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Dr.Lilo Tutsch Supervision und Coaching 2005

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1.) Die Moderationsaufgaben<br />

Der Begriff Moderation kommt aus dem Lateinischen <strong>und</strong><br />

meint „rechtes Maß, Lenkung”. Die Lenkung <strong>und</strong> Leitung<br />

eines Gespräches soll demnach in einem den Teilnehmern<br />

<strong>und</strong> der Sache angemessenen Maße erfolgen. Moderation beschreibt<br />

also eine übergeordnete Kategorie in den Aufgaben<br />

des Supervisors. In sie eingeschlossen finden wir die Rahmenaufgaben<br />

wie auch die Prozessaufgaben.<br />

Zur Unterstützung dieser Funktion sind technische Mittel<br />

wie z.B. Flipchart, Metaplantechnik etc. strukturierend<br />

<strong>und</strong> hilfreich. Auch spielt hier die Feldkompetenz des Supervisors<br />

eine gewisse Rolle, da es auch wichtig ist, beurteilen<br />

zu können, ob sich ein Team in Nebensächlichkeiten oder im<br />

„Hauptprogramm” aufhält <strong>und</strong> ob dem Moderator im allgemeinen<br />

auch eine fachliche Kompetenz, die er ergänzend oder<br />

fragend einbringt, zugeschrieben wird.<br />

2.) Rahmenaufgaben: Voraussetzungen eines Dialoges<br />

im Team<br />

Die Rahmenaufgaben beinhalten jene Phänomene, die wir<br />

als die Voraussetzungen eines Dialoges im Team beschrieben<br />

haben <strong>und</strong> deren theoretisches Konzept die personal-existentiellen<br />

Gr<strong>und</strong>motivationen darstellen.<br />

Raum, Halt <strong>und</strong> Schutz:<br />

In Hinblick auf das Setting stellen sich hier Fragen nach<br />

dem geeigneten Ort, nach dem zeitlichen Rahmen <strong>und</strong> nach<br />

Schutz vor störenden Außeneinflüssen.<br />

Mit Blick auf die Personen <strong>und</strong> den Gruppenprozess ist<br />

der Supervisor Platzhalter für den Raum jedes einzelnen Teammitgliedes,<br />

fördert <strong>und</strong> unterstützt das Aussprechen <strong>und</strong> Aushalten<br />

der unterschiedlichen Sichtweisen <strong>und</strong> achtet darauf,<br />

dass alle zu Wort kommen können, wie auch auf den Schutz<br />

vor Verletzungen <strong>und</strong> Dynamiken, die in einer <strong>Supervision</strong><br />

nicht aufgearbeitet werden können.<br />

Atmosphäre, Beziehung, Emotionalität:<br />

Im äußeren Setting achtet der Supervisor auf Bedingungen,<br />

die ein gutes Arbeitsklima fördern, z.B. durch Vereinbarung<br />

eines geeigneten Zeitpunktes, einer angemessenen Frequenz<br />

für die <strong>Supervision</strong>, durch Einstimmung auf die Arbeit.<br />

Mit Blick auf die Personen <strong>und</strong> den Prozess könnte man<br />

ihn mit einem „Raumtemperaturregler” vergleichen, der drosselt,<br />

wenn es zu „hitzig” wird <strong>und</strong> die Fähigkeit zur Reflexion<br />

<strong>und</strong> Selbstdistanzierung in der Affektivität versinkt, <strong>und</strong><br />

der „nachheizt”, wenn die Angst vor Berührung, vor Meinungsverschiedenheiten<br />

etc. das Bewegtsein verhindern. Er<br />

tut dies, indem er ausgleicht, forciert oder das „Heizmaterial”<br />

zum Thema macht.<br />

Anerkennender <strong>und</strong> wertschätzender Umgang miteinander:<br />

In Hinblick auf das Setting geht es bei dieser Rahmenbedingung<br />

um ein wertschätzendes Miteinander, z.B. durch<br />

die Einhaltung von Zeiten, durch gemeinsam erarbeitete Vereinbarungen<br />

für die Arbeit miteinander etc.<br />

Im Prozess wird es dann wichtig sein, auf den wert-<br />

ORIGINALARBEIT<br />

schätzenden Umgangsstil zu achten, indem z.B. das Einverständnis<br />

der Gruppenteilnehmer mit der Gangart, der Vorgangsweise<br />

<strong>und</strong> den Methoden eingeholt wird, durch Anerkennung<br />

des Engagements der Teilnehmer, durch das Beachten<br />

einer sachlichen <strong>und</strong> konstruktiven Weise, Kritik anzubringen,<br />

durch die Ermutigung, Fehlerhaftes zu zeigen, da<br />

hier ein großes Lernpotential liegt, etc. Bei Verletzung der<br />

gegenseitigen Achtung <strong>und</strong> Wertschätzung ist es wichtig, dies<br />

anzusprechen oder auch gr<strong>und</strong>sätzlich zum Thema zu machen.<br />

Wichtig an dieser Stelle ist auch, dass sich der Supervisor<br />

seiner Vorbildwirkung bewusst ist.<br />

Aufgabenorientierung:<br />

<strong>Supervision</strong> erfordert die Bezugnahme auf die vorgegebenen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele eines Teams <strong>und</strong> die Arbeit an den<br />

darin enthaltenen oder fehlenden personalen Werten der einzelnen<br />

Teammitglieder. Diese Werte sollen erlebbar werden,<br />

bilden sie doch den individuellen Spiel- <strong>und</strong> Gestaltungsraum<br />

der einzelnen Teilnehmer im Gesamtkontext des beruflichen<br />

Wirkens. Die Bezugnahme auf Ziele <strong>und</strong> Werte ist auch wichtig,<br />

will die <strong>Supervision</strong> nicht primär Arbeit an gruppendynamischen<br />

<strong>und</strong> psychodynamischen Problemen der einzelnen<br />

sein, was nicht heißt, dass sie sich über eine jeweilige Psycho<strong>und</strong><br />

Gruppendynamik hinwegsetzen will, sondern sich darüber<br />

hinaus an den Themen <strong>und</strong> Erfordernissen orientiert, die der<br />

berufliche Kontext an die Teammitglieder stellt.<br />

3.) Prozessaufgaben: Die Schritte des Dialoges in<br />

der Teamsupervision<br />

Die Prozessaufgaben beschreiben die Schritte im Ablauf einer<br />

<strong>Supervision</strong>. Sie orientieren sich an den Schritten der PEA.<br />

Der erste Schritt: das Beginnen einer <strong>Supervision</strong>ssitzung<br />

Teams kommen zusammen, um in einer aus dem beruflichen<br />

Alltag herausgenommenen Zeit, unter Anleitung <strong>und</strong> im<br />

Schutz eines Supervisors ihre berufliche Situation zu reflektieren.<br />

Dazu ist es wesentlich, am Beginn darauf zu achten,<br />

dass das Thema <strong>und</strong> die dazu gehörige Fragestellung erhoben<br />

<strong>und</strong> konkretisiert werden sowie eine Entscheidung über<br />

die Priorität einer Fragestellung gef<strong>und</strong>en wird. Beachtet man<br />

dies nicht, rächt es sich regelmäßig. Dies gilt in ähnlicher<br />

Weise auch für die Vernachlässigung der wesentlichen Inhalte<br />

des Erstkontakts für eine <strong>Supervision</strong> im Vorfeld. (siehe<br />

dazu auch den Beitrag von R. Kienast) Es kommt dann leicht<br />

zu einer „Entlastungsplauderei”, oder die Themen <strong>und</strong> Beiträge<br />

gestalten sich vielfältigst <strong>und</strong> führen letztlich in eine<br />

Verwirrung über das, worum es denn dabei geht <strong>und</strong> worauf<br />

die Gruppe hinaus will. Oft bleibt dadurch ein schales Gefühl<br />

zurück, dass „nichts weiter geht”. Um einen <strong>Supervision</strong>sprozess<br />

zu führen, braucht es also einen gemeinsamen Ausgangsort<br />

(Thema) wie auch eine Richtung, wohin der Prozess<br />

gehen soll (Fragestellung). Natürlich kann sich dies im<br />

Verlauf der <strong>Supervision</strong> neu zu erkennen geben, es können<br />

andere Themen daraus als wichtiger ersichtlich werden. Dann<br />

ist diese neue Fragestellung erneut gemeinsam in den Blick<br />

zu nehmen <strong>und</strong> zu entscheiden, ob gleich oder später daran<br />

EXISTENZANALYSE 22/1/<strong>2005</strong> 13

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