Grösste Privatbank Europas - Perspectives Pictet
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Jacques de Saussure, Seniorpartner<br />
«Niemand würde heute nochmals eine Bank<br />
nach diesen Regeln aufsetzen»<br />
NZZ am Sonntag: Wie muss man sich Ihre Rolle als<br />
Seniorpartner von <strong>Pictet</strong> vorstellen? Als ein Primus<br />
inter Pares wie der Bundespräsident?<br />
Jacques de Saussure: Das ist ein gutes Bild. In<br />
unserer Partnerschaft haben alle acht Teilhaber<br />
eine solidarische Verantwortung. Nicht nur finanziell,<br />
sondern auch, was die Unternehmensführung<br />
angeht. Meine Aufgabe ist, das gute Funktionieren<br />
dieser Mannschaft zu gewährleisten, und ich bin<br />
eine Art Sprecher innerhalb und ausserhalb der<br />
Bank. Es gibt aber Unterschiede zum Bundesrat.<br />
Welche?<br />
Im Bundesrat gibt es eine jährliche Rotation, was<br />
dem Bundespräsidenten nicht viel Zeit gibt, etwas<br />
zu bewirken. Bei uns gibt es eine Rotation gemäss<br />
dem Senioritätsprinzip. Der Älteste von uns wird<br />
Seniorpartner und bleibt dies bis zum Ausscheiden<br />
aus der Firma. Man kann also vier, fünf, sechs Jahre<br />
lang wirken.<br />
Wie treffen Sie als Gremium Entscheidungen?<br />
Die Regel ist, dass wichtige Entscheidungen, wie<br />
übrigens bei jeder Personen- oder Kommandit-<br />
wirtschaft Sonntag, 27. November 2011<br />
gesellschaft in der Schweiz,<br />
einstimmig beschlossen werden.<br />
Zum Beispiel, wenn<br />
wir unsere Struktur ändern<br />
wollen oder wenn wir einen<br />
neuen Partner ernennen.<br />
Obwohl wir alle den Hang<br />
haben, uns in Kleinigkeiten<br />
einzumischen, haben wir dennoch<br />
eine Organisationsform,<br />
welche der heutigen Grösse<br />
der Bank gerecht wird. Es<br />
machen nicht alle alles.<br />
Wie haben Sie sich konkret<br />
organisiert?<br />
Geschäftsaktivitäten und<br />
wichtige Funktionen wie Personalwesen,<br />
Risikokontrolle,<br />
Rechtliches und so weiter<br />
unterstehen jeweils verschiedenen<br />
Teilhabern. Wir treffen<br />
uns jeden Morgen und<br />
besprechen die laufenden<br />
Aktivitäten. Das ist sehr<br />
wichtig. Wir sind ein Team,<br />
das einander ergänzt.<br />
Abgesehen vom Senioritätsprinzip:<br />
Was unterscheidet die<br />
Führung von einer Konzernleitung<br />
anderer Banken?<br />
Dort stehen die Mitglieder<br />
der Geschäftsleitung oft in<br />
einem Konkurrenzverhältnis<br />
zueinander, weil sie alle<br />
hoffen, eines Tages CEO zu werden. Wir hingegen<br />
ziehen am selben Strick. Jeder Einzelne von uns ist<br />
vielleicht nicht so gut wie der Chef einer anderen<br />
Bank. Aber als Gremium sind wir ziemlich sicher<br />
besser.<br />
Gibt es die Gefahr von schlechter Corporate Governance?<br />
Grundsätzlich ja. Bei unseren morgendlichen<br />
Treffen sind wir gleichzeitig Versammlung der<br />
Aktionäre, Verwaltungsrat und Generaldirektion.<br />
Das ist logisch, weil uns die Bank gehört und es keine<br />
Eigentümer ausserhalb der Firma gibt. Aber es handelt<br />
sich um eine sehr grosse Machtkonzentration.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Um Risiken zu vermeiden, haben wir für die einzelnen<br />
Unternehmensaktivitäten kleine Überwachungs-Komitees<br />
gebildet, damit nicht einer allein<br />
einen Bereich beaufsichtigt. Zudem läuft alles, was<br />
mit Rechnungsprüfung, Risiko und Compliance zu<br />
tun hat, beim Seniorpartner zusammen. Dieser hat<br />
keine direkten operativen Verantwortlichkeiten. So<br />
entsteht eine Art Gewaltentrennung.