Ausgabe 97 - Aktive Senioren - Schwerte
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Die Klostergründung Schedas als Anlass<br />
für die Wohnsitzverlagerung der Ardeyer<br />
heranzuziehen ist meines Erachtens wenig<br />
glaubwürdig, weil vollkommen unnötig!<br />
So war doch für das Kloster und den Herrensitz<br />
innerhalb der „Umwallung“ genügend<br />
Platz vorhanden. Vielmehr bedeutete<br />
das Kloster einen zusätzlichen Schutz, für<br />
die ansonsten wegen ihrer Größe (ca. 3<br />
Hektar) kaum zu verteidigende Burganlage.<br />
So galt es in der Glaubensvorstellung<br />
des Mittelalters als eine „Todsünde“ eine<br />
Kirche, oder ein Kloster, bzw. einen klösterlichen<br />
„Immunitätsbereich“ anzugreifen.<br />
Dies hätte den „päpstlichen Bann“<br />
und die „Reichsacht“ über die Täter nach<br />
sich gezogen, wie das Beispiel der Grafen<br />
Gottfried II. und Otto von Cappenberg (der<br />
Taufpate von Kaiser Friedrich Barbarossa)<br />
zeigt. Bei der Erstürmung Münsters und<br />
der Domburg, im Februar 1121, durch die<br />
Truppen des Sachsenherzogs Lothar von<br />
Supplingenburg, an der auch die Cappenberger<br />
beteiligt waren, soll durch ihre<br />
Schuld der Dom in Flammen aufgegangen<br />
sein. Die Folgen sind bekannt. Um Acht<br />
und Bann zu entgehen, übergaben sie ihre<br />
Grafschaft und ihre Ministerialen zur Sühne<br />
dem Bischof von Münster und machten<br />
aus ihrer Burg ein Prämonstratenserkloster,<br />
in das die beiden Brüder<br />
und ihre Schwester 1122 eintraten. Auch<br />
Gottfrieds Gemahlin Jutta von Arnsberg,<br />
die älteste Tochter von Graf Friedrich dem<br />
Streitbaren von Arnsberg, wurde gegen<br />
den Widerstand ihres Vaters gezwungen<br />
„freiwillig den Schleier zu nehmen“ 17).<br />
Die „Vita Godefridi“ 18), hat daraus erst<br />
später die „Legende“ von der „Adelsbekehrung“<br />
der Cappenberger „aus tiefster<br />
Glaubensüberzeugung heraus“ geschaffen!<br />
Nach meiner Meinung hat Rathard von Ardey<br />
vermutlich erst Jahre nach der Klostergründung<br />
seinen Wohnsitz von Scheda<br />
auf die Rüdenburg verlegt. So entdeckte<br />
man, nach dem Bericht Nordhoffs 19)<br />
1861, bei den Ausschachtungen für das<br />
heutige Gutshaus Schede, „mächtige Fundamentmauern“,<br />
die eindeutig nicht der<br />
Klosteranlage zuzuordnen sind! Es könnte<br />
sich hierbei um die Überreste eines wuchtigen<br />
„Wohnturmes“ der Ardeyer handeln,<br />
der möglicherweise auch noch von den<br />
späteren Ardeyern, in ihrer Eigenschaft als<br />
Vögte von Scheda, zeitweise bewohnt worden<br />
sein mag (siehe Rekonstruktionszeichnung).<br />
Den Kölner Teil der nach 1120 zwischen<br />
dem Grafen Friedrich dem Streitbaren von<br />
Arnsberg (1092-1124) und dem Kölner<br />
Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenberg<br />
(1099-1131) geteilten Rüdenburg, finden<br />
wir schon 1132 als Kölner Lehen im Besitz<br />
eines Edelherrn namens „Herimannus“,<br />
der sich danach gleichfalls „von Rüdenberg“<br />
nannte 20). Nach den Schlussfolgerungen<br />
von A. K. Hömberg 21) war er der<br />
mutmaßliche „Enkel“ des Junggrafen Hermann<br />
von Werl-Arnsberg, der 1092, zusammen<br />
mit seinem Vater Graf Konrad<br />
von Werl, dem ersten Grafen von Arnsberg<br />
Historisches 11<br />
(1077-1092 urk.), und vielen Rittern, im<br />
Emsgau von den friesischen „Morseten“<br />
erschlagen wurde 22). Dieser Junggraf<br />
Hermann, geboren „um 1070“, war zum<br />
Zeitpunkt seines Todes höchstens 22 Jahre<br />
alt. Dies ergibt sich aus dem Alter seiner<br />
Mutter, der Ezzonenteilerbin Mechthild<br />
von Northeim, der 5. Tochter aus der zweiten<br />
Ehe der „Ezzonin“ Richeza III. mit<br />
Graf Otto von Northeim, die frühestens<br />
„um 1055“ das Licht der Welt erblickt haben<br />
kann. Mädchen wurden damals zumeist<br />
schon mit 14 bis 15 Jahren<br />
verheiratet. Auf Grund der Namensfolge<br />
„Konrad-Hermann“, bei den Grafen von<br />
Werl-Arnsberg, und „Hermann-Konrad-<br />
Hermann-Konrad“, bei den „älteren“ Rüdenbergern,<br />
glaubte Hömberg, nach der<br />
mittelalterlichen oft praktizierten „Ahn-<br />
Enkel-Leitnamenssitte“, einen nicht zu<br />
belegenden „Konrad“, als Sohn des Junggrafen<br />
und Vater des Hermann I. von Rüdenberg<br />
einschieben zu müssen 23);<br />
allein, wir benötigen ihn rein rechnerisch<br />
nicht. Er ist auch generationsmäßig eindeutig<br />
auszuschließen (siehe Stammtafel).<br />
So halte ich den 1132 urkundlichen<br />
Hermann I. von Rüdenberg, den „Stammvater“<br />
des „älteren Hauses“ der „von Rüdenberg“,<br />
für den „Sohn“ des Junggrafen<br />
Hermann von Werl-Arnsberg!<br />
Der Junggraf Hermann soll nach Winkhaus<br />
24) und von Isenburg 25) mit einer<br />
gewissen „Wiltrudis“, der Tochter eines<br />
„Rabodo“ verheiratet gewesen sein. Sollte<br />
sich dies bewahrheiten, so spräche einiges<br />
dafür, dass es sich bei „Wiltrudis“, der Gemahlin<br />
des Voland von Ardey und Mutter<br />
des Rathard von Rüdenberg, sowie Großmutter<br />
des „Rabodo“ von Rüdenberg, um<br />
eine Schwester Hermanns I. von Rüden-<br />
Burg und „Haupthof Wicheln“, das spätere Rittergut der<br />
von Ledebur, heute ein Reiterhof. (Schwarz) Der mittelalterl.<br />
Wirtschaftshof (Gebäude neu). (Rot) Das 1696 neuerbaute<br />
Herrenhaus. (Gelb) Neuer Wirtschaftsflügel.<br />
(Blau/grün) Der vermutl. Standort der 1696 abgebrochenen<br />
„Wasserburg Wicheln“. Die Wallburg („Die Wollbrigg“)<br />
fiel um 1<strong>97</strong>0 einem Steinbruch zum Opfer, ohne<br />
archäol. untersucht worden zu sein. Kartenskizze von Wilhelm<br />
Meiss, 1930 (im StaAMünster), mit Einzeichnungen<br />
Nr. <strong>97</strong>/März 2012 <strong>Aktive</strong> <strong>Senioren</strong>