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Dr.Lilo Tutsch Supervision und Coaching 2005

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ewegt sich hinaus in die Außenwelt <strong>und</strong> beschreibt das Sich-<br />

Einbringen der Person in die Situation, indem sie dieses auf<br />

die subjektive Wertigkeit hin prüft, um sich letztlich entschiedener<br />

<strong>und</strong> sinnvoller in ihre Welt zu stellen <strong>und</strong> diese zu gestalten.<br />

Betrachtet man die beiden Methoden nicht nur von ihrem<br />

anthropologischen Ort her, sondern auch von der Abfolge<br />

der Schritte, so kann man sie einerseits spiegelbildlich – als<br />

Innen- <strong>und</strong> Außenspiegel des personal-existentiellen Prozesses<br />

– oder auch die SEM als Präzisierung des existentiellen<br />

Astes der PEA wahrnehmen. Folgt man ersterer Auslegung,<br />

ist die PEA eine in die Tiefe des Personseins erweiterte SEM.<br />

Ihr geht es zusätzlich um das Verstehen dessen, was bewegt,<br />

was es letztendlich verhindert oder ermöglicht zu existieren.<br />

Ihr fehlt allerdings nichts von dem, was die SEM hat.<br />

Das scheint mir aus der Geschichte der Theorieentwicklung<br />

verständlich. Stand die SEM noch stark auf dem Boden des<br />

von Frankl in den Vordergr<strong>und</strong> gestellten existentiellen Aktes,<br />

so bewegte sich die Theorienbildung im Laufe der Jahre<br />

auf die Integration der Voraussetzungen des Personseins <strong>und</strong><br />

damit auf die Integration der Psychodynamik zu. (Dies ist<br />

bekanntlich ein Bereich, dem sich Frankl nicht gerne zuwandte<br />

<strong>und</strong> der in seinen Schriften fast als ein selbstverständlicher<br />

<strong>und</strong> kraft des Personseins, ohne innere Verarbeitung von störenden<br />

Blockaden <strong>und</strong> Mängeln zu überwindender, psychischer<br />

Anteil des Menschen anmutet.)<br />

Auf dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Entwicklung erscheint es<br />

logisch, dass für eine <strong>Supervision</strong> die PEA als in der Tiefe<br />

der Person arbeitende Methode nicht Thema sein kann, sondern<br />

ihr Ort in der Selbsterfahrung zu finden ist. Die existenzanalytische<br />

Methode der Wahl müsste somit die SEM sein.<br />

In der praktischen Erfahrung zeigt sich jedoch, dass die SEM<br />

in vielen Situationen nicht nur zu wenig Raum für die Vorbereitung<br />

einer Stellungnahme anbietet, sondern dass es gerade<br />

jener Abschnitt der PEA ist, in dem es um das Verstehen des<br />

Wesentlichen geht (phänomenologische Analyse <strong>und</strong> Reduktion),<br />

an dem gleichzeitig die Vielfalt der individuellen „Oberflächen”,<br />

die eine Teamlandschaft kennzeichnen, in einige<br />

(wenige) Beweggründe zusammenfließen <strong>und</strong> der sich damit<br />

als der gemeinsame <strong>und</strong> verbindende Ort erweist.<br />

So gesehen <strong>und</strong> erfahren, folge ich lieber der zweiten<br />

Betrachtung: PEA als eine Methode, welche die SEM integriert.<br />

Daher schlage ich die PEA als die umfassendere Gr<strong>und</strong>struktur<br />

für die existenzanalytische Teamsupervision vor. Ihre<br />

Höhenstruktur (oder ihr „Außenspiegel” bzw. ihr „absteigender<br />

Ast”) mündet in die SEM. Anders gesagt: Geht es in der<br />

<strong>Supervision</strong> mehr um die Auseinandersetzung der jeweiligen<br />

Teammitglieder mit einer Fragestellung, um das Finden, Klären<br />

oder Festigen des eigenen Standpunktes in oder zu einer<br />

Situation, so ist die (modifizierte) PEA indiziert; geht es mehr<br />

um eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Möglichkeiten,<br />

so „reicht” die SEM.<br />

Der Unterschied zwischen PEA <strong>und</strong> SEM liegt in den<br />

wesentlichen Punkten zusammengefasst:<br />

a) in der Geschichte der Theorieentwicklung (Hätte es<br />

die SEM gegeben, wenn zuerst die PEA da gewesen wäre –<br />

ORIGINALARBEIT<br />

oder entstand die PEA aus der Integration der Psychodynamik<br />

in die EA Theorie <strong>und</strong> damit in die SEM?),<br />

b) in der Tiefe des Durcharbeitens, hier vor allem im Verstehen<br />

der Motivation <strong>und</strong> ihrer Zusammenhänge aus den<br />

lebensgeschichtlichen Gegebenheiten,<br />

c) in der Differenziertheit ihres Vorgehens – hier ist die<br />

PEA feiner <strong>und</strong> in kleineren Detailschritten angelegt bzw.<br />

ausgefeilt – <strong>und</strong><br />

d) im Fokus auf der Strecke zwischen Person <strong>und</strong> Wert.<br />

Die PEA ist Person-orientiert, die SEM Welt-orientiert.<br />

Die Personale Existenzanalyse im <strong>Supervision</strong>sablauf<br />

Zur Erinnerung: Die existenzanalytische Prozesstheorie<br />

(vgl. Längle 2000)<br />

Die PEA beschreibt die Schritte des Dialoges der Person mit<br />

den jeweiligen Gegebenheiten ihrer inneren <strong>und</strong> äußeren Welt.<br />

Dieser Dialog wiederum ist die Voraussetzung eines erfüllten,<br />

existentiell gelungenen Lebens (<strong>und</strong> damit auch die Gr<strong>und</strong>struktur<br />

eines Problemlösungsprozesses). Anders gesagt: So geht der<br />

Mensch gut mit den Anfragen <strong>und</strong> Anforderungen des Lebens<br />

um. Dieser personale Dialog kann in aller Kürze in drei Phasen<br />

(vier Schritten) beschrieben werden:<br />

Der Eindruck, bestehend aus der Information (Was ist?), der<br />

spontanen, primären Emotion (Wie ist es?), einem spontanen<br />

Handlungsimpuls (Was würde ich spontan am liebsten tun?)<br />

sowie der phänomenologischen Analyse der Bedeutung des Eindrucks<br />

für den Betroffenen (Was sagt es mir?). Es geht darum,<br />

das Gegebene ankommen zu lassen, es aufzunehmen, sich anzusehen<br />

<strong>und</strong> in seiner Qualität zu erfassen sowie in der Bedeutung<br />

für sich zu verstehen (Schritt 1 <strong>und</strong> 2 im <strong>Supervision</strong>sprozess).<br />

Die Stellungnahme erwächst auf dem Boden des Eindrucks<br />

<strong>und</strong> des Verstehens des darin Bewegenden als der personale<br />

Akt, in dem sich die Person zu den Gegebenheiten positioniert<br />

<strong>und</strong> damit von dieser Gegebenheit nicht nur bewegt wird, sondern<br />

auch ihre individuelle Beziehung zu diesen Gegebenheiten<br />

bestimmt (Schritt 3).<br />

Der Ausdruck, in den die präformierende Stellungnahme auf<br />

die Realisierung hin adjustiert <strong>und</strong> ihre Ausführung geplant <strong>und</strong><br />

geprobt wird. Damit wird der Mensch zum Gestalter seines Lebens<br />

(Schritt 4).<br />

Betrachten wir die Abfolge der Schritte der Personalen<br />

Existenzanalyse als phänomenologisch-dialogische Vorgangsweise,<br />

deren Ziel eine personale Stellungnahme <strong>und</strong> eine existentielle<br />

Verwirklichung ist, so können wir dies wie folgt<br />

markieren:<br />

Aus den spezifischen Merkmalen existenzanalytischer<br />

Vorgangsweise folgt eine Tendenz zur Prozessorientierung.<br />

Ihr Fokus liegt nämlich im Dialog der Personen des Teams<br />

<strong>und</strong> nicht primär in der Problemlösung. Daraus folgt, dass in<br />

der existenzanalytischen <strong>Supervision</strong> der Teamentwicklungsanteil<br />

eine deutliche Rolle spielt.<br />

Aus den Anforderungen von <strong>Supervision</strong> allgemein folgt<br />

auch die Ressourcenorientierung von <strong>Supervision</strong>. Die Ressourcen<br />

werden genützt <strong>und</strong> stimuliert, Defizite nicht therapeutisch<br />

aufgearbeitet, sondern ausbalanciert bzw. bewusst<br />

EXISTENZANALYSE 22/1/<strong>2005</strong> 9

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