Für eine weltoffene Gesellschaft - DAAD-magazin
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DIENSTAG, 26. JUNI 2012 / NR. 21 373 <strong>DAAD</strong><br />
DER TAGESSPIEGEL B 3<br />
Herzlichkeit, Wärme und Neugierde<br />
Von Lisa Johannsen<br />
„EineneueÄra“–soumreißtSarahmit<strong>eine</strong>m<br />
Begriff die Bedeutung der Deutsch<br />
JordanischenUniversität(GJU).Sarahist<br />
Jordanierin,21Jahrealtundstudiertim4.<br />
Semester Biomedizin. „Als ich mich für<br />
das Studium an der GJU registrierte,<br />
fühlteichmichgleichzuHause.Ichfühlte<br />
dieseOffenheit,dasAnders-Seinunddie<br />
herzliche Art und Weise der Mitarbeiter<br />
und Studenten“. Alexander, 22, aus<br />
Deutschland beschreibt die GJU mit nur<br />
<strong>eine</strong>mWort„Gastfreundschaft.DieAtmosphäreunddasFlairderDeutschJordanischenUniversitätistetwasBesonderes.“<br />
Die Deutsch Jordanische Universität<br />
liegt im Norden Ammans. Sie orientiert<br />
sichamdeutschenFachhochschulmodell<br />
undistsehrpraxisorientiert.Nebendem<br />
HauptfachlernendieStudentenDeutsch.<br />
Sechs Jahre sind seit der Gründung der<br />
Universität vergangen und das GJU-Projektist<strong>eine</strong>sdererfolgreichstenbi-kulturellen<br />
Kooperationsprojekte. Innerhalb<br />
kürzester Zeit gelang es der Universität,<br />
das vollständige Lehrprogramm zu realisieren.ZudemverzeichnetdieGJUstetig<br />
steigende Studentenzahlen aus dem ganzenMittlerenOsten.ImRahmendes<strong>DAAD</strong>-Programms„Internationale<br />
Hochschulprojekte“ entstand<br />
die GJU. Die Deutsch Ägyptische<br />
Universität in Kairo ist auch Teil dieses<br />
Die Hochschule<br />
Magdeburg-Stendal<br />
steuert das Projekt in Amman<br />
Programms.ImAuftragdes<strong>DAAD</strong>hatdie<br />
Hochschule Magdeburg-Stendal die<br />
Steuerungsverantwortung als deutscher<br />
Partner der GJU. Das Magdeburger Projektbürokümmertsich–notfallsbisinsDetail<br />
– auch um die operativen Erfordernisse<br />
für <strong>eine</strong>n möglichst reibungslosen<br />
Studienbetrieb,geradewenndiejordanischenStudentenihrDeutschlandjahrabsolvieren.17Bachelor-und4Master-Studiengänge<br />
bietet die GJU derzeit an. Darunter<br />
Architektur und Design, Business<br />
und Management, Informatik, Medizinwissenschaften,<br />
angewandte Naturwissenschaft<br />
und Technikwissenschaften.<br />
Wegen des Fachhochschulmodells sind<br />
alleStudiengängesehranwendungsbezogen.Studiengebührensindobligatorisch.<br />
Im Rahmen des Deutschlandjahres könnendieStudierendenStipendienbekommen.<br />
<strong>Für</strong> deutsche Studierende, die sich<br />
für ein Auslandssemester entscheiden,<br />
vergibtder<strong>DAAD</strong>Stipendien.<br />
Sarah hat die GJU gewählt, weil viele<br />
ihrer Freunde hier sind und wegen der<br />
Möglichkeit des Deutschlandjahres. <strong>Für</strong><br />
dieses Jahr bieten das International OfficeunddasBürofürIndustrialLinksder<br />
GJU Hilfestellung und Organisation für<br />
den Aufenthalt in Deutschland. AlexanderstudiertinKölnErneuerbareEnergien<br />
OLIVER ZIEGLER,<br />
Wirtschaftsreferent in der US-Botschaft Berlin<br />
„Wenn ich nur an der Universität in<br />
Deutschland geblieben wäre, hätte sich<br />
meinLebensicherlichandersentwickelt,<br />
erzählt Oliver Ziegler, der jetzt an der<br />
US-BotschaftinBerlinalsWirtschaftsreferent<br />
arbeitet. Sein Studium der Politik,<br />
Geschichte und Volkswirtschaftslehre<br />
hat er in Bonn „ziemlich grün hinter den<br />
Ohren begonnen, aber ich hatte dort <strong>eine</strong>n<br />
Professor, der viel mit den USA gemachthat“,erinnertsichZiegler.Womöglich<br />
wurden damals die ersten Weichen<br />
gestellt. Nach zwei Jahren wechselte er<br />
andieFreieUniversitätBerlin,woerPolitik<br />
und VWL studierte. „Ich habe mich<br />
dann nach <strong>eine</strong>m Jahr für <strong>eine</strong>n Aufenthalt<br />
in den USA beworben.“ Geholfen<br />
hatte das Akademische Auslandsamt der<br />
FU.Daswar<strong>eine</strong>zentraleErfahrung.<br />
Erbekam<strong>eine</strong>nPlatzanderDukeUniversity<br />
in Durham, North Carolina. Auf<br />
sich allein gestellt, alles zu organisieren<br />
undzubestehen,war<strong>eine</strong>besondere Erfahrung.„DerAufenthalthatm<strong>eine</strong>ganzeSichtverändert,ichhabedorterstverstanden,<br />
was Politikwissenschaft bedeutet.“<br />
Zusätzlich bekam er noch ein Fulbright-Reisestipendium.<br />
„Ich habe nach dem Jahr in den USA<br />
mein Studium ernster genommen.“ Der<br />
persönliche Umgang und die Erfahrung<br />
mit <strong>eine</strong>m anderen Studiensystem haben<br />
OliverZieglersicherergemacht.Nunwar<br />
dieRichtungfürihndeutlicher,einPraktikumanderAmericanAcademyBerlinhat<br />
ihnins<strong>eine</strong>mWunschbestärkt,sichnäher<br />
mitdenUSAzubefassen.DieIdeezurDiplomarbeit<br />
zu Umwelt- und Sozialstandards<br />
beiUnternehmen hatte er schon in<br />
denUSAgehabt.„IchhabemichbeiderOrganisationderVereintenNationenfürindustrielleEntwicklung(UNIDO)inWien<br />
um ein Praktikum beworben, um genau<br />
über dieses Thema Erfahrungen zu sammeln.<br />
Mir fehlte nur die Finanzierung.<br />
DEUTSCHE WISSENSCHAFTLER IN ALLER WELTErfahrungen mit Auslandsaufenthalten<br />
Erfahrungen an der Deutsch Jordanischen Universität in Amman<br />
Studieren nach deutschem Modell. In der Bibliothek der Deutsch Jordanischen Universität<br />
auf dem Campus Jubeiha studieren junge Frauen und Männer. Foto: Bastian Ehl<br />
undVera,21,IndustrialDesigninMagdeburg.BeidesindbegeistertvonderBetreuungdurchdasInternationalOffice.Sieverbrachten<br />
als Austauschstudenten ein SemesteranderGJU.Siesindnichtnurvon<br />
der Universität angetan, sondern auch<br />
von Jordanien. Alexander schwärmt von<br />
den vielen organisierten Ausflügen und<br />
Vera findet die Atmosphäre in Jordanien<br />
ganz besonders. „Das Interesse der Studenten<br />
an der GJU und der Umgang mit<br />
unsausländischenStudierendenistsoeinfach,<br />
herzlich, warm und ohne Scheu“.<br />
Vera schließt sich an: „Herzlichkeit,<br />
WärmeundNeugierdehabeichinJordanienkennengelernt.“<br />
Oliver Ziegler. Foto: Marc Ermer<br />
AlsohabeichmichbeimCarloSchmidProgrammdes<strong>DAAD</strong>beworben.DamalshattensiefestePlätze,aberichhattemirm<strong>eine</strong>n<br />
eigenen Platz schon erobert“,<br />
schwärmter.DasCarloSchmidProgramm<br />
istdazuda,dendeutschenAnteilininternationalen<br />
Organisationen zu erhöhen.<br />
Das Praktikum dauerte ein halbes Jahr,<br />
dannbekamerfüreinweitereshalbesJahr<br />
<strong>eine</strong>Stelle,umseinProjektzubeenden.Er<br />
reistedurchdieStaatendesBalkan.„Mein<br />
ChefhatmichinskalteWassergeworfen,<br />
ichhabedortdieUNvertreten.“<br />
Doch damit nicht genug. Nach dem<br />
JahrinWienbewirbtersichauf<strong>eine</strong>Promotionsstelle<br />
bei der Stiftung Wissenschaft<br />
und Politik (SWP). „Der <strong>DAAD</strong><br />
hat mir dann m<strong>eine</strong>n ForschungsaufenthaltindenUSAbezahlt.“OliverZieglersAugenleuchten,wennersoaufs<strong>eine</strong>Karrierezurückblickt.„Internationalität,soziale<br />
und interkulturelle Kompetenz, darumgehtesbeidiesenAuslandsaufenthalten“,sagter.„Ichhattenie<strong>eine</strong>nMasterplan,<br />
sondern war immer offen für<br />
Neues“, resümiert er s<strong>eine</strong>n Erfolg. Und<br />
sowurdeanderUS-Botschaft<strong>eine</strong>Stelle<br />
frei,diegenauseinThemengebietbetraf.<br />
Rolf Brockschmidt<br />
Die Studierenden können unter 70<br />
deutschen Partneruniversitäten wählen,<br />
anwelchersieihrStudiensemesterabsolvieren<br />
möchten und so die für sie passendefachlicheLehrefinden.<strong>Für</strong>dieBewerbung,denPraktikumsberichtunddie<br />
SuchenachderrichtigenFirmafürdasan<br />
das Studiensemester unmittelbar anschließendePraktikum<br />
hilft das Bürofür<br />
Industrial Links. Britta Kähler, Direktorin<br />
des Büros, verdeutlicht die Bedeutung<br />
des Praktikums: „Das sich anschließende<br />
Praxissemester in <strong>eine</strong>m deutschenUnternehmenerweitertihrenHorizont<br />
enorm und ermöglicht den Studierenden,<br />
<strong>eine</strong>n intensiven Einblick in die<br />
REINHARD SCHÄFERS,<br />
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Paris<br />
S<strong>eine</strong> Zeit als deutscher Botschafter in<br />
FrankreichneigtsichdemEndezu.KünftigwirdReinhardSchäfersdieBundesrepublik<br />
in Italien vertreten. Tieferen Abschiedsschmerz<br />
darf sich ein Diplomat<br />
nicht erlauben, trotzdem scheidet Schäfers<br />
mit Wehmut. In Frankreich habe er<br />
währendderletztenvierJahreoftdasGefühlgehabt,„aufHändengetragen“zuwerden,dasLandseiihm„zweiteHeimat“geworden.Diesemverdankternichtzuletzt,<br />
dass sich ihm überhaupt die Türen für<br />
<strong>eine</strong> diplomatische Karriere öffneten.<br />
1975,mit25Jahren,entschiedsichderdamalsfrischgebackeneJuristfür<strong>eine</strong>nStudienaufenthalt,<br />
ein sogenanntes „Stage“,<br />
an der „Ecole Nationale d'Administration“<br />
(ENA), der renommiertesten Verwaltungshochschule<br />
Frankreichs. „Ich<br />
fühlte mich damals noch zu jung, um direktin<strong>eine</strong>nBerufzugehen.Gleichzeitig<br />
liebäugelte ich ein wenig schon mit dem<br />
AuswärtigenDienstoder<strong>eine</strong>rinternationalen<br />
Verwendung“, erinnert sich Schäfers<br />
am Rande <strong>eine</strong>s Empfangs im Palais<br />
Beauharnais, der Botschafterresidenz in<br />
der Pariser Rue de Lille. „Da reizte es<br />
mich,FrankreichaufdemrelativhohenNiveauderENAnäherkennenzulernen.“Esist<strong>eine</strong>rderzahlreichenAbschiedsempfänge,dieSchäfersindiesenWochen<br />
gibt. Dieser steht ganz im Zeichen der<br />
ENA,eingeladensind:aufdeutscherSeite<br />
<strong>DAAD</strong>-Stipendiaten, die gerade an der<br />
ENAstudieren,undehemaligeAbsolventen,auffranzösischerSeiteStudentenund<br />
Absolventen, die in ihrer ENA-Ausbildung<strong>eine</strong>nDeutschland-Schwerpunktgewählt<br />
hatten. Es weht ein bisschen der<br />
„EspritdeCorps“durchdieSäle,derGeist<br />
derlegendärenKaderschmiede,derenAbsolventen<br />
sich mit Stolz „Les Enarques“<br />
nennen. Derzeit prominentester „Enarque“:<br />
Präsident François Hollande. Das<br />
Aufnahmeverfahren bestehen jährlich<br />
deutscheArbeitswelt zu bekommen. Die<br />
hier gewonnen Erfahrungen nehmen sie<br />
wieder mit nach Jordanien, um sie in ihrer<br />
Heimat einzusetzen. Zum nächsten<br />
Wintersemester gehen 280 GJU Studierende<br />
nach Deutschland – die seit GJU<br />
Gründung bisher größte ,Outgoing’-Gruppe.“<br />
Sarah wird in anderthalb Jahren nach<br />
Deutschlandgehen,dasiegeradevonBiomedizin<br />
in den Management-Studiengang<br />
gewechselt hat. Ihre größte Erwartung<br />
ist, sich persönlich weiterzuentwickeln<br />
und gewonnenes Wissen nach Jordanienzubringen.SiemöchteetwasveränderninJordanienundistsichihrerVerantwortung<br />
für positive Veränderungen<br />
in ihrem Heimatland bewusst. Sarah hat<br />
den „Deutsch vier“-Kurs erfolgreich absolviert.<br />
„Schade ist, dass zu wenig Konversation<br />
im Deutschunterricht stattfindet“,sagtsie.<br />
Vera ist seit Februar 2012 für ein Auslandssemester<br />
in Jordanien. Sie ist der<br />
Meinung, „dass jeder diese einzigartige<br />
Erfahrung machen müsste“. Sie hat so<br />
viel gesehen von Land und Leuten. Sie<br />
hat Petra erlebt, Wadi Rum besucht und<br />
ist im Toten Meer geschwommen. „Die<br />
BetreuungdurchdasInternationalOffice<br />
anderGJUisthervorragend“.MitihrstudierengeradeelfweitereDeutscheanderGJU.DieseZahlsollindennächstenJahren<br />
rapide ansteigen. Der geplante UmzugaufdenPermanentCampusnachMadabawirdimSpätsommer2012erfolgen.<br />
Es wird nicht nur ein Anstieg deutscherStudierendererwartet,sonderneinallgem<strong>eine</strong>rAnstieganStudierendenzahlen.BrittaKählerwünschtsich,„dasswirmitHilfedeutscherundregionalerUnternehmen<br />
unsere Vorstellung <strong>eine</strong>s Industrieparks<br />
verwirklichen können, wo Unternehmen<br />
einmal ihre Produkte präsentieren,aberauchLaboreundWerkstätten<br />
einrichten, die sowohl für den akademischen<br />
als auch für den berufsbildenden<br />
Bedarfgenutztwerdenkönnen.“<br />
VeraundauchSarahstimmenüberein,<br />
dassOffenheit,InterkulturalitätundGastfreundschaft<br />
der Studierenden an der<br />
GJUbesonderssind.SarahalsJordanierin<br />
siehtklareUnterschiedezwischenreligiösenundliberalenMuslimen.„Beieherreligiösen<br />
Mitstudenten muss ich doch <strong>eine</strong><br />
gewisse Distanz einhalten“. Abschließendsagtsie,dass„ChristenundMuslime<br />
anderGJUwunderbarzusammenagieren<br />
unddieseben<strong>eine</strong>besondereStudienumgebung<br />
schaffe. Die GJU ist ein kl<strong>eine</strong>r<br />
MeltingPotderKulturen“.<br />
— Die Autorin arbeitet als Assistentin im<br />
Büro des Vizepräsidenten für Internationale<br />
Angelegenheiten an der Deutsch Jordanischen<br />
Universität in Amman<br />
Weitere Fotos vom Alltag an der<br />
Deutsch Jordanischen Universität<br />
Amman finden Sie unter<br />
www.tagesspiegel.de/wissen<br />
nur 120 von rund 3000 Bewerbern. Von<br />
AnfanganhatsichdieENAmit<strong>eine</strong>minternationalen<br />
Programm auch ausländischenStudentengeöffnet–diedeutschen,<br />
stetsmit<strong>eine</strong>mStipendiumdes<strong>DAAD</strong>an<br />
derENA,stellenmitbisherrund400Absolventen<br />
die größte Gruppe. Reinhard<br />
Schäfers, ein versierter Diplomat, wäre<br />
ohne die ENA-Erfahrungen nicht da, wo<br />
erheutesteht.DieENAbringeLeutehervor,„diehochqualifiziert,enormeffektivundzudeminderLagesind,ihreAbsichten<br />
auch mit <strong>eine</strong>r formalen Brillanz<br />
durchzusetzen,diewirsonichtkennen.“<br />
StudienaufenthalteimAuslandundbreitgefächerte<br />
Sprachkenntnisse gelten ihm<br />
mehrdennjealsSchüsselfürberuflichen<br />
Erfolg:„Englischerwarteichheutevonjedem<br />
Inlandsbeamten sogar – das ist wie<br />
Zähneputzen, das muss jeder können.<br />
Einezweite Fremdsprache istabsolut erforderlichfürjeglicheTätigkeit,dieauchnurindieNähevoninternationalerBetätigungkommt.“<br />
Französisch steheda ganz<br />
oben auf der Agenda: „Frankreich ist unserwichtigsterHandelspartner–daswird<br />
oft übersehen.“ Mehr zum internationalen<br />
ENA-Studium auf www.ena.fr. und<br />
www.daad.de. Matthias Nofze<br />
Botschafter Reinhard Schäfers in Paris.<br />
Foto: © CIDAL, Nicola Gleichauf<br />
Das Ausland lockt<br />
Der <strong>DAAD</strong> schickt deutsche Studierende<br />
mit Stipendien in die ganze Welt<br />
RausausdenvertrautenFedern!Werreifenwill,mussdaswarmeNestverlassen.<br />
Jeder Schulabgänger erlebt es: Die neue<br />
Umgebung, neue Lerninhalte, andere<br />
FreundeundvielschichtigeEindrückeerweitern<br />
den Blickwinkel und machen fit<br />
fürdasBerufsleben.In<strong>eine</strong>rglobalvernetzenWeltbleibtesnichtbeidiesemSchritt.<br />
Berufswege führen immer häufiger über<br />
nationale Grenzen hinweg. Die BegegnungmitkulturellerVielfaltundinternationale<br />
Kommunikation gehören heute<br />
zum Alltag. Um sich gut zurecht zu finden,heißt<br />
es:frühErfahrungimAusland<br />
sammeln,schonimStudium.Goout!<br />
„goout–studierenweltweit"heißtdeshalb<br />
<strong>eine</strong> Kampagne, die das BundesministeriumfürBildungundForschungund<br />
der Deutsche Akademische Austauschdienst<br />
(<strong>DAAD</strong>) 2006 ins Leben gerufen<br />
haben.Der<strong>DAAD</strong>übernimmtdabei<strong>eine</strong><br />
Aufgabe, die ihm die weltweit benutzte<br />
amerikanische Aussprache s<strong>eine</strong>s Kürzelsnahelegt:„Dad“organisiertinzahlreichenProgrammenfürsorglichabernachdrücklich<br />
den erfolgreichen Rauswurf in<br />
dieerweiterteWelt.<br />
400 000 deutsche<br />
Studierende waren<br />
mit Erasmus unterwegs<br />
SchonAbiturientenundjungenStudierendenwilldieKampagneLustauf<strong>eine</strong>n<br />
Studien- oder Praktikumsaufenthalt im<br />
Ausland machen. Die kurzen Bachelor-Studiengänge<br />
von sechs Semestern<br />
mache<strong>eine</strong>früheBeschäftigungmitdem<br />
Themanötig,sagtClaudiusHabbich,Leiter<br />
des Referats „Information für DeutscheüberStudiumundForschungimAusland“<br />
im <strong>DAAD</strong>. „Idealerweise sollten<br />
sichschonSchülerdergymnasialenOberstufefragen,obfürsienicht<strong>eine</strong>Studiengang<br />
mit Auslandsmodul in Frage<br />
kommt.“DieKampagnepunktetmitmodernen<br />
Appetitmachern: Erfahrungsberichteüberfacebook,youtube,chatsund<br />
blogs wecken Neugierde und verbreiten<br />
umfassendInformationen.Besonderserfolgreich:<br />
Eine Rallye durch die Welt mit<br />
Nachwuchsjournalisten, die der <strong>DAAD</strong><br />
im Herbst 2011 auf Reisen schickte, um<br />
von dort über Studienmöglichkeiten und<br />
dieBedingungenzuberichten.<br />
BestesBeispielfür<strong>eine</strong>rfolgreichesBildungsprogramm,<br />
dasviele deutscheStudierende<br />
ins Ausland geschickt hat, ist<br />
dasErasmus-Programm,das2012s<strong>eine</strong>n<br />
25. Geburtstag feiert. Seit 1987 brachte<br />
das bekannteste europäische BildungsundMobilitätsprogrammrund2,5Millionen<br />
Menschen auf Trab – darunter<br />
400000 deutsche Studierende, denen<br />
die über den <strong>DAAD</strong> organisierte Förderung<br />
<strong>eine</strong>n Weg nach draußen ermöglichte.AlleinimStudienjahr2009/10verließen<br />
rund 29000 Deutsche die heimischeHochschuleundprobiertendenGeschmack<br />
der Welt – in <strong>eine</strong>m Praktikum<br />
ANDREAS KRETSCHMER,<br />
Boston Consulting Group (freigestellt zur Promotion)<br />
Das Ausland hat Andreas Kretschmer<br />
schon immer gelockt. Als Schüler hatte<br />
er sich schon für ein Jahr USA entschieden,<br />
<strong>eine</strong> Erfahrung, die er nicht missen<br />
möchte.„Heuteschreibeichm<strong>eine</strong>Arbeiten<br />
auf Englisch, sowohl die Diplom- als<br />
auch die Doktorarbeit“, erzählt er, der<br />
2007 sein Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />
an der Handelshochschule<br />
Leipzig(HHL)alsDiplomkaufmannabgeschlossenhatte.ImRahmen<strong>eine</strong>s(vorherigen)<br />
dualen Studiums bei Bosch hatte<br />
eraucheinAuslandssemesterinEngland<br />
undeinPraktikuminMexikoabsolviert.<br />
„MitdiesenErfahrungeninEuropaund<br />
Amerika wollte ich mich auch gerne in<br />
Richtung Asien orientieren“, erzählt er.<br />
„Ich fand es sehr wichtig, etwas von der<br />
Welt zu sehen und Erfahrungen zu sammeln.“<br />
So bewirbt er sich für ein Stipendium<br />
im Ausland nach dem zweiten Semester<br />
in Leipzig. Man bietet ihm USA<br />
an,dochdortwarerjaschonalsSchüler.<br />
AlsoHongkong,„sozusagenChinalight“,<br />
räumt er ein. Natürlich sei Hongkong<br />
nichtganzbillig,alsowardas<strong>DAAD</strong>-Stipendium<br />
willkommen. So hat Andreas<br />
Kretschmer von September bis Dezember2006anderHongKongUniversityof<br />
Science and Technology am MBA-Programmteilgenommen.<br />
„Das war <strong>eine</strong> wunderbare Erfahrung,<br />
denn in Leipzig hatte ich mit gleichaltrigenDeutschenstudiert.InHongkongwaren<br />
die Studenten alle älter und hatten<br />
auch schon Berufserfahrung.“ Kretschmerkonnte<strong>eine</strong>rseitsPunktefürseinStudiumsammeln,aberdieKontaktezuden<br />
Geschäftsleuten seien für ihn auch <strong>eine</strong><br />
wertvolle Erfahrung gewesen. Ausflüge<br />
nach Peking, Schanghai und Kanton haben<br />
s<strong>eine</strong>n Horizont erweitert. „Es ist<br />
<strong>eine</strong>Bereicherung,unterschiedlicheKulturen<br />
kennen zu lernen“, sagt er. Während<br />
s<strong>eine</strong>s Studiums hatte er Praktika<br />
oder Studienaufenthalt an <strong>eine</strong>r von<br />
4000 am Programm beteiligten Hochschulenin22europäischenLändern.VonderWanderschaftderErasmus-StipendiatenprofitierendiedeutschenHochschulen.<br />
Über die Jahre hinweg mussten<br />
sichdieHochschulstrukturendensteigendenZahlendermobilenStudierendenanpassen:<br />
Die Auslandsämter wurden leistungsfähiger<br />
und die Zusammenarbeit<br />
mit ausländischen Hochschulen gängige<br />
Praxis–einwichtigerAnstoßzurInternationalisierung,diewiederummehrMobilität<br />
im Studium ermöglicht. Informationenüber<strong>eine</strong>nStudienaufenthaltimAuslandsindleichterzubekommenundstrukturierte<br />
Partnerschaften mit HochschuleninanderenLändernsorgenfürerfolgreicheAufenthalte.<br />
Das Erasmus Programm entwickelt<br />
sich außerdem weiter: Auch Lehrtätige<br />
und Mitarbeiter aus den Hochschulverwaltungen<br />
werden seit 2007 gefördert,<br />
um sich durch <strong>eine</strong>n Auslandsaufenthalt<br />
Down under. Orientierungstag an der Universität<br />
Sydney. Foto:Enoch Lau, Wikipedia<br />
weiterzubilden. Ab 2014 soll das BildungsprogrammüberdieHochschulenhinaus<br />
ausgedehnt werden und AuslandsaufenthalteauchfürandereBildungsbereichemöglichmachen.WährendEuropaauchüberErasmuszusammenwächst,<br />
hat der <strong>DAAD</strong> mithilfe<br />
der Kampagne „go-out“ weiterhin die<br />
ganze Welt im Blick. Wichtiges Ziel der<br />
KampagnenebenderInformationfürStudierendeistes,die<br />
Rahmenbedingungen<br />
für <strong>eine</strong>n Studienaufenthalt im Ausland<br />
weiter zu verbessern – die Integration in<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge oder<br />
dieAnerkennungderStudienleistungen.<br />
„Wir wollen auch die Professoren und<br />
MitarbeiterderFakultätenerreichenund<br />
sie davon überzeugen, Studiengänge so<br />
zugestalten, dass Studierende Auslandsaufenthalte<br />
ohne Zeitverluste realisieren<br />
können“,sagtClaudiusHabbich.Mindestens<br />
die Hälfte der an deutschen Hochschulen<br />
eingeschriebenen Studierenden<br />
sollte zeitlich begrenzte Auslandserfahrungen<br />
machen – das ist das hochgesteckteZiel,damitdieWeltweiterzusammenwächst.<br />
Bettina Mittelstraß<br />
Weitere Informationen im Internet:<br />
www.go-out.de<br />
bei Unternehmensberatungen absolviert<br />
und ist dann zur Boston Consulting<br />
Group gegangen. Dort wurde er für die<br />
Promotion freigestellt. Sein Forschungsthema<br />
ist „Humanitäre Logistik“. Da die<br />
Boston Consulting Group auch mit dem<br />
WorldFoodProgram zusammenarbeitet,<br />
ergabensichhierplötzlichKontaktenach<br />
Laos. „Sobekam ichkurzfristig die Möglichkeit,<br />
dort <strong>eine</strong>n Monat lang Feldforschungzubetreiben.Hierkommtwieder<br />
Neue Horizonte. Andreas Kretschmer in<br />
Hongkong. Foto: Privat<br />
der<strong>DAAD</strong>insSpiel,dermirsehrkurzfristig<br />
und flexibel <strong>eine</strong>n einmonatigen Aufenthalt<br />
in Vientiane ermöglicht hat“, erzählt<br />
Kretschmer. Die frühe Felderfahrungseifürs<strong>eine</strong>Arbeitgenaurichtiggewesen,umdasGelesenebessereinzuordnen.„DiepraktischenErfahrungenhaben<br />
m<strong>eine</strong>nBlickfürmeinThemageschärft.“<br />
Im Ausland habe er sich entwickelt<br />
und gelernt, sich selbst zu organisieren.<br />
„EswarauchinLaos<strong>eine</strong>guteErfahrung<br />
zusehen,wieMenschenmitvielweniger<br />
klarkommen.“ Mit s<strong>eine</strong>r Doktorarbeit<br />
liegt er in den letzten Zügen und wird<br />
dann zur Boston Consulting Group zurückkehren.<br />
Rolf Brockschmidt