Fachbeitrag Archäologische Kulturgüter - Dialogforum Feste ...
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<strong>Fachbeitrag</strong> archäologische <strong>Kulturgüter</strong><br />
Schienenhinterlandanbindung der <strong>Feste</strong>n Fehmarnbeltquerung (FBQ)<br />
treffen jene Fundstellen, wo günstige Erhaltungsbedingungen für organische Materialien vorliegen<br />
(z.B. Moorfunde) und Fundplätze mit Objekten aus weit entfernten Regionen (Importfunde)<br />
sowie solche von herausragendem Materialwert (z. B. Edelmetall). Entsprechenden Fundplätzen<br />
wird eine hohe archäologische Bedeutung beigemessen.<br />
Bei den Fundstreuungen handelt es sich um Oberflächenfunde aus zumeist unspezifischen Flintartefakten,<br />
welche nicht eindeutig einem Siedlungsplatz zugeordnet werden können. Denkbar<br />
wäre auch ein sehr kurzzeitig genutzter Platz, wo lediglich einige Abschläge oder auch einfache<br />
Geräte hergestellt worden sind. Ohne eine nähere archäologische Untersuchung muß hier eine<br />
Deutung sehr spekulativ bleiben. Auch dieser Fundplatzart wird grundsätzlich hier eine nur geringe<br />
archäologische Bedeutung zugestanden. Eine hohe archäologische Bedeutung liegt nur bei<br />
Fundstreuungen mit günstigen Erhaltungsbedingungen für organische Materialien vor.<br />
Das Spektrum der Siedlungen ist sehr breit. Es reicht von mehr oder weniger kurzzeitig genutzten<br />
Lagerplätzen der ausgehenden Alt- und der Mittelsteinzeit über kleinere Wohnstätten (Einzelhöfe,<br />
Weiler) und dorfartigen Ansiedlungen bis zu den hoch- bis spätmittelalterlichen Städten. Eine<br />
Sonderform stellen die früh- bis spätmittelalterlichen Befestigungsanlagen dar (Abschnittswälle,<br />
Grabenwerke, Burgen, Turmhügel/Motten). Innerhalb des Untersuchungsgebietes werden folgende<br />
Siedlungsarten in der archäologischen Landesaufnahme differenziert: Siedlungen, Burgen/Motten,<br />
Kirchen/Klöster, Verhüttungsplätze und Herdstellen. Alle diese Siedlungsplätze besitzen<br />
grundsätzlich eine hohe Bedeutung. Sie bewahren potentiell wesentliche Erkenntnisse zu<br />
der Entwicklung der menschlichen Lebensweise in unserer Region (Ernährung, Nutzung von Tieren<br />
und Pflanzen sowie anderer Rohstoffe, Technik, Hausbau, Dorfstrukturen usw.). Eine sehr<br />
hohe Bedeutung liegt bei potentiell guten Erhaltungsbedingungen für organische Materialien vor.<br />
Auch Siedlungen, welche aus Zeiträumen stammen, die in der archäologischen Landesaufnahme<br />
aufgrund schwerer Auffindungsbedingungen nur selten vertreten sind, werden hier als sehr bedeutend<br />
angesehen (z. B. Lagerplätze der ausgehenden Alt- und der Mittelsteinzeit, Siedlungen<br />
der älteren Bronzezeit, der jüngeren Römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit).<br />
Die Grabfunde decken ebenfalls ein vielfältiges Spektrum ab. Es sind Flach- und Hügelgräber,<br />
die einzeln oder in mehr oder weniger großen Gruppen auftreten können. Es liegen Körper- sowie<br />
Brandbestattungen vor. Innerhalb des Untersuchungsgebietes erfasst die archäologische Landesaufnahme<br />
folgende Grabkategorien: Grabhügel, Urnenfelder, Steinkammern, Steinkisten u.<br />
Langbetten. Alle archäologischen Bestattungen besitzen grundsätzlich eine hohe Bedeutung.<br />
Entsprechend der Beurteilung der Siedlungen wird auch jenen Gräbern, welche aus wenig belegten<br />
Epochen stammen (z. B. Frühmittelalter) oder deren Fundsituation günstige Erhaltungsbedingungen<br />
für organische Materialien erwarten lassen, eine sehr hohe Bedeutung zugestanden.<br />
Auch Bestattungsplätze mit selten belegten Bestattungsformen (z. B. jungsteinzeitliche und älterbronzezeitliche<br />
Flachgräber) werden hier als sehr bedeutend eingestuft.<br />
Oberflächlich sichtbare, vorgeschichtliche bzw. mittelalterliche Ackerbeete bzw. Altäcker besitzen<br />
eine hohe Bedeutung, da sie ein seltenes Relikt alter landwirtschaftlicher Nutzflächen darstellen.<br />
Entsprechendes gilt für noch sichtbare, alte Wegeführungen.<br />
Prüfexemplar<br />
3.1.3 Auswirkungen auf archäologische Fundplätze und Denkmäler<br />
3.1.3.1 Potentielle baubedingte Wirkungen<br />
Innerhalb des Trassenbereiches sind die überwiegend oberflächennah gelegenen, einfachen und<br />
besonderen archäologischen <strong>Kulturgüter</strong> durch baubedingten Bodenabtrag, durch Befahren mit<br />
schwerem Gerät und durch Versiegelung durch Materialauftrag (Bodendruck u. gegebenenfalls<br />
Fahrspuren) in ihrem Bestand stark gefährdet. Durch den Bodeneingriff drohen vollständige oder<br />
partielle, unwiederbringliche Zerstörungen der betroffenen Fundplätze und Denkmäler (Verlust<br />
von <strong>Kulturgüter</strong>n). Außerhalb des Baubereiches sind die Auswirkungen auf die <strong>Kulturgüter</strong> nicht<br />
so schwerwiegend. Direkt angrenzende archäologische Fundplätze und Denkmäler sollten durch<br />
geeignete Maßnahmen vor möglichem Erdabbruch durch Erosion geschützt werden. Bei starken<br />
Vibrationen in unmittelbarer Nähe von oberflächlich sichtbaren Denkmälern (z. B. Grabhügel) ist<br />
auf die Auswirkungen auf das Denkmal zu achten (Rissbildung) bzw. entsprechende Maßnahmen<br />
zu vermeiden oder einzuschränken.<br />
<strong>Archäologische</strong>s Landesamt Schleswig-Holstein 38