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Kultur- und Sozialanthropologie Lateinamerikas Eine Einführung

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<strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Sozialanthropologie</strong> <strong>Lateinamerikas</strong> – Elke Mader<br />

http://www.lateinamerika-studien.at<br />

1.5.3 Apu Cristo: Sprache, Bedeutung, Veränderung<br />

Die Apus sind, neben der Pachamama, die wichtigsten Gottheiten der andinen spirituellen<br />

Welt. Durch den Einfluß des Christentums wird die Pachamama mit der Mutter Gottes in<br />

Verbindung gebracht, während die Apus mit Christus assoziiert werden. Traditionelle<br />

Vorstellungen wurden erweitert, mit neuen, von außen herangetragenen Namen <strong>und</strong> Inhalten<br />

belegt <strong>und</strong> neu gedeutet. So ist die Bedeutung von Apu erweitert worden, die andinen<br />

Reliogionen sind von Synkretismus bzw. Hybridisierung geprägt.<br />

Als Übersetzung findet man heute oft „señor" oder auch in Verbindung mit Christus die<br />

Bezeichnung Apu Cristo. Hier wird zum Ausdruck gebracht, dass Christus in die andinen<br />

Glaubensvorstellungen übernommen wurde, man könnte auch sagen, den traditionellen<br />

Gottheiten wurde ein christlicher Mantel umgehängt.<br />

An diesem Beispiel sieht man nicht nur, wie sehr sich hinter sprachlichen Ausdrücken<br />

vielschichtige kulturelle Konzepte verbergen. Man kann auch erkennen, dass sich in der<br />

Sprache kulturelle Veränderungen widerspiegeln <strong>und</strong> dass sprachliche Entwicklungen<br />

immer auch in Zusammenhang mit gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Prozessen gesehen<br />

werden müssen.(Gugenberger 1999:33)<br />

1.5.4 Sprache, Kolonialherrschaft <strong>und</strong> Widerstand<br />

Das Verhältnis von Quechua <strong>und</strong> spanischer Sprache <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> stand in der<br />

Kolonialzeit im Mittelpunkt von Machtkämpfen. Zum einen wurde Quechua von vielen<br />

Missionaren als Verkehrssprache mit der indianischen Bevölkerung verwendet. Das<br />

Quechua wurde als "primitive Sprache" betrachtet <strong>und</strong> den Indianern wurde abgesprochen,<br />

die zivilisierte, "christliche Sprache" - das Spanische - erlernen zu können.<br />

Auf diese Weise verfestigte sich das Quechua im Andenraum als generelles Idiom <strong>und</strong><br />

verbreitete sich weiter über die Grenzen des ehemaligen Inkareichs hinaus (z.B. im<br />

Amazonasgebiet). Als Amtssprache wurde hingegen das Spanische eingesetzt.<br />

Es entstanden aber auch verschiedene Widerstandsbewegungen, die ein Gegengewicht zur<br />

gewaltsamen Verbreitung der spanischen Sprache <strong>und</strong> der christlichen Religion darstellten.<br />

Zwischen 1537 <strong>und</strong> 1572 rief Manko Inka, Huayna Capacs Sohn, zur Wiederherstellung des<br />

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