Hallo liebe Freunde der Arbeit - Dfxnet
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Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 1<br />
<strong>Hallo</strong> <strong>liebe</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>!<br />
Hier in Schliersee!<br />
Beson<strong>der</strong>s herzlich grüße ich alle gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und<br />
Kollegen.<br />
Erlaubt mir, heute am Tag <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>, wo diejenigen, die arbeiten sich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
entzogen haben, um <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> zu gedenken, sie zu feiern, wo es falsch läuft zu<br />
kritisieren und Verbesserungen vorzutragen, euch kurz aber ebenso schnöde zu<br />
unterbrechen!<br />
Zunächst möchte ich dem DGB Ortskartell Schliersee danken, dass ihr mich<br />
eingeladen und gebeten habt, an diesem 1. Mai zu euch zu sprechen.<br />
Sehr gerne bin ich hier in Schliersee, häufiger in <strong>der</strong> Bildungsstätte <strong>der</strong> IG Metall und<br />
bei Veranstaltungen des SPD Ortsvereins, zuletzt am Aschermittwoch hier in diesen<br />
Räumen.<br />
Das DGB Ortskartell Schliersee feiert heuer sein 60. Bestehen und jetzt seine 60.<br />
Maifeier.<br />
Für diese Leistung möchte ich euch herzlich gratulieren.<br />
Wie häufig ich an Maikundgebungen des DGB teilgenommen habe, kann ich noch<br />
nicht einmal ganz genau sagen.<br />
Mehr als 50 sind es aber schon.<br />
Mit Kurt Weber habe ich darüber gesprochen, dass ich über meine Mutter, die 1949<br />
beim IG Metall Hauptvorstand in Stuttgart und dann in <strong>der</strong> Redaktion des<br />
Hauptvorstandes <strong>der</strong> ötv, später im Courier Verlag arbeitete, schon früh<br />
gewerkschaftlichen Kontakt hatte.<br />
Ich erinnere mich an machtvolle Maikundgebungen vor dem Schloss am<br />
Schlossplatz in Stuttgart als Mitglied <strong>der</strong> Naturfreunde-Kin<strong>der</strong>gruppe in den 50er<br />
Jahren, später vor dem Rathaus in Stuttgart mit einem von Menschen gefüllten<br />
Rathausplatz bis Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre. Während meines Studiums, erlebte ich große<br />
Maikundgebungen vor dem Römer in Frankfurt und danach sehr viele<br />
Kundgebungen vor dem Rathaus in Kassel. Der Zuspruch an diesen<br />
Maikundgebungen ließ im Verlauf <strong>der</strong> Zeit deutlich nach.<br />
Auch im Landkreis Miesbach ist die Zahl <strong>der</strong> Veranstaltungen und<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer rückläufig.<br />
Für mich ein Grund, dass wir gemeinsam darauf reagieren.<br />
Die diesjährige DGB Maifeier steht unter dem Motto:<br />
„WIR GEHEN VOR!<br />
Gute <strong>Arbeit</strong><br />
Gerechte Löhne<br />
Starker Sozialstaat“<br />
und lasst mich den letzten Punkt als For<strong>der</strong>ung ergänzen um wie<strong>der</strong> wirksamer<br />
werden zu können:<br />
„und starke solidarische Gewerkschaften“.<br />
Weltweit haben in <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftkrise mindestens 100 Millionen<br />
Menschen ihre <strong>Arbeit</strong> verloren. Milliardenschwere Rettungsprogramme haben viele<br />
Banken vor dem Bankrott gerettet.<br />
Sind die Kapitalmärkte, <strong>der</strong>en Handeln Bundespräsident Horst Köhler mit dem eines<br />
zerstörerischen Monsters verglich, wirkungsvoll reguliert worden?<br />
Nein! Die Hauptverursacher machen munter weiter – jenseits demokratischer und
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 2<br />
politischer Kontrolle.<br />
Die weltweite Macht einiger weniger globaler Finanzkonzerne spiegelt die<br />
zunehmende Ohnmacht <strong>der</strong> politisch Verantwortlichen. Mit <strong>der</strong> gefährlichen<br />
Konsequenz, dass die politische Ohnmacht antidemokratischen Populisten in die<br />
Hände spielt.<br />
Die schwarz-rote Bundesregierung hatte ein gutes Krisenmanagement gezeigt.<br />
Jetzt ist es höchste Zeit, sich verstärkt einzumischen.<br />
Wir gehen vor! Wir setzen uns für gute <strong>Arbeit</strong>, für gerechte Löhne, für einen starken<br />
Sozialstaat ein und wie ich ergänze, wir wollen wie<strong>der</strong> starke solidarische<br />
Gewerkschaften!<br />
Täglich erwirtschaften <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen und <strong>Arbeit</strong>nehmer den Wohlstand dieses<br />
Landes. Vor allem sie sind es, die mit ihren Steuern die milliardenschweren<br />
Krisenprogramme finanzieren.<br />
Sie und ihre Gewerkschaften sind es, die mit verantwortungsbewussten<br />
Tarifabschlüssen das Schlimmste abgewendet und <strong>Arbeit</strong>splätze gesichert haben.<br />
Der befürchtete starke Anstieg <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit konnte bislang verhin<strong>der</strong>t werden<br />
- dank <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Kurzarbeit, <strong>der</strong> Konjunkturprogramme und <strong>der</strong><br />
Abwrackprämie. Maßnahmen, für die Gewerkschaften gekämpft haben.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n wir zu Recht: Wir gehen vor!<br />
Wir brauchen einen starken Sozialstaat, um den unverschuldet in Not geratenen<br />
Menschen zu helfen.<br />
Auch im Landkreis Miesbach ist die Zahl <strong>der</strong> Hartz IV Empfänger wie<strong>der</strong> leicht<br />
gestiegen. Im März 2010 gab es in Deutschland 6,7 Millionen Menschen mit<br />
Leistungen <strong>der</strong> Grundsicherung (ALG II), <strong>der</strong> höchste Stand seit August 2008,<br />
darunter 1,7 Millionen Kin<strong>der</strong> unter 15 Jahren. In Berlin sind 17% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
Hartz IV Empfänger, Bayern hat 3,9%.<br />
Zocker und Spekulanten dürfen den starken EURO und die europäische Einigung mit<br />
ihrer rücksichtslosen Profitgier nicht gefährden.<br />
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auseinan<strong>der</strong>.<br />
Es kann nicht sein, dass die Milliardensummen deutscher Steuerhinterzieher in<br />
Steueroasen verschwinden, während hier <strong>der</strong> Sozialstaat diffamiert wird.<br />
Es ist höchste Zeit, den Staat nicht als Sparstaat zu begreifen, son<strong>der</strong>n als<br />
Sozialstaat, <strong>der</strong> sich um Menschen in Not kümmert.<br />
Wir wollen einen starken, handlungsfähigen Staat. Denn nur ein starker Staat kann<br />
sich für die Schwachen einsetzen.<br />
Die FDP will die Handlungsfähigkeit des Staates untergraben.<br />
Ihre Klientel glaubt auf einen starken Staat verzichten zu können.<br />
Ein starker Staat, <strong>der</strong> sich den Nöten <strong>der</strong> Schwachen zuwendet, ist für diese Klientel<br />
<strong>der</strong> FDP doch nur ein lästiger Klotz am Bein.<br />
Wir bekämpfen jeden Versuch, aus <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Krisenopfer Kapital zu schlagen. Der<br />
Niedriglohnsektor darf nicht weiter ausgebaut werden. In <strong>der</strong> Krise ist die Einführung<br />
von Mindestlöhnen dringlicher denn je. Eine Regierung, die Minijobs und<br />
Niedriglöhne för<strong>der</strong>t, schneidet sich ins eigene Fleisch.<br />
Sie verzichtet auf Steuereinnahmen und kalkuliert die Subvention <strong>der</strong> Unternehmen<br />
mit Sozialausgaben ein.<br />
Wir Gewerkschaften stellen uns mit Nachdruck gegen die Angriffe von Schwarz-Gelb<br />
auf den Sozialstaat, auf das Gesundheitssystem und die Rentenversicherung. Wir<br />
lehnen die Kopfpauschale ebenso ab wie die Rente mit 67.
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 3<br />
Wir stellen uns quer gegen jegliche Demagogen. Ob sie den Solidargedanken mit<br />
Füßen treten, gegen Min<strong>der</strong>heiten hetzen o<strong>der</strong> alte Nazi-Parolen aufwärmen. Der 1.<br />
Mai ist unser Fest <strong>der</strong> Solidarität. Hier haben alte und neue Nazis keinen fußbreit<br />
Platz.<br />
Wir demonstrieren am 1. Mai für gute <strong>Arbeit</strong>, gerechte Löhne und einen starken<br />
Sozialstaat und wie ich ergänze: für starke solidarische Gewerkschaften.<br />
Wir gehen vor!!<br />
<strong>Arbeit</strong>smarktpolitik braucht gute <strong>Arbeit</strong>.<br />
Wie<strong>der</strong> einmal sollen die <strong>Arbeit</strong>slosen selbst schuld sein an ihrer sozialen Lage. Vor<br />
allem Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger werden von den sogenannten<br />
Liberalen Westerwelle, Pinkwart und Lindner auf das Übelste als<br />
Sozialstaatsbetrüger diffamiert.<br />
Diese Art des Populismus ist allbekannt, einfach gestrickt und durchschaubar:<br />
Armutslöhner sollen gegen Transferempfänger ausgespielt werden.<br />
Abgelenkt werden soll von den wahren Verursachern <strong>der</strong> Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise.<br />
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Hartz IV Gesetz for<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />
Bundesvorstand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>erwohlfahrt:<br />
Fünf Jahre nach den Reformen wurde das Ziel verfehlt, <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />
Langzeitarbeitslosen wirkliche Perspektiven auf ihre Integration in den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
zu eröffnen und damit ihre Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen zu<br />
beenden.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>t die AWO: „Weg von <strong>der</strong> bisherigen unerträglichen Diffamierung von<br />
<strong>Arbeit</strong>slosen und <strong>der</strong> Konzentration auf Sanktionen - Hin zu einer echten För<strong>der</strong>ung<br />
und Stärkung <strong>der</strong> Betroffenen.“ Eine deutlich bessere Unterstützung für die mehr als<br />
70.000 Jugendlichen, die jedes Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, statt sie<br />
von einer Maßnahme in die nächste zu schieben.<br />
Es ist inakzeptabel, dass Behörden ihre Beratungspflicht nur ungenügend<br />
wahrnehmen und viele Bescheide fehlerhaft sind.<br />
Transparente Grundsicherung und Anreize mit dem Grundsatz „Belohnen statt<br />
strafen“ sind weitere For<strong>der</strong>ungen.<br />
Dringend notwendig ist eine Trendumkehr im Bereich niedriger und niedrigster Löhne<br />
durch die Stärkung von Tariflöhnen, die Abschaffung gesetzlicher Regelungen die<br />
Tarifflucht för<strong>der</strong>n, sowie die Einführung gesetzlicher Mindestlöhne als verbindliche<br />
Lohnuntergrenzen, um die ungerechtfertigte Inanspruchnahme staatlicher<br />
Lohnsubventionen (Aufstockung) zu vermeiden und den Miss-<br />
brauch von Lohnsubventionen durch <strong>Arbeit</strong>geber zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Die AWO unterstützt das System <strong>der</strong> „Hilfen aus einer Hand“, in dem die Agenturen<br />
für <strong>Arbeit</strong> und die Kommunen zusammenarbeiten.<br />
Ich hoffe auf euer Verständnis, dass ich hier und heute hingewiesen habe auf die<br />
„Grundsätze <strong>der</strong> AWO zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Grundsicherung für<br />
<strong>Arbeit</strong>suchende“, die vom AWO Präsidium (Bund) am 16. April 2010 beschlossen<br />
wurden.<br />
Sie stehen im Einklang mit den DGB For<strong>der</strong>ungen.
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 4<br />
Auch die SPD, die ich hier im Landkreis mit vertrete, sagt:<br />
Es ist inzwischen nicht mehr selbstverständlich, dass man für<br />
harte, ordentliche Vollzeitarbeit am Ende des Monats auch so<br />
viel Lohn in <strong>der</strong> Tasche hat, dass man davon leben kann. Für<br />
viele heißt das lei<strong>der</strong>: auch <strong>Arbeit</strong> schützt vor Armut nicht.<br />
Je<strong>der</strong> fünfte muss inzwischen für Armutslöhne schuften gehen.<br />
Über 5 Millionen Menschen arbeiten für weniger als 8 Euro die<br />
Stunde. Mindestens 1,2 Millionen arbeiten für weniger als 5 Euro.<br />
Mehr als 1,3 Millionen Menschen müssen nach ihrer <strong>Arbeit</strong> sogar<br />
gleich zum Amt gehen, um sich dort „Stütze“ abzuholen, weil ihr<br />
Lohn nicht zum Leben reicht.<br />
Mit solchen Zuständen muss endlich Schluss sein in<br />
Deutschland. Darum unterstützt die SPD die For<strong>der</strong>ung des DGB<br />
nach einem Mindestlohn von 8,50 Euro.<br />
Deutschland ist eines <strong>der</strong> wenigen europäischen Län<strong>der</strong>, in dem<br />
es keinen gesetzlichen Mindestlohn gibt. Unsere Nachbarn<br />
haben mit Mindestlöhnen gute Erfahrungen gemacht.<br />
Schwarz-Gelb setzt auf Niedriglöhne, die durch staatliche<br />
Leistungen aufgestockt werden. Das ist keine Alternative.<br />
Insgesamt ist die Lohnquote in den letzten Jahren kontinuierlich<br />
zurückgegangen. Die Realeinkommen sind gesunken. Als<br />
Antwort darauf versprechen jetzt einige lautstark „mehr Netto<br />
vom Brutto“. Aber was heißt denn das eigentlich konkret? Nun<br />
sollen wie<strong>der</strong> die öffentlichen Haushalte dafür gerade stehen,<br />
dass viele <strong>Arbeit</strong>geber <strong>liebe</strong>r hohe Dividende statt hoher Löhne<br />
zahlen. Je<strong>der</strong> weiß, dass das langfristig keine Lösung sein kann.<br />
Daran geht unser Gemeinwesen kaputt.<br />
Unbefristete Vollzeitarbeit zu ordentlichen Löhnen. Das muss<br />
wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Normalfall sein in Deutschland.<br />
<strong>Arbeit</strong> muss sich wie<strong>der</strong> lohnen! Diesem Motto können auch wir<br />
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter nur zustimmen. Doch dies darf nicht nur<br />
für Banker, Spekulanten und Immobilienbesitzer gelten, son<strong>der</strong>n genauso für<br />
Leiharbeiter, Beschäftigte im Bewachungsgewerbe, Beschäftigte im Einzelhandel<br />
o<strong>der</strong> Beschäftigte im Hotel- und Gaststättengewerbe.<br />
Gute <strong>Arbeit</strong> muss menschlichen Ansprüchen genügen!<br />
Nach wie vor ist die Leiharbeit eine extreme Niedriglohnbranche. Je<strong>der</strong> achte ist trotz<br />
Vollbeschäftigung zusätzlich auf Hartz IV angewiesen. Mehr als die Hälfte aller<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse sind kürzer als drei Monate. Alle Risiken <strong>der</strong> Flexibilisierung<br />
tragen ausschließlich die Beschäftigten, während die <strong>Arbeit</strong>geber sich ihrer<br />
Verantwortung entziehen.<br />
Maximal 15 Prozent– <strong>der</strong>zeit noch deutlich weniger – erhalten überhaupt die Chance,<br />
in den Entleihbetrieb zu wechseln. Der weitaus große Anteil geht in erneute<br />
<strong>Arbeit</strong>slosigkeit.<br />
Der Gesetzgeber muss zügig handeln. Wir brauchen klare Regeln. Wir brauchen<br />
gleichen Lohn für gleiche <strong>Arbeit</strong> ab dem ersten Tag.<br />
Um den Schutz <strong>der</strong> Leiharbeiter zu verbessern müssen auch die Betriebsräte<br />
zusätzliche Kompetenzen erhalten.<br />
Junge Menschen sind die unfreiwilligen Vorreiter einer neuen, flexibilisierten<br />
<strong>Arbeit</strong>swelt.
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 5<br />
Neben einem „Schutzschirm für <strong>Arbeit</strong>splätze“ brauchen wir auch einen<br />
„Schutzschirm für Ausbildungsplätze“.<br />
Mehr als 60 Prozent <strong>der</strong> jungen Beschäftigten hatten bereits im Jahr 2008 ein<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnis, das als prekär einzustufen ist.<br />
In <strong>der</strong> Gebäu<strong>der</strong>einigung, im Friseurhandwerk und im Lebensmittelhandwerk sind<br />
Minijobs und an<strong>der</strong>e prekäre Beschäftigungsformen, insbeson<strong>der</strong>e für Frauen, an <strong>der</strong><br />
Tagesordnung. Stundenlöhne von unter fünf Euro sind in vielen Handwerksberufen<br />
keine Seltenheit. Das hat mit guter <strong>Arbeit</strong> nichts zu tun. Frustrierte und unterbezahlte<br />
Beschäftigte sind keine gute Visitenkarte für ein Handwerksunternehmen.<br />
Derzeit werden in tausenden Betrieben wie<strong>der</strong> Betriebsräte gewählt. Betriebsräte<br />
sind Garanten für gute <strong>Arbeit</strong>!<br />
Betriebsräte sorgen auch für gerechte Löhne!<br />
Daher sind alle <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen und <strong>Arbeit</strong>nehmer dazu aufgerufen, einen<br />
Betriebsrat zu wählen und auch als Kandidaten sich zur Verfügung zu stellen. Denn<br />
gute <strong>Arbeit</strong> und gerechte Löhne fallen nicht vom Himmel. Aber: „Gute <strong>Arbeit</strong> – kannst<br />
du wählen!<br />
„Gute <strong>Arbeit</strong>“ in Europa heißt Geltung sozialer Mindeststandards, die allen<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerinnen und -arbeitnehmern ein Mindestmaß an sozialem Schutz<br />
europaweit garantieren.<br />
Nur so kann ein ruinöser Wettbewerb um <strong>Arbeit</strong>s- und Sozialstandards verhin<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Unser Instrument für eine nachhaltige Unternehmenspolitik ist die<br />
Mitbestimmung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen und <strong>Arbeit</strong>nehmer im Betriebsrat und im<br />
mitbestimmten Aufsichtsrat. Gerade in <strong>der</strong> Krise hat sich die Mitbestimmung bewährt.<br />
Die Tarifpolitik <strong>der</strong> Gewerkschaften ist nicht die Ursache <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise in Deutschland. Im Gegenteil: Sie hat mit vernünftigen Abschlüssen<br />
Beschäftigung gesichert.<br />
Die Exportwirtschaft in Deutschland befindet sich in einer schwierigen Phase.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n die Gewerkschaften eine Stärkung in <strong>der</strong> Binnennachfrage, damit<br />
Konjunkturimpulse erzielt und <strong>Arbeit</strong>splätze entstehen bzw. gesichert werden.<br />
Der Niedriglohnsektor in Deutschland beträgt mittlerweile 22 Prozent.<br />
Mit <strong>der</strong> Beibehaltung und Ausweitung des Niedriglohnsektors und prekärer<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse werden keine nachhaltigen Beschäftigungsimpulse gegeben.<br />
Die Gewerkschaften werden Armutslöhne niemals akzeptieren.<br />
Noch immer herrscht in Deutschland eine eklatante Ungleichheit <strong>der</strong> Bezahlung<br />
zwischen Männern und Frauen.<br />
Frauentätigkeiten müssen endlich aufgewertet werden!<br />
Zukunftsfähigkeit ist dann gegeben, wenn soziale Gerechtigkeit, ökologische<br />
Verträglichkeit und eine leistungsfähige Wirtschaft miteinan<strong>der</strong> verbunden werden.<br />
Der DGB hält nach wie vor am Beschluss zum Ausstieg aus <strong>der</strong> Kernenergie fest.<br />
Kernenergie ist keine energiepolitische Option.<br />
Auch eine mögliche Verlängerung <strong>der</strong> Restlaufzeiten hätte keine Vorteile, dafür aber<br />
viele Nachteile.<br />
Mit einem konsequenten Kernenergieausstieg schaffen wir Platz und<br />
Planungssicherheit für mo<strong>der</strong>ne und zukunftsfähige Energietechnologien.
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 6<br />
Eine nachhaltige Energiezukunft kann nur auf <strong>der</strong> Basis von erneuerbaren Energien<br />
realisiert werden.<br />
Gute <strong>Arbeit</strong> ist auch zukunftsfähige <strong>Arbeit</strong>, die zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>s- und<br />
Lebensbedingungen sowie <strong>der</strong> Umwelt beiträgt.<br />
Wir wollen keinen Vorrang kommerzieller Verkehre im Nahverkehr. Der öffentliche<br />
Verkehr ist für uns – und die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung – Teil <strong>der</strong> staatlichen<br />
Daseinsvorsorge, und zwar in den Städten ebenso wie auf dem Land. Die<br />
Privatisierung öffentlicher Unternehmen hat viel zu oft nur eines im Sinn:<br />
die Beschneidung erkämpfter Lohn- und Sozialstandards.<br />
Die Gewerkschaften wollen auch keine Privatisierung <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur.<br />
Ein neuer Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte ist nicht nur notwendig, er ist längst<br />
überfällig. Dieser sollte langfristige Investitionen för<strong>der</strong>n und kurzfristige Spekulation<br />
diskriminieren. Banken müssen zukünftig wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Realwirtschaft dienen.<br />
Steueroasen gilt es zu schließen. Kredite an Hedge- und Private-Equity-Fonds<br />
sollten mittels höherer Risikozuschläge verteuert werden.<br />
Ein „weiter so“ mit Steuergeschenken, Sparpolitik und Lohnschwäche darf es nicht<br />
geben.<br />
Wir brauchen jetzt einen handlungsfähigen Wohlfahrtstaat. Dieser muss in Bildung,<br />
Gesundheit, Umwelt und Infrastruktur investieren.<br />
Ein zukunftsfähiger Sozialstaat kommt nicht ohne mehr Geld aus. Dazu braucht er<br />
eine gerechte Steuerpolitik.<br />
Das private Nettovermögen – Geld- und Sachvermögen abzüglich Schulden –<br />
umfasst fast acht Billionen Euro. Das Fünffache <strong>der</strong> aktuellen Staatsschuld.<br />
Gewinnsteuern tragen aber lediglich ein Fünftel zum gesamten Steueraufkommen<br />
bei.<br />
Mit Hilfe einer Vermögenssteuer und einer reformierten Erbschaftssteuer können<br />
Vermögende zukünftig mehr zum Gemeinwohl beitragen.<br />
Aber auch Spitzenverdiener und Unternehmen müssen steuerlich stärker belastet<br />
werden. Durch eine Finanztransaktionsteuer und eine Son<strong>der</strong>steuer für Banken<br />
können die Krisenverursacher an<br />
den Kosten des Rettungseinsatzes beteiligt werden.<br />
Steuergerechtigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit und<br />
Chancengleichheit.<br />
Statt Rente mit 67 brauchen wir besser abgesicherte Übergänge aus <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> in die<br />
Rente – damit 60-Jährige nicht ihre Ersparnisse in <strong>der</strong> Hartz IV-Verwaltung abliefern<br />
müssen.<br />
Die geför<strong>der</strong>te Altersteilzeit ist dafür eines <strong>der</strong> wichtigsten Instrumente.<br />
Ein weiteres wichtiges Instrument ist die Verbesserung <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente.<br />
Die Privatisierung <strong>der</strong> Alterssicherung ist <strong>der</strong> völlig falsche Weg. Wir wollen die<br />
gesetzliche Rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung weiterentwickeln, in<br />
die alle einzahlen und die alle unter das Dach einer gemeinsamen<br />
Rentenversicherung holt.<br />
Das Gesundheitswesen ist ein Wachstumsmarkt mit über 4,5 Millionen Beschäftigten<br />
– und wird weiter wachsen. Die Krankenversicherung darf kein Spielball für<br />
Gewinninteressen sein, son<strong>der</strong>n sie muss solidarisch organisiert sein und die
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 7<br />
Aufgabe haben, ein Höchstmaß an Qualität für eine wohnortnahe Versorgung in <strong>der</strong><br />
Fläche zu gewährleisten.<br />
Die schwarz-gelbe Koalition will die Pflegeversicherung teilprivatisieren – und eine<br />
obligatorische private Zusatzversicherung einführen. Das bedeutet: wie<strong>der</strong> einseitige<br />
Belastungen, weniger Netto vom Brutto und soziale Sicherheit nur für diejenigen, die<br />
es sich auch leisten können.<br />
Die Hauptauseinan<strong>der</strong>setzung wird sich aber bei <strong>der</strong> künftigen Finanzierung <strong>der</strong><br />
Krankenversicherung abspielen. Die Koalition will die <strong>Arbeit</strong>geberbeiträge<br />
festschreiben und einkommensunabhängige <strong>Arbeit</strong>nehmerbeiträge einführen.<br />
Das bedeutet: Alle Kostensteigerungen im Gesundheitswesen würden ausschließlich<br />
auf die Versicherten abgewälzt.<br />
Das müssen wir auf jeden Fall verhin<strong>der</strong>n.<br />
Daher haben wir <strong>der</strong>zeit ein Bündnis mit vielen Verbänden und Initiativen<br />
angeschoben, um die Kopfpauschale zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Ein Starker Sozialstaat und Bildung für alle gehören zusammen.<br />
Wer mehr Qualität im Bildungswesen will, wird mehr Geld investieren müssen. Mehr<br />
und bessere Kin<strong>der</strong>gärten, mehr Ganztagsschulen, <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Hochschulen,<br />
mehr Weiterbildungsberatung – all das kostet sehr viel.<br />
Die Bundesregierung muss klar sagen: Will sie kostspielige Steuersenkungen für<br />
reiche Erben und Firmen? Will sie 35 Milliarden in eine Kopfpauschale im<br />
Gesundheitswesen stecken? Will sie öffentliche Investitionen durch einen<br />
drastischen Tritt auf die Schuldenbremse herunterfahren? O<strong>der</strong> will sie mehr Geld in<br />
ein gutes Bildungswesen investieren?<br />
Unser Schulsystem sortiert die Kin<strong>der</strong> aus - und das nicht nach Leistung, son<strong>der</strong>n<br />
nach dem Geldbeutel <strong>der</strong> Eltern.<br />
Beim Blick auf die erfolgreichen PISA-Län<strong>der</strong> fällt auf, dass gerade die Schulsysteme<br />
die besten sind, in denen stärkere und schwächere Schüler möglichst lange<br />
gemeinsam unterrichtet werden. Wir brauchen endlich eine Schule, die alle Kin<strong>der</strong><br />
gemeinsam unterunterrichtet, keinen ausgrenzt und alle bestmöglich ausbildet!<br />
Wir brauchen jeden Menschen. Wir dürfen niemanden zurücklassen. Das gilt nicht<br />
nur für Schulen und Kin<strong>der</strong>gärten. Das gilt auch für Aus- und Weiterbildung.<br />
In Bayern gibt es mehr Armut im Alter als im Bundesdurchschnitt. Fast jede und je<strong>der</strong><br />
fünfte in Bayern ist arm o<strong>der</strong> ist gefährdet, in die Armut abzurutschen.<br />
Nördlich einer gedachten Linie von Würzburg - Passau, ist die Armutsquote doppelt<br />
so hoch wie südlich davon. Die Kluft zwischen den bayerischen Regionen wird sogar<br />
noch größer.<br />
Wir for<strong>der</strong>n von Ministerpräsident Seehofer und Wirtschaftsminister Zeil, dass sie<br />
endlich mit einer aktiven regionalen Wirtschafts- und Strukturpolitik beginnen.<br />
In Bayern ist es um die Bildung schlecht bestellt.<br />
Wir brauchen in Bayern das, was in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n schon<br />
lange Alltag ist: individuelle För<strong>der</strong>ung, kleinere Klassen, guten Unterricht und<br />
Ganztagesbetreuung. Das trägt auch dazu bei, die unterschiedlichen<br />
Ausgangsvoraussetzungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu begradigen. Denn nirgendwo in<br />
Deutschland sind Kin<strong>der</strong> von <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen so benachteiligt wie in Bayern.<br />
Mit dem Desaster <strong>der</strong> Bayerischen Landesbank wurde in einem Anflug von<br />
Größenwahn Steuergel<strong>der</strong> <strong>der</strong> bayerischen Bürger und Bürgerinnen in
Maifeier DGB Ortskartell Schliersee 01.05.2010 Walter Sedlmayer Seite 8<br />
unvorstellbarer Höhe verbrannt. Anstatt sich auf die eigentlichen Aufgaben zu<br />
konzentrieren, hat man geglaubt, als „Global-Player“ weltweit agieren zu müssen und<br />
ist letztlich kläglich an <strong>der</strong> Klagenfurter Provinzbank (Hypo Alpe Adria) in<br />
dilletantischer Weise gescheitert. Dank dieses blauäugigen Finanzgebahrens konnte<br />
<strong>der</strong> Rechtpopulist Jörg Hai<strong>der</strong> in Kärnten teure Wahlgeschenke und Fußballarenen<br />
verteilen und einen Wahlsieg feiern.<br />
Schlimm ist, dass das Ende <strong>der</strong> Fahnenstange immer noch nicht erreicht ist und <strong>der</strong><br />
Bayerische Steuerzahler weiter bluten muss - auch bei den Griechenlandanleihen ist<br />
die Landesbank wie<strong>der</strong> mit 300 Millionen Euro beteiligt.<br />
Und all dies hat auch konkrete Auswirkungen auf unseren Landkreis:<br />
<strong>der</strong> Landesbank fehlen bereits die Gel<strong>der</strong>, um durch Kreditgewährungen eine<br />
sinnvolle Mittelstandsför<strong>der</strong>ung zum Erhalt unserer <strong>Arbeit</strong>splätze zu betreiben,<br />
durch die Milliardenverluste ist nun auch <strong>der</strong> notwendige Ausbau <strong>der</strong> Schulen in<br />
Gefahr.<br />
durch die Mithaftung auch <strong>der</strong> örtlichen Kreissparkasse für die<br />
Landesbankverluste in Millionenhöhe fehlen die Gel<strong>der</strong> vor Ort; so wurden im<br />
November bereits Kunden gegenüber die anstehenden Gebührenerhöhungen<br />
mit den mit zutragenden Verlusten <strong>der</strong> Bayerischen Landesbank begründet.<br />
Am Ende trägt damit <strong>der</strong> Landkreis die Verluste direkt mit!<br />
Die CSU hat letztlich auf Landesebene einen wirtschafts – und finanzpolitischen<br />
Offenbarungseid geleistet, <strong>der</strong> auch massive Auswirkungen auf unseren Landkreis<br />
hat.<br />
An diesem 1. Mai werden wir von Nazi-Aufmärschen nicht nur in Berlin, son<strong>der</strong>n<br />
auch in Bayern nicht verschont. Heuer trifft es Schweinfurt und Würzburg.<br />
Auch in Schliersee sollten wir uns gegen Neo– und Altnationalistische Umtriebe<br />
wehren.<br />
Am kommenden Donnerstag, dem 6. Mai wollen wir um 17.30 Uhr an <strong>der</strong><br />
Jugendherberge Sudelfeld in Bayerischzell, Opfer des Naziregimes ehren und dafür<br />
kämpfen, dass solche Gewaltverhältnisse sich bei uns nicht wie<strong>der</strong>holen können.<br />
Alle Anwesenden sind herzlich dazu eingeladen.<br />
Ich danke für eure Aufmerksamkeit.