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Buchbesprechungen HORIZONTE Editores Medicorum Helveticorum ständlich schildert er die Voraussetzungen des Operierens, die Nachbehandlung und die zahlreichen, komplexen Pathologien des Fusses. Literaturempfehlungen, eine kurze Anleitung zum Gebrauch des Hallux-Goniometers und ein ausführliches Sachverzeichnis beenden die auch für Nichtspezialisten lesenswerten Ausführungen. Statistiken belegen, dass fast die Hälfte der Patienten den Ortho päden wegen Fussproblemen aufsuchen. Fehlstellungen, Überlastungssymptome, Instabilitätsprobleme, Arthrosen und Sportunfälle sind auch in der hausärztlichen Praxis häufige Konsultationsgründe. Es gibt also gute Gründe, genauer zu wissen, wie ein renommierter Kollege in seiner Privatpraxis damit umgeht. Empfohlen sei auch die interessante Website www.fussclinic.ch Manuelle Medizin für Schmerzpatienten Ulrich Böhni, Markus Lauper, Hermann-Alexander Locher Manuelle Medizin 2 Diagnostische und therapeutische Techniken praktisch anwenden Stuttgart: Thieme; 2011 615 Seiten. 252 CHF ISBN 978-3-13165-271-3 Die Manuelle Medizin hat sich inzwischen erfolgreich in die Schmerzanalyse und -therapie integriert. Sie bietet eine gute Alternative bzw. zusätzliche M ethode für Schmerzpatienten, wenn intensive medikamentöse, physikalische und invasive Therapie allein nicht erfolgreich waren. Das Werk «Manuelle Medizin 2 – Diagnostische und therapeutische Techniken praktisch anwenden» ist der erste Band der neukonzipierten Reihe «Manuelle Medizin», der erschienen ist. Der Band «Manuelle Medizin 1 – Fehlfunktionen und Schmerz am Bewegungsorgan verstehen und behandeln» wird voraussichtlich noch in diesem Jahr beim Thieme-Verlag erscheinen. Das Werk ist für das Selbststudium bestens geeignet. Das Buch wird als Handbuch bezeichnet, ist aber in Wirklichkeit ein sehr umfassendes Werk. Es enthält viele Techniken nicht nur für Einsteiger, sondern auch Fortgeschrittene. Es dient mit Schritt-für-Schritt- Anleitungen, die wichtigsten Techniken der Manuellen Medizin zu erlernen. Die Kursinhalte des erforderlichen Curriculums zur Manuellen Medizin können mit dem Werk nochmals wiederholt, vertieft werden oder aber auch schon zur Vorbereitung dienen. Der Aufbau des Werkes basiert auf dem Doppelseitenprinzip, das heisst, dass links jeweils die Texte stehen und rechts ein Atlas integriert ist. Die Fotos mit den eingefügten Symbolen fassen die erlernten Behandlungstechniken nochmals auf einen Blick zusammen. Die teilweise komplizierten Griffe und dreidimensionalen Bewegungen werden so auf einfache Weise verdeutlicht. Die Systematik und Übersichtlichkeit, die dem Werk eigen ist, ist ein grosser didaktischer Vorteil beim Erlernen der Techniken. So ist es für das Selbststudium bestens geeignet. Das Buch ist entsprechend den Kursinhalten in acht grosse Kapitel gegliedert. Der Abschnitt «Diagnostik der Wirbelsäule: Hals, Schulter, Arm» erklärt regionale und segmentale Untersuchungstechniken für die Hals- und die Brustwirbelsäule inklusive Rippen. Analog dazu gibt es das Kapitel «Therapie Wirbelsäule: Hals, Schulter, Arm», das entsprechende Behandlungstechniken vorstellt. Das Kapitel «Diagnostik und Therapie periphere Gelenke: Hals, Schulter, Arm» widmet sich den Untersuchungstechniken der Gelenke der oberen Extremität und zeigt eine Auswahl der für die manualmedizinische Praxis relevanten Behandlungstechniken. Analog zu den Gelenken gibt es ein Kapitel zur «Diagnostik und Therapie Muskulatur: Hals, Schulter, Arm», in dem die wichtigsten Muskeln der Hals- und Brust- wirbelsäulenregion sowie der oberen Extremität behandelt werden. Die folgenden vier Kapitel wurden entsprechend den erwähnten angelegt, nur dass sie die Lendenwirbelsäule, das Becken und die untere Extre mität betreffen. Dr. med. Sandra Krüger, Berlin Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2012;93: 16 609
Dolmetschen Die «Volksnaturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens» war ein überaus erfolgreiches populärwissen schaft liches Buch, das drei Generationen von Lesern belehrte. 1 Schatz G. Zaubergarten Biologie. Zürich: NZZ Libro; 2012. 2 Reinhart WH. Ghostwriter – die Geister, die ich rief. Schweiz Med Forum. 2012;12(12):259–61. erhard.taverna[at]saez.ch Editores Medicorum Helveticorum 1786 erschien zum ersten Mal die «Volksnaturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens» des evangelischen Pfarrers Johann Heinrich Helmuth. Das im populärwissenschaftlichen Stil geschriebene Buch war überaus erfolgreich, es belehrte drei Generationen Leser und verfolgte ein ähnliches Ziel wie die französischen Enzyklopädisten der Aufklärung. Literatur, die wissenschaftliche Themen für die Öffentlichkeit verständlich macht, ist seither unentbehrlich. Das Schmiermittel der Wissensmaschinerie ist längst zum gewohnten Bestandteil der permanenten Volksbildung geworden, wobei sich Kommerz, Politik und Neugier die Waage halten. Wer aus der Fachsprache für Laien dolmetscht, will vermitteln, erklären, einordnen, transparent machen und auch unterhalten, was zahlreiche Mediengefässe mehr oder weniger gekonnt demonstrieren, etwa Scobel auf 3Sat, Netz auf SF1, n-tv und viele andere. Wissenschaftsjournalismus, bis in die 1990er-Jahre ein Exotenfach, ist zu einer Spezialdisziplin geworden, die an Hochschulen vermittelt und durch zahlreiche Preise gefördert wird. In der Schweiz etwa seit 2008 durch die «Stiftung experimentelle Medizin», die jährlich einen gutdotierten Recherchepreis für Wissenschafts- und Medizinjournalismus verleiht. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ und die Neue Zürcher Zeitung NZZ waren Vorreiter für gute Berichte in Kulturjournalen und Feuilletons. Vielen Lesern dürften die regelmässigen Beiträge von Gottfried Schatz in der NZZ ein Begriff sein. Der auch musisch begabte Biochemiker, langjähriger Leiter des Biozentrums in Basel und Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates, hat für diese hohe Kunst des Dolmetschens Massstäbe gesetzt. In einem Interview sprach er vom Brückenschlag zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Dabei sei die Literatur ein Vorbild, denn beide Sprachen sollten möglichst einfach, klar und schön sein. Nichts sei für unsere Gesellschaft gefährlicher als gutausgebildete, aber ungebildete Wissenschaftler, wobei der Kampf gegen Vorurteile und Aberglaube nur selten das Hauptanliegen der Universitäten sei. Seine neuste Publikation «Zaubergarten Biologie – Wie biologische Entdeckungen unser Menschenbild prägen» [1], zu dem Rolf Zinkernagel ein Vorwort geschrieben hat, beglückt mit brillanten Erzählungen. Pflichtlektüre für alle Mediziner. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2012;93: 16 zu guter letzt Nicht jeder Forscher ist ein Multitalent wie Gottfried Schatz, der mit seinen geistreichen Essays, vorwiegend aus der Welt der Biologie, seit Jahren im besten Sinne seinem Publikum den Horizont erweitert. Weitere Beispiele wären Linus Pauling, Adolf Portmann, Ernst Mayr, Gerd Binnig oder Stephen Hawking, die sich ebenso Mühe gegeben haben, ihre Entdeckungen ausserhalb der eigenen Zunft zu verbreiten. Sie und viele andere aus allen Wissenschaftssparten sind ein Glücksfall und leider eine Minderheit. Darum braucht es neben diesen Doppeltalenten die Handwerker, die sich fremde Erkenntnisse aneignen und möglichst unverfälscht einem nicht spezialisierten Personenkreis verständlich machen. In einem Editorial des Schweizerischen Medizin- Forums wurden diese professionellen Schreiber, insbesondere die medical writers, als ghostwriter bezeichnet [2]. Das Problem dieser Form medizinischer Informationsvermittlung bestehe in der Einflussnahme der Sponsoren aus der Industrie. Wo administrative und ökonomische Zwänge die eigene Zeit auffressen und Forschung viel kostet, sind häufige Publikationen, mit einem möglichst hohen Impact- Faktor, eine Überlebensfrage. Wenn publish or perish über Karrieren und Projekte entscheidet, braucht es die kleinen Helferlein des Journalismus. Der Autor «Wer aus der Fachsprache für laien dolmetscht, will vermitteln, erklären, einordnen, transparent machen und auch unterhalten.» formuliert ein grundsätzliches Problem, dass der akademische Nachwuchs nicht mehr lernt, Wissenschaft selber zu publizieren und zu kommunizieren. «Wenn man z. B. habilitieren und die Lehrbefähigung (Venia legendi) erwerben kann, indem man Publikationen von Studien vorlegt, die von professionellen Schreibern verfasst worden waren, dann wird man auch Scientific Writing nicht weiter vermitteln können.» In der beiliegenden Ärztezeitung wünscht sich Werner Bauer «viele zukünftige und junge Ärztinnen und Ärzte mit Interesse an Literatur, an der Sprache als Grundlage des Denkens und Instrument des Heilens, an den bildenden Künsten, an Philosophie und anderen Humanwissenschaften.» Dabei kann es nicht schaden, bei Vorbildern wie Gottfried Schatz abzuschauen, wie man das macht. Wer will, kann es ihm nachtun, und als Geiger in verschiedenen Opernhäusern spielen. Doch das ist nicht unbedingt nötig. Erhard Taverna 610
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