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Un seul monde Un solo mondo Eine Welt Mekong - Deza - admin.ch

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<strong>Un</strong> <strong>seul</strong> <strong>monde</strong><br />

<strong>Un</strong> <strong>solo</strong> <strong>mondo</strong><br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong><br />

NR. 3 / SEPTEMBER 2008<br />

DAS DEZA-MAGAZIN<br />

FÜR ENTWICKLUNG<br />

UND ZUSAMMENARBEIT<br />

www.deza.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

<strong>Mekong</strong> – eine Region<br />

im Aufs<strong>ch</strong>wung, von dem<br />

längst ni<strong>ch</strong>t alle profitieren<br />

Kirgistan: Hartes Pflaster<br />

in turbulenten Zeiten<br />

Partners<strong>ch</strong>aften zwis<strong>ch</strong>en<br />

öffentli<strong>ch</strong>-re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Institutionen<br />

und Privatwirts<strong>ch</strong>aft:<br />

Was bringen sie?


DOSSIER<br />

Inhalt<br />

HORIZONTE<br />

2<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

DEZA<br />

MEKONG<br />

Li<strong>ch</strong>t und S<strong>ch</strong>atten entlang des <strong>Mekong</strong><br />

Vom rasanten Aufs<strong>ch</strong>wung in Südostasien profitieren ni<strong>ch</strong>t<br />

alle Mens<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong>ermassen – eine Reportage aus Laos<br />

6<br />

Tägli<strong>ch</strong>er Kampf gegen Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

Siriporn Skrobanek, Präsidentin der ‘Foundation for Women’<br />

in Bangkok, im Interview<br />

12<br />

Die Bambusrevolution<br />

Für Kleinbauern und die Industrie im <strong>Mekong</strong> birgt Bambus<br />

ein riesiges Potenzial – nun wird dessen Produktion und<br />

Verarbeitung mit einem breit angelegten Projekt gefördert<br />

14<br />

Ein <strong>Un</strong>ternehmer und das Chaos<br />

Der zentralasiatis<strong>ch</strong>e Vielvölkerstaat Kirgistan kämpft<br />

mit Altlasten aus der Sowjetära, unter denen au<strong>ch</strong> die<br />

Privatinitiative leidet<br />

16<br />

Viel wi<strong>ch</strong>tiger ist die Frage, wo der Mens<strong>ch</strong><br />

Anerkennung findet<br />

Shaarbek Amankul über die kulturellen Veränderungen<br />

in seiner Heimat<br />

20<br />

Praktis<strong>ch</strong>e Ergebnisse zählen<br />

Martin Dahinden, Direktor der DEZA, über spannende<br />

Begegnungen, strategis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>werpunkte und eine<br />

gründli<strong>ch</strong>e Reorganisation<br />

21<br />

Von Holz zu Gas zu Strom<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz gestaltet ihr Indien-Engagement neu, was si<strong>ch</strong><br />

direkt auf die unterstützten Projekte nieders<strong>ch</strong>lägt<br />

22<br />

FORUM<br />

KULTUR<br />

Endli<strong>ch</strong> ein Spital für 440 000 Mens<strong>ch</strong>en<br />

Die Humanitäre Hilfe der S<strong>ch</strong>weiz unterstützt<br />

in Liberia den Wiederaufbau des Gesundheitswesens<br />

24<br />

Public Private Partnership – Gewinn für wen?<br />

Bringen die Partners<strong>ch</strong>aften zwis<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>-re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Institutionen und der Privatwirts<strong>ch</strong>aft tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

den Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> im Kampf gegen die Armut?<br />

26<br />

Familienvater<br />

Die haitianis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftstellerin Evelyne Trouillot über<br />

einen Mann, der eigentli<strong>ch</strong> zu allem bereit wäre<br />

29<br />

«Bildung ist eine Frage über Leben und Tod»<br />

Angélique Kidjo, <strong>Welt</strong>star der Worldmusic, im Gesprä<strong>ch</strong><br />

über persönli<strong>ch</strong>es Engagement, Rassismus und Bildung<br />

30<br />

Editorial 3<br />

Periskop 4<br />

Einblick DEZA 25<br />

Was eigentli<strong>ch</strong> ist… Monitoring? 25<br />

Service 33<br />

Impressum 35<br />

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Agentur<br />

der internationalen Zusammenarbeit im Eidgenössis<strong>ch</strong>en Departement<br />

für auswärtige Angelegenheiten (EDA), ist Herausgeberin von «<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>».<br />

Die Zeits<strong>ch</strong>rift ist aber keine offizielle Publikation im engeren Sinn; in ihr<br />

sollen au<strong>ch</strong> andere Meinungen zu Wort kommen; deshalb geben ni<strong>ch</strong>t<br />

alle Beiträge unbedingt den Standpunkt der DEZA und der Bundesbehörden<br />

wieder.


Zweistellige Wa<strong>ch</strong>stumsraten, industrielle Boom-Region<br />

– Südostasien ist eine der am s<strong>ch</strong>nellsten wa<strong>ch</strong>senden<br />

Regionen der <strong>Welt</strong>. Sie ist dur<strong>ch</strong> den fast 5000 Kilometer<br />

langen <strong>Mekong</strong>-Fluss verbunden. China, Myanmar,<br />

Laos, Thailand, Kambods<strong>ch</strong>a und Vietnam quert und befru<strong>ch</strong>tet<br />

dieser gewaltige Strom als Lebensader, bevor er<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ins Süd<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Meer fliesst.<br />

Insbesondere China, Vietnam und Thailand stehen in den<br />

letzten Jahren für wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufs<strong>ch</strong>wung. Von diesem<br />

profitieren au<strong>ch</strong> die kleineren Na<strong>ch</strong>barländer Laos<br />

und Kambods<strong>ch</strong>a. <strong>Un</strong>d zusammen mit Vietnam werden<br />

sie – wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en – gerade vollständig in<br />

den <strong>Welt</strong>markt integriert. Es wird mehr und mehr produziert,<br />

ers<strong>ch</strong>lossen und gebaut, mehr und mehr Touristen<br />

bringen Geld ins Land und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ins Portemonnaie<br />

der Mens<strong>ch</strong>en.<br />

Do<strong>ch</strong> die Medaille hat eine Kehrseite: Die traditionelle<br />

Lebensweise vieler Mens<strong>ch</strong>en ist grundsätzli<strong>ch</strong> in Frage<br />

gestellt. Ganze Kleinbauernfamilien ziehen mit Sack und<br />

Pack in die boomenden Städte oder ins verheissungsvolle<br />

Na<strong>ch</strong>barland. Andere bleiben und werden zu Vertragsbauern,<br />

bauen statt Reis nun plötzli<strong>ch</strong> Kauts<strong>ch</strong>uk<br />

oder Bananen an. Wieder andere – ni<strong>ch</strong>t selten ethnis<strong>ch</strong>e<br />

Minderheiten – werden für riesige Staudammprojekte<br />

zwangsumgesiedelt, womit oft ni<strong>ch</strong>t nur die kulturelle<br />

sondern au<strong>ch</strong> spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Heimat auf dem Spiel steht.<br />

Editorial<br />

Hier Wa<strong>ch</strong>stumsraten und Boom –<br />

dort Kampf um Ressourcen und gegen<br />

Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

Mit den neuen, direkteren und s<strong>ch</strong>nelleren Verbindungswegen<br />

entsteht ni<strong>ch</strong>t nur mehr Handel, die lokale Bevölkerung<br />

verliert au<strong>ch</strong> immer mehr Einfluss auf die<br />

Ressourcen. Fast alle Länder kämpfen gegen illegale<br />

Migranten, Mens<strong>ch</strong>enhandel und Korruption.<br />

Das Dossier zur <strong>Mekong</strong>-Region (ab Seite 6) zeigt auf,<br />

mit wel<strong>ch</strong> riesigen Herausforderungen die Entwicklung<br />

in Südostasien einhergeht und wie die Mens<strong>ch</strong>en damit<br />

umgehen. Die Reportage aus Laos verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t aufs<br />

Treffli<strong>ch</strong>ste den Balanceakt zwis<strong>ch</strong>en Festhalten und<br />

Vorwärtsgehen. Die illegale Migration und der Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

stehen im Interview mit Siriporn Skrobanek<br />

im Mittelpunkt. <strong>Un</strong>d s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zeigt der Artikel über das<br />

Potenzial von Bambus exemplaris<strong>ch</strong> auf, in wel<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung<br />

das Engagement der S<strong>ch</strong>weiz in der Region weist:<br />

<strong>Eine</strong> gute Regierungsführung, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung,<br />

die Verbesserung der ländli<strong>ch</strong>en Lebensbedingungen<br />

und eine na<strong>ch</strong>haltige Bewirts<strong>ch</strong>aftung der natürli<strong>ch</strong>en<br />

Ressourcen.<br />

Anregende Lektüre wüns<strong>ch</strong>t Ihnen<br />

Harry Sivec<br />

Chef Medien und Kommunikation DEZA<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 3


Periskop<br />

4<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Redux/laif<br />

Zukunftsträ<strong>ch</strong>tige<br />

Hybridkraftwerke<br />

(bf ) Fast ein Drittel der <strong>Welt</strong>bevölkerung<br />

lebt heute ohne<br />

Stromversorgung, und dieser<br />

Anteil nimmt mit den explodierenden<br />

Bevölkerungszahlen in<br />

den Entwicklungsländern no<strong>ch</strong><br />

zu. Diese sind denn au<strong>ch</strong> besonders<br />

daran interessiert, ländli<strong>ch</strong>e<br />

und abgelegene Gegenden mit<br />

der dringend benötigten elektris<strong>ch</strong>en<br />

Energie zu versorgen und<br />

zwar mit Hilfe billiger, zuverlässiger<br />

und umweltfreundli<strong>ch</strong>er<br />

Te<strong>ch</strong>nologien. Dieses Interesse<br />

an na<strong>ch</strong>haltigen Stromproduktionssystemen<br />

hat dazu geführt,<br />

dass die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Hybridkraftwerken<br />

– normalerweise<br />

eine Kombination von Windund<br />

Sonnenkraft – massiv angestiegen<br />

ist. Bis im Jahr 2010, so<br />

re<strong>ch</strong>net eine aktuelle Studie vor,<br />

werden weltweit jährli<strong>ch</strong> für<br />

rund 900 Millionen US-Dollar<br />

Hybridkraftwerke gebaut.<br />

Generatorenanlagen, kleine<br />

Windkraftanlagen und Sonnenkraft<br />

sind die drei zentralen<br />

Te<strong>ch</strong>nologien bei den Hybridsystemen.<br />

Sie können individuell<br />

kombiniert oder glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

eingesetzt werden. Erfreuli<strong>ch</strong><br />

für die Entwicklungsländer:<br />

Die weltweit massiv gestiegene<br />

Na<strong>ch</strong>frage hat ni<strong>ch</strong>t nur höhere<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsetats und verbesserte<br />

Te<strong>ch</strong>nologien na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> gezogen,<br />

der daraus entstandene Wettbewerb<br />

lässt au<strong>ch</strong> die Preise für<br />

diese Kraftwerke sinken.<br />

Pietro Cenini/Panos/Strates<br />

Mit Muskat gegen Fliegen<br />

( jls) Seit vier Jahren werden die<br />

Mangobäume in Westafrika von<br />

Fliegen aus Asien befallen, die<br />

ihre Eier in die Frü<strong>ch</strong>te legen:<br />

In Senegal gehen den Produzenten<br />

so bis zu 60 Prozent der<br />

Ernte verloren, der Export<br />

s<strong>ch</strong>rumpfte auf die Hälfte.<br />

Afrikanis<strong>ch</strong>e, französis<strong>ch</strong>e und<br />

amerikanis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>er su<strong>ch</strong>en<br />

– bisher erfolglos – na<strong>ch</strong><br />

Lösungen gegen die Plage. Der<br />

Bauer Samba Faye aus einem 90<br />

Kilometer von Dakar entfernten<br />

Dorf weiss si<strong>ch</strong> selber zu helfen<br />

und ist überzeugt, dass seine<br />

Bäume dieses Jahr vers<strong>ch</strong>ont<br />

bleiben. Er hat nämli<strong>ch</strong> beoba<strong>ch</strong>tet,<br />

dass Muskat die Fliegen<br />

anzieht. Jetzt giesst er eine<br />

«Geheimmis<strong>ch</strong>ung» aus gemahlener<br />

Muskatnuss, Wasser und<br />

Insektizid in eine Plastikflas<strong>ch</strong>e,<br />

s<strong>ch</strong>neidet diese oben ab und<br />

biegt die Flas<strong>ch</strong>enwand na<strong>ch</strong> innen<br />

zu einem Tri<strong>ch</strong>ter, dur<strong>ch</strong><br />

den die Fliegen hinein-, aber<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr herausfliegen können.<br />

Die Fallen hängt er in seine<br />

Mangobäume. Pape Diédhiou,<br />

Vorsteher des nationalen<br />

Komitees zur Bekämpfung der<br />

Fru<strong>ch</strong>tfliegen, zweifelt ni<strong>ch</strong>t an<br />

den Vorzügen der Erfindung,<br />

«vor allem au<strong>ch</strong> deshalb, weil<br />

industriell hergestellte Fallen<br />

teuer und auf dem lokalen<br />

Markt ni<strong>ch</strong>t zu haben sind».<br />

Boomender Tourismus<br />

(bf ) Gemäss aktuellen Zahlen<br />

der UNO-Tourismusorganisation<br />

UNWTO nimmt die<br />

Bedeutung des Tourismus für<br />

Entwicklungsländer und deren<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft unaufhaltsam zu, ja<br />

er boomt geradezu. <strong>Welt</strong>weit<br />

nahm 2007 die Zahl der Individualtouristen<br />

gegenüber dem<br />

Vorjahr um satte 6 Prozent auf<br />

898 Millionen zu. <strong>Eine</strong> zunehmende<br />

Anzahl dieser Touristen<br />

reiste in sehr arme Länder,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Einnahmen aus<br />

dem Tourismus besonders nötig<br />

haben. Rund 44 Millionen<br />

Individualreisende besu<strong>ch</strong>ten<br />

dabei Afrika. Der verglei<strong>ch</strong>sweise<br />

rei<strong>ch</strong>e Mittlere Osten<br />

empfing 46 Millionen internationale<br />

Touristen. Die hö<strong>ch</strong>sten<br />

Zuwa<strong>ch</strong>sraten jedo<strong>ch</strong> verzei<strong>ch</strong>neten<br />

dur<strong>ch</strong>wegs asiatis<strong>ch</strong>e<br />

Länder: Malaysia sah 20 Prozent<br />

mehr Touristen, Kambods<strong>ch</strong>a<br />

19 Prozent, Vietnam 16 Prozent,<br />

Indonesien 15 Prozent, Indien<br />

13 Prozent und China 10<br />

Prozent.


Zei<strong>ch</strong>nung von Martial Leiter<br />

Der Umzug<br />

Offiziell anerkannte Heiler<br />

( jls) Seit kurzem ist in Ruanda<br />

die traditionelle Heilkunst offiziell<br />

anerkannt. Die Heilpraktiker<br />

bleiben ni<strong>ch</strong>t länger im<br />

<strong>Un</strong>tergrund, organisieren si<strong>ch</strong> in<br />

Vereinen und teilen ihr Wissen<br />

mit Pharmaziestudenten der<br />

staatli<strong>ch</strong>en <strong>Un</strong>iversität und mit<br />

dem ruandis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsund<br />

Te<strong>ch</strong>nologieinstitut (IRST).<br />

Dieses staatli<strong>ch</strong>e Institut erteilt<br />

den Heilpraktikern Bewilligungen<br />

zur Ausübung ihres Berufs<br />

und zum Betrieb von Apotheken<br />

oder Ambulatorien. Da die<br />

moderne Medizin immer teurer<br />

wird, prüfen die Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

die Einsatzmögli<strong>ch</strong>keiten althergebra<strong>ch</strong>ter<br />

Arzneien, die in der<br />

Bevölkerung hohes Vertrauen<br />

geniessen. Bestimmte Rezepte,<br />

beispielsweise für Hustensirup<br />

aus Eukalyptusessenz, sind auf<br />

dem Land weit verbreitet. Die<br />

lokalen Arzneien werden im<br />

Labor des IRST geprüft. Sofern<br />

si<strong>ch</strong> die Wirksamkeit einer<br />

Substanz na<strong>ch</strong>weisen lässt, darf<br />

sie legal produziert und kommerzialisiert<br />

werden. Der Heilpraktiker,<br />

der sie anwendet,<br />

erhält zehn Prozent des Verkaufspreises.<br />

Mit Lamas die Existenz<br />

si<strong>ch</strong>ern<br />

(bf ) Der Besitz und die Zü<strong>ch</strong>tung<br />

von Lamas, Alpacas und<br />

Vicuñas bedeutet für viele arme<br />

bolivianis<strong>ch</strong>e Landgemeinden<br />

und deren Bevölkerung ein<br />

ernst zu nehmendes Potenzial<br />

zur Einkommenssi<strong>ch</strong>erungen.<br />

Dies jedenfalls ist die Überzeugung<br />

des Internationalen Fonds<br />

für Landwirts<strong>ch</strong>aftsentwicklung<br />

der UNO (IFAD), wel<strong>ch</strong>er<br />

ein Projekt für die verbesserte<br />

Zü<strong>ch</strong>tung von Lamas und deren<br />

Artverwandten mit einem Betrag<br />

von 14,38 Millionen US-Dollar<br />

Reporters/laif<br />

unterstützt. Das Projekt soll<br />

Mikro-<strong>Un</strong>ternehmen fördern,<br />

wel<strong>ch</strong>e insbesondere von Frauen<br />

und jungen Mens<strong>ch</strong>en geführt<br />

werden. Es stellt Startgelder zur<br />

Verfügung und unterstützt die<br />

Produktion von Fleis<strong>ch</strong>, Fellen<br />

und Wolle von Lamas, die<br />

Weiterverarbeitung beispielsweise<br />

als ho<strong>ch</strong>wertige Textilien,<br />

sowie den Ökotourismus. In<br />

Bolivien selber ist das getrock-<br />

nete Lamafleis<strong>ch</strong> – genannt<br />

«Charque» – heiss begehrt.<br />

Bereits heute wird es von rund<br />

6000 Bolivianerinnen vor allem<br />

aus den Bergregionen produziert.<br />

Mit te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Hilfe,<br />

verbesserter Verarbeitung,<br />

Verpackung sowie Marketing<br />

und Vertrieb soll nun die<br />

Produktion in den nä<strong>ch</strong>sten<br />

Jahren verdoppelt werden.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 5


D O S S I E R<br />

6<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008


Samuel Zuder/laif<br />

Naftali Hilger/laif<br />

Li<strong>ch</strong>t und S<strong>ch</strong>atten<br />

entlang des <strong>Mekong</strong><br />

Die südostasiatis<strong>ch</strong>en Staaten ma<strong>ch</strong>ten in den letzten Jahren<br />

vor allem dur<strong>ch</strong> ein überdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nelles Wa<strong>ch</strong>stum<br />

von si<strong>ch</strong> reden. Insbesondere Vietnam und der übermä<strong>ch</strong>tige<br />

Na<strong>ch</strong>bar China gelten als Triebfeder für diese Entwicklung.<br />

Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t überall profitieren die Mens<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong>ermassen<br />

vom Aufs<strong>ch</strong>wung, wie die Reportage aus Laos zeigt. Von<br />

Daniel Kestenholz*.<br />

Luang Namtha, im nordwestli<strong>ch</strong>en Laos, ni<strong>ch</strong>t weit<br />

von der <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Grenze: 2002 gab es hier no<strong>ch</strong><br />

keinen Strom und dementspre<strong>ch</strong>end au<strong>ch</strong> keine<br />

Kühls<strong>ch</strong>ränke und kein Fernsehen, ledigli<strong>ch</strong> Naturstrassen.<br />

Wer von weiter her angereist kam, benutzte<br />

einen der drei Flüge die Wo<strong>ch</strong>e mit einer<br />

alten <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en 15-Plätzer-Mas<strong>ch</strong>ine. Dann kamen<br />

2003 die Chinesen – und mit ihnen Geld und<br />

Strom. Die Mens<strong>ch</strong>en kauften Fernsehgeräte und<br />

Satellitens<strong>ch</strong>üsseln und wurden mit Fernsehen<br />

übers<strong>ch</strong>wemmt – mit laotis<strong>ch</strong>en, thailändis<strong>ch</strong>en<br />

und <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Programmen, mit CNN, BBC<br />

und Seifenopern.<br />

2005 begann dann der Bau der R3a-Strasse, die<br />

China und Thailand via Laos verbindet. Im März<br />

2008 eingeweiht und via Luang Namtha verlaufend,<br />

wurde die Fahrzeit vom weit abgelegenen<br />

Luang Namtha an die thailändis<strong>ch</strong>e Grenze von<br />

zehn auf drei Stunden verkürzt. Ganze, zuvor kaum<br />

errei<strong>ch</strong>bare Landstri<strong>ch</strong>e erwarten wa<strong>ch</strong>senden<br />

Wohlstand dur<strong>ch</strong> Handel und Investitionen. Allein<br />

Thailands Grenzprovinz Chiang Rai re<strong>ch</strong>net, den<br />

Handel mit Laos und China bis 2018 zu verzehnfa<strong>ch</strong>en.<br />

Chinesen, blonde Touristen, laotis<strong>ch</strong>e<br />

Kinder<br />

Allein in den paar wenigen Monaten seit die Strasse<br />

eröffnet ist, hat si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>werverkehr dur<strong>ch</strong><br />

Luang Namtha vervielfa<strong>ch</strong>t. Genauso wie die Reisenden<br />

und Touristen. Vom Norden reisen Chinesen<br />

und vom Süden westli<strong>ch</strong>e Rucksacktouristen<br />

an, was wiederum privates <strong>Un</strong>ternehmertum von<br />

Ansässigen ankurbelt, die kleine Snackbuden,<br />

Gasthäuser, Ges<strong>ch</strong>äfte eröffnen. Heute fotografieren<br />

<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Touristen in Luang Namtha die<br />

blonden Rucksacktouristen, die wiederum laotis<strong>ch</strong>e<br />

Kinder in ihren bunten Kleidern abzuli<strong>ch</strong>ten<br />

versu<strong>ch</strong>en, die ihrerseits bei den Chinesen um Süssigkeiten<br />

betteln. Auf den Kopf gestellte, multidimensionale<br />

Exotik.<br />

Willkommen im neuen Laos, das na<strong>ch</strong> Jahrzehnten<br />

der Abs<strong>ch</strong>ottung tief greifendem Wandel unterzogen<br />

wird. Im nördli<strong>ch</strong>en Luang Namtha<br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> massive Investitionen seitens<br />

der Chinesen, im Osten dur<strong>ch</strong> Investitionen der<br />

Vietnamesen, in den südwestli<strong>ch</strong>en Landesteilen<br />

dur<strong>ch</strong> das den Laoten nahe verwandte Thailand.<br />

Kambods<strong>ch</strong>a und Laos dagegen, die eine rund 200<br />

Kilometer lange Grenze teilen, bleiben voneinander<br />

abges<strong>ch</strong>ottet, als befänden sie si<strong>ch</strong> auf vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Kontinenten. No<strong>ch</strong> bietet Laos als Paradies<br />

der Ökotouristen Exotik mit allein 25 Minoritäten<br />

um Luang Namtha – eine asymmetris<strong>ch</strong>e<br />

Exotik jedo<strong>ch</strong>, bei der Brau<strong>ch</strong>tum und Moderne,<br />

Tradition und Forts<strong>ch</strong>ritt auf Konfrontationskurs<br />

geraten. Vor wenigen Jahren no<strong>ch</strong> kaum zugängli<strong>ch</strong>e,<br />

bewaldete Bergregionen mit Ethnien, von denen<br />

die meisten weder die Landesspra<strong>ch</strong>e spre<strong>ch</strong>en<br />

no<strong>ch</strong> Lesen, S<strong>ch</strong>reiben oder Re<strong>ch</strong>nen können,<br />

werden über Umsiedlungsprojekte, den Bau von<br />

Infrastruktur und die Erri<strong>ch</strong>tung von Plantagen in<br />

modernere Zivilisation eingebunden.<br />

Umstrittener Vertragsanbau für<br />

Kauts<strong>ch</strong>uk<br />

Laos geht dur<strong>ch</strong> eine eigentli<strong>ch</strong>e, stille Revolution,<br />

vorab infolge des Novums Vertragsanbau, bei<br />

dem hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Konzerne ganzen<br />

Gebieten gegen Preisabspra<strong>ch</strong>e das Saatgut verkaufen<br />

und die spätere Ernte abkaufen. Was in<br />

Vietnam s<strong>ch</strong>on lange besonders im industriellen<br />

Anbau und in der S<strong>ch</strong>weinezu<strong>ch</strong>t praktiziert wird,<br />

darauf setzen jetzt in Laos ganze Landstri<strong>ch</strong>e ihre<br />

Hoffnungen. Das Zauberwort heisst Kauts<strong>ch</strong>uk,<br />

von dem die Chinesen ni<strong>ch</strong>t genug kaufen kön-<br />

<strong>Mekong</strong><br />

Laos’ politis<strong>ch</strong>e<br />

Erstarrung<br />

Die Globalisierung s<strong>ch</strong>reitet<br />

voran. Kambods<strong>ch</strong>a plant<br />

auf 2009 die Eröffnung<br />

einer Börse, Vietnams<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft wä<strong>ch</strong>st und<br />

wä<strong>ch</strong>st – Laos setzt weiter<br />

auf Abs<strong>ch</strong>ottung und<br />

Erstarrung. Der 8. Parteikongress<br />

2006 bestätigte,<br />

dass Parteizugehörigkeit<br />

weiter über Karriere<strong>ch</strong>ancen<br />

und sozialen Status<br />

ents<strong>ch</strong>eiden. Der S<strong>ch</strong>muggel<br />

insbesondere von<br />

Holz, weiteren Rohstoffen<br />

und wilden Tieren na<strong>ch</strong><br />

Vietnam, China und Thailand<br />

floriert weiter, ohne<br />

dass Laos Steuern erheben<br />

würde. Vientianes mutigste<br />

Öffnung bleibt der<br />

Neue Wirts<strong>ch</strong>aftsme<strong>ch</strong>anismus<br />

NEM aus den<br />

1980er Jahren, der au<strong>ch</strong><br />

Hilfsgebern die Türen na<strong>ch</strong><br />

Laos öffnete. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

Ideologie hält Laos’ Führer<br />

vor Reformen ab. Sondern<br />

Angst, dass mit der Öffnung<br />

eine S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung<br />

der Partei einhergehen<br />

könnte. Diese ist na<strong>ch</strong> wie<br />

vor voll auf die verbündeten<br />

kommunistis<strong>ch</strong>en<br />

Na<strong>ch</strong>barn ausgeri<strong>ch</strong>tet.<br />

China und Vietnam sind<br />

Laos’ grösste – und praktis<strong>ch</strong><br />

einzige – Investoren.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 7


8<br />

Fred Grimm Stefan Boness/Panos/Strates<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

nen. <strong>Eine</strong> Familie könne mit 30 Kauts<strong>ch</strong>ukbäumen<br />

ein anständiges Leben führen, heisst es im angrenzenden<br />

China. Darauf setzen Laoten ihre ganze<br />

Zukunft.<br />

An Bedeutung gewinnt Vertragsanbau au<strong>ch</strong> bei<br />

Maniok für die Herstellung von Ethanol sowie bei<br />

Zuckerrohr, Wassermelonen, Soja, Mais und Bananen.<br />

Der Anbau von Kauts<strong>ch</strong>uk aber hat die unbestreitbar<br />

grösste Wirkung auf Mens<strong>ch</strong>en und<br />

Umwelt.<br />

Als Vorbild dient die angrenzende <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e, zuvor<br />

ärmli<strong>ch</strong>e Provinz Yunan, die es aufgrund des<br />

Gummianbaus zu etwas gebra<strong>ch</strong>t habe, wie man<br />

The HeraldTribune/laif<br />

in Laos sagt. Mittlerweile offerieren <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e<br />

Joint Ventures Saatgut und Dünger sogar gratis.<br />

Na<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>t Jahren kann ein Kauts<strong>ch</strong>ukbaum erstmals<br />

angeritzt werden. Der gängige Deal: Die Bauern<br />

erhalten 70 Prozent des Erlöses, die Chinesen<br />

30 Prozent. Kauts<strong>ch</strong>ukplantagen können in Eigenregie,<br />

mit Hilfe von Verwandten, im Vertragsanbau<br />

eben oder als Konzession angelegt werden.<br />

Bei der Vergabe von Konzessionen herrs<strong>ch</strong>t allerdings<br />

seit geraumen Monaten ein Moratorium. Die<br />

Regierung hat die Brisanz von Gummianbau sehr<br />

wohl erkannt, der allerhand Probleme mit si<strong>ch</strong><br />

bringt. Oft sind die Vertragsbedingungen unklar,


Thailand<br />

Laos<br />

Vientiane<br />

Kambods<strong>ch</strong>a<br />

Phnom Penh<br />

<strong>Mekong</strong><br />

Hanoi<br />

Chinesis<strong>ch</strong>es Meer<br />

Vietnam<br />

China<br />

es herrs<strong>ch</strong>en Konflikte um Land, zwis<strong>ch</strong>en Dorfbewohnern<br />

oder Dörfern.<br />

Weitere Folgen davon: Natürli<strong>ch</strong>e Biotope und<br />

Waldgebiete werden zerstört, der Geldsegen ist<br />

ein Magnet für Korruption und «im Zusammenhang<br />

mit Gummi stellt eine zunehmende Zuwanderung<br />

von <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Arbeitskräften ein ni<strong>ch</strong>t<br />

zu unters<strong>ch</strong>ätzendes Problem dar», sagt Peter<br />

Reckhaus von der deuts<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aft für<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit GTZ in Laos. Korruptionsfördernd<br />

wirken zudem die minimalen<br />

Gehälter der Staatsbediensteten.<br />

Umsiedlung als Chance?<br />

Gerade am Vertragsanbau zeigt si<strong>ch</strong> damit in Laos,<br />

dass als Folge der Gehaltsstrukturen Korruption<br />

eine anhaltend prägende Rolle spielt. Überdies<br />

gehören Kauts<strong>ch</strong>ukplantagen in ers<strong>ch</strong>lossenen Gebieten<br />

angelegt und erfordern ni<strong>ch</strong>t selten Umsiedlungen,<br />

womit die Verspre<strong>ch</strong>ungen für eine<br />

bessere Zukunft oftmals mit den Prioritäten von<br />

Hilfsorganisationen in Konflikt geraten. Ausländis<strong>ch</strong>e<br />

Hilfsprojekte folgen meist dem Grundsatz,<br />

au<strong>ch</strong> Minoritäten wie indigene oder ethnis<strong>ch</strong>e<br />

Gruppen in ihrem alten Umfeld zu bewahren, um<br />

au<strong>ch</strong> Brau<strong>ch</strong>tum und Tradition zu retten.<br />

Demokratis<strong>ch</strong>e Volksrepublik Laos<br />

Einwohner 6,7 Millionen<br />

Hauptstadt Vientiane<br />

Flä<strong>ch</strong>e 236 800 km2 Bes<strong>ch</strong>äftigung 80% der Bevölkerung arbeiten<br />

in der Landwirts<strong>ch</strong>aft, 20% im<br />

Industrie- und Dienstleistungssektor<br />

Lebenserwartung Männer: 54 Jahre<br />

Frauen: 58 Jahre<br />

Königrei<strong>ch</strong> Kambods<strong>ch</strong>a<br />

Einwohner 14,2 Millionen<br />

Hauptstadt Phnom Penh<br />

Flä<strong>ch</strong>e 181 040 km2 Bes<strong>ch</strong>äftigung 75% der Bevölkerung<br />

arbeiten in der Landwirts<strong>ch</strong>aft,<br />

der Rest im Industrie- und<br />

Dienstleistungssektor<br />

Lebenserwartung Männer : 60 Jahre<br />

Frauen : 64 Jahre<br />

Sozialistis<strong>ch</strong>e Republik Vietnam<br />

Einwohner 86,1 Millionen<br />

Hauptstadt Hanoi<br />

Flä<strong>ch</strong>e 329 560 km2 Bes<strong>ch</strong>äftigung 55% der Bevölkerung<br />

arbeiten in der Landwirts<strong>ch</strong>aft,<br />

26% im Dienstleistungssektor,<br />

19% im Industriesektor<br />

Lebenserwartung Männer: 69 Jahre<br />

Frauen: 74 Jahre<br />

Soziologen wie Ian Baird und Bruce Shoemaker<br />

haben mit ganzen Abhandlungen daraus gefolgert,<br />

dass die meisten Umsiedlungen in Laos – aufgrund<br />

der politis<strong>ch</strong>en Natur der regierenden Kommunisten<br />

– unfreiwillig seien und die kulturelle Integration<br />

zwangsläufig beinhalte, ja ein Rezept für Armut<br />

sei.<br />

Die Südostasien-Anthropologin Holly High wiederum<br />

hält diesem Ansatz eine «Romantisierung<br />

von Armut» entgegen. Na<strong>ch</strong> eigenen Studien, so<br />

High, hätten Mens<strong>ch</strong>en beispielsweise bei Hmong-<br />

Umsiedlungen in und um Vieng Say keine Wahl<br />

zwis<strong>ch</strong>en Umsiedlung oder ni<strong>ch</strong>t gehabt. «Do<strong>ch</strong><br />

die Idee, in ihre alten Dörfer zurück zu kehren, haben<br />

sie einhellig und lebhaft zurückgewiesen», so<br />

High. Umsiedlungen, sagt sie, hätten ihre Vorzüge,<br />

insbesondere wegen dem Bau von Strassen, S<strong>ch</strong>ulen,<br />

Spitälern. Siedler würden si<strong>ch</strong> infolge ihrer<br />

Armut no<strong>ch</strong> länger von ihrer neuen Umgebung<br />

ausges<strong>ch</strong>lossen fühlen, do<strong>ch</strong> die Umsiedlung repräsentiere<br />

für Siedler au<strong>ch</strong> die Hoffnung, aus der<br />

Armut auszubre<strong>ch</strong>en. Gemäss High sehen die<br />

Mens<strong>ch</strong>en eine Umsiedlung praktis<strong>ch</strong> ausnahmslos<br />

als S<strong>ch</strong>ritt in Ri<strong>ch</strong>tung Modernität mit besseren<br />

Chancen für ihre Kinder bezügli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ule und<br />

einer Arbeit fern der Äcker. «Die Umsiedlungs-<br />

<strong>Mekong</strong><br />

Migration in gelobteres<br />

Land<br />

Für Laos’ bitterarme<br />

Bauern und Bergvölker gilt<br />

weiterhin ni<strong>ch</strong>t China oder<br />

Vietnam als das gelobte<br />

Land, sondern Thailand.<br />

Na<strong>ch</strong> der Einbringung der<br />

Ernte ist in den armseligen<br />

Dörfern ni<strong>ch</strong>ts mehr zu<br />

tun. Arbeit gibt es keine.<br />

Wer in Thailand gearbeitet<br />

hat, kann na<strong>ch</strong> der Rückkehr<br />

gewöhnli<strong>ch</strong> ein Haus<br />

bauen, man<strong>ch</strong>e gar ein<br />

Auto kaufen. Gearbeitet<br />

wird im bena<strong>ch</strong>barten<br />

Königrei<strong>ch</strong> auf Plantagen<br />

und in Fabriken. Armut<br />

und Chancenlosigkeit als<br />

Hauptbeweggründe für<br />

Migration öffnen wiederum<br />

einer Ausbeuterindustrie<br />

von Arbeitsvermittlern und<br />

Mens<strong>ch</strong>enhändlern die<br />

Tore. Laos und Thailand<br />

begannen im Februar 2006<br />

mit einer Kooperation zur<br />

Si<strong>ch</strong>erung der Grenze und<br />

Aufspürung von Opfern<br />

von Mens<strong>ch</strong>enhandel, insbesondere<br />

Frauen und<br />

Kindern. Bis Ende 2007<br />

wurden in Laos gerade mal<br />

168 Vermisstenmeldungen<br />

aufgegeben. 28 Personen<br />

tau<strong>ch</strong>ten in Thailand wieder<br />

auf. Jedes Jahr wagen<br />

Zehntausende die Reise<br />

in ein ungewisses Leben.<br />

Viele bleiben vers<strong>ch</strong>ollen,<br />

andere wollen ni<strong>ch</strong>t wieder<br />

zurückkehren.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 9


10<br />

Lebensader <strong>Mekong</strong><br />

Es steht s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t um<br />

den <strong>Mekong</strong>, die 4500<br />

Kilometer lange, im tibetis<strong>ch</strong>en<br />

Ho<strong>ch</strong>land entspringende<br />

Lebensader, von<br />

der direkt oder indirekt 100<br />

Millionen Mens<strong>ch</strong>en leben.<br />

In Rekordjahren wurden<br />

im <strong>Mekong</strong> 1,3 Millionen<br />

Tonnen Fis<strong>ch</strong>e gefangen,<br />

viermal mehr als in der<br />

Nordsee. Der <strong>Mekong</strong><br />

bewässert ni<strong>ch</strong>t nur die<br />

Reiskammer Vietnams,<br />

sondern dient au<strong>ch</strong> als<br />

Energiequelle und Transport-<br />

und Handelsroute.<br />

China hat am Oberlauf des<br />

<strong>Mekong</strong> kräftig Staudämme<br />

gebaut. Laos hatte ähnli<strong>ch</strong>e<br />

Pläne – do<strong>ch</strong> infolge Überbeanspru<strong>ch</strong>ung<br />

liegen zur<br />

Trockenzeit bereits ganze<br />

Flussstrecken trocken, ja<br />

Meerwasser drang s<strong>ch</strong>on<br />

50 Kilometer landeinwärts<br />

und bedrohte Vietnams<br />

Reiskammer. Die <strong>Mekong</strong><br />

River Commission warnte:<br />

«Wenn der <strong>Mekong</strong> weiter<br />

so ausgebeutet wird,<br />

besteht die Gefahr, dass<br />

Wälder, Artenvielfalt, Fis<strong>ch</strong>bestand<br />

und Bodenqualität<br />

so viel S<strong>ch</strong>aden erleiden,<br />

dass eine Erholung unmögli<strong>ch</strong><br />

wird.» Laos hat inzwis<strong>ch</strong>en<br />

Abstand genommen<br />

von einstigen Plänen, mit<br />

23 <strong>Mekong</strong>-Staudämmen<br />

das «Kraftwerk Südostasiens»<br />

zu werden.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

The New York Times/Redux/laif Naftali Hilger/laif<br />

programme bieten viel Raum für Interpretationen<br />

angesi<strong>ch</strong>ts des riesigen Gebiets zwis<strong>ch</strong>en Konsensus<br />

und Zwang», sagt Holly High. «Do<strong>ch</strong> statt in<br />

ihrem alten Ort in der alten Zeit verankert zu bleiben,<br />

wüns<strong>ch</strong>en die Mens<strong>ch</strong>en Wandel.»<br />

Hilfsorganisationen rät High, ni<strong>ch</strong>t zu versu<strong>ch</strong>en,<br />

das Rad der Zeit zurückzudrehen und Umsiedlungen<br />

per se zu bekämpfen, sondern die Ursa<strong>ch</strong>en<br />

von Armut und <strong>Un</strong>glei<strong>ch</strong>heit. Diese nämli<strong>ch</strong><br />

seien verantwortli<strong>ch</strong> für die ers<strong>ch</strong>reckend hohen<br />

Zahlen von Krankheiten, Tod und au<strong>ch</strong> Aussonderung<br />

unter umgesiedelten Bevölkerungen. Die<br />

von Hilfswerken au<strong>ch</strong> als «Umsiedlungstragödie»<br />

gebrandmarkte Umsiedlungspolitik der laotis<strong>ch</strong>en<br />

Regierung, so High, sei daher ni<strong>ch</strong>t die Ursa<strong>ch</strong>e<br />

von Armut, sondern Symptom davon.<br />

Ein Jahr lang gratis Reis<br />

Konfliktgeladen sind au<strong>ch</strong> andere Modernisierungsbestreben<br />

von Laos, so die vielen Dammprojekte,<br />

um die eigene Elektrifizierung und au<strong>ch</strong> den<br />

Export von Strom in Na<strong>ch</strong>barländer wie China,<br />

Thailand und Vietnam gegen Devisen voranzutreiben.<br />

Seit Jahren sorgt das Wasserkraftprojekt<br />

Nam Tha 1 unter <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>er Leitung für ein Hin<br />

und Her. Es soll den Fluss Nam Tha stauen und<br />

würde die Umsiedlung von mehreren tausend<br />

Mens<strong>ch</strong>en und Zerstörung von rei<strong>ch</strong>em Kulturgut<br />

erfordern. Etwa den Verlust von bis zu dreihundertjährigen<br />

Tempeln, um deren S<strong>ch</strong>utz jetzt<br />

Marcel & Eva Malherbe/laif<br />

Chris Stowers/Panos/Strates<br />

au<strong>ch</strong> die <strong>Welt</strong>kulturbehörde UNESCO angegangen<br />

wurde.<br />

Den Anwohnern der 28 Dörfer in dem Tal, das auf<br />

einer Länge von 110 Kilometern überflutet werden<br />

soll, haben die Chinesen rund ein Prozent der<br />

Gesamtinvestitionen für Abfindungen vorges<strong>ch</strong>lagen.<br />

Jede der 260 Familien soll ein Jahr lang Reis<br />

erhalten, dazu 75 Wellble<strong>ch</strong>e, Baumaterialien wie<br />

Holz und Zement, einen Büffel und umgere<strong>ch</strong>net<br />

1500 US-Dollar in bar. Do<strong>ch</strong> mit den Überflutungen<br />

würden ni<strong>ch</strong>t nur abgelegene Dörfer von<br />

Minoritäten geopfert werden, au<strong>ch</strong> seit zwei Jahrhunderten<br />

dur<strong>ch</strong> Handel florierenden Dörfern<br />

der Lü und Lao droht der Verlust ihrer Existenzgrundlage.<br />

Der Staudamm würde die alten Handelsstrukturen<br />

dramatis<strong>ch</strong> verändern. Güter gehörten von<br />

Booten auf die Strasse umgeladen, Flusss<strong>ch</strong>iffer<br />

verlieren Einkommen. Glei<strong>ch</strong>zeitig würden au<strong>ch</strong><br />

zahllose S<strong>ch</strong>ulen, Gesundheitszentren und Wassersysteme<br />

zerstört, die mit Hilfe europäis<strong>ch</strong>er Hilfswerke,<br />

NGOs sowie der EU, <strong>Welt</strong>bank und Asiatis<strong>ch</strong>en<br />

Entwicklungsbank ADB gebaut wurden.<br />

Die gesamten Hilfsprojekte zielten darauf ab, die<br />

sanitären Bedingungen und Ausbildungs<strong>ch</strong>ancen<br />

der lokalen Bevölkerung zu verbessern – einer Bevölkerung,<br />

die bereits aus höheren Gebieten umgesiedelt<br />

worden war.<br />

«Man kann si<strong>ch</strong> vorstellen», s<strong>ch</strong>reibt der französis<strong>ch</strong>e<br />

Ethnologe Olivier Evrard, «wie s<strong>ch</strong>wierig es


Markus Kir<strong>ch</strong>gessner/laif<br />

für diese Mens<strong>ch</strong>en ist, si<strong>ch</strong> jetzt ‘wirkli<strong>ch</strong> niederzulassen’,<br />

wenn alle Investitionen über die letzten<br />

zehn Jahre in den neuen Dörfern so weggeworfen<br />

werden wie Müll in eine Abfalltonne.»<br />

Zwis<strong>ch</strong>en Festhalten und Vorwärtsgehen<br />

Trotz Fragezei<strong>ch</strong>en zu den Entwicklungss<strong>ch</strong>üben,<br />

wer si<strong>ch</strong> in Luang Namtha ums<strong>ch</strong>aut, erhält dur<strong>ch</strong>aus<br />

den Eindruck, dass es bergauf geht. Die Zunahme<br />

von Motorfahrzeugen und Fahrrädern,<br />

Satellitens<strong>ch</strong>üsseln, metallbedeckten Häusern und<br />

von Kleintraktoren sowie die moderne Kleidung<br />

der Mens<strong>ch</strong>en sind augenfällige Indikatoren dafür.<br />

Au<strong>ch</strong> im angrenzenden Vietnam und Kambods<strong>ch</strong>a<br />

verbessert si<strong>ch</strong> die Situation, insbesondere im Gesundheitswesen<br />

dank der grösseren Di<strong>ch</strong>te an medizinis<strong>ch</strong>em<br />

Personal und Gesundheitszentren<br />

au<strong>ch</strong> in abgelegenen Gebieten. Das Personal ist<br />

besser ausgebildet, die Wasserversorgung effizienter<br />

und Dörfer erhalten erstmals sanitäre Einri<strong>ch</strong>tungen.<br />

Luang Namtha wird au<strong>ch</strong> der momentane Neubau<br />

des Flughafens mit grösseren Pisten für entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Mas<strong>ch</strong>inen einen weiteren wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Entwicklungss<strong>ch</strong>ub bes<strong>ch</strong>eren. Zusammen mit der<br />

Nord-Süd-Verkehrsa<strong>ch</strong>se, dem laufend ausgebauten<br />

Stromnetz und der Einbindung weiter Bevölkerungskreise<br />

in Vertragsanbau steht Luang Namtha<br />

vor enormem sozialem Wandel. Dieser bereitet<br />

ni<strong>ch</strong>t nur Minoritäten grosse Sorgen. Kürzli<strong>ch</strong><br />

vers<strong>ch</strong>wand unter mysteriösen Umständen ein<br />

Betreiber eines kleinen Hotels für Ökotouristen.<br />

Na<strong>ch</strong> Beri<strong>ch</strong>ten der Dorfbewohner hatte er gegen<br />

Chinesen mobilisiert, die in der Nähe in Kauts<strong>ch</strong>ukplantagen<br />

investierten.<br />

Das angesehene Magazin Irrawaddy erklärt zum<br />

Fall, den einige als Sinnbild für die Paranoia von<br />

Laos’ Kommunistenregime gegenüber westli<strong>ch</strong>em<br />

Einfluss, vor allem in abges<strong>ch</strong>iedenen Gebieten sehen:<br />

«Auf der einen Hand begrüsst Laos die Deviseneinnahmen<br />

dur<strong>ch</strong> Tourismus. Auf der anderen<br />

für<strong>ch</strong>tete es Si<strong>ch</strong>erheitsrisiken, wenn Touristen<br />

na<strong>ch</strong> Belieben das Land erfors<strong>ch</strong>en wollen.»<br />

Vietnams Kommunisten hingegen haben si<strong>ch</strong><br />

längst als umsi<strong>ch</strong>tige Pragmatiker erwiesen, die nur<br />

no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Aussen den Roten Stern auf gelbem<br />

Grund tragen. Laos’ regierende Revolutionäre<br />

Volkspartei dagegen blockiert wi<strong>ch</strong>tige Reformen<br />

– au<strong>ch</strong> zu den strikten sozialen Kontrollen, die das<br />

Land seit der Ma<strong>ch</strong>tübernahme der Kommunisten<br />

im Jahr 1975 in Erstarrung halten.<br />

Das Vers<strong>ch</strong>winden des Hotelbetreibers ist Testament<br />

für genau dieses Konfliktfeld, in dem si<strong>ch</strong><br />

Laos unter seiner alten Führung gefangen sieht:<br />

Laos hat si<strong>ch</strong> abges<strong>ch</strong>ottet, do<strong>ch</strong> will ni<strong>ch</strong>t länger<br />

abges<strong>ch</strong>ottet bleiben. Ein heikler Balanceakt. ■<br />

*Daniel Kestenholz ist u.a. für die deuts<strong>ch</strong>e Tageszeitung<br />

«Die <strong>Welt</strong>» Asien-Korrespondent. Er lebt und<br />

arbeitet seit 1994 in Bangkok.<br />

<strong>Mekong</strong><br />

Boomender Tourismus<br />

Indo<strong>ch</strong>ina hiess das frühere<br />

Kolonialgebiet der<br />

Franzosen, das Laos,<br />

Kambods<strong>ch</strong>a und Vietnam<br />

umfasste. Zurückgeworfen<br />

dur<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>ottung und<br />

Kriege, begann die Öffnung<br />

der Region erst<br />

in den 1990er Jahren.<br />

Türöffner waren vielfa<strong>ch</strong><br />

Touristen, die Geld bra<strong>ch</strong>ten<br />

und unter den abges<strong>ch</strong>otteten<br />

Bevölkerungen<br />

den Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Veränderungen<br />

und Forts<strong>ch</strong>ritt<br />

auslösten. Inzwis<strong>ch</strong>en ist<br />

Tourismus Laos’ wi<strong>ch</strong>tigster<br />

Devisenbringer mit<br />

gegenwärtig rund 150<br />

Millionen Dollar im Jahr.<br />

1990 waren no<strong>ch</strong> 14 400<br />

Touristen na<strong>ch</strong> Laos gereist,<br />

im Jahr 2020 werden<br />

1,6 Millionen erwartet.<br />

Tourismus ist au<strong>ch</strong> Kambods<strong>ch</strong>as<br />

am s<strong>ch</strong>nellsten<br />

wa<strong>ch</strong>sender Sektor mit<br />

1997 no<strong>ch</strong> 219 000<br />

Einreisen, die si<strong>ch</strong> heute<br />

der 1,5 Millionen Marke<br />

annähern. Indo<strong>ch</strong>inas alte<br />

Führungsma<strong>ch</strong>t Vietnam<br />

hängt seine Na<strong>ch</strong>barn bezügli<strong>ch</strong><br />

Tourismus deutli<strong>ch</strong><br />

ab mit aktuell fast 4,2<br />

Millionen Einreisen. Do<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> hier überwiegt das<br />

alte Misstrauen gegenüber<br />

Fremden: Trotz ersten<br />

Öffnungsansätzen werden<br />

Ausländer mittels strikten<br />

Aufenthalts-, Investitionsund<br />

Eigentumsre<strong>ch</strong>ten<br />

weiter auf Distanz gehalten.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 11


12<br />

Siriporn Skrobanek<br />

engagiert si<strong>ch</strong> seit mehr als<br />

25 Jahren für Frauen und<br />

Kinder in sozial s<strong>ch</strong>wierigen<br />

Situationen. Sie ist<br />

Spezialistin für Fragen der<br />

Migration und ist Präsidentin<br />

der Foundation for<br />

Women (FFW) in Bangkok.<br />

Vorher hatte sie diese Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisation<br />

während 17 Jahren als<br />

Generalsekretärin geleitet.<br />

Als Spezialistin im Kampf<br />

gegen den Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

half sie die globale<br />

Allianz gegen Frauenhandel<br />

zu gründen und agierte<br />

während se<strong>ch</strong>s Jahren<br />

au<strong>ch</strong> als deren Koordinatorin.<br />

Die FFW setzt si<strong>ch</strong><br />

mit Lobbyarbeit und bei<br />

den Behörden ein für die<br />

Re<strong>ch</strong>te von bena<strong>ch</strong>teiligten<br />

Frauen und Kindern und<br />

gewährt Hilfe für die Opfer<br />

von Mens<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>mugglern.<br />

Teil der Arbeit ist der<br />

regelmässige Besu<strong>ch</strong><br />

von FFW-Mitgliedern im<br />

Immigrationszentrum<br />

von Bangkok, wo viele<br />

«illegale» Einwanderer auf<br />

ihre Ausweisung harren.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Tägli<strong>ch</strong>er Kampf gegen Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

In der <strong>Mekong</strong>-Region ist Thailand als wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> stärkstes<br />

Land ein Anziehungspunkt für Millionen von armen Bewohnern<br />

aus den Na<strong>ch</strong>barländern. Häufig werden diese Mens<strong>ch</strong>en Opfer<br />

von S<strong>ch</strong>lepperorganisationen. Trotz Bemühungen, diese Migrationsströme<br />

mit bilateralen Abkommen zu lenken, halten<br />

si<strong>ch</strong> ungefähr drei Millionen Migranten – mehrheitli<strong>ch</strong> Frauen<br />

und Kinder – illegal in Thailand auf. Siriporn Skrobanek kämpft<br />

seit Jahren an vorderster Front gegen den Mens<strong>ch</strong>enhandel.<br />

Interview: Fred Grimm*.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>: Siriporn Skrobanek, wel<strong>ch</strong>en Einfluss<br />

haben bilaterale Abkommen auf die<br />

Problematik der Migration?<br />

Siriporn Skrobanek: Sie können dazu beitragen,<br />

Migrationsströme zu regulieren, die legale Einreise<br />

zu fördern und Migranten einen besseren legalen<br />

S<strong>ch</strong>utz zu gewähren. 2006 haben Thailand und<br />

Laos beispielsweise ein Abkommen abges<strong>ch</strong>lossen,<br />

das Opfern von illegalen S<strong>ch</strong>lepperaktivitäten Hilfe<br />

gewährt: Wer als Opfer von S<strong>ch</strong>leppern identifiziert<br />

ist, wird ni<strong>ch</strong>t bestraft und hat Anre<strong>ch</strong>t auf<br />

soziale Hilfe bis zur Rückkehr ins Ursprungsland.<br />

Andere Abkommen mit Vietnam und Malaysia<br />

werden momentan diskutiert.<br />

Wie wurden diese Forts<strong>ch</strong>ritte erzielt?<br />

In Thailand haben die NGOs und vor allem au<strong>ch</strong><br />

die Foundation for Women (FFW) eine Pionierrolle<br />

gespielt mit ihrer Lobbyarbeit und ihrem jahrelangen<br />

Engagement für die Opfer von Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

und illegaler Einwanderung. Au<strong>ch</strong><br />

auf internationaler Ebene haben si<strong>ch</strong> thailändis<strong>ch</strong>e<br />

NGOs sehr aktiv und mit Erfolg in diesem Berei<strong>ch</strong><br />

beteiligt.<br />

Trotzdem, das Problem vom Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

bleibt weiterhin sehr akut. Es kommt regelmässig<br />

zu tragis<strong>ch</strong>en tödli<strong>ch</strong>en Zwis<strong>ch</strong>enfällen<br />

wenn Mens<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Thailand<br />

ges<strong>ch</strong>leppt werden. Erst kürzli<strong>ch</strong> sind 54<br />

Burmesen, darunter 36 Frauen und ein Kind,<br />

im Kühlraum eines Lastwagens erstickt. Wie<br />

können sol<strong>ch</strong>e Dramen verhindert werden?<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> kommen sol<strong>ch</strong> tragis<strong>ch</strong>e Ereignisse<br />

solange vor, als die Grundprobleme im Heimatland<br />

ni<strong>ch</strong>t gelöst sind; solange, bis ni<strong>ch</strong>t bessere Lebensbedingungen<br />

ges<strong>ch</strong>affen werden. <strong>Eine</strong> ers<strong>ch</strong>werte<br />

legale Einreise zieht jedo<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>muggler<br />

an. So ist das bilaterale Arbeitsabkommen<br />

zwis<strong>ch</strong>en Thailand und Myanmar an<br />

politis<strong>ch</strong>e Bedingungen geknüpft. Die neuste burmesis<strong>ch</strong>e<br />

Bedingung ist, dass si<strong>ch</strong> Ausreisewillige<br />

Reporters/laif<br />

bei den Behörden melden und zuerst für die neue<br />

Verfassung stimmen müssen, bevor sie eine Ausreisegenehmigung<br />

erhalten. Offizielle Abkommen<br />

allein bieten ni<strong>ch</strong>t genügend S<strong>ch</strong>utz für die Opfer<br />

von Mens<strong>ch</strong>enhandel. <strong>Eine</strong> Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en<br />

NGOs ist nötig, um beispielsweise die Familien<br />

von Opfern zu finden oder um gegen die<br />

Ausbeutung von Migranten anzukämpfen. Natürli<strong>ch</strong><br />

ist eine Zusammenarbeit mit den Behörden<br />

au<strong>ch</strong> nötig, um die Elemente des organisierten<br />

Verbre<strong>ch</strong>ens aufzuspüren, vor allem wenn es um<br />

deren re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfolgung geht. Die kürzli<strong>ch</strong> entwickelte<br />

Zusammenarbeit auf diesem Gebiet mit<br />

NGOs hat Hoffnungen geweckt, dass die Opfer<br />

von Mens<strong>ch</strong>enhandel besser ges<strong>ch</strong>ützt und Mens<strong>ch</strong>enhändler<br />

konsequenter verfolgt werden. Aber


Häufig werden nur die kleinen Fis<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>nappt<br />

und ni<strong>ch</strong>t die Drahtzieher.<br />

Frauen und Kinder sind besonders häufig<br />

Opfer von illegaler Migration und Mens<strong>ch</strong>enhandel.<br />

Werden viele Frauen in die<br />

Prostitution gezwungen?<br />

Häufig ist die Prostitution zu Beginn die einzige<br />

Option für Frauen, etwas Geld zu verdienen, bevor<br />

sie Arbeit in Fabriken, als Hausangestellte oder<br />

in Restaurants finden. In der Vergangenheit waren<br />

viele Thai-Frauen aus den ärmeren Regionen<br />

Bettina Flitner/laif realistis<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>tet bleibt ein Hauptproblem:<br />

Thailands Opfer von Mens<strong>ch</strong>enhandel. Jetzt hat<br />

si<strong>ch</strong> die Situation für Thais dank besserer Gesetze<br />

geändert. Do<strong>ch</strong> die Sexindustrie brau<strong>ch</strong>t immer<br />

wieder neue Opfer. Momentan werden immer<br />

mehr Frauen und Kinder aus Myanmar, Laos und<br />

der <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Provinz Yunnan in die Sexindustrie<br />

ges<strong>ch</strong>leppt.<br />

Die Sexindustrie hat si<strong>ch</strong> also regionalisiert.<br />

Wel<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten sehen Sie, gegen diese<br />

spezifis<strong>ch</strong>e Form des Mens<strong>ch</strong>enhandels zu<br />

kämpfen?<br />

Vor zwanzig Jahren war es in Thailand die Zivilgesells<strong>ch</strong>aft,<br />

u.a. NGOs wie die FFW, wel<strong>ch</strong>e für<br />

dieses gravierende Problem Öffentli<strong>ch</strong>keit ges<strong>ch</strong>affen<br />

hat. So wurde Druck auf die Behörden<br />

ausgeübt, um junge Frauen und Kinder aus dem<br />

armen Nordosten und Norden des Landes besser<br />

zu s<strong>ch</strong>ützen, die damals in die Sexindustrie von<br />

Bangkok gelockt wurden. 1984 führten wir eine<br />

Kampagne gegen Kinderprostitution dur<strong>ch</strong>. In der<br />

Folge wurden Gesetze erlassen, die mithalfen, das<br />

Problem zu bekämpfen. Deshalb sollte au<strong>ch</strong> in Myanmar,<br />

Laos oder eben China die Zivilgesells<strong>ch</strong>aft<br />

gegen diese Probleme ankämpfen. Aber i<strong>ch</strong> bin<br />

mir bewusst, dass das sehr s<strong>ch</strong>wierig ist, da dort eine<br />

Zivilgesells<strong>ch</strong>aft kaum existiert und zudem Prostitution<br />

häufig tabuisiert wird.<br />

Wel<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten sehen Sie, in den Ursprungsländern<br />

gegen illegale Migration und<br />

Mens<strong>ch</strong>enhandel anzukämpfen, und wel<strong>ch</strong>e<br />

Rolle kann die Entwicklungszusammenarbeit<br />

spielen?<br />

I<strong>ch</strong> habe einen Beri<strong>ch</strong>t für die DEZA verfasst (siehe<br />

Randspalte), in dem i<strong>ch</strong> vors<strong>ch</strong>lage, diese «an<br />

den Rand gedrängten» Gruppen zu identifizieren.<br />

Häufig sind sie unter den ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten<br />

zu finden – dort, wo es viel Armut, wenig Bildung<br />

und einen Mangel an Gesundheitspflege<br />

gibt. Es wäre gut, in einem sol<strong>ch</strong>en Gebiet ein Pilotprojekt<br />

zu starten, das die entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Aspekte angehen und e<strong>ch</strong>te Alternativen zur Migration<br />

s<strong>ch</strong>affen würde. ■<br />

(Aus dem Englis<strong>ch</strong>en)<br />

*Fred Grimm lebt in Bankkok und arbeitet als unabhängiger<br />

Journalist für vers<strong>ch</strong>iedene Medien.<br />

<strong>Mekong</strong><br />

Studie über Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

in Laos<br />

Siriporn Skrobanek hat<br />

im Auftrag der DEZA<br />

eine Studie zum Thema<br />

«Mens<strong>ch</strong>enhandel – vor<br />

allem von Frauen und<br />

Kindern – in Laos» verfasst.<br />

Darin unterbreitet<br />

sie Vors<strong>ch</strong>läge, in wel<strong>ch</strong>er<br />

Form die DEZA mit te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />

<strong>Un</strong>terstützung und<br />

konkreten Projekten die<br />

laotis<strong>ch</strong>en Behörden in<br />

ihren Bemühungen, dem<br />

Mens<strong>ch</strong>enhandel entgegenzuwirken,<br />

stärken<br />

könnte. Klar ist, dass die<br />

nationalen Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen<br />

verbessert werden<br />

sollten, beispielsweise im<br />

Strafgesetz oder dem<br />

Gesetz zum S<strong>ch</strong>utz und<br />

zur Entwicklung der Frauen.<br />

Die Studie s<strong>ch</strong>lägt au<strong>ch</strong><br />

vor, Regionen zu identifizieren,<br />

wo die Bewohner besonders<br />

vom Phänomen<br />

Migration betroffen sind.<br />

Dort sollen ni<strong>ch</strong>t nur Aufklärungsarbeit,<br />

sondern<br />

au<strong>ch</strong> konkrete Entwicklungsprojekte<br />

zur Verbesserung<br />

der Lebensgrundlagen<br />

dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />

Ein weiterer Berei<strong>ch</strong>,<br />

der verbessert werden<br />

sollte – beispielsweise<br />

über Ausbildungskurse<br />

in Sozialarbeit – ist der<br />

S<strong>ch</strong>utz und die <strong>Un</strong>terstützung<br />

von Rückkehrern. Die<br />

DEZA plant, si<strong>ch</strong> in diesem<br />

Berei<strong>ch</strong> in Südostasien zu<br />

engagieren.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 13


14<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz und die<br />

<strong>Mekong</strong>-Region<br />

Die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Kooperationsstrategie<br />

2007 bis 2011 im <strong>Mekong</strong>,<br />

wel<strong>ch</strong>e vom SECO und<br />

der DEZA gemeinsam erarbeitet<br />

wurde, deckt Laos,<br />

Vietnam, Kambods<strong>ch</strong>a<br />

und Myanmar ab.<br />

S<strong>ch</strong>werpunkte sind gute<br />

Regierungsführung, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklung,<br />

Verbesserung der ländli<strong>ch</strong>en<br />

Lebensbedingungen<br />

und na<strong>ch</strong>haltige Bewirts<strong>ch</strong>aftung<br />

der natürli<strong>ch</strong>en<br />

Ressourcen. Die jährli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Un</strong>terstützung beläuft si<strong>ch</strong><br />

auf 38 Millionen Franken,<br />

wovon 30 Millionen auf die<br />

DEZA und 8 Millionen auf<br />

das SECO entfallen. Die<br />

Region ist wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

ein Teil der Association of<br />

South-East Asian Nations<br />

(ASEAN), wobei Vietnam,<br />

Laos, Kambods<strong>ch</strong>a und<br />

Myanmar die ärmsten<br />

Länder dieses regionalen,<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Staatenverbandes<br />

darstellen. Die<br />

vier <strong>Mekong</strong>-Staaten haben<br />

vieles gemeinsam. Sie<br />

zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> stark<br />

zentralisierte und sozialistis<strong>ch</strong><br />

geprägte Staatssysteme<br />

aus, die über eine<br />

eher heterogene, von ethnis<strong>ch</strong>en<br />

Minderheiten geprägte<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft regieren.<br />

Zudem lebt ein wi<strong>ch</strong>tiger<br />

Teil der Bevölkerung<br />

in oft s<strong>ch</strong>wer zugängli<strong>ch</strong>en<br />

ländli<strong>ch</strong>en Bergregionen.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Naftali Hilger/laif<br />

Die Bambusrevolution<br />

Für Kleinbauern und die Industrie am <strong>Mekong</strong> stellt Bambus ein<br />

riesiges Potenzial dar. Denn das s<strong>ch</strong>nell wa<strong>ch</strong>sende Rohr ist ein<br />

optimaler Holzersatz und kann – effizient genutzt – einen ents<strong>ch</strong>eidenden<br />

Beitrag zur Reduktion der Armut in der ganzen Region<br />

leisten. Ein breit angelegtes Projekt zeigt erste Erfolge. Von<br />

Maria Roselli.<br />

Das leise Raus<strong>ch</strong>en der Bambuszweige im Wind<br />

gibt für Hunderttausende Kleinbauern der <strong>Mekong</strong>-Region<br />

Anlass zu Hoffnung. Kommen die<br />

Bambushändler in die Dörfer, können die Bauern<br />

endli<strong>ch</strong> wieder ihre Geldbeutel füllen und viellei<strong>ch</strong>t<br />

gar erstmals die eigene Existenz si<strong>ch</strong>ern. <strong>Un</strong>d<br />

mit dem Bambus-Projekt der «Prosperity Initiative»,<br />

einer von der weltweit tätigen Hilfsorganisation<br />

Oxfam gegründeten Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisation,<br />

soll es no<strong>ch</strong> besser kommen. «In den nä<strong>ch</strong>sten<br />

zehn Jahren sollen 1 bis 1,5 Millionen Mens<strong>ch</strong>en<br />

aus der <strong>Mekong</strong>-Region dank der Förderung<br />

des Bambussektors den Weg aus der Armut<br />

finden», sagt Barbara Jäggi Hasler, Programmverantwortli<strong>ch</strong>e<br />

der DEZA.<br />

Diversifizierte Produkte für internationalen<br />

Markt<br />

Bisher bes<strong>ch</strong>ränkte si<strong>ch</strong> die Nutzung der Bambuswälder<br />

in Vietnam, Kambods<strong>ch</strong>a und Laos auf wenige<br />

Produkte. Weit verbreitet war insbesondere die<br />

Produktion von Möbeln, Körben, Bambusstäb<strong>ch</strong>en<br />

oder von Bambussprossen für den tägli<strong>ch</strong>en<br />

Verzehr. Nun sollen die Produktion diversifiziert<br />

und ertragsstärkere Produkte für den internationalen<br />

Markt hergestellt werden.<br />

Während der Pilotphase des Projekts, die ab 2004<br />

in der vietnamesis<strong>ch</strong>en Provinz Thanh Hoa dur<strong>ch</strong>geführt<br />

wurde, stellten die Experten fest, dass allein<br />

dur<strong>ch</strong> die Umlagerung der Produktion von<br />

Papierprodukten auf Bodenbeläge die Einnahmen<br />

stark gesteigert wurden. «In Zahlen ausgedrückt,<br />

wirkt si<strong>ch</strong> die Produktion von Bodenbelägen fünfmal<br />

stärker zu Gunsten der Armutsreduktion aus»,<br />

re<strong>ch</strong>net Nigel Smith, Verantwortli<strong>ch</strong>er der «Prosperity<br />

Initiative» vor. Hauptziel des von der DEZA<br />

mitfinanzierten Bambusprojektes ist denn au<strong>ch</strong> die<br />

Armutsreduktion.<br />

Bambussektor in China als Vorbild<br />

Mit gezielten Interventionen auf allen Ebenen der<br />

Werts<strong>ch</strong>öpfungskette soll der Bambussektor optimiert<br />

werden und zur Industrialisierung der ländli<strong>ch</strong>en<br />

Gebiete beitragen. <strong>Eine</strong> Marktanalyse von<br />

«Prosperity Initiative» in der <strong>Mekong</strong>-Region, unter<br />

besonderer Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Werts<strong>ch</strong>öpfungskette,<br />

stellte dem lokalen Bambussektor ein<br />

grosses Wa<strong>ch</strong>stumspotenzial in Aussi<strong>ch</strong>t.


Dermot Tatlow/laif<br />

Um dieses Potenzial zu analysieren und die Interventionen<br />

ri<strong>ch</strong>tig zu planen, haben die Experten<br />

einen Verglei<strong>ch</strong> mit dem Bambussektor in China<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Im mä<strong>ch</strong>tigen Na<strong>ch</strong>barland ist seit<br />

Beginn der 1990er Jahre der Bambussektor stetig<br />

gewa<strong>ch</strong>sen und ist heute weltweit führend. Der<br />

Modernisierungss<strong>ch</strong>ub in der <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Industrie<br />

und der mit der Ho<strong>ch</strong>konjunktur einhergehende<br />

Bauboom haben den Bambusverbrau<strong>ch</strong> diversifiziert<br />

und um ein Mehrfa<strong>ch</strong>es gesteigert:<br />

Ganze Häuser, Baugerüste, Bodenbeläge und Einbauwände<br />

werden heute aus Bambusrohren hergestellt.<br />

«Bambus ist dank neuen Verarbeitungsmethoden<br />

ein optimaler Ersatz für Holz und das nutzen wir<br />

aus, denn die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Holz steigt kontinuierli<strong>ch</strong>,<br />

do<strong>ch</strong> dessen Produktion nimmt stetig<br />

ab», erklärt Nigel Smith. Bambus hat im Verglei<strong>ch</strong><br />

zu Holz viele Pluspunkte: So wa<strong>ch</strong>sen beispielsweise<br />

Bambuswälder sehr s<strong>ch</strong>nell na<strong>ch</strong> und brau<strong>ch</strong>en<br />

nur geringe Pflege. Da die Region sehr rei<strong>ch</strong><br />

an Bambuswäldern ist, haben die Kleinbauern<br />

s<strong>ch</strong>on immer au<strong>ch</strong> auf diese Pflanze gesetzt, do<strong>ch</strong><br />

bisher war die Nutzung unprofessionell und die<br />

Bauern waren den Launen der Händler ausgesetzt,<br />

die aufgrund der geringen Na<strong>ch</strong>frage die Preise<br />

drücken konnten.<br />

Weniger Abfälle, mehr Profit<br />

«<strong>Un</strong>s ist aufgefallen, dass im ertragsstärkeren <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en<br />

Markt zwis<strong>ch</strong>en den Bambusbauern und<br />

den Produzenten eine Verarbeitungsstelle zwis<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>altet<br />

ist», erklärt Nigel Smith. Diese Er-<br />

kenntnis ist für die Optimierung des Sektors sehr<br />

wi<strong>ch</strong>tig, denn dadur<strong>ch</strong> kann der Ertrag um ein<br />

Mehrfa<strong>ch</strong>es gesteigert werden. Grund dafür ist die<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>affenheit der Bambusrohre:<br />

Nur gewisse Teile des Halmes eignen si<strong>ch</strong> für bestimmte<br />

Produkte.<br />

Für den industriellen Gebrau<strong>ch</strong>, beispielsweise zur<br />

Herstellung von Möbeln, eignen si<strong>ch</strong> nur robustere<br />

Teile der Pflanze. Ursprüngli<strong>ch</strong> haben aber die<br />

vietnamesis<strong>ch</strong>en Bauern den Bambus direkt an die<br />

Produzenten verkauft. Beispielsweise an einen Möbelproduzenten,<br />

der die Spitze des Halmes gar<br />

ni<strong>ch</strong>t verwendete, weil diese ni<strong>ch</strong>t genügend robust<br />

war. Da die unerwüns<strong>ch</strong>ten Bestandteile der<br />

Pflanzen einfa<strong>ch</strong> weggeworfen wurden, entstanden<br />

enorme Abfallberge.<br />

Laut Oxfam fiel bisher rund die Hälfte der Bambusernten<br />

der Kleinbauern im <strong>Mekong</strong> als Abfall<br />

weg. In China hingegen ma<strong>ch</strong>t dieser Anteil dank<br />

effizienterer Nutzung nur gerade fünf bis zehn Prozent<br />

aus. Die Rohre werden deshalb nun au<strong>ch</strong> im<br />

<strong>Mekong</strong> in Verarbeitungsstellen mas<strong>ch</strong>inell auf die<br />

Bedürfnisse der vers<strong>ch</strong>iedenen Produzenten zuges<strong>ch</strong>nitten<br />

und sortiert.<br />

Diese Optimierung der Produktion ist nur ein Beispiel<br />

dafür, wie das Projekt auf den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ebenen der Werts<strong>ch</strong>öpfungskette operiert. <strong>Un</strong>d<br />

Smith s<strong>ch</strong>aut bereits über den Bambus hinaus:<br />

«Wir sind daran zu analysieren, ob au<strong>ch</strong> die Förderung<br />

des Teesektors und des Tourismus ähnli<strong>ch</strong>es<br />

Potenzial zur Armutsreduktion aufweisen.» ■<br />

<strong>Mekong</strong><br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 15


H O R I Z O N T E<br />

16<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Ein <strong>Un</strong>ternehmer und<br />

das Chaos<br />

Kirgistan dur<strong>ch</strong>lebt ni<strong>ch</strong>t erst seit der Tulpenrevolution im Frühjahr<br />

2005 turbulente Zeiten. Der zentralasiatis<strong>ch</strong>e Vielvölkerstaat<br />

kämpft mit Altlasten aus der Sowjetära, viele Mens<strong>ch</strong>en<br />

können si<strong>ch</strong> nur mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten,<br />

andere emigrieren. Für jene die bleiben und eigene Ideen umsetzen,<br />

bleibt die Heimat ein sehr hartes Pflaster. Von Marcus<br />

Bensmann*.<br />

Die verlassene Fabrikhalle im Stadtzentrum der<br />

kirgisis<strong>ch</strong>en Hauptstadt Bis<strong>ch</strong>kek war voller S<strong>ch</strong>utt,<br />

und dur<strong>ch</strong> die zerbro<strong>ch</strong>enen Fenster zog es wie<br />

He<strong>ch</strong>tsuppe. Der Tatare Rawil Bu<strong>ch</strong>arow hatte<br />

mit 38 Jahren genug von dem nomadenhaften Erwerbsleben<br />

in Kirgistan. Er wollte einen ri<strong>ch</strong>tigen<br />

Beruf. <strong>Un</strong>d weil es den in dem zentralasiatis<strong>ch</strong>en<br />

Staat am Fusse des Tien Shan Gebirges ni<strong>ch</strong>t gibt,<br />

ents<strong>ch</strong>ied er si<strong>ch</strong>, diesen zu ers<strong>ch</strong>affen.<br />

Im Frühjahr 2005 griff er in den Hallen in Bis<strong>ch</strong>kek<br />

zum Besen. Wenige Wo<strong>ch</strong>en später fegte die<br />

sogenannte Tulpenrevolution in Kirgistan die alte<br />

Ma<strong>ch</strong>t unter dem Präsidenten Askar Akajew aus<br />

dem Land und installierte eine neue.<br />

Die kirgisis<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>tro<strong>ch</strong>ade stürzte das Land<br />

seither in eine permanente politis<strong>ch</strong>e Krise. Regierungen<br />

und Ministerpräsidenten we<strong>ch</strong>selten<br />

man<strong>ch</strong>mal in Wo<strong>ch</strong>enfrist, Demonstrationen und<br />

Aufstände hielten das politis<strong>ch</strong>e Klima in einem<br />

ständigen Siedezustand.<br />

Der Tatare in der Fabrikhalle geriet unversehens in<br />

den politis<strong>ch</strong>en Wirbel seines Landes, und dieser<br />

stellte den no<strong>ch</strong> jungen <strong>Un</strong>ternehmergeist auf immer<br />

wieder neue Proben. <strong>Un</strong>d denno<strong>ch</strong> war er erfolgrei<strong>ch</strong>.<br />

Der Tatare s<strong>ch</strong>uf in der leeren Fabrikhalle<br />

ein kleines <strong>Un</strong>ternehmen zur Mullbindenproduktion,<br />

während das Land um ihn herum ins<br />

Chaos taumelte.<br />

Thomas Grabka/laif<br />

Thomas Grabka/laif<br />

Thomas Grabka/laif


Alte Mas<strong>ch</strong>inen füttern Chinas Rohstoffhunger<br />

In der leeren Halle in Bis<strong>ch</strong>kek wurden in der Sowjetunion,<br />

bis zu deren Auseinanderfallen im Jahr<br />

1991, einst Mas<strong>ch</strong>inen zusammengesetzt. Dana<strong>ch</strong><br />

gab es für die Industrieprodukte aus Kirgistan keine<br />

Abnehmer mehr, die Arbeiter erhielten erst keinen<br />

Lohn und verloren dann die Arbeit. Dana<strong>ch</strong><br />

emigrierten viele von ihnen, na<strong>ch</strong> Russland oder<br />

Deuts<strong>ch</strong>land und die, die blieben, s<strong>ch</strong>lagen si<strong>ch</strong> mit<br />

Gelegenheistverdiensten dur<strong>ch</strong>s Leben.<br />

Die ersten Jahre verrotteten die Mas<strong>ch</strong>inen und<br />

Werkzeuge in den Hallen, bis fahrende Händler sie<br />

abluden und in wackligen Fahrzeugen als Altmetall<br />

über die Pässe des Tien Shans na<strong>ch</strong> China verkauften.<br />

Die Deindustrialisierung einer der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

ärmsten Sowjetrepubliken in Zentralasien<br />

füttert den Rohstoffhunger Chinas, der<br />

mä<strong>ch</strong>tige östli<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>bar des kleinen Landes.<br />

Als die Sowjetunion zerfiel, lebte Rawil mit seinen<br />

Verwandten im Süden Kirgistans in der Nähe<br />

des Wasserkraftwerkes Toktakul, wel<strong>ch</strong>es das Wasser<br />

des Syr Darjas staut. Der Tatare, dessen Grosseltern<br />

von Stalin na<strong>ch</strong> Zentralasien zwangsdeportiert<br />

worden waren, zog zu Beginn der 1990er<br />

Jahre na<strong>ch</strong> Bis<strong>ch</strong>kek in die kirgisis<strong>ch</strong>e Hauptstadt.<br />

Sein erster Job war der <strong>Un</strong>terhalt eines Privattaxis,<br />

mit dem er dur<strong>ch</strong> Bis<strong>ch</strong>kek fuhr und Auss<strong>ch</strong>au<br />

na<strong>ch</strong> Klienten hielt, die er für einen Franken zum<br />

gewüns<strong>ch</strong>ten Ziel bra<strong>ch</strong>te. Das so erwirts<strong>ch</strong>afte<br />

Geld rei<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t. Mit Rawil Bu<strong>ch</strong>arow kam au<strong>ch</strong><br />

die Familie, Mutter, S<strong>ch</strong>wager, Cousins na<strong>ch</strong> Bis<strong>ch</strong>-<br />

Thomas Grabka/laif<br />

Jehad Nga/The NewYorkTimes/Redux/laif<br />

kek, und sie brau<strong>ch</strong>ten ein Haus und Geld zum<br />

Leben. Alle su<strong>ch</strong>ten händeringend na<strong>ch</strong> Arbeit. Die<br />

Frauen des Familienverbandes, die in Textilfabriken<br />

Arbeit fanden, bekamen keinen Lohn, sondern<br />

mussten die gefertigten Kleider selbst am Strassenrand<br />

verkaufen.<br />

Vom Taxi<strong>ch</strong>auffeur zum Mullbinden-<br />

Produzent<br />

Das «Kaufen» und «Verkaufen» wurde in den Staaten<br />

Zentralasiens zur einzigen Verdienstmögli<strong>ch</strong>keit.<br />

Der Tatare arbeitete mal zeitweilig als Fahrer<br />

für einen Bankier aus Russland, do<strong>ch</strong> dessen Bank<br />

ging Pleite und der Russe vers<strong>ch</strong>wand ohne die<br />

ausstehenden Lohnzahlungen.<br />

Dann ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> Bukharow auf, ein Auto in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land zu kaufen. Mit einigen Kumpels sammelte<br />

er Gelder zusammen und fuhr bis zu einem<br />

Gebrau<strong>ch</strong>twagenmarkt ins Ruhrgebiet, wo wie in<br />

seiner Heimat einst mä<strong>ch</strong>tige Fabriken leer stehen.<br />

Er kaufte si<strong>ch</strong> einen VW und fuhr mit ihm 6000<br />

Kilometer dur<strong>ch</strong> Russland und die Steppe,<br />

s<strong>ch</strong>mierte den Weg frei dur<strong>ch</strong> korrupte Beamte,<br />

und kam na<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>t Tagen wieder in Bis<strong>ch</strong>kek an.<br />

Dort wurde der Wagen verkauft, mit einem Gewinn<br />

von knapp 400 US-Dollar für eine halbe<br />

<strong>Welt</strong>reise.<br />

All das wollte der Tatare ni<strong>ch</strong>t mehr: Den Job von<br />

der Hand in den Mund, das kleine Ges<strong>ch</strong>äft, das<br />

für den Morgen zwar Geld bringt, aber ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er<br />

ist für die drauffolgende Wo<strong>ch</strong>e. «Es sollte etwas<br />

Beständiges her, etwas, was Zukunft hat», sagte der<br />

Kirgistan<br />

Usbekistan<br />

Kasa<strong>ch</strong>stan<br />

Tads<strong>ch</strong>ikistan<br />

Bis<strong>ch</strong>kek<br />

Kirgistan<br />

Afghanistan Pakistan<br />

China<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 17


18<br />

Die jüngste<br />

Vergangenheit<br />

Die Proteste gegen die<br />

Parlamentswahlen Ende<br />

Februar 2005 in Kirgistan<br />

s<strong>ch</strong>ienen harmlos. Do<strong>ch</strong> in<br />

den Märztagen 2005 gelang<br />

es den Demonstranten, die<br />

zwei im Süden des Landes<br />

gelegenen Städte Ds<strong>ch</strong>alalabad<br />

und Os<strong>ch</strong> zu erstürmen.<br />

Die Ma<strong>ch</strong>tbasis des<br />

Präsidenten Askar Akajew<br />

kollabierte. Er floh na<strong>ch</strong><br />

Moskau. Es kam zu einer<br />

Doppelherrs<strong>ch</strong>aft mit dem<br />

Repräsentanten des Südens,<br />

Kurmanbek Bakijew,<br />

und dem starken Mann im<br />

Norden, Felix Kulow. Im<br />

Sommer 2005 bestätigte<br />

eine Wahl Bakijew mit über<br />

90 Prozent als Präsident.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Wahlsieg sammelte<br />

si<strong>ch</strong> die Opposition<br />

gegen die neue Ma<strong>ch</strong>t.<br />

Morde ers<strong>ch</strong>ütterten<br />

Kirgistan. Im November<br />

2006 zwang ein Protestmars<strong>ch</strong><br />

Bakijew eine neue<br />

Verfassung zu unters<strong>ch</strong>reiben,<br />

die aus Kirgistan eine<br />

Parlamentsdemokratie<br />

ma<strong>ch</strong>te. <strong>Eine</strong>n Monat später<br />

änderte Bakijew die<br />

Verfassung wieder und entliess<br />

den Premierminister<br />

Kulow. Dieser führte dana<strong>ch</strong><br />

die Oppositionsbewegung<br />

gegen Bakijew an<br />

und s<strong>ch</strong>eiterte im Frühjahr<br />

2007. Die Parlamentswahlen<br />

im November 2007<br />

bes<strong>ch</strong>erten Bakijews Partei<br />

«Ak S<strong>ch</strong>ol» einen Sieg.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Tatare und ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> auf die Su<strong>ch</strong>e.<br />

Zusammen mit seiner späteren Frau Gulbahor ist<br />

er dur<strong>ch</strong> die Strassen und Basare der kirgisis<strong>ch</strong>en<br />

Hauptstadt gezogen, um zu s<strong>ch</strong>auen, was gebrau<strong>ch</strong>t<br />

wird, und was sie beide produzieren können. Mullbinden<br />

ma<strong>ch</strong>ten die beiden als das ri<strong>ch</strong>tige Produkt<br />

aus. Krankenhäuser und Apotheken brau<strong>ch</strong>en<br />

Mullbinden. Egal wie die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Lage ist, immer muss verbunden werden, und in<br />

Kirgistan, so fand der Tatare heraus, wurden Mullbinden<br />

nur importiert.<br />

Der junge Mann lernte, was er brau<strong>ch</strong>te. Rawil<br />

Bu<strong>ch</strong>arow bastelte die Mas<strong>ch</strong>inen, die den Baumwollrohstoff<br />

zure<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nitt, reinigte und verpackte.<br />

Erwarb die Erlaubnis, in der leeren Fabrikhalle<br />

zu arbeiten, zog Wände ein, stellte Öfen auf, und<br />

begann zu wirts<strong>ch</strong>aften. Die Krankenhäuser und<br />

Apotheken waren von den preiswerten Mullbinden<br />

begeistert, sie bestellten eifrig neue Produkte.<br />

Der Tatare stellte zehn Frauen ein, die tägli<strong>ch</strong> die<br />

Mullbinden zusammenbanden.<br />

Aufträge sind da, aber…<br />

Das <strong>Un</strong>ternehmen wu<strong>ch</strong>s und in der leeren Fabrikhalle<br />

war wieder Leben, das au<strong>ch</strong> die Beamten<br />

der Stadt anzog. Denn wo auf einmal Geld verdient<br />

wird, kann man als Staatsdiener in Kirgistan<br />

au<strong>ch</strong> die Hand aufma<strong>ch</strong>en. Die Besu<strong>ch</strong>e begannen.<br />

Mal wurde der Mietvertrag in Frage gestellt, dann<br />

die Feuerversi<strong>ch</strong>erung geprüft. Der Tatare musste<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur um die Wirts<strong>ch</strong>aft kümmern, sondern<br />

das <strong>Un</strong>ternehmen verteidigen.<br />

Er s<strong>ch</strong>rieb Bittbriefe. <strong>Un</strong>d er reihte si<strong>ch</strong> beim Büro<br />

des Premierministers Felix Kulow an, denn der Tatare<br />

wollte dem Politiker über seine Mullbindenfabrik<br />

erzählen, und dass der Staat ihnen helfen soll,<br />

und sie ni<strong>ch</strong>t verni<strong>ch</strong>ten darf.<br />

Rawil Bu<strong>ch</strong>arow zog vor das Regierungsgebäude,<br />

um einen Termin zu erhalten, do<strong>ch</strong> da standen<br />

s<strong>ch</strong>on andere. Demonstranten, die lauthals den jeweiligen<br />

Premierminister oder den Präsidenten<br />

zum «Rücktritt» aufforderten. «Ketzen», trete zurück,<br />

ist na<strong>ch</strong> der sogenannten Tulpenrevolution im<br />

Frühjahr 2005 das meist gebrau<strong>ch</strong>te Wort in Kirgistan.<br />

Mal gingen Parlamentarier auf die Strasse,<br />

dann Banditen oder Kohlearbeiter, und zum<br />

S<strong>ch</strong>luss wieder ein neues Oppositionsbündnis.<br />

Über die Mikrofone wurde um die politis<strong>ch</strong>e Zukunft<br />

des Landes ges<strong>ch</strong>rien.<br />

Der Tatare Rawil Bu<strong>ch</strong>arow und sein kleines Mullbindenunternehmen<br />

blieben da zweitrangig. Do<strong>ch</strong><br />

Bu<strong>ch</strong>arow hat einen eisernen Willen und im<br />

Dezember 2006 hatte er es ges<strong>ch</strong>afft, er war zum<br />

Vorzimmer des damaligen Premierministers Felix<br />

Kulow vorgestossen. In einem Brief wurde dem<br />

jungen <strong>Un</strong>ternehmer versi<strong>ch</strong>ert, dass er die angemietete<br />

Fabrikhalle behalten darf. Der Erfolg<br />

währte jedo<strong>ch</strong> nur kurz, Kulow verlor na<strong>ch</strong> wenigen<br />

Wo<strong>ch</strong>en sein Amt, und damit war der S<strong>ch</strong>utzbrief<br />

in den Händen des Tataren wertlos.<br />

No<strong>ch</strong> erstellen in der Fabrikhalle zehn Arbeiterinnen<br />

die Mullbinden, die der Tatare an die Krankenhäuser<br />

und Apotheken verkauft. Do<strong>ch</strong> Bu<strong>ch</strong>arow<br />

ist müde geworden, und er weiss ni<strong>ch</strong>t, ob er<br />

sein <strong>Un</strong>ternehmen retten kann. Aufträge sind da,<br />

aber das gierige Funkeln in den Augen der neuen<br />

kirgisis<strong>ch</strong>en Staatsbeamten au<strong>ch</strong>. ■<br />

*Marcus Bensmann arbeitet seit 1995 als freier Journalist<br />

in Zentralasien mit Sitz in Almaty, Kasa<strong>ch</strong>stan, u.a.<br />

für die «Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung» und deuts<strong>ch</strong>e Medien.<br />

Er gehört dem Netzwerk www.weltreporter.net an.<br />

Carolyn Drake/Panos/Strates


Kirgistan und die S<strong>ch</strong>weiz<br />

Länderübergreifende Abhängigkeiten und<br />

Zusammenarbeit<br />

(bf ) Zu den zentralasiatis<strong>ch</strong>en Staaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion gehören Kirgistan, Usbekistan,<br />

Tads<strong>ch</strong>ikistan, Turkmenistan und Kasa<strong>ch</strong>stan. Die<br />

S<strong>ch</strong>weiz ist seit Anfang der 1990er Jahre in dieser<br />

Region tätig und trug unter anderem dazu bei, dass<br />

(mit Ausnahme von Kasa<strong>ch</strong>stan) diese Staaten in<br />

den internationalen Finanzinstituten Aufnahme<br />

fanden: Dem Internationalen Währungsfonds, der<br />

<strong>Welt</strong>bank und der Europäis<strong>ch</strong>en Bank für Wiederaufbau<br />

und Entwicklung.<br />

Heute engagiert si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz insbesondere in<br />

Kirgistan und Tads<strong>ch</strong>ikistan sowie in geringerem<br />

Ausmass in Usbekistan. Zwar hat jedes Land na<strong>ch</strong><br />

dem Zusammenbru<strong>ch</strong> der Sowjetunion einen eigenen<br />

Weg in die <strong>Un</strong>abhängigkeit bes<strong>ch</strong>ritten,<br />

do<strong>ch</strong> geografis<strong>ch</strong>e Gegebenheiten – insbesondere<br />

die land- und wasserwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Verzahnung<br />

der Länder dur<strong>ch</strong> drei grosse, gemeinsame Flüsse<br />

– beeinflussen die Entwicklung der ganzen Region.<br />

Deshalb ist die Zusammenarbeit der DEZA<br />

und des SECO in einem Regionalprogramm zusammengefasst,<br />

wel<strong>ch</strong>es sowohl länderübergreifende<br />

als au<strong>ch</strong> bilaterale Projekte beinhaltet.<br />

Das Budget für dieses Regionalprogramm beläuft<br />

si<strong>ch</strong> 2008 auf 37 Millionen Franken, wobei auf die<br />

DEZA 20,5 Millionen und das SECO 16,5 Millionen<br />

entfallen. In der Kooperationsstrategie sind bis<br />

2010 folgende thematis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>werpunktberei<strong>ch</strong>e<br />

festgelegt, in denen – jeweils au<strong>ch</strong> in Kirgistan –<br />

entspre<strong>ch</strong>ende Projekte laufen:<br />

Wasserbewirts<strong>ch</strong>aftung und Reduktion des<br />

Risikos von Naturkatastrophen: Vers<strong>ch</strong>iedenste<br />

Projekte – u.a. das Integrierte Wasserressourcenmanagement-Projekt<br />

– zielen auf den gere<strong>ch</strong>ten<br />

Zugang zu Bewässerungswasser für Bauern ab.<br />

Neben einer verbesserten Produktivität der Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

wird damit au<strong>ch</strong> Konfliktprävention<br />

errei<strong>ch</strong>t. Da die Region regelmässig von Naturkatastrophen<br />

wie Erdbeben, Lawinen und Übers<strong>ch</strong>wemmungen<br />

heimgesu<strong>ch</strong>t wird, sind Massnahmen<br />

zur Prävention wi<strong>ch</strong>tig. Die Humanitäre<br />

Hilfe der DEZA unterstützt sowohl Präventionsprojekte<br />

als au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e zur Vorbereitung der<br />

Bevölkerung auf ni<strong>ch</strong>t zu verhindernde Umweltereignisse.<br />

Gesundheit: Es werden Reformen bei der Gesundheitsversorgung<br />

unterstützt, damit diese für die<br />

gesamte Bevölkerung zugängli<strong>ch</strong> wird und eine<br />

annehmbare Qualität errei<strong>ch</strong>t.<br />

Öffentli<strong>ch</strong>e Institutionen und Dienstleistungen:<br />

Im Vordergrund steht der S<strong>ch</strong>utz der<br />

zivilen und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te (etwa mit<br />

einem Re<strong>ch</strong>tsberatungsdienst für den gesi<strong>ch</strong>erten<br />

Thomas Grabka/laif<br />

Zugang der ländli<strong>ch</strong>en Bevölkerung zum Re<strong>ch</strong>tssystem),<br />

indem die Zivilgesells<strong>ch</strong>aft und die Behörden<br />

unterstützt werden. Glei<strong>ch</strong>zeitig will man<br />

damit die öffentli<strong>ch</strong>en Dienstleistungen für die<br />

Bevölkerung transparenter und effizienter gestalten.<br />

Basisinfrastruktur: In diesem Berei<strong>ch</strong> werden<br />

die na<strong>ch</strong>haltige und ers<strong>ch</strong>wingli<strong>ch</strong>e Nutzung von<br />

Trinkwasser (ländli<strong>ch</strong>e und städtis<strong>ch</strong>e Trinkwasserversorgung)<br />

und Energie (Wasserkraftwerke) unterstützt<br />

sowie bes<strong>ch</strong>ädigte Infrastruktur instand gestellt.<br />

Privatsektorentwicklung: Dieser auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

vom SECO betreute Berei<strong>ch</strong> unterstützt den Privatsektor<br />

unter besonderer Bea<strong>ch</strong>tung der kleinen<br />

und mittleren <strong>Un</strong>ternehmen. So werden etwa die<br />

Produktion und die Vermarktung von Bio-Baumwolle<br />

unterstützt. Glei<strong>ch</strong>zeitig wird der Handelsund<br />

Bankensektor gefördert.<br />

Ausserdem läuft in Kirgistan, Tads<strong>ch</strong>ikistan und<br />

Usbekistan seit 1998 ein erfolgrei<strong>ch</strong>es Projekt im<br />

Berei<strong>ch</strong>e Kunst und Kultur. Mit der <strong>Un</strong>terstützung<br />

von zentralasiatis<strong>ch</strong>em Kunsts<strong>ch</strong>affen – vom<br />

Bau traditioneller Instrumente über das Theater bis<br />

hin zum Kunsthandwerk – werden die kulturelle<br />

Vielfalt, aber au<strong>ch</strong> der Zusammenhalt dieser jungen<br />

Nationen mit einer Vielzahl von ethnis<strong>ch</strong>en<br />

Gruppen gefördert. ■<br />

Kirgistan<br />

Vielvölkerstaat<br />

Der zentralasiatis<strong>ch</strong>e Staat<br />

Kirgistan, an der Grenze<br />

zu China gelegen, ist von<br />

den Ho<strong>ch</strong>gebirgen des<br />

Tien S<strong>ch</strong>an und Ausläufern<br />

des Pamirs dur<strong>ch</strong>zogen.<br />

Knapp 5 Millionen Mens<strong>ch</strong>en<br />

leben auf 200 000<br />

Quadratmetern. Die offiziellen<br />

Zahlen sind mit Vorsi<strong>ch</strong>t<br />

zu geniessen. Viele Tausende<br />

su<strong>ch</strong>en als Fremdarbeiter<br />

auf den Baustellen<br />

in Kasa<strong>ch</strong>stan oder Russland<br />

Arbeit und Auskommen.<br />

Man s<strong>ch</strong>ätzt, dass<br />

über eine halbe Million kirgisis<strong>ch</strong>e<br />

Staatsbürger ausserhalb<br />

des Landes leben.<br />

Kirgistan ist ein Vielvölkerstaat.<br />

Kirgisen, Usbeken,<br />

Russen, Deuts<strong>ch</strong>e, Tataren,<br />

und viele andere Völkers<strong>ch</strong>aften<br />

bewohnen das<br />

Land. Über 75 Prozent der<br />

Mens<strong>ch</strong>en sind muslimis<strong>ch</strong>en<br />

Glaubens. Die politis<strong>ch</strong>e<br />

Lands<strong>ch</strong>aft ist seit<br />

jeher geteilt zwis<strong>ch</strong>en den<br />

kirgisis<strong>ch</strong>en Klaneliten aus<br />

dem Norden und jenen aus<br />

dem Süden des Landes.<br />

Diese Trennung bestimmt<br />

die politis<strong>ch</strong>en Auseinandersetzungen<br />

im Lande.<br />

Das Bruttosozialprodukt<br />

liegt bei 1600 Franken<br />

pro Jahr und Person.<br />

Das Land ist aber mit über<br />

2 Milliarden Franken vers<strong>ch</strong>uldet.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 19


20<br />

Shaarbek Amankul ist<br />

Direktor des Bishkek Art<br />

Center in Kirgistan und<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig selbstständiger<br />

Kunsts<strong>ch</strong>affender. Als<br />

Mitglied des kirgisis<strong>ch</strong>en<br />

Künstlerverbands und der<br />

Ceramic Academy in Genf<br />

hat er ein breites globales<br />

Netzwerk aufgebaut und<br />

weltweit an diversen<br />

Bildungsprogrammen und<br />

Seminaren teilgenommen.<br />

Ausserdem war er Leiter<br />

und Teilnehmer an mehreren<br />

Symposien und Ausstellungen<br />

in Zentralasien,<br />

Europa und den USA.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Stimme aus... Kirgistan<br />

Viel wi<strong>ch</strong>tiger ist die Frage, wo der<br />

Mens<strong>ch</strong> Anerkennung findet<br />

Die grossen, au<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Veränderungen<br />

der letzten 15 Jahren in Kirgistan haben si<strong>ch</strong> hier<br />

auf alle Künstler fatal ausgewirkt. Innerhalb kürzester<br />

Zeit haben wir unsere Existenzgrundlage<br />

verloren. Es entstand eine absolute <strong>Un</strong>si<strong>ch</strong>erheit<br />

darüber, was morgen passieren wird. Positiv war gewiss<br />

die Erlangung der Freiheit. <strong>Eine</strong> Zeit lang<br />

konnte au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> sie geniessen. Sie wurde aber immer<br />

wieder dur<strong>ch</strong> die Notwendigkeit getrübt, das<br />

tägli<strong>ch</strong>e Brot zu verdienen. Die grösste Freiheit<br />

bestand für mi<strong>ch</strong> in der Öffnung der Grenzen. I<strong>ch</strong><br />

fing an zu reisen und Kunst zu s<strong>ch</strong>affen au<strong>ch</strong> ausserhalb<br />

der ehemaligen Sowjetunion. Der Zugang<br />

zu neuen Informationen und Orientierung auf andere<br />

Länder eröffneten mir ganz andere Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

– i<strong>ch</strong> begann, die <strong>Welt</strong> für mi<strong>ch</strong> neu zu entdecken<br />

und stand ni<strong>ch</strong>t mehr ausserhalb.<br />

Vor dem Eintreffen des Sozialismus waren die Kirgisen<br />

ein freies, zentralasiatis<strong>ch</strong>es Nomadenvolk mit<br />

eigenständiger Kultur. Elemente dieses Kulturerbes<br />

habe i<strong>ch</strong> in meine Skulpturen, Objekte und<br />

später Installationen, Videos und Performances<br />

aufgenommen. Dieser Versu<strong>ch</strong>, das Kulturerbe<br />

vergangener Zeiten mit aktuellen Ereignissen und<br />

dem heutigen Leben zu verbinden, ist für mi<strong>ch</strong><br />

von grosser Bedeutung. Es ist die Grundlage meiner<br />

Erfahrungen. Zuglei<strong>ch</strong> ist mit der si<strong>ch</strong> öffnenden<br />

Kunst die Frage na<strong>ch</strong> der Herkunft ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

so wi<strong>ch</strong>tig. Wi<strong>ch</strong>tiger ist die Frage, wo der Künstler<br />

oder einfa<strong>ch</strong> der Mens<strong>ch</strong> Anerkennung findet<br />

und wie und wo i<strong>ch</strong> jetzt etwas verwirkli<strong>ch</strong>en<br />

kann. Für mi<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eidend, wo i<strong>ch</strong> ar-<br />

Arif Asci/TCS/laif<br />

beite. Meine innere <strong>Welt</strong> ist stets mit mir, und darum<br />

fühle i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> an jedem Ort wie zu Hause.<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> das eine Folge meiner<br />

nomadis<strong>ch</strong>en Herkunft.<br />

Heute ist die visuelle Kunst Kirgistans, wie die<br />

ganze postsowjetis<strong>ch</strong>e Kultur, auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />

nationaler und kultureller Identität. Sie teilt si<strong>ch</strong> in<br />

traditionelle, innovative, atavisiert-sowjetis<strong>ch</strong>e und<br />

andere Anhäufungen der «neuen» Gesells<strong>ch</strong>aft, in<br />

der si<strong>ch</strong> nationale Traditionen mit westli<strong>ch</strong>en Werten<br />

vermis<strong>ch</strong>en – das Ganze wird mit einer revolutionären<br />

Prise gewürzt. Es ist ein komplizierter<br />

viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tiger Prozess, der mehrere Aufgaben zuglei<strong>ch</strong><br />

lösen will. <strong>Eine</strong>rseits ist es die Notwendigkeit,<br />

kulturelle Traditionen zu bewahren, andererseits<br />

einer Offenheit gegenüber der ganzen <strong>Welt</strong>.<br />

Hier die <strong>Welt</strong>kunst in all ihrer Vielfältigkeit, dort<br />

die Notwendigkeit, eine eigene <strong>Welt</strong> zu s<strong>ch</strong>affen,<br />

na<strong>ch</strong> einer dieser <strong>Welt</strong> adäquaten künstleris<strong>ch</strong>en<br />

Geste zu su<strong>ch</strong>en, na<strong>ch</strong> einer genauen und ausdrucksstarken<br />

Form zum Erfassen einer Problematik,<br />

die si<strong>ch</strong> erst gerade ausbreitet. Von der Aktualität<br />

gestellte Aufgaben erfordern tiefe und radikale<br />

Wandlungen im Bewusstsein. Gründe dazu<br />

gibt es genug, darunter der Verlust sozialer und geistiger<br />

Stützen, die Verzerrung von Lebenswerten, das<br />

fehlende Erfolgserlebnis. Statt dessen dominieren<br />

in der Gesells<strong>ch</strong>aft Beunruhigung,Angst,Ausweglosigkeit,<br />

soziales Auseinanderdriften, Erbostheit,<br />

Aggressivität, geistiges <strong>Un</strong>wohlsein.<br />

In letzter Zeit habe i<strong>ch</strong> immer öfter Gelegenheiten,<br />

na<strong>ch</strong> Europa und in die USA zu reisen und<br />

mit Künstlern aus vers<strong>ch</strong>iedenen Ländern zusammen<br />

zu arbeiten, die Interesse an unserer Kultur<br />

bekunden. Dieses Aufeinandertreffen vielfältiger<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten und unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er kultureller Erfahrungen<br />

führt zur besseren Verständigung – au<strong>ch</strong><br />

wenn jeder Einzelne ganz anders ist, anders denkt<br />

und lebt und si<strong>ch</strong> in seine eigene Ri<strong>ch</strong>tung entwickelt.<br />

Das Treffen mit anderen Künstlern hilft<br />

mir oft, meine Ideen zu klären und zusätzli<strong>ch</strong> zu<br />

überprüfen. Wenn i<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Standpunkte<br />

kenne, darunter Standpunkte von Vertretern<br />

anderer Kulturen, gelingt es mir s<strong>ch</strong>neller, an<br />

das Wesentli<strong>ch</strong>e heranzukommen, an das Wi<strong>ch</strong>tige,<br />

an das, was die ganze Mens<strong>ch</strong>heit angeht. ■<br />

(Aus dem Russis<strong>ch</strong>en)


Anfang Mai habe i<strong>ch</strong> meine Arbeit als Direktor der<br />

DEZA begonnen. Seither ist kaum ein Tag vergangen<br />

ohne spannende Begegnungen, Auseinandersetzungen<br />

und Entdeckungen. Es ist die faszinierendste<br />

Aufgabe, die i<strong>ch</strong> mir vorstellen kann.<br />

Fast glei<strong>ch</strong>zeitig mit meinem Arbeitsantritt hat die<br />

parlamentaris<strong>ch</strong>e Diskussion über die neue einheitli<strong>ch</strong>e<br />

Strategie der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und den neuen Rahmenkredit begonnen.<br />

Zum ersten Mal verfügen DEZA und SECO über<br />

glei<strong>ch</strong>e Leitlinien.<br />

Die strategis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>werpunkte sind einfa<strong>ch</strong> zu<br />

merken: Verminderung der Armut, Förderung<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>erheit und Reduktion von Si<strong>ch</strong>erheitsrisiken<br />

sowie Gestaltung einer entwicklungsfördernden<br />

Globalisierung.<br />

Die Herausforderung ist aber ni<strong>ch</strong>t die Formulierung<br />

und Darstellung der Strategie, sondern ihre<br />

Umsetzung in praktis<strong>ch</strong>e Ergebnisse, die Partnerländern<br />

und vor allem einzelnen Mens<strong>ch</strong>en nützt.<br />

Zu diesem Zweck unterzieht si<strong>ch</strong> die DEZA zur<br />

Zeit einer gründli<strong>ch</strong>en Reorganisation.<br />

Es war ein positives Zei<strong>ch</strong>en, dass der Nationalrat<br />

vor der Sommerpause die Vorlagen ohne Gegenstimme<br />

gutgeheissen hat. Die Zustimmung ist ein<br />

Ansporn, was bisher gut gema<strong>ch</strong>t wurde, no<strong>ch</strong><br />

besser zu ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> freue mi<strong>ch</strong> auf diese Herausforderung.<br />

Das Thema dieser Nummer erinnert mi<strong>ch</strong> an die<br />

Zeit, als i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Direktor des Genfer Minenzentrums<br />

war und oft die <strong>Mekong</strong>-Region besu<strong>ch</strong>te.<br />

Mit dem Bots<strong>ch</strong>aftertitel, Rucksack und Wasser-<br />

DEZA-Standpunkt<br />

Praktis<strong>ch</strong>e Ergebnisse zählen<br />

flas<strong>ch</strong>e war i<strong>ch</strong> unterwegs oder steckte au<strong>ch</strong> mal<br />

in sengender Hitze in der S<strong>ch</strong>utzausrüstung im Minenfeld.<br />

Wie kaum eine andere Gegend sind Laos, Kambods<strong>ch</strong>a<br />

und Vietnam von Spuren vergangener<br />

Konflikte geprägt. Wie Narben liegen Minen und<br />

Blindgänger in der Lands<strong>ch</strong>aft. Die vergangenen<br />

Konflikte haben si<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> ins Denken und in<br />

die Erinnerungen der Bevölkerung eingegraben<br />

und sind bis heute eine Last für die gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung in ländli<strong>ch</strong>en<br />

Gegenden.<br />

Das beginnt si<strong>ch</strong> nun zu ändern. Erfolge in der Armutsbekämpfung<br />

und in den wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Reformen<br />

verwandeln die Region. Neue Formen der<br />

Zusammenarbeit sind am entstehen. Die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklungszusammenarbeit trägt zu<br />

diesem Wandel bei. ■<br />

Martin Dahinden<br />

Direktor der DEZA<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 21<br />

D E Z A


22<br />

S<strong>ch</strong>weiz und Indien:<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Zukunft<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz unterstützt<br />

Indien seit 1958. Die DEZA<br />

ist seit 1963 mit Programmen<br />

aktiv, die vorab auf<br />

die Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen und<br />

der Re<strong>ch</strong>te armer Bevölkerungsgruppen<br />

abzielen.<br />

Gemeinsam mit indis<strong>ch</strong>en<br />

Partnern wurden unter anderem<br />

im Landwirts<strong>ch</strong>aftsberei<strong>ch</strong><br />

und in der Entwicklung<br />

neuer Umweltte<strong>ch</strong>nologien<br />

bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Erfolge<br />

erzielt. Mittlerweile ist<br />

Indien ni<strong>ch</strong>t nur ein politis<strong>ch</strong>es,<br />

sondern au<strong>ch</strong> ein<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

reduziert die<br />

S<strong>ch</strong>weiz ihr finanzielles<br />

Engagement und ri<strong>ch</strong>tet<br />

si<strong>ch</strong> thematis<strong>ch</strong> neu aus.<br />

Neben dem S<strong>ch</strong>werpunkt<br />

Energie und Klima, wird die<br />

DEZA si<strong>ch</strong> auf Wissensmanagement,<br />

Süd-Süd-<br />

Zusammenarbeit und<br />

Gouvernanz konzentrieren.<br />

Das Finanzvolumen wird<br />

von rund 16 Millionen<br />

Franken (2007) bis 2010<br />

auf a<strong>ch</strong>t Millionen pro Jahr<br />

reduziert.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Von Holz zu Gas zu Strom<br />

Indien boomt, das ehemalige Armenhaus Asiens wird zur Wirts<strong>ch</strong>aftsma<strong>ch</strong>t.<br />

Die Kehrseite: Rund 400 Millionen Mens<strong>ch</strong>en<br />

leben immer no<strong>ch</strong> in Armut. Widersprü<strong>ch</strong>e, die au<strong>ch</strong> Entwicklungsakteure<br />

herausfordern. Vor diesem Hintergrund gestaltet<br />

die S<strong>ch</strong>weiz ihr Indien-Engagement neu – mit Fokus auf Klima<br />

und Energie. Von Marie-Thérèse Karlen*.<br />

25 Kilometer von Pali aus, in einem hügeligen,<br />

di<strong>ch</strong>t bewaldeten Gebiet, liegt Jemara im Norden<br />

des indis<strong>ch</strong>en Gliedstaates Chhattisgarh. Ohne an<br />

ein öffentli<strong>ch</strong>es Netz anges<strong>ch</strong>lossen zu sein, haben<br />

die 617 Mens<strong>ch</strong>en von Jemara Strom. Es rei<strong>ch</strong>t für<br />

90 Haushalte, die Strassenbeleu<strong>ch</strong>tung, die S<strong>ch</strong>ule.<br />

Erzeugt wird der Strom dur<strong>ch</strong> einen «Gasifier»:<br />

eine Anlage, in der Holz so langsam verbrennt, dass<br />

dadur<strong>ch</strong> Gas entsteht, das gereinigt in einen Motor<br />

gelangt, der den Generator antreibt. «Diese<br />

Te<strong>ch</strong>nologie hat enormes Potenzial. In Jemara<br />

funktioniert das System seit drei Jahren. Allerdings<br />

kann das Ganze no<strong>ch</strong> verfeinert werden. Wir fors<strong>ch</strong>en<br />

weiter», sagt Jean-Bernard Dubois, Leiter des<br />

globalen Umweltprogrammes in der DEZA.<br />

Langjähriges Engagement im<br />

Umweltberei<strong>ch</strong><br />

Die «Gasifier»-Te<strong>ch</strong>nologie ist eine von mehreren<br />

Arten erneuerbarer Energiequellen, die die DEZA<br />

mit indis<strong>ch</strong>en Partnern testet. Das Ziel: Der Landbevölkerung<br />

Zugang zu Energie ermögli<strong>ch</strong>en, die<br />

diese si<strong>ch</strong> leisten kann und die zudem umweltverträgli<strong>ch</strong><br />

ist. «Klimawandel und Energie – beides hat<br />

eine wi<strong>ch</strong>tige Armutsdimension. Hier brau<strong>ch</strong>en die<br />

Ärmsten unsere <strong>Un</strong>terstützung heute doppelt. Ent-<br />

wicklung setzt den Zugang zu Energie voraus. Diese<br />

wiederum darf in Zeiten des Klimawandels die<br />

Umwelt ni<strong>ch</strong>t zusätzli<strong>ch</strong> belasten», erklärt Christoph<br />

Graf, Chef der DEZA-Sektion Südasien. Die<br />

S<strong>ch</strong>weiz unterstützt seit den 1990er Jahren Indien<br />

in der Entwicklung umweltfreundli<strong>ch</strong>er Te<strong>ch</strong>nologien.<br />

Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit TERI,<br />

dem Institut, dessen Direktor Rajendra K. Pa<strong>ch</strong>auri<br />

als Vorsitzender des <strong>Welt</strong>klimarates im letzten<br />

Jahr den Friedensnobelpreis erhielt. TERI und die<br />

NGO «Development Alternative» entwickelten<br />

mit S<strong>ch</strong>weizer <strong>Un</strong>terstützung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Programme im Energieberei<strong>ch</strong>. So sind mittlerweile<br />

über hundert KMUs in den Berei<strong>ch</strong>en Backstein-<br />

und Glasherstellung sowie Giessereien auf<br />

energieeffiziente Te<strong>ch</strong>nologien umgestiegen. Bereits<br />

in den 1990er Jahren, als das Ozonlo<strong>ch</strong> die<br />

Umweltdebatte bestimmte, bra<strong>ch</strong>te die S<strong>ch</strong>weiz<br />

mit dem indis<strong>ch</strong>en Industrieunternehmen Godrej<br />

Kühls<strong>ch</strong>ränke auf den Markt, die ohne ozons<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>esFluor-Chlor-Kohle-Wasserstoff-Gemis<strong>ch</strong><br />

(FCKW) auskommen.<br />

Aus dieser Art Engagement resultieren der rei<strong>ch</strong>e<br />

Erfahrungshintergrund der DEZA im Umweltberei<strong>ch</strong><br />

und das di<strong>ch</strong>te Netz von Partnern aus<br />

Miryam Graf (3)


Wissens<strong>ch</strong>aft, Industrie, Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen<br />

und Regierungskreisen.<br />

Energie für 125 000 indis<strong>ch</strong>e Dörfer<br />

«Die S<strong>ch</strong>weiz hat über die Jahrzehnte hinweg in<br />

Indien ein wi<strong>ch</strong>tiges Vertrauensverhältnis aufgebaut<br />

und geniesst heute als Partnerin hohe Glaubwürdigkeit»,<br />

umreisst François Binder seine Erfahrung.<br />

Er leitet das DEZA-Koordinationsbüro in<br />

Delhi, wo vor kurzem die indis<strong>ch</strong>e NTPC (National<br />

Thermal Power Corporation) angeklopft<br />

hat. Die staatli<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft ist die grösste Energieproduzentin<br />

Indiens.<br />

Ein Milliardenvolk mit Energie zu versorgen ist<br />

eine immense Aufgabe. Indien deckt heute seinen<br />

Bedarf zu 70 Prozent dur<strong>ch</strong> Importe. Als Verursa<strong>ch</strong>er<br />

von Treibhausgasen belegt das Land weltweit<br />

den dritten Platz. <strong>Un</strong>d no<strong>ch</strong> immer sind<br />

s<strong>ch</strong>ätzungsweise 125 000 Dörfer ohne Strom. Dies<br />

wird si<strong>ch</strong> so bald au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ändern, liegen sie do<strong>ch</strong><br />

zu abgelegen. Deshalb su<strong>ch</strong> NTPC na<strong>ch</strong> Lösungen,<br />

um die ärmsten Dörfer mit dezentralen, erneuerbaren<br />

Energiequellen zu versorgen. Die<br />

DEZA soll sie im Berei<strong>ch</strong> Energiegewinnung<br />

dur<strong>ch</strong> Biomasse (z.B. «Gasifier»-Te<strong>ch</strong>nologie) aber<br />

au<strong>ch</strong> in der Förderung der Wasserkraft unterstützen.<br />

«Zusammenarbeit dieser Art bietet der S<strong>ch</strong>weiz interessante<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten, öffnet neue Türen. Indien<br />

brau<strong>ch</strong>t heute allem voran neue Te<strong>ch</strong>nologien,<br />

die umweltfreundli<strong>ch</strong> und sozialverträgli<strong>ch</strong> sind»,<br />

erklärt Christoph Graf. Diese Eins<strong>ch</strong>ätzung teilt<br />

François Binder in Delhi: «Die indis<strong>ch</strong>e Regierung<br />

verfügt über enorme Ressourcen, um die Armutsbekämpfung<br />

selber anzugehen. Sie brau<strong>ch</strong>t keine<br />

Finanzhilfe im herkömmli<strong>ch</strong>en Sinn mehr. Indien<br />

ist vielmehr auf Wissen angewiesen, in Gebieten<br />

in denen das Land selber kaum oder gar kein<br />

Know-how besitzt.»<br />

Ausgewogene Partners<strong>ch</strong>aft<br />

Die «Beziehung auf glei<strong>ch</strong>er Augenhöhe» zwis<strong>ch</strong>en<br />

der S<strong>ch</strong>weiz und Indien (siehe Randspalte)<br />

birgt Chancen für beide Seiten. Christoph Graf<br />

verspri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> einiges von der Neuausri<strong>ch</strong>tung:<br />

«Hier setzt die DEZA einen neuen Ansatz um.<br />

Ein thematis<strong>ch</strong>es Programm, das auf andere fortges<strong>ch</strong>rittene<br />

Entwicklungsländer übertragen werden<br />

kann. Ideal wäre natürli<strong>ch</strong>, wenn dies über<br />

Süd-Süd-Zusammenarbeit ges<strong>ch</strong>ieht.» Allerdings,<br />

s<strong>ch</strong>ränkt er ein, dürfe man die politis<strong>ch</strong>en Vorzei<strong>ch</strong>en<br />

ni<strong>ch</strong>t vergessen. «Dass Know-how von Indien<br />

na<strong>ch</strong> Banglades<strong>ch</strong> fliesst, ist gut mögli<strong>ch</strong>. <strong>Eine</strong><br />

Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en Indien und Pakistan<br />

dürfte si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wieriger gestalten.»<br />

Mit ihrem starken Fokus auf Klima und Energie<br />

unterstützt die DEZA den aufstrebenden Giganten<br />

Indien, alternative Energieressourcen zu ers<strong>ch</strong>liessen.<br />

Damit dient sie in erster Linie der armen<br />

Landbevölkerung Indiens. Glei<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong><br />

selbst, weil sie daraus wi<strong>ch</strong>tige Lehren ziehen und<br />

neue Kontakte knüpfen kann. <strong>Un</strong>d s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> beteiligt<br />

sie si<strong>ch</strong> an der Lösung eines globalen Problems:<br />

den Auswirkungen des Klimawandels. Der<br />

ma<strong>ch</strong>t bekanntli<strong>ch</strong> an keiner Grenze Halt, weder<br />

an jener zu Indien no<strong>ch</strong> an jener zur S<strong>ch</strong>weiz. ■<br />

*Marie-Thérèse Karlen ist Programmbeauftragte bei der<br />

Sektion Entwicklungspolitik der DEZA und hat die Region<br />

im Rahmen einer Dienstreise besu<strong>ch</strong>t.<br />

Nur ein Viertel profitiert<br />

vom Boom<br />

Indien ist mit seinen 1,1<br />

Milliarden Mens<strong>ch</strong>en die<br />

weltweit grösste Demokratie.<br />

Im südasiatis<strong>ch</strong>en<br />

Raum ist das Land einer<br />

der wi<strong>ch</strong>tigsten politis<strong>ch</strong>en<br />

Akteure. Au<strong>ch</strong> auf internationaler<br />

Ebene gewinnt<br />

Indien im Verbund mit anderen<br />

S<strong>ch</strong>wellenländern<br />

zunehmend an Einfluss.<br />

Der in den 1990er Jahren<br />

einsetzende Wirts<strong>ch</strong>aftsboom<br />

setzt si<strong>ch</strong> ungebro<strong>ch</strong>en<br />

fort. Die indis<strong>ch</strong>e<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft wä<strong>ch</strong>st pro Jahr<br />

um sieben bis neun Prozent.<br />

Die Kehrseite: Vom<br />

Boom profitieren nur rund<br />

260 Millionen Mens<strong>ch</strong>en –<br />

ein Viertel der Bevölkerung.<br />

60 Prozent leben<br />

immer no<strong>ch</strong> von der<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft. Dieser<br />

Sektor erwirts<strong>ch</strong>aftete<br />

2007 nur 17,5 Prozent des<br />

Bruttonationaleinkommens.<br />

Indien ist immer no<strong>ch</strong> das<br />

Land mit der grössten Zahl<br />

an Armen: 385 Millionen<br />

Mens<strong>ch</strong>en leben mit weniger<br />

als einem Dollar pro<br />

Tag. Die <strong>Un</strong>terernährung<br />

von Kindern unter fünf<br />

Jahren ist in den letzten<br />

Jahren von 45 auf 47<br />

Prozent gestiegen (China:<br />

8 Prozent; Simbabwe:<br />

13 Prozent).<br />

Faszination S<strong>ch</strong>weiz-<br />

Indien<br />

Der Publizist und ehemalige<br />

Ges<strong>ch</strong>äftsleiter von<br />

Alliance Sud Ri<strong>ch</strong>ard<br />

Gerster vermittelt in seinem<br />

Bu<strong>ch</strong> «Swissness made in<br />

India» einen breit angelegten<br />

Einblick in die Entwicklungszusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en der S<strong>ch</strong>weiz<br />

und Indien, dokumentiert<br />

Erfahrungen, Erfolge und<br />

Misserfolge der bisherigen<br />

Zusammenarbeit und zeigt<br />

Zukunftsperspektiven auf.<br />

«Swissness made in India»<br />

von Ri<strong>ch</strong>ard Gerster, Orell<br />

Füssli Verlag Züri<strong>ch</strong> 2008<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 23


24<br />

Rückkehr von<br />

Flü<strong>ch</strong>tlingen<br />

Das ganz im Norden gelegene<br />

Lofa ist eine der am<br />

meisten vom Bürgerkrieg<br />

betroffenen Verwaltungsregionen<br />

Liberias. Praktis<strong>ch</strong><br />

alle Bewohner flü<strong>ch</strong>teten<br />

in die Na<strong>ch</strong>barländer<br />

oder in andere Landesregionen.<br />

Seit wieder<br />

Friede herrs<strong>ch</strong>t, sind sie<br />

auf Lastwagen der Vereinten<br />

Nationen in ihre Dörfer<br />

zurückgekehrt. Die DEZA<br />

unterstützte den Einsatz<br />

internationaler Hilfsorganisationen<br />

bei der Rückführung<br />

von Flü<strong>ch</strong>tlingen und<br />

Vertriebenen. Seit 2006<br />

setzt sie si<strong>ch</strong>, insbesondere<br />

in Lofa, au<strong>ch</strong> direkt<br />

für den Wiederaufbau von<br />

Liberia ein. Abgesehen<br />

vom Wiederaufbau des<br />

Tellewoyan-Spitals, der<br />

<strong>Un</strong>terstützung des Gesundheitswesens<br />

und<br />

der Instandsetzung von<br />

Strassen trägt das bilaterale<br />

Programm au<strong>ch</strong> zur<br />

Sanierung von S<strong>ch</strong>ulen bei<br />

und sorgt damit glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

bei den Handwerkern für<br />

Aufträge: S<strong>ch</strong>reiner wurden<br />

mit der Herstellung<br />

von S<strong>ch</strong>ulbänken beauftragt<br />

und Näherinnen<br />

s<strong>ch</strong>neidern S<strong>ch</strong>uluniformen.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Thoma Andres/DEZA<br />

Endli<strong>ch</strong> ein Spital für 440 000 Mens<strong>ch</strong>en<br />

Na<strong>ch</strong> vierzehn Jahren Bürgerkrieg und einer vollständig zerstörten<br />

Infrastruktur baut Liberia mit internationaler Hilfe sein<br />

Gesundheitssystem wieder auf. Die Humanitäre Hilfe der<br />

S<strong>ch</strong>weiz unterstützt diesen Kraftakt. Sie hat den Bau eines<br />

Krankenhauses in Voinjama, im Norden des Landes, finanziert<br />

und stellt während fünf Jahren den Betrieb si<strong>ch</strong>er.<br />

( jls) Wie viele andere Gebäude in Voinjama, dem<br />

Hauptort der Region Lofa, wurde das Tellewoyan-<br />

Spital während des Kriegs total zerstört. Es war das<br />

einzige Regionalspital für rund 440 000 Einwohner.<br />

Anfang 2006 begann die DEZA mit Wiederaufbau,<br />

Vergrösserung und Wiederinbetriebnahme.<br />

Die Bauarbeiten wurden unter der Leitung eines<br />

S<strong>ch</strong>weizer Ar<strong>ch</strong>itekten von lokalen Firmen dur<strong>ch</strong>geführt.<br />

Aufgrund des ers<strong>ch</strong>werten Zugangs zu<br />

Voinjama gestalteten sie si<strong>ch</strong> überaus aufwändig.<br />

Die Stadt ist während der Regenzeit vom Rest des<br />

Landes praktis<strong>ch</strong> abges<strong>ch</strong>nitten.<br />

Am 1. Mai dieses Jahr wurde das Spital eröffnet.<br />

Glei<strong>ch</strong>entags konnten neun Patienten aufgenommen<br />

werden und auf der Entbindungsstation kam<br />

ein Mäd<strong>ch</strong>en zur <strong>Welt</strong> – es wurde auf den Namen<br />

Tellewoyan getauft. In den kommenden fünf Jahren<br />

übernimmt die DEZA die Betriebskosten der<br />

Institution. «Der Regierung Liberias fehlen ni<strong>ch</strong>t<br />

nur die Mittel dazu, sondern au<strong>ch</strong> das notwendige<br />

Personal – das Land hat nur gerade dreissig<br />

Ärzte. Wir sind vorübergehend Stellvertreter der<br />

Behörden, die aber in den nä<strong>ch</strong>sten Jahren na<strong>ch</strong><br />

und na<strong>ch</strong> wieder die Verantwortung übernehmen»,<br />

erläutert Thomas Frey, Liberia-Projektleiter der<br />

DEZA. Mit der Verwaltung des Spitals beauftragt<br />

wurde die Organisation International Medical<br />

Corps, die kenianis<strong>ch</strong>e und äthiopis<strong>ch</strong>e Ärzte einsetzt.<br />

Verbindung des Spitals zu den<br />

Aussenposten<br />

Parallel dazu unterstützt die S<strong>ch</strong>weiz den Ausbau<br />

der medizinis<strong>ch</strong>en Grundversorgung, wel<strong>ch</strong>e<br />

dur<strong>ch</strong> vierzig abgelegene Gesundheitsposten auf<br />

dem Land si<strong>ch</strong>ergestellt wird. Zwis<strong>ch</strong>en Aussenposten<br />

und Krankenhaus wurde ein Kommunikationssystem<br />

eingeri<strong>ch</strong>tet. Das über Funk avisierte<br />

Tellewoyan-Spital kann so Patienten sein Ambulanzfahrzeug<br />

entgegens<strong>ch</strong>icken.<br />

Ein weiterer Teil des Programms ist der Instandsetzung<br />

überwu<strong>ch</strong>erter Zufahrtsstrassen gewidmet.<br />

Allerdings werden die meisten Kranken au<strong>ch</strong><br />

weiterhin zu Fuss Ri<strong>ch</strong>tung Voinjama gelangen.<br />

Wer ni<strong>ch</strong>t selbst gehen kann, wird von<br />

Angehörigen auf behelfsmässigen Bahren dur<strong>ch</strong><br />

die unwegsamen Wälder gebra<strong>ch</strong>t. <strong>Eine</strong> sol<strong>ch</strong>e<br />

Reise kann mehrere Tage dauern. ■<br />

(Aus dem Französis<strong>ch</strong>en)


DEZA wird umgebaut<br />

(jtm) Die DEZA wird grundlegend<br />

reorganisiert. Dies hat der<br />

neue Direktor Martin Dahinden<br />

anfangs Juni, rund einen Monat<br />

na<strong>ch</strong> seinem Amtsantritt bekannt<br />

gegeben. Die DEZA soll<br />

damit besser auf die Umsetzung<br />

der einheitli<strong>ch</strong>en entwicklungspolitis<strong>ch</strong>en<br />

Strategie des Bundesrates<br />

vorbereitet werden. Ziel<br />

der Reform ist eine wirksamere<br />

und operationellere Ausri<strong>ch</strong>tung<br />

der DEZA. Ihre Präsenz im<br />

Terrain soll verstärkt und an die<br />

Kooperationsbüros mehr Verantwortung<br />

übertragen werden.<br />

Die Länderdienste, der thematis<strong>ch</strong>e<br />

und der multilaterale<br />

Berei<strong>ch</strong> der Entwicklungszusammenarbeit<br />

werden in einer<br />

neuen Struktur mit s<strong>ch</strong>lankeren<br />

Führungsstrukturen aufgehen,<br />

um Kohärenz si<strong>ch</strong>er zu stellen.<br />

Angestrebt wird zudem eine<br />

verbesserte Zusammenarbeit mit<br />

anderen Stellen des EDA und<br />

der Bundesverwaltung, um die<br />

vorhandenen Fa<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

besser zur Geltung zu bringen.<br />

Die Reorganisation nimmt<br />

Forderungen aus der Ges<strong>ch</strong>äftsprüfungskommission<br />

und aus<br />

dem Parlament auf. <strong>Eine</strong> Vorgabe<br />

für den Abbau von Personal<br />

ist damit ni<strong>ch</strong>t verbunden.<br />

Bei den Mitarbeitenden sind die<br />

Reformpläne auf mehrheitli<strong>ch</strong><br />

positives E<strong>ch</strong>o gestossen, au<strong>ch</strong><br />

wenn im Einzelnen no<strong>ch</strong> viel<br />

Klärungsbedarf besteht. Mit der<br />

Reorganisation geht au<strong>ch</strong> eine<br />

thematis<strong>ch</strong>e Fokussierung einher.<br />

In der bilateralen Zusammenarbeit<br />

will die DEZA dort<br />

stärkere Akzente setzen, wo die<br />

Kernkompetenzen der S<strong>ch</strong>weiz<br />

liegen: Beispielsweise im Berei<strong>ch</strong><br />

der guten Regierungsführung,<br />

des Bildungswesens und des<br />

Managements natürli<strong>ch</strong>er<br />

Ressourcen. Vermehrt ins institutionelle<br />

Blickfeld rücken zudem<br />

globale Herausforderungen<br />

wie Klimawandel, Migration<br />

und Ernährungssi<strong>ch</strong>erheit.<br />

Was eigentli<strong>ch</strong> ist… Monitoring?<br />

(bf) Egal in wel<strong>ch</strong>em Berei<strong>ch</strong>, im natürli<strong>ch</strong>en Ablauf eines Projektes<br />

unters<strong>ch</strong>eidet man grundsätzli<strong>ch</strong> vier Prozesse: Planung,<br />

Umsetzung, Monitoring und zum S<strong>ch</strong>luss die Evaluation. Zuerst<br />

ist da eine Idee, dann wird diese umgesetzt und glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

laufend überprüft ob man auf Kurs ist, und am Ende s<strong>ch</strong>aut man<br />

au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>, ob das Ziel errei<strong>ch</strong>t worden ist. Die Funktion des<br />

Monitorings besteht nun darin, einen Prozessverlauf na<strong>ch</strong> vorgegebenen<br />

Indikatoren zu beoba<strong>ch</strong>ten, bzw. die Voraussetzung<br />

für die Steuerung zu s<strong>ch</strong>affen, sofern si<strong>ch</strong> der Verlauf ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>end<br />

der Planung entwickelt. Um dies erfolgrei<strong>ch</strong> ausführen<br />

zu können, legt man bereits in der Planung später überprüfbare<br />

Indikatoren fest, beispielsweise bezügli<strong>ch</strong> Finanzen, Personal,<br />

Kompetenzen, Materialen etc.. So gesehen, gibt es kein<br />

Monitoring ohne Planung und ohne Indikatoren. Die DEZA<br />

legt dabei au<strong>ch</strong> bereits in der Planungsphase je na<strong>ch</strong> Programm<br />

oder Projekt ein eher eng- oder weitmas<strong>ch</strong>iges Monitoring-<br />

System fest. Auf der Finanzebene werden beispielsweise Zahlungen<br />

sehr eng begleitet und einmal monatli<strong>ch</strong> überprüft,<br />

während auf der Resultatebene ein monatli<strong>ch</strong>es Überprüfen oft<br />

keinen Sinn ma<strong>ch</strong>t, weil si<strong>ch</strong> die Resultate erst viel später einstellen<br />

– beispielsweise bei einem Gesundheits- oder einem Bildungsprojekt.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> muss man si<strong>ch</strong> beim Festlegen auf<br />

Jörgen S<strong>ch</strong>ytte/Still Pictures<br />

Einblick DEZA<br />

Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>sförderung unter<br />

der Lupe<br />

(vuc) Die DEZA evaluiert ihre<br />

Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>sförderung, die<br />

seit mehreren Jahren jungen<br />

Mens<strong>ch</strong>en Berufserfahrung in<br />

der internationalen Entwicklungszusammenarbeit<br />

vermittelt.<br />

Die rund 30 Jahre alten JPO<br />

( Junior Professional Officers)<br />

müssen über einen <strong>Un</strong>iversitätsabs<strong>ch</strong>luss<br />

oder eine ebenbürtige<br />

Ausbildung und über mindestens<br />

ein Jahr Berufserfahrung<br />

na<strong>ch</strong> Studienabs<strong>ch</strong>luss verfügen.<br />

Ziel ist, kompetente Anwärter<br />

auf Funktionen bei der DEZA<br />

und ihren Partnerorganisationen<br />

vorzubereiten und ihnen operative<br />

Erfahrungen am Hauptsitz<br />

und in den Einsatzländern zu<br />

ermögli<strong>ch</strong>en. Die JPO-Ausbildung<br />

beginnt mit einem Jahr<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz – am Sitz der<br />

DEZA oder einer NGO –, an<br />

das si<strong>ch</strong> ein zwei bis drei Jahre<br />

dauerndes Auslandengagement<br />

in einem Projekt oder einem<br />

Kooperationsbüro der DEZA,<br />

einer NGO oder einer internationalen<br />

Organisation ans<strong>ch</strong>liesst.<br />

Jedes Jahr sind rund vierzig<br />

Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>skräfte im einen<br />

oder anderen Stadium ihrer<br />

Ausbildung engagiert. Mehrere<br />

der JPO wurden na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss<br />

ihrer Ausbildung von der DEZA<br />

angestellt, in den letzten Jahren<br />

insgesamt 44, davon 31 Frauen;<br />

die übrigen verteilten si<strong>ch</strong> auf<br />

internationale Organisationen<br />

und Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen.<br />

Nä<strong>ch</strong>stens evaluiert die<br />

DEZA ihre Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>sförderung.<br />

Bis die Resultate bekannt<br />

sind, werden deshalb keine<br />

neuen Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>skräfte rekrutiert.<br />

Elf der zuletzt aufgenommenen<br />

JPO sind Frauen, vier<br />

sind Männer.<br />

ein Monitoringsystem immer au<strong>ch</strong> die Kosten/Nutzen-Frage<br />

stellen. Die Praxis zeigt nämli<strong>ch</strong>, dass zu komplexe Monitoring-<br />

Systeme langfristig wenig Mehrwert s<strong>ch</strong>affen.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

25


F O R U M<br />

26<br />

Public Private<br />

Partnership<br />

Die deuts<strong>ch</strong>e Entwicklungsagentur<br />

GTZ definiert<br />

Public Private Partnerships<br />

als «Projekte, bei denen<br />

betriebswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Interessen der <strong>Un</strong>ternehmen<br />

mit entwicklungspolitis<strong>ch</strong>en<br />

Zielen kombiniert<br />

werden». In anderen<br />

Worten: Es sind Partners<strong>ch</strong>aften<br />

zwis<strong>ch</strong>en staatli<strong>ch</strong>en<br />

Institutionen und<br />

der Privatwirts<strong>ch</strong>aft in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit.<br />

PPDP und die DEZA<br />

Die DEZA arbeitet seit<br />

Jahren in ihren Partnerländern<br />

im Berei<strong>ch</strong> der<br />

<strong>Un</strong>ternehmensförderung<br />

mit lokalen Privaten zusammen.<br />

Neueren Datums<br />

hingegen ist, dass sie au<strong>ch</strong><br />

aktiv die Zusammenarbeit<br />

mit grossen S<strong>ch</strong>weizer<br />

<strong>Un</strong>ternehmen und transnationalen<br />

Firmen su<strong>ch</strong>t. Sie<br />

folgt dabei dem von der<br />

UNO und dem Global<br />

Compact lancierten Trend<br />

einer vermehrten Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>enEntwicklungsagenturen<br />

und der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

in der Armutsbekämpfung.<br />

Mit einer neuen Strategie<br />

zu Public Private Development<br />

Partnerships formuliert<br />

die DEZA 2008 Zielsetzungen<br />

und Rahmenbedingungen<br />

sol<strong>ch</strong>er<br />

Partners<strong>ch</strong>aften, um künftig<br />

sol<strong>ch</strong> neue Formen und<br />

Instrumente der öffentli<strong>ch</strong>privaten<br />

Zusammenarbeit<br />

im Entwicklungsberei<strong>ch</strong><br />

gezielt nutzen zu können.<br />

Dabei engagiert sie si<strong>ch</strong><br />

sowohl als Partnerin als<br />

au<strong>ch</strong> als Vermittlerin bei<br />

der Förderung von Partners<strong>ch</strong>aften<br />

und Netzwerken<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

www.sdc.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/de/Ho<br />

me/Themen/Wirts<strong>ch</strong>aft_und<br />

_Bes<strong>ch</strong>aeftigung/Privatsekt<br />

orbeteiligung<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

SSACI<br />

Public Private Partnership – Gewinn<br />

für wen?<br />

Projektinitiativen mit dem magis<strong>ch</strong>en Label PPP für Public Private<br />

Partnership sind en vogue. Bringen diese Partners<strong>ch</strong>aften<br />

zwis<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>-re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Institutionen und der Privatwirts<strong>ch</strong>aft<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> den Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> im Kampf gegen die Armut?<br />

Von Gabriela Neuhaus.<br />

Die Argumente, die für eine Partners<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en<br />

staatli<strong>ch</strong>en Institutionen und der Privatwirts<strong>ch</strong>aft<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit spre<strong>ch</strong>en, liegen<br />

auf der Hand. Gelingt es, private Geldgeber für<br />

den Kampf gegen die Armut zu gewinnen, fliessen<br />

zusätzli<strong>ch</strong>e finanzielle Mittel; Synergien können<br />

genutzt und Entwicklungsprojekte besser mit<br />

der «realen Wirts<strong>ch</strong>aft» vernetzt werden. Damit erhöht<br />

si<strong>ch</strong> die Chance, dass sol<strong>ch</strong>e Projekte mittelfristig<br />

selbsttragend sind und ni<strong>ch</strong>t mehr subventioniert<br />

werden müssen.<br />

Kritiker hingegen befür<strong>ch</strong>ten eine Instrumentalisierung<br />

der Entwicklungszusammenarbeit, die<br />

letztli<strong>ch</strong> vor allem der Privatwirts<strong>ch</strong>aft in der industrialisierten<br />

<strong>Welt</strong> nützt, statt den Armen. «Na<strong>ch</strong>dem<br />

die Integrationspolitik von <strong>Welt</strong>bank und<br />

IWF in den Entwicklungsländern ges<strong>ch</strong>eitert ist,<br />

wird nun versu<strong>ch</strong>t, das westli<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aftsmodell<br />

mit Hilfe von Public Private Partnerships in den<br />

Süden zu exportieren», sagt der Ökonom und<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsjournalist Gian Trepp zu den PPPs, die<br />

weltweit gefördert werden.<br />

«Es gilt heute als gesi<strong>ch</strong>ert», meint hingegen David<br />

Keller von der Sektion Arbeit und Einkommen<br />

bei der DEZA, «dass die Millenniumsziele vom<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Sektor allein ni<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>t werden<br />

können. Die Einbindung des Privatsektors ist daher<br />

von grosser Bedeutung.» Glei<strong>ch</strong>zeitig weiss man<br />

bei der DEZA aber au<strong>ch</strong>, dass sol<strong>ch</strong>e Partners<strong>ch</strong>aften<br />

heikle Gratwanderungen sind und hat<br />

deshalb die Formel PPP um ein D für Development<br />

(Entwicklung) auf Public Private Development<br />

Partnership erweitert.<br />

Versi<strong>ch</strong>erung für Arme<br />

«Für uns hat au<strong>ch</strong> in Partners<strong>ch</strong>aften die Armutsbekämpfung<br />

als Entwicklungsziel oberste Priorität»,<br />

sagt Kellers Kollege Simon Junker. «Das D<br />

in unserem Konzept ist zentral und für unsere Beurteilung<br />

von mögli<strong>ch</strong>en Partners<strong>ch</strong>aften handlungsleitend.»<br />

<strong>Un</strong>d Sektionsleiter Peter Ts<strong>ch</strong>umi<br />

ergänzt: «Öffentli<strong>ch</strong>-private Partners<strong>ch</strong>aften müssen<br />

einen entwicklungsrelevanten Mehrwert bringen.<br />

Das ist unsere Minimalforderung.»<br />

Als positives Beispiel dafür, wie eine sol<strong>ch</strong>e Partners<strong>ch</strong>aft<br />

aussehen könnte, nennen die DEZA-Verantwortli<strong>ch</strong>en<br />

ein Projekt zur Förderung von Mikroversi<strong>ch</strong>erungen<br />

in Entwicklungs- und S<strong>ch</strong>wellenländern,<br />

das vom internationalen Versi<strong>ch</strong>erungskonzern<br />

Zuri<strong>ch</strong> Financial Services an die


Christian Heeb/laif<br />

DEZA herangetragen worden ist.<br />

Aufgrund von ersten Erfahrungen, die Zuri<strong>ch</strong>-<br />

To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aften in Bolivien, Venezuela und<br />

Mexiko mit der Entwicklung von Versi<strong>ch</strong>erungen<br />

für untere Einkommenss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten gema<strong>ch</strong>t hatten,<br />

wollte man ein Konzept für dieses Kundensegment<br />

im weltweiten Zuri<strong>ch</strong>-Versi<strong>ch</strong>erungsangebot entwickeln.<br />

«Bald merkten wir aber, dass wir umfassenderes<br />

Know-how bezügli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>er Mikroversi<strong>ch</strong>erungen<br />

benötigten, zudem hatten wir keinen<br />

Zugang zu den unteren Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, für<br />

die das neue Angebot geda<strong>ch</strong>t ist. Deshalb wandten<br />

wir uns an die DEZA», sagt Projektinitiator Urs<br />

S<strong>ch</strong>wartz.<br />

Partners<strong>ch</strong>aft mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Motivation<br />

Zu Beginn war der Dialog s<strong>ch</strong>wierig, denn die Interessen<br />

der künftigen Partner waren ni<strong>ch</strong>t von<br />

vornherein deckungsglei<strong>ch</strong>: «Wir müssen Geld<br />

verdienen – unser primäres Ziel war nie, mit der<br />

Lancierung von Mikroversi<strong>ch</strong>erungen Entwicklungshilfe<br />

zu leisten», sagt Urs S<strong>ch</strong>wartz.<br />

Ganz anders die DEZA: Für sie sind Mikroversi<strong>ch</strong>erungen<br />

ein Instrument, das zur Risikominderung<br />

armer Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten beitragen kann.<br />

Deshalb war man am Projekt zwar interessiert, allerdings<br />

nur unter der Voraussetzung, dass die mit<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Geldern finanzierten neuen Erkenntnisse,<br />

die im Lauf der Zusammenarbeit gewonnen<br />

werden, na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss des auf drei Jahre angelegten<br />

Projekts öffentli<strong>ch</strong> publiziert würden.<br />

Dies war au<strong>ch</strong> im Interesse der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO, die als dritte Partnerin am<br />

Projekt beteiligt ist. «Die Zusammenarbeit mit einer<br />

multinationalen Firma wie Zuri<strong>ch</strong> Financial<br />

Services ermögli<strong>ch</strong>t uns, Fallstudien zu erstellen,<br />

die über einzelne Länder und Beispiele hinaus gehen.<br />

Zudem kann man mit sol<strong>ch</strong>en Firmen sehr<br />

effizient arbeiten – sie sind bereit, beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

finanzielle Risiken einzugehen und Ressourcen<br />

zu investieren», begründet ILO-Experte Craig<br />

Chur<strong>ch</strong>ill seine Begeisterung für die neuartige<br />

Partners<strong>ch</strong>aft.<br />

Au<strong>ch</strong> bei Zuri<strong>ch</strong> spri<strong>ch</strong>t man von einer Win-Win-<br />

Situation, obs<strong>ch</strong>on das <strong>Un</strong>ternehmen seine gemeinsam<br />

mit DEZA und ILO erarbeiteten Mikrofinanz-Kompetenzen<br />

publizieren muss: «Die<br />

Partners<strong>ch</strong>aft mit der DEZA und der ILO öffnet<br />

viele Türen und verleiht uns Glaubwürdigkeit bei<br />

NGOs, Regierungen und Versi<strong>ch</strong>erungsaufsi<strong>ch</strong>tsbehörden»,<br />

sagt Urs S<strong>ch</strong>wartz.<br />

«Dieser Deal hätte ni<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>lossen werden<br />

dürfen», kritisiert hingegen Gian Trepp. Ein Mikroversi<strong>ch</strong>erungssystem,<br />

das von einer international<br />

operierenden Firma na<strong>ch</strong> westli<strong>ch</strong>em Vorbild<br />

und als Teil ihres Ges<strong>ch</strong>äftsmodells entwickelt wird,<br />

entspre<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t den Anforderungen an ein na<strong>ch</strong>haltiges<br />

Entwicklungsprojekt. «Wenn der Staat mit<br />

der Privatwirts<strong>ch</strong>aft eine Partners<strong>ch</strong>aft eingeht,<br />

stellt si<strong>ch</strong> die Frage, wer mehr davon profitiert. In<br />

diesem Fall profitiert die Zuri<strong>ch</strong>. Anders gesagt,<br />

vers<strong>ch</strong>enkt die DEZA dieser faktis<strong>ch</strong> US-amerikanis<strong>ch</strong>en<br />

Versi<strong>ch</strong>erungsgesells<strong>ch</strong>aft den Reputa-<br />

Das Budget des Partners<strong>ch</strong>aftsprogramms<br />

South<br />

African Co-operation<br />

Initiative, in dem Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

als Me<strong>ch</strong>aniker und<br />

Hotelangestellte (links)<br />

sowie in Informatik und<br />

im Gesundheitswesen<br />

(nä<strong>ch</strong>ste Seite) ausgebildet<br />

werden, teilen si<strong>ch</strong><br />

zwölf S<strong>ch</strong>weizer Grossunternehmen<br />

und die<br />

DEZA<br />

Philanthropie und<br />

«Business with the<br />

Poor»<br />

Das Engagement von<br />

Privaten in der Armutsbekämpfung<br />

entspri<strong>ch</strong>t<br />

einem globalen Trend<br />

und erfolgt ni<strong>ch</strong>t nur in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Partnern.<br />

Grossunternehmer wie<br />

z.B. Bill Gates oder<br />

Stephan S<strong>ch</strong>midheiny<br />

verfügen über ein grosses<br />

finanzielles Potenzial und<br />

greifen mit ihren philanthropis<strong>ch</strong>en<br />

Stiftungen aktiv in<br />

die Entwicklungszusammenarbeit<br />

ein.<br />

Internationale Firmen, die<br />

in Entwicklungsländern<br />

investieren, übernehmen<br />

oft au<strong>ch</strong> gezielt eine Rolle<br />

beim Aufbau von Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

und Infrastruktur<br />

vor Ort – ni<strong>ch</strong>t zuletzt, weil<br />

si<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Verbesserungen<br />

positiv auf die eigene<br />

Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeit auswirken.<br />

In diesem Sinn wird<br />

denn au<strong>ch</strong> z.B. vom World<br />

Business Council for<br />

Sustainable Development<br />

(WBCSD) unter dem Sti<strong>ch</strong>wort<br />

«Business with the<br />

Poor» die Investition «in<br />

die Armen» als na<strong>ch</strong>haltige<br />

und zukunftsträ<strong>ch</strong>tige<br />

Ges<strong>ch</strong>äfts- und Anlagemögli<strong>ch</strong>keit<br />

propagiert.<br />

www.wbcsd.org<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 27


28<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

Jörgen S<strong>ch</strong>ytte/Still Pictures<br />

The BostonGlobe/Redux/laif<br />

tionsgewinn aus der Zusammenarbeit mit dem<br />

S<strong>ch</strong>weizer Staat.»<br />

«Beitrag zur sozialen Verantwortung»<br />

Der gute Ruf und das entwicklungspolitis<strong>ch</strong>e<br />

Know-how der DEZA sind au<strong>ch</strong> bei der Swiss-<br />

South African Co-operation Initiative SSACI von<br />

zentraler Bedeutung: Diese PPDP besteht seit 2001<br />

und ist die Basis für eine ganze Palette von Entwicklungsprojekten<br />

in den Berei<strong>ch</strong>en Berufsbildung<br />

und Förderung von Kleinstunternehmen in<br />

Südafrika. Das Programm trägt die entwicklungspolitis<strong>ch</strong>e<br />

Hands<strong>ch</strong>rift der DEZA und wurde 2007<br />

von der südafrikanis<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aftszeitung «Big<br />

News» mit dem Preis für die «beste Partners<strong>ch</strong>aft<br />

im Berei<strong>ch</strong> der <strong>Un</strong>ternehmensentwicklung» ausgezei<strong>ch</strong>net.<br />

«Die DEZA war die treibende Kraft bei der Etablierung<br />

der SSACI und ist bis heute die grösste<br />

Geldgeberin, indem sie für die Hälfte des Gesamtbudgets<br />

aufkommt», sagt Ken Duncan, Ge-<br />

s<strong>ch</strong>äftsführer der Initiative. In die andere Hälfte des<br />

Budgets teilen si<strong>ch</strong> zwölf S<strong>ch</strong>weizer Grossunternehmen,<br />

die alle in Südafrika Niederlassungen haben.<br />

«Die Aktivitäten der SSACI gehören ni<strong>ch</strong>t unbedingt<br />

zum Kernges<strong>ch</strong>äft der beteiligten Firmen»,<br />

erläutert Simon Junker den <strong>Un</strong>ters<strong>ch</strong>ied zum Mikroversi<strong>ch</strong>erungsprojekt.<br />

«<strong>Un</strong>sere Partner ma<strong>ch</strong>en<br />

mit, um im Rahmen ihrer sozialen Verantwortung<br />

einen Beitrag zu leisten.»<br />

Ganz selbstlos ist jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> deren Engagement<br />

ni<strong>ch</strong>t: Ein Teil der an der SSACI beteiligten<br />

S<strong>ch</strong>weizer Firmen arbeitete zum Beispiel einst mit<br />

dem Apartheidregime zusammen und hatte in der<br />

Folge Legitimationsprobleme. «Die Beteiligung an<br />

SSACI bedeutet aber ni<strong>ch</strong>t bloss Reputationsgewinn<br />

für die <strong>Un</strong>ternehmen, sondern liegt au<strong>ch</strong> in<br />

deren langfristigem Eigeninteresse an gut ausgebildeten<br />

Fa<strong>ch</strong>kräften. In dieser Hinsi<strong>ch</strong>t decken<br />

si<strong>ch</strong> die Interessen der privaten <strong>Un</strong>ternehmen<br />

praktis<strong>ch</strong> mit dem Entwicklungsziel der Armutsbekämpfung<br />

der DEZA», meint David Keller.<br />

Die Partners<strong>ch</strong>aft eröffne zudem inhaltli<strong>ch</strong> neue<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten, ergänzt Ken Duncan: «Ein grosser<br />

Gewinn der SSACI ist, dass hier die Philosophien<br />

aus dem öffentli<strong>ch</strong>en wie aus dem privaten Sektor<br />

zusammen fliessen. So entstand ein Diskussionsforum<br />

für Debatten, an denen si<strong>ch</strong> Repräsentanten<br />

aus beiden Sektoren beteiligen, die si<strong>ch</strong> für die soziale<br />

und ökonomis<strong>ch</strong>e Entwicklung von Südafrika<br />

einsetzen.» ■


Familienvater<br />

Er geht mit leerem Blick dur<strong>ch</strong><br />

die Strassen. Wie müde Arbeitslosigkeit<br />

ma<strong>ch</strong>en kann! Hätte<br />

er bloss Felder zu pflügen oder<br />

Jamswurzeln und Kartoffeln aus<br />

der Erde zu buddeln, er fühlte<br />

sofort das Blut in seinen Adern<br />

fliessen. Er käme todmüde, aber<br />

hungrig und glückli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

Hause. <strong>Un</strong>d fände wieder<br />

S<strong>ch</strong>laf. Ni<strong>ch</strong>t jenen, der ihn in<br />

dieser Hauptstadt des <strong>Un</strong>glücks<br />

umherirren lässt, in der er seit<br />

sieben Jahren dahinvegetiert.<br />

Seitdem der zerstörte Boden ihn<br />

und die Seinen ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

ernähren kann.<br />

Jeden Morgen lässt er zu Hause,<br />

im einzigen Raum für seine<br />

Frau und seine drei Kinder,<br />

Hunger und Hoffnung zurück.<br />

Die Hoffnung, er kehre am<br />

Abend mit ein wenig Geld und<br />

einem Sack Bröt<strong>ch</strong>en zurück,<br />

den Lieblingsbröt<strong>ch</strong>en seiner<br />

To<strong>ch</strong>ter Katia, oder au<strong>ch</strong> bloss<br />

einer Tüte runder Kekse, jener<br />

dicken, die den Bau<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong> füllen.<br />

Seine S<strong>ch</strong>ritte werden tägli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>werer von dieser Hoffnung,<br />

er weiss, dass er sie einmal mehr<br />

enttäus<strong>ch</strong>en wird. Er fühlt<br />

s<strong>ch</strong>on, wie si<strong>ch</strong> die deprimierten,<br />

vergrämten Blicke abwenden,<br />

wenn er dur<strong>ch</strong> das Tor in<br />

den alten Hof kommt, wo an-<br />

dere vom S<strong>ch</strong>icksal Ges<strong>ch</strong>lagene<br />

wie er mehr s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t als re<strong>ch</strong>t<br />

Hütten gezimmert haben, die<br />

so unglückli<strong>ch</strong> dreins<strong>ch</strong>auen wie<br />

sie selbst. Die Verzweiflung, die<br />

er in ihnen aufsteigen sieht, gibt<br />

ihm jedes Mal einen Sti<strong>ch</strong> ins<br />

Herz.<br />

Seine Frau wendet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>ts<br />

von ihm ab. Ihr rund gewordener<br />

Bau<strong>ch</strong> ist ihr im Weg und<br />

das Herz ist ni<strong>ch</strong>t mehr bei der<br />

Sa<strong>ch</strong>e. Seit ihn die Fabrik, wo er<br />

<strong>Un</strong>iformteile einpackte, entliess<br />

und er Tag für Tag auf der Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> einem Job hinausgeht,<br />

dreht si<strong>ch</strong> ihm seine Frau nur<br />

no<strong>ch</strong> selten zu.<br />

Dabei wäre er zu allem bereit.<br />

Wenn er si<strong>ch</strong> bloss ni<strong>ch</strong>t so<br />

unnütz und kraftlos vorkäme.<br />

Er, der mit fünfzehn seinen Tag<br />

draussen begann, wenn die ersten<br />

Sonnenstrahlen über die<br />

Felder hus<strong>ch</strong>ten, und erst aufhörte,<br />

wenn der aufkommende<br />

Wind sein im Rhythmus der<br />

sauber ges<strong>ch</strong>ärften Si<strong>ch</strong>el vollges<strong>ch</strong>witztes<br />

Hemd getrocknet<br />

hatte. Hunger kannte er s<strong>ch</strong>on,<br />

aber nie diesen Zustand nackter<br />

Verzweiflung, der jede Orientierung<br />

raubt, wütend ma<strong>ch</strong>t und<br />

böse.<br />

Ja, er ist zu allem bereit, das fühlt<br />

er. Er will das Vertrauen seiner<br />

Guiziou Franck/Hemispheres Images/laif<br />

Kinder zurückgewinnen und<br />

Katia erwartungsfroh lä<strong>ch</strong>eln<br />

sehen, wenn sie ihn erblickt.<br />

Er will den runden Bau<strong>ch</strong> seiner<br />

Frau an si<strong>ch</strong> drücken und die<br />

Bewegungen ihres gemeinsamen<br />

Kindes spüren. Das letzte, wie<br />

sie s<strong>ch</strong>on vor Katias Geburt ges<strong>ch</strong>woren<br />

hatten. Aber wie bloss<br />

sollen sie nein zum Leben sagen,<br />

zur Hoffnung, dieses neue<br />

Wesen werde alles ändern,<br />

Glück bringen und den Sieg<br />

über die Armut?<br />

I<strong>ch</strong>, die S<strong>ch</strong>riftstellerin, sehe,<br />

wie der Familienvater seine<br />

S<strong>ch</strong>ritte vor einer Bäckerei verlangsamt.<br />

Die hohe, gebro<strong>ch</strong>ene<br />

Silhouette stützt si<strong>ch</strong> gegen das<br />

S<strong>ch</strong>aufenster. Der Geru<strong>ch</strong> von<br />

fris<strong>ch</strong>em Brot treibt ihm die<br />

Tränen in die Augen. Er ballt<br />

seine Fäuste. Sein flackernder<br />

Blick ers<strong>ch</strong>reckt die Frau, die<br />

gerade mit Tas<strong>ch</strong>en bepackt den<br />

Laden verlässt. Instinktiv zieht<br />

sie mit einer s<strong>ch</strong>ützenden Bewegung<br />

ihren Enkel an si<strong>ch</strong>.<br />

<strong>Eine</strong> Sekunde lang glaubt si<strong>ch</strong><br />

der Familienvater mit den Augen<br />

der Grossmutter zu sehen.<br />

Er senkt den Kopf und wendet<br />

si<strong>ch</strong> von der Bäckerei und ihren<br />

verbotenen Gerü<strong>ch</strong>en ab.<br />

Die Uhr an der Kapelle nebenan<br />

s<strong>ch</strong>lägt zwölf, als ob sie<br />

den Hunger des Tages und seinen<br />

ges<strong>ch</strong>eiterten Morgen segnen<br />

wollte. Weder Aussi<strong>ch</strong>t auf<br />

Arbeit, Brot no<strong>ch</strong> Perspektiven.<br />

Der Familienvater trottet der<br />

Strassenmitte entlang. Mit weitaufgerissenen<br />

Augen und durstig<br />

von all den verpassten Mahlzeiten<br />

betra<strong>ch</strong>tet er die auf ihn zufahrenden<br />

Fahrzeuge. Ni<strong>ch</strong>t so<br />

sehr der Tod reizt ihn, er will die<br />

S<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong> vergessen, zur Ruhe<br />

kommen. ■<br />

(Aus dem Französis<strong>ch</strong>en)<br />

Carte blan<strong>ch</strong>e<br />

Die Haitianerin Evelyne<br />

Trouillot ist 1954 an ihrem<br />

heutigen Wohnort Port-au-<br />

Prince geboren. Sie s<strong>ch</strong>reibt<br />

Romane, Novellen und<br />

Gedi<strong>ch</strong>te und ist Französis<strong>ch</strong>professorin<br />

an der Staatli<strong>ch</strong>en<br />

und an einer privaten <strong>Un</strong>iversität.<br />

Sie hat Romane, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

und Gedi<strong>ch</strong>te auf<br />

Französis<strong>ch</strong> und Kreolis<strong>ch</strong><br />

publiziert sowie einen Essay<br />

über Kindheit und Re<strong>ch</strong>tsstaat<br />

in Haiti unter dem Titel<br />

«Restituer l’enfance» (Haïti<br />

Solidarité Internationale,<br />

2002). Ihr Roman «Rosalie<br />

l’infâme» (Dapper, 2003)<br />

wurde 2004 in Grenoble mit<br />

dem Prix de la romancière<br />

francophone ausgezei<strong>ch</strong>net,<br />

und ihr erstes Theaterstück,<br />

«Le Bleu de l’île», erhielt 2005<br />

einen ersten Preis des Prix<br />

Beaumar<strong>ch</strong>ais des Ecritures<br />

théâtrales de la Caraïbe. Auf<br />

Deuts<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien 1999 der<br />

Erzählband «Hallo … New<br />

York».<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

29


K U L T U R<br />

30<br />

«<strong>Eine</strong> Frau, die zur S<strong>ch</strong>ule<br />

ging, kennt ihre Re<strong>ch</strong>te»<br />

«<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>»: Sie sind seit<br />

2002 <strong>Un</strong>icef-Bots<strong>ch</strong>afterin.<br />

Weshalb setzen Sie si<strong>ch</strong> für<br />

diese Organisation ein?<br />

Angélique Kidjo: Meine<br />

Mutter s<strong>ch</strong>leppte mi<strong>ch</strong> als<br />

Kind jeweils zu den <strong>Un</strong>icef-<br />

Lastwagen, um mi<strong>ch</strong> impfen zu<br />

lassen. I<strong>ch</strong> hasste das, aber wenn<br />

sie ni<strong>ch</strong>t darauf bestanden hätte,<br />

wäre i<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t an einer töd-<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

li<strong>ch</strong>en Krankheit wie Kinderlähmung<br />

oder Diphtherie erkrankt.<br />

Als Bots<strong>ch</strong>afterin kann<br />

i<strong>ch</strong> Afrika einen Teil dessen<br />

zurückgeben, was i<strong>ch</strong> erhalten<br />

habe: I<strong>ch</strong> wu<strong>ch</strong>s in einer Familie<br />

auf, die si<strong>ch</strong> bewusst war, wie<br />

wi<strong>ch</strong>tig Impfungen, Hygiene<br />

und Erziehung sind, und will<br />

nun andere Eltern ebenfalls<br />

davon überzeugen. Viele<br />

The NewYorkTimes/Redux/laif<br />

Joerg Glaes<strong>ch</strong>er/laif<br />

«Sie sagen mir, dass sie<br />

an der Aussi<strong>ch</strong>tslosigkeit<br />

verzweifeln»<br />

«Bildung ist eine Frage über<br />

Leben und Tod»<br />

Die Sängerin Angélique Kidjo aus Benin ist ein <strong>Welt</strong>star der Worldmusic. Sie<br />

bekämpft mit ihrer Musik und ihrem Engagement vor Ort Afrikas Grundübel und<br />

verurteilt Rassismus, <strong>Un</strong>gere<strong>ch</strong>tigkeit oder Zwangsemigration. Bildung – als<br />

wi<strong>ch</strong>tigstes Entwicklungsmittel – hat für sie hö<strong>ch</strong>ste Priorität. Interview von<br />

Jane-Lise S<strong>ch</strong>neeberger.<br />

Afrikanerinnen und Afrikaner<br />

stehen dem Impfen ohne Grund<br />

immer no<strong>ch</strong> skeptis<strong>ch</strong> gegenüber.<br />

Viele glauben au<strong>ch</strong>, ihre<br />

To<strong>ch</strong>ter finde keinen Mann<br />

oder respektiere ihn ni<strong>ch</strong>t, wenn<br />

sie sie zur S<strong>ch</strong>ule s<strong>ch</strong>icken. Um<br />

ihre Bedenken zu zerstreuen,<br />

stehe i<strong>ch</strong> als Beispiel vor ihnen:<br />

I<strong>ch</strong> erhielt eine anständige<br />

Ausbildung und bin trotzdem<br />

seit zwanzig Jahren mit einem<br />

Mann verheiratet, den i<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>te.<br />

Sie kämpfen aktiv dafür,<br />

dass Mäd<strong>ch</strong>en Zugang zu<br />

Bildung erhalten, und haben<br />

eine Stiftung gegründet, die<br />

Stipendien an Mäd<strong>ch</strong>en aus<br />

bena<strong>ch</strong>teiligten Familien erteilt.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Im Rahmen der <strong>Un</strong>icef-<br />

Vu/laif


«Wer will es diesen jungen<br />

Mens<strong>ch</strong>en verübeln, wenn<br />

sie den Mut verlieren…»<br />

Kampagne «Auf in die S<strong>ch</strong>ule,<br />

Mäd<strong>ch</strong>en» bereiste i<strong>ch</strong> mehrere<br />

afrikanis<strong>ch</strong>e Länder und kam<br />

mit vielen Eltern ins Gesprä<strong>ch</strong>.<br />

I<strong>ch</strong> konnte sie dafür motivieren,<br />

ihre Tö<strong>ch</strong>ter zur S<strong>ch</strong>ule zu<br />

s<strong>ch</strong>icken. Ein paar Jahre später<br />

stellte si<strong>ch</strong> heraus, dass viele dieser<br />

S<strong>ch</strong>ülerinnen na<strong>ch</strong> der fünften<br />

Klasse keine weitere<br />

Ausbildung bekamen, sei es aus<br />

Geldmangel oder weil der Staat<br />

die Strukturen ni<strong>ch</strong>t bereitstellte.<br />

Deshalb gründete i<strong>ch</strong> im<br />

Mai 2007 die Stiftung Batonga.<br />

Sie finanziert den Besu<strong>ch</strong> der<br />

Oberstufe sowie höhere<br />

Ausbildungen für mittellose<br />

weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e,<br />

Aidswaisen oder Behinderte.<br />

Letztes Jahr erhielten 430<br />

Mäd<strong>ch</strong>en aus Benin, Sierra<br />

Leone, Kamerun, Äthiopien und<br />

Mali ein Stipendium.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig bauen wir au<strong>ch</strong><br />

Oberstufens<strong>ch</strong>ulhäuser.<br />

In Sa<strong>ch</strong>en Bildung ma<strong>ch</strong>en viele<br />

afrikanis<strong>ch</strong>e Staaten ihre<br />

Hausaufgaben ni<strong>ch</strong>t. Dabei sind<br />

Bildung und Erziehung auf unserem<br />

Kontinent eine Frage<br />

über Leben und Tod. Wer unterri<strong>ch</strong>tet<br />

wurde, wird kein stehendes<br />

Wasser neben seinem Haus<br />

dulden, weil das die Anopheles-<br />

Mücken anzieht, die Malaria<br />

übertragen.<br />

<strong>Eine</strong> Frau, die zur S<strong>ch</strong>ule ging,<br />

kennt ihre Re<strong>ch</strong>te. Sie wagt es,<br />

si<strong>ch</strong> gegen Intimverkehr ohne<br />

Präservativ zu wehren. Sie weiss,<br />

dass man Wasser ko<strong>ch</strong>en muss,<br />

bevor man es in eine Säuglingsflas<strong>ch</strong>e<br />

giesst. Viellei<strong>ch</strong>t hat sie<br />

sogar den Mut, si<strong>ch</strong> gegen die<br />

frühe Verheiratung ihrer To<strong>ch</strong>ter<br />

aufzulehnen. In man<strong>ch</strong>en<br />

Ländern werden a<strong>ch</strong>tjährige<br />

Mäd<strong>ch</strong>en mit vierzigjährigen<br />

Männern verheiratet. Das ist<br />

do<strong>ch</strong> Pädophilie! Diese Tradition<br />

muss vers<strong>ch</strong>winden.<br />

The NewYorkTimes/Redux/laif<br />

«I<strong>ch</strong> befür<strong>ch</strong>te, dass ihre<br />

Frustrationen in Gewalt<br />

ausarten»<br />

<strong>Eine</strong> andere afrikanis<strong>ch</strong>e<br />

Tradition ma<strong>ch</strong>t Mäd<strong>ch</strong>en<br />

zu Opfern der Bes<strong>ch</strong>neidung.<br />

Wie lässt si<strong>ch</strong> auf dieses<br />

Verhalten Einfluss nehmen?<br />

Die Bes<strong>ch</strong>neidung gehört mit<br />

zu den unsägli<strong>ch</strong>en Traditionen,<br />

die Afrika am Weiterkommen<br />

hindern. Sie muss ausgerottet<br />

werden. Im Gegensatz zur weit<br />

verbreiteten Meinung sind ni<strong>ch</strong>t<br />

nur die Männer an deren<br />

Fortbestehen s<strong>ch</strong>uld, sondern<br />

au<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>neiderinnen, die<br />

damit ihr Geld verdienen und<br />

si<strong>ch</strong> ihren sozialen Status si<strong>ch</strong>ern.<br />

Es geht also darum, diese<br />

Frauen aufzuklären und sie beispielsweise<br />

mit Mikrokrediten<br />

zu unterstützen, damit sie andere<br />

Tätigkeiten ausüben können.<br />

Wenn die Bes<strong>ch</strong>neiderinnen<br />

eine na<strong>ch</strong> der andern ihren<br />

Beruf we<strong>ch</strong>seln, wird der<br />

Brau<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>winden. <strong>Un</strong>d die<br />

Eltern, die no<strong>ch</strong> daran hängen,<br />

werden niemanden mehr finden,<br />

der ihre Tö<strong>ch</strong>ter verstümmelt.<br />

Ihre Popularität verleiht<br />

Ihnen einen gewissen<br />

Einfluss auf die afrikanis<strong>ch</strong>en<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en. Was<br />

sagen Sie ihnen?<br />

I<strong>ch</strong> rede oft mit Jugendli<strong>ch</strong>en.<br />

Sie sagen mir, dass sie an der<br />

Aussi<strong>ch</strong>tslosigkeit verzweifeln.<br />

Sie mö<strong>ch</strong>ten etwas aus ihrem<br />

Leben ma<strong>ch</strong>en und prallen am<br />

fehlenden Engagement von<br />

Regierungen ab, die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

um das Wohlergehen der<br />

Bevölkerung kümmern. Wer<br />

will es diesen jungen Mens<strong>ch</strong>en<br />

verübeln, wenn sie den Mut<br />

verlieren oder unter Einsatz ihres<br />

Lebens emigrieren wollen?<br />

I<strong>ch</strong> motiviere sie dazu, im eigenen<br />

Land aktiv zu sein und<br />

Druck auf die Behörden aus-<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 311


zuüben, um strukturelle und<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Veränderungen herbeizuführen.<br />

Was i<strong>ch</strong> befür<strong>ch</strong>te<br />

ist, dass ihre Frustrationen in<br />

Gewalt ausarten. Hoffnungslose<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e sind eine lei<strong>ch</strong>te<br />

Beute für muslimis<strong>ch</strong>e<br />

Fundamentalisten, die die <strong>Welt</strong><br />

aus den Angeln heben wollen.<br />

Was lässt si<strong>ch</strong> gegen sol<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklungen tun?<br />

Die Jugendli<strong>ch</strong>en vor<br />

Terrorismus warnen und ihnen<br />

erklären, dass Osama Bin Laden<br />

bestimmt ni<strong>ch</strong>t dafür kämpft,<br />

dass sie selbst ein besseres Leben<br />

haben. Die Länder des Westens<br />

und die Regierungen vor Ort<br />

tragen leider rein gar ni<strong>ch</strong>ts zur<br />

Information bei.<br />

Dass die Information ni<strong>ch</strong>t zirkuliert,<br />

ist grundsätzli<strong>ch</strong> eines<br />

der zentralen Probleme Afrikas.<br />

Ma<strong>ch</strong>thungrige Regimes manipulieren<br />

lieber Analphabeten, als<br />

dass sie gebildete und informierte<br />

Mens<strong>ch</strong>en regieren. Wir<br />

kennen ni<strong>ch</strong>t einmal unsere eigene<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. I<strong>ch</strong> bin in<br />

Benin aufgewa<strong>ch</strong>sen und wusste<br />

kaum etwas über Apartheid.<br />

Dass es Sklaverei gibt, erfuhr i<strong>ch</strong><br />

mit neun Jahren, als i<strong>ch</strong> ein Foto<br />

von Jimi Hendrix sah. I<strong>ch</strong> fragte<br />

32 <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

meine Grossmutter, woher dieser<br />

S<strong>ch</strong>warze denn komme, der<br />

ni<strong>ch</strong>t wie die Afrikaner redete.<br />

Die heutige Generation weiss<br />

ni<strong>ch</strong>ts über Sklaverei.<br />

Sollte man dieses Thema<br />

wieder zur Spra<strong>ch</strong>e bringen?<br />

Was halten Sie von<br />

Reparationszahlungen?<br />

Sklaverei wurde in der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

gar nie diskutiert. Im<br />

Gegenteil, das Vergessen wurde<br />

bewusst gefördert. Solange wir<br />

dieses Problem ni<strong>ch</strong>t angehen,<br />

kommen wir keinen S<strong>ch</strong>ritt<br />

weiter. Die Logik der Reparationszahlungen<br />

unterstütze i<strong>ch</strong><br />

hingegen ni<strong>ch</strong>t. <strong>Eine</strong> sol<strong>ch</strong>e<br />

Abs<strong>ch</strong>euli<strong>ch</strong>keit lässt si<strong>ch</strong> mit<br />

keiner Geldsumme aufwiegen.<br />

Gegen die Folgen des Sklavenhandels<br />

muss man aber dur<strong>ch</strong>aus<br />

kämpfen. Au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> werden<br />

S<strong>ch</strong>warze in den Ländern,<br />

in die ihre Vorfahren vers<strong>ch</strong>leppt<br />

wurden, als Bürger zweiter<br />

Klasse betra<strong>ch</strong>tet. Ausserdem<br />

muss man neuen Formen von<br />

Sklaverei zuvorkommen. Länder,<br />

die damit liebäugeln – wie das<br />

beispielsweise in Mauretanien<br />

der Fall war –, müssen wissen,<br />

dass sie international isoliert<br />

werden.<br />

Guenay Ulutuncok/laif<br />

«In Afrika ist Korruption eine<br />

der Entwicklungsbremsen»<br />

Was denken Sie über<br />

Entwicklungshilfe für<br />

Afrika? Man<strong>ch</strong>e halten sie<br />

für eine Vers<strong>ch</strong>wendung, weil<br />

die Armut ni<strong>ch</strong>t zurückgehe.<br />

Man muss s<strong>ch</strong>on sagen, dass sie<br />

bisher ni<strong>ch</strong>t besonders viel errei<strong>ch</strong>t<br />

hat. Ein guter Teil der<br />

Gelder ist s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> auf privaten<br />

Konten gelandet. In Afrika<br />

ist Korruption eine der<br />

Entwicklungsbremsen. Weil<br />

sie ni<strong>ch</strong>t auszumerzen ist, sollten<br />

die Geldgeber bessere Transparenzkriterien<br />

dur<strong>ch</strong>setzen und<br />

den Teil an Verantwortung ni<strong>ch</strong>t<br />

vergessen, den die Firmen aus<br />

dem Westen tragen, die in die<br />

Korruption verwickelt sind.<br />

Internationale Hilfe muss unter<br />

besseren Rahmenbedingungen<br />

ausgeri<strong>ch</strong>tet werden. Die für<br />

Entwicklungsprojekte eingesetzten<br />

Summen dürfen nur unter<br />

strengen Kontrollen fliessen. Die<br />

Regierungen, die damit unterstützt<br />

werden, müssen wissen,<br />

dass ohne den Na<strong>ch</strong>weis konkreter<br />

Forts<strong>ch</strong>ritte ni<strong>ch</strong>t länger<br />

Kredite gespro<strong>ch</strong>en werden. ■<br />

(Aus dem Französis<strong>ch</strong>en)<br />

Angélique Kidjo ist 1960 in<br />

Ouidah, Benin, in eine Familie<br />

mit neun Ges<strong>ch</strong>wistern geboren.<br />

Mit se<strong>ch</strong>s Jahren spielt sie in der<br />

von ihrer Mutter geleiteten<br />

Theatertruppe mit. Später singt<br />

sie in der Band ihrer Brüder,<br />

dann in derjenigen ihrer S<strong>ch</strong>ule.<br />

Ihre erste Platte «Pretty» ma<strong>ch</strong>t<br />

sie in ganz Westafrika bekannt.<br />

Mit 23 Jahren lässt si<strong>ch</strong><br />

Angélique Kidjo in Paris nieder.<br />

Sie wird Frontfrau der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Gruppe Pili-Pili, mit der<br />

sie mehrere Alben aufnimmt.<br />

1988 beginnt ihre Solokarriere.<br />

Zusammen mit ihrem Mann,<br />

dem Bassisten und Komponisten<br />

Jean Hébrail, produziert sie<br />

ein Dutzend Alben, darunter<br />

eine Trilogie, die si<strong>ch</strong> mit den<br />

afrikanis<strong>ch</strong>en Wurzeln der Musik<br />

in den USA («Oremi»), in Brasilien<br />

(«Black Ivory Soul») und in der<br />

Karibik («Oyaya!») auseinandersetzt.<br />

Für ihre aktuelle CD «Djin<br />

Djin» erhielt sie im März 2008<br />

den Grammy für das beste zeitgenössis<strong>ch</strong>e<br />

Worldmusic-Album.<br />

Seit 1998 lebt Angélique Kidjo in<br />

New York; sie singt auf Französis<strong>ch</strong>,<br />

Englis<strong>ch</strong> und in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

afrikanis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en.


Film / DVD<br />

Junge Filme aus dem<br />

Südkaukasus<br />

( jtm) Mit dem Projekt «Avanti»<br />

hat die DEZA dem Films<strong>ch</strong>affen<br />

im Südkaukasus neues Leben<br />

eingehau<strong>ch</strong>t. Seit 2003 sind insgesamt<br />

47 Spiel-, Dokumentarund<br />

Kurzfilme in Georgien,<br />

Armenien und Aserbaids<strong>ch</strong>an<br />

entstanden. Na<strong>ch</strong> dem Zusammenbru<strong>ch</strong><br />

der Sowjetunion war<br />

das traditionsrei<strong>ch</strong>e südkaukasis<strong>ch</strong>e<br />

Films<strong>ch</strong>affen praktis<strong>ch</strong><br />

zum Erliegen gekommen.<br />

Staatli<strong>ch</strong>e Fördergelder blieben<br />

aus, institutionelle Kapazitäten<br />

gingen verloren, während<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Anforderungen an die Filmproduktion<br />

stiegen. Auf dem Markt<br />

nahmen russis<strong>ch</strong>e und amerikanis<strong>ch</strong>e<br />

Produktionen überhand,<br />

die einheimis<strong>ch</strong>e Kulturproduktion<br />

verkümmerte. Um die multikulturelle<br />

Identität der Region<br />

zu stärken und dem lokalen<br />

Films<strong>ch</strong>affen wieder auf die<br />

Beine zu helfen, lancierte die<br />

DEZA zusammen mit der<br />

Lausanner Stiftung Focal das<br />

Projekt «Avanti». <strong>Eine</strong>s der<br />

Produkte ist eine DVD mit<br />

fünf Kurzfilmen junger Autoren,<br />

die die Realität ihrer Heimat<br />

mit Leidens<strong>ch</strong>aft und Humor<br />

porträtieren.<br />

Die DVD«Kurzfilme<br />

Südkaukasus», (<strong>Un</strong>tertitel: Englis<strong>ch</strong><br />

und Russis<strong>ch</strong>) kann bei der DEZA<br />

über info@deza.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> bestellt<br />

werden – die ersten 50 Stück werden<br />

gratis abgegeben.<br />

<strong>Welt</strong>filme in der Peripherie<br />

(hel) Die <strong>Welt</strong>filmtage im bündneris<strong>ch</strong>en<br />

Thusis sind als kleiner<br />

und feiner Filmevent bekannt.<br />

Gezeigt werden Spiel- und<br />

Dokumentarfilme aus Lateinamerika,<br />

Afrika, Asien und der<br />

S<strong>ch</strong>weiz. Begegnungen mit<br />

Mens<strong>ch</strong>en aus anderen Kulturen<br />

gibt es auf der Leinwand aber<br />

au<strong>ch</strong> bei den persönli<strong>ch</strong>en<br />

Begegnungen mit Films<strong>ch</strong>affenden,<br />

die in Thusis gross ges<strong>ch</strong>rieben<br />

werden. Na<strong>ch</strong><br />

Graubünden kommt unter anderem<br />

die politis<strong>ch</strong> engagierte<br />

Ecuadorianerin Tania Hermida.<br />

Sie zeigt ihren ersten, mehrfa<strong>ch</strong><br />

ausgezei<strong>ch</strong>neten Spielfilm «Qué<br />

tan lejos». Dieses Roadmovie<br />

über eine Touristin und eine<br />

Ecuadorianerin auf der Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> ihren Träumen war in<br />

Ecuador ein Riesenerfolg.<br />

Eingeladen ist au<strong>ch</strong> die junge<br />

Regisseurin Ishtar Yasin mit<br />

ihrem in Fribourg zweifa<strong>ch</strong><br />

ausgezei<strong>ch</strong>neten Spielfilmdebüt<br />

«El Camino». Dieser Migrations-Film<br />

erzählt das S<strong>ch</strong>icksal<br />

von zwei nicaraguanis<strong>ch</strong>en<br />

Kindern, die der Ausbeutung<br />

wehrlos ausgeliefert sind.<br />

Persönli<strong>ch</strong> anwesend ist au<strong>ch</strong><br />

der Fernsehjournalist und<br />

Dokumentarfilmer Ulri<strong>ch</strong><br />

Tilgner, ein ausgewiesener<br />

Nahostexperte und Verfe<strong>ch</strong>ter<br />

des Dialogs der Kulturen.<br />

18. <strong>Welt</strong>filmtage Thusis, 5.bis 9.<br />

November 2008, Information und<br />

Programm www.kinothusis.<strong>ch</strong><br />

Kambods<strong>ch</strong>as visuelles<br />

Gedä<strong>ch</strong>tnis<br />

Kambods<strong>ch</strong>a war in den<br />

S<strong>ch</strong>lagzeilen, bevor es zu einer<br />

ges<strong>ch</strong>ätzten Reisedestination<br />

geworden ist: Krieg zunä<strong>ch</strong>st,<br />

Verni<strong>ch</strong>tungslager später und<br />

das Terrorregime der Roten<br />

Khmer. Seit 1993 entwickelt<br />

si<strong>ch</strong> zaghaft eine Demokratie.<br />

Vor diesem Hintergrund siedelte<br />

der kambods<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />

Regisseur Rithy Panh seinen<br />

Spielfilm «<strong>Un</strong> soir après la<br />

guerre» an. Er blickt darin auf<br />

die Zeit na<strong>ch</strong> dem Krieg, auf<br />

jene fragile Phase, in der die<br />

Mens<strong>ch</strong>en mit einem gewöhnli-<br />

<strong>ch</strong>en Alltag umgehen lernen<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig das Gewesene<br />

verarbeiten müssen. Der Film ist<br />

von einer jungen Frau aus dem<br />

Heute heraus in grossen<br />

Rückblenden ins Jahr 1992<br />

erzählt. Sie musste ihre Liebe<br />

verlieren, um zu si<strong>ch</strong> zu finden.<br />

Rithy Panh führt uns vor<br />

Augen, wie s<strong>ch</strong>wierig dies na<strong>ch</strong><br />

all den Jahren von Krieg und<br />

Terror geworden ist, in einem<br />

wunders<strong>ch</strong>önen Land, in dem<br />

die Mens<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> mehr an den<br />

Tod als an das Leben gewöhnt<br />

haben.<br />

Rithy Panh und seine Filme «<strong>Un</strong><br />

soir après la guerre», «Les gens de la<br />

rizière» sowie das Theaterporträt<br />

«Les artistes du théâtre brûlé» sind<br />

als DVD mit deuts<strong>ch</strong>en und französis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Un</strong>tertiteln bei Trigon-film<br />

erhältli<strong>ch</strong>. Bestellungen und<br />

Information: 056 430 12 30 oder<br />

www.trigon-film.org<br />

Der grosse Markt<br />

Im Vorort der Hauptstadt von<br />

Mosambik verkauft der zwölfjährige<br />

Paito Krapfen, um etwas<br />

Geld zum <strong>Un</strong>terhalt seiner<br />

Familie beizusteuern. Nun soll<br />

er für seine Mutter Mehl kaufen.<br />

Im Laden ist das aber gerade<br />

ausgegangen. Mit einem<br />

kleinen Zwis<strong>ch</strong>enhandel, nämli<strong>ch</strong><br />

dem Verkauf von einzelnen<br />

Zigaretten, versu<strong>ch</strong>t Paito, einen<br />

kleinen Gewinn zu erwirts<strong>ch</strong>aften.<br />

Do<strong>ch</strong> dann raubt ihm ein<br />

Dieb das Päck<strong>ch</strong>en. Verzweifelt<br />

ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> Paito auf den Weg<br />

ins Zentrum der Stadt. Auf dem<br />

informellen Markt lernt er den<br />

glei<strong>ch</strong>altrigen Xano kennen.<br />

Gemeinsam versu<strong>ch</strong>en die beiden<br />

Jungen, mit vers<strong>ch</strong>iedensten<br />

Aktivitäten etwas Geld zu verdienen.<br />

Der lei<strong>ch</strong>tfüssige, semi-<br />

Service<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

33


Musik<br />

34<br />

dokumentaris<strong>ch</strong>e Kinderfilm<br />

«O grande bazar» von Licinio<br />

Azevedo vermittelt viele<br />

Eindrücke vom Alltagsleben<br />

in Mosambik und beeindruckt<br />

dur<strong>ch</strong> die erfris<strong>ch</strong>ende Ideenvielfalt<br />

und Kreativität der<br />

beiden optimistis<strong>ch</strong>en Jungen.<br />

Er wurde mit mehreren Preisen<br />

ausgezei<strong>ch</strong>net, u.a. für den<br />

besten Kurzfilm am Durban<br />

International Film Festival 2006<br />

und mit dem Publikumspreis<br />

am Festival «Cinémas d'Afrique»<br />

Angers 2007.<br />

«Der grosse Markt – O grande<br />

bazar» von Licinio Azevedo,<br />

Mosambik 2006.<br />

Dokumentaris<strong>ch</strong>er Spielfilm, 56<br />

Minuten, DVD, Portugiesis<strong>ch</strong>/<br />

Deuts<strong>ch</strong>, d/f/e untertitelt, geeignet<br />

ab 10 J.; Verleih und Verkauf:<br />

Bildung und Entwicklung,<br />

Tel. 031 389 20 21,<br />

verkauf@globaleducation.<strong>ch</strong>;<br />

Information und Beratung:<br />

Filme für eine <strong>Welt</strong>,<br />

Tel. 031 398 20 88,<br />

www.filmeeinewelt.<strong>ch</strong><br />

Feinste Harmonie<br />

(er) Sie ist einzigartig, die Musik<br />

der Native Americans. Sie reflektiert<br />

fast magis<strong>ch</strong> die der indianis<strong>ch</strong>en<br />

Vita innewohnende<br />

Weisheit, Spiritualität und<br />

Naturliebe. Diese ist spürbar<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008<br />

bei den über raus<strong>ch</strong>endem<br />

Gewitterregen s<strong>ch</strong>webenden<br />

elegis<strong>ch</strong>en Flötentönen des<br />

Navajo-Musikers R. Carlos<br />

Nakai. Diese Klänge – wie die<br />

anderen auf dem Streifzug dur<strong>ch</strong><br />

das Terrain von indianis<strong>ch</strong>em<br />

Sound eingespielten meditativen,<br />

hie und da rockigen Tracks<br />

– vers<strong>ch</strong>affen si<strong>ch</strong> Gehör, vor allem<br />

dur<strong>ch</strong> Stimmen, die si<strong>ch</strong> anmutig,<br />

kristallklar, erdig, sanft<br />

und spröde in ruhigen, besinnli<strong>ch</strong>en,<br />

do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> kraftvollen<br />

unter die Haut gehenden, oft<br />

mehrstimmigen Gesängen<br />

entfalten. Dazu tragen u. a.<br />

die stimmgewaltigen Cherokee-<br />

S<strong>ch</strong>western des Trios Walela<br />

bei, der diesmal ni<strong>ch</strong>t punkrockende<br />

Familienclan der<br />

Blackfire, die 67-jährige, legendäre<br />

Sängerin Buffy Sainte-<br />

Marie und die irokesis<strong>ch</strong>e<br />

Sängerin Joanne Shenandoah.<br />

Wenn diese ihr der Grossmutter<br />

gewidmetes Poem vorträgt, untermalt<br />

dur<strong>ch</strong> ein behutsam<br />

s<strong>ch</strong>wingendes Wiegenlied, dann<br />

ist das Harmonie vom feinsten!<br />

Various: «Think Global: Native<br />

America» (World Music<br />

Network/Musikvertrieb)<br />

Marokko, Madagaskar, Mali<br />

(er) «3MA» steht zunä<strong>ch</strong>st für 3<br />

afrikanis<strong>ch</strong>e Staaten: Marokko,<br />

Madagaskar und Mali. Die «3»<br />

signalisiert, dass es si<strong>ch</strong> um ein<br />

Vorhaben dreier international<br />

renommierter Saitenkünstler<br />

handelt: Es sind dies aus Marokko<br />

der die Kurzhals-Laute Oud<br />

spielende Driss El Maloumi, aus<br />

Madagaskar Rajery mit seiner<br />

Bambuszither Valiha und aus<br />

Mali der Griot Ballaké Sissoko<br />

mit seiner Harfenlaute Kora. Sie<br />

inszenieren ein musikalis<strong>ch</strong>es<br />

Rencontre, wo si<strong>ch</strong> die Stimmungen<br />

ihrer Instrumente in<br />

sanft fliessenden und seidig wogenden<br />

Klangornamenten verknüpfen.<br />

Ihre Finger eilen virtuos<br />

über die Saiten, und<br />

bisweilen po<strong>ch</strong>en oder strei-<br />

<strong>ch</strong>eln sie die Resonanzkörper<br />

liebevoll. So s<strong>ch</strong>mei<strong>ch</strong>eln si<strong>ch</strong><br />

feine Saiten-Reigen von wei<strong>ch</strong><br />

perlenden Tönen, glockenhell<br />

pulsierenden Läufe, dunkel<br />

vibrierende Klangspuren und<br />

(als Zugabe) faszinierender<br />

Männergesang in unsere Ohren.<br />

Diese melodis<strong>ch</strong>-harmonis<strong>ch</strong>e<br />

Musik samt den di<strong>ch</strong>ten<br />

Spannungsmomenten kristallisiert<br />

afrikanis<strong>ch</strong>e Tradition<br />

und aktuelle Musik der <strong>Welt</strong> in<br />

einem zeitgenössis<strong>ch</strong>en Musikprojekt<br />

der besonderen Art.<br />

Rajery, Ballaké Sissoko & Driss<br />

El Maloumi: «Projet 3MA»<br />

(Contre Jour – Harmonia<br />

Mundi/Disques Office)<br />

Innere Reinigung<br />

(er) Es sind eigenwillige und<br />

faszinierende Klangbilder, die<br />

sie kreiert: Da finden si<strong>ch</strong> melodis<strong>ch</strong>e<br />

und perkussive Klänge<br />

von <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Instrumenten<br />

wie Zheng (25-saitige Zither),<br />

Pferdekopfgeige, Trommel und<br />

Gong mit Sounds westli<strong>ch</strong>er<br />

Electronica wie Drum 'n' Bass,<br />

Trip Hop und Club-Beats in<br />

behutsam, komplex und exquisit<br />

geflo<strong>ch</strong>tenen Ethnopop-<br />

S<strong>ch</strong>leifen. Da ist ihre eigenwillige,<br />

wandlungsfähige und<br />

Bü<strong>ch</strong>er und Bros<strong>ch</strong>üren<br />

betörende Frauenstimme: Sie<br />

webt mit kehlig hellem Timbre,<br />

zuweilen soulig, und mitunter<br />

von profunden Mön<strong>ch</strong>sstimmen<br />

begleitet, einen motivrei<strong>ch</strong>en<br />

Songteppi<strong>ch</strong>. <strong>Un</strong>d eigenwillig<br />

sprengt die halbmongolis<strong>ch</strong>e,<br />

halb<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Sängerin und<br />

Multi-Instrumentalistin Sa<br />

Dingding dabei Spra<strong>ch</strong>grenzen<br />

und präsentiert die Lieder ihrer<br />

europäis<strong>ch</strong>en Debüt-CD «Alive»<br />

in Sanskrit, Mandarin, tibetis<strong>ch</strong>er<br />

und in einer selbst erfundenen<br />

Spra<strong>ch</strong>e. Die bekennende<br />

Buddhistin erhielt den begehrten<br />

BBC World Music Award<br />

für ihre Klangverliebtheit und<br />

innovative Kompositionsfreudigkeit,<br />

womit die 25-Jährige<br />

den Zugang zu ihrer Kultur und<br />

zur «inneren Reinigung» unrebellis<strong>ch</strong><br />

ebnen will.<br />

Sa Dingding: «Alive» (Wrasse<br />

Records/Musikvertrieb)<br />

Mehr tun – aber das Ri<strong>ch</strong>tige!<br />

(bf ) In regelmässigen Abständen<br />

wird die Wirksamkeit der<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> in Frage gestellt.<br />

Nun meldet si<strong>ch</strong> einer zu Wort,<br />

der ni<strong>ch</strong>t nur darüber redet,<br />

sondern si<strong>ch</strong> seit Jahren fundiert<br />

mit der Sa<strong>ch</strong>e auseinander setzt.<br />

Peter Niggli ist Kenner von und<br />

Verfasser mehrerer Studien über<br />

Afrika. Seit 1998 ist er au<strong>ch</strong><br />

Ges<strong>ch</strong>äftsleiter von Alliance Sud,<br />

der entwicklungspolitis<strong>ch</strong>en<br />

Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft von se<strong>ch</strong>s<br />

grossen S<strong>ch</strong>weizer Hilfswerken.<br />

In seinem Bu<strong>ch</strong> «Der Streit um<br />

die Entwicklungshilfe» zeigt er<br />

auf, was Entwicklungszusammenarbeit<br />

errei<strong>ch</strong>en kann und<br />

was ni<strong>ch</strong>t, warum die UNO-<br />

Millenniums-Entwicklungsziele<br />

nützli<strong>ch</strong> sind und warum «Mehr<br />

tun – aber das Ri<strong>ch</strong>tige» – so<br />

der <strong>Un</strong>tertitel seines Bu<strong>ch</strong>s –<br />

ein weitaus besserer und glaubwürdigerer<br />

Weg ist, als die Entwicklungszusammenarbeit<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> zu verdammen.<br />

Er warnt einerseits davor, die


Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

aus den Augen zu<br />

verlieren, und andererseits, dass<br />

ein Grossteil der Entwicklungsgelder<br />

zur Wahrung der Eigeninteressen<br />

der Geber missbrau<strong>ch</strong>t<br />

würde.<br />

«Der Streit um die Entwicklungshilfe»<br />

von Peter Niggli, Rotpunktverlag<br />

Züri<strong>ch</strong> 2008<br />

In den Bergen Afghanistans<br />

(bf) Ende Juli 1986 verlässt<br />

Didier Lefèvre Paris Ri<strong>ch</strong>tung<br />

Pakistan. Dort trifft er eine<br />

Equipe von Ärzten der Organisation<br />

Médecins sans Frontières<br />

(Ärzte ohne Grenzen) und begleitet<br />

diese na<strong>ch</strong> Afghanistan,<br />

mitten hinein in den Krieg zwis<strong>ch</strong>en<br />

der Sowjetunion und den<br />

Muds<strong>ch</strong>aheddin. Ans<strong>ch</strong>liessend<br />

kehrte Lefèvre no<strong>ch</strong> sieben Mal<br />

na<strong>ch</strong> Afghanistan zurück, «um<br />

Bekannte zu treffen und die<br />

Veränderungen zu dokumentieren».<br />

Nun ist mit «Der Fotograf<br />

– In den Bergen Afghanistans»<br />

der erste Teil einer auf drei<br />

Bände angelegten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

auf Deuts<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ienen, wel<strong>ch</strong>e<br />

Impressum<br />

«<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>» ers<strong>ch</strong>eint viermal jährli<strong>ch</strong> in<br />

deuts<strong>ch</strong>er, französis<strong>ch</strong>er und italienis<strong>ch</strong>er<br />

Spra<strong>ch</strong>e.<br />

Herausgeberin<br />

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit<br />

(DEZA) des Eidgenössis<strong>ch</strong>en Departementes<br />

für auswärtige Angelegenheiten<br />

(EDA)<br />

Redaktionskomitee<br />

Harry Sivec (verantwortli<strong>ch</strong>)<br />

Catherine Vuffray (vuc - Gesamtkoordination)<br />

Joa<strong>ch</strong>im Ahrens (ahj) Barbara Fournier (for)<br />

Anlässe<br />

Comix und Fotografie nutzt,<br />

und die Reisen des französis<strong>ch</strong>en<br />

Fotoreporters na<strong>ch</strong>zuerzählen.<br />

Lefèvre war für die<br />

Fotos zuständig, ges<strong>ch</strong>rieben<br />

und gezei<strong>ch</strong>net hat Emmanuel<br />

Guibert, in Szene gesetzt und<br />

koloriert hat Frédéric Lemercier.<br />

Dem 2007 an Herzversagen verstorbenen<br />

Didier Lefèvre gelang<br />

mit «Der Fotograf» ein internationaler<br />

Überras<strong>ch</strong>ungserfolg.<br />

<strong>Welt</strong>weit wurden bereits über<br />

200 000 Exemplare in a<strong>ch</strong>t<br />

Spra<strong>ch</strong>en verkauft.<br />

«Der Fotograf – In den Bergen<br />

Afghanistans» von Guibert/<br />

Lefèvre/Lemercier, Edition Moderne<br />

2008<br />

Wasser im Focus<br />

(jtm) Die Jahreskonferenz der<br />

S<strong>ch</strong>weizer Ostzusammenarbeit<br />

findet am 7. November im<br />

Solothurner Landhaus statt, direkt<br />

an der Aare. Wasser steht<br />

au<strong>ch</strong> thematis<strong>ch</strong> im Focus.<br />

Wasser zum Trinken, zum<br />

Bewässern, zum Erzeugen<br />

von Energie ist unersetzli<strong>ch</strong> im<br />

Entwicklungsprozess. Wasser<br />

ist ni<strong>ch</strong>t nur Quelle von Leben,<br />

sondern kann au<strong>ch</strong> Ursa<strong>ch</strong>e<br />

sein von Konflikten, wenn die<br />

Verteilung ni<strong>ch</strong>t funktioniert<br />

oder die Nutzung ni<strong>ch</strong>t effizient<br />

und bedürfnisgere<strong>ch</strong>t organisiert<br />

ist. Das gilt insbesondere au<strong>ch</strong><br />

für Tads<strong>ch</strong>ikistan, Kirgistan und<br />

Usbekistan, die zur effizienten<br />

Nutzung der Wasserressourcen<br />

auf einen funktionierenden<br />

Dialog angewiesen sind. Wie<br />

kann das Wasser besser für den<br />

Entwicklungsprozess Zentral-<br />

Thomas Jenats<strong>ch</strong> (jtm) Jean-Philippe Jutzi (juj)<br />

Gabriela Spirli (sgq) Andreas Stauffer (sfx)<br />

Beat Felber (bf)<br />

Redaktion<br />

Beat Felber (bf – Produktion)<br />

Gabriela Neuhaus (gn) Maria Roselli (mr)<br />

Jane-Lise S<strong>ch</strong>neeberger (jls)<br />

Ernst Rieben (er)<br />

Gestaltung Laurent Coc<strong>ch</strong>i, Lausanne<br />

Lithografie Mermod SA, Lausanne<br />

Druck Vogt-S<strong>ch</strong>ild Druck AG, Derendingen<br />

Le Figaro Magazine/laif<br />

asiens genutzt werden? Wel<strong>ch</strong>en<br />

Beitrag leistet das S<strong>ch</strong>weizer<br />

Wasserprogramm – ein Stützpfeiler<br />

des Engagements von<br />

SECO und DEZA in der<br />

Region? Erörtert werden<br />

diese Leitfragen in Referaten,<br />

Workshops und Filmbeiträgen<br />

von Experten aus Zentralasien<br />

und der S<strong>ch</strong>weiz. Die Veranstaltung<br />

ist gratis, der Besu<strong>ch</strong> steht<br />

allen Interessierten offen.<br />

«Focus», die Jahreskonferenz der<br />

S<strong>ch</strong>weizer Ostzusammenarbeit; 7.<br />

November im Landhaus Solothurn<br />

Rund um Jobs in der internationalen<br />

Zusammenarbeit<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur die internationale<br />

Zusammenarbeit (IZA) hat si<strong>ch</strong><br />

verändert, au<strong>ch</strong> die Anforderungen<br />

an jene, die in diesem<br />

Berei<strong>ch</strong> arbeiten: Ob Entwicklungszusammenarbeit<br />

oder<br />

humanitäre Hilfe, ob UN-<br />

Organisation oder NGO –<br />

verlangt wird von den IZA-<br />

Fa<strong>ch</strong>leuten heute anderes und<br />

oft au<strong>ch</strong> mehr als früher.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig nimmt die Konkurrenz<br />

um die begehrten Jobs<br />

zu, da si<strong>ch</strong> der Arbeitsmarkt<br />

mehr und mehr internationalisiert.<br />

Do<strong>ch</strong> wie sieht der IZA-<br />

Arbeitsmarkt in Zukunft überhaupt<br />

aus? Wel<strong>ch</strong>es sind die<br />

Trends bei den Profilen in diesem<br />

Berei<strong>ch</strong>? Wel<strong>ch</strong>e Anforde-<br />

Wiedergabe<br />

Der Na<strong>ch</strong>druck von Artikeln ist, na<strong>ch</strong> Bewilligung<br />

dur<strong>ch</strong> die Redaktion, unter Quellenangabe<br />

gestattet. Belegexemplare erwüns<strong>ch</strong>t.<br />

Abonnemente<br />

«<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>» ist gratis (nur in der S<strong>ch</strong>weiz)<br />

erhältli<strong>ch</strong> bei: DEZA, Medien und<br />

Kommunikation, 3003 Bern<br />

Tel. 031 322 44 12 Fax 031 324 13 48<br />

E-Mail: info@deza.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Internet: www.deza.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

860192226<br />

Service<br />

leute künftig erfüllen? Diese<br />

Fragen stehen im Zentrum des<br />

Rahmenprogramms «Profile<br />

der Profis von morgen» am<br />

diesjährigen Forum Cinfo in<br />

Biel. Hier treffen si<strong>ch</strong> am 6.<br />

September über 1000 Fa<strong>ch</strong>leute<br />

und sol<strong>ch</strong>e, die es werden wollen<br />

zum Informationsaustaus<strong>ch</strong><br />

und Networking. Rund 90<br />

Organisationen aus der S<strong>ch</strong>weiz,<br />

dem Ausland sowie ausgewählte<br />

Internationale Organisationen<br />

sind mit Infoständen vertreten.<br />

Forum Cinfo, 6. September im<br />

Kongresshaus Biel; www.cinfo.<strong>ch</strong><br />

EDA-Spezialisten kommen<br />

zu Ihnen<br />

Mö<strong>ch</strong>ten Sie si<strong>ch</strong> aus erster<br />

Hand über die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Aussenpolitik informieren?<br />

Referentinnen und Referenten<br />

des Eidgenössis<strong>ch</strong>en Departements<br />

für auswärtige Angelegenheiten<br />

(EDA) stehen S<strong>ch</strong>ulklassen,<br />

Verbänden und Institutionen<br />

für Vorträge und<br />

Diskussionen zu zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

aussenpolitis<strong>ch</strong>en Themen zur<br />

Verfügung. Der Vortragsdienst<br />

ist kostenlos, kann seine Dienstleistungen<br />

jedo<strong>ch</strong> nur innerhalb<br />

der S<strong>ch</strong>weiz anbieten, und es<br />

sollten mindestens 30 Personen<br />

an der Veranstaltung teilnehmen.<br />

Weitere Informationen:<br />

Vortragsservice EDA,<br />

Informationsdienst, Bundeshaus<br />

West, 3003 Bern;<br />

Tel. 031 322 31 53 oder<br />

031 322 35 80;<br />

Fax 031 324 90 47/48;<br />

E-Mail: info@eda.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Vers<strong>ch</strong>iedenes rungen müssen die IZA-Fa<strong>ch</strong>-<br />

Der Umwelt zuliebe gedruckt auf <strong>ch</strong>lorfrei<br />

geblei<strong>ch</strong>tem Papier<br />

Gesamtauflage 53 000<br />

Ums<strong>ch</strong>lag <strong>Mekong</strong>-Delta, Vietnam;<br />

Hemispheres/laif<br />

ISSN 1661-1667<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Nr.3 / September 2008 35


Grabka/laif<br />

In der nä<strong>ch</strong>sten Nummer:<br />

Seit der Internationalen Konferenz von Monterrey im Jahr 2002<br />

wird die Entwicklungsfinanzierung auf globaler Ebene diskutiert und<br />

nimmt immer konkretere Formen an: Von der Mobilisierung einheimis<strong>ch</strong>er<br />

und internationaler Ressourcen über den internationalen Handel<br />

bis hin zur Rückführung von Potentatengeldern. Ein Dossier über<br />

das bislang Errei<strong>ch</strong>te, neue Trends, Innovationen und strittige Fragen<br />

in Sa<strong>ch</strong>en Entwicklungsfinanzierung.

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