WTO und fairer Handel - Schriftenreihe Global Affairs - Nr. 1 - Wir°My
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<strong>Global</strong>isierung ist kein Schicksal -<br />
eine andere Welt ist möglich!<br />
ATTAC<br />
14<br />
Agrarwirtschaft gingen zwischen<br />
1994 <strong>und</strong> 2002 verloren.<br />
Sobald sich Mexiko den Billig-<br />
Importen aus dem Norden öffnete,<br />
fielen die Preise so tief, dass die lokalen<br />
Bauern vielfach unter den<br />
Produktionskosten verkaufen oder aufgeben<br />
mussten. Zu allem Übel fanden<br />
nur etwa 600 000 Mexikaner in den<br />
neu entstandenen Fabriken <strong>und</strong> hauptsächlich<br />
in der Exportindustrie Arbeit.<br />
Nach Angaben der mexikanischen Regierung<br />
sind in den letzten drei Jahren<br />
20 Prozent dieser Arbeitsplätze wieder<br />
verloren gegangen.<br />
Inzwischen sind es längst nicht mehr<br />
nur die klassischen Gegner der<br />
Freihandelsabkommen<br />
im Land, die NAFTA für<br />
die Schattenseiten der<br />
immer stärkeren Verflechtung<br />
ungleicher Volkswirtschaftenverantwortlich<br />
machen. So kom-<br />
mentierte Carlos Rojas, Präsident der<br />
mexikanischen Außenhandels-kammer,<br />
unlängst: "Der Norden ähnelt<br />
immer mehr den USA, im Süden wird<br />
die Armut größer. Ein Mexiko mit 50<br />
Millionen Armen ist kein zukunftsfähiges<br />
Projekt."<br />
Transnationale Konzerne sind die<br />
wichtigsten Akteure im internationalen<br />
<strong>Handel</strong>. Die UN-Organisation für<br />
<strong>Handel</strong> <strong>und</strong> Entwicklung (UNCTAD)<br />
schätzt, dass es weltweit 65.000 transnationale<br />
Unternehmen mit 850.000<br />
ausländischen Tochtergesellschaften<br />
gibt. Davon haben drei Viertel ihren<br />
Sitz in den USA, Japan oder Europa.<br />
Sie beherrschen zwei Drittel des<br />
Weltmarkts, tragen aber nur ein<br />
Viertel zum Weltsozialprodukt bei.<br />
Dass die Unternehmen selbst in<br />
Billiglohnländern nicht davor zurückschrecken,<br />
die ohnehin niedrigen<br />
Lohn- <strong>und</strong> Produktionskosten weiter zu<br />
drücken, zeigt wie wichtig es ist, die<br />
Multis auf umweltpolitische <strong>und</strong><br />
arbeitsrechtliche Richtlinien festzulegen,<br />
wie dies NGOs in aller Welt seit<br />
langem fordern.<br />
<strong>Global</strong>isierung <strong>und</strong><br />
Beschäftigung<br />
Die weltweite Liberalisierungspolitik<br />
hat Produktions- <strong>und</strong> Beschäftigungsmuster<br />
hervorgebracht, die wir bereits<br />
am Beispiel Mexiko kennen gelernt<br />
haben:<br />
Arbeitsintensive Industrien wurden in<br />
Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern,<br />
vor allem in so genannten Sonderexportzonen<br />
angesiedelt, in denen<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Sozialrechte weitgehend<br />
außer Kraft gesetzt sind. Mit Hilfe<br />
neuer Technologien entwickelten Multis<br />
ein System globaler Beschaffung, das<br />
aus einem weit verzweigten Netz von<br />
Lieferanten <strong>und</strong> Unterlieferanten bis<br />
hin zur Heimarbeit gewebt ist. Dies hat<br />
zur Folge, dass Beschäftigungsverhältnisse<br />
informalisiert, also dem<br />
arbeitsrechtlichen Schutz entzogen<br />
werden.<br />
Frauen werden aufgr<strong>und</strong> der fast vollständig<br />
von ihnen geleisteten unbezahlten<br />
Haus- <strong>und</strong> Familienarbeit auf<br />
dem Arbeitsmarkt weiter benachteiligt<br />
- weltweit verdienen sie in Industrie<br />
<strong>und</strong> im Dienstleistungssektor 22<br />
Prozent weniger als Männer. Obwohl<br />
die <strong>Global</strong>isierung einigen wenigen<br />
gut qualifizierten Frauen neue<br />
Chancen eröffnet hat, hat sie<br />
Ungleichheiten <strong>und</strong> Unsicherheiten für<br />
arme Frauen erhöht, heißt es in einer<br />
Untersuchung der UN-Frauenorganisation<br />
UNIFEM aus dem Jahr 2000. In<br />
den Exportzonen <strong>und</strong> in der Schattenwirtschaft<br />
stellen Frauen zwei Drittel<br />
der Beschäftigten.