VON KÖNIGINNEN UND VAGABUNDEN - ASV Friedrichshafen
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Fotos: Bernd Taller, Tourismusverband Pertisau<br />
REPORT<br />
Mehr über Thronerben<br />
Im Herbst erwacht der Vermehrungstrieb<br />
der Seeforelle.<br />
Zunächst treibt sie sich im Mündungsbereich<br />
von Bächen und<br />
Flüssen herum, um bei einem geeigneten<br />
Wasserstand aufzusteigen.<br />
Manches Hindernis weiß sie<br />
zu überwinden und nimmt es auch<br />
in Kauf, wenn dabei ihr halber<br />
Körper herausschaut. Aber ein<br />
Wehr ohne Fischtreppe kann auch<br />
die Seekönigin nicht überqueren.<br />
Wenn keine Laichmöglichkeit in<br />
einem fließenden Gewässer besteht,<br />
sucht sich dieser Fisch im<br />
See kiesige Stellen, an denen unterirdische<br />
Quellen für Frischwasser<br />
sorgen. Die Produktivität ist<br />
hoch, man rechnet mit etwa 1000<br />
Eiern pro Kilogramm Gewicht.<br />
Viel effektiver ist es allerdings,<br />
wenn der Mensch helfend eingreift.<br />
Wie in manch anderem Gewässer<br />
werden auch am Walchensee<br />
von der Fischereigenossenschaft<br />
entsprechende Netze ausgelegt.<br />
Im ufernahen Bereich, oft<br />
in nur zwei oder drei Metern Tiefe,<br />
werden die Laichfische gefangen.<br />
Meist reichen einige Rogner<br />
und zwei Milchner, um die gewünschte<br />
Zahl von 15000 Eiern<br />
zu erreichen. Ein oberbayerischer<br />
Züchter erbrütet sie und zieht die<br />
Jungfische auf, die bei einer<br />
Größe von 15 bis 20 Zentimetern<br />
dem See zurückgegeben werden.<br />
Neues vom Bodensee<br />
Auch am Bodensee engagiert man<br />
sich sehr. Dort verlässt die Seeforelle<br />
das Gewässer und zieht für<br />
einige Wochen in die Oberläufe<br />
der Zuflüsse, um sich hier fortzupflanzen.<br />
Die jungen Forellen<br />
verbringen ein bis zwei Jahre in<br />
den Flüssen, dann wandern sie in<br />
den See zurück. Nach vier bis fünf<br />
Jahren erreichen sie die Geschlechtsreife<br />
und sucht wieder<br />
ihren Geburtsfluss auf. In den<br />
80er Jahren war dieser Kreislauf<br />
massiv gestört und die Seeforelle<br />
vom Aussterben bedroht. Der<br />
hochwassersichere Ausbau und<br />
die Nutzung der Wasserkraft verwehrten<br />
den Aufstieg zu den<br />
Laichplätzen, die außerdem von<br />
einer schlechten Wasserqualität<br />
bedroht waren. In dieser brenzligen<br />
Situation ergriff der Angelsportverein<br />
<strong>Friedrichshafen</strong> die<br />
Initiative. Man suchte den Schulterschluss<br />
mit den Behörden und<br />
Kommunen. Die Mündungsgebiete<br />
verschiedener Flüsse wurden<br />
zu Schonbezirken erklärt. Davor<br />
war schon ein mehrjähriges<br />
Fangverbot für Sportfischer erlassen<br />
worden. Entscheidend war jedoch<br />
die Beseitigung beziehungsweise<br />
der Umbau von Wehranlagen,<br />
der Einbau von Fischtreppen<br />
und Umgehungsrinnen. Desweiteren<br />
wurden die Seeforellenbrüt-<br />
Laichfischfang<br />
in der Rotach<br />
(rechts) in der<br />
Bodenseeregion<br />
Mit etwas Glück<br />
lassen sich dabei<br />
so schöne Milchner<br />
zur Zucht fangen<br />
(links)<br />
Fotos: privat<br />
linge statt in das Hauptgewässer in<br />
Seitenbäche am Oberlauf der<br />
Rotach ausgesetzt. Dort finden sie<br />
hervorragende Aufwuchsbedingungen<br />
vor. Bereits jetzt lassen<br />
sich die positiven Auswirkungen<br />
erkennen: Der Forellenbestand<br />
hat im Bodensee deutlich zugenommen.<br />
Musste vor Jahren ein<br />
Schleppfischer noch rund 40<br />
Stunden für den Fang einer maßigen<br />
Seekönigin aufwenden, so<br />
sind dies heute nur noch rund zehn<br />
Stunden. Auch die Zahl der Laichfische<br />
hat sich deutlich erhöht.<br />
Das Engagement der <strong>Friedrichshafen</strong>er<br />
wurde mit mehreren Auszeichnungen<br />
bedacht. Einige weit<br />
blickende Angler haben einen<br />
Stein ins Rollen gebracht. Inzwischen<br />
ist daraus eine kleine Lawine<br />
geworden.<br />
Die Schweiz zieht mit<br />
Nicht minder rührig zeigt man<br />
sich auf der Schweizer Bodenseeseite.<br />
Durch den Bau eines Wasserkraftwerkes<br />
oberhalb von Chur<br />
war den Seeforellen seit 1962 der<br />
Weg zu ihren Laichgebieten an<br />
Vorder- und Hinterrhein verwehrt.<br />
Der Bestand nahm kontinuierlich<br />
ab, schnell musste etwas geschehen.<br />
So wurde das Schonmaß erhöht,<br />
später sogar ein totales Entnahmeverbot<br />
erlassen. Das Haupt<br />
hindernis jedoch konnte erst im<br />
Jahr 2000 beseitigt werden. Durch<br />
den Einbau eines in den USA entwickelten<br />
Fischpasses können die<br />
Seeforellen wieder nahezu ungehindert<br />
aufsteigen. Und auch bei<br />
diesem Projekt ließ der Erfolg<br />
nicht lange auf sich warten – in<br />
den ersten Wochen nutzten mehr<br />
als 300 Seeforellen diese Hilfe.<br />
Mehrere Exemplare davon wogen<br />
zwischen acht und neun Kilogramm!<br />
Schönheit in Tirol –<br />
der Achensee<br />
Unweit der deutsch-österreichischen<br />
Grenze liegt der 719 Hektar<br />
große, fjordartige See Tirols. Sein<br />
kristallklares, smaragdgrünes<br />
Wasser, das von unterirdischen<br />
Quellen gespeist wird, besitzt<br />
Trinkwasserqualität. Neben<br />
großen Hechten beherbergt der<br />
Achensee auch einen guten Bestand<br />
an Seeforellen. Im Schnitt<br />
haben die Räuber Längen zwischen<br />
50 und 60 Zentimeter. Doch<br />
in jeder Saison werden kapitale<br />
Räuber über zehn Pfund gefangen.<br />
Am 26. Mai 1998 schlug für<br />
Norbert Pacholek die große Stunde:<br />
Nah am Ufer landete er mit einem<br />
Spezialköder nach 20minütigem<br />
Drill einen Traumfisch<br />
von knapp 12 Kilo.<br />
INFOS<br />
Kartenausgabe: Fischerei am<br />
Achensee, Toni Kandler, Bootshaus<br />
Pertisau, Tel. (0043) 5243<br />
5989.<br />
Unterkünfte:<br />
Campingplatz Geisler, Tel. (0043)<br />
5246 6239.<br />
Weitere Auskünfte: Tourismusverband<br />
Pertisau: Tel. (0043)<br />
5243 4307.<br />
Freuen Sie sich auf das Maiheft<br />
von Rute & Rolle, denn dann präsentieren<br />
wir Ihnen in unserem<br />
zweiten Teil über die Seekönigin<br />
die fängigsten Methoden. Und da<br />
ist nicht nur etwas für Schleppangler<br />
dabei. Auch Uferanglern<br />
verrät unser Autor zahlreiche<br />
Tipps und Tricks.<br />
118 Rute & Rolle 4/2004