neue geschäfte in alten gemäuern - Landesinitiative StadtBauKultur ...
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174 : VOM NUTZEN DES UMNUTZENS<br />
VOM HAUPTSCHALTHAUS ZUR<br />
SCHALTZENTRALE FÜR BESUCHER<br />
Maria Kampshoff<br />
Mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park <strong>in</strong>itiierte die Landesregierung<br />
NRW zwischen 1989 und 1999 e<strong>in</strong> ambitioniertes Projekt des<br />
Strukturwandels im nördlichen Ruhrgebiet, e<strong>in</strong>er vom wirtschaftlichen<br />
Wandel stark betroffenen <strong>alten</strong> Industrieregion. Dabei setzte die IBA auf den<br />
Erhalt der denkmalwerten Zeugen der Industriekultur. E<strong>in</strong>es der Leuchtturmprojekte<br />
war die Umgestaltung des ehemaligen Thyssen-Hochofenwerks<br />
<strong>in</strong> Duisburg-Meiderich, dessen Bau im Jahre 1901 begonnen worden<br />
war. Schon 1912 konnten alle fünf Hochöfen <strong>in</strong> Betrieb genommen werden.<br />
Bis zur Stilllegung im Jahr 1985 produzierte das Werk Roheisen, das zur<br />
Weiterverarbeitung <strong>in</strong> den Thyssen’schen Stahlwerken benötigt wurde.<br />
E<strong>in</strong>e von der Stadt Duisburg e<strong>in</strong>gesetzte Betriebsgesellschaft entwickelt<br />
seit den 1990er Jahren die Umgestaltung und die damit verbundenen<br />
Nutzungs möglichkeiten für das ehemalige Hüttenwerk, das heute unter der<br />
Bezeichnung „Landschaftspark Nord“ firmiert: Die Gebläsehalle dient als<br />
Veranstaltungsort für Theater- und Musikaufführungen, die Kraftzentrale<br />
wird für jegliche Form von Events wie Konzerte, Messen etc. vermietet, der<br />
mit Wasser gefüllte Gasometer dient als Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsort für Taucher, die Kletterwände<br />
der Erzbunkeranlage werden vom Deutschen Alpenvere<strong>in</strong> betreut.<br />
An zentraler Stelle im Landschaftspark liegt das ehemalige Hauptschalthaus.<br />
1960 vom Mühlheimer Architekten Wilhelm Lierhaus errichtet, zeigt sich<br />
das Gebäude als zweigeschossiger Ziegelmauerwerksbau über e<strong>in</strong>em Kreuzgrundriss,<br />
angelehnt an den Stil der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre.<br />
Mit zweimal 110.000 Volt wurde <strong>in</strong> dieses Schalthaus der elektrische<br />
Strom für das Hüttenwerk e<strong>in</strong>gespeist, nachdem die Stromerzeugung durch<br />
die werkseigenen Gas-Dynamomasch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Kraftzentrale e<strong>in</strong>gestellt<br />
worden war. Im Schalthaus wurde der Strom auf die Gebrauchsspannung<br />
HOCHOFENWERK MEIDERICH<br />
Hauptschalthaus | Emscher Straße 73 | 47137 Duisburg<br />
ARCHITEKTURBÜRO: architektur – fabrik – aachen<br />
BAUHERR: Landschaftspark Duisburg-Nord GmbH<br />
175<br />
VOM NUTZEN DES UMNUTZENS :<br />
transformiert und <strong>in</strong>s Werk verteilt. Wesentliche architektonische Kennzeichen<br />
des Baudenkmals s<strong>in</strong>d die horizontalen Fensterbänder und das Flachdach<br />
mit se<strong>in</strong>en prägenden Aufbauten, deren Form sich an Motive der Dampferarchitektur<br />
anlehnt. Zur technischen Ausstattung im Inneren gehörten Transformatoren,<br />
die Umspanntechnik, die Schaltwarte mit den Schaltschränken<br />
und dem Steuerstand für das Überwachungspersonal.<br />
Von 2000 bis 2001 erfolgte der Umbau des Hauptschalthauses zum<br />
Besucher- und Informationszentrum, für die Verwaltung und zum<br />
Restaurant. Dafür konnten die ursprünglichen Raumstrukturen erh<strong>alten</strong><br />
werden. Neue Öffnungen waren nicht notwendig, da die vorhandenen,<br />
die vorher mit Lüftungslamellen versehen waren, für ausreichend Helligkeit<br />
sorgen. Die orig<strong>in</strong>alen Stahlfenster wurden technisch aufgerüstet. Erh<strong>alten</strong><br />
s<strong>in</strong>d außerdem die Oberflächen im Gebäude<strong>in</strong>neren: die ziegelsichtigen<br />
Wände samt ihren Türen, die Beton-Estrich-Böden, Fliesen und die Treppe<br />
mit Terrazzostufen voller Gebrauchsspuren. Der ehemalige Schaltraum dient<br />
heute als Besprechungszimmer.<br />
So fand der denkmalwerte Bestand bis <strong>in</strong>s Detail Berücksichtigung. Das<br />
Gebäude mit se<strong>in</strong>en Spuren ist e<strong>in</strong>e passende E<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> die Geschichte<br />
des Hochofenwerkes und damit der ideale Ausgangsort für e<strong>in</strong>e<br />
Erkundung.