Stärken-Schwächen-Analyse für den Logistikstandort Baden ...
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<strong>Stärken</strong>-<strong>Schwächen</strong>-<strong>Analyse</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Logistikstandort</strong><br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Im Auftrag des Wirschaftsministeriums Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Erstellt durch SCI Verkehr GmbH<br />
Februar 2008
Herausgeber<br />
Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Theodor-Heuss-Str. 4<br />
70174 Stuttgart<br />
www.wm.ba<strong>den</strong>-wuerttemberg.de<br />
Erstellt im Auftrag des Wirtschaftsministeriums,<br />
Abteilung „Innovation und Technologietransfer“<br />
durch SCI Verkehr GmbH, Köln, www.sci.de<br />
Gestaltung des Titelblattes<br />
kemnitzmares, Stuttgart, www.kemnitzmares.de<br />
Stand<br />
Februar 2008<br />
Die Broschüre kann bezogen wer<strong>den</strong> vom<br />
Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Theodor-Heuss-Str. 4<br />
70174 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 / 123-2426<br />
E-Mail: pressestelle.wm@wm.bwl.de<br />
Sie steht im Informationsservice<br />
unter www.wm.ba<strong>den</strong>-wuerttemberg<br />
zum Download zur Verfügung<br />
Verteilerhinweis<br />
Diese Informationsschrift wird von der Landesre-<br />
gierung Ba<strong>den</strong>-Württemberg im Rahmen ihrer ver-<br />
fassungsmäßigen Verpflichtung zur Unterrichtung<br />
der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf während<br />
eines Wahlkampfes weder von Parteien noch von<br />
deren Kandidaten und Kandidatinnen oder Hilfs-<br />
kräften zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet<br />
wer<strong>den</strong>. Dies gilt <strong>für</strong> alle Wahlen.<br />
Missbräuchlich sind insbesondere die Verteilung<br />
auf Wahlveranstaltungen, an Informationsstän<strong>den</strong><br />
der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder<br />
Aufkleben parteipolitischer Informationen oder<br />
Werbemittel.<br />
Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur<br />
Verwendung bei der Wahlwerbung. Auch ohne zeit-<br />
lichen Bezug zu einer bevorstehen<strong>den</strong> Wahl darf<br />
die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet<br />
wer<strong>den</strong>, dass dies als Parteinahme des Herausgebers<br />
bzw. der Herausgeberin zugunsten einzelner politi-<br />
scher Gruppen verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> könnte. Diese<br />
Beschränkungen gelten unabhängig davon, auf wel-<br />
chem Wege und in welcher Anzahl diese Informa-<br />
tionsschrift verbreitet wurde.<br />
Erlaubt ist es jedoch <strong>den</strong> Parteien, diese Informa-<br />
tionsschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu<br />
verwen<strong>den</strong>.
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Anlass der Untersuchung/politisch-wirtschaftliche Einordnung.......................6<br />
1.1 Struktur der Branche: .......................................................................................6<br />
1.2 Trends und Entwicklungen...............................................................................8<br />
1.3 Bedeutung der Branche <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg..........................................11<br />
2 Die Verkehrsinfrastruktur im Überblick.............................................................22<br />
2.1 Straßenverkehr ...............................................................................................22<br />
2.2 Schienenverkehr.............................................................................................26<br />
2.3 Binnenschifffahrt.............................................................................................30<br />
2.4 Kombinierter Verkehr......................................................................................35<br />
2.5 Luftfracht .........................................................................................................38<br />
2.6 Bewertung Infrastrukturen..............................................................................41<br />
3 Standorte ............................................................................................................42<br />
3.1 Logistikimmobilien..........................................................................................42<br />
3.2 Logistikimmobilien in <strong>den</strong> Regionen..............................................................44<br />
3.3 Standortfaktoren in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.......................................................52<br />
3.4 Bautätigkeiten in der Logistik .........................................................................55<br />
3.5 Bewertung Standorte......................................................................................56<br />
4 Unternehmen ......................................................................................................58<br />
4.1 Unternehmen des Güterkraftverkehrs............................................................58<br />
4.2 Logistikunternehmen......................................................................................59<br />
4.3 Intralogistik......................................................................................................61<br />
4.4 eLogistik/RFID ................................................................................................62<br />
4.5 Verladerbranchen ...........................................................................................65<br />
4.6 Outsourcingpotenzial .....................................................................................68<br />
4.7 Bewertung der Unternehmensstruktur...........................................................72<br />
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5 Forschung/Aus- und Weiterbildung ..................................................................74<br />
5.1 Duale Berufsbildung.......................................................................................74<br />
5.2 Sonstige Weiterbildungsmöglichkeiten .........................................................78<br />
5.3 Berufsakademien............................................................................................78<br />
5.4 Hochschulen/Forschungsinstitute .................................................................79<br />
5.5 Akademische Weiterbildung ..........................................................................82<br />
5.6 Bewertung Forschung/Aus- und Weiterbildung ............................................83<br />
6 Netzwerke ...........................................................................................................85<br />
6.1 Verbände ........................................................................................................85<br />
6.2 IHK-Arbeitskreise ............................................................................................86<br />
6.3 Intralogistik-Netzwerk in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ...............................................87<br />
6.4 Weitere Netzwerkstrukturen ...........................................................................87<br />
6.5 Bewertung Netzwerke ....................................................................................89<br />
7 Logistikregionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg..........................................................91<br />
7.1 Logistische Kernregionen...............................................................................91<br />
7.2 Logistik-Supportregionen...............................................................................94<br />
7.3 Logistikregionen mit regionaler Bedeutung...................................................96<br />
8 Logistikstrategie Ba<strong>den</strong>-Württemberg ..............................................................98<br />
8.1 Verbesserung der logistischen Rahmenbedingungen..................................98<br />
8.2 Verbesserung des Image des Standortes .....................................................99<br />
8.3 Stärkung der vorhan<strong>den</strong>en <strong>Stärken</strong>.............................................................100<br />
8.4 Verbesserung der Unternehmensstrukturen in der Branche ......................101<br />
8.5 Weiterentwicklung der Netzwerkstrukturen/<br />
Aufbau einer Logistik-Community.....................................................................102<br />
8.6 Aufbau einer zentralen Kommunikations- und Informationsinstanz/<br />
Clustermanagement..........................................................................................102<br />
9 Handlungsoptionen..........................................................................................105<br />
9.1 Schnellstmögliche Umsetzung.....................................................................105<br />
9.2 Mittelfristige Umsetzung ...............................................................................107<br />
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10 Anhang..............................................................................................................110<br />
10.1 Hauptachsen des Straßengüterverkehrs .....................................................110<br />
10.2 Ausbauzustand der Hauptachsen des Straßengüterverkehrs ....................111<br />
10.3 Verkehrsbelastung der Hauptachsen des Güterverkehrs ...........................113<br />
10.4 Logistikbeschäftigung in <strong>den</strong> Regionen ......................................................115<br />
10.5 Verbände der Logistikwirtschaft in Ba<strong>den</strong> Württemberg.............................115<br />
10.6 Weiterführende Literatur:..............................................................................117<br />
11 Glossar..............................................................................................................118<br />
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Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Aufteilung Logistikmarkt Deutschland.................................................................................. 8<br />
Abb. 2: Entwicklung der Leistungsvielfalt im Unternehmen ........................................................... 10<br />
Abb. 3: Ranking Logistikregionen ................................................................................................... 13<br />
Abb. 4: Beschäftigte in der Kernbranche Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1999/2006 ...................... 15<br />
Abb. 5: Vergleich Beschäftigung Kernbranche Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1999/2006............. 15<br />
Abb. 6: Gesamt-Beschäftigung Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1999/2006 ..................................... 16<br />
Abb. 7: Vergleich Logistikbeschäftigung / Gesamtbeschäftigung 1999/2006 ............................... 17<br />
Abb. 8: Aufteilung der Gesamtbeschäftigung Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg und Deutschland 18<br />
Abb. 9: Betriebe/Umsatz der Kernbranche Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ................................. 19<br />
Abb. 10: Umsätze der wichtigsten Branchen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.......................................... 20<br />
Abb. 11: Beschäftigte der wichtigsten Branchen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.................................... 20<br />
Abb. 12: Das überörtliche Verkehrsnetz Ba<strong>den</strong>-Württemberg ..................................................... 22<br />
Abb. 13: Ausbaumaßnahmen von Autobahnabschnitten in Ba<strong>den</strong>-Württemberg....................... 23<br />
Abb. 14: Hauptachsen des Schienengüterverkehrs ..................................................................... 26<br />
Abb. 15: Wachstumsraten Weltwirtschaft, -handel, -containerumschlag..................................... 30<br />
Abb. 16: Umschlag der deutschen Binnenhäfen im Jahr 2006.................................................... 31<br />
Abb. 17: Umschlagsmengen der führen<strong>den</strong> Häfen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg:............................... 32<br />
Abb. 18: Containeraufkommen in ba<strong>den</strong>-württembergischen Binnenhäfen 2006....................... 33<br />
Abb. 19: KV-Terminals in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ............................................................................. 35<br />
Abb. 20: Entwicklung der Luftfracht bis 2017 ............................................................................... 38<br />
Abb. 21: Aufkommen Luftfracht Ba<strong>den</strong>-Württemberg................................................................... 39<br />
Abb. 22: Verteilung der Luftfracht auf die einzelnen Flughäfen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ............. 39<br />
Abb. 23: Anforderungen an Logistikimmobilien............................................................................ 43<br />
Abb. 24: Anteile an neu entstan<strong>den</strong>en Logistikimmobilien in Deutschland................................. 45<br />
Abb. 25: Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg:.................................................................................. 46<br />
Abb. 26: Standortfaktoren <strong>für</strong> Logistikansiedlungen .................................................................... 48<br />
Abb. 27: Entschei<strong>den</strong>de Standortfaktoren .................................................................................... 49<br />
Abb. 28: Persönliche Präferenzen der Entscheider ...................................................................... 50<br />
Abb. 29: Durchschnittliche Kaufpreise <strong>für</strong> Industriegrundstücke 2004 ........................................ 52<br />
Abb. 30: Bo<strong>den</strong>preissituation im Großraum Stuttgart:.................................................................. 53<br />
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Abb. 31: Mietpreise in Logistik-Bestandsimmobilien 2005/2006.................................................. 54<br />
Abb. 32: Top-Logistikunternehmen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg......................................................... 60<br />
Abb. 33: Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich eLogistik......................................................... 63<br />
Abb. 34: IT-Unternehmen mit RFID-Fokus .................................................................................... 64<br />
Abb. 35: Umsatzanteil der Industriebranchen Ba<strong>den</strong>-Württembergs 2006 ................................. 66<br />
Abb. 36: Fremdvergebene Dienstleistungen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg .......................................... 69<br />
Abb. 37: Entwicklung der Kontraktlogistik .................................................................................... 70<br />
Abb. 38: Vermarktung von Kontraktlogistik in Deutschland ......................................................... 71<br />
Abb. 39: Ausbildungszahlen in der Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg............................................ 76<br />
Abb. 40: Personaldefizite 2006/2007............................................................................................. 77<br />
Abb. 41: Institute / Lehrstühe mit direktem Logistikbezug in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ..................... 79<br />
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1 Anlass der Untersuchung/politisch-wirtschaftliche Einordnung<br />
1.1 Struktur der Branche:<br />
Die Logistikbranche war in <strong>den</strong> letzten fünfzehn Jahren eine der meist unterschätzten Branchen in<br />
Deutschland. Vielerorts wurde der eigentlich aus dem militärischen Bereich entliehene Begriff<br />
Logistik mit dem Straßengüterverkehr gleichgesetzt. In nicht wenigen Kommunen wurde daher die<br />
Ansiedlung von „Logistikunternehmen“ sehr kritisch bewertet, da man ein hohes<br />
Verkehrsaufkommen und einen hohen Flächenverbrauch bei einer geringen Arbeitsplatzdichte<br />
be<strong>für</strong>chtete. Außerdem waren <strong>den</strong> Entscheidungsträgern in der Politik – ob auf Kommunal-,<br />
Landes- oder Bundesebene – die Bedeutung der Logistik <strong>für</strong> andere Branchen und die Sicherung<br />
von Arbeitsplätzen in Deutschland nicht bewusst.<br />
Die Logistik ist eine der Grundfunktionen der modernen arbeitsteiligen Wirtschaft gewor<strong>den</strong>.<br />
Logistik ist neben der Informations- und Kommunikationswirtschaft DIE Querschnittsfunktion<br />
moderner Wirtschaftssysteme. Dabei ist die Logistik insbesondere in <strong>den</strong> letzten fünfzehn Jahren in<br />
völlig neue Funktionen hineingewachsen. Begriffe wie eLogistics, Value Added Services, Supply<br />
Chain Management (SCM) oder Just in Sequence beschreiben die tiefe Durchdringung heutiger<br />
Produktionsprozesse durch logistische Leistungen.<br />
So ist ein Logistiker heute oftmals mehr als der klassische Spediteur, der es versteht Güter von A<br />
nach B zu bewegen – er ist Gestalter von Prozessen, der <strong>für</strong> seine Kun<strong>den</strong> komplexe<br />
Dienstleistungen mit hoher IT-Fachkompetenz erbringt, die über Montagetätigkeiten bis zur<br />
kompletten Übernahme von Produktionsprozessen führen kann. Diese zunehmende Bedeutung<br />
der Logistik bringt die Branche in <strong>den</strong> Fokus von Regionen und regionalen Akteuren. Sind im<br />
Bereich der Industrie kaum mehr neue Ansiedlungen in Deutschland zu realisieren, wächst die<br />
durchschnittliche Lager- und damit Logistikfläche jährlich über 2 Mio. qm. 1 Die Branche hat<br />
aufgrund ihrer Querschnittsaufgaben einen hochinteressanten Arbeitsplatzmix, der zwischen High-<br />
End-Arbeitsplätzen im Bereich IT oder Supply Chain Management und einfachen Arbeitsplätzen im<br />
Lager alles bietet.<br />
Neben <strong>den</strong> erfolgreichen Logistikunternehmen mit großer IT-Kompetenz und hoher Wertschöpfung<br />
ist am Markt allerdings eine Vielzahl von Unternehmen präsent, die nur einzelne Bestandteile der<br />
logistischen Kette anbieten. Zu dieser Gruppe von Unternehmen zählen vor allem klein- und<br />
mittelständische Transportdienstleister und Speditionen, die in <strong>den</strong> vergangenen Jahren einem<br />
besonders starken Wettbewerb ausgesetzt waren. Die Insolvenzrate in diesem Bereich liegt weit<br />
über dem Durchschnitt der anderen Wirtschaftsbereiche. 2<br />
1 Jones Lang LaSalle: Berichte zum Logistikflächenmarkt<br />
2 Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) Jahresbericht 2004/2005, DVZ 12/07<br />
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Gleichzeitig weisen diese Unternehmen vor allem im Bereich der Administration (Controlling,<br />
Unternehmensführung, Strategie) erhebliche Defizite auf. In <strong>den</strong> Jahren 2006 und 2007 hat sich die<br />
wirtschaftliche Situation dieser Unternehmen aufgrund des Wachstums auf <strong>den</strong> Transportmärkten<br />
zwar leicht positiver dargestellt, die grundlegen<strong>den</strong> Probleme dieses Branchenbereiches bleiben<br />
allerdings bestehen 3 . Langfristig konkurrenzfähig können diese Unternehmen nur wer<strong>den</strong>, wenn<br />
sie sich zu Anbietern komplexer logistischer Lösungen weiterentwickeln, um eine verbesserte<br />
Kun<strong>den</strong>bindung zu erreichen und ihre Abhängigkeit vom Transportsektor zu reduzieren.<br />
Standortpolitisch betrachtet hat die Logistikbranche jedoch einen strategischen Vorteil: Im<br />
Gegensatz zur Industrie lassen sich logistische Tätigkeiten nur schwer oder gar nicht ins Ausland<br />
verlagern, da <strong>für</strong> die Logistik immer eine gewisse Marktnähe und entsprechende Kun<strong>den</strong><br />
notwendig sind.<br />
Allerdings ist nicht nur in Deutschland die Logistik zum Standortfaktor avanciert, der<br />
branchenübergreifend von entschei<strong>den</strong>der Bedeutung <strong>für</strong> die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen<br />
Wirtschaft ist und ein zunehmendes Beschäftigungspotenzial beinhaltet. Regionen über all in<br />
Europa erkennen, dass die Logistikbranche zur Steigerung der Attraktivität eines<br />
Wirtschaftsstandortes beiträgt, da ohne eine ausgefeilte Logistik die Industrie und der Handel<br />
sowie die Dienstleistungswirtschaft und die öffentliche Verwaltung nicht funktionieren können.<br />
Ist ein leistungsfähiges logistisches Fundament in einer Region vorhan<strong>den</strong>, wird die gesamte<br />
regionale Wirtschaftsentwicklung dadurch positiv beeinflusst. Die Logistik ist daher eine wichtige<br />
Säule der Wirtschaft und ein bedeutender Wettbewerbsfaktor. Gespräche mit Unternehmen aus<br />
deutschen Ballungszentren haben gezeigt, dass ein guter logistischer Unterbau einer Region der<br />
Abwanderung von Betrieben aktiv entgegenwirkt.<br />
Der Markt <strong>für</strong> Logistikdienstleistungen entwickelt sich ebenso rasant wie die Ansprüche der<br />
Kun<strong>den</strong> an die Dienstleister dieser Branche. Europaweit wird das Marktvolumen auf ungefähr<br />
470 Mrd. EUR geschätzt. Der Logistikmarkt in Deutschland zählt dabei mit ca. 170 Mrd. EUR 4 zu<br />
<strong>den</strong> größten Märkten. Logistikaufwendungen umfassen alle Transport-, Lager-, Umschlags- und<br />
Mehrwertleistungen sowie alle mit der logistischen Koordination verbun<strong>den</strong>en Aktivitäten.<br />
Transporte machen dabei über 40 % des gesamten Logistikvolumens aus, Lagerei und<br />
Frachtumschlag etwa ein Viertel, der Rest entfällt auf Auftragsabwicklung, Bestandsverwaltung<br />
sowie Supply Chain Management.<br />
3 SCI-Logistikbarometer<br />
4 Studie „Die Top 100 der Logistik“, Fraunhofer ATL 2006<br />
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Abb. 1: Aufteilung Logistikmarkt Deutschland<br />
Auftragsabwicklung<br />
5%<br />
Bestandsabwicklung<br />
20%<br />
Supply Chain<br />
Management<br />
5%<br />
Quelle: Top 100 der Logistik<br />
Lagerwirtschaft und<br />
Umschlag<br />
26%<br />
Transport<br />
44%<br />
Bei der Betrachtung aller Leistungen wer<strong>den</strong> laut der Studie „Top 100 der Logistik“ 54 % als<br />
Werkslogistik von <strong>den</strong> Unternehmen der Industrie, des Handels und der verla<strong>den</strong><strong>den</strong> Wirtschaft<br />
selbst erbracht, 46 % sind im Rahmen des Outsourcing an externe Logistikdienstleister vergeben.<br />
Deren Anteil am Markt <strong>für</strong> reine Transportleistungen liegt allerdings mit 60 bis 70 % schon deutlich<br />
höher als am Gesamtmarkt <strong>für</strong> Logistik.<br />
Für die nächsten Jahre wird ein jährliches Wachstum der Logistikbranche zwischen 3 und 7 %<br />
prognostiziert.<br />
1.2 Trends und Entwicklungen<br />
In der Logistikbranche vollzieht sich zunehmend ein Wandel vom reinen Transporteur zum<br />
Mehrwertdienstleister. Mehrwertdienstleister erbringen Zusatzdienstleistungen, die von der<br />
Verpackung, Etikettierung über die Fakturierung und Warenbereitstellung bis hin zur<br />
auftragsbezogenen Montage von Teilkomponenten und Endprodukten sowie Serviceleistungen<br />
wie Call-Center-Aktivitäten reichen. Historisch lässt sich dieser Prozess in drei Entwicklungsstufen<br />
darstellen.<br />
1970-Jahre – Konzentration auf Einzelfunktionen<br />
Die erste Stufe (bis zum Ende der 1980-Jahre) war gekennzeichnet durch eine Konzentration auf<br />
material- und warenflussbezogene Aufgaben und Funktionen, wie z. B. dem Transport und der<br />
Verpackung von Gütern. Die Organisation der Logistik war der Unternehmens- bzw.<br />
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Kun<strong>den</strong>struktur vollkommen angepasst und überwiegend funktionsorientiert gestaltet. Die<br />
Logistikkette von Beschaffung, Produktion, Distribution und Entsorgung wurde oft nicht als Kette<br />
erkannt, sondern segmentiert behandelt.<br />
1980-Jahre – Effizienzsteigerung im Logistikmanagement<br />
In der zweiten Stufe (1980-Jahre) stand die Entwicklung eines Logistikmanagements im<br />
Vordergrund. Verfolgt wurde das Ziel, <strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong> Wettbewerbsfaktor Logistik zu<br />
optimieren, indem die effizienz- und effektivitätsmindern<strong>den</strong> Schnittstellen zwischen Beschaffung,<br />
Produktion und Vertrieb verbessert wur<strong>den</strong>.<br />
Seit Mitte der 1990-Jahre – Ganzheitliche Prozessoptimierung über die gesamte Logistikkette<br />
Die dritte und noch anhaltende Entwicklungsstufe zeichnet sich durch eine materialflussorientierte<br />
Betrachtungsweise aus, deren Ziel die optimale Gestaltung von Prozessen ist. Kennzeichnend <strong>für</strong><br />
diese prozessorientierte und ganzheitliche Betrachtungsweise sind die Berücksichtigung des<br />
Wettbewerbfaktors Zeit, die Reaktion auf gestiegene Erwartungen im Bereich Schnelligkeit und<br />
Flexibilität der Produktion sowie eine Wertschöpfungskette, deren Mittelpunkt der Kunde ist.<br />
Die Entwicklung wird beeinflusst durch:<br />
• Internationalisierung der Märkte:<br />
Die Globalisierung der Märkte lässt die Bedeutung nationaler Grenzen schwin<strong>den</strong>.<br />
Logistikunternehmen müssen in der Lage sein, weltweit Waren zu Lande und auf dem Luft-<br />
oder Seeweg termingetreu zu transportieren oder transportieren zu lassen. Dadurch steigen<br />
der Bedarf an weiträumigen Transportleistungen und die Integration von Lager-, Umschlags-,<br />
Kommunikations- und Planungsdienstleistungen. Zeitgleich verstärkt sich der Druck auf<br />
Unternehmen, die Qualität und die Kosten ihrer Leistungen bzw. Produkte zu optimieren. Die<br />
logistische Optimierung des Materialflusses in Unternehmen bietet erhebliche<br />
Rationalisierungspotenziale.<br />
• Globale Netzwerke:<br />
Angesichts der Intensivierung des Wettbewerbs wird die Zahl von Fusionen und<br />
strategischen Allianzen in der Branche weiter zunehmen.<br />
• Neue Geschäftsfelder:<br />
Im Rahmen von Internet-Marktplätzen weiten Logistiker die Palette ihrer Dienstleistungen<br />
aus, z. B. betreiben manche Logistikunternehmen eigene Marktplätze oder E-Shops. Die<br />
Leistungsvielfalt wird sich aufgrund der individuellen Anforderungen und Wünsche der<br />
Kun<strong>den</strong> weiter erhöhen. Laut einer Befragung im August 2006 haben im Verlauf der letzten<br />
zwölf Monate 68 % der Unternehmen ihr Leistungsspektrum gesteigert. Auch in Zukunft<br />
wird sich die Leistungsvielfalt weiter erhöhen. Fast 82 % der Unternehmen gingen damals<br />
von einer weiteren Erhöhung ihrer Leistungsvielfalt in <strong>den</strong> nächsten zwölf Monaten aus.<br />
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Abb. 2: Entwicklung der Leistungsvielfalt im Unternehmen<br />
verringern<br />
nicht verändern<br />
erhöhen<br />
verringert<br />
nicht verändert<br />
erhöht<br />
0%<br />
0%<br />
Quelle: SCI/Logistikbarometer 08/2006<br />
Leistungsvielfalt im Verlauf des nächsten Jahres<br />
18%<br />
Leistungsvielfalt im Verlauf des letzten Jahres<br />
32%<br />
• Outsourcing:<br />
Immer mehr Unternehmen aus Industrie und Handel konzentrieren sich auf ihre<br />
Kernkompetenzen. Logistikunternehmen übernehmen dadurch neue Dienstleistungen, wie<br />
beispielsweise die Verpackung von Waren oder Finanzierung und <strong>den</strong> Betrieb von<br />
Auslieferungslagern. Die Unternehmen der Transport- und Logistikwirtschaft sind davon<br />
überzeugt, dass das Outsourcing logistischer Dienstleistungen weiter zunehmen wird. Laut<br />
einer Umfrage im SCI/Logistikbarometer gehen rund drei Viertel der befragten<br />
Unternehmen davon aus, dass in Deutschland ein weiterer Outsourcing-Boom bevorsteht.<br />
Entsprechende Einschätzungen ergaben auch Verladerbefragungen. 5 .<br />
• Entwicklung von Nischenmärkten:<br />
Unternehmen wer<strong>den</strong> verstärkt spezialisierte Dienste anbieten, z. B. <strong>den</strong> Rücktransport<br />
gebrauchter Elektronikgeräte aufgrund neuer EU-Verordnungen oder das Stimmen von<br />
Gitarren und Musikinstrumenten.<br />
5 Outsourcingstudie IHK-Stuttgart<br />
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68%<br />
82%
• E-Commerce:<br />
Ob Business to Business (B2B) oder Business to Consumer (B2C), die Entwicklung des<br />
Handels über das Internet wächst deutlich. Er beinhaltet jedoch neue Herausforderungen<br />
<strong>für</strong> die Logistikunternehmen, insbesondere bei der Logistik auf der letzten Meile<br />
(Feinverteilung). Nicht nur die immer kleiner wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Sendungen fordern die<br />
Unternehmen heraus, auch die Geschwindigkeit des Internets stellt die Logistiker vor neue<br />
Aufgaben. Gleichzeitig bietet der Verkauf über das Internet jedoch auch neue Chancen <strong>für</strong><br />
die Logistiker, da der logistische Aufwand dieser Geschäfte in der Regel höher ist als der<br />
Handel im herkömmlichen Sinn.<br />
• One-Stop-Shopping:<br />
Die neuen Kun<strong>den</strong> der Logistikunternehmen wollen möglichst viele Leistungen rund um die<br />
Logistik von einem Anbieter beziehen.<br />
Die Vielzahl der Trends und Veränderungen in der Branche haben bereits in <strong>den</strong> vergangenen<br />
Jahren zu starken Umstrukturierungen bei <strong>den</strong> Unternehmen im Bereich der Logistik geführt. So<br />
führt einerseits die Globalisierung der Wirtschaft zu einem wachsen<strong>den</strong> Geschäft <strong>für</strong> die Branche,<br />
andererseits wer<strong>den</strong> aber die Unternehmen auch gezwungen, sich <strong>den</strong> neuen Marktgegebenheiten<br />
anzupassen, neue Strategien und Dienstleistungen zu entwickeln und sich zu internationalisieren.<br />
Der Strukturwandel in der Branche ist in vollem Gange und die Regionen versuchen sich<br />
deutschlandweit zu positionieren, um von diesem Strukturwandel zu profitieren. Es geht nicht nur<br />
darum, die bestehende Position zu verteidigen und zu festigen, sondern auch darum, neue<br />
Standorte und Unternehmen in der sich verändern<strong>den</strong> Logistiklandschaft zu gewinnen. Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg hat die besten Voraussetzungen, in dieser Entwicklung eine wichtige Rolle zu<br />
spielen.<br />
1.3 Bedeutung der Branche <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Die Logistikbranche hat <strong>für</strong> ein stark industriell geprägtes Land wie Ba<strong>den</strong>-Württemberg eine<br />
besondere Bedeutung. Eine gut funktionierende Logistik ist Voraussetzung <strong>für</strong> die Nutzung<br />
moderner Produktionsmetho<strong>den</strong> (z. B. Just in Time, Just in Sequence …). Ohne Logistik wären<br />
zum Beispiel die weit verzweigten Produktionsstrukturen der ba<strong>den</strong>-württembergischen<br />
Automobilindustrie nicht aufrecht zu erhalten. Logistik ist daher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor <strong>für</strong><br />
das Land.<br />
Die in Ba<strong>den</strong>-Württemberg besonders starken Branchen Maschinenbau, Automobilindustrie und<br />
Chemie 6 hängen in besonderem Maße von logistischen Prozessen ab. Denn insbesondere in<br />
diesen Branchen haben sich in <strong>den</strong> vergangenen Jahrzehnten globale Liefer- und<br />
Beschaffungsstrukturen herausgebildet.<br />
6 Vgl. Verladerbranchen Kapitel 4.5<br />
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Der Exportweltmeister Ba<strong>den</strong>-Württemberg kann die Position nur erhalten, wenn der logistische<br />
Hintergrund stimmt. Deshalb müssen die ba<strong>den</strong>-württembergischen Regionen eine besondere<br />
Offenheit gegenüber <strong>den</strong> logistischen Bedürfnissen der verla<strong>den</strong><strong>den</strong> Unternehmen vor Ort<br />
entwickeln.<br />
Insbesondere <strong>für</strong> die in „altindustriellen“ Lagen befindlichen Produktionsbetriebe in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg bedeutet die Ausgliederung der Logistik in ein externes Logistikzentrum (dabei spielt<br />
es keine Rolle, ob selbst bewirtschaftet oder fremd vergeben) eine Chance, am alten Standort zu<br />
wachsen. Die Schaffung von Logistikflächen <strong>für</strong> diese Unternehmen innerhalb einer Region ist<br />
daher ein aktiver Beitrag zur Standortsicherung.<br />
Es ist unabdingbar, Anfragen zu Flächen von Logistikdienstleistern nicht kategorisch abzuweisen,<br />
da diese ihre Leistungen nicht als Selbstzweck erbringen. Anfragen von Logistikdienstleistern sind<br />
nicht nur im Zusammenhang mit der regionalen Wirtschaftsstruktur zu sehen, sondern auch vor<br />
dem Hintergrund der Versorgungssituation Ba<strong>den</strong>-Württembergs insgesamt. Die Ansiedlung von<br />
Distributionszentren überregionalen, deutschen oder sogar europäischen Ausmaßes bietet<br />
Chancen <strong>für</strong> die Regionen Ba<strong>den</strong>-Württembergs, logistische Wertschöpfung im Land zu halten und<br />
zu festigen. Dazu muss eine aktive Flächenvorratspolitik <strong>für</strong> Logistik in <strong>den</strong> Regionen aufgebaut<br />
wer<strong>den</strong>, da nur so auf die immer schneller wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Veränderungen in <strong>den</strong> logistischen Ketten<br />
reagiert und die damit verbun<strong>den</strong>en Standortanforderungen von Industrie, Handel und<br />
Logistikdienstleistern reagiert wer<strong>den</strong> kann. Dies trägt zur allgemeinen wirtschaftlichen Stärkung<br />
der Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg bei.<br />
Dabei ist die Außenwahrnehmung der führen<strong>den</strong> <strong>Logistikstandort</strong>e in Ba<strong>den</strong>-Württemberg als gut<br />
zu bezeichnen. Im Imageranking des SCI/Logistikbarometers, einer Befragung von über 200<br />
Logistikdienstleistern deutschlandweit, konnten sich im Sommer 2007 gleich zwei Standorte aus<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg innerhalb der ersten zehn Plätze etablieren. Die Region Stuttgart lag auf dem<br />
5. Platz des Rankings deutlich vor ausgewiesen <strong>Logistikstandort</strong>en wie Frankfurt/Main oder<br />
Köln/Bonn. Aber auch der 7. Rang der Region Ulm/Westschwaben ist eindeutig als positiv <strong>für</strong><br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg zu bewerten. Die Einschätzung der Unternehmen beruht bei der Region<br />
Stuttgart vor allem auf der starken industriellen Basis; die Flächensituation <strong>für</strong> neue logistische<br />
Angebote ist dagegen eher als schwierig zu beschreiben, da derzeit kaum Flächen in<br />
ausreichender Güte verfügbar sind. Bei der Region Ulm/Westschwaben wird vor allem der Bau des<br />
neuen KV-Terminals, die aktive Flächenpolitik sowie die regionale Zusammenarbeit bundesweit<br />
beachtet.<br />
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Abb. 3: Ranking Logistikregionen<br />
Hamburg<br />
Ruhrgebiet<br />
Halle/Leipzig<br />
Bremen/Bremerhaven<br />
Stuttgart<br />
Köln/Bonn<br />
München<br />
Ulm/Westschwaben<br />
Berlin/Bran<strong>den</strong>burg<br />
Frankfurt a.M<br />
Nordhessen<br />
Quelle: SCI/Logistikbarometer 9/2007<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
sehr dynamisch dynamisch keine Veränderungen rückläufig<br />
Die Logistik ist jedoch nicht nur als begleitende Dienstleistungsbranche von Industrie und Handel<br />
von besonderer Bedeutung <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg, sie hat gleichzeitig auch positive arbeitsmarktpolitische<br />
Auswirkungen auf das Land.<br />
In der amtlichen Statistik gibt es keine Zahlen bzw. Daten über die Beschäftigungssituation in der<br />
Logistik, <strong>den</strong>n die Logistik existiert in <strong>den</strong> amtlichen Statistiken nicht als eigenständige Branche.<br />
Deshalb gestaltet sich die Ermittlung der im Logistiksektor beschäftigten Personen schwierig.<br />
Einerseits sind in der Wirtschaftszweigsystematik Bereiche ausgewiesen, die offensichtlich der<br />
Logistikbranche zuzuordnen sind, wie beispielsweise „Frachtumschlag“ oder „Güterbeförderung<br />
im Straßenverkehr“. Andererseits lässt sich auf diesem Wege nur ein kleiner Teilbereich der<br />
Logistikkette erfassen. So gehört die Herstellung von Schienengüterfahrzeugen oder die Erstellung<br />
von Lagerhaltungssoftware ebenfalls zur Logistikbranche und sollte in der Erfassung<br />
Berücksichtigung fin<strong>den</strong>. Um diese Daten herausfiltern zu können, wurde durch die SCI Verkehr<br />
GmbH eine spezielle Systematik entwickelt.<br />
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Diese Systematik beinhaltet zwei Ansatzpunkte:<br />
1. Ermittlung der Beschäftigten, die in Unternehmen arbeiten, die Produkte und<br />
Dienstleistungen entlang der logistischen Funktionskette anbieten.<br />
2. Ermittlung der Beschäftigten, die in einer Volks- bzw. Regionalwirtschaft mit logistischen<br />
Tätigkeiten (lagern, transportieren etc.) beauftragt sind.<br />
Für die Ermittlung der Beschäftigten aufgrund dieser bei<strong>den</strong> Ansatzpunkte wer<strong>den</strong><br />
unterschiedliche Datenquellen der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit verwendet:<br />
• Die Beschäftigten in Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen entlang der<br />
logistischen Funktionskette anbieten, wer<strong>den</strong> auf Basis der Beschäftigtenstatistik nach<br />
Wirtschaftszweigsystematik WZ93 bzw. WZ03 ermittelt.<br />
• Die Beschäftigten, die auch in anderen Industrie- und Handelsunternehmen mit<br />
logistischen Tätigkeiten betraut sind, wer<strong>den</strong> auf Basis der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten nach Berufsordnungen bzw. -klassen ermittelt.<br />
Einige der Wirtschaftszweige (z. B. „Frachtumschlag“) und Berufe (z. B. „Transport- und<br />
Lagerarbeiter“) können vollständig dem Logistiksektor zugerechnet wer<strong>den</strong>. Andere wer<strong>den</strong> mit<br />
einem Logistik-Faktor gewichtet und gehen nur zum Teil in die Aufstellung mit ein.<br />
Die Beschäftigten, die in Unternehmen arbeiten, die Produkte und Dienstleistungen entlang der<br />
logistischen Funktionskette (Transport-Umschlag-Lagerung) anbieten, stellen <strong>den</strong> Kernsektor<br />
der Logistikbranche dar. Diese dem Logistiksektor direkt zuzurechnen<strong>den</strong> Wirtschaftszweige<br />
können in drei Unterbereiche eingeteilt wer<strong>den</strong>:<br />
� Die logistiknahe Industrie beinhaltet die Hersteller von Produkten, die <strong>für</strong> logistische<br />
Prozesse benötigt wer<strong>den</strong>. Hierzu gehören v. a. <strong>für</strong> <strong>den</strong> Transport benötigte<br />
Verpackungsmittel sowie Transportmittel.<br />
� Die logistiknahen Dienstleistungen sind v. a. unternehmensbezogene Dienste, die zur<br />
Realisierung logistischer Dienstleistungen erforderlich sind (z. B. Softwareherstellung,<br />
Vermietung von Güterfahrzeugen).<br />
� Die logistikspezifischen Dienstleistungen sind die konkreten logistischen<br />
Dienstleistungen, entsprechend der Kette Transport-Umschlag-Lagerung.<br />
Nach einer Auswertung der Beschäftigtenzahlen zum Stichtag 30. Juni 2006 waren im Kernsektor<br />
der Logistikbranche (logistiknahe Industrie, logistiknahe Dienstleistungen und logistikspezifische<br />
Dienstleistungen) 173.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Im Jahr 1999 konnten <strong>für</strong> die gleichen<br />
Bereiche noch 163.000 Arbeitnehmer ermittelt wer<strong>den</strong>. Das entspricht einer Steigerung von<br />
immerhin 10.000 Arbeitsplätzen in sieben Jahren. Die Aufteilung der Arbeitsplätze auf die<br />
verschie<strong>den</strong>en Bereiche der Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ergibt folgendes Bild:<br />
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Abb. 4: Beschäftigte in der Kernbranche Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1999/2006<br />
Sektor 1999 % Gesamtbesch.<br />
in BW<br />
Logistiknahe<br />
Industrie<br />
Logistiknahe<br />
Dienstleistungen<br />
Logistikspezifische<br />
Dienstleistungen<br />
Kernbranche<br />
Logistik Gesamt<br />
Beschäftigte<br />
Gesamt<br />
2006 % Gesamtbesch.<br />
in BW<br />
Zunahme/<br />
Abnahme<br />
45.956 1,24 46.983 1,26 + 1.027<br />
11.059 0,30 13.608 0,36 + 2.549<br />
106.167 2,86 112.200 3,00 + 6.033<br />
163.182 4,40 172.791 4,62 + 9.609<br />
3.714.716 3.741.11<br />
7<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, SCI Verkehr 2007<br />
+ 26.401<br />
Abb. 5: Vergleich Beschäftigung Kernbranche Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1999/2006<br />
3.750.000<br />
175.000<br />
150.000<br />
125.000<br />
100.000<br />
75.000<br />
50.000<br />
25.000<br />
0<br />
Logistiknahe Industrie<br />
Logistiknahe Dienstleistungen<br />
Logistikspezifische Dienstleistungen<br />
Kernbranche Logistik Gesamt<br />
Beschäftigte Gesamt<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, SCI Verkehr 2007<br />
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1999<br />
2006
Deutlich ist zu erkennen, dass die Beschäftigung im Kernbereich der Logistik in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg innerhalb des betrachteten Zeitraumes von sieben Jahren deutlich stärker<br />
gewachsen ist als die Gesamtbeschäftigung. Insbesondere der Bereich Logistikdienstleistungen<br />
konnte deutlich zulegen, ein Indiz <strong>für</strong> das zunehmende Outsourcing von Logistikdienstleistungen<br />
an spezialisierte Dienstleister.<br />
Die Beschäftigten von Anbietern von Produkten und Dienstleistungen entlang der logistischen<br />
Funktionskette (Transport-Umschlag-Lagerung) sind nur ein Teil der gesamten Beschäftigung im<br />
Logistiksektor. Hinzu kommen noch die Beschäftigten, die auch in Industrie- und<br />
Handelsunternehmen mit logistischen Tätigkeiten betraut sind (erweiterte Logistikbranche). Diese<br />
wer<strong>den</strong> auf Basis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Berufsordnungen bzw. -<br />
klassen ermittelt.<br />
Abb. 6: Gesamt-Beschäftigung Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1999/2006<br />
Sektor 1999 % Gesamtbesch.<br />
in BW<br />
Kernbranche Logistik<br />
Gesamt BW<br />
Erweiterte<br />
Logistikbranche BW<br />
Beschäftigte Gesamt<br />
BW<br />
2006 % Gesamtbesch.<br />
in BW<br />
Zunahme/<br />
Abnahme<br />
163.182 4,40 172.791 4,62 + 9.609<br />
368.207 9,91 368.181 9,84 - 26<br />
3.714.716 3.741.117 + 26.401<br />
Sektor 1999 % Gesamtbeschäftigte<br />
Deutschland<br />
Kernbranche<br />
Logistik Gesamt<br />
Deutschland<br />
Erweiterte<br />
Logistikbranche<br />
Deutschland<br />
Beschäftigte Gesamt<br />
Deutschland<br />
2006 % Gesamtbeschäftigte<br />
Deutschland<br />
Zunahme/<br />
Abnahme<br />
1.225.872 4,46 1.282.260 4,87 56.388<br />
2.702.635 9,83 2.636.313 10 - 66.322<br />
27.482.584 26.354.336 -1.128.248<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, SCI Verkehr 2007<br />
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Abb. 7: Vergleich Logistikbeschäftigung / Gesamtbeschäftigung 1999/2006<br />
3.750.000<br />
350.000<br />
300.000<br />
250.000<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
50.000<br />
27.500.000<br />
27.000.000<br />
26.500.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
Kernbranche Logistik<br />
Gesamt BW<br />
Kernbranche Logistik<br />
Gesamt Deutschland<br />
1999 2006<br />
Erweiterte Logistikbranche<br />
BW<br />
1999 2006<br />
Erweiterte Logistikbranche<br />
Deutschland<br />
Beschäftigte Gesamt BW<br />
Beschäftigte Gesamt<br />
Deutschland<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, SCI Verkehr 2007<br />
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Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsstatistiken sind die Zahlen der Kernbranche Logistik und<br />
der erweiterten Logistikbranche weder deckungsgleich noch vollständig miteinander vergleichbar.<br />
So ist die Kernbranche Logistik in der Erweiterten Logistikbranche nicht vollständig enthalten, da<br />
zu ihr einzelne Unternehmensfunktionen ohne direkten logistischen Bezug gehören können. 7<br />
Trotzdem zeigt die Zusammenstellung in der Tabelle deutlich die Wanderungsbewegung durch<br />
vermehrtes Outsourcing von <strong>den</strong> Unternehmen aus Industrie und Handel zu <strong>den</strong><br />
Logistikdienstleistern. Während über alle Wirtschaftklassen die Beschäftigten mit logistischen<br />
Tätigkeiten in etwa gleich geblieben sind, sind sie in der Kernbranche Logistik (und hier vor allem<br />
bei <strong>den</strong> logistikspezifischen Dienstleistungen) stark angestiegen.<br />
Damit bestätigen sich die Ergebnisse der Untersuchung zu <strong>den</strong> Arbeitsmarktzahlen der Region<br />
Ulm/Westschwaben aus dem Jahr 2004, sowie die Bundeszahlen, die bereits einen<br />
Bedeutungszuwachs des Kernsektors der Logistik, bei gleichzeitig relativ gleich bleibender<br />
Gesamtbeschäftigung beschrieben haben. Der Megatrend Outsourcing ist somit auch deutlich an<br />
<strong>den</strong> statistischen Werten Ba<strong>den</strong>-Württembergs abzulesen.<br />
Abb. 8: Aufteilung der Gesamtbeschäftigung Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg und<br />
Deutschland<br />
Gewerblicher<br />
Umschlag/<br />
Lagerung<br />
50,7%<br />
Logistik-Beschäftigte in Ba<strong>den</strong> Württemberg<br />
1999<br />
Gewerblicher<br />
Umschlag/<br />
Lagerung<br />
44,8%<br />
Kaufleute<br />
21,0%<br />
Berater etc.<br />
1,0%<br />
Gewerblicher<br />
Transport<br />
27,4%<br />
Logistik-Beschäftigte in Deutschland1999<br />
Kaufleute<br />
19,7%<br />
Berater etc.<br />
1,0%<br />
Gewerblicher<br />
Transport<br />
34,5%<br />
Logistik-Beschäftigte in Ba<strong>den</strong> Württemberg<br />
2006<br />
Kaufleute<br />
23%<br />
Gewerblicher<br />
Umschlag/<br />
Lagerung<br />
49%<br />
Berater etc.<br />
1% Gewerblicher<br />
Transport<br />
27%<br />
Logistik-Beschäftigte in Deutschland 2006<br />
Kaufleute<br />
20,7%<br />
Gewerblicher<br />
Umschlag/<br />
Lagerung<br />
44,4%<br />
Berater etc.<br />
1,3%<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, SCI Verkehr 2007<br />
Gewerblicher<br />
Transport<br />
33,7%<br />
7<br />
z.B. wird ein Vertriebsmitarbeiter eines Logistikunternehmens das zur Kernbranche Logistik gehört in der<br />
erweiterten Logistibranche nicht zur Logistik gezählt, da der Mitarbeiter keine logistische Tätigkeit erbringt<br />
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In der Gegenüberstellung von Deutschland und Ba<strong>den</strong>-Württemberg wird deutlich, dass die<br />
logistische Wertschöpfung in Ba<strong>den</strong>-Württemberg in höherem Maße als auf Bundesebene in <strong>den</strong><br />
Bereichen Lagerung und Umschlag sowie im kaufmännischen Bereich stattfindet, während im<br />
Bundesdurchschnitt der Anteil des Transportes höher ist. Insbesondere der Bereich Lager ist dabei<br />
ein wichtiger Arbeitgeber <strong>für</strong> gewerbliche Mitarbeiter auch mit geringer Formalqualifikation.<br />
Um die Bedeutung der Logistikbranche <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg noch weiter zu verdeutlichen,<br />
entwickelte SCI Verkehr in Zusammenarbeit mit dem statistischen Landesamt Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
mit der gleichen Systematik wie bei der Abschätzung der Beschäftigung auf Basis der WZ03 eine<br />
<strong>Analyse</strong> der Umsätze in der Kernbranche der Logistik. Diese zeigt zwar nur die Umsätze der<br />
Unternehmen mit Sitz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg und nicht die aller Betriebe, gibt aber trotzdem einen<br />
Hinweis darauf, welche hohe Bedeutung die Branche <strong>für</strong> das Land schon heute besitzt.<br />
Abb. 9: Betriebe/Umsatz der Kernbranche Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Sektor Betriebe Umsatz 2004<br />
Logistiknahe Industrie 600 19,6 Mrd. EUR<br />
Logistikspezifische Dienstleistungen 13.000 12,2 Mrd. EUR<br />
Logistiknahe Dienstleistungen 3600 2,7 Mrd. EUR<br />
Gesamt 17.200 34,5 Mrd. EUR<br />
Quelle: Auswertung Statistisches Landesamt Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Unternehmensregister 2004 8<br />
Der Gesamtumsatz der Unternehmen mit Sitz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg lag 2004 bei 412 Mrd. Euro.<br />
Damit wur<strong>den</strong> 8,8% des Gesamtumsatzes in der Logistik erbracht.<br />
Deutlich wird in dieser Auswertung die überdurchschnittliche Bedeutung der logistiknahen<br />
Industrie. Darin enthalten sind vor allem der Fahrzeugbau und die Intralogistik (Hersteller von<br />
Lager- und Fördertechnik). Die Intralogistikbranche Ba<strong>den</strong>-Württembergs hat auch<br />
deutschlandweit eine herausragende Stellung erreicht. 9<br />
In der gleichen Auswertung konnte auch die Anzahl der Betriebe im Kernbereich der Logistik in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg ermittelt wer<strong>den</strong>. In der Kernbranche sind über 17.000 Betriebe in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg ansässig. Insgesamt hat die Branche Logistik eine herausragende Bedeutung <strong>für</strong><br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Verglichen mit <strong>den</strong> wichtigsten Industriebranchen belegt die Kernbranche<br />
Logistik in Bezug auf Umsatz und Wirkung auf dem Arbeitsmarkt <strong>den</strong> 4. Platz. 10<br />
8 Jeweils gewichtete Auswertungen durch SCI Verkehr GmbH<br />
9 Vergleich Intralogistik Kapitel 4.3<br />
10 Platz 1-3 belegen: Maschinenbau, Fahrzeugbau, Elektrotechnik- und Elektroindustrie<br />
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Abb. 10: Umsätze der wichtigsten Branchen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Fahrzeugbau<br />
Maschinenbau<br />
Elektrotechnik- und<br />
Elektronikindustrie<br />
Kernbranche Logistik<br />
Maschinenbau<br />
Fahrzeugbau<br />
Elektrotechnik- und<br />
Elektronikindustrie<br />
Kernbranche Logistik<br />
Umsatz in Mrd EUR<br />
Quelle: Auswertung Umsätze Logistikbranche Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Angaben<br />
Wirtschaftsministerium<br />
Abb. 11: Beschäftigte der wichtigsten Branchen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Beschäftigte<br />
172.791<br />
193.000<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Angaben<br />
Wirtschaftsministerium<br />
240.000<br />
265.000<br />
Bei der weiten Definition von Logistik und der Heranziehung der Gesamtbeschäftigten der Logistik<br />
ist die Logistikbranche mit ihren knapp 370.000 Beschäftigten sogar bedeutender als die größten<br />
Industriebranchen.<br />
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37<br />
34,5<br />
52<br />
74
Schlussfolgerungen:<br />
• Die Logistikbranche ist derzeit im Wandel: Globalisierung und Outsourcing sind die<br />
auch weiterhin wichtigsten Trends der Logistikbranche <strong>für</strong> die kommen<strong>den</strong> Jahre.<br />
• Die wesentliche Stärke Ba<strong>den</strong>-Württembergs ist die starke industrielle Basis und die<br />
damit zusammenhängende produktionsorientierte Logistik.<br />
• Industrielle Wertschöpfung hängt eng mit logistischer Wertschöpfung zusammen. Die<br />
Förderung von logistischen Strukturen ist gleichzeitig eine Förderung der industriellen<br />
Basis.<br />
• Die direkten Arbeitsplatzeffekte der Logistikbranche <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind<br />
enorm. 170.000 Arbeitskräfte in der Kernbranche Logistik und insgesamt knapp<br />
370.000 Beschäftigte mit logistischen Tätigkeiten sind eine wesentliche wirtschaftliche<br />
Kraft des Landes.<br />
• Die Zunahme der Kernbranche Logistik um knapp 10.000 Arbeitskräfte zwischen 1999<br />
und 2006 zeigt die starke Ten<strong>den</strong>z zum Outsourcing logistischer Tätigkeiten in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg.<br />
• Die Kernbranche Logistik ist mit einem Umsatz von 34,5 Mrd. EUR die viertgrößte<br />
Branche des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
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2 Die Verkehrsinfrastruktur im Überblick<br />
Ein wesentlicher Teil und damit der Kern von logistischen Funktionen ist der Transport von Waren<br />
von A nach B. Wie bereits in Kap. 1 aufgezeigt, ist die moderne Logistik zwar über <strong>den</strong> reinen<br />
Transport hinausgewachsen, trotz allem ist aber der Warentransport nach wie vor ein wesentlicher<br />
Teil jeder logistischen Wertschöpfung.<br />
Eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur ist damit wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> eine<br />
funktionierende logistische Kette. Engstellen im Netz stören <strong>den</strong> Warenfluss und verhindern somit<br />
effiziente Logistiksysteme. Insbesondere in Zeiten, in <strong>den</strong>en weitere Kostensteigerungen erwartet<br />
wer<strong>den</strong> müssen (z. B. durch Erhöhung von LKW-Maut, Energiekosten) 11 fallen diese<br />
Effizienzverluste besonders ins Gewicht. Die Logistikunternehmen, Industrie und Handel versuchen<br />
daher ihre Logistiksysteme so aufzubauen, dass Engstellen umgangen wer<strong>den</strong>. Das kann <strong>für</strong><br />
Regionen mit besonders schwierigen Verkehrsverhältnissen und bekannten „Nadelöhren“ zu<br />
einem Wettbewerbsnachteil im Standortwettbewerb wer<strong>den</strong>.<br />
2.1 Straßenverkehr<br />
Das Rückgrat des deutschen Verkehrssystems und damit auch <strong>für</strong> die Logistikbranche sind die<br />
überörtlichen Straßenverbindungen. Mit einer Gesamtlänge von 28.655 km hat das überörtliche<br />
Straßennetz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg einen Anteil von über 12 % am deutschen überörtlichen<br />
Straßennetz. Damit sind alle wichtigen Punkte in Ba<strong>den</strong>-Württemberg über Straßen erreichbar:<br />
Abb. 12: Das überörtliche Verkehrsnetz Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Straßenklassifizierung<br />
Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg<br />
Deutschland Anteil BaWü<br />
an<br />
Deutschland<br />
Länge in km Länge in Km %<br />
Autobahnen 1.552,46 12.363 12,55<br />
Bundesstraßen 5.015,46 40.983 12,23<br />
Landesstraßen 9.980,34 86.553 11,53<br />
Kreisstraßen 12.107,26 91.581 13,22<br />
Gesamt 28.655,52 231.480 12,37<br />
Quelle: Angaben Innenministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg/Statistisches Bundesamt Stand 1.1.2006<br />
Bei einem Vergleich der Anteile von Autobahnen an <strong>den</strong> gesamten überörtlichen Straßen schneidet<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg deutlich schlechter ab als andere Flächenländer in Deutschland. Liegt der<br />
11 SCI/Logistikbarometer 11/2007<br />
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Anteil der Autobahnen in NRW beispielsweise bei 7,3 %, in Hessen bei 5,9 %, in Bayern bei 5,7 %<br />
und in Niedersachsen bei 5,5 %, so kann bei Ba<strong>den</strong>-Württemberg nur ein Anteil von 3,8 %<br />
festgestellt wer<strong>den</strong>. Das bedeutet eine stärkere Belastung der Autobahnabschnitte und vor allem<br />
des nachrangigen Straßennetzes (insbesondere Bundesstraßen).<br />
Das Autobahnnetz Ba<strong>den</strong>-Württembergs ist sehr stark konzentriert. Die größten<br />
Verkehrsbelastungen wer<strong>den</strong> in Ba<strong>den</strong>-Württemberg auf der A 81 zwischen Heilbronn und<br />
Stuttgart, im Großraum Stuttgart sowie auf der A 5 zwischen dem Rhein-Neckar-Raum und<br />
Karlsruhe angetroffen. Insgesamt präsentiert sich das Autobahn-Viereck aus A 5, A 6, A 8 und A 81<br />
als am stärksten belastetes Kernstück des Netzes (vgl. Anhang).<br />
Die durchschnittliche Verkehrsbelastung der ba<strong>den</strong>-württembergischen Autobahnen lag 2003 mit<br />
58.230 Kfz/24 h um 20 % über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 48.700 Kfz/24 h. Dabei<br />
lagen einzelne Abschnitte mit ihrer Belastung noch weit darüber. Beispiel: A 6 bei Walldorf<br />
(82.750 Kfz), A 6 bei Neckarsulm (95.690), A 5 bei Karlsruhe (127.630) und A 8 bei Pforzheim<br />
(72.990).<br />
Außerhalb der genannten Magistralen mit europäischer Bedeutung (A 5/A 6/A 8/A 81) wer<strong>den</strong><br />
größere Gebiete des Landes (z. B. der Schwarzwald) nicht von Autobahnen erschlossen. Das<br />
bedeutet eine überproportionale Belastung einzelner Bundesstraßen und demnach einen erhöhten<br />
Ausbaubedarf bei Ortsumgehungen und Ausbaumaßnahmen. Insbesondere fehlt eine<br />
autobahnähnliche Ost-West-Verbindung im Sü<strong>den</strong>, um eine gleichmäßige, netzförmige<br />
Erschließung des Landes zu erreichen. Ein autobahnähnlicher Ausbau der heutigen B 31/B 311 ist<br />
aus logistischer Sicht daher zu be<strong>für</strong>worten.<br />
Die derzeit geplanten Ausbaumaßnahmen im Bereich der Autobahnen konzentrieren sich auf die<br />
oben genannten, am stärksten belasteten Abschnitte der Autobahnen A 5, A 6 und A 8.<br />
Nachfolgend eine Übersicht über die Ausbaumaßnahmen:<br />
Abb. 13: Ausbaumaßnahmen von Autobahnabschnitten in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
BAB<br />
Nr.<br />
Ausbau Status<br />
A 5 Kreuz Heidelberg–Kreuz Walldorf: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
Kreuz Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong>–Offenburg Süd: Ausbau von 4 auf 6 Spuren, neue<br />
Anschlussstelle<br />
geplant<br />
Teningen–Freiburg-Mitte: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
A 6 Viernheimer Kreuz–Kreuz Mannheim: Ausbau von 4 auf 6 Spuren Im Bau<br />
Wiesloch-Rauenberg–Sinsheim: Ausbau von 5 auf 6 Spuren geplant<br />
Sinsheim–Sinsheim-Steinsfurt: Ausbau von 4 auf 6 Spuren Im Bau<br />
Sinsheim-Steinsfurt–Heilbronn/Untereisesheim: Ausbau von 5 auf 6<br />
Spuren<br />
z. T. geplant,<br />
z. T. im Bau<br />
Kreuz Weinsberg–Bretzfeld: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
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BAB<br />
Nr.<br />
Ausbau Status<br />
A 8 Karlsbad–Pforzheim West: durchgehender Ausbau von 4 bzw. 5 auf 6<br />
Spuren<br />
geplant<br />
Pforzheim-Nord–Pforzheim-Süd: durchgehender Ausbau von 4 bzw. 5<br />
auf 6 Spuren<br />
z. T. geplant,<br />
z. T. im Bau<br />
Pforzheim-Süd–Dreieck Leonberg: Ausbau von 4 auf 6 Spuren Im Bau<br />
Raststätte „Gruibingen“–Mühlhausen: Ausbau von 4 auf 6 Spuren Im Bau<br />
Mühlhausen–Merklingen: Ersatz durch mautpflichtige Autobahn geplant<br />
Hohenstadt–Merklingen: abschnittsweiser Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
Merklingen–Ulm Ost: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
Ulm Ost–Kreuz Ulm/Elchingen: Ausbau von 4 bzw. 5 auf 6 Spuren geplant<br />
Kreuz Ulm/Elchingen–Donaubrücke: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
Donaubrücke–Leipheim: Ausbau von 5 auf 6 Spuren Im Bau<br />
A 81 Kreuz Stuttgart–Sindelfingen Ost: Ausbau von 5 auf 6 Spuren geplant<br />
Böblingen Ost–Böblingen-Hulb: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
Böblingen-Hulb–Gärtringen: Ausbau von 4 auf 6 Spuren geplant<br />
A 96 Leutkirch-Süd–Wangen-Nord: Ausbau des als B 18 ausgewiesenen<br />
Teilstücks als Autobahn<br />
Im Bau<br />
Quelle: Innenministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Im Vergleich mit <strong>den</strong> am stärksten belasteten Autobahnen stimmen die Abschnitte mit hoher<br />
Belastung, schnell aufeinander folgen<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Ausbaubreiten und geplanten weiteren<br />
Ausbauten relativ gut überein. Die Kapazitätsbedarfe sind bei der Straßenbauverwaltung<br />
offensichtlich erkannt.<br />
Allerdings sind bislang nur 32 % der Baumaßnahmen begonnen, 68 % befin<strong>den</strong> sich noch im<br />
Planungsstadium. So wird beispielsweise der Ausbau der A 8 zwischen Stuttgart und Ulm noch<br />
mindestens bis 2011 auf sich warten lassen. Dieses Nadelöhr ist insbesondere <strong>für</strong> die Verknüpfung<br />
der logistischen Kernregionen Stuttgart und Ulm von besonderer Bedeutung. Aus Sicht Ba<strong>den</strong>-<br />
Württembergs wird ansonsten die aufstrebende Logistikregion Ulm, die ihre Stärke vor allem bei<br />
der Verknüpfung von Schiene und Straßen sowie der Lage zwischen München und Stuttgart sieht,<br />
von der Entwicklung im Kernland Ba<strong>den</strong>-Württembergs abgekoppelt.<br />
Die Autobahnen A 5, A 6 und A 8 wer<strong>den</strong> bis 2020 voraussichtlich nur abschnittsweise ausgebaut<br />
sein. 12 Bei der derzeit durch das renommierte Institut Progtrans (Basel) prognostizierten<br />
Verdoppelung des Straßengüterverkehrs bis 2050 bedeutet der langsame Ausbau der bereits jetzt<br />
hoch belasteten Bundesautobahnen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg die drastische Zunahme von<br />
Engstellen und somit von Staus.<br />
12 Seihe Tabelle unter 10.2. im Anhang<br />
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Die Gründe <strong>für</strong> <strong>den</strong> eher schleppen<strong>den</strong> Infrastrukturausbau im Bereich der Hauptrouten liegen vor<br />
allem in der fehlen<strong>den</strong> Finanzierung durch <strong>den</strong> Bund, aber auch in langwierigen<br />
Planungsprozessen, schwieriger Topographie (z. B. am Albaufstieg) sowie dem Widerstand von<br />
Anliegern und Betroffenen.<br />
Neben dem Ausbau der Autobahnen ist <strong>für</strong> die Logistikbranche auch der bedarfsgerechte Ausbau<br />
von Park- und Rastplätzen sowie der Autohöfe notwendig. So beklagen die Verbände des<br />
Straßengüterverkehrs die teilweise prekäre Parkplatzsituation an <strong>den</strong> Autobahnen. Nach dem<br />
Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) fehlen bereits heute 10.000 Parkplätze an <strong>den</strong><br />
Autobahnen, nach seinen Schätzungen wer<strong>den</strong> es 2015 schon 35.000 sein, wenn es nicht zu<br />
einem massiven Ausbau der Kapazitäten kommt. Insbesondere die Ausweitung der Ruhezeiten der<br />
LKW-Fahrer und die damit erhöhte Verkehrssicherheit bedeuten einen höheren Bedarf an<br />
Parkplätzen. Zwar konnten in Ba<strong>den</strong>-Württemberg in <strong>den</strong> vergangenen Jahren bereits 15 neue<br />
Autohöfe in privater Trägerschaft mit rund 1350 LKW-Plätzen geschaffen wer<strong>den</strong>, der Bedarf steigt<br />
jedoch weiter an.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat insgesamt ein leistungsfähiges überörtliches Straßennetz<br />
vorzuweisen.<br />
• Die wesentlichen und dicht besiedelten Bereiche des Landes sind durch Autobahnen<br />
miteinander verbun<strong>den</strong>. Nur in <strong>den</strong> dünner besiedelten Gebieten muss der<br />
Güterverkehr auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen ausweichen.<br />
• Es fehlt eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung im Sü<strong>den</strong> des Landes.<br />
• Die im Bundesdurchschnitt überdurchschnittliche Verkehrsbelastung des<br />
Autobahnnetzes macht eine schnelle Beseitigung von Engstellen notwendig.<br />
• Die wesentlichen Engstellen im Autobahnnetz sind zwar bekannt und Ausbauten<br />
geplant, der Realisierungszeitraum ist allerdings <strong>für</strong> einen leistungsfähigen<br />
<strong>Logistikstandort</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg zu lang (deutlich nach 2020).<br />
• Insbesondere der kurzfristige und vollständige sechsspurige Ausbau der A 8 ist <strong>für</strong><br />
die Verbindung der wichtigen <strong>Logistikstandort</strong>e Ulm und Stuttgart von entschei<strong>den</strong>der<br />
Bedeutung.<br />
• Ba<strong>den</strong>-Württemberg muss aufgrund seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Standort Deutschland beim Bund aktiv <strong>für</strong> eine schnellere Fertigstellung der<br />
erkannten Ausbaumaßnahmen eintreten.<br />
• Da abzusehen ist, dass die Ausbaumaßnahmen nicht immer mit dem<br />
Verkehrswachstum mithalten können (wie überall in Deutschland), sollten darüber<br />
hinaus weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung des Systems Straße genutzt<br />
wer<strong>den</strong>. Einzelne Maßnahmen könnten beispielsweise der Bau von<br />
Verkehrsbeeinflussungsanlagen oder auch die Nutzung größerer Fahrzeugeinheiten<br />
(Gigaliner) darstellen.<br />
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2.2 Schienenverkehr<br />
Die Eisenbahn war zum Anfang der Industrialisierung das wichtigste Transportmittel <strong>für</strong> die<br />
Wirtschaft. Bis in die 1950er-/60er-Jahre wurde in Deutschland nur von der Bahn ein<br />
flächendeckendes Stückgutnetz angeboten. Erst mit der zunehmen<strong>den</strong> Motorisierung und dem<br />
zunehmen<strong>den</strong> Fernstraßenbau überflügelte der Straßengüterverkehr die Bahn durch seine<br />
unbestrittenen Vorteile wie extreme Flexibilität und Kun<strong>den</strong>orientierung.<br />
Eine starke Position kann die Bahn trotzdem vor allem bei Transporten über lange Strecken und<br />
bei Massengütern behaupten. In diesen Segmenten kann sie ihre Vorteile bezüglich Energie- und<br />
Personaleinsatz voll ausspielen. Mit der Zunahme der Verkehrsprobleme auf <strong>den</strong> Autobahnen und<br />
Fernstraßen entwickelt sich die Bahn jedoch auch in anderen Logistiksystemen zunehmend zu<br />
einer echten Alternative zum Straßengüterverkehr. Die zunehmende Nutzung der Bahn in so<br />
genannten Logistikzügen (z. B. <strong>für</strong> Automobilteile bei Opel, Kaufmannsgüter bei Karstadt) zeigt in<br />
diese Richtung.<br />
Weitere <strong>Stärken</strong> des Systems Bahn sind der kombinierte Verkehr (KV) bzw. der Transport von<br />
Wechselbehältern/Containern (siehe Kap 2.5) sowie der Alpentransit. Hier wird die Bahn zum<br />
direkten Partner des Straßengüterverkehrs, der die Sammlung und Verteilung der Güter an Quelle<br />
und Ziel der Transporte übernimmt, währen die Bahn gebündelt die weite Strecke bedient.<br />
Das Streckennetz (Vollbahn 13 ) in Ba<strong>den</strong>-Württemberg umfasst nach Angaben des Bundesamtes <strong>für</strong><br />
Statistik etwa 4110 km. Zum größten Teil ist das Netz im Besitz der Deutschen Bahn AG, einzelne<br />
Strecken (meistens Nebenstrecken) sind im Besitz von nicht bundeseigenen Eisenbahnen (NE-<br />
Bahnen). Diese 4110 km entsprechen etwa 12 % des deutschen Schienennetzes. Allerdings sind<br />
nach Auskunft des Innenministeriums Ba<strong>den</strong>-Württemberg nicht alle Strecken <strong>für</strong> <strong>den</strong> Güterverkehr<br />
zugelassen. SCI Verkehr hat daher anhand der vorliegen<strong>den</strong> Unterlagen des Innenministeriums<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg sowie des Eisenbahnatlas Deutschland die Hauptachsen des<br />
Schienengüterverkehrs definiert. Diese umfassen zusammengerechnet 1.206 Streckenkilometer:<br />
Abb. 14: Hauptachsen des Schienengüterverkehrs<br />
Rhein/Neckar–Karlsruhe–Basel Länge in km<br />
(Biblis–) Lampertheim–Mannheim Rbf 17,6<br />
Mannheim Rbf–Mannheim Ziehbrunnen 5,0<br />
(Bensheim–) Grenze Hessen–Mannheim Ziehbrunnen 23,4<br />
Mannheim Ziehbrunnen–Schwetzingen 5,2<br />
Schwetzingen–Karlsruhe-Hagsfeld 41,5<br />
Mannheim Hbf–Karlsruhe-Durlach 66,6<br />
Karlsruhe-Hagsfeld–Karlsruhe Gbf 4,2<br />
Karlsruhe-Durlach–Karlsruhe Gbf 2,4<br />
Karlsruhe Gbf–Karlsruhe-Dammerstock 4,3<br />
13 Siehe Glossar<br />
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Rhein/Neckar–Karlsruhe–Basel Länge in km<br />
Karlsruhe Gbf–Karlsruhe Brunnenstück 5,0<br />
Karlsruhe-Dammerstock–Rastatt 18,2<br />
Karlsruhe Brunnenstück–Rastatt 19,2<br />
Rastatt–Gundelfingen Abzw. 106,1<br />
Gundelfingen Abzw.–Freiburg Gbf–Leutersberg 11,1<br />
Leutersberg–Haltingen 49,7<br />
Haltingen–Basel Bad Bf 5,4<br />
Haltingen–Basel Bad Rbf Gruppe C 2,6<br />
Basel Bad Rbf Gruppe C–Basel Bad Bf 0,9<br />
Basel Bad Bf–Basel Grenze (DB/SBB) 1,8<br />
Gesamt 390,2<br />
Mannheim–Stuttgart (Schnellfahrstrecke) Länge in km<br />
Mannheim Hbf–Stuttgart-Zuffenhausen Em 97,9<br />
Stuttgart-Zuffenhausen Em–Stuttgart-Zazenhausen 1,1<br />
Stuttgart-Zazenhausen–Stuttgart-Untertürkheim Gbf 8,1<br />
Stuttgart-Untertürkheim Gbf–Stuttgart-Untertürkheim Pbf 0,8<br />
Gesamt 107,9<br />
Stuttgart–Geislingen–Ulm Länge in km<br />
Stuttgart-Untertürkheim Pbf–Stuttgart Hafen 2,2<br />
Stuttgart-Untertürkheim Pbf–Ulm Hbf Em Nord 85,4<br />
Ulm Hbf Em Nord–Ulm Hbf 1,0<br />
Ulm Hbf Em Nord–Ulm Rbf 1,6<br />
Gesamt 90,2<br />
Umfahrung Geislingen über Aalen–Brenzbahn Länge in km<br />
Stuttgart-Untertürkheim Gbf–Stuttgart Nürnberger Straße Abzw. 2,3<br />
Stuttgart Nürnberger Straße Abzw.–Aalen 69,9<br />
Aalen–Ulm Kienlesberg 71,9<br />
Ulm Kienlesberg–Ulm Hbf 1,6<br />
Ulm Kienlesberg–Ulm Em Brücke 0,2<br />
Ulm Em Brücke–Ulm Hbf 1,0<br />
Gesamt 146,9<br />
Gäubahn Länge in km<br />
Stuttgart–Singen Industriegebiet 302,6<br />
Hohenlohebahn Länge in km<br />
Heilbronn–Schwäbisch Hall–Landesgrenze BW/BY 98,5<br />
Schwarzwaldbahn Länge in km<br />
Offenburg–Hattingen (Ba<strong>den</strong>) Abzw. (–Singen) 123,8<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung<br />
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Der Nord-Süd-Korridor zwischen Mannheim und Offenburg ist (in mehreren Streckenzügen –<br />
deshalb hier mehrfach gezählt) bereits weitgehend vier- bis sechsgleisig ausgebaut. Südlich von<br />
Karlsruhe bildet der Bahnhof von Rastatt jedoch einen Engpass, in dem zwei je zweigleisige<br />
Strecken zusammenlaufen. Für <strong>den</strong> Bereich zwischen dem nördlich davon gelegenen<br />
Durmersheim und dem Beginn des viergleisigen Ausbaus der Rheintalstrecke bei Rastatt Süd<br />
besteht eine Ausbauplanung (Innenstadttunnel).<br />
Die Rheintalbahn ist auch wegen des länderübergreifen<strong>den</strong> Verkehrs mit der Schweiz und<br />
Frankreich eine der wichtigsten Bahnlinien Deutschlands. Die Schienenverbindung Karlsruhe-Basel<br />
ist ein wichtiger Bestandteil der Nord-Süd-Achse Rotterdam-Genua. In diesem Zusammenhang<br />
muss die Rheintalbahn zukünftig auch ihrer Funktion als Zulaufstrecke <strong>für</strong> die NEAT (Neue<br />
Eisenbahn Alpen Transversale) durch die Schweiz gerecht wer<strong>den</strong>.<br />
Als wichtigste Schienengüterverkehrsstrecke in Südwestdeutschland nimmt die Rheintalstrecke<br />
hauptsächlich Verkehre auf, die alpenquerend in Richtung Italien laufen (aus Rotterdam, NRW,<br />
Bremen, aber auch Mannheim). Nach Angaben der Schweizer Eidgenossenschaft haben sich die<br />
Verkehre, die durch die Schweiz alpenquerend verkehren, im Zeitraum zwischen 1981 und 2005<br />
mehr als verdoppelt. Eine immer größere Rolle nimmt dabei der Schienengüterverkehr,<br />
insbesondere der KV, ein. Auch <strong>für</strong> die <strong>Logistikstandort</strong>e am mittleren und südlichen Oberrhein ist<br />
eine ausgebaute Rheintalstrecke von großer Bedeutung, da durch eine verbesserte<br />
Schienenanbindung der Logistikzentren der Straßengüterverkehr auf der stark belasteten<br />
Autobahn A 5 abgebaut wer<strong>den</strong> kann.<br />
Zunächst wurde die Leistungsfähigkeit der Rheintalbahn durch Einführung der Signaltechnik CIR-<br />
ELKE I (1999-2001)und II(2006) zwischen Offenburg und Basel verbessert. Da dies allein jedoch<br />
nicht zur Bewältigung des prognostizierten Verkehrszuwachses ausreicht, soll nun gemäß des<br />
Staatsvertrags mit der Schweiz ein komplett viergleisiger Ausbau der Strecke realisiert wer<strong>den</strong>. Die<br />
im Staatsvertrag vorgesehene Fertigstellung bis 2008 kann jedoch nicht eingehalten wer<strong>den</strong>.<br />
Bisher sind nur die Abschnitte 2-6 (Rastatt-Süd–Offenburg) fertig gestellt wor<strong>den</strong>. Weitere<br />
Abschnitte, wie z. B. der knapp zehn Kilometer lange Katzenbergtunnel sind im Bau. Die Bahn<br />
rechnet mit einer Fertigstellung der Strecke bis 2020. Ob dieser Planungshorizont angesichts<br />
zahlreicher bereits heute vorliegender Anwohnerklagen im Rahmen der Planungsverfahren <strong>für</strong> die<br />
übrigen Streckenabschnitte realistisch ist, ist fraglich<br />
Die bestehende Hochgeschwindigkeitsstrecke Mannheim–Stuttgart ist <strong>für</strong> gemischten Personen-<br />
/Güterverkehr konzipiert wor<strong>den</strong> und bietet daher eine hervorragende Verbindung der zwei größten<br />
Städte in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Eine direkte Verkehrsbeziehung zum Rangier- und<br />
Umschlagbahnhof Kornwestheim ist über Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg möglich. Das<br />
Schiene-Straße-Terminal ist heute vor allem durch großräumige kombinierte Verkehre im<br />
nationalen Maßstab ausgelastet (die intermodalen Dienstleistungen wer<strong>den</strong> zwischen<br />
Kornwestheim Ubf und <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Orten regulär angeboten: Bremen/Bremerhaven, Hamburg,<br />
Kiel, Köln, Milano, Rostock, Singen, Wörth und Wuppertal). Direkt neben dem von der DB-Tochter<br />
DUSS (Deutsche Umschlagsgesellschaft Straße/Schiene) betriebenen Terminal Kornwestheim<br />
betreibt die Railion Deutschland mit dem Railport Kornwestheim einen Umschlagspunkt <strong>für</strong><br />
gedeckte Güterwagen im Einzelwagenverkehr.<br />
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Rangierbahnhöfe existieren in Ba<strong>den</strong>-Württemberg nur noch in Mannheim, Offenburg und<br />
Kornwestheim. Hinzu kommen noch Satelliten mit Rangiermitteln (v. a. Lokomotiven) in Karlsruhe,<br />
Basel und Stuttgart-Untertürkheim.<br />
Die Trassierung der im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 geplanten neuen<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke Stuttgart–Ulm lässt keinen Güterverkehr zu. Die Eröffnung ist erst<br />
gegen 2020 zu erwarten und bringt auf der bestehen<strong>den</strong>, konventionellen Strecke zwar eine<br />
kapazitive Entlastung, doch noch keine Steigerung der verminderten Leistungsfähigkeit im Bereich<br />
der Geislinger Steige (Höchstgeschwindigkeit abschnittsweise 70 km/h). Das Hauptproblem im<br />
Bereich Geislinger Steige ist nicht nur die geringe Geschwindigkeit, sondern die Notwendigkeit,<br />
schwere Züge mit zusätzlichen Lokomotiven zu schieben. Das verteuert die Gütertransporte auf der<br />
Strecke und schränkt die Nutzung insbesondere <strong>für</strong> private Bahngesellschaften ohne eigene dort<br />
stationierte Schiebelokomotiven deutlich ein. Ein Ausbau oder eine Neutrassierung dieses<br />
Streckenabschnitts ist bislang nicht vorgesehen. Eine Umfahrung der Geislinger Steige ist zurzeit<br />
sinnvoll nur über Aalen möglich. Diese Verbindung ist etwa 50 km länger als über Geislingen,<br />
erfordert einen Wechsel der Fahrtrichtung in Aalen und die Nutzung der durchgehend eingleisigen<br />
und nicht elektrifizierten Brenzbahn Aalen–Ulm. Aus diesem Grund wird diese Ausweichstrecke<br />
bisher kaum in Anspruch genommen.<br />
Weniger bedeutend <strong>für</strong> <strong>den</strong> Güterverkehr sind die Schwarzwaldbahn Offenburg–Singen (Htw) und<br />
die Gäubahn Stuttgart–Singen (Htw), die sich in Hattingen (Ba<strong>den</strong>) vereinigen. Die<br />
Schwarzwaldbahn ist durchgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert, weist jedoch im<br />
Bereich um Triberg eine aufwändige Streckenführung mit beträchtlichen Steigungen auf. Die<br />
Gäubahn ist zwar durchgehend elektrifiziert, doch zwischen Horb Gbf und Hattingen (Ba<strong>den</strong>)<br />
eingleisig. Der zweigleisige Ausbau wird im Bundesverkehrswegeplan 2003 im vordringlichen<br />
Bedarf geführt.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Der Standort Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat in weiten Teilen eine bedarfsgerechte<br />
Schieneninfrastruktur, die seine logistische Bedeutung widerspiegelt.<br />
• Das wichtigste Ausbauprojekt <strong>für</strong> <strong>den</strong> Schienengüterverkehr ist der durchgängige<br />
vierspurige Ausbau der Rheintalstrecke. Die Bedeutung ergibt sich nicht nur aus dem<br />
großräumigen alpenqueren<strong>den</strong> Verkehr (z. B. aus NRW) sondern auch aus einer besseren<br />
Schienenerschließung der Logistikzentren in <strong>den</strong> Regionen Ortenau, Karlsruhe und<br />
Mannheim.<br />
• Weitere Verzögerungen beim Ausbau der Rheintalstrecke führen daher zu einer<br />
Schwächung der Logistikregionen am Rhein sowie zu einem höheren Aufkommen im<br />
Straßengüterverkehr.<br />
• Die Geislinger Steige stellt <strong>für</strong> <strong>den</strong> Güterverkehr einen betrieblichen Schwachpunkt in<br />
einer wichtigen europäischen Magistrale (Paris-Bratislava), sowie in der Verbindung der<br />
Zentren Stuttgart und Ulm dar.<br />
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2.3 Binnenschifffahrt<br />
Die Binnenschifffahrt hat zwar keine so dynamische Entwicklung wie der Straßengüterverkehr<br />
aufzuweisen, ist allerdings der einzige Verkehrsträger, der noch in bedeutendem Umfang<br />
Kapazitätsreserven bietet. Insbesondere der Binnenschiffsverkehr mit Containern hat in <strong>den</strong><br />
vergangenen Jahren stark zugenommen und hat weitere Wachstumschancen. In einem Gutachten<br />
des Bundesverkehrsministeriums wird bis 2010 von einer Verdopplung der mit Binnenschiffen<br />
transportierten Gütermenge in Containern ausgegangen.<br />
Insbesondere durch die fortschreitende Globalisierung des Welthandels ist in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />
Jahren auch international mit einem stark wachsen<strong>den</strong> Containeraufkommen zu rechnen. So hat<br />
sich bereits in <strong>den</strong> vergangenen Jahren der Weltcontainerumschlag deutlich stärker entwickelt als<br />
das Wachstum der Weltwirtschaft.<br />
Abb. 15: Wachstumsraten Weltwirtschaft, -handel, -containerumschlag<br />
Jährliches Wachstum in %<br />
2003 2004<br />
Weltwirtschaft + 2,7 + 3,3<br />
Welthandel + 4 + 6,4<br />
Seewärtiger Welthandel + 5,4 + 6,7<br />
Weltcontainerumschlag + 10,2 + 10,3<br />
Quelle: Prognos World Report 2005, Flottenkommando 2005, www.fondshaus.de<br />
Diese Flut von Containern muss aus <strong>den</strong> großen Seehäfen (<strong>den</strong> Mainhubs) schnellstmöglich in das<br />
so genannte Hinterland verfrachtet wer<strong>den</strong>. Dazu bietet sich bei <strong>den</strong> Westhäfen (Amsterdam,<br />
Rotterdam, Antwerpen) vor allem der Rhein als Transportweg an. Auf <strong>den</strong> Nebenflüssen und<br />
Kanälen dagegen ist ein wirtschaftlicher Transport von Containern aufgrund beschränkter<br />
Brückenhöhen und kleineren Schiffgrößen nur eingeschränkt möglich.<br />
Mit dem Rhein liegt die bedeutendste europäische Binnenwassertrasse zu einem Teil in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg, mit dem Neckar auch die drittgrößte Wasserstraße Deutschlands. Im Nor<strong>den</strong> verläuft<br />
zusätzlich noch der Main durch ba<strong>den</strong>-württembergisches Gebiet. Die Gesamtlänge der<br />
Binnenwasserstraßen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg beläuft sich auf 525 km und verteilt sich auf Rhein<br />
(284 km zwischen Grenze Hessen und Basel), Neckar (203 km zwischen Mannheim und<br />
Plochingen) sowie Main (38 km).<br />
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Abb. 16: Umschlag der deutschen Binnenhäfen im Jahr 2006<br />
Ranking Hafen Umschlag 2006<br />
1 Duisburg 15,6 Mio. t<br />
2 Köln 10,7 Mio. t<br />
3 Neuss-Düsseldorf 9,7 Mio. t<br />
4 Mannheim 7,9 Mio. t<br />
5 Ludwigshafen 7,5 Mio. t<br />
6 Karlsruhe 7,1 Mio. t<br />
7 Heilbronn 4,7 Mio. t<br />
8 Kehl 3,4 Mio. t<br />
9 Regensburg 3,4 Mio. t<br />
10 Krefeld 3,2 Mio. t<br />
Quelle: BöB Statistiken, Angaben der Häfen<br />
Zunächst verdeutlicht auch dieses Ranking nochmals die Bedeutung des Rheins <strong>für</strong> die<br />
Binnenschifffahrt. Erst Heilbronn auf dem 7. Platz des Rankings ist der erste Hafen außerhalb des<br />
Rheins. Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist neben NRW der zweitwichtigste Hafenstandort. Im Ranking der<br />
Umschlagszahlen der deutschen Binnenhäfen liegen immerhin vier Häfen Ba<strong>den</strong>-Württembergs<br />
unter <strong>den</strong> Top 10. Dabei ist der Hafen Mannheim deutlich führend.<br />
Interessant ist dabei die ausgesprochen starke Rolle, die Mannheim gemeinsam mit dem<br />
rheinland-pfälzischen Ludwigshafen spielen könnte. Ein gemeinsamer Hafen Mannheim-<br />
Ludwigshafen könnte in der Statistik ganz nah an <strong>den</strong> derzeit mit Abstand führen<strong>den</strong> Hafen<br />
Duisburg herankommen.<br />
Es folgen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg die Häfen Karlsruhe, Heilbronn und Kehl am Rhein.<br />
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Abb. 17: Umschlagsmengen der führen<strong>den</strong> Häfen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg:<br />
1.000 Tonnen<br />
40.000<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
2002 2003 2004<br />
Jahr<br />
2005 2006<br />
Wertheim<br />
Neckar / Sonstige<br />
Plochingen<br />
Stuttgart<br />
Heilbronn<br />
Oberrhein / Sonstige<br />
Rheinfel<strong>den</strong><br />
Weil am Rhein<br />
Breisach<br />
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Kehl<br />
Karlsruhe<br />
Mannheim<br />
Quelle: Innenministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Statistiken Binnenschifffahrt/Güterumschlag BW in<br />
ausgewählten Häfen (stat. Landesamt)<br />
Deutlich erkennbar ist auch in dieser Statistik nochmals das Übergewicht der Rheinhäfen<br />
Mannheim, Karlsruhe und Kehl, die deutlich über die Hälfte des Umschlages der ba<strong>den</strong>württembergischen<br />
Häfen vereinigen.<br />
Gegenüber der internationalen Schifffahrtsstraße Rhein fällt das Aufkommen auf dem Neckar zwar<br />
deutlich ab, erreicht jedoch bis Plochingen ebenfalls Aufkommenswerte, die nicht vernachlässigt<br />
wer<strong>den</strong> sollten. Die bedeutendsten Häfen am Neckar sind Heilbronn und Stuttgart, die vor allem<br />
wegen ihres industriell geprägten Einzugsgebietes hohe Aufkommen zu bewältigen haben.<br />
Um <strong>den</strong> Höhenunterschied von 161 m zwischen Mannheim und Plochingen zu überwin<strong>den</strong>,<br />
mussten im Verlauf des Neckar 27 Schleusen gebaut wer<strong>den</strong>. Die Größe der auf dem Neckar<br />
fahren<strong>den</strong> Binnenschiffe ist durch die Abmessungen der Schleusen, die 110 m lang und 12 m breit<br />
sind, festgelegt. Die Fahrwassertiefe beträgt mindestens 2,80 m, so dass der Neckar auch von<br />
Großmotorschiffen befahren wer<strong>den</strong> kann, die z. B. bei einem Tiefgang von 2,60 m eine<br />
Tragfähigkeit von rund 2.200 t haben. Damit können auf dem Neckar größere Schiffe verkehren als<br />
auf dem westdeutschen Kanalnetz im Ruhrgebiet.
Derzeit wird der Ausbau der Neckarschleusen (Verlängerung auf 140 m) geplant, der die<br />
Leistungsfähigkeit dieser Wasserstraße weiter erhöhen wird (Schiffslängen bis 135 m). Allerdings<br />
ist damit zu rechnen, dass die Gesamtmaßnahme bis 2025 dauern wird.<br />
Die Bedeutung des einzigen ba<strong>den</strong>-württembergische Mainhafen Wertheim ist <strong>für</strong> die Logistik in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg eher gering, da der Main aufgrund seiner nicht ausreichen<strong>den</strong><br />
Brückendurchfahrtshöhen (minimal 5,50 m), problematischen Tiefgangswerten im weiteren Verlauf<br />
(Bereich Vilshofen) <strong>für</strong> einen wirtschaftlichen Containerverkehr nicht geeignet ist.<br />
Durch das trimodale Angebot zur Verknüpfung der Verkehrsträger Schiene – Wasser – Straße sind<br />
die ba<strong>den</strong>-württembergischen Häfen logistische Knoten mit überregionaler Bedeutung innerhalb<br />
des Landes. Besonders interessant ist das trimodale Potenzial im Containerverkehr, bei dem noch<br />
erheblich höhere Zuwachsraten als im konventionellen Verkehr (Schüttgüter, Chemie, Gas/Öl …)<br />
prognostiziert wer<strong>den</strong>. Durch seine Häfen hat Ba<strong>den</strong>-Württemberg bei geeigneter Flächenpolitik<br />
daher hervorragende Möglichkeiten, <strong>den</strong> Hinterlandverkehr <strong>für</strong> Südwestdeutschland effizient zu<br />
organisieren.<br />
Abb. 18: Containeraufkommen in ba<strong>den</strong>-württembergischen Binnenhäfen 2006<br />
TEU<br />
140.000<br />
120.000<br />
100.000<br />
80.000<br />
60.000<br />
40.000<br />
20.000<br />
0<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung<br />
Mannheim Karlsruhe Kehl Weil Stuttgart<br />
Deutlich führend im Containeraufkommen ist Mannheim, gefolgt von Karlsruhe und Stuttgart. Der<br />
Hafen Heilbronn besitzt derzeit noch keine Möglichkeit zum Containerumschlag, ein<br />
entsprechendes Terminal ist jedoch derzeit in Planung.<br />
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Ein besonderes Zukunftsproblem ist das zunehmende Eindringen von hafenfrem<strong>den</strong> Nutzungen in<br />
alte Hafengebiete. Insbesondere durch die leuchten<strong>den</strong> Beispiele Medienhafen Düsseldorf oder<br />
Rheinauhafen Köln wer<strong>den</strong> in Hafengebieten zunehmend städtebauliche Begehrlichkeiten<br />
geweckt. Hochwertige Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten mit dem Blick auf das Wasser wer<strong>den</strong> von<br />
Immobilienunternehmen gerne vermarktet. Für die örtliche Politik sind Slogans wie „Bringt die<br />
Stadt zurück ans Wasser“ deutlich öffentlichkeitswirksamer als die althergebrachte Hafennutzung.<br />
Der Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen hat aus diesem Grund bereits eine Arbeitsgruppe<br />
eingerichtet, die sich mit dem Thema Hafenentwicklung und Städtebau auseinandersetzt.<br />
Für die logistische Nutzung von Häfen sind solche Wohn-, Freizeit- oder Büronutzungen eine echte<br />
Gefahr. Hafenumschlag, ganz gleich ob Container, Schüttgut oder Ölumschlag, ist laut und<br />
schmutzig. Das verträgt sich nicht mit <strong>den</strong> vorgenannten Nutzungen. Gleichzeitig sind aber Häfen<br />
die idealen <strong>Logistikstandort</strong>e, da nur an ihnen ein Wechseln der Verkehrsträger möglich ist. Die<br />
prioritäre Ansiedlung logistischer Nutzungen in Häfen entlastet das Straßennetz und führt zu<br />
effizienten Logistiksystemen. Daher müssen die Häfen (insbesondere die wichtigen Rhein- und<br />
Neckarhäfen) von frem<strong>den</strong> Nutzungen freigehalten wer<strong>den</strong>. Die Rheinhäfen müssen ausreichend<br />
Logistikfläche zur Verfügung haben, um auch zukünftig zu wachsen und damit ihren Beitrag zur<br />
Reduzierung des Straßenverkehrs zu leisten.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist das zweitwichtigste deutsche Bundesland <strong>für</strong> die<br />
Binnenschifffahrt. Vier Häfen liegen unter <strong>den</strong> umschlagsstärksten zehn Häfen<br />
Deutschlands.<br />
• Insbesondere der Rhein ist als die wichtigste deutsche Binnenwasserstraße von größter<br />
Bedeutung <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg; die Rheinhäfen sind in ihrer Funktion zu stärken.<br />
• Im zukunftsträchtigen Containerverkehr ist der Hafen Mannheim deutlich führend vor<br />
Karlsruhe und Stuttgart.<br />
• Für Heilbronn ist der Bau des Containerumschlags im Hafen ein wichtiger Baustein zur<br />
Zukunftssicherung.<br />
• Die Häfen Mannheim und Ludwigshafen zusammen könnten in der absoluten Spitze der<br />
europäischen Binnenhäfen mitspielen.<br />
• Der Ausbau der Schleusen des Neckars erhöht seine Leistungsfähigkeit.<br />
• Logistikflächen in der unmittelbaren Umgebung der Rhein- und Neckarhäfen sind<br />
essentiell <strong>für</strong> deren Potenzial zur effizienten Gestaltung von Hinterlandverkehren und sind<br />
anderen Nutzungen (Wohn/Erlebnisbebauung) vorzuziehen.<br />
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2.4 Kombinierter Verkehr<br />
Der kombinierte Verkehr (KV) oder auch multimodaler Verkehr ist durch die Verwendung mehrerer<br />
Verkehrsarten in einer logistischen Kette gekennzeichnet. Befördert wer<strong>den</strong> im KV sowohl ISO-<br />
Container als auch andere Wechselbehälter (Wechselbrücken) oder Sattelauflieger. Die Terminals<br />
des kombinierten Verkehrs stellen daher wichtige Schnittstellen in der Logistik dar. Kombinierter<br />
Verkehr betrifft vor allem <strong>den</strong> Straßentransport, <strong>den</strong> Eisenbahn- und Binnenschiffstransport. Nicht<br />
selten liegen die KV-Terminals daher in Hafengebieten, um trimodale Umschlagsmöglichkeiten zu<br />
bieten. Eine gewisse Überschneidung in der statistischen Betrachtung zwischen KV und „nassem“<br />
Containerumschlag in Häfen ist daher unvermeidlich.<br />
Genaue Aufkommenszahlen über die Terminals des kombinierten Verkehrs in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
liegen vor allem aus Grün<strong>den</strong> unternehmensinterner Geheimhaltung nicht vor. Folgende<br />
Größenordnungen lassen sich abschätzen:<br />
Abb. 19: KV-Terminals in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Terminal Aufkommen in<br />
1.000<br />
TEU/Jahr<br />
Mannheim Handelshafen 120<br />
Mannheim Götz 30<br />
Mannheim Wincanton 100<br />
Kornwestheim 100<br />
Stuttgart Hafen 50–100<br />
Karlsruhe Rhein 30<br />
Karlsruhe DUSS unbekannt<br />
Ulm 100<br />
Weil am Rhein unbekannt<br />
Heilbronn (in Planung)<br />
Singen (Hupac) unbekannt<br />
Freiburg (Rola) unbekannt<br />
Quellen: Abfrage Innenministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg/Gespräch SgkV<br />
Herausragende Bedeutung hat im kombinierten Verkehr vor allem der Standort Mannheim, gefolgt<br />
von Stuttgart und Ulm. Insbesondere das neue Terminal in Ulm hat seit der Inbetriebnahme starke<br />
Wachstumsraten zu verzeichnen. Der Standort Freiburg hat als Terminal des begleiteten<br />
kombinierten Verkehrs (Rollende Landstraße – Rola) eine Sonderrolle. Hier wer<strong>den</strong> die LKW <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Alptransit auf die Schiene gebracht.<br />
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Damit sind an <strong>den</strong> zentralen Standorten in Ba<strong>den</strong>-Württemberg, wo mit starken Quell- und<br />
Zielverkehren zu rechnen ist, Umschlagbahnhöfe in Betrieb. Um die prognostizierte Zunahme des<br />
KV-Aufkommens aufnehmen zu können, benötigen diese strategisch wichtigen Standorte<br />
ausreichende Vorratsflächen <strong>für</strong> einen bedarfsgerechten, mittelfristigen Ausbau. Für eine weitere<br />
bedarfsgerechte Entwicklung des Logistikzentrums Lahr sollte auch dort mittelfristig ein KV-<br />
Terminal angesiedelt wer<strong>den</strong>.<br />
Weitere dezentrale Anlagen des kombinierten Verkehrs können <strong>für</strong> bestimmte Geschäfte und<br />
Relationen im Einzelfall interessant sein und sollten dann von privaten Betreibern aufgebaut<br />
wer<strong>den</strong>. Oftmals reicht <strong>für</strong> solche „kleinen“ Lösungen die Stationierung eines mobilen<br />
Umschlagsgerätes (Reach-Stacker).<br />
Prinzipiell stärkt zwar jede Umschlagsmöglichkeit des kombinierten Verkehrs das Gesamtsystem,<br />
es hat sich jedoch gezeigt, dass zentrale Strukturen die leistungsfähigeren sind, da nur an diesen<br />
zentralen Knotenpunkten ausreichende Relationen und Taktfolgen in alle Richtungen angeboten<br />
wer<strong>den</strong> können. Beispielsweise hat die Deutsche Bahn AG in <strong>den</strong> vergangenen Jahren einige<br />
kleinere Umschlagbahnhöfe wie Bochum-Langendreer oder Bielefeld aufgegeben, weil sie <strong>für</strong><br />
moderne Ansprüche an ein KV-Terminal zu klein waren.<br />
Problematisch ist allerdings die oftmals sehr starre (zeitliche) Abwicklung in <strong>den</strong> Terminals. Die<br />
Abwicklung befindet sich durch die festen Abfahrtszeiten der Züge zur Erreichung des<br />
Nachtsprungs in einem engen Korsett, eine flexiblere und schnellere Abwicklung der<br />
Umschlagsvorgänge würde die Nutzung der Angebote durch die produzierende Wirtschaft<br />
allerdings nochmals deutlich steigern. In diesem Bereich sind vor allem eine bessere<br />
Planung/Koordinierung sowie Unterstützung durch Telematik/Kommunikation notwendig, um die<br />
Umschlagszeiten besser <strong>den</strong> Produktionsrhythmen der Industrie anzupassen. Auch die<br />
Ausweitung der Terminalöffnungszeiten (24 h-Betrieb), wie kürzlich von <strong>den</strong> ersten KV-Terminals<br />
eingeführt 14 , entlastet das KV-System und entzerrt die Lade- und Stauvorgänge der Container im<br />
Terminal.<br />
14 Terminals Duisburg, Hamburg, Köln und Ludwigshafen, Pressemitteilung Kombiverkehr GmbH 12.11.2007<br />
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Schlussfolgerungen<br />
• Die größten Ballungsräume Ba<strong>den</strong>-Württembergs sind gut mit Angeboten des<br />
kombinierten Verkehrs ausgestattet.<br />
• Mannheim hat wie bei der Schifffahrt auch beim KV die höchsten Aufkommen zu<br />
verzeichnen.<br />
• Dezentrale „kleine“ KV-Angebote können nur eine unterstützende Funktion <strong>für</strong> das<br />
Gesamtsystem übernehmen und wer<strong>den</strong> auch zukünftig nur wenig Bedeutung <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
kombinierten Verkehr haben.<br />
• Für die zentralen Terminals in Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Kornwestheim und Ulm<br />
sind Flächen <strong>für</strong> <strong>den</strong> weiteren Ausbau zu schaffen, um die Standorte zukunftssicher zu<br />
machen.<br />
• Die Abwicklung in <strong>den</strong> Terminals kann durch Ausdehnung der Betriebszeit noch weiter<br />
verbessert wer<strong>den</strong> und damit sinnvoll an <strong>den</strong> Bedarf der Verlader angepasst wer<strong>den</strong>. Dies<br />
ermöglicht eine deutliche Entzerrung der Verkehrsbelastung auf <strong>den</strong> Zufahrtsstraßen.<br />
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2.5 Luftfracht<br />
Luftfracht war in <strong>den</strong> vergangenen Jahren ein <strong>für</strong> die Logistikbranche margenstarker<br />
Wachstumsmarkt. Nach Aussagen des Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong> der Lufthansa Cargo AG 15 ist auch<br />
in Zukunft mit einem wachsen<strong>den</strong> Luftfrachtaufkommen zu rechnen. Eine Umfrage des<br />
SCI/Logistikbarometers aus dem Frühjahr 2007 bestätigt, dass der Bereich Luftfracht auch<br />
zukünftig sehr dynamisch einzuschätzen ist.<br />
Abb. 20: Entwicklung der Luftfracht bis 2017<br />
Wie wer<strong>den</strong> sich die Luftfrachtdienstleistungen in <strong>den</strong> nächsten 10 Jahren<br />
entwickeln?<br />
wer<strong>den</strong> im internationalen Warenaustausch<br />
weiter exponentiell wachsen<br />
wer<strong>den</strong> im europäischen Warenaustausch stark<br />
wachsen<br />
wer<strong>den</strong> sich aufgrund steigender<br />
Treibstoffkosten so stark verteuern, dass es zu<br />
Rückgängen im Markt kommt<br />
Quelle: SCI/Logistikbarometer 4/2007<br />
wer<strong>den</strong> zukünftig von komplexen<br />
Logistiklösungen abgelöst<br />
Die Aussagen der über 200 befragten Manager im SCI/Logistikbarometer machen jedoch auch<br />
deutlich, dass reine Luftfrachtlösungen, so wie sie heute vorwiegend nachgefragt wer<strong>den</strong>,<br />
zukünftig durch in komplexe Logistiksysteme integrierte Lösungen abgelöst wer<strong>den</strong>. Damit steigt<br />
die Bedeutung der Luftfracht weiter.<br />
Auf der Anbieterseite entdecken zunehmend auch Low Cost Carrier wie Air Berlin die Luftfracht als<br />
zusätzlichen Umsatzbringer. Schon vor der Übernahme der LTU durch Air Berlin wurde Frachtraum<br />
in Air Berlin-Maschinen von der LTU-Tochter Leisure-Cargo vermarktet. Diese Entwicklung bringt<br />
insbesondere <strong>für</strong> die kleineren Flughäfen echte Chancen, weil dadurch neue Destinationen zur<br />
Verfügung stehen, sofern es sich nicht um rein touristische Ziele handelt.<br />
15 Vgl. Jean-Peter Jansen, Die Zukünftige Entwicklung der Luftfracht, Kolloquium TU Darmstadt<br />
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10%<br />
19%<br />
45%<br />
52%
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg besteht mit dem Verkehrsflughafen Stuttgart sowie <strong>den</strong> Regionalflughäfen<br />
Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> und Friedrichshafen und dem Flughafen Lahr ein dichtes Netz an Flugplätzen. Das<br />
geflogene Luftfrachtaufkommen an <strong>den</strong> Flughäfen Stuttgart, Karlsruhe/Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong>,<br />
Friedrichshafen und Lahr nimmt seit 2004 ständig zu.<br />
Abb. 21: Aufkommen Luftfracht Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Jahr Nurfrachter<br />
(alle Flughäfen<br />
Bawü)<br />
Beifracht<br />
(nur Stuttgart)<br />
Summe<br />
2004 10.002 t 8.295 t 18.297 t<br />
2005 10.229 t 7.167 t 17.396 t<br />
2006 13.691 t 7.147 t 20.838 t<br />
Quelle: Landtagsdrucksache Ba<strong>den</strong>-Württemberg 14 / 1504<br />
Aufgrund seiner angebotenen Destinationen, seiner Größe und der vorgehaltenen<br />
Frachtinfrastruktur (Terminal) wer<strong>den</strong> die wesentlichen Frachtvolumina am Flughafen Stuttgart<br />
abgewickelt.<br />
Abb. 22: Verteilung der Luftfracht auf die einzelnen Flughäfen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Jahr Stuttgart Karlsruhe/<br />
Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />
Friedrichshafen Summe<br />
2004 18.227 t 69 t 1 t 18.297<br />
2005 17.305 t 84 t 1 t 17.390<br />
2006 20.289 t 540 t 3 t 20.832<br />
Quelle: Landtagsdrucksache Ba<strong>den</strong>-Württemberg 14 / 1504<br />
Für Stuttgart erwartet der Gutachter Intraplan Consult GmbH 16 eine Verdopplung des<br />
Luftfrachtaufkommens im Zeitraum von 2005 bis 2020. Gleichzeitig ist aber die Konzentration auf<br />
diesem Markt sehr hoch. Auf die zwanzig Flughäfen mit dem weltweit höchsten Frachtaufkommen<br />
entfielen im Jahr 2003 – ausgehend vom Warengewicht der transportierten Güter – 97 % der<br />
Flugfracht 17 . Ein nicht geringer Anteil der Luftfracht wird zwar abwicklungstechnisch als Luftfracht<br />
behandelt, aber in der Realität doch auf der Straße befördert.<br />
16<br />
„Luftverkehrsprognose Deutschland 2020“: Grundlage <strong>für</strong> „Masterplan zur Entwicklung der<br />
Flughafeninfrastruktur zur Stärkung des Luftverkehrsstandortes Deutschland im internationalen Wettbewerb“<br />
17 Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung, http://www.bpb.de/wissen/PQK08R,0,0,Luftfracht.html<br />
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Aufgrund der Nähe zum größten deutschen Frachtflughafen in Frankfurt/Main ist ein Aufstieg des<br />
Flughafens Stuttgart und der anderen ba<strong>den</strong>-württembergischen Verkehrsflughäfen in die Top-Liga<br />
der deutschen Frachtflughäfen (Hubs 18 ) in hohem Maße unwahrscheinlich.<br />
Der Regionalflughafen Lahr - Blackforest Airpark (BFAL) - ist heute als Verkehrsflughafen mit Status<br />
Sonderflughafen <strong>für</strong> Fracht klassifiziert und besitzt eine beschränkte Passagierfluglizenz <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Europapark Rust. Der BFAL bietet eine gute Lage, lange Start- und Landebahn, Infrastruktur und<br />
Verkehrsanbindung, allerdings ist das Frachtaufkommen statistisch völlig irrelevant (daher auch<br />
nicht in der Tabelle des Innenministeriums aufgeführt).<br />
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg gibt es drei Zollflughäfen: Stuttgart, Friedrichshafen und Karlsruhe/Ba<strong>den</strong>-<br />
Ba<strong>den</strong>. Dem Regionalflughafen Lahr wird der beantragte Status eines Zollflughafens durch das<br />
BMF derzeit noch verweigert, sodass keine Frachtflüge aus Nicht-EU-Staaten durchgeführt wer<strong>den</strong><br />
können (Revision beim Bundesfinanzhof ist anhängig). Infolge dessen hängt das Potenzial dieses<br />
Standortes auch entschei<strong>den</strong>d von dem Ausgang des Verfahrens ab.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Luftfracht ist ein Wachstumsmarkt.<br />
• Aufgrund der starken Konzentration auf dem Markt reicht das Frachtpotenzial <strong>für</strong> die<br />
Flughäfen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg nicht an das der an echten Luftfrachthubs wie<br />
Frankfurt am Main heran.<br />
• Den Flughafen Stuttgart erwartet eine Verdoppelung seines Fracht- und<br />
Luftpostvolumens bis 2020.<br />
• Der Flughafen Lahr kann seine gut ausgebauten Infrastrukturen nur dann nutzen,<br />
wenn der Status eines Zollflughafens erreicht wird.<br />
18<br />
Als Luftfrachthubs wer<strong>den</strong> die großen Drehkreuze von Frachtfluggesellschaften oder Expressdienstleistern<br />
bezeichnet, an <strong>den</strong>en ein Umla<strong>den</strong> der Waren in möglichst viele andere Destinationen möglich ist (FFM,<br />
Köln, Leipzig München).<br />
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2.6 Bewertung Infrastrukturen<br />
Die großräumigen Verkehrsströme und die infrastrukturelle Ausstattung weisen <strong>den</strong> Standorten<br />
Mannheim/Heidelberg, Karlsruhe und Stuttgart hervorgehobene Positionen und Potenziale <strong>für</strong><br />
Logistikdienstleistungen zu. Der Standort Ulm muss aus landespolitischer Sicht straßen- und<br />
schienenseitig besser an Stuttgart angebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> (Geislinger Steige, Ausbau A8).<br />
Vordringlich <strong>für</strong> die flüssige Abwicklung des großräumigen (internationalen) Güterverkehrs ist der<br />
durchgehend mindestens viergleisige Ausbau der Rheintalbahn. Auf dieser Magistrale wird ein<br />
deutlicher Anstieg des Güterverkehrsaufkommens erwartet. Sie zieht sich durch europäische<br />
Regionen mit höchster Wertschöpfung, mit starkem und weiter wachsendem Verkehrsaufkommen<br />
sowie hoher Dichte der Besiedlung. Durch die Verknüpfung dieser Transversale in Karlsruhe mit<br />
der Magistrale <strong>für</strong> Europa entsteht ein Verkehrsprojekt mit einer integrativen Wirkung <strong>für</strong> weite Teile<br />
Europas und insbesondere Ba<strong>den</strong>-Württembergs. Auch der Wirtschafts- und <strong>Logistikstandort</strong><br />
Ortenau wird davon deutlich profitieren.<br />
Die Metropolregion Stuttgart bietet mit ihrer hohen Wirtschaftkraft und starken industriellen Basis<br />
eine hohe Nachfrage nach Transport- und Logistikleistungen. Um diese Position zu halten, ist<br />
jedoch eine leistungsfähige Infrastruktur notwendig. Nur eine pro-aktive Verkehrsentwicklungspolitik<br />
bietet einen Ausweg aus dem absehbaren Dauerstau. Diese sollte vor allem die intelligente<br />
Vernetzung der einzelnen Standorte und Funktionen über ein intermodales Hub beinhalten. Die<br />
günstigsten Möglichkeiten hier<strong>für</strong> bietet der auch im GVP da<strong>für</strong> vorgesehene Standort<br />
Kornwestheim.<br />
Die Wirtschaftsstandorte Heilbronn und Bo<strong>den</strong>see stehen im Vergleich zu <strong>den</strong> Metropolregionen<br />
unter einem deutlich geringeren infrastrukturellen Problemdruck. Sie sind jedoch ähnlich wie die<br />
Standorte am Oberrhein mittelbar von der Durchlassfähigkeit der stark belasteten zentralen<br />
Bereiche des Straßen- und Eisenbahnnetzes abhängig, das durch das Autobahnviereck<br />
Heidelberg/Mannheim–Heilbronn–Stuttgart–Karlsruhe sowie die Magistralen Rhein/Neckar–Basel<br />
bzw Rhein/Neckar–Stuttgart–Ulm gebildet wird.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Die Engstellen im Verkehrssystem Ba<strong>den</strong>-Württembergs sind erkannt und Ausbauten<br />
geplant – einzige Ausnahme: Geislinger Steige im Schienengüterverkehr.<br />
• Der Ausbau der Straßen- und Schieneninfrastruktur in Ba<strong>den</strong>-Württemberg muss<br />
deutlich beschleunigt wer<strong>den</strong>.<br />
• Die zentralen KV-Infrastrukturen müssen weiter gestärkt wer<strong>den</strong> z.B. durch<br />
Erweiterung der Betriebszeit auf 24 h-Betrieb.<br />
• Für <strong>den</strong> Flughafen Lahr muss der Status eines Zollflughafens erreicht wer<strong>den</strong>.<br />
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3 Standorte<br />
3.1 Logistikimmobilien<br />
Jedes Logistikgeschäft benötigt eine auf seine jeweils spezifischen Arbeitsabläufe abgestimmte<br />
Immobilie. Gleichzeitig muss diese flexibel an Marktveränderungen angepasst wer<strong>den</strong> können,<br />
d. h. sie muss z. B. auch mit dem Geschäftsvolumen wachsen können. Logistikimmobilien sind<br />
Spezialimmobilien, die generell in vier Grundfunktionstypen unterteilt wer<strong>den</strong>:<br />
• Beschaffungslager<br />
• Produktionslager<br />
• Distributionslager<br />
• Umschlagslager<br />
Das Beschaffungslager dient als Sammelstelle <strong>für</strong> Güter unterschiedlicher Lieferanten. Das<br />
Produktionslager versorgt das produzierende Unternehmen mit Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffen und<br />
Halbfabrikaten. Das Distributionslager ist Bindeglied zwischen Produktion und Absatzmarkt,<br />
während ein Umschlagslager dabei der Zwischenlagerung und Abfertigung von Gütern bei einem<br />
Wechsel von einem Transportmittel auf ein anderes dient. Aufgrund der hohen logistischen<br />
Wertschöpfung sind insbesondere die ersten drei genannten Typen von Logistikimmobilien von<br />
Bedeutung. Dabei spielen vor allem die so genannten modernen Logistikimmobilien eine<br />
wesentliche Rolle.<br />
Unter modernen Logistikimmobilien wer<strong>den</strong> Objekte verstan<strong>den</strong>, die gewisse<br />
Mindestanforderungen an Ausstattung (RWA, Heizung, Anzahl der Tore …), Qualität<br />
(Deckenhöhe …) und Lage (verkehrliche Anbindung …) erfüllen und damit grundsätzlich als gut zu<br />
vermarkten gelten. Die Gewichtung von Standortfaktoren kann dabei je nach Objekttyp und<br />
potenziellem Nutzer variieren. Im Nachfolgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die Anforderungen der Nutzer an eine<br />
moderne Logistikimmobilie dargestellt.<br />
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Abb. 23: Anforderungen an Logistikimmobilien<br />
Anforderungen von Kurier-, Express- und Paketdienstleistern<br />
Gesamtfläche: 7.500 qm–20.000 qm<br />
Hallenfläche: 1.500 qm–5.000 qm<br />
Höhe: max. 6,50 m<br />
Breite: 14 m–25 m<br />
Länge: bis 200 m<br />
Arbeitsplatzdichte: 1 Arbeitsplatz auf 150 qm–200 qm<br />
Umschlagshalle<br />
Tore an zwei gegenüberliegen<strong>den</strong> Seiten<br />
Keine Regalierung<br />
Hoher Büroanteil<br />
Nach Möglichkeit GI (Nachtverkehre)<br />
Anforderungen größerer Logistikdienstleister<br />
Grundstücksfläche: 20.000 qm–100.000 qm<br />
Hallenfläche: 10.000 qm–60.000 qm<br />
UKB-Hallenhöhe: 10 m<br />
Arbeitsplatzdichte: 1 Arbeitsplatz auf 100 qm–150 qm<br />
Mehrseitige Andienung<br />
Wenig Stützen<br />
Hohe Bo<strong>den</strong>belastbarkeit (> t Tonnen/qm)<br />
Kommissionierfläche<br />
Sortieranlagen, Regalierung<br />
Möglichst große Brandabschnitte<br />
Besprinklerung<br />
Gleisanschluss kann von Bedeutung sein<br />
Nach Möglichkeit Ausweisung als GI (Nachtverkehre)<br />
Anforderungen regionaler Warenverteilzentren<br />
Logistikfläche: 5.000 qm–40.000 qm<br />
Arbeitsplatzdichte: 1 Arbeitsplatz auf 400 qm–800 qm<br />
Bereich <strong>für</strong> Trockensortiment<br />
Ggf. separierte Abschnitte <strong>für</strong> Frischware- und Tiefkühllogistik<br />
Regalierung<br />
Kommissionierfläche<br />
Mittlere Anzahl Tore<br />
Mittlerer Büroflächenanteil<br />
Besprinklerung<br />
Nach Möglichkeit GI (Nachtverkehre)<br />
Quelle: Ansiedlungshandbuch Logistik NRW<br />
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Im Gegensatz zu modernen Logistikimmobilien stellen ältere Logistikimmobilien meist keine<br />
nutzergerechten Objekte mehr dar. Problembereiche von älteren Immobilien sind die fehlende<br />
Flexibilität der Anlagen aufgrund der mangelhaften technischen Ausstattung, der oftmals zu<br />
niedrigen Deckenhöhe, eines unzeitgemäßen Flächenlayouts (z. B. Säulen in <strong>den</strong> Hallen), der<br />
meist beschränkten Lieferzeiten und/oder der nicht mehr verkehrsungünstigen Lage (Nähe zu<br />
Wohngebieten/anbaufreie Zufahrt 19 ). Eine weitere logistische Nutzung oder gar die erneute<br />
Vermarktung solcher älterer Logistikimmobilien ist daher meist schwierig oder nur mit<br />
ungerechtfertigt hohen Investitionen realisierbar. Viele Immobilien dieses Bereichs wer<strong>den</strong> daher<br />
anderen Nutzungen zugeführt (z. B. Umbau in Fitnessstudios).<br />
Für Regionen mit akuter Flächenknappheit (vor allem die Ballungsräume) stellen die Probleme, die<br />
ältere Logistikimmobilien <strong>für</strong> ihre Nutzer darstellen, eine bedeutende Schwäche dar. Es ist davon<br />
auszugehen (und bereits am Markt zu beobachten), dass diese älteren Immobilien zunehmend<br />
durch neue Immobilien ersetzt wer<strong>den</strong> (müssen). Wenn der alte Standort nicht umbau- oder<br />
erweiterungsfähig ist, wird nur noch ein Umzug der gesamten logistischen Aktivitäten an einen<br />
neuen Standort als Problemlösung übrig bleiben. Kann die betreffende Stadt oder Region keine<br />
geeignete Fläche zur Verfügung stellen, wer<strong>den</strong> die logistische Wertschöpfung und Arbeitskräfte<br />
abwandern.<br />
3.2 Logistikimmobilien in <strong>den</strong> Regionen<br />
Seit einigen Jahren ist in Deutschland ein regelrechter „Hype“ auf dem Immobilienmarkt <strong>für</strong> Lager-<br />
und Logistikflächen zu beobachten. Längst haben sich Logistikimmobilien als langfristige Anlage<br />
neben <strong>den</strong> Büroimmobilien etabliert. Führende Banken und Investmentgesellschaften haben die<br />
Logistikimmobilie als profitables Renditegeschäft entdeckt. Logistikimmobilien erbringen seit mehr<br />
als zehn Jahren eine um rund 30 % höhere Rendite als Büro- und Handelsimmobilien. Durch<br />
zusätzliche Services wie das Gebäudemanagement der Logistikimmobilie und die<br />
Projektentwicklung ist eine noch höhere Rendite möglich. Damit hat sich der Bereich der<br />
Logistikimmobilen in <strong>den</strong> vergangenen fünf bis zehn Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der<br />
Logistikbranche entwickelt.<br />
Neben Bauunternehmen wie Hochtief oder Köster gewinnen auf Logistikimmobilien spezialisierte<br />
Anbieter wie Prologis, Gazeley und Goodman immer mehr Markanteile am Markt <strong>für</strong><br />
Logistikimmobilien. Diese Unternehmen kaufen zunehmend Grundstücke auf Vorrat, manche<br />
bauen sogar standardisierte Immobilien in guten logistischen Lagen ohne das Vorhan<strong>den</strong>sein<br />
konkreter Kun<strong>den</strong>. So möchte man auf die sehr schnelllebigen Entwicklungen am Logistikmarkt<br />
reagieren und der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein. Keiner dieser Spezialisten <strong>für</strong><br />
Logistikimmobilien hat seinen Hauptsitz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Wichtig <strong>für</strong> die Wirtschaftsförderungsanstrengungen der Kommunen und Kreise ist die Anzahl der<br />
Arbeitsplätze, die durch logistische Ansiedlungen geschaffen wer<strong>den</strong> können.<br />
19 Siehe Glossar<br />
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Liegen diese im Durchschnitt zwar nur bei 16 bis 80 Arbeitskräften pro Ha Fläche, können sie bei<br />
Logistikzentren mit hohem wertschöpfen<strong>den</strong> Anteil in der logistischen Tätigkeit auch bei 200 bis<br />
300 liegen.<br />
Es ist also eine differenzierte Betrachtungsweise notwendig. Neben diesen direkten<br />
Arbeitsplatzeffekten sind noch weitere indirekte Arbeitsplatzeffekte zu beachten, sei es durch LKW-<br />
Fahrer, Imbissstände oder Tankstellen, die sich in der Nähe von Logistikagglomerationen<br />
ansiedeln.<br />
Die Untersuchung deutscher Logistikimmobilien im Rahmen der Studie „Logistikimmobilien in<br />
Deutschland“ zeigt deutlich, dass sich ein besonderer regionaler Schwerpunkt in Nordrhein-<br />
Westfalen befindet, Ba<strong>den</strong>-Württemberg jedoch ebenfalls gut vertreten ist. Knapp 24 % der<br />
analysierten Standorte liegen in NRW. Es folgt mit einem Anteil von 19 % an <strong>den</strong> bundesweit<br />
untersuchten Immobilien der Freistaat Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit 16 %. Alle anderen<br />
Bundesländer weisen nur einstellige Anteile am Gesamtmarkt auf.<br />
Abb. 24: Anteile an neu entstan<strong>den</strong>en Logistikimmobilien in Deutschland<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Bayern<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Hessen<br />
Niedersachsen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Hamburg<br />
Sachsen<br />
Bremen<br />
Bran<strong>den</strong>burg<br />
Thüringen<br />
Berlin<br />
Schleswig-Holstein<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Saarland<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
1,29%<br />
1,20%<br />
0,67%<br />
2,01%<br />
1,92%<br />
1,38%<br />
2,77%<br />
2,50%<br />
2,50%<br />
4,77%<br />
4,50%<br />
7,67%<br />
8,43%<br />
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15,88%<br />
19,00%<br />
23,51%<br />
0,00% 5,00% 10,00% 15,00% 20,00% 25,00%<br />
Quelle: Logistikimmobilien in Deutschland, SCI Verkehr 2007<br />
Bei näherer Betrachtung der Standorte zeigt sich, dass Logistikdienstleister einen anderen<br />
regionalen Fokus haben als die Unternehmen aus Industrie und Handel. Nordrhein-Westfalen baut<br />
seinen Vorsprung bei <strong>den</strong> Dienstleistern in dieser isolierten Betrachtung gegenüber <strong>den</strong> südlichen<br />
Bundesländern Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberg leicht aus.
Ein Viertel (25 %) der untersuchten Logistikimmobilien aus der Gruppe der Transport- und<br />
Logistikunternehmen befindet sich in Nordrhein-Westfalen. Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
beanspruchen bei <strong>den</strong> untersuchten Logistikimmobilien der Transport- und Logistikdienstleister<br />
dagegen nur knapp 18 bzw. 13 %. Das bedeutet, dass in NRW bereits heute mehr logistische<br />
Funktionen outgesourct sind als in Bayern- und Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Außerdem liegen in NRW<br />
mehr Distributions- und Warenverteilzentren, während in Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberg der<br />
logistische Fokus eher auf Standorten <strong>für</strong> die Produktionslogistik liegt.<br />
Deutlich anders sieht die Betrachtung daher <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg im Vergleich der<br />
Logistikimmobilien von Industrie- und Handelsunternehmen aus. Zwar liegt NRW auch hier mit gut<br />
23 % vorn, dann folgt jedoch Bayern mit 20 % und Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit über 18 %. Dieses<br />
Ergebnis spiegelt die überaus große Bedeutung der südlichen Bundesländer im Bereich der<br />
produktionsnahen Logistik wider.<br />
In der Regel findet logistische Wertschöpfung dort statt, wo viele Menschen leben. Aus diesem<br />
Grund befin<strong>den</strong> sich Logistikzentren in der Regel in oder in direkter Nachbarschaft zu<br />
Ballungsräumen.<br />
Abb. 25: Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg:<br />
Rhein-Neckar<br />
Quelle: Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Heilbronn-<br />
Franken<br />
Schwarzwald<br />
Neckar-Alb<br />
Südl. Ober-<br />
Rhein<br />
Hochrhein-Bo<strong>den</strong>see<br />
Mittl.<br />
Nord-<br />
Oberrhein<br />
Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg<br />
Region Stuttgart<br />
Ost-Württemberg<br />
Donau/Iller<br />
Bo<strong>den</strong>see-Oberschwaben<br />
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Diese allgemeine Formel ist auch in Ba<strong>den</strong>-Württemberg zu beobachten. Logistikzentren sind vor<br />
allem dort entstan<strong>den</strong>, wo große Industrieansiedlungen sind, d. h. an erster Stelle im Großraum<br />
Stuttgart. Aber auch andere Regionen wie die Räume Ulm, Mannheim, Karlsruhe oder Heilbronn<br />
stellen die Ballungsräume des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg dar und haben daher auch logistisch<br />
eine besondere Bedeutung. Alternativ wer<strong>den</strong> Logistikzentren an Standorten mit besonders guter<br />
Verkehrsanbindung entstehen, wie z. B. in Lahr (gute Straßenanbindung, Frachtflughafen,<br />
Anbindung an das Bahnnetz) (siehe dazu auch Kap. 7).<br />
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Exkurs: Standortfaktoren <strong>für</strong> Logistikansiedlungen<br />
Entschei<strong>den</strong>d ist bei der Lage die grundsätzliche Wahl des Makro- und Mikrostandortes, d. h., liegt<br />
der Standort nah an <strong>den</strong> Märkten und ist er verkehrstechnisch gut angebun<strong>den</strong>. Das Grundstück<br />
selbst sollte möglichst eben sein und über eine ausreichende verkehrliche Anbindung verfügen<br />
(Autobahnanschluss nicht weiter als 3 km/anbaufrei). Die Größe sollte genügend<br />
Erweiterungsmöglichkeiten vorsehen (mind. 1/3 der Fläche), die entweder durch <strong>den</strong> Investor mit<br />
gekauft oder auch durch Optionsverträge gesichert wer<strong>den</strong> können. Bei aller Unterschiedlichkeit<br />
von Logistikimmobilien lassen sich folgende „dominante“ Standortfaktoren benennen, die <strong>für</strong> alle<br />
Unternehmen mit logistischen Funktionen große Bedeutung haben:<br />
Abb. 26: Standortfaktoren <strong>für</strong> Logistikansiedlungen<br />
• Verkehrsanbindung (regional/überregional):<br />
Autobahn, Bahn, Hafen, Flughafen, Frachtzentrum<br />
• Grundstück:<br />
Flächengröße und -zuschnitt (Rastermaß 16:24),<br />
Expansionsmöglichkeiten, Topographie, Baugrund, derzeitige<br />
Nutzung, Gleisanschluss, Eigentümer, Altlasten, Verfügbarkeit<br />
• Bebauungsplan:<br />
Planungs- und Baurecht (GI-Fläche), max. zulässige<br />
Bebauungshöhe (mind. 15 m), max. bebaubare Fläche,<br />
Lärmvorschriften, Umweltschutzauflagen<br />
• Gesetzliche/politische Rahmenbedingungen:<br />
gesetzliche Auflagen, schnelle Genehmigungsverfahren,<br />
niedriger Unternehmens- bzw. Einkommenssteuersatz, mögliche<br />
Förderungen<br />
• Lage:<br />
geographische Lage und Entfernung zu Agglomerationen<br />
(je nach logistischer Struktur)<br />
• Infrastruktur:<br />
Wasser, Abwasser, Elektrizität, Gas, Fernwärme<br />
• Kosten:<br />
Fläche und Betrieb des Zentrums (Baugrund unter 100 EUR,<br />
Miete unter 5 EUR pro qm) (Miet-/Kaufpreis, Nebenkosten,<br />
Lohnkostenniveau)<br />
• Personal:<br />
Verfügbarkeit, Streikgefahr, Mehrsprachigkeit, Qualifikation,<br />
Fluktuationsrate<br />
• Kun<strong>den</strong>anforderungen:<br />
Laufzeitquoten, Erreichbarkeit<br />
Quelle: Logistikimmobilien in Deutschland, SCI Verkehr 2007, verändert<br />
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Wettbewerbsfaktoren <strong>für</strong> Standorte<br />
Die Lage und der Zugang zu <strong>den</strong> Netzen der Verkehrsträger und Distributionsströmen von<br />
Industrie, Handel und Dienstleistung sowie bedarfsorientierte Logistikflächen gehören zu <strong>den</strong><br />
entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Wettbewerbsfaktoren <strong>für</strong> eine Region.<br />
Das bestätigte auch eine von SCI Verkehr im Sommer 2007 im Rahmen der Aktualisierung der<br />
Studie „Logistikimmobilien in Deutschland“ durchgeführte Befragung von Unternehmen. Der<br />
Faktor „Verkehrsinfrastruktur“ wurde im Rahmen dieser Untersuchung von 84 % der Befragten als<br />
der mit Abstand wichtigste Standortfaktor <strong>für</strong> logistische Ansiedlungen genannt 20 . Es folgen die<br />
weiteren harten Standortfaktoren wie Grundstückspreis oder Kun<strong>den</strong>nähe; die eher weichen<br />
Faktoren wie (Standort-)Image oder Fördermittel spielen bei <strong>den</strong> meisten Unternehmen eine<br />
weniger große Rolle.<br />
Abb. 27: Entschei<strong>den</strong>de Standortfaktoren<br />
Verkehrsanbindung<br />
Grundstückskosten<br />
Expansionsmöglichkeit<br />
Image des Standortes<br />
Nähe zu Wissenschaft<br />
Quelle: SCI Verkehr GmbH<br />
Kun<strong>den</strong>nähe<br />
Arbeitskosten<br />
Fördermittel<br />
3%<br />
6%<br />
Die entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Faktoren<br />
10%<br />
25%<br />
Quelle: Logistikimmobilen in Deutschland, SCI Verkehr 2007<br />
20<br />
Mit Verkehrsinfrastruktur ist in diesem Zusammenhang das Vorhan<strong>den</strong>sein einer gut ausgebauten,<br />
möglichst staufreien und ohne weitere Restriktion (z.B. Umweltzonen) benutzbaren Verkehrsanbindung<br />
gemeint.<br />
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43%<br />
51%<br />
49%<br />
84%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
Neben <strong>den</strong> genannten „weichen“ Standortfaktoren wurde der Einfluss von regionalen Bindungen<br />
oder persönlichen Präferenzen der Entscheider untersucht. Mehr als 60 % der Unternehmen stufen<br />
<strong>den</strong> Einfluss regionaler Bindungen und persönlicher Präferenzen als „sehr wichtig“ und „wichtig“<br />
<strong>für</strong> die Standortentscheidung ein. Nur 4,5 % der Entscheider in <strong>den</strong> untersuchten<br />
<strong>Logistikstandort</strong>en geben an, dass der Einfluss persönlicher Präferenzen auf die<br />
Standortentscheidung „unwichtig“ ist.<br />
Abb. 28: Persönliche Präferenzen der Entscheider<br />
Der Einfluss regionaler Bindungen und persönlicher Präferenzen<br />
weniger wichtig<br />
34%<br />
unwichtig<br />
4%<br />
sehr wichtig<br />
21%<br />
wichtig<br />
41%<br />
Quelle: Logistikimmobilien in Deutschland, SCI Verkehr 2007<br />
sehr wichtig<br />
wichtig<br />
weniger wichtig<br />
unwichtig<br />
Quelle: SCI Verkehr GmbH<br />
Dieses doch überraschende Ergebnis deckt sich in der Ten<strong>den</strong>z auch mit einer Befragung im<br />
Rahmen des SCI/Logistikbarometers vom Juni 2007. In dieser Befragung gingen sogar 77 % der<br />
Unternehmen davon aus, dass persönliche Präferenzen des Entscheiders wichtig oder sehr wichtig<br />
<strong>für</strong> die Standortwahl in der Logistik sind.<br />
Zusammengefasst brachte die Befragung der Unternehmen einige interessante Aspekte zur<br />
Standortwahl zu Tage. Für die Standortwahl zählt insbesondere die Lage, vor allem ist<br />
Autobahnnähe <strong>für</strong> eine Logistikimmobilie von herausragender Bedeutung. Das zweitwichtigste<br />
Kriterium ist die Kun<strong>den</strong>nähe, neu bzw. überraschend ist die Aussage des überwiegen<strong>den</strong> Anteils<br />
der Unternehmen, dass persönliche Präferenzen der Entscheider eine wichtige oder sehr wichtige<br />
Rolle spielen. Allgemein überschätzt wer<strong>den</strong> zumindest <strong>für</strong> die Logistik offensichtlich weiche<br />
Standortfaktoren wie Umfeld oder Kultur.<br />
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Das bedeutet, dass der Aufbau einer persönlichen Beziehung zwischen Entscheidern der<br />
Logistikbranche und <strong>den</strong> Entscheidern der Flächennutzung bzw. <strong>den</strong> Wirtschaftsförderern ein<br />
wichtiger erfolgskritischer Faktor ist.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Logistikimmobilien bieten eine gute Rendite <strong>für</strong> die Immobilienwirtschaft.<br />
• Es ist eine Ten<strong>den</strong>z zu großflächigen modernen Logistikimmobilien erkennbar.<br />
• Erweiterungsflächen sind ein wichtiges Kriterium <strong>für</strong> Logistikansiedlungen.<br />
• Wichtigste Standortfaktoren sind Verkehrsanbindung, Preis und Kun<strong>den</strong>nähe.<br />
• Persönliche Präferenzen und die regionale Bindung der Entscheider spielen <strong>für</strong> die<br />
endgültige Wahl eines Standortes eine wichtige Rolle. Dies bietet besondere Chancen<br />
<strong>für</strong> Wirtschaftsförderer.<br />
• Logistikansiedlungen bieten durchschnittlich zwischen 16 und 80 direkte Arbeitskräfte<br />
je Ha Fläche, je nach Typ des Logistikzentrums können es auch 200 bis 300 sein, dazu<br />
kommen noch indirekte Arbeitsplatzeffekte.<br />
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3.3 Standortfaktoren in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Aufgrund des starken Wettbewerbsdrucks auf allen Märkten spielen Kosten <strong>für</strong> die Unternehmen<br />
heute eine zentrale Rolle. Insbesondere bei einer angestrebten Eigenfinanzierung der<br />
Logistikimmobilien ist der Preis der dazu benötigten Fläche ein entschei<strong>den</strong>der Faktor. Wegen der<br />
zunehmen<strong>den</strong> Bedeutung von logistischen Ansiedlungen in Industriegebieten hat SCI Verkehr die<br />
durchschnittlichen Kaufpreise <strong>für</strong> Industrieflächen in Deutschland verglichen.<br />
Abb. 29: Durchschnittliche Kaufpreise <strong>für</strong> Industriegrundstücke 2004<br />
Bayern<br />
Hessen<br />
Ba<strong>den</strong>-Würtemberg<br />
Früheres Bundesgebiet<br />
Schleswig-Holstein<br />
Deutschland<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Bran<strong>den</strong>burg<br />
Saarland<br />
Niedersachsen<br />
Bremen<br />
Neue Länder & Berlin-Ost<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
2,25<br />
4,53<br />
17,59<br />
16,67<br />
16,62<br />
15,81<br />
24,78<br />
22,97<br />
27,6<br />
33,32<br />
31,93<br />
Werte in Euro/qm<br />
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37,91<br />
45,91<br />
44,15<br />
53,63<br />
58,97<br />
89,63<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Quelle: Studie „<strong>Logistikstandort</strong>e in Deutschland“, SCI Verkehr 2007<br />
Im bundesdeutschen Vergleich sind Flächen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg deutlich teurer als z. B. in <strong>den</strong><br />
Flächenländern Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen, die bisher schon als starke<br />
<strong>Logistikstandort</strong>e gelten. Jedoch variiert der Bo<strong>den</strong>preis <strong>für</strong> Industrie- und Logistikflächen in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg regional sehr stark. Während im Ballungsraum Stuttgart Preise von bis zu<br />
600,- EUR pro m² verlangt wer<strong>den</strong>, können es in Gemein<strong>den</strong> auf dem Land auch unter 10 EUR<br />
sein.
In einer Studie der Privatbankiers Ellwanger und Geiger vom September 2006 wurde die<br />
Bo<strong>den</strong>preissituation <strong>für</strong> <strong>Logistikstandort</strong>e im Großraum Stuttgart analysiert. Dabei wurde klar, dass<br />
auch selbst im Raum Stuttgart mit einer Spanne von 50-600 EUR pro m 2 zu rechnen ist.<br />
Die Entwicklung der Bo<strong>den</strong>preise seit 2005 verdeutlicht folgende Tabelle, die auf <strong>den</strong> Aussagen<br />
der Studie von Ellwanger und Geiger basiert:<br />
Abb. 30: Bo<strong>den</strong>preissituation im Großraum Stuttgart:<br />
Kreis Bo<strong>den</strong>preisten<strong>den</strong>z<br />
Rems-Murr-Kreis sinkend<br />
Landkreis Esslingen steigend<br />
Landkreis Göppingen gleich bleibend<br />
Landkreis Böblingen sinkend<br />
Landkreis Ludwigsburg steigend<br />
Quelle: Ellwanger und Geiger 2006<br />
Abschließend haben Ellwanger und Geiger die Situation folgendermaßen beschrieben:<br />
• Bei <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>preisen konnte ein Nord-Süd-Gefälle festgestellt wer<strong>den</strong>, besonders<br />
hochpreisig ist das Fildergebiet im Einzugsgebiet der A 8, das durch Flughafen und Neue<br />
Messe weitere Preissteigerungen erfährt.<br />
• Die vergleichsweise hohen Bo<strong>den</strong>preise der Region erschweren generell eine<br />
Neuansiedlung von Unternehmen im Logistikbereich.<br />
In einzelnen Gebieten Ba<strong>den</strong>-Württembergs gibt es derzeit überhaupt keine geeigneten Flächen <strong>für</strong><br />
Logistikansiedlungen mehr, so dass die Entwicklung hier stagniert (Stuttgart, Karlsruhe).<br />
Bei <strong>den</strong> Mieten von Bestandsimmobilien liegen nach einem Bericht der Deutschen<br />
Immobilienpartner (DIP) aus dem Jahr 2007 die Standorte in Ba<strong>den</strong>-Württemberg allerdings nur im<br />
Mittelfeld. Sind z. B. in Hamburg teilweise bis zu 7,50 EUR pro qm (Spitzenpreise in relativ neu<br />
errichteten Standorten) zu zahlen, bewegt sich der durchschnittliche Mietpreis in der Region<br />
Stuttgart bei 2,50 EUR pro qm. In Mannheim liegt der Preis mit 2,30 EUR pro qm sogar noch<br />
darunter.<br />
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Abb. 31: Mietpreise in Logistik-Bestandsimmobilien 2005/2006<br />
5<br />
4,5<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Eur/m²<br />
Quelle: DIP-Research 2007<br />
Mittlere Mietpreise <strong>für</strong> Lagerflächen (Bestandsobjekte) 2005/2006<br />
Berlin Bremen Dres<strong>den</strong> Düsseldorf Frankfurt/M Hamburg Hannover Köln Leipzig Magdeburg Mannheim München Rostock Stuttgart<br />
Auch bei diesen Durchschnittswerten sind wie bei <strong>den</strong> Baulandpreisen allerdings die teilweise<br />
extremen Unterschiede je nach konkreter Immobilie und Lage zu beachten. In dem bereits zitierten<br />
Bericht von Ellwanger und Geiger wird beispielsweise von einer konkreten Preisspanne von<br />
3,40 EUR bis 5,10 EUR pro qm gesprochen, wobei in einzelnen Fällen auch Mieten über 5,10 EUR<br />
bezahlt wur<strong>den</strong>. Diese höheren Durchschnittsmieten im Vergleich zu <strong>den</strong> Ergebnissen der DIP-<br />
Studie erklären sich vor allem in einem unterschiedlichen Gebietszuschnitt der zwei Studien und<br />
somit einer anderen Datenbasis. 21<br />
21<br />
Während Ellwanger/Geiger das begrenzte Gebiet der Region Stuttgart betrachtet, ist davon auszugehen,<br />
dass der Anteil günstigerer ländlicher Gebiete bei DIP deutlich größer ist, da DIP Deutschland in nur 14<br />
Regionen einteilt.<br />
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2005<br />
2006
3.4 Bautätigkeiten in der Logistik<br />
Aufgrund der angespannten Flächensituation in <strong>den</strong> Ballungsgebieten haben sich die größeren<br />
Logistikansiedlungen der vergangenen Zeit in Deutschland hauptsächlich auf Regionen mit gutem<br />
und preiswertem Flächenangebot konzentriert, die durchaus auch etwas abseits der<br />
Ballungsgebiete liegen können.<br />
Beispielsweise konnte im Black Forest Airport und Business Park in Lahr, am westlichen Rand des<br />
Schwarzwalds zwischen Freiburg und Offenburg, die Fiege Deutschland GmbH & Co. KG, Greven,<br />
eines der führen<strong>den</strong> deutschen Unternehmen in der Kontraktlogistik, davon überzeugt wer<strong>den</strong>,<br />
eine Fläche von gut 100.000 qm zu erwerben, um ein Logistikzentrum zu bauen.<br />
An dem ehemals militärisch genutzten Flughafengelände wurde im Mai 2006 mit dem Bau eines<br />
ersten Bauabschnitts des Logistikzentrums mit 35.000 qm Lagerfläche begonnen. Im zweiten<br />
Bauabschnitt kann der Gebäudekomplex auf insgesamt ca. 50.000 qm Lagerfläche erweitert<br />
wer<strong>den</strong>. Seit Anfang 2007 wer<strong>den</strong> in diesem südlichsten Standort <strong>für</strong> ein Logistikzentrum der<br />
deutschen Fiege Organisation <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bridgestone/Firestone Konzern Reifen gelagert. Von hier aus<br />
soll nach Aussage der Fiege-Gruppe Süddeutschland weiter erschlossen wer<strong>den</strong>.<br />
Im März 2007 kündigte Rhenus Logistics an, auf einem 70.000 qm großen Grundstück in Weil am<br />
Rhein eine neue Logistikanlage zu errichten. Die dort entstehen<strong>den</strong> Anlagen <strong>für</strong> <strong>den</strong> Umschlag, die<br />
Lagerung und die Bearbeitung von Gütern schaffen etwa hundert neue Arbeitsplätze. Geplant sind<br />
rund 3.000 qm Bürofläche, eine Umschlaghalle von etwa 2.500 qm Grundfläche sowie ca.<br />
28.000 qm Hallenfläche <strong>für</strong> Lagerung, Kommissionierung und Mehrwertdienste wie die<br />
Aktionspackerei („Price, Pick & Pack“) im Auftrag von Konsumgüterherstellern und des<br />
Einzelhandels. Zusätzlich sollen von Weil am Rhein aus <strong>für</strong> die Hella Innenleuchten-Systeme<br />
GmbH die zentralen europäischen Distributionstätigkeiten erbracht wer<strong>den</strong>.<br />
Neben Neubauten sind allerdings auch Erweiterungen bestehender Anlagen in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg zu fin<strong>den</strong>. Beispielsweise erweiterte der Logistikdienstleister Dachser seine Standorte<br />
in Singen und Rottenburg.<br />
Die steigende Nachfrage nach modernen, auf Kun<strong>den</strong>anforderungen ausgerichtete Lagerflächen<br />
und anspruchsvollen, integrierten Logistiklösungen erforderte beispielsweise in Singen einen<br />
Neubau mit einer Grundfläche von rund 11.600 qm im Industriegebiet Hardmühl-Nord. Im neuen<br />
Hochregallager, das noch erweitert wer<strong>den</strong> kann, entstehen mittelfristig zusätzlich 25 neue<br />
Arbeitsplätze, sodass Dachser in Singen dann rund 190 Mitarbeiter beschäftigen wird. Die<br />
Bauarbeiten zu dieser Erweiterung konnten 2006 beendet wer<strong>den</strong>.<br />
In Rottenburg führt die Zusammenarbeit zwischen Dachser und BayWa im Bereich Bau- und<br />
Gartenmärkte zu einer Erweiterung der erst 1999 gegründeten Niederlassung. Im Mittelpunkt steht<br />
hier der Neubau eines Warehouses mit Hochregallager, das auf einer Nutzfläche von rund<br />
10.500 qm über 24.000 Palettenstellplätze verfügen wird. Weiterhin erweitert das Unternehmen<br />
seine bestehende Umschlaghalle um 2.800 qm. Die Zahl der Rampentore, an <strong>den</strong>en LKW be- und<br />
entla<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, wird von 37 auf 95 erhöht. Darüber hinaus wird auch das Verwaltungsgebäude<br />
um ein weiteres Stockwerk ausgebaut.<br />
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Die Baumaßnahmen in Rottenburg konnten im Herbst 2007 fertig gestellt wer<strong>den</strong>. Dachser<br />
übernimmt die komplette Logistik der BayWa. Die Regionen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Bayern,<br />
Vorarlberg und Teile der neuen Bundesländer wer<strong>den</strong> von Rottenburg aus versorgt.<br />
Insgesamt kann aufgrund der Recherche und der Ergebnisse der Auswertung der SCI<br />
Logistikdatenbank festgestellt wer<strong>den</strong>, dass die Zeiten umfangreicher Bautätigkeiten in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg zwischen <strong>den</strong> späten 1980er-Jahren und etwa 2002 liegen. Seitdem ist die<br />
Bautätigkeit im Logistikbereich stark zurückgegangen.<br />
3.5 Bewertung Standorte<br />
Aufgrund der Ballungsräume Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe und weiterer sechs Städte mit mehr<br />
als 100.000 Einwohnern und einem Konsumentenpotenzial von über 10 Mio. Einwohnern in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg sowie starken Industrieagglomerationen in <strong>den</strong> Branchen Automobil, Maschinenbau,<br />
Chemie (vgl. Kap 4.5.) ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg ein starker <strong>Logistikstandort</strong>. Seine <strong>Stärken</strong> liegen<br />
schwerpunktmäßig in der produktionsnahen Logistik. Aufgrund hoher Investitionstätigkeiten in <strong>den</strong><br />
1980er- und 1990er-Jahren sind die Mieten in Bestandsimmobilien trotz hoher Bo<strong>den</strong>preise bisher<br />
noch sehr moderat. Für aktuelle Neuansiedlungen oder Erweiterungen fehlen jedoch geeignete<br />
Flächen oder die logistische Entwicklung wird durch hohe Bo<strong>den</strong>preise behindert. Mit Ausnahme<br />
von besonderen Lagen (z. B. an internationalen Flughäfen) und besonderen Dienstleistungen (z. B.<br />
High-Tech-Logistik) gelten Grundstückspreise von deutlich mehr als 100 EUR pro qm <strong>für</strong><br />
Logistikimmobilien als nicht durchsetzbar.<br />
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist aufgrund der knappen Flächensituation zunehmend eine<br />
Nutzungskonkurrenz zwischen Erweiterungen von Produktionsbetrieben und Logistikansiedlungen<br />
zu beobachten. Diese steht jedoch im Gegensatz zu der funktionellen Abhängigkeit zwischen<br />
Produktion und Logistik. Produktionsstandorte können ohne Logistik weder mit Vorprodukten oder<br />
Rohstoffen versorgt, noch können die Fertigprodukte ohne Logistik verteilt wer<strong>den</strong>. Die<br />
Entscheidung <strong>für</strong> die Ansiedlung von Produktionsbetrieben ist damit auch immer eine<br />
Entscheidung <strong>für</strong> die Ansiedlung bei logistischen Funktionen. Durch die auch bei der regionalen<br />
und kommunalen Politik vorherrschende Meinung, lieber Produktionsbetriebe als Logistiker<br />
ansiedeln zu wollen und da<strong>für</strong> die vorhan<strong>den</strong>en Flächen zu reservieren, wird also die allgemeine<br />
Entwicklung des Standortes behindert.<br />
Die allgemeine Flächenknappheit in Ba<strong>den</strong>-Württemberg (insbesondere von <strong>für</strong> Logistik<br />
geeigneten Flächen) führt dazu, dass zunehmend produzierende Unternehmen über eine<br />
komplette Verlagerung ihrer Produktion nach<strong>den</strong>ken müssen, da sie sich logistisch nicht<br />
weiterentwickeln können oder noch nicht einmal die Möglichkeit haben, logistische Funktionen an<br />
einen anderen nahe gelegenen Standort auszulagern, um mit der Produktion zu wachsen.<br />
Das derzeit unscharfe Image der Logistikbranche bei Planern, Politikern und Wirtschaftsförderern<br />
sowie die Unkenntnis über die Bedarfe der Logistikbranche führen zu einer verlangsamten<br />
logistischen Entwicklung in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
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Während beispielsweise in Niedersachsen durch die dortige Logistikinitiative im Jahr 2006 über<br />
neunzig neue Ansiedlungen verzeichnet wer<strong>den</strong> konnten, liegt die Zahl der Ansiedlungen in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg nach <strong>den</strong> Rückmeldungen der Wirtschaftsförderer des Landes im Rahmen<br />
einer Umfrage vom Herbst 2007 eher zwischen zehn und zwanzig.<br />
Ein wichtiges Argument gegen die Ansiedlung von Logistikzentren in Deutschland (und damit auch<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg) ist die derzeitige Praxis zur Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer (EUST). So<br />
bekommen Unternehmen, die von außerhalb der EU Waren über ein Logistikzentrum nach Europa<br />
einführen, in <strong>den</strong> Benelux-Staaten einen Vorteil durch die dortigen Möglichkeiten der<br />
Fiskalverzollung. Einfach ausgedrückt muss dort die EUST deutlich später bezahlt wer<strong>den</strong> als in<br />
Deutschland oder ist sogar mit anderen Abgaben zu verrechnen. Dieser eklatante<br />
Wettbewerbsnachteil des Standortes Deutschland führte in <strong>den</strong> letzten zehn Jahren dazu, dass die<br />
meisten Ansiedlungen von europäischen Distributionszentren in <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> stattgefun<strong>den</strong><br />
haben.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Die Voraussetzungen <strong>für</strong> logistische Ansiedlungen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind gut<br />
(industrielle Basis, Ballungsräume).<br />
• Es fehlen allerdings kostengünstige Flächen <strong>für</strong> die Ansiedlung logistischer<br />
Funktionen.<br />
• Die Entwicklung der Produktionsstandorte in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist eng an die<br />
Logistikentwicklung geknüpft.<br />
• Die Bedarfe der Logistikbranche sind <strong>den</strong> Entscheidungsträgern in <strong>den</strong> Regionen,<br />
Städten und Gemein<strong>den</strong> nicht genug bekannt.<br />
• Es muss eine aktive Flächen-Vorratspolitik insbesondere in <strong>den</strong> Ballungsräumen<br />
entwickelt wer<strong>den</strong>.<br />
• Die Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer muss der Praxis in <strong>den</strong> Beneluxstaaten<br />
angeglichen wer<strong>den</strong>.<br />
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4 Unternehmen<br />
4.1 Unternehmen des Güterkraftverkehrs<br />
Unter dem Oberbegriff Güterkraftverkehrsunternehmen wer<strong>den</strong> im weiteren Zusammenhang<br />
Fuhrunternehmen und kleine Speditionen (mit Selbsteintritt) zusammengefasst. Typisch <strong>für</strong> diese<br />
Unternehmen ist eine unabhängige, häufig im Familienbesitz gewachsene und regional verankerte<br />
Struktur mit einem hohen Anteil der eigenen Wertschöpfung in <strong>den</strong> Transportdiensten <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Komplettladungs- und Systemverkehr (Güterkraftverkehr). Er unterliegt dann als<br />
Transportunternehmer <strong>den</strong> Bestimmungen der §§ 407 ff. HGB über <strong>den</strong> Frachtvertrag, dem<br />
Güterkraftverkehrsgesetz und <strong>den</strong> dazu ergangenen Rechtsverordnungen.<br />
Oftmals stehen Güterkraftverkehrsunternehmen in direktem Abhängigkeitsverhältnis zu Verladern<br />
oder Logistikdienstleistern, von <strong>den</strong>en sie regelmäßig oder ausschließlich eingesetzt wer<strong>den</strong>. Die<br />
Unternehmen aus diesem Segment erbringen zwar mit dem Transport eine wesentliche<br />
Wertschöpfungsstufe der logistischen Kette, diese wird aber in der Regel nicht ausreichend von<br />
<strong>den</strong> Auftraggebern honoriert. Kostenrisiken durch steigende Energiekosten können regelmäßig,<br />
wenn überhaupt, nur mit Zeitverzögerung an die Auftraggeber weitergegeben wer<strong>den</strong>.<br />
Die Markteintrittshürde <strong>für</strong> <strong>den</strong> gewerblichen Güterkraftverkehr ist sehr niedrig. Ein weiteres<br />
Kennzeichen dieses Branchensegments sind äußerst geringe Eigenkapitalquoten bzw.<br />
Überschuldung. Viele der Klein- und Kleinstunternehmen stehen bei dem Ausfall des eingesetzten<br />
einzigen LKW vor dem Aus, da die finanziellen Möglichkeiten <strong>für</strong> eine Ersatzinvestition fehlen. Das<br />
Segment der Güterkraftverkehrsunternehmen ist daher geprägt von hohen Insolvenzraten bei einer<br />
gleichzeitig hohen Rate von Neugründungen.<br />
Eine wirtschaftlich gesunde Weiterentwicklung dieser Unternehmen kann nur durch Spezialisierung<br />
oder Mengensteigerung erreicht wer<strong>den</strong>. Allerdings fehlen <strong>den</strong> meisten Unternehmen die<br />
Investitionsmittel, um eine im reinen Transportbereich erforderliche Größe (economies of scale)<br />
oder ein entsprechendes flächendeckendes Transportnetzwerk aufzubauen. Der Ausstieg der zwei<br />
Konzerne ABX und Gefco aus diesen Bereichen innerhalb von nur einem Jahr verdeutlicht <strong>den</strong><br />
harten Wettbewerb im reinen Transportsektor.<br />
Es erscheint daher Erfolg versprechender, die Abhängigkeiten vom wenig gewinnbringen<strong>den</strong><br />
Transportbereich dadurch zu reduzieren, dass individuelle Zusatzleistungen in der logistischen<br />
Kette entwickelt und angeboten wer<strong>den</strong>. Damit entwickeln sich die Güterkraftverkehrsunternehmen<br />
vom Transporteur zum Logistikdienstleister. Aber auch dies gelingt aufgrund des erforderlichen<br />
Investitionsbedarfes meist nur Unternehmen größeren Typs.<br />
Im Mittel erzielen Unternehmen dieser Gruppe einen jährlichen Umsatz von 1 bis 5 Mio. EUR. Sie<br />
beschäftigen in der Regel weniger als 20 Mitarbeiter. Nach einer Auswertung der BAG (Bundesamt<br />
<strong>für</strong> Güterverkehr) überwiegen in diesem Segment sogar Unternehmen mit weniger als drei<br />
Mitarbeitern. Kennzeichnend <strong>für</strong> die Geschäftsstruktur dieser Unternehmen ist ein hoher Grad an<br />
Flexibilität in der täglichen Neuakquisition von Frachten. Eine Spezialisierung dieses<br />
Unternehmenstyps auf <strong>den</strong> Transport bestimmter Güterarten ist nicht festzustellen.<br />
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Im Jahr 2005 hatten insgesamt 9.506 Unternehmen des gewerblichen Güterkraftverkehrs ihren<br />
Hauptsitz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Damit liegt das Land zwischen NRW mit 10.941 und Bayern mit<br />
7.395 Unternehmen auf dem 2. Platz. Es ist festzustellen, dass das Herz des Güterkraftverkehrs in<br />
diesen drei Bundesländern liegt. Die Hälfte aller Aktivitäten des gewerblichen Güterkraftverkehrs<br />
findet innerhalb dieses Spitzentrios statt.<br />
Die meisten Unternehmen des Güterkraftverkehrs in Ba<strong>den</strong>-Württemberg (knapp 1/3) unterhalten<br />
einen Fuhrpark von vier bis zehn LKW. Nur etwas weniger stark (29 %) ist die Gruppe der<br />
Unternehmen mit nur einem Fahrzeug. 22 Diese Werte entsprechen dem Bundesdurchschnitt.<br />
Insofern unterscheidet sich die Verteilung der Güterkraftverkehrsunternehmen in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg nicht signifikant von dem der anderen starken Bundesländer Bayern oder NRW.<br />
4.2 Logistikunternehmen<br />
Logistikunternehmen sind meist aus klassischen Speditionsbetrieben oder als Ausgründung<br />
logistischer Abteilungen in Industrie und Handel entstan<strong>den</strong>. Diese Logistikunternehmen sind auch<br />
heute noch eher mittelständisch geprägt. Logistikunternehmen erbringen logistische<br />
Dienstleistungen <strong>für</strong> Unternehmen in Handel und Industrie. Dabei erstreckt sich ihr<br />
Leistungsspektrum im Gegensatz zu <strong>den</strong> Güterkraftverkehrsunternehmen in der Regel auf eine<br />
umfassende logistische Dienstleistung. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Transport mit eigenen<br />
Fahrzeugen oder mit Subunternehmern (Güterkraftverkehrsunternehmen) abgewickelt wird.<br />
Die Logistikunternehmen verzeichneten durch die in Kapitel 1 beschriebenen Trends wie<br />
Outsourcing oder Globalisierung in <strong>den</strong> vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum. Gleichzeitig<br />
ist ein zunehmender Konzentrationsprozess am Markt festzustellen. Die ehemaligen<br />
Staatsunternehmen aus <strong>den</strong> Bereichen Post und Bahn haben in <strong>den</strong> vergangenen Jahren auch<br />
durch die Übernahme von mittelständischen Logistikdienstleistern ein beeindruckendes Wachstum<br />
aufzuweisen. Große Familienunternehmen wie Kühne & Nagel haben sich ebenfalls erfolgreich an<br />
dem Konzentrationsprozess der vergangenen Jahre beteiligt und sich so zu multinationalen<br />
Speditionskonzernen entwickelt.<br />
Die Unternehmen Deutsche Bahn, Deutsche Post sowie Kühne & Nagel führen in dieser<br />
Reihenfolge die Rangliste „TOP 100 der Logistik“ an, die in regelmäßigen Abstän<strong>den</strong> vom<br />
Fraunhofer Institut in Nürnberg angefertigt wird.<br />
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg unterhalten aufgrund der starken industriellen Basis des Landes alle<br />
führen<strong>den</strong> Logistikdienstleister Deutschlands Niederlassungen und Standorte. Das größte<br />
Logistikunternehmen mit Sitz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist Wincanton Trans European (Mannheim)<br />
auf Platz 16 der TOP 100 gefolgt von Trans-o-flex Schnell-Lieferdienst (Weinheim) auf Platz 27 und<br />
der internationalen Spedition Willi Betz (Reutlingen) auf Platz 28.<br />
22 Alle Daten: BAG – Bundesamt <strong>für</strong> Güterverkehr<br />
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Abb. 32: Top-Logistikunternehmen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Platz Unternehmen Standort Umsatz 2004<br />
16 Wincanton Trans European (Deutschland) GmbH Mannheim 660 Mio. EUR<br />
27 Trans-o-flex Schnell-Lieferdienst GmbH Weinheim 431 Mio. EUR<br />
28 Internationale Spedition Willi Betz GmbH & Co KG Reutlingen 425 Mio. EUR<br />
56 Karl Schmidt Spedition GmbH Heilbronn 150 Mio. EUR<br />
70 Simon Hegele Gesellschaft <strong>für</strong> Logistik & Service mbH Karlsruhe 120 Mio. EUR<br />
81 Grieshaber Logistik AG Weingarten 102 Mio. EUR<br />
91 C. E. Noerpel GmbH & Co. KG Ulm 95 Mio. EUR<br />
Quelle: Top 100 der Logistik, Fraunhofer ATL 2006<br />
Die oben aufgeführten Top-Unternehmen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg bestechen nicht durch ihre<br />
Unternehmensgröße oder ihren Umsatz, sondern vor allem durch ihre konsequente Ausrichtung<br />
auf Branchen und ihre Spezialisierung auf bestimmte Geschäfte.<br />
• Wincanton ist ein stark auf Kontraktlogistik spezialisiertes Unternehmen, das in Deutschland<br />
über die Tochter Rhenania auch im intermodalen Geschäft tätig ist.<br />
• Die Trans-o-Flex ist als spezialisiertes KEP-Unternehmen mit einem Fokus auf Pharma und<br />
Gefahrgüter besonders erfolgreich.<br />
• Willi Betz ist eines der führen<strong>den</strong> Transportunternehmen Europas, das mit dem<br />
Tochterunternehmen LGI auch im Kontraktlogistikmarkt ausgesprochen erfolgreich ist.<br />
• Die Karl Schmidt Spedition aus Heilbronn ist eines der erfolgreichsten Silo-<br />
Transportunternehmen in Deutschland.<br />
• Simon Hegele Gesellschaft <strong>für</strong> Logistik und Service hat sich als Anbieter <strong>für</strong> komplexe<br />
Kontraktlogistikgeschäfte entwickelt und bedient dabei so erfolgreiche Kun<strong>den</strong> wie die<br />
Drogeriemarktkette DM oder Nokia Siemens Network.<br />
• Die Grieshaber-Gruppe bietet neben Transporten in <strong>den</strong> Bereichen Pharma-Logistik,<br />
Papier-Logistik, Kleinteile-Logistik und Inhouse-Logistik außergewöhnliche Dienstleistungen<br />
an.<br />
• CE-Noerpel ist ein klassisches Speditionsunternehmen, das über seine<br />
Systempartnerschaften mit <strong>den</strong> Kooperationen IDS/ELIX und EAST zunehmend<br />
interessante Logistikprojekte wie z.B. die Logistische Steuerung der Belieferung der<br />
Hornbach-Baumärkte mit Produkten der BaumitBayosan GmbH & Co. KG abwickelt.<br />
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Doch auch unterhalb der TOP-100 Unternehmen sind weitere Spezialisten und regional gut<br />
aufgestellte Unternehmen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ansässig. Nachfolgend eine kleine Auswahl<br />
solcher Unternehmen ohne Anspruch auf Vollständigkeit:<br />
• Auto Mann GmbH aus Blaubeuren ist ein kleiner Mittelständler mit sehr kreativem<br />
Dienstleistungsangebot und damit ein gutes Beispiel <strong>für</strong> die Entwicklung eines<br />
Transporteurs zu einem Mehrwertdienstleister.<br />
• Wilhelm Diehl Internat. Spedition GmbH & Co. KG aus Esslingen ist ein regional starker<br />
Partner im Großraum Stuttgart <strong>für</strong> die Kooperation System-Alliance.<br />
• Große-Vehne Speditions GmbH aus Stuttgart ist Gebietsspediteur <strong>für</strong> Daimler und Porsche.<br />
• LSU Schäberle GmbH & Co. KG ist Spezialist <strong>für</strong> Gefahrgutlogistik mit Sitz in Stuttgart.<br />
• Horst Mosolf GmbH & Co. KG Internationale Spedition aus Kirchheim/Teck ist ein auf<br />
Automobillogistik spezialisiertes Unternehmen.<br />
• Die Schober Gruppe (Schober Transport GmbH, Schober Spedition GmbH, Schober<br />
Logistik GmbH und Schober Eurofrisch GmbH) aus Weinstadt ist Spezialist <strong>für</strong> die<br />
Lebensmittelindustrie.<br />
• Seifert Logistics GmbH in Ulm ist ein erfolgreiches Kontraktlogistikunternehmen.<br />
• L.Wackler Wwe.Nachf. GmbH aus Göppingen ist regional starker Partner der Kooperation<br />
Cargo-Line und darüber hinaus Spezialist <strong>für</strong> Entsorgungslogistik und die<br />
Getränkeindustrie.<br />
Festzustellen bleibt, dass die Struktur der Logistikunternehmen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg stark klein-<br />
und mittelständisch geprägt ist – die TOP-Unternehmen sitzen eher in Hamburg oder Nordrhein-<br />
Westfalen als im wirtschaftlich starken Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
4.3 Intralogistik<br />
Mit Intralogistik hat der VDMA-Fachverband Fördertechnik und Logistiksysteme die Branche<br />
umschrieben, die Technik <strong>für</strong> <strong>den</strong> innerbetrieblichen Materialfluss und die Logistik anbietet. Die<br />
Unternehmen sind daher in der Regel <strong>den</strong> Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik<br />
zuzuordnen und stellen Lager- und Fördertechnik her.<br />
Die deutsche Intralogistikbranche ist international sehr erfolgreich. Deutschland erbringt etwa die<br />
Hälfte des Intralogistikumsatzes Europas und ist auch international klar führend vor Japan und <strong>den</strong><br />
USA, wie die Daten des VDMA belegen.<br />
Im Rahmen einer Untersuchung des Institutes <strong>für</strong> Fördertechnik und Logistik der Universität<br />
Stuttgart vom Dezember 2005 wurde die Bedeutung der Branche <strong>für</strong> und in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
deutlich. Rund 800 Unternehmen aus der Intralogistik gibt es in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Etwa 300<br />
Unternehmen bieten nur oder überwiegend Intralogistik-Produkte an, etwa 150 Unternehmen<br />
haben wenigstens ein Hauptgeschäftsfeld im Bereich der Intralogistik und ungefähr 350<br />
Unternehmen bieten einzelne Intralogistik-Produkte an.<br />
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Dabei sind diese Unternehmen überwiegend klein- und mittelständisch strukturiert. Ca. 80 % der<br />
Unternehmen dieser Branche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg haben nicht mehr als 250 Beschäftigte bzw.<br />
50 Mio. EUR Umsatz.<br />
Im Verhältnis zur Größe des Bundeslandes hat Ba<strong>den</strong>-Württemberg die höchste Intralogistik-Dichte<br />
in Deutschland, gefolgt von Bremen und dem Saarland. Daher ist davon auszugehen, dass auch<br />
der Anteil der ba<strong>den</strong>-württembergischen Intralogistik-Unternehmen an <strong>den</strong> Exporten dieses<br />
Wirtschaftszweiges besonders hoch liegt.<br />
Mit der ab 2008 in der neuen Messe Stuttgart stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Messe LogiMAT hat Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg eine der führen<strong>den</strong> Messen <strong>für</strong> Distribution, Material- und Informationsfluss im Land.<br />
Zwar erreicht die Messe nicht die Größe der CEMAT, die als Ableger der Hannovermesse Industrie<br />
in Hannover stattfindet, hat jedoch bereits eine starke überregionale Wirkung, die die Stärke der<br />
Intralogistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg widerspiegelt. Ergänzt wird die Messelandschaft von der<br />
MOTEK, ebenfalls in Stuttgart, der Welt-Leitmesse <strong>für</strong> Montage- und Handhabungstechnik. Die<br />
MOTEK ist der Treffpunkt aller Unternehmen, die sich mit Automatisierungstechnik beschäftigen<br />
und daher auch <strong>für</strong> die Anbieter der Intralogistik eine interessante Veranstaltung.<br />
4.4 eLogistik/RFID<br />
Hinter dem Begriff eLogistik versteckt sich eine relativ junge Disziplin der Logistikbranche. Der<br />
Begriff eLogistik beschreibt die Planung, Steuerung und Kontrolle des Waren-, Informations- und<br />
Geldflusses entlang der gesamten Supply Chain über öffentliche und private Netze (Inter- oder<br />
Intranet). Er wird in vielen Zusammenhängen synonym mit IT-gestützter Logistik verwendet. In der<br />
Studie zur Intralogistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg der Universität Stuttgart wird die Branche eLogistik<br />
der Intralogistik zugerechnet. Für diese <strong>Analyse</strong> wird die eLogistik allerdings als eigener<br />
Branchenteil betrachtet, da er sich inhaltlich deutlich von der klassischen Intralogistik<br />
unterscheidet.<br />
Die Unternehmen aus dem Bereich der eLogistik bieten <strong>den</strong> Dienstleistern sowie Industrie und<br />
Handel eine große Bandbreite an IT-Lösungen an, um ihre logistischen Prozesse zu gestalten und<br />
zu kontrollieren. Ohne Logistik-IT-Systeme lassen sich die zunehmend globalen<br />
Beziehungsnetzwerke von Beschaffung über Produktion bis zur Distribution nicht bewältigen.<br />
Supply Chain Management Tools helfen dabei, diese Prozesse zu steuern. eProcurement-Systeme<br />
helfen bei der Beschaffung, Warehouse Management Systeme (WMS) steuern die Lager,<br />
Speditionssoftware oder Transport Management Systeme die Distribution und<br />
I<strong>den</strong>tifikationssysteme stellen die Warenrückverfolgbarkeit sicher.<br />
Die in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ansässigen eLogistik-Unternehmen sind vorwiegend mittelständische<br />
Unternehmen, darunter eine große Anzahl an sehr erfolgreichen Anbietern. Jedoch sind auch zwei<br />
absolute Branchenriesen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ansässig: die SAP AG, Walldorf und die<br />
Deutschlandzentrale von IBM in Stuttgart.<br />
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Abb. 33: Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich eLogistik<br />
Unternehmen Ort Lösungen<br />
Aberle Automation GmbH & Co. KG Leingarten LVS-Systeme,<br />
Materialflusssteuerung<br />
AEB GmbH Stuttgart SCM-Software<br />
Aldata Ratail Solutions GmbH Stuttgart LVS-Systeme<br />
Aqcon GmbH Backnang LVS/WMS Systeme,<br />
I<strong>den</strong>tsysteme<br />
Barcodat GmbH Dornstetten I<strong>den</strong>tsysteme<br />
BarSysIT GmbH & Co. KG Ilsfeld I<strong>den</strong>ttechnologien<br />
Bizerba GmbH & Co. KG Balingen I<strong>den</strong>tsysteme<br />
COS GmbH Oberkirch TMS Lösungen<br />
Dr. Thomas & Partner GmbH Karlsruhe Materialflusssysteme, LVS-<br />
Systeme, SCM<br />
GammaWare GmbH Bad Rappenau LVS-Lösungen<br />
hsh-Systeme <strong>für</strong> Prozess-IT GmbH Neckarsulm Automatisierungslösungen<br />
Interflex Datensysteme GmbH & Co. KG Stuttgart IT-Security, MES Systeme<br />
KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG Achern-Gamshurst WMS-Systeme<br />
Klumpp Informatik GmbH Stuttgart Materialflusssteuerung/RFID<br />
LOG Control GmbH Pforzheim LVS-Systeme<br />
MLOG Logistics GmbH Heilbronn Materialflusssteuerung<br />
MPDV Microlab GmbH Mosbach Materialflusssteuerung<br />
OptimaSoftware Albershausen WMS-Systeme<br />
ORTEC Logiplan GmbH zum Heidelberg LVS/WMS-Systeme<br />
PTV AG Karlsruhe TMS-Systeme, Simulation<br />
S&P Computersysteme GmbH Stuttgart LVS-Systeme<br />
Steinbeis Angewandte Systemanalyse<br />
GmbH STASA<br />
Stuttgart Standortanalyse/Simulation<br />
Strübing Datensystemberatung GmbH Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> TMS-Systeme<br />
twi Industrieberatung GmbH & Co. KG Karlsruhe I<strong>den</strong>tsysteme, LVS-Systeme<br />
Viastore systems GmbH Stuttgart WMS-Systeme,<br />
Materialflussteuerung<br />
Quelle: Intralogistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Software in der Logistik 2007<br />
Ein Bereich der eLogistik mit zunehmender Bedeutung ist die I<strong>den</strong>tifikation mittels Radiofrequenz-<br />
I<strong>den</strong>tifikation (RFID). Die RFID-Technologie ermöglicht die berührungsfreie I<strong>den</strong>tifikation von<br />
Gegenstän<strong>den</strong> oder Waren und wird von vielen Unternehmen als Weiterentwicklung des Barcodes<br />
gesehen. Durch die Möglichkeiten mithilfe des so genannten Tag (Transponder) auf einer Ware<br />
auch Daten zu speichern entstehen durch RFID ganz neue Möglichkeiten.<br />
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Wissenschaftler gehen beispielsweise davon aus, dass sich zukünftig Waren ihren Weg durch ein<br />
Lager selbst „suchen“ können – es entsteht das „Internet der Dinge“.<br />
Derzeit ist die Technologie noch nicht endgültig ausgereift. Insbesondere die sichere I<strong>den</strong>tifikation<br />
von Waren mittels RFID-Technologie (d. h. Leseraten jenseits von 99 %) wird derzeit noch nicht<br />
erreicht. Auch sind die eingesetzten Mikrochips (Tags) noch zu teuer <strong>für</strong> einen massenweiten<br />
Einsatz der Technologie. Trotzdem setzt derzeit vor allem der Handel, aber auch die<br />
Automobilindustrie zunehmend auf Systeme mit RFID-Unterstützung.<br />
Laut einer Recherche aus dem Jahr 2005 23 wur<strong>den</strong> in Deutschland hauptsächlich in <strong>den</strong> Räumen<br />
Ruhrgebiet (insbesondere Dortmund), München und Ba<strong>den</strong>-Württemberg Unternehmen<br />
i<strong>den</strong>tifiziert, die sich auf diese Technologie spezialisiert haben. In Ba<strong>den</strong>-Württemberg waren nach<br />
dieser Auswertung im Jahr 2005 immerhin neun Unternehmen mit speziellem RFID-Fokus<br />
ansässig. Seitdem ist der RFID-Bereich weiter stark gewachsen.<br />
Abb. 34: IT-Unternehmen mit RFID-Fokus<br />
Unternehmen Sitz<br />
Aberle Leingarten<br />
Aldata Stuttgart<br />
aqcon Backnang<br />
Balluff Neuhausen a.d.F.<br />
Barkodat Dornstetten<br />
BarSysIT Ilsfeld<br />
Baumer I<strong>den</strong>t Weingarten<br />
Bizerba Balingen<br />
Bütema Bietigheim-Bissingen<br />
CAB Karlsruhe<br />
COS Oberkirch<br />
Datalogic Erkenbrechtsweiler<br />
Dr. Thomas+Partner Karlsruhe<br />
EHP Bühl<br />
embeX Freiburg<br />
Feinwerk Neckarsteinach<br />
FESTO Esslingen<br />
GammaWare Bad Rappenau<br />
Gebhardt Sinsheim<br />
GIS Lenningen<br />
23 Untersuchung des Clusterbereichs IT-Logistik im Ruhrgebiet im Auftrag der projekt ruhr GmbH, SCI<br />
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Unternehmen Sitz<br />
Herma Stuttgart<br />
hsh-systeme Neckarsulm<br />
IBM Deutschland Stuttgart<br />
Jungheinrich Bietigheim-Bissingen<br />
KASTO Achern-Gamshurst<br />
KBS Freiburg<br />
Leuze elektronik Owen/Teck<br />
LogControl Pforzheim<br />
MPDV Mosbach<br />
Pepperl+Fuchs Mannheim<br />
Rösberg Karlsruhe<br />
S&P Stuttgart<br />
SAP Walldorf<br />
Schneider Kennzeichnung Stuttgart<br />
Sick Waldkirch<br />
Späth Remseck<br />
Steiff Giengen<br />
Swisslog Neckartenzlingen<br />
Thepas Bad Wildbad<br />
TWI Karlsruhe<br />
Quelle: Intralogistik-Netzwerk in BW e.V. (Stuttgart), Stand Februar 2006<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts FAZIT (Ende 2006) wurde festgestellt, dass der<br />
Bekanntheitsgrad von RFID mit insgesamt 37 % bei ba<strong>den</strong>-württembergischen Unternehmen des<br />
IT- und Mediensektors und der Anwenderbranchen noch gering ist. Während nahezu die Hälfte der<br />
Unternehmen des IT- und Mediensektors diese Technologie kennt, ist der Bekanntheitsgrad in <strong>den</strong><br />
Anwenderbranchen – mit Ausnahme des verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes – unterdurchschnittlich. Die<br />
MFG (Medien und Filmgesellschaft Ba<strong>den</strong>-Württemberg) und die IHKn bieten daher im Rahmen<br />
ihrer Veranstaltungsreihen und Arbeitskreise gezielte Informationsveranstaltungen zu dieser<br />
Technologie an.<br />
4.5 Verladerbranchen<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist eines der Kernländer der deutschen Industrie. Insbesondere in <strong>den</strong><br />
Branchen Fahrzeugbau (Automotive), Maschinenbau und Elektrotechnik nimmt Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg eine Führungsposition ein. Daneben können <strong>Stärken</strong> in <strong>den</strong> Bereichen Metall,<br />
Chemie/Pharmazie, der Papier, Verlags- und Druckindustrie und in der Ernährungswirtschaft<br />
ausgemacht wer<strong>den</strong>.<br />
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Abb. 35: Umsatzanteil der Industriebranchen Ba<strong>den</strong>-Württembergs 2006<br />
Glasgewerbe, Keramik,<br />
Steine und Er<strong>den</strong><br />
1,4%<br />
Textil/Bekleidung<br />
1,8%<br />
Gummi/Kunststoffe<br />
3,8%<br />
Ernährung/<br />
Tabakindustrie<br />
5%<br />
Papier, Verlags- und<br />
Druck<br />
5,1%<br />
Chemie<br />
5,8%<br />
Metalle<br />
9,0%<br />
Elektrobereich<br />
13,8%<br />
Quelle: Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Sonstige<br />
5,5%<br />
Fahrzeugbau<br />
29,0%<br />
Maschinenbau<br />
20,0%<br />
Der Bereich Maschinenbau als Kern der Investitionsgüterindustrie ist mit seinen rund 265.000<br />
Beschäftigten die beschäftigungsstärkste ba<strong>den</strong>-württembergische Industriebranche. Bei einem<br />
Umsatz von rund 52 Mrd. EUR hat Ba<strong>den</strong>-Württemberg einen Anteil von knapp einem Drittel am<br />
Umsatz des gesamten deutschen Maschinenbaus. Der Maschinenbau ist sehr stark mittelständisch<br />
geprägt. 60 % der Beschäftigten arbeiten in Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern. 65 %<br />
der Unternehmen haben weniger als 100 Beschäftigte. Der Maschinenbau ist durch einen hohen<br />
Exportanteil geprägt. Außerdem hat sich das Prinzip der Arbeitsteilung im Maschinenbau in<br />
besonderem Maße durchgesetzt. Die Vorhaltung von Ersatzteilen erfordert eine umfangreiche<br />
Lagerhaltung. Daher ist die Logistik eine wesentliche Hilfsfunktion <strong>für</strong> <strong>den</strong> Maschinenbau. Während<br />
die Transportfunktionen im Wesentlichen an Logistiker und Güterkraftverkehrsunternehmen fremd<br />
vergeben sind, wer<strong>den</strong> die Funktionen Lagerhaltung und Warensteuerung in der Regel noch von<br />
<strong>den</strong> Unternehmen selbst erbracht.<br />
Mehr als 370 Unternehmen, rund 240.000 Beschäftigte und ein Jahresumsatz von über<br />
74 Mrd. EUR weist die amtliche Statistik <strong>für</strong> <strong>den</strong> Fahrzeugbau in Ba<strong>den</strong>-Württemberg aus. Der weit<br />
überwiegende Teil ist die Automobilindustrie mit ihren Zulieferern. Sie ist und bleibt auch in <strong>den</strong><br />
nächsten Jahren eine der Schlüsselbranchen des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
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Über hundert Jahre Automobiltradition sind ein Grund da<strong>für</strong>, dass am Standort eine lebendige<br />
Struktur mit mehr als 1.000 Automobilzulieferern aus <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>sten Branchen entstan<strong>den</strong><br />
ist. Die in Ba<strong>den</strong>-Württemberg produzierende Automobilindustrie ist ein wichtiger Player im<br />
Innovationsgeschehen Ba<strong>den</strong>-Württembergs. Sie fungiert auch als Innovationstreiber in <strong>den</strong><br />
verschie<strong>den</strong>sten angegliederten Branchen. Eine dieser Branchen ist die Logistik, in der die<br />
Automobilindustrie durch die Einführung logistischer Konzepte wie „Just in Time“ oder „Just in<br />
Sequence“ in besonderer Weise als Innovationsmotor gewirkt hat. Die Arbeitsteilung zwischen<br />
Zulieferern und Herstellern ist in dieser Branche besonders weit fortgeschritten. Dadurch ist der<br />
logistische Aufwand besonders hoch. Außerdem wer<strong>den</strong> in dieser Branche Logistiker bereits in<br />
viele wertschöpfende Arbeitsschritte, von der Zusammenführung von Teilen bis zur Vorproduktion<br />
einzelner Komponenten, integriert.<br />
Die ba<strong>den</strong>-württembergische Elektrotechnik- und Elektronikindustrie gehört mit ihren 193.000<br />
Beschäftigten und einem Umsatz von 37 Mrd. EUR neben dem Maschinenbau und dem<br />
Fahrzeugbau zu <strong>den</strong> drei größten Industriebranchen des Landes. Damit hat Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
einen Anteil von gut einem Fünftel am Umsatz der gesamten deutschen Elektrotechnik- und<br />
Elektronikindustrie. Für die deutsche Elektroindustrie ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg einer der wichtigsten<br />
Standorte. Die Elektroindustrie ist aufgrund ihres hohen Exportvolumens und der kleinteiligen<br />
Zulieferstruktur ebenfalls stark von logistischen Prozessen abhängig. Outsourcing logistischer<br />
Funktionen jenseits des Transportes findet derzeit vorwiegend in <strong>den</strong> großen Unternehmen der<br />
Branche statt.<br />
Produkte der chemischen Industrie sind aus unserem Leben nicht mehr wegzu<strong>den</strong>ken.<br />
Entsprechende Bedeutung hat die chemische Industrie <strong>für</strong> unsere Wirtschaft, als Rohstoff-<br />
Produzent oder als Zulieferer <strong>für</strong> viele Bereiche unserer Industrie. Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist mit<br />
knapp 500 Unternehmen und rund 100.000 Beschäftigten deutschlandweit einer der führen<strong>den</strong><br />
Standorte der chemischen Industrie. Mit einem Anteil von rund 10 % am Gesamtumsatz gehört die<br />
chemische Industrie zu <strong>den</strong> drei größten Branchen des verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg. Die chemische Industrie ist aufgrund ihrer Anforderungen an die Rohstoffe und die<br />
Struktur ihrer Endprodukte (viele Flüssiggüter) ein besonders wichtiger Partner <strong>für</strong> Binnenschifffahrt<br />
und Eisenbahn. Die eingesetzten Logistikunternehmen sind in der Regel hoch spezialisiert. Die<br />
Outsourcingquote der chemischen Industrie ist hoch, nicht zuletzt, da die Chemiekonzerne ihre<br />
Logistikabteilungen zu Logistikunternehmen weiterentwickelt haben (z. B. Infracor als<br />
Ausgründung aus dem Hoechst-Konzern).<br />
Innerhalb der chemischen Industrie Ba<strong>den</strong>-Württembergs ist der Pharmabereich die größte<br />
Teilbranche: 138 Arzneimittelhersteller mit knapp 40.000 Beschäftigten machen Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg zum Standort Nummer eins in Deutschland. Dabei reicht das Spektrum von<br />
forschen<strong>den</strong> Pharmakonzernen über mittelständische Arzneimittelhersteller bis hin zur Herstellung<br />
wichtiger Generika. Eine Spezialität der Arzneimittelherstellung in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist die<br />
Produktion und der Vertrieb von Arzneimitteln <strong>für</strong> besondere Therapierichtungen wie zum Beispiel<br />
Homöopathie und pflanzliche Wirkstoffe. In diesem Bereich ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg der führende<br />
Standort in Europa. Die Pharmaindustrie ist vor allem <strong>für</strong> auf Feinverteilung spezialisierte<br />
Unternehmen (z. B. Trans-o-Flex) ein wichtiger Kunde.<br />
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Eine weitere, auch <strong>für</strong> die Logistik bedeutende Branche ist die Ernährungswirtschaft. In dieser<br />
Branche sind in Ba<strong>den</strong>-Württemberg immerhin 822 Betriebe mit 63.000 Beschäftigten tätig.<br />
Bekannte Marken wie Ritter Sport oder Hengstenberg vertreiben ihre Produkte weit über Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg hinaus und brauchen eine ausgefeilte Logistik. Die Teigwarenindustrie Ba<strong>den</strong>-<br />
Württembergs ist führend in ganz Deutschland. Aber auch die vielen Betriebe der<br />
Ernährungsindustrie mit regionalem Bezug stellen aufgrund der Verderblichkeit der Produkte hohe<br />
Anforderungen an die Logistik. Im Frischebereich erbringen noch heute viele der Unternehmen ihre<br />
Logistikdienstleistungen komplett selbst.<br />
4.6 Outsourcingpotenzial<br />
Mit dem Begriff Outsourcing wird die Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an<br />
Drittunternehmen bezeichnet. Es ist eine spezielle Form des Fremdbezugs von bisher intern<br />
erbrachter Leistung, wobei Verträge die Dauer und <strong>den</strong> Gegenstand der Leistung fixieren. Das<br />
grenzt Outsourcing von sonstigen Partnerschaften ab. Das Outsourcing logistischer Funktionen<br />
stellt neben dem Outsourcing von Reinigungs-, Sicherheits-, Versorgungsdienstleistungen sowie<br />
IT-, und Beratungsleistungen die wichtigste Form der Fremdvergabe von Unternehmensfunktionen<br />
dar.<br />
Erbrachten in der Vergangenheit die Unternehmen aus Industrie und Handel in der Regel ihre<br />
Transport- und Logistikaufgaben selbst, wer<strong>den</strong> diese Funktionen heute zunehmend an<br />
spezialisierte Dienstleister (siehe auch Logistikdienstleister) vergeben. Ein prominentes Beispiel<br />
da<strong>für</strong> ist das Outsourcing der Logistik (Zentrallager, Regionallager, Beschaffung, Transport) der<br />
Karstadt-Quelle AG an <strong>den</strong> Logistikdienstleister DHL vor zwei Jahren.<br />
Prinzipiell können alle logistischen Funktionen fremd vergeben wer<strong>den</strong>. Das fängt bei Transporten<br />
und Transportsteuerung an und geht über Lagerung, Ersatzteilvorhaltung bis zur Beschaffung<br />
(auch weltweit) und dem Supply Chain Management. Während einfache Transportdienstleistungen<br />
vielfach bereits ausgegliedert wur<strong>den</strong>, ist in <strong>den</strong> anderen aufgezählten Bereichen anspruchsvollerer<br />
Dienstleistungen noch ein hohes Outsourcingpotenzial zu erwarten. So wird in der Studie des<br />
Fraunhofer ATL „Die Top 100 der Logistik“ von einem outgesourcten Logistikvolumen in<br />
Deutschland von 78,4 Mrd. EUR ausgegangen, das sind 46 % der erbrachten<br />
Logistikdienstleistungen. Damit ist das Volumen bereits outgesourcter Dienstleistungen von 2001<br />
bis 2004 um etwa 2 % gewachsen.<br />
Auch in der Studie „Outsourcing von Dienstleistungen 2007“ 24 , wurde <strong>für</strong> anspruchsvolle<br />
Dienstleistungen ein steigendes Outsourcingpotenzial vor allem <strong>für</strong> Transport- und<br />
Logistikdienstsleitungen prognostiziert. Die Studie zeigt ferner, dass regionale Anbieter logistischer<br />
Dienstleistungen immer dann bevorzugt wer<strong>den</strong>, wenn Bedarf an anspruchsvollen<br />
Dienstleistungen besteht, die hohen Qualitätsanforderungen gerecht wer<strong>den</strong> müssen und bei<br />
<strong>den</strong>en spezifisches Know-how und hoher Abstimmungsbedarf bzw. intensive Zusammenarbeit zur<br />
Erstellung nötig sind.<br />
24 Studie „Outsourcing von Dienstleistungen“ IHKn Ba<strong>den</strong>-Württemberg 2007<br />
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Abb. 36: Fremdvergebene Dienstleistungen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Sicherheitsdienste<br />
Reinigungsdienste<br />
Versorgungsdienste<br />
Beratungsleistungen<br />
Transport / Logistik<br />
IT/EDV<br />
fremdbezogene Dienstleistungen fremdbezogen und selbsterbracht selbsterbrachte Dienstleistungen<br />
60 23 17<br />
49 24 27<br />
48 35 17<br />
32 48 20<br />
24 55 21<br />
15 57 28<br />
Quelle: Studie „Outsourcing von Dienstleistungen“ IHKn Ba<strong>den</strong>-Württemberg 2007<br />
Die Dienstleistung Transport und Logistik wird von 55 % der Unternehmen in Form einer<br />
Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern bewältigt, 24 % geben an, diesen Bereich vollständig<br />
einem Dienstleister zu überlassen. 21 % der Befragten in dieser Studie erbringen ihre logistischen<br />
Leistungen vollständig selbst.<br />
Vergleicht man diese Werte mit dem bundesweit angegebenen, noch zu realisieren<strong>den</strong><br />
Outsourcingpotenzial aus der Studie „Top 100 der Logistik“ von insgesamt etwa 54 % der<br />
Dienstleistungen, scheint es in Ba<strong>den</strong>-Württemberg noch ein überdurchschnittliches Potenzial <strong>für</strong><br />
Outsourcing zu geben. Dabei darf nicht außer Acht gelassen wer<strong>den</strong>, dass die Funktion Transport<br />
und Logistik oft nur in Verbindung mit erheblichen Investitionen zur Synchronisation der<br />
Logistiksysteme vollständig auf einen Dienstleister übertragbar sind. Insbesondere bei der<br />
mittelständisch geprägten Struktur der Verladerbranchen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg könnte das ein<br />
entschei<strong>den</strong>des Hindernis <strong>für</strong> weiteres Outsourcing sein, <strong>den</strong>n die Entscheidung <strong>für</strong> oder gegen<br />
die Fremdvergabe von Dienstleistungen liegt immer beim verla<strong>den</strong><strong>den</strong> Unternehmen.<br />
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Outsourcing ist insbesondere <strong>für</strong> die Logistikdienstleister ein wichtiger Wachstumsträger. Das<br />
Outsourcing wird in der Regel über mehrjährige Verträge, so genannte „Kontrakte“, an Dienstleister<br />
vergeben. Man bezeichnet solche kun<strong>den</strong>bezogenen Logistikprojekte daher auch als<br />
Kontraktlogistik. In einer Befragung im Rahmen des SCI/Logistikbarometers vom Juni 2007 gaben<br />
drei Viertel der befragten Logistikunternehmen an, dass der Kontraktlogistikmarkt weiterhin ein<br />
Wachstumsmarkt sei.<br />
Abb. 37: Entwicklung der Kontraktlogistik<br />
weiterhin ein wachsender<br />
Markt<br />
Boom ist vorbei<br />
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Kontraktlogistik<br />
keine Meinung<br />
Quelle SCI/Logistikbarometer 6/2007<br />
11%<br />
13%<br />
Dieses Marktwachstum gilt es zu nutzen. Die Top 10-Unternehmen der Logistikbranche wachsen in<br />
diesem Bereich deutlich schneller als der Rest 25 . Das verdeutlicht nochmals die Schwäche der<br />
kleinen Logistikunternehmen und insbesondere der Unternehmen des Güterkraftverkehrs.<br />
Diese Unternehmen können an dem andauern<strong>den</strong> Outsourcingboom nur dann teilhaben, wenn sie<br />
sich professionalisieren und hoch spezialisierte Dienstleistungen anbieten. Diese Argumentation<br />
stützt auch eine im Dezember 2007 vorgestellte Studie der IKB-Bank. In dieser Studie wur<strong>den</strong> die<br />
Margen von IKB-Kun<strong>den</strong> sowie Logistikkonzernen miteinander verglichen. Die wichtigste Botschaft<br />
der Studie lautete: Spezialisierte Mittelständler haben gute Aussichten – aber Mehrwertdienstleister<br />
sind deutlich insolvenzfester als reine Transporteure.<br />
Der Sprung vom Transporteur oder kleinen Logistiker zum Mehrwertdienstleister ist schwierig. Für<br />
<strong>den</strong> Aufbau von neuen Dienstleistungen fehlt oft das Kapital und <strong>für</strong> die aktive Vermarktung von<br />
Angeboten fehlen Know-how und Referenzen. In einer weiteren Befragung des<br />
25 TOP-100 der Logistik, Fraunhofer ATL 2006<br />
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76%
SCI/Logistikbarometers aus diesem Jahr wurde deutlich, dass die Vermarktung von Angeboten in<br />
der Kontraktlogistik noch viel zu sehr opportunitätsgetrieben ist. Ganze 22 % der befragten<br />
Unternehmen vermarkten ihre Dienstleistungen gar nicht.<br />
Die Unterstützung der Logistikunternehmen bei der Vermarktung von eigenen Angeboten (Aufbau<br />
von Management-Know-how) gehört daher auch <strong>für</strong> die Verbände der Logistikwirtschaft zu <strong>den</strong><br />
wichtigsten Zukunftsaufgaben, die sie zukünftig neben ihren klassischen Aufgaben wie z.B. der<br />
Informationsbeschaffung oder der Tarifpolitik zu erbringen haben.<br />
Abb. 38: Vermarktung von Kontraktlogistik in Deutschland<br />
Vorstellung eigener<br />
Assets (z.b. Lagerhallen<br />
oder Fuhrpark)<br />
Vorstellung von<br />
gelungenen<br />
Referenzprojekten<br />
Vorstellung eines fest<br />
definierten<br />
Leistungspaketes<br />
Bildung eines<br />
Branchesschwerpunktes<br />
Keine aktive Vermarktung<br />
- nur Reaktion auf<br />
Kun<strong>den</strong>anfragen<br />
Quelle: SCI/Logistikbarometer 7/2007<br />
Vermarktung von Kontraktlogistikangeboten<br />
22%<br />
Ein besonders erfolgreicher Weg zum Aufbau von Kontraktlogistikgeschäften wird seit vielen<br />
Jahren durch die Fiege Gruppe betrieben, die insbesondere <strong>für</strong> mittelständische<br />
Logistikdienstleister als Vorbild dienen kann. Viele verla<strong>den</strong>de Unternehmen be<strong>für</strong>chten bei einem<br />
Outsourcing einen Verlust der Kontrolle und Steuerungsmöglichkeiten ihrer Prozesse. Gleichzeitig<br />
stellen die zunehmend kürzeren Vertragslaufzeiten <strong>für</strong> Logistikprojekte 26 <strong>für</strong> die Logistikdienstleister<br />
ein Problem dar, da sie ihre Investitionen in kürzeren Zeiträumen amortisieren müssen und immer<br />
die Gefahr des Kun<strong>den</strong>verlustes bei Neuausschreibungen der Leistungen besteht.<br />
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33%<br />
26 SCI/Logistikbarometer verschie<strong>den</strong>e Befragungen 2003-2007<br />
47%<br />
56%<br />
64%
Daher gründet die Fiege Gruppe Joint Ventures (meist 51:49 % zugunsten Fiege) <strong>für</strong> die<br />
logistischen Aufgaben zusammen mit <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> und erreicht damit eine bessere<br />
Kun<strong>den</strong>bindung, während der Kunde weiterhin alle Einflussmöglichkeiten auf seine logistischen<br />
Prozesse behält. Eine klassische win-win-Situation.<br />
4.7 Bewertung der Unternehmensstruktur<br />
Die augenfälligste Schwäche des <strong>Logistikstandort</strong>es Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist das Fehlen von<br />
Unternehmen aus der Spitzengruppe der größten Logistikdienstleister. Unter <strong>den</strong> Top 10 gibt es<br />
kein Unternehmen mit Hauptsitz in Ba<strong>den</strong>-Württemberg, unter <strong>den</strong> TOP 50 sind es nur drei und<br />
unter <strong>den</strong> TOP 100 nur sieben. Gleichzeitig ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg in einer wirtschaftlichen<br />
Vergleichstudie zum dynamischsten deutschen Bundesland gekürt wor<strong>den</strong> 27 . Außerdem gehört<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg beim logistischen Standortranking 28 und beim Outsourcingpotenzial 29 klar zu<br />
<strong>den</strong> führen<strong>den</strong> Bundesländern Deutschlands.<br />
Dies ist problematisch, da auch in der Logistik in der Regel die größten Unternehmen die Vorreiter<br />
im Bereich Technologie und Innovation sind. Zwar haben alle großen Logistiker auch Standorte in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg, die Entscheidungen fallen jedoch an anderer Stelle. Überspitzt gesagt, ist<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg logistisch fremdbestimmt.<br />
Ebenfalls problematisch ist das besonders ausgeprägte Übergewicht der Güterkraftverkehrsunternehmen<br />
in der Logistikszene von Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Diese Unternehmen stellen einen<br />
„Problembereich“ der Logistik dar, in dem selbst in Zeiten guter Transportkonjunktur hohe<br />
Insolvenzraten zu beobachten sind. Auch wenn dieses Problem nicht nur Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
betrifft und bundesweit auftritt, hat es in Ba<strong>den</strong>-Württemberg aufgrund des Übergewichtes dieser<br />
Unternehmen ein besonderes Gewicht.<br />
Positiv ist, dass in Ba<strong>den</strong>-Württemberg, insbesondere an <strong>den</strong> starken Standorten der Regionen<br />
Stuttgart, Ulm und Mannheim, hoch spezialisierte Logistikdienstleister zu fin<strong>den</strong> sind, die die<br />
mittelständische Struktur der Verladerbranchen widerspiegeln. Diese Unternehmen haben<br />
weiterhin gute Zukunftsaussichten und expandieren stark.<br />
27<br />
Nach einer von IW-Consult 2007 zum 5. Mal durchgeführten Vergleichsstudie der 16 Bundesländer belegte<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg <strong>den</strong> 1. Platz. Die Studie hat das Ziel, das Bundesland zu i<strong>den</strong>tifizieren, das in <strong>den</strong><br />
vergangenen 2 Jahren die größte wirtschaftliche Dynamik aufweist. Die deutschen Bundesländer wur<strong>den</strong> an<br />
Hand von 33 ökonomischen und standortrelevanten Indikatoren vom Bruttoinlandsprodukt bis zur<br />
Investitionsquote verglichen.<br />
28 Siehe Standortranking Logistik SCI/Logistikbarometer 8/2007<br />
29 Siehe Kap. 4.6 Outsourcingpotenzial<br />
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Schlussfolgerungen:<br />
• Die Branche ist durch eine große Masse an klein- und mittelständischen<br />
Güterkraftverkehrsunternehmen geprägt – diese weisen hohe Insolvenzraten auf.<br />
• Große Logistikkonzerne sitzen nicht in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
• Es hat sich ein Kern mittelständischer Logistikspezialisten herausgebildet, die es zu<br />
unterstützen gilt.<br />
• Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist ein besonderer Schwerpunkt der Intralogistik in Deutschland.<br />
• Führende eLogistik-Unternehmen sitzen in <strong>den</strong> logistischen Kernregionen des<br />
Landes.<br />
• Ba<strong>den</strong>-Württemberg kann ein großes Potenzial an aufkommensstarken<br />
Verladerbranchen mit einer Mischung aus Großunternehmen und mittelständischen<br />
Betrieben vorweisen.<br />
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5 Forschung/Aus- und Weiterbildung<br />
Die Logistikbranche unterliegt einem rasanten Wandel. Noch vor wenigen Jahren war eine<br />
Hochschulausbildung <strong>für</strong> einen beruflichen Aufstieg in der Logistik nicht notwendig. Wenn<br />
Spezialwissen <strong>für</strong> Logistikprojekte gesucht wurde, wur<strong>den</strong> - und das gilt auch heute noch- in<br />
großem Umfang fachfremde Spezialisten in Logistikunternehmen eingestellt.<br />
Dieses Bild hat sich in <strong>den</strong> vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren stetig gewandelt. Mit dem<br />
Vordringen der Logistik in immer mehr wertschöpfende Tätigkeiten in Industrie und Handel und<br />
<strong>den</strong> immer komplexer wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Supply Chains mit globalen Beschaffungsnetzwerken ist die<br />
Ausbildung von Fachkräften in der Logistikbranche ein immer wichtigeres Thema und die Branche<br />
damit auch <strong>für</strong> <strong>den</strong> wissenschaftlichen Nachwuchs interessanter gewor<strong>den</strong>.<br />
Zwar sind immer noch gut zwei Drittel der Arbeitskräfte in der Logistikbranche mit gewerblichen<br />
Tätigkeiten in Transport/Umschlag und Lagerung beschäftigt, der Anteil der kaufmännischen<br />
Angestellten, Berater und Spezialisten steigt jedoch stetig an, in der Zeit von 1999 bis 2006 um<br />
etwa 3 % 30 .<br />
Im gewerblichen Bereich liegt das Bildungsniveau noch immer niedrig. In Lager und Transport<br />
herrschen auch heute noch ungelernte Kräfte vor. Im Rahmen des dualen Ausbildungssystems<br />
wer<strong>den</strong> zwar seit vielen Jahren auch gewerbliche Kräfte in verschie<strong>den</strong>en Berufen<br />
(Berufskraftfahrer, Fachkraft <strong>für</strong> Lagerlogistik) ausgebildet, es wird aber noch viele Jahre dauern,<br />
bis im gewerblichen Bereich vorwiegend ausgebildete Kräfte tätig sein wer<strong>den</strong>. Bei einfachsten<br />
Lagertätigkeiten wird jedoch auch in Zukunft keine Berufsausbildung notwendig sein.<br />
5.1 Duale Berufsbildung<br />
Das Fundament <strong>für</strong> spätere Weiterbildungsmaßnahmen legt eine breite Palette an drei- bis<br />
vierjährigen Ausbildungsberufen im dualen System. Gerade in der Logistik unterliegen die<br />
Ausbildungsberufe starken Veränderungen. Um diesen Veränderungen gerecht zu wer<strong>den</strong>, sind<br />
Neuordnungen der Ausbildungsberufe schon seit längerer Zeit anvisiert und teilweise bereits<br />
umgesetzt wor<strong>den</strong>. Folgende Ausbildungsberufe mit logistischem Hintergrund wer<strong>den</strong> derzeit<br />
angeboten:<br />
• Kaufmann/-frau <strong>für</strong> Spedition und Logistikdienstleistung (ehem. Speditionskaufmann)<br />
• Fachkraft <strong>für</strong> Lagerlogistik<br />
• Fachlagerist/-in<br />
• Berufskraftfahrer/-in<br />
• Kaufmann/-frau im Eisenbahn- u. Straßenverkehr (KiES)<br />
• Kaufmann/-frau <strong>für</strong> Kurier-, Express- und Postdienstleistungen (KEP)<br />
• KEP-Fachkraft<br />
30 Vgl. Auswertung Arbeitsmarktzahlen Kap. 1.<br />
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• Fachkraft <strong>für</strong> Möbel-, Küchen- und Umzugsservice<br />
• Fachkraft <strong>für</strong> Hafenlogistik<br />
• Schifffahrtskaufmann/-frau<br />
• Luftverkehrskaufmann/-frau<br />
Insgesamt wur<strong>den</strong> in diesen Berufen im Jahr 2006 fast 6.000 Personen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
ausgebildet. Damit stellt sich die Ausbildungssituation der Branche zunächst als gut dar. Es<br />
besteht jedoch das Problem, dass viele der in Logistikunternehmen ausgebildeten Fachkräfte nach<br />
dem Abschluss der Ausbildung die Branche verlassen und später in Industrie und Handel (der<br />
Verladerschaft) beschäftigt wer<strong>den</strong>. Insbesondere beim Kaufmann/-frau <strong>für</strong> Spedition und<br />
Logistikdienstleistung ist seit vielen Jahren zu beobachten, dass dieses Berufsbild in<br />
Industrieunternehmen (Versandabteilungen) gerne beschäftigt wird, ohne dass die<br />
Industrieunternehmen in diesem Bereich ausbil<strong>den</strong> wür<strong>den</strong>.<br />
Die „Abwanderung“ von Kräften aus der Logistik in die Auftraggeberbranchen hat ihre Ursache<br />
insbesondere in der ten<strong>den</strong>ziell deutlich schlechteren Bezahlung bei sogar noch schlechteren<br />
Arbeitsbedingungen (Arbeitszeiten, außertarifliche Leistungen) in der Logistikbranche. In der<br />
Logistikbranche entsteht durch diese negative Ausbildungsbilanz ein deutlicher Mangel an<br />
kaufmännischen Fachkräften, der am Markt nicht gedeckt wer<strong>den</strong> kann. Daher weist die<br />
Logistikbranche trotz kontinuierlich expandierter eigener Ausbildungsleistung in diesem Bereich<br />
(allein 4,8% von 2005 auf 2006) eine negative Ausbildungsbilanz im kaufmännischen Bereich auf,<br />
die die Entwicklung der Branche behindert.<br />
Auch im unmittelbaren Transportbereich herrscht bei <strong>den</strong> Berufskraftfahrern ein akuter<br />
Fachkräftemangel:<br />
• Aufgrund einer geänderten Ausbildungspolitik bei der Bundeswehr kann seit einigen<br />
Jahren im Rahmen der Wehrzeit der Führerschein Klasse C (Ehemals Klasse 2) nicht<br />
mehr erworben wer<strong>den</strong>. Damit verlängert und verteuert sich die Ausbildung zum<br />
Berufskraftfahrer und wird dadurch <strong>für</strong> die Zielgruppe sehr unattraktiv.<br />
• Eine aktuelle Studie des Fraunhofer ATL Nürnberg geht davon aus, dass aufgrund der<br />
vor kurzem in Kraft getretenen neuen Lenk- und Ruhezeitenverordnung der EU allein in<br />
Deutschland ca. 50.000 Berufskraftfahrer fehlen. Das neue Fahrpersonalrecht hat zur<br />
Folge, dass auf vielen Relationen ein Fahrerwechsel erforderlich ist.<br />
Um die durch die Zahl der Berufskraftfahrer begrenzte Transportkapazität optimal auszuschöpfen,<br />
wer<strong>den</strong> Verlader und Speditionsgewerbe die aktuellen logistischen Konzepte im Hinblick auf die<br />
Arbeitsverteilung zwischen Fahrern und stationärem Personal optimieren müssen.<br />
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Abb. 39: Ausbildungszahlen in der Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Ausbildungsberuf<br />
Kaufmann/-frau<br />
<strong>für</strong> Spedition<br />
und<br />
Logistikdienstleistung<br />
Fachkraft <strong>für</strong><br />
Lagerlogistik<br />
2005 2006 Veränderung<br />
Bund Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
% 2005 2006 Verände<br />
rung<br />
12.862 13.376 514 4,00 1.968 2.062 94 4,78<br />
14.891 17.253 2.362 15,86 1.963 2.351 388 19,77<br />
Fachlagerist/-in 7.163 8.587 1.424 19,88 610 691 81 13,28<br />
Berufskraftfahrer/-in<br />
Kaufmann/-frau<br />
im Eisenbahn- u.<br />
Straßenverkehr<br />
(KiES)<br />
Kaufmann/-frau<br />
<strong>für</strong> Kurier-,<br />
Express- und<br />
Postdienstleistungen<br />
(KEP)<br />
1.881 2.181 300 15,95 194 247 53 27,32<br />
66 25 - 41 -62,12 13 6 - 7 -53,85<br />
201 409 208 103,48 28 48 20 71,43<br />
KEP-Fachkraft 3.104 2.932 - 172 -5,54 492 541 49 9,96<br />
Fachkraft <strong>für</strong><br />
Möbel-, Küchen-<br />
und<br />
Umzugsservice<br />
Fachkraft <strong>für</strong><br />
Hafenlogistik<br />
Schifffahrtskaufmann/-frau <br />
Luftverkehrskaufmann/-frau<br />
-- 456 456 -- 38 38<br />
85 155 70 82,35 -- -- --<br />
869 912 43 4,95 -- -- --<br />
91 93 2 2,20 -- --<br />
Insgesamt 41.213 46.379 5.166 12,53 5.268 5.984 716 13,59<br />
Quelle: DSLV 2007<br />
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%
In der Übersicht zu <strong>den</strong> Ausbildungszahlen in der Logistikbranche wird deutlich, dass zwischen<br />
2005 und 2006 in fast allen Berufsgruppen der Logistik die Ausbildungszahlen deutlich<br />
angestiegen sind. Allein in Ba<strong>den</strong>-Württemberg wur<strong>den</strong> über 700 Auszubil<strong>den</strong>de mehr eingestellt.<br />
Damit wird die Logistikbranche ihrem derzeitigen Ruf als „Jobmaschine“ in jeder Weise gerecht.<br />
Abb. 40: Personaldefizite 2006/2007<br />
Fahrer<br />
Disponenten<br />
IT-Manager<br />
Projektleiter<br />
Supply chain Manager<br />
Zollspezialisten<br />
Sachbearbeiter<br />
Lagerleiter<br />
Lagerarbeiter<br />
Quelle: SCI/Logistikbarometer 12/2006<br />
In welchem Bereich sehen sie besondere Defizite ?<br />
9%<br />
11%<br />
13%<br />
15%<br />
17%<br />
Eine Befragung des SCI/Logistikbarometers im Dezember 2006 zeigte nochmals deutlich, dass<br />
insbesondere im Bereich der Fahrer ein besonderer Bedarf der Branche liegt. Aus diesem Grund<br />
haben die Verkehrsverbände bereits Aktivitäten gestartet, um diese Situation (Förderung der<br />
Schaffung von Ausbildungsstellen zum Berufskraftfahrer) zu verbessern.<br />
Darüber hinaus erarbeiten die Verkehrsverbände in Zusammenarbeit mit dem<br />
Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg derzeit eine übergreifend Imagekampagne, die u. a.<br />
darauf abzielt, mehr Arbeitskräfte <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bereich Logistik und insbesondere Berufskraftfahrer zu<br />
interessieren.<br />
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24%<br />
28%<br />
48%<br />
48%
5.2 Sonstige Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
Über die Ausbildungsmöglichkeiten im Dualen System hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer<br />
Institutionen, die Fortbildungen im logistischen Bereich anbieten. Die größten<br />
Weiterbildungsanbieter in Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind die deutschlandweit agieren<strong>den</strong><br />
Organisationen von TÜV und DEKRA sowie die IHKn.<br />
Ein derzeit besonders gefragter Zweig der Weiterbildung ist die Fahrerausbildung bei DEKRA oder<br />
anderen Akademien wie z. B. der gewerbeeigenen SVG-Fahrschule der<br />
Straßenverkehrsgenossenschaft Württemberg.<br />
Insbesondere im gewerblichen Bereich wer<strong>den</strong> außerdem Schulungen zum Staplerfahrer oder<br />
Gefahrgutschulungen angeboten. Die IHKn bieten kaufmännische Lehrgänge an, bei <strong>den</strong>en der<br />
Abschluss Fachkaufmann/-frau <strong>für</strong> Einkauf und Logistik angeboten wird.<br />
Die Akademie des TÜV Süd bietet Lehrgänge in <strong>den</strong> Bereichen Lagerwesen, EDV oder Logistik-<br />
und Kostenmanagement in der Lager und Materialwirtschaft an. Auch aktuelle Themen wie z. B.<br />
RFID stehen auf dem Lehrgangsprogramm dieses Bildungsanbieters.<br />
Die Landschaft im Bereich der beruflichen Fort- oder Weiterbildung ist insbesondere in <strong>den</strong><br />
vergangenen zehn Jahren fast unübersehbar groß gewor<strong>den</strong>. Neben <strong>den</strong> beispielhaft aufgeführten<br />
Angeboten und Bildungsträgern ist eine Vielzahl von weiteren Trägern ähnlicher Angebote am<br />
Markt präsent.<br />
5.3 Berufsakademien<br />
Eine Sonderform der Berufsbildung von Nachwuchskräften ist der Ausbildungs- und Studiengang<br />
(duales Studium) der Berufsakademien in Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit dem Abschluss Bachelor of<br />
Arts. Derzeit studieren 20.000 Nachwuchskräfte aus 5.000 Unternehmen an elf Berufsakademien in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Für die Logistik sind in diesem Zusammenhang die Akademien in Lörrach,<br />
Mannheim und Hei<strong>den</strong>heim von Bedeutung.<br />
Die Berufsakademien verstehen sich als praxisnahe Alternative zum reinen Hochschulstudium. Sie<br />
führen Abiturienten in dualen Bildungsgängen zum Abschluss Betriebswirt-BA (Berufsakademie).<br />
Der Abiturient ist Studierender an der staatlichen Berufsakademie und steht zugleich während der<br />
gesamten dreijährigen Ausbildung in einem vertraglichen Ausbildungsverhältnis mit einem<br />
Unternehmen. Theoretische und berufspraktische Ausbildungsphasen wechseln einander in<br />
jeweils zwölfwöchigen Blöcken ab.<br />
Ebenso wie die Fachhochschulen haben die Berufsakademien die Studienabschlüsse vom Diplom-<br />
Betriebswirt/Diplom-Betriebswirtin (BA) auf <strong>den</strong> international anerkannten Abschluss Bachelor of<br />
Arts umgestellt.<br />
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Die BA Mannheim arbeitet zunehmend eng mit dem VSL und seinem neu gegründeten<br />
Kompetenzzentrum Logistik in Mannheim zusammen. Das Kompetenzzentrum übernimmt im<br />
Rahmen der Ausbildung die Vermittlung bestimmter Softskills, die im Rahmen der<br />
Berufsausbildung vermittelt wer<strong>den</strong>, in der BA-Ausbildung aber fehlen. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen BA und Verband wird derzeit noch weiter ausgebaut.<br />
5.4 Hochschulen/Forschungsinstitute<br />
Prinzipiell wer<strong>den</strong> die angebotenen Studiengänge, die <strong>für</strong> die Logistikbranche interessant sind,<br />
entweder der Ingenieurwissenschaft (v. a. Materialflusstechnik/Intralogistik), der Betriebswirtschaft<br />
oder der Informatik zugeordnet. Diese Struktur findet sich auch bei <strong>den</strong> Fachhochschulen im Land<br />
wieder. So kann an <strong>den</strong> Fachhochschulen in <strong>den</strong> Bereichen Informatik, Wirtschaftswissenschaften<br />
und Ingenieurwissenschaften studiert wer<strong>den</strong>.<br />
Die Fachhochschule Heilbronn war mit dem Studienangebot im Bereich Verkehrsbetriebswirtschaft<br />
zusammen mit dem Studienangebot in Bremen ein absoluter Vorreiter der akademischen<br />
Ausbildung <strong>für</strong> die Logistikbranche. Die Fachhochschule hat sich diese besondere Reputation bis<br />
heute bewahrt und gilt in der Branche nach wie vor als eine der ersten Adressen der logistischen<br />
Ausbildung in Deutschland.<br />
Der Schwerpunkt der universitären Ausbildung in Ba<strong>den</strong>-Württemberg liegt im Bereich<br />
Ingenieurwissenschaft und Informatik –entsprechend der starken Position Ba<strong>den</strong>-Württembergs im<br />
Bereich Intralogistik.<br />
Neben <strong>den</strong> universitären Einrichtungen bemühen sich auch einige Forschungsinstitute um das<br />
Thema Logistik. Zu nennen sind hier vor allem die Steinbeis-Transferzentren und<br />
Fraunhoferinstitute.<br />
Abb. 41: Institute / Lehrstühe mit direktem Logistikbezug in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Institut/Lehrstuhl Institution Lehrangebote<br />
Institut <strong>für</strong><br />
Produktionsmanagement und<br />
Logistik<br />
Fakultät <strong>für</strong> Wirtschaft 1 -<br />
Wirtschaft und Verkehr<br />
Hochschule<br />
Esslingen<br />
Hochschule<br />
Heilbronn (FH)<br />
Fakultät <strong>für</strong> Technik 2 Hochschule<br />
Heilbronn (FH)<br />
Steinbeis-Transferzentrum e-<br />
Business<br />
Steinbeis<br />
Transferzentrum<br />
Heilbronn<br />
Materialwirtschaft und Logistik<br />
Grundlagen,<br />
Materialwirtschaft und Logistik<br />
Vertiefung, Übungen Fabrik- und<br />
Lagerplanung; Beschaffungslogistik im<br />
Rahmen PEP und Beschaffungslogistik<br />
Diplom- und Bachelorstudiengang<br />
Verkehrsbetriebswirtschaft und Logisitk<br />
Studiengänge Produktion und Logistik<br />
Deutschsprachige RFID-<br />
Anwenderdatenbank, RFID-Atlas<br />
Deutschland<br />
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Institut/Lehrstuhl Institution Lehrangebote<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong><br />
Industriebetriebslehre, Institut<br />
<strong>für</strong> Betriebswirtschaftslehre<br />
Institut <strong>für</strong> Fördertechnik und<br />
Logistiksysteme<br />
Institut <strong>für</strong> Angewandte<br />
Informatik/Automatisierungstech<br />
nik<br />
Institut <strong>für</strong> Informations- und<br />
Datenverarbeitung<br />
Universität<br />
Hohenheim<br />
Universität<br />
Karlsruhe (TH)<br />
Universität<br />
Karlsruhe (TH)<br />
Fraunhofer<br />
Gesellschaft<br />
Karlsruhe<br />
Lehrstuhl ABWL und Logistik Universität<br />
Mannheim<br />
Fakultät <strong>für</strong> Betriebswirtschaft<br />
und Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Hochschule<br />
Offenburg<br />
Fakultät <strong>für</strong> Wirtschaft & Recht Hochschule<br />
Pforzheim (FH)<br />
Fakultät<br />
Produktionsmanagement<br />
Institut <strong>für</strong> Produktionstechnik<br />
und Automatisierung – IPA<br />
Egle Institut <strong>für</strong> angewandte<br />
Forschung, Bereich<br />
Informationslogistik<br />
Hochschule<br />
Reutlingen<br />
Fraunhofer<br />
Gesellschaft<br />
Stuttgart<br />
Hochschule <strong>für</strong><br />
Technik<br />
Stuttgart<br />
Wirtschaftswissenschaften,<br />
Wirtschaftspädagogik,<br />
Wirtschaftsinformatik, Agrarökonomie,<br />
Journalistik<br />
Maschinenbau,<br />
Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik,<br />
Elektrotechnik, Technomathematik,<br />
Volks- und Betriebswirtschaftslehre<br />
Maschinenbau, Verfahrenstechnik,<br />
Mechatronik und Mikrosystemtechnik<br />
Informatik: Vorlesung Rechnergestützte<br />
kontinuierliche Produktionssysteme<br />
Betriebswirtschaftslehre,<br />
Wirtschaftsinformatik,<br />
Betriebswirtschaftslehre mit<br />
interkultureller Qualifikation<br />
Internationale Logistik, Verkehrs- und<br />
Speditionslogistik sowie<br />
betriebswirtschaftliche Logistik<br />
Studiengang Bachelor BW / Einkauf und<br />
Logistik<br />
Bachelor of Science Production<br />
Management mit zwei<br />
Vertiefungsrichtungen: Operation<br />
Management/Logistics Management,<br />
Master of Science Production<br />
Management, Master of Science<br />
Logistics Management<br />
Technisch orientierte Betriebswirtschaft,<br />
Informatik, Automatisierungstechnik,<br />
Elektro- und Informationstechnik,<br />
Maschinenwesen, Fahrzeug und<br />
Motorentechnik,<br />
Technologiemanagement<br />
Bachelor Informationslogistik,<br />
Int. Master Photogrammetry und<br />
Geoinformatics,<br />
Int. Master Software Technology<br />
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Institut/Lehrstuhl Institution Lehrangebote<br />
Institut <strong>für</strong> Fördertechnik und<br />
Logistik (IFT)<br />
Institut <strong>für</strong> Automatisierungs-<br />
und Softwaretechnik<br />
Institut <strong>für</strong> Arbeitswissenschaft<br />
und Technologiemanagement<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> ABWL und<br />
Wirtschaftsinformatik II<br />
Betriebswirtschaftliches Institut<br />
Abteilung IX<br />
Universität<br />
Stuttgart<br />
Universität<br />
Stuttgart<br />
Universität<br />
Stuttgart<br />
Universität<br />
Stuttgart<br />
Maschinenbau, technisch orientierte<br />
Betriebswirtschaftslehre,<br />
Technologiemanagement<br />
Elektrotechnik und Informationstechnik,<br />
Informatik, Softwaretechnik,<br />
Automatisierungstechnik,<br />
Information Technology<br />
Technologiemanagement,<br />
Maschinenbau, Fahrzeug und<br />
Motorentechnik, technisch orientierte<br />
Betriebswirtschaftslehre,<br />
Automatisierung<br />
Betriebswirtschaftslehre/Wirtschaftsinfor<br />
matik, Informatik,<br />
Technologiemanagement,<br />
Immobilienmanagement<br />
Quelle: Intralogistik aus Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Angaben des MWK Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Darüber hinaus wer<strong>den</strong> auch an <strong>den</strong> FH-Standorten in Furtwangen und Ulm Vertiefungsrichtungen<br />
und Seminarangebote aus dem Bereich Logistik angeboten. Die FH Ulm bietet gemeinsam mit der<br />
FH Neu-Ulm (Bayern) einen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen/Logistik an.<br />
Neben diesen sehr eng mit dem Logistikbereich verbun<strong>den</strong>en Studiengängen und Instituten gibt<br />
es weitere Institute, die <strong>für</strong> <strong>den</strong> Logistikbereich eine Bedeutung haben, und dessen Absolventen<br />
auch als Quereinsteiger in die Logistikbranche drängen. Zu nennen sind in diesem<br />
Zusammenhang vor allem verkehrswissenschaftliche und geographische Institute und Lehrstühle<br />
in Ba<strong>den</strong>-Württemberg, beispielsweise das IVU-Institut <strong>für</strong> Verkehr und Umwelt e.V., das IVT Institut<br />
<strong>für</strong> angewandte Verkehrs- und Tourismusforschung e. V. in Heilbronn und Mannheim sowie weitere<br />
verkehrswissenschaftliche Institute aus Ba<strong>den</strong>-Württemberg, z. B. an der Universität Stuttgart oder<br />
an der Hochschule Heilbronn.<br />
Neben Quereinsteigern aus diesen Studiengängen ist <strong>für</strong> die Logistik vor allem ein weiterer Aspekt<br />
von besonderer Bedeutung. Verkehrs- und Bauleitplanung (auch die Raumplanung) beeinflussen<br />
logistische Systeme (vor allem die Standortwahl) deutlich, in <strong>den</strong> meisten Fällen ohne dass dies<br />
<strong>den</strong> handeln<strong>den</strong> Personen bewusst ist. Insofern muss die Logistikbranche in ihrem eigenen<br />
Interesse auch diese Bereiche in ihren Fokus aufnehmen.<br />
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5.5 Akademische Weiterbildung<br />
Das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg fördert im Rahmen der Ausschreibung „Master online“ landesweit<br />
insgesamt fünf neue Weiterbildungsstudiengänge, einen davon mit Schwerpunkt Logistik (Master<br />
Online Logistikmanagement).<br />
Die neuen berufsbegleitend angelegten Studiengänge können in wesentlichen Teilen von Zuhause<br />
oder dem Arbeitsplatz aus in betreuten Online-Kursen absolviert wer<strong>den</strong>. Die Lerninhalte wer<strong>den</strong><br />
multimedial aufbereitet und in Modulen strukturiert, wobei sich E-Learning-Elemente und Phasen<br />
mit begleiten<strong>den</strong> und unterstützen<strong>den</strong> Betreuungs- und Kommunikationsmaßnahmen wie<br />
Teletutoring, Austauschmöglichkeiten <strong>für</strong> die Studieren<strong>den</strong> sowie mit Präsenzveranstaltungen<br />
verbin<strong>den</strong>.<br />
Im Wintersemester 2007/2008 startet der neue Studiengang Master – Logistikmanagement an der<br />
Universität Stuttgart. Absolventen eines kaufmännischen Studiengangs können neben <strong>den</strong><br />
logistischen Schwerpunkten gezielt ihren Bedürfnissen entsprechend technische Grundkenntnisse<br />
erwerben, während Ingenieure ihr betriebswirtschaftliches Wissen erweitern können. Der Master<br />
Online-Studiengang Logistikmanagement wird als Blended-Learning Studiengang konzipiert, d. h.<br />
es wer<strong>den</strong> herkömmliche Lehrmetho<strong>den</strong> der Präsenzlehre mit technologiebasierten<br />
Kommunikations- und Lehrmetho<strong>den</strong> kombiniert. Das Verhältnis von Onlinestudium zur Präsenz<br />
liegt bei ca. 80/20.<br />
Für das Studium mit abschließender Master-Prüfung wird ein berufsqualifizierender<br />
Hochschulabschluss einer Universität oder Fachhochschule auf dem Gebiet der<br />
wirtschaftswissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung vorausgesetzt.<br />
Darüber hinaus muss bei der Einschreibung ein Jahr Berufspraxis nachgewiesen wer<strong>den</strong>.<br />
Das Institut <strong>für</strong> Fördertechnik und Logistik (IFT) und das Institut <strong>für</strong> Arbeitswissenschaften und<br />
Technologiemanagement (IAT) verfügen durch langjährige Projekt- und Forschungstätigkeit über<br />
eine reichen Erfahrungsschatz im E-Learning Bereich, das IFT wurde beispielsweise im Jahr 2005<br />
mit dem 4. Preis des Self-study online award der Universität Stuttgart ausgezeichnet.<br />
Eine weitere interessante akademische Weiterbildungsmöglichkeit bietet die HECTOR School of<br />
Engineering & Management an der Universität Karlsruhe (TH) mit dem Master of Science in<br />
Production and Operations Management.<br />
Dieses anspruchsvolle, berufsbegleitende Qualifizierungsprogramm richtet sich an<br />
Hochschulabsolventen mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung, die eine Führungsposition im<br />
operativen Management anstreben (z.B. auf <strong>den</strong> Gebieten Produktion, Logistik, Anlagenbau).<br />
Inhalte des Studiums sind insbesondere die Planung und Steuerung von Anlagen und Supply<br />
Chain Management, Projektmanagement-Metho<strong>den</strong> und Personalplanung. Außerdem wer<strong>den</strong><br />
analytisches Denken, Problemlösen und kommunikative Fähigkeiten geschult und gefördert. MBA<br />
Elemente wie „Human Resource Management“, „International Project Management“ oder auch<br />
„Law and Contracts“ ergänzen die fachspezifische Ausrichtung.<br />
Die Dozenten stammen aus der Universität Karlsruhe und aus der freien Wirtschaft.<br />
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5.6 Bewertung Forschung/Aus- und Weiterbildung<br />
Die Forschungs- und Hochschullandschaft, aber auch die Möglichkeiten der beruflichen<br />
Weiterbildung in Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind ausgezeichnet. Vor allem im Bereich Intralogistik ist in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg eine Vielzahl an Instituten äußerst erfolgreich tätig. Insbesondere das IFT und<br />
die Fachhochschule Heilbronn haben darüber hinaus eine große Ausstrahlungskraft auch über<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg hinaus.<br />
Insbesondere die FH Heilbronn läuft aber Gefahr, von anderen deutschen Einrichtungen, die mit<br />
sehr aggressiver Vermarktung auf <strong>den</strong> Bildungsmarkt drängen, <strong>den</strong> Rang abgelaufen zu<br />
bekommen. Vor allem die in Kühne School of Logistics umbenannte ehemalige HSL aus Hamburg<br />
sowie die private SRH Fachhochschule Hamm sind zwar relativ neu auf dem Bildungsmarkt,<br />
vermarkten aber ihre Angebote höchst aktiv und professionell. Heilbronn droht damit langfristig,<br />
die derzeitig beste Reputation in der Branche, und damit sowohl potenzielle Top-Absolventen als<br />
auch Forschungs- und Drittmittelbudgets der Branche zu verlieren. Es gilt daher mit <strong>den</strong> „neuen“<br />
Anbietern bei Marketing und Präsenz auf Fachveranstaltungen, Tagungen und Kongressen<br />
gleichzuziehen sowie die Pressearbeit in <strong>den</strong> führen<strong>den</strong> Fachmedien deutlich auszuweiten.<br />
Eine weitere Stärke Ba<strong>den</strong>-Württembergs sind die Berufsakademien im Land, die durch ihren<br />
dualen Ansatz eine enge Verzahnung zwischen mittelständischer Wirtschaft und Hochschule<br />
sicherstellen. Diese wer<strong>den</strong> beispielsweise in einem aktuellen Gutachten zur Logistik in Rheinland-<br />
Pfalz 31 als besonders zukunftsweisend hervorgehoben.<br />
Zukunftsweisend ist die Online-Ausbildung zum Master-Logistikmanagement, die derzeit von IFT<br />
und IAT aufgebaut wird. Darüber hinaus erscheint eine noch höherwertigere akademische<br />
Ausbildung <strong>für</strong> so genannte „High-Potentials“ (berufserfahrene Logistiker aus dem mittleren<br />
Management, die berufsbegleitend weiterqualifiziert wer<strong>den</strong>, um sich <strong>für</strong> die obersten<br />
Managementkategorien der Branche zu qualifizieren) insbesondere <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg nicht<br />
notwendig. Die Nachfrage nach solchen Ausbildungsmöglichkeiten ist, so zeigen Erfahrungen aus<br />
anderen Bundesländern, bisher noch erheblich geringer, als in der Fachöffentlichkeit bisweilen<br />
diskutiert und wird sich parallel zur Akademisierung der Branche erst langsam entwickeln. Eine<br />
wichtige Ursache <strong>für</strong> die bisher hinter <strong>den</strong> Erwartungen der Fachwelt zurückgebliebenen<br />
Nachfrage nach derartigen Weiterbildungsangeboten könnte in der mittelständischen Struktur der<br />
Branche liegen. Aufgrund der geringen Anzahl von logistischen Topunternehmen in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg (kein Unternehmen unter <strong>den</strong> Top 10 der Logistik in Deutschland) wäre der<br />
Arbeitsmarkt <strong>für</strong> Absolventen derartiger Angebote in Ba<strong>den</strong>-Württemberg eher gering.<br />
31 Gutachten zur Logistikbranche in Rheinland Pfalz, Dornier Consult 2007<br />
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Schlussfolgerungen:<br />
• Die Aus- und Weiterbildungslandschaft in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist sehr vielseitig und<br />
vollständig.<br />
• Im Bereich der dualen Ausbildung steigen die Ausbildungszahlen kontinuierlich.<br />
• Besondere Defizite bestehen im Bereich der Fahrerausbildung sowie in der<br />
kaufmännischen Ausbildung – hier herrscht akuter Handlungsbedarf.<br />
• Eine besondere Stärke des Landes sind die Berufsakademien mit ihrer praxisnahen<br />
Ausbildung.<br />
• Im Bereich der akademischen Ausbildung wer<strong>den</strong> von Universitäten und<br />
Fachhochschulen alle Bereiche der Logistikbranche bedient. Ein besonderer<br />
Schwerpunkt ist die Ausbildung im Bereich der Intralogistik.<br />
• Mit dem Onlinestudium Master Logistikmanagement ist ein besonders<br />
zukunftsweisendes Konzept in der Umsetzung.<br />
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6 Netzwerke<br />
6.1 Verbände<br />
Die <strong>für</strong> die Logistikbranche „zuständigen“ Fach- und Arbeitgeberverbände teilen sich in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg in die drei Verbände des Güterkraftverkehrs (organisiert sind hier vor allem<br />
Frachtführer oder Güterkraftverkehrsunternehmen) und <strong>den</strong> Verband Spedition und Logistik<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg e. V. (VSL) auf, der <strong>für</strong> die Speditions- und Logistikunternehmen in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg verantwortlich ist.<br />
Der VSL Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit Geschäftstellen in Mannheim und Stuttgart blickt als Fach- und<br />
Arbeitgeberverband der Spediteure in Ba<strong>den</strong>-Württemberg auf eine fast hundertjährige Tradition<br />
zurück. Im Verband sind rund 630 Speditionsbetriebe von Mannheim bis zum Bo<strong>den</strong>see<br />
organisiert. Der VSL ist Mitgliedsverband des BSL (Bundesverband Spedition und Logistik e. V.)<br />
sowie des AMÖ (Bundesverband Möbelspedition e. V.). Über die Mitgliedschaft im BSL besteht<br />
auch die Verbindung zum DSLV (Deutschen Speditions- und Logistikverband), der als<br />
Dachorganisation der Speditionsverbände in Deutschland fungiert.<br />
Der Verband bietet seinen Mitgliedern ein breites Dienstleistungsspektrum von Information bis zu<br />
arbeitsrechtlicher Beratung. Er ist Dienstleister <strong>für</strong> seine Mitgliedsunternehmen und gleichzeitig das<br />
Sprachrohr dieses Branchenteils, das die beruflichen, gewerbepolitischen, wirtschaftlichen und<br />
sozialen Interessen im Land vertritt.<br />
Für <strong>den</strong> Güterkraftverkehr in Ba<strong>den</strong>-Württemberg bestehen insgesamt drei Verbände: Der Verband<br />
des Württembergischen Verkehrsgewerbes e. V., Stuttgart, der Verband des Verkehrsgewerbes<br />
Nordba<strong>den</strong> e. V./Fachvereinigung Güterkraftverkehr, Brühl bei Mannheim und der Verband des<br />
Verkehrsgewerbes Südba<strong>den</strong> e. V./Fachvereinigung Güterkraftverkehr, Freiburg. Alle drei<br />
Verbände sind organisiert im BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung<br />
e. V.) und vertreten die Interessen der Unternehmen des Güterkraftverkehrs in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
sowie der Taxi- und Mietwagenunternehmen.<br />
Auch diese drei Verbände bieten ihren Mitgliedern als Arbeitgeberverbände ein breites<br />
Dienstleistungsspektrum und sind gleichzeitig die politische Meinungsvertretung der Unternehmen<br />
im Güterkraftverkehr Ba<strong>den</strong>-Württembergs.<br />
Neben diesen Interessensvertretern der Transport- und Logistikdienstleister unterhalten auch die<br />
zwei großen bundesweiten Logistikverbände BVL 32 und BME 33 Regionalgruppen oder regionale<br />
Treffen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Beispielsweise hat der BVL mit <strong>den</strong> Regionalgruppen Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg, Oberrhein, Allgäu-Bo<strong>den</strong>see und Rhein-Neckar gleich vier Regionalgruppen, die sich<br />
in Ba<strong>den</strong>-Württemberg regelmäßig treffen und fachlich austauschen.<br />
32 www.bvl.de (Bundesvereinigung Logistik e.V.)<br />
33 www.bme.de (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.)<br />
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Allerdings verstehen sich der BVL wie auch BME als reine Fachverbände (kein<br />
Arbeitgeberverband), die vor allem auf Bundesebene wirken. Im Gegensatz zu <strong>den</strong><br />
Verkehrsverbän<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> sie nicht als Interessenvertreter der Mitgliedsunternehmen auf<br />
Landesebene tätig.<br />
6.2 IHK-Arbeitskreise<br />
Die Grundaufgabe der IHK wird in §1 des IHK-Gesetzes des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg geregelt:<br />
„Die Industrie- und Handelskammern haben die Aufgabe, das Gesamtinteresse der ihnen<br />
zugehörigen Gewerbetreiben<strong>den</strong> ihres Bezirkes wahrzunehmen, <strong>für</strong> die Förderung der<br />
gewerblichen Wirtschaft zu wirken und dabei die wirtschaftlichen Interessen einzelner<br />
Gewerbezweige oder Betriebe abwägend und ausgleichend zu berücksichtigen (...)“<br />
Die insgesamt zwölf IHKn des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind daher gleichzeitig<br />
Interessensvertreter der Wirtschaft in Politik und Verwaltung, und Dienstleister <strong>für</strong> ihre<br />
Unternehmen im jeweiligen IHK-Bezirk.<br />
Das Thema Logistik ist in der Regel im Verkehrsbereich der IHKn verortet, teilweise wird das<br />
Thema auch im Bereich Dienstleistung behandelt. Die Federführung im Bereich Verkehr liegt bei<br />
der IHK Mannheim, die Federführung im Bereich Dienstleistung bei der IHK Villingen-<br />
Schwenningen. Zur Bearbeitung aktueller Themen und Fragestellungen sowie zum Networking der<br />
Mitglieder der IHK haben die meisten IHKn Verkehrsausschüsse gegründet, die zwischen zwei-<br />
und viermal pro Jahr tagen. Allerdings ist festzustellen, dass die Beschäftigung mit logistischen<br />
Themen innerhalb der IHKn vor allem infrastrukturelle Fragen wie Ausbau von Straßen,<br />
Schienenwegen oder Flughäfen betreffen.<br />
Einige IHKn haben über die Verkehrsausschüsse hinaus spezialisierte Arbeitskreise gegründet, die<br />
sich mit logistischen Themen beschäftigen. Beispiele da<strong>für</strong> sind der Arbeitskreis Logistik der IHK<br />
Karlsruhe, der Arbeitskreis Transportlogistik der IHK Hochrhein-Bo<strong>den</strong>see oder der Arbeitskreis<br />
Einkauf, Materialwirtschaft + Logistik Nordba<strong>den</strong>-Pfalz, <strong>den</strong> die IHK Rhein-Neckar zusammen mit<br />
der IHK Pfalz ins Leben gerufen hat.<br />
Auch <strong>für</strong> spezielle Themen gibt es bereits IHK-Netzwerke, wie z. B. das RFID-Netzwerk der Region<br />
Stuttgart, dass die IHK der Region gemeinsam mit dem Institut <strong>für</strong> Fördertechnik und Logistik der<br />
Universität Stuttgart gegründet hat. Ein wichtiges Ziel des RFID-Netzwerks ist es, die Bedeutung<br />
von RFID <strong>für</strong> die Zukunft des High-Tech-Standorts Region Stuttgart darzustellen. Das RFID-<br />
Netzwerk ist eine neutrale Dialogplattform und bietet regionalen Unternehmen der Wissenschaft<br />
und der Politik die Möglichkeit, sich über die Technologie auszutauschen. Durch internationale<br />
Verbindungen im Rahmen eines EU-Projektes (Regions RFID) bestehen auch Chancen, sich über<br />
die nationalen Grenzen hinaus zu informieren, wie in anderen Ländern diese Technologie<br />
eingesetzt wird. Zwischenzeitlich sind bereits fünfzig Unternehmen und Institutionen Partner des<br />
Netzwerkes.<br />
Es bleibt aber festzustellen, dass eine über alle IHKn feste Struktur <strong>für</strong> aktives Networking der<br />
Mitglieder aus dem Bereich der Logistik derzeit nicht existiert.<br />
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6.3 Intralogistik-Netzwerk in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Das „Intralogistik-Netzwerk in Ba<strong>den</strong>-Württemberg“ 34 wurde im Dezember 2006 als gemeinnütziger<br />
Verein in Stuttgart gegründet. Es entstand auf Initiative von Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Wehking vom<br />
Institut <strong>für</strong> Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart sowie etwa zwanzig weiteren<br />
Vertretern der Branche und Hochschulen. Der Aufbau des Intralogistik-Netzwerks sowie die<br />
Initiierung entsprechender Forschungsprojekte, die Hochschulen und außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen mit Unternehmen zu diesem Themenbereich durchführen, wer<strong>den</strong> im<br />
Rahmen der Förderung des Technologietransfers durch das Wissenschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg gefördert. Die Finanzierung dieses Projektes wird in der Startphase von Land und<br />
Wirtschaft gemeinsam getragen.<br />
Zweck des Vereins ist die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie Bildung<br />
auf dem Gebiet der Intralogistik und <strong>den</strong> hierzu notwendigen Voraussetzungen auf <strong>den</strong> hier<strong>für</strong><br />
einschlägigen Gebieten.<br />
Der Verein verwirklicht die genannten Zwecke, insbesondere durch die Förderung der<br />
Kommunikation und des Erfahrungsaustauschs zwischen Herstellern, Anwendern, Entwicklern und<br />
Forschern, die Förderung des Wissens- und Technologietransfers aus <strong>den</strong> Hochschulen in die<br />
Praxis, die Initiierung, Koordinierung und Durchführung nachhaltiger, unternehmensübergreifender<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit <strong>den</strong> Forschungseinrichtungen des Landes, die<br />
Erschließung von öffentlichen Förderprogrammen zur Förderung von Wissenschaft, Forschung<br />
und Entwicklung sowie Bildung, die Mitwirkung und Unterstützung in der Ausbildung des<br />
Branchennachwuchses und in der beruflichen Weiterqualifizierung und die gezielte Erschließung<br />
des Know-hows sachverwandter Branchennetze in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Durch die Initiierung des Intralogistik-Netzwerkes ist es bereits nach kurzer Zeit gelungen, die<br />
Unternehmen aus <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>sten Bereichen der Intralogistik zusammen zu bringen und die<br />
Bedeutung, die diese Teilbranche <strong>für</strong> das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat, deutlicher zu artikulieren<br />
als bisher. Mitglieder des Netzwerkes sind neben Herstellern von Lagertechnik auch IT-<br />
Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Nutzer und Anwender von<br />
Intralogistiklösungen.<br />
6.4 Weitere Netzwerkstrukturen<br />
Über die Arbeit der Verbände, IHKn und Universitäten hinaus haben sich im Bereich Logistik<br />
weitere Vereinigungen und Netzwerke in Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit ganz unterschiedlichen<br />
Zielsetzungen etabliert.<br />
Beispielsweise wurde im Jahr 2005 in Stuttgart der Transportlogistikkreis Region Stuttgart 35<br />
(TLS) gegründet, ein Verein, in dem Top-Logistiker der verla<strong>den</strong><strong>den</strong> Wirtschaft ihre Heimat<br />
34 www.intralogistik-bw.de<br />
35 www.tls-stuttgart.de<br />
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gefun<strong>den</strong> haben. Der TLS ist hervorgegangen aus dem Versandleiterkreis der IHK Stuttgart und<br />
verbindet mit der IHK noch immer ein kooperatives, freundschaftliches Verhältnis.<br />
Der TLS beschäftigt sich im Rahmen von Veranstaltungen und Versammlungen mit aktuellen<br />
logistischen Entwicklungen. Er fördert logistische Innovationen, <strong>den</strong> Know-how-Transfer und<br />
sensibilisiert politische und gesellschaftliche Entscheidungsträger <strong>für</strong> die notwendigen Belange der<br />
Mitglieder in der Region Stuttgart.<br />
Derzeit sind etwa fünfzig Führungskräfte aus renommierten Unternehmen im TLS organisiert, die in<br />
gemeinsamen Arbeitskreisen aktuelle Themen erörtern. Networking spielt in diesem<br />
Zusammenhang eine wichtige Rolle <strong>für</strong> die Arbeit des TLS.<br />
Eine weitere Möglichkeit des Networkings bieten die Logistikstammtische des<br />
Beratungsunternehmens LNC aus Hannover. Derzeit bestehen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Stammtische im Bereich Südba<strong>den</strong> (Freiburg/Basel), Stuttgart und Ulm. Während der Stammtisch<br />
Südba<strong>den</strong> bereits seit längerem abgehalten wird und jeweils zwischen Basel und Freiburg hin- und<br />
her wechselt, sind die Stammtische in Stuttgart und Ulm noch relativ neu.<br />
Logistics Network-Stammtische bringen in lockerer Form prozessbeteiligte Partner zusammen, um<br />
losgelöst vom logistischen Alltag relevante Trends, Fragestellungen und Erfahrungen zu<br />
diskutieren und auszutauschen – sollten sich daraus konkrete Geschäftsbeziehungen ergeben, ist<br />
das schön, wird aber nicht vordergründig angestrebt. Networking in lockerer Atmosphäre ist die<br />
Hauptzielsetzung. Da die Stammtische jedoch als closed-shops funktionieren und neue Teilnehmer<br />
nur durch Empfehlung teilnehmen können, ist die Breitenwirkung dieser Stammtische gering.<br />
Das KLOK Kompetenzzentrum Logistik Kornwestheim GmbH 36 ist das Kompetenzzentrum <strong>für</strong><br />
Logistik in der Region Stuttgart und eine hundertprozentige Tochter der Stadt Kornwestheim. Das<br />
KLOK sollte die gewerblichen, institutionellen und wirtschaftspolitischen Kräfte <strong>für</strong> entsprechende<br />
Aktivitäten zusammenzuführen. Das KLOK beschäftigt sich mit Themen der Logistik in<br />
Ballungszentren und versucht die Transportlogistik-Infrastrukturen des Landes zu verbessern. Es<br />
ist eines von 18 Kompetenzzentren in der Region Stuttgart und hat sich über das OpenENLOG-<br />
Netzwerk 37 über die Region hinaus weiterentwickelt. Es beschäftigt sich hauptsächlich mit der<br />
36 www.klok-net.de<br />
37<br />
(European Network of Logistics Competence Centers) ist ein Netzwerk regionaler<br />
Logistikkompetenzzentren. Gründungsmitglieder waren Region Stuttgart/Klok, Region Viel Kokolska/Polen,<br />
Emilia Romania/Italien und Kärnten/Österreich. Gegründet 2004. 2006 erweitert zum Open ENLoCC ist das<br />
Netzwerk offen <strong>für</strong> weitere Teilnehmer. Derzeitige Mitglieder aus Österreich, Tschechien, Finnland,<br />
Frankreich, Deutschland (KLOK, WRS, Osnabrück und Berlin, Bran<strong>den</strong>burg), Ungarn, Italien, Polen,<br />
Slowenien und Schwe<strong>den</strong>. Ziel sind gemeinsame Projekte sowie der Erfahrungsaustausch, Stärkung der<br />
Kooperation, Unterstützung der EU bei der Harmonisierung, Unterstützung bei Neugründungen von<br />
Kompetenzzentren (www.openenlocc.net). Finanziert wird das Netzwerk durch die EU Interregg III C. Das<br />
Klok hat die Sekretariatsfunktion <strong>für</strong> das Netzwerk und ist damit im Ausland bekannter als innerhalb von<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
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Umsetzung von EU-Forschungsprojekten. Die Region hat sich in der Anfangsphase mit<br />
Fördergeldern an <strong>den</strong> Kosten beteiligt. Inzwischen wurde diese allgemeine Förderung auf<br />
projektbezogene Förderung umgestellt. Derzeit steckt das KLOK in einer Umstrukturierungsphase.<br />
Die Stadt Kornwestheim strebt an, die GmbH in einen Verein umzuwandeln, um weitere Partner,<br />
vor allem aus der Logistikbranche mit in Finanzierung und Arbeit des KLOK einbeziehen zu<br />
können.<br />
Andere eher private Initiativen wie z. B. das Logistikportal logport77 38 , welches das<br />
Beratungsunternehmen caloco <strong>für</strong> die Region Ortenau aufbauen will, reichen bisher nicht über<br />
einen sehr begrenzten regionalen Fokus hinaus.<br />
Die geplanten Logistikplattformen der Wirtschaftförderung Heilbronn und Main-Tauber haben<br />
einen regionalen Fokus.<br />
Ein weiteres regionales Netzwerk ist das KTMC Kompetenzzentrum Telematik Mobile<br />
Computing und Customer Care 39 . Es befasst sich mit sehr speziellen, logistikrelevanten Themen.<br />
Wie das KLOK handelt es sich beim KTMC um eines der 18 Kompetenzzentren der Region<br />
Stuttgart.<br />
Die Region Stuttgart hat Ende Oktober 07 einen Arbeitskreis Gütermobilität gegründet, der die<br />
regionalen Akteure zusammenführen will. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit dem Verband Region<br />
Stuttgart, der IHK Region Stuttgart und dem KLOK Kompetenzzentrum Logistik Kornwestheim<br />
Aufgabenfelder aus der Transportlogistik zur Stärkung der Wirtschaftskraft der Region aufzugreifen<br />
und Lösungen zu initiieren. Die ausgewählten Themen wer<strong>den</strong> aufbereitet, um sie mit<br />
entsprechen<strong>den</strong> Aktionsvorschlägen <strong>den</strong> wirtschafts- und verkehrspolitisch zuständigen<br />
Institutionen zu unterbreiten.<br />
Über die beschriebenen Ansätze hinaus haben bisher weder die IHKen noch die<br />
Wirtschaftsförderungen durchgängige Arbeitskreise zum Thema Logistik installiert.<br />
6.5 Bewertung Netzwerke<br />
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg existieren eine Vielzahl von Verbän<strong>den</strong> und Netzwerken <strong>für</strong> die<br />
verschie<strong>den</strong>en Branchenteile der Logistik.<br />
Insbesondere die Transport- und Logistikdienstleister haben in Ba<strong>den</strong>-Württemberg keine<br />
schlagkräftige Vertretung. Die Zersplitterung des Bereiches Güterkraftverkehr ist zwar historisch<br />
nachvollziehbar, schwächt aber die Schlagkraft der Lobbyarbeit auf Landesebene erheblich. Der<br />
Zusammenschluss von Verbän<strong>den</strong> zu einem Gesamtverband in Nordrhein-Westfalen zeigt, in<br />
welche Richtung sich die Verbandslandschaft auch in Ba<strong>den</strong>-Württemberg entwickeln muss. Es ist<br />
dringend notwendig, die Interessen der Verkehrs- und Logistikunternehmen aus Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg auch bundesweit stärker zu artikulieren.<br />
38 www.logport77.de<br />
39 www.ktmc.de<br />
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Dem gegenüber ist die Intralogistik seit Gründung des Intralogistik-Netzwerkes gut aufgestellt. Die<br />
Initiative ist zwar noch jung, aber bereits über die Grenzen von Ba<strong>den</strong>-Württemberg und bei <strong>den</strong><br />
politischen Entscheidungsträgern positiv wahrgenommen wor<strong>den</strong>. Es ist zu erwarten, dass bei<br />
dem hohen Potenzial in der Intralogistik (siehe Kapitel 4) dieses Netzwerk schnell wachsen wird.<br />
Die anderen existieren<strong>den</strong> Netzwerke, seien es von der IHK getragene, das KLOK, die Netzwerke<br />
bei Wirtschaftsförderungen oder die Stammtische, sind regional aufgestellt. Sie erfüllen damit eine<br />
wichtige Funktion in <strong>den</strong> Regionen; eine wirkliche Breitenwirkung, oder sogar die Bildung einer in<br />
der Landespolitik oder außerhalb Ba<strong>den</strong>-Württembergs wahrgenommenen „Logistik-Community<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg“ unterstützen sie allerdings nicht.<br />
Vor dem Hintergrund der in Ba<strong>den</strong>-Würtemberg neu eingeführten, wirtschaftspolitischen<br />
Konzentration auf Clusterbildung stellt das Feld Netzwerke im Bereich der Logistik eine besonders<br />
wichtige Zukunftsaufgabe mit hohem Handlungsdruck dar.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• In Ba<strong>den</strong>-Württemberg existiert bereits heute ein weit verzweigtes Netz von<br />
vorwiegend regionalen Netzwerken.<br />
• Die Intralogistikbranche als logistischer Teil des Maschinenbaus und der IT ist<br />
dynamisch und über ihr Netzwerk gut aufgestellt.<br />
• Die IHKn kümmern sich vorwiegend um verkehrspolitische Themen. Die<br />
Logistikbranche als Branche hat in <strong>den</strong> wenigsten Regionen <strong>den</strong> ihr zustehen<strong>den</strong><br />
Stellenwert auf dieser Netzwerkebene.<br />
• Die Verbände der Logistikbranche sind sehr stark segmentiert und wer<strong>den</strong> politisch<br />
kaum wahrgenommen.<br />
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7 Logistikregionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Nicht jede Region in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist <strong>für</strong> die Logistikbranche von gleichrangiger Bedeutung.<br />
Die großen Immobilienhäuser mit logistischem Bezug beispielsweise teilen Logistikregionen in<br />
Ballungszentren und Regionen außerhalb von Ballungszentren ein 40 . Für ein Flächenland wie<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist diese auf Deutschland bezogene und in diesem Zusammenhang auch<br />
schlüssige Einteilung allerdings zu unspezifisch. Im Folgen<strong>den</strong> wird daher eine Einteilung von<br />
logistischen Kernregionen, logistischen Supportregionen und Logistikregionen mit regionaler<br />
Bedeutung eingeführt. Diese Einteilung spiegelt vor allem die Bedeutung der Regionen <strong>für</strong> die<br />
logistischen Prozesse wieder. Während die logistischen Kernregionen die starken logistischen<br />
Zentren Ba<strong>den</strong>-Württembergs ausmachen, wer<strong>den</strong> in logistischen Supportregionen neben ihrer<br />
regionalen Bedeutung zusätzlich wichtige Hilfsfunktionen <strong>für</strong> die Zentren erbracht. In Regionen<br />
ohne überregionale Bedeutung ist die Logistik nur eine Hilfsfunktion <strong>für</strong> die Versorgung der<br />
regionalen Märkte und Unternehmen. Regionen ohne logistische Funktion existieren nicht, da<br />
regionale Ver- und Entsorgungsfunktionen in jeder besiedelten Region erbracht wer<strong>den</strong> müssen.<br />
7.1 Logistische Kernregionen<br />
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg existieren einige prosperierende Logistikregionen. Diese prosperieren<strong>den</strong><br />
Logistikregionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg können als logistische Kernregionen des Landes<br />
bezeichnet wer<strong>den</strong>. In diesen Kernregionen schlägt das logistische Herz Ba<strong>den</strong>-Württembergs.<br />
Ihre Bedeutung basiert in hohem Maße auf der industriellen Bedeutung der Regionen, aber auch<br />
auf dem großen Export- und Globalisierungserfolg ba<strong>den</strong>-württembergischer<br />
Industrieunternehmen.<br />
Diese ba<strong>den</strong>-württembergischen Kernregionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine gute<br />
(Verkehrs-)Infrastruktur aufweisen, alle wichtigen Teilbereiche der Logistik 41 vereinen, Wissenschaft<br />
und Forschung einen wichtigen Stellenwert haben und in ihnen regionale Netzwerke bestehen. Die<br />
Kernregionen können aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke (Unternehmen) und ihrer<br />
Netzwerkstrukturen gleichzeitig die Keimzellen eines landesweiten Logistikclusters in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg sein.<br />
Die wichtigste logistische Kernregion in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist der Großraum Stuttgart. Die<br />
Metropolregion Stuttgart ist als starker Produktionsstandort sowie wichtigstes Ballungszentrum<br />
in Ba<strong>den</strong>-Württemberg zu charakterisieren.<br />
Die Region Stuttgart ist in <strong>den</strong> stärksten Industriebranchen des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
führend. Die Automobilindustrie/Fahrzeugbau und der Maschinenbau spielen in der Region<br />
Stuttgart eine herausragende Rolle.<br />
40 Vgl. Logistikimmobilien Marktbericht Jones Lang LaSalle 2005<br />
41 Intralogistik, Transport, Umschlag, Lagerung, eLogistik …<br />
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In der engen Verknüpfung der Supply Chains zwischen Zulieferern und Herstellern dieser<br />
Industriebranchen hat die Logistik als Funktion wie auch als Branche eine wesentliche Stellung.<br />
Dazu kommt in der Region Stuttgart ein Käuferpotenzial von rund 2,7 Mio. Menschen, was diesen<br />
Raum zu einem interessanten Standort <strong>für</strong> logistische Dienstleistungen und <strong>für</strong><br />
Handelsunternehmen macht. Zwar konnten in der <strong>Analyse</strong> keine deutschen Zentrallager von<br />
Handelsunternehmen gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, regionale Lager- und Standortstrukturen sind,<br />
insbesondere im Lebensmittelbereich, allerdings stark vorhan<strong>den</strong>.<br />
Alle namhaften Logistikdienstleister unterhalten in der Region Stuttgart Standorte. Mit insgesamt<br />
fast 60.000 Mitarbeitern in der Kernbranche Logistik 42 ist Stuttgart der wichtigste Arbeitsmarkt <strong>für</strong><br />
Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Stuttgart ist infrastrukturell gut an die überregionalen Verkehrsnetze angebun<strong>den</strong>. Allerdings sind<br />
die Autobahnen und Bundesstraßen rund um Stuttgart bereits heute an ihrer Kapazitätsgrenze<br />
angelangt oder haben diese bereits überschritten. Die Engstellen sind zwar bekannt, eine<br />
Beseitigung (Ausbau) wird aber noch Jahre dauern. In Stuttgart ist zwar der wichtigste Flughafen in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg beheimatet, er wird jedoch trotz prognostiziertem Wachstum keine über<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg hinaus ausstrahlende Bedeutung im internationalen Frachtverkehr entfalten.<br />
Der Umschlagbahnhof Kornwestheim und die Häfen der Region sind wichtige Umschlagplätze <strong>für</strong><br />
die ansässige Industrie, es fehlen allerdings dringend benötigte Flächen <strong>für</strong> neue Logistikzentren in<br />
der Region.<br />
Die Universität Stuttgart bietet verschie<strong>den</strong>ste Fachrichtungen mit logistischem Hintergrund an,<br />
weitere Forschungsinstitute betreiben im Raum Stuttgart logistische Forschung. Insbesondere die<br />
Intralogistik ist in der Region ein starker Branchenzweig, was an <strong>den</strong> über 22.000 Arbeitskräften in<br />
diesem Bereich deutlich ablesbar ist.<br />
Stuttgart hat auch über Ba<strong>den</strong>-Württemberg hinaus ein positives Image als <strong>Logistikstandort</strong>.<br />
Verdeutlicht wird das beispielsweise durch <strong>den</strong> 5. Platz im neusten Imageranking des<br />
SCI/Logistikbarometers aus dem Sommer 2007. Damit ist Stuttgart im Ansehen der Logistiker<br />
deutlich vor etablierten Regionen wie Frankfurt am Main oder Nordhessen platziert.<br />
Als zweite logistische Kernregion können die ba<strong>den</strong>-württembergischen Anteile der<br />
Metropolregion Rhein-Neckar (Raum Mannheim/Heidelberg) mit der Charakteristik<br />
internationaler Umschlagplatz Ba<strong>den</strong>-Württembergs beschrieben wer<strong>den</strong>. In der Region Rhein-<br />
Neckar sind nicht nur die größten Logistikunternehmen Ba<strong>den</strong>-Württembergs zu Hause (Wincanton<br />
Trans European, trans-o-flex), auch alle anderen wesentlichen Logistikunternehmen in Deutschland<br />
unterhalten an diesem Standort Niederlassungen (Rhenus, DHL, Kühne und Nagel …).<br />
42 Siehe Anhang: Übersicht Arbeitsmarktzahlen nach Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
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Die gut 20.000 Beschäftigten der Kernbranche Logistik machen <strong>den</strong> ba<strong>den</strong>-württembergischen<br />
Beitrag zu dieser Metropolregion deutlich. Rechnet man die Beschäftigten in <strong>den</strong> Teilen der Region<br />
außerhalb Ba<strong>den</strong>-Württembergs hinzu können sogar 36.500 Mitarbeiter in der Kernbranche<br />
Logistik gezählt wer<strong>den</strong>. 43 .<br />
Eine besondere Stärke der Region ist auch ihre ausgezeichnete Hafeninfrastruktur, mit <strong>den</strong> Häfen<br />
Mannheim und Ludwigshafen, die bereits eine enge Kooperation vereinbart haben. Gemeinsam<br />
sind diese Häfen vom Umschlag her knapp hinter dem größten europäischen Binnenhafen<br />
Duisburg platziert. Das ist zwar <strong>den</strong> Akteuren vor Ort bewusst, außerhalb der Region wird diese<br />
besondere Stärke jedoch noch nicht ausreichend wahrgenommen.<br />
Über diese Häfen ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg an die wichtigste deutsche Wasserstraße, <strong>den</strong> Rhein,<br />
angebun<strong>den</strong>. Mannheim ist damit Ba<strong>den</strong>-Württembergs Tor zur Welt. Container können von hier<br />
aus per Rheinschiff kostengünstig 44 über <strong>den</strong> Rhein von und nach Rotterdam transportiert wer<strong>den</strong>.<br />
Das Engagement der Wincanton-Gruppe, die als Betreiber des kürzlich eingeweihten neuen<br />
Containerterminals im Mannheimer Handelshafen auftritt, verdeutlicht die Bedeutung dieses<br />
Umschlagplatzes. Auch <strong>für</strong> Bahntransporte ist Mannheim ein wichtiger Knotenpunkt. Der<br />
Rangierbahnhof Mannheim ist der zweitgrößte in Deutschland. Von hier starten täglich 6000<br />
Güterwagen, pro Jahr sind das 40.000 Güterzüge.<br />
Die Universität Mannheim bietet mit dem Studiengang Verkehrsbetriebswirtschaft einen wichtigen<br />
Zweig der logistischen Ausbildung.<br />
Die dritte logistische Kernregion in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist die Region Donau/Iller (Raum Ulm).<br />
Wie in der Region Rhein-Neckar versteht sich auch dieser Standort grenzüberschreitend und<br />
umfasst neben dem ba<strong>den</strong>-württembergischen Gebiet auch bayerische Standorte. Ulm ist das<br />
Logistikzentrum im Herzen Süddeutschlands, das Hub zwischen Stuttgart und München.<br />
Mit <strong>den</strong> Autobahnen A 7 (Flensburg-Füssen) und A 8 (Stuttgart-München) sowie <strong>den</strong> Bahn-<br />
Magistralen Amsterdam/Rotterdam-Rhein/Ruhr-Rhein/Main-München-Salzburg-Südosteuropa und<br />
Paris-Straßburg/Ostfrankreich-München-Wien ist die Region eine optimale Logistikdrehscheibe.<br />
Problematisch <strong>für</strong> die Verbindung zu anderen Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind allerdings der<br />
verzögerte Ausbau der Autobahn 8 sowie im Bahnbereich die bahnbetriebliche Engstelle<br />
Geislinger Steige.<br />
Im Nor<strong>den</strong> Ulms wurde an der Schnittstelle A 8 und B 10 ein Gewerbeareal mit rund 200 Ha<br />
Nettofläche ausgewiesen. Herzstück ist ein Güterverkehrszentrum (GVZ) mit Containerbahnhof.<br />
Erst 2005 eröffnet, sollen 2010 knapp 800 Container pro Tag umgeschlagen wer<strong>den</strong>. Möglich sind<br />
im Endausbau der Anlage 195.000 Einheiten pro Jahr.<br />
43 Siehe Anhang: Übersicht Arbeitsmarktzahlen nach Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
44<br />
Aufgrund des Mengenvorteils des Rheinschiffs gegenüber anderen Binnenschiffen, LKW oder der Bahn ist<br />
der Transport pro Container deutlich günstiger als mit anderen Verkehrsmitteln, wenngleich der Transport<br />
der Container per Rheinschiff länger dauert als mit <strong>den</strong> anderen Transportmitteln.<br />
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Von Ulm wer<strong>den</strong> über die Schiene überwiegend die deutschen Seehäfen angesteuert, der Standort<br />
ist damit neben Stuttgart/Kornwestheim und Mannheim das dritte multimodale logistische Tor <strong>für</strong><br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Zusätzliche Unterstützung bietet auch das Hochschulnetz Logistik Schwaben, wo unter anderem<br />
das Know-how der Hochschule Ulm und der Fachhochschule Neu-Ulm vernetzt und verstärkt wird.<br />
Unternehmen erhalten hier wirksame Hilfe zur Weiterentwicklung ihrer Logistikstrukturen und -<br />
prozesse.<br />
Ein weiterer Erfolgsfaktor der Region ist die enge Zusammenarbeit der IHK Schwaben und der IHK<br />
Ulm in dem gemeinsamen Kooperationszentrum „Verkehr und Logistik“. Durch diese<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen <strong>den</strong> Bundesländern Bayern und Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg erhalten die IHK-Mitglieder seit 2005 Beratung, Service und ein breites Angebot von<br />
Fachveranstaltungen aus einer Hand.<br />
Im Standortranking des SCI/Logistikbarometers vom Sommer 2007 konnte die Region<br />
Ulm/Westschwaben immerhin <strong>den</strong> 7. Rang der dynamischsten Logistikregionen Deutschlands<br />
erringen und etablierte Logistikregionen wie Frankfurt/Main oder Nordhessen hinter sich lassen.<br />
2006 waren in der Region Donau/Iller fast 9.000 Mitarbeiter in der Kernbranche Logistik<br />
beschäftigt 45 . Zählt man die Arbeitskräfte in Bayern (Neu-Ulm, Memmingen, Günzburg,<br />
Unterallgäu) noch hinzu, so können sogar fast 24.000 Logistikarbeitskräfte 46 gezählt wer<strong>den</strong>.<br />
7.2 Logistik-Supportregionen<br />
Neben <strong>den</strong> logistischen Kernregionen sind im Flächenland Ba<strong>den</strong>-Württemberg weitere logistische<br />
Konzentrationen entstan<strong>den</strong>. In diesen Regionen wer<strong>den</strong> logistische Funktionen der regionalen<br />
Wirtschaft gebündelt. Daher haben sie vorwiegend eine regionale Bedeutung, wachsen über diese<br />
allerdings aufgrund der zunehmen<strong>den</strong> Arbeitsteilung der Wirtschaft hinaus. Diese so genannten<br />
Supportregionen übernehmen eine wichtige Ausgleichs- und Ergänzungsfunktion <strong>für</strong> die<br />
logistischen Kernregionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Logistische Supportregionen im Umfeld der<br />
Agglomerationen entwickeln sich zu komplementären Standorten der Verdichtungsräume.<br />
Aufgrund des Mangels an geeigneten und kostengünstigen Flächen in <strong>den</strong> Agglomerationen<br />
kommt es daher vermehrt zu einer teilweisen Auslagerung der Logistikfunktionen in die<br />
Randbereiche. Jedoch gilt Kun<strong>den</strong>ähe weiterhin als zentrales Element in der Logistik.<br />
Insbesondere im Bereich der Distribution wer<strong>den</strong> daher strategisch platzierte Areale mit gutem<br />
Zugang zum Verkehrsnetz und zu <strong>den</strong> Verdichtungsräumen gesucht. Dieses Kriterium steht im<br />
engen Zusammenhang mit der Verkehrserreichbarkeit einer Region.<br />
45 Siehe Anhang: Übersicht Arbeitsmarktzahlen nach Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
46 Nach der Auswertung der Logistik-Arbeitsmarktzahlen im Rahmen dieser Studie.<br />
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Eine der derzeit dynamischsten logistischen Supportregionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist die<br />
Region Südlicher Oberrhein (insbesondere die Ortenau) mit <strong>den</strong> Oberzentren Offenburg und<br />
Freiburg. Mit dem Black Forrest Airport & Businesspark, der über einen direkten<br />
Autobahnanschluss verfügt, liegt in dieser Region die wohl größte derzeit verfügbare Logistikfläche<br />
in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Das Potenzial dieser Fläche liegt bei etwa 300 ha. Der Black Forrest Airport<br />
selbst könnte in Zukunft ein wichtiges Drehkreuz <strong>für</strong> Luftfracht (insbesondere Projektfracht) in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg wer<strong>den</strong>, die administrativen Voraussetzungen da<strong>für</strong> (Zoll) müssen allerdings<br />
noch geschaffen wer<strong>den</strong>. Weitere Substandorte in diesen Regionen sind die Standorte<br />
Gewerbepark Breisgau, Herbolzheim und Neuenburg. Mit Schenker, Lidl und Fiege sind hier in<br />
<strong>den</strong> vergangenen Jahren bereits einige größere Ansiedlungen realisiert wor<strong>den</strong>. Insgesamt können<br />
in die Region Südlicher Oberrhein schon heute 14.000 Arbeitsplätze 47 in der Kernbranche Logistik<br />
gezählt wer<strong>den</strong>.<br />
Die Logistik-Supportregion Mittlerer Oberrhein (Karlsruhe) punktet vor allem durch die<br />
verkehrsgünstige Lage. Die Region bietet nicht nur eine wichtige industrielle Basis, sondern ist ein<br />
weiterer wichtiger Güterumschlagspunkt in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Mit direktem Anschluss an <strong>den</strong><br />
Rhein (u. a. Ölhafen) und guten Anbindungen an das Autobahnnetz A 5/A 8/A 65 ist die Region<br />
mittlerer Oberrhein aus allen Richtungen gut erreichbar.<br />
Immerhin 18.000 Beschäftigte 48 hatte die Kernbranche Logistik in dieser Region im Jahr 2006<br />
vorzuweisen, damit gehört sie zu <strong>den</strong> Regionen mit der höchsten Logistikbeschäftigung in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg. Neben Spezialisten wie dem Logistiker Simon Hegele oder der Spedition SWS sind<br />
weitere bedeutende Logistikunternehmen wie Wincanton oder DHL in der Region vertreten. In <strong>den</strong><br />
vergangenen fünf Jahren konnten unter anderem Logistikzentren <strong>für</strong> die Drogeriemarktkette DM<br />
oder das Unternehmen Blanco in der Region angesiedelt wer<strong>den</strong>. Derzeit sind allerdings keine<br />
Logistikflächen <strong>für</strong> weitere Ansiedlungen in der Region verfügbar.<br />
Eine weitere wichtige Supportregion ist die Region Heilbronn-Franken. In dieser Region findet<br />
sich mit der Karl Schmidt Spedition nicht nur eines der größten Logistikunternehmen Ba<strong>den</strong>-<br />
Württembergs, sondern mit der Fachhochschule Heilbronn auch eine der renommiertesten<br />
Hochschulen des Logistikbereiches. Die in der Region ansässige Industrie (u. a. Fahrzeugbau –<br />
Audi) stellt eine wesentliche Stütze der ansässigen Logistikbranche dar. Die Region konnte in <strong>den</strong><br />
vergangenen Jahren eine Vielzahl von Logistikansiedlungen realisieren, die von<br />
Handelsunternehmen wie Kaufland bis zu Logistikern wie Wincanton oder Schmidt reichen.<br />
Die Straßenanbindung ist durch die A 6/A 81 zwar gut, derzeit behindert aber die ausbaubedingte<br />
Engpasssituation die Erreichbarkeit der Region Heilbronn. Der Neckarhafen Heilbronn ist der<br />
wichtigste deutsche Hafen außerhalb des Rheins <strong>für</strong> nicht containerisierte Güter. Die<br />
Logistikbeschäftigung liegt mit fast 14.000 Mitarbeitern in der Kernbranche Logistik auf hohem<br />
Niveau.<br />
47 Siehe Anhang: Übersicht Arbeitsmarktzahlen nach Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
48 Siehe Anhang: Übersicht Arbeitsmarktzahlen nach Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
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7.3 Logistikregionen mit regionaler Bedeutung<br />
Neben <strong>den</strong> etablierten logistischen Kernregionen und <strong>den</strong> aufstreben<strong>den</strong> Supportregionen sind die<br />
verbliebenen Regionen Ba<strong>den</strong>-Württembergs zumindest von hoher regionaler Bedeutung <strong>für</strong><br />
Industrie und Handel. Keine Region im Land hat damit keine logistische Bedeutung, was seine<br />
Begründung in der in Kapitel 1 beschriebenen tiefen Durchdringung von Produktion und Handel<br />
durch logistische Prozesse hat.<br />
Die Region Neckar-Alb (Reutlingen) hat einen Branchen-Mix in <strong>den</strong> Sektoren Textiltechnologie,<br />
Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie vorzuweisen. Auch hier ist bis auf<br />
wenige Ausnahmen die Logistikbranche sehr auf die regionalen Unternehmen ausgerichtet. Die<br />
Branche bietet dadurch über 7.000 Arbeitsplätze in der Kernbranche Logistik.<br />
Die Region Bo<strong>den</strong>see-Oberschwaben hat ihre wirtschaftlichen Schwerpunkte im Maschinenbau<br />
sowie der Lebensmittelindustrie. Logistische Aktivitäten in dieser Region konzentrieren sich daher<br />
neben der Automobilteilezulieferung (z. B. Motoren und Getriebe) auf <strong>den</strong> Lebensmitteltransport.<br />
Auch in dieser Region können über 7.000 Arbeitsplätze in der Logistik gezählt wer<strong>den</strong>.<br />
In der Region Hochrhein-Bo<strong>den</strong>see sind über 6.500 Menschen in der Kernbranche Logistik<br />
beschäftigt. Als Zentrum im Dreiländereck kann die Region am Umschlagplatz Weil am Rhein mit<br />
aktuellen Neuansiedlungen punkten (Rhenus).<br />
Die Region Nordschwarzwald hat mit über 6.500 Arbeitsplätzen in der Kernbranche Logistik<br />
ebenfalls eine regionale Bedeutung erlangt. Mit dem privat betriebenen KV-Terminal in Nagold<br />
sowie der Anbindung an die Autobahnen A 8 und A 81 ist die Region auch infrastrukturell gut<br />
aufgestellt.<br />
Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist eine weitere aufstrebende Region an der Schwelle zu<br />
einer logistischen Supportregion. Immerhin 6.000 Arbeitsplätze in der Kernbranche Logistik und<br />
eine Vielzahl an Neuansiedlungen in <strong>den</strong> vergangenen fünf Jahren 49 zeigen das Potenzial dieser<br />
Region. Die Region vermarktet sich zunehmend selbst als Logistikregion und profitiert von der<br />
Flächenknappheit in <strong>den</strong> Kernregionen.<br />
Die Region Ostwürttemberg ist klar auf die Unterstützung der Produktionswirtschaft und<br />
insbesondere der regionalen Unternehmen ausgerichtet. Produzenten wie MAPAL<br />
Präzisionswerkzeuge oder die Dr. Kress KG konzentrieren ihre Logistikaktivitäten in<br />
Ostwürttemberg und bedienen teilweise <strong>den</strong> gesamten deutschen bzw. <strong>den</strong> europäischen Raum.<br />
Dadurch können in der Region über 4.000 Arbeitsplätze in der Kernbranche Logistik gezählt<br />
wer<strong>den</strong>. 50<br />
49<br />
Ansiedlungen der vergangenen 5 Jahre: Business Logistic WW GmbH, DHL Global Forwarding GmbH,<br />
Fischinger GmbH & Co. KG, Hettich Transporte GmbH & Co. KG, RWX Logistik GmbH, sb-express GmbH &<br />
Co. KG, Transporte Bauer GmbH<br />
50 Zu <strong>den</strong> Arbeitsmarktzahlen der Regionen siehe Auflistung im Anhang.<br />
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Schlussfolgerungen:<br />
• Alle Regionen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg haben logistische Aufgaben und verstehen sich<br />
daher zunehmend auch als Logistikregionen.<br />
• Die wichtigste logistische Kernregion (Stuttgart) hat zunehmende Probleme, weitere<br />
Logistikansiedlungen zu realisieren.<br />
• Die logistischen Supportregionen wachsen derzeit stark.<br />
• Die Logistikregionen mit regionaler Bedeutung stellen eine wichtige Stütze der<br />
örtlichen Wirtschaft dar.<br />
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8 Logistikstrategie Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Auf der Grundlage der vorstehen<strong>den</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>Stärken</strong> und <strong>Schwächen</strong> empfiehlt sich <strong>für</strong><br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg eine Logistikstrategie, die der Leitlinie folgt, vorhan<strong>den</strong>e <strong>Stärken</strong> auszubauen<br />
und <strong>Schwächen</strong> aktiv zu beseitigen, um die logistische Position Ba<strong>den</strong>-Württembergs gezielt zu<br />
verbessern. Die Logistikstrategie hat daher folgende Bestandteile:<br />
• Verbesserung der logistischen Rahmenbedingungen<br />
• Verbesserung des Image des <strong>Logistikstandort</strong>es<br />
• Stärkung der vorhan<strong>den</strong>en <strong>Stärken</strong><br />
• Verbesserung der Unternehmensstrukturen in der Branche<br />
• Weiterentwicklung der Netzwerkstrukturen/Aufbau einer Logistik-Community<br />
• Aufbau einer zentralen Kommunikations- und Informationsinstanz/Clustermanagement<br />
Die einzelnen Bestandteile der Strategie sind nicht immer scharf voneinander abgrenzbar, teilweise<br />
überschnei<strong>den</strong> sich die Inhalte oder sie stehen in einem direkten Zusammenhang zueinander.<br />
8.1 Verbesserung der logistischen Rahmenbedingungen<br />
Die Logistikbranche ist in besonderem Maße von guten Rahmenbedingungen abhängig. Das gilt<br />
zunächst vor allem <strong>für</strong> die Verkehrsinfrastrukturen. Da die Funktion „Transport“ nach wie vor das<br />
wesentliche Rückgrat der Logistik darstellt (Siehe Kap. 2) ist die Verbesserung des<br />
Verkehrssystems eine der wesentlichen Bedingungen <strong>für</strong> eine Stärkung der Logistikbranche in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Im Bereich des Straßenverkehrs geht es vor allem darum, die geplanten und begonnenen<br />
Ausbauten des Netzes (insbesondere auf <strong>den</strong> Autobahnen) deutlich zu beschleunigen, da der<br />
derzeitige Ausbauzustand der überörtlichen Straßen schon heute massive Kapazitätsprobleme<br />
aufweist und sich nach aktuellen Hochrechungen das Verkehrswachstum auf der Straße<br />
ungebremst fortsetzen wird. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen des Straßengüterverkehrs<br />
gehört neben <strong>den</strong> Ausbauten der Straßen auch der weitere Ausbau der Park- und<br />
Rastmöglichkeiten entlang der Fernstraßen.<br />
Im Schienengüterverkehr ist es vor allem die Beschleunigung der bereits begonnenen oder<br />
projektierten Ausbauvorhaben, die der Logistikbranche im Land nutzen. Gleichzeitig ist in diesem<br />
Bereich aber auch eine offene Diskussion mit allen Beteiligten zur Verbesserung der Situation an<br />
der Geislinger Steige notwendig.<br />
Der Ausbau der Neckarschleusen verbessert die Leistungsfähigkeit dieses Verkehrsweges.<br />
Dadurch wird eine aktive Zukunftssicherung des Verkehrsweges und der Binnenschifffahrt<br />
betrieben.<br />
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Zusätzlich zu <strong>den</strong> langfristig zu verfolgen<strong>den</strong> Maßnahmen und dem Bedarfgerechten Ausbau der<br />
Verkehrsinfrastrukturen müssen alle Möglichkeiten zur kurzfristigen Steigerung der<br />
Leistungsfähigkeit der Verkehrssysteme genutzt wer<strong>den</strong> wie z.B. der Einsatz von Telematik und<br />
Verkehrslenkung oder die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Systems Straße (z. B. Gigaliner).<br />
Die in Deutschland gängige Praxis zur Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer behindert die<br />
Ansiedlung von europäischen Distributionszentren auch in Ba<strong>den</strong>-Württemberg und sollte daher<br />
dem Verfahren in <strong>den</strong> Beneluxstaaten angeglichen wer<strong>den</strong>.<br />
Ein weiterer Punkt zur Verbesserung der Rahmenbedingungen ist die Verbreiterung des<br />
Personalangebotes <strong>für</strong> die Logistikbranche. Insbesondere in <strong>den</strong> Berufsgruppen Fahrer und<br />
Kaufleute <strong>für</strong> Spedition und Logistikdienstleistung ist ein weiterer steigender Bedarf an<br />
Arbeitskräften auszumachen.<br />
8.2 Verbesserung des Image des Standortes<br />
Das Thema „Image“ ist <strong>für</strong> die Logistikbranche Ba<strong>den</strong>-Württembergs in zwei Richtungen wichtig:<br />
• nach innen –in Richtung der Politik, Planer und der Bevölkerung<br />
• nach außen – in Richtung potenzieller Investoren<br />
Das am 18. Juni 2007 durch das Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-Württemberg durchgeführte<br />
Zukunftscafe Logistik brachte deutlich an <strong>den</strong> Tag, dass die Logistikbranche in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg derzeit insbesondere im Innenverhältnis zu Politik, Planern und Bevölkerung ein<br />
Imageproblem hat. Die Logistikbranche scheint vorrangig als notwendiges Übel wahrgenommen<br />
zu wer<strong>den</strong>, das Verkehr produziert und Flächen frisst.<br />
Obwohl in der allgemeinpolitischen Diskussion in Deutschland (siehe Kap. 1) mittlerweile die<br />
Logistik als Wachstumsbranche und Beschäftigungsmotor deutlich wahrgenommen wird,<br />
scheint sich dieses „Bild“ der Branche noch nicht in die Regionen Ba<strong>den</strong>-Württembergs<br />
durchgesetzt zu haben. Insbesondere in der Produktion erfolgreiche Regionen mit niedriger<br />
Arbeitslosigkeit scheinen abgelenkt vom Erfolg ihrer Produktionsunternehmen <strong>den</strong> Wandel der<br />
Logistik von einer reinen Transportdienstleistung zu wertschöpfen<strong>den</strong> Tätigkeiten noch nicht<br />
hinreichend wahrzunehmen – und das, obwohl dieser Prozess gerade <strong>für</strong> diese Regionen<br />
besonders wichtig ist.<br />
Die aktive Förderung der Logistikbranche hilft dabei, Produktion in Ba<strong>den</strong>-Württemberg zu<br />
erhalten. Das Auslagern von logistischen Tätigkeiten in neue Logistikzentren schafft bei <strong>den</strong><br />
Produzenten Platz <strong>für</strong> neue Produktionsanlagen und Wachstum – letztlich ist die gesamte moderne<br />
Art der arbeitsteiligen Wirtschaft ohne Logistik nicht vorstellbar. Mittelfristig ist daher bei einem<br />
Verzicht auf die Ansiedlung logistischer Funktionen auch die Produktionsfunktion gefährdet.<br />
Auch ein Image Ba<strong>den</strong>-Württembergs als <strong>Logistikstandort</strong> in Deutschland ist derzeit nicht<br />
vorhan<strong>den</strong>. Einerseits hat sich Ba<strong>den</strong>-Württemberg selbst bisher als Technologie- und<br />
Produktionsstandort dargestellt – andererseits ist die Idee, ein Bundesland als <strong>Logistikstandort</strong> zu<br />
positionieren, noch recht neu.<br />
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Selbst Vorreiter wie Nordrhein-Westfalen oder Hamburg haben erst in <strong>den</strong> vergangenen fünf bis<br />
zehn Jahren erkannt, dass ein positives Logistikimage auch positive Wirkungen auf die Ansiedlung<br />
von Unternehmen von außen hat.<br />
Die Stärke Ba<strong>den</strong>-Württembergs als einer der wichtigsten Standorte der produktionsnahen<br />
Logistik ist daher dringend in <strong>den</strong> Vordergrund zu stellen und in die Bemühungen des<br />
Standortmarketing aufzunehmen. Die Standortmarketinggesellschaft Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
International hat zwar zwischenzeitlich die Logistik ebenfalls in ihr Portfolio aufgenommen, eine<br />
weitere Professionalisierung der Bemühungen steht aber noch an (z.B. Präsenz auf<br />
Fachveranstaltungen, Messen und Kongressen der Logistikbranche).<br />
Eine immer stärkere Rolle im Ansiedlungsgeschehen nehmen darüber hinaus die auf Logistik<br />
spezialisierten Immobilienentwickler ein (vgl. Kap. 3). Immer mehr Unternehmen legen die<br />
konkrete Standortwahl <strong>für</strong> ihre Logistikzentren in die Hände der Entwickler. Gleichzeitig suchen<br />
diese aktiv gut gelegene („strategische“) Standorte in ganz Deutschland, die sie auch ohne<br />
konkrete Kun<strong>den</strong>anfragen entwickeln wollen.<br />
Zwar kann die unspezifische und massenhafte Ansiedlung von Distributionslogistischen<br />
Funktionen (vgl. Kap. 3 Umschlaglager) nicht Ziel der weiteren Bemühungen sein, doch sollten<br />
derartige Ansiedlungen in <strong>für</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg relevanten Wirtschaftsbereichen pro-aktiv<br />
gesucht und unterstützt wer<strong>den</strong>. Deshalb muss das Image des <strong>Logistikstandort</strong>es Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg durch die konzertierte Anstrengung aller Logistikakteure gezielt nach innen und<br />
außen verbessert wer<strong>den</strong>.<br />
8.3 Stärkung der vorhan<strong>den</strong>en <strong>Stärken</strong><br />
In der wirtschaftspolitischen Diskussion wird zunehmend die Strategie favorisiert, Förderpolitik<br />
und -instrumente nicht dazu einzusetzen, alle Regionen eines Landes gleichmäßig weiter zu<br />
entwickeln, sondern ganz im Gegenteil <strong>Stärken</strong> herauszuarbeiten, um genau diese weiter zu<br />
fördern. Beschrieben wird dieses Vorgehen mit dem Schlagwort „<strong>Stärken</strong> stärken“.<br />
Auf die Logistikbranche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg übertragen bedeutet das, dass vor allem die<br />
logistischen Kernregionen, aber auch die bedeuten<strong>den</strong> Supportregionen (vgl. Kap. 7) aktiv<br />
unterstützt wer<strong>den</strong> müssen. So sollte beispielsweise bei der Priorisierung von Verkehrsprojekten<br />
insbesondere auf die Bedürfnisse der starken Regionen geachtet wer<strong>den</strong>, z. B. beim Bau von KV-<br />
Terminals. Gleichzeitig sind die Kernregionen auch in der Standortwerbung besonders zu<br />
gewichten und zu fördern.<br />
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Übertragen auf die Hochschul- und Forschungslandschaft bedeutet das Konzept „<strong>Stärken</strong> stärken“<br />
die Förderung und Unterstützung von Initiativen zum weiteren Ausbau der Kompetenzen im<br />
Bereich Intralogistik 51 und die besondere Förderung von logistischen Bildungsangeboten in <strong>den</strong><br />
logistischen Kern- und Supportregionen. Dies wurde im Rahmen der Technologieförderung bereits<br />
aktiv angegangen.<br />
Die Lage an der Wasserstraße Rhein ist eine weitere Stärke Ba<strong>den</strong>-Württembergs, die es aktiv zu<br />
vermarkten und zu stärken gilt. Eine Zusammenführung von mehreren Häfen am Rhein (auch<br />
grenzüberschreitend) in gemeinsame Strukturen kann helfen, Hafenfunktionen zu entflechten und<br />
in <strong>den</strong> meist beengten Hafengebieten Platz <strong>für</strong> neue logistische Geschäfte zu schaffen.<br />
Insbesondere die Zusammenarbeit der Häfen Mannheim und Ludwigshafen könnte ein <strong>für</strong> die<br />
Reedereien interessantes Gegengewicht zu <strong>den</strong> Häfen am Niederrhein bieten.<br />
8.4 Verbesserung der Unternehmensstrukturen in der Branche<br />
Die Logistikbranche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg besteht zu einem großen Anteil an Klein- und<br />
Kleinstunternehmen mit starker Abhängigkeit vom Transportbereich. (siehe hierzu auch Kap. 4).<br />
Diese Unternehmen sind besonders konjunkturabhängig und hochgradig insolvenzgefährdet. 52<br />
Dem gegenüber sind gut aufgestellte Mehrwertdienstleister nicht nur krisenfester, sondern<br />
erwirtschaften in der Regel aufgrund ihrer Spezialisierung auch eine bessere Rendite als große<br />
Logistikkonzerne.<br />
Eine Weiterentwicklung möglichst vieler Unternehmen aus dem reinen Transportbereich zu<br />
spezialisierten Mehrwertdienstleistern würde nicht nur die Marktposition Ba<strong>den</strong>-Württembergs<br />
innerhalb der deutschen Logistikbranche weiter verbessern, sondern auch die Abhängigkeit der<br />
Produktionsunternehmen von Logistikkonzernen, die nur einzelne Standorte in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg betreiben und ihren Hauptsitz in anderen Bundesländern oder EU-Staaten haben<br />
verringern. Eine starke mittelständische Logistikbranche mit spezialisierten Mehrwertdienstleistern<br />
stärkt somit auch die mittelständische Industriestruktur des Landes.<br />
Oftmals bedarf es <strong>für</strong> die mittelständischen Transportunternehmen nur eines Anstoßes und<br />
konkreter Ideen, um ihr Geschäft weiter zu entwickeln. Die Ausarbeitung von Best-Practice<br />
Beispielen <strong>für</strong> diesen Bereich und die Schaffung von Netzwerk- und Meetingkulturen zwischen<br />
Verladern und Dienstleistern sind Instrumente, die helfen können, diese Anstöße zu geben.<br />
51 Ein sehr guter Ansatz ist in diesem Zusammenhang die bereits beschlossene Förderung des Netzwerkes<br />
Intralogistik.<br />
52 Studie IKB-Bank 12/2007<br />
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8.5 Weiterentwicklung der Netzwerkstrukturen/Aufbau einer Logistik-Community<br />
Eine der wichtigsten <strong>Schwächen</strong> in Bezug auf die Logistikbranche ist die sehr zersplitterte<br />
Verbände- und Netzwerklandschaft, die bislang nicht in der Lage ist, bei Politik und Bürger die<br />
wesentliche Bedeutung der Logistik <strong>für</strong> modernes Wirtschaften zu verdeutlichen. Auch <strong>für</strong> die<br />
Weiterentwicklung der Logistikunternehmen im Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist eine deutliche<br />
Verbesserung der vorhan<strong>den</strong>en Netzwerkstrukturen notwendig (vgl. Kap. 6).<br />
Im Bereich der Verbände kann Nordrhein-Westfalen als Vorbild fungieren, hier haben zum<br />
Jahreswechsel 2007/2008 vier Verbände die Fusion unter einem gemeinsamen Dachverband<br />
vollzogen. Damit steigt nicht nur die Bedeutung dieses Verbandes <strong>für</strong> die Landespolitik, sondern<br />
auch die Bedeutung NRWs in der bundesdeutschen Verbändelandschaft. Zwar sind NRW, Bayern<br />
und Ba<strong>den</strong>-Württemberg von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung her die führen<strong>den</strong> Bundesländer in<br />
Deutschland, mit dem starken NRW-Verband droht jedoch eine Dominanz NRWs im politischen<br />
Lobbygeschäft, wenn nicht auch in Ba<strong>den</strong>-Württemberg die Kräfte gebündelt wer<strong>den</strong>.<br />
Auch die übrigen, bisher sehr regionalen Netzwerkstrukturen müssen weiterentwickelt und<br />
professionalisiert wer<strong>den</strong>. Das gilt insbesondere <strong>für</strong> die Arbeit der IHKn, die zum größten Teil<br />
keine Struktur <strong>für</strong> Netzwerkarbeit von Logistikunternehmen abseits von verkehrspolitischen<br />
Themen bieten.<br />
Es gilt daher in allen Bereichen der Netzwerkarbeit die Kräfte zu bündeln, um in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg eine schlagkräftige Logistik-Community zu bil<strong>den</strong>, die zunächst nach innen,<br />
perspektivisch aber auch im internationalen Standortwettbewerb punkten kann. Dazu fehlen <strong>den</strong><br />
regionalen Akteuren und bestehen<strong>den</strong> Netzwerken derzeit die Kraft, die Übersicht und teilweise<br />
auch das Know-how.<br />
8.6 Aufbau einer zentralen Kommunikations- und<br />
Informationsinstanz/Clustermanagement<br />
Die stark fragmentierte Interessensvertretung der Logistikbranche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg könnte<br />
durch eine von allen wesentlichen Akteuren getragene zentrale Kommunikations- und<br />
Informationsinstanz deutlich verbessert wer<strong>den</strong>. Eine wesentliche Aufgabe dieser Instanz wäre die<br />
Imageverbesserung (vgl. Kap. 8.2) und der Aufbau einer ba<strong>den</strong>-württembergischen Logistik-<br />
Community (Kap. 8.5).<br />
Die zentrale Kommunikations- und Informationsinstanz steht darüber hinaus auch als<br />
Ansprechpartner <strong>für</strong> Politik, Bürger, Presse und mögliche Investoren/Ansiedlungswillige zur<br />
Verfügung.<br />
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Gleichzeitig kann in dieser Struktur auch logistisches Know-how vermittelt wer<strong>den</strong>. Denkbar ist zum<br />
Beispiel die Initiierung von „run<strong>den</strong> Tischen“ oder der Aufarbeitung von erfolgreichen<br />
Unternehmensbeispielen, um die Weiterentwicklung der Logistikunternehmen vor Ort zu<br />
beschleunigen (Kap. 8.4.), aber auch die Vermittlung logistischen Know-hows an die<br />
Wirtschaftsförderer und Planer im Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg (vgl. Kap. 3) kann von dieser<br />
Institution übernommen wer<strong>den</strong>.<br />
In <strong>den</strong> meisten anderen Bundesländern, die einen Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Entwicklung<br />
in der Logistik sehen, sind solche Zentralinstanzen bereits geschaffen wor<strong>den</strong> oder derzeit im<br />
Aufbau (Hamburg, Niedersachsen, NRW, Nordhessen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-<br />
Bran<strong>den</strong>burg). Sie wer<strong>den</strong> in der Regel als Clustermanagement bezeichnet.<br />
Man spricht von einem Cluster, wenn sich eine kritische Masse von Firmen in räumlicher Nähe<br />
zueinander befindet, deren Aktivitäten sich entlang einer oder mehrerer Wertschöpfungsketten<br />
ergänzen oder miteinander verwandt sind. Erst unter dieser Bedingung kann ein Wachstumspool<br />
entstehen, der auch Zulieferer und spezialisierte Dienstleister anzieht und Wettbewerbsvorteile <strong>für</strong><br />
alle beteiligten Firmen schafft.<br />
Da die Logistikbranche als Dienstleistungsbranche eine Querschnittsbranche über alle anderen<br />
Industrie- und Handelsbranchen ist, entzieht sie sich allerdings dieser „reinen“ Form eines<br />
Clusters. Logistische Wertschöpfungsketten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eng mit <strong>den</strong>en<br />
von Industrie und Handel verwoben sind. Zugespitzt ist die Logistik als Unternehmensfunktion<br />
sogar nur ein Verbindungselement der Wertschöpfungsketten von Industrie und Handel. Insofern<br />
ist ein Logistikcluster allein ohne das Zutun seiner auftraggeben<strong>den</strong> Branchen in Industrie und<br />
Handel nicht <strong>den</strong>kbar. Die Schaffung eines Logistikclusters an einem Ort, der weder Industrie und<br />
Handel noch ein großes Konsumentenpotenzial (Ballungsraum) hat, ist zum Scheitern verurteilt.<br />
Das gibt <strong>den</strong> wirtschaftlichen Kernregionen wie NRW, Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberg einen<br />
echten Wettbewerbsvorteil gegenüber manchen bereits angelaufenen Initiativen (Beispiel<br />
Mecklenburg-Vorpommern).<br />
Eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> ein erfolgreiches Clustermanagement <strong>für</strong> das Thema Logistik ist<br />
die direkte (auch finanzielle) Unterstützung der Aktivitäten durch die ansässigen<br />
Logistikunternehmen, aber auch Verbände und Institutionen. Eine nur von der Landesregierung<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg getragene Initiative wird zwar einzelne Aufgaben eines Clustermanagements<br />
übernehmen können, ihr fehlt aber die Nähe zu <strong>den</strong> Unternehmen sowie die Nachhaltigkeit, da<br />
nicht von einer dauerhaften Finanzierung aller Aktivitäten durch das Land ausgegangen wer<strong>den</strong><br />
kann. Im Sinne des Ownership-Gedankens wer<strong>den</strong> die Ergebnisse des Clustermanagements umso<br />
besser sein, je mehr Unternehmen und Institutionen sich finanziell an der Initiative beteiligen.<br />
Für die Umsetzung eines Clustermanagements <strong>für</strong> das Thema Logistik wird daher die Gründung<br />
eines Logistikclubs Ba<strong>den</strong>-Württemberg vorgeschlagen, in dem als Gründungsmitglieder der VSL<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg, die drei Verkehrsverbände Ba<strong>den</strong>-Württembergs, die Kernregionen Stuttgart,<br />
Rhein-Neckar und Ulm, die Supportregionen Heilbronn-Franken, Mittlerer Oberrhein und Südlicher<br />
Oberrhein, das Netzwerk Intralogistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg sowie mindestens jeweils drei<br />
Unternehmen aus der Logistikbranche und der verla<strong>den</strong><strong>den</strong> Wirtschaft beteiligt sein sollten.<br />
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Nach der Gründung ist das Netzwerk <strong>für</strong> weitere Mitglieder aus <strong>den</strong> Bereichen<br />
Wirtschaftsförderung und vor allem <strong>den</strong> Unternehmen des Landes offen. Ziel ist es, innerhalb von<br />
fünf Jahren mindestens 300 Mitglieder zu gewinnen. Sitz des Vereins ist Stuttgart, da hier nicht nur<br />
der Kern der Logistikbranche des Landes sitzt, sondern hier auch der direkte Kontakt zur Politik<br />
möglich ist.<br />
Die drei zentralen Aufgabenbereiche des Vereins, die Bildung eines Netzwerkbüros (alle<br />
übergeordneten Aufgaben), der Bereich Inside Logistics (Aktionen <strong>für</strong> die Branche in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg) und Invest in Logistics (nach Außen gerichtet) decken sich mit <strong>den</strong> zum Anfang<br />
dieses Kapitel beschriebenen Aufgaben.<br />
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9 Handlungsoptionen<br />
Die Logistik ist eine der meist unterschätzten Branchen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Die <strong>Stärken</strong>-<br />
<strong>Schwächen</strong>-<strong>Analyse</strong> hat nicht nur gezeigt, welche Arbeitsplatzeffekte die Logistik in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg hat (370.000 Beschäftigte in der erweiterten Logistikbranche), sondern auch<br />
verdeutlicht, wie stark die in Ba<strong>den</strong>-Württemberg ansässigen Unternehmen aus Industrie und<br />
Handel von der Logistik abhängig sind.<br />
Die nachfolgend skizzierten Handlungsempfehlungen leiten sich aus <strong>den</strong> Kapiteln 1 bis 8 ab und<br />
wer<strong>den</strong> nachfolgend in zwei Prioritätsstufen (schnellstmögliche Umsetzung/mittelfristige<br />
Umsetzung) eingeteilt.<br />
9.1 Schnellstmögliche Umsetzung<br />
1. Aufbau eines Clustermanagements<br />
Der Aufbau eines Clustermanagements ist eine prioritäre Aufgabe <strong>für</strong> die Stärkung der<br />
Logistikbranche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Durch die Einrichtung dieses Clustermanagements<br />
kann nicht nur ein zentraler Ansprechpartner <strong>für</strong> das Thema Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
geschaffen wer<strong>den</strong>; durch die Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Verein wer<strong>den</strong> auch<br />
die Netzwerkstrukturen des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg gestärkt.<br />
Der Clustermanager kann <strong>für</strong> die Umsetzung einiger der nachfolgen<strong>den</strong> Handlungsoptionen<br />
eingesetzt wer<strong>den</strong>, er übernimmt dabei nicht immer die Rolle des Umsetzers, sondern vor<br />
allem die Rolle des Koordinators.<br />
Wünschenswert <strong>für</strong> das Erreichen schneller Erfolge wäre die Gründung des Logistikclubs<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg und die Einrichtung des Clustermanagements noch im ersten Halbjahr<br />
2008.<br />
Der Anstoß <strong>für</strong> das Clustermanagement kann von der Landesregierung kommen; ohne die<br />
(auch finanzielle) Beteiligung der Unternehmen und Verbände ist diese Handlungsoption<br />
jedoch nicht umsetzbar (Ownership-Gedanke).<br />
Zur Einrichtung des Clustermanagements ist durch das Wirtschaftsministerium Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg noch eine detaillierte Konzeption mit genauer Aufgabenbeschreibung zu<br />
erstellen.<br />
2. Aktion Logistikjobs Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Das Personalproblem der Logistikbranche wirkt sich auch in Ba<strong>den</strong>-Württemberg negativ auf<br />
die Unternehmensentwicklung aus. Durch die direkte Konkurrenzsituation zwischen Industrie<br />
und Logistik im Bezug auf Fachkräfte reichen auch die beeindruckend steigen<strong>den</strong><br />
Ausbildungszahlen im ba<strong>den</strong>-württembergischen Logistikgewerbe noch nicht aus.<br />
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Einzelne Verbände und IHKn versuchen zwar, durch Aktionen die Ausbildungszahlen zu<br />
steigern, diese Bemühungen sollten jedoch landesweit und mit Unterstützung der Verbände<br />
und Weiterbildungseinrichtungen intensiviert wer<strong>den</strong>.<br />
Nicht zuletzt krankt die Branche an ihrem schlechten Image in der Bevölkerung. Daher ist auch<br />
im Bereich „Logistikjobs“ ein Zusammenhang zur nachfolgend skizzierten Imagekampagne<br />
Logistik herzustellen.<br />
3. Image- und Aufklärungskampagne Logistik<br />
Im Rahmen einer Image- und Aufklärungskampagne sind insbesondere Planern und<br />
Kommunalpolitikern die logistischen Zusammenhänge der modernen Wirtschafssysteme nahe<br />
zu bringen. Dazu sollte eine Veranstaltungsreihe <strong>für</strong> Planer, Wirtschaftsförderer,<br />
Kommunalpolitik und weitere Interessierte konzipiert wer<strong>den</strong>, die anhand von konkreten<br />
Wertschöpfungsketten und Beispielen aus der regionalen Wirtschaft die Bedeutung dieses<br />
Sektors nahe bringt. Vorteilhaft ist es auch, diese Veranstaltung in bedeutenderen<br />
Logistikzentren stattfin<strong>den</strong> zu lassen, um einen visuellen Eindruck von Arbeit der Branche zu<br />
vermitteln.<br />
Eine zusätzlich regelmäßig durchzuführende zentrale Logistikveranstaltung in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg könnte ebenfalls helfen, die Bedeutung der Logistik <strong>für</strong> die Wirtschaft in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg auch dauerhaft in der öffentlichen Diskussion zu verankern.<br />
Treibende Kraft dieser Kampagne sollten Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen sein.<br />
Das Clustermanagement kann in diesem Bereich koordinierende Tätigkeiten übernehmen. Die<br />
Landesregierung sollte die Kampagne durch ein klares Bekenntnis <strong>für</strong> die Logistikbranche im<br />
Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg unterstützen und könnte beispielsweise die Schirmherrschaft der<br />
Kampagne übernehmen.<br />
4. Verbesserung der logistischen Infrastruktur und Rahmenbedingungen<br />
Ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung des <strong>Logistikstandort</strong>es Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist die<br />
Schaffung von verbesserten Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die tägliche Arbeit der Branche.<br />
Vordringlich sind in diesem Bereich die Beschleunigung der bereits begonnenen Ausbauten<br />
des Autobahn- und Schienennetzes sowie eine Priorisierung von Baumaßnahmen im Hinblick<br />
auf die logistischen Kernregionen. In diesem Bereich muss die Landesregierung ihre<br />
Interessensvertretung auf Bundesebene nachhaltig verstärken.<br />
Weitere Wettbewerbsnachteile des Standortes wie die Einzugspraxis der Einfuhrumsatzsteuer<br />
sind auf der Bundesebene zu adressieren, um so eine Verbesserung der Situation <strong>für</strong> die<br />
Unternehmen herbeizuführen. Ebenso ist die weitere politische Forderung an <strong>den</strong> Bund zu<br />
richten, <strong>den</strong> Black Forrest Airport Lahr zu einem Zollflughafen zu machen, um diese<br />
hervorragende Infrastruktur zukünftig besser nutzen zu können.<br />
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5. Aufbau Logistikportal Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Bei der Recherche nach <strong>den</strong> Begriffen Logistik und Ba<strong>den</strong>-Württemberg im Internet erreicht<br />
man zunächst <strong>den</strong> Verband <strong>für</strong> Spedition und Logistik. Erst an zweiter Stelle folgt dann die<br />
Website von BW-Invest. Zur besseren Außendarstellung sollte daher ein Internetportal der<br />
Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg geschaffen wer<strong>den</strong>, das als zentrale Informations- und<br />
Kommunikationsplattform <strong>für</strong> die Branche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg dient.<br />
Die Inhalte können zunächst aus dem derzeit erstellten Kompetenzatlas Logistik übernommen<br />
wer<strong>den</strong> und sollten später vom Clustermanagement weiterentwickelt wer<strong>den</strong>. Insbesondere<br />
eine Unternehmensdatenbank nach dem Vorbild der Clusterpiloten Textil und Automobil<br />
könnte <strong>für</strong> die Logistikunternehmen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg von hohem Nutzen sein.<br />
9.2 Mittelfristige Umsetzung<br />
1. Stärkung der Rheinhäfen<br />
Um am weltweiten Containerboom teilhaben zu können, ist eine leistungsfähige<br />
Hafeninfrastruktur insbesondere entlang des Rheins von großer Bedeutung. So ist der Rhein<br />
ein wichtiger Transportweg <strong>für</strong> Container, die von und nach Ba<strong>den</strong>-Württemberg transportiert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Es ist landesplanerisch darauf zu achten, dass Hafenflächen dauerhaft als Logistikflächen<br />
gesichert wer<strong>den</strong> und keine frem<strong>den</strong> Nutzungen in Hafengebiete eingebracht wer<strong>den</strong>. Häfen<br />
sind die wichtigsten logistischen Knotenpunkte und wür<strong>den</strong> durch Wohn- oder<br />
Freizeitnutzungen langfristig nicht nur in ihrer Entwicklung, sondern auch in ihrem Bestehen<br />
gefährdet wer<strong>den</strong>.<br />
Der Hafen Mannheim ist gemeinsam mit Ludwigshafen der zweitgrößte europäische<br />
Binnenhafen. Die Zusammenarbeit dieser Häfen ist weiter auszubauen und perspektivisch zu<br />
einer kompletten Fusion der Standorte weiter zu entwickeln. Dadurch kann eine Entflechtung<br />
der Standorte vorgenommen und ein gemeinsames Marketing aufgebaut wer<strong>den</strong>. Vorbild<br />
dieser Entwicklung ist der erfolgreiche Zusammenschluss der Häfen Düsseldorf und Neuss.<br />
2. Bereitstellung von Logistikflächen<br />
Eine wesentliche Schwäche der Branche ist der Engpass bei der Bereitstellung von<br />
Logistikflächen, insbesondere in <strong>den</strong> Ballungsräumen und ihrem direkten Umfeld (vgl. Kap. 3).<br />
Für Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist es wichtig, in oder in direkter Umgebung der Ballungsräume solche<br />
Gebiete anbieten zu können, damit die logistische Wertschöpfung der ansässigen<br />
Industrieunternehmen auch weiterhin im Land gehalten wer<strong>den</strong> kann (Ersatzinvestitionen).<br />
Neben dem Platz <strong>für</strong> logistische „Ersatzinvestitionen“ und dem regionalen Bedarf <strong>für</strong><br />
Logistikflächen müssen jedoch auch Flächen <strong>für</strong> strategische logistische Neuansiedlungen<br />
(insbesondere Fokussierung auf Europäische Distributionszentren aus dem Ausland) zur<br />
Verfügung gestellt wer<strong>den</strong>.<br />
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Falls solche Ansiedlungen zukünftig aufgrund der Flächenknappheit in Ba<strong>den</strong>-Württemberg nur<br />
in anderen EU-Ländern oder deutschen Bundesländern realisiert wer<strong>den</strong>, besteht die Gefahr, in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg nur die Verkehre zur Verteilung von Gütern abwickeln zu müssen<br />
(aufgrund der strategischen Lage und des Konsumentenpotenzials), die wesentliche<br />
logistische Wertschöpfung jedoch an diese Regionen außerhalb des Landes zu verlieren.<br />
Insbesondere in <strong>den</strong> logistischen Kernregionen und <strong>den</strong> Supportregionen (vgl. Kap. 7) müssen<br />
daher perspektivisch neue Logistikflächen ausgewiesen wer<strong>den</strong>. Es sollte in <strong>den</strong> Regionen ein<br />
aktiver Diskussionsprozess zu einer Flächenvorratspolitik in Gang gesetzt wer<strong>den</strong>, um die<br />
derzeitige Flächenknappheit mittelfristig zu überwin<strong>den</strong>.<br />
3. Förderung der regionalen Zusammenarbeit<br />
Die regionalen Akteure (IHK, Regionalverbände, Wirtschaftsförderer, Kommunalpolitik) können<br />
die Herausforderungen, vor <strong>den</strong>en die Logistikbranche in ihren Regionen derzeit steht, nicht<br />
allein meistern. Gleichzeitig kann eine Zentralinstanz viele regionale Themen nicht lösen.<br />
Insbesondere die Themen Logistikflächen, aber auch logistische Infrastrukturen sind Themen<br />
die in <strong>den</strong> Regionen zu einem gewissen Teil selbst gelöst wer<strong>den</strong> müssen.<br />
Aus diesem Grund ist es <strong>für</strong> die regionalen Akteure dringend angeraten, sich zum Thema<br />
Logistik zu organisieren, um zukünftig jeweils im Kontext ihrer Wirtschaftsregion gemeinsam<br />
das Thema Logistik zu bearbeiten. Es hat sich gezeigt, dass in <strong>den</strong> Regionen nicht nur ein<br />
zentraler Ansprechpartner sondern auch ein logistisches Selbstverständnis fehlt. Eine<br />
Zusammenarbeit der Akteure in <strong>den</strong> Regionen kann daher als Beitrag zu einem effizienten und<br />
erfolgreichen Clustermanagement verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
4. Aktive Logistikvermarktung Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Der <strong>Logistikstandort</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist derzeit als herausragender Standort in der<br />
logistischen Fachöffentlichkeit nicht präsent. Die Initiativen und bestehen<strong>den</strong> Netzwerke sind<br />
regional oder inhaltlich so eng begrenzt, dass sie in der Logistikbranche außerhalb Ba<strong>den</strong>-<br />
Württembergs bisher praktisch keine Wirkung zeigen.<br />
Zwar konnten die Regionen Stuttgart und Ulm/Westschwaben im Imageranking des<br />
SCI/Logistikbarometers einen Achtungserfolg lan<strong>den</strong>, gleichzeitig wer<strong>den</strong> diese Standorte in<br />
der Fachöffentlichkeit eher isoliert betrachtet und nicht als die Kernstandorte Ba<strong>den</strong>-<br />
Württembergs assoziiert.<br />
Der aufgrund der ersten Zwischenergebnisse der <strong>Stärken</strong>-<strong>Schwächen</strong>-<strong>Analyse</strong> derzeit in<br />
Bearbeitung befindliche Kompetenzatlas Logistik ist ein erstes Instrument, das eine besondere<br />
Außenwirkung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Standort Ba<strong>den</strong>-Württemberg haben kann. Er wird einen Einblick in die<br />
logistischen Zusammenhänge Ba<strong>den</strong>-Württembergs bieten und <strong>für</strong> die Standortvermarkter ein<br />
wichtiges Kompendium darstellen.<br />
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Wichtig ist darüber hinaus, die Logistikbranche noch stärker in <strong>den</strong> Fokus der Aktivitäten der<br />
Imagekampagne des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg und der Tätigkeiten der BW-International zu<br />
rücken. Die sieben TOP-100 Unternehmen aus dem Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg sind vorrangig<br />
<strong>für</strong> die Kampagne als Werbeträger und Partner zu gewinnen. Die bessere Außendarstellung<br />
des <strong>Logistikstandort</strong>es bedeutet letztlich eine Win-Win-Situation <strong>für</strong> Politik und Wirtschaft.<br />
Das Clustermanagement kann in diesem Bereich fachlich beratend zur Seite stehen, Kontakte<br />
vermitteln und koordinierend wirken, die Kernaufgaben der Vermarktung sollten jedoch von<br />
<strong>den</strong> wirtschaftsfördern<strong>den</strong> Institutionen wahrgenommen wer<strong>den</strong>. Es ist darauf zu achten,<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg auf <strong>den</strong> wesentlichen Branchehighlights (vor allem transport logistic<br />
münchen und Deutscher Logistikkongress Berlin) entsprechend der Bedeutung, die Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg <strong>für</strong> die Logistik in Deutschland hat, zu vertreten.<br />
5. Aktive Weiterentwicklung der Logistikbranche<br />
Während einzelne Teile der Logistikbranche in Ba<strong>den</strong>-Württemberg politisch aktiv unterstützt<br />
wer<strong>den</strong> (insbesondere die starke Intralogistikbranche), sind andere Branchenbereiche wie z.B.<br />
die Unternehmen des Güterkraftverkehrs bisher noch nicht in <strong>den</strong> Fokus der Wirtschaftspolitik<br />
gerückt.<br />
Gleichzeitig stellen insbesondere die Unternehmen des Güterkraftverkehrs einen<br />
Problembereich der Branche dar (vgl. Kap. 4.1). Diesen Unternehmen durch aktiven Know-<br />
How-Transfer eine bessere Überlebenschance auf dem umkämpften Logistikmarkt zu geben ist<br />
die Idee der aktiven Weiterentwicklung der Branche.<br />
Es gilt daher Plattformen zu schaffen um einen Austausch zwischen Unternehmen zu initiieren,<br />
Best-Practice Beispiele aufzubereiten und in Veranstaltungen und Publikationen <strong>für</strong> die<br />
Güterkraftverkehrsunternehmen aufzubereiten. Außerdem sollten bestehende Förderangebote<br />
aus Land, Bund und EU mehr als bisher in die Branche getragen wer<strong>den</strong>. All diese Aufgaben<br />
könnten dem Clustermanagement Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg zugeordnet wer<strong>den</strong>, bedürfen<br />
aber die enge Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> Verkehrsverbän<strong>den</strong>.<br />
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10 Anhang<br />
10.1 Hauptachsen des Straßengüterverkehrs<br />
Folgende Karte verdeutlicht, dass die Hauptachsen des Straßengüterverkehrs vor allem entlang<br />
des Rheins und auf der Achse Mannheim/Karlsruhe, Heilbronn/Stuttgart, Ulm verlaufen. Hinzu<br />
kommen diverse Autobahnäste sowie als Schnellstraßen ausgebaute Bundesstraßen.<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Stuttgart<br />
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BAB<br />
Nr.<br />
Strecke Länge in<br />
km (ohne<br />
Äste)<br />
A 5 Grenze Hessen–Kreuz Walldorf (A 6)–Dreieck Karlsruhe (A 8)–<br />
Offenburg–Freiburg–Grenze Schweiz<br />
262,0<br />
A 6 Ludwigshafen-Nord–Viernheimer Dreieck (A 67)–Dreieck Hockenheim<br />
(A 61)–Kreuz Walldorf (A 5)–Kreuz Weinsberg (A 81)–Schwäbisch<br />
Hall–Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim<br />
159,0<br />
A 61 Speyer–Hockenheim–Dreieck Hockenheim (A 6) 11,2<br />
A 7 Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim (A 6)–Kreuz Ulm/Elchingen (A 8)–<br />
Kreuz Memmingen (A 96)<br />
149,0<br />
A 8 Dreieck Karlsruhe (A 5)–Pforzheim–Dreieck Leonberg (A 81)–Dreieck<br />
Stuttgart (A 81/A 831)–Kreuz Ulm/Elchingen (A 7)–Leipheim<br />
161,4<br />
A 81 Dreieck Würzburg-West (A 3)–Kreuz Weinsberg (A 6)–Dreieck<br />
Leonberg (A 8)<br />
132,5<br />
A 81 Kreuz Stuttgart (A 8/A 831)–Böblingen/Sindelfingen–Horb–Rottweil–<br />
Kreuz Hegau (A 98)–Singen–Gottmadingen<br />
143,7<br />
A 96 Kreuz Memmingen (A 7)–Leutkirch-West–Wangen-Nord–Lindau–<br />
Grenze Österreich<br />
63,5<br />
A 98 Dreieck Weil–Kandern–Lörrach-Mitte–Dreieck Hochrhein (A 861) 16,3<br />
A 98 Kreuz Hegau (A 98)–Stockach-Ost–Ende B 31 13,7<br />
Gesamt 1.112,3<br />
10.2 Ausbauzustand der Hauptachsen des Straßengüterverkehrs<br />
Die nachfolgende Tabelle zeigt <strong>den</strong> derzeitigen Ausbauzustand der Hautachsen des<br />
Güterverkehrs. Besonders bei <strong>den</strong> Autobahnen A 6 und A 8 fällt auf, dass viele Abschnitte mit<br />
jeweils unterschiedlicher Anzahl von Fahrstreifen aufeinander folgen. Dieser Umstand weist häufig<br />
auf Überlastungseffekte hin, <strong>den</strong>en auf diese Weise ohne grundlegen<strong>den</strong> Ausbau begegnet wird.<br />
BAB<br />
Nr.<br />
Streckenabschnitt Anzahl<br />
Fahrspuren<br />
A 5 Grenze Hessen–Kreuz Heidelberg–Kreuz Walldorf 4<br />
Kreuz Walldorf–Dreieck Karlsruhe–Rastatt–Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> 6<br />
Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong>–Offenburg Süd–Teningen–Freiburg-Mitte–Dreieck Weil 4<br />
Dreieck Weil–Grenzübergang Weil 5<br />
Grenzübergang Weil–Grenze Schweiz 4<br />
A 6 Ludwigshafen-Nord–Viernheimer Dreieck 4<br />
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BAB<br />
Nr.<br />
Streckenabschnitt Anzahl<br />
Fahrspuren<br />
Viernheimer Dreieck–Viernheimer Kreuz 6<br />
Viernheimer Kreuz–Kreuz Mannheim–Dreieck Hockenheim 4<br />
Dreieck Hockenheim–Wiesloch/Rauenberg 6<br />
Wiesloch/Rauenberg–Sinsheim 5<br />
Sinsheim–Sinsheim-Steinsfurt 4<br />
Sinsheim-Steinsfurt–Heilbronn/Untereisesheim 5<br />
Heilbronn/Untereisesheim–Kreuz Weinsberg 6<br />
Kreuz Weinsberg–Bretzfeld 4<br />
Bretzfeld–Kupferzell 6<br />
Kupferzell–Crailsheim 4<br />
Crailsheim–Schnelldorf 4/5<br />
Schnelldorf–Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim 4<br />
A 7 Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim–Kreuz Memmingen 4<br />
A 8 Kreuz Karlsruhe–Karlsbad 6<br />
Karlsbad–Pforzheim West 5<br />
Pforzheim-West–Pforzheim-Nord 6<br />
Pforzheim-Nord–Pforzheim-Ost 6/5/4<br />
Pforzheim-Ost–Pforzheim-Süd 5<br />
Pforzheim-Süd–Leonberg-Ost 4<br />
Leonberg-Ost–Kreuz Stuttgart 4/6/7<br />
Kreuz Stuttgart–Raststätte „Gruibingen“ 6<br />
Raststätte „Gruibingen“–Mühlhausen–Hohenstadt–Merklingen–Ulm Ost 4<br />
Ulm Ost–Oberelchingen 4/5<br />
Oberelchingen–Kreuz Ulm/Elchingen–Leipheim 5<br />
A 81 Dreieck Würzburg-West–Rötensteinbrücke 4<br />
Rötensteinbrücke–Tauberbischofsheim–Muckbachtalbrücke 4/5<br />
Muckbachtalbrücke–Kreuz Weinsberg 4<br />
Kreuz Weinsberg–Dreieck Leonberg 6<br />
Kreuz Stuttgart–Böblingen-Ost 5<br />
Böblingen-Ost–Böblingen-Hulb 4<br />
Böblingen-Hulb–Gärtringen 5<br />
Gärtringen–Geisingen–Immensitzbrücke 4<br />
Immensitzbrücke–Kreuz Hegau 5<br />
Kreuz Hegau–Gottmadingen 4<br />
A 96 Kreuz Memmingen–Leutkirch Süd–Ende B 18 4<br />
B 18 (1 Fahrbahn) 2<br />
Ende B 18–Lindau–Grenze Österreich 4<br />
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10.3 Verkehrsbelastung der Hauptachsen des Güterverkehrs<br />
BAB Streckenabschnitt Belastung<br />
Nr.<br />
(1.000Kfz/24h)<br />
5 Landesgrenze BW/HE–Weinheim 60–80<br />
5 Weinheim–Heidelberg 90–100<br />
5 Heidelberg–Kreuz Walldorf 70–80<br />
5 Kreuz Walldorf–Karlsruhe 90–100<br />
5 Karlsruhe–Dreieck Karlsruhe 100–120<br />
5 Karlsruhe–Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> 70–90<br />
5 Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong>–Offenburg 60–70<br />
5 Offenburg–Emmendingen 50–60<br />
5 Emmendingen–Waldkirch 60–70<br />
5 Waldkirch–Freiburg–Breisach 50–60<br />
5 Breisach–Weil–Bundesgrenze DE/CH 30–50<br />
6 Kreuz Frankenthal–Dreieck Viernheim 40–60<br />
6 Dreieck Viernheim–Kreuz Mannheim/Heidelberg 60–70<br />
6 Kreuz Mannheim/Heidelberg–Dreieck Hockenheim 40–50<br />
6 Dreieck Hockenheim–Kreuz Walldorf 80–90<br />
6 Kreuz Walldorf–Sinsheim 79–80<br />
6 Sinsheim–Bad Friedrichshall 60–70<br />
6 Bad Friedrichshall–Neckarsulm 90–100<br />
6 Neckarsulm–Kreuz Weinsberg 80–90<br />
6 Kreuz Weinsberg–Bretzfeld 60–70<br />
6 Bretzfeld–Neuenstein 50–60<br />
6 Neuenstein–Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim 40–50<br />
7 Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim–Feuchtwangen West 40–50<br />
7 Feuchtwangen West–Niederstotzingen 30–40<br />
7 Niederstotzingen–Kreuz Ulm/Elchingen–Nersingen 40–50<br />
7 Nersingen–Sen<strong>den</strong> 30–40<br />
7 Sen<strong>den</strong>–Illertissen 50–60<br />
7 Illertissen–Kreuz Memmingen 40–50<br />
8 Dreieck Karlsruhe–Karlsbad 80–90<br />
8 Karlsbad–Dreieck Leonberg 70–80<br />
8 Dreieck Leonberg–Kreuz Stuttgart 120–150<br />
8 Kreuz Stuttgart–Filderstadt 100–120<br />
8 Filderstadt–Wendlingen 90–100<br />
8 Wendlingen–Kirchheim 80–90<br />
8 Kirchheim–Mühlhausen 60–70<br />
8 Mühlhausen–Merklingen 50–60<br />
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BAB Streckenabschnitt Belastung<br />
Nr.<br />
(1.000Kfz/24h)<br />
8 Merklingen–Ulm 60–70<br />
8 Ulm–Kreuz Ulm/Elchingen 50–60<br />
81 Dreieck Würzburg–Neuenstadt 20–30<br />
81 Neuenstadt–Kreuz Weinsberg 30–40<br />
81 Kreuz Weinsberg–Ludwigsburg 90–100<br />
81 Ludwigsburg–Stuttgart-Zuffenhausen 100–120<br />
81 Stuttgart-Zuffenhausen–Dreieck Leonberg 90–100<br />
81 Kreuz Stuttgart–Sindelfingen Ost 120–150<br />
81 Sindelfingen Ost–Böblingen Ost 90–100<br />
81 Böblingen Ost–Böblingen/Sindelfingen 80–90<br />
81 Böblingen/Sindelfingen–Gärtringen 70–80<br />
81 Gärtringen–Herrenberg 60–70<br />
81 Herrenberg–Villingen-Schwenningen 40–50<br />
81 Villingen-Schwenningen–Kreuz Hegau 30–40<br />
81 Kreuz Hegau–Gottmadingen 20–30<br />
96 Kreuz Memmingen–Aitrach 30–40<br />
96 Aitrach–Ende B 18 20–30<br />
96 Ende B 18–Bundesgrenze DE/AT 20–30<br />
98 Kreuz Hegau–Stockach 20–30<br />
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10.4 Logistikbeschäftigung in <strong>den</strong> Regionen<br />
Die nachfolgende Tabelle zeigt die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Kernbranche<br />
Logistik in Ba<strong>den</strong>-Württemberg zum Stichtag 30.06.2006.<br />
Beschäftigte<br />
logistiknahe<br />
Industrie<br />
Beschäftigte<br />
logistikspezifische<br />
Dienstleistungen<br />
Beschäftigte<br />
logistiknahe<br />
Beschäftigte<br />
Kernbranche<br />
Logistik<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg unterteilt in<br />
Regionen<br />
Dienstleistungen<br />
Donau-Iller (Ba<strong>den</strong>-Württemberg) 2.623 5.798 508 8.930<br />
Donau Iller (Gesamt) 11.747 11417 739 23903<br />
Hochrhein-Bo<strong>den</strong>see 529 5.739 414 6.683<br />
Nordschwarzwald 1.280 5.006 330 6.616<br />
Rhein-Neckar (Ba<strong>den</strong>-Württemberg) 3.415 13.260 2.619 19.293<br />
Rhein-Neckar (Gesamt) 6.670 26.254 3.592 36.516<br />
Schwarzwald-Baar-Heuberg 815 4.902 319 6.035<br />
Südlicher Oberrhein 2.456 10.922 817 14.195<br />
Region Stuttgart 22.207 32.757 4.719 59.682<br />
Heilbronn-Franken 4.534 8.613 789 13.936<br />
Ostwürttemberg 1.200 3.150 273 4.623<br />
Mittlerer Oberrhein 5.204 11.170 1.828 18.201<br />
Neckar-Alb 905 5.944 453 7.302<br />
Bo<strong>den</strong>see-Oberschwaben 1.811 4.855 538 7.204<br />
Gesamtergebnis 46.978 112.115 13.607 172.700<br />
Quelle: Auswertung Arbeitsmarktzahlen Ba<strong>den</strong>-Württemberg, SCI Verkehr GmbH 2007<br />
10.5 Verbände der Logistikwirtschaft in Ba<strong>den</strong> Württemberg<br />
Verband Spedition und Logistik Ba<strong>den</strong> Württemberg e.V.<br />
Geschäftstelle Stuttgart<br />
Eduard-Pfeiffer-Str. 11<br />
70192 Stuttgart<br />
Tel: 0711/222 94 66<br />
Fax: 0711- 222 946 80<br />
Verband Spedition und Logistik Ba<strong>den</strong>-Württemberg e.V.<br />
Geschäftsstelle Mannheim<br />
Rheinparkstrasse 2<br />
68163 Mannheim<br />
Tel: 0621/83365-0<br />
Fax: 06 21/833 65 20<br />
E-Mail: info@vsl.ba-wue.spediteure.de<br />
Internet: www.vsl.ba-wue.spediteure.de<br />
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Verband des Württembergischen Verkehrsgewerbes e.V.<br />
Hedelfinger Straße 25<br />
70327 Stuttgart-Wangen<br />
Tel: 0711/4 01 92 81<br />
Fax: 0711/42 38 10<br />
E-Mail: info@vv-wuerttemberg.de<br />
Internet: www.vv-wuerttemberg.de<br />
Verband des Verkehrsgewerbes Nordba<strong>den</strong> e.V.<br />
Fachvereinigung Güterkraftverkehr<br />
Orchideenweg 23<br />
68782 Brühl bei Mannheim<br />
Tel: 06202/7 10 10<br />
Fax: 06202/7 50 33<br />
E-Mail: info@vvnordba<strong>den</strong>.de<br />
Internet: www.vvnordba<strong>den</strong>.de<br />
Verband des Verkehrsgewerbes Südba<strong>den</strong> e.V.<br />
Fachvereinigung Güterkraftverkehr<br />
Weißerlenstraße 9<br />
79108 Freiburg<br />
Tel: 0761/70 52 3-0<br />
Fax: 0761/70 52 3-20<br />
E-Mail: info@vv-suedba<strong>den</strong>.de<br />
Internet: www.vv-suedba<strong>den</strong>.de<br />
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10.6 Weiterführende Literatur:<br />
• Ansiedlungshandbuch Logistik NRW, Landesinitaitive Logistik NRW 2005<br />
• BGL Jahresbericht 2004/2005; Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung<br />
(BGL) e.V.; Oktober 2005<br />
• Die TOP 100 der Logistik; Fraunhofer ATL; 4.Auflage Deutscher Verkehrs-Verlag 2006<br />
• EuropesLogisticsHub, Invest in Germany; 2007<br />
• Generalverkehrsplan Ba<strong>den</strong>-Württemberg 1995; Verkehrsministerium Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg 1995<br />
• Informationen zum Industrie- und Logistikmarkt; Bankhaus Ellwanger und Geiger KG,<br />
September 2006<br />
• Intralogistik aus Ba<strong>den</strong>-Württemberg; Institut <strong>für</strong> Fördertechnik und Logistik, Universität<br />
Stuttgart; 1. Auflage 2006<br />
• Luftverkehrsprognose Deutschland 2020, Intraplan Consult GmbH 2006<br />
• Marktbeobachtungen Güterverkehr; Bundesamt <strong>für</strong> Güterverkehr, Verschie<strong>den</strong>e<br />
Ausgaben 1998-2007<br />
• Outsourcing von Dienstleistungen; Die Industrie und Handelskammern in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg, 2. Auflage 2007<br />
• SCI/Logistikbarometer; SCI Verkehr GmbH; Ausgaben 2003-2007<br />
• Untersuchung der Logistikbeschäftigten im Wirtschaftsraum Ulm-Westschwaben; SCI<br />
Verkehr GmbH, 2005<br />
• Verkehrsstärkenkarten Ba<strong>den</strong>-Württemberg; Straßenbauverwaltung Ba<strong>den</strong>-Württemberg,<br />
Ausgaben 2000 und 2005<br />
• Wettbewerbs- und Marktanalyse „Logistikimmobilien in Deutschland“; SCI Verkehr<br />
GmbH; Update 11/2007<br />
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11 Glossar<br />
Anbaufreie Zufahrt: Zufahrt eines Logistikzentrums über Straßen ohne Wohnbebauung.<br />
Arbeitsteilige Wirtschaft: Wirtschaftsform, in der jeder Mensch bei seiner Arbeit sich auf<br />
bestimmte Arbeitsbereiche konzentriert und spezialisiert, in anderen jedoch nur sehr begrenzt und<br />
ineffizient handlungsfähig ist. Übertragen auf Volkswirtschaften wird mit arbeitsteiliger Wirtschaft<br />
auch Globalisierung von wirtschaftlichen Funktionen erfasst.<br />
Autohof: In Deutschland wer<strong>den</strong> als Autohöfe (auch Rasthöfe) Tank- und Rastanlagen bezeichnet,<br />
die – im Gegensatz zu <strong>den</strong> Raststätten – keine eigene und unmittelbare Zu- und Abfahrt zur<br />
Bundesautobahn haben, sondern über eine reguläre Autobahn-Anschlussstelle erschlossen sind.<br />
Beschaffungslogistik: Gesamtheit der logistischen Aufgaben und Maßnahmen zur Vorbereitung<br />
und Durchführung des Warenflusses, vom Lieferant zum Unternehmen.<br />
Beschaffungslager: Sammelstelle <strong>für</strong> Güter unterschiedlicher Lieferanten eines Handels- oder<br />
Produktionsbetriebes.<br />
Bestand: Vorrat an Erzeugnissen in einem Lager oder in der Produktion.<br />
Bundesamt <strong>für</strong> Güterverkehr (BAG): Für das (gewerbliche) Güter-Verkehrswesen in Deutschland<br />
zuständige selbstständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministerium <strong>für</strong><br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Zuständig ist das BAG unter anderem <strong>für</strong> Marktbeobachtung<br />
sowie Überwachung der LKW-Maut.<br />
Business to Business (B2B): B2B beschreibt <strong>den</strong> Internethandel von Waren oder<br />
Dienstleistungen von Unternehmen untereinander.<br />
Business to Consumer (B2C): Business to Consumer beschreibt <strong>den</strong> Internethandel von Waren<br />
oder Dienstleistungen von Unternehmen direkt an <strong>den</strong> Endverbraucher.<br />
CIR-ELKE: Computer Integrated Railroading – Erhöhung der Leistungsfähigkeit im Kernnetz der<br />
Eisenbahn ist eine Weiterentwicklung der Linienförmigen Zugbeeinflussung (LZB). Mit CIR-ELKE<br />
können insbesondere die dicht befahrenen Hauptbahnstrecken (das Kernnetz) in die Lage versetzt<br />
wer<strong>den</strong>, bis zu 40 % mehr Verkehr aufzunehmen.<br />
Cluster: Geographische Konzentration von vertikal oder horizontal miteinander verbun<strong>den</strong>en<br />
Unternehmen, spezialisierten Dienstleistern und unterstützen<strong>den</strong> Organisationen wie Hochschulen,<br />
wirtschaftsnahen Forschungsinstituten, sonstigen wissenschaftlichen und Bildungseinrichtungen,<br />
Kammern und Verbän<strong>den</strong> in bestimmten Branchen bzw. Technologiefeldern, die miteinander im<br />
Wettbewerb stehen und gleichzeitig miteinander kooperieren.<br />
Container: Genormter Behälter <strong>für</strong> <strong>den</strong> Transport und die Aufbewahrung von Gütern<br />
Cross-Docking: Überbegriff <strong>für</strong> die verschie<strong>den</strong>en Umschlagvarianten. Zumeist Umschlagen an<br />
einem Umschlagplatz unter Umgehung der Lagerhaltung mit dem Ziel der Beschleunigung des<br />
Warenflusses.<br />
Distribution: Alle Prozesse, die zwischen Produzenten und Händlern bis hin zum Konsumenten im<br />
Absatzkanal ablaufen.<br />
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Distributionszentrum (-lager): Ort, an dem Ware gelagert und umgeschlagen sowie in der Regel<br />
kun<strong>den</strong>- bzw. auftragsspezifisch zusammengestellt wird. Der Schwerpunkt der Distributionszentren<br />
liegt auf makrologistischen Funktionen, insbesondere dem Zeitausgleich. Hier wird auch oft Cross-<br />
Docking betrieben.<br />
Distributionslogistik: Gesamtheit der logistischen Aufgaben und Maßnahmen zur Vorbereitung<br />
und Durchführung des Warenflusses von der letzten Operation bis hin zum Kun<strong>den</strong>.<br />
DSLV: Deutscher Speditions- und Logistikverband. Zusammenschluss des VKS und des BSL.<br />
E-Procurement: E-Procurement beschreibt die Gesamtheit der Beschaffungspolitik und -strategie,<br />
die unter Einsatz elektronischer Beschaffungsinstrumente die Elementarfaktoren (Sachmittel,<br />
Betriebsmittel und objektbezogene menschliche Arbeit) zur Leistungserstellung von Produkten und<br />
Dienstleistungen bereitstellt. E-Procurement basiert oft auf Internetplattformen.<br />
eLogistics: (auch Informationslogistik) Abwicklung logistischer Prozesse unter Nutzung der<br />
modernen Informations- und Kommunikationstechnologie. Im Gegensatz zur "klassischen" Logistik<br />
wird ein wesentlich reibungsloserer und zügigerer Material- und Warenfluß entlang der Supply-<br />
Chain sichergestellt.<br />
Erreichbarkeit von Logistikzentren: Wichtiges Kriterium <strong>für</strong> die Standortwahl. Die Erreichbarkeit<br />
hat in diesem Zusammenhang eine zeitliche und eine verkehrliche Komponente.<br />
Erweiterte Logistikbranche: Abgrenzung der Logistikbranche anhand von Arbeitskräften, die<br />
logistische Tätigkeiten in allen Branchen vollbringen (auch in Industrie und Handel)<br />
EUST: Einfuhrumsatzsteuer – entspricht in der Höhe der Mehrwertsteuer und muss <strong>für</strong> Waren<br />
entrichtet wer<strong>den</strong>, die aus nicht EU-Staaten nach Deutschland eingeführt wer<strong>den</strong>.<br />
GI-Fläche: Industriefläche (Gebietsausweisung laut Bebauungsplan), <strong>für</strong> Logistikansiedlung<br />
zwingend, da 24-St-Betrieb möglich.<br />
Gigaliner (EuroCombi): Überlange oder schwere LKW-Fahrzeugeinheit mit bis zu 25,25 m<br />
Fahrzeuglänge und bis zu 60 t Gesamtgewicht.<br />
Global Sourcing: Weltweite Beschaffung<br />
Güterverkehrszentrum: Das Güterverkehrszentrum (GVZ) verbindet die verschie<strong>den</strong>en Arten des<br />
Transportes (Straße, Schiene, Wasser, Luft) und macht die gesamte Verkehrsinfrastruktur <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Gütertransport nutzbar.<br />
GVP: Generalverkehrsplan<br />
Hinterland: Logistisch meist im Zusammenhang mit Seehäfen gebraucht. Bezeichnet das<br />
Einzugsgebiet eines Seehafens.<br />
Hochregallager: Grundfläche sparendes, mittels Stahlkonstruktion in der Höhe ausgedehntes<br />
Lager, in dem meist durch computergesteuerte Automatisierung die Einlagerung und Ausgabe von<br />
Ware erfolgt.<br />
Hub: Begriff aus dem Englischen: Nabe / Knoten. Bezeichnet in der Logistik einen<br />
Hauptumschlagplatz <strong>für</strong> Güter in einem Transportnetzwerk.<br />
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HUB and SPOKE System: Umschlagsplätze an Hauptverkehrswegen zur Warenübergabe an<br />
regionale Verteiler. Hub–Nabe (Umschlagplatz) Spoke–Speiche (Warenstrom zum Hub).<br />
Intralogistikbranche: Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> innerbetrieblichen<br />
Materialfluss herstellen – vom Hebezeug- und Kranhersteller über Gabelstapler- und Lagertechnik-<br />
Produzenten sowie über Softwareentwickler bis hin zu kompletten Systemanbietern.<br />
Intermodalität: Wechsel zwischen verschie<strong>den</strong>en Verkehrsträgern - siehe Kombinierter Verkehr<br />
ISO: International Organization for Standardization<br />
ISO-Container: Weltweit nach ISO 668 genormte Großraumbehälter (Seefracht-Container, engl.<br />
freight containers), mit <strong>den</strong>en das Verla<strong>den</strong>, Befördern, Lagern und Entla<strong>den</strong> von Gütern<br />
vereinfacht und beschleunigt wird. Die verbreitetsten ISO-Container haben eine Breite von 8 Fuß<br />
und sind entweder 20 Fuß oder 40 Fuß lang.<br />
Just in Sequence (JIS): Weiterentwicklung der Just-in-time-Produktion (JIT). Bei der Bereitstellung<br />
nach dem JIS-Verfahren sorgt der Zulieferer nicht nur da<strong>für</strong>, dass die benötigten Module rechtzeitig<br />
in der notwendigen Menge angeliefert wer<strong>den</strong>, sondern auch, dass die Reihenfolge (Sequence)<br />
der benötigten Module stimmt.<br />
Just in Time (JIT): Rückwärtsterminierung einer Leistungskette ohne bzw. mit minimalen<br />
Zeitpuffer. JIT ist nur unter <strong>den</strong> Voraussetzungen sinnvoll einsetzbar, dass die Termintreue und<br />
Ausfallsicherheit der beteiligten Leistungsstellen hoch und durch eine Auftragsbündelung keine<br />
wesentlichen Kosteneinsparungen zu erzielen sind.<br />
KEP: Kurier- Express- und Postdienstleister<br />
Kernbranche Logistik: Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen entlang der logistischen<br />
Funktionskette anbieten (logistiknahe Industrie, logistiknahe Dienstleistungen, logistikspezifische<br />
Dienstleistungen).<br />
Kombinierter Verkehr (KV): Transportkette, die unterschiedliche Verkehrsträger integriert. Hierbei<br />
wird der Hauptteil des Weges per Bahn, See- oder Binnenschiff zurückgelegt und der Vor- und<br />
Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten. Die transportierten Güter wer<strong>den</strong> in<br />
standardisierten Transporteinheiten (Container, Wechselbehälter, Sattelauflieger) umgeschlagen.<br />
Kommissionierung: Zusammentragen der gemäß einer Kun<strong>den</strong>bestellung oder eines<br />
Rüstauftrages nachgefragten Artikel.<br />
Kontraktlogistik: Angebot und Übernahme komplexer Dienstleistungspakete durch Paketdienste,<br />
Speditionen und sonstige Logistik-Dienstleister im Rahmen eines Vertrages (Kontraktes).<br />
KV-Terminal: Umschlagplatz zwischen verschie<strong>den</strong>en Verkehrsträgern (meist Straße-Schiene).<br />
Lagerlogistik: Gesamtheit der logistischen Aufgaben und Maßnahmen <strong>für</strong> die Planung und <strong>den</strong><br />
Betrieb von Lagern.<br />
Lagerverwaltungsysteme (LVS) (engl. Warehouse management systems WMS):<br />
Softwarebasierte Systeme <strong>für</strong> die unternehmerische Verwaltung von Warenlagern und<br />
Distributionszentren.<br />
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Laufzeitquote: Dauer der Beförderung einer Sendung in einem fest definierten Gebiet.<br />
Logistik: Planen, Ausführen und Kontrolle von Material-, Informations-, Werte-, Personen- und<br />
Energieflüssen. Es gilt eine gewisse Menge in einer Zeit an einen bestimmten Ort zu schaffen.<br />
Teildisziplinen sind z. B. Beschaffungs-, Lager-, Transport-, Produktions-, Distributions- und<br />
Entsorgungslogistik.<br />
LKW-Maut: Eine nur <strong>für</strong> Lastkraftwagen (Lkw) fällige Straßenbenutzungsgebühr. In Deutschland ist<br />
diese nur auf Autobahnen und ausgewählten Bundesstraßen zu entrichten. Sie ist abhängig von<br />
dem Schadstoffausstoß des Fahrzeugs und der Länge der zurückgelegten Strecke.<br />
Logistik auf der letzten Meile (last mile logistics): Feindistribution von Waren bis zum<br />
Endverbraucher. Klassisches Geschäft eines KEP-Dienstleisters.<br />
Low-Cost-Carrier: Billigfluggesellschaft<br />
Mehrwertdienstleister: Logistikdienstleister, die Zusatzdiensteistungen <strong>für</strong> ihren Auftraggeber<br />
erbringen und darüber einen Mehrwert schaffen.<br />
Nachrangiges Straßenetz: Straßennetz abseits der Autobahnen (Bundes-, Landes-, Kreis-, und<br />
Stadtstraßen.<br />
Neue Eisenbahn Alpen Transversale (NEAT): Großprojekt der Schweiz, das zur Verbesserung<br />
des Eisenbahn-Transitverkehrs in Nord-Süd-Richtung dient, um eine Verlagerung des<br />
Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene zu erreichen.<br />
Outsourcing: Mit Outsourcing, zu Deutsch Auslagerung, wird die Abgabe von<br />
Unternehmensaufgaben und -strukturen an Drittunternehmen bezeichnet.<br />
Produktionslager: Lager zur Versorgung eines produzieren<strong>den</strong> Unternehmens mit Roh-, Hilfs-,<br />
Betriebsstoffen und Halbfabrikaten.<br />
Railport: multifunktionales Logistikzentrum, an dem der Umschlag <strong>für</strong> eine Vielzahl von Gütern von<br />
der Schiene auf die Straße und umgekehrt, verbun<strong>den</strong> mit logistischen Zusatzdienstleistungen<br />
möglich ist.<br />
Rangiermittel: Rangierlokomotiven, Zweiwegefahrzeuge, Schleppwin<strong>den</strong> oder Schiebebühnen,<br />
die zum Rangieren von Bahnwaggons eingesetzt wer<strong>den</strong>.<br />
Reach-Stacker: Mobiles Umschlaggerät <strong>für</strong> <strong>den</strong> Kombinierten Verkehr.<br />
RFID: Der englische Begriff Radio Frequency I<strong>den</strong>tification bedeutet im Deutschen I<strong>den</strong>tifizierung<br />
mit Hilfe von Hochfrequenz. RFID ist ein Verfahren zur automatischen I<strong>den</strong>tifizierung von<br />
Gegenstän<strong>den</strong> und Lebewesen. Neben der berührungslosen I<strong>den</strong>tifizierung und der Lokalisierung<br />
von Gegenstän<strong>den</strong> steht RFID auch <strong>für</strong> die automatische Erfassung und Speicherung von Daten.<br />
Rollende Landstraße (Rola): Sonderform des kombinierten Verkehrs, in der ganze<br />
Fahrzeugeinheiten (LKW) auf spezielle Bahnwaggons verla<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. In der Regel begleiten die<br />
Fahrer ihre Fahrzeuge in einem Personenwaggon. Man nennt diese Form des KV daher auch<br />
Begleiteten Kombinierten Verkehr.<br />
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RWA: Rauch-Wärme-Abzug - Technische Einrichtung zur Ableitung von Rauch und Gasen im Fall<br />
eines Brandes.<br />
SCI/Logistikbarometer: Indikator der Logistikbranche <strong>für</strong> konjunkturelle Entwicklungen,<br />
Ten<strong>den</strong>zen und Trends. Der Indikator basiert auf einer monatlichen Befragung von über 200<br />
Entscheidern aus allen Bereichen der Logistikbranche und wird in der Deutschen Verkehrszeitung<br />
(DVZ) veröffentlicht.<br />
Standortfaktoren: Maßgeblich <strong>für</strong> die Attraktivität von (potenziellen oder bereits tatsächlich<br />
genutzten) Standorten <strong>für</strong> Unternehmen und beeinflussen diese damit bei ihrer Standortwahl<br />
(einschl. der Entscheidung, einen Standort zu verlassen). Die räumlichen Unterschiede in der<br />
Ausprägung von Standortfaktoren führen zu einer räumlichen Differenzierung von<br />
Standortqualitäten, insbesondere zu einer räumlichen Differenzierung von Kosten und/oder Erlösen<br />
einer wirtschaftlichen Tätigkeit<br />
Supply Chain: Der Weg eines Rohstoffs von seiner Lagerstätte bis zum Verbraucher, mitsamt der<br />
in jeder Stufe erfolgten Wertsteigerung (Mehrwert), wird Wertschöpfungskette genannt (auch<br />
logistische Kette oder Supply Chain).<br />
Supply Chain Management (SCM): Management sämtlicher Waren-, Informations- und<br />
Geldflüsse entlang der Wertschöpfungskette. Das SCM zielt in diesem Sinne auf eine strategische<br />
und operative Verbesserung von Effektivität und Effizienz industrieller Wertschöpfungsketten.<br />
Alternativ wer<strong>den</strong> auch die Begriffe Versorgungskettenmanagement und Lieferkettenmanagement<br />
verwendet.<br />
Systemverkehre: Hochgradig standardisierte Güterverkehre insbesondere im KEP und<br />
Stückgutbereich – meist mit Nutzung eines Hub-and-Spoke Systems.<br />
TEU (Twenty feet Equivalent Unit): Maßeinheit zur einheitlichen Zählung von Containern, die<br />
sowohl <strong>für</strong> die Ladefähigkeit von Containerschiffen als auch <strong>für</strong> die Umschlagsmengen in Häfen<br />
oder Güterbahnhöfen verwendet wird.<br />
Transport Management Systeme: Software-Komponenten zur Verwaltung, Abrechnung, Kontrolle<br />
und Durchführung von Transportdienstleistungen<br />
Ubf: Umschlagbahnhof – siehe KV-Terminal<br />
Umschlagslager: Lager zur Zwischenlagerung und Abfertigung von Gütern bei einem Wechsel<br />
von einem Transportmittel auf ein anderes.<br />
Value Added Services: Mehrwertdienstleistungen = Dienstleistungen, die über die angebotene<br />
Kerndienstleistung hinausgehen und so einen Mehrwert schaffen.<br />
VDMA: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.<br />
Verkehrsbeeinflussungsanlage: Technische Einrichtungen an Autobahnen und Schnellstraßen,<br />
die vom Betreiber der Straße (Straßenerhalter) errichtet wur<strong>den</strong>, um <strong>den</strong> Verkehrsfluss auf einem<br />
oder mehreren Abschnitten, Knoten oder im gesamten Netz durch kollektive Beeinflussung zu<br />
verbessern.<br />
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Verlader: Unternehmen (aus Handel und Industrie), das Güter versendet.<br />
Vollbahn: Eisenbahnen ohne Light Rail, U-Bahn und Straßenbahn.<br />
Warenverteilzentrum: Hier wird die von der Industrie angelieferte Ware in Einzelkommissionen<br />
aufgelöst und abnehmerspezifisch verteilt (bestandsloses Transit-Terminal).<br />
Wechselbehälter (Wechselbrücken): auswechselbare Behälter, genormt, abstellbar, auf- und<br />
absetzbar ohne weitere ortsfeste technische Hilfsmittel.<br />
Werkslogistik: Selbst erbrachte Logistikleistungen durch ein Unternehmen aus Produktion oder<br />
Handel.<br />
Werkverkehr: Verkehr zwischen unternehmenseigenen Betriebsstätten.<br />
Wirtschaftszweigsystematik: Gliederung der Wirtschaft in Gruppen zur Erfassung statistischer<br />
Daten durch das statistische Bundesamt. Die Systematik wird alle 10 Jahre weiterentwickelt.<br />
Derzeit gültig ist die Fassung WZ03.<br />
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