19.02.2013 Aufrufe

neue geschäfte in alten gemäuern - Landesinitiative StadtBauKultur ...

neue geschäfte in alten gemäuern - Landesinitiative StadtBauKultur ...

neue geschäfte in alten gemäuern - Landesinitiative StadtBauKultur ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

138 :VOM NUTZEN DES UMNUTZENS<br />

MODERNES ATELIER IM ALTEN BAUBESTAND<br />

DES KÜNSTLERORTES KRONENBURG<br />

Monika Herzog<br />

Der historische Ortskern von Kronenburg <strong>in</strong> der Eifel unterliegt als Denkmalbereich<br />

e<strong>in</strong>em ganz besonderen Schutzstatus. Als typische Burg­Tal­Siedlung<br />

besteht die Anlage aus der zentralen, heute ru<strong>in</strong>ösen Hauptburg, aus der<br />

Vorburg sowie aus der Siedlung. Die Bereiche s<strong>in</strong>d jeweils durch Mauern<br />

und Tore vone<strong>in</strong>ander getrennt. Umgeben von e<strong>in</strong>er R<strong>in</strong>gmauer bietet der<br />

Ort bis <strong>in</strong> die Gegenwart e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches und geschlossenes Bild.<br />

Zwei Straßenzüge, die sich kurz h<strong>in</strong>ter dem äußeren Tor gabeln, erschließen<br />

die alte Siedlung. Unmittelbar an dieser zentralen und augenfälligen Stelle<br />

steht e<strong>in</strong> zweigeschossiges, verputztes Wohnhaus aus Bruchste<strong>in</strong>, dessen<br />

älteste Teile vermutlich im 17. und 18. Jahrhundert entstanden s<strong>in</strong>d. In se<strong>in</strong>er<br />

Kle<strong>in</strong>maßstäblichkeit und der e<strong>in</strong>fachen Formensprache gibt sich das Gebäude<br />

als bescheidenes, kle<strong>in</strong>bäuerlich geprägtes Anwesen zu erkennen –<br />

DAHLEM-KRONENBURG, BURGBERING 1<br />

ATELIER<br />

ERDGESCHOSS<br />

HOF<br />

DIELE<br />

KÜCHE<br />

e<strong>in</strong>zig die Werkste<strong>in</strong>fenster­ und Türumrahmungen s<strong>in</strong>d aufwändiger gestaltet.<br />

Im Inneren s<strong>in</strong>d die zwei Räume des Erdgeschosses durch e<strong>in</strong>e<br />

schmale Stiege mit den beiden Kammern des Obergeschosses verbunden.<br />

Nachdem die Wohnnutzung bereits <strong>in</strong> den 1980er Jahren aufgegeben<br />

worden war, wurde das Haus zu e<strong>in</strong>em Stallgebäude umgewidmet. Diese<br />

Nutzung sowie der darauf folgende jahrelange Leerstand führten zum desolaten<br />

Zustand des Gebäudes, das zum Schluss <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Erhalt bedroht<br />

war. Aus städtebaulicher Sicht wäre e<strong>in</strong> Totalverlust an dieser Stelle <strong>in</strong>nerhalb<br />

der geschlossenen Bebauung des Burgber<strong>in</strong>gs nur schwer zu verkraften<br />

gewesen.<br />

E<strong>in</strong>e Wende brachte der Verkauf der Immobilie an e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Köln tätigen<br />

Architekten, der seit längerem <strong>in</strong> Kronenburg ansässig war und die Kapazitäten<br />

des Hauses trotz se<strong>in</strong>es schlechten Erhaltungszustands erkannt hatte.<br />

Er plante e<strong>in</strong>e Umnutzung als Wohn­ und Atelierraum für e<strong>in</strong>en Künstler<br />

oder Architekten. Damit bezog sich der Bauherr auf die jüngere Geschichte<br />

Kronenburgs, dessen Ortsbild seit den 1930er Jahren von den hier ansässigen<br />

Künstlern geprägt worden war.<br />

Da die orig<strong>in</strong>ale Bausubstanz im Gebäude<strong>in</strong>neren bis auf den Rohbau abgewittert<br />

und zerfallen war, musste ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf historische Böden,<br />

Decken, Wandaufbauten, Ausstattungsteile oder dergleichen genommen<br />

werden. Es war lediglich vorgegeben, die Kubatur, die ursprüngliche Zweiraumstruktur<br />

sowie die Erschließung <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Haushälfte zu erh<strong>alten</strong>.<br />

In die überschaubaren Räumlichkeiten wurde e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Wohnung<br />

e<strong>in</strong>gebaut, die <strong>in</strong> der Verwendung der Materialien und mit zurückh<strong>alten</strong>den<br />

Stilmitteln Rücksicht auf die e<strong>in</strong>fache, klare Architektur<br />

nimmt. Das Dachgeschoss wurde zu e<strong>in</strong>em großen Atelierraum umgenutzt,<br />

der über e<strong>in</strong>en Glasschlitz belichtet wird. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Anbau<br />

zwischen dem Haus Nr. 21 a und dem Nachbargebäude dient als Küche.<br />

KÜNSTLERATELIER<br />

Burgber<strong>in</strong>g 21a | 53948 Dahlem-Kronenburg<br />

ARCHITEKT: Ulrich Böttger, Köln<br />

BAULEUTE: Hedwig und Ulrich Böttger, Köln/Dahlem-Kronenburg<br />

139<br />

VOM NUTZEN DES UMNUTZENS:<br />

Darüber bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Dachterrasse. Für das Äußere wurde mit Glas<br />

und Stahl e<strong>in</strong>e bewusst neuzeitliche Materialwahl getroffen. Verstellbare<br />

Lärchenholzlamellen s<strong>in</strong>d sowohl Sichtschutz als auch Mittel der Fassadengestaltung.<br />

Der Bauherr hat für se<strong>in</strong> Umnutzungsvorhaben bewusst moderne Elemente<br />

und Materialien gewählt und diese mit der vorhandenen Altbausubstanz<br />

geschickt komb<strong>in</strong>iert. Das historische Gebäude ist auch nach dem Umbau noch<br />

der dom<strong>in</strong>ante Baukörper, die <strong>neue</strong>n Architekturelemente ordnen sich dem<br />

Gesamtbild zwar unter, verleugnen dabei aber ihr <strong>in</strong>teressantes Eigenleben<br />

nicht.<br />

Durch diese Baumaßnahme wurde für den historischen Ortskern von Kronenburg<br />

nicht nur e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgebäude gerettet, sondern e<strong>in</strong> über Jahre andauernder<br />

städtebaulich unbefriedigender Zustand beendet. Die ungewöhn liche<br />

Lösung regt die Gäste des kle<strong>in</strong>en Eifelortes darüber h<strong>in</strong>aus immer wieder<br />

zu Diskussionen an.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!