürdenspr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>nen<br />

Pamela Dutkiewicz und C<strong>in</strong>dy<br />

Role<strong>der</strong> holprig. Bei <strong>der</strong> <strong>EM</strong> gewannen<br />

sie Silber und Bronze ...................... 56<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g: Er wird fehlen<br />

Platz sechs im Wohnzimmer: Diskuswerfer<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g hat es noch<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>s <strong>EM</strong>-F<strong>in</strong>ale geschafft ........ 62<br />

Gesa Krause: Gesationell<br />

Für H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisläufer<strong>in</strong> Gesa Krause gab<br />

es trotz holprigem Saisonstart <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

nur e<strong>in</strong>e Option: gew<strong>in</strong>nen. Dafür gab<br />

sie alles und wurde belohnt ............. 68<br />

Arthur Abele: König Arthur regiert<br />

Nach langen Jahren voller Verletzungen<br />

und Rückschläge hat Zehnkämpfer<br />

Arthur Abele mit <strong>EM</strong>-Gold die vorläufige<br />

Krönung se<strong>in</strong>er Karriere erlebt .......... 72<br />

Fabian He<strong>in</strong>le: Dem Chaos getrotzt<br />

E<strong>in</strong> chaotischer Wettkampf konnte<br />

Fabian He<strong>in</strong>le nicht aus <strong>der</strong> Ruhe br<strong>in</strong>gen.<br />

Der Weitspr<strong>in</strong>ger holte Silber .... 78<br />

2 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_002-003_<strong>in</strong>halt.<strong>in</strong>dd 2 15.08.<strong>2018</strong> 18:33:47


48 72<br />

Sosthene Moguenara: Nachzügler<strong>in</strong><br />

Weitspr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> Sosthene Moguenara<br />

rückte dank e<strong>in</strong>er Wildcard erst spät <strong>in</strong>s<br />

deutsche Aufgebot für die Hallen-WM <strong>in</strong><br />

Birm<strong>in</strong>gham – und gewann sensationell<br />

Bronze ........................................... 82<br />

Krist<strong>in</strong> Gierisch: Hop, Step, Silber<br />

In <strong>der</strong> Halle hat Krist<strong>in</strong> Gierisch schon<br />

mehrfach ihr Können bewiesen und<br />

Medaillen gewonnen. Jetzt zog die<br />

Dreispr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> draußen nach ........... 84<br />

Christ<strong>in</strong>a Schwanitz: Silber-Glück<br />

Nur e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> Geburt ihrer<br />

Zwill<strong>in</strong>ge gewann Kugelstoßer<strong>in</strong><br />

Christ<strong>in</strong>a Schwanitz zwar nicht das<br />

erhoffte Gold, versilberte aber <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

ihr Comeback ................................ 92<br />

Mateusz Przybylko: Wie Mögenburg<br />

Mit Hallen-WM-Bronze und <strong>EM</strong>-Gold<br />

trat Hochspr<strong>in</strong>ger Mateusz Przybylko<br />

die Nachfolge des <strong>großen</strong> <strong>Die</strong>tmar<br />

Mögenburg an, <strong>der</strong> bei diesen Meisterschaften<br />

zuletzt Medaillen für Deutschland<br />

gewonnen hatte ..................... 98<br />

Malaika Mihambo: Goldene Nerven<br />

Mit 6,75 Metern ist Malaika Mihambo<br />

die erste deutsche Weitsprung-Europameister<strong>in</strong><br />

seit 20 Jahren. Damals<br />

gewann Heike Drechsler, die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

für sie die Grube rechte ..................102<br />

Al<strong>in</strong>a Reh & Konstanze Klosterhalfen<br />

Den beiden jungen Läufer<strong>in</strong>nen gehört<br />

die Zukunft auf den langen Strecken.<br />

Beide Youngster beendeten ihre Rennen<br />

bei <strong>der</strong> <strong>EM</strong> auf Platz vier ...............108<br />

Marie-Laurence Jungfleisch: Endlich!<br />

Oft war Hochspr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> Marie-Laurence<br />

Jungfleisch knapp an e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Medaille vorbeigesprungen. In<br />

Berl<strong>in</strong> gelang ihr mit Bronze endlich <strong>der</strong><br />

Sprung auf das Treppchen ..............112<br />

DM <strong>in</strong> Nürnberg: <strong>Die</strong> Bilanz<br />

Emotionale Generalprobe<br />

<strong>Die</strong> 118. Leichtathletik-DM stand im<br />

Zeichen <strong>der</strong> <strong>EM</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Anschließend<br />

nom<strong>in</strong>ierte <strong>der</strong> DLV e<strong>in</strong> Rekordaufgebot<br />

für die kont<strong>in</strong>entalen Titelkämpfe ... 88<br />

Hallen-WM <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham: <strong>Die</strong> Bilanz<br />

Zwischenschritt nach Berl<strong>in</strong><br />

Dreimal Edelmetall und e<strong>in</strong>ige gute<br />

Platzierungen – das war die zufriedenstellende<br />

Ausbeute des 22-köpfigen<br />

DLV-Teams bei den Hallen-Weltmeisterschaften<br />

<strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham ................. 96<br />

Hallen-DM <strong>in</strong> Dortmund: <strong>Die</strong> Bilanz<br />

Frauenpower<br />

In Dortmund sorgten die Frauen für die<br />

Höhepunkte: Zuerst spr<strong>in</strong>tete Tatjana<br />

P<strong>in</strong>to 60 Meter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltklassezeit<br />

von 7,06 Sekunden, dann pulverisierte<br />

Konstanze Klosterhalfen den deutschen<br />

Hallenrekord über 3000 Meter ........106<br />

Statistik<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>EM</strong> ..................118<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse des Team-Weltcups 126<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> DM ..................130<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Hallen-WM ..... 136<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Hallen-DM ...... 140<br />

Impressum .................................. 144<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 3<br />

labuch<strong>2018</strong>_002-003_<strong>in</strong>halt.<strong>in</strong>dd 3 15.08.<strong>2018</strong> 18:33:49


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> Augenblicke<br />

8 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_004-017_Augenblicke.<strong>in</strong>dd 8 15.08.<strong>2018</strong> 19:58:19


WUNDERKIND<br />

Manch e<strong>in</strong> Zuschauer rieb sich während des<br />

1500-Meter-F<strong>in</strong>als verwun<strong>der</strong>t die Augen. Drei<br />

Läufer im selben Trikot? Alle mit dem Namen Ingebrigtsen<br />

auf <strong>der</strong> Brust? Genau. <strong>Die</strong> drei Brü<strong>der</strong><br />

Jakob (17), Henrik (27) und Filip (25) waren zwischenzeitlich<br />

auf den Positionen e<strong>in</strong>s, zwei und<br />

drei unterwegs. Schließlich machte <strong>der</strong> Youngster<br />

das Rennen. Nun haben alle drei Norweger<br />

e<strong>in</strong>e Goldmedaille über 1500 Meter gewonnen<br />

– e<strong>in</strong> Novum <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>EM</strong>-Geschichte. 2012 hatte<br />

Henrik Ingebrigtsen den Titel gewonnen, 2016<br />

triumphierte Filip. Nun folgte Jakob gut e<strong>in</strong>en<br />

Monat vor se<strong>in</strong>em 18. Geburtstag. Dass er e<strong>in</strong>e<br />

Art Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d auf den Mittel- und Langstrecken<br />

ist, bewies er knapp 24 Stunden später, als er<br />

auch über 5000 Meter (vor se<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong> Henrik)<br />

triumphierte und dabei die letzte Runde <strong>in</strong> knapp<br />

über 54 Sekunden zurücklegte. Was für e<strong>in</strong><br />

wun<strong>der</strong>sam schneller Wik<strong>in</strong>ger!<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 9<br />

labuch<strong>2018</strong>_004-017_Augenblicke.<strong>in</strong>dd 9 15.08.<strong>2018</strong> 19:58:21


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> Augenblicke<br />

10 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_004-017_Augenblicke.<strong>in</strong>dd 10 15.08.<strong>2018</strong> 19:58:22


COMEBACK-BÄR<br />

Er war schon 2009 <strong>der</strong> heimliche Star <strong>der</strong><br />

Leichtathletik-WM <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Er machte mit<br />

Usa<strong>in</strong> Bolt Faxen – und war plötzlich so<br />

bekannt wie Jamaikas Wun<strong>der</strong>spr<strong>in</strong>ter.<br />

Berl<strong>in</strong>os Comeback für die <strong>EM</strong> <strong>2018</strong> war<br />

schnell beschlossen. Dabei war er ja nie<br />

ganz weg. Beim ISTAF <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sah man<br />

ihn regelmäßig. Aber endlich durfte er<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Woche lang nach Herzenslust<br />

hüpfen, rennen und Athleten auf den Arm<br />

nehmen. Dass auch Berl<strong>in</strong>o etwas älter und<br />

vernünftiger geworden ist, merkte man.<br />

Schwamm drüber. Zum Knuddeln gern hatten<br />

ihn die Fans genauso wie anno 2009.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 11<br />

labuch<strong>2018</strong>_004-017_Augenblicke.<strong>in</strong>dd 11 15.08.<strong>2018</strong> 19:58:23


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> Augenblicke<br />

12 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_004-017_Augenblicke.<strong>in</strong>dd 12 15.08.<strong>2018</strong> 19:58:24


SCHRECKSEKUNDE<br />

Trotz <strong>der</strong> etwas ungünstigen Bahn e<strong>in</strong>s im<br />

Vorlauf über 4x100 Meter führte das DLV-<br />

Quartett das Rennen an. Auch <strong>der</strong> Wechsel<br />

von Julian Reus (unten l<strong>in</strong>k) auf Lucas Jakubczyk<br />

(unten rechts) klappte prima – aber als<br />

über 40.000 Zuschauer den Berl<strong>in</strong>er Jakubczyk<br />

lautstark <strong>in</strong>s Ziel tragen wollten, blieb ihnen<br />

plötzlich <strong>der</strong> Schrei im Hals stecken. Der<br />

deutsche Schlussläufer stürzte ohne Fremde<strong>in</strong>wirkung.<br />

Beim Antritt hatte er sich e<strong>in</strong>en<br />

Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel<br />

zugezogen und beim Sturz zwei Schnittwunden,<br />

die noch vor Ort genäht wurden. Dazu<br />

Schürfwunden und leichte Prellungen. Julian<br />

Reus konnte nicht mehr ausweichen und kam<br />

ebenfalls unglücklich zu Fall. Auch für den<br />

30-jährigen bedeutete <strong>der</strong> Sturz das Saison-<br />

Aus. Er g<strong>in</strong>g mit e<strong>in</strong>er Schultereckgelenk-<br />

Sprengung aus dem Stadion. In weniger als<br />

e<strong>in</strong>er Sekunde waren die Medaillenträume <strong>der</strong><br />

deutschen Spr<strong>in</strong>ter geplatzt.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 13<br />

labuch<strong>2018</strong>_004-017_Augenblicke.<strong>in</strong>dd 13 15.08.<strong>2018</strong> 19:58:26


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> Europameisterschaften <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Sommernachts t<br />

16 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_016-023_em-bilanz.<strong>in</strong>dd 16 15.08.<strong>2018</strong> 18:35:50


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<strong>Die</strong> <strong>EM</strong>-Bilanz: Berl<strong>in</strong> war<br />

e<strong>in</strong>e rauschende Leichtathletik-Party<br />

mit vielen<br />

Gew<strong>in</strong>nern. <strong>Die</strong> deutschen<br />

Athleten haben<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> stärksten<br />

Vorstellungen seit <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>en<br />

glänzenden Leistungsnachweis<br />

auf dem Weg<br />

zu Olympia 2020 geliefert.<br />

Und trotzdem ist es<br />

ke<strong>in</strong>e ausgemachte Sache,<br />

dass die olympische<br />

Kernsportart <strong>der</strong>maßen<br />

im Rampenlicht bleibt.<br />

Fantastisch, wun<strong>der</strong>bar, genial: <strong>Die</strong><br />

Lobeshymnen auf die Gänsehaut-<br />

Stimmung bei <strong>der</strong> <strong>EM</strong> im Berl<strong>in</strong>er<br />

Olympiastadion waren kaum zu übertreffen.<br />

Nach <strong>der</strong> gelungenen Party mit<br />

Rekordbesuch for<strong>der</strong>te OK-Chef Clemens<br />

Prokop, von 2001 bis 2017 Präsident<br />

des Deutschen Leichtathletik-Verbandes<br />

(DLV), e<strong>in</strong>e erneute Bewerbung für 2022.<br />

„Berl<strong>in</strong> würde sich für die <strong>EM</strong> 2022<br />

anbieten. <strong>Die</strong> Stadt hätte alle Möglichkeiten,<br />

die Veranstaltung ohne größere<br />

Investitionen auszurichten“, sagte Prokop.<br />

Dass die Leichtathletik-<strong>EM</strong> 2022 Teil<br />

<strong>der</strong> neuen European Championships ist<br />

und Berl<strong>in</strong> dann mehrere Titelkämpfe<br />

gleichzeitig ausrichten müsste, sei ke<strong>in</strong><br />

Problem. „Grundsätzlich s<strong>in</strong>d die Sportstätten<br />

ja da“, me<strong>in</strong>te Prokop.<br />

Vom Publikum beflügelt<br />

<strong>Die</strong> Athleten schwärmten nach ihren<br />

Wettkämpfen regelmäßig vom Stadion<br />

und <strong>der</strong> guten Stimmung. „<strong>Die</strong> geile Kulisse<br />

hat mich beflügelt und mich über<br />

die Latte getragen“, sagte Hochsprung-<br />

Europameister Mateusz Przybylko. „Ich<br />

glaube, so etwas werde ich nie wie<strong>der</strong> erleben“,<br />

me<strong>in</strong>te Pamela Dutkiewicz nach<br />

ihrem Silberlauf über 100 Meter Hürden.<br />

E<strong>in</strong>e stürmische Sommerparty war<br />

die <strong>EM</strong> allemal. Mit 360.000 verkauften<br />

Tickets wurde e<strong>in</strong> neuer <strong>EM</strong>-Rekord erreicht.<br />

Zur Europäischen Meile am Breitscheidplatz<br />

kamen 150.000 Besucher.<br />

Das gab das OK am letzten Wettkampftag<br />

bekannt. „Wenn ich die re<strong>in</strong>en Fakten<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 17<br />

labuch<strong>2018</strong>_016-023_em-bilanz.<strong>in</strong>dd 17 15.08.<strong>2018</strong> 18:35:52


Als es sich ausgeflopt hatte, ...<br />

... flippten Hochsprung-Europameister<br />

Mateusz Przybylko und<br />

Maskottchen Berl<strong>in</strong>o aus<br />

nehme, die Zuschauer-Resonanz, die Medien-Daten,<br />

die Reaktionen von Sportlern<br />

und Funktionären, dann war das e<strong>in</strong> Riesen-Erfolg“,<br />

me<strong>in</strong>te Prokop. Sve<strong>in</strong> Arne<br />

Hansen, Präsident des europäischen<br />

Leichtathletik-Verbandes EAA, sagte: „Es<br />

waren die besten Europameisterschaften<br />

<strong>der</strong> Geschichte, das ist sicher.“<br />

Auch Idriss Gonsch<strong>in</strong>ska, Leiten<strong>der</strong><br />

Direktor Sport beim DLV, war mit <strong>der</strong><br />

Stimmung mehr als zufrieden – und sah<br />

sich gegenüber dem Fußball im Vorteil.<br />

„Da müssen schon e<strong>in</strong> paar Gegner kommen,<br />

damit das Olympiastadion e<strong>in</strong>e<br />

ähnliche Stimmung hat, wenn hier Bundesliga-Fußball<br />

ist“, sagte Gonsch<strong>in</strong>ska<br />

mit Blick auf Hertha BSC. Bei den Spielen<br />

DEUTSCHE MEDAILLEN IN BERLIN<br />

des Bundesligisten ist das Stadion oft nur<br />

zur Hälfte gefüllt.<br />

Der Hauptmieter fühlt sich auch deshalb<br />

nicht mehr wohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fünf-Sterne-<br />

Arena und diskutiert mit dem Berl<strong>in</strong>er<br />

Senat <strong>der</strong>zeit unter an<strong>der</strong>em über e<strong>in</strong>en<br />

Umbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Fußball-Arena, dem<br />

die blaue Laufbahn zum Opfer fallen<br />

würde. Das wäre das Aus für die Leichtathletik.<br />

„E<strong>in</strong> Olympiastadion ohne Laufbahn<br />

wäre für mich auch ke<strong>in</strong> Olympiastadion<br />

mehr“, me<strong>in</strong>te Dagmar Freitag<br />

(SPD), Vorsitzende im Sportausschuss<br />

des Deutschen Bundestages.<br />

Auch die Athleten wehrten sich gegen<br />

e<strong>in</strong>en Umbau. „Ich f<strong>in</strong>de, das Olympiastadion<br />

Berl<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> schönsten<br />

Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) 3000 Meter H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis 9:19,80 m<strong>in</strong><br />

Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) Hochsprung<br />

2,35 m<br />

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) Weitsprung 6,75 m<br />

Christ<strong>in</strong> Hussong (LAZ Zweibrücken) Speerwurf 67,90 m<br />

Thomas Röhler (LC Jena) Speerwurf 89,47 m<br />

Arthur Abele (SSV Ulm 1846) Zehnkampf 8431 Pkt.<br />

G<strong>in</strong>a Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen) 100 Meter<br />

10,98 sec<br />

Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) 100 Meter Hürden 12,72 sec<br />

Fabian He<strong>in</strong>le (VfB Stuttgart) Weitsprung 8,13 m<br />

Krist<strong>in</strong> Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) Dreisprung 14,45 m<br />

Christ<strong>in</strong>a Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) Kugelstoßen 19,19 m<br />

Nad<strong>in</strong>e Müller (SV Halle) Diskuswurf 63,00 m<br />

Andreas Hofmann (MTG Mannheim) Speerwurf 87,60 m<br />

Frauen-Spr<strong>in</strong>tstaffel 4x100 Meter 42,23 sec<br />

Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF), G<strong>in</strong>a Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen),<br />

Tatjana P<strong>in</strong>to (LC Pa<strong>der</strong>born), Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge)<br />

C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> (SV Halle) 100 Meter Hürden 12,77 sec<br />

Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) Hochsprung<br />

1,96 m<br />

David Storl (SC DHfK Leipzig) Kugelstoßen 21,41 m<br />

Shanice Craft (MTG Mannheim) Diskuswurf 62,46 m<br />

Carol<strong>in</strong> Schäfer (LG E<strong>in</strong>tracht Frankfurt) Siebenkampf 6602 Pkt.<br />

Stadien <strong>der</strong> Welt, e<strong>in</strong>es mit Geschichte“,<br />

sagte die neue Speerwurf-Europameister<strong>in</strong><br />

Christ<strong>in</strong> Hussong: „Es wäre traurig,<br />

wenn es für den Fußball umgebaut<br />

wird.“<br />

Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes<br />

IAAF, versuchte<br />

die Gemüter zu beruhigen. „Ich habe<br />

mich während <strong>der</strong> <strong>EM</strong> mit Berl<strong>in</strong>s Regierendem<br />

Bürgermeister Michael Müller<br />

getroffen, und er hat mir versichert, dass<br />

die Bahn auch <strong>in</strong> Zukunft im Olympiastadion<br />

bleiben wird“, sagte Coe.<br />

In ihrem ganzen Jubeltaumel hätten<br />

sich die deutschen Leichtathletik-Helden<br />

auch e<strong>in</strong>en Besuch von Bundeskanzler<strong>in</strong><br />

Angela Merkel gewünscht. „Warum<br />

war Frau Merkel nicht da? Nach Rio de<br />

Janeiro kann sie fliegen und ist mehrere<br />

Tage nicht auf Arbeit. Im Fußball geht‘s“,<br />

sagte die <strong>EM</strong>-Zweite Christ<strong>in</strong>a Schwanitz<br />

im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF<br />

und fügte h<strong>in</strong>zu: „Das f<strong>in</strong>de ich ziemlich<br />

schade. Da sieht man auch die Wertschätzung.“<br />

<strong>Die</strong> Kanzler<strong>in</strong> fehlte<br />

<strong>Die</strong> Kanzler<strong>in</strong> will die Kritik an ihrer<br />

Abwesenheit bei <strong>der</strong> Leichtathletik-<strong>EM</strong><br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nicht gelten lassen. „<strong>Die</strong> Bundeskanzler<strong>in</strong><br />

verfolgt und begeistert sich<br />

für ganz verschiedene Sportarten, ganz<br />

unabhängig davon, ob sie bei Wettkämpfen<br />

im Stadion ist o<strong>der</strong> nicht“, sagte Regierungssprecher<br />

Steffen Seibert. Merkel<br />

war am <strong>EM</strong>-Wochenende zu Besuch<br />

beim spanischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />

Pedro Sanchez.<br />

„Fußball ist ihr wichtig, aber als<br />

Sportfan <strong>in</strong>teressiert sie sich auch für<br />

an<strong>der</strong>e Diszipl<strong>in</strong>en, und sie weiß sehr<br />

genau, dass auch <strong>in</strong> Diszipl<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> denen<br />

die Gew<strong>in</strong>ner nicht Millionengagen<br />

18 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_016-023_em-bilanz.<strong>in</strong>dd 18 15.08.<strong>2018</strong> 18:35:53


Ohne Volunteers ...<br />

... g<strong>in</strong>ge bei e<strong>in</strong>em Event wie <strong>der</strong> <strong>EM</strong> nichts. Hier bedankt sich Zehnkampf-<br />

Europameister Arthur Abele mit e<strong>in</strong>em Gruppenfoto bei den ehrenamtlichen Helfern<br />

verlangen können o<strong>der</strong> bekommen, ganz<br />

Bewun<strong>der</strong>nswertes geleistet wird“, sagte<br />

Seibert. Mit Blick auf die Titelkämpfe <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Bundeshauptstadt gratulierte Seibert<br />

den Sportlern im Namen <strong>der</strong> Kanzler<strong>in</strong>:<br />

„Glückwunsch an alle deutschen Medaillengew<strong>in</strong>ner,<br />

aber auch an die, die auf<br />

den h<strong>in</strong>teren Plätzen für sich persönlich<br />

Großes geleistet haben.“<br />

Tolle E<strong>in</strong>schaltquoten im TV<br />

Auch die TV-Macher waren begeistert<br />

von dieser Leichtathletik-<strong>EM</strong>, die erstmals<br />

<strong>in</strong> die European Championships mit<br />

sechs weiteren Europameisterschaften<br />

e<strong>in</strong>gebettet war, von denen die meisten<br />

im schottischen Glasgow ausgetragen<br />

wurden. „Wir haben mit unseren Übertragungen<br />

so viele Zuschauer erreicht,<br />

wie wir selbst vorher nicht für möglich<br />

gehalten hätten“, sagte ARD-Sportkoord<strong>in</strong>ator<br />

Axel Balkausky. ZDF-Sportchef<br />

Thomas Fuhrmann me<strong>in</strong>te: „E<strong>in</strong> Hauch<br />

von Olympia lag über den Übertragungen.<br />

Das Konzept ist voll aufgegangen<br />

– im Fernsehen und Onl<strong>in</strong>e mit den<br />

Livestreams.“ Balkausky hob hervor,<br />

dass sich die Marktanteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sportarten im Vergleich zu den E<strong>in</strong>zel-<br />

Übertragungen teilweise verdoppelt<br />

hätten. <strong>Die</strong> Leichtathletik-Übertragung<br />

am Sonntagabend hätten fast so viele<br />

Zuschauer erreicht wie das F<strong>in</strong>ale im<br />

Fußball-Supercup. „Das ist e<strong>in</strong> herausragendes<br />

Ergebnis“, me<strong>in</strong>te Balkausky.<br />

Den größten Anteil an dem Erfolg<br />

<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>EM</strong> hatten aber natürlich<br />

die DLV-Athleten, die sich überragend<br />

im Werfen und bärenstark im Spr<strong>in</strong>gen<br />

zeigten. Und <strong>in</strong> G<strong>in</strong>a Lückenkemper gibt<br />

es endlich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Weltklasse-Spr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland. Mit dem goldenen<br />

Abschluss durch Gesa Krause setzte die<br />

Nationalmannschaft e<strong>in</strong> Ausrufezeichen<br />

auf halber Strecke zu den Olympischen<br />

Spielen 2020. Zudem drängten nach dem<br />

Rücktritt <strong>der</strong> langjährigen Lichtgestalt<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g viele frische und gute Typen<br />

<strong>in</strong>s Rampenlicht.<br />

„Wir waren fokussiert auf diese<br />

Meisterschaften, wollten den nächsten<br />

Schritt gehen und zeigen, dass wir <strong>in</strong><br />

vielen Bereichen auf e<strong>in</strong>em guten Weg<br />

s<strong>in</strong>d. Und da haben wir viele gute und<br />

herausragende Leistungen gesehen“,<br />

sagte Idriss Gonsch<strong>in</strong>ska, als leiten<strong>der</strong><br />

Direktor Sport im DLV <strong>der</strong> Konstrukteur<br />

des Aufschwungs. Gonsch<strong>in</strong>ska stellte<br />

aber auch klar: „Es haben viele, aber bei<br />

DIE NATIONENWERTUNG VON BERLIN<br />

weitem nicht alle D<strong>in</strong>ge funktioniert.“<br />

Trotz e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> besten Bilanzen <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahrzehnte – <strong>in</strong>sgesamt holte<br />

das Team drei Medaillen mehr (19) als<br />

bei <strong>der</strong> <strong>EM</strong> 2016 – dürfen die deutschen<br />

Leistungsträger also nicht nachlassen auf<br />

dem Weg zur WM 2019 <strong>in</strong> Doha und den<br />

Sommerspielen e<strong>in</strong> Jahr später <strong>in</strong> Tokio.<br />

Globale Goldkandidaten s<strong>in</strong>d dann ohne<br />

Wenn und Aber die deutschen Speer-<br />

Männer um Europameister Thomas Röhler,<br />

die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ihre Extraklasse nachwiesen.<br />

„<strong>Die</strong> Jungs s<strong>in</strong>d noch lange nicht<br />

satt“, sagte Bundestra<strong>in</strong>er Boris Obergföll.<br />

H<strong>in</strong>ter Rio-Olympiasieger Röhler,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zweiten <strong>großen</strong> Titel<br />

holte, bestätigte Andreas Hofmann mit<br />

4. 5. 6. 7. 8. Punkte<br />

1 Großbritannien 7 5 6 5 7 7 4 3 212<br />

2 Deutschland 6 7 6 4 6 3 3 5 196,5<br />

3 Polen 7 4 1 7 8 3 3 - 172<br />

4 Frankreich 3 4 3 4 2 1 5 5 116<br />

5 Spanien 2 3 5 3 1 5 3 3 110<br />

6 Italien 1 1 4 3 5 3 1 2 87<br />

7 Ukra<strong>in</strong>e 2 3 2 1 4 - 4 2 79,5<br />

8 Weißrussland 3 1 3 2 3 1 1 3 79<br />

9 Nie<strong>der</strong>lande 1 3 4 1 2 2 1 4 77, 5<br />

10 Schweiz 1 2 1 4 1 - 3 1 59<br />

11 Norwegen 3 1 1 2 1 2 - 2 58,5<br />

12 Belgien 3 2 1 2 - 1 - 1 58<br />

13 Schweden 1 2 1 2 - 2 4 - 52<br />

14 Griechenland 3 2 1 - - 1 - - 46,5<br />

15 Türkei 1 2 2 - 2 1 1 - 46,5<br />

16 Tschechien - 2 1 1 1 2 2 3 42<br />

17 Litauen 1 - 1 2 1 2 - - 34<br />

18 Portugal 2 - - - - 1 3 2 27<br />

19 Österreich - - 2 1 - - - 2 19<br />

20 Israel 1 - - - 2 - 1 - 18<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 19<br />

labuch<strong>2018</strong>_016-023_em-bilanz.<strong>in</strong>dd 19 15.08.<strong>2018</strong> 18:35:56


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Doppelsieg krönt<br />

dom<strong>in</strong>ante Saison<br />

24 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_024-030_speerwurf.<strong>in</strong>dd 24 15.08.<strong>2018</strong> 18:38:14


<strong>Die</strong> Speerwerfer: Olympiasieger Thomas Röhler holt<br />

<strong>EM</strong>-Gold, se<strong>in</strong> Kumpel Andreas Hofmann mit Silber<br />

se<strong>in</strong>e erste Medaille bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Meisterschaft<br />

<strong>der</strong> Erwachsenen. Und auch wenn Weltmeister<br />

Johannes Vetter <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> als Fünfter leer ausg<strong>in</strong>g,<br />

hat die Saison <strong>2018</strong> deutlich gemacht: <strong>Die</strong> deutsche<br />

Speerwurf-Troika dom<strong>in</strong>iert <strong>der</strong>zeit die <strong>in</strong>ternationale<br />

Konkurrenz.<br />

Nach se<strong>in</strong>em letzten Versuch war<br />

<strong>der</strong> sonst so ruhige Thomas Röhler<br />

nicht mehr zu halten: Der frisch<br />

gebackene Speerwurf-Europameister<br />

aus Jena nahm e<strong>in</strong> Bad im Wassergraben<br />

– ganz spontan. „Da ist plötzlich <strong>der</strong><br />

Graben gewesen. Ich habe den ganzen<br />

Wettkampf über immer aufgepasst, dass<br />

ich da nicht re<strong>in</strong>falle. Danach gab es nur:<br />

Nichts wie re<strong>in</strong>.“ Schon im Vorfeld hatte<br />

das Speerf<strong>in</strong>ale versprochen, e<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

Highlights <strong>der</strong> Titelkämpfe zu werden.<br />

„Wir werden da e<strong>in</strong> gutes D<strong>in</strong>g über die<br />

Bühne br<strong>in</strong>gen“, hatte <strong>der</strong> Offenburger<br />

Joahnnes Vetter im Vorfeld erklärt und<br />

„volle Attacke“ angekündigt – doch nach<br />

dem ersten Durchgang führte zunächst<br />

<strong>der</strong> Este Magnus Kirt vor Andreas Hofmann<br />

aus Mannheim. Röhler fabrizierte<br />

zwar den weitesten Wurf, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs<br />

war ungültig. Doch dann setzten die<br />

Deutschen im zweiten Durchgang die<br />

Duftmarken. Hofmann gelangen 87,60<br />

Meter, kurz danach verdrängte ihn Röhler<br />

mit 88,02 Metern von <strong>der</strong> Spitze – und<br />

legte im dritten dann sogar noch 89,47<br />

Meter nach. Gold für Röhler, Silber für<br />

Hofmann. „Das war heute genial, deutsche<br />

Präzisionsarbeit“, so Röhler.<br />

Natürlich war Röhler – geme<strong>in</strong>sam<br />

mit se<strong>in</strong>en Team-Kollegen Hofmann und<br />

Vetter – e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Favoriten auf den <strong>EM</strong>-<br />

Titel. Schließlich hatte <strong>der</strong> Olympiasieger<br />

von Rio im Verlauf <strong>der</strong> Saison mehrfach<br />

demonstriert, was <strong>in</strong> ihm steckt. Gleich<br />

zum Auftakt Anfang Mai beim Diamond<br />

League-Meet<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Doha zeigte er <strong>der</strong> nationalen<br />

wie <strong>in</strong>ternationalen Konkurrenz,<br />

dass mit ihm auch <strong>in</strong> diesem Jahr zu rechnen<br />

ist: Mit 91,78 Metern gewann er vor<br />

Johannes Vetter (91,56 m) und Andreas<br />

Hofmann (90,08 m). Aber kurz vor den<br />

Europameisterschaften hatte es doch leise<br />

Zweifel an <strong>der</strong> Form des Jenaers gegeben.<br />

Viel experimentiert<br />

Zum e<strong>in</strong>en war da die Stärke <strong>der</strong> nationalen<br />

Konkurrenz: Vetter hatte den Speer<br />

schon im März im portugiesischen Leiria<br />

92,70 Meter weit geworfen und auch Hofmanns<br />

Saisonbestleistung lag mit 92,06<br />

Metern knapp über <strong>der</strong> Doha-Marke von<br />

Röhler. Zum an<strong>der</strong>en hatte <strong>der</strong> Olympiasieger<br />

nach e<strong>in</strong>igen geme<strong>in</strong>sam mit Tra<strong>in</strong>er<br />

Harro Schwuchow vorgenommenen<br />

Än<strong>der</strong>ungen auf e<strong>in</strong>mal Schwierigkeiten<br />

mit se<strong>in</strong>er Technik. „Wir haben viele Experimente<br />

gemacht dieses Jahr“, erklärte<br />

Röhler. „Haben Sachen gemacht, die von<br />

außen nicht je<strong>der</strong> verstanden hat, haben<br />

den Wurfstil stellenweise angepasst.“<br />

Nach dem guten Saisonauftakt folgten<br />

zwar noch e<strong>in</strong>ige gute Wettkämpfe, bei<br />

denen er an die 90-Marke-Meter heranwarf<br />

und <strong>in</strong> Dessau Anfang Juni sogar<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 25<br />

labuch<strong>2018</strong>_024-029_speerwurf.<strong>in</strong>dd 25 16.08.<strong>2018</strong> 09:04:55


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Überflieger<br />

30 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_030-031_duplantis.<strong>in</strong>dd 30 15.08.<strong>2018</strong> 18:41:44


Armand Duplantis sorgte<br />

für den sportlichen<br />

Höhepunkt von Berl<strong>in</strong>.<br />

Mit se<strong>in</strong>en 6,05 Metern<br />

katapultierte sich das 18<br />

Jahre alte Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d<br />

aus Schweden <strong>in</strong> die<br />

Topliga <strong>der</strong> Stabhochspr<strong>in</strong>ger.<br />

Der erste Gratulant war das große<br />

Vorbild. Als „Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d“ Armand<br />

Duplantis am letzten <strong>EM</strong>-<br />

Abend die Stabhochsprung-Welt auf den<br />

Kopf gestellt hatte, umarmte ihn <strong>der</strong> französische<br />

Weltrekordler Renaud Lavillenie<br />

und flüsterte ihm die ersten Glückwünsche<br />

<strong>in</strong>s Ohr. „Er hat gesagt: Genieße den<br />

Moment, nicht viele <strong>Momente</strong> werden<br />

so schön se<strong>in</strong>“, berichtete Duplantis –<br />

schob aber dann noch h<strong>in</strong>terher: „Glaube<br />

ich zum<strong>in</strong>dest.“<br />

Denn, das war dem 18 Jahre alten<br />

Schweden deutlich anzumerken, realisieren<br />

konnte er se<strong>in</strong>en Erfolg an e<strong>in</strong>em<br />

denkwürdigen Abend nicht wirklich. <strong>EM</strong>-<br />

Gold, U20-Weltrekord mit 6,05 Metern,<br />

jüngster Athlet <strong>der</strong> Geschichte über <strong>der</strong><br />

Sechs-Meter-Marke – lediglich Sergey Bubka<br />

war im Freien überhaupt jemals besser.<br />

„Ich kann mich an den Sprung nicht<br />

er<strong>in</strong>nern. Ich würde es gerne, aber ich<br />

glaube, me<strong>in</strong> Gehirn hatte e<strong>in</strong>en Blackout“,<br />

sagte Duplantis völlig überwältigt:<br />

„Ich hoffe e<strong>in</strong>fach, dass ich morgen aufwache<br />

und es noch wahr ist.“<br />

Das war es. Und es war letztendlich<br />

<strong>der</strong> Höhepunkt e<strong>in</strong>er jahrelangen Entwicklung.<br />

Mit fünf Jahren übte Duplantis<br />

mit e<strong>in</strong>em Besenstiel im heimischen<br />

Wohnzimmer, mit sieben Jahren stellte er<br />

e<strong>in</strong>e erste Weltbestleistung auf und brach<br />

danach so ziemlich jeden Nachwuchsrekord,<br />

den es gab.<br />

In den USA, wo Duplantis lebt und<br />

gerade die High School abgeschlossen<br />

hat, wurde er bereits als „Tiger Woods<br />

des Stabhochsprungs“ bezeichnet. Doch<br />

se<strong>in</strong> großes Vorbild heißt Lavillenie, <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Bücherregal steht e<strong>in</strong>e signierte<br />

Biografie, früher h<strong>in</strong>g er Poster des Franzosen<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>zimmer auf. In<br />

Berl<strong>in</strong> ließ er ihm nun ke<strong>in</strong>e Chance, Lavillenie<br />

gewann Bronze.<br />

Das Talent wurde Duplantis <strong>in</strong> die<br />

Wiege gelegt. Se<strong>in</strong> Vater Greg war selbst<br />

e<strong>in</strong> 5,80-Meter-Spr<strong>in</strong>ger, Mutter Helena,<br />

die e<strong>in</strong>st von Schweden <strong>in</strong> die USA e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>te,<br />

Siebenkämpfer<strong>in</strong> und Volleyballer<strong>in</strong>.<br />

Greg erzählte e<strong>in</strong>mal <strong>der</strong> New<br />

York Times, dass <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Armand noch<br />

<strong>in</strong> W<strong>in</strong>deln auf die Bäume des Nachbargartens<br />

kletterte. Damit „Mondo“, wie<br />

Duplantis mit se<strong>in</strong>em Spitznamen genannt<br />

wird, se<strong>in</strong> Talent auch richtig entwickeln<br />

konnte, baute ihm se<strong>in</strong> Vater im<br />

heimischen Garten e<strong>in</strong>e eigene Stabhochsprunganlage.<br />

Inzwischen kann er diese<br />

aber nicht mehr nutzen – es wäre bei den<br />

aktuellen Höhen viel zu gefährlich.<br />

Schon früh stellte sich die Frage,<br />

für welches Land Duplantis, <strong>der</strong> beide<br />

Staatsbürgerschaften besitzt, <strong>in</strong>ternational<br />

antreten wird. Er entschied sich<br />

nach langem H<strong>in</strong> und Her für Schweden<br />

– auch, weil er damit den harten Trial-<br />

Ausscheidungen <strong>in</strong> den USA aus dem<br />

Weg geht. Das Gegrummel <strong>in</strong> Schweden<br />

wegen <strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tlich zu wenig ausgeprägten<br />

Identifikation ebbte nach den<br />

ersten Erfolgen spürbar ab. Im Sommer<br />

lebt Duplantis ohneh<strong>in</strong> bei se<strong>in</strong>en Großeltern<br />

<strong>in</strong> Schweden.<br />

Schon jetzt wird er als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> kommenden<br />

<strong>großen</strong> Stars <strong>der</strong> Leichtathletik<br />

gehandelt, die nach dem Rücktritt von<br />

Usa<strong>in</strong> Bolt hän<strong>der</strong><strong>in</strong>gend nach e<strong>in</strong>er neuen<br />

Lichtgestalt sucht. Duplantis also das<br />

neue Vorbild für junge Leichtathletik-<br />

Fans? <strong>Die</strong> Frage sei e<strong>in</strong> bisschen komisch,<br />

kommentierte er: „Ich fühle mich doch<br />

noch selbst wie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d.“<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 31<br />

labuch<strong>2018</strong>_030-031_duplantis.<strong>in</strong>dd 31 15.08.<strong>2018</strong> 18:41:47


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

32 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_032-037_storl.<strong>in</strong>dd 32 15.08.<strong>2018</strong> 18:46:56


Gold verloren –<br />

alte Stärke<br />

zurückgewonnen<br />

David Storl: Kugelstoßer David Storl war dreimal<br />

<strong>in</strong> Folge Europameister – Rekord. In Berl<strong>in</strong> endete<br />

die Serie. Aber Bronze war nach zwei Jahren<br />

mit Problemen und ohne <strong>in</strong>ternationale Freiluft-<br />

Medaille trotzdem wie e<strong>in</strong> Sieg.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 33<br />

labuch<strong>2018</strong>_032-037_storl.<strong>in</strong>dd 33 15.08.<strong>2018</strong> 18:46:57


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Jetzt, wo David Storl mit 28 Jahren<br />

<strong>in</strong> das beste Kugelstoßalter kommt,<br />

hat er schon mehr erreicht als die<br />

meisten an<strong>der</strong>en Kugelstoßer weltweit <strong>in</strong><br />

ihrer gesamten Karriere. Im Jugendbereich<br />

hat <strong>der</strong> Rochlitzer im Leipziger Trikot<br />

alles gewonnen, was es zu gew<strong>in</strong>nen<br />

gibt. Er war U18- und U20-Weltmeister<br />

sowie U20- und U23-Europameister. Er<br />

galt als Jahrhun<strong>der</strong>t-Talent und untermauerte<br />

das auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwachsenenklasse.<br />

Gerade erst 21 Jahre alt geworden,<br />

war er 2011 <strong>der</strong> jüngste Weltmeister aller<br />

Zeiten und wie<strong>der</strong>holte den Titel zwei<br />

Jahre später. 2012 war er nicht nur Olympia-Zweiter<br />

– mit gerade e<strong>in</strong>mal drei<br />

Zentimetern Rückstand auf den Sieger –,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> jüngste Europameister<br />

aller Zeiten und <strong>der</strong> erste Kugelstoßer,<br />

<strong>der</strong> gleichzeitig Welt- und Europameister<br />

war. 2014 und 2016 wie<strong>der</strong>holte er se<strong>in</strong>e<br />

<strong>EM</strong>-Triumphe und war damit <strong>der</strong> erste<br />

Kugelstoßer, dem <strong>der</strong> Hattrick gelang.<br />

Vielleicht ist er deshalb jetzt so abgeklärt,<br />

dass man ihm nach dem Reißen<br />

dieser e<strong>in</strong>zigartigen <strong>EM</strong>-Serie nicht anmerken<br />

konnte, ob er sich über Bronze<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> freute o<strong>der</strong> nicht. Vielleicht<br />

wusste er es im Olympiastadion kurz<br />

nach dem Wettkampf selbst noch nicht,<br />

was er davon halten sollte. <strong>Die</strong> Qualifikation,<br />

die auf den Breitscheidplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er City ausgelagert worden war,<br />

hatte er souverän gemeistert. Dort, wo<br />

kurz vor Weihnachten 2016 e<strong>in</strong> Terroranschlag<br />

verübt worden war, war e<strong>in</strong> 3000<br />

Zuschauer fassendes temporäres Stadion<br />

aufgebaut worden. Das war proppenvoll,<br />

das Publikum <strong>in</strong> Partylaune. <strong>Die</strong> Polizei<br />

sicherte die Arena mit e<strong>in</strong>em Großaufgebot<br />

ab, unter an<strong>der</strong>em wurden Lkws als<br />

Barrieren e<strong>in</strong>gesetzt. Während viele se<strong>in</strong>er<br />

Kollegen Probleme hatten, übertraf<br />

er im ersten Versuch mit 20,63 Metern<br />

sofort die für das F<strong>in</strong>ale gefor<strong>der</strong>te Weite.<br />

Starker Start <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale<br />

Das F<strong>in</strong>ale dann fand e<strong>in</strong>en Tag später im<br />

Olympiastadion statt. Als Letzter Stoßer<br />

trat Storl <strong>in</strong> den R<strong>in</strong>g. Der Pole Michał<br />

Haratyk, <strong>der</strong> die europäische Bestenliste<br />

mit 22,08 Metern vor Storl (21,62 m) anführte,<br />

lag mit 20,94 Metern <strong>in</strong> Führung.<br />

E<strong>in</strong>e gute Leistung, aber ke<strong>in</strong> Schocker,<br />

mit dem man e<strong>in</strong>en Wettkampf gew<strong>in</strong>nt.<br />

Storl witterte se<strong>in</strong>e Chance, mit e<strong>in</strong>em<br />

guten ersten Versuch die Konkurrenz<br />

unter Druck setzen zu können. Und es<br />

gelang ihm: Mit 21,41 Metern übernahm<br />

er die Spitzenposition.<br />

E<strong>in</strong> guter Versuch, aber ke<strong>in</strong>er, mit<br />

dem man e<strong>in</strong>e Medaille o<strong>der</strong> gar Gold sicher<br />

hat. „Nach 21,41 Metern zu Beg<strong>in</strong>n<br />

macht man danach ke<strong>in</strong>e Sicherheitsstöße<br />

mehr“, erzählte er später <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mixed<br />

Zone. „Da muss man Risiko gehen.“ Und<br />

das tat Storl, <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> die Unterstützung<br />

des Publikums e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>te. Zusammen<br />

mit se<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong>er Wilko Schaa<br />

hatte er zuvor die Taktik festgelegt. Storl<br />

sollte mit mehr Speed <strong>in</strong> die Versuche<br />

gehen. „Dann muss man aber auch die<br />

Technik im Griff haben. Das hat im ersten<br />

Versuch e<strong>in</strong>igermaßen geklappt,<br />

danach habe ich e<strong>in</strong> bisschen die L<strong>in</strong>ie<br />

verloren.“ <strong>Die</strong> Folge: Vier se<strong>in</strong>er sechs<br />

Versuche waren ungültig, Storl konnte<br />

se<strong>in</strong>en Schwung nicht halten und es trieb<br />

ihn über den Balken h<strong>in</strong>aus.<br />

Gleichzeitig zogen im zweiten Versuch<br />

die Polen Michał Haratyk und Konrad<br />

Bukowiecki mit 21,72 und 21,66 Metern<br />

an ihm vorbei. „Geschockt hat mich<br />

das nicht. Das Niveau hätte ich auch gehabt<br />

heute Abend“, sagt er. Nur konnte<br />

Storl es nicht zeigen und konnte auch mit<br />

se<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen weiteren gültigen Versuch<br />

auf 21,34 Meter nicht kontern. Da<br />

half auch nicht, dass kurz vor dem letzten<br />

Durchgang die Leverkusener<strong>in</strong> G<strong>in</strong>a<br />

Lückenkemper über 100 Meter <strong>in</strong> 10,98<br />

Sekunden zu Silber spr<strong>in</strong>tete und das Publikum<br />

lauthals „Oh wie ist das schön“<br />

sang. Den Schwung konnte Storl nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en letzten, starken Versuch umsetzen.<br />

Bester <strong>EM</strong>-Dritter aller Zeiten<br />

Und so zeigte er sich nach dem Wettkampf<br />

als fairer Drittplatzierter. „<strong>Die</strong> beiden<br />

Polen haben e<strong>in</strong>e großartige Leistung<br />

gezeigt und e<strong>in</strong>en tollen Wettkampf gemacht.<br />

Das muss man neidlos anerkennen“,<br />

stellte er fest. „Das war heute e<strong>in</strong><br />

ganz starkes Niveau. Mit <strong>der</strong> Siegerweite<br />

kann man auch Weltmeister werden.“<br />

Seit dem Schweizer Werner Günthör<br />

1986 (22,22 m) musste ke<strong>in</strong> Europameister<br />

für den Titel so weit stoßen wie Haratyk.<br />

Und Storl hatte mit ebenfalls 21,41<br />

Metern 2014 noch den Titel gewonnen, er<br />

ist <strong>der</strong> mit Abstand beste Dritte <strong>der</strong> <strong>EM</strong>-<br />

Geschichte. Sechs Athleten stießen bei<br />

<strong>der</strong> <strong>EM</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 21 Meter o<strong>der</strong> weiter –<br />

zuvor waren es nie mehr als zwei.<br />

Und dass er überhaupt wie<strong>der</strong> Medaillen<br />

gew<strong>in</strong>nt, war e<strong>in</strong>e große Erleichterung<br />

für Storl. 2016 war er bei Olympia<br />

enttäuschen<strong>der</strong> Siebter geworden, im<br />

vergangenen Jahr war er bei <strong>der</strong> WM <strong>in</strong><br />

London gar nur Zehnter. Dann machte<br />

Storl e<strong>in</strong>en harten Schnitt. Er trennte<br />

sich von se<strong>in</strong>em langjährigen Tra<strong>in</strong>er<br />

Sven Lang und wird nun von Wilko<br />

Schaa betreut. „Ich glaube, dass es für<br />

e<strong>in</strong>en Athleten <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter schon<br />

e<strong>in</strong> Wahns<strong>in</strong>ns-Schritt ist, das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssystem<br />

komplett umzukrempeln und<br />

trotzdem an den Erfolg anzuknüpfen“,<br />

hatte Storl erklärt. Aber es funktionierte.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung, die sich für Storl<br />

Vor bee<strong>in</strong>drucken<strong>der</strong> Kulisse<br />

Bei den Deutschen Meisterschaften <strong>in</strong><br />

Nürnberg wurde das Kugelstoßen auf<br />

den Hauptmarkt ausgelagert. Vor <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>drucksvollen und ästhetischen Kulisse<br />

<strong>der</strong> Frauenkirche feierte David Storl se<strong>in</strong>en<br />

achten Titel <strong>in</strong> Folge<br />

34 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_032-037_storl.<strong>in</strong>dd 34 15.08.<strong>2018</strong> 18:46:57


„Vielleicht schaffe ich<br />

ja noch e<strong>in</strong>e Heim-<strong>EM</strong><br />

o<strong>der</strong> -WM.“ David Storl, <strong>der</strong> sowohl bei <strong>der</strong> WM 2009 als auch <strong>der</strong> <strong>EM</strong> <strong>2018</strong> am Start war.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 35<br />

labuch<strong>2018</strong>_032-037_storl.<strong>in</strong>dd 35 15.08.<strong>2018</strong> 18:46:58


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

40 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_040-043_Hussong.<strong>in</strong>dd 40 15.08.<strong>2018</strong> 18:56:15


E<strong>in</strong>e<br />

Klasse<br />

für sich<br />

Christ<strong>in</strong> Hussong ließ sich von den starken<br />

deutschen Männern <strong>in</strong>spirieren und absolvierte<br />

beim Saisonhöhepunkt den besten<br />

Wettkampf ihres Lebens. Mit 67,90 Metern<br />

gewann sie Gold mit Meisterschaftsrekord.<br />

Der Durchbruch für die 24-Jährige, die<br />

schon lange Zeit als größtes deutsches<br />

Speerwurf-Talent galt.<br />

Christ<strong>in</strong> Hussong (LAZ Zweibrücken)<br />

ließ ihren Tränen freien Lauf.<br />

Sie kniete auf <strong>der</strong> blauen Bahn und<br />

verbarg ihr Gesicht <strong>in</strong> ihren Händen. Sie<br />

schämte sich ihrer Tränen nicht, aber im<br />

Moment des größten Triumphs wollte<br />

sie ganz kurz für sich alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> – bevor<br />

sie ihre Freude mit den fast 50.000 Zuschauern<br />

im Stadion teilte.<br />

Sie war überwältigt von ihrem Gold-<br />

Coup, auch, wenn er sich nach <strong>der</strong> Qualifikation<br />

angedeutet hatte. „Der Wettkampf<br />

war e<strong>in</strong> Traum, vom ersten Wurf<br />

weiß ich gar nichts mehr“, sagte die<br />

24-Jährige.<br />

Mit Meisterschaftsrekord von 67,90<br />

Metern stellte sie gleich mit dem ersten<br />

Wurf nicht nur e<strong>in</strong>e persönliche Bestleistung<br />

auf, son<strong>der</strong>n schob sich auch<br />

auf Platz drei <strong>der</strong> „ewigen“ deutschen<br />

Bestenliste vor. Ihre Weite hätte sowohl<br />

bei <strong>der</strong> WM 2017 als auch bei den Olympischen<br />

Spielen 2016 zu Gold gereicht.<br />

67,29 Meter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Quali<br />

Schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation war Christ<strong>in</strong><br />

Hussong absolut fokussiert und warf<br />

den Speer auf 67,29 Meter. Bestleistung<br />

im <strong>EM</strong>-Vorkampf. Fünfe<strong>in</strong>halb Meter<br />

Vorsprung auf die zweitbeste Werfer<strong>in</strong>.<br />

„Ich hatte etwas Angst, dass dieser Wurf<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation nur e<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

se<strong>in</strong> könnte“, gab die 1,86 Meter große<br />

Werfer<strong>in</strong> h<strong>in</strong>terher zu. Aber echte Zweifel<br />

ließ sie nicht zu. Im Gegenteil. Wie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Qualifikation war sie auch im <strong>EM</strong>-F<strong>in</strong>ale<br />

hochkonzentriert und lieferte schon<br />

im ersten Durchgang ab.<br />

Nach Gold für Olympiasieger Thomas<br />

Röhler und Silber für Andreas Hofmann<br />

bei den Männern gewann Hussong das<br />

Gold bei den Frauen: Deutschland dom<strong>in</strong>ierte<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Speerwurfwettbewerbe.<br />

„Ich habe schon Lust bekommen,<br />

auch auf dem Treppchen zu stehen. Dass<br />

ich es mache wie Thomas, ist umso schöner“,<br />

sagte sie. Zwar sprang sie nach ihrem<br />

Sieg nicht wie Röhler <strong>in</strong> den Wassergraben<br />

– die Frauen warfen von <strong>der</strong> gegenüberliegenden<br />

Seite –, war aber nach<br />

dem größten Erfolg ihrer Karriere nicht<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong> emotional. <strong>Die</strong> Rückschläge,<br />

die sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit e<strong>in</strong>stecken<br />

musste, hat sie nicht vergessen.<br />

Schwierige Jahre gehabt<br />

„Es waren schwierige Jahre“, sagte Hussong.<br />

Sie er<strong>in</strong>nerte damit an Olympia<br />

2016, als sie mit 57,70 Metern Zwölfte<br />

wurde, und an die WM 2017, als sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Qualifikation ausschied: „Man lernt<br />

daraus, man muss weiter an sich arbeiten.<br />

Es tut so gut, dass man für die harte<br />

Arbeit belohnt wird.“ In diesem Jahr<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 41<br />

labuch<strong>2018</strong>_040-043_Hussong.<strong>in</strong>dd 41 15.08.<strong>2018</strong> 18:56:16


Mit Filmriss zur S<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

G<strong>in</strong>a Lückenkemper: Mit<br />

ihrem <strong>EM</strong>-Silber hat G<strong>in</strong>a<br />

Lückenkemper die Herzen<br />

<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er im Sturm<br />

erobert. Das nassforsche<br />

Energiebündel ist die<br />

Zukunft <strong>der</strong> deutschen<br />

Leichtathletik. An ihren<br />

10,98 Sekunden langen<br />

100-Meter-Spr<strong>in</strong>t auf<br />

Rang zwei fehlen ihr<br />

jegliche Er<strong>in</strong>nerungen.<br />

48 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_048-055_lückenkemper.<strong>in</strong>dd 48 15.08.<strong>2018</strong> 19:01:06


Silbermedaille<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 49<br />

labuch<strong>2018</strong>_048-055_lückenkemper.<strong>in</strong>dd 49 15.08.<strong>2018</strong> 19:01:07


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

In e<strong>in</strong>em Leichtathletik-Stadion könne<br />

man e<strong>in</strong>e Stecknadel fallen hören,<br />

wenn die Spr<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> den Startblöcken<br />

hocken. Schöne Leichtathletik-Floskel.<br />

Aber im Berl<strong>in</strong>er Olympiastadion waren<br />

die gut 40.000 Zuschauer am ersten <strong>EM</strong>-<br />

F<strong>in</strong>alabend kurz nach Sonnenuntergang<br />

tatsächlich so still, dass <strong>der</strong> Ruf e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zelnen im ganzen weiten Rund zu<br />

vernehmen war. „G<strong>in</strong>a Lückenkemper“,<br />

brüllte irgendwer <strong>in</strong> die Auf-die-Plätze-<br />

Phase. Und das ist das Letzte, an das<br />

sich die Spr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong> vom TSV Bayer 04<br />

Leverkusen er<strong>in</strong>nern kann, bevor sie die<br />

ersehnte <strong>EM</strong>-Medaille sicher hatte. „Da<br />

brüllt e<strong>in</strong>er de<strong>in</strong>en Namen. Yeah“, beschrieb<br />

die 21-Jährige ihre letzten Gedanken,<br />

bevor <strong>der</strong> Startschuss knallte.<br />

<strong>Die</strong> meisten Zuschauer waren <strong>in</strong> diesem<br />

Moment kurz geschockt. Mit bloßem<br />

Auge war zu erkennen, dass G<strong>in</strong>a Lückenkemper<br />

im Vergleich zu ihren sieben Konkurrent<strong>in</strong>nen<br />

quasi im Block sitzen geblieben<br />

war. Ihre Reaktionszeit: 0,217 Sekunden.<br />

<strong>Die</strong> spätere Sieger<strong>in</strong> D<strong>in</strong>a Asher-<br />

Smith aus Großbritannien war fast sechs<br />

Hun<strong>der</strong>tstel schneller auf <strong>der</strong> Piste. Ob es<br />

an den Startblöcken gelegen hat? „Das waren<br />

Kreismeisterschaftsblöcke“, schimpfte<br />

G<strong>in</strong>a Lückenkemper, normalerweise seien<br />

bei <strong>in</strong>ternationalen Titelkämpfe viel bessere<br />

Startmasch<strong>in</strong>en im E<strong>in</strong>satz.<br />

Ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung ans Rennen<br />

Aber nachdem sie sich Meter um Meter<br />

nach vorn gekämpft hatte, an diesem<br />

superheißen Spr<strong>in</strong>tabend zur ersehnten<br />

Medaille bei <strong>der</strong> Heim-<strong>EM</strong> gerannt und<br />

zum zweiten Mal <strong>in</strong> nur drei Stunden<br />

mit 10,98 Sekunden unter elf Sekunden<br />

geblieben war, war auch das vergessen.<br />

Genau wie alle Er<strong>in</strong>nerungen an alles,<br />

was zwischen Start und Ziel auf diesen<br />

100 Metern passiert war. „Ich kann zum<br />

Rennen gar nichts sagen. Ich er<strong>in</strong>nere<br />

mich an nichts.“ Als sie dann realisiert<br />

hatte, dass Silber sicher war, flossen die<br />

Tränen. Vor Freude. „Es war e<strong>in</strong> unfassbar<br />

geiler Abend. Ich habe mir me<strong>in</strong>en<br />

Traum erfüllt. <strong>Die</strong> Zuschauer haben mich<br />

beflügelt“, schwärmte sie direkt nach<br />

dem Rennen.<br />

Am Morgen nach <strong>der</strong> emotionalen<br />

Achterbahnfahrt waren dann selbst dem<br />

Energiebündel G<strong>in</strong>a Lückenkemper die<br />

Strapazen e<strong>in</strong>er kurzen Nacht anzumerken.<br />

„Gestern war ich mit me<strong>in</strong>en<br />

Gefühlen noch absolut überfor<strong>der</strong>t, so<br />

langsam kommt nun alles durch“, sagte<br />

Deutschlands neuer Spr<strong>in</strong>tstern über se<strong>in</strong>en<br />

Silbercoup, nach dem auch <strong>der</strong> Letzte<br />

begriffen haben dürfte: <strong>Die</strong> 21-Jährige<br />

könnte die Zukunft <strong>der</strong> deutschen Leichtathletik<br />

prägen.<br />

Dem 10,98 Sekunden schnellen Spr<strong>in</strong>t<br />

zu Platz zwei im 100-Meter-F<strong>in</strong>ale h<strong>in</strong>ter<br />

<strong>der</strong> Brit<strong>in</strong> D<strong>in</strong>a Asher-Smith war e<strong>in</strong><br />

stundenlanger Gratulations- und Medien-<br />

Marathon gefolgt, <strong>der</strong> gegen halb drei <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Früh mit e<strong>in</strong>em Zwischenstopp im<br />

Hotelbett endete und sich wenig später<br />

im TV-Morgenmagaz<strong>in</strong> fortsetzte. Lückenkemper<br />

hatte aber auch e<strong>in</strong>e Menge<br />

zu erzählen.<br />

„Leute, ich muss Euch sagen, geiler<br />

geht es nicht. 40.000 Zuschauer me<strong>in</strong>en<br />

Namen rufen zu hören, das ist brutal<br />

geil“, verkündete die kle<strong>in</strong>e Spr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong><br />

mit dem erfrischend <strong>großen</strong> Mundwerk<br />

nach ihrem grandiosen Rennen den gut<br />

drei Dutzend wartenden Journalisten.<br />

Dabei unterhielt und bespaßte Lückenkemper<br />

die Medienmenge, so wie sie zuvor<br />

die Fans im Olympiastadion <strong>in</strong> ihren<br />

Bann gezogen hatte. „Wir Spr<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d<br />

ja auch Enterta<strong>in</strong>er – born for the big<br />

stage“, sagte sie gr<strong>in</strong>send.<br />

Geschenk des Himmels<br />

No G<strong>in</strong>a, no Party – das haben sie auch<br />

im Deutschen Leichtathletik-Verband<br />

(DLV) erkannt. In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die<br />

Granden wie Robert Hart<strong>in</strong>g und Christ<strong>in</strong>a<br />

Schwanitz mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Endphase ihrer Karriere stecken, kommt<br />

Lückenkemper als frisches Gesicht gerade<br />

recht. „Für die deutsche Leichtathletik<br />

ist sie e<strong>in</strong> Geschenk des Himmels“, sagte<br />

<strong>der</strong> langjährige DLV-Präsident Clemens<br />

Prokop dem Spiegel.<br />

Und Lückenkemper füllt die ihr<br />

zugedachte Rolle perfekt aus. „Ich habe<br />

Spaß an me<strong>in</strong>em Job, Spaß daran, diese<br />

Freude nach außen zu tragen“, sagte sie<br />

während e<strong>in</strong>es für sie typischen Redeschwalls.<br />

Lückenkemper spricht wie sie<br />

läuft – unaufhaltsam. Und da dabei meist<br />

sogar sehr schlaue Sätze entstehen und<br />

obendre<strong>in</strong> ihre Leistung passt, bleibt das<br />

Gesamtkonzept stimmig.<br />

Wie <strong>der</strong> Hulk gefühlt<br />

Zu bewältigen, was <strong>in</strong> und rund um Berl<strong>in</strong><br />

auf sie e<strong>in</strong>prasselt, ist für e<strong>in</strong>e 21-Jährige<br />

ke<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Leistung. Den Druck<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit, <strong>der</strong> beim Heimspiel<br />

ungleich größer als bei ihrem <strong>EM</strong>-Bronzelauf<br />

über 200 Meter vor zwei Jahren<br />

<strong>in</strong> Amsterdam war, verwandelte Lückenkemper<br />

<strong>in</strong> Motivation. Ihrer eigenen Stärke<br />

war sie sich stets bewusst: „Im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

habe ich mich zuletzt gefühlt wie<br />

<strong>der</strong> Hulk. Es lief so unglaublich gut. Das<br />

hat mir e<strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>sen <strong>in</strong>s Gesicht getrieben,<br />

und ich habe mir gedacht: In Berl<strong>in</strong> wird<br />

rasiert.“<br />

E<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>es Erlebnis hatte<br />

G<strong>in</strong>a Lückenkemper, die nebenbei<br />

Zum Nie<strong>der</strong>knien ...<br />

... fand Maskottchen Berl<strong>in</strong>o die Leistung<br />

von G<strong>in</strong>a Lückenkemper im Olympiastadion,<br />

bei <strong>der</strong> nach dem 100-Meter-<br />

F<strong>in</strong>ale die Freudentra<strong>in</strong>en flossen. Ihr<br />

entspanntestes Siegerlächeln fand<br />

Deutschlands schnellste Frau dagegen<br />

nach ihrem Titelgew<strong>in</strong>n <strong>in</strong> 11,15 Sekunden<br />

bei den Deutschen Meisterschaften <strong>in</strong><br />

Nürnberg<br />

50 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_048-055_lückenkemper.<strong>in</strong>dd 50 15.08.<strong>2018</strong> 19:01:08


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 51<br />

labuch<strong>2018</strong>_048-055_lückenkemper.<strong>in</strong>dd 51 15.08.<strong>2018</strong> 19:01:11


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Doppelschlag<br />

<strong>Die</strong> Hürdenspr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>nen: We<strong>der</strong> für Pamela<br />

Dutkiewicz noch für C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> war die<br />

Freiluftsaison perfekt gelaufen. Doch bei<br />

<strong>der</strong> <strong>EM</strong> waren die WM-Dritte von 2017 und<br />

die Titelverteidiger<strong>in</strong> voll da und gewannen<br />

Silber und Bronze.<br />

56 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_056-061_dutkiewicz-role<strong>der</strong>.<strong>in</strong>dd 56 15.08.<strong>2018</strong> 19:04:20


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 57<br />

labuch<strong>2018</strong>_056-061_dutkiewicz-role<strong>der</strong>.<strong>in</strong>dd 57 15.08.<strong>2018</strong> 19:04:21


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Wechselspiel<br />

Mal schiebt sich C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> (rechts)<br />

<strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund, mal Pamela<br />

Dutkiewicz (Seite 56, 57). Ihr Duell um<br />

die Vormachtstellung im Hürdenspr<strong>in</strong>t<br />

treibt die beiden an<br />

Der Blick zum Himmel verhieß<br />

nichts Gutes: Pünktlich zum F<strong>in</strong>ale<br />

über 100 Meter Hürden war e<strong>in</strong><br />

Sturm über dem Berl<strong>in</strong>er Olympiastadion<br />

aufgezogen. Ständig än<strong>der</strong>te <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d<br />

se<strong>in</strong>e Richtung. Schwierige Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für e<strong>in</strong>e Diszipl<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> es wichtig<br />

ist, den perfekten Rhythmus zu f<strong>in</strong>den<br />

und den richtigen Abstand zur Hürde<br />

zu treffen. Und dann f<strong>in</strong>g es auch noch<br />

an zu regnen. „Drama pur“, dachte die<br />

Wattenschei<strong>der</strong><strong>in</strong> Pamela Dutkiewicz.<br />

Und C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> aus Halle, technisch<br />

normalerweise e<strong>in</strong>e Augenweide über<br />

den Hürden, erklärte ihren wilden F<strong>in</strong>alritt<br />

so: „Auf <strong>der</strong> ersten Hälfte hatten wir<br />

Gegenw<strong>in</strong>d, dann Rückendw<strong>in</strong>d, daher<br />

war ich dann zu nah an den Hürden und<br />

habe drei, vier mitgenommen. Aber das<br />

ist eben Freiluftsport.“<br />

Doch von diesen plötzlichen Wetterkapriolen<br />

ließen sich die deutschen Hürdenasse<br />

nicht beirren. Dutkiewicz gewann die<br />

Silbermedaille, Role<strong>der</strong> holte Bronze. Nur<br />

die Weißruss<strong>in</strong> Elvira Herman war schneller.<br />

Nach dem Rennen fielen sich die beiden<br />

Deutschen freudestrahlend um den<br />

Hals und posierten dann unter dem Jubel<br />

<strong>der</strong> Fans mit <strong>der</strong> Deutschland-Fahne. <strong>Die</strong><br />

Mannheimer<strong>in</strong> Ricarda Lobe (13,00 sec),<br />

die im Semif<strong>in</strong>ale mit 12,90 Sekunden persönliche<br />

Bestleistung gelaufen war, rundete<br />

als Fünfte das hervorragende deutsche<br />

Mannschaftsergebnis ab. Franziska Hofmann<br />

war im Vorlauf <strong>in</strong> 13,23 Sekunden<br />

gestoppt worden.<br />

„Ich b<strong>in</strong> wirklich froh, dass es Silber<br />

geworden ist“, sagte Dutkiewicz, die lange<br />

<strong>in</strong> Führung gelegen hatte, dann aber<br />

<strong>in</strong> 12,72 Sekunden auf den letzten Metern<br />

noch Herman (12,67 ssec) den Vortritt<br />

lassen musste: „Ich habe schon mitbekommen,<br />

dass es e<strong>in</strong>e enge Geschichte<br />

ist. Aber ich freue mich trotzdem e<strong>in</strong>fach<br />

so sehr. Ich hatte e<strong>in</strong> schweres Jahr. Da ist<br />

es toll, mit e<strong>in</strong>er Medaille rauszugehen.“<br />

Im Glücksgefühl ihres Erfolges er<strong>in</strong>nerte<br />

sich Hürdenspr<strong>in</strong>ter<strong>in</strong> Dutkiewicz an den<br />

ste<strong>in</strong>igen Weg zu <strong>EM</strong>-Silber.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Saison war sie lange<br />

zum Zuschauen verdammt. „Ich war im<br />

April verletzt und Ende Mai bis Juni. Ich<br />

dachte, das wird nichts mehr. Als alle<br />

schon Gas gegeben haben, habe ich noch<br />

Aqua-Jogg<strong>in</strong>g gemacht.“ Erst bremste sie<br />

e<strong>in</strong>e Rückenblockade aus, dann e<strong>in</strong> Muskelfaserriss<br />

im Oberschenkel. „Es war e<strong>in</strong><br />

mentales Auf und Ab <strong>in</strong> den letzten Monaten“,<br />

sagte sie.<br />

Kuriose Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethoden<br />

In ihrer Verzweiflung griff sie sogar zu<br />

kuriosen „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethoden“: „Ich<br />

habe Halli-Galli gespielt, weil ich das Gefühl<br />

hatte, so halte ich mich wenigstens<br />

reaktionsmäßig fit“, sagte die 26-Jährige.<br />

Das Spiel enthält Karten auf die Bananen,<br />

Limetten, Pflaumen und Erdbeeren<br />

gedruckt s<strong>in</strong>d. Wenn fünf Früchte <strong>der</strong>-<br />

58 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_056-061_dutkiewicz-role<strong>der</strong>.<strong>in</strong>dd 58 15.08.<strong>2018</strong> 19:04:22


selben Sorte aufgedeckt werden, muss<br />

man so schnell wie möglich auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Glocke schlagen. Bei <strong>der</strong> Weltmeisterschaftsdritten<br />

von 2017 sche<strong>in</strong>t die<br />

Methode geholfen zu haben: Sowohl <strong>in</strong><br />

ihrem Semif<strong>in</strong>ale, das sie mit 12,71 Sekunden<br />

souverän gewann, als auch im<br />

F<strong>in</strong>ale kam Dutkiewicz hervorragend aus<br />

dem Block.<br />

Auch h<strong>in</strong>ter C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> liegt e<strong>in</strong><br />

kompliziertes Jahr: Wegen e<strong>in</strong>er Ischiasentzündung<br />

hatte die 28-Jährige im vergangenen<br />

Jahr ihre Saison vorzeitig abbrechen<br />

müssen und die WM <strong>in</strong> London<br />

verpasst. Zwar meldete sie sich schon <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Hallensaison zurück: Beim Meet<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Karlsruhe Anfang Februar stellte sie<br />

mit 7,84 Sekunden ihre persönliche Bestzeit<br />

über 60 Meter Hürden e<strong>in</strong>, schlug<br />

anschließend Dutkiewicz bei den Deutschen<br />

Hallenmeisterschaften <strong>in</strong> Dortmund<br />

und landete bei <strong>der</strong> Hallen-WM<br />

<strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham auf e<strong>in</strong>em respektablen<br />

fünften Platz. Aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freiluftsaison<br />

konnte sie zunächst nicht an ihre starken<br />

Leistungen aus den Jahren 2015 und 2016<br />

anknüpfen, <strong>in</strong> denen sie WM-Silber geholt<br />

und Europameister<strong>in</strong> geworden war.<br />

Aus dem WM-F<strong>in</strong>ale von Pek<strong>in</strong>g 2015<br />

stammt auch ihre persönliche Bestleistung:<br />

12,59 Sekunden.<br />

Saisonbestleistung im F<strong>in</strong>ale<br />

<strong>Die</strong>sen Speed konnte sie <strong>2018</strong> nicht auf<br />

die Bahn br<strong>in</strong>gen. Negativer Höhepunkt<br />

ihrer eher durchwachsenen Freiluftsaison:<br />

Bei den Deutschen Meisterschaften<br />

fabrizierte sie e<strong>in</strong>en Fehlstart. Und ganz<br />

beschwerdefrei war sie auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

noch nicht. „Ich habe e<strong>in</strong>ige Wehwechen,<br />

auch <strong>der</strong>zeit, es zwickt und zwackt<br />

immer mal“, sagte sie. „Aber ich habe<br />

gespürt: Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> Form.“ Mit ihrer Berl<strong>in</strong>er<br />

Bronzemedaille, die sie sich trotz<br />

<strong>der</strong> widrigen Bed<strong>in</strong>gungen mit neuer Saisonbestleistung<br />

(12,77 sec) erlief, war sie<br />

mehr als zufrieden. „Das ist unfassbar,<br />

e<strong>in</strong> Traum. Ich b<strong>in</strong> mit Bronze absolut<br />

happy, nach dem letzten Jahr mit <strong>der</strong><br />

Riesen-Verletzung b<strong>in</strong> ich wie<strong>der</strong> zurück.<br />

Das Publikum war bombastisch. E<strong>in</strong>e<br />

Medaille hier, was gibt es Schöneres?“<br />

Pamela Dutkiewicz hatte schon vergangenes<br />

Jahr – direkt nach ihrem bis<br />

dah<strong>in</strong> größten Erfolg, <strong>der</strong> Bronzemedaille<br />

bei <strong>der</strong> WM <strong>in</strong> London – geme<strong>in</strong>sam mit<br />

ihrem Tra<strong>in</strong>er Slawomir Filipowski beschlossen,<br />

<strong>2018</strong> die Konzentration ganz<br />

auf die Freiluftsaison und die Heim-<strong>EM</strong><br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu legen. Das bedeutete auch,<br />

auf die Hallen-WM <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham zu<br />

verzichten, obwohl sie die Norm des<br />

DLV erfüllt hatte und bei <strong>der</strong> Hallen-DM<br />

<strong>in</strong> Dortmund h<strong>in</strong>ter Role<strong>der</strong> auf dem<br />

zweiten Platz gelandet war. „Es fällt<br />

„E<strong>in</strong>e Medaille<br />

hier – was gibt es<br />

Schöneres?“<br />

C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> über den Gew<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Bronzemedaille bei <strong>der</strong> Heim-<strong>EM</strong><br />

Starkes Comeback<br />

Nachdem C<strong>in</strong>dy Role<strong>der</strong> die Saison 2017 wegen e<strong>in</strong>er Ischias-Entzündung hatte abrechen<br />

müssen, meldete sie sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hallensaison <strong>2018</strong> zurück. Und wie: In Dortmund<br />

spr<strong>in</strong>tete sie bei den Deutschen Hallenmeisterschaften zum Titel und bei <strong>der</strong> Hallen-WM<br />

<strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham auf e<strong>in</strong>en guten fünften Platz<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 59<br />

labuch<strong>2018</strong>_056-061_dutkiewicz-role<strong>der</strong>.<strong>in</strong>dd 59 15.08.<strong>2018</strong> 19:04:24


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

62 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_062-067_hart<strong>in</strong>g.<strong>in</strong>dd 62 15.08.<strong>2018</strong> 19:06:29


Das Gesicht<br />

wird fehlen<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g: Diskus-Star Robert Hart<strong>in</strong>g hat es trotz<br />

aller Widrigkeiten zur <strong>EM</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong> „Wohnzimmer“ geschafft.<br />

Dort, wo 2009 alles begann, sollte se<strong>in</strong>e große Karriere mit<br />

e<strong>in</strong>em letzten Hurra enden. Es wurde e<strong>in</strong> sechster Platz.<br />

Und dennoch war die <strong>EM</strong> noch mal e<strong>in</strong> ganz großer<br />

Auftritt des 33-Jährigen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Jahrzehnt lang die<br />

deutsche Leichtathletik geprägt hat wie ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 63<br />

labuch<strong>2018</strong>_062-067_hart<strong>in</strong>g.<strong>in</strong>dd 63 15.08.<strong>2018</strong> 19:06:29


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Wenn es Nacht wurde <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

hatte Robert Hart<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>en<br />

<strong>großen</strong> Auftritt. Als Lichtgestalt<br />

schaute er dann über se<strong>in</strong>e Stadt, überlebensgroß<br />

projiziert auf die Fassade des<br />

Upper-West-Hochhauses am Bahnhof<br />

Zoo. „Krasse Aktion, es ehrt mich sehr“,<br />

me<strong>in</strong>te <strong>der</strong> Diskus-Star.<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g war das Gesicht dieser<br />

Leichtathletik-<strong>EM</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, doch er<br />

war nicht mehr <strong>der</strong> Robert Hart<strong>in</strong>g von<br />

e<strong>in</strong>st. Der Robert Hart<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> 2009 im<br />

Olympiastadion se<strong>in</strong>en ersten von drei<br />

WM-Titeln <strong>in</strong> Serie gewann, sich im<br />

Glückstaumel se<strong>in</strong> Trikot vom Leib riss<br />

und drei Jahre später se<strong>in</strong>e Karriere mit<br />

Olympia-Gold <strong>in</strong> London krönte.<br />

„Das war das anstrengendste Jahr <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>em Leben“, sagt Hart<strong>in</strong>g über <strong>2018</strong>.<br />

Der 33-Jährige war nach zahlreichen<br />

Verletzungen und ständigen Schmerzen<br />

nicht mehr <strong>der</strong> Chef im R<strong>in</strong>g. Der Kreis<br />

schloss sich zwar im Olympiastadion,<br />

se<strong>in</strong>em „Wohnzimmer“, aber nicht mit<br />

e<strong>in</strong>em letzten Hurra, wie es die Fans gehofft<br />

hatten. Zwischenzeitlich lag er im<br />

F<strong>in</strong>ale zwar auf e<strong>in</strong>em Medaillenrang,<br />

aber am Ende reichten 64,33 Meter nur<br />

zu Rang sechs. Robert Hart<strong>in</strong>g kämpfte,<br />

jubelte, zitterte – und zum Schluss konnte<br />

<strong>der</strong> scheidende Diskus-Riese nach<br />

Platz sechs sogar wie<strong>der</strong> lachen: Beim<br />

letzten <strong>großen</strong> Auftritt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er langen<br />

und erfolgreichen Karriere zeigte <strong>der</strong><br />

große Star <strong>der</strong> deutschen Leichtathletik<br />

noch e<strong>in</strong>mal die ganze Gefühlspalette.<br />

Beim Sieg des Litauers Andrius Gudzius<br />

(Litauen/68,46 m) blieb <strong>der</strong> 33-Jährige<br />

bei se<strong>in</strong>er letzten <strong>in</strong>ternationalen<br />

Meisterschaft mit 64,33 Metern 81 Zentimeter<br />

h<strong>in</strong>ter dem Bronzerang. Silber holte<br />

sich <strong>der</strong> Schwede Daniel Stahl (68,23<br />

m) vor dem Österreicher Lukas Weißhaid<strong>in</strong>ger<br />

(65,14 m).<br />

Zufrieden mit <strong>der</strong> Leistung war Robert<br />

Hart<strong>in</strong>g nicht: „Ich habe auch noch<br />

e<strong>in</strong> Leistungssportlerherz, da b<strong>in</strong> ich<br />

etwas selbstkritisch. Es gibt aber auch<br />

e<strong>in</strong> Leben danach, ich freu mich drauf.<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> bisschen h<strong>in</strong>- und hergerissen.“<br />

Er habe sich als bester Deutscher<br />

verabschieden wollen, „das habe ich geschafft,<br />

aber da war noch Potenzial“.<br />

Selten ist e<strong>in</strong> so hoch dekoriertes<br />

Trio aus Deutschland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Diszipl<strong>in</strong><br />

bei e<strong>in</strong>er <strong>EM</strong> angetreten wie die drei<br />

DLV-Diskuswerfer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation<br />

<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>samkeit des Verlierers<br />

Nachdem er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation den<br />

Diskus dreimal <strong>in</strong>s Netz geschleu<strong>der</strong>t<br />

hatte, fand das Diskus-F<strong>in</strong>ale ohne Robert<br />

Hart<strong>in</strong>gs Bru<strong>der</strong> Christoph statt. Der Rio-<br />

Olympiasieger musste zuschauen<br />

64 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_062-067_hart<strong>in</strong>g.<strong>in</strong>dd 64 15.08.<strong>2018</strong> 19:06:34


Überlebensgroß<br />

Anlässlich se<strong>in</strong>es letzten Auftritts<br />

im Nationaltrikot wurde e<strong>in</strong>e Illustration<br />

mit dem Konterfei Robert Hart<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong><br />

Hochhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er City West<br />

projiziert, wo das Herz <strong>der</strong> <strong>EM</strong> schlug<br />

von Berl<strong>in</strong>. Zwei Olympiasieger und e<strong>in</strong><br />

Olympia-Dritter. Und doch war es nur<br />

London-Olympiasieger Robert Hart<strong>in</strong>g,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale e<strong>in</strong>zog. Se<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong> Christoph<br />

schüttelte nach se<strong>in</strong>em mit drei<br />

ungültigen Versuchen völlig verkorksten<br />

Auftritt dagegen ratlos den Kopf.<br />

„Ich kann es mir selbst nicht erklären,<br />

ich b<strong>in</strong> eigentlich top <strong>in</strong> Form. Alles<br />

war auf morgen vorbereitet, vielleicht<br />

war das das Problem“, sagte er. „<strong>Die</strong><br />

Enttäuschung ist emotional schon groß.<br />

Das trifft mich jetzt schon e<strong>in</strong> bisschen<br />

mehr.“ Wenig später kündigte er an: „Es<br />

gibt jetzt e<strong>in</strong>iges, was h<strong>in</strong>terfragt werden<br />

muss.“<br />

Auch se<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong>er Torsten Lönnfors<br />

zeigte sich überrascht. „Er hat dreimal<br />

denselben Fehler gemacht, den Diskus<br />

zu früh abgeworfen, dreimal <strong>in</strong>s Netz“,<br />

sagte er. „Das ist schon e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Schock.“ Und auch für den Olympiadritten<br />

Daniel Jas<strong>in</strong>ski (TV Wattenscheid)<br />

kam das Aus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation.<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g genoss dagegen schon<br />

se<strong>in</strong>en ersten <strong>EM</strong>-Auftritt im Olympiastadion.<br />

„Es war aufbauend, sonst ist man<br />

immer so nervös, aber wenn man hier<br />

re<strong>in</strong>kommt, ist man glücklich“, sagte er.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs betonte er später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Video<br />

bei Facebook: „Ich will nur so viel<br />

sagen: Es gibt ke<strong>in</strong> würdiges F<strong>in</strong>ale ohne<br />

Daniel Jas<strong>in</strong>ski, ohne Piotr Malachowski<br />

und ohne Christoph Hart<strong>in</strong>g.“ Auch<br />

Hart<strong>in</strong>gs Dauerrivale und Titelverteidiger<br />

Malachowski (Polen) hatte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Qualifikation ke<strong>in</strong>en gültigen Versuch<br />

geschafft.<br />

„Von Pförtner<br />

bis Kanzler ist<br />

alles dr<strong>in</strong>.“<br />

Robert Hart<strong>in</strong>g über se<strong>in</strong>e Zukunftspläne nach <strong>der</strong> Sportkarriere<br />

Mit <strong>der</strong> Prognose sollte er <strong>in</strong>des nicht<br />

ganz recht behalten. Das F<strong>in</strong>ale wurde<br />

zum Thriller mit Gänsehaut-Atmosphäre.<br />

Der Litauer Andrius Gudzius sicherte sich<br />

mit 68,46 Metern im letzten Versuch den<br />

Titel und f<strong>in</strong>g den Favoriten Daniel Stahl<br />

aus Schweden ab, <strong>der</strong> sich nach zwei ungültigen<br />

Versuchen zum Auftakt mit 64,20<br />

Metern im dritten Versuch gerade noch<br />

so drei weitere Würfe gesichert und im<br />

vierten Versuch mit 68,23 Metern die Führung<br />

übernommen hatte. Im Anschluss<br />

an den Wettbewerb zeigten die Organisatoren<br />

noch e<strong>in</strong> Abschiedsvideo auf den<br />

Le<strong>in</strong>wänden, dem Robert Hart<strong>in</strong>g gebannt<br />

zuschaute. Das Publikum verabschiedete<br />

ihn mit Stand<strong>in</strong>g Ovations.<br />

Wie sehr die Leichtathletik-Fans auf<br />

den letzten <strong>großen</strong> Auftritt ihres Lokalmatadors<br />

h<strong>in</strong>gefiebert hatten, war<br />

bereits vor dem Wettbewerb deutlich<br />

geworden. Schon beim E<strong>in</strong>zug wurde<br />

er lautstark gefeiert – Hart<strong>in</strong>g bedankte<br />

sich und w<strong>in</strong>kte zurück. E<strong>in</strong>ige Fans<br />

trugen T-Shirts mit se<strong>in</strong>em Konterfei<br />

und dem Spitznamen „Shaggy“. „Was<br />

für e<strong>in</strong>e geile Zeit. Danke“, stand darauf<br />

geschrieben. Ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, dass es bei<br />

se<strong>in</strong>er Vorstellung laut wurde.<br />

Hart<strong>in</strong>g begann noch verhalten, erst<br />

nach se<strong>in</strong>em zweiten Wurf auf 63,45<br />

Meter zeigte er erstmals die Faust. Zwischenzeitlich<br />

lag Hart<strong>in</strong>g sogar auf dem<br />

zweiten Rang – doch am Ende war die<br />

Konkurrenz dann doch zu stark. Auch<br />

<strong>der</strong> letzte Versuch, mit dem er sich bei<br />

<strong>der</strong> WM 2009 Gold gesichert und se<strong>in</strong>en<br />

ersten <strong>großen</strong> Titel gewonnen hatte, war<br />

zu kurz. Es blieb bei <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

an die neun Jahre alten Bil<strong>der</strong>, als Hart<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em letzten Versuch den Titel<br />

holte, sich anschließend auf <strong>der</strong> blauen<br />

Tartanbahn das Trikot zerriss – sie s<strong>in</strong>d<br />

deutsche Sportgeschichte.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 65<br />

labuch<strong>2018</strong>_062-067_hart<strong>in</strong>g.<strong>in</strong>dd 65 15.08.<strong>2018</strong> 19:06:38


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Gesationell<br />

Gesa Felicitas Krause: <strong>Die</strong> Saison <strong>der</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisläufer<strong>in</strong> lief alles<br />

an<strong>der</strong>e als rund. <strong>Die</strong> Europameister<strong>in</strong> von 2016 ließ sich aber nicht<br />

von ihrem Plan abbr<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ihren Titel zu verteidigen.<br />

Und das gelang ihr auf souveräne Art und Weise.<br />

68 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_068-071_krause.<strong>in</strong>dd 68 15.08.<strong>2018</strong> 19:10:26


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 69<br />

labuch<strong>2018</strong>_068-071_krause.<strong>in</strong>dd 69 15.08.<strong>2018</strong> 19:10:26


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Ausgelassene Freude nach dem Triumph<br />

Es war ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Saison für Gesa Felicitas Krause – umso ausgelassener war <strong>der</strong> Jubel nach dem Sieg <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Auf Berl<strong>in</strong>os<br />

Armen, zusammen mit dem Publikum auf <strong>der</strong> Ehrenrunde – die 26-Jährige genoss ihren Erfolg<br />

Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf<br />

Trier) breitete jubelnd die Arme<br />

aus, fiel Maskottchen Berl<strong>in</strong>o um<br />

den Hals und w<strong>in</strong>kte auf ihrer Ehrenrunde<br />

lachend <strong>in</strong> die Zuschauerränge: Mit<br />

e<strong>in</strong>em grandiosen Lauf zu Gold hat sich<br />

die 26-Jährige neun Tage nach ihrem Geburtstag<br />

selbst beschenkt und den deutschen<br />

Leichtathleten am Abschlusstag<br />

<strong>der</strong> Heim-<strong>EM</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> den sechsten Titel<br />

beschert.<br />

Krause kam im Olympiastadion über<br />

die 3000 Meter H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis <strong>in</strong> 9:19,80 M<strong>in</strong>uten<br />

<strong>in</strong>s Ziel und verwies Fabienne<br />

Schlumpf (Schweiz/9:22,29 m<strong>in</strong>) und<br />

Europas Jahresschnellste Karol<strong>in</strong>e Bjerkeli<br />

Grøvdal (Norwegen/9:24,46 m<strong>in</strong>)<br />

auf die Plätze zwei und drei. Sie wie<strong>der</strong>holte<br />

damit ihren Erfolg <strong>der</strong> <strong>EM</strong> vor zwei<br />

Jahren <strong>in</strong> Amsterdam.<br />

„Zweifel hatte ich nicht, aber am<br />

Ende war <strong>der</strong> Druck groß, den ich mir<br />

selbst gemacht habe. Ich wollte hier unbed<strong>in</strong>gt<br />

gew<strong>in</strong>nen“, sagte Krause <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ARD: „Ich hatte ke<strong>in</strong>en Plan B, für mich<br />

kam nur <strong>der</strong> Sieg <strong>in</strong>frage. <strong>Die</strong> Atmosphäre<br />

ist genial, ich b<strong>in</strong> hier gerne e<strong>in</strong>e Runde<br />

mehr gelaufen.“<br />

<strong>Die</strong> deutsche Cross-Meister<strong>in</strong> Elena<br />

Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald)<br />

belegte <strong>in</strong> persönlicher Bestleistung von<br />

9:29,76 Rang sechs. Antje Möldner-Schmidt<br />

(LC Cottbus), Europameister<strong>in</strong> von<br />

2014, und Jana Sussmann (LT Haspa Marathon<br />

Hamburg) hatten den Sprung <strong>in</strong>s<br />

F<strong>in</strong>ale nicht geschafft.<br />

Holpriger Saisonstart<br />

Allerd<strong>in</strong>gs standen <strong>in</strong> diesem Jahr vor ihrem<br />

<strong>EM</strong>-Triumph die Vorzeichen ganz an<strong>der</strong>s<br />

als vor zwei Jahren, als die deutsche<br />

Rekordler<strong>in</strong> als Topfavorit<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Rennen<br />

gegangen war. Damals hatte Gesa Krause<br />

das Rennen selbst gestaltet, war vorneweg<br />

ungefährdet zum Sieg gelaufen. In<br />

diesem Jahr hatte sie bereits alles auf<br />

die Olympischen Spiele <strong>in</strong> Tokio <strong>in</strong> zwei<br />

Jahren ausgerichtet und das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g verän<strong>der</strong>t.<br />

<strong>Die</strong> Anpassung dauerte allerd<strong>in</strong>gs<br />

länger als ursprünglich e<strong>in</strong>geplant, Krause<br />

kam zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Saison nicht richtig<br />

<strong>in</strong> Fahrt. An ihre Zeiten <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre konnte sie bis zur <strong>EM</strong> nicht anknüpfen<br />

– zu Grøvdal an Europas Spitze<br />

fehlten ihr mehr als 15 Sekunden. „Ich<br />

habe me<strong>in</strong>e Ziele nie aus den Augen verloren,<br />

nur den Weg verän<strong>der</strong>t. Ich habe<br />

Wettkämpfe aus <strong>der</strong> Agenda gestrichen,<br />

um me<strong>in</strong>en Traum vom <strong>EM</strong>-Gold zu verwirklichen.<br />

Deswegen b<strong>in</strong> ich glücklich,<br />

dass alles so aufgegangen ist“, erklärte<br />

Krause, wie sie mit <strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong>fachen<br />

Situation umgegangen war.<br />

Anstatt geplante Rennen zu bestreiten,<br />

war sie <strong>in</strong>s Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gslager <strong>in</strong> die<br />

Schweiz gefahren und hatte sich dort<br />

konzentriert vorbereitet. Sie unterbrach<br />

das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gslager nur für die Deutschen<br />

Meisterschaften <strong>in</strong> Nürnberg, wo sie e<strong>in</strong>sam<br />

an <strong>der</strong> Spitze des Feldes lief und<br />

über 3000 Meter H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis <strong>in</strong> 9:34,58 M<strong>in</strong>uten<br />

gewann. Dann zog sie sich sofort<br />

wie<strong>der</strong> nach Davos <strong>in</strong> die Höhe zurück<br />

und reiste erst kurz vor ihrem Start nach<br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

70 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_068-071_krause.<strong>in</strong>dd 70 15.08.<strong>2018</strong> 19:10:27


„Ich hatte ke<strong>in</strong>en Plan B, für<br />

mich gab es nur den Sieg.“<br />

Gesa Felicitas Krause über ihre Ziele für Berl<strong>in</strong><br />

Taktisch klug hatte sich Gesa Felicitas<br />

Krause dort im F<strong>in</strong>al-Rennen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spitzengruppe<br />

gehalten, <strong>in</strong> die letzte Runde<br />

g<strong>in</strong>g sie h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Schweizer<strong>in</strong> Fabienne<br />

Schlumpf als Zweite – ehe sie kurz vor<br />

dem letzten Wassergraben rund 100 Meter<br />

vor dem Ziel zum Schlussspurt ansetzte<br />

und letztendlich deutlich gewann.<br />

Auch ihr Tra<strong>in</strong>er Wolfgang He<strong>in</strong>ig war<br />

völlig aus dem Häuschen. „Me<strong>in</strong> Puls<br />

war bestimmt höher als Gesas. Aber <strong>der</strong><br />

letzte Wassergraben war e<strong>in</strong>fach geil von<br />

ihr“, me<strong>in</strong>te er lachend auf <strong>der</strong> Tribüne.<br />

„Es war e<strong>in</strong>e schwierige Saison für uns,<br />

aber wir s<strong>in</strong>d nicht hierhergekommen,<br />

damit Gesa h<strong>in</strong>terher läuft.“<br />

Damit fügte Krause ihrer Medaillensammlung<br />

e<strong>in</strong> weiteres Edelmetall h<strong>in</strong>zu.<br />

2015 hatte sie überraschend WM-Bronze<br />

gewonnen, es war zu diesem Zeitpunkt<br />

die erste deutsche Lauf-Medaille seit 14<br />

Jahren. Inzwischen rückte sie wegen<br />

e<strong>in</strong>es Dop<strong>in</strong>gvergehens e<strong>in</strong>er Konkurrent<strong>in</strong><br />

auch auf den dritten Platz bei <strong>der</strong><br />

<strong>EM</strong> 2012 vor. Zuvor hatte sie bereits im<br />

Jugendbereich <strong>in</strong>ternationale Medaillen<br />

gesammelt.<br />

Sturz von London abgehakt<br />

Im vergangenen Jahr g<strong>in</strong>g sie nach e<strong>in</strong>em<br />

tragischen Rennen dagegen bei <strong>der</strong> WM<br />

<strong>in</strong> London leer aus. Dort war sie bereits<br />

auf dem ersten Kilometer von <strong>der</strong> Kenianer<strong>in</strong><br />

Beatrice Chepkoech, <strong>in</strong>zwischen<br />

Weltrekordler<strong>in</strong>, zu Fall gebracht worden.<br />

Sie rappelte sich auf, kämpfte, rannte<br />

dem Feld h<strong>in</strong>terher – doch am Ende gab<br />

es Platz neun statt e<strong>in</strong>er Medaille. „Das<br />

Rennen habe ich nicht mehr im Kopf“,<br />

sagte sie. „Ich glaube so etwas passiert<br />

e<strong>in</strong>em nur e<strong>in</strong>mal.“<br />

Doch durch ihren Kampfgeist lief sie<br />

sich <strong>in</strong> die Herzen <strong>der</strong> deutschen Sportfans,<br />

wurde e<strong>in</strong> Vorbild und noch vor allen<br />

Medaillengew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong>nen zu Deutschlands<br />

Leichtathlet<strong>in</strong> des Jahres 2017 gewählt.<br />

Sie wird auch <strong>in</strong> diesem Jahr e<strong>in</strong>e<br />

Kandidat<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Abstimmung se<strong>in</strong><br />

– diesmal aber wegen ihres sportlichen<br />

Erfolgs.<br />

Überlegener Sieg bei <strong>der</strong> DM <strong>in</strong> Nürnberg<br />

Direkt aus dem Höhentra<strong>in</strong><strong>in</strong>gslager <strong>in</strong> Davos angereist, lief Gesa Felicitas Krause bei<br />

den Deutschen Meisterschaften <strong>in</strong> Nürnberg e<strong>in</strong>en ungefährdeten und überlegenen Sieg<br />

heraus. Es war ihr vierter Titel <strong>in</strong> Folge<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 71<br />

labuch<strong>2018</strong>_068-071_krause.<strong>in</strong>dd 71 15.08.<strong>2018</strong> 19:10:29


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

72 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_072-077_abele.<strong>in</strong>dd 72 15.08.<strong>2018</strong> 19:15:55


König Arthur<br />

regiert Berl<strong>in</strong><br />

Arthur Abele: Der Zehnkämpfer stürzte unter Freudentränen<br />

<strong>in</strong>s Ziel, dann setzte Maskottchen Berl<strong>in</strong>o<br />

Europas neuem König <strong>der</strong> Athleten e<strong>in</strong>e Pappkrone<br />

auf: Nach langen Jahren voller Verletzungen und bitterer<br />

Rückschläge hat Arthur Abele mit Gold die unerwartete<br />

Krönung erlebt und den <strong>EM</strong>-Titel geholt.<br />

Was hat Leichtathletik-Deutschland<br />

nicht alles mit se<strong>in</strong>en <strong>großen</strong><br />

Zehnkämpfern durchgemacht.<br />

Mit Weltrekordler Jürgen H<strong>in</strong>gsen gelitten,<br />

als er bei Olympia 1988 nach jedem<br />

Fehlstart mehr verzweifelte und schließlich<br />

mit dreien gleich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Diszipl<strong>in</strong>,<br />

den 100 Metern, ausschied. Mit Paul<br />

Meier gefiebert, als er bei <strong>der</strong> WM 1993<br />

<strong>in</strong> Stuttgart e<strong>in</strong> ganzes Stadion begeisterte<br />

und im 1500-Meter-Lauf die Bronzemedaille<br />

„auf dem Zahnfleisch“ nach<br />

Hause brachte. Über Frank Busemann gestaunt,<br />

als <strong>der</strong> schmächtige Reckl<strong>in</strong>ghäuser<br />

1996 die Sommerspiele von Atlanta<br />

aufmischte und Silber gewann.<br />

Zerbrechlicher Muskelberg<br />

Trotz H<strong>in</strong>gsen, trotz Meier, trotz Busemann:<br />

Kaum jemand verkörpert die<br />

Dramatik und die <strong>großen</strong> Gefühle jener<br />

zweitägigen Kraftprobe, <strong>in</strong> <strong>der</strong> jede Diszipl<strong>in</strong><br />

für sich genommen recht unspektakulär<br />

ersche<strong>in</strong>t und erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

etwas Titanisches entsteht, so wie<br />

<strong>der</strong> 32 Jahre alte Arthur Abele. <strong>Die</strong>ser so<br />

zerbrechliche Muskelberg vom SSV Ulm<br />

1846, <strong>der</strong> so oft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Karriere Punkte<br />

erreicht hatte, an denen viele an<strong>der</strong>e aufgegeben<br />

hätten.<br />

Von Achillessehnenriss bis Gesichtslähmung,<br />

von Unterschenkel- bis Nabelbruch,<br />

von Ellbogensehnenriss bis<br />

Bandscheibenvorfall: <strong>Die</strong> Krankenakte<br />

des Arthur Abele böte Stoff für e<strong>in</strong>en<br />

vielbändigen Arztroman. Dass <strong>der</strong> Ulmer<br />

mit nunmehr 32 Jahren immer noch als<br />

Zehnkämpfer praktiziert und sich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

zum K<strong>in</strong>g Arthur krönte, kommt e<strong>in</strong>er<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Sensation gleich.<br />

„Klar will ich e<strong>in</strong>e Medaille – wenn<br />

ich me<strong>in</strong>e Bestleistung schaffe, sollte das<br />

auch gel<strong>in</strong>gen“, hatte er bereits gesagt,<br />

nachdem er Mitte Juni als Sieger <strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>gen<br />

mit 8481 Punkten wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong> glänzendes Comeback gefeiert hatte.<br />

Mit Gold hätte er aber nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

kühnsten Träumen gerechnet.<br />

Der Traum von 9000 Punkten<br />

Denn da war ja <strong>der</strong> Franzose Kev<strong>in</strong> Mayer,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> angetreten war, um<br />

Gold zu holen und den 9000 Punkten<br />

sowie dem Weltrekord von Ashton Eaton<br />

(USA; 9045 Pkte.) so nah wie möglich<br />

zu kommen. „Ich will mich nicht<br />

mit Ashton Eaton vergleichen. In erster<br />

L<strong>in</strong>ie will ich Medaillen gew<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>es<br />

Tages werde ich dabei auch die 9000er-<br />

Grenze knacken“, hatte <strong>der</strong> Franzose vor<br />

<strong>der</strong> <strong>EM</strong> gesagt. Bei 8834 Punkten steht<br />

se<strong>in</strong>e Bestleistung, erzielt beim Gew<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> olympischen Silbermedaille 2016 <strong>in</strong><br />

Rio. E<strong>in</strong> Jahr später wurde <strong>der</strong> Franzose<br />

Weltmeister, <strong>in</strong> diesem Jahr folgte <strong>der</strong><br />

WM-Titel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Halle.<br />

Und im Zehnkampf von Berl<strong>in</strong> wurde<br />

er zunächst se<strong>in</strong>er Favoritenrolle ge-<br />

Kev<strong>in</strong> Mayers Traum platzt früh<br />

Er war angetreten, um <strong>der</strong> 9000-Punkte-<br />

Marke so nah wie möglich zu kommen.<br />

Doch nach drei ungültigen Versuchen im<br />

Weitsprung war <strong>der</strong> Zehnkampf für den<br />

Favoriten aus Frankreich schon nach zwei<br />

Diszipl<strong>in</strong>en beendet. Wie auch für se<strong>in</strong>e<br />

beiden Teamkollegen Ruben Gado und Roma<strong>in</strong><br />

Mart<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Franzosen schafften das<br />

Kunststück, zu dritt sage und schreibe neun<br />

Fehlversuche im Weitsprung h<strong>in</strong>zulegen<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 73<br />

labuch<strong>2018</strong>_072-077_abele.<strong>in</strong>dd 73 15.08.<strong>2018</strong> 19:15:57


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Im Chaos<br />

die Ruhe<br />

bewahrt<br />

78 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_078-081_he<strong>in</strong>le.<strong>in</strong>dd 78 15.08.<strong>2018</strong> 19:19:39


Fabian He<strong>in</strong>le schnappte sich die deutsche Fahne, legte sie sich<br />

auf die Schultern, ließ sich vom tobenden Berl<strong>in</strong>er Publikum<br />

feiern und bedankte sich danach mit e<strong>in</strong>er tiefen Verbeugung:<br />

Der Deutsche Meister aus Stuttgart war nach se<strong>in</strong>em Weitsprung-<br />

Coup völlig aus dem Häuschen. Mit 8,13 Metern freute sich <strong>der</strong><br />

24-Jährige aus Stuttgart nach e<strong>in</strong>em Wettkampf mit Chaos bei<br />

<strong>der</strong> Weitenmessung über Silber.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 79<br />

labuch<strong>2018</strong>_078-081_he<strong>in</strong>le.<strong>in</strong>dd 79 15.08.<strong>2018</strong> 19:19:40


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Fanfeier auf dem Breitscheidplatz<br />

<strong>Die</strong> Siegerehrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er City<br />

waren für alle Medaillengew<strong>in</strong>ner noch<br />

mal richtig emotionale <strong>Momente</strong>.<br />

Beson<strong>der</strong>s wenn man solche Fans hat<br />

wie Fabian He<strong>in</strong>le<br />

In Nürnberg die Muskeln gezeigt<br />

Fabian He<strong>in</strong>le hatte schon bei den Deutschen<br />

Meisterschaften <strong>in</strong> Nürnberg mit<br />

se<strong>in</strong>em 8,04 Meter weiten Siegsprung das<br />

Publikum begeistert<br />

Ich habe mir e<strong>in</strong>e Medaille gewünscht,<br />

aber nicht damit gerechnet“, sagte Fabian<br />

He<strong>in</strong>le vom VfB Stuttgart nach<br />

dem größten Erfolg se<strong>in</strong>er Karriere. Trotz<br />

des zweiten Platzes h<strong>in</strong>ter dem Griechen<br />

Miltiadis Tentoglou (8,25 m) legte das<br />

deutsche Team offiziell Protest wegen<br />

<strong>der</strong> Weitenmessung im vierten Versuch<br />

e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>sem wurde zwar stattgegeben,<br />

an He<strong>in</strong>les Silber än<strong>der</strong>te dies aber<br />

nichts. Denn mit se<strong>in</strong>em letzten Versuch<br />

war er – wie bereits im ersten – auf 8,13<br />

Meter geflogen. <strong>Die</strong> gleiche Weite hatte<br />

<strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>er Serhii Nykyforov im dritten<br />

Versuch erzielt. Und weil <strong>der</strong> vor dem<br />

letzten Durchgang als zweitbeste Weite<br />

8,00 Meter stehen hatte, lag er auf dem<br />

Silberrang. Fabian He<strong>in</strong>le war Dritter.<br />

Mit dem letzten Versuch machte er aus<br />

Bronze Silber, weil danach se<strong>in</strong> zweitbester<br />

Versuch 13 Zentimeter weiter war<br />

als <strong>der</strong> des Ukra<strong>in</strong>ers.<br />

Aber eigentlich hätte <strong>der</strong> Kampf um<br />

Rang zwei gar nicht so lange so spannend<br />

se<strong>in</strong> müssen. Denn Fabian He<strong>in</strong>le<br />

hatte bereits im vierten Versuch 8,02<br />

Meter erziel. Aber: <strong>Die</strong>ser Sprung wurde<br />

zunächst falsch gemessen. 7,77 Meter<br />

erschienen auf <strong>der</strong> Anzeigetafel. „Auf<br />

dem Videoschirm hat man aber gesehen,<br />

dass <strong>der</strong> deutlich weiter war“, sagte<br />

Fabian He<strong>in</strong>le, <strong>der</strong> sofort Protest gegen<br />

die Messung e<strong>in</strong>legte. Nach <strong>der</strong> erneuten<br />

Prüfung <strong>der</strong> Videoaufzeichnungen wurde<br />

<strong>der</strong> Versuch mit 8,02 Metern <strong>in</strong> die<br />

Ergebnisliste e<strong>in</strong>getragen.<br />

Schatten gemessen<br />

Obwohl am Ende das richtige Ergebnis<br />

ermittelt werden konnte, brachte Uwe<br />

Florczak, Leiten<strong>der</strong> DLV-Bundestra<strong>in</strong>er<br />

für den Bereich Sprung, nach dem Chaos<br />

bei <strong>der</strong> Weitenmessung die Rückkehr<br />

zu längst ausgemusterten Methoden <strong>in</strong>s<br />

Spiel. „Ganz ehrlich, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Bandmaß<br />

wäre mir lieber“, sagte er. „Aber<br />

zum<strong>in</strong>dest das Stecken des Abdrucks wie<br />

beim Speerwurf o<strong>der</strong> Diskus wäre schon<br />

e<strong>in</strong> Fortschritt.“<br />

Das bei <strong>der</strong> Leichtathletik-<strong>EM</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>gesetzte Messsystem über Videotechnik,<br />

das von e<strong>in</strong>em Kampfrichter<br />

bedient wird, hatte mehrfach falsche Ergebnisse<br />

geliefert. „Es wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen e<strong>in</strong>fach Schatten gemessen und<br />

nicht <strong>der</strong> wirkliche Abdruck. Da spricht<br />

man von klassischem menschlichen Ver-<br />

80 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_078-081_he<strong>in</strong>le.<strong>in</strong>dd 80 15.08.<strong>2018</strong> 19:19:43


„Holt das Bandmaß wie<strong>der</strong> raus“<br />

Das schlug DLV-Tra<strong>in</strong>er Uwe Florczak<br />

angesichts <strong>der</strong> Ungereimtheiten bei<br />

<strong>der</strong> Video-Weitenmessung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> vor.<br />

Fabian He<strong>in</strong>le war‘s am Ende egal. <strong>Die</strong><br />

zweimal 8,13 Meter, mit denen er Silber<br />

gewann, waren korrekt vermessen<br />

sagen“, sagte Florczak. Dass es im F<strong>in</strong>ale<br />

<strong>der</strong> Männer so viele Probleme gegeben<br />

hatte, sei „fatal“ und „e<strong>in</strong> unsäglicher<br />

Zustand“, sagte Florczak: „Wir s<strong>in</strong>d ohneh<strong>in</strong><br />

misstrauisch. Schon zuletzt bei<br />

den Meet<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Zürich und London gab<br />

es bei <strong>der</strong> Messung Ungereimtheiten.“<br />

Ans Aufhören gedacht<br />

Auch bei an<strong>der</strong>en Sprüngen hatte es im<br />

F<strong>in</strong>ale lange Diskussionen zwischen den<br />

Athleten und den Kampfrichtern gegeben.<br />

He<strong>in</strong>le nahm die Verwirrung gelassen.<br />

„Silber ist <strong>der</strong> Hammer“, sagte er<br />

nach dem größten Erfolg se<strong>in</strong>er Karriere,<br />

die bei <strong>der</strong> LG Le<strong>in</strong>felden/Echterd<strong>in</strong>gen<br />

begonnen hatte. „Ich habe Mehrkampf<br />

gemacht, kann aber überhaupt nicht<br />

werfen“, er<strong>in</strong>nert sich <strong>der</strong> 24-Jährige an<br />

se<strong>in</strong>e Anfänge. Er wollte schon aufhören<br />

mit <strong>der</strong> Leichtathletik, aber als er mit<br />

zweimal Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche 7,28 Meter<br />

weit gesprungen war, kam er <strong>in</strong> den<br />

Bundeska<strong>der</strong> und blieb <strong>der</strong> Leichtathletik<br />

treu.<br />

Danach zeigte sich das beson<strong>der</strong>e<br />

Talent des gelernten Mechatronikers, <strong>der</strong><br />

mittlerweile technische Informatik <strong>in</strong><br />

Essl<strong>in</strong>gen studiert, immer mehr. Schon<br />

2013 wurde er im Alter von 19 Jahren<br />

Fünfter bei den Deutschen Meisterschaften.<br />

Im Jahr darauf zog er sich aber beim<br />

Weitsprung e<strong>in</strong>en doppelten Bän<strong>der</strong>riss<br />

zu und fiel mehrere Monate aus. 2015<br />

meldete er sich mit dem Titel als U23-<br />

Europameister e<strong>in</strong>drucksvoll zurück.<br />

Im Anschluss folgten Starts auf <strong>der</strong><br />

ganz <strong>großen</strong> Bühne, doch <strong>der</strong> erhoffte<br />

„Das werde ich wohl<br />

nie mehr erleben.“<br />

Lohn blieb aus. Bei <strong>der</strong> WM 2015 und<br />

Olympia 2016 blieb er jeweils unter<br />

acht Metern und verfehlte hauchdünn<br />

das F<strong>in</strong>ale. Bei <strong>der</strong> <strong>EM</strong> vor zwei Jahren<br />

<strong>in</strong> Amsterdam belegte er Rang sechs –<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge warfen He<strong>in</strong>le hartnäckige<br />

Rückenprobleme immer wie<strong>der</strong> zurück.<br />

Nach den Olympischen Spielen von Rio,<br />

wo er mit 7,79 Metern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation<br />

scheiterte, quälte ihn e<strong>in</strong>e Schambe<strong>in</strong>entzündung.<br />

Reserven bei Anlaufgestaltung<br />

Auch <strong>2018</strong> konnte er wegen Verletzungen<br />

erst im März mit dem richtigen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

beg<strong>in</strong>nen. Zusammen mit se<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong>er<br />

Tamas Kiss hat er „vor allem am Anlauf<br />

rumgebastelt und dabei e<strong>in</strong>ige richtige<br />

Entscheidungen getroffen“. In <strong>der</strong> Anlaufgestaltung<br />

sieht er auch se<strong>in</strong>e größten<br />

Leistungsreserven. „Ich muss die<br />

Streuung m<strong>in</strong>imieren“, sagt <strong>der</strong> Athlet,<br />

dessen Ziel es ist, stabil Weiten jenseits<br />

<strong>der</strong> 8,10 Meter zu spr<strong>in</strong>gen.<br />

In Berl<strong>in</strong> profitierte er auch davon,<br />

Fabian He<strong>in</strong>le über die <strong>EM</strong>-Stimmung im Berl<strong>in</strong>er Olympiastadion<br />

dass zwei Top-Spr<strong>in</strong>ger <strong>der</strong> Szene nicht<br />

am Start waren. Der britische Titelverteidiger<br />

Greg Rutherford, <strong>der</strong> 2016 bei <strong>der</strong><br />

<strong>EM</strong> <strong>in</strong> Amsterdam Gold gewonnen hatte,<br />

verzichtete kurz vor se<strong>in</strong>em Rücktritt<br />

auf e<strong>in</strong>e Teilnahme. Ex-Weltmeister Alexan<strong>der</strong><br />

Menkov hatte im Zuge <strong>der</strong> Suspendierung<br />

des russischen Verbandes<br />

ke<strong>in</strong> Startrecht erhalten. Fabian He<strong>in</strong>le<br />

hatte schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation auf sich<br />

aufmerksam gemacht. Der U23-Europameister<br />

von 2015 (8,02 m) und <strong>der</strong> spätere<br />

Europameister Tentoglou (8,15 m)<br />

waren die e<strong>in</strong>zigen Starter, denen e<strong>in</strong><br />

Sprung über 8,00 Meter gelang.<br />

<strong>Die</strong> beiden an<strong>der</strong>en deutschen Starter<br />

haben <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> den Sprung <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale<br />

verpasst. Der Deutsche Ex-Meister Julian<br />

Howard (Karlsruhe) kam <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikation<br />

nach zwei ungültigen Versuchen<br />

im letzten Sprung nicht über 7,64 Meter<br />

h<strong>in</strong>aus, auch <strong>EM</strong>-Neul<strong>in</strong>g Maximilian<br />

Entholzner (Passau) blieb mit 7,46 Metern<br />

deutlich h<strong>in</strong>ter den Erwartungen<br />

zurück.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 81<br />

labuch<strong>2018</strong>_078-081_he<strong>in</strong>le.<strong>in</strong>dd 81 15.08.<strong>2018</strong> 19:19:46


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

82 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_082-083_moguenara.<strong>in</strong>dd 82 15.08.<strong>2018</strong> 19:23:44


Erfolgreiche<br />

Nachzügler<strong>in</strong><br />

Sosthene Moguenara rückte dank e<strong>in</strong>er Wildcard erst<br />

spät <strong>in</strong>s Aufgebot für die Hallen-WM <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham.<br />

Das hielt die Wattenschei<strong>der</strong><strong>in</strong> nicht davon ab, mit<br />

6,85 Metern zu Bronze zu spr<strong>in</strong>gen.<br />

Mit ihrem Sieg bei <strong>der</strong> World Indoor<br />

Tour und e<strong>in</strong>er damit verbundenen<br />

Wildcard war Sosthene<br />

Moguenara (TV Wattenscheid 01) erst<br />

verspätet <strong>in</strong>s Aufgebot für die Hallen-<br />

WM berufen worden. In Birm<strong>in</strong>gham<br />

(Großbritannien) zeigte die 28-Jährige,<br />

dass diese Nom<strong>in</strong>ierung mehr als e<strong>in</strong>e<br />

gute Entscheidung war. Mit Saisonbestleistung<br />

von 6,85 Metern gewann sie<br />

Bronze. Und es kullerten Freudentränen.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Fußverletzung hatte sich<br />

die Zweite <strong>der</strong> Hallen-<strong>EM</strong> 2015 zu alter<br />

Stärke zurückkämpfen müssen. Edelmetall<br />

für den DLV im Weitsprung hat es <strong>in</strong><br />

diesem Jahrtausend bei e<strong>in</strong>er Hallen-WM<br />

noch nicht gegeben: <strong>Die</strong> letzte deutsche<br />

Medaille <strong>in</strong> dieser Diszipl<strong>in</strong> hatte Susen<br />

Tiedtke im Jahr 1995 gewonnen – ebenfalls<br />

Bronze.<br />

Spanovic vor Reese<br />

Um Gold gab es den erwarteten Zweikampf<br />

zwischen Titelverteidiger<strong>in</strong> Brittney<br />

Reese (USA) und Hallen-Europameister<strong>in</strong><br />

Ivana Spanovic (Serbien). <strong>Die</strong>smal<br />

hatte die Serb<strong>in</strong> das bessere Ende für sich<br />

und holte mit 6,96 Metern ihr erstes Gold<br />

auf Weltebene. Silber g<strong>in</strong>g an die US-Athlet<strong>in</strong><br />

mit 6,89 Metern.<br />

„Es ist e<strong>in</strong> super, super geiles Gefühl,<br />

hier e<strong>in</strong>e Medaille gewonnen zu haben“,<br />

me<strong>in</strong>e Moguenara. Hun<strong>der</strong>tprozentig<br />

könne sie es noch nicht realisieren. „Ich<br />

b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach nur glücklich, dass es geklappt<br />

hat. Das ist genau das, was ich<br />

mir so lange gewünscht habe. Ich habe<br />

mich gut gefühlt und mich immer auf<br />

den nächsten Sprung konzentriert. Ich<br />

habe me<strong>in</strong> Bestes gegeben und mich auf<br />

mich selbst fokussiert.<br />

Als Fünfte rundete Malaika Mihambo<br />

(LG Kurpfalz) das starke Ergebnis <strong>der</strong><br />

DLV-Athlet<strong>in</strong>nen ab. Im fünften Durchgang<br />

landete die 24-Jährige bei 6,64 Metern<br />

und bewies e<strong>in</strong>mal mehr, dass sie<br />

bei <strong>großen</strong> Meisterschaften top ist. In<br />

diesem W<strong>in</strong>ter zeigte sie dies erstmals <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Halle, dabei war die Olympia-Vierte<br />

nicht e<strong>in</strong>mal ganz fit <strong>in</strong> den Wettbewerb<br />

gegangen.<br />

Mihambo mit Schmerzen<br />

„Für die Umstände, unter denen ich hier<br />

gestartet b<strong>in</strong>, ist das Ergebnis <strong>in</strong> Ordnung.<br />

Ich hatte gestern plötzlich Schmerzen<br />

unterhalb des Knies und <strong>der</strong> Zehenheber<br />

hat gekrampft. Der Nerv wurde<br />

angespritzt. Ich musste e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Schlafposition e<strong>in</strong>nehmen und durfte<br />

nicht lange sitzen. Ich war im Wettkampf<br />

zuerst nicht frei beim Laufen. <strong>Die</strong> Ärzte<br />

haben zwar gesagt, dass ich draufgehen<br />

kann. Das ist aber nicht e<strong>in</strong>fach, wenn<br />

man noch etwas spürt.“<br />

Das Vertrauen <strong>in</strong> die eigene Leistungsfähigkeit<br />

und den Körper stellte<br />

sich nicht zu hun<strong>der</strong>t Prozent e<strong>in</strong>. Am<br />

Ende war sie weitengleich mit <strong>der</strong> Schwed<strong>in</strong><br />

Khaddi Sagnia, die aber den schwächeren<br />

zweitbesten Versuch hatte. „Also<br />

war doch auch e<strong>in</strong> bisschen Glück dabei.<br />

Mit dem Platz b<strong>in</strong> ich auf jeden Fall<br />

zufrieden. Aber wenn man weiß, was<br />

eigentlich geht, ist es etwas schade“, resümierte<br />

Mihambo, die knapp e<strong>in</strong> halbes<br />

Jahr später <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Europameister<strong>in</strong><br />

wurde, während Sosthene Moguenara<br />

den Endkampf <strong>der</strong> besten zwölf Spr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>nen<br />

nach e<strong>in</strong>er Weite von 6,54 Metern<br />

verfehlte. In Berl<strong>in</strong> wären 6,61 Meter für<br />

den F<strong>in</strong>ale<strong>in</strong>zug notwendig gewesen.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 83<br />

labuch<strong>2018</strong>_082-083_moguenara.<strong>in</strong>dd 83 15.08.<strong>2018</strong> 19:23:44


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

98 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_098-101_przybylko.<strong>in</strong>dd 98 15.08.<strong>2018</strong> 19:34:26


Wie e<strong>in</strong>st<br />

<strong>Die</strong>tmar<br />

Mögenburg<br />

Mateusz Przybylko: Er ist <strong>der</strong> neue Überflieger <strong>in</strong> Deutschland. Mit<br />

Bronze bei <strong>der</strong> Hallen-WM und Gold bei <strong>der</strong> <strong>EM</strong> trat Mateusz<br />

Przybylko die Nachfolge von <strong>Die</strong>tmar Mögenburg an, <strong>der</strong> bei<br />

diesen Wettkämpfen zuletzt Medaillen für Deutschland gewonnen<br />

hatte. Jetzt jagt <strong>der</strong> Leverkusener e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e deutsche Hochsprung-Legende:<br />

Er will den deutschen Rekord von Carlo Thränhardt<br />

knacken. Der steht seit 1984 bei 2,37 Metern.<br />

Nachdem er auch 2,35 Meter wie<br />

alle Höhen davor als e<strong>in</strong>ziger<br />

Spr<strong>in</strong>ger des Wettkampfs im ersten<br />

Versuch gemeistert hatte, sank Mateusz<br />

Przybylko (TSV Bayer Leverkusen) auf<br />

die Knie. Dann hob er fragend die Arme<br />

und Schultern und schlug sich dann<br />

die Hände vors Gesicht. Der 26-Jährige<br />

konnte selbst nicht ganz glauben, was<br />

an diesem Abend im Berl<strong>in</strong>er Olympiastadion<br />

geschah.<br />

Nachdem se<strong>in</strong> letzter verbliebener<br />

Konkurrent, <strong>der</strong> Weißrusse Maksim Nedasekau<br />

dann erst zweimal 2,35 und<br />

schließlich e<strong>in</strong>mal 2,37 Meter gerissen<br />

hatte und Przybylkos Sieg feststand, lag<br />

er zunächst ungläubig auf dem Boden.<br />

„Da kamen die Tränen, wie bei e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>d. Aber ich habe e<strong>in</strong>fach so<br />

lange von diesem Sieg geträumt“, sagte<br />

er. Danach war er nicht mehr aufzuhalten<br />

und wurde zum echten Feierbiest. Der<br />

neue Hochsprung-Europameister hüpfte<br />

völlig losgelöst über die blaue Bahn des<br />

Berl<strong>in</strong>er Olympiastadions, tanzte mit<br />

Maskottchen Berl<strong>in</strong>o und drehte unter<br />

dem Jubel von 60.500 Fans e<strong>in</strong>e nicht<br />

enden wollende Ehrenrunde – die hatte<br />

sich <strong>der</strong> Nachfolger des <strong>großen</strong> <strong>Die</strong>tmar<br />

Mögenburg auch redlich verdient.<br />

„Ich b<strong>in</strong> sprachlos. Ich habe gesagt,<br />

ich will e<strong>in</strong>e Medaille holen, aber bei so<br />

e<strong>in</strong>em Publikum kannst du nur gew<strong>in</strong>nen“,<br />

sagte Przybylko. Immer wie<strong>der</strong><br />

hatte er vor se<strong>in</strong>en Versuchen das Publikum<br />

zum Klatschen animiert – was<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich gar nicht nötig gewesen<br />

wäre. Das Stadion tobte, und das nicht<br />

ohne Grund. An e<strong>in</strong>em absoluten Sahnetag<br />

marschierte <strong>der</strong> 26 Jahre alte Leverkusener<br />

mit 2,35 Metern zu Gold<br />

– ohne e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Fehlversuch bis<br />

e<strong>in</strong>schließlich dieser Höhe! Damit wurde<br />

er zum zweiten deutschen Hochsprung-<br />

Europameister nach Mögenburg im Jahr<br />

1982. Dem hatten damals 2,30 Meter<br />

zum Sieg gereicht.<br />

Zum Abschluss se<strong>in</strong>es <strong>großen</strong> Tages<br />

versuchte sich Przybylko an <strong>der</strong> neuen<br />

deutschen Rekordmarke von 2,38 Metern,<br />

e<strong>in</strong>en Zentimeter mehr als Carlo<br />

Thränhardt, die an<strong>der</strong>e große deutsche<br />

Hochsprung-Ikone, vor 31 Jahren. Nach<br />

e<strong>in</strong>em vergeblichen Versuch entschied<br />

sich Przybylko aber dazu, die große Party<br />

zu starten und brach den Wettkampf<br />

ab. <strong>Die</strong> Fans im Stadion sangen „Oh, wie<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 99<br />

labuch<strong>2018</strong>_098-101_przybylko.<strong>in</strong>dd 99 15.08.<strong>2018</strong> 19:34:26


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

ist das schön...“. Und das immer wie<strong>der</strong>.<br />

Wann hat es das zuletzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leichtathletik-Stadion<br />

gegeben? Es war e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> emotionalsten <strong>Momente</strong> dieser so<br />

grandiosen <strong>EM</strong>-Woche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

24 Stunden nach Bronze durch Marie-<br />

Laurence Jungfleisch war es die zweite<br />

Hochsprung-Medaille für das deutsche<br />

Team bei den Heim-Titelkämpfen. Silber<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g an den Weißrussen Maksim<br />

Nedasekau (2,33 m), Bronze an den neutralen<br />

Athleten Ilya Ivanyuk aus Russland<br />

(2,31 m). Eike Onnen (Hannover 96), vor<br />

zwei Jahren <strong>EM</strong>-Dritter, kam mit 2,19 Metern<br />

auf Platz acht. Der Münchner Tobias<br />

Potye hatte sich mit 2,21 Metern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Qualifikation nicht für das F<strong>in</strong>ale qualifizieren<br />

können.<br />

Für Przybylko war es e<strong>in</strong> Erfolg mit<br />

Ansage. Der äußerst selbstbewusste Leverkusener<br />

hatte sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

beiden Jahren als deutsche Nummer<br />

e<strong>in</strong>s etabliert. 2017 sprang er bereits 2,35<br />

Meter, konnte dies aber bei <strong>der</strong> WM <strong>in</strong><br />

London nicht ganz bestätigen.<br />

Lob von <strong>Die</strong>tmar Mögenburg<br />

Was er drauf hat, stellte Przybylko schon<br />

mit Platz drei bei <strong>der</strong> Hallen-WM im<br />

März <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham unter Beweis. Auch<br />

da hatte er die Nachfolge von <strong>Die</strong>tmar<br />

Mögenburg angetreten und die erste Medaille<br />

e<strong>in</strong>es deutschen Hochspr<strong>in</strong>gers bei<br />

e<strong>in</strong>er Hallen-WM seit Mögenburgs Silber<br />

im Jahr 1989 geholt. Podestplätze seitdem:<br />

Fehlanzeige. „So lange ist das her.<br />

29 Jahre, ich werde dieses Jahr 26. Das<br />

ist Wahns<strong>in</strong>n. Das wurde aber auch mal<br />

Zeit“, sagte Przybylko. <strong>Die</strong>tmar Mögenburg<br />

selbst verfolgte den Wettkampf vor<br />

„Ich b<strong>in</strong> heiß<br />

wie Frittenfett.“<br />

dem Fernseher. „Ich freue mich für ihn,<br />

habe jeden Sprung gesehen. Ich treffe<br />

ihn oft beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“, sagte Mögenburg,<br />

dessen Tochter Kathar<strong>in</strong>a für den gleichen<br />

Vere<strong>in</strong> startet wie Przybylko: „Er<br />

hat e<strong>in</strong>en guten Tra<strong>in</strong>er. Vielleicht kann<br />

er mal den deutschen Rekord angreifen.<br />

Dafür muss er sich aber bei Höhen von<br />

2,30 bis 2,35 Meter stabilisieren.“ In Birm<strong>in</strong>gham<br />

reichten im zweiten Versuch<br />

übersprungene 2,29 Meter.<br />

Im Sommer hatte er dann auch bei<br />

den Deutschen Meisterschaften <strong>in</strong> Nürnberg<br />

bei se<strong>in</strong>em zweiten Titel im Freien<br />

mit 2,31 Metern überzeugt. In Berl<strong>in</strong><br />

münzte er se<strong>in</strong> ganzes Selbstvertrauen<br />

nun endgültig <strong>in</strong> Höhe um, nachdem er<br />

bereits nach <strong>der</strong> Qualifikation gesagt hatte,<br />

er sei „heiß wie Frittenfett“.<br />

Se<strong>in</strong> nächstes Ziel hat sich Przybylko<br />

aber schon ausgeguckt: Er will den deutschen<br />

Rekord brechen, den seit 31 Jahren<br />

Thränhardt mit 2,37 Metern hält und <strong>der</strong><br />

den Triumph von Przybylo live im Stadion<br />

mitverfolgte. „Den Rekord will ich mir<br />

Mateusz Przybylko nach <strong>der</strong> <strong>EM</strong>-Qualifikation<br />

jetzt holen. Wann, das ist egal. Ich b<strong>in</strong> ja<br />

noch jung“, hatte er gesagt. Vorher kann<br />

er sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> W<strong>in</strong>tersaison 2019 aber vorstellen,<br />

mal nicht hochzuspr<strong>in</strong>gen. „Ich<br />

war seit 2008 immer <strong>in</strong>ternational dabei,<br />

manchmal braucht man dann e<strong>in</strong>e Pause.<br />

Ich habe mir überlegt, mal im Weitsprung<br />

an den Start zu gehen und würde<br />

bei <strong>der</strong> nächsten Hallen-DM gerne 7,40<br />

Meter weit spr<strong>in</strong>gen.“<br />

In Berl<strong>in</strong> hatte allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> beste<br />

Spr<strong>in</strong>ger Europas <strong>in</strong> diesem Jahr gefehlt.<br />

Der russische Hallen-Weltmeister Danil<br />

Lysenko, <strong>der</strong> <strong>2018</strong> bereits 2,40 Meter<br />

überquert hatte, verlor kurz vor <strong>der</strong> Europameisterschaft<br />

die Startberechtigung.<br />

Der Weltverband IAAF sah e<strong>in</strong>en Verstoß<br />

gegen die im Zuge des Dop<strong>in</strong>gskandals<br />

<strong>in</strong> Russland und <strong>der</strong> folgenden Suspendierung<br />

des nationalen Verbands formulierten<br />

Auflagen für neutrale Athleten im<br />

Fall Lysenkos, weil dieser versäumt habe,<br />

se<strong>in</strong>en Aufenthaltsort bekannt zu geben,<br />

und deshalb nicht für Dop<strong>in</strong>gkontrollen<br />

verfügbar gewesen sei.<br />

Emotionaler Überflieger<br />

Im Berl<strong>in</strong>er Olympiastadion ließ sich<br />

Mateusz Przybylko von <strong>der</strong> Stimmung<br />

tragen und überflog alle Höhen bis 2,35<br />

Meter im ersten Versuch. Als se<strong>in</strong> Sieg<br />

feststand, rollten die Tränen<br />

Erste <strong>in</strong>ternationale Medaille<br />

Bei <strong>der</strong> Hallen-WM <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham sorgte<br />

Mateusz Przybylko für e<strong>in</strong> erstes Ausrufezeichen<br />

im Jahr <strong>2018</strong>. Mit übersprungenen<br />

2,29 Metern gewann er Bronze – die erste<br />

deutsche Hochsprung-Medaille bei e<strong>in</strong>er<br />

Hallen-WM seit 29 Jahren<br />

100 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_098-101_przybylko.<strong>in</strong>dd 100 15.08.<strong>2018</strong> 19:34:27


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 101<br />

labuch<strong>2018</strong>_098-101_przybylko.<strong>in</strong>dd 101 15.08.<strong>2018</strong> 19:34:28


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Goldene<br />

Faire Verlierer<strong>in</strong><br />

Obwohl die Pol<strong>in</strong> Paul<strong>in</strong>a Guba ihr mit dem letzten Stoß Gold<br />

weggeschnappt hatte, gratulierte Christ<strong>in</strong>a Schwanitz <strong>der</strong><br />

neuen Europameister<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er herzlichen Umarmung<br />

102 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_102-105_mihambo.<strong>in</strong>dd 102 15.08.<strong>2018</strong> 19:35:56


NervenMalaika Mihambo: Doppel-Olympiasieger<strong>in</strong><br />

Heike Drechsler hatte die<br />

Grube für sie gerichtet. Und Weitspr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong><br />

Malaika Mihambo bedankte<br />

sich mit e<strong>in</strong>em Satz auf 6,75<br />

Meter, <strong>der</strong> <strong>EM</strong>-Gold bedeutete. 20<br />

Jahre, nachdem Heike Drechsler die<br />

letzte deutsche Weitsprung-Europameister<strong>in</strong><br />

war.<br />

labuch<strong>2018</strong>_102-105_mihambo.<strong>in</strong>dd 103 15.08.<strong>2018</strong> 19:36:00


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

Faire Verlierer<strong>in</strong><br />

Obwohl die Pol<strong>in</strong> Paul<strong>in</strong>a Guba ihr mit dem letzten Stoß Gold<br />

weggeschnappt hatte, gratulierte Christ<strong>in</strong>a Schwanitz <strong>der</strong><br />

neuen Europameister<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er herzlichen Umarmung<br />

108 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_108-111_reh_klosterhalfen.<strong>in</strong>dd 108 15.08.<strong>2018</strong> 19:42:01


<strong>Die</strong> Zukunft des Laufens<br />

Al<strong>in</strong>a Reh & Konstanze Klosterhalfen: Sie s<strong>in</strong>d<br />

21 Jahre jung und gehören zur europäischen<br />

Spitze. Und sie lieferten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Klasse-Leistungen<br />

ab, obwohl sie bis zum Frühsommer von Verletzungen<br />

geplagt wurden. Konstanze Klosterhalfen wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em stark besetzten und schnellen 5000-Meter-<br />

Rennen <strong>EM</strong>-Vierte. Al<strong>in</strong>a Reh f<strong>in</strong>ishte über 10.000<br />

Meter ebenfalls auf Rang vier. Und hatte bei Redaktionsschluss<br />

dieses Buchs die Aussicht, dass ihr die<br />

Bronzemedaille noch nachgereicht werden könnte.<br />

Al<strong>in</strong>a Reh hat mit e<strong>in</strong>em ausgezeichneten<br />

vierten Platz im 10.000-Meter-<br />

F<strong>in</strong>ale den Anschluss an die kont<strong>in</strong>entale<br />

Spitze über diese Distanz gefunden.<br />

Nicht ausgeschlossen ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />

dass die Schwäb<strong>in</strong> vom SSV Ulm 1846<br />

noch auf Rang drei vorrückt und damit<br />

die <strong>EM</strong>-Bronzemedaille erhält. Denn die<br />

im Berl<strong>in</strong>er Olympiastadion drittplatzierte<br />

Schwed<strong>in</strong> Meraf Bahta hatte zuletzt gegen<br />

die Anti-Dop<strong>in</strong>g-Regeln verstoßen, <strong>in</strong>dem<br />

sie dreimal nicht korrekt angegeben hatte,<br />

wo sie für Dop<strong>in</strong>gtests anzutreffen ist.<br />

Top-Leichtathleten s<strong>in</strong>d verpflichtet,<br />

für die Dop<strong>in</strong>g-Kontrolleure immer erreichbar<br />

zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie angeben, wo<br />

sie sich aufhalten. Wie die schwedische<br />

Zeitung Aftonbladet schon vor <strong>der</strong> <strong>EM</strong><br />

berichtete, hat die 5000-Meter-Europameister<strong>in</strong><br />

von 2016 dies dreimal nicht den<br />

Regeln entsprechend getan. Drei solcher<br />

sogenannter „Missed Tests“ können e<strong>in</strong>e<br />

Dop<strong>in</strong>gsperre nach sich ziehen, dabei<br />

werden allerd<strong>in</strong>gs auch die Umstände be-<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 109<br />

labuch<strong>2018</strong>_108-111_reh_klosterhalfen.<strong>in</strong>dd 109 15.08.<strong>2018</strong> 19:42:02


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> Stars <strong>der</strong> Saison<br />

112 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_112-116_jungfleisch.<strong>in</strong>dd 112 15.08.<strong>2018</strong> 19:45:09


Endlich<br />

Edelmetall<br />

Marie-Laurence Jungfleisch: <strong>Die</strong> Hochspr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> gehört<br />

zum erlesenen Kreis <strong>der</strong> Zwei-Meter-Spr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>nen. An<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Medaille flog die 27-Jährige bislang<br />

aber immer knapp vorbei. Ausgerechnet bei <strong>der</strong> Heim-<strong>EM</strong><br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Medaillen-Traum <strong>in</strong> Erfüllung.<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 113<br />

labuch<strong>2018</strong>_112-116_jungfleisch.<strong>in</strong>dd 113 15.08.<strong>2018</strong> 19:45:11


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>EM</strong> | Hallen-WM | Athletics World Cup | Deutsche Meisterschaften<br />

Ergebnisse<br />

auf e<strong>in</strong>en Blick<br />

Freudensprünge<br />

Sie gehörten zu den Favorit<strong>in</strong>nen auf e<strong>in</strong>e Medaille und hielten dem Druck<br />

stand. Unter dem Jubel des Publikums rannten Rebekka Haase, Lisa Marie<br />

Kwayie, G<strong>in</strong>a Lückenkemper und Tatjana P<strong>in</strong>to (von l<strong>in</strong>ks) über 4x100 Meter<br />

zu Bronze und feierten danach ausgelassen<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 117<br />

labuch<strong>2018</strong>_117_ergebnisse_aufmacher.<strong>in</strong>dd 117 15.08.<strong>2018</strong> 20:51:45


<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> <strong>Die</strong> <strong>EM</strong>-Ergebnisse von Berl<strong>in</strong><br />

Männer<br />

100 Meter (+0,0) | 07.08.<strong>2018</strong><br />

1. Zharnel Hughes (Großbritannien) 9,95<br />

2. Reece Prescod (Großbritannien) 9,96<br />

3. Jak Ali Harvey (Türkei) 10,01<br />

4. Chij<strong>in</strong>du Ujah (Großbritannien) 10,06<br />

5. Filippo Tortu (Italien) 10,08<br />

6. Churandy Mart<strong>in</strong>a (Nie<strong>der</strong>lande) 10,16<br />

7. Emre Zafer Barnes (Türkei) 10,29<br />

Jimmy Vicaut (Frankreich)<br />

DNS<br />

HF: 16. Lucas Jakubczyk (Deutschland) 10,32<br />

HF: 18. Julian Reus (Deutschland) 10,37<br />

VL: 16. Kev<strong>in</strong> Kranz (Deutschland) 10,41<br />

200 Meter (+0,7) | 09.08.<strong>2018</strong><br />

1. Ramil Guliyev (Türkei) 19,76<br />

2. Nethaneel Mitchell-Blake (Großbritannien) 20,04<br />

3. Alex Wilson (Schweiz) 20,04<br />

4. Bruno Hortelano (Spanien) 20,05<br />

5. Adam Gemili (Großbritannien) 20,10<br />

6. Eseosa Desalu (Italien) 20,13<br />

7. Leon Reid (Irland) 20,37<br />

8. Solomon Bockarie (Nie<strong>der</strong>lande) 20,39<br />

HF: 15. Steven Müller (Deutschland) 20,76<br />

HF: 18. Rob<strong>in</strong> Erewa (Deutschland) 20,79<br />

HF: 20. Aleixo Plat<strong>in</strong>i Menga (Deutschland) 20,83<br />

4x100 Meter | 12.08.<strong>2018</strong><br />

1. Großbritannien 37,80<br />

(Ujah, Hughes, Gemili, Aik<strong>in</strong>es-Aryeetey)<br />

2. Türkei 37,98<br />

(Barns, Harvey, Hekimoglu, Guliyev)<br />

3. Nie<strong>der</strong>lande 38,03<br />

(Garia, Mart<strong>in</strong>a, Paul<strong>in</strong>a, Burnet)<br />

4. Frankreich 38,51<br />

5. Ukra<strong>in</strong>e 38,71<br />

6. F<strong>in</strong>nland 38,92<br />

7. Portugal 39,07<br />

Tschechische Republik<br />

DNS<br />

VL: Deutschland DNF<br />

(Kranz, Domogala, Reus, Jakubczyk)<br />

400 Meter | 10.08.<strong>2018</strong><br />

1. Matthew Hudson-Smith (Großbritannien) 44,78<br />

2. Kev<strong>in</strong> Borlée (Belgien) 45,13<br />

3. Jonathan Borlée (Belgien) 45,19<br />

4. Karol Zalewski (Polen) 45,34<br />

5. Luka Janežic (Slowenien) 45,43<br />

6. Óscar Husillos (Spanien) 45,61<br />

7. Ricardo Dos Santos (Portugal) 45,78<br />

8. Karsten Warholm (Norwegen) 46,68<br />

HF: 18. Patrick Schnei<strong>der</strong> (Deutschland) 46,58<br />

VL: 19. Johannes Trefz (Deutschland) 46,53<br />

4x400 Meter | 11.08.<strong>2018</strong><br />

1. Belgien 2:59,47<br />

(Borlée D., Borlée J., Sacoor, Borlée K.)<br />

2. Großbritannien 3:00,36<br />

(Yousif, Cowan, Hudson-Smith, Rooney)<br />

3. Spanien 3:00,78<br />

(Husillos, Bua, García, Hortelano)<br />

4. Frankreich 3:02,08<br />

5. Polen 3:02,27<br />

6. Italien 3:02,34<br />

7. Tschechische Republik 3:03,00<br />

8. Deutschland 3:04,69<br />

(Schnei<strong>der</strong>, Junker, Dammermann, Trefz)<br />

800 Meter | 11.08.<strong>2018</strong><br />

1. Adam Kszczot (Polen) 1:44,59<br />

2. Andreas Kramer (Schweden) 1:45,03<br />

3. Pierre-Ambroise Bosse (Frankreich) 1:45,30<br />

4. Michal Rozmys (Polen) 1:45,32<br />

5. Mateusz Borkowski (Polen) 1:45,42<br />

6. Andreas Bube (Dänemark) 1:45,92<br />

7. Álvaro De Arriba (Spanien) 1:46,41<br />

8. Lukáš Hodbod (Tschechische Republik) 1:46,60<br />

VL: 19. Christoph Kessler (Deutschland) 1:48,13<br />

VL: 22. Benedikt Huber (Deutschland) 1:48,33<br />

VL: Marc-Leo Reuther (Deutschland) DQ<br />

1500 Meter | 10.08.<strong>2018</strong><br />

1. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 3:38,10<br />

2. Marc<strong>in</strong> Lewandowski (Polen) 3:38,14<br />

3. Jake Wightman (Großbritannien) 3:38,25<br />

4. Henrik Ingebrigtsen (Norwegen) 3:38,50<br />

5. Charlie Da’vall Grice (Großbritannien) 3:38,65<br />

6. Simas Bertašius (Litauen) 3:39,04<br />

7. Timo Benitz (Deutschland) 3:39,28<br />

8. Ismael Debjani (Belgien) 3:39,48<br />

13. Homiyu Tesfaye (Deutschland) 3:47,83<br />

VL: 14. Marius Probst (Deutschland) 3:42,37<br />

118 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong><br />

labuch<strong>2018</strong>_117-143_ergebnisse.<strong>in</strong>dd 118 15.08.<strong>2018</strong> 20:31:28


5000 Meter | 11.08.<strong>2018</strong><br />

1. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 13:17,06<br />

2. Henrik Ingebrigtsen (Norwegen) 13:18,75<br />

3. Morhad Amdouni (Frankreich) 13:19,14<br />

4. Yemaneberhan Crippa (Italien) 13:19,85<br />

5. Marc Scott (Großbritannien) 13:23,14<br />

6. Polat Kemboi Arikan (Türkei) 13:23,42<br />

7. R<strong>in</strong>as Akhmadiyev (Athlet unter neutraler Flagge) 13:24,43<br />

8. Julien Wan<strong>der</strong>s (Schweiz) 13:24,79<br />

17. Florian Orth (Deutschland) 13:37,46<br />

18. Marcel Fehr (Deutschland) 13:37,66<br />

10.000 Meter | 07.08.<strong>2018</strong><br />

1. Morhad Amdouni (Frankreich) 28:11,22<br />

2. Bashir Abdi (Belgien) 28:11,76<br />

3. Yemaneberhan Crippa (Italien) 28:12,15<br />

4. Adel Mechaal (Spanien) 28:13,78<br />

5. Andy Vernon (Großbritannien) 28:16,90<br />

6. Soufiane Bouchikhi (Belgien) 28:19,04<br />

7. Julien Wan<strong>der</strong>s (Schweiz) 28:22,02<br />

8. Florian Carvalho (Frankreich) 28:29,78<br />

16. Amanal Petros (Deutschland) 29:01,19<br />

24. Sebastian Hendel (Deutschland) 29:53,45<br />

Richard R<strong>in</strong>ger (Deutschland)<br />

DNF<br />

Marathon | 12.08.<strong>2018</strong><br />

1. Koen Naert (Belgien) 2:09:51<br />

2. Tadesse Abraham (Schweiz) 2:11:24<br />

3. Yass<strong>in</strong>e Rachik (Italien) 2:12:09<br />

4. Javier Guerra (Spanien) 2:12:22<br />

5. Faniel Eyob Ghebrehiwet (Italien) 2:12:43<br />

6. Jesús España (Spanien) 2:12:58<br />

7. Maru Teferi (Israel) 2:13:00<br />

8. Lemawork Ketema (Österreich) 2:13:22<br />

11. Tom Gröschel (Deutschland) 2:15:48<br />

28. Jonas Koller (Deutschland) 2:19:16<br />

33. Sebastian Re<strong>in</strong>wand (Deutschland) 2:19:46<br />

38. Philipp Baar (Deutschland) 2:19:59<br />

46. Marcus Schöfisch (Deutschland) 2:22:57<br />

Philipp Pflieger (Deutschland)<br />

DNF<br />

110 Meter Hürden (+0,0) | 10.08.<strong>2018</strong><br />

1. Pascal Mart<strong>in</strong>ot-Lagarde (Frankreich) 13,17<br />

2. Sergey Shubenkov (Athlet unter neutraler Flagge) 13,17<br />

3. Orlando Ortega (Spanien) 13,34<br />

4. Damian Czykier (Polen) 13,38<br />

5. Gregor Traber (Deutschland) 13,46<br />

6. Andy Pozzi (Großbritannien) 13,48<br />

7. Aurel Manga (Frankreich) 13,51<br />

8. Balázs Baji (Ungarn) 13,55<br />

HF: 16. Erik Balnuweit (Deutschland) 13,59<br />

HF: Alexan<strong>der</strong> John (Deutschland) DQ<br />

400 Meter Hürden | 09.08.<strong>2018</strong><br />

1. Karsten Warholm (Norwegen) 47,64<br />

2. Yasmani Copello (Türkei) 47,81<br />

3. Thomas Barr (Irland) 48,31<br />

4. Ludvy Vaillant (Frankreich) 48,42<br />

5. Patryk Dobek (Polen) 48,59<br />

6. Rasmus Mägi (Estland) 48,75<br />

7. Sergio Fernández (Spanien) 48,98<br />

8. Timofey Chalyy (Athlet unter neutraler Flagge) 49,41<br />

HF: 9. Luke Campbell (Deutschland) 49,20<br />

3000 Meter H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis | 09.08.<strong>2018</strong><br />

1. Mahied<strong>in</strong>e Mekhissi-Benabbad (Frankreich) 8:31,66<br />

2. Fernando Carro (Spanien) 8:34,16<br />

3. Yohanes Chiapp<strong>in</strong>elli (Italien) 8:35,81<br />

4. Yoann Kowal (Frankreich) 8:36,77<br />

5. Zak Seddon (Großbritannien) 8:37,28<br />

6. Daniel Arce (Spanien) 8:38,12<br />

7. Krystian Zalewski (Polen) 8:38,59<br />

8. Topi Raitanen (F<strong>in</strong>nland) 8:40,11<br />

VL: 17. Mart<strong>in</strong> Grau (Deutschland) 8:33,81<br />

VL: 26. Johannes Motschmann (Deutschland) 8:51,65<br />

Hochsprung | 11.08.<strong>2018</strong><br />

1. Mateusz Przybylko (Deutschland) 2,35<br />

2. Maksim Nedasekau (Weißrussland) 2,33<br />

3. Ilya Ivanyuk (Athlet unter neutraler Flagge) 2,31<br />

4. Gianmarco Tamberi (Italien) 2,28<br />

5. Alperen Acet (Türkei) 2,24<br />

5. Andrii Protsenko (Ukra<strong>in</strong>e) 2,24<br />

7. Sylwester Bednarek (Polen) 2,24<br />

8. Douwe Amels (Nie<strong>der</strong>lande) 2,19<br />

8. Eike Onnen (Deutschland) 2,19<br />

Q: 16. Tobias Potye (Deutschland) 2,21<br />

Stabhochsprung | 12.08.<strong>2018</strong><br />

1. Armand Duplantis (Schweden) 6,05<br />

2. Timur Morgunov (Athlet unter neutraler Flagge) 6,00<br />

3. Renaud Lavillenie (Frankreich) 5,95<br />

4. Piotr Lisek (Polen) 5,90<br />

5. Pawel Wojciechowski (Polen) 5,80<br />

6. Konstadínos Filippídis (Griechenland) 5,75<br />

6. Sondre Guttormsen (Norwegen) 5,75<br />

8. Axel Chapelle (Frankreich) 5,65<br />

Q: 13. Torben Laidig (Deutschland) 5,51<br />

Q: 15. Bo Kanda Lita Baehre (Deutschland) 5,51<br />

Q: Raphael Holzdeppe (Deutschland) NM<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 119<br />

labuch<strong>2018</strong>_117-143_ergebnisse.<strong>in</strong>dd 119 15.08.<strong>2018</strong> 20:31:28


Heiß, heißer – <strong>EM</strong> <strong>2018</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

<strong>Die</strong> ersten Tage <strong>der</strong> Europameisterschaften<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> waren von extremer Hitze geprägt.<br />

Beson<strong>der</strong>s litten darunter die Geher über<br />

50 Kilometer, die stundenlang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne<br />

bei weit über 30 Grad ihren Runden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er City drehten. Carl Dohmann trotzte<br />

den Bed<strong>in</strong>gungenen und g<strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong>en<br />

tollen fünften Platz – genau wie Nils Brembach,<br />

dessen Wettkampf über 20 Kilometer<br />

aber bei etwas angenehmeren Bed<strong>in</strong>gungen<br />

stattfand<br />

<strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2018</strong> 121<br />

labuch<strong>2018</strong>_117-143_ergebnisse.<strong>in</strong>dd 121 16.08.<strong>2018</strong> 13:45:30


Leichtathletik<br />

<strong>Die</strong> <strong>großen</strong> <strong>Momente</strong> <strong>der</strong> Saison<br />

<strong>2018</strong><br />

Was war das für e<strong>in</strong> Fest! Berl<strong>in</strong> war wie<strong>der</strong> mal Leichtathletik-Hauptstadt. <strong>Die</strong> besten Athlet<strong>in</strong>nen<br />

und Athleten haben im Kampf um Medaillen, Platzierungen und Bestleistungen dafür<br />

gesorgt, dass die Europameisterschaften im Olympiastadion, aber auch mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> City<br />

am Breitscheidplatz im Schatten <strong>der</strong> Gedächtniskirche zu e<strong>in</strong>em Sommermärchen wurden. Mit<br />

sechs Goldmedaillen für Deutschland. Erleben Sie noch e<strong>in</strong>mal, wie Gesa Krause zum H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisgold<br />

stürmte. Wie die Speerwerfer Thomas Röhler und Andreas Hofmann ihre Dom<strong>in</strong>anz, die sie die<br />

gesamte Saison über gezeigt hatten, <strong>in</strong> Gold und Silber umwandelten. Wie sich Arthur Abele zu König Arthur krönte und<br />

sich endlich mit 32 Jahren se<strong>in</strong>en <strong>großen</strong> Zehnkampf-Traum erfüllte. Wie sich Christ<strong>in</strong> Hussong mit dem Speer im entscheidenden<br />

Moment so steigerte, dass ihr Gold nicht zu nehmen war. Wie Mateusz Przybylko alle Höhen bis zum<br />

<strong>EM</strong>-Titel ohne Fehl und Tadel nahm. Und wie Weitspr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> Malaika Mihambo im dritten Versuch Nerven wie Drahtseile<br />

zeigte und mit 6,75 Metern zu Gold flog. All‘ das, aber natürlich auch die Erfolgsgeschichten <strong>der</strong> weiteren deutschen<br />

Medaillengew<strong>in</strong>ner und <strong>in</strong>ternationalen Stars, wird <strong>in</strong> diesem Buch mit fast 200 tollen Bil<strong>der</strong>n noch e<strong>in</strong>mal lebendig. Dokumentiert<br />

vom Deutsche Leichtathletik-Verband <strong>in</strong> Kooperation mit dem Kölner Verlag DLM RunMedia und den besten<br />

Leichtathletik-Fotografen von Imago Sportfoto. „Leichtathletik <strong>2018</strong>“ wird Sie mit Sicherheit über viele Stunden sehr gut<br />

unterhalten. Mit diesem Bildband holen Sie sich die Er<strong>in</strong>nerungen an fantastische Europameisterschaften <strong>in</strong> ihr Bücherregal.<br />

ISBN 978-3-9818230-2-8 | 22,90 Euro<br />

000_labuch<strong>2018</strong>_umschlag_ebook.<strong>in</strong>dd 4 16.08.<strong>2018</strong> 14:08:14

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