WTO und fairer Handel - Schriftenreihe Global Affairs - Nr. 1 - Wir°My
WTO und fairer Handel - Schriftenreihe Global Affairs - Nr. 1 - Wir°My
WTO und fairer Handel - Schriftenreihe Global Affairs - Nr. 1 - Wir°My
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4<br />
Gedanken zur <strong>Global</strong>isierung<br />
von Matthias Holbe<br />
Im Rahmen eines Seminars in Leipzig<br />
zum Thema <strong>Global</strong>isierung <strong>und</strong> deren<br />
Auswirkung auf die Produzenten- <strong>und</strong><br />
Konsumentenländer, ermutigte uns<br />
Herr Jaura unsere Gedanken zum<br />
Thema in Form einiger Zeilen festzuhalten.<br />
Aus den Zeilen wurden bald<br />
Seiten <strong>und</strong> mit jeder weiteren Seite<br />
wurde klar, dass es unmöglich ist, dieses<br />
Thema erschöpfend oder gar vollständig<br />
zu erfassen.<br />
Zum Geleit des Essays ist zu sagen,<br />
dass ich aus europäischer Perspektive<br />
schreibe. Weiter dienen die angeführten<br />
Beispiele vordergründig dem<br />
Verständnis der festgehaltenen Gedanken,<br />
<strong>und</strong> sind nicht als empirische<br />
Belege zu verstehen. Dies gilt ebenso<br />
für die am Prozess der <strong>Global</strong>isierung<br />
beteiligten Akteure.<br />
Insgesamt kann man mir eine gewisse<br />
Naivität vorwerfen, da die komplexen<br />
Verflechtungen zwischen den Ländern<br />
etwas stark vereinfacht wurden, dennoch<br />
ist es mir wichtig, Wirkungsmechanismen<br />
<strong>und</strong> Akteure der<br />
<strong>Global</strong>isierung darzustellen. Wenn<br />
dieser Aufsatz kontrovers diskutiert<br />
wird, ist mein persönlicher Anspruch<br />
erfüllt.<br />
Die Welt wird global. Wir befinden<br />
uns im Zeitalter der <strong>Global</strong>isierung.<br />
Mit dieser Tatsache haben wir uns<br />
abgef<strong>und</strong>en. Doch versteht jeder<br />
etwas anderes unter dem, was da<br />
gerade geschieht. Zum ersten rückt<br />
die Welt zusammen. Dies bedeutet im<br />
wesentlichen die Möglichkeit der<br />
Bürger westlicher Demokratien, via<br />
Internet oder anderer Medien<br />
Informationen über alle Länder der<br />
Welt per Knopfdruck in die eigenen<br />
vier Wände zu holen. Gleichzeitig entdeckt<br />
die westliche Welt über<br />
Urlaubsreisen gerade Indien <strong>und</strong> die<br />
Länder des ostasiatischen Raums.<br />
Auslandspraktika innerhalb der<br />
Industrieländer wie England, Frankreich,<br />
Amerika oder Australien sind<br />
unter anderem durch das Au-pair-Jahr<br />
nach der Schule oder die universitären<br />
Partnerschaften längst zum Standard<br />
geworden.<br />
Die Einschränkung "Bürger westlicher<br />
Demokratien" ist formell nicht gegeben,<br />
jedoch setzen die oben genannten<br />
Freiheiten materielle <strong>und</strong> finanzielle<br />
Vorleistungen voraus, die für die<br />
meisten Menschen unserer Welt fern<br />
jeder Realität liegen. Wer es nicht<br />
glaubt, sollte Studien zur Verbreitung<br />
des Internets <strong>und</strong> die OECD-Armutsberichte<br />
lesen. Zudem scheint es logischer,<br />
das aufkommende Fernweh als<br />
Nebeneffekt des im folgenden zu prüfenden<br />
Aspekts zu sehen - der wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen <strong>Global</strong>isierung.<br />
Aus dieser Perspektive wird<br />
<strong>Global</strong>isierung als freier grenzüberschreitender<br />
Geld-, Waren- <strong>und</strong><br />
Dienstleistungsverkehr verstanden. Auf<br />
dieser internationalen Ebene stehen<br />
sich die einzelnen Nationalstaaten<br />
gegenüber, die in ihren Kontroll- <strong>und</strong><br />
Steuerungsmöglichkeiten gegenüber<br />
den Großunternehmen der Wirtschaft<br />
in den letzten Jahren erheblich an<br />
Einfluss verloren haben. Daher sei die<br />
Frage gestattet: Wer regiert wen? Die<br />
Politik die Wirtschaft oder andersherum?<br />
Die Frage erhält nicht zuletzt<br />
daher ihre Berechtigung, da jeder<br />
Bürger in seinem Land unmittelbar von<br />
den internationalen Abkommen zwischen<br />
den Staaten betroffen ist, es auf<br />
dieser internationalen Ebene aber nur<br />
wenige <strong>und</strong> in der Praxis unterschiedlich<br />
stark bindende Vereinbarungen<br />
zwischen den Staaten oder eben ihren<br />
Volkswirtschaften gibt. Eine klarere<br />
Bestimmung der für die Abkommen<br />
entscheidenden Interessengruppen