Praktikumsbericht Karin Burg - Goethe-Universität
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JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT<br />
FACHBEREICH ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTEN<br />
<strong>Praktikumsbericht</strong><br />
von<br />
<strong>Karin</strong> <strong>Burg</strong><br />
Studiengang: Erziehungswissenschaften, Hauptstudium<br />
Studienrichtung: Erwachsenenbildung<br />
Praktikumstelle:<br />
Johann Wolfgang <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />
Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung<br />
Herr Professor Dr. Dieter Nittel<br />
Robert-Mayer-Straße 1<br />
Frankfurt / Main<br />
Datum
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung: Meine Motivation für ein Forschungspraktikum 3<br />
2. Vorstellung des Forschungsvorhabens 4<br />
100 Lebensgeschichten eine Geschichte?<br />
"Die Entwicklung der hessischen Erwachsenenbildung aus<br />
der Sicht von Zeitzeugen"<br />
3. Anfangssituationen: die ersten Tage in der neuen Organisation 6<br />
4. Der Tätigkeitsbereich 7<br />
4.1. Die Projektorganisation 7<br />
4.2. Strukturierung und Vereinheitlichung 9<br />
4.2.1 Formular für die Pflege der Datei "Projekt-Status" 9<br />
4.2.2 Einverständniserklärung 9<br />
4.2.3 Zeitzeugen-Informationsbrief 10<br />
4.2.4 Dankschreiben 11<br />
5. Die Datenerhebung 11<br />
5.1 Die Suche nach Interviewpartnern 11<br />
5.2 Die Methode der Datengewinnung und Einblicke 12<br />
in die Interviewsituation<br />
6. Lehr-/Lerngespräche 15<br />
Gespräche mit zwei Studierenden<br />
7. Öffentlichkeitsarbeit 16<br />
Ein Zeitungsbericht für "Forum"<br />
8. Schlussbemerkungen 17<br />
9. Anhang: Dokumentationsunterlagen 18<br />
zu Abschnitt 4 und 5<br />
2
1. Einleitung: Meine Motivation für ein Forschungspraktikum<br />
Beginnen möchte ich mit einem Exkurs um den Stellenwert, den das erziehungswis-<br />
senschaftliche Studium für mich persönlich hat, darzustellen. Daran anschließend<br />
werde ich die Motivation für mein Forschungspraktikum erläutern.<br />
Im Sommersemester 1998 habe ich nach zwei Jahrzehnten Berufstätigkeit mein er-<br />
ziehungswissenschaftliches Studium aufgenommen mit der Absicht, eine fundierte<br />
erziehungswissenschaftliche (Aus)-bildung zu erwerben, als eine m.E. nach grundle-<br />
gende Voraussetzung für die Entwicklung professionellen pädagogischen Handelns.<br />
Im Verlauf des Studiums habe ich gelernt, Bezüge und Verknüpfungen zwischen<br />
theoriegeleiteten Konzepten und Phänomenen in beruflichen und lebensweltlichen<br />
Handlungsvollzügen herzustellen, und ich habe ein breites Spektrum pädagogischer<br />
Problemlösungs- und Handlungskompetenzen erworben. Die interdisziplinär erwor-<br />
benen Wissensbestände und Kernkompetenzen und ihre systematische produktive<br />
Transformation in pädagogischen Entscheidungs- und Handlungssituationen stellen<br />
für mich ein sehr hochwertiges kreatives Handlungspotential dar.<br />
Vor Aufnahme des Studiums, sozusagen als "pädagogische Amateurin", war meine<br />
Lehrtätigkeit von der Vorstellung geprägt, für jede Frage eine Lösung bereit stellen<br />
bzw. finden zu müssen. Inzwischen habe ich diesen Anspruch reflektiert und die Erkenntnis<br />
gewonnen, dass die Vorstellung oder das Vorhandensein von Wissen implizit<br />
mit dem Vorhandensein von Nichtwissen verbunden ist, das Wissensbestände fragil<br />
und hoch selektiv sind und Risiken aus Wissen entstehen, das Gewißheit beansprucht.<br />
Ich habe einen Blick für die Pluralität an Rationalitäten, Wissenspotentialen<br />
und individuellen Bezugssysteme und Relevanzen entwickeln können. Aus der Perspektive<br />
von Niklas Luhmann könnte man meine Lernerfahrungen so beschreiben:<br />
"wenn etwas so ist, kann es auch anders sein".<br />
Zur Entwicklung einer realistischeren Einschätzung dessen, was Lehrende in Lehr-<br />
/Lernsituationen tatsächlich leisten können, haben die vielfältigen Lehrveranstaltungen<br />
ebenso beigetragen wie die spezifischen Inhalte mancher Professoren und Lehrenden.<br />
Die Möglichkeit, von "verdienten Persönlichkeiten" (Nittel 2002) zu lernen<br />
3
ist für die Erweiterung meiner Lernfähigkeit und die Entwicklung meiner eigenen<br />
pädagogischen Professionalität von unschätzbarem Wert.<br />
Was haben diese Ausführungen mit der Motivation für ein Forschungspraktikum zu<br />
tun? Nun, die Überlegung, ein Forschungspraktikum zu absolvieren ist aus kreativen<br />
Diskursen und Interaktionsprozessen der universitären Lehrveranstaltungen entstanden;<br />
aus Gedankenexperimenten mit theoretischen Modellen und Zeitdiagnosen sowie<br />
Fragen nach ihrer Relevanz für die erwachsenenpädagogische Praxis. Daraus hat<br />
sich mein Interesse und meine Neugier entwickelt, einen Einblick in die empirische<br />
Forschungspraxis und in wissenschaftliches Arbeiten zu gewinnen und neue berufliche<br />
Erfahrungen zu sammeln, die auch eine Entscheidungshilfe für meinen zukünftigen<br />
Berufsweg sein können.<br />
Der konstruktiven Unterstützung von Herrn Prof. Dr. Nittel und Herrn Prof. Dr. Kade<br />
verdanke ich die Möglichkeit, dass ich meinen Wunsch in die Tat umsetzen konnte.<br />
Vom ... bis ... absolvierte ich bei Herrn Prof. Dr. Dieter Nittel am Institut für Sozialpädagogik<br />
und Erwachsenenbildung ein viermonatiges Forschungspraktikum,<br />
über das ich im Anschluß berichten werde.<br />
2. Vorstellung des Forschungsvorhabens<br />
Das Forschungsprojekt, in dem ich mitarbeitete, trägt den Titel „100 Lebensgeschichten<br />
eine Geschichte? Die Entwicklung der hessischen Erwachsenenbildung aus<br />
der Sicht von Zeitzeugen".<br />
Die Basis des Forschungsprojektes fußt auf der Rekonstruktion und Sammlung beruflicher<br />
und lebensgeschichtlicher Erfahrungen von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen<br />
der Erwachsenenbildung in Hessen, die ihre Tätigkeit in den 50er, 60er und 70er Jahren<br />
ausgeübt haben. Diese Menschen haben mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement<br />
und ihrem Berufs- und Erfahrungswissen die Erwachsenenbildung gestaltet und<br />
geprägt. Diese Wissensbestände würden mit dem Tod unwiederbringlich verloren<br />
gehen. Das Ziel ist eine Sammlung von 100 Lebensgeschichten. Die Forschungsteilnehmer<br />
und -teilnehmerinnen sind Männer und Frauen in der zweiten Lebenshälfte,<br />
die meisten befinden sich im Ruhestand. Sie waren in den unterschiedlichsten er-<br />
4
wachsenenbildnerischen Funktionen tätig. So zum Beispiel als Kursleiter und Kurs-<br />
leiterinnen, als Aus- und Weiterbildungslehrer und -lehrerinnen, als Bildungs- und<br />
Gewerkschaftssekretäre und -sekretärinnen, als Sachbearbeiter und Sachbearbeite-<br />
rinnen. Sie haben in bildungspolitischen Funktionen gearbeitet, Leitungsfunktionen<br />
ausgeübt oder Aufgaben in der Beratung, Planung, Organisation und Verwaltung<br />
wahrgenommen. Das berufliche Engagement erfolgte sowohl hauptberuflich und /<br />
oder nebenberuflich bzw. ehrenamtlich. Nur wenige der bisher Befragten übten ihre<br />
Tätigkeit freiberuflich aus.<br />
Das Spektrum der Institutionen ist ebenso vielseitig. Die klassischen Einrichtungen<br />
der Weiterbildung wie die Volkshochschulen und kirchlichen und gewerkschaftli-<br />
chen Bildungsträger sind ebenso vertreten wie kulturelle Einrichtungen in Form von<br />
Geschichts-, Musik- und Kunstvereinen. Darüber hinaus kommen einige der Befrag-<br />
ten aus den Bereichen der Frauenbildung und Jugendhilfe, aus Beratungsstellen,<br />
Hochschulen und Ministerien. Befragungen von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen aus<br />
der betrieblichen Bildung befinden sich noch in der Planungs- und Vorbereitungs-<br />
phase.<br />
Das Forschungsprojekt wird in Kooperation mit dem Hessischen Hauptarchiv in<br />
Wiesbaden durchgeführt. Ein wesentlicher Teil der Zusammenarbeit besteht darin,<br />
dass hier die auf Datenträger aufgezeichneten Interviews archiviert werden.<br />
Mit dem Blick auf die Geschichte der Erwachsenenbildung ist der Wunsch verbun-<br />
den, ein tieferes Geschichtsbewußtsein zu fördern und zu einem fruchtbaren Aus-<br />
tausch zwischen den Generationen beizutragen. Je mehr Wiedererkennungseffekte<br />
zwischen den historischen Erzählungen und den Biographien der Gesellschaftsmit-<br />
glieder eintreten, desto besser können sich die Potentiale einer Erinnerungskultur ent-<br />
falten, die kulturelle Gewissheiten, soziale Verbundenheit und Vertrauen zu stiften<br />
vermögen. Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht das Phänomen der Profes-<br />
sionalisierung im Spannungsverhältnis von individueller Lebensgeschichte und kol-<br />
lektiver Geschichte und die Frage, welche Bedeutung diese Zeit der Geschichte für<br />
die Gegenwart hat. Die theoretischen Konstrukte werden, entsprechend den Prämis-<br />
sen qualitativer Sozialforschung, im Untersuchungsprozess generiert bzw. auf der<br />
Grundlage des Datenmaterials entwickelt. Die Daten werden der Wissenschaft für<br />
weitere Forschungsvorhaben zur Verfügung gestellt, so z.B. für die Erstellung von<br />
5
Diplom-Arbeiten oder Dissertationen. Eine große Herausforderung wird die Er-<br />
schließung der Fülle und Vielseitigkeit der Daten darstellen.<br />
3. Anfangssituationen: die ersten Tage in der neuen Organisation<br />
Zu meinem Aufgabenbereich, den ich in Abschnitt 4 ausführlich darstellen werde,<br />
gehörte der Aufbau und die Gestaltung der Projekt-Organisation. Das beinhaltete die<br />
Sammlung und Erfassung von relevanten Forschungsdaten, der vorhandenen Literatur,<br />
der schriftlichen Materialien und ihre Dokumentation, die Verwaltung und Archivierung.<br />
Eine weiteres Aufgabenfeld war die Erhebung von Forschungsdaten. Dazu gehörte<br />
die Suche und Gewinnung potentieller Forschungsteilnehmer und -teilnehmerinnen<br />
und die Erhebung ihrer Lebensgeschichte mit der Methode des autobiographischnarrativen<br />
Interviews.<br />
Die ersten Tage verbrachte ich damit, einen Einblick in das Forschungsvorhaben und<br />
in die Projektorganisation zu gewinnen. Ich studierte die Projektunterlagen, Veröffentlichungen<br />
der Interviewpartner und -partnerinnen, Literatur zur Biographieforschung<br />
und zur Geschichte der Erwachsenenbildung. Besonders hilfreich für den Zugang<br />
zu dem Forschungsvorhaben war ein Aufsatz von Herrn Prof. Dr. Nittel in den<br />
Hessischen Blättern für Volksbildung (Ausgabe 1/2001) und die Beschäftigung mit<br />
bereits vorhandenen autobiographisch-narrativen Interviews und Transkriptionen.<br />
Am Anfang verunsicherte mich die neue Organisationskultur. Ausgehend von meiner<br />
beruflichen Sozialisation, die durch eine starke Dienstleistungsorientierung und vernetzte<br />
Arbeitsstrukturen geprägt ist, nahm ich Unterschiede in den Rationalitäten,<br />
Relevanzsystemen, Verkehrsgewohnheiten, Interaktionsbeziehungen, Kommunikationsstrukturen<br />
und beruflichen Handlungsmustern wahr. Durch Beobachtungen und<br />
Gespräche lernte ich mit der Zeit Zuständigkeitsbereiche und Ablaufstrukturen kennen<br />
und in meinen Handlungen zu berücksichtigen.<br />
In den ersten Wochen befand sich mein Arbeitsplatz in einem Büro im "Turm". Da<br />
zu dieser Zeit alle PC-Arbeitsplätze belegt waren, nutzte ich den PC in meinem Büro<br />
6
zu Hause. Später konnte ich in einem Büro im Institut für Erwachsenenbildung arbeiten,<br />
das mit PC und Drucker ausgestattet war. Die räumliche Nähe zu den Kolleginnen<br />
und Kollegen erleichterte die soziale Integration in das Abteilungsgefüge.<br />
4. Der Tätigkeitsbereich<br />
4.1 Die Projektorganisation<br />
Nachdem ich einen thematischen Überblick gewonnen hatte, versuchte ich einen<br />
Einblick in den Organisationsstand des Projektes zu bekommen. Dazu war eine Analyse<br />
der Ist-Situation erforderlich. Einige Projektdaten waren bereits erfasst worden.<br />
Die Word-Datei enthielt einen Teil der Forschungsteilnehmer und potentiellen Ansprechpartner.<br />
Für die Erarbeitung eines Organisationskonzepts waren nach meiner<br />
Ansicht die folgenden Überlegungen relevant:<br />
Wie wurden die Daten bisher erfasst?<br />
Welche Daten sind bereits erfasst, welche müssen noch erfasst werden?<br />
Welche PC-Programme bzw. Datenbänke stehen zur Verfügung?<br />
Sind die vorhandenen Systeme vernetzt?<br />
Welche Daten werden benötigt? Zu welchem Zweck?<br />
Nach welchen Kriterien werden die gewonnen Daten weiter bearbeitet? Gibt es besondere<br />
Anforderungen für die spätere Auswertung bzw. für die Verwendung im<br />
Hessischen Staatsarchiv?<br />
Da ich als Praktikantin und Interims-Mitarbeiterin das Projekt nur für kurze Zeit<br />
betreuen würde, versuchte ich im Dialog mit einer Kollegin weiterführende Informationen<br />
zu sammeln. Es war schade, dass eine gemeinsame Konzeptentwicklung aufgrund<br />
eines unterschiedlichen Aufgabenverständnisses nicht möglich war.<br />
Nachdem ich die erforderlichen Daten zusammen getragen hatte, erstellte ich unter<br />
Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen ein Konzept zur Gestaltung der Projekt-Organisation.<br />
Inhaltlich war vorgesehen, zwei nach Zielgruppen getrennte Tabellen aufzubauen.<br />
Eine Tabelle, die Datei "Projekt-Status, geführte autobiographisch-narrativ Inter-<br />
7
views" enthielt alle bereits durchgeführten Interviews und relevanten Daten der For-<br />
schungsteilnehmer und -teilnehmerinnen. In einer zweiten Tabelle, der "Adressliste<br />
potentielle Informanten / potentielle Interviewpartner", wurden die Daten von poten-<br />
tiellen Forschungsteilnehmern und -teilnehmerinnen geführt.<br />
Die Frage, welches PC-Programm für die Erfassung der Daten geeignet ist, wurde<br />
kontrovers diskutiert. Zur Verfügung standen "Excel" und "Word". Im Hinblick auf<br />
die Auswertungsmöglichkeiten und die Auswahl und Modifikation von Tabelleneigenschaften<br />
ist eine Bearbeitung der Daten in "Excel" komfortabler. In "Word" sind<br />
die Gestaltungs- und Auswertungskriterien einzelner Parameter eingeschränkt. Im<br />
Hinblick auf die Eingabe und Verarbeitung von Texten hat "Word" Vorzüge. Als<br />
weiterer Vorteil von "Word" wurde das einseitige Format der Tabellen gesehen. Da<br />
sich die bisherige Bearbeitung in "Word" bewährt hatte, wurde sie beibehalten.<br />
Die folgenden Arbeitsschritte stellten sich als zeitintensive Fleißarbeit heraus. Zuerst<br />
erfasste ich aus den vorhandenen Namenslisten alle verfügbaren Daten. Anschließend<br />
ermittelte ich die noch benötigten Daten der Forschungsteilnehmer und -<br />
teilnehmerinnen und erfasste sie in der entsprechenden Datei. Die telefonischen Gespräche<br />
mit den Forschungsteilnehmern waren sehr aufschlussreich und bewirkten,<br />
dass die Namen in den Statistiken mit Leben gefüllt wurden. Häufig entwickelten<br />
sich interessante Gespräche über unterschiedliche Entwürfe erwachsenenbildnerischer<br />
Tätigkeit. Analog dazu, arbeitete ich an der Sammlung und Erfassung der Daten<br />
für die Adressliste.<br />
Zusammenfassend enthielten die beiden Dateien alle wesentlichen Daten der Forschungsteilnehmer<br />
und fungierten als Dokumentation des Forschungsvorhabens und<br />
als Projekt-Übersicht.<br />
8
4.2 Strukturierung und Vereinheitlichung der Projektarbeit<br />
4.2.1 Formular für die Pflege der Datei Projekt-Status<br />
Zur Vereinfachung der Datenerfassung erstellte ich ein Formular, das tabellarisch<br />
aufgebaut war und alle relevanten Informationen enthielt, die für den "Projekt-<br />
Status" benötigt wurden. Die Idee war, das Formular von dem Interviewer bzw. der<br />
Interviewerin am Ende des Interviews handschriftlich ausfüllen zu lassen und der<br />
Projekt-Sachbearbeiterin zur Verfügung zu stellen. Das Ausfüllen des Formulars erforderte<br />
kaum Zeit (1 - 2 Minuten). Jeder Interviewerin wurde das Formular per<br />
E-Mail oder als Kopie zur Verfügung gestellt.<br />
4.2.2 Einverständniserklärung<br />
Wie schon erwähnt, wurden die autobiographisch-narrativen Interviews auf Datenträger<br />
aufgezeichnet. Die Datenträger werden nach Abschluß des Forschungsvorhabens<br />
im Hessischen Staatsarchiv in Wiesbaden archiviert, um die empirischen Daten<br />
anderen Wissenschaftlern für weitere Forschungen zugänglich zu machen. Aus<br />
Gründen des Datenschutzes war für die Archivierung das schriftliche Einverständnis<br />
der Forschungsteilnehmer und -teilnehmerinnen einzuholen. Dabei konnten die Befragten<br />
zwischen der Möglichkeit wählen, sich mit ihrem Namen oder einem Pseudonym<br />
registrieren zu lassen. Ein Formular dafür wurde im Laufe des Forschungsvorhabens<br />
erstellt. Die Interviewerinnen erläuterten den Befragten in der Interviewsituation<br />
den Zweck der Einverständniserklärung und ließen sie von den Befragten unterzeichnen.<br />
Da ohne die Einverständniserklärungen die Datenträger nicht archiviert<br />
werden können, war es erforderlich, noch nicht vorhandene Einverständniserklärungen<br />
nachträglich einzuholen.<br />
9
4.2.3 Zeitzeugen-Informationsbrief<br />
In der Regel erfolgte die erste Kontaktaufnahme zu potentiellen Interviewpartnern<br />
und -partnerinnen telefonisch. Einige Gesprächspartner baten um schriftliche Infor-<br />
mationen zu dem Vorhaben. Zu diesem Zweck verfasste ich einen Informationsbrief,<br />
der die wesentlichen Informationen über das Projekt enthielt und den Interviewpart-<br />
nern zur Verfügung gestellt werden konnte. Der Brief hatte vertrauens- und sicher-<br />
heitsstiftende Funktion und überbrückte die Anonymität der Gesprächspartner. Die<br />
mündlichen Darstellungen wurden "schwarz auf weiß" bestätigt und der offizielle<br />
Charakter des Vorhabens untermauert. In manchen Gesprächen war es schon bei der<br />
ersten Kontaktaufnahme möglich, den Gesprächspartner für eine lebensgeschichtliche<br />
Erzählung zu gewinnen und einen Interviewtermin zu vereinbaren. In diesem<br />
Fall konnte das Schreiben auch zur Bestätigung des geplanten Interviewtermins verwendet<br />
werden.<br />
4.2.4 Dankschreiben<br />
Nach der Durchführung eines Interviews erhielten die Forschungsteilnehmer und<br />
-teilnehmerinnen ein Schreiben, indem der Projektleiter und die Interviewerin sich<br />
für die Teilnahme an dem Forschungsprojekt bedankten.<br />
10
5. Die Datenerhebung<br />
Neben dem Aufbau der Projektorganisation hatte ich die Möglichkeit, Ausschnitte<br />
aus der Forschungspraxis kennen zu lernen und Forschungserfahrungen zu sammeln.<br />
Ich konnte mich als Feldforscherin erproben und selbständig empirische Daten mit<br />
dem Verfahren autobiographisch-narrativer Interviews erheben.<br />
Erste Erfahrungen mit dieser Methode hatte ich bereits in der Lehrveranstaltung<br />
"Freiberuflichkeit von Diplom-Pädagogen" von Herrn Prof. Dr. Nittel erworben. Auf<br />
der Grundlage autobiographisch-narrativ erhobener Daten habe ich in einer Semes-<br />
terarbeit biographische Sequenzen eines Diplom-Pädagogen strukturell beschrieben<br />
und unter dem Aspekt der Funktion der Freiberuflichkeit analysiert.<br />
Einen bescheidenen Zugang zu dem komplexen Analyseinstrumentarium von Fritz<br />
Schütze habe ich durch die Teilnahme an einem Tutorium, das von Herrn Prof. Dr.<br />
Nittel angeboten und von Frau Wagner durchgeführt wurde, gefunden. Es ging um<br />
den Versuch einer exemplarischen Fallanalyse von Daten, die Frau Wagner mit autobiographisch-narrativen<br />
Interviews erhoben hatte. Das Erkenntnisinteresse war auf<br />
Typologien von biographischen Mustern lebenslangen Lernens bei Männern, die sich<br />
im Vorruhestand befanden, gerichtet. Die Verknüpfung der grundlagentheoretischen<br />
Aussagen von Schütze mit den empirischen Daten erwies sich als außerordentlich<br />
komplex und es war nicht einfach mit dem theoretischen Gebäude selbständig umgehen<br />
zu lernen.<br />
5.1. Die Suche nach Interviewpartnern<br />
Es bestand die Möglichkeit, einen Teil der Interviewpartner und -partnerinnen selbständig<br />
zu suchen und für ein lebensgeschichtliches Interview zu gewinnen. Um<br />
Namen und Anschriften potentieller Forschungsteilnehmer zu finden, nahm ich Kontakt<br />
zu zahlreichen Institutionen und Trägern der Erwachsenenbildung sowie anderen<br />
Einrichtungen auf, z.B. zu Seniorenheimen, zur Akademie der Generationen und zu<br />
Unternehmen wie Adam Opel, Fresenius und Du Pont.<br />
11
Bei der Auswahl der Gesprächspartner war eine systematische Vorgehensweise notwendig.<br />
Zum einen widerspricht es den Grundsätzen der Methode Interviewpartner<br />
aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zu gewinnen, zum anderen sind Kriterien zu<br />
berücksichtigen, die dem theoretical sampling zugrunde liegen, wie beispielsweise<br />
die regionale Eingrenzung der Berufstätigkeit auf das Bundesland Hessen, der Zeitraum<br />
der erwachsenenbildnerischen Berufstätigkeit, der von 1950 - 1980 reicht, die<br />
institutionelle Herkunft, die berufliche Funktion und das Geschlecht der Informanten.<br />
Hilfreich waren bestehende, vielfältige universitäre Verbindungen und Kontakte zu<br />
Institutionen und Empfehlungen von Interviewpartnern, von Freunden und Bekannten,<br />
auf die ich bei der Suche nach Forschungsteilnehmern zurück greifen konnte.<br />
Die erste Kontaktaufnahme zu potentiellen Interviewpartnern erfolgte telefonisch.<br />
Dabei wurde das Forschungsvorhaben vorgestellt und geklärt, ob der jeweilige Gesprächspartner<br />
die Kriterien des Forschungsdesigns erfüllte und die Bereitschaft für<br />
ein Interview bestand. Meistens wurde bereits im ersten Gespräch ein Interviewtermin<br />
vereinbart.<br />
Ich war überrascht, wie miteilungsfreudig die Gesprächspartner bereits am Telefon<br />
waren. Bestand der Wunsch nach schriftlichen Informationen, wurde den potentiellen<br />
Interviewpartnern der "Zeitzeugen-Informationsbrief" zur Verfügung gestellt.<br />
5.2. Methode der Datengewinnung und Einblicke in die Interviewsituation<br />
Im Laufe des Forschungspraktikums erweiterte ich mein biographieanalytisches Basiswissen.<br />
Unter Zuhilfenahme von Literatur habe ich mich in die Methode und das<br />
Analyseverfahren autobiographisch-narrativer Interviews tiefer eingearbeitet. Dabei<br />
hatte ich keine Schwierigkeiten, die methodologischen Ausführungen zur Datenerhebung<br />
nachzuvollziehen, schwierig war, ein theoretisches Verständnis für die komplexen<br />
Verfahrensweisen der Datenauswertung zu bekommen. Inzwischen habe ich die<br />
Literatur mehrmals durchgearbeitet und festgestellt, das es durch die Felderfahrungen<br />
möglich war, einen Bezug zwischen Theorie und Empirie herzustellen und einen<br />
Zugang zu der Sprache und dem Verfahren von Fritz Schütze zu finden.<br />
12
Charakteristisch für das autobiographisch-narrative Interview ist, das die Interviewe-<br />
rin die Informanten zum autobiographischen Erzählen der ganzen Lebensgeschichte<br />
auffordert; damit wird der Erzählstimulus gesetzt. Entscheidend für die Authenzität<br />
ist, das die Informanten die Geschichte nicht vorbereitet haben. Es geht um das Erinnern<br />
und Erzählen eigenerlebter Erfahrungen aus dem Stegreif.<br />
Zu Beginn der Interviewsituation habe ich versucht, mit den Interviewpartnern über<br />
alltagsweltliche Ereignisse ins Gespräch zu kommen, Fremdheit abzubauen und eine<br />
vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre zu entwickeln. Über den eigentlichen Zweck<br />
der Zusammenkunft habe ich meistens erst gesprochen, wenn Merkmale für die Gewährung<br />
eines Vertrauensvorschusses wahrnehmbar waren. Dann habe ich das Projekt<br />
vorgestellt und Verfahren, Methode und Besonderheiten der Erzählform des narrativen<br />
Interviews erläutert. Weiterhin wurde über die Aufzeichnung der Texte, über<br />
Fragen der Archivierung der Datenträger und die Wahrung der Vertraulichkeit und<br />
des Datenschutzes gesprochen.<br />
Ich habe auch darauf hingewiesen, dass die Erzählung der ganzen Lebensgeschichte<br />
im Zentrum steht, das es um die Entwicklung einer zwanglosen Stegreiferzählung<br />
geht, das ich während der Haupterzählung nur zuhören und die Erzählung nicht mit<br />
Zwischenfragen oder Kommentaren unterbrechen würde, ich mir Notizen machen<br />
und Fragen erst nach Beendigung der Erzählung stellen würde. Im Anschluß an die<br />
Erzählaufforderung (Erzählstimulus) haben die Interviewpartner und -partnerinnen<br />
mit ihrer Lebensgeschichte begonnen. Die offene Struktur des narrativen Interviews<br />
ermöglichte den Erzählenden die Erzählinhalte nach eigenen Bedürfnissen und Relevanzen<br />
auszuwählen und einen eigenen "Erzählfaden" zu entwickeln.<br />
Während der Haupterzählung habe ich mich an die Rolle der aufmerksamen und interessierten<br />
Zuhörerin gehalten und auf die Äußerung von Rezeptionssignalen beschränkt.<br />
Die unmittelbare Konfrontation mit der Fülle von Erinnerungen, schmerzhaften Erfahrungen<br />
und kritischen Situationen in den autobiographischen Zeugnissen berührte<br />
mich sehr. Ich nahm die Forderung nach wissenschaftlicher Distanz und dem sensitiven<br />
Einlassen auf eine empathische menschliche Begegnung als Spannungsverhältnis<br />
wahr. Erst wenn die Erzählenden ein eindeutiges Schlusssignal gesetzt hatten, wie<br />
z.B. "das war`s" oder "was möchten Sie denn noch wissen?" leitete ich die Nachfra-<br />
13
gephase ein. Hier kam es darauf an, mit großer Behutsamkeit durch narrative Fragen<br />
unerwähnt gebliebene bzw. zu kurz gekommene Erzählpassagen zu aktivieren. Dabei<br />
versuchte ich, was bei den ersten Interviews nicht immer glückte, erzählgenerierende<br />
Fragen zu formulieren und meinen Sprachstil an den Sprachstil der Interviewpartner<br />
und -partnerinnen anzupassen.<br />
Im dritten Teil des Interviews wurde versucht, durch argumentative Nachfragen die<br />
Plausibilisierung bestimmter Inhalte anzuregen. Je nach Dichte der Haupterzählung<br />
traten diese Art von Fragen in den Hintergrund.<br />
Die Aufzeichnung der Interviews erzeugte bei einigen Interviewpartnern ein spürbares<br />
Unbehagen, das bei einem Gesprächspartner bis zum Abschalten des Gerätes andauerte.<br />
Ein anderer Interviewpartner erwähnte erst nach Beendigung der Aufnahme<br />
eine bedeutsame Begebenheit seines Lebens, die mit starken Schuldgefühlen besetzt<br />
war.<br />
Manche Gesprächspartner und -partnerinnen zeigten mir nach der Erzählung bestimmte<br />
Gegenstände, Gegenstände, die eine besondere Bedeutung für sie hatten oder<br />
sie zeigten ihre selbst hergestellten künstlerischen Werke.<br />
Bis zum Ende des Praktikums hatte ich die Gelegenheit, mit acht Zeitzeugen und<br />
Zeitzeuginnen der hessischen Erwachsenenbildung lebensgeschichtliche Interviews<br />
zu führen. Von insgesamt zwölf vereinbarten Interviewterminen wurden vier Termine<br />
von drei weiblichen Interviewpartnerinnen und einem männlichen Interviewpartner<br />
abgesagt. Die Frauen begründeten ihre Absage mit einer negativen Selbsteinschätzung<br />
ihrer Berufs- und Lebensgeschichte, der männliche Interviewpartner nannte<br />
berufliche Gründe.<br />
Sechs Interviews wurden bei den Befragten zu Hause durchgeführt, zwei in meinem<br />
Büro der <strong>Universität</strong>. Der primäre Unterschied zwischen den beiden Befragungsorten<br />
lag in den äußeren Rahmenbedingungen. Der Ablauf der Interviews an der <strong>Universität</strong><br />
war störungsfreier. Die Störungen aus der häuslichen Umwelt entfielen und die<br />
Befragten waren in der <strong>Universität</strong> in der Rolle des Gastes und nicht in der Rolle des<br />
Gastgebers, die mit mehr Aktivitäten verbunden ist.<br />
Die Interviewdauer war im voraus nicht absehbar und jede Interviewsituation gestaltete<br />
sich anders. Handlungsleitend für mich war die Wahrung des Prinzips der Offenheit<br />
gegenüber den Gesprächspartnern und der Interviewsituation und die damit<br />
14
verbundene permissive und flexible Haltung für die Gegebenheiten und Ereignisse<br />
vor Ort. Nach jedem Interview wurde von der Interviewerin ein Bericht erstellt, in<br />
dem die Kontaktaufnahme, der Interviewverlauf und die Besonderheiten der Inter-<br />
viewsituation dargestellt und reflektiert wurden.<br />
6. Lehr-/Lerngespräche: Gespräche mit zwei Studierenden<br />
Im Rahmen des Seminars "Professionalität und Professionalisierung in der Erwach-<br />
senenbildung" von Herrn Prof. Dr. Nittel bestand für Studierende die Möglichkeit,<br />
Semesterarbeiten zu dem Forschungsvorhaben anzufertigen. Thematisch standen be-<br />
rufsbiographische Aspekte der Professionalisierung, dargestellt an Biographien von<br />
Zeitzeugen bzw. Zeitzeuginnen, im Vordergrund. Meine Aufgabe bestand darin, inte-<br />
ressierten Studierenden mit Informationen zu dem Projekt und der Methode des au-<br />
tobiographisch-narrativen Interviews behilflich zu sein. Das erste Gespräch fand mit<br />
einem Seminarteilnehmer statt, der ein autobiographisch-narratives Interview mit einem<br />
Pfarrer geplant hatte. Nachdem der Studierende sein Vorhaben erläutert hatte,<br />
stellte ich ihm das Forschungsvorhaben vor und erläuterte das methodische Verfahren<br />
des narrativen Interviews. Im Gesprächsverlauf hatte ich den Eindruck, dass mein<br />
Gesprächspartner den Darstellungen nicht folgen konnte. Es stellte sich heraus, dass<br />
er sein erziehungswissenschaftliches Studium erst vor ein paar Wochen begonnen<br />
und die Einarbeitung in erziehungswissenschaftliche Literatur noch vor sich hatte.<br />
Ich stellte mich auf die Situation ein und schilderte meine empirischen Erfahrungen<br />
und erläuterte die Aufzeichnung der Interviews und Fragen des Datenschutzes. Zum<br />
Schluss sprachen wir noch über einführende Literatur in das Thema.<br />
Aus der Vermittlungsperspektive hatte ich den Inhalt meines Konzepts zwar an<br />
Studierenden im Grundstudium orientiert, aber auf einen Studienanfänger war ich<br />
nicht vorbereitet. Ausgehend von meinen eigenen Handlungsentwürfen hatte ich<br />
diese Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen.<br />
Ein weiteres Gespräch fand mit einer Seminarteilnehmerin statt, die sich im zweiten<br />
Semester befand. (Diese Frage hatte ich dieses Mal zuerst geklärt).<br />
15
Ihre Idee war, eine Arbeit über ein bereits geführtes Zeitzeugen-Interview anzuferti-<br />
gen. Der thematische Schwerpunkt sollte noch entwickelt werden. Nach gemeinsa-<br />
men Überlegungen zur inhaltlichen Gestaltung entschied sie sich für ein biographi-<br />
sches Portrait. Aus der Vielzahl der gesammelten Lebensgeschichten, es waren be-<br />
reits 55, wählte ich einen männlichen Zeitzeugen aus. Er hatte mit Zielstrebigkeit,<br />
Durchhaltevermögen und einem außerordentlich hohen ehrenamtlichen Engagement<br />
über 31 Jahre ein Bildungsangebot für Erwachsene in einer infrastrukturell schlecht<br />
erschlossenen Region entwickelt, gestaltet, bereit gestellt und aufrecht erhalten. Er<br />
besaß keine pädagogische oder erwachsenenbildnerische Ausbildung; hauptberuflich<br />
war er mehrere Jahre als Schuster und 30 Jahre als Postbote tätig.<br />
Warum habe ich diese Biographie gewählt? Bemerkenswert für mich, war der Stellenwert<br />
und das Selbstverständnis seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. In der Haupterzählung<br />
nimmt diese Tätigkeit die größte biographische Relevanz ein. Andere Lebensbereiche<br />
wie Familie, Kinder, Freundeskreis und die langjährigen hauptberuflichen<br />
Tätigkeiten spielten eine untergeordnete Rolle.<br />
7. Öffentlichkeitsarbeit<br />
Zum Ende des Praktikums verfasste ich noch einen Zeitungsbericht über das Projekt,<br />
der in "FORUM", einem Magazin für Erwachsenenbildner, dessen Träger die evangelische<br />
Kirche ist, veröffentlicht wurde.<br />
Betrachtete man das Forschungsprojekt als innovatives Produkt der Wissenschaft, so<br />
erfüllte die Vorstellung des Projektes in der Öffentlichkeit mehrere Funktionen:<br />
• eine Informationsfunktion: d. h. der Artikel diente der Bekanntmachung des<br />
Forschungsvorhabens und der Übermittlung von Informationen. Als Zielgruppe<br />
sollten die in der Erwachsenenbildung tätigen bzw. tätig gewesenen<br />
Menschen angesprochen werden.<br />
• eine Kommunikationsfunktion: damit war die Absicht verbunden, neue Kontakte<br />
zu knüpfen und Interviewpartner für das Projekt zu gewinnen.<br />
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• eine Imagefunktion: mit dem Transfer wissenschaftlicher Kommunikation in<br />
die Lebenswelt der Adressaten wird eine Plattform für einen Dialog zwischen<br />
Wissenschaft und Öffentlichkeit geschaffen mit der Möglichkeit für einen<br />
fruchtbaren Austausch von wissenschaftlichem und lebensweltlichem Wissen.<br />
8. Schlussbemerkungen<br />
Das Kennen lernen des Handlungsfeldes „Forschung“ aus der Perspektive des Forschers<br />
und der Perspektive der Organisation war eine sehr wertvolle Erfahrung für<br />
mich. Durch die selbständige Erhebung der Daten und das Experimentieren mit dem<br />
theoretischen Modell der Biographieforschung habe ich mir methodisches Wissen<br />
und wissenschaftliche Handlungskompetenzen aneignen und eine Verbindung zwischen<br />
den im Studium erworbenen Wissensbeständen und Kompetenzstrukturen und<br />
der empirischen Praxis herstellen können.<br />
Die anfänglichen Unsicherheiten im unmittelbaren Forschungsfeld waren bald abgebaut.<br />
Ich entwickelte Sicherheit und ein hohes Maß an Offenheit, Interesse und Sensitivität<br />
für die Begegnungen mit den Forschungsteilnehmern und -teilnehmerinnen.<br />
Aus organisatorischer Perspektive bewirkte die Funktion der Praktikantin eine Konfusion<br />
mit den mir vertrauten langjährigen beruflichen Funktionen. Es entwickelte<br />
sich ein komplexes Spannungsverhältnis zwischen gewohnten Rationalitäten, Handlungsweisen<br />
und Gepflogenheiten meiner beruflichen Identität, den unbekannten<br />
Handlungsräumen als Praktikantin und den Praxisabläufen und Handlungszwängen<br />
der Institution. Auf die anfängliche Phase der Verunsicherung folgte eine Phase der<br />
Erkundung und Reflexion und es war sukzessive möglich, einen Teil der Fremdheit<br />
abzubauen.<br />
Ich würde jederzeit wieder ein Forschungspraktikum absolvieren und möchte Herrn<br />
Prof. Dr. Nittel ganz herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit und das hilfreiche<br />
Feedback danken.<br />
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9. Anhang: Dokumentationsunterlagen zu Abschnitt 4 und 5<br />
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