Liechtensteinisches Urkundenbuch - eLiechtensteinensia
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A n h a n g<br />
<strong>Liechtensteinisches</strong><br />
<strong>Urkundenbuch</strong><br />
2. Band<br />
2. Fortsetzung<br />
von Lic. jur. Franz Perret
— 193 —<br />
59. Auszug. 1382 April 23. ~<br />
Graf Johann von Werdenberg-Sargans 1<br />
tenstein'' von Haldenstein 2<br />
bekundet, dass er dem Lich<br />
90 churwelsche Mark schulde, wofür er ihm 40<br />
Scheffel Korn jährlicher Einkünfte zu Vaz I Obervaz verpfändet, was von<br />
Bürgen, so von Hans Vaistlin von Vaduz, 3<br />
sichergestellt wird, welche Bür<br />
gen sich innert 8 Tagen nach Mahnung nach Chur, Feldkirch oder Maien<br />
feld zu verfügen haben, wobei die Einzelheiten eingehend beschrieben werden.<br />
.... vnd des durch ainer / merer Sicherhait habind wir jm vnd<br />
sinen erben ob er nit / war ze Rechtem bürgen vud gyseln gesetzt vnd<br />
geben dis / nächgeschriben Erber lüt friken von richenbach" 4<br />
den<br />
eitern vlrichen / von griffense 5<br />
vnderwegen 6<br />
nen 7<br />
von öbrenuatz 8<br />
hänslin Rudis sälgen sun VOD<br />
hansen vaistlin / von vadutz älbrecht bargan-<br />
viuentzen t<br />
den amman / von obren vatz<br />
. . . . II' . , . . wir die vorgenanten bürgen vnd gysel frik von<br />
Richenbach der elter / vlrich von griffense hänsli von vnder-<br />
wegenn'' Rudis sälgen sun / von vnderwegen hans Vaistli von<br />
Vadutz älbrecht Bargann / vnd Vifentz' amman baid von 6b-<br />
renfatz lobend mit vnsren / trüwen jnaides wys diss gyselschafft war<br />
vnd stät ze / halten jn aller der wys so denn hie vor an disem brief /<br />
geschriben ist vnd des ze vrkünd henkend wir vnsri / aigni jnsigel<br />
an disen brief jch albrecht Bargann tj f<br />
vnd Vifentz amman ze<br />
öberuatz veriehent wön / wir aigen jnsigel nit habend dz wir vns<br />
verbindent / williklich vnder des Edeln hocherbörnen vnsers / gnädi<br />
gen herren gräff johansen von werdenberg Sangans / jnsigel stätze<br />
halten alles so hie von vns* an / disem brieff geschriben stät Der ge<br />
ben ist in dem / jär do man zalt von Crist gebürt drüzehenhundert /<br />
jär zwai vnd achzig jär an sant jorgen tag<br />
Abschrift: in der Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. 659, S. 416 — 419;<br />
von Hd. 2 der SS. 361 •— 429 des Bandes geschrieben, die bis 1433 reicht; vgl.<br />
oben S. 146, Anm. zu Nr. 37. Unser Stück trägt die Überschrift: Haidenstain /<br />
dz ist dz pfand von oberfatz.<br />
1 3
— 194 —<br />
Regest; Krüger, Mitteilungen zur Vaterland. Geschichte XXI! (1887)<br />
S. CXXX, Nr. 1139.<br />
a Heilenbach über der Zeile auf gestrichenem Richenstain hineinkorrigiert.<br />
b i aus einem anderen Buchstaben korrigiert.<br />
c das Folgende auf S. 418.<br />
d vnderwegen mit Strich über der Silbe en.<br />
e so für Viventius.<br />
/ hier beginnt S. 419.<br />
g hienach durchstrichenes, überflüssiges an.<br />
1 Johannes /., erwähnt 1342 — 1399, Sohn Rudolf. IV. zu Sargans, letzterer<br />
ein Bruder Hartmann III. zu Vaduz.<br />
2 Nicht N. Giechenstein wie bei Krüger und auch nicht Richenstein, sondern<br />
Lichtenstein .von Haldenstein (Burg und Gemeinde im Kreis<br />
V - Dörfer, Graubünden), ein Sohn Ulrich I. von Haldenstein; ist erwähnt<br />
seit 1351 — f 1390. Sein Vorname klingt an die Burg Lichtenstein<br />
in der Gemeinde Haldenstein. Vgl. zu diesem Geschlecht A. Mooser,<br />
Bündner Monatsblatt 1916, S. 299 und 301 sowie F. Jecklin, Jahresbericht<br />
der Histor.-Antiquar. Gesellschaft von Graubünden 47 (1917).<br />
3 Zu Hans Vaistli von Vaduz vgl. oben Nr. 50 vom 9. August 1370; später<br />
1443, war ein Hans Vaistli kaiserlicher Vogt auf Gutenberg; vgl. Himer,<br />
Burgen und Edelsiize Vorarlbergs und Liechtensteins (1925) S. 537.<br />
4 Die Gebrüder Heinrich von Griffensee, Chorherr zu Chur, Ulrich und<br />
Jäcklin kauften am 28. Nov. 1380 von Frick von Rickenbach Liegenschaften<br />
zu Flums, die dieser seinerseits am 6. Dez. 1363 von Philipp<br />
von Montfort, dem oben in Bd. I I I Nr. 132 erwähnten Chorherrn zu<br />
Chur erworben hatte; vgl. Jecklin a. a. 0., S. 16. Es handelt sich wohl<br />
um das Geschlecht von Richenbach, das seit dem 14. Jht. zu Maienjeld<br />
aufscheint; vgl. Histor.-Biograph. Lexikon der Schweiz, V., S. 618.<br />
5 Diese von Griffensee stammen nicht aus dem Zürichbiet, sondern aus<br />
Flums und dem Aargau. Ihre Feste Griffensee zu Flums erscheint erstmals<br />
1270. Sie waren Ministerialen der Gafen von Werdenberg-Sargans<br />
und erwarben als solche auch Rechte zu Haldenstein.<br />
6 Unterwegen, Burg in der Gemeinde St. Peter, Kreis Schanfigg, Graubünden.<br />
Hänsli V. der altere, der von 1343 — 1424 erscheint, ist ein<br />
Sohn Rudolfs I. Er wohnte zu Maladers; s. A. Mooser, Bündner Monats*<br />
blatt 1923, Stammtafel S. 323 und dazu Text S. 325 /.<br />
7 Bergamin, altes Geschlecht von Vaz I Obervaz?<br />
8 Vaz I Obervaz, Kreis Alvaschein, Graubünden.
60. 1383.<br />
Kunz Tront von Schaan verkauß dem Hans Imhof seine Hofstatt im<br />
Dorfe Schaan.<br />
Ich Cüntz tront 1<br />
. sesshaft ze Schan, kund vnd vergich aller<br />
menlichem die disen brief sehent oder horent •' lesen. dz° ich mit<br />
guter Vorbetrachtung nach rät miner fründ vnd erben, vnd mit willen<br />
vnd / gunst, junkher Hansen, von vnderwegen; Rudolfs sälgen<br />
sun von vnderwegen, hän ze köffen* geben / recht redlich vnd aigen<br />
lich ze ainem stäten vnd ewigen köf, Dem Erbern fromen man. Han<br />
sen / im hof ze Schan vnd allen sinen erben ob er enwere. min aigen<br />
hoffstat gelegen da selbs ze / Schan in mitten im dorf; (dz wilont Cunt-<br />
zen Gabertschen wz) c<br />
; stösset an das mos, die selben / obgenant'' hof-<br />
stat, mit grünt, mit grät, mit steg, mit weg, mit wunn, mit waid, vnd mit<br />
aller zü-/gehörd, Daz öch vnbekümbert ledig vnd los ist, vnd nüt dar<br />
ab gät noch gän sol, won dem / Lütpriester ze Trisen 2<br />
iärlichen vnd<br />
ellü iar. sechs phenning costentzer munß ze zwain jarziten. Dz hän /<br />
ich alsus für. mich vnd für alle min erben, jm vnd allen sinen erben,<br />
mit allen rechten vnd nützen ; ains vngeuarlichen redlichen ewigen<br />
köfs ze rechtem Luterm aigen ze köffenn geben, vmb zwölf / Schilling<br />
phenning costentzer münß. Dero ich gar nach niinem willen nutzlich<br />
von im gewerot vnd be-/zalt bin. Vnd ist öch dz beschehen mit allen<br />
Sachen, Worten, und werchen, alz dirr ewig köff wol / craft hat vnd<br />
hän sol. vnd iemer vest vnd stät beliben sol än all geuerd vnd jrrung.<br />
vnd söl-'tint öch; ich vnd all min erben, sin vnd aller siner erben<br />
recht vnd gut gewern sin nach recht vmb disen / ewigen köff der ob-<br />
genanten' hofstatt mit allen zügen vnd rechtung als öch hie uor ist be-<br />
schaiden. / wa es inen iemer notdürftig wirt an gaistlichen. vnd an<br />
wältlichen gerichtan. wie vnd wa sü / sin öch bedürfen mit guten<br />
trüwen än all geuerde - - {<br />
Desalles ze ainem waren offen vrkünd<br />
/ vnd gantzer vester sicherhait. hän ich obgenanter* Cüntz tront<br />
gebetten den wolbeschaiden junker hansen / von vnderwegen dz
— 196 —<br />
er sin aigen jnsigel henk an disen brief . . ' Dz selb min aigen jnsi<br />
gel jch obgenanter' / Hans von vnderwegen von siner ernstlicher<br />
bätt willen gehenkt hän an disen brief won es mit minem / willen<br />
gunst vnd hand besehenen vnd volfürt ist, als es wol craft vnd macht<br />
hät vnd hän sol / nu vnd hienach . . f Der geben wart do man zalt von<br />
cristus gebürt drüzehenhundert iar vnd drü / vnd achtzig iar.<br />
Ich Kunz Tront, 1<br />
Übersetzung.<br />
sesshaft zu Schaan, verkünde allen, die<br />
diesen Brief sehen oder lesen hören, dass ich nach reifer Ueberde-<br />
gung, auf Rat meiner Verwandten und Erben, und mit der Einwil<br />
ligung .des Junkers Hans von Unterwegen, Sohn des Rudolf selig<br />
von Unterwegen, dem ehrbaren und frommen Manne Hans im Hof<br />
zu Schaan und, falls er nicht mehr wäre, allen seinen Erhen meine<br />
eigene Hofstatt mitten im Dorfe Schaan, die an das Moos grenzt,<br />
reoht, redlich und zu stetem, ewigem Kaufe gegeben habe, und zwar<br />
mit Grund und Grat, mit Steg und Weg, mit Wunn und Weid und<br />
mit allen Zuhehörden. Diese Hofstatt ist unverkümmert und frei.<br />
Sie schuldet nichts und soll auch nichts schulden. Nur an den Leut-<br />
priester von T r i e s e n 2<br />
gehen jährlich sechs Pfennige Konstanzer<br />
Münze für zwei Jahrzeiten ab. Dies habe ich in meinem und meiner<br />
Erben Namen ihm und allen seinen Erben mit allen Rechten und<br />
Nutzungen zu einem ungefährlichen, redlichen, ewigen Kaufe zu<br />
rechtem und reinem Eigen um 12 Schilling Pfennige Konstanzer<br />
Münze zu kaufen gegeben, die mir nach meinem Willen und zu<br />
meinem Nutzen von ihm gewährt und ausbezahlt worden sind. Dies<br />
ist in allen Dingen, Worten und Werken so geschehen, dass dieser<br />
ewige Kauf Rechtskraft hat und haben soll und immer fest und<br />
stät bleiben soll ohne alle Gefährdung und Beirrung. loh und alle<br />
meine Erben sollen ihm und allen seinen Erben für diesen ewigen<br />
Kauf der obgenannten Hofstatt nach dem Rechte auch gute Gewähr<br />
leisten mit allen Rechtsmitteln, wo sie es immer nötig hätten an<br />
geistlichen und weltlichen Gerichten, wie und wo sie dessen auch
— 197 -<br />
immer bedürften und zwar in guter Treue und ohne alle Gefähr<br />
dung - - f<br />
Zur wahren und offenen Beurkundung und zur vollen<br />
und festen Sicherheit habe ich der obgenannte Kunz Tront den<br />
wohlbescheidenen Junker Hans von Unterwegen gebeten, dass er<br />
sein Siegel an diesen Brief hänge .. f. loh der oben genannte Hans<br />
von Unterwegen habe auf seine ernstliche Bitte hin mein eigenes<br />
Siegel an diesen Brief gehängt, da alles mit meiner Zustimmung<br />
und durch meine Hand so geschehen und vollführt worden ist, dass<br />
es Kraft und Macht erlange jetzt und späterhin . . f Der Brief ward<br />
gegeben, als man 1383 Jahre nach Christi Geburt zählte.<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen (ehemals Alt St. Johann) R. R. 1.<br />
B. 5. Pergament 29,5 X 20 cm mit grösserem, aber nicht sehr starkem braunem<br />
Flecken. Initiale. Kräftige, minuskelartige gotische Kursive. Vorlinierung nicht<br />
ersichtlich und Zeilenführung nicht ganz gerade. Mit blindem Stifte vorberändert.<br />
Rand: links 3, oben 2,2, rechts 2,6 cm. Unten 6 cm leer. Unten ist in der Mitte<br />
an einem Pergamentstreifen das Siegel eingehängt. Der Pergamentstreifen war<br />
aber zerrissen und ist mit Faden wieder zusammengenäht. Das Siegel zerbröckelt,<br />
besonders hinten. Hh (S.) IOHIS DE. VNDERWEGEN. Im leeren Siegelfelde<br />
Spitzschild: (In Gelb ein - schwarz-weiss geschachter) Schrägbalken. Siegelform<br />
rund zu 2,5 cm. — Rückseits (16. Jht.): Kauffbrieff vmb ein Hofstatt / zue<br />
Schaan / A. 1383, (Signatur): R R 1. / B 5. / Cl. 4. eist. 9.<br />
Abschrift: Urbar des Klosters St. Johann im Thurtal, Urkundenkopie<br />
im Regierungsarchiv zu Vaduz sub: Kaufbrief einer Hofstatt zu Schaan mitten<br />
im Dorf anno 1383.<br />
Auszüge: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
Nr. 1892 aus dem Original. — Büchel, Jahrbuch des historischen Vereins für<br />
das Fürstentum Liechtenstein 1918, S. 41 f., Nr. 10.<br />
Regesten: P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1841)<br />
S. 205; Kaiser-Büchel, Gesch. d. Ft. Liechtenstein (1923) S. 261. ,<br />
Literatur zu Hans VI., Sohn Hans III. von Unterwegen: A. Mooser,<br />
Die Burgen und Türme und der Feudaladel im Schanfigg, in Bündner Monatsblatt<br />
1923, S. 325 und Stammbaum S. 323; vgl. ebd. auch 1926, S. 27. Der Stammsitz<br />
derer von Unterwegen lag zu Pagig im Schanfigg; vgl. Poeschel, das Burgenbuch<br />
von Graubünden (1930) S. 264. Hans IV. war gräflicher Ammann zu Vaduz.<br />
1 3 *<br />
a daz bei Wartmann,<br />
b kofen W.<br />
c dz wilont Cuontzen Gabertschen wz durchgestrichen.<br />
d obgn mit zwei übereinander liegenden Kürzungsstrichen.
— 198 —<br />
e ohgen mit zwei übereinanderliegenden Kürzungsstrichen,<br />
f SU!<br />
1 Zu den Tront vgl. Büchel, Jahrbuch 1902. S. 52 und 1918, S. 41; Ospell<br />
1939, S: 113.<br />
2 vgl. Büchel, Jahrbuch 1902, S. 52.<br />
61. Feldkirch, 1384 Januar 29.<br />
Frau Margaritha Vaistli, Witwe Kuno Volrers, und Nesa Volrer, Gat<br />
tin des Bärteli, Vogt zu Schwarzenbach, verständigen sich über die ihnen<br />
zugefallene Erbschaft des Kuno Volrer.<br />
Jch Johans stökli statamman ze Veitkirch 1<br />
künd vnd vergich<br />
offenlich mit disem brief, daz ich ze gericht sass ze Veitkirch in der<br />
stat an dem nächsten fritag vor vnser frowen tag ze der lichtmiss"<br />
von gnaden vnd gewaltz wegen dez Edeln vnd höcherbornen mines<br />
Gnädigen herren Gräff*. Rüdolffs von Montfort 2<br />
herren ze Veit<br />
kirch, do kament für mich vnd für offen verbannen gericht mit fflr-<br />
sprecben / die wolbeschaidenen frowen margareth vaistlin wilont<br />
künen volrers 3<br />
seligen elichü husfrow% mit ir vogt hainrichen<br />
hofschriber, , ze Veitkirch, vnd öch nes dez egenanten 1<br />
' künen<br />
volrers seligen elichü töchter bärtellis vogtz von swartzenbächs" 4<br />
elichü husfrow c<br />
mit ir rechten vogt, haintzen bächlin burger ze<br />
V eltkirch, wan der egenant d<br />
ir elicher man ze den ziten in landes nit<br />
wz' vnd offnotend vor mir vnd vor offem verbannem gericht mit<br />
iren vogten vnd fürsprechen, von der erbschaft wegen so sü baid an-<br />
gevallen war, von dem egenanten d<br />
/ cünen volrer seligen, darvmb<br />
wärint sü Lieplich vnd tugentlich nach iren fründen vnd ander erber<br />
Lüt Rät früntlich vber ain komen als / hie nach geschriben stät, dez<br />
ersten, dz* der egenanten'' margarethen vaistlinunn*, vnd ir er<br />
ben, werden sol vnd dz* ze rechtem aigenn' nu hinnanhin / hän sol<br />
alles daz gut, ez sig Ligentz oder varentz aigen oder lehen pfantschaft
- 199- -<br />
oder ander gut benemptz vnd vnbenemptz besüchtz vnd vnbesüchtz<br />
dz^ der egenant cün volrer selig gelassen bat, kurwalhen halb hie<br />
dishalb dem bodensew, vnd sunderlich, waz er in kurwalhen 5<br />
/ het<br />
gehept, dz* solt alles der egenanten'' margarethen' vaistlinunn*<br />
vnd ir erben, volgen vnd dz* ze rechtem aigenn hän än all widerred<br />
vnd än all / geverd, vsgenomen, die vier vnd fünfftzig pfunnt* pfen-<br />
ning. die in der, edel min Gnädiger herr Grauff Hainrich werden-<br />
berg von Sangäns 6<br />
schuldig war, vnd die zwai vnd viertzig pfunnt'<br />
pfenning so in hensli von vnderwegen schuldig, wär, nach ir brief<br />
sag, die söltind der egenanten J<br />
f nesunn* volrerinunn" vnd ir erben<br />
gentzlich än alles minnren werden, än all widerred vnd än all geverd,<br />
vnd" wz ir oder ir erben an der egenanten'' mins herren / Gräff 4<br />
hain-<br />
richs gelt schuld ab gieng, darvmb solt si die egenant'' margareth<br />
vaistlin vnd ir erben von lösen än ir schaden, ez sol öch die / ege<br />
nant 1<br />
' margareth vaistlin vnd ir erben, alle die gelt schuld geltunn''<br />
so der egenant'' cün volrer selig selig, in kurwalhen hie dishalb<br />
sews gelässen ; hät ze geltenn, än schaden der egenanten d<br />
nesunn"<br />
volrerinunn", vnd ir erben, wär aber dz* inen baiden, oder ir erben<br />
iena gelt an barschaft gezögt / wrd r<br />
so der egenant 1<br />
' cün volrer selig,<br />
ze behaltenn geben het wa dz* wär ze kurwalhen oder ze swaben,<br />
da von sol der egenanten'' margarethen, ,' vaistlinunn*, ain drit-<br />
tail werden, vnd der egenanten'' nesunn" 1<br />
volrerinunn" die zwen<br />
tail än all geverd, ez sol öch der egenanten'' nesunn" 1<br />
volrerinunn"<br />
vnd ir erben / werden vnd ze aigen hän, die vorgenanten'' Sechs vnd<br />
Nüntzig pfunnt*, pfenning als vor ist beschaiden, vnd alles dz* gut, ez<br />
sig ligentz / oder varentz aigen oder, lehen pfantschaft, oder ander güt,<br />
so der egenant d<br />
cün volrer selig enhalb dem bodensew, gelässen hät,<br />
benemptz / vnd vnbenemptz besüchtz vnd vnbesüchtz, vnd sol öch alle<br />
die geltschuld gelten so er enhalb dem bodensew, hinder im geläs<br />
sen / hät, än schaden der egenanten'' margarethen 7<br />
vaistlinunn*<br />
vnd ir erben, vsgenomen ob iena gelt an barschaft funden wrd* als vor<br />
ist beschaiden, vnd sol also ietwedrü frow, vnd iro erben, bi dem vor<br />
genanten irem tail vnd gutem beliben in aller wis äls öch vor ist be-
- 200 -<br />
schaiden, . än all sumunng' vnd ierrunng", vnd än all geverd, wan sü<br />
daz baid alles mit miner hand vnd mit den vorgenanten'' iren vögten,<br />
vor mir vnd vor, pffem verbannem gericht, mit recht vnd mit<br />
vrtail volfurt vnd getän hänt, mit vfgebenn vnd mit entzihnüst vnd<br />
mit allen" Sachen Worten vnd werchen, als ez alles wol kraft hät,<br />
vnd vest vnd stät beliben mag nu vnd hie nach dez ze vrkünd ainer<br />
wärhait von iro ; baider bett wegen vnd öch von dez gerichtz wegen<br />
vnd sonderlich dz* die egenanten'' hainrich hofschriber vnd<br />
haintz bächli den egenanten / frowen mit miner hand vnd mit dem<br />
rechten ze rechten vogten geben wrdent 1<br />
", henk ich obgeschribner stat-<br />
amman, min aigen Jnsigel ' an disen brief vnschädlich mir vnd<br />
minen erben, wir die vorgenanten" 1<br />
hainrich hofschriber vnd<br />
haintz bächli vergehent öch dz* disü sach als vor ist beschaiden<br />
mit vnsern güten willen, vnd gunst volfurt ist, als ez wol kraft hät vnd<br />
hän mag, wan wir dez tags der obgenanten d<br />
frowen recht vogt wa<br />
ren t, als öch vor geschriben stätt*, dez ze vrkünd henkent wir baid<br />
vnsrü aigenen r<br />
Jnsigel an disen brief vnschädlich vns vnd vnsern<br />
erben Geben ze Veitkirch an dem nächsten fritag vor vnser frowen<br />
tag ze der lichtmiss" Jn dem iar do man zalt von Cristus gebürt drü-<br />
zehenhundert vnd achtzig iar dar nach in dem. Vierden Jar<br />
Übersetzung.<br />
Ich Johanne« Stöckli, Stadtammann zu Feldkirch, 1<br />
verkünde<br />
öffentlich mit diesem Briefe, dass ich am Freitag vor der Licht<br />
messe auf Bestimmung und mit Autorität meines edeln und hoch<br />
geborenen, gnädigen Herrn Grafen Rudolf von Montfort-Feldkirch 2<br />
zu Feldkirch in der Stadt zu Gericht sass. Vor mir und der öffent<br />
lichen Gericht6gewalt erschienen samt Anwälten die wohlbeschei<br />
denen Frauen Margareth Vaistlin, Wittfrau des Kuno Volrer 3<br />
selig,<br />
mit ihrem Vogte Heinrich Hofschreiber zu Feldkiroh, und Agnes,<br />
eheliche Tochter des genannten Kuno Volrer und Ehefrau des<br />
Vogtes Bärteli von Schwarzenbach, 4<br />
mit ihrem Vogte Heinz Bächli,
— 201 -<br />
Bürger zu Feldkirch, da ihr Ehemann zur Zeit ausser Landes weilte.<br />
Sie eröffneten mit ihren Vögten und Anwälten vor mir und der<br />
öffentlichen Gerichtsgewalt in Sachen der Erbschaft, die sie Beide<br />
vom obgenannten Kuno Volrer selig angetreten hatten, dass sie<br />
mit dem Rate ihrer Verwandten und anderer ehrbarer Leute fol<br />
gende gütliche und freundschaftliche Uebereinkunft getroffen hät<br />
ten: Margareth Vaistli und ihre Erben sollen fürderhin zu rechtem<br />
Eigentum alles Gut erhalten, es 6ei liegendes oder fahrendes, eigenes<br />
oder lehensmässiges, pfandschaftliches oder anderes, benanntes oder<br />
unibenanntes, 'besuchtes oder unbesuchtes, das der eben genannte<br />
Kuno Volrer selig diesseits des Bodensees in Churwalchen 5,<br />
hinter<br />
lassen hat. Insbesondere, was er in Churwalchen hatte, soll alles zu<br />
rechtem Eigentum der eben genannten Margaretha Vaistli und<br />
ihren Erben folgen, und zwar ohne alle Widerrede und ohne jede<br />
Gefährdung. Ausgenommen sind 54 Pfund Pfennige, die ihnen<br />
mein gnädiger Herr der edle Graf Heinrich von Werdenberg-Sar<br />
ganz (zu Vaduz) 6<br />
schuldig war, und 42 Pfund Pfennige, die ihnen<br />
Hensli von Unterwegen nach Aussage ihres Briefes schuldete. Die<br />
ser Betrag soll gänzlich, ohne jede Verminderung, ohne alle Wider<br />
rede und ohne jede Gefährdung der obgenannten Agnes Volrer<br />
und ihren Erben zufallen. Was ihr oder ihren Erben von der Geld<br />
schuld meines Herrn des Grafen Heinrich abginge, sollen ihr die<br />
oben genannte Margareth Vaistli und deren Erben ohne allen ihren<br />
Schaden auslösen. Die ehegenannte Margareth Vaistli und ihre<br />
Erben sollen auch die Geldschuld zahlen,' die der ehegenannte<br />
Kuno Volrer selig diesseits des iBodensees in Ghurwalchen zu zahlen<br />
unterlassen hat, und zwar ohne Schaden der ehegenannten Agnes<br />
Volrer und ihrer Erben. Wenn Beiden ferner jenes Geld, da« Kuno<br />
Volrer selig zum (vorläufigen) Behalte« in Churwalchen oder Schwa<br />
ben ausgegeben bat, bar zurückbezahlt würde, so sollen davon Mar<br />
gareth Vaistli einen Drittel, Agnes Volrer aber zwei Drittel erhalten,<br />
und zwar ohne jede Gefährdung. Agnes Volrer und ihre Erben
— 202 —<br />
sollen auch, wie oben geschrieben steht, die obgenannten 96 Pfund<br />
Pfennige erhalten, sodann alles Gut, es sei liegendes oder Fahrhabe,<br />
Eigen oder Lehen, Pfandschaft oder anderes Gut, das der obge-<br />
nannte Kuno Volrer selig jenseits des Bodensees hinterlassen hat,<br />
gleichgültig ob es benannt sei oder nicht, besucht oder nicht. Sie<br />
soll auch die Geldschuld zahlen, die er jenseits des Bodensees<br />
hinterlassen hat, ohne Schaden der ehegenannten Margareth Vaistli<br />
und ihrer Erben und zwar ausschliesslich jenes Bargeldes, von<br />
dem hievor Bescheid gegeben wurde. Beiden Frauen und ihren Erben<br />
sollen ihre Anteile und Güter so verbleiben, wie hie.vor bestimmt<br />
ist, ohne jede Versäumnis oder Beirrung und ohne jede Gefährdung,<br />
da sie allbeide alldas mit meiner Hand und mit ihren Vögten vor<br />
mir und vor der öffentlichen Gerichtsgewalt zu Recht und nach<br />
gültigem Urteil samt Uebergabe und Verzicht und mit allen Dingen,<br />
Worten und Werken so vollführt und getan haben, dass alles Rechts<br />
kraft erlangt und damit jetzt und fürderhin fest und stät bleiben<br />
soll. Zur Beurkundung der Wahrheit, wegen der Bitte Beider, auf<br />
Veranlassung des Gerichtes und besonders um zu bezeugen, dass<br />
Heinrich Hofschreiber und Heinz Bächli den Frauen mit meiner<br />
Hand und nach dem Rechte als rechtmässige Vögte beigegeben<br />
wurden, hänge ich oberwähnter Stadtammann mein eigenes Siegel<br />
an diesen Brief, doch mir und meinen Erben ohne eventuellen<br />
Schaden. Wir Heinrich Hofschreiber und Heinz Bächli verkünden<br />
auch, dass diese Sache, wie oben Bescheid gegeben wurde, mit<br />
unserer Einwilligung und mit unserer Gunst so vollführt worden ist,<br />
dass es Kraft habe und erlangen möge, da wir an jenem Tage der<br />
obgenannten Frauen rechte Vögte waren, wie hievor geschrieben<br />
steht. Zur Beurkundung hängen wir Beide unsere Siegel an diesen<br />
Brief, doch uns und unseren Erben ohne Schaden. Gegeben zu<br />
Feldkiroh am Freitag vor der Lichtmesse 1384.<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen (ehem. Alt St. Johann) R. R. 1.<br />
A. 8. Pergament 35 X 27 cm. Fleckig. Initiale. Gotische Kursive in brauner<br />
Tinte. Vorlinierung und Vorberänderung nicht ersichtlich. Die drei Siegel sind
— 203 —<br />
an Pergamentstreifen eingehängt. 1. + S\ IOHIS. DCI. STOEKLI. MISTRI<br />
(In STOEKLI ist das E über 0). Rund 2,4 cm. Im leeren Siegelfelde Spitzschild<br />
mit Steinbockshorn. 2. + (SIG) HEIN(RIC)I DE PRECONIB'. Rund 2,9 cm.<br />
In Dreipass Spitzschild mit Eichel an Stil mit 2 Blättern über Dreiberg.<br />
3. + S' (HEIN)RICI * DCI * BECHLI *. Rund 2,8 cm. Im Siegelfeld Spitzschild<br />
mit Querbalken. — Rückseits neuzeitlich: A. 1384: und arca: / R R 1. A.<br />
8. / Cl. / 4 eist. 9.<br />
Abschrift: Urbar des Klosters St. Johann im Thurtal, Urkundenkopie<br />
im Regierungs-Archiv zu Vaduz sub: Teilbrieff angefallener Erbschaft<br />
anno 1384.<br />
Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899) Nr.<br />
1897 aus dem Original.<br />
Auszug: Büchel, Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtentsein 1918, S. 42 f.. Nr. 11 aus dem Regierungs-Archiv Vaduz.<br />
Zur Sache: Hier zu berücksichtigen, da die Vaistli, die in den Urkunden<br />
des ehemaligen Stiftsarchivs Alt St. Johann vorkommen, zu Vaduz sitzen.<br />
Dahin weisen auch eindeutig die in der Urkunde erwähnten Graf Heinrich V.<br />
von W
w = wurdent.<br />
x stat W.<br />
— 204 -<br />
y aigen W; doch ist über en ein Kürzungsstrich:<br />
1 Zu Johann Stöckli, Stadtammann zu Feldkirch vgl. Ulmer, Burgen und<br />
Edelsitze Vorarlbergs (1925) S. 132, 490.<br />
2 Rudolf V. gen. 1357 — f 1390, Sohn Rudolfs IV.; vgl. Geneal. Handbuch<br />
zur Schweiz. Geschichte, I; S. 146.<br />
3 Die Fohler waren reiche und angesehene Bürger von Augsburg.<br />
4 Schwarzenbach nach Wartmann in der Gemeinde Jonschwil, nach Büchel<br />
aber ein werdenbergisches Besitztum nördlich Lindau.<br />
5 hier ist vorab an Gut im Liechtensteinischen zu denken; vgl.. Vorbemerkung.<br />
6. Heinrich V., gen. (1355) 1360 — f 1397, zu Vaduz, Bruder des Bischofs<br />
Hartmann.<br />
62. Auszug. 1384 Mai.<br />
Aebtissin Verera Vaistli 1<br />
ihres Klosters.<br />
von Cazis erstellt ein Verzeichnis von Gütern<br />
Anno domini Millesimo tricentesimo octuagesimo quarto defi sel<br />
ben / Jars in dem mayen ward diß buch geschriben von uns frow /<br />
frenen vaistlinun ze denen ziten abtissin was des gotzhus ze<br />
katz / in den zitten viel gütter dem gotzhus verschinen und vergan<br />
gen / von tods wegen und von kriegs wegen aber die gütter die wir /<br />
künden und mochten erfaren und wissen die haben wir hie ver /<br />
schriben was man aber me erfaren mag etc.<br />
Ab s ch r i f t des obigen Bucheintrages im Staatsarchiv Chur, Wolf gang<br />
von Juvalt (f 1873), Urkundensammlung zur Geschichte des Tumleschg, Codex<br />
III C, Ergänzungsband, Nr. 183. Der obigen Anzeige folgen einige Auszüge,<br />
dann der Vermerk: Vaistlin von T r i e s e n nach Kaiser pg. 157, identisch mit<br />
S. Finer nach Bucelin pg. 468. Weshalb Juvalt auf Triesen tippt ist noch eine<br />
offene Frage, denn Vaistli kommen auch anderorts vor.<br />
1 erw. 1384, 1386, 1396.
— 205<br />
63. FeldkircJi, 1385 Januar 13.<br />
Johann Vaistli zu Vaduz teilt mit seinem Schwager Walther Han von<br />
Feldkirch und dessen Gattin Margret Vaistli das väterliche und mütterliche<br />
Erbe.<br />
Jch Jöhans Vaissli von Vadutzz. . kund vnd vergich offenlich<br />
an disem brief, Dz ich mit guter vorbetrahtung, ains slehten tayls vber<br />
ain komen ; bin, Vnd lieplich vnd früntlich getaylt hän, mit minem<br />
swager Walther hanen" burgern ze Veltkilch. Vnd mit Margre<br />
then Vaistlinen siner Elichen hüfi frowen miner swoster, allü du<br />
gut, vnd guter, so vns egenante 11<br />
geswistergit baidü Johansen vnd<br />
Margrethen, an geuallen vnd an komen sind, Von vnserm , vätter-<br />
lichen, vnd Müterlichen erbe . . sider si abgangen, vnd tod sind . .<br />
Es syen wingarten, akker, oder wisan, Vnd wz es ist, benemptz vnd<br />
vnbenemptz . . Vsgenomen • die zehenden, Vnd die Pfantschaft die<br />
wir habint, Vnd vnsern torggel ze Vadutzz . . Darzü so hän ich zu<br />
mir genomen, Vnd zu minen handen gezogen, vnd gehaymot miner<br />
swoster tayle, Vnd wz der geuallen wz, Nesen Vaistlinen, Rudolfs<br />
von blümental genant Vetten Elichen Husfröwen, die ich öch<br />
darvmb gantzlich vsrihten, vnd vnclagber machen sol. än des obge-<br />
nanten'' Walther hanen'', Vnd Margrethen siner Elichen hus<br />
fröwen miner swoster schaden . . Wär aber, dz si von des selben tayls<br />
wegen, miner obgenanten c<br />
swoster Nesen, den ich Jngenomen hän.<br />
als vor ist beschaiden Jemer angesprochen, oder vfgetri ben wrdint,<br />
Vnd dz si darvmb Red. vnd schad angiengi; vber kurtz. ald vber lang<br />
wenn dz wärj, da sond Jch vnd min erben, Si ,vnd iro er/ben allenart<br />
verstän, vnd versprechen, Vnd si von allem dem selben schaden, denn<br />
je gantzlich ziehen, wisen lösen vnd vnclagber machen, än iren scha<br />
den, als ich Jnen darvmb für mich, vnd all min erben, mit miner<br />
güten trüwe vngeuarlich verhaissen, vnd gelopt hän . . Des alles ze<br />
wärem / Vrkünde, Henk ich obgenanter Johans Vaissli, für mich vnd<br />
min erben, min aigen Jnsigel. an disen brief . . Der ze Veltkilch<br />
geben ward . . / Do man zalt von Cristes gebürt, Drüzehenhündert<br />
vnd Ahtzig Jär, Darnach in dem fünften Jär, an sant Hylarien tag.
— 206 —<br />
Ubersetzung.<br />
Ich Johann Vaistli von Vaduz verkünde öffentlich mit die<br />
sem Briefe, dass ich nach reiflicher Ueberlegung schlechthin eine<br />
Uebereinkunfl getroffen habe. Ich habe mit meinem Schwager<br />
Walter Hahn, Bürger zu Feldkirch, und mit seiner Frau Margaritha<br />
Vaistli, meiner Schwester, alle Güter in Liebe und Freundschaft<br />
geteilt, die wir beiden Geschwister Johann und Margaritha aus drm<br />
Erbe unseres Vaters und unserer Mutter, die seither dahingeschie<br />
den sind, ererbt haben. Es sind dabei inbegriffen Weingärten,<br />
Aecker und Wiesen und alles was genannt oder auch nicht genannt<br />
ist. Ausgenommen sind die Zehnten und die Pfandschaft, die wir<br />
haben, sowie unser Torkel zu Vaduz. Ferner habe ich zu meinen<br />
Händen und anheim genommen meiner Schwester Agnes Vaistli,<br />
Rudolfs von Blumental des Vetten Hausfrau Anteile, die ich deshalb<br />
gänzich ausrichten und unklagbar machen soll ohne Schaden des ob<br />
genannten Walter Hahn und seiner ehelichen Hausfrau Margret,<br />
die meine Schwester ist. Wenn sie aber wegen des Anteils meiner<br />
obgenannten Schwester Agnes, den ich, wie oben geschrieben steht<br />
in Empfang genommen habe, angehen oder betreiben würden<br />
und sie deshalb über kurz oder lang, wann das auch immer wäre,<br />
Umtriebe und Schaden hätten, dann müssen ich und meine Erben<br />
sie und ihre Erben allerorts verständigen und sich mit ihnen be<br />
sprechen und sie auch von allem Schaden gänzlich befreien und<br />
lösen sowie sie unklagbar machen und zwar ohne dass sie dabei<br />
Kosten hätten oder sonst Schaden erleiden müssten, wie ich es<br />
ihnen ja in meinem und meiner Erben Namen in guter Treue und<br />
ohne Hinterhalt für sie verheissen und gelobt habe. Zur wahrhaften<br />
Beurkundung von alldem hänge ich obgenannter Johann Vaistli<br />
für mich und meine Erben mein eigenes Siegel an diesen Brief, der<br />
zu Feldkirch am St. Hilarientag gegeben ward, da man 1385 Jahre<br />
seit Christi Geburt zählte.
— 207 —<br />
Original im Stiflsarchiv St. Gallen (ehemals Alt St. Johann) R. R. 1.<br />
B. 6, heute Kiste O.O.O(mega). Rauhes Pergament zu 29,5 X 11£ cm. Initiale<br />
Gotische Kursive. Wenig Rand. Vorlinierung nicht ersichtlich. Das Siegel ist<br />
an einem Pergamentstreifen eingehängt. >}< S IOHANS DCI FAISTLI. Im Siegelfeld<br />
sechs flammende Kugeln, resp. flammender Sechsberg. Vgl. Ulmer, Burgen<br />
und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, S. 537 und die weiteren Angaben<br />
oben in Bd. I I 1, S. 460. Siegelform rund zu 2,5 cm. •— Rückseits der Urkunde<br />
(gleichzeitig): Ze Heutigen, (17. Jht.): Khouff brieff von Hans Vaistlin / vmb<br />
etlich aigen Stuckh gueter / gegen seiner Schwöster, außer / 4 er<br />
zehenden zue<br />
Vaduz vnd Schaan / A. 1385. Signaturen: R. R. 1. / B. 6. / Cl. 4. eist. 9.<br />
Abschrift im Regierungsarchiv Vaduz aus Urbar des Klosters St. Johann<br />
im Thurtal Nr. 12, Uberkomnus etlicher guter, äckher und wisen ußgenonien<br />
die Zehenden und Pfandschaft etc. zuo Vadutz anno 1385.<br />
Druck : Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899) n. 1907.<br />
Auszug: Büchel, Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtenstein 18 (1918) S. 43 aus der Abschrift Vaduz.<br />
Regest: Kaiser-Büchel, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein<br />
(1923) S. 261.<br />
a han mit Kürzungsstrich.<br />
b Egen mit 2 Parallelstrichen über en.<br />
c obgen mit 2 parallelen Strichen über en.<br />
d Walther hanen auf Rasur.<br />
64. 1385 September 19.<br />
Märk von Schellenberg, den man nempt von Wasserburg 1<br />
seine Verp/ändung zu Hegi' und Wasserburg an Ulrich von Ebersberg 3<br />
erklärt,<br />
unbeschadet der Rechte der Abtei St. Gallen an der Kirche zu Wasserburg<br />
geschehen, da keiner seiner Vorfahren noch er je ein Recht an dieser Kirche<br />
besessen hätte.<br />
Original (A) im Stiftsarchiv St. Gallen F. F. F. 1. A. 2. Pergament<br />
33,8 X 13,8 cm. Gotische Kursive. Vorlinierung nicht ersichtlich. Blind vor-<br />
beränderl. Unten in der Mitte an Plica und Pergamentstreifen das Siegel.<br />
(HP S.) MARQVARDI DE SCHELLENBERG. Im leicht gemusterten Siegelfeld<br />
3 mal geteilter Spitzschild. Siegel rund 3,3 cm. — Rückseits ungefähr gleich<br />
zeitig: Schellenberg, alles Uebrige nach 1500 geschrieben.<br />
sei
— 208 —<br />
Abschrift (B 1<br />
) im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 2' — 3.<br />
Inseriert<br />
Feb. 13.<br />
in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu 1364<br />
Weitere Abschrift (B 2<br />
)' im Reichsarchiv München, Copialbuch der Herrschaft<br />
Wasserburg.<br />
Druck: Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. Uli A, S. 34<br />
nach B' (C). — Büchel, Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtenstein 4 (1904) S. 186, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />
Nr. 559 nach B*.<br />
Regesten: Büchel, ebd. 1 (1901) S. 232, Reg. Nr. 213 nach C. —<br />
Stärkte, Vrkundenbuch der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 719, Nr. 6498,<br />
11 nach B'.<br />
Erwähnt bei Wartmann, ebd. IV (1899) Nr. 1803 Anm. nach Original.<br />
1 am Bodensee, im bayr. Bez.-A. Lindau.<br />
2 bayr. Bez.-A. Lindau.<br />
3 im Ober-Amt Tettnang, Württemberg.<br />
65. 1385 September 21.<br />
Ulrich von Ebersberg erklärt, dass ihm das Pfand zu Hegi und Wasser-<br />
bürg von marken von Schellenberg, den man von Wasserburg nempt"<br />
mit des Abtes Kuno von St. Gallen Hand versetzt worden sei, wie der selb<br />
Märk von schellenberg vnd sin vordem dz selb pfand von dem gotz<br />
hus ze sant gallen her bracht hand.<br />
Original (A) im Stiftsarchiv St. Gallen F. F. F. 1. A. 3. Pergament<br />
25,5 X 9,5 cm. Gotische Kursive. Unten an Plica und Pergamentstreifen das<br />
Siegel. >}< S\ VLRICI. DE. EBERSPERG. In leicht gemustertem Siegelfeld<br />
Spitzschild. Wappen ganz verwischt. Siegelform rund 2,9 cm. — Alle Rückvermerke<br />
nach 1500.<br />
Abschrift (B') im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 3. Inseriert<br />
in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu 1364 Feb. 13.<br />
Druck: (C) Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. Uli A,<br />
S. 34 nach B>.<br />
Regesten: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1889)<br />
Nr. 1803 Anm., nach A. — Büchel, Jahrbuch Liechtenstein 1 (1901) S. 232 f.,<br />
Reg. Schellenberg Nr. 214 nach Wartmann. — Stärkte, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei<br />
St. Gallen VI (1950) S. 719, Nr. 6498, 12 nach B'.<br />
a nempt über der Zeile eingeflickt.
— 209 —<br />
66. Ravensburg, 1386 August 21.<br />
Der Stadtammann von Ravensburg beurkundet, dass 23 Bauern aus<br />
Wasserburg gegen Diepolt von Eichelberg klagten, weil er sie für eine Schuld<br />
des Rudolf von Ebersberg gepfändet habe, ohne dass sie wüssten warum,<br />
und indem sie einen älteren Brief (vom 13. Feb. 1363) zu verhören bitten,<br />
aus dem sich ergebe, dass sie nie Eigenleute des märcken von Schellemberga<br />
waren und nun also auch keine solchen des Rudolf von Ebersberg seien. Das<br />
Gericht spricht sie ledig<br />
Abschrift (B) im Sliftsarchiv St. Gallen iV. 3. Q. 17, fol. 41' — 42.<br />
Inseriert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu<br />
1364 Feb. 13.<br />
Druck: (C) Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1769) Bd. A. Llll A,<br />
S. 90 f. nach B.<br />
Auszug: Stärkte, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 719<br />
— 720, Nr. 6498, 13 nach B.<br />
Regest: Büchel, Jahrbuch Liechtenstein 1 (1901) S. 233, Reg. Schellenberg<br />
Nr. 215 nach C; vgl. Jahrbuch 1907, S. 96.<br />
67. Feldkirch, 1386 November 7.<br />
Frau Catharina von Werdenberg-Heiligenberg, Gemahlin des Grafen<br />
Heinrich von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, verzichtet auf alle ihre An<br />
sprüche am Nachlass des Grafen Diethelm von Toggenburg, ihres Gemahls<br />
erster Ehe, bis auf ein Kapital vpn 6000 Gulden.<br />
Jch Graf Rudolff 4<br />
von Montfort herr ze Veitkirch 1<br />
Tun<br />
kund vnd vergich des offenlich mit disem brief Allen den die jn<br />
ansehent lesent oder hörent lesen. Das ich ze Veitkirch jn der Statf.<br />
an des Riehes offener'* Strasse" / des tages als diser gegenwärtiger brief<br />
geben ist. offenlich ze gericht saß. Do kam für mich vnd für offenn^<br />
verbannen gericht. mit fürsprechen, Min liebü Müm fro katherin<br />
von Werdenberg vom hayligenberg* 2<br />
/ ze disen ziten. Graf<br />
1 4
Hainrichs 3<br />
- 210 —<br />
von werdenberg von Sangans elichü frow*, mit dem<br />
selben Graf" Hainrichen 3<br />
jrem elichen manne, vnd Rechten vogt.<br />
vnd offnot da vor mir vnd offem gericht. mit dem selben jrem vogt.<br />
vnd fürsprechen. vnd sprach. Sy wär lieplich vnd früntlich jn ain vnd<br />
vberain komen. mit jrem lieben sun. Graf" fridrichen 4<br />
von Thog-<br />
genburg'. Graf" Diethelms säligen sun von Thoggenburg'. vnd<br />
och mit sinen geschwüstergiden° .och jren Rechten vnd lieben kinden,<br />
Also das si sich gen jnen allen, entzihen vnd verzihen. vnd jnen och<br />
vnd allen jren erben, für sich vnd alle jr erben, aygenlich* vnd Ewek-<br />
lich ergeben vnd vffgeben wölti. Alles das ligent vnd varent gut. so<br />
der egedächt'Gräf° Dietheim sälig von Thoggenburg 1<br />
. nach sinem<br />
tode vnd abgang hinder jm gelässen' hett, es wärint lüt oder ändrü<br />
guter, was das wär ald wie das alles gehaissen oder genant wär, aygen*<br />
oder leben, benempt ald vnbenempt wissent ald vnwissent gesucht ald<br />
vngesücht. \vä' ald an welchen Stetten, oder jn welchen gerichten Twin-<br />
gen oder Bännen. das gelegen wär, vnd sunderlich von jr hainstür<br />
vnd Morgengäb' wegen, vnd mit namen. der Aygenschafft* vorderung<br />
vnd ansprach', vnd och alles des Rechtes so sy* gehebt hett. an der<br />
vesti genant* Rüdberg 0<br />
. vnd an allen den lüten vnd gütern. so dar-<br />
zu vnd darin gehortint' von Recht ald von gewönhait', Vnd wolti sich<br />
och des also gar vnd gantzlichen'" entzihen vnd verzihen. vnd jnen<br />
vnd jren erben ze vrtät vff. geben, vntz" an die Sechs Thusent" gul-<br />
din. die sv* jr da für Richten vnd geben soltint. nach des vsspruch<br />
briefs. vnd des hoptbriefs. lut vnd sag. die ba\'d darvber besigelt ge<br />
ben vnd gemachet wärint. vnd och vntz" an den zins die fünff hun<br />
dert' guldin. die jr järglich von den selben Sechs thusent" guldin ge-<br />
vallen. solUn'. Vnd do dis alles also vor gericht geoffnot vnd für ge-<br />
leit' ward, do batt' jr dü vorgedächt' fro . .* katherin von werden-<br />
berg. jren fürsprechen. an ainer vrtail ze ervarent; wie sy* dis vorge-<br />
schriben entzihen vnd vffgeben'. gen den egenanten jren kinden tün<br />
vnd voilefüren solti, als Recht wär. vnd das es . / krafft c<br />
vnd macht<br />
hett. vnd da mit och dü selben jrü liebü kind. vnd der erben, nv vnd<br />
hie nach versorget wärint, Do fragt' ich" vorgenanter Gräf Rüdolff
- 211 -<br />
von Montfort herr ze veltkirch. vnd Richter / jn dirre gegenwär<br />
tigen sach. vrtail vmb was Recht war, Do ward ertailt mit Rechter ge-<br />
samnoter vrtail vnzerworffenlich. das sy* der vorgenant Gräf" Hain<br />
rich jr elicher man vnd Rechter vogt vmb die sach. vss des gerichtes<br />
Ring ze dryn* malen' füren solti. vnd sy* ze jeglichem mal", besunder<br />
vnd haimlichen fragen' solti. ob sy dis hie vorgeschriben sach das<br />
entzihen vnd v£f geben, willeklich ,' gern, vnd vnbetwüngenlich tün<br />
wolt vnd tat. vnd wolti sy* es gern tun. das sy* sich danne da offen-<br />
lichen vor gericht, des vorgeschriben gutes, alles gar vnd gantzlichen.<br />
jn der wyse vnd mit den , bedingden. als vor ist beschaiden. entzig<br />
vnd verzig, vnd och das alles, jn der selben wyse. mit jr vnd des vor<br />
genanten jr elichen mannes vnd Rechten vogtz handen. vff gäb" jn min<br />
hand . .* / vnd dz 1<br />
" es danne darnach der vorgenant Gräf" fridrich<br />
von Thoggenburg' jr sun. an statt vnd in namen sin selbes, vnd och<br />
siner geschwüstergit. von Thoggenburg' ze gelicher wyse mit. , aller<br />
zügehörde von miner hand enpfähen' solti', Vnd wenn das alles be-<br />
schäch vnd offenlich vor gericht voilefürt würde, das es danne vmb<br />
die sach wol durch Recht krafft vnd maht / hett vnd haben solt nv vnd<br />
och hienach. Vnd do das also vor gericht ertailt ward, Do fürt sy der<br />
egenant Gräf Hainrich von werdenberg jr elicher man. vnd Rechter<br />
vogt dristunt von dem / gericht. vnd fragt sy ze jeglichem mäl haim<br />
lichen. ob sy das entzihen vnd vffgeben willeklich gern vnd vnbe<br />
twüngenlich tün wolt vnd tat, vnd gieng ze jeglichem male mit jr wider<br />
jn für dz ; gericht vnd seit vnd offnot da, das sy jm ze drin malen ge-<br />
sait vnd veriehen hett, Sy wolti es willeklich gern, vnd vnbetwüngen<br />
lich tün vnd voilefüren, Vnd do dis alles also vor gericht beschach<br />
als Recht vnd vrtail geben hatt, do entzech vnd verzech sich dü vorbe-<br />
nempt fro katherin Gräfin von werdenberg. für sich vnd alle jr<br />
erben, gen dem vorgenanten Gräf fridrichen von Thoggen-/ bürg<br />
- vnd gen sinen geschwüstergiden. vnd och gen allen jren erben, alles<br />
des ligenden vnd varenden gütes so der vorgenant Gräf Di et heim<br />
sälig von Thoggenburg hinder jm gelässen hett, was das ist ald wie<br />
das alles gehaissen oder genant ist. als vor ist beschayden. vnd entzech
— 212 -<br />
sich darzü aller der vorderung ansprach vnd Rechtung. so sy ald jr<br />
erben, an dem selben gut / nv hinnenthin jemer mer gewinnen ald geha<br />
ben mochtint, es war von jr Morgengäb. von jr hainstür. ald von der<br />
aygenschafft wegen, der vesti genant Rüdberg, ald sust von dehainer<br />
lay / ander ansprach vnd sach wegen, Vnd gab och do. das alles vff in<br />
min hand, mit jr vnd des vorgedächten. Gräf Hainrichs von werden<br />
berg jr elichen mannes vnd Rechten vogtz handen. Vnd / enpfieng<br />
och do das alles der vorgenant Gräf fridrich von Thoggenburg. jm<br />
vnd sinen geschwüstergiden. vnd allen jren erben, von miner hand<br />
offenlichen vor gericht. mit allen . den bedingden stukken vnd Arti<br />
keln, vnd och in aller wyse vnd mässe. als Recht vnd vrtail geben<br />
hatt. vnd als vor ist beschaiden, Doch allweg mit namen vnd mit<br />
Rechtem geding , vssgenomen. Die obgedächten Sechs Thusent guldin.<br />
vnd och der zins die fünff hundert guldin, Also das die obgedächt fro<br />
katherin. vnd Gräf hainrich von werdenberg jr elicher. man<br />
vnd Rechter vogt. vnd jr erben, da by beliben sont. vnd<br />
das jnen och ällü gewissthafft bedingd vnd Rechten darvmb behalten<br />
sin. sont, nach vrkünde lut vnd sag des obge-, dächten jr hoptbrie-<br />
fes, den sy darvmb besigolten jnne hät, Vnd des alles ze wärem vnd<br />
offem vrkünde. vnd ainer bestäten vesten sicherhait aller diser hie<br />
vorgeschribner ding vnd geding. So hab ich. vorgenanter Gräf Rü-<br />
dolff von Montfort Richter in dirre sach min argen jnsigel offenlich<br />
gehenkt an disen brief. von des gerichtes wegen, wän och mir dz er<br />
tailt ist Darnach veriehent wir vorgenanten Gräf hainrich von wer-<br />
"ienberg von Sangans - vnd fro katheriD. von werdenberg sin<br />
eliobü fröw, Das wir alles das so hie vor von vns an disem brief , ge<br />
schriben stät. vnd beschayden ist. vnd och Recht vnd vrtail geben hät,<br />
mit gutem willen vnbetwungenlich getän vnd voilefürt habent, Also<br />
das es alles durch Recht krafft vnd macht, vnd stät vnd vest. vnd och<br />
vnuerfärwt beliben sol. nv vnd hienach. Vnd dz wir vnd vnser erben<br />
och nv vnd hie nach, da by beliben. vnd da wider niemer komen noch<br />
getün sollint / noch schaffen getän. jn dekain wyse än all gevärde. Vnd<br />
des och ze ainem offenn vrkünde der gantzen wärhait. vnd ainer meren
- 213 -<br />
bestäten vesten sicherhait, So habent wir och baidü vnsrü ; aygnü<br />
jnsigel. offenlich gehenket an disen brief, wän och das och vor gericht<br />
ertailt ward, Dis beschach. vnd ward och dirre brief ze Veitkirch in<br />
der Statt an offner des Richs Straß / gegeben, vnd ertailt. jn dem järe.<br />
do man zalt von Cristes gebürte. drüzehenhundert vnd Achtzig jär.<br />
darnach in dem Sechsten järe an der nächsten Mitchen- vor sant Mar<br />
tins tag.<br />
Übersetzung.<br />
Ich Graf Rudolf von Montfort, Herr zu Feldkirch, verkünde<br />
öffentlich mit diesem Briefe allen denen, die ihn ansehen, lesen<br />
oder lesen hören, dass ich zu Feldkirch in der Stadt an des Reiches<br />
offener Strasse am Tage, da der vorliegende Brief gegeben wurde,<br />
öffentlich zu Gerichte sass. Vor mir und vor dem aufgebotenen<br />
Gericht erschien samt Anwälten meine liebe Muhme Frau Catharina<br />
von Werdeniberg-Heiligenberg, Ehefrau des Grafen Heinrich von<br />
Werdenberg-Sargans, mit Graf Heinrich, ihrem Ehemann und recht<br />
mässigen Vogte. Sie eröffnete da mit ihrem Vogte und mit<br />
ihren Anwälten vor mir und dem öffentlichen Gerichte, dass sie mit<br />
ihrem lieben Sohne dem Grafen Friedrich von Toggenburg, Sohn<br />
des Grafen Diethelm selig von Toggenburg, und mit seinen Ge<br />
schwistern, die auch ihre rechten und lieben Kinder sind, in Liebe<br />
und Freundschaft eine Übereinkunft folgenden Inhaltes<br />
getroffen habe: Sie verzichte ihnen allen gegenüber auf alles lie<br />
gende und fahrende Gut, das Graf Diethelm selig von Toggenburg<br />
nach seinem Tod und Hinscheid hinterlassen habe. In ihrem und<br />
aller ihrer Erben Namen wolle sie ihnen und allen ihren Erben<br />
alles aufgeben und zu ewigem Eigentum übergeben: Leute und<br />
Güter, was es auch immer wäre, wie es auch immer heissen oder<br />
benannt würde, Eigentum und Lehen, Benanntes und Unbenanntes,<br />
Bekanntes und Unbekanntes, Gesuchtes und Ungesuchtes, wo, an<br />
welchen Stätten oder in welchen Distrikten es immer auch, gelegen<br />
wäre, besonders aber das, was zu ihrer Heimsteuer und Morgen-<br />
1 Ii *
— 214 —<br />
gäbe gehöre und ganz ausdrücklich Eigentum, Forderung, Anspruch<br />
sowie sämtliche Rechte, die sie an der Feste Rüdberg aus Recht<br />
und Gewohnheit gehabt hatte, samt allen Leuten und Gütern, die<br />
dazu gehören. Sie wolle sich auch gänzlich davon zurückziehen<br />
und alles ihnen und ihren Erben übergeben bis auf 6000 Gulden, die<br />
sie ihr dafür ausrichten und geben sollen laut Ausspruchs- und<br />
Hauptbrief, die beide darüber besiegelt ausgestellt wurden, und bis<br />
an den Zins von 500 Gulden, die ihr jährlich von den 6000 Gulden<br />
zufallen sollen. Als dies alles so vor Gericht eröffnet und dargelegt<br />
war, da bat Frau Catharina von Werdenberg durch ihren Anwalt<br />
vom Gericht durch Urteil zu erfahren, was sie tun und vollführen<br />
müsse, um alles hievorgeschriebene Gut ihren Kindern nach dem<br />
Rechte so zu übergeben, dass es Kraft und Macht habe und damit<br />
ihre lieben Kinder und Erben jetzt und fürderhin versorgt blieben.<br />
Da befahl ich der vorgenannte Graf Rudolf von Montfort, Herr<br />
zu Feldkirch und Richter in dieser Sache, ein Rechtsurteil zu fällen.<br />
Mit rechtem, gesamtem und ungeteiltem Urteile wurde befunden,<br />
dass sie der vorgenannte Graf Heinrich, ihr Ehemann und<br />
rechter Vogt in dieser Sache, drei Male aus des Gerichtes<br />
Ring führen solle. Jedes Mal soll er sie im Besonderen und<br />
insgeheim fragen, ob ihr Verzicht und ihre Aufgabe der hie<br />
vor geschriebenen Sachen willig, gern und ungezwungen sei ?<br />
Täte 6ie das wirklich, willig und gerne, so soll sie sich des vorge<br />
schriebenen Gutes öffentlich vor Gericht ganz und gar und nach<br />
Weise und Bedingungen des hievor stehenden Bescheides entziehen.<br />
In derselben Weise soll sie alldas mit ihrer und ihres ehelichen<br />
Mannes und rechten Vogtes Hand übergeben in meine Hand. Nach<br />
her soll es dann ihr Sohn, der vorgenannte Friedrich von Toggen<br />
burg in seinem und seiner Geschwister Namen in gleicher Weise<br />
samt aller Zubehörde aus meiner Hand empfangen. Wenn das alles<br />
so geschähe und öffentlich vor Gericht vollführt würde, dann soll<br />
die Sache rechtlich Kraft und Macht haben jetzt und.fürderhin. Als<br />
sich das Gericht in dieser Weise ausgesprochen hatte, da führte sie
— 215 —<br />
ihr Ehemann und rechter Vogt, Graf Heinrich von Werdenberg,<br />
drei Male aus dem Gerichte heraus und frug sie jedesmal insgeheim<br />
ob sie freiwillig, gern und ungezwungenerweise Verzicht leiste ?<br />
Jedesmal trat er dann mit ihr wieder in das Gericht ein und sagte<br />
und eröffnete dabei, dass sie ihm drei Male gesagt und verkündet<br />
habe, sie wolle es willig, gern und ungezwungen tun und vollführen.<br />
Da alldies gemäss Recht und Urteil vor dem Gerichte geschehen war,<br />
da entzog «ich die vorgenannte Frau Catharina, Gräfin von Werden<br />
berg, in ihrem und in aller ihrer Erben Namen gegenüber dem vor<br />
genannten Grafen Friedrich von Toggenburg, gegenüber seinen Ge<br />
schwistern und auch gegenüber allen ihren Erben, alles liegenden<br />
und fahrenden Gutes, das der vorgenannte Graf Diethelm selig von<br />
Toggenburg hinterlassen hatte, gleichgültig was es auch sei und wie<br />
auch immer alles heissen oder zubenannt würde. Sie entziehe sich<br />
dazu aller Forderung, aller Ansprüche und jeden Rechtes, das sie<br />
oder ihre Erben an diesem Gute fürderhin etwa noch gewinnen<br />
oder haben möchten, wäre es wegen ihrer Morgengabe, ihrer Heim<br />
steuer, des Eigentums der Feste Rüdberg oder auch sonst wegen<br />
irgend eines Anspruches oder einer Sache. Auch da gab sie alles<br />
auf in meine Hand mit ihrer und ihres Ehemannes und rechten<br />
Vogtes des Grafen Heinrichs von Werdenberg Hand. Alles das<br />
empfing dann Graf Friedrich von Toggenburg für sich und seine<br />
Geschwister und Erben aus meiner Hand öffentlich vor Gericht mit<br />
allen ausbedingten Stücken und Artikeln und in der Weise und in<br />
dem Ausmasse, wie es dem Rechte und dem Urteile entspricht und<br />
in dem Sinne, wie hievor Bescheid zu finden ist. Doch sind aus<br />
drücklich und zu rechten Bedingungen ausgenommen die obgedacb-<br />
ten 6000 Gulden und auch der Zins von 500 Gulden. Dabei sollen<br />
die obgedachte Frau Catharina, ihr Ehemann und rechter Vogt<br />
Graf Heinrich von Werdenberg und ihre Erben bleiben. Dass ihnen<br />
alle Gewissheit, alle Bedingungen und Rechte erhalten bleiben nach<br />
Kunde, Wortlaut und Aussage ihres obgdachten Hauptbriefes, den<br />
sie darüber besiegelt inne hat, und zur wahren und öffentlichen
— 216 -<br />
Beurkundung sowie zur steten und festen Sicherheit aller dieser<br />
hievor geschriebenen Dinge und Bedingungen, habe ich vorgenann<br />
ter Graf Rudolf von Montfort, Richter in dieser Sache, mein Siegel<br />
öffentlich von des Gerichtes wegen an diesen Brief gehängt. Dar<br />
nach verkünden auch wir, der vorgenannte Graf Heinrich von Wer-<br />
denberg-Sargans und seine Ehefrau Catharina von Werdenberg,<br />
dass wir alles, was hievor von uns in diesem Briefe steht, da ja das<br />
Recht-erwiesen und das Urteil gegeben ist, mit gutem Willen und<br />
ungezwungenerweise getan und vollführt haben. Dass alldas zu<br />
Recht Kraft und Macht habe, dass es stets fest und ungefährdet<br />
bleibe jetzt und fürderhin, dass wir und unsere Erben ebenfalls jetzt<br />
und fürderhin dabei bleiben, dass ohne alle Gefährde Niemand<br />
dagegen in irgend einer Weise vorgehe, handle oder schaffe, und<br />
auch zur öffentlichen Beurkundung der ganzen Wahrheit, sowie zur<br />
besseren Bestätigung, Festigkeit und Sicherheit, haben auch wir<br />
Beide unsere eigenen Siegel öffentlich an diesen Brief gehängt, was<br />
ebenfalls vor Gericht geschehen ist. Dies geschah und dieser Brief<br />
ward gegeben zu Feldkirch in der Stadt an der offenen Reichs-<br />
ftrasse im Jahre, da man von Christi Geburt 1386 Jahre zählte am<br />
nächsten Mittwoch vor dem St. Martinstag.<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen B. B. 1. A. 8. (Ehemals Alt St. Johann).<br />
Pergament 53 X 33 cm. Das Original kam 1468 ins Stiftsarchiv St. Gallen,<br />
als Abt Ulrich VIII. das Toggenburg kaufte. Gotische Kursive mit grosser verzierter<br />
Initiale. Die ausradierte Vorlinierung ist stellenweise schwach sichtbar.<br />
' •ben 3,5, seitlich je 4 cm Rand. Unten sind in 4,5 cm breiter Plica und an<br />
Pergamentstreifen die drei Siegel eingehängt. 1. >i< (S\) RVDOLFI. COMIT.<br />
D(K.) MOTEFORTI (der Kürzungsstrich über 0 in MOTE ist nicht sichtbar).<br />
Im gemusterten Siegelfeld Spitzschild mit Montforterfahne, darüber Helm samt<br />
Helmzier (luful). Siegelform rund 3,3 cm. Ueber dem Siegel steht vorn auf der<br />
Plica: Gr. R. 2. . . . HAINRICI Am Rande teils verwischt, teils<br />
abgebrocken. Im Siegelfelde Vierpass, darin Spitzschild mit Montforterfahne,<br />
über dem Schilde Helm samt Helmzier (Inful). Siegelform rund 3,4 cm. Ueber<br />
dem Siegel vorn auf der Plica: G. H. 3. (>r< S\) KATHERINE COMIT D<br />
SAG . . . (Ueber dem letzten A Kürzungsstrich). Im gemusterten Siegelfelde<br />
nebeneinander zwei Spitzschilde, heraldisch rechts mit Montforter-Fahne, links<br />
mit schrägrechtem Stufenbalken' der alten Grafen von Heiligenberg, beide Schilder<br />
ohne Helme. Siegelform rund 3,3 cm. Ueber dem Siegel vorn auf der Plica
— 217<br />
Fr." katherin. — Rückseits der Urkunde (14. Jht.): 47; (15. Jht.): lange trucke<br />
toggenburg / 47, (16. Jht.): Wie frow Kathrin von Werdenberg / denen von<br />
Toggenburg Jrn Erbtail / so jr von Her Diethelmen von toggen-/burg gefallen für<br />
heimstür, geben vnnd ver I . . . . hatt, 1386, (neuzeitlich): A. 8. Cl. 2. / Cist.<br />
19. / arca I. B B 1. (1 ist durchgestrichen).<br />
Druck: Stiftsarckiv St. Gallen, Ruhr. XIII, F. 3. C. O, K. III, Z. 2. —<br />
Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899) n. 1930 (bietet nur<br />
einen Auszug der ersten Urkundenhälfte).<br />
Regesten: Vanotti, Geschichte der Grafen von Moni fort und Werdenberg<br />
(1845), Reg. n. 123 und S. 468. — Krüger, Die Grafen von Werdenberg,<br />
in MVG. XXII (1887) n. 488 und S. 223, 314. — Vanotti und Krüger datieren<br />
irrtümlich zu 1387 Nov. 6.<br />
Literatur: Butler, Friedrich VII. der letzte Graf von Toggenburg,<br />
in MVG. XXII (1887) S. 32 f.<br />
a graf bei Wartmann,<br />
b Ruodolf W.<br />
c Doppellaut bei W. nicht berücksichtigt.<br />
d offen mit Kürzungsstrich über en, W. liest trotzdem nur offen.<br />
e das übergesetzte Zeichen ist bei W. nicht berücksichtigt.<br />
f offen W.<br />
g i statt y, bei W.<br />
h fronv W.<br />
i Toggenburg W.<br />
k gen mit Kürzungsstrich könnte ev. auch anders aufgelöst werden, wie<br />
z. B. genempt.<br />
/ W. liest irrtümlich gehörtint.<br />
m z statt tz bei W.<br />
n ünz W.<br />
o sechst usend W.<br />
p fünfhundert W.<br />
q Im Original ist hier zwischen den beiden Wörtern ein feiner Trennungs<br />
strich.<br />
r bei W. irrtümlich gelait.<br />
s die Punkte stehen im Or., fehlen bei W.<br />
t ufgeben W.<br />
u von hier an ist Wartmanns Textwiedergabe nur noch eine auszugsweise,<br />
v ufgäb W.<br />
w daz W.<br />
x alles folgende fehlt bei W. bis aufs Datum.
— 218 -<br />
1 Rudolf V. von Monifort-Feldkirch, eric. 1357 — f 1390, Sohn Rudolfs IV.<br />
2 Katharina, erw. 1387 — 1395, Tochter Albrechts II. von Werdenberg-<br />
Heiligenberg.' War in erster Ehe mit Diethelm von Toggenburg ver<br />
ehelicht, der am 27. XII. 1385 starb; vgl. MVG. XII, S. 30 ff. und<br />
Geneal. Handbuch zur Schweiz. Geschichte I. S. 188, Tafel XXI.<br />
3 Heinrich V. von Werdenbcrg-Sargnns zu Vaduz, erw. (1355) 1360 —<br />
f 1397. Sohn Hartmanns III. zu Vaduz und der Agnes. Gräfin von Mont-<br />
fort-Feldkirch, die eine Schwester Rudolfs V. von Montfort-Feldkirch war;<br />
vgl. oben Anm. 1 und Geneal. Handbuch I, S. 146, Tafel XX und S. 189,<br />
Tafel XXI. Heinrich V. von Werdenberg-Sargans ist der Bruder des<br />
bekannten Bischofs Hartmann von Chur.<br />
4 Friedrich VII, der letzte Graf ton Toggenburg, erw. 1387 — f 1436.<br />
IV. 30.<br />
5 Die Geschwister Friedrichs VII. von Toggenburg waren dementia und<br />
Ida.<br />
6 Rüdberg; Gem. Bütschwil ! Ganlerswil, Toggenburg; vgl. hiezu Krüger<br />
in MVG,XX1I (1887) S. 354.<br />
68. 1387 Juni 20.<br />
Abt Burkhart von Pfävers verleiht dem Hans Murer von Unter-Malans<br />
eine Hofstatt im Dorfe Unter-Malans.<br />
• • Wir Burkart von Wolfurt von Gottes genaden Abt des<br />
Gotzhus" ze Pfäuers 1<br />
, tünd kund allen die disen brief an/sehend le<br />
send oder hörend lesen, dz wir mit guter vorbetrachtung vnd wolbe-<br />
dacht,lichind vnd geliehen habin, Hansen/murer von Malanns 2<br />
vnd<br />
Elizabeten siner elichen wirtinen vnd irn baider elichen kinden, die<br />
si ietz hand ald in bi enan-/'der noch werdend, ain hofstat in dem dorf<br />
ze Malanns gelegen, ainhalb an vnsers genadigen herren Graff Hugs<br />
von Wer-• denberg 3<br />
hofstat, anderhalb an des Bumanlis bongar<br />
ten, ze dem dritten ort an Flären hofstat, vnd ze der Vierden siten<br />
an die gemainen sträss, Mitt der beschaidenhait, dz der vorgeschriben<br />
Hans murer sin husfrow vnd och sinü kind, vns vnd , vnsern nach-
— 219 -<br />
komen järlich ze zins geben sol, acht Schilling pfenning costenzter<br />
müncz vff sant Martis tag, vnd och järlich ainen tagwan, es sy in<br />
den Reban oder ze Mayen vsrichten, vnd weles jares der vorgenant 1<br />
'<br />
hans Murer, sin husfrow vnd sinü kind den zins als verschriben<br />
ist nit vsrichtind vff sant Martis tag, ald dar nach in acht tagen an<br />
geuärd, so sol vns dz hus, zinsuellig sin än wider r<br />
red Wär och dz<br />
der egeschriben hans murer sin husfrow vnd iro baider kind, dz hus<br />
verkoffen müstind sosondsi eszedem ersten bieten ainem herren des<br />
Goczhus ze pfäuers, der mag es köffen nach erkantnüss biderber lüt,<br />
/ als es werd ist, wolt er sin nit, so sond sy es bieten Goczhus lüten,<br />
koffti es denn enkainer, so mögend si es geben vnd / verkoffen wem<br />
si wend, des vorgenanten'' Goczhus rechten vnschädlich, vnd ze warem<br />
vnd offenn vrkünd aller vorgeschribner'' / ding so habin wir der vorge<br />
nant* Burkart von Wolfurt Abt vnser Jnsigel gehenkt an disen brief<br />
der geben ist in dem Jar / do man zalt von Gottes gebürt, Tusent.<br />
drühundert vnd Siben vnd Achzig Jar, an dem nächsten donrstag vor /<br />
sant Job ans tag, des töffers - - etc - - —<br />
Original im Archiv dos Kloster* Pfävers im Stiftsarchiv St. Gallen.<br />
Pergament zu 26,5 / 28 X 13 / 13,5 ein. Gotische Kursive des damaligen Pfäverser<br />
Klosterschreibers. Vorlinierung nicht ersichtlich. Oben und seitlich ca. 1,5<br />
cm, unten ca 4 cm Rand. Unten in der Milte ist an einem Pergamentstreifen<br />
das Siegel eingehängt. [ >f S\ BURKARDI] DE WOLFURT [ABKATIS] M0-<br />
NOSTERJOfl FJABARIGENSIS. Die Schrift der Siegellegende ist teilweise unzial.<br />
Im, Siegelfeld erblickt man eine dreiteilige, gotische Nische mit spätgotischen<br />
Bögen und Spitzen: 1. Mönch mit Heiligenschein und mit Buch in der<br />
rechten Hand. 2. Abt im Ornat mit gefalteten Händen und Stab im linken<br />
Ellbogen. Der Stabknauf ist eintvärts gerichtet. 3. Abt im Ornat, die Rechte zum<br />
Segen erhebend, in der Linken den Stab haltend. Knauf eintvärts. Unter den<br />
gotischen Nischen befinden sich zwei kleine Spitzsrhilde: 1. Taube samt Span<br />
im Schnabel; 2. auftseigender Wolf von Wolfurt. Das Siegel ist spitzoval und<br />
misst 7,5 X 4,5 cm. Am Rande abgebröckelt. — Rückseits des Pergaments sind<br />
keine alten Rückvermerke.<br />
Zur Sache: Diese Urkunde wird hier aufgenommen, da der Name<br />
Murer ebensogut einen Mann aus Mauren als einen Maurer bezeichnen kann.<br />
Obwohl der Name hier zu Unter-Malans auftaucht, konzentriert er sich doch<br />
auf das Gebiet des heuligen Fürstentums Liechtenstein, ico er zu Gamprin, Schaan<br />
und Vaduz aufscheint. Zu allererst begegnen wir ihm aber am Eschnerberg.
— 220 —<br />
Am 12. März 1363 (s. oben III, ISr. 118) ist die Rede vom Prämonstratenser<br />
Bruoder Cuonraten von Pendor Jaeklis Murers saeligen sune und am 3. Juli<br />
1398 von Jäck Murer von Ruggell (Original im Stadtarchiv Chur). Dies weist<br />
doch auf ursprüngliche Herkunft aus dem Orte Mauren. — Die Quellen zu den<br />
Murer und Maurer sind zusammengestellt bei J. Ospelt, Jahrbuch des histo<br />
rischen Vereins für das Fürstentum Liechtentsein 1939; S. 98 und bei Tschug-<br />
mell, ebd. 1949, S. 65.<br />
Erwähnt in Codex Fabariensis 34 a, fol. 168 (neuzeitlich und irrtüm<br />
lich zu 1378); ferner in Cod. Fab. 24, fol. 153 (A. o. 62).<br />
n. 294.<br />
Regest: Wegelin, Die Regesten der Benedictiner-Ablei Pfävers (1850)<br />
a t wie c.<br />
b vorgen mit zwei Kürzungsstrichen darüber kann lautlich et), auch anders<br />
aufgelöst werden,<br />
c wider auf Rasur,<br />
d vorgeschr mit Kürzungszeichen.<br />
1 Burkhart von Wolfurl (bei Bregenz), Abt zu Pfävers 1386 — 1416.<br />
2 Malans, Gde. Wartau, Bez. Werdenberg, wegen der Erwähnung des Gra<br />
fen Hugo von Werdenberg.<br />
3 Hugo VI. (IV.) von Werdenberg-Heiligenberg erw. 1381 — 1387. XI. 1.<br />
69. Maienfeld, 1388 Juli 11.<br />
Graf Donat von Toggenburg gibt den Kauf leuten von Mailand und<br />
Como Zusicherungen über die Höhe der Zölle und Fuhrkosten auf der Strecke<br />
Balzers-Chur.<br />
Tavas 3<br />
Wir graf Donat von Toggenburg 1<br />
graveze Pretengöw 2<br />
und ze<br />
vergehent und tuend k disem brief, als wir über ain<br />
komen sind mit allen köflüten von Mail an 4<br />
und von Chum 5<br />
und sus<br />
mit andern koflüten in des herren von Mailan land und gebiet, als<br />
wir die in ünsern [schirm] frid und gelait genomen haben, nach urkünd<br />
lut und sag des briefez den si darumb von üns und von andern herren<br />
hand und darumb daz die selben kofflüt von Mailan und von Chum
— 221 —<br />
und ... . desto fürderlicher und dester friglicher 6<br />
durch unser land<br />
und gebiet gewandeln und gewerben mugint und daz si dester bas wis-<br />
sent, wa mit si von ünsern zöln un fürlon komen mugent, d<br />
den selben koflüten von Mailan und von Chum und allen dien die<br />
in des herren land von Mailan gebiet sesshaft und wonhaft sind, ver-<br />
haissen bi guten truwen daz wir ze Maigenveld 7<br />
denne von<br />
aim engelschen wollsak acht phening Costenczer muncz und von<br />
aim vardell 8<br />
och acht phening und süss von allen andern kofmanschaft<br />
weler laige daz ist, daz sond si uns recht und redlich verzollen in der<br />
mass als och die tuschen 9<br />
koflüt verzollen ane geverd. Es sond och<br />
die selben koflüt nüt mer geben ze fürlon von aim engelschen wol-<br />
sak von Maigenveld uncz gen Zizirs 10<br />
denne acht phenig Costent<br />
zer müncz und ain phenig ze tail Ion, ain phening ze sustlon, und<br />
sond och nit mer geben von aim engelschen wollsak rize fürlon von<br />
Zizirs untz gen Chur denne acht phening und ain phening ze sustlon,<br />
aber sond si nit mer geben von aim lampartschen vardell ze fürlon<br />
von Zizirs untz gen Maigenveld denne acht phenig und ain phening<br />
ze sustlon, aber sond si nit mer geben von aim lampartschen 11<br />
var<br />
dell ze fürlon von Maigenveld untz gen Palzirs 1<br />
" denne acht phe<br />
ning und ain phening von tail Ion, ain phening ze sustlon. Och was<br />
gefürt wirt von allem andern kofmanschaft daz sond si bezaln als unczit<br />
her 1<br />
'' sitt und gewonlich ist gewesen. Und was kofmanschaft gefürt wirt<br />
anderswa durch ünser land unde gebiet, daz sund si uns recht und red<br />
lich bezaln als si bis unczit her getan hand und also se sond wir si<br />
und ire knecht gemainlichen und sunderlich erberklich 14<br />
bi allen ege-<br />
dachten rechten lassen beliben und si da bi schirmen und halten unge-<br />
varlich nach ünser vermugent mit güten truwen ane gevard. Des ze<br />
urkünd uud stäter sicherhait haben wir obgescribner graf Donat von<br />
Toggenburg ünser aigen insygel offenlich gehenkt an disen brief, der<br />
geben ist ze Maigenfeld in der jarzal Cristi drüzehenhundert und<br />
achzig jar darnach in dem achtoden jar an dem sunnentag vor sant<br />
Margareten tag.
- 222 —<br />
Druck: A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Ver<br />
kehrs zwischen Westdeutschland und Italien, II. Bd., Urkunden (1900) S. 34.<br />
Nr. 26, aus Original-Pergament im Archiv der Camera di Commerdo, Mailand.<br />
Das Siegel des Ausstellers hing an einem Pergamentstreifen ab, fehlt jetzt. In<br />
der Mitte ist eine grössere Stelle kaum oder gar nicht leserlich. Auf der Ruck<br />
seite mittelalterliche Archivnotizen: de Toginburgh und Carta domini . . . .<br />
Tocimbergo.<br />
Literatur: Schulte, a. a. O., 1, S. 358 f., bes. 361 und 377. — A. r.<br />
Castelmur, Eine Zollverordnung gem. III Bünde für Maienfeld vom Jahre 1524,<br />
im Bündner Monatsblatt 1927, S. 293 f.<br />
1 Donat von Toggenburg, f 1400, Sohn Friedrichs V., f 1364, der Maien<br />
feld, Winegg, Marschlins, Zizers, Igis, Prätigau, Davos, Churwalden und<br />
Feste Beifort. 1363 ausserdem Schanfieg erivarb.<br />
2 Prättigau.<br />
3 Davos.<br />
4 Mailand.<br />
5 Como.<br />
6 freier.<br />
7 Maienfeld.<br />
8 Fardel, fardellus, it. fardello, frz. fardeau, Pack, Ballen, Traglast, wahr<br />
scheinlich arab. Ursprungs, = Vs Saum. Für die Grosse des Fardels war<br />
die Tragkraft eines Pferdes massgebend, das beiderseits ein Fardel trug,<br />
bezw. die eines Mannes, der ein Fardel zu tragen vermochte.<br />
9 deuiche.<br />
10 Zizers, Grb.<br />
11 lombardisch, oberitalienisch.<br />
12 Balzers.<br />
13 bis auf uns.<br />
14 thrbarenveise, lat. honeste.
— 223 —<br />
70. St. Luzi bei Chur, 1388 Juli 25.<br />
Abt Burkard von Pfävers verkündet, dass er dem Grafen Hartmann<br />
von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz, im Kloster St. Luzi zu Chur die<br />
die Tonsur erteilt habe.<br />
JNOS Burkardus 1<br />
dei gracia Abbas Monasterii Fabariensis<br />
Curiensis dyocesis ordinis sancti Benedicti notum facimus tenore<br />
presencium vniuersis, quod nos in die sancti Jacobi Apostoli maio-<br />
ris ä<br />
, ob honorem, et instantem necessitatem 3<br />
, sancte Matris Ecclesie<br />
Curiensis. Primam tonsuram dediinus, religioso et nobili viro, do-<br />
mino Hartmanno 4<br />
Comiti de Werdenberg, et Sängans, ex com-<br />
missione nobis in hae parte facta, in claustro sancti Lucij prope<br />
Muros Curienses, adhibitis omnibus solempnitatibus , debitis et con-<br />
suetis. Datum in Claustro sancti Lucij predicto. Anno domini. Mille-<br />
simo. ccc mo<br />
. ; Lxxx mo<br />
. octauo. Jndictione vndecima . . etc —<br />
Wir Burkard 1<br />
Ubersetzu ng.<br />
von Gottes Gnaden Abt des Klosters Pfävers,<br />
Churer Bistums und vom Orden des heiligen Benedikt, verkünden<br />
mit Wortlaut des vorliegenden Briefes Jedermann, dass wir am Tage<br />
des heiligen Apostels Jakob des Grösseren, 2<br />
dringenden iBedarfsfalles 3<br />
ob der Ehre und des<br />
der heiligen Mutterkirche zu Chur, dem<br />
gottverbundencn und edeln Manne Herrn Graf Hart mann 4<br />
von Werdenberg-Sargans, kraft uns in dieser Sache er<br />
teilten Auftrages, im Kloster St. Luzi bei den Mauern Churs mit<br />
Anwendung aller geschuldeten und gewohnten Feierlichkeiten die<br />
erste Tonsur erteilt haben. Gegeben im genannten Kloster St. Luzi,<br />
im Jahre des Herrn 1388, in der 11. Indiktion, etc.<br />
Original im bischöflichen Archiv St. Gallen. Die Urkunde wurde anlässlich<br />
der Errichtung des Bistums St. Gallen und der Abtrennung des Sarganserlandes<br />
vom Bistum Chur, aus dem bischöflichen Archiv Chur ins bischöf :<br />
liehe Archiv St. Gallen extradiert. Das vorliegende Exemplar wurde also zu<br />
Händen der Kurie zu Chur ausgestellt. Italienisches Pergament zu 26,8 X
— 224 —<br />
14,4 cm. Feste gotische Kursive vom gleichen Schreiber wie die Pfäverser<br />
Urkunde vom 20. Juni 1387, die bei Wegelin, Regesten der Benedictiner-Abtei<br />
Pfävers (1850) unter Nr. 294 registriert ist. Unsere Urkunde ist also eine<br />
Pfäverser Ausfertigung, also Aussteller Fertigung. — Vorlinierung nicht ersichtlich,<br />
Zeilen aber gerade. Rand oben und seitlich mit blindem Stift markiert.<br />
Unten ist eine Plica, in deren Mitte an Pergamentsireifen das gleiche Siegel<br />
hängt, wie an der erwähnten Urkunde vom 20. Juni 1387; im Gegensatz zu dort<br />
aber auf roter Schicht über braunem Wachs gestempelt. *f< S' '• BVRKARDI :<br />
DE : WOLFVRT : ABBAUS : M[OSTE]RIOI : FABARIGENSIS. Das Siegelfeld<br />
enthält die Architektur eines dreiteiligen, gotischen Baldachins. In den Nischen<br />
desselben sieht man von heraldisch rechts nach links: 1. einen Mönch mit<br />
Heiligenschein, der mit beiden Händen ein Evangeliar vor der Brust hält,<br />
2. einen Abt im Ornat mit Stab im linken Ellbogen, 3. einen Prälaten mit Stab<br />
in der linken Hand. Ueber der mittleren Figur erblickt man eine Madonna mit<br />
Kind in der Linken. Ueber den drei Nischen erheben sich Spitztürmchen. Unter<br />
der Basis des Baldachins figurieren zwei Spitzschilde mii Wappen; dasjenige auf<br />
der heraldisch rechten Seite ist nicht mehr zu erkennen, enthielt aber die<br />
Pfäverser-Taube; das auf der linken Seite weist den Wolfurter Wolf auf. Das<br />
Siegel ist spitzoval zu 7,5 X 4,4 cm. In der Mitte hat es einen Riss und unten ist<br />
es etwas beschädigt. — Auf der Rückseite des Pergaments steht der neuzeitliche<br />
Vermerk: 1388. / Burkardi Ahbatis Fabariensis. / Testimonium / quöd<br />
in Claustro S. Lucij / Nobili Viro Domino Hartinanno / de Werdenberg et<br />
Sargans / primam Tonsuram dederit.<br />
Abschrift im bischöflichen Archiv St. Gallen, Fräfel'sches Manuskript<br />
Nr. 20 (Ende 19. Jht.).<br />
Vermerk im Chur-Tirolischen Archiv im bischöflichen Archiv in Chur<br />
(1. Hälfte des 17. Jht.)'Bd. B., S. 93/94 mit Angabe der näheren Umstände.<br />
Regest oben I. Teil, 1. Band, Nr. 139, S. 293 nach dem Chur-Tirolischen<br />
Archiv in Chur und mit Anmerkung zur Sache. Wir haben die Echtheit der<br />
Angabe dort durch Vordruck eines * zu Unrecht bezweifelt, da wir vom Vorhandensein<br />
des Originals damals noch keine Kenntnis hatten. Siehe jedoch die<br />
Korrektur a. a. O., S. 498. Die Urkunde ist noch ungedruckt und wenig bekannt.<br />
Krüger in seinen 1158 Regesten zur Geschichte der Grafen von Werdenberg<br />
weiss nichts davon (s. MVG. XII. 1887, Anhang).<br />
1 Burkhard von Wolfurt, Abt zu Pfävers 1386 — 1416.<br />
2 25. Juli.<br />
3 vgl. hiezu I. Teil, 1. Band, S. 293, Nr. 139.<br />
4 Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz, erw. (1355)<br />
1360 — f 1416, Sohn Hartmanns III. zu Vaduz: Es handelt sich um den<br />
nachmaligen Bischof von Chur. Er muss alle Weihen rasch nacheinander<br />
erhalten haben, da er am 5. März 1389 bereits als Bischof urkundet (vgl.<br />
oben III, Nr. 139, S. 293 und Krüger a. a. O., Reg. Nr. 497).
— 225 —<br />
71. Auszug. (Wold 1390)<br />
Abgaben für den Transport von Rheineck über Blatten. Feldkirch, Schaan,<br />
Vaduz, Balzers, Maienfeld und Zizers nach Chur.<br />
lnfrascripta sunt que debent solvi pro datiis, conductis, sostis et<br />
aliis que fieri occurunt circa conductam ballarum lane.<br />
Imprimis<br />
1<br />
Item pro victura Arinech" usque ad Platen ubi<br />
sol. den.<br />
distat mi Maria duo todescha V X<br />
Item pro sosta in Rinech — II '/a<br />
Item pro victura Aplaten' usque ad sanctum<br />
Petruin 2<br />
II —<br />
Item pro sosta in Platen — II l<br />
'i<br />
Item ad sanctum Petruin pro pedagio . . . II VII<br />
Item pro sosta — II '/a<br />
Item pro conductu a sancto Petro ad Aschan" . II —<br />
Item pro victura Aschan'' usque Baisers II —<br />
Item pro sosta in Aschan" — II 1<br />
Item pro pedagio in Viduz e<br />
. , . . II —<br />
Item pro victura Abalsers 7<br />
^ usque Meyfelt . . I Villi<br />
Item pro pedagio in Baisers — VIII<br />
Item pro sosta de Baisers — II<br />
Item in Meyfelt pro pedagio I III<br />
Item pro sosta de Meyfelt — II 1<br />
2<br />
Item pro victura a Meyfelt usque ad Zizers . I VII<br />
Item pro sosta de Zizers . . . . . . — II '/a<br />
Item pro victura Azizers* usque Coiram . . I VII<br />
Item in Coyra pro pedagio III V<br />
Item pro sosta et partitura et pensa . . . . VIIIP<br />
Ü ber setz ung.<br />
Unten steht, was an Zöllen, Fuhrlöhnen, Susten und anderen<br />
Dingen, wie es heim Transport von Wollenhallen üblich ist; bezahlt<br />
werden muss.<br />
1 S<br />
l ;<br />
•><br />
i
226 —<br />
Erstens ' sol. Jen.<br />
Für den Fuhrlohn von Rheineck bis Blatten, welch<br />
«<br />
beide Orte 2 deutsche Miliarien von einander<br />
entfernt sind V X<br />
Für die Sust in Rheineck — II Vs<br />
Für den Fuhrlohn von Blatten bis Feldkirch - II —<br />
Für die Sust in 'Blatten — II Va<br />
Für den Zoll zu Feldkirch 2<br />
II VII<br />
Für die Sust — II Va<br />
Für den Fuhrlohn von Feldkirch bis S ch a a n .II —<br />
Für den Fuhrlohn von S ch a a u bis Balzers II —<br />
Für die Sust in S ch a a n - II '. a<br />
Für den Zoll in V a d u z II<br />
Für den Fuhrlohn von Balzer* bis Maienfeld I Villi<br />
Für den Zoll in B a 1 z e r s — VIII<br />
Für die Sust in B a 1 z e r s — II Vi<br />
Für den Zoll in Maienfeld .1 III<br />
Für die Sust in Maienfeld — II Va<br />
Für den Fuhrlohn von Maienfeld bis Zizers . I VII<br />
Für die Sust in Zizers — II Vs<br />
Für den Fuhrlohn von Zizers bis Chur . . . I VII<br />
Für den Zoll in Chur III V<br />
Für die Sust, den Teilerlohn und die Wage — VIIIP<br />
Druck: A. Schulte. Geschichte des mittelalterlichen Handels und Ver<br />
kehrs zwischen Westdeutschland und Italien, II. Bd., Urkunden (1900), S. 3H /..<br />
Ar. 33, aus Original-Papier im Archiv der Camera di Commercio, Mailand. Die<br />
Schrift ist stellenweise verlöscht. Auf der Rückseite steht die gleichzeitige<br />
Notiz: Pacta pro itinere Constanzie et Coire. Zu Datierung und Sache s. Schulte<br />
«. a. O., I, S. 36? ff.<br />
a statt a Rinech.<br />
b statt a Platen.<br />
e statt a Schan; hier steht nach ad und in die Präposition a also irrtüm<br />
licherweise,<br />
d statt a Schan.
e statt Vaduz.<br />
/ statt a Balzers.<br />
g statt a Zizers.<br />
— 227 —<br />
1 Hier wird die Strecke Konstanz-Rheineck behandelt.<br />
2 Ad S. Petrum ist nicht Werdenberg und die Handelsleute benützten<br />
nicht die Fähre Werdenberg-Schaan, wie Schulte mit dem Vorwand sagt,<br />
dass der Graf von Werdenberg auch de sancto Monte heisse. Das Patro-<br />
zinium St. Peter kommt in Grabs, Werdenberg und Buchs nicht vor.<br />
Auch wäre, ivenn der Weg von Rheineck nach Werdenberg geführt hätte.<br />
Blatten im Verzeichnis nicht erwähnt. Von Oberriet führte der Weg<br />
über den Hirschensprung direkt nach Rüti und weiter bis Wer<br />
denberg. Wenn man bis zum Gebirgsvorsprung von Blatten hinausging,<br />
so nur, da man die dortige Fähre erreichen wollte, die nach Bangs hin<br />
über führte und von dort der III entlang direkt nach Feldkirch leitete,<br />
das bei den Romanen heute noch St. Pieder heisst. S. Petrus ad Campos<br />
hiess schon die alte Leutkirche von Rankweil (vgl. Mohr, Cod. dipl. I,<br />
Nr. 193). Ad S. Petrum ist also Feldkirch.<br />
3 Es folgen noch die Stationen Trin, Laax, eine Brücke, Ilanz, Rueun,<br />
Trun, Casaccia am Lukmanier, 3 Susten, Biasca, 3 Susten, Bellinzona,<br />
Claro.<br />
72. Auszug. (Wohl 1390)<br />
Abgaben für den Transport von Chur über Zizers, Maienfeld, Balzers.<br />
Vaduz, Schaan und Feldkirch nach Rheineck.<br />
Pro conductu cuiuslibet fardelli et pedagius ac aJiiis aib Ha-<br />
b i a s c h a 1<br />
Inprimis<br />
usque Constantiam. 2<br />
3<br />
sol. den.<br />
Item Acoyra" usque ad Zizers pro victura I III<br />
Item pro sosta de Zizers — II '/*<br />
Item Azizers* ad Meyfelt pro victura . . . I III<br />
Item pro pedagio in Meyfelt . . . . . I —<br />
Item pro sosta in Meyfelt — II 1<br />
/s<br />
Item a Meyfelt usque ad Balzers pro victura I III
- 228 —<br />
Item pro sosta de Baizers — II<br />
Item a Balzers usque ad Aschan r<br />
Item pro pedagio in Viduzio 4<br />
Item pro sosta de Aschan 0<br />
Item A Schan ad sanctum Petrum 0<br />
pro victura . I VI<br />
VI<br />
— II 1<br />
2<br />
pro victura . I VI<br />
Item pro pedagio in sancto Petro . . . . VI —<br />
Item pro sosta de sancto Petro — V<br />
Item a'sancto Petro usque.ad Rinech pro victura" V<br />
Übersetzt/ ng.<br />
Fuhrlohn jeder einzelnen Traglast. Zoll und andere Abgaben<br />
von Biasca bis Konstanz.<br />
Erstens sol. den.<br />
Für den Fuhrlohn von Chur bis Zizers . . . 1 III<br />
Für die Sust in Zizers — II 1<br />
2<br />
Für den Fuhrlohn von Zizers bis Maienfeld . 1 III<br />
Für den Zoll in Maienfeld I —<br />
Für die Sust in Maienfeld — 11 1<br />
-_•<br />
Für den Fuhrlohn von Maienfeld bis Balzcr< 1 III<br />
Für die Sust in Balzers -— II<br />
Für den Fuhrlohn von B a 1 /. e r s bis S ch a a 11 I VI<br />
Tür den Zoll in V a d u z \ 1 —-<br />
Für die Susi zu S ch a a n - - II '.'2<br />
Für den Fuhrlohn von S ch a a 11 bis Feldkirch I VI<br />
für den Zoll in Feldkirch \\ —<br />
Für die Sust zu Feldkirch — V<br />
Für den Fuhrlohn von Feldkirch bis Rheineck . V<br />
Druck: A. Schulte a. a. O.. S. 40. Nr. 34 aus Orminal-Papier im<br />
Archiv der Camera di Commerrio. Mailand. Das AI: l i-nstück hat mit der Zeil<br />
sehr gelitten und ist si hiver leserlich. Die Schrill ist her vor als nach U00 und<br />
ist identisch mit derjenigen des voruntsehenden Stückes. Rüths,-it* steht: Pavla<br />
pro condiirtu a Liveiilina usque Conslantiam. zu deutsch: Verei-ibariuij: für ut:n<br />
Transport ans dem Livinienta) (TessiuJ narh Konstanz.<br />
a slull a Coyra.<br />
h Sinti Zizi'r.-.
— 229 —<br />
c stall a Srhan; liier steht muh ad und de die Präposition a also irrlüm-<br />
licheriveise.<br />
d Itlatl zerfressen.<br />
1 Biasca, Kt. Tessin.<br />
2 Konstanz.<br />
3 Hier stehen die Stationen Biasca. ad Rizias (unbestimmter Ort im<br />
Blegno-Tal), Casaccia am Lukmauitr, drei Sttsten, Trun, Rueun, Haitz,<br />
eine Brücke, Laax, Tiin.<br />
•t Vaduz.<br />
5 Feldkirch; s. Anm. 2 der vorangegangenen Kummer.<br />
6 Es folgt die Strecke Rheineck.Konstanz.<br />
73. Auszug. Werdenberg, 1391 November 18.<br />
Abt Kuno' von, St. Gallen schliesst mit den Grafen Donat 3<br />
von Toggen<br />
burg. Heinrich* von Werdenberg, Herr zu Rheineck, und Albrecht* von Wer<br />
denberg, Herr zu Bludenz, ein Schutz-Bündnis gegen jedermann bis zum 6.<br />
Januar 1395.<br />
. . . . Ez ist och berett, dz wir in den bund mügint nemen diz<br />
nachgeschribnen herren ob sy darin wellent: graff Hansen 5<br />
von Wer<br />
denberg von santgans . . . graff Hainrich 6<br />
fadutz....<br />
von werdenberg von<br />
Druck: Zellweger J. C, Urkunden zur Geschichte des appenzellischen<br />
Volkes I. 1 (1831) S. 318, Nr. CXXXIII, irrtümlich zum «25. Febr. 1391«, d. h.<br />
samstag nach sant Matiastag anno domini M c c c mo<br />
lxxxxp mo<br />
statt sarastag nach<br />
sant Martis tag, «copirt nach einer alten Copie mit Mönchsschrift, die mir<br />
durch Hrn. G. L. Hartmann in St. Gallen mitgeteilt wurde-». — ButlerISchiess,<br />
<strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen V (1913) S. 1082, Nachtrag Nr. 3 zu 1391<br />
Nov. 18 nach Kantonsbibliothek Trogen, Msc. Zellweger, mit Vermerk «Gleichzeitige<br />
Copie der Abschrift Zellwegers beigeheftet».<br />
Regesten: Eidgenössische Abschiede. Bd. I, Anhang Reg. n. 346, S. 4SI<br />
zu Feb. 25 aus Zellweger. — Krüger, MVG. XXII (1887) Nr. 513 aus Zellweger<br />
und zu Feb. 25. — Schiess, Appenzeller <strong>Urkundenbuch</strong> I (1913) Nr. 146 aus<br />
Kantonsbibliothek Trogen Ms. in J. C. Zellwegers Sammlung von Urkundencopien,<br />
Bd. 1.<br />
1 5 *
— 230 —<br />
Literatur: Näfs Chronik, S. 998. — Butler. Friedrich VII. der letzte<br />
Graf von Toggenburg, in MVG. XXII (1887) S. 42. — P. Diebolder. Jahrbuch<br />
des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 1935, S. 22, und<br />
Heimatblätter aus dem Sarganserland 1937. S. 74 zu Feb. 25.<br />
Zur Sache vgl. Bütler/Schiess a. a. O., S. 1081 f., Nr. 2 über ein<br />
Bündnis, das Graf Albrecht von Werdenberg, Herr zu Bludenz, und seine Leute<br />
mit der Stadt Feldkirch, mit Tosters und mit den Burgherren auf Alt- und<br />
Neu- Schellenberg am Eschnerberg samt Leuten etc. am 18. August 1391 zu<br />
Feldkirch abgeschlossen haben (Original-Pergament im Archiv Bludenz).<br />
1 Kuno. Abt von St. Gallen 1379 — 1411.<br />
2. Graf Donat von Toggenburg eric. 1353 — f 1400, Sohn Friedrichs V.,<br />
Bruder Dielhelms V.; vgl. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte.<br />
S. 45, Tafel VIII.<br />
3 Graf Heinrich VI. von Werdenberg-Heiligenberg zu Rheineck. eric. 1367<br />
— 1392, Sohn Albrechts II.<br />
4 Graf Albrecht III. von Werdenbere-Hciligenberg zu Bludenz. eric. 1367<br />
— 1418, Bruder Heinrichs VI.<br />
5 Johann I. zu Sargans, erw. 1342 — 1399, Sohn Rudolfs IV., Enkel<br />
Rudolfs II.<br />
6 Heinrich V. zu Vaduz, erw. (1355) 1360 — 1397, Sohn Hartmanns III.,<br />
Enkel Rudols II., folglich Vetter Johanns I.<br />
74. 1392 Mai 1.<br />
Abt Kuno' 2<br />
von St. Gallen überträgt auf Bitte des alten Mark 3<br />
S
231<br />
Literatur: Büchei, Geschichte der Herren von Schellenberg, im Jahr<br />
buch 1908, S. 7. 37 ff., 40.<br />
1 Kt. St. Gallen.<br />
2 Abt von 1379 — 1411.<br />
3 Marquard III. gen. Klein-Märk wird hier zum letzten Male genannt, er<br />
stammt von Tölzer II., dieser von Tölzer I., dieser von Marquard; vgl.<br />
Büchel. Geschichte a. a. 0.<br />
4 Kißlegg, Flecken im Oberamt Wangen im Allgäu.<br />
5 Marquard IV., f 1438.<br />
75. Konstanz, 1392 Juni 23.<br />
dolf* 4<br />
Die Grafen Heinrich 1<br />
von Werdenberg-Rheineck 2<br />
und sein Sohn Ru<br />
verkaufen dem Heinrich Cristan von Konstanz 100 Pfund Heller jähr<br />
lich von ihren Einkünften aus der Stadt Rheineck und dem Kirrhensatz zu<br />
Thal*, um 1500 Pfund Heller, auf Wiederkauf. Zum Angülten setzen sie<br />
ihm u. a. Graf Hainrichen 0<br />
Vadutz.<br />
von Werdenberg von Sangans, herre ze<br />
Abschrift, gleichzeitige, im Stadtarchiv Rheineck. Abschrift auch im<br />
Rheintaler Copeyen Buch von 1430, im Staatsarchiv St. Gallen Bd. 55, fol. 10 jf.<br />
Auszug: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
S. 1113 f., Anhang Nr. 292.<br />
Zur Sache vgl. die Urkunde vom gleichen Ort und Tag, wonach die<br />
Stadt Rheineck sich dem Heinrich Cristan für 100 Pfund Heller jährlich verpflichtet,<br />
welche ihm die Grafen Heinrich von Werdenberg-Rheineck und sein<br />
Sohn Rudolf aus ihren Einkünften zu Rheineck und dem Kirchensatz zu Thal<br />
um 1500 Pfund Heller verkauft haben. — Original-Pergament im Staatsarchiv<br />
St. Gallen, Rheintaler Urkunden Nr. 1; Druck bei Wartmann a. a. 0. Nr. 2037 f:<br />
Regest bei Krüger, MVG. XXII (1887) Nr. 532; erw. bei von Arx, Geschichten<br />
des Kt. St. Gallen IL, S. 56.<br />
1 Heinrich VI. von Werdenberg-Heiligenberg zu Rheineck, erw. 1367 —<br />
1392; vgl. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte I, S. 188,<br />
Tafel XXI und S. 205 Nr. 35.<br />
2 Rheineck, Bez. Unter-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />
3 Rudolf VIII., erw. 1388 — 1419.<br />
4 Thal, Bez. Unter-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />
5 Heinrich V., Bruder des bekannten Bischofs Hartmann von Chur.
— 232 -<br />
76. 1395 Dezember 20.<br />
Die Brüder Bischof Hartmann von Chur und Graf Heinrich von Wer-<br />
denberg-Sargans (zu Vaduz) senden dem Abt Kuno von St. Gallen Burg<br />
stall, Weingarten und Gut zu Rebstein auf und bitten ihn, alles auf Ritter<br />
Ulrich von Ems den altern zu übertragen, der es von ihnen gekauft hat.<br />
Dem Erwirdigen gaistlichen herren apt kvn 1<br />
apt dez Gotzhus ze<br />
, Sant Gallen Enbieten wir baid gebrüder Hartman von Gottes<br />
gnaden ; Bischoff ze Chür vnd Graff hainrich von werdenberg von<br />
Sangans 2<br />
vnsern dienst vnd als gut vnd tünd vch ze wissent von<br />
des Burgstals vnd wingarten / vnd gütz wegen ze Rebstain 3<br />
daz von<br />
vch Lehen ist dz wir dz köffent / geben habint dem vesten fro-<br />
men Ritter her vlrichen von Emptz 4<br />
dem Eltern ; bitten wir vch gar<br />
flissklich dz . .'so wol tun wellint vnd dz lehen / von vns vf neinint<br />
vnd daz dem selben her vlrichen von Emptz vnd sinen erben lihint<br />
daz wellen wir jemer imb vch verdienen Geben vnd mit vnser baider<br />
jnsigel besigelt ze end diser geschrift an Sant thomas abent / vor<br />
m o<br />
«ihenächten — anno domini Ml<br />
ccc mo<br />
i i sei z u ng.<br />
Lxxxx mo<br />
quinto —<br />
UIMTI ehrwürdigen geistlichen Herrn Kuuu. Abt des Gottes<br />
hauses St. Gallen, bieten die beiden Brüder Hartmann, von Gottes<br />
' ladeii Bisclmf zu Chur. und Graf Heinrich von Werdenberg-<br />
Sargans wie es put und recht ist ihre Dienste an. "vVir tun auch<br />
kund, dass wir den Burgstall, den Weingarten und das Gut zu<br />
Hehstein. das \on Euch Lehen ist, dem festen und frommen Ritter<br />
Herrn Ilrich von Eins dem AltCTen zu kaufen gegeben haben. Wir<br />
'litten Euch inständig, das? Ihr damit im Eim rrsländni.-: das Lehen<br />
von im- aufnehmen mnl dem Herrn Lirith von E.'iis und seinen<br />
Erben Sellien inögcl. Gern« hoffen wir das stets \ on Euch verdienen<br />
:-u dürfen.
— 233 —<br />
Gegeben UIMI ZU Ende .rlieser Schrift mit unser beider Siegel<br />
besiegelt am St. Thomas Abend vor Weihnachten, im Jahre des<br />
Herrn 1395.<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen, Aktenarchiv Rubrik Xlll, : fasc. 3.<br />
Papier 21 ! 21,5 X 16 cm; Wasserzeichen: Ochsenkopf. — Gotische Kursive.<br />
Vorlinierung nicht ersichtlich, Zeilenführung nicht ganz gerade. Oben 3,2, seit<br />
lich ca 3 cm Rand. Unten auf 6,5 cm breitem Rande links zwei Siegel: 1. (Bi<br />
schof Hartmann von Chur) in rotem Wachs unter Papierhülle; rund 3,5 cm. —<br />
2. (Graf Heinrich von Werdenberg) in grünem Wachs unter Papierhülle; rund<br />
3.5 cm; in Vierpass schräggestellter Spitzschild mit Montforter-Fahne, über dem<br />
Schild Helm samt Helmzier (Inful). —<br />
Nr. 2100.<br />
Druck: Wartinann, Urkundenbiteh der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
Auszug: Mohr. Codex diplomnticus IV, Ar. 203 aus Cod. trad. S. Galli.<br />
f. 94, Ar. 162.<br />
Regesten: Vanotti, Geschichte der Grafen von Monifort (1845)<br />
Ar. 138. — Krüger, Die Grafen von Werdenberg, Mitteilungen zur vaterlän<br />
dischen Geschichte 22 (1887) S. 314 und Nr. 567. — Oesch-Maggion, Geschichte<br />
des Hofes Balgach, S. 21 (Manuskript im Stiftsarchiv St. Gallen).<br />
Literatur: von Arx, Geschichten des Kantons St. Gallen II, S. 57. —<br />
Ackermann. Aus Rebsleins vergangenen Tagen, S. 17 - 18. —• P. Diebolder,<br />
Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, 1935, S. 31.<br />
— J. Drittcnbass, Das Rheintal (1943) S. 39.<br />
a Riss infolge der Faltung.<br />
1 Kuno r. Stoffeln, Abt zu St. Gallen 1379 — 1411.<br />
2 Hartmann IV. und Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz.<br />
3 Reitstein, Bezirk Ober-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />
4 Ulrich II. von Hohenems (Vorarlberg), Vogt zu Feldkirch etc., erw.<br />
1359 — f 1402, Sohn Ulrichs I. des Alten; vgl. A. Ulmer, Die Burgen und<br />
Edelsilze Vorarlbergs und Liechtensteins (1925) S. 239 und Tafel II<br />
nach S. 344.
— 234 —<br />
77. Feldkirch. 139« Januar 2ö.<br />
Graf Albrecht von ff erdenberg zu fSludenz verkauft an Eberhart von<br />
Sax den Jungen seinen Eigenhof in Scnnuidd samt (dien Rechten beiderseits<br />
des Rheins und mit der Hörigen Catharina Helwer ron Mauren.<br />
W ir Gräf Albrecht von Wordenberg '. herre ze Bludentz. zu<br />
rlisen ziten Vogt ze Veltkilch, Bekemiin", vergehin vnd tügin kunt<br />
Offenlich an disem brief Allen den, die in sehent alder hörent lesen.<br />
Das wir gesundes lihes vnd inütes, mit wolbedähten sinnen vnd<br />
mit guter, zitlicher, williger vorbetrahtunge, nach Rät vnser amptlüten,<br />
ze den tagen do wir es kreftenclich mit dem Rehten wol getün<br />
uiohten. habin gehen ze köfent Reht. redlich, avgenlich vnd Ewenclich<br />
ains slehten, stäten köfsmit vrkiinde dises briefs Dem fro-,men, vesten<br />
Eberharten von Sa\ 2<br />
dem Jungen vnd sinen erben, ob er enwäri.<br />
vnsern axgenen* hof gelegen jm Senn wald.'' Den selben vnsern hof<br />
mit lüten, mit guten,'' mit zinsen, mit stüran, mit Tagwanen/ mit<br />
diensten. mit vällen, mit geläsden, mit zwingen, mit bännen, mit fröwan<br />
vnd mannen, knaban vnd tohtran, Jüngen vnd alten, Mit vnser ayge-<br />
nen'' frowen Kathrinen Helwcrnn' 1<br />
von Müran, 4<br />
Jetzo Hansen<br />
Rudolfs vsser Höwenöwe Elichen Wirtinnen/ mit jr üb vnd mit jr<br />
gut. Och mit ackran, mit wisan, mit Piintan, mit Oewan, mit Rieten,<br />
mit Egerdan, mit Holtz, mit Veld, mit geböm, mit gestüd, mit wildem<br />
vnd zaniem,* mit stökk, mit stainen, mit Stegen, mit wegen, mit was<br />
sern vnd Wassernüssen, wa die sind vnd jn den hof gehörend Mit allen<br />
Ehaftinan, gerihtan, gewaltsamj, Rehtungen, frühten, nützzen, stukken<br />
vnd guten Mit namen dishalb vnd Enhalb Rins :<br />
' gelegen, an Bergen,<br />
an Ebin, jn tobel, jn tal, jn Mosen, vff Büheln, So zu dem selben ob-<br />
genanten' 1<br />
Hof jm Sennwald vnd darjn vnd öch zü der obgedähten<br />
kathrinen helweren, zü jrem üb vnd zü jrem gut hörend vnd ge<br />
hören sond, wä die gelegen, wie die gehaissen, geschaffen vnd getän<br />
sind, vnd an wes gut vnd guter sü denn je langent' vnd stössent, / Es<br />
sye benempt oder vnbenempt, besüchtz vnd vnbesüchtz, vergessens vnd
- 235 —<br />
vnuergessens, Als öch wir selb vnd vnsern vordem ;<br />
den Egeseiten hof<br />
jm Sennwald vnd die obgedahten fröwen vntz vff den tag, als dirr<br />
brief geben vnd diser köf beschehen ist, für Reht, Ledig, Lotig aygenn''<br />
jnne gehept, besessen vnd genossen habin, Da öch vberal niemant nüt-<br />
zit abe-'gät vnd von aller mengklichem glich vnuerkümbert, quit, ledig<br />
vnd lös ist, Den vnd daz alles habin wir vorgedähter Gräf Albreh t von<br />
Werdenberg, herre ze Pludentz, alsus frylich vnd willenclich für<br />
vnsselb, für all vnser erben vnd nähkomen dem obgedahten Eberhar<br />
ten von Sax dem Jungen, allen sinen erben vnd nähkomen 1<br />
nah jm.<br />
ains vn- geuarliehen,Redlichen,jemer wernden köfs zeRehtem,Ewigem,<br />
lüterm aygenn' ze köfent geben Vmb sehs hundert pfunt haller vnd<br />
vmb fünfftzig pfunt haller, alles güter gäber vnd gnämer,' dero wir<br />
vnd w<br />
gantzlich nach allem vnsenn willenn Erberclich vnd nützlich von<br />
jm gewert vnd bezalt sind, das es vnsselb, alle vnser erben vnd näh<br />
komen" von jm, von allen sinen erben vnd nähkomen hiervmb jemer<br />
billich wol benügen sol, Als wir wissentlich vergehen mit dem brief/<br />
Wir habin öch den obgenanten' Hof jm Sennwald ,' mit lüten, mit<br />
güten, mit allen nützzen vnd zügehörden Vnd öch die obgedahten frö<br />
wen kathrinen helweren mit jr lib, mit jr güt vnd mit allen zü-<br />
gehörüngen für vns, •' für all vnser erben vnd nähkomen zü sinen, zü<br />
siner erben vnd nähkomen, ob er enwärj, banden vnd gewalt bräht<br />
vnd gekert Mit vffgeben vnd mit gantzer Entzihnüsse aller vnser<br />
avgenschaft, Ehafti vnd gwaltsamj, besetzzens vnd Entsetzens, aller<br />
Reht, rehtungen, vorder" vnd anspräch vber kurtz vnd vber lang, aller<br />
gewerde, kuntschaft,'' Lüten, Rödel vnd briefen niuver vnd alter<br />
dingen, was wir selbe, alle vnser erben vnd nähkomen Oder jemant<br />
andre von vnsern wegen wider jm selbe, wider allen sinen kin-'den,<br />
Erben vnd nähkomen darvmb jemer' vsgeziehen, Erdenken ald er-<br />
vinden kündin oder mohtin vor allen gerithan vnd an allen Stetten<br />
mit Worten, mit wercben vnd mitt / allen andern sachan süß oder so:<br />
Vnd ist daz beschehen mit aller der vorderung, gehügde vnd gebärden<br />
als dirre Ewig köf wol Craft vnd maht haben hän, vest vnd stät be-
— 236 —<br />
üben sol nu vnd hienach an all widerred vnd jerrüng." Vnd söllin vnd<br />
wellin öch wir selbe, alle vnser erben vnd nähkomen, des selben<br />
Eberharten von Sax vnd aller siner kinden, Erben vnd nähkomen.<br />
Ob er enwer, gut gewern vnd tröster sin nach gewönhait vnd nach<br />
dem Renten vmb disen slehten jemer wernden Ewigen köf des obge-<br />
nanten' Hofs jm Sennwald mit allen sinen zügehorungen vnd Reh<br />
tungen, benemptem vnd vnbenemptem vnd öch der obgenanten'' frowen<br />
JnHewenöwe mit üb, mit güt vnd aber mit allen zü-, gehörden, als vor<br />
ist beschaiden, 1<br />
wa, wie oder gen wem jnen jemer notdürftig wirt an<br />
gaistlichen oder an weltlichen gerihtan alder wä sü sin bedurffent mit<br />
guten truwen än aller slaht geuärde.' Vnd daz dises alles wär, gantz<br />
vnd vnuerkert belibj, des ze Offenem' vrkünde vnd guter wernder<br />
sicherhait, so habin wir vorgeschribner Gräf / Albreht voa Werden<br />
berg, herre ze Bludentz, für vnsselb vnd für all vnser erben vnd<br />
nähkomen vnser aygen 4<br />
jnsigel Offenlich gehaissen henken an disen<br />
brief ; c<br />
Vnd habin / noch ze merer vnd besser vestung" dirr vergicht vnd<br />
dingen 1<br />
'gar Ernstlich gebetten den Edeln ^nsern lieben Vettern Gräf<br />
Rüdolffen 6<br />
Emptz, 7<br />
von Werdenberg, den fromen vesten Rü.dolffen von<br />
her Eglolfs von Emptz Ritters säligen süne, Vnd die fro<br />
men wolbeschaidenen vnser getriüven Oswalten von Sant Johann 8<br />
vnd Vlrichen den gmünder, bürgern ze / Veltkilch, daz sü alle vier,<br />
jn selben äne schaden, ze wärer wissenj vnd ze gezügnüsse dises köfs vnd<br />
sache jrü jnsigel zü dem vnsern gehenkt händ an disen brief; c<br />
Dü /<br />
selben jnsigel ällü vierü wir obgedähten Gräf Rudolf von Werden<br />
berg, Rüdolff von Emptz, Oswalt von Sant Johann Vnd Virich<br />
gmünder, bürger ze Veitkirch, dürch / des vorgedahten Gräf alb-<br />
rehtz von Werdenberg, min Egenanten Graf Rüdolfs von wer<br />
denberg Edeln lieben vettern vnd vnsern der jetzgeschribnen Rü<br />
dolfs von Emptz, Oswaltz vonn / Sant Johann vnd Virich<br />
gmünders lieben gnedigen herren vüssigen, willigen vergicht vnd<br />
bette, Och ze vrkünde, ze wärer wissenj vnd ze gezügnüsse dises vorge-<br />
schribnen ' Ewigen köfs vnd dingen, doch vnsselb vnd allen vnsern er-
— 237 —<br />
lien gentzlich vnschädlich gehenkt habin an disen brief", Der ze Velt<br />
kilch geben ward jn dem Genner, an des . lieben grossen hymelfür-<br />
sten vnd zwelffbotten Sant Pau's tag, als er bekert ward, Do man zalt<br />
von Cristes geburt drüzehenhündert vnd JNüntzig Jär, dar- näch in<br />
dem Sehsten Jär — .: — .: — .: — . . . a — ;<br />
.: — ... —<br />
Original im Staatsarchiv St. Gallen, Schachtel Sax, Nr. 2. Pe/gament<br />
47 X 30 cm (rauh). Gotische Kursive. Bescheidene Initiale. Vorlinierung nicht<br />
ersichtlich. Zeilenführung nicht ganz gerade. Seitlich durch leichte Lmbiegung<br />
vorberändert. Die fünf Siegel sind an Pergamentstreifen eingehängt. 1.<br />
4< S'. COIT'. ALBTI * DE * WERDENBERCH * SENIOR. Im Siegelfeld Sechspass,<br />
darin von Ranken umgeben schräggestellter Spitzschild mit dem heiligenberger<br />
Zackenschrägbalken. Ueber dem Schild der Helm. Siegelform rund,<br />
2,3 cm. — 2. >fS' COMITIS RVDOLFI D'WFRDENBERC. Im Siegelfeld ins<br />
Spruchband reichender, schräggestellter Spitzschild mit Montforterfahne, über<br />
dem Schild Helm mit flatterndem Helmtuch samt Helmzier. Siegelform rund,<br />
3.2 cm. am Rande beschädigt. — 3. >r> S' RVDOLFI DE [ ]. Im Siegelfeld<br />
ins Spruchband reichender, schräggestellter Spitzschild mi: aufsteigendtitt<br />
Steinbock, über dem Schild Helm mit flatterndem Helmtuch samt Helmzier<br />
ISteinbockskopf). Siegelform rund, 3,3 cm, am Rande abgebrochen. — 4.<br />
+ S\ OSWALDI DE SANT JOHAN. Im Siegelfeld ins Spruchband reichender,<br />
schräg gestellter Spitzschild mit unkenntlichem Wappen, über dem Schild Helm<br />
mit flatterndem Helmtuch samt Helmzier (Ochsenhörner). Siegelform rund,<br />
3.3 cm, am Rande etwas gequetscht. — 5. «f S\ VOLRICI. D. GEMVINDER.<br />
Im leeren Siegelfeld aufrecht stehender Spitzschild tnit Mühlerad. — Rückvermerk<br />
von der Hand des Urkundenschreibers: N 1,<br />
3 / Ein kovfl'hrieff vmb den<br />
hofi jm Sennwaid / denzmaJ Eberhart von Sax erkovff; hat. Ausstellerferlizung.<br />
Das vorliegende Exemplar kam ins Archiv des Ausstellers, erst später<br />
über nuch Sax. Von neuzeitlicher Hand steht: Sakristey Trk. 39. B. 2 und (s. 16<br />
(in. 1<br />
17 ine:) Koff bryeff soy Noti(ert) im ortt (?) und von anderer<br />
Hund: Ingrossiert, und Kkaufbrief vmb den hof jm Sennwald / A°. 1396. — Die<br />
iii-leu schrägen Strichlein und Doppelstrichlein etc. sind keinenlalls als Satzzeichen,<br />
bloss als Liebhaberei des Schreibers zu werten, weshalb wir bei dieser Urkunde<br />
ausnahmsweise modern interpunktieren. Einzig das Zeichen ,, . . hat den<br />
U fi t eines Punktes.<br />
A /i s c h r i f t : Staatsarchiv St. Gallen. Altes Archiv, Sax-Forsleck, Bd. B. I.<br />
•">. 33 — 36; V. S. 70. — Ebd. Salzgeber, fasc. Sennwald; fasc. Salez, S. 1; fast:<br />
Freiherren l on Sax, S. 2. — Auszug ebd. Urb. 1615 fasc. 8, Nr. 18.<br />
Druck: Wnrtmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
\r. 2106.<br />
Literatur; P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />
S. 207. — Liebenau, Zeitschrift Adler 1892, S. 6 und 25126. — Schedter.<br />
St. Galler Neujahrblatt 1919, S. 27.
— 238 —<br />
Zur Sache: Da auf dem Verkaufsobjekt hauptsächlich und mit Na<br />
men nur eine Eigenfrau aus Mauren wirkt, muss die Urkunde zwar aufgenommen<br />
werden, eine Uebersetzung aber erübrigt sich, da das beschriebene Objekt in<br />
Sennwald liegt.<br />
a kenin mit Kürzungsstrich über der Wortmitte,<br />
b aygen mit Kürzungsstrich über en.<br />
c „ ..<br />
d sie!<br />
e Tagwan mit Kürzungsstrich über dem Wortende,<br />
f wirtinen mit Strich über lin.<br />
g Strich über a.<br />
h ob gen mit 2 Strichen über dem Wortende,<br />
i Strich über t.<br />
j vusn vordn beide mit er-Schleifen am Schluss.<br />
k Strich über men.<br />
/ hienach ist die Währung zu ergänzen.<br />
m willen mit Strich über en.<br />
n navbkomen mit Strich über en.<br />
6 statt vorderung.<br />
p kunsebt nüt Strich über seh.<br />
q jem mit Kürzungsschleife.<br />
r obgenan mit 2 Strichen über dem Wortende<br />
s beschaiden mit Strich über en.<br />
t Offem mit Strich über em.<br />
it mit Strich über ung.<br />
v dingn mit Strich über gn.<br />
1 Älbrecht III. zu Bludenz 1367 — 1418, Sohn Albrechts II. von Werdenberg-Heiligenberg.<br />
2 Ulrich Eberhard IV. der jüngere von SaxHohensax 1348 — 1413. Seine<br />
Frau war Elisabeth von Werdenberg-Sargans, Tochter Johanns I.<br />
3 vgl. ht. Heibert zu Eschen.<br />
4 Mauren, am Eschnerberg.<br />
5 also auf der Seite von Sennwald und von Ruggell.<br />
6 Rudolf VIII. von Werdenberg-Heiligenberg, erw. 1388 — 1419, war der<br />
älteste Sohn Heinrichs VI. zu Rheineck, dieser ein Bruder Albrechts III.<br />
7 Rudolf von Ems zu Hohenems (Vorarlberg), erw. 1388 — 98, war ein<br />
Sohn Eglolfs des Vogts zu Weesen und Glarus, der 1386 in der Schlacht<br />
bei Sempach starb; vgl. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und<br />
Liechtensteins, Tafel nach S. 344.<br />
8 Die von St. Johann waren hauptsächlich im St. Gallischen Linthgebiet<br />
verbreitet.
78. 1396 Februar 1.<br />
Abt Kuno von St. Gullen belehnt den Ritter Ulrich von Ems den altern<br />
mit Burgstall. Baumgarten und Gütern zu Rebstein, die Ulrich von den Brü<br />
dern Bischof Hartmann zu Chur und Graf Heinricli von Werdenberg-Sargans<br />
(zu Vaduz) gekauft hat.<br />
.'. Wir Cün' von Gottes gnaden Abt des gotzhus ze Sant Gal<br />
len. Das än° alles mittel zü gehört dem Stül. ze Rom V'eriehent mit<br />
Vrkünd diz brieues. daz für ins kam ze wil~ in vnsers vorgenanten'<br />
Gotzhus statt der ffrom vest Ritter herr Vir ich von A emptz 3<br />
der elter<br />
vnd offnat vor vns vnd sprach wie das er von dein Er- wirdigen her<br />
ren Hartman von Gottes gnaden Bischoff ze kur vnd von dem<br />
Edeln wolerbornen herren Graff Hainrichen von werdenberg von<br />
Sangäns gebrüdern 4<br />
stal wingarten vnd Güter ze Rebstain' 1<br />
sinen gnädigen herren geköffet hetti das Burg<br />
in dem Rintal gelegen mit<br />
gerillten Twingen vnd bännen vnd mit aller zü gehörd. als si daz inne<br />
gehebt vnd genossen hand das alles iro leben wäri von vns vnd vn-<br />
serm vorgenanten' gotzhus ze Sant Gallen vnd zögt vns öch da<br />
rvmb von den obgenanten' herren ainen vffsend brief der ze end der<br />
selben geschrifft mit der selben herren vff gedrukten jnsigeln besigelt<br />
was vnd von wort ze wort also geschriben stund<br />
Dem Erwirdigen gaistlichen herren Abt Cünen des gotzhus ze<br />
Sant Gallen Enbieten wir baid gebrüder Hartman von Gottes<br />
gnaden Bischoff ze kur vnd Graff Hainrich von Werdenberg von<br />
Sangäns vnsern dienst vnd als gut vnd tünd vch ze wissent von des<br />
Burgstal wingarten vnd guter wegen ze Rebstain gelegen das von<br />
vch lehen ist dz wir das mit allen rehteii vnd zügehörden ze köffenn<br />
geben habint dem ffromen vesten Ritter herr Vlrichen von Aeinptz<br />
dem eitern vnd sinen erben Bitten wir vch gar flissklich das ir so wol<br />
tün wellent vnd das lehen vou vns vff nement vnd das dein selben<br />
herr Vlrichen von Aemptz dem eitern und sinen erben lihint das
— 240 —<br />
wellent wir iemer vmb vch verdienen Geben mit vnser baider Jn/sigel<br />
ze end dirr geschrifft versigelt an Sant Thomas Abent vor wihen-<br />
nähten Anno domini Millesimo ccc mo<br />
lxxxx mo<br />
quinto.<br />
Darnach batt vns der selb herr / Vlrich dz wir jm das vorgenant 4<br />
Burgstal wingarten vnd guter ze Rebstain gelegen mit gerihten Twin-<br />
gen vnd bannen vnd mit allen rehten vnd zü gehorden ; als si das<br />
jnne gehebt vnd genossen hand lihind ze rehtem lehen Darumb er-<br />
hortan wir do iro bett vnd lihent dem egenanten herr Vlrichen von<br />
Aemptz / dem eitern vnd Rittern das vorgenant 6<br />
Burgstal wingarten<br />
vnd Güter ze Rebstain gelegen mit gerihten Twingen vnd Bannen<br />
da selbund vnd mit aller zu/gehörd. als dz die - selben herren jnne<br />
gehebt vnd genossen hand ze rehtem lehen. vnd lihent jm mit disem<br />
brief was wir jm daran durch reht lihen / süllent vns vnd vnserm vor<br />
genanten b<br />
gotzhus an zehenden vnd andren rehtungen ganczlich vn<br />
schädlich Vnd des ze warem vrkünd haben wir obgenanter / Abt Cün<br />
vnser jnsigel offenlich gehenkt an disen brief. Darnach veriehent wir<br />
obgenanter Hartman von Gottes gnaden bischoff ze kur vnd Graff<br />
Hainrich von Werdenberg von Sangäns gebrüder ain gantz war-<br />
hait alles des so von vns an disem brief verschriben stat. vnd ze merer<br />
sicher/hait der selben vergibt haben wir öch vnsri aignen jnsigel offen<br />
lich gehenkt an disen brief der geben ist am zinstag vor vnser ffrowen<br />
tag ze / der lichtmess in dem Jar do man zalt von Cristi gebürt dusent<br />
drühundert Nüntzig vnd Sehs Jar.<br />
Übersetzung.<br />
Wir Kuno, von Gottes Gnaden Abt des unmittelbar dem rö<br />
mischen Stuhl unterstehenden Gotteshauses zu St. Gallen, verkün<br />
den mit Urkunde dieses Briefes, dass der fromme und feste Ritter<br />
Herr Ulrich von Ems der ältere an der Stätte unseres Gotteshauses<br />
zu Wil vor uns erschienen ist. Er eröffnete da und erzählte, wie er<br />
vom ehrwürdigen Herrn Hartmann, von Gottes Gnaden Bischof<br />
von Chur, und vom edeln und wohlehrbaren Herrn Grafen Hein<br />
rich von Werdenberg-Sargans, Gebrüdern, die beide seine gnä-
— 241 —<br />
tligeh Herren seien, Burgstall, Weingarten und Güter zu Rebstein<br />
im Rheintal gekauft habe. Dazu gehören Gerichte, Zwangsrechte<br />
und Banne samt aller Zubehörde, so wie jene sie inne gehabt und<br />
genossen haben. Alldas sei Lehen von uns und unserem Gotteshause<br />
zu St. Gallen. Er zeigte auch einen von den obgenannten Herren<br />
ausgestellten Übergabebrief, der am Ende des Schrifttextes mit den<br />
aufgedrückten Siegeln jener Herren besiegelt war und von Wort<br />
zu Wort also lautet: (folgt die Urkunde vom 20. Dezember 1395)<br />
Darnach bat uns Herr Ulrich, dass wir ihm Burgstall, Weingarten<br />
und Güter zu Rebstein mit Gerichten, Zwangsrechten und Bannen<br />
und samt allen Rechten und Zubehörden, so wie jene sie inne ge<br />
habt und genossen haben, zu rechtem Lehen verleihen mögen.<br />
Wir erhörten ihre Bitte und liehen da dem ehegenannten Herrn<br />
Ritter Ulrich von Ems dem älteren zu rechtem Lehen Burgstall,<br />
Weingarten und Güter zu Rebstein mit Gerichten, Zwangsrechten<br />
und Bannen und mitsamt aller Zubehörde, so wie sie seine Herren<br />
Vorgänger inne gehabt und genossen haben. Mit diesem Briefe ver<br />
leiben wir ihm, was wir ihm zu Recht leihen sollen, und zwar ganz<br />
und gar ohne Schaden an unseren und unseres Gotteshauses Zehnten<br />
und anderen Rechten. Zur wahren Beurkundung dieser Sache ha<br />
ben wir obgenannter Abt Kuno unser Siegel öffentlich an diesen<br />
Brief gehängt. Anschliessend verkünden wir Gebrüder Hartmann,<br />
von Gottes Gnaden Bischof von Chur, und Graf Heinrich von<br />
Werdenberg-Sargans, dass alles, was von uns in diesem Briefe ge<br />
schrieben steht, gänzlich wahr sei. Zur grösseren Sicherheit dieser<br />
Bekanntmachung, haben auch wir unsere eigenen Siegel öffentlich<br />
an diesen Brief gehängt, der gegeben ist am Dienstag vor Mariä-<br />
Lichtmess im Jahre nach Christi Geburt 1396.<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen, O. O. 4. G. 4. — Pergament<br />
40,2 X 22 cm. Gotische Kursive. Vorberänderung und Vorlinierung teils sichtbar.<br />
Rand oben und seitlich 2,7 cm. Unten an der Plica Einschnitte für 3 Siegel;<br />
die der beiden Grafen von Werdenberg-Sargans-Vaduz fehlen jedoch, das des<br />
Abtes von St. Gallen ist an einem Pergamentstreifen eingehängt. >J
— 242 —<br />
zungsstriche). Im Siegelfeld thronender Abt im Ornat mit auswärts gekehrtem<br />
Stab in der Rechten und Buch in der Linken. Zu Füssen unter der Basis 2 kleine<br />
Spilzsrhilder, heraldich rechts mit dem etwas festeren Bären von St. Gallen,<br />
links mit dem schlankeren zweischweifigen Bären derer von Stoffeln. Siegelform<br />
spitzoval 5,5 X 3,5 cm. — Keine alten Rückvermerke.<br />
A u s zu g : Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV, S. IIIS,<br />
Anhang Nr. 297.<br />
a ev. aun zu lesen.<br />
b vorn mit 2 Kürzungsstrichen darüber,<br />
c obg mit Kürzungsschleife.<br />
1 Kuno von Stoffeln (Hegau) Abt zu St. Gallen vom 6. IV. 1379 — 19. X.<br />
1411.<br />
2 Wil, Stadt im Kt. St. Gallen.<br />
3 vgl. Anm. 4 zu 20 XII. 1395.<br />
4 Hartmann IV. und Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz,<br />
Söhne Hartmanns III.<br />
5 Rebstein, Bez. Ober-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />
79. St. Gallen. 1396 April 22.<br />
Abt Kuno von St. Gallen bezeichnet seine Prokuratoren vor dem Offi<br />
ziell zu Chur zur Prozessführung mit Ulrich von Schalun und Anderen.<br />
Honorabüi dviro" dominoOfficiali curiensi Cüno 1<br />
dei gratia Ab-<br />
bas Monasterii sancti galli. ordinis sancti Benedicti Salutem et since-<br />
ram in domino caritatem. Noueritis quod nos in Omnibus et singulis<br />
causis / quam vel quas mouemus seu mouere intendimus personis qui-<br />
buscumque et specialiter Vlrico de Schalün* Jotloco et Hainrico<br />
Summur 3<br />
fratribus Andonio 6<br />
de Fadill 4<br />
et vxori legitime Conr.<br />
/ Kessler de Bludentz" seu que nobis mouentur seu mouebun-<br />
tur personis ab eisdem nomine Monasterii nostri predicti Coram<br />
vobis Honorabileset discretos viros dominos Johannen Lütpreht'' 0<br />
/ Scolasticum Johannem Güderscher G<br />
et Elyam' knörren' Ca-<br />
nonicos ecclesie Curiensis Magistrum Hainricum Hüber 8<br />
Conra-
— 243 —<br />
dum Trittabas 9<br />
et Johannem Wildrich 10<br />
Notarium nostrum Ju-<br />
ratum nostros veros / et legitimos constituimus facimus et ordinamus<br />
procuratores in solidum et nuncios speciales Jta quod non sit melior<br />
condicio Occupantis sed quod vnus ipsorum inceperit alter eorum<br />
prosequi valeat et finire / dantes ipsis et ipsorum cuilibet plenam et<br />
liberam potestatem nostro et Monasterii nostri nomine agendi deffen-<br />
dendi-^ excipiendi replicandi duplicandi triplicandi libellum seu peti-<br />
ciones quascumque / Offerendi et reeipiendi Litern contestandi juris<br />
calumpnie seu cuiuslibet alterius generis sacramentum in animam no-<br />
stram prestandi ponendi articulandi posicionibus et articulis respon-<br />
dendi* Sentencias / interlocutorias et diffinitiuas' 1<br />
audiendi ab eisdem.<br />
quolibet alio grauamine appellandi appostolos' petendi appellaciones<br />
prosequendi expensas quascumque petendi obtinendi et reeipiendi /<br />
Nec non aduocatos conducendi prout eisdem quolibet eorum visum<br />
fuerit expedire alium seu alios procuratorem seu procuratores substi-<br />
tuendi et eosdem reuocandi quando et quotiens' ipsis vel / eorum alteri<br />
vidibitur expedire Nec non generaliter omnia et singula alia ffaciendi 4<br />
que veris et legitimis procuratoribus a lege vel a canone sunt eoncessa<br />
Etiam si talia forent que mandatum' '// exigant speciale Ratum et gra-<br />
tum habituri quidquit 1<br />
" per dictos nostros procuratores seu alterum<br />
eorum aut substitutum ab eisdem . actum gestum ordinatum siue pro-<br />
curatum fuerit in premissis Et / vt dicti nostri procuratores constituti<br />
et substituti ab eisdem et quilibet eorundem a sacerdocionis onere<br />
quolibet releuentur promittimus pro ipsis et ipsorum quilibet" Judicio<br />
sisti iudicatum solui cum omnibus / suis clausulis vniuersis sub rerum<br />
nostrarum et dicti nostri Monasterii omnj obligacione ypotheca Jn<br />
quorum omnium et singulorum euidens testimonium Sigillum nostrum<br />
Abbäciale presentibus duxi/mus appendendum Datum et actum in<br />
Monasterio nostro predicto Anno Domini Millesimo Trecentesimo No-<br />
nagesimo Sexto. Decimo kln° Mensis Maij Jndictione quarta : F<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen B. 2. C. 5. — Pergament 34,5 X<br />
19119,5 cm (Carta incisa). Gotische Kursive. Durch blinden Stift vorliniert.<br />
Oben 3, seitlich 1,5 cm Rand. Die ersten zwei Zeilen sind frei. Ohne Siegel und
— 244 —<br />
horizontal in zwei Teile zerschnitten. Die obere Blatthälfte ist 9,7 cm hoch.<br />
Die beiden Hälften waren zeitweise einmal durch einen Papiers!re'fen zusammengeleimt.<br />
Das Blatt hat überdies noch 6 senkrechte Einschnitte. Das Siegel<br />
sollte unten in der Mitte an einer Plica hangen. Siegeleinschnitte sind vorhanden.<br />
Wartmann glaubt, die Vollmacht sei ohne Zweifel nach Erledigung des Prozesses<br />
kassiert worden. Dies stimmt nur, falls das Siegel wirklich einmal hing*<br />
Die Tatsache, dass die Urkunde in St. Gallen verblieb und sich heute nicht im<br />
bischöflichen Archiv zu Chur befindet, zeigt, dass die Vollmacht nie ausgehändigt,<br />
also nie perfekt wurde, und deshalb möglicherweise wohl nie besiegelt,<br />
sondern einfach durch Zerschneidung zum Voraus kassiert wurde. Die darin erwähnte<br />
Sache hat im bischöfl. Archiv in Chur überhaupt keinen Niederschlag<br />
gelassen. Es scheint, als ob die Streitfragen noch rasch gütlich beigelegt worden<br />
seien oder dass man einen anderen modus procedendi vorgezogen habe. — Am<br />
obern Rande steht etwas nachlässsiger von der Hand des Urkundenschreibers:<br />
Hon(orabili) viro in Chr(ist)o p(at)ri et d(omi)no § divin(a) p(er)missione<br />
ahba(ti) Const(aneiensis) dyoc(esis). Das Wort viro ist durchgestrichen und die<br />
beiden letzten Worte sind von anderer Hand geschrieben. — Keine alten Rückvermerke.<br />
Von neuzeitlicher Hand steht: Procuratorium pro / tuendis et conseruandis<br />
rebus Monastery S. Galli / Cunone ä Stoffion Abbate. / 1396. 10. Cal.<br />
May. und die Signatur B 2 C. 5. / Cl. 1. Cist. 3. / (durchgestrichen:) arca A. —<br />
Im Text sind die schwachen Punkte nicht als Satzzeichen, sondern nur als zufällige<br />
Abstellpunkte der Feder zu werten und sind hier deshalb nicht berücksichtigt.<br />
Druck: Wartmann. St. Galler <strong>Urkundenbuch</strong> IV, Nr. 2111.<br />
a sie, oder doiro. vielleicht ein Name oder vielleicht wollte der Schreiber zuerst<br />
donüno schreiben, in welchem Falle der Rest dann viro zu lesen wäre,<br />
b sie !<br />
c Volrico de Schalüii. Jodo
— 245 —<br />
m q ql mit je einem i über den beiden q.<br />
n wohl verchrieben statt quolibet.<br />
0 mit Kürzungsstrich: Kalendas W.<br />
p Schlusschleife.<br />
1 Kuno von Stoffeln (Hegau), Abt zu St. Gallen 6. IV. 1379 — 19. X. 1411;<br />
s. HBL. IV, S. 561.<br />
2 Schalun, Burg auf Anhöhe zwischen Vaduz^ und Schaan. Ulmer, Die<br />
Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins (1925) S. 968<br />
glaubt, das Adelsgeschlecht von Schalun verschwinde in den Jahren<br />
1290 — 1298 aus den Urkunden wie aus der Geschichte. Das Antiquum<br />
registrum ecclesie Curiensis (Original im Germanischen Museum in Dürn<br />
berg, Druck bei Mohr, Cod. dipl. II, S. 109) verzeichnet damals nämlich<br />
noch: Hec est noticia caseorum qui dantur in die innocentium domino<br />
episcopo Curiensi, qui casei swencia vocantur: . . . Item R. Vaeitta<br />
(Vaistli?) VIII crinas. Item Albertus Vazitta VIII crinas. Item . . . (sie)<br />
domina de Scala VIII crinas (Orig. nicht mehr in Chur). Die hier<br />
gedruckte Urkunde aber zeigt, dass die Behauptung Ulmers nicht stimmt.<br />
3 Vgl. den Vorarlberger Familiennamen Summer. Die Form Summur zeigt,<br />
dass sich der Name nicht aus «Sommer», sondern aus «sub muro» "<br />
«unter der Mauer» ableitet.<br />
4 Das Lorünser Schlösschen, auch Diebsschlösschen genannt, heisst auch<br />
Fadullns (Vadulas) und liegt bei Lorüns ob Bludenz, wo auch der Flur<br />
name «.Fadullis» vorkommt; vgl. Ulmer, a. a. O., S. 550.<br />
5 Lütprecht, 1383 Scholasticus, war 1388 bei der Bischofswahl Anhänger<br />
Hartmanns von Vaduz gegen Bartholomäus (vgl. oben Iii, Nr. 139).<br />
Nach dem Necrologium Curiense (ed. tP. v. Juvalt. S. 15) starb er am<br />
13. Feb. 1396 (Vgl. Vasella, JHGG. 1932, S. 37, Nr. 14).<br />
6 Johann Guderscher, auch Gudescher genannt, erscheint sonst 1382 —•<br />
23. XII. 1394 (Mohr. Cod. dipl. IV. Nr. 48, 131, 189). Güderscher schon<br />
früher in Lindau.<br />
7 Elias Knörr, Magister und Kanoniker, erscheint seit dein 1. IX. 1388<br />
(Vasella, JHGG. 1932, S. 126, Nr. 16). Er starb am 22. XI. 1422 (Juvalt,<br />
Necr. Cur., S. 116).<br />
Mohr, Cod. dipl. IV, Nr. 217). Er sarb am 22. XI. 1422 (Juvalt, Necr.<br />
Cur., S. 116).<br />
8 Heinrich Huber aus St. Gallen, erscheint 1386 als Student in Wien, am<br />
23. Juli 1396 (Mohr IV, Nr. 218) zu Chur als magister und doctor pue-<br />
rorurn, wird am 4. Feb. 1426 Scholasticus und stirbt am 31. Okt. 1428.<br />
Vgl. Tuor, Reihenfolge der residierenden Domherren in Chur, JHGG.<br />
1905, S. 45 und Stärkle, Beiträge zur spätmittelalterlichen Bildungsge-<br />
schichte, St. Gallen 1939, S. 170, Nr. 24.<br />
1 6 *
— 246 —<br />
0 Drittenbass ist ein Geschlecht aus. dem St. Galler Rheintal. Konrad er<br />
scheint 1389 als Kaplan des St. Konrad Altars zu Chur (Mohr IV, Nr.<br />
738;, 1394 als sacerdos (Mohr IV, Nr. 181) und seit 1396. V. 20 als<br />
notarius curie Curiensis. Er starb am 27. Sept. 1411.<br />
10 Johann Wildrich, Bürger i>on St. Gallen, tvar Kleriker Konstc.nzer Bis<br />
tums, öffentlicher Notar und Schreiber des Klosters St. Gallen. Er<br />
irscheint 1381 — 1411.<br />
SO. Prag, 1396 Juli 22.<br />
\<br />
Auf Ansuchen der Grafen Hartmann und Heinrich von Vaduz erklärt<br />
König Wenzeslaus, dass die Grafschaft Vaduz und ihre übrigen Herrschaften<br />
Reichslehen seien, und dass er sie ihnen nach Ordnung des römischen Rei<br />
ches weiter verleihe.<br />
WJr wentzelaw" 1<br />
von gottes genaden Römischer kunig zu allen<br />
Zeiten merer des Reichs vnd kunig zu Beheim Bekennen vnd tün<br />
kund offenlich mit disem brief allen den die Jn sechen , oder hören<br />
lesen das wir von wegen des erwirdigen hart-! mans bischofes zu<br />
Cur vnsers fürsten vnd andechtigen k<br />
Grauen von montfort 2<br />
' vnd des Edelen heinrichen<br />
genant von fadutz seines brüders vnsers<br />
vnd des Reichs lieben ge- trewen mit fleisse gebeten sein das wir Jn<br />
die selben Jre Grafschaft zu fadutz vnd alle andere Jre herschefte<br />
vnd lande' 1<br />
vnd leute mit Stetten vesten merckten dorferen man-<br />
schelten lehen lehenscheften gerichten zollen Mulen Eckern wisen<br />
weiden puschen wassern Teichen geyeyden fogel-; weiden vnd sunst<br />
andern allen Jren zugehorungen nichtes ausgenomen wie man die<br />
mit sunderlichen Worten benennen mag die von Jren vorfaren an sie<br />
redlichen kummen vnd der sv ouch in geruhlicher gwere sind das<br />
alles von vns vnd / dem Reiche zu lechen ruret zu uerleichen gnedigk-<br />
lichen geruchten . des haben wir angesehen solche gneme dienst vnd<br />
trewe / als vns vnd dem reiche der egenant furste vnd heinrich . sein
— 247 —<br />
briider ofte vnd dirke nützlichen vnd williclichen getan haben teg-<br />
lichen tün vnd furbas tün sollen vnd mögen , Jn künftigen Zeiten vnd<br />
haben Jn dar vmb mit wölbe- dachtem mute vnd rechter" wissen die<br />
egenante'' Jre grafschaft vnd sunst alle Jre andere herschefte mit al<br />
len vnd yeglichen yren zügehorungen nichtes ausgenomen genedic-<br />
lichen gelihen vnd gereicht leihen vnd reichen Jn die Jn kraft ditz<br />
briefs vnd romischer kungklicher mechte also das sie vnd Jre le-<br />
henserben die selben Jre grafschaft vnd herscheften mit Jren / züge<br />
horungen von vns vnd dem Reiche zu Rechten lehen haben halden<br />
besitzen vnd der geniessen vnd gebrauchen sollen Jn aller massen<br />
vnd weise als die Jren vorfaren vntz her ingehabt vnd" besessen ha<br />
ben vor allermengklich vngehin-.'dert^ vnschedlich doch vns vnd dem<br />
Reiche an vnsern diensten vnd rechten vnd sunst yederman an sei<br />
nen rechten Ouch besteten vnd confirmieren wir Jn alle vnd yeg-<br />
liche Jre pri uilegia hanluesten briefe recht genaden vnd freyheit die*<br />
/ / die sy über die egenanten Jre grafschaft vnd herschefte von / vn-<br />
seren vorfaren an dem reiche Romischen keysern vnd kunigen / vnd<br />
auch von vns redlichen herbracht vnd erworben haben / vnd meyinen<br />
setzen vnd wollen das sie Jn allen Jren puncten / vnd clauselen vnd<br />
artiklen stete gantze vnd vnuerruckt bleiben / sollen Gleicher weis<br />
als ob sie hyerynne von worte zu / worte geschriben weren Mit vrkünd<br />
ditz briefes versigelt / mit vnserer kunigklichen maiestat Jnsigel Geben<br />
zü A<br />
Brage / nach Cristus geburde dreyzehenhundert Jare vnd dar<br />
nach / Jn dem sechs vnd newntzigisten Jare' an Sant marien mag- /<br />
dalenen tage vnser Reiche des böchmischen' Jn dem vier vnd / drey-<br />
sigisten vnd des Romischen Jn dem eyn vnd zweintzigisten / Jaren.<br />
Übersetzung.<br />
Wir Wenzeslaus von Gottes Gnaden römischer König, zu allen<br />
Zeiten Mehrer des Reiches und König zu Böhmen, bekennen und<br />
verkünden öffentlich mit diesem Briefe allen, die ihn ansehen oder<br />
lesen hören, dass der ehrwürdige Bisohof Hartmann von Chur,
— 248 —<br />
unser andächtiger Fürst, und sein Bruder der edle Graf Heinrich<br />
von Montfort, genannt von Vaduz, unser und des Reiches<br />
lieber Getreuer, uns inständig gebeten haben, wir möchten gnädig-<br />
lioh geruhen, ihnen ihre Grafschaft zu Vaduz und alle ihre übrigen<br />
Herrschaften, Länder und Leute zu verleihen, und zwar mit Städten,<br />
Festungen, Märkten, Gerichten, Zöllen, Mühlen, Aeckern, Wiesen,<br />
Wäldern, Gebüschen, Gewässern, Teichen, Jagdgründen, Vogehvei-<br />
den und allen andern sonstigen Zubehörden, nichts ausgenommen,<br />
wie man es auch im Besonderen benennen möge. Alldas ist von ihren<br />
Vorfahren redlich an sie gekommen, befindet sich auch in ihrem<br />
rechtskräftigen, gesicherten, und ungestörten Besitz und rührt von<br />
des Reiches Lehen her. In Anbetracht dessen und im Hinblick<br />
auf die genehmen Dienste und auf die Treue, die der ehegenannte<br />
Fürst und sein Bruder Heinrich zu unserem und des Reiches Nut<br />
zen stets willig geleistet und gehalten haben, täglich leisten und<br />
halten und auch fürderhin in künftigen Zeiten leisten und halten<br />
mögen, haben wir ihnen mit Vorbedacht und bei vollem Wissen die<br />
ehegenannte Grafschaft und alle ihre sonstigen Herrschaften samt<br />
allen ihren Zubehörden ohne jede Ausnahme aufs Neue verliehen<br />
und wieder überreicht. Wir verleihen und überreichen sie ihnen<br />
kraft dieses Briefes und kraft der römischen Königsmacht in der<br />
Weise, dass sie und ihre Lehenserben diese ihre Grafschaft und ihre<br />
Herrschaften samt Zubehörden von uns und dem Reiche zu rechtem<br />
Lehen haben, halten, besitzen, gemessen und gebrauchen sollen in<br />
gleichem Ausmasse und in gleicher Weise, wie sie ihre Vorfahren<br />
bis auf uns innegehabt und besessen haben, und zwar ohne jede<br />
Verminderung von irgend einer Seite her, aber auch ohne Schaden<br />
für uns, für das Reich, sowie an unseren Diensten und Rechten<br />
oder an den Rechten irgend eines Anderen. Auch bestätigen und<br />
bekräftigen wir ihnen alle Privilegien, Reohtsverbriefungen, Ur<br />
kunden, Rechte, Gnaden und Freiheiten, die sie für die ehegenannte<br />
Grafschaft und für ihre Herrschaften von unseren Vorfahren, den
— 249 —<br />
Kaisern und Königen des römischen Reiches, oder auch von uns<br />
selber erworben haben. Wir beabsichtigen, wollen und bestimmen,<br />
dass alldies in allen Punkten, Klauseln und Artikeln stets unverletzt<br />
und unverändert bleiben soll, wie es oben von Wort zu Wort ge<br />
schrieben steht mit Urkunde dieses mit unserem königlichen Maje<br />
stätssiegel versiegelten Briefes. Gegeben zu Prag im Jahre 1396 nach<br />
Ghristi Geburt, am Tage der heiligen Maria Magdalena, im 34. Jahre<br />
unseres böhmischen und im 21. Jahre unseres römischen Königtums.<br />
Abschrift in der Stiflshibliolhek St. Gallen, Cod. 629. Zu diesem<br />
Bande vgl. oben die Anmerkung zu Nr. 42. Unsere Urkunde steht auf den<br />
Seiten 623 — 624 unter der nachträglich angebrachten Ueberschrift: Mins hern<br />
graff Jörg (f 1504) fryheiten. Darunter steht von der Hand des Kontextes:<br />
Ein lehen brieff von dem Rieh vmb alle Jr friheit / zu besteten, und wieder<br />
von anderer Hand: 1396. Die Urkunde gehört zum vierten Teil des Bandes,<br />
der die Seiten 333 — 649 umfasst lind durchgehend von ein und derselben<br />
Hand des ausgehenden 15. Jahrhunderts in schwarzer, glänzender Tinte ge<br />
schrieben ist. Sehr gutes Papier, das sich fast wie heutiges Pergament ansieht<br />
und anrührt. Inhalt: Prozessakten zwischen dem Bischof von Chur und dem<br />
Grafen Georg von Sargans um die Landeshoheit im Domleschg anno 1470/71<br />
und einige für den Grafen Georg nützliche Stücke. Auch unsere Urkunde Hess<br />
Georg für alle Fälle in sein Dossier aufnehmen, da er sich nach Aussterben der<br />
Vaduzer-Linie (1416) zudem als ihr Rechtsnachfolger betrachtete, gehörte ihm<br />
daraus die Grafschaft Sonnenberg ja bis 1455. Es scheint, dass er glaubte, aus<br />
ihr gewisse Rechte ableiten zu können (vgl. Ueberschrift).<br />
Druck: Tschudi, Chronicon Helveticum, hg. von Iselin, I (1734) S. 591.<br />
Regest: Krüger, Die Grafen von Werdenberg, in Mitteilungen zur<br />
Vaterländischen Geschichte XXII (1887) Nr. 577 (aus Tschudi) und SS. 119,<br />
314.<br />
Literatur: Vanotti, Geschickte der Grafen von Montfort und Werdenberg<br />
(1845) S. 307. — Kaiser,- Geschichte des Fürstentums Liechtenstein<br />
(1923) S. 228. — Diebolder, Graf Heinrich I. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz,<br />
im Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1935) S. 31.<br />
— Derselbe, Hartmann II. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, Bischof von<br />
Chur, Jahrbuch 1937, S. 115. — J. Ospelt, Die Gründung der Grafschaft Vaduz,<br />
Jahrbuch 1941 S. 62. — A. Ritter, Ansprache gehalten am 16. März 1949 in<br />
Eschen, Jahrbuch 1949, S. 26.<br />
Zur Sache: Bischof Hartmann, Kirche und Stadt Chur erhielten am<br />
22. Juli 1396 zusammen vier Könfgsurkunden: 1) die Obige für das Haus Sar<br />
gans-Vaduz, 2) eine Urkunde für das Hochslift Chur; s. oben 1/1, S. 296 und
- 250 —<br />
Vahr. Cor/, dipl. IV. Ar. 216, 3) die Bestätigung der Schenkung von 500 Mark<br />
und der Verpfändung dir Reichssteuer zu Lindau: s. oben 1 ! 1. S. 296 und<br />
Mohr. Cod. dipl. IV. 215. t) dip Befreiung der Bürger von Chur von fremder<br />
Gerichtsbarkeit: Vidimus im Stadtarchiv Chur ~ Mohr IV. Nr. 214. — Vnsore<br />
( rkunde stellt die königliche Bestätigung dessen dar. wn* am 3. Mai 1342 von<br />
der Grafschaft Sargans als eigene Grafschaft Vaduz ausgeschieden wurde (s. oben<br />
! 1. Ar. 101). — Da die Grafen Hartmann und Heinrich Vaduz kurz darauf an<br />
ihie Stiefbrüder Wolfhart und Virich Thüring von Brandis verpfändeten, 6c-<br />
zweckt unsere Urkunde, die darin genannten Besitzungen dem Mannesstamme<br />
derer von Werdenberg-Sargans, also nach Hartmanns und Heinrichs kinder<br />
losem Tode der Sarcanser-Linie zu erhalten.<br />
n Wentzlaw Mohr. Cod. dipl. IV. 214, 215. in unserer Urkunde sind einige<br />
Wort formen zwar auf das orthographische Konto des Abschreibers zu<br />
buchen, doch ist die Sprache eine andere, vielfach neuere als die un<br />
serer (regenden.<br />
b wohl verderbt: liehen an dreht igen Mohr A ;<br />
r. 215. devoti nostri dilenti<br />
Mohr 216.<br />
r statt rechtem.<br />
d egenant mit Kürzungsschnörkel am Schluss.<br />
e hivnach durchstrichen: ij.<br />
/ statt vngemindert.<br />
g Beginn von S. 624; die steht zwei Mal.<br />
h das übergesetzte o ist entweder verblasst, oder war nie vorhanden,<br />
i statt Jaren wie unten und bei Mohr IV, Nr. 214 und 215.<br />
k statt hehemischen wie bei Mohr IV. Nr. 214 und 215.<br />
1 Wcnzeslaus, böhmischer König seit dein 15. Juni 1363, römischer seit<br />
dem 6. Juli 1376.<br />
2 hier merkwürdigerweise nach der Herkunft des Hauses benannt, gemeint<br />
ist natürlich Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans zu Vaduz. Er wird<br />
hier zum letzten Mal als lebend erwähnt.<br />
3 Die Urkunde vom 3. Mai 1342 nennt Vadutz dü burch vnd waz dar zuo<br />
gehöret, Bluomengge dü burch vnd Nützederz vnd waz dar zuo gehöret,<br />
swaz ennend Ryns ist, ez si aygen oder lehen, Vadutz halb vnd im<br />
Walgöw. Dazu kommt fetzt noch der Eschner-Berg.
— 251 —<br />
81. 1398 Januar 21.<br />
Graf Rudolf von Sulz 1<br />
erklären, Graf Heinrich 3<br />
der ältere und Johannes 7 ruchsess zu II aldhurg ~<br />
von Montjort-Tettnang 4<br />
einerseits und märrk ' von<br />
Schellemberg von Wasserburg 15<br />
an sin vnd her Egloff 1<br />
von schellemhers<br />
sins bruders statt anderseits hätten auf den 3. März ein Schiedsgericht mit<br />
dem von Sulz als Obmann angeordnet, das ihre Fehde um II itsserhitrgs<br />
Kirchensatz, Leute, Güter und Zubehörden, sowie um eine verbriefte Schuld<br />
beilegen soll. Der Fall sei nur vor den Lehensherrn ueiterziehbar. Acht. Bann.<br />
Raub, Brand und Totsclilag sollten stille liegen und nicht zum Rechten her<br />
angezogen werden. Gefangene Parteiglieder soll man gegen Bürgschaft auf<br />
Termin gewähren lassen.<br />
Abschrift (B') im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17. fol. 21 ff.<br />
Inseriert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hiezu oben zu<br />
1364 Feb. 13.<br />
Weitere Abschrift (B-) im Reichsarchiv München, Copialbuch der Herr<br />
schaft Wasserburg, S. 25 f. (15. Jht.)<br />
Weitere Abschrift (C ') Stiftsarchiv St. Gallen, Aklenarchiv, Rubrik CLIY,<br />
Gewölbe D, Kasten VIII, Zelle 35, S. 5 — 6. C ' ist B • entnommen und B '<br />
fast gleichzeitig.<br />
Druck: Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. Uli. .1,<br />
S. 59 — 60 aus B ' (C'a). — Der gleiche Druck findet sich ebd. in Bd. A. 63 B.<br />
RER. PAROGH. / TOM. I. / OFF. MAT. PAROCH. / EXT. TERRIT., S. 983 f.<br />
(C'b). — Ferner ebd. Bd. A. 85 B, Pfarr- / und / Zehend-Acta / Wasserburz.<br />
fol. 48 f. (C*c). — Büchel, Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtenstein 1 (1901) S. 243 ff.: Regesten zur Geschichte der Herren von<br />
Schellenberg, Nr. 244 aus C -a.<br />
Regest: Stärkte, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950)<br />
Nr. 6498, 19 aus B >.<br />
Erwähnt bei Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV, S. 1120.<br />
Zur Sache: Die Brüder Markwart IV. und Eglolf V., die Söhne<br />
Markwarts III., gerieten wegen Wasserburg in Krieg. Diese Herrschaft, ein Lehen<br />
des Klosters St. Gallen kam früher an die. von Montfort. Graf Heinrich meinte<br />
nun Wasserburg sei sein Eigentum; aber die von Schellenberg beanspruchten<br />
auf Grund der Verkaufsurkunde das Rückkaufsrecht. Davon wollte der von<br />
Montfort jedoch nichts wissen. So entstanden Krieg, Raub, Brand und Totschlag.
— 252<br />
Dann erst kam es zur Vermittlung. Die von Schellenberg icaren der Ansicht,<br />
dass die fraglichen Güter von ihrem Vater als Pfand verkauft worden seien<br />
und sie. als Erben das Pfand nun losen könnten. Der Graf aber entgegnete, dass<br />
rr die Lehen längst ersessen habe. Siehe Näheres bei Hüchel, Jahrbuch 7 (1907)<br />
Geschichte der Herren von Schellenberg, S. 98 ff.<br />
1 von. Sulz, schwäbisches Grafengeschlecht aus dem Schivarzwald. das von<br />
1508, bezw. 1510 — 1613 auch über Vaduz regierte.<br />
2 Waldburg, Feste im Württemberg. Oberamt Ravensburg. Die Truchsestca<br />
von Waldburg kamen 1455 auch in den Besitz der ehemals den Grafen<br />
von Vaduz gehörenden Herrschaft Nüziders-Sonnenberg im Walgau;<br />
s. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, S. 201.<br />
3 Heinrich IV. von Montfort-Tettnang, erw. 1353 — f 1408, Sohn Wil<br />
helms II. zu Tettnang. Dieser Heinrich hatte bei der Teilung von 1354<br />
Tettnang, Langenargen, Rotenfels und Scherr erhalten. Er war der Be<br />
gründer der Linie Tettnang und Rotenfels zu Immenstadt. Er hinterliess<br />
die Söhne Heinrich V., Wilhelm V. und Hugo IX. Wilhelm V. kam 1412<br />
zeitweise in den Besitz der Herrschaft Alt- und Neuschellenberg am<br />
Eschnerberg. Wilhelms V. Söhne Ulrich V. zu Tettnang und Hugo XIII.<br />
zu Argen gerieten über die ehem. schellenbergischen Güter zu Wasser<br />
burg und Hegi 1459 —1461 in einen grossen Prozess mit dem Kloster<br />
St. Gallen; S. Nr. 45.<br />
4 Tettnang, Württemberg.<br />
5 Markwart IV. von Schellenberg-Wasserburg, Sohn Markwarts III; vgl.<br />
Stammtafel bei Büchel, Jahrbuch 7 (1907) S. 92.<br />
6 Wasserburg am Bodensee, im bayr. Bez.-Amt Lindau.<br />
7 Eglolf V. von Sahellenberg-Wasserburg; s. Stammtafel bei Büchel a. a. O.<br />
82. Waldsee, 1398 März 19.<br />
Graf Rudolf von Sulz 1<br />
und die beigegebenen Schiedleute verweisen den<br />
Grafen hainrichen von montfort, herren zü tettnang 2<br />
/ uff ainem tail<br />
vnd uff dem andern taill her Eglin vnd märcken von schellenberg ge-<br />
brüder wegen eines Streits um ein Gut zu Wasserburg und den Hof zu<br />
Hegi an Abt Kuno von St. Gallen als den Lehensherrn des Gutes.<br />
Abschrift (B 1<br />
) im Stiftsarchiv St. Gallen, Rubrik XIII, fasc. 3 (wenig<br />
später). Papierblatt zu 4 Seiten ä 22 X 31 cm. Gotische Kurive. Wasserzeichen:<br />
Ochsenkopf. Unsere Urkunde ist oben auf S. 1 überschrieben: Nach Crists ge-
253 —<br />
burt druzehenhundert vnd acht vnd nüntzig jar. Auf S. 4 steht die Urkunde vom<br />
18. Juni 1398.<br />
Weitere Abschrift (B 1<br />
) im Sliftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 22 ff.<br />
Inseriert<br />
Ar. 45.<br />
in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu<br />
Druck : Sliftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. I.III A.<br />
S. 63 (C) nach B-. — Wartmann. <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
Ar. 2155. — Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenb'erg,<br />
Ar. 245, im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechten<br />
stein 1901, S. 246 — 249 nach C: vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 98.<br />
Regest: Stärkle. <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 721,<br />
A r. 6498, 20 nach B 2<br />
.<br />
Zur Sache: vgl. auch oben Nr. 57.<br />
1 Sulz, Württemberg.<br />
2 Heinrich IV. von Montfort-Tettnang erw. (1348) 1353 — f 1408<br />
HS. 1398 Juni 18<br />
Der Propst Johann von Bussnang 1<br />
entscheidet, dass die Streitsache zwi-<br />
schen graff hainrich von Montfort / her zü tetnang am ainen tail vnd die<br />
frommen vesten her Egloff / von schellenherg Ritter vnd Marquart<br />
sin brüder an dem andern / tail am 30. Juli vor dem Pfalzgerichte zu<br />
St. Gallen zum Entscheide kommen soll.<br />
Abschrift: (B 1<br />
) im Sliftsarchiv St. Gallen, Rubrik XIII, fasc. 3 (ca.<br />
1400) auf dem gleichen Blatt wie die Urkunde vom 19. März 1398. S. 4.<br />
Weitere Abschrift (B*) im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 23'.<br />
Insert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461.<br />
Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
S. 556. Nr. 2155 in der Anmerkung. — Büchel, Regesten zur Geschichte der<br />
Herren von Schellenberg. Nr. 246, im Jahrbuch des Historischen Vereins für<br />
das Fürstentum Liechtenstein 1901, S. 249 — 2.50 nach Wartinann. Vgl. auch<br />
Büchel im Jahrbuch 1907. S. 99.<br />
Regest: Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950)<br />
S. 721, A r. 6498, 21 nach B *.<br />
1 Bussnang, Bez. Weinfelden, Kt. Thurgau. Johann, ein St. Galler Mönch,<br />
war St. Gallischer Propst daselbst, erw. 1372 — 1407.
— 254 —<br />
84. Feldkirch, 1398 Juli 3.<br />
Jäck Murer von Ruggell verkauft dem Wältin Schröter zu Saxel seinen<br />
eigenen Acker zu Bachis.<br />
bennin 6<br />
Jch Jäk " Murer 1<br />
/ sin elichi c<br />
von Ruggel 2<br />
mänglichen" mit disem offenn brief / das wir c<br />
vnd ich Elizabetha Schwa-<br />
wirtin'' veriechend vnd tuond kund Aller-<br />
baidi c<br />
sament ainberlich<br />
gemainlich vnd vnverschaidenlich mit guoter' williger / vorbetrach-<br />
tung ze den ziten und tagen do wir es mit dem Rechten für-^ vns vnd<br />
all vn-/ser erben wol kreffteklich getuon* möchtent* Sunderlich mit<br />
hand willen vnd gunst / des Edeln hochgeboren vnsers genädigen"<br />
herren ByschofT Hartmans 3<br />
, Bischof / ze Cur. Recht Redlich aigen<br />
lich vnd eweklich ze koffent geben habint. Ains bestäten" vnVgevar-<br />
lichen ewigen kofs. vnd für-^ Recht ledig los vnnverkümbert' aigen<br />
guot e<br />
. Dem/frommen* beschaiden wältin" Schr.ot' sefihafft 7<br />
zu zach-<br />
sel 4<br />
vnd allen sinen erben / vnd nachkommen 1<br />
, vnsern ledigen aig-<br />
nen akker. ze Bachis 9<br />
der ainhalb stoßet' an die Rohen' 6<br />
/ andrent-<br />
halb an den Blatz 1<br />
vnd vndrenthalb an hännis hangen Brittschen<br />
denselben ; vnsern ledigen aigen akker mit grund mit graut, mit steg mit<br />
weg mit wasen mit // mit zwy mit wun mit waid mit holtz mit veld vnd<br />
och schlechteklich mit allen Rechten nuzen' / fruchten-^ guoten' ge-<br />
wonhaiten ehafftinen vnd zuogehörden* Benempten vnd unbenemp-<br />
ten. / vnd ist dis ewig vnser redlich verkoffen desselben vnsers ledi<br />
gen aignen" 1<br />
akkers als / ess" geschehe vmb fünfif/ pfund pfennig" Co-<br />
stenzer'' münss/ dero wir allersament nutzlich / vnd och gar vnd<br />
gantzlich" nach allem vnserm willen an baren' gelt von dem obgenann<br />
ten / wältin" Schroter gewert vnd bezalt sygint. Das alles wir vnd<br />
vnser erben sin / vnd siner erben guot* vnd getrüw-^ weren vnd trö-<br />
ster* sin söllint*, nach Recht vnd / gegen wem si" des an gaistlichen<br />
als an weltlichen gericht r<br />
iemer bedurffent* ald / notdürfftig' wurdent 1<br />
mit guoten' truwen' an all widerred vnd gevärd." Dirr" / vorgeschrib-<br />
nen ding aller ze warem offen vrkünd vnd stäter" fester" sicherhait
— 255 —<br />
uor vnd / hienach. So habint wir vorgenanten Jak" murer vnd Eli<br />
zabeths Schwä-/bennin 4<br />
sin erichi" wirtin demselben wältin"<br />
Schroter vnd sinen erben disen brief hierüber/ernstlich gebetten<br />
Besigeln mit des vorgenannten vnsers genädigen" herren bischoff /<br />
Hartmans Bischof ze Cur Jnsigel. Darunder wir vns vnd all vnser<br />
erben willeklich / vnd vesteklich verbunden hand vnd Bindent aller<br />
hievorgeschribnen ding mit krafft vnd / vrkünd dis offenn briefs. Das<br />
sel!) vnser aigen Jnsigel wir ietzgenannter Bischof* / Hartmann von<br />
Cur von iro vlyfiigen J<br />
Bett wegen vnd ze VTkund aller hievor- /<br />
geschrihnen ding, won si' das alles mit vnsrem guoten' willen vnd<br />
gunst vnd mit vnser / hand vnd mit allen andern 7<br />
Sachen getan<br />
vnd voüfüert hand. Als er wol kraft hat vnd' / han soll gehenkt<br />
habint an disen brief der ze veltkirch geben ward des Jars do man /<br />
zalt von Cristes geburt drüzehenhundert' achtvndnünzig' jar. An<br />
Sant ulrichs Abend / im höwmonat.* (1398.)<br />
Ubersetzung.<br />
Ich Jakob Murer von Ruggell und seine Ehefrau Elisabeth<br />
Schwäbener verkünden mit diesem offenen Briefe jedermann, dass<br />
wir beide zusammen, einhellig, gemeinsam, ungetrennt, unterschieds<br />
los, nach reifer und williger Überlegung, zu den Zeiten und Tagen,<br />
da wir es für uns und alle unsere Erben verbindlich und rechts<br />
kräftig zu tun vermochten, mit der Einwilligung unseres gnädigen<br />
Herrn Bischof Hartmanns von Chur, dem frommen und be<br />
scheidenen Walter Schroter zu Saxel und allen seinen Erben und<br />
Nachkommen unseren freien und eigenen Acker zu Bächis durch<br />
festen, gefahrlosen und ewigen Kauf recht, redlich und zu ewigem<br />
Eigentum und zu rechtem, freiem und unverkürztem Eigengut zu<br />
kaufen gegeben haben. Der Acker stösst einerseits an die Rossen,
— 256 —<br />
anderseits an den Platz und unten an Hänni Hansen Brittschen Gut.<br />
Diesen unseren freien Acker verkaufen wir mit Grund und Grat,<br />
mit Weg und Steg, mit Wiesen und Gezweig, mit Wunn und Weid,<br />
mit Holz unid Feld, kurz mit allen Rechten, Nutzungsrechten, Früch<br />
ten, Gewohnheitsrechten und Zubehörden und mit allem was ge<br />
nannt oder auch nicht genannt ist. Dieser unser redlicher Verkauf<br />
unseres freien und eigenen Ackers erfolgte um fünf Pfennige Kon<br />
stanzer Münze, die uns alle zu unserem Nutzen ganz und gar nach<br />
unserem Willen in barem Gelde vom obgenannten Walter Schroter<br />
ausbezahlt worden sind. Zu alldem sollen wir und unsere Erben ihm<br />
und seinen Erben nach dem Rechte in guten Treuen gute und ge<br />
treue Garanten sein, gegen wen sie das an geistlichem oder welt<br />
lichem Gerichte auch immer bedürften oder nötig hätten, und zwar<br />
ohne Widerrede .oder Gefährdung. Zur wahren und offenen Beur<br />
kundung und zur beständigen und festen Sicherheit aller hievor<br />
geschriebenen Dinge in Gegenwart und Zukunft, haben wir Jakob<br />
Murer und seine Frau Elisabeth Schwäbener dem Walter Schroter<br />
und seinen Erben diesen Brief mit unseres vorgenannten gnädigen<br />
Herrn Bischof Hartmanns von Chur Siegel besiegeln lassen. Dieses<br />
Siegel erklären wir freiwillig für uns und alle unsere Erben als fest<br />
verbindlich hinsichtlich der hievor geschriebenen Dinge und zwar<br />
kraft dieses offenen Briefe«. Dieses unser Siegel hängen wir Bischof<br />
Hartmann von Chur auf ihre inständige Bitte und zur Beurkundung<br />
aller hievor geschriebenen Dinge an diesen Brief, da sie alles mit<br />
unserer Einwilligung, Gunst und Hand, sowie mit allen anderen<br />
Formalitäten getan und vollführt haben, die zur Erlangung der<br />
Rechtskraft nötig sind. Gegeben zu Feldkirch im Jahre, da mau<br />
6eit Christi Geburt 1398 Jahre zählte, am Vorabend des St. Ulrichs<br />
tages im Heumonat.<br />
Abschrift: Kantons-Bibliothek Chur. Manuskript B. 1510, Urkunden-<br />
Sammlung der Geschichtsforschenden Gesellschaft von Graubünden, 7 Bände<br />
zu 25 X 34 cm. Unsere Urkunde befindet sich in Band III, der die Seiten<br />
539 — 7076 = Nr. 381 — 612 umfasst und Urkunden bis 1833. 1. 2 enthält.
— 257 —<br />
Unsere Abschrift steht S. 661 — 662 ~ Nr. 427. Die Nummer ist von der<br />
Hand des Theodor v. Mohr angebracht, der darunter bemerkt: betrifft Bünden<br />
nicht. Dann steht von der Hand des Kontextes die Ueberschrift: Kaufbrief / zwischen<br />
fcjak Murer» als Verkäufer / und «Wältin Schrot» als Käufer, um einen<br />
Acker «zu Bachis». / 1398. / Der Kontext i::t ganz in deutscher Kurrentschrift^<br />
die Eigennamen aber in Lateinschrift, alles von einer Hand von ca. 1830 geschrieben,<br />
und zwar von der Feder des Sebastian Anton Casura. Dieser wir<br />
später wiederholt Landammann in der Foppa l Gruob, xvar öfters Mitglied des<br />
Grossen Rates von Graubünden, und starb 1870. Seine Schrift reicht zur Hauptsache<br />
von S. 596 — 678 des Bandes. Zur Ermittlung Casuras vgl. S. 603 und 612,<br />
an beiden Stellen mit Unterschrift. Nach L. S ( = locus sigilli) stellt nach<br />
unserer Urkunde ebenfalls von der Hand Casuras oben auf S. 663: Collationirt,<br />
und mit mit (sie!) dem Original, im Archive d. Stadt Chur, gleichlautend /<br />
befunden, .bescheint Chur, am tn /<br />
für die Standeskanzlei<br />
deren Direktor:<br />
(Unterschrift fehlt)<br />
Einzelne Stücke jedoch sind beglaubigt vom Bündner Kanzleidirektoren v. Planta<br />
1833, 1834. Vereinzelte Stücke wtiter hinten sind kollationniert und für gleich<br />
lautend befunden worden vom Präsidenten der grauhündnerischen Gesellschaft<br />
Theodor v. Mohr 1836, 1837. Es scheint, dass die Sammlung von der Geschichts-<br />
forschenden Gesellschaft unter Anregung Mohts angelegt uurde und die Ab<br />
sicht vorlag, sie von der Standeskanzlei beglaubigen zu lassen, was dann in<br />
unserem Bande aber nur teils, besonders am Anfang geschalt. Weiter hinten<br />
holte Mohr diese Arbeit bei einzelnen Stücken selber nach. Bei dieser Sachlage<br />
darf man auch an unserer Urkunde wohl keine Zweifel hegen. Casura beschäf<br />
tigte sich offenbar unter Möhrs Anregung und Kontrolle in seinen jüngeren<br />
Jahren mit der Abschrift von Urkunden.<br />
Original auch lt. Regesten Fritz Jecklins im Stadtarchiv Chur. Dieses<br />
befindet sich aber nicht dort und ist auch im dortigen Katalog von Jecklin,<br />
der Stadtarchivar war, nicht verzeichnet. Jecklin hat die Angabe in den Regesten<br />
also nur der ^Abschrift Casuras entnommen und das Original fehlte schon vor<br />
ihm, ist also zwischen Casura (ca. 1830) und Jecklin (Stadtarchivar seit 1893,<br />
f 1927) verloren gegangen. Auch der Bearbeiter dieses <strong>Urkundenbuch</strong> es hat die<br />
Sache nachgeprüft, und zwar 1) im Urkunden-Katalog, 2) in der Sammlung<br />
P 1 —5 von Privaturkunden, 3) in den Akten. Auch nach Aussage des Archivbeamten<br />
Lütscher befindet sich das Original nicht dort.<br />
Regesten: Jecklin, Regesten zur Urkundensammlung der Geschichtsforsehenden<br />
Gesellschaft von Graubünden, Manuskript im S.aatsarchiv und in<br />
der Kantonsbibliothek Chur, an letzterem Ort unter der Signatur B 1510 und<br />
vorn in jedem einzelnen Bande der Sammlung. — Weiteres Regest im Staatsarchiv<br />
Chur, Sammlung Juvaha, III C, Nr. 39. — Alle diese Regesten verweisen<br />
für das Original auf das Churer Stadtarchiv*<br />
1 7
— 258 —<br />
a ä statt a mit übergeschriebenem e im Original.<br />
b Nicht zu beanstandende weibliche Bildung aus dem damals vorkom<br />
menden Namen Schwäbener, da Schwäbeneriii zu umständlich gewesen<br />
wäre; vgl. Bd. Iii, Register zu Schwäbener.<br />
c das 2. i sieht sich wie ü oder deutsches e mit Trema an. Aus anderen<br />
Stellen der Urkunde ergibt sich, dass das nur eine graphische Gepflo<br />
genheit Casuras war, der i bisweilen so schrieb. Vgl. Dirr in der Siegel<br />
bitte. Sonst möchte man an y mit Trema oder an akzentuirtes \i<br />
denken.<br />
d zum 1. i vgl. Anm. c.<br />
e uo statt u mit übergeschriebenem o.<br />
f ü statt akzentuirtem u.<br />
g ö statt o mit übergeschriebenem e.<br />
h wohl aus fromen mit Kürzungsstrich im Original, eigentlich = frpmenn.<br />
i Casura; es sollte Schroter heissen.<br />
j das scharfe s ist merkwürdig, vielleicht statt ss.<br />
k wohl statt nachkomenn; vgl. Anm. h.<br />
I statt nutzen.<br />
rn wohl aus aigen mit Kürzungsstrich aufgelöst, was im Zeitstil aigenn<br />
heissen würde,<br />
n fragliche Rechtschreibung.<br />
0 eher pfenning.<br />
p richtig wohl Costentzer.<br />
q statt barem.<br />
r statt an gaistlichem als an weltlichem gericht oder an gaistlichen als<br />
an weltlichen gerichten.<br />
s u wie deutsches e, aber mit u-Böglein darüber,<br />
t ü wie deutsches e mit 2 Strichlein,<br />
u i wie deutsches e mit 2 Strichlein darüber,<br />
v fester über der Zeile eingeflickt.<br />
w über a ist das übergeschriebene e nicht angedeutet.<br />
x folgt durchgestrichen von.<br />
y n schmal wie deutsches e.<br />
z hienach ist das Wort macht zu ergänzen.<br />
1 zu Murer vgl. Anm. zum 20. Juni 1387.<br />
2 Ruggell, Fürstentum Liechtentsein.<br />
3 Hartmann von Werdenberg-Sargans zu Vaduz.<br />
4 ttatt Saxel, Sassell od. ähnlich, aus• saxellum.
— 259 —<br />
j Vgl. das heutige Bächis zu Gamprin an der Grenze gegen Ruggell.<br />
6 vgl. ob der Rossen 1667 und 1698; s. Ospelt, Jahrbuch 1911, S. 91 für<br />
Ruggell. Der Name bezeichnet eine Hanfröste.<br />
7 ht. Platz zu Ruggell, gegen Gamprin hin. Die Grundstücke lagen also<br />
wohl an der Grenze zwischen Gamprin und Ruggell.<br />
85. 1399 Mär: 11.<br />
Bischof Burkhart von Augsburg 1<br />
, Graf Hugo 2<br />
Rudolf von Sulz 3<br />
der ältere, Johann Truchsess zu Waldburg 3<br />
von Montfort, Graf<br />
und Graf<br />
Hermann von Sulz stiften durch Spruch über Wasserburg und Hegi nach<br />
Krieg Frieden zwischen Eglof 4<br />
von schellemberg von Wasserburg Ritter<br />
und märck 0<br />
von schellemberg von Wasserburg baid gebrüder einer<br />
seits und Graf Heinrich von Montfort-Tettnang 1<br />
' mit seinen Söhnen Ru-<br />
dolp, Wilhelm* und Hugo 9<br />
anderseits. Eine Scliuld derer von Schellen<br />
berg von .74 Gulden soll getilgt sein. Die Gefangenen sollen frei sein.<br />
Die Grafen zahlen zur Ablösung der Schellenbergischen Ansprüche 1500<br />
Pfund Heller. Sie nehmen vier den Schellenbergern treue, vertriebene<br />
Bauern wieder auf etc.<br />
Abschrift (B 1<br />
) im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 24' — 26'.<br />
Inseriert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hiezu oben iVr. 45.<br />
Weitere Abschriften (B l<br />
) im Reichsarchiv München, Copialbuch der Herr<br />
schaft Wasserburg, S. 37 ff. (15 Jht.).<br />
Druck: Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1793) Bd. A. Uli A, S.<br />
63 — 65 aus B ' (C). — Der gleiche Druck ebd. Bd. A. 63 B, S. 987 — 989 und<br />
A. 85 B, fol. 50 — 57. — Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV.<br />
(1899) S. 1120 — 1722 aus B '. — Büchel, Jahrbuch des Hislor. Vereins für<br />
das Fürstentum Liechtenstein 1 (1901) S. 250 — 254: Regesten zur Geschichte<br />
der Herren von Schellenberg, Nr. 249 aus C.<br />
Regest: Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 722,<br />
Ar. 6498, 22 nach B'.<br />
Zur Sackes. Büchel, Jahrbuch 7 (1907), Geschichte der Herren von<br />
Schellenberg, S. 99.
- 260<br />
1 Burklmrt von Ellerbach, Bischof von Augsburg 1373 — f 1404.<br />
2 Hugo XII. von Monifort-Pfannenberg, erw. 1373 — f 1424, Sohn Wil<br />
helms IV. und Enkel Wilhelms III. von Monlfort-Bregenz, welch letzterer<br />
ein Bruder Heinrichs IV. von Montfort-Tettnang war.<br />
3 s. oben Nr. 81.<br />
4 Eglolf V. von Schellenberg-Wasserburg.<br />
5 Markwart IV. von Schellenberg-Wasserburg, Söhne Marquarts III.; s.<br />
Stammtafel bei Büchel, Jahrbuch 7 (1907) S. 92.<br />
6 Heinrich IV. von Montfort-Tettnang, erw. 1353 — f 1408; s. Genealog.<br />
Handbuch zur Schweizer Geschichte 1 (1900 — 1908) S. 147, Tafel XX.<br />
7 Rudolf VI. von Montfort-Tettnang zu Rotenfels, erw. 1374 — f 1425.<br />
8 Wilhelm V. von Montfort-Tettnang erw. 1374 — f 1439.<br />
9 Hugo XI., erw. 1399 — 1404; war 1399 noch unmündig.<br />
86. Chur, 1399 April 22.<br />
Bischof Hartmann von Chur stellt die Grafen von Sargans sicher für<br />
eine Bürgschaft von 24 Mark Jahreszins, die sie für ihn gegen seine Halb<br />
brüder Wolfhart und Ulrich Türing von Brandis übernommen haben. Falls<br />
Hartmann die Feste Vaduz nicht von denen von Brandis löst und letztere<br />
dann die Einlösung denen von Sargans nicht gestatten wollen, bevor ihnen<br />
jene 24. Mark ausbezahlt sind, so sollen dann Hartmanns Erben und die<br />
Churer Kirche unverzüglich für Zahlung der 2000 Gulden an die von Bran-<br />
dis sorgen, damit die von Sargans dadurch keinen Schaden haben.<br />
Wir Hartman 1<br />
von gotz gnaden Bischoff zü° Chur Tünd° /<br />
kund vnd verjehend offenlich mit disem brieff für vns / vnser erben<br />
vnd nachkomen vnd och das gotzhuB ze chur / Als wir vnsern lieben<br />
vettern graff hansen 2<br />
dolffen 3<br />
graff hansen 4<br />
von werdenberg / von Sanagans graff Rü-<br />
graff hugen D<br />
/ vnd graff hainrichen 6<br />
sin<br />
sün versetzt vnd zü angülten / geben habend gegen vnsern lieben<br />
brüdern wolffharten / vnd vlrichen Türing von brandis' vin^<br />
wiiij mark' / silbers Jerlichs geltz vnd zinß s<br />
als die brieff 9<br />
wol wütend
— 261 -<br />
/ Die darüber geben vnd versigelt sind Da lobend vnd / vertiaissend<br />
wir obgenanter bischoff hartman bi vnser / truw an ains rechten<br />
geschwornen aids statt mit disem / gegenwärtigen brieff Das wir vnser<br />
erben vnd nach komen vnd ouch das gotzhuß zu" Chur die obgedäch-<br />
ten r<br />
/ vnsern vettern vnd ir erben gar vnd gentzlich von / allem dem<br />
schaden zü wisen vnd zü lösen den si von / diser obgenanten gelt<br />
schuld wegen in dhain wiß enpfahen / ald nemend Vnd vmb den scha<br />
den jren Worten zü" / gloubend one'' aid vnd ander bewisung vnd er-<br />
loubend / Jnen ouch darumb vnser vnd vnser erben vnd och dz / gotz<br />
huß des gotzhuß ze chur lüt vnd güt" anzugriffen / ze nöten vnd ze<br />
pfennden mit gericht vnd on gericht / wie vnd in weihen weg si wel<br />
lend ald Jnen aller/best fügt vnd wol kombt vnd sond och daran"<br />
niemer / vnrecht getan noch gefräfelt han Jn dhain wise' //' vnd mö<br />
gend ouch das tün als lang vnd als vil vntz / vff die stund das Jnen<br />
aller der schad den si hierumb / enpfangen ald genomen hettend<br />
gar vnd gentzlichen' / bekert vnd abgelait wirt on allen Jren schaden<br />
Vnd / aber vmb den schaden Jren Worten zü glouben one / aid vnd<br />
ander bewisung Vnd ensol och vns vnser / erben vnd nachkomen vnd<br />
ouch das gotzhuß ze chur,/ noch vnser aller lüt noch güt hieuor nichtz<br />
schirmen / noch decken weder gaistlich noch weltlich gericht / gebot<br />
gesetzt frihait noch mit namen'dhainerlay / ander vszüg* noch wider<br />
red so iemand erdencken / kond oder möcht das den egenanten vnsern<br />
vettern / ald Jren erben hieran schaden sumsali oder gebresten / brin<br />
gen mocht Jn dhain wiß on geuerd Es ist och / beredt wann die losung<br />
der vesti vädutz 8<br />
an die egenanten* / vnser vettern ald Jr erben<br />
kombt vnd geualt Ob / wir die selber bi vnserm leben nit geleset<br />
hettend / vnd Jnen dann die vorgenanten vnser brüder oder Jr / erben<br />
der losung nit statt tün°wolten noch gehorsam / sin Si werend dann vor<br />
gar vnd gentzlich erloset 1<br />
von / c 1 a u s e n von b i e n g e n 10<br />
vmb die xxiiij<br />
mark silbers ;<br />
/ Jerlichs geltz vnd Zinses nach Jr brieff sag 9<br />
So sollend<br />
/ vnser des obgenanten Bischoff Hartmans erben vnd / nach<br />
komen vnd ouch das gotzhuß zü chur vnuer/zogenlich schaf<br />
fen das si von des obgenanten geltz / wegen an der losung nit gesumbt<br />
1 7 *
— 262 —<br />
werden vnd Jnen vmb die selben zwav tu send gülden* gnüg tün"<br />
Tätend si des nit vnd das si daran schadhafft würden' . So hand si<br />
aber gewalt vnd güt recht darumb an Zugriffen Jn alle der wiß vnd<br />
maß als obgeschriben stät als lang vnd als vil vntz das si gar vnd<br />
gentzlich darumb entschädiget werdent on all geuerd Vnd harüber<br />
zü"offnem vrkünd So haben wir obgenanter Bischoff hartman vnser<br />
Jnsigel gehenckt an disen brieff Vnd darzü zü merer sicherhait aller<br />
obgeschribner ding erbetten die erwirdigen herren den tümbrobst<br />
den tegan" vnd das capittel gemainlich des tüms zü chur das si Jrs<br />
capittels Jnsigel hand gehenkt ouch an disen brieff Wir gräff Rü-<br />
dolff von werdenberg' 1<br />
von Sanaganß tümbrobst Rüdolff von"<br />
' trostberg" tegan vnd das capittel gemainlich ze chur vergehen<br />
das alles das so hie ob an dieem brieff ge- fchriben stät mit vnserm<br />
willen vnd gunst bescheen ist Vnd des zü gantzer stäter sicherhait<br />
vnd durch des obgenanten vnsers gnedigen herrn bischoff h art mans<br />
ernstlicher bett willen So haben wir vnsers capittels Jnsigel doch vns<br />
vnd dem capittel onschedlich ouch gehenckt an disen brieff Der ge<br />
geben ist ze chur an dem nechsten Zinstag vor sant Jorgen tag<br />
anno' xiij c<br />
, lxxxxviiij Jar<br />
Übersetzung.<br />
Wir von Gottes Gnaden Bischof Hart mann von Chur ver<br />
künden und bekennen öffentlich mit diesem Briefe in unserem,<br />
unserer Erben und Nachkommen sowie in des Gotteshauses zu Chur<br />
Namen, dass wir unseren lieben Vetter Graf Hans von Werdenberg-<br />
Sargans und seine Söhne Graf Rudolf, Graf Hans, Graf Hugo und<br />
Graf Heinrich zu Bürgen eingesetzt haben gegenüber unseren lieben<br />
Brüdern Wolfhart und Ulrich Türing von Brandis für 24 Silber<br />
mark jährlichen Geldes und Zinses, wie es die Briefe kundtun, die<br />
darüber versiegelt ausgestellt worden sind. Wir obgenannter Bischof<br />
Hartmann geloben und verheissen deshalb anstatt eines rechten,<br />
geschworenen Eides, bei unserer Treue, mit diesem gegenwärtigen<br />
Briefe, dass wir, unsere Erben und Nachkommen und auch das
— 263 —<br />
Gotteshaus zu Chur unsere obgenannten Vettern und ihre Erben<br />
ganz und gar von allem Schaden befreien und lösen werden, den sie<br />
wegen der obgenannten Geldschuld etwa in irgend einer Weise<br />
nehmen könnten. Ihre Sohadenmeldung wollen wir auf ihre Worte<br />
hin ohne Eid und andere Beweismittel glauben. Wir erlauben ihnen<br />
unsere, unserer Erben und auch des Gotteshauses zu Chur Leute<br />
und Güter und das Gotteshaus selbst deshalb zu belangen, anzugrei<br />
fen und zu pfänden, und zwar mit Zwangsmassnahmen vor Gericht<br />
und auch ohne Gericht, wie und in welcher Weise sie immer möchten<br />
oder wie es sich ihnen am besten fügte oder es ihnen am vorteil<br />
haftesten zustünde, und zwar ohne dass ihnen deshalb vorgehalten<br />
werden könnte, sie hätten dadurch jemandem Unrecht getan oder sie<br />
hätten in irgend einer Weise gefrevelt. Sie sind ermächtigt, so lange<br />
undso oft vorzugehen, bis ihnen aller Schaden,den sie genommen hät<br />
ten ohne jeden Nachteil oder Verlust ganz und gar gut. gemacht würde.<br />
Indem wir den Worten ihrer Sohadenmeldung ohne Eid und andere<br />
Beweismittel glauben, räumen wir ihnen auch ohne Hinterhalt ein,<br />
dass nichts uns, unsere Erben und Nachkommen, das Gotteshaus zu<br />
Chur, sowie alle unsere Leute und Güter davor schirmen und<br />
schützen soll, weder geistliche noch weltliche Gerichte, weder Ge<br />
walt, Gebote, Gesetze noch Freiheiten und namentlich weder ir<br />
gendwelche andere Einwände, Ausflüchte oder Widerreden, die<br />
irgend jemand etwa erdenken könnte oder möchte. Wir schliessen<br />
alles aus, was unseren ehegenannten Vettern oder ihren Erben in<br />
irgend einer Weise Schaden, Verschleppung, Verlust oder Mangel<br />
verursachen könnte. Es ist auch folgendes besprochen worden:<br />
Wenn wir die Feste Vaduz bei unseren Lebzeiten nicht eingelöst<br />
hätten und die Einlösung damit unseren Vettern oder ihren Erben<br />
zufiele, und wenn unsere Brüder oder ihre Erben ihnen dann diese<br />
Einlösung aber nicht gestatten möchten bevor ihnen (unseren Brü<br />
dern von Brandis) das Kapital von 24 Silbermark jährlichen Geldes
- 264 -<br />
und Zinses von Klaus von Biengen nach Wortlaut ihres Briefes<br />
gänzlich ausbezahlt wäre, so sollen unsere, nämlich des obgenannten<br />
Bischof Hartmanns Erben und Nachkommen, und auch das Gottes<br />
haus zu Chur unverzüglich dafür sorgen, dass sie (unsere Vetter<br />
von Sargans) wegen des obgenannten Geldes an der Einlösung nicht<br />
gesäumt werden und dass die 2000 Gulden (an die von Brandis) be<br />
zahlt werden. Täten wir das nicht und kämen sie (unsere Vetter) da<br />
durch' zu Schaden, so haben sie (unsere Vetter) Gewalt und gutes<br />
Recht, sie deswegen so und soweit anzugreifen, wie oben geschrie<br />
ben steht, und zwar solange und so oft bis sie ohne allen Hinter<br />
halt ganz und gar entschädigt sind. Zur öffentlichen Beurkundung<br />
dieser Sache haben wir obgenannter Bischof Hartmann unser Sie<br />
gel an diesen Brief gehängt. Zur grösseren Sicherheit aller oben<br />
geschriebener Dinge haben wir die ehrwürdigen Herren den Dom<br />
propst, den Dekan und das gesamte Domkapitel zu Chur gebeten,<br />
dass sie auch ihres Kapitels Siegel au diesen Brief hängen. Wir Graf<br />
Rudolf von Werdenberg-Sargans, Dompropst, Rudolf von Trostberg,<br />
Dekan, und das gesamte Kapitel zu Chur bekennen, dass alles, was<br />
in diesem Briefe geschrieben steht, mit unserer Einwilligung und<br />
Erlaubnis geschehen ist. Zur vollen und beständigen Sicherheit des<br />
Obgeschriebenen und auf die ernsthafte Bilte unseres obgenannten<br />
gnädigen Herrn Bisohofs Hartmann haben wir unseres Kapitels<br />
Siegel ohne Risiko für uns und unser Kapitel an diesen Brief ge<br />
hängt, der gegeben ist zu Chur, am nächsten Dienstag vor dem<br />
St. Georgstag im Jahre 1399.<br />
Abschrift in der Stiftsbibliothek St. Gallien. Cod. 6& S. 318 — 321<br />
t on der gleichen Schrift wie S. 313 ff. (cgi. Nr. 42 oben). S. 318 hat die Ueberschrift:<br />
Der narhuolgend brieff gil vfzaiguug das ' die von hrandis schuldig sind<br />
graff jörgeri / von sauaganU der losung vnib vadulz stall / ze tuond. Unter der<br />
Ueberschrift ist die Jahrzahl 1399 später von der gleichen Hand wie die Prigination<br />
eingefügt. Die Unterstreichungen im Codex sind alt. — Weitere Abschrift<br />
im Scandolärschen Buch der Marschlinser-Schloss-Sammlung, S. 142, Nr. 31<br />
mit der gleichen Ueberschrift wie oben, was zeigt, dass die Murschlinser Version<br />
nicht auf das Original, sondern auf den St. Galler Codex zurückgeht. —
- 265 —<br />
Die blosse Titelüberschrift findet sich auch in der Kantonsbibliothek Chur,<br />
im Manuskriptenband B 1787, der das Inhaltsverzeichnis des obgenannten<br />
Srandolärschen Buches enthält.<br />
Druck: Tschudi, Chronicon Helveticum, hg. von Iselin 1 (1734) S. 596.<br />
Regest: Krüger. Die Grafen von Werdenberg, in Mitteilungen zur<br />
Vaterländischen Geschichte XXII (1887) Nr. 611 (aus Tschudi, Chron. Helv.).<br />
Vgl. ebd. Ar. 587 und SS. 315 — 317.<br />
Literatur: v. Arx, Geschichten des Kantons St. Gallen, II (1811) S. 54<br />
Anm. b. — Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847) S. 193 und<br />
212. — J. B. Büchel, Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum<br />
Liechtentein 1906, S. 22, Anm. 1. — Kaiser-Büchel, Geschichte des Fürstentums<br />
Liechtenstein (1923) S. 229. — P. Diebolder, Heimatblätter aus dem Sarganser-<br />
land 1937. S. 81. — Derselbe, Jahrbuch 1937, S. 116 und 1941, S. 62.<br />
a das übergeschriebene o sieht wie 2 Punkte aus.<br />
b mrk mit Kürzungsstrich,<br />
r W wie ä.<br />
d on oder an mit Stricli darüber; weiter unten heisst es jedoch one.<br />
c hier beginnt S. 319.<br />
f gentzliclin mit nach unten gezogener Kürzungsschleife am letzten n.<br />
g mit langem s. Mittelhochdeutsch üfzuc = Einfluss, üszuc = Einwand,<br />
Widerrede, Ausflucht.<br />
h rjrnt mit Kiirzungsstrich über g und Kürzungsschleife am t.<br />
i von einem e oder 2 Punkten über o ist nichts zu sehen.<br />
j was hier als Schluss-s wiedergegeben ist, sieht wie ein modernes Ringet-<br />
5 der deutschen Kurrentschrift aus; es ist fraglich ob es als Schrift<br />
zeichen oder bloss als Schnörkel zu bewerten sei.<br />
h guld mit Kürzungsschleife am d ist doch eher gülden als guldin aufzu<br />
lösen.<br />
I würd mit Kürzungsschleife am d; im Original dürfte wurd mit schrägem<br />
Strich über ü und mit ebensolcher Schleife gestanden haben,<br />
m r aus etwas anderem korrigiert,<br />
n die 2 Punkte über e können als a gelten.<br />
0 hier beginnt S. 320.<br />
p hienach stehen noch 2 Schäfte, die anzusehen sind wie u mit kleiner<br />
nach oben gezogener halbrunder Schleife.<br />
1 Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz ist ein Sohn<br />
Hartmanns III. von Sargans-Vaduz, dieser ein Sohn Rudolfs II. von Sar<br />
gans.
— 266 —<br />
2 Graf Johann l. von Sargans, erw. 1342 — 1399 (1400) ist cousm ger-<br />
main Bischof Hartmanns, er ist nämlich ein Sohn Rudolfs IV. von<br />
Sargans ttnd letzterer ein Sohn des in Anm. 1 erwähnten Rudolf II.<br />
3 Rudolf VII. von Werdenberg-Sargans, Dompropst zu Chur 1380 — 1440.<br />
4 Johann II. von Sargans, erw. 1393 — 1405, Vater Rudolfs IX., Herr zu<br />
Löwenberg (bei Schleuis, Grb.).<br />
5 Hugo VII. von Sargans, erw. 1393 — 1421, hatte keine legitimen Nach<br />
kommen.<br />
6 Heinrich IX. von Sargans, erw. 1393 — 1447, seit 1423 auch als Herr<br />
zu Sonnenberg erwähnt. Die Herrschaft Sonnenberg (Nüziders) ist vom<br />
montfort'sehen Gesamtbesitz abgezweigtes werdenberg-sargansisches Ge<br />
biet, das 1342 (oben III, Nr. 101) an die Vaduzer-Linie kam und beim<br />
Aussterben derselben, 1416, wieder an die Sarganser-Linie zurückfiel.<br />
Heinrichs IX. Söhne waren Wilhelm und Georg, welche Sonnenberg 1455<br />
an Kberhart Truchsess von Waldburg verkauften. Zu Graf Georg beachte<br />
man die Titelüberschrift zu unserer Urkunde. Vgl. auch Krüger a. a. 0.,<br />
S. 365 — 368 und A. Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und<br />
Liechtensteins (1925) S. 198 — 201.<br />
7 Zur Verwandtschaft zwischen denen von Sargans-Vaduz und denen von<br />
Brandis s. oben Nr. 47, Anm. 5.<br />
• 8 Die 24 Mark stellen den Jahreszins der weiter unten genannten 2000<br />
Gulden dar.<br />
9 Die vorliegende Urkunde setzt drei frühere voraus: Die Grafen Hart<br />
mann und Heinrich von Vaduz versetzen die Grafschaft Vaduz um<br />
2000 Gulden gegen jährlich 24 Mark Zins an ihre Halbbrüder Wolfhart<br />
und Ulrich Türing von Brandis. — 2) Graf Johann I. von Sargans und<br />
Söhne stehen dem Bischof Hartmann gegenüber Wolfhart und Ulrich<br />
Türing von Brandis Bürge für die 24 Mark Zins. — In unserer Urkunde<br />
stellt nun Hartmann wieder die von Sargans sicher. — 3) Klaus von<br />
Biengen verpflichtet sich unter Umständen das Kapital von 24 Mark<br />
Zins an die von Brandis zu zahlen.<br />
10 Klaus von Biengen (Bezirksamt Staufen) wird 1422 als tot erwähnt. Er<br />
war seinerzeit sesshaft zu Breisach im Grossherzogtum Baden (vgl.<br />
Wartmann, Rätische Urkunden, Nr. 148 und 163, in Quellen zur Schweizer<br />
Geschichte X, 1891, S. 308 und 338).<br />
11 Rudolf von Trostberg (Kt. Aargau), Dekan zu Chur 1388 — 1420.
- 267 -<br />
87.- (zu 1364 — 1399)<br />
Die Herren von Schellenberg-Wasserburg 1<br />
im Prozess von 1459 — 1461<br />
zwischen dem Kloster St. Gallen einerseits und den Grafen Hug 1<br />
von Montfort, Herren zu Rotenfels* und Tettnang 0<br />
zu Wasserburg, den Hof zu Hegi b<br />
Wasserburg.<br />
und Ulrich 3<br />
anderseits um die Burg<br />
und um Kirche und Kirchensatz zu<br />
Original (A ') im Stiftsarchiv St. Gallen A. 3. Q. 17, fol. 1 — 73,<br />
Spruch vom 13. April 1461 von Bürgermeister und Rat zu Konstanz; siehe Be<br />
schreibung bei Ar. 45 unter B<br />
Weiteres Original (A i<br />
) im Reichsarchiv München, s. Beschreibung bei<br />
Nr. 45 unter B *.<br />
Abschrift (B) im Stiftsarchiv St. Gallen, Akten-Archiv Rubrik CLIV,<br />
Gewölbe D, Kasten Vlll, Zelle 35. Diese Abschrift ist den Originellen gleich<br />
zeitig, aber nur fragmentarisch. Sie besteht aus 3 Papier-Bogen zu 12 Seiten<br />
zu 30 X 20,5 cm. wovon nur die S. 1 — 8 beschrieben sind. Die Schrift ist<br />
eine gotische Kursive aus den 60-er Jahren des 15. Jahrhunderts. Diese Ab<br />
schrift entspricht A ' fol. 19 — 22 und fol. 24 — 24' und enthält die obigen<br />
Nr. 53, 56, 54 und 87, was oben also noch nachzutragen ist.<br />
Druck: (C) Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. IUI A,<br />
S. 31 — 146; s. Beschreibung bei Nr. 45 unter C. — Der gleiche Druck ebd.<br />
in Bd. A. 63 B, S. 983 f. und A. 85 B fol. 48 f.<br />
Auszug: Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950)<br />
S. 723 — 733, Ar. 6498 a nachA', — In Büchels Arbeiten über die von Schel<br />
lenberg nirgends behandelt.<br />
Zum Inhalt: Oben in Nr. 45 verfolgten wir das Schicksal der Herren<br />
von Schellenberg-Wasserburg seit dem Zeitpunkte, da sie vom Eschnerberg abwanderten.<br />
Dann sahen wir, wie ihr Besitz am Bodensee an die von Ebersberg 1<br />
und schliesslich an die von Montfort-Tettnang überging. Die von Montfort gerieten<br />
nun um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Kloster St. Gallen in<br />
Streit' um eben diese Güter. Da die Prozessakten sehr umfangreich sind, können<br />
wir sie hier unmöglich vollinhaltlich wiedergeben; doch erlauben sie einen interessanten<br />
Rückblick auf die von Schellenberg zu tun. Wir sehen wie dieses<br />
Haus etwa ein Jahrhundert später in den Augen der Parteien dasteht und wie<br />
dessen Briefe gewertet werden: ein Einblick, der bei uns im Mittelalter sonst<br />
selten möglich ist! Doch da Herr Archivar Dr. Stärkle in St. Gallen hierüber<br />
bereits einen eingehenden Auszug (<strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI,<br />
Nr. 6498 a) verfasst hat, so mag es hier genügen, zur Hauptsache an Hand dieses<br />
Auszuges, wenigstens das wiederzugeben, was die Herren von Schellenberg be-
— 268 —<br />
trifft. — Vom 12. Mai 1459 datiert ein Aniassbrief zwischen Virich Rösch*.<br />
Pfleger des Gotteshauses St. Gallen einerseits und den Grafen-Brüdern Hug<br />
und Ulrich von Montfort anderseits um die Güter zu Wasserburg. Man wolle,<br />
den Streitfall vor Bügermeister und Rat zu Konstanz bringen. Dieser Anlass<br />
brief ist inseriert im Spruch von Bürgermeister und Rat zu Konstanz vom<br />
24. Nov. 1459. Dieser Spruch befindet sich auf Pergament-Original im Stifts<br />
archiv St. Gallen N. 3. Q. 15. Vom Anlass-Brief befindet sich eine Kopie im<br />
Reichsarchiv München, Herrschaft Wasserburg A Nr. 1, S. 44, welcher histo<br />
rische Erläuterungen vorausgehen. So steht da die Notiz: Nachdem Graf<br />
Heinrich 9<br />
von. Montfort die Burg Wasserburg, den Hof zu Hegi und beider<br />
Zubehörde, von dem von Ebersberg in seine Hand gebracht hätte, sei er in unge<br />
störtem Besitz gewesen, ausser dass Märk lf><br />
Eglolf 11<br />
von Schellenberg und sein Bruder<br />
Ansprüche erhoben, aber laut Briefes darauf verzichtet hätten (vgl.<br />
Schiess, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Galten, VI, Nr. 6301). Der Spruchbrief<br />
selbst enthält nichts über die von Schellenberg (vgl. Schiess a. a. 0. t Nr. 6368).<br />
Auch die Promulgationsurkunde vom 29. (?) November 1459 enthält nichts<br />
(Sliftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 16; vgl. Schiess a. a. 0., Nr. 6369).<br />
Damit kommen wir zu unserer Hauptquelle, nämlich zum Spruchbrief<br />
vom 13. April 1461. Bürgermeister und Rat zu Konstanz erklären: In den Strei<br />
tigkeiten zwischen dem Pfleger Ulrich Rösch namens des Gotteshauses St. Gallen<br />
und den Grafen Hug und Ulrich von Montfort, Herren zu Rotenfels und Tett<br />
nang, über die Kirche und den Kirchensatz zu Wasserburg und über die Burg<br />
Wasserburg und den Hof .zu Hegi samt Zubehörden, worüber die Parteien sich<br />
laut Anluss vom 12. Mai 1459 auf sie, nämlich auf Bürgermeitser und Rat zu<br />
Konstanz als Gerichtsinstanz, geeinigt haben und der Pfleger für sich und das<br />
Gotteshaus, Graf Hugo für sich und seinen Bruder mehrmals vor ihnen in<br />
Recht gestanden und auch über etliche Punkte Sprüche getan worden sind,<br />
ist. als beide Teile die Hauptsache vorbringen wollten, entschieden worden, dass<br />
sie Klage, Rede, Widerrede und ihre Briefe schriftlich eingeben und alle frü<br />
heren Sprüche, den Anlass, die Vollmachten und den Spruch vom 24. Novem<br />
ber 1459 vorlegen sollten. Dies ist auch geschehen, sodass der Spruchbrief vom<br />
13. April 1461 nebst dem Urteil und den genannten Belegstücken in seinem<br />
grössten Umfange drei eingehende Klageschriften des Gotteshauses St. Gallen,<br />
drei Antwortschreiben der Grafen von Montfort sowie je eine Nachrede der<br />
Parteien enthält.<br />
Die erste Klage des Pflegers von St. Gallen gegen die Grafen von Montfort<br />
sagt: Der Hof zu Hegi und die Burg Wasserburg sei des Gotteshauses St.<br />
Gallen rechtes Eigen und vor Zeiten in Pfandes Weise in der von Schellenberg<br />
Händen gestanden, dann von einem von 'Schellenberg-Wasserburg in gleicher<br />
Weise an die von Ebersberg gekommen, die ihre Rechte auf Graf Heinrich<br />
von Montfort, den Ahnherrn 12<br />
der beklagten Grafen übertragen haben. Da nun<br />
Hof und Burg Pfand des Gotteshauses St. Gallen sind, laut zweier gesiegelter<br />
Briefe von Mark von Schellenberg und eines solchen von Ulrich von Ebersberg,<br />
wonach ihm das Pfand vor Abt Kuno in gleichen Rechten, wie der von
— 269 —<br />
Schellenberg es inne hatte, gefertigt worden ist, begehrt der Pfleger, das ihm die<br />
Grafen die Lösung gütlich gestatten oder rechtlich dazu angehalten werden.<br />
I eher den Kichensatz zu Wasserburg begehrt der Pfleger einen Spruch, dass<br />
die Grafen ihm auf seine Forderung die Lösung gestatten sollen und dass<br />
seine Briefe etc. verhört würden. Diese sind u. a. folgende: Drei Ve.rschreibun-<br />
gen von Mark von Schellenberg und Ulrich von Ebersberg vom 26. Sept. 1379<br />
und 19. und 21. Sept. 1385 (oben Nr. 57, 64, 65).<br />
Die erste Antwort der Grafen sagt: Die Behauptung, dass die Wasserburg<br />
und der Hof zu Hegi pfandesweise in ihrer Vorfahren und ihrer Hand gewesen<br />
und noch seien, befremde sie, da ihre Vorfahren die Güter vor 60, 70 und<br />
80 Jahren gekauft hätten da sie vor Landgericht in ihre Hände aufgegeben<br />
worden seien und da sie und ihre Vorfahren sie über 60 Jahre in stiller,<br />
nützlicher Gewehr als Ihrige unansprechig innegehabt hätten. Sie seien also dem<br />
Pfleger von St. Gallen nichts schuldig. Auch betreff Kirchensatz Wasserburg<br />
erklären sie nichts schuldig zu sein. Dies werde bewiesen, so sagen sie, durch<br />
Schreiben der Eidgenossen und durch das Verhallen des Pflegers in gütlichen<br />
Tagen, wo er meinte losung halb uns nicht schuldig sin. Es folgen die ins<br />
Recht gelegten Dokumente.<br />
In der zweiten Klage des Pflegers von St. Gallen heisst es dann u. a.:<br />
Da die Güter zu Zeiten derer von Schellenberg und Ebersberg Pfand waren,<br />
so konnte keine Länge der Zeit noch jemand andrer sie rechtlich zu jemands<br />
Eigen machen und mehr als seine Rechte verkaufen; er vertraue also, dass<br />
das Innhaben, auf das die Grafen sich berufen, keine gewerd sei noch heisse und<br />
ihm das Recht zur Lösung zuerkannt werde.<br />
In der zweiten Antwort der Grafen erwidern diese auf die Behauptung<br />
des Klägers, Pfänder hätten kein gewerd; Das hätte wohl Geltung, wenn einer<br />
einem ein Gut zu Pfand versetze und dasselbe pfandweise von einer Hand in<br />
die andere gegeben und genommen würde, nicht aber für den Fall, dass einer<br />
ein Gut, das sein Pfand wäre, einem andern für sein Gut zu kaufen geben<br />
würde und der Käufer dieses Gut als das Seine und nicht als Pfand erwürbe.<br />
Nach dem kaiserlichen Rechte könnten die Pfandschaften höchstens bis zu<br />
40 Jahren gewer behalten; es wäre eine Gefahr für die allgemeine Rechtssicherheit,<br />
wenn einer oder seine Vorfahren ein Gut recht und redlich erkauft und<br />
als das Seinige oder Ihrige mehr als 40 Jahre besessen und wenn dann ein<br />
anderer, der neben ihm gesessen und um den Kauf gewusst habe, nach Verlauf<br />
von 40 bis 60 Jahren das erkaufte und ersessene väterliche Erbe auf<br />
Grund einer Pfandschaft beanspruchen und abheben wolle. So könnte niemand<br />
mehr seiner Käufe sicher sein, jeder müsste fürchten, die Verkäufer würden die<br />
(fiiter wieder beanspruchen, wie es jetzt mit der Wasserburg und dem Hofe<br />
zu Hegi der Fall sei. Auf die vom Pfleger eingelegten Briefe (oben Nr. 57, 64, 65)<br />
antworten die Grafen mit acht Dokumenten (u. a. oben Nr. 53, 54, 55, 56, 81, 82,<br />
HS und 85). auf Grund derer sie in 15 Punkten den Nachweis bringen wollen,<br />
dass der Kläger sich zu Unrecht auf seine vogelegten Urkunden stütze. Nach<br />
der Abschrift des Briefes vom 16. Dez. 1374 (oben Nr. 53) heisst es auf fol. 19* ff:
— 270 —<br />
Lieben fründ, Jn disem verlesen briefe, verstät üwer wyfihait wol,<br />
wie märck von Schellemberg, der benempten guter, selbander, sich<br />
mit Recht vnd vrtail vertzigen hat, vnd die/Vlrichen vnd rüdolffen<br />
von von' Ebersperg, vbergeben hat, ... So wysent / des pflegers<br />
berürten brieflin datum, das erst drützehenhun- dert achtzig vnd nun<br />
Jär, am mentag vor sant mich eis/tag Item des andern datum drutze-<br />
henhundert funff vnd-/achtzig Jar, am zinfitag vor sant Mathes tag<br />
(oben Nr. 64) Defihalb üwer wyfihait wol verstät, das märck von<br />
schellemberg, zü zyten / so des pflegers brieflin, geben sind, nicht-<br />
zit an den guten ge- hebt hat, defihalb er sich der güterhalb, nichtzit<br />
Bekennen / noch verschriben mocht, vnd die brieflin daruff der pfle-<br />
ger, sinen grund setzt gantz vernicht, Item, zü dem andern .'mal Bringen<br />
wir für üwer wyfihait, wie das ainer, mit namen peter pregentzer, 13<br />
als ain trager, sins Brüder kind vermaint hat, das märck von schel<br />
lemberg, ettwas vber- türung, an den benempten güten, dennocht ha<br />
ben möcht / vnd hat daruff vor dem lantgericht anlaitung, vnd insetzen<br />
/ ouch des briefe' erlangt, die pitten wir üch och zü hören etc. Es<br />
folgen die obigen Nr. 55 und 56. Dann heisst es: K<br />
lieben fründ Jn den<br />
zwain briefen verlesen, verstät üwer, wyfihait wol, hett märck von<br />
schellemberg ettwas gerechtigkait , an den vorgeschribnen güten,<br />
Jm selb haimlich oder offenlich behalten das sin mag oder nit, so<br />
hett doch das der pregentzer, die selben gerechtigkait, mit recht vnd<br />
vrtaile behalten rechteclich ersessen etc. //* Also das Märck von<br />
Schellemberg daran gantz nütz , hett, noch haben mochte, als ouch<br />
als ouch'der brief, datum, / wyset.. ; 5. April 1378 und 19.Nov. 1378 (oben<br />
Nr. 55, 56) die elter sind •' wann des pflegers vorberürten brieflin, da<br />
ruff er gründet, / daby sich aber mer erfindet das er zü den zyten,<br />
so er die brieflin / sol geben haben, gantz nichtzit an den güten ge<br />
hebt hat, weder haimlich 'noch offennlich vnd dauon nicht bekennen<br />
noch ver-'siglen mocht vnd die brieflin vernicht vnd vnkrefftig sind<br />
etc / Item zü dem dritten so hat üwer wyfihait wol verdstanden /' jn<br />
den verlesnen briefen, daz märck von schellemberg zü den selben,/
— 271 —<br />
zyten als datum des pflegers brieflin wiset, ain offen verschrib-, en<br />
ächter u<br />
, gewesen ist, vnd nach dem, Rechten weder zü zügnuß , noch<br />
zü besigeln noch zü uerschriben noch zü handien, nit , düchtig gewe<br />
sen ist, vnd was er ouch geben hett, wer undüchtig / vnd vnkrefftig vn-<br />
gelouphafft, dauon nicht zü halten, vnd, , mocht sich dero kains, nie-<br />
mant Jm rechten behelffen, oder bruchen / dauon, ist, von sinen zwain<br />
brieflin gantz nicht zü halten etc. Item zum Vierden So ist der obgeschri-<br />
ben märck, von ' Schellemberg, Jn pann gewesen, defihalb, er aber,<br />
zü' den selben zyten, datum siner brieflin, mit allem sinem tün vn-<br />
düchtig / ist gewesen, als Jr Jn dem briefe hienach verschriben ouch<br />
ver- nement etc. Es folgt obige Nr. 54; dann heisst es i<br />
: Item zürn fünff-<br />
ten so sind des benempten pflegers brieflin vndüchtig vnd gar merg-<br />
klich arckwenig vnd vnglobhaft,,' Zü halten vmb daz das er Jn schul<br />
den, gewesen ist Vnd umb schuld Jn die aucht, vnd an den güten<br />
nichtzit mer hett, noch be- haben möchte, als Jr daz Jn dem obgemelten<br />
briefen gehört haben, vnd mag die brief geben haben, durch nid oder<br />
haß oder ettwas, / an den güten zü uerpergen wollen, vnd vor den<br />
Schuldnern sine / güt zü uerschlahen, denn das recht sollichs vertün<br />
der güter vernimpt, 1<br />
das das beschäh zü betrügen, den Schuldner Jn<br />
latin Jn fraudem credi-;toris etc. Item züm sechfiten das üwer wyfihait<br />
verstände, , das die von schellemberg vnd ander, sich der brieflin<br />
daruff der , pfleger gründt, nit gehalten hand, der nit kantlich gewe<br />
sen sind / Sunder mergklich wider Jnnhaltung der benempten haim-<br />
lichen brieflin gehandelt hand, vnd dauon nit wissen wolten / So hat<br />
märck vnd sin brüder, von schellemberg vnnserm anherren 9<br />
, an<br />
gestrengt der güt halb vmb lehen von sant Gallen, vnd nit / als vmb<br />
pfand von sant Gallen, vnd Jnsunder so ist märck, von schellem<br />
berg, vmb den aiiickel des lehens, von sant Gallen vnnsers an<br />
herren fynd worden, vnd hat den ettwielang zyt / bekriegt 1<br />
", das nun<br />
zü recht gericht vnd Jm rechten gehandelt ' ist, als hienach folgt Bit<br />
ten wir uch zü hören. Hier folgen die Urkunden vom 21. Jan., 19. März<br />
und 18. Juni 1398; oben Nr. 81, 82 und 83. ffifth folgt 1<br />
" : Jn disen briefen,<br />
verstät üwer wyfihait wol wie die sach ge-, handelt ist, das die von
— 272 —<br />
schellemberg, vff den grund der lehen vnd nit der pfand kriegt<br />
vnd gerechtet hand, vnd da durch das Recht für den abt sant Gal<br />
len gewyfit ist, vff sollichs ouch abt Clin" 5<br />
sich der sach beladen<br />
vnd angenomen hat, vnd als ain lehenherr, sinem Bropst befolhen,<br />
das recht, mit den lehen- lüten, zü besitzender selb probst, mitsampt<br />
den lehenlüten, , das recht besessen, vnd andern verzwickt tag, wider<br />
als vmb / ain lehen, für den apt als den lehenherren, gemacht hand ,<br />
Daby Jr wol verstandent, nach des pflegers brieflin vnd allen er-<br />
gangnen Sachen alle parthye Jn der sach gewand gewesen , sind, abt<br />
Cün als ain lehenherre, vnnser anher, Graf ' hainrich" von schel<br />
lemberg, vnd ouch den lehenlüten, des gotz- hus sant Gallen die<br />
dingjnlehens recht vnd forme gehandelt; hand vnd nit Jn pfandfiwyse,<br />
vnd als pfand, defihalb aber die brieflin vorberürt, vnglobhaft vnd<br />
vernicht sind Item die sibend vrsach das die benempten<br />
brieflin von märcken von schellemberg lutend nit Jn glicher form<br />
vnd datum lutet Sunder der erst, zwayung von Ebersperg, der<br />
ander ainen von Eber-.sperg mitsampt, ander vngelichens defihalb<br />
sy aber, arck-/wenig vnd vngelouplich, als Jr" Jn den selben brieflin<br />
wol / verstandent. Zum achten wird der Brief vom 16. Dez. 1374 (oben<br />
Nr. 53) besprochen, der'' der eltst brief ist Das märck von / Schellem<br />
berg vor offem verpannem lantgericht, mit ange-'dingtem fürsprechen,<br />
offennlich bekennt, hät, den hof hege, vnd die Burg Wasserburg,<br />
mit aller Jr zügehorung, für sinen hof, vnd sine Burg, vnd für das<br />
sin hin Jnngehebt, als der selb, briefe, Jnnhalt, vnd darnach erst,<br />
vsserhalb rechtes, vnd haim-/lichs Dem abbt ainen briefe gegeben sol<br />
haben, das der hof / hege, des apts recht aigen, vnd die andre guter,<br />
pfand sige ,' vnd aber, nach dem selben brief, den er dem abbt geben<br />
haut , vber langzyt märck von schellemberg 10<br />
, die selben güt<br />
offenn- lieh für das sin angesprochen, vnsern anherren bekriegt, vnd ,<br />
das Recht, als vmb lehen, für den lehenherren, zögen, vnd / aber nach<br />
ergangnen dingen vnnserm anherren durch teding . mitsampt andren<br />
von schellemberg, züsprüch, die er ver-.maint hät, zü den güten,
— 273<br />
als zü sinen güten. zü kouffen geben hand vnd verbrieft vnder sinem<br />
Jnsigel. mitsampt sinem brüder vnd andern fürsten, Grafen vnd her<br />
ren Jn sigel - - - Es folgt die Urkunde vom 11. März 1399; oben Nr. 85.<br />
Dazu heisst es' 1<br />
: In dem brief verstandent Jr wol, wie märck von<br />
schellemberg vnd ander, vor den brieflin daruf der pfleger grün<br />
det offennlich vor gericht, mit angedingtem fürsprechen, die güt alle,<br />
für sin güt bekent, die vrkünd nun nit / grösser gesin mag, vnd aber<br />
nach den brieflin märck vnd her . Eglof, die güt aber vor gericht,<br />
als daz Jro angesprochen hand vor recht vnd darnach aber be-<br />
sigelt, mit fürsten grafen rittern vnd knechten, sigeln, defihalb hoffen<br />
wir üwer wyfihait soll / erkennen, daz solch haimlich emytten' In-<br />
geben brieflin als vnge- lophafft vns gantz vnschedlich sin sollent.<br />
Item der nund artickel das die brief vnd vrkünd, so die von<br />
schellemberg vns / hierinn geben hand, sind offenlich geben mit<br />
me Jnsigel besigelt / mit me kantnüfi denn mit ainem man, vnd<br />
ouch vntz vff ,' den tag die guter, nach Jnnhalt der selben brief<br />
gehandelt, die / güt besessen, vnd herbracht haben vnd siner be-<br />
rürten brieflin , haimlich geben, haimlich gehebt verswigen vnd<br />
verdruckt, sind So hoffen wir nach aller gestalt, der sach das die<br />
vernicht ' vnd kraftloG sigen Item das legen wir üch Jn das Recht,<br />
als / ain vrsach, wider dem brieflin, so von vlrichen 1<br />
' von schel-<br />
lem-, berg lutet, Item der zehend, artickel, daz das brieflin von /<br />
vlrich von ebersperg Iutend, der seit nit anders, denne vff / der<br />
von Schellemberg brieflin, vnd sind vff ain zyt geben ' vnd wan<br />
denn, des schellembergs brieflin, vntüchtig sind So ist ouch alles<br />
das daruf gät, vntüchtig.<br />
Die Punkte 11 — 15 ' betreffen nicht mehr die von Schellenberg, sondern die<br />
von Ebersberg. Abschliessend ' wird noch betont, dass schon Abt Kuno sich<br />
nicht getraut habe die fragwürdigen schellenbergischen Briefe zu verwenden.<br />
Auch habe Abt Kuno im brieflichen Verkehr mit denen von Schellenberg und<br />
von Ebersberg niemals von einem Pfände geschrieben.<br />
Die dritte Klage und Schlussrede des Pflegers" enthält folgendes: Gegenüber<br />
dem Einwand der Grafen von Montfort, die von Ebersberg hätten die<br />
betreffenden Güter als die ihrigen an sie verkauft, erklärt der Pfleger, erstere<br />
1 8
— 274<br />
hätten nur ihre Rechte veräussern können. Wären sie nicht als Pfand in die<br />
Hände der Grafen gekommen, so müsste es sich beim Kauf entweder um eigene<br />
Güter oder um Lehen handeln; im ersteren Fall bekennen die Grafen selber,<br />
es seien die Güter ihnen nicht als Eigen verkauft worden, im andern Fall lagen<br />
keine Beziehungen zum Lehenrecht vor. Der Brief vom 16. Dezember 1374<br />
(oben Nr. 53) nenne keine Verkaufssumme; wären die Güter als eigen oder<br />
ledig verkauft worden, wäre sie auch erwähnt worden, folglich müssten sie<br />
Pfand sein, das man nicht ersitzen könne. Dann wird ein Brief vom 28. August<br />
1386 besprochen, der uns weiter nichts angeht (s. Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Ab<br />
tei St. Gallen VI, S. 720, Nr. 14). Dann heisst es aber: In den erwähnten Kauf-<br />
'briefen sei niemals die Rede von Lehen gewesen, sie könnten weder von den<br />
Schellenbergern noch von den Ebersbergern einen alten Lehenbrief voriceisen.<br />
Selbst dann, wenn Abt Kuno ihnen die Güter bedingungslos als Lehen über<br />
geben hätte, so wäre der Akt doch rechtsungültig, denn es darf kein Prälat<br />
Stiftsgut ohne Erlaubnis des Konvents jemandem zu Lehen geben; dass sie<br />
übrigens nur von Abt Kuno einen Lehenbrief vorlegen könnten, beweise, dass<br />
kein Abt sich für berechtigt hielt, die Güter als Lehen anzusehen. Falls die<br />
Herren von Sehellenberg und Ebersberg nach der Behauptung der Grafen mit<br />
den erwähnten Gütern wie mit ihrigem geschallet haben sollten, so hätten sie<br />
doch damit als mit ihrem Pfand gehandelt und nicht als Lehen; so spreche der<br />
Lehenbrief -Graf Heinrichs mehr für das Gotteshaus als gegen dasselbe. — Es<br />
folgt die Widerlegung der 15 Punkte, mit denen die Grafen die vom Pfleger<br />
vorgelegten Briefe als nichtig und ungültig darzustellen versuchten. Ob die<br />
Güter damals in den Händen des von Schellenberg gewesen seien oder nicht,<br />
verschlage nichts, denn er habe bloss bekannt, dass Abt Kuno den Verkauf des<br />
Pfandes an die von Ebersberg gestattet habe, womit auch der Pfandbrief Ulrichs<br />
von Ebersberg inhaltlich übereinstimme. Die Tatsache der Uebergabe des Pfan<br />
des ergebe sich aus zwei Briefen, welche die Grafen wegen Peter Bregenzer der<br />
üherthürung halb gegeben habe (oben Nr. 55 und 56). Wenn die Grafen be<br />
haupten, die Pfandschaft berühre nicht das Gotteshaus, sondern bloss die von<br />
Schellenberg und Ebersberg, so wiederspreche dies den von ihnen vorgelegten<br />
Briefen, dem gemeinen lümbd und der Kundschaft, die er zu verhören begehre.<br />
Sie reden anders, als ihr Ahne in seinem Handel mit Egli und Märk von<br />
Schellenberg vor Rudolf von Sulz 16<br />
dem altern, als Schiedsrichter gesprochen<br />
habe (oben Nr. 81 und 82). Was den dritten und vierten Punkt anbelangt,<br />
Märk von Schellenberg sei zur Zeit der Uebergabe des Briefes an St. Gallen<br />
in Acht und Bann gewesen, so ergebe sich das keineswegs aus dem Vergleich<br />
der Briefdaten; selbst wenn er es gewesen wäre, was jedoch nicht feststehe, so<br />
wäre er trotzdem nicht unfähig gewesen jene Briefe auszustellen; die Handlungs<br />
fähigkeit eines Aechters sei nicht gänzlich aufgehoben. Wenn die Grafen im<br />
fünften Punkte erklären, letzlerer sei so verschuldet gewesen, dass er überhaupt<br />
nichts mehr gehabt hätte, so lasse sich nicht erklären, wie dann, dessen Söhne<br />
ihre Rechte an Wasserburg und Hegi um 1500 Pfund Denare hätten, verkaufen
— 275 —<br />
können. Auf den sechsten Punkt der Grafen, Mark und seine Söhne hätten von<br />
den Briefen, auf welche sich der Pfleger stütze, nichts wissen wollen, gibt er<br />
zur Antwort, es lasse sich nicht beweisen, dass Mark gegen die Briefe, die er<br />
dem Gotteshaus gegeben habe, je etwas geredet hätte. Die Fehde zwischen dem<br />
Ahnherrn und denen von Schellenberg berühre nicht Märk, sondern dessen<br />
Söhne: Eglolf, den Ritter, und Märk. Dass sie wider ihres Vaters Brief gehandelt<br />
oder der Grafen Ahnherrn der guot hall» umh lehen von sant Gallen ange<br />
strengt haben, werde sich nicht beiveisen lassen; im Gegentt.il ergebe sich aus<br />
dem Briefe vom 19. März 1398 (oben Nr. 82.), dass die Gebrüder von Schellen<br />
berg Graf Heinrich von Montfort zuogesprochen hand umh pfand, während der<br />
Graf in seiner Antwort erklärt hätte, die Güter wären sein, er hätte sie vom<br />
Abt von St. Gallen zu Lehen. Wenn auch die Schellenberger im nämlichen<br />
Briefe die Güter als Lehen bezeichneten, so sei das kein Beweis, da man niemals<br />
das, was einem Gotteshause als eigen gehöre, zu Lehen machen dürfe. Dazu<br />
seien die beiden Herren von Schellenberg schon in ihren jungen Tagen in<br />
fremdes Land 19<br />
gekommen und hätten nach ihrer Rückkehr diese Verhältnisse<br />
nicht gekannt. Der Kläger halte es für unbillig, dass der Grafen Ahne gegen<br />
die Schellenberger in dem Anlassbrief vom 21. Januar 1398 (oben Nr. 81)<br />
wegen des Kirchensatzes rechtlich vorgegangen sei, nachdem er zuvor zwei<br />
Briefe des Inhalts besiegelt habe, dass letzterer dem Gotteshaus St. Gallen<br />
gehöre. Auf den Einwurf der Grafen, die von Schellenberg hätten auf Grund der<br />
Lehen und nicht des Pfandes mit dem Montforter gerechtet, wobei die Parteien<br />
ihren Streit vor den Abt von St. Gallen als Lehenherrn getragen hätten, ant<br />
wortet der Pfleger, das finde sich nicht in den von den Grafen vorgelegten<br />
drei Briefen, denn ir znospruch zu dem Grafen sei umb ein pfand gewesen,<br />
als der ander briefe dis ußwyßt. Ebenso wenig habe man einen Beweis dafür,<br />
dass man vor dem Lehenherrn in der Hauptsache um Lehen gestritten habe.<br />
Obwohl in des von Bussnang' 0<br />
Brief vom 18. Juni 1398 (oben Nr. 83) be<br />
stimmte Rechtsdaten angesetzt seien, wären diese doch nicht nach Lehenrecht<br />
gehalten worden. Den siebenten und achten Punkt habe der Pfleger eigentlich<br />
schon widerlegt. Auf die Behauptung der Grafen, Märk von Schellenberg habe<br />
vor Landgericht den Hof Hegi und die Wasserburg als seinen Hof und seine<br />
Burg bezeichnet, sei zu antuorten, es habe das nichts zu bedeuten. Wenn einer<br />
auch ein Pfand habe, könne er gleichwohl sagen, es sei sein, obwohl es Pfand<br />
geblieben. Es könne auch nicht bewiesen werden, dass Märk i>on Schellenberg,<br />
der zuvor Abt Kuno den Brief gegeben, über lange Zeit dasselbe Gut öffentlich<br />
als das seinige angesprochen und nachher samt seinen Söhnen durch tedinge dem<br />
Ahnherrn der Grafen verkauft habe, denn im letzteren Kaufbrief rede kainer<br />
von Schellemberg noch siegle keiner ausser die Söhne Märks. Der zehnte Ar<br />
tikel, wonach der Brief Ulrichs von Ebersberg auf jenen Schellenbergers sich<br />
stütze und daher keine Geltung hätte, lasse er wort sin. Was den zwölften<br />
Artikel belange, so sei es genug, ivenn bloss einer bekenne, dass die von den<br />
Schellenbergern erworbenen Güter Pfand des Gotteshauses seien. Zum dreizehn<br />
ten Artikel heisst es, der von Ebersberg habe die Güter zu Hegi und Wasser-
— 276- —<br />
bürg von Märk von Sek eilen barg mit Abt Kuno's Vollmacht als Pfand des Got<br />
teshauses versetzt. Dieser eine. Brief schon beweise zur Genüge, dass die ge<br />
nannten Güter weder Eigen noch Lehen, sondern allein Pfand sein müssen . . -<br />
Die dritte Antwort und Schlussrede ' der Grafen bemerkt: In ihrer Wider<br />
rede hätten sie dargelegt, dass der gewert hall) die fraglichen Güter kein Pfand<br />
wären, sondern nach kaiserlichem und allgemeinem Recht ersessen seien. Die<br />
.Briefe derer von Schellenberg und Ebersberg, welche die Pfandschaft beweisen<br />
sollten, seien unglaubhaft und formell zu beanstanden. Abt Kuno habe sie<br />
selbst im Patronatsstreit mit ihrem Ahnherrn nicht hervorgezogen. Zur Erhör-<br />
tung seiner Behauptung, dass die Güter vom Gotteshaus St. Gallen ein Pfand<br />
seien, führe der Pfleger an, es seien die Leute zu Wasserburg und Hegi rechte<br />
Gotteshausleute von St. Gallen, die zur Zeit, da sie nach Lindau und Ravens<br />
burg-' verpfändet worden seien, sich dagegen verwahrt hätten; es seien hierüber<br />
noch zwei versiegelte Urkunden, welche sie in ihre Gewalt gebracht hätten und<br />
nun dem Gericht vorlegen sollten. Sie wollen sich der Verlesung derselben nicht<br />
widersetzen, aber auch ihre diesbezügliche Antwort vorbringen (vgl. Urkunde<br />
vom 13. Feb. 1364 und vom 21. Aug. 1386. oben Ar. 45 und 66). Die Grafen<br />
erklären, die beiden vorgelesenen Briefe berühren die Frage der Pfandschaft<br />
gar nicht; es werde lediglich dargelegt, dass die Leute von Wasserburg und<br />
Hegt rechte Vogtleute des von Schellenberg seien; es sei übrigens ein geringer<br />
Unterschied zwischen \ogt- und Eigenleuten. Beide seien zudem in Kaiser<br />
Sigmunds '•Goldener Bulle» einander gleichgestellt worden. Nach dem 2. Briefe<br />
wehren sich die Leute dagegen, Eigenleute Rudolfs von Ebersberg zu sein, sie<br />
sei'-n Vogtleute und Lehen von St. Gallen und könnten als solche nicht ver<br />
pfändet werden. Die von Schellenberg hätten im Streit mit dei -n von Ebersberg<br />
t tu L-geben. noch einige Rechte an den veräusserten Gütern zu haben; sie hatten<br />
ans dem gleichen Grunde am h mit ihren Ahnen gestritten, wobei die Leute mit<br />
der l.rklärung. sie seien \ ogtlculc i>nd Lehen von St. Gallen, zu keiner Partei<br />
hielten. \\ ir könne man da noch aus diesen alten I r'-unden den Beweis schöpfen<br />
wollen, dass sie Pfand vom Gotteshaus St. Gallen seien? Nach anderweitigen<br />
Itt'tnei knnsen folgt anhand der eingelegten Brieje (s. oben Nr. 53, 55, 56) die<br />
lieh an pt ii n u für den rechtmässigen Kauf und im Anschluss daran die Wieder-<br />
i-ab*- iter I rkunde betreffs Erwerbung der überthürung von den Ebersbergern<br />
I üben Ar 58). Abt Kuno habe ihren Ahnherrn mit den erkauften Gütern be<br />
lehnt, dir auch im Streit mit den Schellenbergern und Ebers! "rgern als Lehen<br />
f i-lrnchirt worden seien. Deshalb belange sie der Pfleger unb' :<br />
Iger weise wegen<br />
i'fandKchaft; nuchdeni i doch ihre Vorfahren die betreffenden Güter von denen<br />
von Srh.dlenherg und Ebersberg öffentlich uffrechi und redlich in unser hannd<br />
t rknuffl und gebracht haben und die Verhandlungen keinen Beweis geliefert<br />
hätten, dass sie pfandweise in ihren Besitz gekommen seien. Wäre letzteres der<br />
Fall gewesen, so wäre es nicht nötig gt wvsen, hivfür du- Lehen zu erfordern und<br />
zu empfanden. Das Lehen sei erhalt en in einem Bei ersbrief. im Gerichtsbrief<br />
des (trafen Rudolf von Sulz (oben Nr. 82) und im Brief des von Bussnang<br />
(tdjen Ar- Si'i), welche den Entscheid des Lehensstreites mit den Schellenber-
— 277 —<br />
gern enthalten . . . Wenn die von Schellenberg gemeint hätten, die Güter der<br />
h.bersberger seien ihr Pfand gewesen, so habe sich dies auf die Lehen bezogen,<br />
zu denen sie Losung haben sollten. Nach kurzen Entgegnungen auf die Ausle<br />
gung des Lehensbegriffes von Seite des Pflegers antworten die Grafen auf den<br />
\ orwand, es sei ja von den Schellenbergern und Ebersbergern kein Lehenbrief<br />
vorhanden: es genüge der LeJienbrief. den ihr Ahne erhalten habe . . . Wenn<br />
ferner der Pfleger sage, obwohl die von Schellenberg und Ebersberg mit den<br />
Gütern als wie mit dem Ihrigen gehandelt hätten, so seien sie doch ihr Pfand<br />
gewesen, so fteuen sie sich über dieses Bekenntnis. Wie. könne er aber da noch<br />
behaupten, dass sie. pfandweise veräussert worden seien. Es folgt eine längere.<br />
Widerlegung der Antwort des Pflegers auf die 15 Punkte, womit die Grafen<br />
jene Briefe derer von Schellenberg und Ebersberg, die von Pfandschaften reden<br />
nochmals als ungültig und wertlos hinstellen.<br />
Die. Nachrede des Pflegers" ist eine Stellungnahme zu den von den Grafen<br />
im Verlauf des Prozesses eingelegten Urkunden. Man verstehe aus den Briefen<br />
(oben Nr. 45 und 66), dass die Leute von Wasserburg und Hegi nicht Eigen<br />
leute seien; tvären sie das. so hätten sie ihr Gut, darum sie erst nach Lindau und<br />
sodann nach Ravensburg verpfändet worden seien, nicht zu Recht ledig machen<br />
können; da sie tveder Mark von Schellenberg noch Rudolf von Ebersberg ange<br />
hörten, hätte auch der Graf nicht mehr Rechte an ihnen haben können. Zudem<br />
stehe im zweiten Briefe, dass sie Vogtleute von St. Gallen seien. Diese eben er<br />
wähnten Briefe stimmen inhaltlich mit jener Urkunde Märks von Schellenberg<br />
überein. worin letzterer erkläre, dass der Hof Hegi mit allem Zubehör, mit Leuten<br />
und Gutem des Gotteshauses zu St. Gallen rechtes Eigen sei, währenddem die.<br />
Steuer und das Vogtrecht über diesen Hof samt Leuten und Gütern Pfand des<br />
Gotteshauses seien. Wären sie Eigene oder Vogtleute des von Schellenberg oder<br />
von Ebersberg gewesen und nicht Pfand oder hätten sie die Leute vom Gottes<br />
haus St. Gallen zu Lehen gehabt, was sich aber nie beweisen lasse, dann war"<br />
ihre Pfandschaft nie nachgelassen worden, selbst nicht einmal unter dem Vor<br />
wand, dass sie Lehen seien; denn mancher hätte Leute und Güter vom Gottes<br />
haus zu Lehen, die man trotzdem mit Recht pfänden könne. So lasse sich<br />
die Befreiung von obiger Pfandschaft nur dadurch erklären, dass wohl das<br />
Vogtrecht versetzt worden, die Eigenschaft aber dem Gotteshaus geblieben sei.<br />
Die Antivort der Grafen auf die Nachrede des Pflegers 1<br />
erklärt, der Streit<br />
rühre daher, weil der Pfleger meine, die Leute von Wasserburg und Hegi<br />
seien Pfand, während sie meinten, sie seien ihr erkauftes Gut, Erbe und Lehen;<br />
daher komme es nicht darauf an, ob sie Eigenleute oder Vogtleute seien, sie<br />
seien einfach unser erb vogtlüt und unser lehen von Sant Gallen und nit pfand.<br />
Der erste Brief, der 96 Jahre alt sei (oben Nr. 45) besage, dass viele Leute es<br />
beschworen hätten, dass sie rechte Vogtleute seien, was sie auch gegenüber dem<br />
von Schellenberg als ihrem Herrn bekannt hätten. Der zweite Brief, der über<br />
TO Jahre alt sei (oben Nr. 66) erwähne, dass viele Leute gestützt auf den alten<br />
Brief es eidlich bezeugt hätten, dass sie seine Vogtleute und Lehen von St.<br />
Gallen seien. Wenn der Pfleger behaupte, jene Briefe stimmen mit jenem Märks<br />
1 8 *
— 278 —<br />
von Schellenberg wohl überein. der die betreffenden Leute ah ein Pfand von<br />
St. Gallen erkläre, so entspreche das nicht der Wahrheit, denn die beiden<br />
Urkunden redeten anders als die vermainten brieflin- nicht von Pfandschaft,<br />
sondern von rechten Vogtle.uten und Lehen von St. Gallen. Die Grafen lassen<br />
auch die Folgerung nicht gelten, Lindau und Wasserburg hätten deshalb die<br />
Verpfändung der Leute von Wasserburg und Hegi zurückgezogen, da St. Gallen<br />
wohl das Vogtrecht, nicht aber die aigeuschafft derselben versetzt habe. Von<br />
einer Verpfändung sei in den bezüglichen Urkunden gar nicht die Rede, es<br />
stehe lediglich darin, es hätten die Leute es beschworen, dass sie Vogtleute und<br />
Lehen von St. Gallen seien und sie hätten den von Schellenberg als ihren Herrn<br />
und Vogt bekannt. Sollten die ehrbaren Leute von Lindau und Ravensburg ihr<br />
Urteil gegeben haben, uff daz das zuo wissen gewesen were. so hätten sie die<br />
Leute für Eigen derer von Schellenberg und Ebersberg betrachtet, da ja der<br />
Renner und Aichelberg, die Bürger in beiden Städten waren, sie als Eigenleute<br />
derer von Schellenberg und Ebersberg in die stetl gepfendt haben — . . .<br />
Es folgt das Urteil- : Bürgermeister und Rat zu Konstanz sprechen über<br />
die Streitigkeiten zwischen dem Pfleger Ulrich Rösch von St. Gallen und den<br />
Grafen Hug und Ulrich von Montfort, Herren zu Rotenfels und Tettnang über<br />
die Kirclie and den Kirchensatz zu Wasserburg und den Hof zu Hegi samt.<br />
Zubehörden auf Grund der schriftlich eingegebenen Klage, Rede. Widerrede etc.<br />
beider Teile etc.: 1) was die Burg Wasserburg und den Hof zu Hegi betrifft:<br />
wenn die Grafen schwören, dass ihnen nicht betvusst ist, dass Burg und Hof<br />
Pfand vom Gotteshaus St. Gallen seien, dass sie dergleichen nie von ihren Vorfahren<br />
vernommen und Burg und Hof bisher bei gutem Gewissen als Lehen<br />
innegehabt haben, so sollen sie der st. gallischen Ansprüche ledig und soll<br />
ihnen beides als Lehen verliehen, von ihnen als solches empfangen und anerkannt<br />
werden; 2) was die Lösung des Kirchensatzes und der Kirche zu Wasserburg<br />
betrifft, so soll sie dem Gotteshaus und Pfleger von St. Gallen bleiben.<br />
In diesem Prozess kommen die von Schellenberg-Wasserburg in der Darstellung<br />
der Grafen von Montfort schlecht, ja sehr schlecht weg, während der<br />
Pfleger von St. Gallen sie in Schutz nimmt und die Anwürfe gegen sie nicht<br />
gelten lassen will. Jedenfalls sprechen beide Parteien in ihrem eigenen Interesse.<br />
Da jedoch das Gericht in Punkt 1). der hier in Betracht fällt, die Sache derer<br />
von Montfort schützt, also offenbar die urkundlichen und geschäftlichen fraudulösett<br />
Machenschaften derer von Schellenberg nach der montfortischen Darstellung<br />
gelten lässt. falls sie den Eid wagen, so bleibt doch ein Makel auf<br />
denen von Schellenberg haften. Aber auch wenn man die sie betreffenden Urkunden<br />
aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts für sich allein liest, so bekommt<br />
man nicht gerade den besten Eindruck vom fragwürdigen Märk von<br />
Schellenberg zu Wasserburg. Doch Mancher hinterlässt ein übles Andenken,<br />
weil er in der Not nicht mehr allen moralischen Verpflichtungen nactikam,<br />
wahrend andere ein gutes Andenken hinterlassen, nur weil die Versuchung nie<br />
an sie herantrat!
(i Im Original A ' fol V — 6*.<br />
b fol. 6' — IV.<br />
c fol. IV — 13.<br />
d fol. 13 ff.<br />
e fol. 19' Mitte.<br />
f so in A '.<br />
g fol. 20 unten.<br />
Ii hier beginnt fol. 20'.<br />
i in A' u auf Rasur.<br />
Ic fol. 20' unten.<br />
I hier beginnt fol. 21.<br />
rn fol. 24 gegen die Mille.<br />
— 279 —<br />
n hier sollte zur Trennung der beiden Namen, die nicht zusammen gehören,<br />
ein Beistrich stehen.<br />
0 J korr. aus e.<br />
p fol. 24' oben,<br />
il fol 26' oben.<br />
r bedeutet «inmitten».<br />
s fol. 26' Mitte.<br />
t fol. 27' ff.<br />
u fol. 30 — 39'.<br />
v fol. 39' — 69.<br />
w fol. 69 — 70.<br />
x fol. 70 — 72.<br />
y fol. 72 — 73.<br />
1 Wasserburg am Bodensee, im bayr. Bez.-Amt Lindau.<br />
2 Hugo XIII. von Montfort zu Argen, erw. 1440 — f 1491, Sohn Wil<br />
helms V. zu Tettnang.<br />
3 Ulrich V. von Monjort-Tettnang, erw. 1440 — f 1495, Bruder des Obigen.<br />
4 Rotenfels bei Immenstadt, bayr. Bez.-A. Sonthofen.<br />
5 Tettnang, Württemberg.<br />
6 Hegi, bayr. Bez.-A. Lindau.<br />
7 im Ober-Amt Tettnang, Württemberg.<br />
8 Ulrich Rösch von Wangen im Allgäu, geb. 1426, 1451 Grosskellner des<br />
Klosters St. Gallen, 1457 Pfleger, 1463 —f 1491 Abt; vgl. Histor. Biograph.<br />
Lexikon der Schweiz V (1929) S. 676.<br />
9 Heirich IV. von Montfort-Tettnang, erw. 1353 — f 1408, Vater Wil<br />
helms V; vgl. Anm. 2.
— 280 —<br />
10 Markwart III. von Schellenberg-Wasserburg, f ca. 1390, Sohn Mark-<br />
narts //.. t 1335; vgl. oben S. 171.<br />
11 Eglolf II.. Pfarrer zu Ravensburg und Erolzheim; vgl. Stammtafel<br />
bei Büchel, Jahrbuch des Histor. Verein für das Fürstentum IJech-<br />
tentein VII (1907) S. 75 und 92.<br />
12 Grossvater.<br />
13 Peter Bregenzer, Bürger zu Lindau.<br />
14 Wohl seit 1375.<br />
15 Es betrifft dies nicht Marquart III., sondern dessen Söhne Mnrquart IV.<br />
und Eglolf V.; vgl. Büchel a. a. ().. S. 97 f.<br />
16 Kuno von Stoffeln (Hegau). Abt zu St. Gallen 1379 — 1411.<br />
17 l'lrich II. von Schellenberg, f 1386, Bruder Marku arts III. und Eglolfs II;<br />
s. Stammtafeln bei Büchel a. a. O.. S. 75 und 92.<br />
18 von Sulz, schwäbisches Grafengeschlecht aus dem Schwarzwald, das<br />
von 1508, beziv. 1510 bis 1613 auch über Vaduz regierte.<br />
19 Im y.ürichbiet und in Bayern; vgl. Büchel a. n. 0.. S. 96 f. und 100.<br />
20 Freiherren von Bussnang. Kt. Thurgau.<br />
21 Ravensburg, württembergische Oberamts-Stadt.<br />
22 Vgl. oben Nr. 45.<br />
HH. 1399 Oktober 22.<br />
Johans' vnd Hainrich' von Schellenberg gehrüder vnd Walther<br />
von Küngsegg ' geloben als Vögte von Konrad itml Clara von Brassberg',<br />
unii eventuell auch für sich, dem Abt Kuno von Sl. Gallen mit den Burgen<br />
Rrassberg. Hatzenriet" und Haldenberg'' als ljehensleute treu, gewartig und<br />
dienstlich zu sein.<br />
Original im Stiftsarchiv Sl. Gallen W. W. 4. A. 3. Pergament 45,5 ><<br />
21 cm. Giftische Kursive. Vorliniert und vorberändert. In der Plica sind drei<br />
Siegel eingehängt: 1. + S * 10HANIS * DE * SCHELE[N]BERG. Im Siegelfeld<br />
3 Mal geteilter Spitzschild (2 und '4 plastisch). Rund 2,2 cm. — 2.<br />
+ S. HEINRICI. DE. SCHELLENBERG. Im Siegclfeld 3 Mal geteilter Spitzschild<br />
(1 und 3 plastisch). Siegelform rund zu 2,3 cm. — 3. S\ WALTERE D\<br />
KVNSEGO. In vertikal-länglichem, oben und unten ins Schriftband reichendem<br />
Vierpass schräggestellter, in zwei Reihen gespindelter Spitzschild mit Helm und<br />
Helmzier. Siegelform rund zu 3 cm. — An der Plica rechts aussen 12. a lergo 9.<br />
Rückvermerk des Vrkundenschreibers: Reuersa walthers von küngsegg hansen<br />
vnd hainricheit / von schellenberg von herr Conr. von l>rah-/sperg kind vnd
— 281 —<br />
der lehen wegen, (15 Jht.:) 1399 / Braschperg bnrgsaess ouch / Railzenrieth<br />
vnd Haldenberg und AW.<br />
Nr. 2177.<br />
Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1809)<br />
Regest: Hüchel. Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />
Nr. 254. im Jahrbuch des Historischen Vrrcins für das Fürstentum Liechtenstein<br />
1901. S. 255 nach Wartmann; vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 67.<br />
1 Johann III. von Schellenberg-Laut räch f 1404. Sohn Heinrichs IV..<br />
dieser Sohn Heinrichs III., dieser Heinrichs II. und der Anna von Realt.<br />
Diesem begegneten wir oben in Nr. 32. Seine Nachkommen entfremdeten<br />
sich Ghurrätiens und Hessen sich nördlich des Bodensees nieder. Vgl.<br />
Büchel im Jahrbuch 1907, S. 63: Stammtafel.<br />
2 Heinrich V.. r 1410: s. Büchel ebd.<br />
3 Walter von Könipsegg (Gem. Guggenhausen. Oberamt Saulgau, Württem<br />
berg), Schwager von Hans und Heinrich.<br />
1 Konrad und Klara von Brassberg (Oberamt Wangen. Württemberg},<br />
Kinder des vor 1399 verstorbenen Konrad von Brassberg und der<br />
Klara Anna von Schellenberg. Schwester Johanns II. und Heinrichs IV.<br />
Vgl. Büchel. Stammtafel im Jahrbuch 1907, S. 63.<br />
5 Ratzenriet. Oberamt Wangen, Württemberg.<br />
6 Haldenberg. Gem. Deuchelriet Oberamt Wangen.<br />
89. ' 1401 Juli 6.<br />
Johannes von Schellenberg als Vogt und Pfleger der Kinder Herrn<br />
Konrads sei. von Brassberg. Heinrich von Schellenberg, sein Bruder, -und<br />
Walter von Königsegg. Mitpfleger und Vogt des Konrad sei. 1<br />
, verkaufen<br />
Burg und Burgstall Haldenberg- mit Zubehör dem Andreas Wermeister<br />
von Wangen 3<br />
. Verkaufsgaranten sind Graf Wilhelm von Montfort-Bregenz. 1<br />
Merk von Schellenberg. sesshaft zu Gaienhofen." Ulrich von Königsegg. 1<br />
'<br />
sesshuft zu Marstetten.' und Hans von Schellenberg.* des obgenannten Han<br />
sen von Schellenberg Sohn.<br />
A b s ch ri j t im Stiftsarchiv St. Gallen, Rubrik CLIV, fasc. 5. Papierblatt<br />
zu 4 Seiten ä 19.5 X 31,5 cm. Flüchtige deutsche Schrift des 18. Jahrhunderts.<br />
— Das Original war lt. Siegelankündigung besiegelt von den Verkäufern und<br />
Garanten.
Ar. 2228.<br />
— 282 —<br />
Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
Regest: Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />
Ar. 261. im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein<br />
1901, S. 256; vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 67.<br />
1 7.u diesen Personen vgl. 22. Okt. 1399.<br />
2 Gem. Deuchelriet, Oberamt Wangen, Württemberg.<br />
3 Wangen an der Argen, Württemberg.<br />
4 Wilhelm VII. von Montjort-Bregenz, erw. 1387 — f 1422.<br />
5 Gaienhofen, Bezirksamt Radolfzell, Baden.<br />
6 Ulrich von Königsegg (Gem. Guggenhausen, Oberamt Saulgau, Württem<br />
berg), Gemahl der Margaritha, Schwester der Gebrüder Hans III. und<br />
Heinrich V. von Schellenberg-Lautrach. Vgl. Büchel, Stammtafel, im<br />
Jahrbuch 1907, S. 63.<br />
7 Marstetten, Oberamt Leutkirch, Württemberg.<br />
8 Hans IV., f 1409.<br />
90. „1405 (Juli).<br />
Landammann und alle Landleute gemeiniglich am Eschnerberg schlies-<br />
sen mit Appenzell und St. Gallen einen Bund."'<br />
Regest bei P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />
S. 208 (vgl. dazu S. 217 ff.). •— Krüger, Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte<br />
XXII (1887) n. 670; Bütler I Schiess, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen<br />
V (1904) S. 1089, Nachtrag Nr. 18; Schiess, Appenzeller <strong>Urkundenbuch</strong> 1<br />
(1913) Ar. 232, alle nach Kaiser.<br />
Leider gibt Kaiser nicht an, woher er die Sache hat. Jedenfalls schliesst<br />
am 16. Okt. 1405 zu Feldkirch der Bund ob dem See unter der Führung der<br />
Appenzeller, wobei auch der aman und all landleut gemeinlich an dem Eschner<br />
berg genannt sind, mit dem Grafen Hugo von Montfort-Bregenz einen befriste<br />
ten Frieden über die Feste Neuburg. Bei Zellweger, Urkunden zur Geschichte<br />
des appenzellischen Volkes 1/2 (1831) n. 180 ist das Stück gedruckt von dem<br />
Original, das in Koblach, in der Gerichtsladc von Neuburg liegt. Bei Wartmann,<br />
<strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. .Gallen IV (1899) n. 2352 gedrückt nach der Ur-<br />
kundensanimlung des Vorarlberger Museumsvereins in Bregenz, Kopie des<br />
17. Jht. — Warlmann bezweifelt, dass Zellweger das Original vor sich gehabt habe.
— 283 —<br />
Regesten bpi: Segesser, Die Eidgen. Abschiede I (1874) S. 464 n. 387 nach Zell<br />
weger: Krüger MVG. XXII (1887) n. 682 nach Zellweger; Schiess, App. üb. 1<br />
(1913) nach der Kopie in Bregenz. — Am 17. Juni 1405 siegten die Appenzeller<br />
am Stoss. am 24. Juni gründeten sie mit den rheintalischen Gemeinden den<br />
Bund ob dem See, am 1. Juli verbündeten sie sich mit der Stadt St. Gallen<br />
t'Schiess, n. 230), am 6. Juli übergibt ihnen die Gräfin Elisabeth von Werdenberg-<br />
Sargans, die Frau Eberharts IV. von Sax, ihre Feste Hohensax und lässt sich in<br />
ihr lyandrecht aufnehmen (Schiess, n. 231) und am 15. Sept. verbünden sie sich<br />
mit Feldkirch (Schiess, n. 237). Die Leute am Eschnerberg müssen also tat<br />
sächlich im Sommer 1405 dem Bund ob dem See beigetreten sein. Vgl. hiezu<br />
auch unten n. 93 von lmgraben, Anm. 33 und 38. Doch kann das Regest bei<br />
Kaiser sehr wohl bloss aus dipspn andern Nachrichten, bes. rom 16. Okt. hon-<br />
stritirl sein und sich nicht auf eine eigene Urkunde stützen.<br />
Ol. Lichtensteig, 1406 Mai 1.<br />
Ammann und Landleute von Appenzell beurkunden folgendes: Rudolf<br />
Kilclimatter und Jakob Glenter von Zürich, Hans Sigrist und Ulrich Merkli<br />
von Schwvz haben die freute zu Grabs, Buchs und Sevelen, welche Landleute<br />
der Appenzeller geworden sind und den Bund beschworen haben, mit dem<br />
Grafen Wilhelm von Montfort-Tettnang 1<br />
. dessen Pfand sie von den Brüdern,<br />
den Grafen Rudolf ' 2<br />
und Hugo 3<br />
1408 verglichen.<br />
von Werdenberg her sind, bis zum 11. Nov.<br />
- - - Wär och das ienian in der Statte Werdenberg wäri ainer<br />
oder nie." die den Rund gelobt ald geschworn' 1<br />
hettent vnd das kuntlich<br />
wär dieselben alle vnd och mit namen Virich Büsch 4<br />
. . . vnd Virich<br />
Ffronberg'vmb die zween'' das jetzt beredt ist Sond denselben lüten<br />
gantzlich volgen vnd beliben vnbekümbert von dem obgenanten Graf<br />
Wilhelmen von sinen erben vnd nachkomen vnd von allen den Jren<br />
das Zil is • •<br />
Druck: Urkunden zu Joh. Caspar Zellweger's Geschichte des appen-<br />
zellischen Volkes (Trogen 1831) I, 2 Nr. 186, S. 108: «Abkopirt von einem<br />
beschädigten Original auf Pergament, woran nur noch das unkenntliche Siegel<br />
des Kupferschmieds von Schwyz hängt. Aus der Urk. Samml. des Hrn. Land-
- 284 -<br />
amnu Heer von Glarus.» — Das Original wurde beim grossen Brand zu Glarus<br />
vom 10. ! 11. Mai 1861 vernichtet. Lt. Ankündigung am Schlüsse der Urkunde<br />
siegelten Bürgermeister und Rat zu St. Gallen, Ammann und Landleute zu<br />
Appenzell, Bürgermeister und Rat zu Feldkirch mit den entsprechenden Sie<br />
geln der Stadt St. Gallen, des Landes Appenzell und der Stadt Feldkirch. Für die.<br />
Landleute von Appenzell siegelte auch Jakob Kupferschmied von Schivyz, jetzt<br />
Landammann zu Appenzell.<br />
Weiterer Druck: H. Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV<br />
(1892) Mr. 2364, S. 788. Nach Wartmanns Urteil enthält die Ueberlieferung<br />
Zellwegers handgreifliche Schreib- und Druckfehler.<br />
Abschrift: Seckelamtsurbar St. Gallen, Urkunde Nr. 2364.<br />
A u s z ii g: D. H. Hilty, Geschichtliches über Burg, Stadt und Bürger<br />
schaft Werdenberg (1898) S. 41 — 43.<br />
Regesten: Eidgenössische Abschiede (1874) Bd. I, S. 118, Nr. 262. --<br />
Krüger. Die Grafen von Werdenberg. in Mitteilungen zur Vaterländischen Ge<br />
schichte XXII (1887) Reg. Nr. 688. — Mitteilungen . . . XXXV (1919) S. 141.<br />
— T. Schiess, Appenzeller <strong>Urkundenbuch</strong> l (1913) Nr. 251.<br />
Literatur: Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort (1845)<br />
S. 261 f.<br />
Literatur: Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />
S. 220 f. — Blumer J. /., Staats- und Rechtsgeschichte der Schweis. Demokratien<br />
I (1850) S. 319. — Senn N., Werdenberger Chronik (1860) S. 77 oben. — Näf<br />
Aug.. Chronik der Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft St. Gallen (1867)<br />
S. 1003. — Beusch Hs., Rechtsgeschichte der Grafschaft Werdenberg (1918)<br />
S. 9. 11, 15, 17, 19. — Litscher Martin, Die Alpkorporationen des Bezirkes<br />
Werdenberg (1919) S. 18, 26, 61 in Abhandlungen zum Schweiz. Recht 91.<br />
a me Wartmanns Emendation.<br />
b gesworn W.<br />
c Fronberg W.<br />
d verlesen oder verschrieben?<br />
1 Wilhelm V., erw. 1374 — f 1439, Sohn Heinrichs IV. von Montfort-<br />
Tettnang, erw. (1348) 1353 — f 1408.<br />
2 Rudolf VIII. von Werdenberg-Heiligenberg zu Rheineck, erw. 1388 --<br />
1419. 1402 verfpändete Rudolf die Grafschaft Werdenberg an den in<br />
Anm. 1 genannten Heinich IV. von Montfort-Tettnang, dessen Sohn<br />
Wilhelm 1403 in ihrem Besitz war, sie 1404 verlor, nach der Schlacht<br />
am Stoss 1405 aber wieder zu seinem Pfände gelangte.<br />
3 Hugo VIII., erw. 1388 — 1428.<br />
4- Das heutige Buchser und Grabser Geschlecht Beusch.<br />
5 Nachkomme derer von Frauenberg, die vor einem Jahrhundert auf Gutenberg<br />
zu Balzers sassen.
»2. Cazis. 1407 Januar 13.<br />
Die Aebtissin rfandelburg ]<br />
von Cazis 1<br />
und die zugesetzten Rechts-<br />
Sprecher, ivorunter Hanss faduß, 3<br />
fällen einen Spruch im Streite zwischen<br />
Hensli Jonen Aiden am einen und Hans Vogel mit seinem Weib am andern<br />
Teil wegen Allmende- und Weidrechten auf ihren Lehengütern des Gottes<br />
hauses Cazis.<br />
Abschrift in der Kantons-Bibliothek Chur, B. 1510: Urkunden-Samm<br />
lung der •.-Ceschichtsforschenden Gesellschaft von Graubünden», Bd. 5, S. 148 —-<br />
150 in deutscher Kurrentschrift von ca. 1830 von Seb. Ant. Casura (vgl. n. 84<br />
vom 3. VII. 1398). Am Schlüsse der Urkunde steht: Collationiert und dem Ori<br />
ginal im Archive des Herrn Hauptmann Const. v. Jeklin, Ho/henrealta, gleich<br />
lautend befunden, bescheint Chur/<br />
für die Standeskanzlei<br />
deren Direktor<br />
(Unterschrift fehlt)<br />
Casura hätte also die Ueberprüfung nicht gescheut, sondern begrüsst. Der<br />
gleiche Hinweis auf das Original steht auch in den zur Abschrift gehörenden<br />
Hegesten von Jecklin, die in der Churer Kantonsbibliothek unter der Signatur<br />
B. 1510 auch separat vorhanden sind. Ein Exemplar des Regesten-Bandes befindet<br />
sich auch im Staatsarchiv Chur.<br />
Weitere Abschriften: Staatsarchiv Chur, Mohr, Dokumenten Sammlung<br />
des 15. Jht.. Bd. 2, Nr. 432, S. 84 f. mit der Lesart Hansen Faduß, dem Vermerk<br />
Original auf Pergament und der Erwähnung zweier Siegel. •— Ebenda, Codex<br />
diplomaticus Juvultorum, S. 171 f., Ar. 54 mit derselben Lesart und denselben<br />
\ ermerken. — Ebenda, Juvulta. Codex III. C, Nr. 49 mit derselben Lesart und<br />
{hur. Xerme.rk: Siegel hängen. Unten heisst es dazu in Schrift des frühen<br />
20 Jht.-. Original fehlt. Nur Abschrift von / Dr. Fr. Jecklin vorliegend, Staatsrecht<br />
Orleiisteiner Urkunden n. 6a. — Ebenda, Archiv Ortenstein Nr. 6 mit<br />
Lesart Hansen Fadiisser, dem Vermerk Original, Pergament, Schloßsarchiv Ortenstein<br />
und der Dorsualnotiz Ain Savier spruchbrlef. / Die zwei Siegel abgerissen.<br />
Diese Abschrift nach dem Original ist von Fritz Jecklin. Staatsarchivar<br />
Gillardon bemerkt darunter: Orig. Urk. lag nicht bei anlässlich der Abgabe /<br />
durch Herrn Rektor (Konstanz) Jecklin den 10. Juni 1932. Fehlte auch 1950<br />
und ist wohl unter Konstanz v. Jecklin verloren gegangen oder aus seinem<br />
Archiv verkauft worden.<br />
/ Wandelburga, Nachfolgerin der Verena Vaistli, sonst noch erwähnt<br />
1401 und 1411.<br />
2 Cazis, Kreis Thusis^ Graubünden.<br />
3 Zum Geschlecht Vaduz vgl. oben Bd. III, n. 25 und 160.
— 286 —<br />
93. Auszug (In der Hauptsache zu 7.360 — / WS).<br />
Klimatisches. — Gefangenname des Grafen Rudolf von Vaduz. — GraJ<br />
Heinrich von Vaduz zieht wegen der Pest nach Chur. — Bischof Hartmann<br />
von Chur zieht nacli Buclis. — Die von Feldkircli ziehen vor Werdenberg. —<br />
Bischof Hartmann wird gefangen. — Die ab dem Esclinerberg verbrennen<br />
die Burg Scliellenberg. — Bischof Hartmann führt das Fest Marine Em<br />
pfängnis ein etc.<br />
gen 1<br />
• - - Anno" 1365. wafi ein warmer windter - - - Jn dem Jar fien-<br />
die von Freyberg 2<br />
Graf Ru-/dolffen von Sarganfi Graf<br />
Hartmans söhn 3<br />
, vnd er-/schlugen bei jm Hannßen Faistle 4<br />
der Statt Mängen. 0<br />
Anno' 1366. waß ein kalter winter vnd regnet den ganzen soin-<br />
mer dz nie 3. tag schön waß nacheinander!!, vnd ver- darb der<br />
wein vnd vill korn vom grigen 1<br />
', vnd gab / man 1. schöffel korn vmb<br />
1. lb. c<br />
vnd 7. s.'' vnd gab man ein maß wein vmb eilff pfenning. ; - - -<br />
Anno 1367. waß ein kalter winder, vnd nach der / Liechtmeß fiel<br />
der gröst schnee dz je kein man ge- dacht, der lag so lang, dz zu ein<br />
gehenden Aprillen noch kein pflueg aufigieng, vnd da der schnee ab-<br />
gieng, da erschütt sich der Merz mit einem bösen lufft, / das aller-<br />
menigiichen wee ward, vnd das hunderst mensch mocht nit daruon<br />
kommen, es ward kranckh, , vnd defi gebresten starbend gar vill alter<br />
vnd junger Leut, aber die jungen enthielten sich baß, dan die alten,<br />
Vnd vf. St. Georgen tag 1<br />
bey<br />
sähe man noch kein grün aug an den reben<br />
(wann das si kouin Bowel" schoben). Vnd deßelben jars gab man ein<br />
saum alten wein vmb 5. 1b d." vnd schanckht überal zu Veld-/kirch<br />
ein maß wein vmb 8. d/ i<br />
tag 3<br />
Defielben Jars ergoß die Yll von grigen vnd ward / vf St. Moritz<br />
so groß, das sie über alles land* gieng - - - - - -<br />
- - - Defi jars starb Graf Vlrich von Montfort 10<br />
Rudolf f von Sargan fi. 11<br />
-<br />
vnd Graf
— 287 —<br />
Anno'' 1380. vmb Georgi hat Graf Rudolff 12<br />
ein Osterspil 13<br />
zu Veldtkireh vf dem Gottsackher 11<br />
gehebt, dz weret 3. tag gar<br />
schön vnd Costet in 500. fl. Jn disem Jar ward ein großer sterbend<br />
iin ganzen land ....<br />
Anno' 1382. bauet mein herr Graf Heinrich' 'seinen vtreiher vf<br />
Balinist' 10<br />
Anno 1383. waß der Todt in allen landen, vnd stürben zu Feldt-<br />
kirch wol 130. Menschen an den bülen. vnd Graf Rudolff 12<br />
vnd<br />
Graf Heinrich von Vaduz 1<br />
' 1<br />
zogen mit hauß gen Chur. ...<br />
Anno 1390. fieng mein herr Graf Rudolff 12<br />
dz ander Osterspil<br />
an zu Veldtkireh (am Gottesacker), vnd weret 3. tag gar schön.<br />
Jn* disem Jar starb mein herr Graf Rudolff von Montfort, an St.<br />
Othmars 1<br />
' abend, vnd ward mit Jm schilt vnd heim begraben, vnd<br />
fiel die herrschafft an dz hauß Österreich. 1<br />
"<br />
2 0<br />
eck h<br />
Anno 1395. l!l<br />
zoch Herzog Leopold von Osterreich für Rhin<br />
vnd besaß daß, vnd Bischoff Hartman von Chur zog 21<br />
den seinen gen Bux, 32<br />
vnd die von Veldt- kirch gen Grapfi 23<br />
vnd<br />
2 4<br />
gen Flumbß,'<br />
vnd besaßen also Werdenberg - - - ...<br />
Anno'" 1404. zogen die von Feldtkirch für Vi erdenberg vnd<br />
besaßen die Statt, vnd ward tädiget, dz sie daruon zogen, vnd dz Stättle<br />
vfgahen zu der herren von Osterreich handen, mit allen den Rechten<br />
die Graf Heinrich von Tettnang 2<br />
' 1<br />
darzu hatt. 21<br />
'<br />
Jn diser Zeit fieng Graf von Stülingen 2<br />
' dozemal meiner herr<br />
schafft von Osterreich Landvogt, Graf Hartman bischoff zu Ch ur,<br />
vnd Graf Hilgen zu Sarganfi 2<br />
" ,'in Goßwin schreibers haufi, vnd<br />
über 9. monat 20<br />
pfenggnufi tag vf zu feyern. 30<br />
mit<br />
ward er wider ledig, vnd sazt da vnser frawen Em-<br />
Anno" 1405 . . . , ... Vli" Seger 31<br />
In dem selbigen Jar an St. Michelß abend 32<br />
von Meyenfeld<br />
verbranten 33<br />
. die<br />
Walgewerdie nachgeschribnen Vestinen, Jagberg, 34<br />
/ Blumenegg, 30<br />
vnd Ramsch wag, 36<br />
3 7<br />
vnd die vesti zu Bürß.
— 288<br />
Deßelben Jarß verbranten «He ab dem Esehnerberg die bürg<br />
Schellenberg.'"' Jtem die von St. Gallen verbranten die Vesti<br />
Grünenstein.' Jtem die von Vel
- 289 -<br />
Jn disem Schweizer Krieg ward dz schloß Vaduz ver-/brent,' s<br />
vnd ward herr Ludwig von Brandiß vnbarm-/herziglich über Rhin<br />
geführt, vnd hetten die Schwizer / das schloß nit verbrent, so hett<br />
man Guettenberg 49<br />
/ nit mögen spisen ---//---<br />
Anno'1515 . . .<br />
Jm selben Jar ist herr VI rieh von Schellen berg zu Veldt-/kirch<br />
aufgezogen, vnd ist Jine die burgerschafft ent-/gegen gezogen mit<br />
wolgerüstem zeug vf die 200. man. / Darnach am h: "f 1<br />
. abend Jm Mey-<br />
en,hater den ersten / eidgethan, einem Stattamman vndgemeind. 00<br />
/.. / /<br />
Anno°° 1529. an St. Peter vnd Paulß tag kam ein großer / hagel,<br />
(der in viel Zeit nit gewesen ward) erschlug holz vnd wein dz in zweyen<br />
herbsten / kein wein ward, vnd die reben must 44<br />
man vßhawen /<br />
Jn dem Jar ist ein tag zu Veldtkireh 01<br />
gewesen, in dem Closter /<br />
[, istl" darbej gesin Graf Rudolff von Sulz vnd etlich Regi/ments-<br />
herrn, mit andern herren deß landts, vnd haben da // ein 1<br />
" tag gehabt<br />
mit den 5. Ortten die nit deß newen / glaubens sind, vnd hand da hilff<br />
vnd Rath gesucht, / Ehe ein halb Jar vßgieng, da zogen die von Zürich<br />
/ wider die 5. orth, auch namen sie Altstetten ein, vnd / namen den<br />
rhin hinab alle dörffer vnd schlößer ein, / in jr gelübt, ohn waß defi<br />
von Sax wafi, vnd herr / Merckhen von Embß pieten, das dorfften<br />
sie nit an-/greiffen, vnd auch kein kirchen zerstören, in dem ward /<br />
ein fridt gemacht - - -<br />
Chronik von Ulrich Imgraben von Feldkirch. Ulrich Imgraben wird<br />
1504 — 1532 erwähnt. Seine Chronik reicht bis 1536. Imgraben schöpft aus<br />
älteren Chroniken und Berichten, weniger aus Urkunden. Für 1349 —• 1412<br />
bildet seine Hauptquelle die etwa ein Jahrhundert ältere Chronik des Ulrich<br />
Tränkle, die aber nur in Fragmenten überliefert ist. Ein Auszug ist in den<br />
Kollektaneen Jakob Reutlingers aus Ueberlingen von ca. 1560 enthalten, die<br />
sich im Stadtarchiv Ueberlingen befinden. Imgraben schöpft aber auch aus<br />
schweizerischen Chroniken unbekannter Herkunft. Für das 15. Jahrhundert,<br />
wo ihm Tränkle fehlt, stützt er sich teils auf mündliche Ueberlieferung,<br />
teils auf Aufzeichnungen eines unbekannten Feldkirchers. Imgraben bringt die<br />
Nachrichten so, wie er sie gerade fand, ohne weitere Kritik. Dennoch' wurde er<br />
falsch beurteilt und unterschätzt (vgl. Alemannia 1937, S. 33 f.), was auch<br />
t 9
— 290 —<br />
unsere Ueber prüf ung ergab. Soweit sich die Ereignisse kontrollieren lassen,<br />
stimmen sie ganz gut, abgesehen vom Anfang des Werkes, Die Urschrift (A)<br />
scheint nicht erhalten geblieben zu sein.<br />
Abschrift B l<br />
wurde in München von Dr. Paul Pirker, Bregenz er<br />
worben. Sie befindet sich heute in Feldkirch. Es handelt sich um ein Heftchen<br />
ohne Umschlag, das wohl nur dem Privatinteresse des Schreibers zu verdanken<br />
ist. Papier und Habitus weisen ins letzte Drittel des 16. Jht. Die Sprache ist<br />
noch mittelhochdeutsch. Der Schreiber zeigt Interesse für die Stadt Feldkirch.<br />
Unsere Grundlage ist jedoch<br />
Abschrift B i<br />
im Codex Fabariensis XXVII im Stiftsarchiv St. Gallen.<br />
Ergänzungen aus B', die in B- nicht stehen, bringen wir in ( ). Der Cod. Fab.<br />
XXVII nennt sich auch Miscellanea II. Seine 440 Folien sind aus den ver<br />
schiedensten Blattern und Faszikeln zusammengebunden. Imgrabens Chronik<br />
steht auf den Folien 291 — 304\ Auf den Folien 305 — 307 folgt eine Vor<br />
arlberger Landesbeschreibung des 16. Jht. (Veröffentlicht in Alemannia 1936,<br />
S. 227 ff.). Die Chronik Imgrabens ist in schöner Schrift aus dem Anfang des<br />
17. Jht. geschrieben. Die Sprache ist neuhochdeutsch. Die Ueberschrift lautet:<br />
Sonderliche thaten vnd fall so sich zu / Feldtkirch vnd anderstwo zutragen /<br />
halten, geschriben vnd gezogen auß einer / geschribnen Cronica, so VI rieh im<br />
/ Graben geschriben hat., Anno 1533. Auf dem Vorschlagblatt steht in anderer<br />
Schrift: Dem wolehrwürdigen / herrn Augustino Stöckhlin / decan zue Pfeffers<br />
mit einem ovalen undeutlichen Papiersiegel. Stöcklin war 1623 — 1628 Ad<br />
ministrator des Klosters Pfävers. Zivischen Ueberschrift und Text steht von der<br />
Hand Stöcklins, die im Band noch öfters anzutreffen ist: Sunt plurimi errores<br />
in prima / pagina duabus. Reliqua authentica / fere. Bei der Schlacht am Stoss<br />
1405, vermerkt der Abschreiber anlässlich des Todes von Hannß Stöcklin *<br />
von Veldtkireh am Rande * Diser ist des iezigen / herrn dechants zu / Pfefers<br />
pfurh"/anherr gewesen (Urahne). Am Schlüsse steht: Hie / endet sich die<br />
Grouickh, so Virich im Graben geschriben / hat, dann von anderer Hand: Vnd<br />
Vil Von ihm selbst ersinnet. — B i<br />
wendet sich an einen grösseren Leserkreis<br />
als B' t ist aber weniger kritisch und steht Feldkirch auch weniger nahe.<br />
Auszüge, aus Imgraben finden sich zahlreiche in Joh. Georg Pruggers<br />
Chronik Veldkirch d. i. Historische Beschreibung der . . . Statt, die bis 1685<br />
reicht. Für die Jahre 1321—2537 ist Imgraben Pruggers Gewährsmann für etwas<br />
mehr als die Hälfte der Angaben, die aber bisweilen verfälscht werden (Druck:<br />
4. Auflage 1930; vgl. Alemannia 1927, S. 96 ff; 1937, S. 36 ff.).<br />
Druck: B. Bilgeri, Die Chronik des Ulrich im Graben von Feldkirch,<br />
Alemannia 1937, S. 33 — 46 und 86 — 94 nach B-. — Dazu Ergänzungen aus<br />
B 1<br />
bei P. Pirker, Eine zweite Abschrift der Chronik Ulrich im Grabens,<br />
Montfort 1946, S. 16 — 21.<br />
Literatur s. bei Bilgeri a. a. O.
— 291 —<br />
Zur Einreihung: Da der vorliegende Band bis 1416 geht, da Im<br />
graben für uns hauptsächlich von 1365 — 1408 Nachrichten bringt, da seine<br />
Chronik später weniger lokaler, sondern mehr allgemeiner Natur ist und da<br />
das Schwergewicht von Imgrabens Nachrichten damit auf unseren vorliegenden<br />
Band fällt, bringen wir hier seine uns angehenden Stellen unter dem letzten<br />
vor 1416 für uns in Betracht fallenden Datum 1408. Einige spätere Notizen<br />
fügen wir bei, da wir den Quellenstoff nicht gerne allzusehr zerrissen haben.<br />
a fol. 293.<br />
b fol. 293'.<br />
c mit Kürzungsstrich, = libra, Pfund,<br />
d = solidi, Schillinge.<br />
e lb mit Kürzungsstrich, d mit Kürzungsschnörkel ~ librae denariorum,<br />
Pfund Pfennige, d. h. in Geld.<br />
I mit Kürzungsschnörkel ~ denarii, Pfennige,<br />
g B', sand B 1<br />
.<br />
h fol. 294.<br />
i fol. 294 '.<br />
j statt Galmist.<br />
k fol. 295 oben.<br />
I verlesen aus Tränkies Liins.<br />
m fol. 295' oben,<br />
n fol. 295 ' unten,<br />
o fol. 296.<br />
p richtig Grimmenstein (Tränkle).<br />
q fol. 296' oben.<br />
r beide Siglen mit Kürzungsschnörkel, — solidi denariorum, Schilling<br />
Pfennige, d. h. in Geld,<br />
s d mit Kürzüngsschnörkel, — denarii, Pfennige,<br />
t fol. 298'.<br />
u fol. 299.<br />
v fol. 299'.<br />
w nicht wolt wie im Druck Bilgeris.<br />
x fol. 300.<br />
y hier sollte ein Komma stehen.
= fol. 30] \<br />
an fol. 302 \<br />
bb folgt durchgestrichen: muß.<br />
cc. zu B~ zu ergänzen,<br />
dd fol. 303.<br />
— 292 —<br />
1 Zu diesen Ereignissen vgl. Vanotti, Geschichte der Grafen von Mont<br />
fort (1845) S. 84 zum 20. Nov. 1365 nach einer «Montforter Haus<br />
chronik»: P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />
S. 176; Krüger, Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte 22 (1887)<br />
S. 311.<br />
2 Fryberg, Burgen bei Seth und Truns, Bez.. Vorderrhein, Graubünden.<br />
Die von Fryberg waren Ministerialen von Chur und wohl auch von<br />
Disentis.<br />
3 Graf Rudolf VI. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, erwähnt 1355, resp.<br />
1360 — 1365, Sohn Hartmanns III. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz,<br />
Bruder Bischof Hartmanns.<br />
4 Wohl aus Vaduz; Vgl. Nr. 59 vom 23. April 1382, Anm. 3.<br />
5 Mengen, Oberamt Saulgau, Württemberg.<br />
6 Grigen. Collectivum zu Regen = Regenguss.<br />
7 Im Bistum Chur am 25., sonst am 23. April.<br />
8 Aus mittellatein. bulbus, mhd. bolle = Knospe; vgl. Knollen.<br />
9 22. September.<br />
10 Virich III. von Montfort-Feldkirch, sonst erwähnt von 1357 bis am<br />
7. Juli 1365. Sohn Rudolfs IV. von Montfort-Feldkirch. Nach Vanotti<br />
a. a. ().. S. 84 starb er laut ^Montforter Hauschronik.: im Jahre 1367 auf<br />
Rhodos auf der Rückreise von Jerusalem.<br />
11 Rudolf VI. von Werdenberg~Sargans zu Vaduz (s. oben Anm. 3). Soll<br />
nach Vanotti a. a. O. und der «Montforter Hauschranik* ebenfalls 1367<br />
auf Rhodos gestorben sein.<br />
12 Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch, erw. 1357 — f 1390.<br />
13 Da dürften auch Leute ans unserem Gebiete dabei gewesen sein! Zu<br />
dieser kulturhistorisch interessanten Notiz vgl. A. StÖckli, Material<br />
sammlung zu den Antiquitates Fabarienses, in Codex Fabariensis 106 a,<br />
fol. XX, wo es von Ragaz heisst: Anno domini 1506 primus Indus pas-<br />
ralis in prato iudicii in mato circa torrulare, quod toreulare erat infra<br />
antm, — Anno domini 1508 secundus ludus pascalis inceptus post
— 293 —<br />
pestilentiam. — Anno domini Li 11 tercius Indus pascalis in supradirto<br />
loro magna lunttiludine popiili et cum magna diligentia et devotione<br />
halntns est.<br />
14 Kirchhof der St. Nikolaus Pfarrkirche zu Feldkirch.<br />
7.5 Am 22. Mai 1375 verkaufte Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch die<br />
Herrschaft Feldkirch an Herzog Leopold III. von Oesterreich mit der<br />
Bedingung, sie gegen Zins lebenslänglich behalten zu dürfen. Dem Grafen<br />
Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, erw. 1355 bezw. 1360 —<br />
f 23. Jan. 1397, einem Bruder Bischof Hartmanns, waren dabei die<br />
Herrschaft Jagdberg und die Einkünfte zu Galmist und Tisis als Leib<br />
gedinge auf seine Lebenszeit überlassen worden. Vgl. Krüger, MVG. 22<br />
(1887) S. 313 und Regest Nr. 113 und dazu P. Diebolder, Graf Heinrich I.<br />
zu Vaduz, Jahrbuch 35 (1935) S. 19 f.<br />
16 Galmist an der III stösst an die Westecke der Herrschaft Nüziders-<br />
Sonnenberg, die Graf Heinrich V. gehörte.<br />
17 St. Othmar fällt auf den 16. November. Graf Rudolf V. von Montfort-<br />
Feldkirch starb nach dem Necrologium Curiensc aber nicht am Tage<br />
vor, sondern nach St. Othmar, also am 17. Nov. 1390. Nach Tränkle's<br />
(f 1414) Chronik von Feldkirch starb er aber in der Nacht vom 15. zum<br />
16. Nov. 1390 (vgl. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liech<br />
tensteins, S. 131 mit Literaturangaben). Er wurde tatsächlich in Feld<br />
kirch beigesetzt, denn es heisst im Chur er Necrologium: Requiescit in<br />
Yeltkirch.<br />
78 Auf die Urkunde vom 22. Mai 1375 (s. oben Anm. 15) nahm Oesterreich<br />
noch 1390 von Feldkirch Besitz. Vgl. Ulmer a. a. 0., S. 128 — 131.<br />
19 Nach Tränkle am 24. August 1495; vgl. Krüger, MVG. 22 (1887) S. 350 f.<br />
und Regest Nr. 564.<br />
20 Rheineck, Bez. Unter-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />
21 Dies stützt sich auf die Chronik Tränkle's, wird jedoch durch Urkunden<br />
bekräftigt. Vgl. Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort (1845)<br />
S. 253 f.: Krüger MVG. 22 (1887) S. 246 und Regesten Nr. 563, 564,<br />
596, 599: P. Diebolder, Jahrbuch 35 (1935) S. 27 ff. und 37 (1937) S. 114<br />
und 129. Anm. 50: R. Ritter, Jahrbuch 36 (1936) S. 71 f.<br />
22 Buchs, Bez. Werdenberg, Kl. St. Gallen.<br />
23 Grabs, ebenda.<br />
24 Lims, zwischen Buchs, Werdenberg und Grabs; nicht Lienz, wie bei<br />
Krüger MVG. 22, Reg. 564, bei Bilgeri, Alemannia 37, S. 44 und bei<br />
Diebolder in den in Anm. 21 zitierten Orten.
— 294 —<br />
25 Graf Heinrich IV. von Montfort-Tettnang (Württemberg), erw. 1348,<br />
bezw. 1353 — f 1408, Sohn Wilhelms II. und Vater Wilhelms V., dieser<br />
erw. 1374 — f 1439 (s. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte I,<br />
S. 147 ff., Tafel XX). Werdenberg befand sich damals tatsächlich im<br />
P/andbesitz der Grafen von Montfort-Tettnang. Der Streifzug von Feld<br />
kirch nach Werdenberg führte jedenfalls durch heute liechtensteinisches<br />
Gebiet.<br />
26 Zu den Ereignissen vgl. Krüger MVG. 22, S. 350 unten und die Regesten<br />
Nr. 649 vom 22. Aug. 1404 und Nr. 1144 vom 27. Dez. 1404. Nach Die<br />
bolder, Jährbuch 1937 S. 120 wurde Feldkirch am 10. Aug. 1404 ge<br />
nommen.<br />
27 Stühlingen, badische Bezirksamtsstadt. Nach Diebolder, Jahrbuch 1937,<br />
S. 120 geschah die Gefangennahme durch den österreichischen Kammer<br />
meister Burkhart von Rabenstein. S. ebd. S. 131, Anm. 71 — 76 auch<br />
die anderweitigen Belegstellen zu diesen Ereignissen.<br />
28 Hugo VII. von Sargans, erw. 1392, bezw. 1393 — 1421, Sohn Johanns /.,<br />
welch letzterer mit Bischof Hartmann von Chur ein Enkel Rudolfs II.<br />
von Sargans war (s. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte I,<br />
S. 189, Tafel XXI).<br />
29 Nach Diebolder, Jahrbuch 1937, S. 120 f. 10 Monate.<br />
30 Bischof Hartmann führte in der Diözese Chur das Fest der Unbefleckten<br />
Empfängnis Mariens infolge eines Gelübtes ein, das er in der Gefangen<br />
schaft zu Feldkirch gemacht hatte; vgl. im Bischöfl. Archiv Chur den<br />
Manuskripten-Band Chur-Tirol B, S. 121 ', dazu Diebolder, Jahrbuch 1937,<br />
S. 124 unten.<br />
31 Vgl. den Familiennamen Seger im Fürstentum Liechtenstein.<br />
32 28. September.<br />
33 Im Appenzeller-Krieg. Nach der Schlacht am Stoss am 17. Juni 1405<br />
• zogen die Appenzeller über den Rhein und nach Feldkirch. Es trat ganz<br />
Südvorarlberg ihrem Bunde bei und die Walgauer brachen die Burgen.<br />
Siehe. A. Schwarz, Heimatkunde von Vorarlberg, 1949, S. 289.<br />
34 Jagdberg, Burg bei Schlins.<br />
35 Blumenegg, Burg bei Thüringen.<br />
36 Welsch-Ramschwag, Burg bei Nenzingen.<br />
37 Bürs, gegenüber Bludenz; alle zw. Feldkirch und Bludenz.<br />
38 P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847) S. 208 hat<br />
zum Juli 1405 das Regest: «Landammann und alle Landleute gemeinig<br />
lich am Eschnerberg schliessen mit Appenzell und St. Gallen einen Bund.»
— 295 -<br />
39 Grimmenslein, Burg Gem. St. Margrethen, Bez. Unter-Rheintal, Kt.<br />
St. Gatten.<br />
40 Am 6. Dez. 1405; s. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liech<br />
tensteins, S. 99 f. nach Imgraben und Bucelin, Raetia (1666) S. 290.<br />
41 Nach einer Niederlage vom 13. Januar 1408 wurde im Frieden von Kon<br />
stanz vom 4. April der Bund ob dem See aufgelöst. Original-Urkunde im<br />
Staatsarchiv St. Gallen, Tr. XXX, Nr. 17; Druck: Wartmann, Urkunden<br />
buch der Abtei St. Gallen IV, Nr. 2411.<br />
42 Es foglen zur Hauptsache Angaben über das Konzil von Konstanz und<br />
über Angelegenheiten im Reich und in der Eidgenossenschaft.<br />
43 Vgl. den Familiennamen Schädler im heutigen Fürstentum Liechtenstein.<br />
44 sündfluß ist ein oberdeutscher Ausdruck des 16. — 18. Jht. für Sünd<br />
flut, Sintflut und bedeutet eigentlich «Ueberschwemmung», «grosse all<br />
gemeine Ueberschwemmung», da ahd. «sin-vlul» mit lat. «Semper» ver<br />
wandt ist.<br />
45 Nach Angaben über den Burgunderkrieg berichtet der Chronist vom<br />
Schwabenkrieg.<br />
46 10. März.<br />
47 Dieser Zug ging jedenfalls durch ht. liechtensteinisches Gebiet. Vgl. Ur<br />
kunden in den Archiven Schwyz, Luzern und Bern (Unnütze Papiere 65,<br />
Nr. 22) hg.: Schweiz. Geschichtsfreund 24 (1865) S. 31, 223, 244, Nr. 24.<br />
25, 28, 29, 31; Quellen zur Schweiz. Geschichte 20 (1901) Nr. 156, 157,<br />
159, 160, 163, 677; Jecklin, Acta des Tiroler-Krieges S. 161 derselbe,<br />
Urkunden zur Schlacht an der Calven Nr. 105, 106; A. Büchi, Akten<br />
stücke zur Geschichte des Schwabenkrieges, Archiv für Schweiz. Ge<br />
schichte 14, S. 62. Vgl. dazu auch V. Anshelm, Chronik II, S. 160;<br />
Brennwald, Chronik II, S. 390; N. Schradin, Chronik; D. Schilling Lu<br />
zerner Bilderchronik, ed. Durrer-Hilber fol. 180'. Speziell für Liechten-<br />
fem s. P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />
S. 289 f. mit Beschreibung der Schlacht bei Frastanz.<br />
48 Am Tage nach der Schlacht bei Triesen, die am 12. Feb. 1499 staltfand.<br />
Vgl. Kaiser a. a. O., S. 281 f. und A. Ulmer, Burgen, S. 901 f.<br />
49 Die Belagerung der Burg bei Balzers begann am 10 April; vgl. Kaiser<br />
a. a. 0., S. 290 ff., A. Ulmer a. a. O, S. 933 f,<br />
.50 Ulrich von Schellenberg-Kislegg war österreichischer Vogt zu Feldkirch<br />
1515 — 1549; s. Büchel, Jahrbuch 3, S. 164, Reg. Nr. 531.<br />
. 51 14. — 18. Feb. 1529; vgl. Eidg. Abschiede 4. I. B (1876) S. 49 — 59,<br />
Nr. 23: Vereinbarung eines Entwurfes zu einer «christlichen Vereinigung».
— 296 —<br />
94. 1411 Februar 14.<br />
Heinrich von Schellenberg 1<br />
verkauft dem Heinrich Vogt zu Leupolz 1<br />
von Summeraw' die Feste Brassberg* mit Zubehör, als Lehen des Klosters<br />
St. Gallen, um 2066 Pfund und 13 Schilling Pfennig. Den Verkauf verbärgt<br />
sein Öhm Walter von Königsegg.<br />
Abschrift im Stiftsarchiv St. Gallen W. W. 4. A. 4. Papierheft zu<br />
16 Seiten ä 20 X 33 cm (17. Jahrhundert). Auf S. 16 steht: Anschlifft / Kouff-<br />
hrieffs vmh das Schloß Brasperg. I. / A °. 1411, dann folgen die Signaturen 4 (?)<br />
P. cl. 5. / Ci8t. 3, und von Hand des 19. Jahrhunderts: A. 4. / Cl. 5. eist. 3.<br />
/ Area W W. 4.<br />
Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
Nr. 2494. — Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />
Nr. 285, im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein<br />
1901, S. 260 — 262 (aus Wartmann): vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 70.<br />
1 Heinrich VI. von Schellenberg-Lautrach-Wagegg (Bezirksamt Kempten,<br />
Bayern), Sohn des am 23. Okt. 1399 genannten Heinrichs V., f 1413;<br />
vgl. Stammtafel bei Büchel, Jahrbuch 1907, S. 63.<br />
2 Leupolz, Gemeinde im Oberamt Wangen, Württemberg.<br />
3 Summerau, Gem. Flunau, Oberamt Tettnang, Württemberg.<br />
4 Burg in der Gemeinde Leupolz.<br />
95. • 1411 Februar 14.<br />
Heinrich Vogt von Leupolz leistet dem Abt Kuno von St. Gallen den<br />
Lehenseid, da er vom fromen vesten Hainrichen von Schellenberg die<br />
Feste Brassberg als Lehen des Klosters St. Gallen kaufte.<br />
Original im Stiftsarchiv St. Gallen W. W. 4. A. 5. Pergament 29,3 X<br />
13 cm. Schöne gotische Kursive. Durch Einritzung vorherändert. In der Mitte<br />
der Plica ist an einem Pergamentstreifen das Siegel Vogts eingehängt. [ — /<br />
VOGT. In Vierpass schräggestellter Spilzschild mit Kreis; über dem Schilde<br />
Helm und Helmzier. Siegelform rund 2,9 cm. — Unten rechts steht auf der<br />
Plica ijj. Rückseits schrieb eine Hand des 15. Jahrhunderts: Reuers Brahsperg<br />
hurgsaess / ist.<br />
Auszug: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />
Nr. 2494 in der Anmerkung auf S. 933.<br />
Regest: Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />
Nr. 286, im Jahrbuch 1901, S. 263 oben (aus Wartmann).