Über Geist und Buchstabe in der Philosophie Rudolf ... - Die Drei
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14 <strong>Rudolf</strong> Ste<strong>in</strong>er: <strong>Philosophie</strong><br />
<strong>und</strong> Anthroposophie.<br />
Gesammelte Aufsätze 1904-<br />
1923 (GA 35), Dornach, 2.<br />
Aufl. 1984, S. 101.<br />
15 J. G. Fichte: Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>der</strong> gesamten Wissenschaftslehre<br />
(FW I, S. 87).<br />
16 FW V, S. 421.<br />
17 J. G. Fichte: Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>der</strong> gesamten Wissenschaftslehre<br />
(FW I, S. 87).<br />
18 <strong>Rudolf</strong> Ste<strong>in</strong>er: Vortrag<br />
vom 14. Juni 1911, <strong>in</strong>: <strong>Die</strong><br />
Mission <strong>der</strong> <strong>Geist</strong>esoffenbarung<br />
(GA 127), Dornach, 2.<br />
Aufl. 1989, S. 187.<br />
19 <strong>Rudolf</strong> Ste<strong>in</strong>er: Vortrag<br />
vom 3. Dezember 1911, <strong>in</strong>:<br />
Das esoterische Christentum<br />
<strong>und</strong> die geistige Führung <strong>der</strong><br />
Menschheit (GA 130), Dornach,<br />
4. Aufl. 1995, S. 194.<br />
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die Bedeutung <strong>der</strong> Fichteschen Ich-Lehre. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Anliegen <strong>der</strong> Theosophie/Anthroposophie ist laut Ste<strong>in</strong>er, e<strong>in</strong>en<br />
sicheren Pfad <strong>der</strong> Erkenntnis aufzuzeigen, <strong>der</strong> die doppelte<br />
Gefahr von falscher Mystik <strong>und</strong> spekulativer Naturphilosophie<br />
umgeht. In welcher Weise ist Ste<strong>in</strong>ers Denken also <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong>geschichte<br />
verwurzelt? Um es mit se<strong>in</strong>er eigenen kurzen<br />
Formulierung zu sagen: »Aristoteles kann hier durch Fichte ergänzt<br />
werden.« 14<br />
Im Vorwort <strong>der</strong> ersten Fassung se<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> gesamten<br />
Wissenschaftslehre von 1794 liefert Fichte Lesern se<strong>in</strong>er <strong>Philosophie</strong><br />
e<strong>in</strong>en wichtigen H<strong>in</strong>weis: Er schreibt, dass er vorhabe, <strong>in</strong><br />
je<strong>der</strong> se<strong>in</strong>er späteren Darstellung die Term<strong>in</strong>ologie <strong>und</strong> Sprache<br />
zu verän<strong>der</strong>n: »Ich [habe] e<strong>in</strong>e feste Term<strong>in</strong>ologie … so viel<br />
möglich zu vermeiden suchte. Ich werde dieser Maxime auch<br />
bei künftigen Bearbeitungen des Systems, bis zur endlichen<br />
vollendeten Darstellung desselben, treu bleiben.« 15 Er betont<br />
die Notwendigkeit dieser Methodik noch e<strong>in</strong>mal 13 Jahre später<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Hauptwerk über Religion, <strong>Die</strong> Anweisung zum<br />
seligen Leben: »Ich werde unermüdet s<strong>in</strong>nen auf neue Formeln,<br />
Wendungen, <strong>und</strong> Zusammenstellungen, gleich als ob es unmöglich<br />
wäre, sich Ihnen verständlich zu machen.« 16 Trotz aller<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>ologie sieht Fichte se<strong>in</strong>e <strong>Philosophie</strong><br />
als e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit an. Man sollte nicht me<strong>in</strong>en, dass e<strong>in</strong><br />
neuer Ausdruck e<strong>in</strong>en Bruch <strong>in</strong> diesem System bedeute. Warum<br />
än<strong>der</strong>t Fichte aber permanent die Term<strong>in</strong>ologie se<strong>in</strong>er <strong>Philosophie</strong>?<br />
Weil er glaubt, dass e<strong>in</strong>e feste Term<strong>in</strong>ologie zur <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Passivität führt <strong>und</strong> das unabhängige Denken aufseiten<br />
des Schülers nicht för<strong>der</strong>t: »e<strong>in</strong>e feste Term<strong>in</strong>ologie – [ist] das<br />
bequemste Mittel für Buchstäbler, jedes System se<strong>in</strong>es <strong>Geist</strong>es<br />
zu berauben, <strong>und</strong> es <strong>in</strong> e<strong>in</strong> trockenes Geripp zu verwandeln«. 17<br />
<strong>Die</strong>ses Verfahren, permanent die »<strong>Buchstabe</strong>n« zu modifizieren,<br />
um den <strong>Geist</strong> zu för<strong>der</strong>n, wird auch vom Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anthroposophie<br />
angewandt. So begründete Ste<strong>in</strong>er beispielsweise se<strong>in</strong>e<br />
Verwendung des ungewöhnlichen Ausdrucks »Liebesleib« 18 <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Vortrag zur Bezeichnung für das zweite menschliche Wesensglied,<br />
das er bereits mit »Ätherleib« <strong>und</strong> »Lebensleib« belegt<br />
hatte: »Aber es ist ganz dasselbe, <strong>und</strong> ich mache es absichtlich<br />
so, damit die Anthroposophen sich daran gewöhnen, sich nicht<br />
an Worte zu halten, son<strong>der</strong>n an die Sache heranzutreten.« 19<br />
E<strong>in</strong>erseits waren für Ste<strong>in</strong>er alle se<strong>in</strong>e Ausdrücke mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wurden sorgfältig von ihm ausgewählt – wobei<br />
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