Kultur- und Sozialanthropologie Lateinamerikas Eine Einführung
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<strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Sozialanthropologie</strong> <strong>Lateinamerikas</strong> – Elke Mader<br />
http://www.lateinamerika-studien.at<br />
Tracht 1983). Mittlerweile gehen die Textilforscher von der Hypothese der Existenz mehrerer<br />
Entstehungszentren aus. Deren regionale Eingrenzung ist definiert durch:<br />
südliches Titikakabecken<br />
zentrale Küste<br />
Die präiberische Textilproduktion brachte bemerkenswerte Beispiele unterschiedlicher<br />
technischer Lösungen <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten hervor. Vorwiegend im Bereich der<br />
peruanischen Küstenregionen fand man:<br />
Schlingtextilien<br />
Netzgewebe<br />
Gazegewebe<br />
Dreifachlagengewebe<br />
Tapisserien<br />
Stickereien<br />
Nadelstrickereien<br />
Kettengewebe<br />
In der aktuellen Textilproduktion sind die Kettentechniken in unterschiedlichen<br />
Ausformungen am weitesten verbreitet.<br />
1.4.1.1 Archäologische Textilien I<br />
Archäologische Belege für textiles Material der Hochlandregionen der Anden sind, wenn<br />
überhaupt, nicht einfach aufzufinden. Aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Bedingungen, dem Wechsel<br />
von Regen- <strong>und</strong> Trockenperiode, geht verloren, was ursprünglich im Boden verblieb. Nur an<br />
"günstigen" Örtlichkeiten blieben Artefakte erhalten.<br />
Als solche gelten die Höhlen des Altiplano <strong>und</strong> der interandinen Täler (Wassén 1972) oder<br />
die Gipfelregionen der Kordilleren, die F<strong>und</strong>orte inkaischer Permafrostmumien (Reihard<br />
1996:189/6:62-81). Die frühen Textiltraditionen des Hochlandes sind aus diesem Gr<strong>und</strong> meist<br />
in ihrer an die Pazifikküste importierten Form studierbar (Dimitrijevic-Skinner 1986:11).<br />
Ein textile Spur im Sinne des Wortes hinterliessen die in Leinwandbindung verwobenen<br />
Zwirne eines Textils, welche als Abdruck auf einem Tonscherben die Zeit überdauerten.<br />
Sie sind auf 3092 vor 0 datier-, <strong>und</strong> der Valdivía-<strong>Kultur</strong> in Ecuador zuordenbar (Marcos<br />
1977:113).<br />
Evidenzen früher textiler Produktion mittels pflanzlicher Fasern wurden in Arica an der<br />
chilenischen Küste gef<strong>und</strong>en (Santoro <strong>und</strong> Ulloa 1985:72). Sie können auf 5000 vor 0<br />
datiert werden. Das geborgene Material umfasst rockartige, in Schlingtechnik gearbeitete<br />
Bekleidungsstücke, Taschen, Fischernetze <strong>und</strong> Leichenhüllen.<br />
Die F<strong>und</strong>e von La Huaca Prieta in Perú sind jünger. Sie dürften zwischen 3000 vor 0 bis<br />
2200 vor 0 entstanden sein <strong>und</strong> wurden vorwiegend in Halbweb-, <strong>und</strong> Schlingtechniken<br />
gefertigt. Diese Textilien zeigen Darstellungen, welche aktuell weiterhin für die<br />
graphische Gestaltung von Geweben verwendet werden.<br />
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