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Gesamtausgabe als PDF - Schweizerische Ärztezeitung

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Bericht von der Podiumsdiskussion der <strong>Schweizerische</strong>n <strong>Ärztezeitung</strong><br />

vom 27. November 2012 in Basel<br />

Suizidhilfe – (k)eine ärztliche Aufgabe?<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

SÄZ-PODIUMSDISKUSSION<br />

Der Moderator und seine Podiumsgäste (v. l. n. r.): Alan Niederer, Klaus Bally, Marion Schafroth, Gabriela Stoppe, Jacques de Haller, Johannes Fischer. Fotos: R.B.<br />

Anna Sax<br />

anna.sax[at]saez.ch<br />

In den vergangenen Monaten veröffentlichte die <strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> meh-<br />

rere Artikel, die sich zu den medizinisch-ethischen Richtlinien der <strong>Schweizerische</strong>n<br />

Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2004 äusserten, wonach «die Beihilfe<br />

zum Suizid nicht Teil der ärztlichen Tätigkeit [ist], weil sie den Zielen der Medizin<br />

widerspricht». Darüber, ob diese Richtlinien noch zeitgemäss seien, fand Ende<br />

N ovember bei einem SÄZ-Podium eine engagierte und differenzierte Debatte statt.<br />

Freitod, Selbsttötung, Selbstmord oder Suizid – die<br />

verschiedenen Benennungen machen deutlich, wie<br />

ambivalent wir dem Umstand gegenüberstehen,<br />

dass Menschen ihrem Leben manchmal freiwillig<br />

ein Ende setzen. Gleich zum Einstieg projiziert der<br />

Gesprächsleiter Alan Niederer, der zugleich NZZ-<br />

Wissenschaftsredaktor und Arzt ist, alle vier Begriffe<br />

auf die Leinwand. Und er präsentiert ein paar Zahlen<br />

dazu: 1360 Suizide zählte man in der Schweiz im Jahr<br />

2007, das sind 2,2 Prozent aller Todesfälle. Im hohen<br />

Alter nimmt die Suizidrate rapide zu. Bei der organisierten<br />

Suizidhilfe geht die Statistik von ca. 400 Fällen<br />

pro Jahr aus. Sie betrifft vor allem ältere Menschen.<br />

Drei Voraussetzungen<br />

und ein Gewissensentscheid<br />

In der Schweiz ist Suizid legal und auch die Beihilfe<br />

zum Suizid, sofern keine selbstsüchtigen Beweggründe<br />

dahinterstecken. Suizidhilfeorganisationen<br />

wie EXIT und Dignitas arbeiten mit Ärztinnen und<br />

Ärzten zusammen, die für schwerkranke, sterbewillige<br />

Patientinnen und Patienten nach eingehenden<br />

Gesprächen und Abklärungen ein Rezept ausstellen<br />

für das todbringende Medikament. Die 2004 erstell-<br />

ten Richtlinien der SAMW sagen klar, dass Beihilfe<br />

zum Suizid nicht Teil der ärztlichen Tätigkeit sei,<br />

während gleichzeitig der Patientenwillen zu respektieren<br />

sei. Damit steht der Arzt, die Ärztin vor einem<br />

Gewissensentscheid: Was wiegt schwerer, die ärztliche<br />

Pflicht zur Erhaltung des Lebens oder der<br />

Wunsch der Patientin, ihrem Leiden ein Ende zu bereiten?<br />

Die SAMW-Richtlinien entlasten den Arzt<br />

nicht von diesem Dilemma, nennen aber drei Voraussetzungen,<br />

die bei der Suizidhilfe erfüllt sein<br />

müssen: Die Patientin steht am Lebensende; alternative<br />

Möglichkeiten wurden erörtert und, soweit gewünscht,<br />

auch eingesetzt; die Patientin ist urteilsfähig,<br />

ihr Wunsch ist wohlerwogen, ohne äusseren<br />

Druck entstanden und dauerhaft.<br />

Die Frage, ob Beihilfe zum Suizid eine ärztliche<br />

Aufgabe sei oder nicht, hat in der <strong>Schweizerische</strong>n<br />

<strong>Ärztezeitung</strong> in den letzten Monaten zu einer intensiven<br />

Debatte geführt, die nun anlässlich der SÄZ-<br />

Podiumsdiskussion fortgesetzt wird. In Ärztekreisen<br />

gibt es Stimmen, welche die Haltung der SAMW für<br />

nicht mehr zeitgemäss halten und dafür plädieren,<br />

die Richtlinien von 2004 zu überarbeiten. Für diese<br />

Position steht auf dem Podium vorab die Anästhesie-<br />

Ärztin Marion Schafroth, Vorstandsmitglied von<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 4<br />

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