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Liechtensteinisches Urkundenbuch - eLiechtensteinensia

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A n h a n g<br />

<strong>Liechtensteinisches</strong><br />

<strong>Urkundenbuch</strong><br />

2. Band<br />

2. Fortsetzung<br />

von Lic. jur. Franz Perret


— 193 —<br />

59. Auszug. 1382 April 23. ~<br />

Graf Johann von Werdenberg-Sargans 1<br />

tenstein'' von Haldenstein 2<br />

bekundet, dass er dem Lich­<br />

90 churwelsche Mark schulde, wofür er ihm 40<br />

Scheffel Korn jährlicher Einkünfte zu Vaz I Obervaz verpfändet, was von<br />

Bürgen, so von Hans Vaistlin von Vaduz, 3<br />

sichergestellt wird, welche Bür­<br />

gen sich innert 8 Tagen nach Mahnung nach Chur, Feldkirch oder Maien­<br />

feld zu verfügen haben, wobei die Einzelheiten eingehend beschrieben werden.<br />

.... vnd des durch ainer / merer Sicherhait habind wir jm vnd<br />

sinen erben ob er nit / war ze Rechtem bürgen vud gyseln gesetzt vnd<br />

geben dis / nächgeschriben Erber lüt friken von richenbach" 4<br />

den<br />

eitern vlrichen / von griffense 5<br />

vnderwegen 6<br />

nen 7<br />

von öbrenuatz 8<br />

hänslin Rudis sälgen sun VOD<br />

hansen vaistlin / von vadutz älbrecht bargan-<br />

viuentzen t<br />

den amman / von obren vatz<br />

. . . . II' . , . . wir die vorgenanten bürgen vnd gysel frik von<br />

Richenbach der elter / vlrich von griffense hänsli von vnder-<br />

wegenn'' Rudis sälgen sun / von vnderwegen hans Vaistli von<br />

Vadutz älbrecht Bargann / vnd Vifentz' amman baid von 6b-<br />

renfatz lobend mit vnsren / trüwen jnaides wys diss gyselschafft war<br />

vnd stät ze / halten jn aller der wys so denn hie vor an disem brief /<br />

geschriben ist vnd des ze vrkünd henkend wir vnsri / aigni jnsigel<br />

an disen brief jch albrecht Bargann tj f<br />

vnd Vifentz amman ze<br />

öberuatz veriehent wön / wir aigen jnsigel nit habend dz wir vns<br />

verbindent / williklich vnder des Edeln hocherbörnen vnsers / gnädi­<br />

gen herren gräff johansen von werdenberg Sangans / jnsigel stätze<br />

halten alles so hie von vns* an / disem brieff geschriben stät Der ge­<br />

ben ist in dem / jär do man zalt von Crist gebürt drüzehenhundert /<br />

jär zwai vnd achzig jär an sant jorgen tag<br />

Abschrift: in der Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. 659, S. 416 — 419;<br />

von Hd. 2 der SS. 361 •— 429 des Bandes geschrieben, die bis 1433 reicht; vgl.<br />

oben S. 146, Anm. zu Nr. 37. Unser Stück trägt die Überschrift: Haidenstain /<br />

dz ist dz pfand von oberfatz.<br />

1 3


— 194 —<br />

Regest; Krüger, Mitteilungen zur Vaterland. Geschichte XXI! (1887)<br />

S. CXXX, Nr. 1139.<br />

a Heilenbach über der Zeile auf gestrichenem Richenstain hineinkorrigiert.<br />

b i aus einem anderen Buchstaben korrigiert.<br />

c das Folgende auf S. 418.<br />

d vnderwegen mit Strich über der Silbe en.<br />

e so für Viventius.<br />

/ hier beginnt S. 419.<br />

g hienach durchstrichenes, überflüssiges an.<br />

1 Johannes /., erwähnt 1342 — 1399, Sohn Rudolf. IV. zu Sargans, letzterer<br />

ein Bruder Hartmann III. zu Vaduz.<br />

2 Nicht N. Giechenstein wie bei Krüger und auch nicht Richenstein, sondern<br />

Lichtenstein .von Haldenstein (Burg und Gemeinde im Kreis<br />

V - Dörfer, Graubünden), ein Sohn Ulrich I. von Haldenstein; ist erwähnt<br />

seit 1351 — f 1390. Sein Vorname klingt an die Burg Lichtenstein<br />

in der Gemeinde Haldenstein. Vgl. zu diesem Geschlecht A. Mooser,<br />

Bündner Monatsblatt 1916, S. 299 und 301 sowie F. Jecklin, Jahresbericht<br />

der Histor.-Antiquar. Gesellschaft von Graubünden 47 (1917).<br />

3 Zu Hans Vaistli von Vaduz vgl. oben Nr. 50 vom 9. August 1370; später<br />

1443, war ein Hans Vaistli kaiserlicher Vogt auf Gutenberg; vgl. Himer,<br />

Burgen und Edelsiize Vorarlbergs und Liechtensteins (1925) S. 537.<br />

4 Die Gebrüder Heinrich von Griffensee, Chorherr zu Chur, Ulrich und<br />

Jäcklin kauften am 28. Nov. 1380 von Frick von Rickenbach Liegenschaften<br />

zu Flums, die dieser seinerseits am 6. Dez. 1363 von Philipp<br />

von Montfort, dem oben in Bd. I I I Nr. 132 erwähnten Chorherrn zu<br />

Chur erworben hatte; vgl. Jecklin a. a. 0., S. 16. Es handelt sich wohl<br />

um das Geschlecht von Richenbach, das seit dem 14. Jht. zu Maienjeld<br />

aufscheint; vgl. Histor.-Biograph. Lexikon der Schweiz, V., S. 618.<br />

5 Diese von Griffensee stammen nicht aus dem Zürichbiet, sondern aus<br />

Flums und dem Aargau. Ihre Feste Griffensee zu Flums erscheint erstmals<br />

1270. Sie waren Ministerialen der Gafen von Werdenberg-Sargans<br />

und erwarben als solche auch Rechte zu Haldenstein.<br />

6 Unterwegen, Burg in der Gemeinde St. Peter, Kreis Schanfigg, Graubünden.<br />

Hänsli V. der altere, der von 1343 — 1424 erscheint, ist ein<br />

Sohn Rudolfs I. Er wohnte zu Maladers; s. A. Mooser, Bündner Monats*<br />

blatt 1923, Stammtafel S. 323 und dazu Text S. 325 /.<br />

7 Bergamin, altes Geschlecht von Vaz I Obervaz?<br />

8 Vaz I Obervaz, Kreis Alvaschein, Graubünden.


60. 1383.<br />

Kunz Tront von Schaan verkauß dem Hans Imhof seine Hofstatt im<br />

Dorfe Schaan.<br />

Ich Cüntz tront 1<br />

. sesshaft ze Schan, kund vnd vergich aller<br />

menlichem die disen brief sehent oder horent •' lesen. dz° ich mit<br />

guter Vorbetrachtung nach rät miner fründ vnd erben, vnd mit willen<br />

vnd / gunst, junkher Hansen, von vnderwegen; Rudolfs sälgen<br />

sun von vnderwegen, hän ze köffen* geben / recht redlich vnd aigen­<br />

lich ze ainem stäten vnd ewigen köf, Dem Erbern fromen man. Han­<br />

sen / im hof ze Schan vnd allen sinen erben ob er enwere. min aigen<br />

hoffstat gelegen da selbs ze / Schan in mitten im dorf; (dz wilont Cunt-<br />

zen Gabertschen wz) c<br />

; stösset an das mos, die selben / obgenant'' hof-<br />

stat, mit grünt, mit grät, mit steg, mit weg, mit wunn, mit waid, vnd mit<br />

aller zü-/gehörd, Daz öch vnbekümbert ledig vnd los ist, vnd nüt dar<br />

ab gät noch gän sol, won dem / Lütpriester ze Trisen 2<br />

iärlichen vnd<br />

ellü iar. sechs phenning costentzer munß ze zwain jarziten. Dz hän /<br />

ich alsus für. mich vnd für alle min erben, jm vnd allen sinen erben,<br />

mit allen rechten vnd nützen ; ains vngeuarlichen redlichen ewigen<br />

köfs ze rechtem Luterm aigen ze köffenn geben, vmb zwölf / Schilling<br />

phenning costentzer münß. Dero ich gar nach niinem willen nutzlich<br />

von im gewerot vnd be-/zalt bin. Vnd ist öch dz beschehen mit allen<br />

Sachen, Worten, und werchen, alz dirr ewig köff wol / craft hat vnd<br />

hän sol. vnd iemer vest vnd stät beliben sol än all geuerd vnd jrrung.<br />

vnd söl-'tint öch; ich vnd all min erben, sin vnd aller siner erben<br />

recht vnd gut gewern sin nach recht vmb disen / ewigen köff der ob-<br />

genanten' hofstatt mit allen zügen vnd rechtung als öch hie uor ist be-<br />

schaiden. / wa es inen iemer notdürftig wirt an gaistlichen. vnd an<br />

wältlichen gerichtan. wie vnd wa sü / sin öch bedürfen mit guten<br />

trüwen än all geuerde - - {<br />

Desalles ze ainem waren offen vrkünd<br />

/ vnd gantzer vester sicherhait. hän ich obgenanter* Cüntz tront<br />

gebetten den wolbeschaiden junker hansen / von vnderwegen dz


— 196 —<br />

er sin aigen jnsigel henk an disen brief . . ' Dz selb min aigen jnsi­<br />

gel jch obgenanter' / Hans von vnderwegen von siner ernstlicher<br />

bätt willen gehenkt hän an disen brief won es mit minem / willen<br />

gunst vnd hand besehenen vnd volfürt ist, als es wol craft vnd macht<br />

hät vnd hän sol / nu vnd hienach . . f Der geben wart do man zalt von<br />

cristus gebürt drüzehenhundert iar vnd drü / vnd achtzig iar.<br />

Ich Kunz Tront, 1<br />

Übersetzung.<br />

sesshaft zu Schaan, verkünde allen, die<br />

diesen Brief sehen oder lesen hören, dass ich nach reifer Ueberde-<br />

gung, auf Rat meiner Verwandten und Erben, und mit der Einwil­<br />

ligung .des Junkers Hans von Unterwegen, Sohn des Rudolf selig<br />

von Unterwegen, dem ehrbaren und frommen Manne Hans im Hof<br />

zu Schaan und, falls er nicht mehr wäre, allen seinen Erhen meine<br />

eigene Hofstatt mitten im Dorfe Schaan, die an das Moos grenzt,<br />

reoht, redlich und zu stetem, ewigem Kaufe gegeben habe, und zwar<br />

mit Grund und Grat, mit Steg und Weg, mit Wunn und Weid und<br />

mit allen Zuhehörden. Diese Hofstatt ist unverkümmert und frei.<br />

Sie schuldet nichts und soll auch nichts schulden. Nur an den Leut-<br />

priester von T r i e s e n 2<br />

gehen jährlich sechs Pfennige Konstanzer<br />

Münze für zwei Jahrzeiten ab. Dies habe ich in meinem und meiner<br />

Erben Namen ihm und allen seinen Erben mit allen Rechten und<br />

Nutzungen zu einem ungefährlichen, redlichen, ewigen Kaufe zu<br />

rechtem und reinem Eigen um 12 Schilling Pfennige Konstanzer<br />

Münze zu kaufen gegeben, die mir nach meinem Willen und zu<br />

meinem Nutzen von ihm gewährt und ausbezahlt worden sind. Dies<br />

ist in allen Dingen, Worten und Werken so geschehen, dass dieser<br />

ewige Kauf Rechtskraft hat und haben soll und immer fest und<br />

stät bleiben soll ohne alle Gefährdung und Beirrung. loh und alle<br />

meine Erben sollen ihm und allen seinen Erben für diesen ewigen<br />

Kauf der obgenannten Hofstatt nach dem Rechte auch gute Gewähr<br />

leisten mit allen Rechtsmitteln, wo sie es immer nötig hätten an<br />

geistlichen und weltlichen Gerichten, wie und wo sie dessen auch


— 197 -<br />

immer bedürften und zwar in guter Treue und ohne alle Gefähr­<br />

dung - - f<br />

Zur wahren und offenen Beurkundung und zur vollen<br />

und festen Sicherheit habe ich der obgenannte Kunz Tront den<br />

wohlbescheidenen Junker Hans von Unterwegen gebeten, dass er<br />

sein Siegel an diesen Brief hänge .. f. loh der oben genannte Hans<br />

von Unterwegen habe auf seine ernstliche Bitte hin mein eigenes<br />

Siegel an diesen Brief gehängt, da alles mit meiner Zustimmung<br />

und durch meine Hand so geschehen und vollführt worden ist, dass<br />

es Kraft und Macht erlange jetzt und späterhin . . f Der Brief ward<br />

gegeben, als man 1383 Jahre nach Christi Geburt zählte.<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen (ehemals Alt St. Johann) R. R. 1.<br />

B. 5. Pergament 29,5 X 20 cm mit grösserem, aber nicht sehr starkem braunem<br />

Flecken. Initiale. Kräftige, minuskelartige gotische Kursive. Vorlinierung nicht<br />

ersichtlich und Zeilenführung nicht ganz gerade. Mit blindem Stifte vorberändert.<br />

Rand: links 3, oben 2,2, rechts 2,6 cm. Unten 6 cm leer. Unten ist in der Mitte<br />

an einem Pergamentstreifen das Siegel eingehängt. Der Pergamentstreifen war<br />

aber zerrissen und ist mit Faden wieder zusammengenäht. Das Siegel zerbröckelt,<br />

besonders hinten. Hh (S.) IOHIS DE. VNDERWEGEN. Im leeren Siegelfelde<br />

Spitzschild: (In Gelb ein - schwarz-weiss geschachter) Schrägbalken. Siegelform<br />

rund zu 2,5 cm. — Rückseits (16. Jht.): Kauffbrieff vmb ein Hofstatt / zue<br />

Schaan / A. 1383, (Signatur): R R 1. / B 5. / Cl. 4. eist. 9.<br />

Abschrift: Urbar des Klosters St. Johann im Thurtal, Urkundenkopie<br />

im Regierungsarchiv zu Vaduz sub: Kaufbrief einer Hofstatt zu Schaan mitten<br />

im Dorf anno 1383.<br />

Auszüge: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

Nr. 1892 aus dem Original. — Büchel, Jahrbuch des historischen Vereins für<br />

das Fürstentum Liechtenstein 1918, S. 41 f., Nr. 10.<br />

Regesten: P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1841)<br />

S. 205; Kaiser-Büchel, Gesch. d. Ft. Liechtenstein (1923) S. 261. ,<br />

Literatur zu Hans VI., Sohn Hans III. von Unterwegen: A. Mooser,<br />

Die Burgen und Türme und der Feudaladel im Schanfigg, in Bündner Monatsblatt<br />

1923, S. 325 und Stammbaum S. 323; vgl. ebd. auch 1926, S. 27. Der Stammsitz<br />

derer von Unterwegen lag zu Pagig im Schanfigg; vgl. Poeschel, das Burgenbuch<br />

von Graubünden (1930) S. 264. Hans IV. war gräflicher Ammann zu Vaduz.<br />

1 3 *<br />

a daz bei Wartmann,<br />

b kofen W.<br />

c dz wilont Cuontzen Gabertschen wz durchgestrichen.<br />

d obgn mit zwei übereinander liegenden Kürzungsstrichen.


— 198 —<br />

e ohgen mit zwei übereinanderliegenden Kürzungsstrichen,<br />

f SU!<br />

1 Zu den Tront vgl. Büchel, Jahrbuch 1902. S. 52 und 1918, S. 41; Ospell<br />

1939, S: 113.<br />

2 vgl. Büchel, Jahrbuch 1902, S. 52.<br />

61. Feldkirch, 1384 Januar 29.<br />

Frau Margaritha Vaistli, Witwe Kuno Volrers, und Nesa Volrer, Gat­<br />

tin des Bärteli, Vogt zu Schwarzenbach, verständigen sich über die ihnen<br />

zugefallene Erbschaft des Kuno Volrer.<br />

Jch Johans stökli statamman ze Veitkirch 1<br />

künd vnd vergich<br />

offenlich mit disem brief, daz ich ze gericht sass ze Veitkirch in der<br />

stat an dem nächsten fritag vor vnser frowen tag ze der lichtmiss"<br />

von gnaden vnd gewaltz wegen dez Edeln vnd höcherbornen mines<br />

Gnädigen herren Gräff*. Rüdolffs von Montfort 2<br />

herren ze Veit­<br />

kirch, do kament für mich vnd für offen verbannen gericht mit fflr-<br />

sprecben / die wolbeschaidenen frowen margareth vaistlin wilont<br />

künen volrers 3<br />

seligen elichü husfrow% mit ir vogt hainrichen<br />

hofschriber, , ze Veitkirch, vnd öch nes dez egenanten 1<br />

' künen<br />

volrers seligen elichü töchter bärtellis vogtz von swartzenbächs" 4<br />

elichü husfrow c<br />

mit ir rechten vogt, haintzen bächlin burger ze<br />

V eltkirch, wan der egenant d<br />

ir elicher man ze den ziten in landes nit<br />

wz' vnd offnotend vor mir vnd vor offem verbannem gericht mit<br />

iren vogten vnd fürsprechen, von der erbschaft wegen so sü baid an-<br />

gevallen war, von dem egenanten d<br />

/ cünen volrer seligen, darvmb<br />

wärint sü Lieplich vnd tugentlich nach iren fründen vnd ander erber<br />

Lüt Rät früntlich vber ain komen als / hie nach geschriben stät, dez<br />

ersten, dz* der egenanten'' margarethen vaistlinunn*, vnd ir er­<br />

ben, werden sol vnd dz* ze rechtem aigenn' nu hinnanhin / hän sol<br />

alles daz gut, ez sig Ligentz oder varentz aigen oder lehen pfantschaft


- 199- -<br />

oder ander gut benemptz vnd vnbenemptz besüchtz vnd vnbesüchtz<br />

dz^ der egenant cün volrer selig gelassen bat, kurwalhen halb hie<br />

dishalb dem bodensew, vnd sunderlich, waz er in kurwalhen 5<br />

/ het<br />

gehept, dz* solt alles der egenanten'' margarethen' vaistlinunn*<br />

vnd ir erben, volgen vnd dz* ze rechtem aigenn hän än all widerred<br />

vnd än all / geverd, vsgenomen, die vier vnd fünfftzig pfunnt* pfen-<br />

ning. die in der, edel min Gnädiger herr Grauff Hainrich werden-<br />

berg von Sangäns 6<br />

schuldig war, vnd die zwai vnd viertzig pfunnt'<br />

pfenning so in hensli von vnderwegen schuldig, wär, nach ir brief<br />

sag, die söltind der egenanten J<br />

f nesunn* volrerinunn" vnd ir erben<br />

gentzlich än alles minnren werden, än all widerred vnd än all geverd,<br />

vnd" wz ir oder ir erben an der egenanten'' mins herren / Gräff 4<br />

hain-<br />

richs gelt schuld ab gieng, darvmb solt si die egenant'' margareth<br />

vaistlin vnd ir erben von lösen än ir schaden, ez sol öch die / ege­<br />

nant 1<br />

' margareth vaistlin vnd ir erben, alle die gelt schuld geltunn''<br />

so der egenant'' cün volrer selig selig, in kurwalhen hie dishalb<br />

sews gelässen ; hät ze geltenn, än schaden der egenanten d<br />

nesunn"<br />

volrerinunn", vnd ir erben, wär aber dz* inen baiden, oder ir erben<br />

iena gelt an barschaft gezögt / wrd r<br />

so der egenant 1<br />

' cün volrer selig,<br />

ze behaltenn geben het wa dz* wär ze kurwalhen oder ze swaben,<br />

da von sol der egenanten'' margarethen, ,' vaistlinunn*, ain drit-<br />

tail werden, vnd der egenanten'' nesunn" 1<br />

volrerinunn" die zwen<br />

tail än all geverd, ez sol öch der egenanten'' nesunn" 1<br />

volrerinunn"<br />

vnd ir erben / werden vnd ze aigen hän, die vorgenanten'' Sechs vnd<br />

Nüntzig pfunnt*, pfenning als vor ist beschaiden, vnd alles dz* gut, ez<br />

sig ligentz / oder varentz aigen oder, lehen pfantschaft, oder ander güt,<br />

so der egenant d<br />

cün volrer selig enhalb dem bodensew, gelässen hät,<br />

benemptz / vnd vnbenemptz besüchtz vnd vnbesüchtz, vnd sol öch alle<br />

die geltschuld gelten so er enhalb dem bodensew, hinder im geläs­<br />

sen / hät, än schaden der egenanten'' margarethen 7<br />

vaistlinunn*<br />

vnd ir erben, vsgenomen ob iena gelt an barschaft funden wrd* als vor<br />

ist beschaiden, vnd sol also ietwedrü frow, vnd iro erben, bi dem vor­<br />

genanten irem tail vnd gutem beliben in aller wis äls öch vor ist be-


- 200 -<br />

schaiden, . än all sumunng' vnd ierrunng", vnd än all geverd, wan sü<br />

daz baid alles mit miner hand vnd mit den vorgenanten'' iren vögten,<br />

vor mir vnd vor, pffem verbannem gericht, mit recht vnd mit<br />

vrtail volfurt vnd getän hänt, mit vfgebenn vnd mit entzihnüst vnd<br />

mit allen" Sachen Worten vnd werchen, als ez alles wol kraft hät,<br />

vnd vest vnd stät beliben mag nu vnd hie nach dez ze vrkünd ainer<br />

wärhait von iro ; baider bett wegen vnd öch von dez gerichtz wegen<br />

vnd sonderlich dz* die egenanten'' hainrich hofschriber vnd<br />

haintz bächli den egenanten / frowen mit miner hand vnd mit dem<br />

rechten ze rechten vogten geben wrdent 1<br />

", henk ich obgeschribner stat-<br />

amman, min aigen Jnsigel ' an disen brief vnschädlich mir vnd<br />

minen erben, wir die vorgenanten" 1<br />

hainrich hofschriber vnd<br />

haintz bächli vergehent öch dz* disü sach als vor ist beschaiden<br />

mit vnsern güten willen, vnd gunst volfurt ist, als ez wol kraft hät vnd<br />

hän mag, wan wir dez tags der obgenanten d<br />

frowen recht vogt wa­<br />

ren t, als öch vor geschriben stätt*, dez ze vrkünd henkent wir baid<br />

vnsrü aigenen r<br />

Jnsigel an disen brief vnschädlich vns vnd vnsern<br />

erben Geben ze Veitkirch an dem nächsten fritag vor vnser frowen<br />

tag ze der lichtmiss" Jn dem iar do man zalt von Cristus gebürt drü-<br />

zehenhundert vnd achtzig iar dar nach in dem. Vierden Jar<br />

Übersetzung.<br />

Ich Johanne« Stöckli, Stadtammann zu Feldkirch, 1<br />

verkünde<br />

öffentlich mit diesem Briefe, dass ich am Freitag vor der Licht­<br />

messe auf Bestimmung und mit Autorität meines edeln und hoch­<br />

geborenen, gnädigen Herrn Grafen Rudolf von Montfort-Feldkirch 2<br />

zu Feldkirch in der Stadt zu Gericht sass. Vor mir und der öffent­<br />

lichen Gericht6gewalt erschienen samt Anwälten die wohlbeschei­<br />

denen Frauen Margareth Vaistlin, Wittfrau des Kuno Volrer 3<br />

selig,<br />

mit ihrem Vogte Heinrich Hofschreiber zu Feldkiroh, und Agnes,<br />

eheliche Tochter des genannten Kuno Volrer und Ehefrau des<br />

Vogtes Bärteli von Schwarzenbach, 4<br />

mit ihrem Vogte Heinz Bächli,


— 201 -<br />

Bürger zu Feldkirch, da ihr Ehemann zur Zeit ausser Landes weilte.<br />

Sie eröffneten mit ihren Vögten und Anwälten vor mir und der<br />

öffentlichen Gerichtsgewalt in Sachen der Erbschaft, die sie Beide<br />

vom obgenannten Kuno Volrer selig angetreten hatten, dass sie<br />

mit dem Rate ihrer Verwandten und anderer ehrbarer Leute fol­<br />

gende gütliche und freundschaftliche Uebereinkunft getroffen hät­<br />

ten: Margareth Vaistli und ihre Erben sollen fürderhin zu rechtem<br />

Eigentum alles Gut erhalten, es 6ei liegendes oder fahrendes, eigenes<br />

oder lehensmässiges, pfandschaftliches oder anderes, benanntes oder<br />

unibenanntes, 'besuchtes oder unbesuchtes, das der eben genannte<br />

Kuno Volrer selig diesseits des Bodensees in Churwalchen 5,<br />

hinter­<br />

lassen hat. Insbesondere, was er in Churwalchen hatte, soll alles zu<br />

rechtem Eigentum der eben genannten Margaretha Vaistli und<br />

ihren Erben folgen, und zwar ohne alle Widerrede und ohne jede<br />

Gefährdung. Ausgenommen sind 54 Pfund Pfennige, die ihnen<br />

mein gnädiger Herr der edle Graf Heinrich von Werdenberg-Sar­<br />

ganz (zu Vaduz) 6<br />

schuldig war, und 42 Pfund Pfennige, die ihnen<br />

Hensli von Unterwegen nach Aussage ihres Briefes schuldete. Die­<br />

ser Betrag soll gänzlich, ohne jede Verminderung, ohne alle Wider­<br />

rede und ohne jede Gefährdung der obgenannten Agnes Volrer<br />

und ihren Erben zufallen. Was ihr oder ihren Erben von der Geld­<br />

schuld meines Herrn des Grafen Heinrich abginge, sollen ihr die<br />

oben genannte Margareth Vaistli und deren Erben ohne allen ihren<br />

Schaden auslösen. Die ehegenannte Margareth Vaistli und ihre<br />

Erben sollen auch die Geldschuld zahlen,' die der ehegenannte<br />

Kuno Volrer selig diesseits des iBodensees in Ghurwalchen zu zahlen<br />

unterlassen hat, und zwar ohne Schaden der ehegenannten Agnes<br />

Volrer und ihrer Erben. Wenn Beiden ferner jenes Geld, da« Kuno<br />

Volrer selig zum (vorläufigen) Behalte« in Churwalchen oder Schwa­<br />

ben ausgegeben bat, bar zurückbezahlt würde, so sollen davon Mar­<br />

gareth Vaistli einen Drittel, Agnes Volrer aber zwei Drittel erhalten,<br />

und zwar ohne jede Gefährdung. Agnes Volrer und ihre Erben


— 202 —<br />

sollen auch, wie oben geschrieben steht, die obgenannten 96 Pfund<br />

Pfennige erhalten, sodann alles Gut, es sei liegendes oder Fahrhabe,<br />

Eigen oder Lehen, Pfandschaft oder anderes Gut, das der obge-<br />

nannte Kuno Volrer selig jenseits des Bodensees hinterlassen hat,<br />

gleichgültig ob es benannt sei oder nicht, besucht oder nicht. Sie<br />

soll auch die Geldschuld zahlen, die er jenseits des Bodensees<br />

hinterlassen hat, ohne Schaden der ehegenannten Margareth Vaistli<br />

und ihrer Erben und zwar ausschliesslich jenes Bargeldes, von<br />

dem hievor Bescheid gegeben wurde. Beiden Frauen und ihren Erben<br />

sollen ihre Anteile und Güter so verbleiben, wie hie.vor bestimmt<br />

ist, ohne jede Versäumnis oder Beirrung und ohne jede Gefährdung,<br />

da sie allbeide alldas mit meiner Hand und mit ihren Vögten vor<br />

mir und vor der öffentlichen Gerichtsgewalt zu Recht und nach<br />

gültigem Urteil samt Uebergabe und Verzicht und mit allen Dingen,<br />

Worten und Werken so vollführt und getan haben, dass alles Rechts­<br />

kraft erlangt und damit jetzt und fürderhin fest und stät bleiben<br />

soll. Zur Beurkundung der Wahrheit, wegen der Bitte Beider, auf<br />

Veranlassung des Gerichtes und besonders um zu bezeugen, dass<br />

Heinrich Hofschreiber und Heinz Bächli den Frauen mit meiner<br />

Hand und nach dem Rechte als rechtmässige Vögte beigegeben<br />

wurden, hänge ich oberwähnter Stadtammann mein eigenes Siegel<br />

an diesen Brief, doch mir und meinen Erben ohne eventuellen<br />

Schaden. Wir Heinrich Hofschreiber und Heinz Bächli verkünden<br />

auch, dass diese Sache, wie oben Bescheid gegeben wurde, mit<br />

unserer Einwilligung und mit unserer Gunst so vollführt worden ist,<br />

dass es Kraft habe und erlangen möge, da wir an jenem Tage der<br />

obgenannten Frauen rechte Vögte waren, wie hievor geschrieben<br />

steht. Zur Beurkundung hängen wir Beide unsere Siegel an diesen<br />

Brief, doch uns und unseren Erben ohne Schaden. Gegeben zu<br />

Feldkiroh am Freitag vor der Lichtmesse 1384.<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen (ehem. Alt St. Johann) R. R. 1.<br />

A. 8. Pergament 35 X 27 cm. Fleckig. Initiale. Gotische Kursive in brauner<br />

Tinte. Vorlinierung und Vorberänderung nicht ersichtlich. Die drei Siegel sind


— 203 —<br />

an Pergamentstreifen eingehängt. 1. + S\ IOHIS. DCI. STOEKLI. MISTRI<br />

(In STOEKLI ist das E über 0). Rund 2,4 cm. Im leeren Siegelfelde Spitzschild<br />

mit Steinbockshorn. 2. + (SIG) HEIN(RIC)I DE PRECONIB'. Rund 2,9 cm.<br />

In Dreipass Spitzschild mit Eichel an Stil mit 2 Blättern über Dreiberg.<br />

3. + S' (HEIN)RICI * DCI * BECHLI *. Rund 2,8 cm. Im Siegelfeld Spitzschild<br />

mit Querbalken. — Rückseits neuzeitlich: A. 1384: und arca: / R R 1. A.<br />

8. / Cl. / 4 eist. 9.<br />

Abschrift: Urbar des Klosters St. Johann im Thurtal, Urkundenkopie<br />

im Regierungs-Archiv zu Vaduz sub: Teilbrieff angefallener Erbschaft<br />

anno 1384.<br />

Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899) Nr.<br />

1897 aus dem Original.<br />

Auszug: Büchel, Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtentsein 1918, S. 42 f.. Nr. 11 aus dem Regierungs-Archiv Vaduz.<br />

Zur Sache: Hier zu berücksichtigen, da die Vaistli, die in den Urkunden<br />

des ehemaligen Stiftsarchivs Alt St. Johann vorkommen, zu Vaduz sitzen.<br />

Dahin weisen auch eindeutig die in der Urkunde erwähnten Graf Heinrich V.<br />

von W


w = wurdent.<br />

x stat W.<br />

— 204 -<br />

y aigen W; doch ist über en ein Kürzungsstrich:<br />

1 Zu Johann Stöckli, Stadtammann zu Feldkirch vgl. Ulmer, Burgen und<br />

Edelsitze Vorarlbergs (1925) S. 132, 490.<br />

2 Rudolf V. gen. 1357 — f 1390, Sohn Rudolfs IV.; vgl. Geneal. Handbuch<br />

zur Schweiz. Geschichte, I; S. 146.<br />

3 Die Fohler waren reiche und angesehene Bürger von Augsburg.<br />

4 Schwarzenbach nach Wartmann in der Gemeinde Jonschwil, nach Büchel<br />

aber ein werdenbergisches Besitztum nördlich Lindau.<br />

5 hier ist vorab an Gut im Liechtensteinischen zu denken; vgl.. Vorbemerkung.<br />

6. Heinrich V., gen. (1355) 1360 — f 1397, zu Vaduz, Bruder des Bischofs<br />

Hartmann.<br />

62. Auszug. 1384 Mai.<br />

Aebtissin Verera Vaistli 1<br />

ihres Klosters.<br />

von Cazis erstellt ein Verzeichnis von Gütern<br />

Anno domini Millesimo tricentesimo octuagesimo quarto defi sel­<br />

ben / Jars in dem mayen ward diß buch geschriben von uns frow /<br />

frenen vaistlinun ze denen ziten abtissin was des gotzhus ze<br />

katz / in den zitten viel gütter dem gotzhus verschinen und vergan­<br />

gen / von tods wegen und von kriegs wegen aber die gütter die wir /<br />

künden und mochten erfaren und wissen die haben wir hie ver /<br />

schriben was man aber me erfaren mag etc.<br />

Ab s ch r i f t des obigen Bucheintrages im Staatsarchiv Chur, Wolf gang<br />

von Juvalt (f 1873), Urkundensammlung zur Geschichte des Tumleschg, Codex<br />

III C, Ergänzungsband, Nr. 183. Der obigen Anzeige folgen einige Auszüge,<br />

dann der Vermerk: Vaistlin von T r i e s e n nach Kaiser pg. 157, identisch mit<br />

S. Finer nach Bucelin pg. 468. Weshalb Juvalt auf Triesen tippt ist noch eine<br />

offene Frage, denn Vaistli kommen auch anderorts vor.<br />

1 erw. 1384, 1386, 1396.


— 205<br />

63. FeldkircJi, 1385 Januar 13.<br />

Johann Vaistli zu Vaduz teilt mit seinem Schwager Walther Han von<br />

Feldkirch und dessen Gattin Margret Vaistli das väterliche und mütterliche<br />

Erbe.<br />

Jch Jöhans Vaissli von Vadutzz. . kund vnd vergich offenlich<br />

an disem brief, Dz ich mit guter vorbetrahtung, ains slehten tayls vber<br />

ain komen ; bin, Vnd lieplich vnd früntlich getaylt hän, mit minem<br />

swager Walther hanen" burgern ze Veltkilch. Vnd mit Margre­<br />

then Vaistlinen siner Elichen hüfi frowen miner swoster, allü du<br />

gut, vnd guter, so vns egenante 11<br />

geswistergit baidü Johansen vnd<br />

Margrethen, an geuallen vnd an komen sind, Von vnserm , vätter-<br />

lichen, vnd Müterlichen erbe . . sider si abgangen, vnd tod sind . .<br />

Es syen wingarten, akker, oder wisan, Vnd wz es ist, benemptz vnd<br />

vnbenemptz . . Vsgenomen • die zehenden, Vnd die Pfantschaft die<br />

wir habint, Vnd vnsern torggel ze Vadutzz . . Darzü so hän ich zu<br />

mir genomen, Vnd zu minen handen gezogen, vnd gehaymot miner<br />

swoster tayle, Vnd wz der geuallen wz, Nesen Vaistlinen, Rudolfs<br />

von blümental genant Vetten Elichen Husfröwen, die ich öch<br />

darvmb gantzlich vsrihten, vnd vnclagber machen sol. än des obge-<br />

nanten'' Walther hanen'', Vnd Margrethen siner Elichen hus­<br />

fröwen miner swoster schaden . . Wär aber, dz si von des selben tayls<br />

wegen, miner obgenanten c<br />

swoster Nesen, den ich Jngenomen hän.<br />

als vor ist beschaiden Jemer angesprochen, oder vfgetri ben wrdint,<br />

Vnd dz si darvmb Red. vnd schad angiengi; vber kurtz. ald vber lang<br />

wenn dz wärj, da sond Jch vnd min erben, Si ,vnd iro er/ben allenart<br />

verstän, vnd versprechen, Vnd si von allem dem selben schaden, denn<br />

je gantzlich ziehen, wisen lösen vnd vnclagber machen, än iren scha­<br />

den, als ich Jnen darvmb für mich, vnd all min erben, mit miner<br />

güten trüwe vngeuarlich verhaissen, vnd gelopt hän . . Des alles ze<br />

wärem / Vrkünde, Henk ich obgenanter Johans Vaissli, für mich vnd<br />

min erben, min aigen Jnsigel. an disen brief . . Der ze Veltkilch<br />

geben ward . . / Do man zalt von Cristes gebürt, Drüzehenhündert<br />

vnd Ahtzig Jär, Darnach in dem fünften Jär, an sant Hylarien tag.


— 206 —<br />

Ubersetzung.<br />

Ich Johann Vaistli von Vaduz verkünde öffentlich mit die<br />

sem Briefe, dass ich nach reiflicher Ueberlegung schlechthin eine<br />

Uebereinkunfl getroffen habe. Ich habe mit meinem Schwager<br />

Walter Hahn, Bürger zu Feldkirch, und mit seiner Frau Margaritha<br />

Vaistli, meiner Schwester, alle Güter in Liebe und Freundschaft<br />

geteilt, die wir beiden Geschwister Johann und Margaritha aus drm<br />

Erbe unseres Vaters und unserer Mutter, die seither dahingeschie­<br />

den sind, ererbt haben. Es sind dabei inbegriffen Weingärten,<br />

Aecker und Wiesen und alles was genannt oder auch nicht genannt<br />

ist. Ausgenommen sind die Zehnten und die Pfandschaft, die wir<br />

haben, sowie unser Torkel zu Vaduz. Ferner habe ich zu meinen<br />

Händen und anheim genommen meiner Schwester Agnes Vaistli,<br />

Rudolfs von Blumental des Vetten Hausfrau Anteile, die ich deshalb<br />

gänzich ausrichten und unklagbar machen soll ohne Schaden des ob­<br />

genannten Walter Hahn und seiner ehelichen Hausfrau Margret,<br />

die meine Schwester ist. Wenn sie aber wegen des Anteils meiner<br />

obgenannten Schwester Agnes, den ich, wie oben geschrieben steht<br />

in Empfang genommen habe, angehen oder betreiben würden<br />

und sie deshalb über kurz oder lang, wann das auch immer wäre,<br />

Umtriebe und Schaden hätten, dann müssen ich und meine Erben<br />

sie und ihre Erben allerorts verständigen und sich mit ihnen be­<br />

sprechen und sie auch von allem Schaden gänzlich befreien und<br />

lösen sowie sie unklagbar machen und zwar ohne dass sie dabei<br />

Kosten hätten oder sonst Schaden erleiden müssten, wie ich es<br />

ihnen ja in meinem und meiner Erben Namen in guter Treue und<br />

ohne Hinterhalt für sie verheissen und gelobt habe. Zur wahrhaften<br />

Beurkundung von alldem hänge ich obgenannter Johann Vaistli<br />

für mich und meine Erben mein eigenes Siegel an diesen Brief, der<br />

zu Feldkirch am St. Hilarientag gegeben ward, da man 1385 Jahre<br />

seit Christi Geburt zählte.


— 207 —<br />

Original im Stiflsarchiv St. Gallen (ehemals Alt St. Johann) R. R. 1.<br />

B. 6, heute Kiste O.O.O(mega). Rauhes Pergament zu 29,5 X 11£ cm. Initiale<br />

Gotische Kursive. Wenig Rand. Vorlinierung nicht ersichtlich. Das Siegel ist<br />

an einem Pergamentstreifen eingehängt. >}< S IOHANS DCI FAISTLI. Im Siegelfeld<br />

sechs flammende Kugeln, resp. flammender Sechsberg. Vgl. Ulmer, Burgen<br />

und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, S. 537 und die weiteren Angaben<br />

oben in Bd. I I 1, S. 460. Siegelform rund zu 2,5 cm. •— Rückseits der Urkunde<br />

(gleichzeitig): Ze Heutigen, (17. Jht.): Khouff brieff von Hans Vaistlin / vmb<br />

etlich aigen Stuckh gueter / gegen seiner Schwöster, außer / 4 er<br />

zehenden zue<br />

Vaduz vnd Schaan / A. 1385. Signaturen: R. R. 1. / B. 6. / Cl. 4. eist. 9.<br />

Abschrift im Regierungsarchiv Vaduz aus Urbar des Klosters St. Johann<br />

im Thurtal Nr. 12, Uberkomnus etlicher guter, äckher und wisen ußgenonien<br />

die Zehenden und Pfandschaft etc. zuo Vadutz anno 1385.<br />

Druck : Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899) n. 1907.<br />

Auszug: Büchel, Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtenstein 18 (1918) S. 43 aus der Abschrift Vaduz.<br />

Regest: Kaiser-Büchel, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein<br />

(1923) S. 261.<br />

a han mit Kürzungsstrich.<br />

b Egen mit 2 Parallelstrichen über en.<br />

c obgen mit 2 parallelen Strichen über en.<br />

d Walther hanen auf Rasur.<br />

64. 1385 September 19.<br />

Märk von Schellenberg, den man nempt von Wasserburg 1<br />

seine Verp/ändung zu Hegi' und Wasserburg an Ulrich von Ebersberg 3<br />

erklärt,<br />

unbeschadet der Rechte der Abtei St. Gallen an der Kirche zu Wasserburg<br />

geschehen, da keiner seiner Vorfahren noch er je ein Recht an dieser Kirche<br />

besessen hätte.<br />

Original (A) im Stiftsarchiv St. Gallen F. F. F. 1. A. 2. Pergament<br />

33,8 X 13,8 cm. Gotische Kursive. Vorlinierung nicht ersichtlich. Blind vor-<br />

beränderl. Unten in der Mitte an Plica und Pergamentstreifen das Siegel.<br />

(HP S.) MARQVARDI DE SCHELLENBERG. Im leicht gemusterten Siegelfeld<br />

3 mal geteilter Spitzschild. Siegel rund 3,3 cm. — Rückseits ungefähr gleich­<br />

zeitig: Schellenberg, alles Uebrige nach 1500 geschrieben.<br />

sei


— 208 —<br />

Abschrift (B 1<br />

) im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 2' — 3.<br />

Inseriert<br />

Feb. 13.<br />

in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu 1364<br />

Weitere Abschrift (B 2<br />

)' im Reichsarchiv München, Copialbuch der Herrschaft<br />

Wasserburg.<br />

Druck: Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. Uli A, S. 34<br />

nach B' (C). — Büchel, Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtenstein 4 (1904) S. 186, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />

Nr. 559 nach B*.<br />

Regesten: Büchel, ebd. 1 (1901) S. 232, Reg. Nr. 213 nach C. —<br />

Stärkte, Vrkundenbuch der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 719, Nr. 6498,<br />

11 nach B'.<br />

Erwähnt bei Wartmann, ebd. IV (1899) Nr. 1803 Anm. nach Original.<br />

1 am Bodensee, im bayr. Bez.-A. Lindau.<br />

2 bayr. Bez.-A. Lindau.<br />

3 im Ober-Amt Tettnang, Württemberg.<br />

65. 1385 September 21.<br />

Ulrich von Ebersberg erklärt, dass ihm das Pfand zu Hegi und Wasser-<br />

bürg von marken von Schellenberg, den man von Wasserburg nempt"<br />

mit des Abtes Kuno von St. Gallen Hand versetzt worden sei, wie der selb<br />

Märk von schellenberg vnd sin vordem dz selb pfand von dem gotz­<br />

hus ze sant gallen her bracht hand.<br />

Original (A) im Stiftsarchiv St. Gallen F. F. F. 1. A. 3. Pergament<br />

25,5 X 9,5 cm. Gotische Kursive. Unten an Plica und Pergamentstreifen das<br />

Siegel. >}< S\ VLRICI. DE. EBERSPERG. In leicht gemustertem Siegelfeld<br />

Spitzschild. Wappen ganz verwischt. Siegelform rund 2,9 cm. — Alle Rückvermerke<br />

nach 1500.<br />

Abschrift (B') im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 3. Inseriert<br />

in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu 1364 Feb. 13.<br />

Druck: (C) Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. Uli A,<br />

S. 34 nach B>.<br />

Regesten: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1889)<br />

Nr. 1803 Anm., nach A. — Büchel, Jahrbuch Liechtenstein 1 (1901) S. 232 f.,<br />

Reg. Schellenberg Nr. 214 nach Wartmann. — Stärkte, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei<br />

St. Gallen VI (1950) S. 719, Nr. 6498, 12 nach B'.<br />

a nempt über der Zeile eingeflickt.


— 209 —<br />

66. Ravensburg, 1386 August 21.<br />

Der Stadtammann von Ravensburg beurkundet, dass 23 Bauern aus<br />

Wasserburg gegen Diepolt von Eichelberg klagten, weil er sie für eine Schuld<br />

des Rudolf von Ebersberg gepfändet habe, ohne dass sie wüssten warum,<br />

und indem sie einen älteren Brief (vom 13. Feb. 1363) zu verhören bitten,<br />

aus dem sich ergebe, dass sie nie Eigenleute des märcken von Schellemberga<br />

waren und nun also auch keine solchen des Rudolf von Ebersberg seien. Das<br />

Gericht spricht sie ledig<br />

Abschrift (B) im Sliftsarchiv St. Gallen iV. 3. Q. 17, fol. 41' — 42.<br />

Inseriert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu<br />

1364 Feb. 13.<br />

Druck: (C) Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1769) Bd. A. Llll A,<br />

S. 90 f. nach B.<br />

Auszug: Stärkte, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 719<br />

— 720, Nr. 6498, 13 nach B.<br />

Regest: Büchel, Jahrbuch Liechtenstein 1 (1901) S. 233, Reg. Schellenberg<br />

Nr. 215 nach C; vgl. Jahrbuch 1907, S. 96.<br />

67. Feldkirch, 1386 November 7.<br />

Frau Catharina von Werdenberg-Heiligenberg, Gemahlin des Grafen<br />

Heinrich von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, verzichtet auf alle ihre An­<br />

sprüche am Nachlass des Grafen Diethelm von Toggenburg, ihres Gemahls<br />

erster Ehe, bis auf ein Kapital vpn 6000 Gulden.<br />

Jch Graf Rudolff 4<br />

von Montfort herr ze Veitkirch 1<br />

Tun<br />

kund vnd vergich des offenlich mit disem brief Allen den die jn<br />

ansehent lesent oder hörent lesen. Das ich ze Veitkirch jn der Statf.<br />

an des Riehes offener'* Strasse" / des tages als diser gegenwärtiger brief<br />

geben ist. offenlich ze gericht saß. Do kam für mich vnd für offenn^<br />

verbannen gericht. mit fürsprechen, Min liebü Müm fro katherin<br />

von Werdenberg vom hayligenberg* 2<br />

/ ze disen ziten. Graf<br />

1 4


Hainrichs 3<br />

- 210 —<br />

von werdenberg von Sangans elichü frow*, mit dem<br />

selben Graf" Hainrichen 3<br />

jrem elichen manne, vnd Rechten vogt.<br />

vnd offnot da vor mir vnd offem gericht. mit dem selben jrem vogt.<br />

vnd fürsprechen. vnd sprach. Sy wär lieplich vnd früntlich jn ain vnd<br />

vberain komen. mit jrem lieben sun. Graf" fridrichen 4<br />

von Thog-<br />

genburg'. Graf" Diethelms säligen sun von Thoggenburg'. vnd<br />

och mit sinen geschwüstergiden° .och jren Rechten vnd lieben kinden,<br />

Also das si sich gen jnen allen, entzihen vnd verzihen. vnd jnen och<br />

vnd allen jren erben, für sich vnd alle jr erben, aygenlich* vnd Ewek-<br />

lich ergeben vnd vffgeben wölti. Alles das ligent vnd varent gut. so<br />

der egedächt'Gräf° Dietheim sälig von Thoggenburg 1<br />

. nach sinem<br />

tode vnd abgang hinder jm gelässen' hett, es wärint lüt oder ändrü<br />

guter, was das wär ald wie das alles gehaissen oder genant wär, aygen*<br />

oder leben, benempt ald vnbenempt wissent ald vnwissent gesucht ald<br />

vngesücht. \vä' ald an welchen Stetten, oder jn welchen gerichten Twin-<br />

gen oder Bännen. das gelegen wär, vnd sunderlich von jr hainstür<br />

vnd Morgengäb' wegen, vnd mit namen. der Aygenschafft* vorderung<br />

vnd ansprach', vnd och alles des Rechtes so sy* gehebt hett. an der<br />

vesti genant* Rüdberg 0<br />

. vnd an allen den lüten vnd gütern. so dar-<br />

zu vnd darin gehortint' von Recht ald von gewönhait', Vnd wolti sich<br />

och des also gar vnd gantzlichen'" entzihen vnd verzihen. vnd jnen<br />

vnd jren erben ze vrtät vff. geben, vntz" an die Sechs Thusent" gul-<br />

din. die sv* jr da für Richten vnd geben soltint. nach des vsspruch<br />

briefs. vnd des hoptbriefs. lut vnd sag. die ba\'d darvber besigelt ge­<br />

ben vnd gemachet wärint. vnd och vntz" an den zins die fünff hun­<br />

dert' guldin. die jr järglich von den selben Sechs thusent" guldin ge-<br />

vallen. solUn'. Vnd do dis alles also vor gericht geoffnot vnd für ge-<br />

leit' ward, do batt' jr dü vorgedächt' fro . .* katherin von werden-<br />

berg. jren fürsprechen. an ainer vrtail ze ervarent; wie sy* dis vorge-<br />

schriben entzihen vnd vffgeben'. gen den egenanten jren kinden tün<br />

vnd voilefüren solti, als Recht wär. vnd das es . / krafft c<br />

vnd macht<br />

hett. vnd da mit och dü selben jrü liebü kind. vnd der erben, nv vnd<br />

hie nach versorget wärint, Do fragt' ich" vorgenanter Gräf Rüdolff


- 211 -<br />

von Montfort herr ze veltkirch. vnd Richter / jn dirre gegenwär­<br />

tigen sach. vrtail vmb was Recht war, Do ward ertailt mit Rechter ge-<br />

samnoter vrtail vnzerworffenlich. das sy* der vorgenant Gräf" Hain­<br />

rich jr elicher man vnd Rechter vogt vmb die sach. vss des gerichtes<br />

Ring ze dryn* malen' füren solti. vnd sy* ze jeglichem mal", besunder<br />

vnd haimlichen fragen' solti. ob sy dis hie vorgeschriben sach das<br />

entzihen vnd v£f geben, willeklich ,' gern, vnd vnbetwüngenlich tün<br />

wolt vnd tat. vnd wolti sy* es gern tun. das sy* sich danne da offen-<br />

lichen vor gericht, des vorgeschriben gutes, alles gar vnd gantzlichen.<br />

jn der wyse vnd mit den , bedingden. als vor ist beschaiden. entzig<br />

vnd verzig, vnd och das alles, jn der selben wyse. mit jr vnd des vor­<br />

genanten jr elichen mannes vnd Rechten vogtz handen. vff gäb" jn min<br />

hand . .* / vnd dz 1<br />

" es danne darnach der vorgenant Gräf" fridrich<br />

von Thoggenburg' jr sun. an statt vnd in namen sin selbes, vnd och<br />

siner geschwüstergit. von Thoggenburg' ze gelicher wyse mit. , aller<br />

zügehörde von miner hand enpfähen' solti', Vnd wenn das alles be-<br />

schäch vnd offenlich vor gericht voilefürt würde, das es danne vmb<br />

die sach wol durch Recht krafft vnd maht / hett vnd haben solt nv vnd<br />

och hienach. Vnd do das also vor gericht ertailt ward, Do fürt sy der<br />

egenant Gräf Hainrich von werdenberg jr elicher man. vnd Rechter<br />

vogt dristunt von dem / gericht. vnd fragt sy ze jeglichem mäl haim­<br />

lichen. ob sy das entzihen vnd vffgeben willeklich gern vnd vnbe­<br />

twüngenlich tün wolt vnd tat, vnd gieng ze jeglichem male mit jr wider<br />

jn für dz ; gericht vnd seit vnd offnot da, das sy jm ze drin malen ge-<br />

sait vnd veriehen hett, Sy wolti es willeklich gern, vnd vnbetwüngen­<br />

lich tün vnd voilefüren, Vnd do dis alles also vor gericht beschach<br />

als Recht vnd vrtail geben hatt, do entzech vnd verzech sich dü vorbe-<br />

nempt fro katherin Gräfin von werdenberg. für sich vnd alle jr<br />

erben, gen dem vorgenanten Gräf fridrichen von Thoggen-/ bürg<br />

- vnd gen sinen geschwüstergiden. vnd och gen allen jren erben, alles<br />

des ligenden vnd varenden gütes so der vorgenant Gräf Di et heim<br />

sälig von Thoggenburg hinder jm gelässen hett, was das ist ald wie<br />

das alles gehaissen oder genant ist. als vor ist beschayden. vnd entzech


— 212 -<br />

sich darzü aller der vorderung ansprach vnd Rechtung. so sy ald jr<br />

erben, an dem selben gut / nv hinnenthin jemer mer gewinnen ald geha­<br />

ben mochtint, es war von jr Morgengäb. von jr hainstür. ald von der<br />

aygenschafft wegen, der vesti genant Rüdberg, ald sust von dehainer<br />

lay / ander ansprach vnd sach wegen, Vnd gab och do. das alles vff in<br />

min hand, mit jr vnd des vorgedächten. Gräf Hainrichs von werden­<br />

berg jr elichen mannes vnd Rechten vogtz handen. Vnd / enpfieng<br />

och do das alles der vorgenant Gräf fridrich von Thoggenburg. jm<br />

vnd sinen geschwüstergiden. vnd allen jren erben, von miner hand<br />

offenlichen vor gericht. mit allen . den bedingden stukken vnd Arti­<br />

keln, vnd och in aller wyse vnd mässe. als Recht vnd vrtail geben<br />

hatt. vnd als vor ist beschaiden, Doch allweg mit namen vnd mit<br />

Rechtem geding , vssgenomen. Die obgedächten Sechs Thusent guldin.<br />

vnd och der zins die fünff hundert guldin, Also das die obgedächt fro<br />

katherin. vnd Gräf hainrich von werdenberg jr elicher. man<br />

vnd Rechter vogt. vnd jr erben, da by beliben sont. vnd<br />

das jnen och ällü gewissthafft bedingd vnd Rechten darvmb behalten<br />

sin. sont, nach vrkünde lut vnd sag des obge-, dächten jr hoptbrie-<br />

fes, den sy darvmb besigolten jnne hät, Vnd des alles ze wärem vnd<br />

offem vrkünde. vnd ainer bestäten vesten sicherhait aller diser hie<br />

vorgeschribner ding vnd geding. So hab ich. vorgenanter Gräf Rü-<br />

dolff von Montfort Richter in dirre sach min argen jnsigel offenlich<br />

gehenkt an disen brief. von des gerichtes wegen, wän och mir dz er­<br />

tailt ist Darnach veriehent wir vorgenanten Gräf hainrich von wer-<br />

"ienberg von Sangans - vnd fro katheriD. von werdenberg sin<br />

eliobü fröw, Das wir alles das so hie vor von vns an disem brief , ge­<br />

schriben stät. vnd beschayden ist. vnd och Recht vnd vrtail geben hät,<br />

mit gutem willen vnbetwungenlich getän vnd voilefürt habent, Also<br />

das es alles durch Recht krafft vnd macht, vnd stät vnd vest. vnd och<br />

vnuerfärwt beliben sol. nv vnd hienach. Vnd dz wir vnd vnser erben<br />

och nv vnd hie nach, da by beliben. vnd da wider niemer komen noch<br />

getün sollint / noch schaffen getän. jn dekain wyse än all gevärde. Vnd<br />

des och ze ainem offenn vrkünde der gantzen wärhait. vnd ainer meren


- 213 -<br />

bestäten vesten sicherhait, So habent wir och baidü vnsrü ; aygnü<br />

jnsigel. offenlich gehenket an disen brief, wän och das och vor gericht<br />

ertailt ward, Dis beschach. vnd ward och dirre brief ze Veitkirch in<br />

der Statt an offner des Richs Straß / gegeben, vnd ertailt. jn dem järe.<br />

do man zalt von Cristes gebürte. drüzehenhundert vnd Achtzig jär.<br />

darnach in dem Sechsten järe an der nächsten Mitchen- vor sant Mar­<br />

tins tag.<br />

Übersetzung.<br />

Ich Graf Rudolf von Montfort, Herr zu Feldkirch, verkünde<br />

öffentlich mit diesem Briefe allen denen, die ihn ansehen, lesen<br />

oder lesen hören, dass ich zu Feldkirch in der Stadt an des Reiches<br />

offener Strasse am Tage, da der vorliegende Brief gegeben wurde,<br />

öffentlich zu Gerichte sass. Vor mir und vor dem aufgebotenen<br />

Gericht erschien samt Anwälten meine liebe Muhme Frau Catharina<br />

von Werdeniberg-Heiligenberg, Ehefrau des Grafen Heinrich von<br />

Werdenberg-Sargans, mit Graf Heinrich, ihrem Ehemann und recht­<br />

mässigen Vogte. Sie eröffnete da mit ihrem Vogte und mit<br />

ihren Anwälten vor mir und dem öffentlichen Gerichte, dass sie mit<br />

ihrem lieben Sohne dem Grafen Friedrich von Toggenburg, Sohn<br />

des Grafen Diethelm selig von Toggenburg, und mit seinen Ge­<br />

schwistern, die auch ihre rechten und lieben Kinder sind, in Liebe<br />

und Freundschaft eine Übereinkunft folgenden Inhaltes<br />

getroffen habe: Sie verzichte ihnen allen gegenüber auf alles lie­<br />

gende und fahrende Gut, das Graf Diethelm selig von Toggenburg<br />

nach seinem Tod und Hinscheid hinterlassen habe. In ihrem und<br />

aller ihrer Erben Namen wolle sie ihnen und allen ihren Erben<br />

alles aufgeben und zu ewigem Eigentum übergeben: Leute und<br />

Güter, was es auch immer wäre, wie es auch immer heissen oder<br />

benannt würde, Eigentum und Lehen, Benanntes und Unbenanntes,<br />

Bekanntes und Unbekanntes, Gesuchtes und Ungesuchtes, wo, an<br />

welchen Stätten oder in welchen Distrikten es immer auch, gelegen<br />

wäre, besonders aber das, was zu ihrer Heimsteuer und Morgen-<br />

1 Ii *


— 214 —<br />

gäbe gehöre und ganz ausdrücklich Eigentum, Forderung, Anspruch<br />

sowie sämtliche Rechte, die sie an der Feste Rüdberg aus Recht<br />

und Gewohnheit gehabt hatte, samt allen Leuten und Gütern, die<br />

dazu gehören. Sie wolle sich auch gänzlich davon zurückziehen<br />

und alles ihnen und ihren Erben übergeben bis auf 6000 Gulden, die<br />

sie ihr dafür ausrichten und geben sollen laut Ausspruchs- und<br />

Hauptbrief, die beide darüber besiegelt ausgestellt wurden, und bis<br />

an den Zins von 500 Gulden, die ihr jährlich von den 6000 Gulden<br />

zufallen sollen. Als dies alles so vor Gericht eröffnet und dargelegt<br />

war, da bat Frau Catharina von Werdenberg durch ihren Anwalt<br />

vom Gericht durch Urteil zu erfahren, was sie tun und vollführen<br />

müsse, um alles hievorgeschriebene Gut ihren Kindern nach dem<br />

Rechte so zu übergeben, dass es Kraft und Macht habe und damit<br />

ihre lieben Kinder und Erben jetzt und fürderhin versorgt blieben.<br />

Da befahl ich der vorgenannte Graf Rudolf von Montfort, Herr<br />

zu Feldkirch und Richter in dieser Sache, ein Rechtsurteil zu fällen.<br />

Mit rechtem, gesamtem und ungeteiltem Urteile wurde befunden,<br />

dass sie der vorgenannte Graf Heinrich, ihr Ehemann und<br />

rechter Vogt in dieser Sache, drei Male aus des Gerichtes<br />

Ring führen solle. Jedes Mal soll er sie im Besonderen und<br />

insgeheim fragen, ob ihr Verzicht und ihre Aufgabe der hie­<br />

vor geschriebenen Sachen willig, gern und ungezwungen sei ?<br />

Täte 6ie das wirklich, willig und gerne, so soll sie sich des vorge­<br />

schriebenen Gutes öffentlich vor Gericht ganz und gar und nach<br />

Weise und Bedingungen des hievor stehenden Bescheides entziehen.<br />

In derselben Weise soll sie alldas mit ihrer und ihres ehelichen<br />

Mannes und rechten Vogtes Hand übergeben in meine Hand. Nach­<br />

her soll es dann ihr Sohn, der vorgenannte Friedrich von Toggen­<br />

burg in seinem und seiner Geschwister Namen in gleicher Weise<br />

samt aller Zubehörde aus meiner Hand empfangen. Wenn das alles<br />

so geschähe und öffentlich vor Gericht vollführt würde, dann soll<br />

die Sache rechtlich Kraft und Macht haben jetzt und.fürderhin. Als<br />

sich das Gericht in dieser Weise ausgesprochen hatte, da führte sie


— 215 —<br />

ihr Ehemann und rechter Vogt, Graf Heinrich von Werdenberg,<br />

drei Male aus dem Gerichte heraus und frug sie jedesmal insgeheim<br />

ob sie freiwillig, gern und ungezwungenerweise Verzicht leiste ?<br />

Jedesmal trat er dann mit ihr wieder in das Gericht ein und sagte<br />

und eröffnete dabei, dass sie ihm drei Male gesagt und verkündet<br />

habe, sie wolle es willig, gern und ungezwungen tun und vollführen.<br />

Da alldies gemäss Recht und Urteil vor dem Gerichte geschehen war,<br />

da entzog «ich die vorgenannte Frau Catharina, Gräfin von Werden­<br />

berg, in ihrem und in aller ihrer Erben Namen gegenüber dem vor­<br />

genannten Grafen Friedrich von Toggenburg, gegenüber seinen Ge­<br />

schwistern und auch gegenüber allen ihren Erben, alles liegenden<br />

und fahrenden Gutes, das der vorgenannte Graf Diethelm selig von<br />

Toggenburg hinterlassen hatte, gleichgültig was es auch sei und wie<br />

auch immer alles heissen oder zubenannt würde. Sie entziehe sich<br />

dazu aller Forderung, aller Ansprüche und jeden Rechtes, das sie<br />

oder ihre Erben an diesem Gute fürderhin etwa noch gewinnen<br />

oder haben möchten, wäre es wegen ihrer Morgengabe, ihrer Heim­<br />

steuer, des Eigentums der Feste Rüdberg oder auch sonst wegen<br />

irgend eines Anspruches oder einer Sache. Auch da gab sie alles<br />

auf in meine Hand mit ihrer und ihres Ehemannes und rechten<br />

Vogtes des Grafen Heinrichs von Werdenberg Hand. Alles das<br />

empfing dann Graf Friedrich von Toggenburg für sich und seine<br />

Geschwister und Erben aus meiner Hand öffentlich vor Gericht mit<br />

allen ausbedingten Stücken und Artikeln und in der Weise und in<br />

dem Ausmasse, wie es dem Rechte und dem Urteile entspricht und<br />

in dem Sinne, wie hievor Bescheid zu finden ist. Doch sind aus­<br />

drücklich und zu rechten Bedingungen ausgenommen die obgedacb-<br />

ten 6000 Gulden und auch der Zins von 500 Gulden. Dabei sollen<br />

die obgedachte Frau Catharina, ihr Ehemann und rechter Vogt<br />

Graf Heinrich von Werdenberg und ihre Erben bleiben. Dass ihnen<br />

alle Gewissheit, alle Bedingungen und Rechte erhalten bleiben nach<br />

Kunde, Wortlaut und Aussage ihres obgdachten Hauptbriefes, den<br />

sie darüber besiegelt inne hat, und zur wahren und öffentlichen


— 216 -<br />

Beurkundung sowie zur steten und festen Sicherheit aller dieser<br />

hievor geschriebenen Dinge und Bedingungen, habe ich vorgenann­<br />

ter Graf Rudolf von Montfort, Richter in dieser Sache, mein Siegel<br />

öffentlich von des Gerichtes wegen an diesen Brief gehängt. Dar­<br />

nach verkünden auch wir, der vorgenannte Graf Heinrich von Wer-<br />

denberg-Sargans und seine Ehefrau Catharina von Werdenberg,<br />

dass wir alles, was hievor von uns in diesem Briefe steht, da ja das<br />

Recht-erwiesen und das Urteil gegeben ist, mit gutem Willen und<br />

ungezwungenerweise getan und vollführt haben. Dass alldas zu<br />

Recht Kraft und Macht habe, dass es stets fest und ungefährdet<br />

bleibe jetzt und fürderhin, dass wir und unsere Erben ebenfalls jetzt<br />

und fürderhin dabei bleiben, dass ohne alle Gefährde Niemand<br />

dagegen in irgend einer Weise vorgehe, handle oder schaffe, und<br />

auch zur öffentlichen Beurkundung der ganzen Wahrheit, sowie zur<br />

besseren Bestätigung, Festigkeit und Sicherheit, haben auch wir<br />

Beide unsere eigenen Siegel öffentlich an diesen Brief gehängt, was<br />

ebenfalls vor Gericht geschehen ist. Dies geschah und dieser Brief<br />

ward gegeben zu Feldkirch in der Stadt an der offenen Reichs-<br />

ftrasse im Jahre, da man von Christi Geburt 1386 Jahre zählte am<br />

nächsten Mittwoch vor dem St. Martinstag.<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen B. B. 1. A. 8. (Ehemals Alt St. Johann).<br />

Pergament 53 X 33 cm. Das Original kam 1468 ins Stiftsarchiv St. Gallen,<br />

als Abt Ulrich VIII. das Toggenburg kaufte. Gotische Kursive mit grosser verzierter<br />

Initiale. Die ausradierte Vorlinierung ist stellenweise schwach sichtbar.<br />

' •ben 3,5, seitlich je 4 cm Rand. Unten sind in 4,5 cm breiter Plica und an<br />

Pergamentstreifen die drei Siegel eingehängt. 1. >i< (S\) RVDOLFI. COMIT.<br />

D(K.) MOTEFORTI (der Kürzungsstrich über 0 in MOTE ist nicht sichtbar).<br />

Im gemusterten Siegelfeld Spitzschild mit Montforterfahne, darüber Helm samt<br />

Helmzier (luful). Siegelform rund 3,3 cm. Ueber dem Siegel steht vorn auf der<br />

Plica: Gr. R. 2. . . . HAINRICI Am Rande teils verwischt, teils<br />

abgebrocken. Im Siegelfelde Vierpass, darin Spitzschild mit Montforterfahne,<br />

über dem Schilde Helm samt Helmzier (Inful). Siegelform rund 3,4 cm. Ueber<br />

dem Siegel vorn auf der Plica: G. H. 3. (>r< S\) KATHERINE COMIT D<br />

SAG . . . (Ueber dem letzten A Kürzungsstrich). Im gemusterten Siegelfelde<br />

nebeneinander zwei Spitzschilde, heraldisch rechts mit Montforter-Fahne, links<br />

mit schrägrechtem Stufenbalken' der alten Grafen von Heiligenberg, beide Schilder<br />

ohne Helme. Siegelform rund 3,3 cm. Ueber dem Siegel vorn auf der Plica


— 217<br />

Fr." katherin. — Rückseits der Urkunde (14. Jht.): 47; (15. Jht.): lange trucke<br />

toggenburg / 47, (16. Jht.): Wie frow Kathrin von Werdenberg / denen von<br />

Toggenburg Jrn Erbtail / so jr von Her Diethelmen von toggen-/burg gefallen für<br />

heimstür, geben vnnd ver I . . . . hatt, 1386, (neuzeitlich): A. 8. Cl. 2. / Cist.<br />

19. / arca I. B B 1. (1 ist durchgestrichen).<br />

Druck: Stiftsarckiv St. Gallen, Ruhr. XIII, F. 3. C. O, K. III, Z. 2. —<br />

Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899) n. 1930 (bietet nur<br />

einen Auszug der ersten Urkundenhälfte).<br />

Regesten: Vanotti, Geschichte der Grafen von Moni fort und Werdenberg<br />

(1845), Reg. n. 123 und S. 468. — Krüger, Die Grafen von Werdenberg,<br />

in MVG. XXII (1887) n. 488 und S. 223, 314. — Vanotti und Krüger datieren<br />

irrtümlich zu 1387 Nov. 6.<br />

Literatur: Butler, Friedrich VII. der letzte Graf von Toggenburg,<br />

in MVG. XXII (1887) S. 32 f.<br />

a graf bei Wartmann,<br />

b Ruodolf W.<br />

c Doppellaut bei W. nicht berücksichtigt.<br />

d offen mit Kürzungsstrich über en, W. liest trotzdem nur offen.<br />

e das übergesetzte Zeichen ist bei W. nicht berücksichtigt.<br />

f offen W.<br />

g i statt y, bei W.<br />

h fronv W.<br />

i Toggenburg W.<br />

k gen mit Kürzungsstrich könnte ev. auch anders aufgelöst werden, wie<br />

z. B. genempt.<br />

/ W. liest irrtümlich gehörtint.<br />

m z statt tz bei W.<br />

n ünz W.<br />

o sechst usend W.<br />

p fünfhundert W.<br />

q Im Original ist hier zwischen den beiden Wörtern ein feiner Trennungs­<br />

strich.<br />

r bei W. irrtümlich gelait.<br />

s die Punkte stehen im Or., fehlen bei W.<br />

t ufgeben W.<br />

u von hier an ist Wartmanns Textwiedergabe nur noch eine auszugsweise,<br />

v ufgäb W.<br />

w daz W.<br />

x alles folgende fehlt bei W. bis aufs Datum.


— 218 -<br />

1 Rudolf V. von Monifort-Feldkirch, eric. 1357 — f 1390, Sohn Rudolfs IV.<br />

2 Katharina, erw. 1387 — 1395, Tochter Albrechts II. von Werdenberg-<br />

Heiligenberg.' War in erster Ehe mit Diethelm von Toggenburg ver­<br />

ehelicht, der am 27. XII. 1385 starb; vgl. MVG. XII, S. 30 ff. und<br />

Geneal. Handbuch zur Schweiz. Geschichte I. S. 188, Tafel XXI.<br />

3 Heinrich V. von Werdenbcrg-Sargnns zu Vaduz, erw. (1355) 1360 —<br />

f 1397. Sohn Hartmanns III. zu Vaduz und der Agnes. Gräfin von Mont-<br />

fort-Feldkirch, die eine Schwester Rudolfs V. von Montfort-Feldkirch war;<br />

vgl. oben Anm. 1 und Geneal. Handbuch I, S. 146, Tafel XX und S. 189,<br />

Tafel XXI. Heinrich V. von Werdenberg-Sargans ist der Bruder des<br />

bekannten Bischofs Hartmann von Chur.<br />

4 Friedrich VII, der letzte Graf ton Toggenburg, erw. 1387 — f 1436.<br />

IV. 30.<br />

5 Die Geschwister Friedrichs VII. von Toggenburg waren dementia und<br />

Ida.<br />

6 Rüdberg; Gem. Bütschwil ! Ganlerswil, Toggenburg; vgl. hiezu Krüger<br />

in MVG,XX1I (1887) S. 354.<br />

68. 1387 Juni 20.<br />

Abt Burkhart von Pfävers verleiht dem Hans Murer von Unter-Malans<br />

eine Hofstatt im Dorfe Unter-Malans.<br />

• • Wir Burkart von Wolfurt von Gottes genaden Abt des<br />

Gotzhus" ze Pfäuers 1<br />

, tünd kund allen die disen brief an/sehend le­<br />

send oder hörend lesen, dz wir mit guter vorbetrachtung vnd wolbe-<br />

dacht,lichind vnd geliehen habin, Hansen/murer von Malanns 2<br />

vnd<br />

Elizabeten siner elichen wirtinen vnd irn baider elichen kinden, die<br />

si ietz hand ald in bi enan-/'der noch werdend, ain hofstat in dem dorf<br />

ze Malanns gelegen, ainhalb an vnsers genadigen herren Graff Hugs<br />

von Wer-• denberg 3<br />

hofstat, anderhalb an des Bumanlis bongar­<br />

ten, ze dem dritten ort an Flären hofstat, vnd ze der Vierden siten<br />

an die gemainen sträss, Mitt der beschaidenhait, dz der vorgeschriben<br />

Hans murer sin husfrow vnd och sinü kind, vns vnd , vnsern nach-


— 219 -<br />

komen järlich ze zins geben sol, acht Schilling pfenning costenzter<br />

müncz vff sant Martis tag, vnd och järlich ainen tagwan, es sy in<br />

den Reban oder ze Mayen vsrichten, vnd weles jares der vorgenant 1<br />

'<br />

hans Murer, sin husfrow vnd sinü kind den zins als verschriben<br />

ist nit vsrichtind vff sant Martis tag, ald dar nach in acht tagen an<br />

geuärd, so sol vns dz hus, zinsuellig sin än wider r<br />

red Wär och dz<br />

der egeschriben hans murer sin husfrow vnd iro baider kind, dz hus<br />

verkoffen müstind sosondsi eszedem ersten bieten ainem herren des<br />

Goczhus ze pfäuers, der mag es köffen nach erkantnüss biderber lüt,<br />

/ als es werd ist, wolt er sin nit, so sond sy es bieten Goczhus lüten,<br />

koffti es denn enkainer, so mögend si es geben vnd / verkoffen wem<br />

si wend, des vorgenanten'' Goczhus rechten vnschädlich, vnd ze warem<br />

vnd offenn vrkünd aller vorgeschribner'' / ding so habin wir der vorge­<br />

nant* Burkart von Wolfurt Abt vnser Jnsigel gehenkt an disen brief<br />

der geben ist in dem Jar / do man zalt von Gottes gebürt, Tusent.<br />

drühundert vnd Siben vnd Achzig Jar, an dem nächsten donrstag vor /<br />

sant Job ans tag, des töffers - - etc - - —<br />

Original im Archiv dos Kloster* Pfävers im Stiftsarchiv St. Gallen.<br />

Pergament zu 26,5 / 28 X 13 / 13,5 ein. Gotische Kursive des damaligen Pfäverser<br />

Klosterschreibers. Vorlinierung nicht ersichtlich. Oben und seitlich ca. 1,5<br />

cm, unten ca 4 cm Rand. Unten in der Milte ist an einem Pergamentstreifen<br />

das Siegel eingehängt. [ >f S\ BURKARDI] DE WOLFURT [ABKATIS] M0-<br />

NOSTERJOfl FJABARIGENSIS. Die Schrift der Siegellegende ist teilweise unzial.<br />

Im, Siegelfeld erblickt man eine dreiteilige, gotische Nische mit spätgotischen<br />

Bögen und Spitzen: 1. Mönch mit Heiligenschein und mit Buch in der<br />

rechten Hand. 2. Abt im Ornat mit gefalteten Händen und Stab im linken<br />

Ellbogen. Der Stabknauf ist eintvärts gerichtet. 3. Abt im Ornat, die Rechte zum<br />

Segen erhebend, in der Linken den Stab haltend. Knauf eintvärts. Unter den<br />

gotischen Nischen befinden sich zwei kleine Spitzsrhilde: 1. Taube samt Span<br />

im Schnabel; 2. auftseigender Wolf von Wolfurt. Das Siegel ist spitzoval und<br />

misst 7,5 X 4,5 cm. Am Rande abgebröckelt. — Rückseits des Pergaments sind<br />

keine alten Rückvermerke.<br />

Zur Sache: Diese Urkunde wird hier aufgenommen, da der Name<br />

Murer ebensogut einen Mann aus Mauren als einen Maurer bezeichnen kann.<br />

Obwohl der Name hier zu Unter-Malans auftaucht, konzentriert er sich doch<br />

auf das Gebiet des heuligen Fürstentums Liechtenstein, ico er zu Gamprin, Schaan<br />

und Vaduz aufscheint. Zu allererst begegnen wir ihm aber am Eschnerberg.


— 220 —<br />

Am 12. März 1363 (s. oben III, ISr. 118) ist die Rede vom Prämonstratenser<br />

Bruoder Cuonraten von Pendor Jaeklis Murers saeligen sune und am 3. Juli<br />

1398 von Jäck Murer von Ruggell (Original im Stadtarchiv Chur). Dies weist<br />

doch auf ursprüngliche Herkunft aus dem Orte Mauren. — Die Quellen zu den<br />

Murer und Maurer sind zusammengestellt bei J. Ospelt, Jahrbuch des histo­<br />

rischen Vereins für das Fürstentum Liechtentsein 1939; S. 98 und bei Tschug-<br />

mell, ebd. 1949, S. 65.<br />

Erwähnt in Codex Fabariensis 34 a, fol. 168 (neuzeitlich und irrtüm­<br />

lich zu 1378); ferner in Cod. Fab. 24, fol. 153 (A. o. 62).<br />

n. 294.<br />

Regest: Wegelin, Die Regesten der Benedictiner-Ablei Pfävers (1850)<br />

a t wie c.<br />

b vorgen mit zwei Kürzungsstrichen darüber kann lautlich et), auch anders<br />

aufgelöst werden,<br />

c wider auf Rasur,<br />

d vorgeschr mit Kürzungszeichen.<br />

1 Burkhart von Wolfurl (bei Bregenz), Abt zu Pfävers 1386 — 1416.<br />

2 Malans, Gde. Wartau, Bez. Werdenberg, wegen der Erwähnung des Gra­<br />

fen Hugo von Werdenberg.<br />

3 Hugo VI. (IV.) von Werdenberg-Heiligenberg erw. 1381 — 1387. XI. 1.<br />

69. Maienfeld, 1388 Juli 11.<br />

Graf Donat von Toggenburg gibt den Kauf leuten von Mailand und<br />

Como Zusicherungen über die Höhe der Zölle und Fuhrkosten auf der Strecke<br />

Balzers-Chur.<br />

Tavas 3<br />

Wir graf Donat von Toggenburg 1<br />

graveze Pretengöw 2<br />

und ze<br />

vergehent und tuend k disem brief, als wir über ain<br />

komen sind mit allen köflüten von Mail an 4<br />

und von Chum 5<br />

und sus<br />

mit andern koflüten in des herren von Mailan land und gebiet, als<br />

wir die in ünsern [schirm] frid und gelait genomen haben, nach urkünd<br />

lut und sag des briefez den si darumb von üns und von andern herren<br />

hand und darumb daz die selben kofflüt von Mailan und von Chum


— 221 —<br />

und ... . desto fürderlicher und dester friglicher 6<br />

durch unser land<br />

und gebiet gewandeln und gewerben mugint und daz si dester bas wis-<br />

sent, wa mit si von ünsern zöln un fürlon komen mugent, d<br />

den selben koflüten von Mailan und von Chum und allen dien die<br />

in des herren land von Mailan gebiet sesshaft und wonhaft sind, ver-<br />

haissen bi guten truwen daz wir ze Maigenveld 7<br />

denne von<br />

aim engelschen wollsak acht phening Costenczer muncz und von<br />

aim vardell 8<br />

och acht phening und süss von allen andern kofmanschaft<br />

weler laige daz ist, daz sond si uns recht und redlich verzollen in der<br />

mass als och die tuschen 9<br />

koflüt verzollen ane geverd. Es sond och<br />

die selben koflüt nüt mer geben ze fürlon von aim engelschen wol-<br />

sak von Maigenveld uncz gen Zizirs 10<br />

denne acht phenig Costent­<br />

zer müncz und ain phenig ze tail Ion, ain phening ze sustlon, und<br />

sond och nit mer geben von aim engelschen wollsak rize fürlon von<br />

Zizirs untz gen Chur denne acht phening und ain phening ze sustlon,<br />

aber sond si nit mer geben von aim lampartschen vardell ze fürlon<br />

von Zizirs untz gen Maigenveld denne acht phenig und ain phening<br />

ze sustlon, aber sond si nit mer geben von aim lampartschen 11<br />

var­<br />

dell ze fürlon von Maigenveld untz gen Palzirs 1<br />

" denne acht phe­<br />

ning und ain phening von tail Ion, ain phening ze sustlon. Och was<br />

gefürt wirt von allem andern kofmanschaft daz sond si bezaln als unczit<br />

her 1<br />

'' sitt und gewonlich ist gewesen. Und was kofmanschaft gefürt wirt<br />

anderswa durch ünser land unde gebiet, daz sund si uns recht und red­<br />

lich bezaln als si bis unczit her getan hand und also se sond wir si<br />

und ire knecht gemainlichen und sunderlich erberklich 14<br />

bi allen ege-<br />

dachten rechten lassen beliben und si da bi schirmen und halten unge-<br />

varlich nach ünser vermugent mit güten truwen ane gevard. Des ze<br />

urkünd uud stäter sicherhait haben wir obgescribner graf Donat von<br />

Toggenburg ünser aigen insygel offenlich gehenkt an disen brief, der<br />

geben ist ze Maigenfeld in der jarzal Cristi drüzehenhundert und<br />

achzig jar darnach in dem achtoden jar an dem sunnentag vor sant<br />

Margareten tag.


- 222 —<br />

Druck: A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Ver­<br />

kehrs zwischen Westdeutschland und Italien, II. Bd., Urkunden (1900) S. 34.<br />

Nr. 26, aus Original-Pergament im Archiv der Camera di Commerdo, Mailand.<br />

Das Siegel des Ausstellers hing an einem Pergamentstreifen ab, fehlt jetzt. In<br />

der Mitte ist eine grössere Stelle kaum oder gar nicht leserlich. Auf der Ruck­<br />

seite mittelalterliche Archivnotizen: de Toginburgh und Carta domini . . . .<br />

Tocimbergo.<br />

Literatur: Schulte, a. a. O., 1, S. 358 f., bes. 361 und 377. — A. r.<br />

Castelmur, Eine Zollverordnung gem. III Bünde für Maienfeld vom Jahre 1524,<br />

im Bündner Monatsblatt 1927, S. 293 f.<br />

1 Donat von Toggenburg, f 1400, Sohn Friedrichs V., f 1364, der Maien­<br />

feld, Winegg, Marschlins, Zizers, Igis, Prätigau, Davos, Churwalden und<br />

Feste Beifort. 1363 ausserdem Schanfieg erivarb.<br />

2 Prättigau.<br />

3 Davos.<br />

4 Mailand.<br />

5 Como.<br />

6 freier.<br />

7 Maienfeld.<br />

8 Fardel, fardellus, it. fardello, frz. fardeau, Pack, Ballen, Traglast, wahr­<br />

scheinlich arab. Ursprungs, = Vs Saum. Für die Grosse des Fardels war<br />

die Tragkraft eines Pferdes massgebend, das beiderseits ein Fardel trug,<br />

bezw. die eines Mannes, der ein Fardel zu tragen vermochte.<br />

9 deuiche.<br />

10 Zizers, Grb.<br />

11 lombardisch, oberitalienisch.<br />

12 Balzers.<br />

13 bis auf uns.<br />

14 thrbarenveise, lat. honeste.


— 223 —<br />

70. St. Luzi bei Chur, 1388 Juli 25.<br />

Abt Burkard von Pfävers verkündet, dass er dem Grafen Hartmann<br />

von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz, im Kloster St. Luzi zu Chur die<br />

die Tonsur erteilt habe.<br />

JNOS Burkardus 1<br />

dei gracia Abbas Monasterii Fabariensis<br />

Curiensis dyocesis ordinis sancti Benedicti notum facimus tenore<br />

presencium vniuersis, quod nos in die sancti Jacobi Apostoli maio-<br />

ris ä<br />

, ob honorem, et instantem necessitatem 3<br />

, sancte Matris Ecclesie<br />

Curiensis. Primam tonsuram dediinus, religioso et nobili viro, do-<br />

mino Hartmanno 4<br />

Comiti de Werdenberg, et Sängans, ex com-<br />

missione nobis in hae parte facta, in claustro sancti Lucij prope<br />

Muros Curienses, adhibitis omnibus solempnitatibus , debitis et con-<br />

suetis. Datum in Claustro sancti Lucij predicto. Anno domini. Mille-<br />

simo. ccc mo<br />

. ; Lxxx mo<br />

. octauo. Jndictione vndecima . . etc —<br />

Wir Burkard 1<br />

Ubersetzu ng.<br />

von Gottes Gnaden Abt des Klosters Pfävers,<br />

Churer Bistums und vom Orden des heiligen Benedikt, verkünden<br />

mit Wortlaut des vorliegenden Briefes Jedermann, dass wir am Tage<br />

des heiligen Apostels Jakob des Grösseren, 2<br />

dringenden iBedarfsfalles 3<br />

ob der Ehre und des<br />

der heiligen Mutterkirche zu Chur, dem<br />

gottverbundencn und edeln Manne Herrn Graf Hart mann 4<br />

von Werdenberg-Sargans, kraft uns in dieser Sache er­<br />

teilten Auftrages, im Kloster St. Luzi bei den Mauern Churs mit<br />

Anwendung aller geschuldeten und gewohnten Feierlichkeiten die<br />

erste Tonsur erteilt haben. Gegeben im genannten Kloster St. Luzi,<br />

im Jahre des Herrn 1388, in der 11. Indiktion, etc.<br />

Original im bischöflichen Archiv St. Gallen. Die Urkunde wurde anlässlich<br />

der Errichtung des Bistums St. Gallen und der Abtrennung des Sarganserlandes<br />

vom Bistum Chur, aus dem bischöflichen Archiv Chur ins bischöf :<br />

liehe Archiv St. Gallen extradiert. Das vorliegende Exemplar wurde also zu<br />

Händen der Kurie zu Chur ausgestellt. Italienisches Pergament zu 26,8 X


— 224 —<br />

14,4 cm. Feste gotische Kursive vom gleichen Schreiber wie die Pfäverser<br />

Urkunde vom 20. Juni 1387, die bei Wegelin, Regesten der Benedictiner-Abtei<br />

Pfävers (1850) unter Nr. 294 registriert ist. Unsere Urkunde ist also eine<br />

Pfäverser Ausfertigung, also Aussteller Fertigung. — Vorlinierung nicht ersichtlich,<br />

Zeilen aber gerade. Rand oben und seitlich mit blindem Stift markiert.<br />

Unten ist eine Plica, in deren Mitte an Pergamentsireifen das gleiche Siegel<br />

hängt, wie an der erwähnten Urkunde vom 20. Juni 1387; im Gegensatz zu dort<br />

aber auf roter Schicht über braunem Wachs gestempelt. *f< S' '• BVRKARDI :<br />

DE : WOLFVRT : ABBAUS : M[OSTE]RIOI : FABARIGENSIS. Das Siegelfeld<br />

enthält die Architektur eines dreiteiligen, gotischen Baldachins. In den Nischen<br />

desselben sieht man von heraldisch rechts nach links: 1. einen Mönch mit<br />

Heiligenschein, der mit beiden Händen ein Evangeliar vor der Brust hält,<br />

2. einen Abt im Ornat mit Stab im linken Ellbogen, 3. einen Prälaten mit Stab<br />

in der linken Hand. Ueber der mittleren Figur erblickt man eine Madonna mit<br />

Kind in der Linken. Ueber den drei Nischen erheben sich Spitztürmchen. Unter<br />

der Basis des Baldachins figurieren zwei Spitzschilde mii Wappen; dasjenige auf<br />

der heraldisch rechten Seite ist nicht mehr zu erkennen, enthielt aber die<br />

Pfäverser-Taube; das auf der linken Seite weist den Wolfurter Wolf auf. Das<br />

Siegel ist spitzoval zu 7,5 X 4,4 cm. In der Mitte hat es einen Riss und unten ist<br />

es etwas beschädigt. — Auf der Rückseite des Pergaments steht der neuzeitliche<br />

Vermerk: 1388. / Burkardi Ahbatis Fabariensis. / Testimonium / quöd<br />

in Claustro S. Lucij / Nobili Viro Domino Hartinanno / de Werdenberg et<br />

Sargans / primam Tonsuram dederit.<br />

Abschrift im bischöflichen Archiv St. Gallen, Fräfel'sches Manuskript<br />

Nr. 20 (Ende 19. Jht.).<br />

Vermerk im Chur-Tirolischen Archiv im bischöflichen Archiv in Chur<br />

(1. Hälfte des 17. Jht.)'Bd. B., S. 93/94 mit Angabe der näheren Umstände.<br />

Regest oben I. Teil, 1. Band, Nr. 139, S. 293 nach dem Chur-Tirolischen<br />

Archiv in Chur und mit Anmerkung zur Sache. Wir haben die Echtheit der<br />

Angabe dort durch Vordruck eines * zu Unrecht bezweifelt, da wir vom Vorhandensein<br />

des Originals damals noch keine Kenntnis hatten. Siehe jedoch die<br />

Korrektur a. a. O., S. 498. Die Urkunde ist noch ungedruckt und wenig bekannt.<br />

Krüger in seinen 1158 Regesten zur Geschichte der Grafen von Werdenberg<br />

weiss nichts davon (s. MVG. XII. 1887, Anhang).<br />

1 Burkhard von Wolfurt, Abt zu Pfävers 1386 — 1416.<br />

2 25. Juli.<br />

3 vgl. hiezu I. Teil, 1. Band, S. 293, Nr. 139.<br />

4 Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz, erw. (1355)<br />

1360 — f 1416, Sohn Hartmanns III. zu Vaduz: Es handelt sich um den<br />

nachmaligen Bischof von Chur. Er muss alle Weihen rasch nacheinander<br />

erhalten haben, da er am 5. März 1389 bereits als Bischof urkundet (vgl.<br />

oben III, Nr. 139, S. 293 und Krüger a. a. O., Reg. Nr. 497).


— 225 —<br />

71. Auszug. (Wold 1390)<br />

Abgaben für den Transport von Rheineck über Blatten. Feldkirch, Schaan,<br />

Vaduz, Balzers, Maienfeld und Zizers nach Chur.<br />

lnfrascripta sunt que debent solvi pro datiis, conductis, sostis et<br />

aliis que fieri occurunt circa conductam ballarum lane.<br />

Imprimis<br />

1<br />

Item pro victura Arinech" usque ad Platen ubi<br />

sol. den.<br />

distat mi Maria duo todescha V X<br />

Item pro sosta in Rinech — II '/a<br />

Item pro victura Aplaten' usque ad sanctum<br />

Petruin 2<br />

II —<br />

Item pro sosta in Platen — II l<br />

'i<br />

Item ad sanctum Petruin pro pedagio . . . II VII<br />

Item pro sosta — II '/a<br />

Item pro conductu a sancto Petro ad Aschan" . II —<br />

Item pro victura Aschan'' usque Baisers II —<br />

Item pro sosta in Aschan" — II 1<br />

Item pro pedagio in Viduz e<br />

. , . . II —<br />

Item pro victura Abalsers 7<br />

^ usque Meyfelt . . I Villi<br />

Item pro pedagio in Baisers — VIII<br />

Item pro sosta de Baisers — II<br />

Item in Meyfelt pro pedagio I III<br />

Item pro sosta de Meyfelt — II 1<br />

2<br />

Item pro victura a Meyfelt usque ad Zizers . I VII<br />

Item pro sosta de Zizers . . . . . . — II '/a<br />

Item pro victura Azizers* usque Coiram . . I VII<br />

Item in Coyra pro pedagio III V<br />

Item pro sosta et partitura et pensa . . . . VIIIP<br />

Ü ber setz ung.<br />

Unten steht, was an Zöllen, Fuhrlöhnen, Susten und anderen<br />

Dingen, wie es heim Transport von Wollenhallen üblich ist; bezahlt<br />

werden muss.<br />

1 S<br />

l ;<br />

•><br />

i


226 —<br />

Erstens ' sol. Jen.<br />

Für den Fuhrlohn von Rheineck bis Blatten, welch<br />

«<br />

beide Orte 2 deutsche Miliarien von einander<br />

entfernt sind V X<br />

Für die Sust in Rheineck — II Vs<br />

Für den Fuhrlohn von Blatten bis Feldkirch - II —<br />

Für die Sust in 'Blatten — II Va<br />

Für den Zoll zu Feldkirch 2<br />

II VII<br />

Für die Sust — II Va<br />

Für den Fuhrlohn von Feldkirch bis S ch a a n .II —<br />

Für den Fuhrlohn von S ch a a u bis Balzers II —<br />

Für die Sust in S ch a a n - II '. a<br />

Für den Zoll in V a d u z II<br />

Für den Fuhrlohn von Balzer* bis Maienfeld I Villi<br />

Für den Zoll in B a 1 z e r s — VIII<br />

Für die Sust in B a 1 z e r s — II Vi<br />

Für den Zoll in Maienfeld .1 III<br />

Für die Sust in Maienfeld — II Va<br />

Für den Fuhrlohn von Maienfeld bis Zizers . I VII<br />

Für die Sust in Zizers — II Vs<br />

Für den Fuhrlohn von Zizers bis Chur . . . I VII<br />

Für den Zoll in Chur III V<br />

Für die Sust, den Teilerlohn und die Wage — VIIIP<br />

Druck: A. Schulte. Geschichte des mittelalterlichen Handels und Ver­<br />

kehrs zwischen Westdeutschland und Italien, II. Bd., Urkunden (1900), S. 3H /..<br />

Ar. 33, aus Original-Papier im Archiv der Camera di Commercio, Mailand. Die<br />

Schrift ist stellenweise verlöscht. Auf der Rückseite steht die gleichzeitige<br />

Notiz: Pacta pro itinere Constanzie et Coire. Zu Datierung und Sache s. Schulte<br />

«. a. O., I, S. 36? ff.<br />

a statt a Rinech.<br />

b statt a Platen.<br />

e statt a Schan; hier steht nach ad und in die Präposition a also irrtüm­<br />

licherweise,<br />

d statt a Schan.


e statt Vaduz.<br />

/ statt a Balzers.<br />

g statt a Zizers.<br />

— 227 —<br />

1 Hier wird die Strecke Konstanz-Rheineck behandelt.<br />

2 Ad S. Petrum ist nicht Werdenberg und die Handelsleute benützten<br />

nicht die Fähre Werdenberg-Schaan, wie Schulte mit dem Vorwand sagt,<br />

dass der Graf von Werdenberg auch de sancto Monte heisse. Das Patro-<br />

zinium St. Peter kommt in Grabs, Werdenberg und Buchs nicht vor.<br />

Auch wäre, ivenn der Weg von Rheineck nach Werdenberg geführt hätte.<br />

Blatten im Verzeichnis nicht erwähnt. Von Oberriet führte der Weg<br />

über den Hirschensprung direkt nach Rüti und weiter bis Wer­<br />

denberg. Wenn man bis zum Gebirgsvorsprung von Blatten hinausging,<br />

so nur, da man die dortige Fähre erreichen wollte, die nach Bangs hin­<br />

über führte und von dort der III entlang direkt nach Feldkirch leitete,<br />

das bei den Romanen heute noch St. Pieder heisst. S. Petrus ad Campos<br />

hiess schon die alte Leutkirche von Rankweil (vgl. Mohr, Cod. dipl. I,<br />

Nr. 193). Ad S. Petrum ist also Feldkirch.<br />

3 Es folgen noch die Stationen Trin, Laax, eine Brücke, Ilanz, Rueun,<br />

Trun, Casaccia am Lukmanier, 3 Susten, Biasca, 3 Susten, Bellinzona,<br />

Claro.<br />

72. Auszug. (Wohl 1390)<br />

Abgaben für den Transport von Chur über Zizers, Maienfeld, Balzers.<br />

Vaduz, Schaan und Feldkirch nach Rheineck.<br />

Pro conductu cuiuslibet fardelli et pedagius ac aJiiis aib Ha-<br />

b i a s c h a 1<br />

Inprimis<br />

usque Constantiam. 2<br />

3<br />

sol. den.<br />

Item Acoyra" usque ad Zizers pro victura I III<br />

Item pro sosta de Zizers — II '/*<br />

Item Azizers* ad Meyfelt pro victura . . . I III<br />

Item pro pedagio in Meyfelt . . . . . I —<br />

Item pro sosta in Meyfelt — II 1<br />

/s<br />

Item a Meyfelt usque ad Balzers pro victura I III


- 228 —<br />

Item pro sosta de Baizers — II<br />

Item a Balzers usque ad Aschan r<br />

Item pro pedagio in Viduzio 4<br />

Item pro sosta de Aschan 0<br />

Item A Schan ad sanctum Petrum 0<br />

pro victura . I VI<br />

VI<br />

— II 1<br />

2<br />

pro victura . I VI<br />

Item pro pedagio in sancto Petro . . . . VI —<br />

Item pro sosta de sancto Petro — V<br />

Item a'sancto Petro usque.ad Rinech pro victura" V<br />

Übersetzt/ ng.<br />

Fuhrlohn jeder einzelnen Traglast. Zoll und andere Abgaben<br />

von Biasca bis Konstanz.<br />

Erstens sol. den.<br />

Für den Fuhrlohn von Chur bis Zizers . . . 1 III<br />

Für die Sust in Zizers — II 1<br />

2<br />

Für den Fuhrlohn von Zizers bis Maienfeld . 1 III<br />

Für den Zoll in Maienfeld I —<br />

Für die Sust in Maienfeld — 11 1<br />

-_•<br />

Für den Fuhrlohn von Maienfeld bis Balzcr< 1 III<br />

Für die Sust in Balzers -— II<br />

Für den Fuhrlohn von B a 1 /. e r s bis S ch a a 11 I VI<br />

Tür den Zoll in V a d u z \ 1 —-<br />

Für die Susi zu S ch a a n - - II '.'2<br />

Für den Fuhrlohn von S ch a a 11 bis Feldkirch I VI<br />

für den Zoll in Feldkirch \\ —<br />

Für die Sust zu Feldkirch — V<br />

Für den Fuhrlohn von Feldkirch bis Rheineck . V<br />

Druck: A. Schulte a. a. O.. S. 40. Nr. 34 aus Orminal-Papier im<br />

Archiv der Camera di Commerrio. Mailand. Das AI: l i-nstück hat mit der Zeil<br />

sehr gelitten und ist si hiver leserlich. Die Schrill ist her vor als nach U00 und<br />

ist identisch mit derjenigen des voruntsehenden Stückes. Rüths,-it* steht: Pavla<br />

pro condiirtu a Liveiilina usque Conslantiam. zu deutsch: Verei-ibariuij: für ut:n<br />

Transport ans dem Livinienta) (TessiuJ narh Konstanz.<br />

a slull a Coyra.<br />

h Sinti Zizi'r.-.


— 229 —<br />

c stall a Srhan; liier steht muh ad und de die Präposition a also irrlüm-<br />

licheriveise.<br />

d Itlatl zerfressen.<br />

1 Biasca, Kt. Tessin.<br />

2 Konstanz.<br />

3 Hier stehen die Stationen Biasca. ad Rizias (unbestimmter Ort im<br />

Blegno-Tal), Casaccia am Lukmauitr, drei Sttsten, Trun, Rueun, Haitz,<br />

eine Brücke, Laax, Tiin.<br />

•t Vaduz.<br />

5 Feldkirch; s. Anm. 2 der vorangegangenen Kummer.<br />

6 Es folgt die Strecke Rheineck.Konstanz.<br />

73. Auszug. Werdenberg, 1391 November 18.<br />

Abt Kuno' von, St. Gallen schliesst mit den Grafen Donat 3<br />

von Toggen­<br />

burg. Heinrich* von Werdenberg, Herr zu Rheineck, und Albrecht* von Wer­<br />

denberg, Herr zu Bludenz, ein Schutz-Bündnis gegen jedermann bis zum 6.<br />

Januar 1395.<br />

. . . . Ez ist och berett, dz wir in den bund mügint nemen diz<br />

nachgeschribnen herren ob sy darin wellent: graff Hansen 5<br />

von Wer­<br />

denberg von santgans . . . graff Hainrich 6<br />

fadutz....<br />

von werdenberg von<br />

Druck: Zellweger J. C, Urkunden zur Geschichte des appenzellischen<br />

Volkes I. 1 (1831) S. 318, Nr. CXXXIII, irrtümlich zum «25. Febr. 1391«, d. h.<br />

samstag nach sant Matiastag anno domini M c c c mo<br />

lxxxxp mo<br />

statt sarastag nach<br />

sant Martis tag, «copirt nach einer alten Copie mit Mönchsschrift, die mir<br />

durch Hrn. G. L. Hartmann in St. Gallen mitgeteilt wurde-». — ButlerISchiess,<br />

<strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen V (1913) S. 1082, Nachtrag Nr. 3 zu 1391<br />

Nov. 18 nach Kantonsbibliothek Trogen, Msc. Zellweger, mit Vermerk «Gleichzeitige<br />

Copie der Abschrift Zellwegers beigeheftet».<br />

Regesten: Eidgenössische Abschiede. Bd. I, Anhang Reg. n. 346, S. 4SI<br />

zu Feb. 25 aus Zellweger. — Krüger, MVG. XXII (1887) Nr. 513 aus Zellweger<br />

und zu Feb. 25. — Schiess, Appenzeller <strong>Urkundenbuch</strong> I (1913) Nr. 146 aus<br />

Kantonsbibliothek Trogen Ms. in J. C. Zellwegers Sammlung von Urkundencopien,<br />

Bd. 1.<br />

1 5 *


— 230 —<br />

Literatur: Näfs Chronik, S. 998. — Butler. Friedrich VII. der letzte<br />

Graf von Toggenburg, in MVG. XXII (1887) S. 42. — P. Diebolder. Jahrbuch<br />

des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 1935, S. 22, und<br />

Heimatblätter aus dem Sarganserland 1937. S. 74 zu Feb. 25.<br />

Zur Sache vgl. Bütler/Schiess a. a. O., S. 1081 f., Nr. 2 über ein<br />

Bündnis, das Graf Albrecht von Werdenberg, Herr zu Bludenz, und seine Leute<br />

mit der Stadt Feldkirch, mit Tosters und mit den Burgherren auf Alt- und<br />

Neu- Schellenberg am Eschnerberg samt Leuten etc. am 18. August 1391 zu<br />

Feldkirch abgeschlossen haben (Original-Pergament im Archiv Bludenz).<br />

1 Kuno. Abt von St. Gallen 1379 — 1411.<br />

2. Graf Donat von Toggenburg eric. 1353 — f 1400, Sohn Friedrichs V.,<br />

Bruder Dielhelms V.; vgl. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte.<br />

S. 45, Tafel VIII.<br />

3 Graf Heinrich VI. von Werdenberg-Heiligenberg zu Rheineck. eric. 1367<br />

— 1392, Sohn Albrechts II.<br />

4 Graf Albrecht III. von Werdenbere-Hciligenberg zu Bludenz. eric. 1367<br />

— 1418, Bruder Heinrichs VI.<br />

5 Johann I. zu Sargans, erw. 1342 — 1399, Sohn Rudolfs IV., Enkel<br />

Rudolfs II.<br />

6 Heinrich V. zu Vaduz, erw. (1355) 1360 — 1397, Sohn Hartmanns III.,<br />

Enkel Rudols II., folglich Vetter Johanns I.<br />

74. 1392 Mai 1.<br />

Abt Kuno' 2<br />

von St. Gallen überträgt auf Bitte des alten Mark 3<br />

S


231<br />

Literatur: Büchei, Geschichte der Herren von Schellenberg, im Jahr­<br />

buch 1908, S. 7. 37 ff., 40.<br />

1 Kt. St. Gallen.<br />

2 Abt von 1379 — 1411.<br />

3 Marquard III. gen. Klein-Märk wird hier zum letzten Male genannt, er<br />

stammt von Tölzer II., dieser von Tölzer I., dieser von Marquard; vgl.<br />

Büchel. Geschichte a. a. 0.<br />

4 Kißlegg, Flecken im Oberamt Wangen im Allgäu.<br />

5 Marquard IV., f 1438.<br />

75. Konstanz, 1392 Juni 23.<br />

dolf* 4<br />

Die Grafen Heinrich 1<br />

von Werdenberg-Rheineck 2<br />

und sein Sohn Ru­<br />

verkaufen dem Heinrich Cristan von Konstanz 100 Pfund Heller jähr­<br />

lich von ihren Einkünften aus der Stadt Rheineck und dem Kirrhensatz zu<br />

Thal*, um 1500 Pfund Heller, auf Wiederkauf. Zum Angülten setzen sie<br />

ihm u. a. Graf Hainrichen 0<br />

Vadutz.<br />

von Werdenberg von Sangans, herre ze<br />

Abschrift, gleichzeitige, im Stadtarchiv Rheineck. Abschrift auch im<br />

Rheintaler Copeyen Buch von 1430, im Staatsarchiv St. Gallen Bd. 55, fol. 10 jf.<br />

Auszug: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

S. 1113 f., Anhang Nr. 292.<br />

Zur Sache vgl. die Urkunde vom gleichen Ort und Tag, wonach die<br />

Stadt Rheineck sich dem Heinrich Cristan für 100 Pfund Heller jährlich verpflichtet,<br />

welche ihm die Grafen Heinrich von Werdenberg-Rheineck und sein<br />

Sohn Rudolf aus ihren Einkünften zu Rheineck und dem Kirchensatz zu Thal<br />

um 1500 Pfund Heller verkauft haben. — Original-Pergament im Staatsarchiv<br />

St. Gallen, Rheintaler Urkunden Nr. 1; Druck bei Wartmann a. a. 0. Nr. 2037 f:<br />

Regest bei Krüger, MVG. XXII (1887) Nr. 532; erw. bei von Arx, Geschichten<br />

des Kt. St. Gallen IL, S. 56.<br />

1 Heinrich VI. von Werdenberg-Heiligenberg zu Rheineck, erw. 1367 —<br />

1392; vgl. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte I, S. 188,<br />

Tafel XXI und S. 205 Nr. 35.<br />

2 Rheineck, Bez. Unter-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />

3 Rudolf VIII., erw. 1388 — 1419.<br />

4 Thal, Bez. Unter-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />

5 Heinrich V., Bruder des bekannten Bischofs Hartmann von Chur.


— 232 -<br />

76. 1395 Dezember 20.<br />

Die Brüder Bischof Hartmann von Chur und Graf Heinrich von Wer-<br />

denberg-Sargans (zu Vaduz) senden dem Abt Kuno von St. Gallen Burg­<br />

stall, Weingarten und Gut zu Rebstein auf und bitten ihn, alles auf Ritter<br />

Ulrich von Ems den altern zu übertragen, der es von ihnen gekauft hat.<br />

Dem Erwirdigen gaistlichen herren apt kvn 1<br />

apt dez Gotzhus ze<br />

, Sant Gallen Enbieten wir baid gebrüder Hartman von Gottes<br />

gnaden ; Bischoff ze Chür vnd Graff hainrich von werdenberg von<br />

Sangans 2<br />

vnsern dienst vnd als gut vnd tünd vch ze wissent von<br />

des Burgstals vnd wingarten / vnd gütz wegen ze Rebstain 3<br />

daz von<br />

vch Lehen ist dz wir dz köffent / geben habint dem vesten fro-<br />

men Ritter her vlrichen von Emptz 4<br />

dem Eltern ; bitten wir vch gar<br />

flissklich dz . .'so wol tun wellint vnd dz lehen / von vns vf neinint<br />

vnd daz dem selben her vlrichen von Emptz vnd sinen erben lihint<br />

daz wellen wir jemer imb vch verdienen Geben vnd mit vnser baider<br />

jnsigel besigelt ze end diser geschrift an Sant thomas abent / vor<br />

m o<br />

«ihenächten — anno domini Ml<br />

ccc mo<br />

i i sei z u ng.<br />

Lxxxx mo<br />

quinto —<br />

UIMTI ehrwürdigen geistlichen Herrn Kuuu. Abt des Gottes­<br />

hauses St. Gallen, bieten die beiden Brüder Hartmann, von Gottes<br />

' ladeii Bisclmf zu Chur. und Graf Heinrich von Werdenberg-<br />

Sargans wie es put und recht ist ihre Dienste an. "vVir tun auch<br />

kund, dass wir den Burgstall, den Weingarten und das Gut zu<br />

Hehstein. das \on Euch Lehen ist, dem festen und frommen Ritter<br />

Herrn Ilrich von Eins dem AltCTen zu kaufen gegeben haben. Wir<br />

'litten Euch inständig, das? Ihr damit im Eim rrsländni.-: das Lehen<br />

von im- aufnehmen mnl dem Herrn Lirith von E.'iis und seinen<br />

Erben Sellien inögcl. Gern« hoffen wir das stets \ on Euch verdienen<br />

:-u dürfen.


— 233 —<br />

Gegeben UIMI ZU Ende .rlieser Schrift mit unser beider Siegel<br />

besiegelt am St. Thomas Abend vor Weihnachten, im Jahre des<br />

Herrn 1395.<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen, Aktenarchiv Rubrik Xlll, : fasc. 3.<br />

Papier 21 ! 21,5 X 16 cm; Wasserzeichen: Ochsenkopf. — Gotische Kursive.<br />

Vorlinierung nicht ersichtlich, Zeilenführung nicht ganz gerade. Oben 3,2, seit­<br />

lich ca 3 cm Rand. Unten auf 6,5 cm breitem Rande links zwei Siegel: 1. (Bi­<br />

schof Hartmann von Chur) in rotem Wachs unter Papierhülle; rund 3,5 cm. —<br />

2. (Graf Heinrich von Werdenberg) in grünem Wachs unter Papierhülle; rund<br />

3.5 cm; in Vierpass schräggestellter Spitzschild mit Montforter-Fahne, über dem<br />

Schild Helm samt Helmzier (Inful). —<br />

Nr. 2100.<br />

Druck: Wartinann, Urkundenbiteh der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

Auszug: Mohr. Codex diplomnticus IV, Ar. 203 aus Cod. trad. S. Galli.<br />

f. 94, Ar. 162.<br />

Regesten: Vanotti, Geschichte der Grafen von Monifort (1845)<br />

Ar. 138. — Krüger, Die Grafen von Werdenberg, Mitteilungen zur vaterlän­<br />

dischen Geschichte 22 (1887) S. 314 und Nr. 567. — Oesch-Maggion, Geschichte<br />

des Hofes Balgach, S. 21 (Manuskript im Stiftsarchiv St. Gallen).<br />

Literatur: von Arx, Geschichten des Kantons St. Gallen II, S. 57. —<br />

Ackermann. Aus Rebsleins vergangenen Tagen, S. 17 - 18. —• P. Diebolder,<br />

Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, 1935, S. 31.<br />

— J. Drittcnbass, Das Rheintal (1943) S. 39.<br />

a Riss infolge der Faltung.<br />

1 Kuno r. Stoffeln, Abt zu St. Gallen 1379 — 1411.<br />

2 Hartmann IV. und Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz.<br />

3 Reitstein, Bezirk Ober-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />

4 Ulrich II. von Hohenems (Vorarlberg), Vogt zu Feldkirch etc., erw.<br />

1359 — f 1402, Sohn Ulrichs I. des Alten; vgl. A. Ulmer, Die Burgen und<br />

Edelsilze Vorarlbergs und Liechtensteins (1925) S. 239 und Tafel II<br />

nach S. 344.


— 234 —<br />

77. Feldkirch. 139« Januar 2ö.<br />

Graf Albrecht von ff erdenberg zu fSludenz verkauft an Eberhart von<br />

Sax den Jungen seinen Eigenhof in Scnnuidd samt (dien Rechten beiderseits<br />

des Rheins und mit der Hörigen Catharina Helwer ron Mauren.<br />

W ir Gräf Albrecht von Wordenberg '. herre ze Bludentz. zu<br />

rlisen ziten Vogt ze Veltkilch, Bekemiin", vergehin vnd tügin kunt<br />

Offenlich an disem brief Allen den, die in sehent alder hörent lesen.<br />

Das wir gesundes lihes vnd inütes, mit wolbedähten sinnen vnd<br />

mit guter, zitlicher, williger vorbetrahtunge, nach Rät vnser amptlüten,<br />

ze den tagen do wir es kreftenclich mit dem Rehten wol getün<br />

uiohten. habin gehen ze köfent Reht. redlich, avgenlich vnd Ewenclich<br />

ains slehten, stäten köfsmit vrkiinde dises briefs Dem fro-,men, vesten<br />

Eberharten von Sa\ 2<br />

dem Jungen vnd sinen erben, ob er enwäri.<br />

vnsern axgenen* hof gelegen jm Senn wald.'' Den selben vnsern hof<br />

mit lüten, mit guten,'' mit zinsen, mit stüran, mit Tagwanen/ mit<br />

diensten. mit vällen, mit geläsden, mit zwingen, mit bännen, mit fröwan<br />

vnd mannen, knaban vnd tohtran, Jüngen vnd alten, Mit vnser ayge-<br />

nen'' frowen Kathrinen Helwcrnn' 1<br />

von Müran, 4<br />

Jetzo Hansen<br />

Rudolfs vsser Höwenöwe Elichen Wirtinnen/ mit jr üb vnd mit jr<br />

gut. Och mit ackran, mit wisan, mit Piintan, mit Oewan, mit Rieten,<br />

mit Egerdan, mit Holtz, mit Veld, mit geböm, mit gestüd, mit wildem<br />

vnd zaniem,* mit stökk, mit stainen, mit Stegen, mit wegen, mit was­<br />

sern vnd Wassernüssen, wa die sind vnd jn den hof gehörend Mit allen<br />

Ehaftinan, gerihtan, gewaltsamj, Rehtungen, frühten, nützzen, stukken<br />

vnd guten Mit namen dishalb vnd Enhalb Rins :<br />

' gelegen, an Bergen,<br />

an Ebin, jn tobel, jn tal, jn Mosen, vff Büheln, So zu dem selben ob-<br />

genanten' 1<br />

Hof jm Sennwald vnd darjn vnd öch zü der obgedähten<br />

kathrinen helweren, zü jrem üb vnd zü jrem gut hörend vnd ge­<br />

hören sond, wä die gelegen, wie die gehaissen, geschaffen vnd getän<br />

sind, vnd an wes gut vnd guter sü denn je langent' vnd stössent, / Es<br />

sye benempt oder vnbenempt, besüchtz vnd vnbesüchtz, vergessens vnd


- 235 —<br />

vnuergessens, Als öch wir selb vnd vnsern vordem ;<br />

den Egeseiten hof<br />

jm Sennwald vnd die obgedahten fröwen vntz vff den tag, als dirr<br />

brief geben vnd diser köf beschehen ist, für Reht, Ledig, Lotig aygenn''<br />

jnne gehept, besessen vnd genossen habin, Da öch vberal niemant nüt-<br />

zit abe-'gät vnd von aller mengklichem glich vnuerkümbert, quit, ledig<br />

vnd lös ist, Den vnd daz alles habin wir vorgedähter Gräf Albreh t von<br />

Werdenberg, herre ze Pludentz, alsus frylich vnd willenclich für<br />

vnsselb, für all vnser erben vnd nähkomen dem obgedahten Eberhar­<br />

ten von Sax dem Jungen, allen sinen erben vnd nähkomen 1<br />

nah jm.<br />

ains vn- geuarliehen,Redlichen,jemer wernden köfs zeRehtem,Ewigem,<br />

lüterm aygenn' ze köfent geben Vmb sehs hundert pfunt haller vnd<br />

vmb fünfftzig pfunt haller, alles güter gäber vnd gnämer,' dero wir<br />

vnd w<br />

gantzlich nach allem vnsenn willenn Erberclich vnd nützlich von<br />

jm gewert vnd bezalt sind, das es vnsselb, alle vnser erben vnd näh­<br />

komen" von jm, von allen sinen erben vnd nähkomen hiervmb jemer<br />

billich wol benügen sol, Als wir wissentlich vergehen mit dem brief/<br />

Wir habin öch den obgenanten' Hof jm Sennwald ,' mit lüten, mit<br />

güten, mit allen nützzen vnd zügehörden Vnd öch die obgedahten frö­<br />

wen kathrinen helweren mit jr lib, mit jr güt vnd mit allen zü-<br />

gehörüngen für vns, •' für all vnser erben vnd nähkomen zü sinen, zü<br />

siner erben vnd nähkomen, ob er enwärj, banden vnd gewalt bräht<br />

vnd gekert Mit vffgeben vnd mit gantzer Entzihnüsse aller vnser<br />

avgenschaft, Ehafti vnd gwaltsamj, besetzzens vnd Entsetzens, aller<br />

Reht, rehtungen, vorder" vnd anspräch vber kurtz vnd vber lang, aller<br />

gewerde, kuntschaft,'' Lüten, Rödel vnd briefen niuver vnd alter<br />

dingen, was wir selbe, alle vnser erben vnd nähkomen Oder jemant<br />

andre von vnsern wegen wider jm selbe, wider allen sinen kin-'den,<br />

Erben vnd nähkomen darvmb jemer' vsgeziehen, Erdenken ald er-<br />

vinden kündin oder mohtin vor allen gerithan vnd an allen Stetten<br />

mit Worten, mit wercben vnd mitt / allen andern sachan süß oder so:<br />

Vnd ist daz beschehen mit aller der vorderung, gehügde vnd gebärden<br />

als dirre Ewig köf wol Craft vnd maht haben hän, vest vnd stät be-


— 236 —<br />

üben sol nu vnd hienach an all widerred vnd jerrüng." Vnd söllin vnd<br />

wellin öch wir selbe, alle vnser erben vnd nähkomen, des selben<br />

Eberharten von Sax vnd aller siner kinden, Erben vnd nähkomen.<br />

Ob er enwer, gut gewern vnd tröster sin nach gewönhait vnd nach<br />

dem Renten vmb disen slehten jemer wernden Ewigen köf des obge-<br />

nanten' Hofs jm Sennwald mit allen sinen zügehorungen vnd Reh­<br />

tungen, benemptem vnd vnbenemptem vnd öch der obgenanten'' frowen<br />

JnHewenöwe mit üb, mit güt vnd aber mit allen zü-, gehörden, als vor<br />

ist beschaiden, 1<br />

wa, wie oder gen wem jnen jemer notdürftig wirt an<br />

gaistlichen oder an weltlichen gerihtan alder wä sü sin bedurffent mit<br />

guten truwen än aller slaht geuärde.' Vnd daz dises alles wär, gantz<br />

vnd vnuerkert belibj, des ze Offenem' vrkünde vnd guter wernder<br />

sicherhait, so habin wir vorgeschribner Gräf / Albreht voa Werden­<br />

berg, herre ze Bludentz, für vnsselb vnd für all vnser erben vnd<br />

nähkomen vnser aygen 4<br />

jnsigel Offenlich gehaissen henken an disen<br />

brief ; c<br />

Vnd habin / noch ze merer vnd besser vestung" dirr vergicht vnd<br />

dingen 1<br />

'gar Ernstlich gebetten den Edeln ^nsern lieben Vettern Gräf<br />

Rüdolffen 6<br />

Emptz, 7<br />

von Werdenberg, den fromen vesten Rü.dolffen von<br />

her Eglolfs von Emptz Ritters säligen süne, Vnd die fro­<br />

men wolbeschaidenen vnser getriüven Oswalten von Sant Johann 8<br />

vnd Vlrichen den gmünder, bürgern ze / Veltkilch, daz sü alle vier,<br />

jn selben äne schaden, ze wärer wissenj vnd ze gezügnüsse dises köfs vnd<br />

sache jrü jnsigel zü dem vnsern gehenkt händ an disen brief; c<br />

Dü /<br />

selben jnsigel ällü vierü wir obgedähten Gräf Rudolf von Werden­<br />

berg, Rüdolff von Emptz, Oswalt von Sant Johann Vnd Virich<br />

gmünder, bürger ze Veitkirch, dürch / des vorgedahten Gräf alb-<br />

rehtz von Werdenberg, min Egenanten Graf Rüdolfs von wer­<br />

denberg Edeln lieben vettern vnd vnsern der jetzgeschribnen Rü­<br />

dolfs von Emptz, Oswaltz vonn / Sant Johann vnd Virich<br />

gmünders lieben gnedigen herren vüssigen, willigen vergicht vnd<br />

bette, Och ze vrkünde, ze wärer wissenj vnd ze gezügnüsse dises vorge-<br />

schribnen ' Ewigen köfs vnd dingen, doch vnsselb vnd allen vnsern er-


— 237 —<br />

lien gentzlich vnschädlich gehenkt habin an disen brief", Der ze Velt­<br />

kilch geben ward jn dem Genner, an des . lieben grossen hymelfür-<br />

sten vnd zwelffbotten Sant Pau's tag, als er bekert ward, Do man zalt<br />

von Cristes geburt drüzehenhündert vnd JNüntzig Jär, dar- näch in<br />

dem Sehsten Jär — .: — .: — .: — . . . a — ;<br />

.: — ... —<br />

Original im Staatsarchiv St. Gallen, Schachtel Sax, Nr. 2. Pe/gament<br />

47 X 30 cm (rauh). Gotische Kursive. Bescheidene Initiale. Vorlinierung nicht<br />

ersichtlich. Zeilenführung nicht ganz gerade. Seitlich durch leichte Lmbiegung<br />

vorberändert. Die fünf Siegel sind an Pergamentstreifen eingehängt. 1.<br />

4< S'. COIT'. ALBTI * DE * WERDENBERCH * SENIOR. Im Siegelfeld Sechspass,<br />

darin von Ranken umgeben schräggestellter Spitzschild mit dem heiligenberger<br />

Zackenschrägbalken. Ueber dem Schild der Helm. Siegelform rund,<br />

2,3 cm. — 2. >fS' COMITIS RVDOLFI D'WFRDENBERC. Im Siegelfeld ins<br />

Spruchband reichender, schräggestellter Spitzschild mit Montforterfahne, über<br />

dem Schild Helm mit flatterndem Helmtuch samt Helmzier. Siegelform rund,<br />

3.2 cm. am Rande beschädigt. — 3. >r> S' RVDOLFI DE [ ]. Im Siegelfeld<br />

ins Spruchband reichender, schräggestellter Spitzschild mi: aufsteigendtitt<br />

Steinbock, über dem Schild Helm mit flatterndem Helmtuch samt Helmzier<br />

ISteinbockskopf). Siegelform rund, 3,3 cm, am Rande abgebrochen. — 4.<br />

+ S\ OSWALDI DE SANT JOHAN. Im Siegelfeld ins Spruchband reichender,<br />

schräg gestellter Spitzschild mit unkenntlichem Wappen, über dem Schild Helm<br />

mit flatterndem Helmtuch samt Helmzier (Ochsenhörner). Siegelform rund,<br />

3.3 cm, am Rande etwas gequetscht. — 5. «f S\ VOLRICI. D. GEMVINDER.<br />

Im leeren Siegelfeld aufrecht stehender Spitzschild tnit Mühlerad. — Rückvermerk<br />

von der Hand des Urkundenschreibers: N 1,<br />

3 / Ein kovfl'hrieff vmb den<br />

hofi jm Sennwaid / denzmaJ Eberhart von Sax erkovff; hat. Ausstellerferlizung.<br />

Das vorliegende Exemplar kam ins Archiv des Ausstellers, erst später<br />

über nuch Sax. Von neuzeitlicher Hand steht: Sakristey Trk. 39. B. 2 und (s. 16<br />

(in. 1<br />

17 ine:) Koff bryeff soy Noti(ert) im ortt (?) und von anderer<br />

Hund: Ingrossiert, und Kkaufbrief vmb den hof jm Sennwald / A°. 1396. — Die<br />

iii-leu schrägen Strichlein und Doppelstrichlein etc. sind keinenlalls als Satzzeichen,<br />

bloss als Liebhaberei des Schreibers zu werten, weshalb wir bei dieser Urkunde<br />

ausnahmsweise modern interpunktieren. Einzig das Zeichen ,, . . hat den<br />

U fi t eines Punktes.<br />

A /i s c h r i f t : Staatsarchiv St. Gallen. Altes Archiv, Sax-Forsleck, Bd. B. I.<br />

•">. 33 — 36; V. S. 70. — Ebd. Salzgeber, fasc. Sennwald; fasc. Salez, S. 1; fast:<br />

Freiherren l on Sax, S. 2. — Auszug ebd. Urb. 1615 fasc. 8, Nr. 18.<br />

Druck: Wnrtmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

\r. 2106.<br />

Literatur; P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />

S. 207. — Liebenau, Zeitschrift Adler 1892, S. 6 und 25126. — Schedter.<br />

St. Galler Neujahrblatt 1919, S. 27.


— 238 —<br />

Zur Sache: Da auf dem Verkaufsobjekt hauptsächlich und mit Na­<br />

men nur eine Eigenfrau aus Mauren wirkt, muss die Urkunde zwar aufgenommen<br />

werden, eine Uebersetzung aber erübrigt sich, da das beschriebene Objekt in<br />

Sennwald liegt.<br />

a kenin mit Kürzungsstrich über der Wortmitte,<br />

b aygen mit Kürzungsstrich über en.<br />

c „ ..<br />

d sie!<br />

e Tagwan mit Kürzungsstrich über dem Wortende,<br />

f wirtinen mit Strich über lin.<br />

g Strich über a.<br />

h ob gen mit 2 Strichen über dem Wortende,<br />

i Strich über t.<br />

j vusn vordn beide mit er-Schleifen am Schluss.<br />

k Strich über men.<br />

/ hienach ist die Währung zu ergänzen.<br />

m willen mit Strich über en.<br />

n navbkomen mit Strich über en.<br />

6 statt vorderung.<br />

p kunsebt nüt Strich über seh.<br />

q jem mit Kürzungsschleife.<br />

r obgenan mit 2 Strichen über dem Wortende<br />

s beschaiden mit Strich über en.<br />

t Offem mit Strich über em.<br />

it mit Strich über ung.<br />

v dingn mit Strich über gn.<br />

1 Älbrecht III. zu Bludenz 1367 — 1418, Sohn Albrechts II. von Werdenberg-Heiligenberg.<br />

2 Ulrich Eberhard IV. der jüngere von SaxHohensax 1348 — 1413. Seine<br />

Frau war Elisabeth von Werdenberg-Sargans, Tochter Johanns I.<br />

3 vgl. ht. Heibert zu Eschen.<br />

4 Mauren, am Eschnerberg.<br />

5 also auf der Seite von Sennwald und von Ruggell.<br />

6 Rudolf VIII. von Werdenberg-Heiligenberg, erw. 1388 — 1419, war der<br />

älteste Sohn Heinrichs VI. zu Rheineck, dieser ein Bruder Albrechts III.<br />

7 Rudolf von Ems zu Hohenems (Vorarlberg), erw. 1388 — 98, war ein<br />

Sohn Eglolfs des Vogts zu Weesen und Glarus, der 1386 in der Schlacht<br />

bei Sempach starb; vgl. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und<br />

Liechtensteins, Tafel nach S. 344.<br />

8 Die von St. Johann waren hauptsächlich im St. Gallischen Linthgebiet<br />

verbreitet.


78. 1396 Februar 1.<br />

Abt Kuno von St. Gullen belehnt den Ritter Ulrich von Ems den altern<br />

mit Burgstall. Baumgarten und Gütern zu Rebstein, die Ulrich von den Brü­<br />

dern Bischof Hartmann zu Chur und Graf Heinricli von Werdenberg-Sargans<br />

(zu Vaduz) gekauft hat.<br />

.'. Wir Cün' von Gottes gnaden Abt des gotzhus ze Sant Gal­<br />

len. Das än° alles mittel zü gehört dem Stül. ze Rom V'eriehent mit<br />

Vrkünd diz brieues. daz für ins kam ze wil~ in vnsers vorgenanten'<br />

Gotzhus statt der ffrom vest Ritter herr Vir ich von A emptz 3<br />

der elter<br />

vnd offnat vor vns vnd sprach wie das er von dein Er- wirdigen her­<br />

ren Hartman von Gottes gnaden Bischoff ze kur vnd von dem<br />

Edeln wolerbornen herren Graff Hainrichen von werdenberg von<br />

Sangäns gebrüdern 4<br />

stal wingarten vnd Güter ze Rebstain' 1<br />

sinen gnädigen herren geköffet hetti das Burg­<br />

in dem Rintal gelegen mit<br />

gerillten Twingen vnd bännen vnd mit aller zü gehörd. als si daz inne<br />

gehebt vnd genossen hand das alles iro leben wäri von vns vnd vn-<br />

serm vorgenanten' gotzhus ze Sant Gallen vnd zögt vns öch da­<br />

rvmb von den obgenanten' herren ainen vffsend brief der ze end der<br />

selben geschrifft mit der selben herren vff gedrukten jnsigeln besigelt<br />

was vnd von wort ze wort also geschriben stund<br />

Dem Erwirdigen gaistlichen herren Abt Cünen des gotzhus ze<br />

Sant Gallen Enbieten wir baid gebrüder Hartman von Gottes<br />

gnaden Bischoff ze kur vnd Graff Hainrich von Werdenberg von<br />

Sangäns vnsern dienst vnd als gut vnd tünd vch ze wissent von des<br />

Burgstal wingarten vnd guter wegen ze Rebstain gelegen das von<br />

vch lehen ist dz wir das mit allen rehteii vnd zügehörden ze köffenn<br />

geben habint dem ffromen vesten Ritter herr Vlrichen von Aeinptz<br />

dem eitern vnd sinen erben Bitten wir vch gar flissklich das ir so wol<br />

tün wellent vnd das lehen vou vns vff nement vnd das dein selben<br />

herr Vlrichen von Aemptz dem eitern und sinen erben lihint das


— 240 —<br />

wellent wir iemer vmb vch verdienen Geben mit vnser baider Jn/sigel<br />

ze end dirr geschrifft versigelt an Sant Thomas Abent vor wihen-<br />

nähten Anno domini Millesimo ccc mo<br />

lxxxx mo<br />

quinto.<br />

Darnach batt vns der selb herr / Vlrich dz wir jm das vorgenant 4<br />

Burgstal wingarten vnd guter ze Rebstain gelegen mit gerihten Twin-<br />

gen vnd bannen vnd mit allen rehten vnd zü gehorden ; als si das<br />

jnne gehebt vnd genossen hand lihind ze rehtem lehen Darumb er-<br />

hortan wir do iro bett vnd lihent dem egenanten herr Vlrichen von<br />

Aemptz / dem eitern vnd Rittern das vorgenant 6<br />

Burgstal wingarten<br />

vnd Güter ze Rebstain gelegen mit gerihten Twingen vnd Bannen<br />

da selbund vnd mit aller zu/gehörd. als dz die - selben herren jnne<br />

gehebt vnd genossen hand ze rehtem lehen. vnd lihent jm mit disem<br />

brief was wir jm daran durch reht lihen / süllent vns vnd vnserm vor­<br />

genanten b<br />

gotzhus an zehenden vnd andren rehtungen ganczlich vn­<br />

schädlich Vnd des ze warem vrkünd haben wir obgenanter / Abt Cün<br />

vnser jnsigel offenlich gehenkt an disen brief. Darnach veriehent wir<br />

obgenanter Hartman von Gottes gnaden bischoff ze kur vnd Graff<br />

Hainrich von Werdenberg von Sangäns gebrüder ain gantz war-<br />

hait alles des so von vns an disem brief verschriben stat. vnd ze merer<br />

sicher/hait der selben vergibt haben wir öch vnsri aignen jnsigel offen­<br />

lich gehenkt an disen brief der geben ist am zinstag vor vnser ffrowen<br />

tag ze / der lichtmess in dem Jar do man zalt von Cristi gebürt dusent<br />

drühundert Nüntzig vnd Sehs Jar.<br />

Übersetzung.<br />

Wir Kuno, von Gottes Gnaden Abt des unmittelbar dem rö­<br />

mischen Stuhl unterstehenden Gotteshauses zu St. Gallen, verkün­<br />

den mit Urkunde dieses Briefes, dass der fromme und feste Ritter<br />

Herr Ulrich von Ems der ältere an der Stätte unseres Gotteshauses<br />

zu Wil vor uns erschienen ist. Er eröffnete da und erzählte, wie er<br />

vom ehrwürdigen Herrn Hartmann, von Gottes Gnaden Bischof<br />

von Chur, und vom edeln und wohlehrbaren Herrn Grafen Hein­<br />

rich von Werdenberg-Sargans, Gebrüdern, die beide seine gnä-


— 241 —<br />

tligeh Herren seien, Burgstall, Weingarten und Güter zu Rebstein<br />

im Rheintal gekauft habe. Dazu gehören Gerichte, Zwangsrechte<br />

und Banne samt aller Zubehörde, so wie jene sie inne gehabt und<br />

genossen haben. Alldas sei Lehen von uns und unserem Gotteshause<br />

zu St. Gallen. Er zeigte auch einen von den obgenannten Herren<br />

ausgestellten Übergabebrief, der am Ende des Schrifttextes mit den<br />

aufgedrückten Siegeln jener Herren besiegelt war und von Wort<br />

zu Wort also lautet: (folgt die Urkunde vom 20. Dezember 1395)<br />

Darnach bat uns Herr Ulrich, dass wir ihm Burgstall, Weingarten<br />

und Güter zu Rebstein mit Gerichten, Zwangsrechten und Bannen<br />

und samt allen Rechten und Zubehörden, so wie jene sie inne ge­<br />

habt und genossen haben, zu rechtem Lehen verleihen mögen.<br />

Wir erhörten ihre Bitte und liehen da dem ehegenannten Herrn<br />

Ritter Ulrich von Ems dem älteren zu rechtem Lehen Burgstall,<br />

Weingarten und Güter zu Rebstein mit Gerichten, Zwangsrechten<br />

und Bannen und mitsamt aller Zubehörde, so wie sie seine Herren<br />

Vorgänger inne gehabt und genossen haben. Mit diesem Briefe ver­<br />

leiben wir ihm, was wir ihm zu Recht leihen sollen, und zwar ganz<br />

und gar ohne Schaden an unseren und unseres Gotteshauses Zehnten<br />

und anderen Rechten. Zur wahren Beurkundung dieser Sache ha­<br />

ben wir obgenannter Abt Kuno unser Siegel öffentlich an diesen<br />

Brief gehängt. Anschliessend verkünden wir Gebrüder Hartmann,<br />

von Gottes Gnaden Bischof von Chur, und Graf Heinrich von<br />

Werdenberg-Sargans, dass alles, was von uns in diesem Briefe ge­<br />

schrieben steht, gänzlich wahr sei. Zur grösseren Sicherheit dieser<br />

Bekanntmachung, haben auch wir unsere eigenen Siegel öffentlich<br />

an diesen Brief gehängt, der gegeben ist am Dienstag vor Mariä-<br />

Lichtmess im Jahre nach Christi Geburt 1396.<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen, O. O. 4. G. 4. — Pergament<br />

40,2 X 22 cm. Gotische Kursive. Vorberänderung und Vorlinierung teils sichtbar.<br />

Rand oben und seitlich 2,7 cm. Unten an der Plica Einschnitte für 3 Siegel;<br />

die der beiden Grafen von Werdenberg-Sargans-Vaduz fehlen jedoch, das des<br />

Abtes von St. Gallen ist an einem Pergamentstreifen eingehängt. >J


— 242 —<br />

zungsstriche). Im Siegelfeld thronender Abt im Ornat mit auswärts gekehrtem<br />

Stab in der Rechten und Buch in der Linken. Zu Füssen unter der Basis 2 kleine<br />

Spilzsrhilder, heraldich rechts mit dem etwas festeren Bären von St. Gallen,<br />

links mit dem schlankeren zweischweifigen Bären derer von Stoffeln. Siegelform<br />

spitzoval 5,5 X 3,5 cm. — Keine alten Rückvermerke.<br />

A u s zu g : Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV, S. IIIS,<br />

Anhang Nr. 297.<br />

a ev. aun zu lesen.<br />

b vorn mit 2 Kürzungsstrichen darüber,<br />

c obg mit Kürzungsschleife.<br />

1 Kuno von Stoffeln (Hegau) Abt zu St. Gallen vom 6. IV. 1379 — 19. X.<br />

1411.<br />

2 Wil, Stadt im Kt. St. Gallen.<br />

3 vgl. Anm. 4 zu 20 XII. 1395.<br />

4 Hartmann IV. und Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz,<br />

Söhne Hartmanns III.<br />

5 Rebstein, Bez. Ober-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />

79. St. Gallen. 1396 April 22.<br />

Abt Kuno von St. Gallen bezeichnet seine Prokuratoren vor dem Offi­<br />

ziell zu Chur zur Prozessführung mit Ulrich von Schalun und Anderen.<br />

Honorabüi dviro" dominoOfficiali curiensi Cüno 1<br />

dei gratia Ab-<br />

bas Monasterii sancti galli. ordinis sancti Benedicti Salutem et since-<br />

ram in domino caritatem. Noueritis quod nos in Omnibus et singulis<br />

causis / quam vel quas mouemus seu mouere intendimus personis qui-<br />

buscumque et specialiter Vlrico de Schalün* Jotloco et Hainrico<br />

Summur 3<br />

fratribus Andonio 6<br />

de Fadill 4<br />

et vxori legitime Conr.<br />

/ Kessler de Bludentz" seu que nobis mouentur seu mouebun-<br />

tur personis ab eisdem nomine Monasterii nostri predicti Coram<br />

vobis Honorabileset discretos viros dominos Johannen Lütpreht'' 0<br />

/ Scolasticum Johannem Güderscher G<br />

et Elyam' knörren' Ca-<br />

nonicos ecclesie Curiensis Magistrum Hainricum Hüber 8<br />

Conra-


— 243 —<br />

dum Trittabas 9<br />

et Johannem Wildrich 10<br />

Notarium nostrum Ju-<br />

ratum nostros veros / et legitimos constituimus facimus et ordinamus<br />

procuratores in solidum et nuncios speciales Jta quod non sit melior<br />

condicio Occupantis sed quod vnus ipsorum inceperit alter eorum<br />

prosequi valeat et finire / dantes ipsis et ipsorum cuilibet plenam et<br />

liberam potestatem nostro et Monasterii nostri nomine agendi deffen-<br />

dendi-^ excipiendi replicandi duplicandi triplicandi libellum seu peti-<br />

ciones quascumque / Offerendi et reeipiendi Litern contestandi juris<br />

calumpnie seu cuiuslibet alterius generis sacramentum in animam no-<br />

stram prestandi ponendi articulandi posicionibus et articulis respon-<br />

dendi* Sentencias / interlocutorias et diffinitiuas' 1<br />

audiendi ab eisdem.<br />

quolibet alio grauamine appellandi appostolos' petendi appellaciones<br />

prosequendi expensas quascumque petendi obtinendi et reeipiendi /<br />

Nec non aduocatos conducendi prout eisdem quolibet eorum visum<br />

fuerit expedire alium seu alios procuratorem seu procuratores substi-<br />

tuendi et eosdem reuocandi quando et quotiens' ipsis vel / eorum alteri<br />

vidibitur expedire Nec non generaliter omnia et singula alia ffaciendi 4<br />

que veris et legitimis procuratoribus a lege vel a canone sunt eoncessa<br />

Etiam si talia forent que mandatum' '// exigant speciale Ratum et gra-<br />

tum habituri quidquit 1<br />

" per dictos nostros procuratores seu alterum<br />

eorum aut substitutum ab eisdem . actum gestum ordinatum siue pro-<br />

curatum fuerit in premissis Et / vt dicti nostri procuratores constituti<br />

et substituti ab eisdem et quilibet eorundem a sacerdocionis onere<br />

quolibet releuentur promittimus pro ipsis et ipsorum quilibet" Judicio<br />

sisti iudicatum solui cum omnibus / suis clausulis vniuersis sub rerum<br />

nostrarum et dicti nostri Monasterii omnj obligacione ypotheca Jn<br />

quorum omnium et singulorum euidens testimonium Sigillum nostrum<br />

Abbäciale presentibus duxi/mus appendendum Datum et actum in<br />

Monasterio nostro predicto Anno Domini Millesimo Trecentesimo No-<br />

nagesimo Sexto. Decimo kln° Mensis Maij Jndictione quarta : F<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen B. 2. C. 5. — Pergament 34,5 X<br />

19119,5 cm (Carta incisa). Gotische Kursive. Durch blinden Stift vorliniert.<br />

Oben 3, seitlich 1,5 cm Rand. Die ersten zwei Zeilen sind frei. Ohne Siegel und


— 244 —<br />

horizontal in zwei Teile zerschnitten. Die obere Blatthälfte ist 9,7 cm hoch.<br />

Die beiden Hälften waren zeitweise einmal durch einen Papiers!re'fen zusammengeleimt.<br />

Das Blatt hat überdies noch 6 senkrechte Einschnitte. Das Siegel<br />

sollte unten in der Mitte an einer Plica hangen. Siegeleinschnitte sind vorhanden.<br />

Wartmann glaubt, die Vollmacht sei ohne Zweifel nach Erledigung des Prozesses<br />

kassiert worden. Dies stimmt nur, falls das Siegel wirklich einmal hing*<br />

Die Tatsache, dass die Urkunde in St. Gallen verblieb und sich heute nicht im<br />

bischöflichen Archiv zu Chur befindet, zeigt, dass die Vollmacht nie ausgehändigt,<br />

also nie perfekt wurde, und deshalb möglicherweise wohl nie besiegelt,<br />

sondern einfach durch Zerschneidung zum Voraus kassiert wurde. Die darin erwähnte<br />

Sache hat im bischöfl. Archiv in Chur überhaupt keinen Niederschlag<br />

gelassen. Es scheint, als ob die Streitfragen noch rasch gütlich beigelegt worden<br />

seien oder dass man einen anderen modus procedendi vorgezogen habe. — Am<br />

obern Rande steht etwas nachlässsiger von der Hand des Urkundenschreibers:<br />

Hon(orabili) viro in Chr(ist)o p(at)ri et d(omi)no § divin(a) p(er)missione<br />

ahba(ti) Const(aneiensis) dyoc(esis). Das Wort viro ist durchgestrichen und die<br />

beiden letzten Worte sind von anderer Hand geschrieben. — Keine alten Rückvermerke.<br />

Von neuzeitlicher Hand steht: Procuratorium pro / tuendis et conseruandis<br />

rebus Monastery S. Galli / Cunone ä Stoffion Abbate. / 1396. 10. Cal.<br />

May. und die Signatur B 2 C. 5. / Cl. 1. Cist. 3. / (durchgestrichen:) arca A. —<br />

Im Text sind die schwachen Punkte nicht als Satzzeichen, sondern nur als zufällige<br />

Abstellpunkte der Feder zu werten und sind hier deshalb nicht berücksichtigt.<br />

Druck: Wartmann. St. Galler <strong>Urkundenbuch</strong> IV, Nr. 2111.<br />

a sie, oder doiro. vielleicht ein Name oder vielleicht wollte der Schreiber zuerst<br />

donüno schreiben, in welchem Falle der Rest dann viro zu lesen wäre,<br />

b sie !<br />

c Volrico de Schalüii. Jodo


— 245 —<br />

m q ql mit je einem i über den beiden q.<br />

n wohl verchrieben statt quolibet.<br />

0 mit Kürzungsstrich: Kalendas W.<br />

p Schlusschleife.<br />

1 Kuno von Stoffeln (Hegau), Abt zu St. Gallen 6. IV. 1379 — 19. X. 1411;<br />

s. HBL. IV, S. 561.<br />

2 Schalun, Burg auf Anhöhe zwischen Vaduz^ und Schaan. Ulmer, Die<br />

Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins (1925) S. 968<br />

glaubt, das Adelsgeschlecht von Schalun verschwinde in den Jahren<br />

1290 — 1298 aus den Urkunden wie aus der Geschichte. Das Antiquum<br />

registrum ecclesie Curiensis (Original im Germanischen Museum in Dürn­<br />

berg, Druck bei Mohr, Cod. dipl. II, S. 109) verzeichnet damals nämlich<br />

noch: Hec est noticia caseorum qui dantur in die innocentium domino<br />

episcopo Curiensi, qui casei swencia vocantur: . . . Item R. Vaeitta<br />

(Vaistli?) VIII crinas. Item Albertus Vazitta VIII crinas. Item . . . (sie)<br />

domina de Scala VIII crinas (Orig. nicht mehr in Chur). Die hier<br />

gedruckte Urkunde aber zeigt, dass die Behauptung Ulmers nicht stimmt.<br />

3 Vgl. den Vorarlberger Familiennamen Summer. Die Form Summur zeigt,<br />

dass sich der Name nicht aus «Sommer», sondern aus «sub muro» "<br />

«unter der Mauer» ableitet.<br />

4 Das Lorünser Schlösschen, auch Diebsschlösschen genannt, heisst auch<br />

Fadullns (Vadulas) und liegt bei Lorüns ob Bludenz, wo auch der Flur­<br />

name «.Fadullis» vorkommt; vgl. Ulmer, a. a. O., S. 550.<br />

5 Lütprecht, 1383 Scholasticus, war 1388 bei der Bischofswahl Anhänger<br />

Hartmanns von Vaduz gegen Bartholomäus (vgl. oben Iii, Nr. 139).<br />

Nach dem Necrologium Curiense (ed. tP. v. Juvalt. S. 15) starb er am<br />

13. Feb. 1396 (Vgl. Vasella, JHGG. 1932, S. 37, Nr. 14).<br />

6 Johann Guderscher, auch Gudescher genannt, erscheint sonst 1382 —•<br />

23. XII. 1394 (Mohr. Cod. dipl. IV. Nr. 48, 131, 189). Güderscher schon<br />

früher in Lindau.<br />

7 Elias Knörr, Magister und Kanoniker, erscheint seit dein 1. IX. 1388<br />

(Vasella, JHGG. 1932, S. 126, Nr. 16). Er starb am 22. XI. 1422 (Juvalt,<br />

Necr. Cur., S. 116).<br />

Mohr, Cod. dipl. IV, Nr. 217). Er sarb am 22. XI. 1422 (Juvalt, Necr.<br />

Cur., S. 116).<br />

8 Heinrich Huber aus St. Gallen, erscheint 1386 als Student in Wien, am<br />

23. Juli 1396 (Mohr IV, Nr. 218) zu Chur als magister und doctor pue-<br />

rorurn, wird am 4. Feb. 1426 Scholasticus und stirbt am 31. Okt. 1428.<br />

Vgl. Tuor, Reihenfolge der residierenden Domherren in Chur, JHGG.<br />

1905, S. 45 und Stärkle, Beiträge zur spätmittelalterlichen Bildungsge-<br />

schichte, St. Gallen 1939, S. 170, Nr. 24.<br />

1 6 *


— 246 —<br />

0 Drittenbass ist ein Geschlecht aus. dem St. Galler Rheintal. Konrad er­<br />

scheint 1389 als Kaplan des St. Konrad Altars zu Chur (Mohr IV, Nr.<br />

738;, 1394 als sacerdos (Mohr IV, Nr. 181) und seit 1396. V. 20 als<br />

notarius curie Curiensis. Er starb am 27. Sept. 1411.<br />

10 Johann Wildrich, Bürger i>on St. Gallen, tvar Kleriker Konstc.nzer Bis­<br />

tums, öffentlicher Notar und Schreiber des Klosters St. Gallen. Er<br />

irscheint 1381 — 1411.<br />

SO. Prag, 1396 Juli 22.<br />

\<br />

Auf Ansuchen der Grafen Hartmann und Heinrich von Vaduz erklärt<br />

König Wenzeslaus, dass die Grafschaft Vaduz und ihre übrigen Herrschaften<br />

Reichslehen seien, und dass er sie ihnen nach Ordnung des römischen Rei­<br />

ches weiter verleihe.<br />

WJr wentzelaw" 1<br />

von gottes genaden Römischer kunig zu allen<br />

Zeiten merer des Reichs vnd kunig zu Beheim Bekennen vnd tün<br />

kund offenlich mit disem brief allen den die Jn sechen , oder hören<br />

lesen das wir von wegen des erwirdigen hart-! mans bischofes zu<br />

Cur vnsers fürsten vnd andechtigen k<br />

Grauen von montfort 2<br />

' vnd des Edelen heinrichen<br />

genant von fadutz seines brüders vnsers<br />

vnd des Reichs lieben ge- trewen mit fleisse gebeten sein das wir Jn<br />

die selben Jre Grafschaft zu fadutz vnd alle andere Jre herschefte<br />

vnd lande' 1<br />

vnd leute mit Stetten vesten merckten dorferen man-<br />

schelten lehen lehenscheften gerichten zollen Mulen Eckern wisen<br />

weiden puschen wassern Teichen geyeyden fogel-; weiden vnd sunst<br />

andern allen Jren zugehorungen nichtes ausgenomen wie man die<br />

mit sunderlichen Worten benennen mag die von Jren vorfaren an sie<br />

redlichen kummen vnd der sv ouch in geruhlicher gwere sind das<br />

alles von vns vnd / dem Reiche zu lechen ruret zu uerleichen gnedigk-<br />

lichen geruchten . des haben wir angesehen solche gneme dienst vnd<br />

trewe / als vns vnd dem reiche der egenant furste vnd heinrich . sein


— 247 —<br />

briider ofte vnd dirke nützlichen vnd williclichen getan haben teg-<br />

lichen tün vnd furbas tün sollen vnd mögen , Jn künftigen Zeiten vnd<br />

haben Jn dar vmb mit wölbe- dachtem mute vnd rechter" wissen die<br />

egenante'' Jre grafschaft vnd sunst alle Jre andere herschefte mit al­<br />

len vnd yeglichen yren zügehorungen nichtes ausgenomen genedic-<br />

lichen gelihen vnd gereicht leihen vnd reichen Jn die Jn kraft ditz<br />

briefs vnd romischer kungklicher mechte also das sie vnd Jre le-<br />

henserben die selben Jre grafschaft vnd herscheften mit Jren / züge­<br />

horungen von vns vnd dem Reiche zu Rechten lehen haben halden<br />

besitzen vnd der geniessen vnd gebrauchen sollen Jn aller massen<br />

vnd weise als die Jren vorfaren vntz her ingehabt vnd" besessen ha­<br />

ben vor allermengklich vngehin-.'dert^ vnschedlich doch vns vnd dem<br />

Reiche an vnsern diensten vnd rechten vnd sunst yederman an sei­<br />

nen rechten Ouch besteten vnd confirmieren wir Jn alle vnd yeg-<br />

liche Jre pri uilegia hanluesten briefe recht genaden vnd freyheit die*<br />

/ / die sy über die egenanten Jre grafschaft vnd herschefte von / vn-<br />

seren vorfaren an dem reiche Romischen keysern vnd kunigen / vnd<br />

auch von vns redlichen herbracht vnd erworben haben / vnd meyinen<br />

setzen vnd wollen das sie Jn allen Jren puncten / vnd clauselen vnd<br />

artiklen stete gantze vnd vnuerruckt bleiben / sollen Gleicher weis<br />

als ob sie hyerynne von worte zu / worte geschriben weren Mit vrkünd<br />

ditz briefes versigelt / mit vnserer kunigklichen maiestat Jnsigel Geben<br />

zü A<br />

Brage / nach Cristus geburde dreyzehenhundert Jare vnd dar<br />

nach / Jn dem sechs vnd newntzigisten Jare' an Sant marien mag- /<br />

dalenen tage vnser Reiche des böchmischen' Jn dem vier vnd / drey-<br />

sigisten vnd des Romischen Jn dem eyn vnd zweintzigisten / Jaren.<br />

Übersetzung.<br />

Wir Wenzeslaus von Gottes Gnaden römischer König, zu allen<br />

Zeiten Mehrer des Reiches und König zu Böhmen, bekennen und<br />

verkünden öffentlich mit diesem Briefe allen, die ihn ansehen oder<br />

lesen hören, dass der ehrwürdige Bisohof Hartmann von Chur,


— 248 —<br />

unser andächtiger Fürst, und sein Bruder der edle Graf Heinrich<br />

von Montfort, genannt von Vaduz, unser und des Reiches<br />

lieber Getreuer, uns inständig gebeten haben, wir möchten gnädig-<br />

lioh geruhen, ihnen ihre Grafschaft zu Vaduz und alle ihre übrigen<br />

Herrschaften, Länder und Leute zu verleihen, und zwar mit Städten,<br />

Festungen, Märkten, Gerichten, Zöllen, Mühlen, Aeckern, Wiesen,<br />

Wäldern, Gebüschen, Gewässern, Teichen, Jagdgründen, Vogehvei-<br />

den und allen andern sonstigen Zubehörden, nichts ausgenommen,<br />

wie man es auch im Besonderen benennen möge. Alldas ist von ihren<br />

Vorfahren redlich an sie gekommen, befindet sich auch in ihrem<br />

rechtskräftigen, gesicherten, und ungestörten Besitz und rührt von<br />

des Reiches Lehen her. In Anbetracht dessen und im Hinblick<br />

auf die genehmen Dienste und auf die Treue, die der ehegenannte<br />

Fürst und sein Bruder Heinrich zu unserem und des Reiches Nut­<br />

zen stets willig geleistet und gehalten haben, täglich leisten und<br />

halten und auch fürderhin in künftigen Zeiten leisten und halten<br />

mögen, haben wir ihnen mit Vorbedacht und bei vollem Wissen die<br />

ehegenannte Grafschaft und alle ihre sonstigen Herrschaften samt<br />

allen ihren Zubehörden ohne jede Ausnahme aufs Neue verliehen<br />

und wieder überreicht. Wir verleihen und überreichen sie ihnen<br />

kraft dieses Briefes und kraft der römischen Königsmacht in der<br />

Weise, dass sie und ihre Lehenserben diese ihre Grafschaft und ihre<br />

Herrschaften samt Zubehörden von uns und dem Reiche zu rechtem<br />

Lehen haben, halten, besitzen, gemessen und gebrauchen sollen in<br />

gleichem Ausmasse und in gleicher Weise, wie sie ihre Vorfahren<br />

bis auf uns innegehabt und besessen haben, und zwar ohne jede<br />

Verminderung von irgend einer Seite her, aber auch ohne Schaden<br />

für uns, für das Reich, sowie an unseren Diensten und Rechten<br />

oder an den Rechten irgend eines Anderen. Auch bestätigen und<br />

bekräftigen wir ihnen alle Privilegien, Reohtsverbriefungen, Ur­<br />

kunden, Rechte, Gnaden und Freiheiten, die sie für die ehegenannte<br />

Grafschaft und für ihre Herrschaften von unseren Vorfahren, den


— 249 —<br />

Kaisern und Königen des römischen Reiches, oder auch von uns<br />

selber erworben haben. Wir beabsichtigen, wollen und bestimmen,<br />

dass alldies in allen Punkten, Klauseln und Artikeln stets unverletzt<br />

und unverändert bleiben soll, wie es oben von Wort zu Wort ge­<br />

schrieben steht mit Urkunde dieses mit unserem königlichen Maje­<br />

stätssiegel versiegelten Briefes. Gegeben zu Prag im Jahre 1396 nach<br />

Ghristi Geburt, am Tage der heiligen Maria Magdalena, im 34. Jahre<br />

unseres böhmischen und im 21. Jahre unseres römischen Königtums.<br />

Abschrift in der Stiflshibliolhek St. Gallen, Cod. 629. Zu diesem<br />

Bande vgl. oben die Anmerkung zu Nr. 42. Unsere Urkunde steht auf den<br />

Seiten 623 — 624 unter der nachträglich angebrachten Ueberschrift: Mins hern<br />

graff Jörg (f 1504) fryheiten. Darunter steht von der Hand des Kontextes:<br />

Ein lehen brieff von dem Rieh vmb alle Jr friheit / zu besteten, und wieder<br />

von anderer Hand: 1396. Die Urkunde gehört zum vierten Teil des Bandes,<br />

der die Seiten 333 — 649 umfasst lind durchgehend von ein und derselben<br />

Hand des ausgehenden 15. Jahrhunderts in schwarzer, glänzender Tinte ge­<br />

schrieben ist. Sehr gutes Papier, das sich fast wie heutiges Pergament ansieht<br />

und anrührt. Inhalt: Prozessakten zwischen dem Bischof von Chur und dem<br />

Grafen Georg von Sargans um die Landeshoheit im Domleschg anno 1470/71<br />

und einige für den Grafen Georg nützliche Stücke. Auch unsere Urkunde Hess<br />

Georg für alle Fälle in sein Dossier aufnehmen, da er sich nach Aussterben der<br />

Vaduzer-Linie (1416) zudem als ihr Rechtsnachfolger betrachtete, gehörte ihm<br />

daraus die Grafschaft Sonnenberg ja bis 1455. Es scheint, dass er glaubte, aus<br />

ihr gewisse Rechte ableiten zu können (vgl. Ueberschrift).<br />

Druck: Tschudi, Chronicon Helveticum, hg. von Iselin, I (1734) S. 591.<br />

Regest: Krüger, Die Grafen von Werdenberg, in Mitteilungen zur<br />

Vaterländischen Geschichte XXII (1887) Nr. 577 (aus Tschudi) und SS. 119,<br />

314.<br />

Literatur: Vanotti, Geschickte der Grafen von Montfort und Werdenberg<br />

(1845) S. 307. — Kaiser,- Geschichte des Fürstentums Liechtenstein<br />

(1923) S. 228. — Diebolder, Graf Heinrich I. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz,<br />

im Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1935) S. 31.<br />

— Derselbe, Hartmann II. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, Bischof von<br />

Chur, Jahrbuch 1937, S. 115. — J. Ospelt, Die Gründung der Grafschaft Vaduz,<br />

Jahrbuch 1941 S. 62. — A. Ritter, Ansprache gehalten am 16. März 1949 in<br />

Eschen, Jahrbuch 1949, S. 26.<br />

Zur Sache: Bischof Hartmann, Kirche und Stadt Chur erhielten am<br />

22. Juli 1396 zusammen vier Könfgsurkunden: 1) die Obige für das Haus Sar­<br />

gans-Vaduz, 2) eine Urkunde für das Hochslift Chur; s. oben 1/1, S. 296 und


- 250 —<br />

Vahr. Cor/, dipl. IV. Ar. 216, 3) die Bestätigung der Schenkung von 500 Mark<br />

und der Verpfändung dir Reichssteuer zu Lindau: s. oben 1 ! 1. S. 296 und<br />

Mohr. Cod. dipl. IV. 215. t) dip Befreiung der Bürger von Chur von fremder<br />

Gerichtsbarkeit: Vidimus im Stadtarchiv Chur ~ Mohr IV. Nr. 214. — Vnsore<br />

( rkunde stellt die königliche Bestätigung dessen dar. wn* am 3. Mai 1342 von<br />

der Grafschaft Sargans als eigene Grafschaft Vaduz ausgeschieden wurde (s. oben<br />

! 1. Ar. 101). — Da die Grafen Hartmann und Heinrich Vaduz kurz darauf an<br />

ihie Stiefbrüder Wolfhart und Virich Thüring von Brandis verpfändeten, 6c-<br />

zweckt unsere Urkunde, die darin genannten Besitzungen dem Mannesstamme<br />

derer von Werdenberg-Sargans, also nach Hartmanns und Heinrichs kinder­<br />

losem Tode der Sarcanser-Linie zu erhalten.<br />

n Wentzlaw Mohr. Cod. dipl. IV. 214, 215. in unserer Urkunde sind einige<br />

Wort formen zwar auf das orthographische Konto des Abschreibers zu<br />

buchen, doch ist die Sprache eine andere, vielfach neuere als die un­<br />

serer (regenden.<br />

b wohl verderbt: liehen an dreht igen Mohr A ;<br />

r. 215. devoti nostri dilenti<br />

Mohr 216.<br />

r statt rechtem.<br />

d egenant mit Kürzungsschnörkel am Schluss.<br />

e hivnach durchstrichen: ij.<br />

/ statt vngemindert.<br />

g Beginn von S. 624; die steht zwei Mal.<br />

h das übergesetzte o ist entweder verblasst, oder war nie vorhanden,<br />

i statt Jaren wie unten und bei Mohr IV, Nr. 214 und 215.<br />

k statt hehemischen wie bei Mohr IV. Nr. 214 und 215.<br />

1 Wcnzeslaus, böhmischer König seit dein 15. Juni 1363, römischer seit<br />

dem 6. Juli 1376.<br />

2 hier merkwürdigerweise nach der Herkunft des Hauses benannt, gemeint<br />

ist natürlich Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans zu Vaduz. Er wird<br />

hier zum letzten Mal als lebend erwähnt.<br />

3 Die Urkunde vom 3. Mai 1342 nennt Vadutz dü burch vnd waz dar zuo<br />

gehöret, Bluomengge dü burch vnd Nützederz vnd waz dar zuo gehöret,<br />

swaz ennend Ryns ist, ez si aygen oder lehen, Vadutz halb vnd im<br />

Walgöw. Dazu kommt fetzt noch der Eschner-Berg.


— 251 —<br />

81. 1398 Januar 21.<br />

Graf Rudolf von Sulz 1<br />

erklären, Graf Heinrich 3<br />

der ältere und Johannes 7 ruchsess zu II aldhurg ~<br />

von Montjort-Tettnang 4<br />

einerseits und märrk ' von<br />

Schellemberg von Wasserburg 15<br />

an sin vnd her Egloff 1<br />

von schellemhers<br />

sins bruders statt anderseits hätten auf den 3. März ein Schiedsgericht mit<br />

dem von Sulz als Obmann angeordnet, das ihre Fehde um II itsserhitrgs<br />

Kirchensatz, Leute, Güter und Zubehörden, sowie um eine verbriefte Schuld<br />

beilegen soll. Der Fall sei nur vor den Lehensherrn ueiterziehbar. Acht. Bann.<br />

Raub, Brand und Totsclilag sollten stille liegen und nicht zum Rechten her­<br />

angezogen werden. Gefangene Parteiglieder soll man gegen Bürgschaft auf<br />

Termin gewähren lassen.<br />

Abschrift (B') im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17. fol. 21 ff.<br />

Inseriert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hiezu oben zu<br />

1364 Feb. 13.<br />

Weitere Abschrift (B-) im Reichsarchiv München, Copialbuch der Herr­<br />

schaft Wasserburg, S. 25 f. (15. Jht.)<br />

Weitere Abschrift (C ') Stiftsarchiv St. Gallen, Aklenarchiv, Rubrik CLIY,<br />

Gewölbe D, Kasten VIII, Zelle 35, S. 5 — 6. C ' ist B • entnommen und B '<br />

fast gleichzeitig.<br />

Druck: Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. Uli. .1,<br />

S. 59 — 60 aus B ' (C'a). — Der gleiche Druck findet sich ebd. in Bd. A. 63 B.<br />

RER. PAROGH. / TOM. I. / OFF. MAT. PAROCH. / EXT. TERRIT., S. 983 f.<br />

(C'b). — Ferner ebd. Bd. A. 85 B, Pfarr- / und / Zehend-Acta / Wasserburz.<br />

fol. 48 f. (C*c). — Büchel, Jahrbuch des Histor. Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtenstein 1 (1901) S. 243 ff.: Regesten zur Geschichte der Herren von<br />

Schellenberg, Nr. 244 aus C -a.<br />

Regest: Stärkte, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950)<br />

Nr. 6498, 19 aus B >.<br />

Erwähnt bei Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV, S. 1120.<br />

Zur Sache: Die Brüder Markwart IV. und Eglolf V., die Söhne<br />

Markwarts III., gerieten wegen Wasserburg in Krieg. Diese Herrschaft, ein Lehen<br />

des Klosters St. Gallen kam früher an die. von Montfort. Graf Heinrich meinte<br />

nun Wasserburg sei sein Eigentum; aber die von Schellenberg beanspruchten<br />

auf Grund der Verkaufsurkunde das Rückkaufsrecht. Davon wollte der von<br />

Montfort jedoch nichts wissen. So entstanden Krieg, Raub, Brand und Totschlag.


— 252<br />

Dann erst kam es zur Vermittlung. Die von Schellenberg icaren der Ansicht,<br />

dass die fraglichen Güter von ihrem Vater als Pfand verkauft worden seien<br />

und sie. als Erben das Pfand nun losen könnten. Der Graf aber entgegnete, dass<br />

rr die Lehen längst ersessen habe. Siehe Näheres bei Hüchel, Jahrbuch 7 (1907)<br />

Geschichte der Herren von Schellenberg, S. 98 ff.<br />

1 von. Sulz, schwäbisches Grafengeschlecht aus dem Schivarzwald. das von<br />

1508, bezw. 1510 — 1613 auch über Vaduz regierte.<br />

2 Waldburg, Feste im Württemberg. Oberamt Ravensburg. Die Truchsestca<br />

von Waldburg kamen 1455 auch in den Besitz der ehemals den Grafen<br />

von Vaduz gehörenden Herrschaft Nüziders-Sonnenberg im Walgau;<br />

s. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, S. 201.<br />

3 Heinrich IV. von Montfort-Tettnang, erw. 1353 — f 1408, Sohn Wil­<br />

helms II. zu Tettnang. Dieser Heinrich hatte bei der Teilung von 1354<br />

Tettnang, Langenargen, Rotenfels und Scherr erhalten. Er war der Be­<br />

gründer der Linie Tettnang und Rotenfels zu Immenstadt. Er hinterliess<br />

die Söhne Heinrich V., Wilhelm V. und Hugo IX. Wilhelm V. kam 1412<br />

zeitweise in den Besitz der Herrschaft Alt- und Neuschellenberg am<br />

Eschnerberg. Wilhelms V. Söhne Ulrich V. zu Tettnang und Hugo XIII.<br />

zu Argen gerieten über die ehem. schellenbergischen Güter zu Wasser­<br />

burg und Hegi 1459 —1461 in einen grossen Prozess mit dem Kloster<br />

St. Gallen; S. Nr. 45.<br />

4 Tettnang, Württemberg.<br />

5 Markwart IV. von Schellenberg-Wasserburg, Sohn Markwarts III; vgl.<br />

Stammtafel bei Büchel, Jahrbuch 7 (1907) S. 92.<br />

6 Wasserburg am Bodensee, im bayr. Bez.-Amt Lindau.<br />

7 Eglolf V. von Sahellenberg-Wasserburg; s. Stammtafel bei Büchel a. a. O.<br />

82. Waldsee, 1398 März 19.<br />

Graf Rudolf von Sulz 1<br />

und die beigegebenen Schiedleute verweisen den<br />

Grafen hainrichen von montfort, herren zü tettnang 2<br />

/ uff ainem tail<br />

vnd uff dem andern taill her Eglin vnd märcken von schellenberg ge-<br />

brüder wegen eines Streits um ein Gut zu Wasserburg und den Hof zu<br />

Hegi an Abt Kuno von St. Gallen als den Lehensherrn des Gutes.<br />

Abschrift (B 1<br />

) im Stiftsarchiv St. Gallen, Rubrik XIII, fasc. 3 (wenig<br />

später). Papierblatt zu 4 Seiten ä 22 X 31 cm. Gotische Kurive. Wasserzeichen:<br />

Ochsenkopf. Unsere Urkunde ist oben auf S. 1 überschrieben: Nach Crists ge-


253 —<br />

burt druzehenhundert vnd acht vnd nüntzig jar. Auf S. 4 steht die Urkunde vom<br />

18. Juni 1398.<br />

Weitere Abschrift (B 1<br />

) im Sliftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 22 ff.<br />

Inseriert<br />

Ar. 45.<br />

in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hierüber oben zu<br />

Druck : Sliftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. I.III A.<br />

S. 63 (C) nach B-. — Wartmann. <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

Ar. 2155. — Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenb'erg,<br />

Ar. 245, im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechten­<br />

stein 1901, S. 246 — 249 nach C: vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 98.<br />

Regest: Stärkle. <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 721,<br />

A r. 6498, 20 nach B 2<br />

.<br />

Zur Sache: vgl. auch oben Nr. 57.<br />

1 Sulz, Württemberg.<br />

2 Heinrich IV. von Montfort-Tettnang erw. (1348) 1353 — f 1408<br />

HS. 1398 Juni 18<br />

Der Propst Johann von Bussnang 1<br />

entscheidet, dass die Streitsache zwi-<br />

schen graff hainrich von Montfort / her zü tetnang am ainen tail vnd die<br />

frommen vesten her Egloff / von schellenherg Ritter vnd Marquart<br />

sin brüder an dem andern / tail am 30. Juli vor dem Pfalzgerichte zu<br />

St. Gallen zum Entscheide kommen soll.<br />

Abschrift: (B 1<br />

) im Sliftsarchiv St. Gallen, Rubrik XIII, fasc. 3 (ca.<br />

1400) auf dem gleichen Blatt wie die Urkunde vom 19. März 1398. S. 4.<br />

Weitere Abschrift (B*) im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 23'.<br />

Insert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461.<br />

Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

S. 556. Nr. 2155 in der Anmerkung. — Büchel, Regesten zur Geschichte der<br />

Herren von Schellenberg. Nr. 246, im Jahrbuch des Historischen Vereins für<br />

das Fürstentum Liechtenstein 1901, S. 249 — 2.50 nach Wartinann. Vgl. auch<br />

Büchel im Jahrbuch 1907. S. 99.<br />

Regest: Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950)<br />

S. 721, A r. 6498, 21 nach B *.<br />

1 Bussnang, Bez. Weinfelden, Kt. Thurgau. Johann, ein St. Galler Mönch,<br />

war St. Gallischer Propst daselbst, erw. 1372 — 1407.


— 254 —<br />

84. Feldkirch, 1398 Juli 3.<br />

Jäck Murer von Ruggell verkauft dem Wältin Schröter zu Saxel seinen<br />

eigenen Acker zu Bachis.<br />

bennin 6<br />

Jch Jäk " Murer 1<br />

/ sin elichi c<br />

von Ruggel 2<br />

mänglichen" mit disem offenn brief / das wir c<br />

vnd ich Elizabetha Schwa-<br />

wirtin'' veriechend vnd tuond kund Aller-<br />

baidi c<br />

sament ainberlich<br />

gemainlich vnd vnverschaidenlich mit guoter' williger / vorbetrach-<br />

tung ze den ziten und tagen do wir es mit dem Rechten für-^ vns vnd<br />

all vn-/ser erben wol kreffteklich getuon* möchtent* Sunderlich mit<br />

hand willen vnd gunst / des Edeln hochgeboren vnsers genädigen"<br />

herren ByschofT Hartmans 3<br />

, Bischof / ze Cur. Recht Redlich aigen­<br />

lich vnd eweklich ze koffent geben habint. Ains bestäten" vnVgevar-<br />

lichen ewigen kofs. vnd für-^ Recht ledig los vnnverkümbert' aigen<br />

guot e<br />

. Dem/frommen* beschaiden wältin" Schr.ot' sefihafft 7<br />

zu zach-<br />

sel 4<br />

vnd allen sinen erben / vnd nachkommen 1<br />

, vnsern ledigen aig-<br />

nen akker. ze Bachis 9<br />

der ainhalb stoßet' an die Rohen' 6<br />

/ andrent-<br />

halb an den Blatz 1<br />

vnd vndrenthalb an hännis hangen Brittschen<br />

denselben ; vnsern ledigen aigen akker mit grund mit graut, mit steg mit<br />

weg mit wasen mit // mit zwy mit wun mit waid mit holtz mit veld vnd<br />

och schlechteklich mit allen Rechten nuzen' / fruchten-^ guoten' ge-<br />

wonhaiten ehafftinen vnd zuogehörden* Benempten vnd unbenemp-<br />

ten. / vnd ist dis ewig vnser redlich verkoffen desselben vnsers ledi­<br />

gen aignen" 1<br />

akkers als / ess" geschehe vmb fünfif/ pfund pfennig" Co-<br />

stenzer'' münss/ dero wir allersament nutzlich / vnd och gar vnd<br />

gantzlich" nach allem vnserm willen an baren' gelt von dem obgenann­<br />

ten / wältin" Schroter gewert vnd bezalt sygint. Das alles wir vnd<br />

vnser erben sin / vnd siner erben guot* vnd getrüw-^ weren vnd trö-<br />

ster* sin söllint*, nach Recht vnd / gegen wem si" des an gaistlichen<br />

als an weltlichen gericht r<br />

iemer bedurffent* ald / notdürfftig' wurdent 1<br />

mit guoten' truwen' an all widerred vnd gevärd." Dirr" / vorgeschrib-<br />

nen ding aller ze warem offen vrkünd vnd stäter" fester" sicherhait


— 255 —<br />

uor vnd / hienach. So habint wir vorgenanten Jak" murer vnd Eli­<br />

zabeths Schwä-/bennin 4<br />

sin erichi" wirtin demselben wältin"<br />

Schroter vnd sinen erben disen brief hierüber/ernstlich gebetten<br />

Besigeln mit des vorgenannten vnsers genädigen" herren bischoff /<br />

Hartmans Bischof ze Cur Jnsigel. Darunder wir vns vnd all vnser<br />

erben willeklich / vnd vesteklich verbunden hand vnd Bindent aller<br />

hievorgeschribnen ding mit krafft vnd / vrkünd dis offenn briefs. Das­<br />

sel!) vnser aigen Jnsigel wir ietzgenannter Bischof* / Hartmann von<br />

Cur von iro vlyfiigen J<br />

Bett wegen vnd ze VTkund aller hievor- /<br />

geschrihnen ding, won si' das alles mit vnsrem guoten' willen vnd<br />

gunst vnd mit vnser / hand vnd mit allen andern 7<br />

Sachen getan<br />

vnd voüfüert hand. Als er wol kraft hat vnd' / han soll gehenkt<br />

habint an disen brief der ze veltkirch geben ward des Jars do man /<br />

zalt von Cristes geburt drüzehenhundert' achtvndnünzig' jar. An<br />

Sant ulrichs Abend / im höwmonat.* (1398.)<br />

Ubersetzung.<br />

Ich Jakob Murer von Ruggell und seine Ehefrau Elisabeth<br />

Schwäbener verkünden mit diesem offenen Briefe jedermann, dass<br />

wir beide zusammen, einhellig, gemeinsam, ungetrennt, unterschieds­<br />

los, nach reifer und williger Überlegung, zu den Zeiten und Tagen,<br />

da wir es für uns und alle unsere Erben verbindlich und rechts­<br />

kräftig zu tun vermochten, mit der Einwilligung unseres gnädigen<br />

Herrn Bischof Hartmanns von Chur, dem frommen und be­<br />

scheidenen Walter Schroter zu Saxel und allen seinen Erben und<br />

Nachkommen unseren freien und eigenen Acker zu Bächis durch<br />

festen, gefahrlosen und ewigen Kauf recht, redlich und zu ewigem<br />

Eigentum und zu rechtem, freiem und unverkürztem Eigengut zu<br />

kaufen gegeben haben. Der Acker stösst einerseits an die Rossen,


— 256 —<br />

anderseits an den Platz und unten an Hänni Hansen Brittschen Gut.<br />

Diesen unseren freien Acker verkaufen wir mit Grund und Grat,<br />

mit Weg und Steg, mit Wiesen und Gezweig, mit Wunn und Weid,<br />

mit Holz unid Feld, kurz mit allen Rechten, Nutzungsrechten, Früch­<br />

ten, Gewohnheitsrechten und Zubehörden und mit allem was ge­<br />

nannt oder auch nicht genannt ist. Dieser unser redlicher Verkauf<br />

unseres freien und eigenen Ackers erfolgte um fünf Pfennige Kon­<br />

stanzer Münze, die uns alle zu unserem Nutzen ganz und gar nach<br />

unserem Willen in barem Gelde vom obgenannten Walter Schroter<br />

ausbezahlt worden sind. Zu alldem sollen wir und unsere Erben ihm<br />

und seinen Erben nach dem Rechte in guten Treuen gute und ge­<br />

treue Garanten sein, gegen wen sie das an geistlichem oder welt­<br />

lichem Gerichte auch immer bedürften oder nötig hätten, und zwar<br />

ohne Widerrede .oder Gefährdung. Zur wahren und offenen Beur­<br />

kundung und zur beständigen und festen Sicherheit aller hievor<br />

geschriebenen Dinge in Gegenwart und Zukunft, haben wir Jakob<br />

Murer und seine Frau Elisabeth Schwäbener dem Walter Schroter<br />

und seinen Erben diesen Brief mit unseres vorgenannten gnädigen<br />

Herrn Bischof Hartmanns von Chur Siegel besiegeln lassen. Dieses<br />

Siegel erklären wir freiwillig für uns und alle unsere Erben als fest<br />

verbindlich hinsichtlich der hievor geschriebenen Dinge und zwar<br />

kraft dieses offenen Briefe«. Dieses unser Siegel hängen wir Bischof<br />

Hartmann von Chur auf ihre inständige Bitte und zur Beurkundung<br />

aller hievor geschriebenen Dinge an diesen Brief, da sie alles mit<br />

unserer Einwilligung, Gunst und Hand, sowie mit allen anderen<br />

Formalitäten getan und vollführt haben, die zur Erlangung der<br />

Rechtskraft nötig sind. Gegeben zu Feldkirch im Jahre, da mau<br />

6eit Christi Geburt 1398 Jahre zählte, am Vorabend des St. Ulrichs­<br />

tages im Heumonat.<br />

Abschrift: Kantons-Bibliothek Chur. Manuskript B. 1510, Urkunden-<br />

Sammlung der Geschichtsforschenden Gesellschaft von Graubünden, 7 Bände<br />

zu 25 X 34 cm. Unsere Urkunde befindet sich in Band III, der die Seiten<br />

539 — 7076 = Nr. 381 — 612 umfasst und Urkunden bis 1833. 1. 2 enthält.


— 257 —<br />

Unsere Abschrift steht S. 661 — 662 ~ Nr. 427. Die Nummer ist von der<br />

Hand des Theodor v. Mohr angebracht, der darunter bemerkt: betrifft Bünden<br />

nicht. Dann steht von der Hand des Kontextes die Ueberschrift: Kaufbrief / zwischen<br />

fcjak Murer» als Verkäufer / und «Wältin Schrot» als Käufer, um einen<br />

Acker «zu Bachis». / 1398. / Der Kontext i::t ganz in deutscher Kurrentschrift^<br />

die Eigennamen aber in Lateinschrift, alles von einer Hand von ca. 1830 geschrieben,<br />

und zwar von der Feder des Sebastian Anton Casura. Dieser wir<br />

später wiederholt Landammann in der Foppa l Gruob, xvar öfters Mitglied des<br />

Grossen Rates von Graubünden, und starb 1870. Seine Schrift reicht zur Hauptsache<br />

von S. 596 — 678 des Bandes. Zur Ermittlung Casuras vgl. S. 603 und 612,<br />

an beiden Stellen mit Unterschrift. Nach L. S ( = locus sigilli) stellt nach<br />

unserer Urkunde ebenfalls von der Hand Casuras oben auf S. 663: Collationirt,<br />

und mit mit (sie!) dem Original, im Archive d. Stadt Chur, gleichlautend /<br />

befunden, .bescheint Chur, am tn /<br />

für die Standeskanzlei<br />

deren Direktor:<br />

(Unterschrift fehlt)<br />

Einzelne Stücke jedoch sind beglaubigt vom Bündner Kanzleidirektoren v. Planta<br />

1833, 1834. Vereinzelte Stücke wtiter hinten sind kollationniert und für gleich­<br />

lautend befunden worden vom Präsidenten der grauhündnerischen Gesellschaft<br />

Theodor v. Mohr 1836, 1837. Es scheint, dass die Sammlung von der Geschichts-<br />

forschenden Gesellschaft unter Anregung Mohts angelegt uurde und die Ab­<br />

sicht vorlag, sie von der Standeskanzlei beglaubigen zu lassen, was dann in<br />

unserem Bande aber nur teils, besonders am Anfang geschalt. Weiter hinten<br />

holte Mohr diese Arbeit bei einzelnen Stücken selber nach. Bei dieser Sachlage<br />

darf man auch an unserer Urkunde wohl keine Zweifel hegen. Casura beschäf­<br />

tigte sich offenbar unter Möhrs Anregung und Kontrolle in seinen jüngeren<br />

Jahren mit der Abschrift von Urkunden.<br />

Original auch lt. Regesten Fritz Jecklins im Stadtarchiv Chur. Dieses<br />

befindet sich aber nicht dort und ist auch im dortigen Katalog von Jecklin,<br />

der Stadtarchivar war, nicht verzeichnet. Jecklin hat die Angabe in den Regesten<br />

also nur der ^Abschrift Casuras entnommen und das Original fehlte schon vor<br />

ihm, ist also zwischen Casura (ca. 1830) und Jecklin (Stadtarchivar seit 1893,<br />

f 1927) verloren gegangen. Auch der Bearbeiter dieses <strong>Urkundenbuch</strong> es hat die<br />

Sache nachgeprüft, und zwar 1) im Urkunden-Katalog, 2) in der Sammlung<br />

P 1 —5 von Privaturkunden, 3) in den Akten. Auch nach Aussage des Archivbeamten<br />

Lütscher befindet sich das Original nicht dort.<br />

Regesten: Jecklin, Regesten zur Urkundensammlung der Geschichtsforsehenden<br />

Gesellschaft von Graubünden, Manuskript im S.aatsarchiv und in<br />

der Kantonsbibliothek Chur, an letzterem Ort unter der Signatur B 1510 und<br />

vorn in jedem einzelnen Bande der Sammlung. — Weiteres Regest im Staatsarchiv<br />

Chur, Sammlung Juvaha, III C, Nr. 39. — Alle diese Regesten verweisen<br />

für das Original auf das Churer Stadtarchiv*<br />

1 7


— 258 —<br />

a ä statt a mit übergeschriebenem e im Original.<br />

b Nicht zu beanstandende weibliche Bildung aus dem damals vorkom­<br />

menden Namen Schwäbener, da Schwäbeneriii zu umständlich gewesen<br />

wäre; vgl. Bd. Iii, Register zu Schwäbener.<br />

c das 2. i sieht sich wie ü oder deutsches e mit Trema an. Aus anderen<br />

Stellen der Urkunde ergibt sich, dass das nur eine graphische Gepflo­<br />

genheit Casuras war, der i bisweilen so schrieb. Vgl. Dirr in der Siegel­<br />

bitte. Sonst möchte man an y mit Trema oder an akzentuirtes \i<br />

denken.<br />

d zum 1. i vgl. Anm. c.<br />

e uo statt u mit übergeschriebenem o.<br />

f ü statt akzentuirtem u.<br />

g ö statt o mit übergeschriebenem e.<br />

h wohl aus fromen mit Kürzungsstrich im Original, eigentlich = frpmenn.<br />

i Casura; es sollte Schroter heissen.<br />

j das scharfe s ist merkwürdig, vielleicht statt ss.<br />

k wohl statt nachkomenn; vgl. Anm. h.<br />

I statt nutzen.<br />

rn wohl aus aigen mit Kürzungsstrich aufgelöst, was im Zeitstil aigenn<br />

heissen würde,<br />

n fragliche Rechtschreibung.<br />

0 eher pfenning.<br />

p richtig wohl Costentzer.<br />

q statt barem.<br />

r statt an gaistlichem als an weltlichem gericht oder an gaistlichen als<br />

an weltlichen gerichten.<br />

s u wie deutsches e, aber mit u-Böglein darüber,<br />

t ü wie deutsches e mit 2 Strichlein,<br />

u i wie deutsches e mit 2 Strichlein darüber,<br />

v fester über der Zeile eingeflickt.<br />

w über a ist das übergeschriebene e nicht angedeutet.<br />

x folgt durchgestrichen von.<br />

y n schmal wie deutsches e.<br />

z hienach ist das Wort macht zu ergänzen.<br />

1 zu Murer vgl. Anm. zum 20. Juni 1387.<br />

2 Ruggell, Fürstentum Liechtentsein.<br />

3 Hartmann von Werdenberg-Sargans zu Vaduz.<br />

4 ttatt Saxel, Sassell od. ähnlich, aus• saxellum.


— 259 —<br />

j Vgl. das heutige Bächis zu Gamprin an der Grenze gegen Ruggell.<br />

6 vgl. ob der Rossen 1667 und 1698; s. Ospelt, Jahrbuch 1911, S. 91 für<br />

Ruggell. Der Name bezeichnet eine Hanfröste.<br />

7 ht. Platz zu Ruggell, gegen Gamprin hin. Die Grundstücke lagen also<br />

wohl an der Grenze zwischen Gamprin und Ruggell.<br />

85. 1399 Mär: 11.<br />

Bischof Burkhart von Augsburg 1<br />

, Graf Hugo 2<br />

Rudolf von Sulz 3<br />

der ältere, Johann Truchsess zu Waldburg 3<br />

von Montfort, Graf<br />

und Graf<br />

Hermann von Sulz stiften durch Spruch über Wasserburg und Hegi nach<br />

Krieg Frieden zwischen Eglof 4<br />

von schellemberg von Wasserburg Ritter<br />

und märck 0<br />

von schellemberg von Wasserburg baid gebrüder einer­<br />

seits und Graf Heinrich von Montfort-Tettnang 1<br />

' mit seinen Söhnen Ru-<br />

dolp, Wilhelm* und Hugo 9<br />

anderseits. Eine Scliuld derer von Schellen­<br />

berg von .74 Gulden soll getilgt sein. Die Gefangenen sollen frei sein.<br />

Die Grafen zahlen zur Ablösung der Schellenbergischen Ansprüche 1500<br />

Pfund Heller. Sie nehmen vier den Schellenbergern treue, vertriebene<br />

Bauern wieder auf etc.<br />

Abschrift (B 1<br />

) im Stiftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 17, fol. 24' — 26'.<br />

Inseriert in Original-Spruchbrief vom 13. April 1461; vgl. hiezu oben iVr. 45.<br />

Weitere Abschriften (B l<br />

) im Reichsarchiv München, Copialbuch der Herr­<br />

schaft Wasserburg, S. 37 ff. (15 Jht.).<br />

Druck: Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1793) Bd. A. Uli A, S.<br />

63 — 65 aus B ' (C). — Der gleiche Druck ebd. Bd. A. 63 B, S. 987 — 989 und<br />

A. 85 B, fol. 50 — 57. — Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV.<br />

(1899) S. 1120 — 1722 aus B '. — Büchel, Jahrbuch des Hislor. Vereins für<br />

das Fürstentum Liechtenstein 1 (1901) S. 250 — 254: Regesten zur Geschichte<br />

der Herren von Schellenberg, Nr. 249 aus C.<br />

Regest: Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950) S. 722,<br />

Ar. 6498, 22 nach B'.<br />

Zur Sackes. Büchel, Jahrbuch 7 (1907), Geschichte der Herren von<br />

Schellenberg, S. 99.


- 260<br />

1 Burklmrt von Ellerbach, Bischof von Augsburg 1373 — f 1404.<br />

2 Hugo XII. von Monifort-Pfannenberg, erw. 1373 — f 1424, Sohn Wil­<br />

helms IV. und Enkel Wilhelms III. von Monlfort-Bregenz, welch letzterer<br />

ein Bruder Heinrichs IV. von Montfort-Tettnang war.<br />

3 s. oben Nr. 81.<br />

4 Eglolf V. von Schellenberg-Wasserburg.<br />

5 Markwart IV. von Schellenberg-Wasserburg, Söhne Marquarts III.; s.<br />

Stammtafel bei Büchel, Jahrbuch 7 (1907) S. 92.<br />

6 Heinrich IV. von Montfort-Tettnang, erw. 1353 — f 1408; s. Genealog.<br />

Handbuch zur Schweizer Geschichte 1 (1900 — 1908) S. 147, Tafel XX.<br />

7 Rudolf VI. von Montfort-Tettnang zu Rotenfels, erw. 1374 — f 1425.<br />

8 Wilhelm V. von Montfort-Tettnang erw. 1374 — f 1439.<br />

9 Hugo XI., erw. 1399 — 1404; war 1399 noch unmündig.<br />

86. Chur, 1399 April 22.<br />

Bischof Hartmann von Chur stellt die Grafen von Sargans sicher für<br />

eine Bürgschaft von 24 Mark Jahreszins, die sie für ihn gegen seine Halb­<br />

brüder Wolfhart und Ulrich Türing von Brandis übernommen haben. Falls<br />

Hartmann die Feste Vaduz nicht von denen von Brandis löst und letztere<br />

dann die Einlösung denen von Sargans nicht gestatten wollen, bevor ihnen<br />

jene 24. Mark ausbezahlt sind, so sollen dann Hartmanns Erben und die<br />

Churer Kirche unverzüglich für Zahlung der 2000 Gulden an die von Bran-<br />

dis sorgen, damit die von Sargans dadurch keinen Schaden haben.<br />

Wir Hartman 1<br />

von gotz gnaden Bischoff zü° Chur Tünd° /<br />

kund vnd verjehend offenlich mit disem brieff für vns / vnser erben<br />

vnd nachkomen vnd och das gotzhuB ze chur / Als wir vnsern lieben<br />

vettern graff hansen 2<br />

dolffen 3<br />

graff hansen 4<br />

von werdenberg / von Sanagans graff Rü-<br />

graff hugen D<br />

/ vnd graff hainrichen 6<br />

sin<br />

sün versetzt vnd zü angülten / geben habend gegen vnsern lieben<br />

brüdern wolffharten / vnd vlrichen Türing von brandis' vin^<br />

wiiij mark' / silbers Jerlichs geltz vnd zinß s<br />

als die brieff 9<br />

wol wütend


— 261 -<br />

/ Die darüber geben vnd versigelt sind Da lobend vnd / vertiaissend<br />

wir obgenanter bischoff hartman bi vnser / truw an ains rechten<br />

geschwornen aids statt mit disem / gegenwärtigen brieff Das wir vnser<br />

erben vnd nach komen vnd ouch das gotzhuß zu" Chur die obgedäch-<br />

ten r<br />

/ vnsern vettern vnd ir erben gar vnd gentzlich von / allem dem<br />

schaden zü wisen vnd zü lösen den si von / diser obgenanten gelt­<br />

schuld wegen in dhain wiß enpfahen / ald nemend Vnd vmb den scha­<br />

den jren Worten zü" / gloubend one'' aid vnd ander bewisung vnd er-<br />

loubend / Jnen ouch darumb vnser vnd vnser erben vnd och dz / gotz­<br />

huß des gotzhuß ze chur lüt vnd güt" anzugriffen / ze nöten vnd ze<br />

pfennden mit gericht vnd on gericht / wie vnd in weihen weg si wel­<br />

lend ald Jnen aller/best fügt vnd wol kombt vnd sond och daran"<br />

niemer / vnrecht getan noch gefräfelt han Jn dhain wise' //' vnd mö­<br />

gend ouch das tün als lang vnd als vil vntz / vff die stund das Jnen<br />

aller der schad den si hierumb / enpfangen ald genomen hettend<br />

gar vnd gentzlichen' / bekert vnd abgelait wirt on allen Jren schaden<br />

Vnd / aber vmb den schaden Jren Worten zü glouben one / aid vnd<br />

ander bewisung Vnd ensol och vns vnser / erben vnd nachkomen vnd<br />

ouch das gotzhuß ze chur,/ noch vnser aller lüt noch güt hieuor nichtz<br />

schirmen / noch decken weder gaistlich noch weltlich gericht / gebot<br />

gesetzt frihait noch mit namen'dhainerlay / ander vszüg* noch wider­<br />

red so iemand erdencken / kond oder möcht das den egenanten vnsern<br />

vettern / ald Jren erben hieran schaden sumsali oder gebresten / brin­<br />

gen mocht Jn dhain wiß on geuerd Es ist och / beredt wann die losung<br />

der vesti vädutz 8<br />

an die egenanten* / vnser vettern ald Jr erben<br />

kombt vnd geualt Ob / wir die selber bi vnserm leben nit geleset<br />

hettend / vnd Jnen dann die vorgenanten vnser brüder oder Jr / erben<br />

der losung nit statt tün°wolten noch gehorsam / sin Si werend dann vor<br />

gar vnd gentzlich erloset 1<br />

von / c 1 a u s e n von b i e n g e n 10<br />

vmb die xxiiij<br />

mark silbers ;<br />

/ Jerlichs geltz vnd Zinses nach Jr brieff sag 9<br />

So sollend<br />

/ vnser des obgenanten Bischoff Hartmans erben vnd / nach­<br />

komen vnd ouch das gotzhuß zü chur vnuer/zogenlich schaf­<br />

fen das si von des obgenanten geltz / wegen an der losung nit gesumbt<br />

1 7 *


— 262 —<br />

werden vnd Jnen vmb die selben zwav tu send gülden* gnüg tün"<br />

Tätend si des nit vnd das si daran schadhafft würden' . So hand si<br />

aber gewalt vnd güt recht darumb an Zugriffen Jn alle der wiß vnd<br />

maß als obgeschriben stät als lang vnd als vil vntz das si gar vnd<br />

gentzlich darumb entschädiget werdent on all geuerd Vnd harüber<br />

zü"offnem vrkünd So haben wir obgenanter Bischoff hartman vnser<br />

Jnsigel gehenckt an disen brieff Vnd darzü zü merer sicherhait aller<br />

obgeschribner ding erbetten die erwirdigen herren den tümbrobst<br />

den tegan" vnd das capittel gemainlich des tüms zü chur das si Jrs<br />

capittels Jnsigel hand gehenkt ouch an disen brieff Wir gräff Rü-<br />

dolff von werdenberg' 1<br />

von Sanaganß tümbrobst Rüdolff von"<br />

' trostberg" tegan vnd das capittel gemainlich ze chur vergehen<br />

das alles das so hie ob an dieem brieff ge- fchriben stät mit vnserm<br />

willen vnd gunst bescheen ist Vnd des zü gantzer stäter sicherhait<br />

vnd durch des obgenanten vnsers gnedigen herrn bischoff h art mans<br />

ernstlicher bett willen So haben wir vnsers capittels Jnsigel doch vns<br />

vnd dem capittel onschedlich ouch gehenckt an disen brieff Der ge­<br />

geben ist ze chur an dem nechsten Zinstag vor sant Jorgen tag<br />

anno' xiij c<br />

, lxxxxviiij Jar<br />

Übersetzung.<br />

Wir von Gottes Gnaden Bischof Hart mann von Chur ver­<br />

künden und bekennen öffentlich mit diesem Briefe in unserem,<br />

unserer Erben und Nachkommen sowie in des Gotteshauses zu Chur<br />

Namen, dass wir unseren lieben Vetter Graf Hans von Werdenberg-<br />

Sargans und seine Söhne Graf Rudolf, Graf Hans, Graf Hugo und<br />

Graf Heinrich zu Bürgen eingesetzt haben gegenüber unseren lieben<br />

Brüdern Wolfhart und Ulrich Türing von Brandis für 24 Silber­<br />

mark jährlichen Geldes und Zinses, wie es die Briefe kundtun, die<br />

darüber versiegelt ausgestellt worden sind. Wir obgenannter Bischof<br />

Hartmann geloben und verheissen deshalb anstatt eines rechten,<br />

geschworenen Eides, bei unserer Treue, mit diesem gegenwärtigen<br />

Briefe, dass wir, unsere Erben und Nachkommen und auch das


— 263 —<br />

Gotteshaus zu Chur unsere obgenannten Vettern und ihre Erben<br />

ganz und gar von allem Schaden befreien und lösen werden, den sie<br />

wegen der obgenannten Geldschuld etwa in irgend einer Weise<br />

nehmen könnten. Ihre Sohadenmeldung wollen wir auf ihre Worte<br />

hin ohne Eid und andere Beweismittel glauben. Wir erlauben ihnen<br />

unsere, unserer Erben und auch des Gotteshauses zu Chur Leute<br />

und Güter und das Gotteshaus selbst deshalb zu belangen, anzugrei­<br />

fen und zu pfänden, und zwar mit Zwangsmassnahmen vor Gericht<br />

und auch ohne Gericht, wie und in welcher Weise sie immer möchten<br />

oder wie es sich ihnen am besten fügte oder es ihnen am vorteil­<br />

haftesten zustünde, und zwar ohne dass ihnen deshalb vorgehalten<br />

werden könnte, sie hätten dadurch jemandem Unrecht getan oder sie<br />

hätten in irgend einer Weise gefrevelt. Sie sind ermächtigt, so lange<br />

undso oft vorzugehen, bis ihnen aller Schaden,den sie genommen hät­<br />

ten ohne jeden Nachteil oder Verlust ganz und gar gut. gemacht würde.<br />

Indem wir den Worten ihrer Sohadenmeldung ohne Eid und andere<br />

Beweismittel glauben, räumen wir ihnen auch ohne Hinterhalt ein,<br />

dass nichts uns, unsere Erben und Nachkommen, das Gotteshaus zu<br />

Chur, sowie alle unsere Leute und Güter davor schirmen und<br />

schützen soll, weder geistliche noch weltliche Gerichte, weder Ge­<br />

walt, Gebote, Gesetze noch Freiheiten und namentlich weder ir­<br />

gendwelche andere Einwände, Ausflüchte oder Widerreden, die<br />

irgend jemand etwa erdenken könnte oder möchte. Wir schliessen<br />

alles aus, was unseren ehegenannten Vettern oder ihren Erben in<br />

irgend einer Weise Schaden, Verschleppung, Verlust oder Mangel<br />

verursachen könnte. Es ist auch folgendes besprochen worden:<br />

Wenn wir die Feste Vaduz bei unseren Lebzeiten nicht eingelöst<br />

hätten und die Einlösung damit unseren Vettern oder ihren Erben<br />

zufiele, und wenn unsere Brüder oder ihre Erben ihnen dann diese<br />

Einlösung aber nicht gestatten möchten bevor ihnen (unseren Brü­<br />

dern von Brandis) das Kapital von 24 Silbermark jährlichen Geldes


- 264 -<br />

und Zinses von Klaus von Biengen nach Wortlaut ihres Briefes<br />

gänzlich ausbezahlt wäre, so sollen unsere, nämlich des obgenannten<br />

Bischof Hartmanns Erben und Nachkommen, und auch das Gottes­<br />

haus zu Chur unverzüglich dafür sorgen, dass sie (unsere Vetter<br />

von Sargans) wegen des obgenannten Geldes an der Einlösung nicht<br />

gesäumt werden und dass die 2000 Gulden (an die von Brandis) be­<br />

zahlt werden. Täten wir das nicht und kämen sie (unsere Vetter) da­<br />

durch' zu Schaden, so haben sie (unsere Vetter) Gewalt und gutes<br />

Recht, sie deswegen so und soweit anzugreifen, wie oben geschrie­<br />

ben steht, und zwar solange und so oft bis sie ohne allen Hinter­<br />

halt ganz und gar entschädigt sind. Zur öffentlichen Beurkundung<br />

dieser Sache haben wir obgenannter Bischof Hartmann unser Sie­<br />

gel an diesen Brief gehängt. Zur grösseren Sicherheit aller oben<br />

geschriebener Dinge haben wir die ehrwürdigen Herren den Dom­<br />

propst, den Dekan und das gesamte Domkapitel zu Chur gebeten,<br />

dass sie auch ihres Kapitels Siegel au diesen Brief hängen. Wir Graf<br />

Rudolf von Werdenberg-Sargans, Dompropst, Rudolf von Trostberg,<br />

Dekan, und das gesamte Kapitel zu Chur bekennen, dass alles, was<br />

in diesem Briefe geschrieben steht, mit unserer Einwilligung und<br />

Erlaubnis geschehen ist. Zur vollen und beständigen Sicherheit des<br />

Obgeschriebenen und auf die ernsthafte Bilte unseres obgenannten<br />

gnädigen Herrn Bisohofs Hartmann haben wir unseres Kapitels<br />

Siegel ohne Risiko für uns und unser Kapitel an diesen Brief ge­<br />

hängt, der gegeben ist zu Chur, am nächsten Dienstag vor dem<br />

St. Georgstag im Jahre 1399.<br />

Abschrift in der Stiftsbibliothek St. Gallien. Cod. 6& S. 318 — 321<br />

t on der gleichen Schrift wie S. 313 ff. (cgi. Nr. 42 oben). S. 318 hat die Ueberschrift:<br />

Der narhuolgend brieff gil vfzaiguug das ' die von hrandis schuldig sind<br />

graff jörgeri / von sauaganU der losung vnib vadulz stall / ze tuond. Unter der<br />

Ueberschrift ist die Jahrzahl 1399 später von der gleichen Hand wie die Prigination<br />

eingefügt. Die Unterstreichungen im Codex sind alt. — Weitere Abschrift<br />

im Scandolärschen Buch der Marschlinser-Schloss-Sammlung, S. 142, Nr. 31<br />

mit der gleichen Ueberschrift wie oben, was zeigt, dass die Murschlinser Version<br />

nicht auf das Original, sondern auf den St. Galler Codex zurückgeht. —


- 265 —<br />

Die blosse Titelüberschrift findet sich auch in der Kantonsbibliothek Chur,<br />

im Manuskriptenband B 1787, der das Inhaltsverzeichnis des obgenannten<br />

Srandolärschen Buches enthält.<br />

Druck: Tschudi, Chronicon Helveticum, hg. von Iselin 1 (1734) S. 596.<br />

Regest: Krüger. Die Grafen von Werdenberg, in Mitteilungen zur<br />

Vaterländischen Geschichte XXII (1887) Nr. 611 (aus Tschudi, Chron. Helv.).<br />

Vgl. ebd. Ar. 587 und SS. 315 — 317.<br />

Literatur: v. Arx, Geschichten des Kantons St. Gallen, II (1811) S. 54<br />

Anm. b. — Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847) S. 193 und<br />

212. — J. B. Büchel, Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum<br />

Liechtentein 1906, S. 22, Anm. 1. — Kaiser-Büchel, Geschichte des Fürstentums<br />

Liechtenstein (1923) S. 229. — P. Diebolder, Heimatblätter aus dem Sarganser-<br />

land 1937. S. 81. — Derselbe, Jahrbuch 1937, S. 116 und 1941, S. 62.<br />

a das übergeschriebene o sieht wie 2 Punkte aus.<br />

b mrk mit Kürzungsstrich,<br />

r W wie ä.<br />

d on oder an mit Stricli darüber; weiter unten heisst es jedoch one.<br />

c hier beginnt S. 319.<br />

f gentzliclin mit nach unten gezogener Kürzungsschleife am letzten n.<br />

g mit langem s. Mittelhochdeutsch üfzuc = Einfluss, üszuc = Einwand,<br />

Widerrede, Ausflucht.<br />

h rjrnt mit Kiirzungsstrich über g und Kürzungsschleife am t.<br />

i von einem e oder 2 Punkten über o ist nichts zu sehen.<br />

j was hier als Schluss-s wiedergegeben ist, sieht wie ein modernes Ringet-<br />

5 der deutschen Kurrentschrift aus; es ist fraglich ob es als Schrift­<br />

zeichen oder bloss als Schnörkel zu bewerten sei.<br />

h guld mit Kürzungsschleife am d ist doch eher gülden als guldin aufzu­<br />

lösen.<br />

I würd mit Kürzungsschleife am d; im Original dürfte wurd mit schrägem<br />

Strich über ü und mit ebensolcher Schleife gestanden haben,<br />

m r aus etwas anderem korrigiert,<br />

n die 2 Punkte über e können als a gelten.<br />

0 hier beginnt S. 320.<br />

p hienach stehen noch 2 Schäfte, die anzusehen sind wie u mit kleiner<br />

nach oben gezogener halbrunder Schleife.<br />

1 Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz ist ein Sohn<br />

Hartmanns III. von Sargans-Vaduz, dieser ein Sohn Rudolfs II. von Sar­<br />

gans.


— 266 —<br />

2 Graf Johann l. von Sargans, erw. 1342 — 1399 (1400) ist cousm ger-<br />

main Bischof Hartmanns, er ist nämlich ein Sohn Rudolfs IV. von<br />

Sargans ttnd letzterer ein Sohn des in Anm. 1 erwähnten Rudolf II.<br />

3 Rudolf VII. von Werdenberg-Sargans, Dompropst zu Chur 1380 — 1440.<br />

4 Johann II. von Sargans, erw. 1393 — 1405, Vater Rudolfs IX., Herr zu<br />

Löwenberg (bei Schleuis, Grb.).<br />

5 Hugo VII. von Sargans, erw. 1393 — 1421, hatte keine legitimen Nach­<br />

kommen.<br />

6 Heinrich IX. von Sargans, erw. 1393 — 1447, seit 1423 auch als Herr<br />

zu Sonnenberg erwähnt. Die Herrschaft Sonnenberg (Nüziders) ist vom<br />

montfort'sehen Gesamtbesitz abgezweigtes werdenberg-sargansisches Ge­<br />

biet, das 1342 (oben III, Nr. 101) an die Vaduzer-Linie kam und beim<br />

Aussterben derselben, 1416, wieder an die Sarganser-Linie zurückfiel.<br />

Heinrichs IX. Söhne waren Wilhelm und Georg, welche Sonnenberg 1455<br />

an Kberhart Truchsess von Waldburg verkauften. Zu Graf Georg beachte<br />

man die Titelüberschrift zu unserer Urkunde. Vgl. auch Krüger a. a. 0.,<br />

S. 365 — 368 und A. Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und<br />

Liechtensteins (1925) S. 198 — 201.<br />

7 Zur Verwandtschaft zwischen denen von Sargans-Vaduz und denen von<br />

Brandis s. oben Nr. 47, Anm. 5.<br />

• 8 Die 24 Mark stellen den Jahreszins der weiter unten genannten 2000<br />

Gulden dar.<br />

9 Die vorliegende Urkunde setzt drei frühere voraus: Die Grafen Hart­<br />

mann und Heinrich von Vaduz versetzen die Grafschaft Vaduz um<br />

2000 Gulden gegen jährlich 24 Mark Zins an ihre Halbbrüder Wolfhart<br />

und Ulrich Türing von Brandis. — 2) Graf Johann I. von Sargans und<br />

Söhne stehen dem Bischof Hartmann gegenüber Wolfhart und Ulrich<br />

Türing von Brandis Bürge für die 24 Mark Zins. — In unserer Urkunde<br />

stellt nun Hartmann wieder die von Sargans sicher. — 3) Klaus von<br />

Biengen verpflichtet sich unter Umständen das Kapital von 24 Mark<br />

Zins an die von Brandis zu zahlen.<br />

10 Klaus von Biengen (Bezirksamt Staufen) wird 1422 als tot erwähnt. Er<br />

war seinerzeit sesshaft zu Breisach im Grossherzogtum Baden (vgl.<br />

Wartmann, Rätische Urkunden, Nr. 148 und 163, in Quellen zur Schweizer<br />

Geschichte X, 1891, S. 308 und 338).<br />

11 Rudolf von Trostberg (Kt. Aargau), Dekan zu Chur 1388 — 1420.


- 267 -<br />

87.- (zu 1364 — 1399)<br />

Die Herren von Schellenberg-Wasserburg 1<br />

im Prozess von 1459 — 1461<br />

zwischen dem Kloster St. Gallen einerseits und den Grafen Hug 1<br />

von Montfort, Herren zu Rotenfels* und Tettnang 0<br />

zu Wasserburg, den Hof zu Hegi b<br />

Wasserburg.<br />

und Ulrich 3<br />

anderseits um die Burg<br />

und um Kirche und Kirchensatz zu<br />

Original (A ') im Stiftsarchiv St. Gallen A. 3. Q. 17, fol. 1 — 73,<br />

Spruch vom 13. April 1461 von Bürgermeister und Rat zu Konstanz; siehe Be­<br />

schreibung bei Ar. 45 unter B<br />

Weiteres Original (A i<br />

) im Reichsarchiv München, s. Beschreibung bei<br />

Nr. 45 unter B *.<br />

Abschrift (B) im Stiftsarchiv St. Gallen, Akten-Archiv Rubrik CLIV,<br />

Gewölbe D, Kasten Vlll, Zelle 35. Diese Abschrift ist den Originellen gleich­<br />

zeitig, aber nur fragmentarisch. Sie besteht aus 3 Papier-Bogen zu 12 Seiten<br />

zu 30 X 20,5 cm. wovon nur die S. 1 — 8 beschrieben sind. Die Schrift ist<br />

eine gotische Kursive aus den 60-er Jahren des 15. Jahrhunderts. Diese Ab­<br />

schrift entspricht A ' fol. 19 — 22 und fol. 24 — 24' und enthält die obigen<br />

Nr. 53, 56, 54 und 87, was oben also noch nachzutragen ist.<br />

Druck: (C) Stiftsarchiv St. Gallen, Klosterdruck (1789) Bd. A. IUI A,<br />

S. 31 — 146; s. Beschreibung bei Nr. 45 unter C. — Der gleiche Druck ebd.<br />

in Bd. A. 63 B, S. 983 f. und A. 85 B fol. 48 f.<br />

Auszug: Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI (1950)<br />

S. 723 — 733, Ar. 6498 a nachA', — In Büchels Arbeiten über die von Schel­<br />

lenberg nirgends behandelt.<br />

Zum Inhalt: Oben in Nr. 45 verfolgten wir das Schicksal der Herren<br />

von Schellenberg-Wasserburg seit dem Zeitpunkte, da sie vom Eschnerberg abwanderten.<br />

Dann sahen wir, wie ihr Besitz am Bodensee an die von Ebersberg 1<br />

und schliesslich an die von Montfort-Tettnang überging. Die von Montfort gerieten<br />

nun um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Kloster St. Gallen in<br />

Streit' um eben diese Güter. Da die Prozessakten sehr umfangreich sind, können<br />

wir sie hier unmöglich vollinhaltlich wiedergeben; doch erlauben sie einen interessanten<br />

Rückblick auf die von Schellenberg zu tun. Wir sehen wie dieses<br />

Haus etwa ein Jahrhundert später in den Augen der Parteien dasteht und wie<br />

dessen Briefe gewertet werden: ein Einblick, der bei uns im Mittelalter sonst<br />

selten möglich ist! Doch da Herr Archivar Dr. Stärkle in St. Gallen hierüber<br />

bereits einen eingehenden Auszug (<strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen VI,<br />

Nr. 6498 a) verfasst hat, so mag es hier genügen, zur Hauptsache an Hand dieses<br />

Auszuges, wenigstens das wiederzugeben, was die Herren von Schellenberg be-


— 268 —<br />

trifft. — Vom 12. Mai 1459 datiert ein Aniassbrief zwischen Virich Rösch*.<br />

Pfleger des Gotteshauses St. Gallen einerseits und den Grafen-Brüdern Hug<br />

und Ulrich von Montfort anderseits um die Güter zu Wasserburg. Man wolle,<br />

den Streitfall vor Bügermeister und Rat zu Konstanz bringen. Dieser Anlass­<br />

brief ist inseriert im Spruch von Bürgermeister und Rat zu Konstanz vom<br />

24. Nov. 1459. Dieser Spruch befindet sich auf Pergament-Original im Stifts­<br />

archiv St. Gallen N. 3. Q. 15. Vom Anlass-Brief befindet sich eine Kopie im<br />

Reichsarchiv München, Herrschaft Wasserburg A Nr. 1, S. 44, welcher histo­<br />

rische Erläuterungen vorausgehen. So steht da die Notiz: Nachdem Graf<br />

Heinrich 9<br />

von. Montfort die Burg Wasserburg, den Hof zu Hegi und beider<br />

Zubehörde, von dem von Ebersberg in seine Hand gebracht hätte, sei er in unge­<br />

störtem Besitz gewesen, ausser dass Märk lf><br />

Eglolf 11<br />

von Schellenberg und sein Bruder<br />

Ansprüche erhoben, aber laut Briefes darauf verzichtet hätten (vgl.<br />

Schiess, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Galten, VI, Nr. 6301). Der Spruchbrief<br />

selbst enthält nichts über die von Schellenberg (vgl. Schiess a. a. 0. t Nr. 6368).<br />

Auch die Promulgationsurkunde vom 29. (?) November 1459 enthält nichts<br />

(Sliftsarchiv St. Gallen N. 3. Q. 16; vgl. Schiess a. a. 0., Nr. 6369).<br />

Damit kommen wir zu unserer Hauptquelle, nämlich zum Spruchbrief<br />

vom 13. April 1461. Bürgermeister und Rat zu Konstanz erklären: In den Strei­<br />

tigkeiten zwischen dem Pfleger Ulrich Rösch namens des Gotteshauses St. Gallen<br />

und den Grafen Hug und Ulrich von Montfort, Herren zu Rotenfels und Tett­<br />

nang, über die Kirche und den Kirchensatz zu Wasserburg und über die Burg<br />

Wasserburg und den Hof .zu Hegi samt Zubehörden, worüber die Parteien sich<br />

laut Anluss vom 12. Mai 1459 auf sie, nämlich auf Bürgermeitser und Rat zu<br />

Konstanz als Gerichtsinstanz, geeinigt haben und der Pfleger für sich und das<br />

Gotteshaus, Graf Hugo für sich und seinen Bruder mehrmals vor ihnen in<br />

Recht gestanden und auch über etliche Punkte Sprüche getan worden sind,<br />

ist. als beide Teile die Hauptsache vorbringen wollten, entschieden worden, dass<br />

sie Klage, Rede, Widerrede und ihre Briefe schriftlich eingeben und alle frü­<br />

heren Sprüche, den Anlass, die Vollmachten und den Spruch vom 24. Novem­<br />

ber 1459 vorlegen sollten. Dies ist auch geschehen, sodass der Spruchbrief vom<br />

13. April 1461 nebst dem Urteil und den genannten Belegstücken in seinem<br />

grössten Umfange drei eingehende Klageschriften des Gotteshauses St. Gallen,<br />

drei Antwortschreiben der Grafen von Montfort sowie je eine Nachrede der<br />

Parteien enthält.<br />

Die erste Klage des Pflegers von St. Gallen gegen die Grafen von Montfort<br />

sagt: Der Hof zu Hegi und die Burg Wasserburg sei des Gotteshauses St.<br />

Gallen rechtes Eigen und vor Zeiten in Pfandes Weise in der von Schellenberg<br />

Händen gestanden, dann von einem von 'Schellenberg-Wasserburg in gleicher<br />

Weise an die von Ebersberg gekommen, die ihre Rechte auf Graf Heinrich<br />

von Montfort, den Ahnherrn 12<br />

der beklagten Grafen übertragen haben. Da nun<br />

Hof und Burg Pfand des Gotteshauses St. Gallen sind, laut zweier gesiegelter<br />

Briefe von Mark von Schellenberg und eines solchen von Ulrich von Ebersberg,<br />

wonach ihm das Pfand vor Abt Kuno in gleichen Rechten, wie der von


— 269 —<br />

Schellenberg es inne hatte, gefertigt worden ist, begehrt der Pfleger, das ihm die<br />

Grafen die Lösung gütlich gestatten oder rechtlich dazu angehalten werden.<br />

I eher den Kichensatz zu Wasserburg begehrt der Pfleger einen Spruch, dass<br />

die Grafen ihm auf seine Forderung die Lösung gestatten sollen und dass<br />

seine Briefe etc. verhört würden. Diese sind u. a. folgende: Drei Ve.rschreibun-<br />

gen von Mark von Schellenberg und Ulrich von Ebersberg vom 26. Sept. 1379<br />

und 19. und 21. Sept. 1385 (oben Nr. 57, 64, 65).<br />

Die erste Antwort der Grafen sagt: Die Behauptung, dass die Wasserburg<br />

und der Hof zu Hegi pfandesweise in ihrer Vorfahren und ihrer Hand gewesen<br />

und noch seien, befremde sie, da ihre Vorfahren die Güter vor 60, 70 und<br />

80 Jahren gekauft hätten da sie vor Landgericht in ihre Hände aufgegeben<br />

worden seien und da sie und ihre Vorfahren sie über 60 Jahre in stiller,<br />

nützlicher Gewehr als Ihrige unansprechig innegehabt hätten. Sie seien also dem<br />

Pfleger von St. Gallen nichts schuldig. Auch betreff Kirchensatz Wasserburg<br />

erklären sie nichts schuldig zu sein. Dies werde bewiesen, so sagen sie, durch<br />

Schreiben der Eidgenossen und durch das Verhallen des Pflegers in gütlichen<br />

Tagen, wo er meinte losung halb uns nicht schuldig sin. Es folgen die ins<br />

Recht gelegten Dokumente.<br />

In der zweiten Klage des Pflegers von St. Gallen heisst es dann u. a.:<br />

Da die Güter zu Zeiten derer von Schellenberg und Ebersberg Pfand waren,<br />

so konnte keine Länge der Zeit noch jemand andrer sie rechtlich zu jemands<br />

Eigen machen und mehr als seine Rechte verkaufen; er vertraue also, dass<br />

das Innhaben, auf das die Grafen sich berufen, keine gewerd sei noch heisse und<br />

ihm das Recht zur Lösung zuerkannt werde.<br />

In der zweiten Antwort der Grafen erwidern diese auf die Behauptung<br />

des Klägers, Pfänder hätten kein gewerd; Das hätte wohl Geltung, wenn einer<br />

einem ein Gut zu Pfand versetze und dasselbe pfandweise von einer Hand in<br />

die andere gegeben und genommen würde, nicht aber für den Fall, dass einer<br />

ein Gut, das sein Pfand wäre, einem andern für sein Gut zu kaufen geben<br />

würde und der Käufer dieses Gut als das Seine und nicht als Pfand erwürbe.<br />

Nach dem kaiserlichen Rechte könnten die Pfandschaften höchstens bis zu<br />

40 Jahren gewer behalten; es wäre eine Gefahr für die allgemeine Rechtssicherheit,<br />

wenn einer oder seine Vorfahren ein Gut recht und redlich erkauft und<br />

als das Seinige oder Ihrige mehr als 40 Jahre besessen und wenn dann ein<br />

anderer, der neben ihm gesessen und um den Kauf gewusst habe, nach Verlauf<br />

von 40 bis 60 Jahren das erkaufte und ersessene väterliche Erbe auf<br />

Grund einer Pfandschaft beanspruchen und abheben wolle. So könnte niemand<br />

mehr seiner Käufe sicher sein, jeder müsste fürchten, die Verkäufer würden die<br />

(fiiter wieder beanspruchen, wie es jetzt mit der Wasserburg und dem Hofe<br />

zu Hegi der Fall sei. Auf die vom Pfleger eingelegten Briefe (oben Nr. 57, 64, 65)<br />

antworten die Grafen mit acht Dokumenten (u. a. oben Nr. 53, 54, 55, 56, 81, 82,<br />

HS und 85). auf Grund derer sie in 15 Punkten den Nachweis bringen wollen,<br />

dass der Kläger sich zu Unrecht auf seine vogelegten Urkunden stütze. Nach<br />

der Abschrift des Briefes vom 16. Dez. 1374 (oben Nr. 53) heisst es auf fol. 19* ff:


— 270 —<br />

Lieben fründ, Jn disem verlesen briefe, verstät üwer wyfihait wol,<br />

wie märck von Schellemberg, der benempten guter, selbander, sich<br />

mit Recht vnd vrtail vertzigen hat, vnd die/Vlrichen vnd rüdolffen<br />

von von' Ebersperg, vbergeben hat, ... So wysent / des pflegers<br />

berürten brieflin datum, das erst drützehenhun- dert achtzig vnd nun<br />

Jär, am mentag vor sant mich eis/tag Item des andern datum drutze-<br />

henhundert funff vnd-/achtzig Jar, am zinfitag vor sant Mathes tag<br />

(oben Nr. 64) Defihalb üwer wyfihait wol verstät, das märck von<br />

schellemberg, zü zyten / so des pflegers brieflin, geben sind, nicht-<br />

zit an den guten ge- hebt hat, defihalb er sich der güterhalb, nichtzit<br />

Bekennen / noch verschriben mocht, vnd die brieflin daruff der pfle-<br />

ger, sinen grund setzt gantz vernicht, Item, zü dem andern .'mal Bringen<br />

wir für üwer wyfihait, wie das ainer, mit namen peter pregentzer, 13<br />

als ain trager, sins Brüder kind vermaint hat, das märck von schel­<br />

lemberg, ettwas vber- türung, an den benempten güten, dennocht ha­<br />

ben möcht / vnd hat daruff vor dem lantgericht anlaitung, vnd insetzen<br />

/ ouch des briefe' erlangt, die pitten wir üch och zü hören etc. Es<br />

folgen die obigen Nr. 55 und 56. Dann heisst es: K<br />

lieben fründ Jn den<br />

zwain briefen verlesen, verstät üwer, wyfihait wol, hett märck von<br />

schellemberg ettwas gerechtigkait , an den vorgeschribnen güten,<br />

Jm selb haimlich oder offenlich behalten das sin mag oder nit, so<br />

hett doch das der pregentzer, die selben gerechtigkait, mit recht vnd<br />

vrtaile behalten rechteclich ersessen etc. //* Also das Märck von<br />

Schellemberg daran gantz nütz , hett, noch haben mochte, als ouch<br />

als ouch'der brief, datum, / wyset.. ; 5. April 1378 und 19.Nov. 1378 (oben<br />

Nr. 55, 56) die elter sind •' wann des pflegers vorberürten brieflin, da­<br />

ruff er gründet, / daby sich aber mer erfindet das er zü den zyten,<br />

so er die brieflin / sol geben haben, gantz nichtzit an den güten ge­<br />

hebt hat, weder haimlich 'noch offennlich vnd dauon nicht bekennen<br />

noch ver-'siglen mocht vnd die brieflin vernicht vnd vnkrefftig sind<br />

etc / Item zü dem dritten so hat üwer wyfihait wol verdstanden /' jn<br />

den verlesnen briefen, daz märck von schellemberg zü den selben,/


— 271 —<br />

zyten als datum des pflegers brieflin wiset, ain offen verschrib-, en<br />

ächter u<br />

, gewesen ist, vnd nach dem, Rechten weder zü zügnuß , noch<br />

zü besigeln noch zü uerschriben noch zü handien, nit , düchtig gewe­<br />

sen ist, vnd was er ouch geben hett, wer undüchtig / vnd vnkrefftig vn-<br />

gelouphafft, dauon nicht zü halten, vnd, , mocht sich dero kains, nie-<br />

mant Jm rechten behelffen, oder bruchen / dauon, ist, von sinen zwain<br />

brieflin gantz nicht zü halten etc. Item zum Vierden So ist der obgeschri-<br />

ben märck, von ' Schellemberg, Jn pann gewesen, defihalb, er aber,<br />

zü' den selben zyten, datum siner brieflin, mit allem sinem tün vn-<br />

düchtig / ist gewesen, als Jr Jn dem briefe hienach verschriben ouch<br />

ver- nement etc. Es folgt obige Nr. 54; dann heisst es i<br />

: Item zürn fünff-<br />

ten so sind des benempten pflegers brieflin vndüchtig vnd gar merg-<br />

klich arckwenig vnd vnglobhaft,,' Zü halten vmb daz das er Jn schul­<br />

den, gewesen ist Vnd umb schuld Jn die aucht, vnd an den güten<br />

nichtzit mer hett, noch be- haben möchte, als Jr daz Jn dem obgemelten<br />

briefen gehört haben, vnd mag die brief geben haben, durch nid oder<br />

haß oder ettwas, / an den güten zü uerpergen wollen, vnd vor den<br />

Schuldnern sine / güt zü uerschlahen, denn das recht sollichs vertün<br />

der güter vernimpt, 1<br />

das das beschäh zü betrügen, den Schuldner Jn<br />

latin Jn fraudem credi-;toris etc. Item züm sechfiten das üwer wyfihait<br />

verstände, , das die von schellemberg vnd ander, sich der brieflin<br />

daruff der , pfleger gründt, nit gehalten hand, der nit kantlich gewe­<br />

sen sind / Sunder mergklich wider Jnnhaltung der benempten haim-<br />

lichen brieflin gehandelt hand, vnd dauon nit wissen wolten / So hat<br />

märck vnd sin brüder, von schellemberg vnnserm anherren 9<br />

, an­<br />

gestrengt der güt halb vmb lehen von sant Gallen, vnd nit / als vmb<br />

pfand von sant Gallen, vnd Jnsunder so ist märck, von schellem­<br />

berg, vmb den aiiickel des lehens, von sant Gallen vnnsers an­<br />

herren fynd worden, vnd hat den ettwielang zyt / bekriegt 1<br />

", das nun<br />

zü recht gericht vnd Jm rechten gehandelt ' ist, als hienach folgt Bit­<br />

ten wir uch zü hören. Hier folgen die Urkunden vom 21. Jan., 19. März<br />

und 18. Juni 1398; oben Nr. 81, 82 und 83. ffifth folgt 1<br />

" : Jn disen briefen,<br />

verstät üwer wyfihait wol wie die sach ge-, handelt ist, das die von


— 272 —<br />

schellemberg, vff den grund der lehen vnd nit der pfand kriegt<br />

vnd gerechtet hand, vnd da durch das Recht für den abt sant Gal­<br />

len gewyfit ist, vff sollichs ouch abt Clin" 5<br />

sich der sach beladen<br />

vnd angenomen hat, vnd als ain lehenherr, sinem Bropst befolhen,<br />

das recht, mit den lehen- lüten, zü besitzender selb probst, mitsampt<br />

den lehenlüten, , das recht besessen, vnd andern verzwickt tag, wider<br />

als vmb / ain lehen, für den apt als den lehenherren, gemacht hand ,<br />

Daby Jr wol verstandent, nach des pflegers brieflin vnd allen er-<br />

gangnen Sachen alle parthye Jn der sach gewand gewesen , sind, abt<br />

Cün als ain lehenherre, vnnser anher, Graf ' hainrich" von schel­<br />

lemberg, vnd ouch den lehenlüten, des gotz- hus sant Gallen die<br />

dingjnlehens recht vnd forme gehandelt; hand vnd nit Jn pfandfiwyse,<br />

vnd als pfand, defihalb aber die brieflin vorberürt, vnglobhaft vnd<br />

vernicht sind Item die sibend vrsach das die benempten<br />

brieflin von märcken von schellemberg lutend nit Jn glicher form<br />

vnd datum lutet Sunder der erst, zwayung von Ebersperg, der<br />

ander ainen von Eber-.sperg mitsampt, ander vngelichens defihalb<br />

sy aber, arck-/wenig vnd vngelouplich, als Jr" Jn den selben brieflin<br />

wol / verstandent. Zum achten wird der Brief vom 16. Dez. 1374 (oben<br />

Nr. 53) besprochen, der'' der eltst brief ist Das märck von / Schellem­<br />

berg vor offem verpannem lantgericht, mit ange-'dingtem fürsprechen,<br />

offennlich bekennt, hät, den hof hege, vnd die Burg Wasserburg,<br />

mit aller Jr zügehorung, für sinen hof, vnd sine Burg, vnd für das<br />

sin hin Jnngehebt, als der selb, briefe, Jnnhalt, vnd darnach erst,<br />

vsserhalb rechtes, vnd haim-/lichs Dem abbt ainen briefe gegeben sol<br />

haben, das der hof / hege, des apts recht aigen, vnd die andre guter,<br />

pfand sige ,' vnd aber, nach dem selben brief, den er dem abbt geben<br />

haut , vber langzyt märck von schellemberg 10<br />

, die selben güt<br />

offenn- lieh für das sin angesprochen, vnsern anherren bekriegt, vnd ,<br />

das Recht, als vmb lehen, für den lehenherren, zögen, vnd / aber nach<br />

ergangnen dingen vnnserm anherren durch teding . mitsampt andren<br />

von schellemberg, züsprüch, die er ver-.maint hät, zü den güten,


— 273<br />

als zü sinen güten. zü kouffen geben hand vnd verbrieft vnder sinem<br />

Jnsigel. mitsampt sinem brüder vnd andern fürsten, Grafen vnd her­<br />

ren Jn sigel - - - Es folgt die Urkunde vom 11. März 1399; oben Nr. 85.<br />

Dazu heisst es' 1<br />

: In dem brief verstandent Jr wol, wie märck von<br />

schellemberg vnd ander, vor den brieflin daruf der pfleger grün­<br />

det offennlich vor gericht, mit angedingtem fürsprechen, die güt alle,<br />

für sin güt bekent, die vrkünd nun nit / grösser gesin mag, vnd aber<br />

nach den brieflin märck vnd her . Eglof, die güt aber vor gericht,<br />

als daz Jro angesprochen hand vor recht vnd darnach aber be-<br />

sigelt, mit fürsten grafen rittern vnd knechten, sigeln, defihalb hoffen<br />

wir üwer wyfihait soll / erkennen, daz solch haimlich emytten' In-<br />

geben brieflin als vnge- lophafft vns gantz vnschedlich sin sollent.<br />

Item der nund artickel das die brief vnd vrkünd, so die von<br />

schellemberg vns / hierinn geben hand, sind offenlich geben mit<br />

me Jnsigel besigelt / mit me kantnüfi denn mit ainem man, vnd<br />

ouch vntz vff ,' den tag die guter, nach Jnnhalt der selben brief<br />

gehandelt, die / güt besessen, vnd herbracht haben vnd siner be-<br />

rürten brieflin , haimlich geben, haimlich gehebt verswigen vnd<br />

verdruckt, sind So hoffen wir nach aller gestalt, der sach das die<br />

vernicht ' vnd kraftloG sigen Item das legen wir üch Jn das Recht,<br />

als / ain vrsach, wider dem brieflin, so von vlrichen 1<br />

' von schel-<br />

lem-, berg lutet, Item der zehend, artickel, daz das brieflin von /<br />

vlrich von ebersperg Iutend, der seit nit anders, denne vff / der<br />

von Schellemberg brieflin, vnd sind vff ain zyt geben ' vnd wan<br />

denn, des schellembergs brieflin, vntüchtig sind So ist ouch alles<br />

das daruf gät, vntüchtig.<br />

Die Punkte 11 — 15 ' betreffen nicht mehr die von Schellenberg, sondern die<br />

von Ebersberg. Abschliessend ' wird noch betont, dass schon Abt Kuno sich<br />

nicht getraut habe die fragwürdigen schellenbergischen Briefe zu verwenden.<br />

Auch habe Abt Kuno im brieflichen Verkehr mit denen von Schellenberg und<br />

von Ebersberg niemals von einem Pfände geschrieben.<br />

Die dritte Klage und Schlussrede des Pflegers" enthält folgendes: Gegenüber<br />

dem Einwand der Grafen von Montfort, die von Ebersberg hätten die<br />

betreffenden Güter als die ihrigen an sie verkauft, erklärt der Pfleger, erstere<br />

1 8


— 274<br />

hätten nur ihre Rechte veräussern können. Wären sie nicht als Pfand in die<br />

Hände der Grafen gekommen, so müsste es sich beim Kauf entweder um eigene<br />

Güter oder um Lehen handeln; im ersteren Fall bekennen die Grafen selber,<br />

es seien die Güter ihnen nicht als Eigen verkauft worden, im andern Fall lagen<br />

keine Beziehungen zum Lehenrecht vor. Der Brief vom 16. Dezember 1374<br />

(oben Nr. 53) nenne keine Verkaufssumme; wären die Güter als eigen oder<br />

ledig verkauft worden, wäre sie auch erwähnt worden, folglich müssten sie<br />

Pfand sein, das man nicht ersitzen könne. Dann wird ein Brief vom 28. August<br />

1386 besprochen, der uns weiter nichts angeht (s. Stärkle, <strong>Urkundenbuch</strong> der Ab­<br />

tei St. Gallen VI, S. 720, Nr. 14). Dann heisst es aber: In den erwähnten Kauf-<br />

'briefen sei niemals die Rede von Lehen gewesen, sie könnten weder von den<br />

Schellenbergern noch von den Ebersbergern einen alten Lehenbrief voriceisen.<br />

Selbst dann, wenn Abt Kuno ihnen die Güter bedingungslos als Lehen über­<br />

geben hätte, so wäre der Akt doch rechtsungültig, denn es darf kein Prälat<br />

Stiftsgut ohne Erlaubnis des Konvents jemandem zu Lehen geben; dass sie<br />

übrigens nur von Abt Kuno einen Lehenbrief vorlegen könnten, beweise, dass<br />

kein Abt sich für berechtigt hielt, die Güter als Lehen anzusehen. Falls die<br />

Herren von Sehellenberg und Ebersberg nach der Behauptung der Grafen mit<br />

den erwähnten Gütern wie mit ihrigem geschallet haben sollten, so hätten sie<br />

doch damit als mit ihrem Pfand gehandelt und nicht als Lehen; so spreche der<br />

Lehenbrief -Graf Heinrichs mehr für das Gotteshaus als gegen dasselbe. — Es<br />

folgt die Widerlegung der 15 Punkte, mit denen die Grafen die vom Pfleger<br />

vorgelegten Briefe als nichtig und ungültig darzustellen versuchten. Ob die<br />

Güter damals in den Händen des von Schellenberg gewesen seien oder nicht,<br />

verschlage nichts, denn er habe bloss bekannt, dass Abt Kuno den Verkauf des<br />

Pfandes an die von Ebersberg gestattet habe, womit auch der Pfandbrief Ulrichs<br />

von Ebersberg inhaltlich übereinstimme. Die Tatsache der Uebergabe des Pfan­<br />

des ergebe sich aus zwei Briefen, welche die Grafen wegen Peter Bregenzer der<br />

üherthürung halb gegeben habe (oben Nr. 55 und 56). Wenn die Grafen be­<br />

haupten, die Pfandschaft berühre nicht das Gotteshaus, sondern bloss die von<br />

Schellenberg und Ebersberg, so wiederspreche dies den von ihnen vorgelegten<br />

Briefen, dem gemeinen lümbd und der Kundschaft, die er zu verhören begehre.<br />

Sie reden anders, als ihr Ahne in seinem Handel mit Egli und Märk von<br />

Schellenberg vor Rudolf von Sulz 16<br />

dem altern, als Schiedsrichter gesprochen<br />

habe (oben Nr. 81 und 82). Was den dritten und vierten Punkt anbelangt,<br />

Märk von Schellenberg sei zur Zeit der Uebergabe des Briefes an St. Gallen<br />

in Acht und Bann gewesen, so ergebe sich das keineswegs aus dem Vergleich<br />

der Briefdaten; selbst wenn er es gewesen wäre, was jedoch nicht feststehe, so<br />

wäre er trotzdem nicht unfähig gewesen jene Briefe auszustellen; die Handlungs­<br />

fähigkeit eines Aechters sei nicht gänzlich aufgehoben. Wenn die Grafen im<br />

fünften Punkte erklären, letzlerer sei so verschuldet gewesen, dass er überhaupt<br />

nichts mehr gehabt hätte, so lasse sich nicht erklären, wie dann, dessen Söhne<br />

ihre Rechte an Wasserburg und Hegi um 1500 Pfund Denare hätten, verkaufen


— 275 —<br />

können. Auf den sechsten Punkt der Grafen, Mark und seine Söhne hätten von<br />

den Briefen, auf welche sich der Pfleger stütze, nichts wissen wollen, gibt er<br />

zur Antwort, es lasse sich nicht beweisen, dass Mark gegen die Briefe, die er<br />

dem Gotteshaus gegeben habe, je etwas geredet hätte. Die Fehde zwischen dem<br />

Ahnherrn und denen von Schellenberg berühre nicht Märk, sondern dessen<br />

Söhne: Eglolf, den Ritter, und Märk. Dass sie wider ihres Vaters Brief gehandelt<br />

oder der Grafen Ahnherrn der guot hall» umh lehen von sant Gallen ange­<br />

strengt haben, werde sich nicht beiveisen lassen; im Gegentt.il ergebe sich aus<br />

dem Briefe vom 19. März 1398 (oben Nr. 82.), dass die Gebrüder von Schellen­<br />

berg Graf Heinrich von Montfort zuogesprochen hand umh pfand, während der<br />

Graf in seiner Antwort erklärt hätte, die Güter wären sein, er hätte sie vom<br />

Abt von St. Gallen zu Lehen. Wenn auch die Schellenberger im nämlichen<br />

Briefe die Güter als Lehen bezeichneten, so sei das kein Beweis, da man niemals<br />

das, was einem Gotteshause als eigen gehöre, zu Lehen machen dürfe. Dazu<br />

seien die beiden Herren von Schellenberg schon in ihren jungen Tagen in<br />

fremdes Land 19<br />

gekommen und hätten nach ihrer Rückkehr diese Verhältnisse<br />

nicht gekannt. Der Kläger halte es für unbillig, dass der Grafen Ahne gegen<br />

die Schellenberger in dem Anlassbrief vom 21. Januar 1398 (oben Nr. 81)<br />

wegen des Kirchensatzes rechtlich vorgegangen sei, nachdem er zuvor zwei<br />

Briefe des Inhalts besiegelt habe, dass letzterer dem Gotteshaus St. Gallen<br />

gehöre. Auf den Einwurf der Grafen, die von Schellenberg hätten auf Grund der<br />

Lehen und nicht des Pfandes mit dem Montforter gerechtet, wobei die Parteien<br />

ihren Streit vor den Abt von St. Gallen als Lehenherrn getragen hätten, ant­<br />

wortet der Pfleger, das finde sich nicht in den von den Grafen vorgelegten<br />

drei Briefen, denn ir znospruch zu dem Grafen sei umb ein pfand gewesen,<br />

als der ander briefe dis ußwyßt. Ebenso wenig habe man einen Beweis dafür,<br />

dass man vor dem Lehenherrn in der Hauptsache um Lehen gestritten habe.<br />

Obwohl in des von Bussnang' 0<br />

Brief vom 18. Juni 1398 (oben Nr. 83) be­<br />

stimmte Rechtsdaten angesetzt seien, wären diese doch nicht nach Lehenrecht<br />

gehalten worden. Den siebenten und achten Punkt habe der Pfleger eigentlich<br />

schon widerlegt. Auf die Behauptung der Grafen, Märk von Schellenberg habe<br />

vor Landgericht den Hof Hegi und die Wasserburg als seinen Hof und seine<br />

Burg bezeichnet, sei zu antuorten, es habe das nichts zu bedeuten. Wenn einer<br />

auch ein Pfand habe, könne er gleichwohl sagen, es sei sein, obwohl es Pfand<br />

geblieben. Es könne auch nicht bewiesen werden, dass Märk i>on Schellenberg,<br />

der zuvor Abt Kuno den Brief gegeben, über lange Zeit dasselbe Gut öffentlich<br />

als das seinige angesprochen und nachher samt seinen Söhnen durch tedinge dem<br />

Ahnherrn der Grafen verkauft habe, denn im letzteren Kaufbrief rede kainer<br />

von Schellemberg noch siegle keiner ausser die Söhne Märks. Der zehnte Ar­<br />

tikel, wonach der Brief Ulrichs von Ebersberg auf jenen Schellenbergers sich<br />

stütze und daher keine Geltung hätte, lasse er wort sin. Was den zwölften<br />

Artikel belange, so sei es genug, ivenn bloss einer bekenne, dass die von den<br />

Schellenbergern erworbenen Güter Pfand des Gotteshauses seien. Zum dreizehn­<br />

ten Artikel heisst es, der von Ebersberg habe die Güter zu Hegi und Wasser-


— 276- —<br />

bürg von Märk von Sek eilen barg mit Abt Kuno's Vollmacht als Pfand des Got­<br />

teshauses versetzt. Dieser eine. Brief schon beweise zur Genüge, dass die ge­<br />

nannten Güter weder Eigen noch Lehen, sondern allein Pfand sein müssen . . -<br />

Die dritte Antwort und Schlussrede ' der Grafen bemerkt: In ihrer Wider­<br />

rede hätten sie dargelegt, dass der gewert hall) die fraglichen Güter kein Pfand<br />

wären, sondern nach kaiserlichem und allgemeinem Recht ersessen seien. Die<br />

.Briefe derer von Schellenberg und Ebersberg, welche die Pfandschaft beweisen<br />

sollten, seien unglaubhaft und formell zu beanstanden. Abt Kuno habe sie<br />

selbst im Patronatsstreit mit ihrem Ahnherrn nicht hervorgezogen. Zur Erhör-<br />

tung seiner Behauptung, dass die Güter vom Gotteshaus St. Gallen ein Pfand<br />

seien, führe der Pfleger an, es seien die Leute zu Wasserburg und Hegi rechte<br />

Gotteshausleute von St. Gallen, die zur Zeit, da sie nach Lindau und Ravens­<br />

burg-' verpfändet worden seien, sich dagegen verwahrt hätten; es seien hierüber<br />

noch zwei versiegelte Urkunden, welche sie in ihre Gewalt gebracht hätten und<br />

nun dem Gericht vorlegen sollten. Sie wollen sich der Verlesung derselben nicht<br />

widersetzen, aber auch ihre diesbezügliche Antwort vorbringen (vgl. Urkunde<br />

vom 13. Feb. 1364 und vom 21. Aug. 1386. oben Ar. 45 und 66). Die Grafen<br />

erklären, die beiden vorgelesenen Briefe berühren die Frage der Pfandschaft<br />

gar nicht; es werde lediglich dargelegt, dass die Leute von Wasserburg und<br />

Hegt rechte Vogtleute des von Schellenberg seien; es sei übrigens ein geringer<br />

Unterschied zwischen \ogt- und Eigenleuten. Beide seien zudem in Kaiser<br />

Sigmunds '•Goldener Bulle» einander gleichgestellt worden. Nach dem 2. Briefe<br />

wehren sich die Leute dagegen, Eigenleute Rudolfs von Ebersberg zu sein, sie<br />

sei'-n Vogtleute und Lehen von St. Gallen und könnten als solche nicht ver­<br />

pfändet werden. Die von Schellenberg hätten im Streit mit dei -n von Ebersberg<br />

t tu L-geben. noch einige Rechte an den veräusserten Gütern zu haben; sie hatten<br />

ans dem gleichen Grunde am h mit ihren Ahnen gestritten, wobei die Leute mit<br />

der l.rklärung. sie seien \ ogtlculc i>nd Lehen von St. Gallen, zu keiner Partei<br />

hielten. \\ ir könne man da noch aus diesen alten I r'-unden den Beweis schöpfen<br />

wollen, dass sie Pfand vom Gotteshaus St. Gallen seien? Nach anderweitigen<br />

Itt'tnei knnsen folgt anhand der eingelegten Brieje (s. oben Nr. 53, 55, 56) die<br />

lieh an pt ii n u für den rechtmässigen Kauf und im Anschluss daran die Wieder-<br />

i-ab*- iter I rkunde betreffs Erwerbung der überthürung von den Ebersbergern<br />

I üben Ar 58). Abt Kuno habe ihren Ahnherrn mit den erkauften Gütern be­<br />

lehnt, dir auch im Streit mit den Schellenbergern und Ebers! "rgern als Lehen<br />

f i-lrnchirt worden seien. Deshalb belange sie der Pfleger unb' :<br />

Iger weise wegen<br />

i'fandKchaft; nuchdeni i doch ihre Vorfahren die betreffenden Güter von denen<br />

von Srh.dlenherg und Ebersberg öffentlich uffrechi und redlich in unser hannd<br />

t rknuffl und gebracht haben und die Verhandlungen keinen Beweis geliefert<br />

hätten, dass sie pfandweise in ihren Besitz gekommen seien. Wäre letzteres der<br />

Fall gewesen, so wäre es nicht nötig gt wvsen, hivfür du- Lehen zu erfordern und<br />

zu empfanden. Das Lehen sei erhalt en in einem Bei ersbrief. im Gerichtsbrief<br />

des (trafen Rudolf von Sulz (oben Nr. 82) und im Brief des von Bussnang<br />

(tdjen Ar- Si'i), welche den Entscheid des Lehensstreites mit den Schellenber-


— 277 —<br />

gern enthalten . . . Wenn die von Schellenberg gemeint hätten, die Güter der<br />

h.bersberger seien ihr Pfand gewesen, so habe sich dies auf die Lehen bezogen,<br />

zu denen sie Losung haben sollten. Nach kurzen Entgegnungen auf die Ausle­<br />

gung des Lehensbegriffes von Seite des Pflegers antworten die Grafen auf den<br />

\ orwand, es sei ja von den Schellenbergern und Ebersbergern kein Lehenbrief<br />

vorhanden: es genüge der LeJienbrief. den ihr Ahne erhalten habe . . . Wenn<br />

ferner der Pfleger sage, obwohl die von Schellenberg und Ebersberg mit den<br />

Gütern als wie mit dem Ihrigen gehandelt hätten, so seien sie doch ihr Pfand<br />

gewesen, so fteuen sie sich über dieses Bekenntnis. Wie. könne er aber da noch<br />

behaupten, dass sie. pfandweise veräussert worden seien. Es folgt eine längere.<br />

Widerlegung der Antwort des Pflegers auf die 15 Punkte, womit die Grafen<br />

jene Briefe derer von Schellenberg und Ebersberg, die von Pfandschaften reden<br />

nochmals als ungültig und wertlos hinstellen.<br />

Die. Nachrede des Pflegers" ist eine Stellungnahme zu den von den Grafen<br />

im Verlauf des Prozesses eingelegten Urkunden. Man verstehe aus den Briefen<br />

(oben Nr. 45 und 66), dass die Leute von Wasserburg und Hegi nicht Eigen­<br />

leute seien; tvären sie das. so hätten sie ihr Gut, darum sie erst nach Lindau und<br />

sodann nach Ravensburg verpfändet worden seien, nicht zu Recht ledig machen<br />

können; da sie tveder Mark von Schellenberg noch Rudolf von Ebersberg ange­<br />

hörten, hätte auch der Graf nicht mehr Rechte an ihnen haben können. Zudem<br />

stehe im zweiten Briefe, dass sie Vogtleute von St. Gallen seien. Diese eben er­<br />

wähnten Briefe stimmen inhaltlich mit jener Urkunde Märks von Schellenberg<br />

überein. worin letzterer erkläre, dass der Hof Hegi mit allem Zubehör, mit Leuten<br />

und Gutem des Gotteshauses zu St. Gallen rechtes Eigen sei, währenddem die.<br />

Steuer und das Vogtrecht über diesen Hof samt Leuten und Gütern Pfand des<br />

Gotteshauses seien. Wären sie Eigene oder Vogtleute des von Schellenberg oder<br />

von Ebersberg gewesen und nicht Pfand oder hätten sie die Leute vom Gottes­<br />

haus St. Gallen zu Lehen gehabt, was sich aber nie beweisen lasse, dann war"<br />

ihre Pfandschaft nie nachgelassen worden, selbst nicht einmal unter dem Vor­<br />

wand, dass sie Lehen seien; denn mancher hätte Leute und Güter vom Gottes­<br />

haus zu Lehen, die man trotzdem mit Recht pfänden könne. So lasse sich<br />

die Befreiung von obiger Pfandschaft nur dadurch erklären, dass wohl das<br />

Vogtrecht versetzt worden, die Eigenschaft aber dem Gotteshaus geblieben sei.<br />

Die Antivort der Grafen auf die Nachrede des Pflegers 1<br />

erklärt, der Streit<br />

rühre daher, weil der Pfleger meine, die Leute von Wasserburg und Hegi<br />

seien Pfand, während sie meinten, sie seien ihr erkauftes Gut, Erbe und Lehen;<br />

daher komme es nicht darauf an, ob sie Eigenleute oder Vogtleute seien, sie<br />

seien einfach unser erb vogtlüt und unser lehen von Sant Gallen und nit pfand.<br />

Der erste Brief, der 96 Jahre alt sei (oben Nr. 45) besage, dass viele Leute es<br />

beschworen hätten, dass sie rechte Vogtleute seien, was sie auch gegenüber dem<br />

von Schellenberg als ihrem Herrn bekannt hätten. Der zweite Brief, der über<br />

TO Jahre alt sei (oben Nr. 66) erwähne, dass viele Leute gestützt auf den alten<br />

Brief es eidlich bezeugt hätten, dass sie seine Vogtleute und Lehen von St.<br />

Gallen seien. Wenn der Pfleger behaupte, jene Briefe stimmen mit jenem Märks<br />

1 8 *


— 278 —<br />

von Schellenberg wohl überein. der die betreffenden Leute ah ein Pfand von<br />

St. Gallen erkläre, so entspreche das nicht der Wahrheit, denn die beiden<br />

Urkunden redeten anders als die vermainten brieflin- nicht von Pfandschaft,<br />

sondern von rechten Vogtle.uten und Lehen von St. Gallen. Die Grafen lassen<br />

auch die Folgerung nicht gelten, Lindau und Wasserburg hätten deshalb die<br />

Verpfändung der Leute von Wasserburg und Hegi zurückgezogen, da St. Gallen<br />

wohl das Vogtrecht, nicht aber die aigeuschafft derselben versetzt habe. Von<br />

einer Verpfändung sei in den bezüglichen Urkunden gar nicht die Rede, es<br />

stehe lediglich darin, es hätten die Leute es beschworen, dass sie Vogtleute und<br />

Lehen von St. Gallen seien und sie hätten den von Schellenberg als ihren Herrn<br />

und Vogt bekannt. Sollten die ehrbaren Leute von Lindau und Ravensburg ihr<br />

Urteil gegeben haben, uff daz das zuo wissen gewesen were. so hätten sie die<br />

Leute für Eigen derer von Schellenberg und Ebersberg betrachtet, da ja der<br />

Renner und Aichelberg, die Bürger in beiden Städten waren, sie als Eigenleute<br />

derer von Schellenberg und Ebersberg in die stetl gepfendt haben — . . .<br />

Es folgt das Urteil- : Bürgermeister und Rat zu Konstanz sprechen über<br />

die Streitigkeiten zwischen dem Pfleger Ulrich Rösch von St. Gallen und den<br />

Grafen Hug und Ulrich von Montfort, Herren zu Rotenfels und Tettnang über<br />

die Kirclie and den Kirchensatz zu Wasserburg und den Hof zu Hegi samt.<br />

Zubehörden auf Grund der schriftlich eingegebenen Klage, Rede. Widerrede etc.<br />

beider Teile etc.: 1) was die Burg Wasserburg und den Hof zu Hegi betrifft:<br />

wenn die Grafen schwören, dass ihnen nicht betvusst ist, dass Burg und Hof<br />

Pfand vom Gotteshaus St. Gallen seien, dass sie dergleichen nie von ihren Vorfahren<br />

vernommen und Burg und Hof bisher bei gutem Gewissen als Lehen<br />

innegehabt haben, so sollen sie der st. gallischen Ansprüche ledig und soll<br />

ihnen beides als Lehen verliehen, von ihnen als solches empfangen und anerkannt<br />

werden; 2) was die Lösung des Kirchensatzes und der Kirche zu Wasserburg<br />

betrifft, so soll sie dem Gotteshaus und Pfleger von St. Gallen bleiben.<br />

In diesem Prozess kommen die von Schellenberg-Wasserburg in der Darstellung<br />

der Grafen von Montfort schlecht, ja sehr schlecht weg, während der<br />

Pfleger von St. Gallen sie in Schutz nimmt und die Anwürfe gegen sie nicht<br />

gelten lassen will. Jedenfalls sprechen beide Parteien in ihrem eigenen Interesse.<br />

Da jedoch das Gericht in Punkt 1). der hier in Betracht fällt, die Sache derer<br />

von Montfort schützt, also offenbar die urkundlichen und geschäftlichen fraudulösett<br />

Machenschaften derer von Schellenberg nach der montfortischen Darstellung<br />

gelten lässt. falls sie den Eid wagen, so bleibt doch ein Makel auf<br />

denen von Schellenberg haften. Aber auch wenn man die sie betreffenden Urkunden<br />

aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts für sich allein liest, so bekommt<br />

man nicht gerade den besten Eindruck vom fragwürdigen Märk von<br />

Schellenberg zu Wasserburg. Doch Mancher hinterlässt ein übles Andenken,<br />

weil er in der Not nicht mehr allen moralischen Verpflichtungen nactikam,<br />

wahrend andere ein gutes Andenken hinterlassen, nur weil die Versuchung nie<br />

an sie herantrat!


(i Im Original A ' fol V — 6*.<br />

b fol. 6' — IV.<br />

c fol. IV — 13.<br />

d fol. 13 ff.<br />

e fol. 19' Mitte.<br />

f so in A '.<br />

g fol. 20 unten.<br />

Ii hier beginnt fol. 20'.<br />

i in A' u auf Rasur.<br />

Ic fol. 20' unten.<br />

I hier beginnt fol. 21.<br />

rn fol. 24 gegen die Mille.<br />

— 279 —<br />

n hier sollte zur Trennung der beiden Namen, die nicht zusammen gehören,<br />

ein Beistrich stehen.<br />

0 J korr. aus e.<br />

p fol. 24' oben,<br />

il fol 26' oben.<br />

r bedeutet «inmitten».<br />

s fol. 26' Mitte.<br />

t fol. 27' ff.<br />

u fol. 30 — 39'.<br />

v fol. 39' — 69.<br />

w fol. 69 — 70.<br />

x fol. 70 — 72.<br />

y fol. 72 — 73.<br />

1 Wasserburg am Bodensee, im bayr. Bez.-Amt Lindau.<br />

2 Hugo XIII. von Montfort zu Argen, erw. 1440 — f 1491, Sohn Wil­<br />

helms V. zu Tettnang.<br />

3 Ulrich V. von Monjort-Tettnang, erw. 1440 — f 1495, Bruder des Obigen.<br />

4 Rotenfels bei Immenstadt, bayr. Bez.-A. Sonthofen.<br />

5 Tettnang, Württemberg.<br />

6 Hegi, bayr. Bez.-A. Lindau.<br />

7 im Ober-Amt Tettnang, Württemberg.<br />

8 Ulrich Rösch von Wangen im Allgäu, geb. 1426, 1451 Grosskellner des<br />

Klosters St. Gallen, 1457 Pfleger, 1463 —f 1491 Abt; vgl. Histor. Biograph.<br />

Lexikon der Schweiz V (1929) S. 676.<br />

9 Heirich IV. von Montfort-Tettnang, erw. 1353 — f 1408, Vater Wil­<br />

helms V; vgl. Anm. 2.


— 280 —<br />

10 Markwart III. von Schellenberg-Wasserburg, f ca. 1390, Sohn Mark-<br />

narts //.. t 1335; vgl. oben S. 171.<br />

11 Eglolf II.. Pfarrer zu Ravensburg und Erolzheim; vgl. Stammtafel<br />

bei Büchel, Jahrbuch des Histor. Verein für das Fürstentum IJech-<br />

tentein VII (1907) S. 75 und 92.<br />

12 Grossvater.<br />

13 Peter Bregenzer, Bürger zu Lindau.<br />

14 Wohl seit 1375.<br />

15 Es betrifft dies nicht Marquart III., sondern dessen Söhne Mnrquart IV.<br />

und Eglolf V.; vgl. Büchel a. a. ().. S. 97 f.<br />

16 Kuno von Stoffeln (Hegau). Abt zu St. Gallen 1379 — 1411.<br />

17 l'lrich II. von Schellenberg, f 1386, Bruder Marku arts III. und Eglolfs II;<br />

s. Stammtafeln bei Büchel a. a. O.. S. 75 und 92.<br />

18 von Sulz, schwäbisches Grafengeschlecht aus dem Schwarzwald, das<br />

von 1508, beziv. 1510 bis 1613 auch über Vaduz regierte.<br />

19 Im y.ürichbiet und in Bayern; vgl. Büchel a. n. 0.. S. 96 f. und 100.<br />

20 Freiherren von Bussnang. Kt. Thurgau.<br />

21 Ravensburg, württembergische Oberamts-Stadt.<br />

22 Vgl. oben Nr. 45.<br />

HH. 1399 Oktober 22.<br />

Johans' vnd Hainrich' von Schellenberg gehrüder vnd Walther<br />

von Küngsegg ' geloben als Vögte von Konrad itml Clara von Brassberg',<br />

unii eventuell auch für sich, dem Abt Kuno von Sl. Gallen mit den Burgen<br />

Rrassberg. Hatzenriet" und Haldenberg'' als ljehensleute treu, gewartig und<br />

dienstlich zu sein.<br />

Original im Stiftsarchiv Sl. Gallen W. W. 4. A. 3. Pergament 45,5 ><<br />

21 cm. Giftische Kursive. Vorliniert und vorberändert. In der Plica sind drei<br />

Siegel eingehängt: 1. + S * 10HANIS * DE * SCHELE[N]BERG. Im Siegelfeld<br />

3 Mal geteilter Spitzschild (2 und '4 plastisch). Rund 2,2 cm. — 2.<br />

+ S. HEINRICI. DE. SCHELLENBERG. Im Siegclfeld 3 Mal geteilter Spitzschild<br />

(1 und 3 plastisch). Siegelform rund zu 2,3 cm. — 3. S\ WALTERE D\<br />

KVNSEGO. In vertikal-länglichem, oben und unten ins Schriftband reichendem<br />

Vierpass schräggestellter, in zwei Reihen gespindelter Spitzschild mit Helm und<br />

Helmzier. Siegelform rund zu 3 cm. — An der Plica rechts aussen 12. a lergo 9.<br />

Rückvermerk des Vrkundenschreibers: Reuersa walthers von küngsegg hansen<br />

vnd hainricheit / von schellenberg von herr Conr. von l>rah-/sperg kind vnd


— 281 —<br />

der lehen wegen, (15 Jht.:) 1399 / Braschperg bnrgsaess ouch / Railzenrieth<br />

vnd Haldenberg und AW.<br />

Nr. 2177.<br />

Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1809)<br />

Regest: Hüchel. Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />

Nr. 254. im Jahrbuch des Historischen Vrrcins für das Fürstentum Liechtenstein<br />

1901. S. 255 nach Wartmann; vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 67.<br />

1 Johann III. von Schellenberg-Laut räch f 1404. Sohn Heinrichs IV..<br />

dieser Sohn Heinrichs III., dieser Heinrichs II. und der Anna von Realt.<br />

Diesem begegneten wir oben in Nr. 32. Seine Nachkommen entfremdeten<br />

sich Ghurrätiens und Hessen sich nördlich des Bodensees nieder. Vgl.<br />

Büchel im Jahrbuch 1907, S. 63: Stammtafel.<br />

2 Heinrich V.. r 1410: s. Büchel ebd.<br />

3 Walter von Könipsegg (Gem. Guggenhausen. Oberamt Saulgau, Württem­<br />

berg), Schwager von Hans und Heinrich.<br />

1 Konrad und Klara von Brassberg (Oberamt Wangen. Württemberg},<br />

Kinder des vor 1399 verstorbenen Konrad von Brassberg und der<br />

Klara Anna von Schellenberg. Schwester Johanns II. und Heinrichs IV.<br />

Vgl. Büchel. Stammtafel im Jahrbuch 1907, S. 63.<br />

5 Ratzenriet. Oberamt Wangen, Württemberg.<br />

6 Haldenberg. Gem. Deuchelriet Oberamt Wangen.<br />

89. ' 1401 Juli 6.<br />

Johannes von Schellenberg als Vogt und Pfleger der Kinder Herrn<br />

Konrads sei. von Brassberg. Heinrich von Schellenberg, sein Bruder, -und<br />

Walter von Königsegg. Mitpfleger und Vogt des Konrad sei. 1<br />

, verkaufen<br />

Burg und Burgstall Haldenberg- mit Zubehör dem Andreas Wermeister<br />

von Wangen 3<br />

. Verkaufsgaranten sind Graf Wilhelm von Montfort-Bregenz. 1<br />

Merk von Schellenberg. sesshaft zu Gaienhofen." Ulrich von Königsegg. 1<br />

'<br />

sesshuft zu Marstetten.' und Hans von Schellenberg.* des obgenannten Han­<br />

sen von Schellenberg Sohn.<br />

A b s ch ri j t im Stiftsarchiv St. Gallen, Rubrik CLIV, fasc. 5. Papierblatt<br />

zu 4 Seiten ä 19.5 X 31,5 cm. Flüchtige deutsche Schrift des 18. Jahrhunderts.<br />

— Das Original war lt. Siegelankündigung besiegelt von den Verkäufern und<br />

Garanten.


Ar. 2228.<br />

— 282 —<br />

Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

Regest: Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />

Ar. 261. im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein<br />

1901, S. 256; vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 67.<br />

1 7.u diesen Personen vgl. 22. Okt. 1399.<br />

2 Gem. Deuchelriet, Oberamt Wangen, Württemberg.<br />

3 Wangen an der Argen, Württemberg.<br />

4 Wilhelm VII. von Montjort-Bregenz, erw. 1387 — f 1422.<br />

5 Gaienhofen, Bezirksamt Radolfzell, Baden.<br />

6 Ulrich von Königsegg (Gem. Guggenhausen, Oberamt Saulgau, Württem­<br />

berg), Gemahl der Margaritha, Schwester der Gebrüder Hans III. und<br />

Heinrich V. von Schellenberg-Lautrach. Vgl. Büchel, Stammtafel, im<br />

Jahrbuch 1907, S. 63.<br />

7 Marstetten, Oberamt Leutkirch, Württemberg.<br />

8 Hans IV., f 1409.<br />

90. „1405 (Juli).<br />

Landammann und alle Landleute gemeiniglich am Eschnerberg schlies-<br />

sen mit Appenzell und St. Gallen einen Bund."'<br />

Regest bei P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />

S. 208 (vgl. dazu S. 217 ff.). •— Krüger, Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte<br />

XXII (1887) n. 670; Bütler I Schiess, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen<br />

V (1904) S. 1089, Nachtrag Nr. 18; Schiess, Appenzeller <strong>Urkundenbuch</strong> 1<br />

(1913) Ar. 232, alle nach Kaiser.<br />

Leider gibt Kaiser nicht an, woher er die Sache hat. Jedenfalls schliesst<br />

am 16. Okt. 1405 zu Feldkirch der Bund ob dem See unter der Führung der<br />

Appenzeller, wobei auch der aman und all landleut gemeinlich an dem Eschner­<br />

berg genannt sind, mit dem Grafen Hugo von Montfort-Bregenz einen befriste­<br />

ten Frieden über die Feste Neuburg. Bei Zellweger, Urkunden zur Geschichte<br />

des appenzellischen Volkes 1/2 (1831) n. 180 ist das Stück gedruckt von dem<br />

Original, das in Koblach, in der Gerichtsladc von Neuburg liegt. Bei Wartmann,<br />

<strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. .Gallen IV (1899) n. 2352 gedrückt nach der Ur-<br />

kundensanimlung des Vorarlberger Museumsvereins in Bregenz, Kopie des<br />

17. Jht. — Warlmann bezweifelt, dass Zellweger das Original vor sich gehabt habe.


— 283 —<br />

Regesten bpi: Segesser, Die Eidgen. Abschiede I (1874) S. 464 n. 387 nach Zell­<br />

weger: Krüger MVG. XXII (1887) n. 682 nach Zellweger; Schiess, App. üb. 1<br />

(1913) nach der Kopie in Bregenz. — Am 17. Juni 1405 siegten die Appenzeller<br />

am Stoss. am 24. Juni gründeten sie mit den rheintalischen Gemeinden den<br />

Bund ob dem See, am 1. Juli verbündeten sie sich mit der Stadt St. Gallen<br />

t'Schiess, n. 230), am 6. Juli übergibt ihnen die Gräfin Elisabeth von Werdenberg-<br />

Sargans, die Frau Eberharts IV. von Sax, ihre Feste Hohensax und lässt sich in<br />

ihr lyandrecht aufnehmen (Schiess, n. 231) und am 15. Sept. verbünden sie sich<br />

mit Feldkirch (Schiess, n. 237). Die Leute am Eschnerberg müssen also tat­<br />

sächlich im Sommer 1405 dem Bund ob dem See beigetreten sein. Vgl. hiezu<br />

auch unten n. 93 von lmgraben, Anm. 33 und 38. Doch kann das Regest bei<br />

Kaiser sehr wohl bloss aus dipspn andern Nachrichten, bes. rom 16. Okt. hon-<br />

stritirl sein und sich nicht auf eine eigene Urkunde stützen.<br />

Ol. Lichtensteig, 1406 Mai 1.<br />

Ammann und Landleute von Appenzell beurkunden folgendes: Rudolf<br />

Kilclimatter und Jakob Glenter von Zürich, Hans Sigrist und Ulrich Merkli<br />

von Schwvz haben die freute zu Grabs, Buchs und Sevelen, welche Landleute<br />

der Appenzeller geworden sind und den Bund beschworen haben, mit dem<br />

Grafen Wilhelm von Montfort-Tettnang 1<br />

. dessen Pfand sie von den Brüdern,<br />

den Grafen Rudolf ' 2<br />

und Hugo 3<br />

1408 verglichen.<br />

von Werdenberg her sind, bis zum 11. Nov.<br />

- - - Wär och das ienian in der Statte Werdenberg wäri ainer<br />

oder nie." die den Rund gelobt ald geschworn' 1<br />

hettent vnd das kuntlich<br />

wär dieselben alle vnd och mit namen Virich Büsch 4<br />

. . . vnd Virich<br />

Ffronberg'vmb die zween'' das jetzt beredt ist Sond denselben lüten<br />

gantzlich volgen vnd beliben vnbekümbert von dem obgenanten Graf<br />

Wilhelmen von sinen erben vnd nachkomen vnd von allen den Jren<br />

das Zil is • •<br />

Druck: Urkunden zu Joh. Caspar Zellweger's Geschichte des appen-<br />

zellischen Volkes (Trogen 1831) I, 2 Nr. 186, S. 108: «Abkopirt von einem<br />

beschädigten Original auf Pergament, woran nur noch das unkenntliche Siegel<br />

des Kupferschmieds von Schwyz hängt. Aus der Urk. Samml. des Hrn. Land-


- 284 -<br />

amnu Heer von Glarus.» — Das Original wurde beim grossen Brand zu Glarus<br />

vom 10. ! 11. Mai 1861 vernichtet. Lt. Ankündigung am Schlüsse der Urkunde<br />

siegelten Bürgermeister und Rat zu St. Gallen, Ammann und Landleute zu<br />

Appenzell, Bürgermeister und Rat zu Feldkirch mit den entsprechenden Sie­<br />

geln der Stadt St. Gallen, des Landes Appenzell und der Stadt Feldkirch. Für die.<br />

Landleute von Appenzell siegelte auch Jakob Kupferschmied von Schivyz, jetzt<br />

Landammann zu Appenzell.<br />

Weiterer Druck: H. Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV<br />

(1892) Mr. 2364, S. 788. Nach Wartmanns Urteil enthält die Ueberlieferung<br />

Zellwegers handgreifliche Schreib- und Druckfehler.<br />

Abschrift: Seckelamtsurbar St. Gallen, Urkunde Nr. 2364.<br />

A u s z ii g: D. H. Hilty, Geschichtliches über Burg, Stadt und Bürger­<br />

schaft Werdenberg (1898) S. 41 — 43.<br />

Regesten: Eidgenössische Abschiede (1874) Bd. I, S. 118, Nr. 262. --<br />

Krüger. Die Grafen von Werdenberg. in Mitteilungen zur Vaterländischen Ge­<br />

schichte XXII (1887) Reg. Nr. 688. — Mitteilungen . . . XXXV (1919) S. 141.<br />

— T. Schiess, Appenzeller <strong>Urkundenbuch</strong> l (1913) Nr. 251.<br />

Literatur: Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort (1845)<br />

S. 261 f.<br />

Literatur: Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />

S. 220 f. — Blumer J. /., Staats- und Rechtsgeschichte der Schweis. Demokratien<br />

I (1850) S. 319. — Senn N., Werdenberger Chronik (1860) S. 77 oben. — Näf<br />

Aug.. Chronik der Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft St. Gallen (1867)<br />

S. 1003. — Beusch Hs., Rechtsgeschichte der Grafschaft Werdenberg (1918)<br />

S. 9. 11, 15, 17, 19. — Litscher Martin, Die Alpkorporationen des Bezirkes<br />

Werdenberg (1919) S. 18, 26, 61 in Abhandlungen zum Schweiz. Recht 91.<br />

a me Wartmanns Emendation.<br />

b gesworn W.<br />

c Fronberg W.<br />

d verlesen oder verschrieben?<br />

1 Wilhelm V., erw. 1374 — f 1439, Sohn Heinrichs IV. von Montfort-<br />

Tettnang, erw. (1348) 1353 — f 1408.<br />

2 Rudolf VIII. von Werdenberg-Heiligenberg zu Rheineck, erw. 1388 --<br />

1419. 1402 verfpändete Rudolf die Grafschaft Werdenberg an den in<br />

Anm. 1 genannten Heinich IV. von Montfort-Tettnang, dessen Sohn<br />

Wilhelm 1403 in ihrem Besitz war, sie 1404 verlor, nach der Schlacht<br />

am Stoss 1405 aber wieder zu seinem Pfände gelangte.<br />

3 Hugo VIII., erw. 1388 — 1428.<br />

4- Das heutige Buchser und Grabser Geschlecht Beusch.<br />

5 Nachkomme derer von Frauenberg, die vor einem Jahrhundert auf Gutenberg<br />

zu Balzers sassen.


»2. Cazis. 1407 Januar 13.<br />

Die Aebtissin rfandelburg ]<br />

von Cazis 1<br />

und die zugesetzten Rechts-<br />

Sprecher, ivorunter Hanss faduß, 3<br />

fällen einen Spruch im Streite zwischen<br />

Hensli Jonen Aiden am einen und Hans Vogel mit seinem Weib am andern<br />

Teil wegen Allmende- und Weidrechten auf ihren Lehengütern des Gottes­<br />

hauses Cazis.<br />

Abschrift in der Kantons-Bibliothek Chur, B. 1510: Urkunden-Samm­<br />

lung der •.-Ceschichtsforschenden Gesellschaft von Graubünden», Bd. 5, S. 148 —-<br />

150 in deutscher Kurrentschrift von ca. 1830 von Seb. Ant. Casura (vgl. n. 84<br />

vom 3. VII. 1398). Am Schlüsse der Urkunde steht: Collationiert und dem Ori­<br />

ginal im Archive des Herrn Hauptmann Const. v. Jeklin, Ho/henrealta, gleich­<br />

lautend befunden, bescheint Chur/<br />

für die Standeskanzlei<br />

deren Direktor<br />

(Unterschrift fehlt)<br />

Casura hätte also die Ueberprüfung nicht gescheut, sondern begrüsst. Der<br />

gleiche Hinweis auf das Original steht auch in den zur Abschrift gehörenden<br />

Hegesten von Jecklin, die in der Churer Kantonsbibliothek unter der Signatur<br />

B. 1510 auch separat vorhanden sind. Ein Exemplar des Regesten-Bandes befindet<br />

sich auch im Staatsarchiv Chur.<br />

Weitere Abschriften: Staatsarchiv Chur, Mohr, Dokumenten Sammlung<br />

des 15. Jht.. Bd. 2, Nr. 432, S. 84 f. mit der Lesart Hansen Faduß, dem Vermerk<br />

Original auf Pergament und der Erwähnung zweier Siegel. •— Ebenda, Codex<br />

diplomaticus Juvultorum, S. 171 f., Ar. 54 mit derselben Lesart und denselben<br />

\ ermerken. — Ebenda, Juvulta. Codex III. C, Nr. 49 mit derselben Lesart und<br />

{hur. Xerme.rk: Siegel hängen. Unten heisst es dazu in Schrift des frühen<br />

20 Jht.-. Original fehlt. Nur Abschrift von / Dr. Fr. Jecklin vorliegend, Staatsrecht<br />

Orleiisteiner Urkunden n. 6a. — Ebenda, Archiv Ortenstein Nr. 6 mit<br />

Lesart Hansen Fadiisser, dem Vermerk Original, Pergament, Schloßsarchiv Ortenstein<br />

und der Dorsualnotiz Ain Savier spruchbrlef. / Die zwei Siegel abgerissen.<br />

Diese Abschrift nach dem Original ist von Fritz Jecklin. Staatsarchivar<br />

Gillardon bemerkt darunter: Orig. Urk. lag nicht bei anlässlich der Abgabe /<br />

durch Herrn Rektor (Konstanz) Jecklin den 10. Juni 1932. Fehlte auch 1950<br />

und ist wohl unter Konstanz v. Jecklin verloren gegangen oder aus seinem<br />

Archiv verkauft worden.<br />

/ Wandelburga, Nachfolgerin der Verena Vaistli, sonst noch erwähnt<br />

1401 und 1411.<br />

2 Cazis, Kreis Thusis^ Graubünden.<br />

3 Zum Geschlecht Vaduz vgl. oben Bd. III, n. 25 und 160.


— 286 —<br />

93. Auszug (In der Hauptsache zu 7.360 — / WS).<br />

Klimatisches. — Gefangenname des Grafen Rudolf von Vaduz. — GraJ<br />

Heinrich von Vaduz zieht wegen der Pest nach Chur. — Bischof Hartmann<br />

von Chur zieht nacli Buclis. — Die von Feldkircli ziehen vor Werdenberg. —<br />

Bischof Hartmann wird gefangen. — Die ab dem Esclinerberg verbrennen<br />

die Burg Scliellenberg. — Bischof Hartmann führt das Fest Marine Em­<br />

pfängnis ein etc.<br />

gen 1<br />

• - - Anno" 1365. wafi ein warmer windter - - - Jn dem Jar fien-<br />

die von Freyberg 2<br />

Graf Ru-/dolffen von Sarganfi Graf<br />

Hartmans söhn 3<br />

, vnd er-/schlugen bei jm Hannßen Faistle 4<br />

der Statt Mängen. 0<br />

Anno' 1366. waß ein kalter winter vnd regnet den ganzen soin-<br />

mer dz nie 3. tag schön waß nacheinander!!, vnd ver- darb der<br />

wein vnd vill korn vom grigen 1<br />

', vnd gab / man 1. schöffel korn vmb<br />

1. lb. c<br />

vnd 7. s.'' vnd gab man ein maß wein vmb eilff pfenning. ; - - -<br />

Anno 1367. waß ein kalter winder, vnd nach der / Liechtmeß fiel<br />

der gröst schnee dz je kein man ge- dacht, der lag so lang, dz zu ein­<br />

gehenden Aprillen noch kein pflueg aufigieng, vnd da der schnee ab-<br />

gieng, da erschütt sich der Merz mit einem bösen lufft, / das aller-<br />

menigiichen wee ward, vnd das hunderst mensch mocht nit daruon<br />

kommen, es ward kranckh, , vnd defi gebresten starbend gar vill alter<br />

vnd junger Leut, aber die jungen enthielten sich baß, dan die alten,<br />

Vnd vf. St. Georgen tag 1<br />

bey<br />

sähe man noch kein grün aug an den reben<br />

(wann das si kouin Bowel" schoben). Vnd deßelben jars gab man ein<br />

saum alten wein vmb 5. 1b d." vnd schanckht überal zu Veld-/kirch<br />

ein maß wein vmb 8. d/ i<br />

tag 3<br />

Defielben Jars ergoß die Yll von grigen vnd ward / vf St. Moritz<br />

so groß, das sie über alles land* gieng - - - - - -<br />

- - - Defi jars starb Graf Vlrich von Montfort 10<br />

Rudolf f von Sargan fi. 11<br />

-<br />

vnd Graf


— 287 —<br />

Anno'' 1380. vmb Georgi hat Graf Rudolff 12<br />

ein Osterspil 13<br />

zu Veldtkireh vf dem Gottsackher 11<br />

gehebt, dz weret 3. tag gar<br />

schön vnd Costet in 500. fl. Jn disem Jar ward ein großer sterbend<br />

iin ganzen land ....<br />

Anno' 1382. bauet mein herr Graf Heinrich' 'seinen vtreiher vf<br />

Balinist' 10<br />

Anno 1383. waß der Todt in allen landen, vnd stürben zu Feldt-<br />

kirch wol 130. Menschen an den bülen. vnd Graf Rudolff 12<br />

vnd<br />

Graf Heinrich von Vaduz 1<br />

' 1<br />

zogen mit hauß gen Chur. ...<br />

Anno 1390. fieng mein herr Graf Rudolff 12<br />

dz ander Osterspil<br />

an zu Veldtkireh (am Gottesacker), vnd weret 3. tag gar schön.<br />

Jn* disem Jar starb mein herr Graf Rudolff von Montfort, an St.<br />

Othmars 1<br />

' abend, vnd ward mit Jm schilt vnd heim begraben, vnd<br />

fiel die herrschafft an dz hauß Österreich. 1<br />

"<br />

2 0<br />

eck h<br />

Anno 1395. l!l<br />

zoch Herzog Leopold von Osterreich für Rhin­<br />

vnd besaß daß, vnd Bischoff Hartman von Chur zog 21<br />

den seinen gen Bux, 32<br />

vnd die von Veldt- kirch gen Grapfi 23<br />

vnd<br />

2 4<br />

gen Flumbß,'<br />

vnd besaßen also Werdenberg - - - ...<br />

Anno'" 1404. zogen die von Feldtkirch für Vi erdenberg vnd<br />

besaßen die Statt, vnd ward tädiget, dz sie daruon zogen, vnd dz Stättle<br />

vfgahen zu der herren von Osterreich handen, mit allen den Rechten<br />

die Graf Heinrich von Tettnang 2<br />

' 1<br />

darzu hatt. 21<br />

'<br />

Jn diser Zeit fieng Graf von Stülingen 2<br />

' dozemal meiner herr­<br />

schafft von Osterreich Landvogt, Graf Hartman bischoff zu Ch ur,<br />

vnd Graf Hilgen zu Sarganfi 2<br />

" ,'in Goßwin schreibers haufi, vnd<br />

über 9. monat 20<br />

pfenggnufi tag vf zu feyern. 30<br />

mit<br />

ward er wider ledig, vnd sazt da vnser frawen Em-<br />

Anno" 1405 . . . , ... Vli" Seger 31<br />

In dem selbigen Jar an St. Michelß abend 32<br />

von Meyenfeld<br />

verbranten 33<br />

. die<br />

Walgewerdie nachgeschribnen Vestinen, Jagberg, 34<br />

/ Blumenegg, 30<br />

vnd Ramsch wag, 36<br />

3 7<br />

vnd die vesti zu Bürß.


— 288<br />

Deßelben Jarß verbranten «He ab dem Esehnerberg die bürg<br />

Schellenberg.'"' Jtem die von St. Gallen verbranten die Vesti<br />

Grünenstein.' Jtem die von Vel


- 289 -<br />

Jn disem Schweizer Krieg ward dz schloß Vaduz ver-/brent,' s<br />

vnd ward herr Ludwig von Brandiß vnbarm-/herziglich über Rhin<br />

geführt, vnd hetten die Schwizer / das schloß nit verbrent, so hett<br />

man Guettenberg 49<br />

/ nit mögen spisen ---//---<br />

Anno'1515 . . .<br />

Jm selben Jar ist herr VI rieh von Schellen berg zu Veldt-/kirch<br />

aufgezogen, vnd ist Jine die burgerschafft ent-/gegen gezogen mit<br />

wolgerüstem zeug vf die 200. man. / Darnach am h: "f 1<br />

. abend Jm Mey-<br />

en,hater den ersten / eidgethan, einem Stattamman vndgemeind. 00<br />

/.. / /<br />

Anno°° 1529. an St. Peter vnd Paulß tag kam ein großer / hagel,<br />

(der in viel Zeit nit gewesen ward) erschlug holz vnd wein dz in zweyen<br />

herbsten / kein wein ward, vnd die reben must 44<br />

man vßhawen /<br />

Jn dem Jar ist ein tag zu Veldtkireh 01<br />

gewesen, in dem Closter /<br />

[, istl" darbej gesin Graf Rudolff von Sulz vnd etlich Regi/ments-<br />

herrn, mit andern herren deß landts, vnd haben da // ein 1<br />

" tag gehabt<br />

mit den 5. Ortten die nit deß newen / glaubens sind, vnd hand da hilff<br />

vnd Rath gesucht, / Ehe ein halb Jar vßgieng, da zogen die von Zürich<br />

/ wider die 5. orth, auch namen sie Altstetten ein, vnd / namen den<br />

rhin hinab alle dörffer vnd schlößer ein, / in jr gelübt, ohn waß defi<br />

von Sax wafi, vnd herr / Merckhen von Embß pieten, das dorfften<br />

sie nit an-/greiffen, vnd auch kein kirchen zerstören, in dem ward /<br />

ein fridt gemacht - - -<br />

Chronik von Ulrich Imgraben von Feldkirch. Ulrich Imgraben wird<br />

1504 — 1532 erwähnt. Seine Chronik reicht bis 1536. Imgraben schöpft aus<br />

älteren Chroniken und Berichten, weniger aus Urkunden. Für 1349 —• 1412<br />

bildet seine Hauptquelle die etwa ein Jahrhundert ältere Chronik des Ulrich<br />

Tränkle, die aber nur in Fragmenten überliefert ist. Ein Auszug ist in den<br />

Kollektaneen Jakob Reutlingers aus Ueberlingen von ca. 1560 enthalten, die<br />

sich im Stadtarchiv Ueberlingen befinden. Imgraben schöpft aber auch aus<br />

schweizerischen Chroniken unbekannter Herkunft. Für das 15. Jahrhundert,<br />

wo ihm Tränkle fehlt, stützt er sich teils auf mündliche Ueberlieferung,<br />

teils auf Aufzeichnungen eines unbekannten Feldkirchers. Imgraben bringt die<br />

Nachrichten so, wie er sie gerade fand, ohne weitere Kritik. Dennoch' wurde er<br />

falsch beurteilt und unterschätzt (vgl. Alemannia 1937, S. 33 f.), was auch<br />

t 9


— 290 —<br />

unsere Ueber prüf ung ergab. Soweit sich die Ereignisse kontrollieren lassen,<br />

stimmen sie ganz gut, abgesehen vom Anfang des Werkes, Die Urschrift (A)<br />

scheint nicht erhalten geblieben zu sein.<br />

Abschrift B l<br />

wurde in München von Dr. Paul Pirker, Bregenz er­<br />

worben. Sie befindet sich heute in Feldkirch. Es handelt sich um ein Heftchen<br />

ohne Umschlag, das wohl nur dem Privatinteresse des Schreibers zu verdanken<br />

ist. Papier und Habitus weisen ins letzte Drittel des 16. Jht. Die Sprache ist<br />

noch mittelhochdeutsch. Der Schreiber zeigt Interesse für die Stadt Feldkirch.<br />

Unsere Grundlage ist jedoch<br />

Abschrift B i<br />

im Codex Fabariensis XXVII im Stiftsarchiv St. Gallen.<br />

Ergänzungen aus B', die in B- nicht stehen, bringen wir in ( ). Der Cod. Fab.<br />

XXVII nennt sich auch Miscellanea II. Seine 440 Folien sind aus den ver­<br />

schiedensten Blattern und Faszikeln zusammengebunden. Imgrabens Chronik<br />

steht auf den Folien 291 — 304\ Auf den Folien 305 — 307 folgt eine Vor­<br />

arlberger Landesbeschreibung des 16. Jht. (Veröffentlicht in Alemannia 1936,<br />

S. 227 ff.). Die Chronik Imgrabens ist in schöner Schrift aus dem Anfang des<br />

17. Jht. geschrieben. Die Sprache ist neuhochdeutsch. Die Ueberschrift lautet:<br />

Sonderliche thaten vnd fall so sich zu / Feldtkirch vnd anderstwo zutragen /<br />

halten, geschriben vnd gezogen auß einer / geschribnen Cronica, so VI rieh im<br />

/ Graben geschriben hat., Anno 1533. Auf dem Vorschlagblatt steht in anderer<br />

Schrift: Dem wolehrwürdigen / herrn Augustino Stöckhlin / decan zue Pfeffers<br />

mit einem ovalen undeutlichen Papiersiegel. Stöcklin war 1623 — 1628 Ad­<br />

ministrator des Klosters Pfävers. Zivischen Ueberschrift und Text steht von der<br />

Hand Stöcklins, die im Band noch öfters anzutreffen ist: Sunt plurimi errores<br />

in prima / pagina duabus. Reliqua authentica / fere. Bei der Schlacht am Stoss<br />

1405, vermerkt der Abschreiber anlässlich des Todes von Hannß Stöcklin *<br />

von Veldtkireh am Rande * Diser ist des iezigen / herrn dechants zu / Pfefers<br />

pfurh"/anherr gewesen (Urahne). Am Schlüsse steht: Hie / endet sich die<br />

Grouickh, so Virich im Graben geschriben / hat, dann von anderer Hand: Vnd<br />

Vil Von ihm selbst ersinnet. — B i<br />

wendet sich an einen grösseren Leserkreis<br />

als B' t ist aber weniger kritisch und steht Feldkirch auch weniger nahe.<br />

Auszüge, aus Imgraben finden sich zahlreiche in Joh. Georg Pruggers<br />

Chronik Veldkirch d. i. Historische Beschreibung der . . . Statt, die bis 1685<br />

reicht. Für die Jahre 1321—2537 ist Imgraben Pruggers Gewährsmann für etwas<br />

mehr als die Hälfte der Angaben, die aber bisweilen verfälscht werden (Druck:<br />

4. Auflage 1930; vgl. Alemannia 1927, S. 96 ff; 1937, S. 36 ff.).<br />

Druck: B. Bilgeri, Die Chronik des Ulrich im Graben von Feldkirch,<br />

Alemannia 1937, S. 33 — 46 und 86 — 94 nach B-. — Dazu Ergänzungen aus<br />

B 1<br />

bei P. Pirker, Eine zweite Abschrift der Chronik Ulrich im Grabens,<br />

Montfort 1946, S. 16 — 21.<br />

Literatur s. bei Bilgeri a. a. O.


— 291 —<br />

Zur Einreihung: Da der vorliegende Band bis 1416 geht, da Im­<br />

graben für uns hauptsächlich von 1365 — 1408 Nachrichten bringt, da seine<br />

Chronik später weniger lokaler, sondern mehr allgemeiner Natur ist und da<br />

das Schwergewicht von Imgrabens Nachrichten damit auf unseren vorliegenden<br />

Band fällt, bringen wir hier seine uns angehenden Stellen unter dem letzten<br />

vor 1416 für uns in Betracht fallenden Datum 1408. Einige spätere Notizen<br />

fügen wir bei, da wir den Quellenstoff nicht gerne allzusehr zerrissen haben.<br />

a fol. 293.<br />

b fol. 293'.<br />

c mit Kürzungsstrich, = libra, Pfund,<br />

d = solidi, Schillinge.<br />

e lb mit Kürzungsstrich, d mit Kürzungsschnörkel ~ librae denariorum,<br />

Pfund Pfennige, d. h. in Geld.<br />

I mit Kürzungsschnörkel ~ denarii, Pfennige,<br />

g B', sand B 1<br />

.<br />

h fol. 294.<br />

i fol. 294 '.<br />

j statt Galmist.<br />

k fol. 295 oben.<br />

I verlesen aus Tränkies Liins.<br />

m fol. 295' oben,<br />

n fol. 295 ' unten,<br />

o fol. 296.<br />

p richtig Grimmenstein (Tränkle).<br />

q fol. 296' oben.<br />

r beide Siglen mit Kürzungsschnörkel, — solidi denariorum, Schilling<br />

Pfennige, d. h. in Geld,<br />

s d mit Kürzüngsschnörkel, — denarii, Pfennige,<br />

t fol. 298'.<br />

u fol. 299.<br />

v fol. 299'.<br />

w nicht wolt wie im Druck Bilgeris.<br />

x fol. 300.<br />

y hier sollte ein Komma stehen.


= fol. 30] \<br />

an fol. 302 \<br />

bb folgt durchgestrichen: muß.<br />

cc. zu B~ zu ergänzen,<br />

dd fol. 303.<br />

— 292 —<br />

1 Zu diesen Ereignissen vgl. Vanotti, Geschichte der Grafen von Mont­<br />

fort (1845) S. 84 zum 20. Nov. 1365 nach einer «Montforter Haus­<br />

chronik»: P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />

S. 176; Krüger, Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte 22 (1887)<br />

S. 311.<br />

2 Fryberg, Burgen bei Seth und Truns, Bez.. Vorderrhein, Graubünden.<br />

Die von Fryberg waren Ministerialen von Chur und wohl auch von<br />

Disentis.<br />

3 Graf Rudolf VI. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, erwähnt 1355, resp.<br />

1360 — 1365, Sohn Hartmanns III. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz,<br />

Bruder Bischof Hartmanns.<br />

4 Wohl aus Vaduz; Vgl. Nr. 59 vom 23. April 1382, Anm. 3.<br />

5 Mengen, Oberamt Saulgau, Württemberg.<br />

6 Grigen. Collectivum zu Regen = Regenguss.<br />

7 Im Bistum Chur am 25., sonst am 23. April.<br />

8 Aus mittellatein. bulbus, mhd. bolle = Knospe; vgl. Knollen.<br />

9 22. September.<br />

10 Virich III. von Montfort-Feldkirch, sonst erwähnt von 1357 bis am<br />

7. Juli 1365. Sohn Rudolfs IV. von Montfort-Feldkirch. Nach Vanotti<br />

a. a. ().. S. 84 starb er laut ^Montforter Hauschronik.: im Jahre 1367 auf<br />

Rhodos auf der Rückreise von Jerusalem.<br />

11 Rudolf VI. von Werdenberg~Sargans zu Vaduz (s. oben Anm. 3). Soll<br />

nach Vanotti a. a. O. und der «Montforter Hauschranik* ebenfalls 1367<br />

auf Rhodos gestorben sein.<br />

12 Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch, erw. 1357 — f 1390.<br />

13 Da dürften auch Leute ans unserem Gebiete dabei gewesen sein! Zu<br />

dieser kulturhistorisch interessanten Notiz vgl. A. StÖckli, Material­<br />

sammlung zu den Antiquitates Fabarienses, in Codex Fabariensis 106 a,<br />

fol. XX, wo es von Ragaz heisst: Anno domini 1506 primus Indus pas-<br />

ralis in prato iudicii in mato circa torrulare, quod toreulare erat infra<br />

antm, — Anno domini 1508 secundus ludus pascalis inceptus post


— 293 —<br />

pestilentiam. — Anno domini Li 11 tercius Indus pascalis in supradirto<br />

loro magna lunttiludine popiili et cum magna diligentia et devotione<br />

halntns est.<br />

14 Kirchhof der St. Nikolaus Pfarrkirche zu Feldkirch.<br />

7.5 Am 22. Mai 1375 verkaufte Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch die<br />

Herrschaft Feldkirch an Herzog Leopold III. von Oesterreich mit der<br />

Bedingung, sie gegen Zins lebenslänglich behalten zu dürfen. Dem Grafen<br />

Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz, erw. 1355 bezw. 1360 —<br />

f 23. Jan. 1397, einem Bruder Bischof Hartmanns, waren dabei die<br />

Herrschaft Jagdberg und die Einkünfte zu Galmist und Tisis als Leib­<br />

gedinge auf seine Lebenszeit überlassen worden. Vgl. Krüger, MVG. 22<br />

(1887) S. 313 und Regest Nr. 113 und dazu P. Diebolder, Graf Heinrich I.<br />

zu Vaduz, Jahrbuch 35 (1935) S. 19 f.<br />

16 Galmist an der III stösst an die Westecke der Herrschaft Nüziders-<br />

Sonnenberg, die Graf Heinrich V. gehörte.<br />

17 St. Othmar fällt auf den 16. November. Graf Rudolf V. von Montfort-<br />

Feldkirch starb nach dem Necrologium Curiensc aber nicht am Tage<br />

vor, sondern nach St. Othmar, also am 17. Nov. 1390. Nach Tränkle's<br />

(f 1414) Chronik von Feldkirch starb er aber in der Nacht vom 15. zum<br />

16. Nov. 1390 (vgl. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liech­<br />

tensteins, S. 131 mit Literaturangaben). Er wurde tatsächlich in Feld­<br />

kirch beigesetzt, denn es heisst im Chur er Necrologium: Requiescit in<br />

Yeltkirch.<br />

78 Auf die Urkunde vom 22. Mai 1375 (s. oben Anm. 15) nahm Oesterreich<br />

noch 1390 von Feldkirch Besitz. Vgl. Ulmer a. a. 0., S. 128 — 131.<br />

19 Nach Tränkle am 24. August 1495; vgl. Krüger, MVG. 22 (1887) S. 350 f.<br />

und Regest Nr. 564.<br />

20 Rheineck, Bez. Unter-Rheintal, Kt. St. Gallen.<br />

21 Dies stützt sich auf die Chronik Tränkle's, wird jedoch durch Urkunden<br />

bekräftigt. Vgl. Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort (1845)<br />

S. 253 f.: Krüger MVG. 22 (1887) S. 246 und Regesten Nr. 563, 564,<br />

596, 599: P. Diebolder, Jahrbuch 35 (1935) S. 27 ff. und 37 (1937) S. 114<br />

und 129. Anm. 50: R. Ritter, Jahrbuch 36 (1936) S. 71 f.<br />

22 Buchs, Bez. Werdenberg, Kl. St. Gallen.<br />

23 Grabs, ebenda.<br />

24 Lims, zwischen Buchs, Werdenberg und Grabs; nicht Lienz, wie bei<br />

Krüger MVG. 22, Reg. 564, bei Bilgeri, Alemannia 37, S. 44 und bei<br />

Diebolder in den in Anm. 21 zitierten Orten.


— 294 —<br />

25 Graf Heinrich IV. von Montfort-Tettnang (Württemberg), erw. 1348,<br />

bezw. 1353 — f 1408, Sohn Wilhelms II. und Vater Wilhelms V., dieser<br />

erw. 1374 — f 1439 (s. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte I,<br />

S. 147 ff., Tafel XX). Werdenberg befand sich damals tatsächlich im<br />

P/andbesitz der Grafen von Montfort-Tettnang. Der Streifzug von Feld­<br />

kirch nach Werdenberg führte jedenfalls durch heute liechtensteinisches<br />

Gebiet.<br />

26 Zu den Ereignissen vgl. Krüger MVG. 22, S. 350 unten und die Regesten<br />

Nr. 649 vom 22. Aug. 1404 und Nr. 1144 vom 27. Dez. 1404. Nach Die­<br />

bolder, Jährbuch 1937 S. 120 wurde Feldkirch am 10. Aug. 1404 ge­<br />

nommen.<br />

27 Stühlingen, badische Bezirksamtsstadt. Nach Diebolder, Jahrbuch 1937,<br />

S. 120 geschah die Gefangennahme durch den österreichischen Kammer­<br />

meister Burkhart von Rabenstein. S. ebd. S. 131, Anm. 71 — 76 auch<br />

die anderweitigen Belegstellen zu diesen Ereignissen.<br />

28 Hugo VII. von Sargans, erw. 1392, bezw. 1393 — 1421, Sohn Johanns /.,<br />

welch letzterer mit Bischof Hartmann von Chur ein Enkel Rudolfs II.<br />

von Sargans war (s. Genealog. Handbuch zur Schweizer Geschichte I,<br />

S. 189, Tafel XXI).<br />

29 Nach Diebolder, Jahrbuch 1937, S. 120 f. 10 Monate.<br />

30 Bischof Hartmann führte in der Diözese Chur das Fest der Unbefleckten<br />

Empfängnis Mariens infolge eines Gelübtes ein, das er in der Gefangen­<br />

schaft zu Feldkirch gemacht hatte; vgl. im Bischöfl. Archiv Chur den<br />

Manuskripten-Band Chur-Tirol B, S. 121 ', dazu Diebolder, Jahrbuch 1937,<br />

S. 124 unten.<br />

31 Vgl. den Familiennamen Seger im Fürstentum Liechtenstein.<br />

32 28. September.<br />

33 Im Appenzeller-Krieg. Nach der Schlacht am Stoss am 17. Juni 1405<br />

• zogen die Appenzeller über den Rhein und nach Feldkirch. Es trat ganz<br />

Südvorarlberg ihrem Bunde bei und die Walgauer brachen die Burgen.<br />

Siehe. A. Schwarz, Heimatkunde von Vorarlberg, 1949, S. 289.<br />

34 Jagdberg, Burg bei Schlins.<br />

35 Blumenegg, Burg bei Thüringen.<br />

36 Welsch-Ramschwag, Burg bei Nenzingen.<br />

37 Bürs, gegenüber Bludenz; alle zw. Feldkirch und Bludenz.<br />

38 P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847) S. 208 hat<br />

zum Juli 1405 das Regest: «Landammann und alle Landleute gemeinig­<br />

lich am Eschnerberg schliessen mit Appenzell und St. Gallen einen Bund.»


— 295 -<br />

39 Grimmenslein, Burg Gem. St. Margrethen, Bez. Unter-Rheintal, Kt.<br />

St. Gatten.<br />

40 Am 6. Dez. 1405; s. Ulmer, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liech­<br />

tensteins, S. 99 f. nach Imgraben und Bucelin, Raetia (1666) S. 290.<br />

41 Nach einer Niederlage vom 13. Januar 1408 wurde im Frieden von Kon­<br />

stanz vom 4. April der Bund ob dem See aufgelöst. Original-Urkunde im<br />

Staatsarchiv St. Gallen, Tr. XXX, Nr. 17; Druck: Wartmann, Urkunden­<br />

buch der Abtei St. Gallen IV, Nr. 2411.<br />

42 Es foglen zur Hauptsache Angaben über das Konzil von Konstanz und<br />

über Angelegenheiten im Reich und in der Eidgenossenschaft.<br />

43 Vgl. den Familiennamen Schädler im heutigen Fürstentum Liechtenstein.<br />

44 sündfluß ist ein oberdeutscher Ausdruck des 16. — 18. Jht. für Sünd­<br />

flut, Sintflut und bedeutet eigentlich «Ueberschwemmung», «grosse all­<br />

gemeine Ueberschwemmung», da ahd. «sin-vlul» mit lat. «Semper» ver<br />

wandt ist.<br />

45 Nach Angaben über den Burgunderkrieg berichtet der Chronist vom<br />

Schwabenkrieg.<br />

46 10. März.<br />

47 Dieser Zug ging jedenfalls durch ht. liechtensteinisches Gebiet. Vgl. Ur­<br />

kunden in den Archiven Schwyz, Luzern und Bern (Unnütze Papiere 65,<br />

Nr. 22) hg.: Schweiz. Geschichtsfreund 24 (1865) S. 31, 223, 244, Nr. 24.<br />

25, 28, 29, 31; Quellen zur Schweiz. Geschichte 20 (1901) Nr. 156, 157,<br />

159, 160, 163, 677; Jecklin, Acta des Tiroler-Krieges S. 161 derselbe,<br />

Urkunden zur Schlacht an der Calven Nr. 105, 106; A. Büchi, Akten­<br />

stücke zur Geschichte des Schwabenkrieges, Archiv für Schweiz. Ge­<br />

schichte 14, S. 62. Vgl. dazu auch V. Anshelm, Chronik II, S. 160;<br />

Brennwald, Chronik II, S. 390; N. Schradin, Chronik; D. Schilling Lu­<br />

zerner Bilderchronik, ed. Durrer-Hilber fol. 180'. Speziell für Liechten-<br />

fem s. P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein (1847)<br />

S. 289 f. mit Beschreibung der Schlacht bei Frastanz.<br />

48 Am Tage nach der Schlacht bei Triesen, die am 12. Feb. 1499 staltfand.<br />

Vgl. Kaiser a. a. O., S. 281 f. und A. Ulmer, Burgen, S. 901 f.<br />

49 Die Belagerung der Burg bei Balzers begann am 10 April; vgl. Kaiser<br />

a. a. 0., S. 290 ff., A. Ulmer a. a. O, S. 933 f,<br />

.50 Ulrich von Schellenberg-Kislegg war österreichischer Vogt zu Feldkirch<br />

1515 — 1549; s. Büchel, Jahrbuch 3, S. 164, Reg. Nr. 531.<br />

. 51 14. — 18. Feb. 1529; vgl. Eidg. Abschiede 4. I. B (1876) S. 49 — 59,<br />

Nr. 23: Vereinbarung eines Entwurfes zu einer «christlichen Vereinigung».


— 296 —<br />

94. 1411 Februar 14.<br />

Heinrich von Schellenberg 1<br />

verkauft dem Heinrich Vogt zu Leupolz 1<br />

von Summeraw' die Feste Brassberg* mit Zubehör, als Lehen des Klosters<br />

St. Gallen, um 2066 Pfund und 13 Schilling Pfennig. Den Verkauf verbärgt<br />

sein Öhm Walter von Königsegg.<br />

Abschrift im Stiftsarchiv St. Gallen W. W. 4. A. 4. Papierheft zu<br />

16 Seiten ä 20 X 33 cm (17. Jahrhundert). Auf S. 16 steht: Anschlifft / Kouff-<br />

hrieffs vmh das Schloß Brasperg. I. / A °. 1411, dann folgen die Signaturen 4 (?)<br />

P. cl. 5. / Ci8t. 3, und von Hand des 19. Jahrhunderts: A. 4. / Cl. 5. eist. 3.<br />

/ Area W W. 4.<br />

Druck: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

Nr. 2494. — Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />

Nr. 285, im Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein<br />

1901, S. 260 — 262 (aus Wartmann): vgl. auch Büchel im Jahrbuch 1907, S. 70.<br />

1 Heinrich VI. von Schellenberg-Lautrach-Wagegg (Bezirksamt Kempten,<br />

Bayern), Sohn des am 23. Okt. 1399 genannten Heinrichs V., f 1413;<br />

vgl. Stammtafel bei Büchel, Jahrbuch 1907, S. 63.<br />

2 Leupolz, Gemeinde im Oberamt Wangen, Württemberg.<br />

3 Summerau, Gem. Flunau, Oberamt Tettnang, Württemberg.<br />

4 Burg in der Gemeinde Leupolz.<br />

95. • 1411 Februar 14.<br />

Heinrich Vogt von Leupolz leistet dem Abt Kuno von St. Gallen den<br />

Lehenseid, da er vom fromen vesten Hainrichen von Schellenberg die<br />

Feste Brassberg als Lehen des Klosters St. Gallen kaufte.<br />

Original im Stiftsarchiv St. Gallen W. W. 4. A. 5. Pergament 29,3 X<br />

13 cm. Schöne gotische Kursive. Durch Einritzung vorherändert. In der Mitte<br />

der Plica ist an einem Pergamentstreifen das Siegel Vogts eingehängt. [ — /<br />

VOGT. In Vierpass schräggestellter Spilzschild mit Kreis; über dem Schilde<br />

Helm und Helmzier. Siegelform rund 2,9 cm. — Unten rechts steht auf der<br />

Plica ijj. Rückseits schrieb eine Hand des 15. Jahrhunderts: Reuers Brahsperg<br />

hurgsaess / ist.<br />

Auszug: Wartmann, <strong>Urkundenbuch</strong> der Abtei St. Gallen IV (1899)<br />

Nr. 2494 in der Anmerkung auf S. 933.<br />

Regest: Büchel, Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg<br />

Nr. 286, im Jahrbuch 1901, S. 263 oben (aus Wartmann).

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