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gottesfurchtige rebellen aus liechtenstein - eLiechtensteinensia

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GOTTESFURCHTIGE<br />

REBELLEN AUS<br />

LIECHTENSTEIN<br />

DAS BEWEGTE LEBEN DER GESCHWISTER NIGG<br />

IN TRIESEN UND IN AFRIKA<br />

ALBERT EBERLE


Inhalt<br />

EINLEITUNG<br />

DIE GESCHWISTER NIGG IN<br />

LIECHTENSTEIN<br />

DIE FAMILIE NIGG UND DIE ZEIT­<br />

UMSTÄNDE<br />

Liechtenstein in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

Herkunft und familiäre Verhältnisse<br />

Wirtschaftliche Situation<br />

DER NIGG-STREIT<br />

Vorgeschichte<br />

Der Mauerbau<br />

Der Aufstand<br />

Verhaftung und Urteil<br />

Mäuerkompromiss<br />

76<br />

79 DIE GESCHWISTER NIGG IN AFRIKA 88<br />

80<br />

80<br />

80<br />

80<br />

82<br />

83<br />

83<br />

84<br />

85<br />

85<br />

86<br />

MISSIONEN IN AFRIKA<br />

Der Wettlauf um die afrikanischen Kolonien<br />

Franz Wendelin Pfanner und das Trappistenkloster<br />

Mariastern in Bosnien<br />

Das Trappistenkloster Mariannhill<br />

THEODOR NIGG, DER JESUIT<br />

Eintritt und Noviziat<br />

Vertreibung <strong>aus</strong> Deutschland<br />

Koch und Fuhrmann<br />

AUFBRUCH INS NEUE LEBEN<br />

Eine Zwischenstation in Mariastern<br />

Auserwählt für Afrika<br />

LEBEN, ARBEIT UND TOD IN AFRIKA<br />

Maria Nigg<br />

Pioniere in Afrika<br />

Die Gelübde<br />

Der H<strong>aus</strong>maurer<br />

Unfall an der Böschungsmauer<br />

Der Baumeister<br />

89<br />

90<br />

91<br />

91<br />

91<br />

92<br />

94<br />

94<br />

95<br />

96<br />

96<br />

97<br />

99<br />

100<br />

100<br />

102<br />

SCHLUSSBEMERKUNGEN 103


ANHANG<br />

DIE VORGESCHICHTE ZUM NIGG-STREIT<br />

Franz Nigg an die Regierung,<br />

5. Februar 1878<br />

Vorsteher Erne an die Regierung,<br />

10. Februar 1878<br />

Die Brüder Nigg an die Regierung,<br />

10. Februar 1879<br />

Vorsteher Bargetzi an die Regierung,<br />

16. Februar 1879<br />

Florian Nigg an die Regierung,<br />

26. Juni 1881<br />

Busse an die Gebrüder Nigg,<br />

10. Februar 1882<br />

DER STRAFPROZESS<br />

Abrissverfügung der Mauer,<br />

13. März 1882<br />

Verhaftung der-Geschwister Nigg,<br />

15. März 1882<br />

Verhaftungsbeschluss,<br />

16. März 1882<br />

Dr. Schlegels Versetzungsantrag,<br />

26. April 1882<br />

Ablehnung der Nigg-Beschwerden,<br />

1. Mai 1882<br />

Urteilverständigung an die Regierung,<br />

5. Juli 1882<br />

Appellationsgerichtsentscheid,<br />

14. August 1882<br />

Gnadengesuch an den Fürsten,<br />

18. September 1882<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

104 DER ZIVILPROZESS 108<br />

. Rekurs der Gemeinde Triesen,<br />

27. Juni 1882 108<br />

n. Gerichtlicher Bussentscheid,<br />

23. August 1882 109<br />

. Entscheid des Obersten Gerichtshofes,<br />

23. August 1882 109<br />

104 BRIEFE 110<br />

Brief von Theodor Nigg,<br />

105 29. Dezember 1879 110<br />

Franz Pfanner setzt sich für Maria Nigg ein 111<br />

105 Aus Briefen an Frau Mutter Salesia Stickler 11-2<br />

105 NACHRUFE - 113<br />

Florian Nigg, 1914 ' 113<br />

Theodor Nigg (in Englisch), 1892 113<br />

1 0 6 QUELLEN-UND LITERATURVERZEICHNIS 115<br />

106<br />

106<br />

107<br />

107<br />

107<br />

107<br />

108<br />

77


Einleitung<br />

Wenn gleich fünf Geschwister H<strong>aus</strong> und Hof verlassen,<br />

um sich in den Dienst der afrikanischen Mission<br />

zu stellen, ist dies für das kleine Liechtenstein<br />

des <strong>aus</strong>gehenden 19. Jahrhunderts eine absolute<br />

Rarität. In der folgenden Arbeit gehe ich dem <strong>aus</strong>serordentlich<br />

spannenden Schicksal der Geschwister<br />

Nigg vom Meierhof nach. In meinem Heimatdorf<br />

Triesen sind diese Vorkommnisse heute weitgehend<br />

vergessen.<br />

Der folgende Beitrag wurde als Semesterarbeit an<br />

der Pädagogischen Hochschule in St. Gallen verfasst<br />

und angenommen von Dozent Dr. Peter Geiger.<br />

Ein langanhaltender Streit der Familie Nigg mit<br />

der Gemeinde Triesen artete im März des Jahres<br />

1882 zu einer handfesten, mit Waffengewalt geführten<br />

Konfrontation <strong>aus</strong>. Franz, Florian, Johann<br />

und Maria Nigg wurden des Verbrechens des Aufstandes<br />

für schuldig erkannt und zu schwerem<br />

Kerker verurteilt. 1 Nach Verbüssung der Haft verliessen<br />

die vier Geschwister ihre Heimat und wirkten<br />

fortan als Missionare in Afrika.<br />

Ein weiteres Familienmitglied, Theodor Nigg,<br />

war, in diese Händel nicht verstrickt. Der fromme<br />

Theodor entschied sich schon früh zum Ordensleben.<br />

Im Jahre 1869 trat er, 21-jährig, in Gorheim<br />

bei Sigmaringen den Jesuiten bei. 2 Auch ihm werden<br />

wir später in Südafrika begegnen, denn er ging<br />

1879 als erster der fünf Geschwister nach Afrika.<br />

Über das Leben des liebenswürdigen Jesuitenbruders<br />

ist glücklicherweise vieles überliefert.<br />

Wenn mein Taufpate Albert Eberle bei uns zu<br />

Besuch war, wurde oftmals über Dinge <strong>aus</strong> früherer<br />

Zeit gesprochen. Mich interessierten diese Geschichten,<br />

und ich konnte dem «Götti» stundenlang<br />

zuhören. Dabei habe ich auch einmal etwas über<br />

die Geschwister Nigg aufgeschnappt.<br />

Jahre später sandte mich der Liechtensteinische<br />

Entwicklungsdienst (LED) als Entwicklungshelfer<br />

zu Bruder Stefan Frommelt nach Umtata in Südafrika.<br />

Beim Lesen des Büchleins «Priester und Ordensleute<br />

<strong>aus</strong> Triesen» 3 habe ich dann bemerkt,<br />

dass die fünf Geschwister Nigg in derselben Gegend<br />

gewirkt haben, in die ich vom LED geschickt<br />

wurde. Mein Interesse an der Lebensgeschichte der<br />

fünf Triesner war geweckt. Während meiner zwei­<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

jährigen Tätigkeit in Afrika ging ich den Spuren der<br />

Geschwister Nigg nach.<br />

Bei Besuchen im Archiv der Mariannhiller Missionare<br />

bin ich auf interessante Unterlagen und Beschreibungen<br />

der drei in diesem Orden lebenden<br />

Missionare <strong>aus</strong> Triesen gestossen. Aber auch über<br />

den Jesuiten Theodor Nigg war etliches im Mariannhiller<br />

Archiv zu erfahren. Bruder Theodor<br />

lebte unter anderem in Keiland, einer Missionsstation,<br />

die später von den Mariannhillern übernommen<br />

wurde. Von den Schwestern «Vom Kostbaren<br />

Blut», die ebenfalls in Südafrika ihr Mutterh<strong>aus</strong> haben,<br />

sowie von den Kreuzschwestern in Menzingen<br />

4 erhielt ich Informationen über Maria Nigg.<br />

Obwohl das Ableben des jüngsten der Nigg-Geschwister<br />

schon achtzig Jahre zurückliegt, sind<br />

noch alle Grabstätten vorhanden. Während meiner<br />

Zeit in Afrika habe ich die Gräber von vier der fünf<br />

Geschwister aufgesucht.<br />

Im Lauf der Zeit besuchte ich verschiedene Provinzhäuser<br />

der Mariannhiller in Europa und fand<br />

da und dort noch Material über die Geschwister<br />

Nigg. Von Jesuitengemeinschaften in der Schweiz<br />

und in Deutschland erhielt ich zusätzliche Informationen<br />

über Bruder Theodor. Schliesslich befinden<br />

sich auch im Liechtensteinischen Landesarchiv<br />

verschiedene Akten zum Fall Nigg. Das sehr zeitraubende<br />

Studium der Landesarchiv-Dokumente<br />

brachte mir die wichtigsten Informationen über<br />

den Nigg-Streit.<br />

Herzlich danken möchte ich Herrn Dr. Peter Geiger,<br />

der mir den Anstoss gab, das Leben der Geschwister<br />

Nigg im Rahmen einer Semesterarbeit an<br />

der Pädagogischen Hochschule in St. Gallen zu beschreiben.<br />

Folgende weiteren Personen haben<br />

mich bei dieser Arbeit unterstützt: Bruder Stefan<br />

Frommelt, lic. phil. Paul Vogt, Pater Dietmar Seubert,<br />

Frieda Eberle, Dr. Hilmar Hoch, Susanne Falk.<br />

1) Vgl. S. 85 f.<br />

2) Vgl. S. 91 f.<br />

3) Tschugmell: Priester und Ordensleute <strong>aus</strong> Triesen, S. 7.<br />

4) Das Mutterh<strong>aus</strong> der Kreuzschwestern liegt in Men-zingen (ZG);<br />

daher wird oft auch der Name «Menzingerschwestern» verwendet.<br />

79


Die Geschwister Nigg<br />

in Liechtenstein<br />

DIE FAMILIE NIGG UND DIE ZEITUMSTÄNDE<br />

LIECHTENSTEIN IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES<br />

19. JAHRHUNDERTS<br />

Im folgenden soll die Zeit, in der sich diese Einzelschicksale<br />

ereigneten, etwas näher beleuchtet werden.<br />

Wirtschaftlich gesehen war Liechtenstein damals<br />

sehr rückständig. Die Landwirtschaft des reinen<br />

Agrarlandes stand auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau. Fürst Alois II. 5 wollte das Land von Grund<br />

auf modernisieren. Dies stiess keinesfalls auf Begeisterung,<br />

viel mehr herrschte grosse Unzufriedenheit<br />

in der Bevölkerung.<br />

Es war eine Zeit des Umbruchs. Der Widerstand<br />

gegen die Obrigkeit wuchs. Dies führte zur Revolution<br />

von 1848, die auch an Liechtenstein nicht<br />

spurlos vorbeiging. In Balzers entsprang dem jugendlichen<br />

Übermut der Burschenschaft die Idee<br />

einer Verschwörung. 6 Sie richtete sich aber nicht<br />

primär gegen die Regierung und das Fürstenh<strong>aus</strong>,<br />

sondern vor-allem gegen landfremde Beamte.<br />

, Das Scheitern der Revolution und die Rückkehr<br />

zum Absolutismus hatten auch für unser Land<br />

Konsequenzen. Die Einführung einer neüen Verfassung<br />

wurde hin<strong>aus</strong>geschoben. Noch schwerer aber<br />

lastete die wirtschaftliche Not dieser Zeit auf den<br />

Schultern der Menschen.<br />

Durch den im Jahre 1852 mit Österreich abgeschlossenen<br />

Zollvertrag richtete sich Liechtenstein<br />

politisch und wirtschaftlich auf die Donaumonarchie<br />

<strong>aus</strong>. Der freie Personen- und Warenverkehr<br />

zwischen den beiden Ländern sollte später für die<br />

Geschwister Nigg noch von Bedeutung sein.<br />

Reformen in Österreich ermöglichten auch in<br />

Liechtenstein die Modernisierung der absolutistischen<br />

Regierungsform. Durch die Verfassung von<br />

1862 wurden dem Volk wichtige Grundrechte garantiert<br />

und die wichtigsten Vor<strong>aus</strong>setzungen für<br />

einen Rechtsstaat geschaffen. Die Bevölkerung begrüsste<br />

die Gewaltenteilung und das Recht auf unabhängige<br />

Richter freudig. Der Fürst wahrte zwar<br />

seine monarchischen Rechte in hohem Masse,<br />

80<br />

trotzdem war er nun an die Verfassung gebunden<br />

und konnte nicht mehr uneingeschränkt herrschen.<br />

Die neue Verfassung sah drei Gerichtsinstanzen<br />

vor. Die erste war das Landgericht in Vaduz. Als<br />

zweite Instanz fungierte das fürstliche Appellationsgericht<br />

in Wien. Die Funktion des Obersten<br />

Gerichtshofes wurde dem Oberlandesgericht für<br />

Tirol und Vorarlberg in Innsbruck übertragen.<br />

Dieser sanfte Demokratisierungsprozess liess<br />

auch ein seit Jahrzehnten gefordertes neues Gemeindegesetz<br />

zu. Die Bürger durften nun den Vorsteher,<br />

die Gemeinderäte sowie einen Kassier<br />

wählen. Den Gemeinden wurde eine eigene Verwaltung<br />

zugestanden. Der Gemeindevorsteher erhielt<br />

grössere Kompetenzen, die aber immer noch<br />

von der Regierung in Vaduz kontrolliert wurden.<br />

Ab dem Jahre 1860 setzte in Liechtenstein die<br />

Industrialisierung ein. In der Folge wurde auch in<br />

Triesen eine Textilfabrik gegründet. Die Mehrheit<br />

der Liechensteiner verdiente den Lebensunterhalt<br />

aber weiterhin in der Landwirtschaft.<br />

Die Armut in Liechtenstein liess in den Jahren<br />

nach der Revolution viele Menschen <strong>aus</strong>wandern.<br />

Dutzende von Triesnern, so auch Elisabeth Kindle 7 ,<br />

eine Cousine der Geschwister Nigg, verliessen ihre<br />

Heimat in Richtung Amerika. Die Auswanderung<br />

der Geschwister Nigg nach Afrika stellt deshalb für<br />

Liechtenstein eine Ausnahme dar.<br />

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung ab dem<br />

Jahr 1860 liess die erste Auswanderungswelle nun<br />

merklich nach. Bis zum Tode von Josefa Kindle-<br />

Nigg, dem sechsten der Geschwister Nigg, im Jahre<br />

1934 erlebte unser Land aber noch weitere Auswanderungswellen.<br />

8<br />

HERKUNFT UND FAMILIÄRE VERHÄLTNISSE<br />

Johann Nigg ist der Stammvater der Meierhof-<br />

Nigg. Er zog 1658 von Triesenberg nach Triesen<br />

herunter. Jakob und Josef, zwei seiner Enkel, wurden<br />

ab 1740 Pächter auf dem Meierhof. 9<br />

Josef Nigg, geboren 1806, ein Urenkel des oben<br />

genannten Jakob, heiratete im Jahre 1835 Kres­


zentia Kindle, geboren 1813 in Triesen. Dieser Ehe<br />

entsprossen folgende Kinder: 10<br />

Franz, das älteste der Geschwister Nigg, wurde<br />

am 29. Januar 1838 in Triesen geboren. Franz Nigg<br />

war von mittlerer Grösse und hatte blonde Haare.<br />

Er wurde bei seiner Hafteinweisung vom Gerichtsdiener<br />

Seger als dickhalsig 11 beschrieben. Im gesetzten<br />

Alter von 45 Jahre ging er als Trappistenbruder<br />

Gregor 12 nach Afrika. Dort bekam er bald<br />

gesundheitliche Probleme. Er starb, 48-jährig, am<br />

26. November 1886, vermutlich an Malaria.<br />

Katharina, die Zwillingsschwester von Franz,<br />

starb 1860 im jungen Alter von erst 22 Jahren in<br />

Triesen.<br />

Maria-Luisa, die am 21. November 1839 auf die<br />

Welt kam, wurde nur 19 Jahre alt.<br />

Johann wurde am,18. April 1841 geboren. Er<br />

war von kleinerer Statur, hatte braune Haare und<br />

einen blonden Bart. 13 Johann Nigg war auch schon<br />

42 Jahre alt, als er 1883 als Bruder Germanus<br />

nach Afrika <strong>aus</strong>wanderte. Als Baupolier war er<br />

massgeblich an der Erstellung des Trappistenklosters<br />

Mariannhill beteiligt. Durch einen Unfall verlor<br />

er seinen linken Unterschenkel. Er wurde zum<br />

Flickschneider umgeschult. Die Stubenhockerei bekam<br />

ihm nicht gut, denn drei Jahre später, am<br />

12. Januar 1890, starb Johann Nigg in Mariannhill.<br />

; Maria wurde am 29. Mai 1843 geboren. Sie war<br />

von mittlerer Grösse, hatte ein schmales Gesicht<br />

und blonde Haare. 14 Auf Drängen ihrer Brüder<br />

reiste sie ebenfalls in die Mission <strong>aus</strong>. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war sie 40 Jahre alt. In Afrika führte sie<br />

ein sehr bewegtes Leben und arbeitete in verschiedenen<br />

Berufen. Im fortgeschrittenen Alter von 52<br />

Jahren trat Maria Nigg als Schwester Polycarpa ins<br />

Frauenkloster von Mariannhill ein. Gestorben ist<br />

die resolute und furchtlose Schwester am 24. September<br />

1908.<br />

Josefa Nigg wurde am 14. Juli 1845 geboren. Im<br />

Alter von 30 Jahren heiratete sie Fidel Kindle 15 <strong>aus</strong><br />

Triesen. Sie starb als letzte dieser Linie am 28. August<br />

1934 in Triesen. Josefa war als einzige der<br />

Familie Nigg verheiratet. Sie wurde deshalb auch<br />

nicht direkt in den Nigg-Streit hineingezogen. Ihr<br />

Gatte Fidel Kindle unterstützte den Mauerbau der<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Geschwister Nigg nicht und sprach in dieser Angelegenheit<br />

mehrmals beim Landesverweser vor.<br />

Fidel und Josefa Kindle-Nigg, die nach dem<br />

Wegzug der Geschwister Nigg den Meierhof übernommen<br />

hatten, waren die Grosseltern von Hermine<br />

Beck-Kindle 16 , Elisabeth Beck-Kindle sowie von<br />

Wilhelm und Urban Kindle. Von Wilhelm stammen<br />

Hermann, Werner und Willi Kindle ab. Urban<br />

Kindle war Wirt auf dem Meierhof und hinterliess<br />

die Kinder Roland, Elsbeth, August, Inge und Viktor<br />

Kindle.<br />

Theodor Nigg wurde als zweitjüngstes Kind der<br />

Familie Nigg am 18. Februar im Revolutionsjahr<br />

1848 geboren. Mit 21 Jahren verliess der kleine<br />

Triesner den Meierhof und trat in Deutschland dem<br />

Jesuitenorden bei. Er war ein fröhlicher Mensch<br />

und hatte einen unverwüstlichen Humor. Der Jesuitenbruder<br />

Theodor Nigg reiste 1879-als Missionar<br />

nach Südafrika. Nach kurzem, aber äusserst<br />

abenteuerlichem Leben zwischen Kap und Sambesi<br />

starb er am 6. August 1891 an Malaria.<br />

Florian, der jüngste Nigg, wurde am 16. April<br />

1851 geboren. Er war von mittlerer Grösse, hatte<br />

schwarzes Haar und trug einen schwarzen Vollbart.<br />

17 Florian Nigg erlernte den Beruf eines Kü­<br />

5) Fürst Alois II. (*1796; +1858) regierte von 1836 bis 1858 das<br />

Land Liechtenstein.<br />

6) Der Kanzlist Johann Langer wurde gewaltsam <strong>aus</strong>ser Landes<br />

geschafft.<br />

7) LLA. Tschugmell: Familienbuch Triesen, S. 158. - Elisabeth Kindle<br />

ist die Tochter des «Platz-Sepp» Josef Benedikt Kindle, einem Bruder<br />

von Kreszentia Nigg, Mutter der Geschwister Nigg.<br />

8) Vogt: Brücken zur Vergangenheit, S. 205 ff.<br />

9) Tschugmell: Triesner Geschlechter, S. 33 f.<br />

10 Ebenda.<br />

11) LLA S 1882/3/36.<br />

12) Trappisten erhalten beim Klostereintritt einen neuen Namen.<br />

13) LLA S 1882/3/36.<br />

14) Ebenda.<br />

15) Tschugmell: Stammbäume der Triesner Geschlechter, S. 31.<br />

16) Hermine Beck-Kindle war Schäfle-Wirtin in Triesen.<br />

17) LLA S 1882/3/36.<br />

81


fers. Er zeigte schon früh eine kritische Haltung gegenüber<br />

der Obrigkeit, deshalb galt er als aufmüpfiger<br />

Rädelsführer und war bei den Behörden unbeliebt.<br />

In Südafrika konnte er als Bruder Cornelius<br />

seine Fähigkeiten voll entwickeln. Als Baumeister<br />

von Mariannhill wurde ihm die Anerkennung zuteil,<br />

die er in Triesen wohl kaum erhalten hätte.<br />

Florian Nigg starb am 11. Juni 1914 auf der Missionsstation<br />

Mariatal. 18<br />

In der Familie Nigg herrschte, wie allgemein in<br />

Liechtenstein, ein <strong>aus</strong>geprägt religiöses Klima.<br />

Theodor trat 1869 mit 21 Jahren in den Jesuitenorden<br />

ein. Dem Ruf Gottes folgten, wie schon erwähnt,<br />

vier weitere seiner Geschwister. Josefa<br />

Nigg, eine Verwandte, war Klosterschwester in<br />

Zams. Ein Beispiel dieser religiösen Lebenseinstellung<br />

gibt auch die folgende Anekdote:<br />

Die Buben Franz und Johannes kletterten auf<br />

einen verbotenen Kirschbaum. Die Mutter entdeckte<br />

die zwei Schlingel und befahl ihnen herunterzukommen.<br />

Da die Mutter eine zünftige Rute in den<br />

Händen hielt, konnten die Buben nicht im Zweifel<br />

sein, zu welchem Zweck die Mutter zum Abstieg<br />

einlud. Johannes stieg hinunter und bekam seine<br />

Tracht Prügel. Franz jedoch blieb oben und wartete,<br />

bis der Zorn der Mutter verraucht war. Die<br />

anderen Brüder Theodor und Florian stürmten zu<br />

Johannes und fragten ihn, warum er so dumm gewesen<br />

und herabgestiegen sei. Johannes antwortete<br />

in seiner tief begründeten religiösen Überzeugung:<br />

«I ha mini Sach ka, dr Franz aber kunnt is<br />

Fägfür.» 19<br />

Franz, der älteste Sohn, war bereits 38 Jahre<br />

alt, als der Vater Josef Nigg 1876 mit siebzig Jahren<br />

starb. Die drei ledigen Söhne Franz, Johann<br />

und Florian und ihre Schwester Maria übernahmen<br />

vom Vater den Landwirtschaftsbetrieb auf dem<br />

abseits gelegenen Meierhof. Die Mutter Kreszentia<br />

starb im Januar 1883. Sie wurde wie ihr Gatte<br />

ebenfalls siebzig Jahre alt.<br />

WIRTSCHAFTLICHE SITUATION<br />

Im Jahre 1734 gab das fürstliche Rentamt 20 die<br />

eigene Bewirtschaftung des Meierhofes auf. Siebzehn<br />

Jahre später wurde der Meierhof an verschiedene<br />

Männer und Frauen als Schupflehen auf Lebenszeit<br />

verliehen, unter ihnen die zwei schon erwähnten<br />

Josef und Jakob Nigg. Diese waren bereits<br />

Besitzer von Häusern, Ställen und Stadel auf dem<br />

Meierhof. Den zwei Brüdern wurde auch der grösste<br />

Teil des Bodens übertragen. 21 Der Pachtzins für<br />

den Meierhof war erträglich. Dank diesem Umstand,<br />

dem qualitativ guten Boden und ihrem grossen<br />

Fleiss wurden die Familien Nigg sehr wohlhabend.<br />

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

ging dann der gesamte Boden durch das Zehentablösungsgesetz<br />

22 ohne Verpflichtung in den<br />

Privatbesitz über.<br />

Niemand <strong>aus</strong> der Familie Nigg wurde <strong>aus</strong> wirtschaftlicher<br />

Not zur Auswanderung gezwungen,<br />

noch musste jemand ein Zugeid in der Fabrik verdienen.<br />

Vielmehr war es ihnen sogar möglich,<br />

einen Knecht und eine Taglöhnerin 23 zu beschäftigen,<br />

was den ansehnlichen Besitz der Meierhof-<br />

Familie unterstreicht.<br />

Josef Nigg, der Vater der Meierhof-Geschwister,<br />

hinterliess seinen Kindern nebst allen Gebäulichkeiten<br />

10 334 Klafter Reben, Wiesen und Weideland,<br />

neun Stück Vieh sowie 4503 Gulden Reinvermögen.<br />

24 Dies stellte für damalige Verhältnisse ein<br />

beachtliches Vermögen dar.


DER NIGG-STREIT<br />

VORGESCHICHTE<br />

In den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde<br />

in Triesen die Maschlinastrasse gebaut. Sie verbindet<br />

die Landstrasse in der Talsohle mit der<br />

Meierhofstrasse, die von Vaduz nach Triesenberg<br />

führt. Der damalige Gemeindevorsteher Josef Bargetzi<br />

beauftragte die Meierhofbewohner, diese<br />

Strasse zu erstellen. Man versprach ihnen, die Arbeit<br />

angemessen zu vergüten. Die Brüder Franz,<br />

Johann und Florian Nigg arbeiteten von Zeit zu Zeit<br />

daran, wie es sich neben der Landwirtschaft einrichten<br />

liess. Sie wurden auch vom Gemeindekassier<br />

für die Arbeit ordnungsgemäss bezahlt. 25<br />

Einige Jahre später, im Sommer 1874, forderte<br />

der Werkmeister Gidi Hoch im Auftrage von Vorsteher<br />

Bargetzi die Nigg-Brüder mündlich auf, wieder<br />

an der Strasse zu arbeiten, was diese auch taten.<br />

Im Herbst desselben Jahres stellten Franz und seine<br />

Brüder der Gemeinde eine Rechnung. Sie bekamen<br />

aber zur Antwort, der Gemeinderat habe beschlossen,<br />

diese Arbeiten nicht mehr zu vergüten,<br />

weil diese Strasse praktisch nur von den Meierhofbewohnern<br />

benutzt werde. Die Brüder waren über<br />

diesen Entscheid verärgert und arbeiteten fortan<br />

nicht mehr an der Maschlinastrasse. Für den Moment<br />

hatte die Kontroverse aber keine weiteren<br />

Folgen. 26<br />

Ende der 70-er Jahre führte die Gemeinde Triesen<br />

Verbesserungen an den Strassen im Dorfe<br />

durch. Auch die Gebrüder Nigg wurden angewiesen,<br />

sich an Arbeit und Kosten zu beteiligen, was<br />

diese strikte ablehnten. Die «Meierhöfler» argumentierten<br />

nun ihrerseits, dass sie die Strassen im<br />

Dorfe kaum brauchten und stellten der Gemeinde<br />

eine Rechnung für die seinerzeit nicht entlöhnten<br />

Arbeiten an der Maschlinastrasse. Die Gemeindevorstehung<br />

verweigerte den Gebrüdern Nigg aber<br />

die Bezahlung für diese mehrere Jahre zurückliegenden<br />

Leistungen. 27<br />

Im Februar 1878 beschwerte sich Franz Nigg in<br />

dieser Angelegenheit bei der Regierung in Vaduz.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

18) Mariatal liegt bei Stuartstown, Bezirk Natal, Südafrika.<br />

19) «Familia» Vol. IV. August 1914, Nr. 8.<br />

20) Herrschaftliche Amtsstelle des Fürsten für die Verwaltung der<br />

Einkünfte und Ausgaben (= Renten).<br />

21) Tschugmell: Triesner Geschlechter, S. 33 f.<br />

22) Seger: Überblick über die <strong>liechtenstein</strong>ische Geschichte, S. 32.<br />

23) Vgl. S. 85 f.<br />

24) LLA A 108/108. Abhandlungakt Josef Nigg.<br />

25) LLA RE 1878/150. Franz Nigg an die Regierung;<br />

Schreiben vom 5. Februar 1878. - Vgl. Anhang, S. 104.<br />

26) Ebenda.<br />

27) LLA RE 1878/181 ad 150. Wendelin Erni an die Regierung;<br />

Schreiben vom 10. Februar 1878. - Vgl. Anhang, S. 104.<br />

Die Maschlinastrasse<br />

verbindet Triesen mit dem<br />

Meierhof; nordöstlich<br />

davon (schraffiert) die<br />

«Niggabünt», durch welche<br />

damals der Weg zum<br />

«Underforst» führte.<br />

83


Vorsteher Wendelin Erni verteidigte dort den Entscheid<br />

des Gemeinderates mit der Begründung,<br />

dass diese Arbeiten nicht in seiner Wirkungsperiode<br />

<strong>aus</strong>geführt worden seien und auch kein schriftlicher<br />

Arbeitsauftrag des damaligen Werkmeisters<br />

Hoch vorliege. 28<br />

Im darauffolgenden Jahr forderte Franz Nigg die<br />

Gemeinde Triesen auf, sie solle doch die Maschlinastrasse<br />

und zugleich die Zufahrten zu den Häusern<br />

auf dem Meierhof an schlechten Stellen mit<br />

Schotter verbessern. Er berichtete, dass die Strasse<br />

vom vielen Holzführen «ungemein ruiniert» sei. 29<br />

Für die Bürger von Triesen bestand im Winter ein<br />

Wegrecht über den Meierhof, denn der Underforstwald<br />

grenzte direkt an das Meierhofgut. Dieser Gemeindewald<br />

lieferte den meisten Triesner Familien<br />

das nötige Brennholz.<br />

Die Gemeinde Triesen lehnte auch dieses Gesuch<br />

ab. Franz, Johann und Florian Nigg wandten<br />

sich abermals an den Landesverweser. Wolfgang<br />

Bargetzi, der 1879 neu gewählte Vorsteher, begründete<br />

in einer schriftlichen Stellungnahme zuhanden<br />

der Regierung die Absage, indem er anführte,<br />

dass~die Gemeinderatsmitglieder die Strasse<br />

besichtigt und nicht in einem so schlechten Zustande<br />

befunden hätten, wie sie vom Beschwerdeführer<br />

beschrieben worden war. 30<br />

Auch in dieser Auseinandersetzung wurde keine<br />

.einvernehmliche Lösung gesucht. Die Geschwister<br />

Nigg waren sehr erbost über die nach ihrer Ansicht<br />

ständige Zurücksetzung durch die Gemeinde Triesen.<br />

Von der Regierung erhielten sie für ihren Standpunkt<br />

wenig Unterstützung. Für weitere zwei Jahre<br />

blieb es um den Meierhof aber trotzdem ruhig.<br />

Im Frühjahr 1881 bat die Gemeinde Triesen bei<br />

der Regierung um die Erlaubnis, von der Familie<br />

Nigg acht Kronen eintreiben zu dürfen. Florian<br />

Nigg hatte verbotenerweise einen Nussbaum <strong>aus</strong>gegraben<br />

sowie Pfähle und Sand von der Gemeinde<br />

bezogen, ohne dafür zu bezahlen. Florian Nigg legte<br />

gegen die seiner Ansicht nach überrissene Rechnung<br />

Protest ein. Er beschwerte sich zudem bei der<br />

Regierung, dass widerrechtlicherweise immer wieder<br />

Triesner Bürger im Sommer das Wegrecht über<br />

die Meierhofwiesen in Anspruch nahmen. Mehr­<br />

84<br />

maliges Vorsprechen bei der Triesner Gemeindebehörde<br />

in dieser Angelegenheit habe nichts genutzt.<br />

31<br />

Dem Gesuch der Gemeinde Triesen um Schuldeintreibung<br />

bei Florian Nigg wurde entsprochen,<br />

der Betrag aber auf sieben Kronen reduziert. Landweibel<br />

Gregor Frommelt erschien auf dem Meierhof<br />

und erhielt von der Familie Nigg das Geld. 32<br />

DER MAUERBAU<br />

Nachdem ihr Protest gegen den Missbrauch des<br />

Wegrechts erfolglos geblieben war, begannen die<br />

Brüder Nigg nun mit der Erstellung einer Einfriedungsmauer<br />

an der Grenze zum Underforstwäld.<br />

Sie waren des ewigen Klagens bei den Behörden<br />

müde und wollten das Recht nun in die eigene<br />

Hand nehmen.<br />

Bald hatte sich im Dorf die Kunde vom Mauerbau<br />

der Geschwister Nigg verbreitet. Die Aufregung<br />

in der Triesner Bevölkerung war gross, da<br />

diese doch auf einen ungehinderten Zugang zum<br />

gemeindeeigenen Underforstwäld angewiesen war.<br />

Ein erbitterter Streit begann. Die Ortsvorstehung<br />

von Triesen reagierte schnell und klagte die Geschwister<br />

Nigg wegen Servitutseinschränkung ein.<br />

Durch einen Gemeinderatsbeschluss trug man dem<br />

Vorsteher Wolfgang Bargetzi auf, einen geeigneten<br />

Advokaten zu suchen. Fortan vertrat Dr. Franz Bikl<br />

<strong>aus</strong> Bludenz die Gemeinde Triesen in dieser<br />

Rechtssache. 33<br />

Am 26. November 1881 erging an die Geschwister<br />

Nigg ein gerichtlicher Exekutionsentscheid<br />

zum Abbruch der Mauer. Diese weigerten sich jedoch<br />

beharrlich, die Mauer wieder einzureissen.<br />

Die Familie Nigg nahm ihrerseits die Dienste des<br />

Feldkircher Anwaltes Dr. Bergmeister in Anspruch.<br />

Dieser legte gegen den Abbruchentscheid beim<br />

fürstlichen Appellationsgericht Rekurs ein. Diesem<br />

Rechtsmittel wurde jedoch nicht stattgegeben, im<br />

Gegenteil, die Richter in Wien bestätigten den Exekutionsentscheid<br />

<strong>aus</strong> Vaduz. 34<br />

Die Geschwister Nigg rissen die Mauer trotzdem<br />

nicht ein. Im Februar des folgenden Jahres verur­


teilte deshalb das Landgericht Vaduz die drei Brüder<br />

zu einer Geldstrafe. Franz und Johann wurden<br />

zur Bezahlung von je vier Kronen zu Gunsten des<br />

landschaftlichen Armenfonds gezwungen. Florian,<br />

der als jüngster inzwischen zum Wortführer der<br />

Geschwister Nigg avanciert war, erhielt sogar eine<br />

Busse von acht Kronen. 35 Ein guter Arbeiter verdiente<br />

damals eine Krone im Tag. Die Brüder Nigg<br />

wurden also mit vier bis acht Tagessätzen bestraft.<br />

DER AUFSTAND<br />

Nachdem die Geschwister Nigg dem rechtskräftigen<br />

Abbruchentscheid nicht nachgekommen waren,<br />

wurde der Abbruchtermin von Landesverweser<br />

Karl von H<strong>aus</strong>en im Einklang mit der Gemeinde<br />

Triesen auf Montag, den 13. März 1882, festgelegt.<br />

Zu diesem Zwecke wurde Landweibel Gregor<br />

Frommelt beauftragt, den Bürgern von Triesen im<br />

Falle von Widerstand seitens der Geschwister Nigg<br />

polizeiliche Unterstützung zu leisten. 36<br />

Am Montagmorgen fanden sich gegen 20 Männer,<br />

in der Begleitung des Polizisten Frommelt auf<br />

dem Meierhof ein. Die drei Brüder Florian, Franz<br />

und Johann, ihre Schwester Maria, der Cousin<br />

Ferdinand Nigg, der Knecht Josef Ritsch, die Tagelöhnerin<br />

Magdalena Knobel und deren Sohn Franz<br />

Knobel stellten sich, mit Heugabeln und Gewehren<br />

bewaffnet, der Delegation entgegen. Sie drohten,<br />

jeden niederzumachen, der es wage, die Mauer anzufassen.<br />

Als Landweibel Frommelt einem der Aufständischen<br />

das Gewehr abnahm, fielen die Brüder<br />

Florian, Franz und Johann über ihn her, entrissen<br />

ihm wiederum das Gewehr und zerrissen ihm<br />

dabei das Gilet. Um Schlimmeres zu verhindern,<br />

blieb dem Abbruchkommando nur der Rückzug<br />

übrig. 37<br />

Die Regierung schickte den Geschwistern Nigg<br />

am nächsten Tag eine schriftliche Belehrung über<br />

ihr folgenschweres Benehmen. Darin gab sie bekannt,<br />

dass am Mittwoch, den 15. März, der definitive<br />

Abbruch erfolgen werde. Sollten sie abermals<br />

Widerstand leisten, würden sie strafrechtlich wegen<br />

des Verbrechens des Aufstandes verfolgt. 38<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Die Geschwister Nigg vereitelten auch am Mittwoch<br />

den Abbruch der Mauer. Schlimmer noch,<br />

dieses Mal hatten sie sich im Wald verschanzt und<br />

feuerten einige Schüsse ab, durch die aber niemand<br />

zu Schaden kam. Erneut verliessen die Triesner<br />

Bürger und die drei an diesem Tag aufgebotenen<br />

Polizisten unverrichteter Dinge den Meierhof. 39<br />

VERHAFTUNG UND URTEIL<br />

Nun hatten die Geschwister Nigg den Bogen überspannt.<br />

Gleichentags wurde Haftbefehl gegen Florian,<br />

Franz, Johann und Maria Nigg erlassen. Gerichtsdiener<br />

Ospelt wurde vom Landgericht beauftragt,<br />

die notwendige Verstärkung zu organisieren<br />

und die Verhaftung der Geschwister Nigg vorzunehmen.<br />

Franz Nigg liess sich noch am gleichen<br />

Tag widerstandslos abführen. Seine Geschwister<br />

verschanzten sich im H<strong>aus</strong>, sahen aber anderntags<br />

die Ausweglosigkeit ihres Unterfangens ein und<br />

stellten sich freiwillig der Polizei. Die vier Nigg-Geschwister<br />

wurden des Verbrechens des schweren<br />

28) Ebenda.<br />

29) LLA RE 1879/193. Franz, Johann und Florian Nigg an die<br />

Regierung; Schreiben vom 10. Februar 1879. - Vgl. Anhang, S. 104.<br />

30) LLA RE 1879/233 ad 193. Wolfgang Bargetzi an die Regierung;<br />

Schreiben vom 16. Februar 1879. - Vgl. Anhang, S. 105.<br />

31) LLA RE 1881/973. Florian Nigg an die Regierung;<br />

Schreiben vom 26. Juni 1881. - Vgl. Anhang, S. 105.<br />

32) LLA 1881/934. Wolfgang Bargetzi an die Regierung; Schreiben<br />

vom 20. Juni 1881. - LLA RE 1881/1064 ad 934. Quittung von Wolfgang<br />

Bargetzi vom 8. Juli 1881.<br />

33) LLA J 1881/225/458. Gemeinderatsbeschluss am 21. März 1881.<br />

34) LLA GAT 1882 Bd. 8/12/20. Entscheid des Appellationsgerichtes<br />

vom 8. August 1882.<br />

35) LLA RE 1882/214. Landgericht an die Regierung;<br />

Schreiben vom 10. Februar 1882.<br />

36) LLA RE 1882/446. Landgericht an die Regierung;<br />

Schreiben vom 13. März 1882.<br />

37) LLA S 1882/1/36; LLA S 1882/2/37; LLA S 1882/3/38.<br />

38) LLA RE 1882/457 ad 446. Landgericht an die Regierung;<br />

Schreiben vom 13. März 1882.<br />

39) LLA S 1882/9/44.<br />

85


Aufstandes angeklagt und wegen Verdunkelungsund<br />

Fluchtgefahr in Untersuchungshaft genommen.<br />

40<br />

Als Strafverteidiger wurde von der Familie Nigg<br />

Dr. Josef Lindner <strong>aus</strong> Feldkirch beigezogen. Zwei<br />

von ihm gegen den landgerichtlichen Verhaftungsbeschluss<br />

erhobene Beschwerden an das Appellationsgericht<br />

in Wien blieben aber erfolglos. 41 Maria<br />

hatte mit der Isolationshaft schwer zu kämpfen. Sie<br />

wurde krank.<br />

Auf dem Meierhof blieb nur noch die alte Mutter<br />

zurück, unterstützt von ihrer verheirateten Tochter<br />

Josefa Kindle. Diese schrieb in Anbetracht der<br />

Krankheit von Maria ein Gnadengesuch an die Regierung.<br />

Der Landesphysikus Dr. Wilhelm Schlegel<br />

untersuchte daraufhin Maria Nigg. Er stellte zwar<br />

keine <strong>aus</strong>gesprochene Krankheit fest, schlug dem<br />

Landgericht aber vor, die Delinquentin in eine<br />

Krankenanstalt zu verlegen. Nach genau zwei Monaten<br />

Einzelhaft wurde Maria Nigg am 16. Mai<br />

1882 als Arbeitskraft ins Krankenh<strong>aus</strong> Schaan<br />

überstellt. 42<br />

. Der Kriminalgerichtshof beim Fürstlich-Liechtensteinischen<br />

Landgericht in Vaduz fällte am<br />

3. Juli desselben Jahres gegen Florian Nigg und<br />

Konsorten folgendes Urteil: «Florian Nigg, Johann<br />

Nigg, Franz Nigg und Maria Nigg, ledige. Bauernhofbesitzer<br />

vom Meierhof zu Triesen, mit welchen<br />

in dieser Untersuchungssache die Verhöre am<br />

19. 4. dieses Jahres begonnen haben und worüber<br />

am 10. Mai das Schlussverhör aufgenommen wurde,<br />

sind schuldig des Verbrechens des Aufstandes<br />

nach § 68 STG als unmittelbare Täter und werden<br />

nach der Bestimmung des § 71 des STG unter Anwendung<br />

des § 12 Absatz 3 der St. R. Novelle vom<br />

24. August 1881 zur Strafe des schweren Kerkers<br />

in der Dauer von 2 Jahren und dem Ersätze der<br />

Kosten des Strafverfahrens und Vollzuges verurteilt.<br />

Dagegen werden Ferdinand Nigg, lediger<br />

Bauer von Triesen, Josef Ritsch von Nauders,<br />

wohnhaft in Triesen, Franz Knobel, lediger Bauer<br />

von Triesenberg, Magdalena Knobel, Tagelöhnerin<br />

von dort, für schuldlos erkannt.» 43<br />

Die fast viermonatige Untersuchungshaft wurde<br />

den Verurteilten nicht angerechnet. Verschiedene<br />

86<br />

Gnadengesuche führten aber schliesslich am 8. August<br />

1882 zum Beschluss des fürstlichen Appellationsgerichtes<br />

in Wien, die Strafen beträchtlich zu<br />

mildern. Die schwere Kerkerstrafe wurde für Florian<br />

Nigg auf sieben Monate, für Franz und Johann<br />

auf fünf Monate und für Maria auf sechs Wochen<br />

reduziert.<br />

Maria wurde am Tage dieses Bescheides auf<br />

freien Fuss gesetzt. 44 Für Franz und Johannes dauerte<br />

die Haft bis zum 3. Dezember 1882. Florian<br />

hatte noch bis anfangs Februar des darauffolgenden<br />

Jahres im Kerker <strong>aus</strong>zuharren. Bald aber sollte<br />

für die Geschwister Nigg ein neuer Lebensabschnitt<br />

beginnen.<br />

MAUERKOMPROMISS<br />

Der Zivilprozess um die Servitutseinschränkung<br />

zwischen der Gemeinde Triesen und der Familie<br />

Nigg zog sich parallel zum Strafprozess fort. Im<br />

zweitinstanzlichen Verfahren beantragte Dr. Bergmeister,<br />

der Anwalt der Nigg-Geschwister, beim<br />

Appellationsgericht, dass entgegen dem Landgerichtsentscheid<br />

nicht der Abriss der ganzen Mauer<br />

verfügt werde, sondern lediglich Öffnungen in diese<br />

zu brechen seien. 45<br />

Das Gericht zog Sachverständige hinzu. Diese<br />

erachteten die mit Öffnungen versehene Mauer als<br />

servitutskonform. Auf einem Plan wurden die Stel-<br />

40) LLA S 1882/16/44. - Vgl. Anhang, S. 106 f.<br />

41) LLA S 1882/44/85.<br />

42) LLA S 1882/31/72. Vgl. Anhang, S. 107; LLA RE 1882/662 ad<br />

446. Schreiben der Regierung an das Landgericht vom 14. März<br />

1882; LLA RE 1882/708 ad 446. Schreiben der Hofkanzlei an das<br />

Landgericht vom 24. April 1882; LLA RE 1882/776 ad 446. Schreiben<br />

des Landgerichts an die Regierung vom 15. Mai 1882; LLA RE<br />

1882/795 ad 446. Schreiben von VorsteherWanger an die Regierung<br />

vom 16. Mai 1882.<br />

43) LLA S 1882/64/135.<br />

44) LLA S 1882/69/174. - Vgl. Anhang, S. 108; LLA S 1882/72/203.<br />

45) LLA GAT Bund 8/12/20. Advokat Bikl an die Gemeinde Triesen;<br />

Schreiben vom 27. Juni 1882. - Vgl. Anhang, S. 108.


GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Der den Nigg-Geschwistern<br />

gehörende, oberhalb<br />

der «Berg- und Alpenstrasse»<br />

gelegene «Weinberg<br />

mit Obstwachs», von<br />

der 1881 errichteten<br />

Mauer umgeben; diese<br />

1882 entstandene Planskizze<br />

zeigt die vorgesehenen<br />

Maueröffnungen.<br />

Die «Niggabünt» mit der<br />

1881 errichteten Mauer im<br />

heutigen Zustand (1997)<br />

87


len bezeichnet, wo die Durchgänge <strong>aus</strong>zubrechen<br />

seien. Damit war die Gemeinde Triesen nicht einverstanden,<br />

und deren Anwalt Dr. Bikl rekurrierte<br />

an den Obersten Gerichtshof. 46 Er beantragte die<br />

Aufhebung des Appellationsgerichtsentscheides in<br />

Wien und die Bestätigung der Exekutionsverfügung<br />

des Landgerichtes Vaduz. 47 Der Oberste Gerichtshof<br />

wies den Rekurs aber im wesentlichen ab. 48 So<br />

blieb es dann beim Kompromiss des Appellationsgerichtes.<br />

Die sehr solid gebaute Mauer steht noch<br />

heute oberhalb des Meierhofes. 49<br />

88<br />

Die Geschwister Nigg in Afrika<br />

MISSIONEN IN AFRIKA<br />

DER WETTLAUF UM DIE AFRIKANISCHEN<br />

KOLONIEN<br />

Die fortschreitende Industrialisierung führte in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Staaten<br />

West- und Mitteleuropas, den USA und Japan sehr<br />

rasch zu einer Überproduktion. Die wirtschaftliche<br />

Konkurrenz zwischen den Industriestaaten wurde<br />

durch Schutzzölle untermauert. Dies führte zum<br />

Zwang, sich neue Absatzmärkte und günstige Rohstoffvorkommen<br />

zu sichern. Ab 1880 nahmen vor<br />

allem europäische Staaten durch Verträge und<br />

militärische Unternehmungen den afrikanischen<br />

Erdteil und weite Gebiete Asiens in Besitz'. Der<br />

Wettlauf nach Kolonien war die Fortsetzung der<br />

nationalen Machtpolitik, nun aber auf weltpolitischer<br />

Bühne. Die afrikanischen und überseeischen<br />

Besitzungen dienten den europäischen Nationalstaaten<br />

sowohl zur Steigerung ihres Ansehens in<br />

der Welt als auch zum Abfangen der inneren sozialen<br />

Spannungen, die durch die Unzufriedenheit der<br />

Arbeiterschaft im Laufe der Industrialisierung entstanden<br />

waren. 50<br />

Die Eingeborenen in den Kolonien waren sehr<br />

billige Arbeitskräfte. Oftmals wurden sie enteignet<br />

und zur Zwangsarbeit herangezogen. Die Legitimation<br />

solchen Tuns rechtfertigte man mit dem Bewusstsein,<br />

einer höheren, <strong>aus</strong>erwählten Rasse anzugehören.<br />

Die letzten Auswirkungen dieses Irrglaubens<br />

waren in Südafrika bis vor kurzem noch<br />

schmerzlich spürbar. 51<br />

Die Kolonialherren glaubten, sie müssten den<br />

weniger entwickelten Völkern die Segnungen einer<br />

höheren Zivilisation bringen. 52 Gleichzeitig mit der<br />

wirtschaftlichen Erschliessung des afrikanischen<br />

Kontinents wuchs das kulturelle Sendungsbewusstsein.<br />

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte<br />

auch das vermehrte Bestreben der Kirchen ein,<br />

den Nichtchristen in der ganzen Welt das Evangelium<br />

zu verkünden. Mission war von Anfang an der<br />

Auftrag Christi und galt durch alle Jahrhunderte.


Römische Soldaten und Händler, die irischen Wandermönche,<br />

ferner Franz Xaver, nach der Entdeckung<br />

neuer Seewege, verkündeten die frohe<br />

Botschaft. Die neue Epoche des christlichen Sendebewusstseins<br />

löste im letzten Jahrhundert eine<br />

wahre Missionierungswelle <strong>aus</strong>. Die neuen Kolonien<br />

boten dazu ein sehr geeignetes Betätigungsfeld.<br />

Leider geriet die Missionierung zu oft in die<br />

Abhängigkeit der Politik.<br />

FRANZ WENDELIN PFANNER, UND DAS<br />

TRAPPISTENKLOSTER MARIASTERN IN BOSNIEN<br />

Die Trappisten und insbesondere der Bregenzerwälder<br />

Trappistenpater Franz Wendelin Pfanner<br />

wurden zum prägenden Faktor im weiteren Leben<br />

der vier <strong>aus</strong> dem Gefängnis entlassenen Geschwister<br />

Nigg.<br />

Die Trappisten sind ein Reformzweig des Zisterzienserordens.<br />

Als im 17. Jahrhundert die alte Klosterzucht<br />

immer mehr zurückging, fügte der Abt<br />

des Klosters La Trappe der Benediktinerregel<br />

strengere Vorschriften für das Gebets- und Bussleben<br />

hinzu. Diese Reformklöster verbreiteten sich<br />

rasch und überlebten die Revolutionsjahre. Die<br />

Trappisten sind Vegetarier. Sie essen kein Fleisch,<br />

keine Butter, keinen Fisch. Sie wohnen und schla-<br />

46) Aufgrund einer Verpflichtung als Mitglied im Deutschen Bund<br />

wurde im Jahre 1817 in Liechtenstein eine dritte Gerichtsinstanz<br />

eingeführt. Die Funktion dieses Obersten Gerichtshofes wurde dem<br />

Oberlandesgericht für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck übertragen.<br />

Vgl. dazu Alois Ospelt in: Liechtensteinische Politische Schriften,<br />

Band 8, S. 239 f.<br />

47) LLA RE 1882/214. Schreiben des Landgerichts an die Regierung<br />

vom 10. Februar 1882.<br />

48) LLA GAT Bund 8/12/20. Schreiben des Landgerichts an Advokat<br />

Bikl vom 23. August 1882.<br />

49) Frau Elisabeth Beck-Kindle bestätigte mir, dass es sich hier um<br />

die von den Gebrüdern Nigg erstellte Mauer handle.<br />

50) Schmid: Fragen an die Geschichte, S. 304 ff.<br />

51) In Südafrika wurde die Apartheid erst vor wenigen Jahren<br />

abgeschafft.<br />

52) Schmid: Fragen an die Geschichte, S. 304 ff.; Boesch, Weltgeschichte,<br />

S. 137 ff.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Abt Franz Wendelin Pfanner,<br />

Gründer von Mariastern<br />

(1869), gewann die<br />

Nigg-Brüder für sein neues<br />

Projekt in Afrika<br />

Historische Landkarte von<br />

Afrika <strong>aus</strong> der Zeit um die<br />

Jahrhundertwende (1900)<br />

89


fen alle im gleichen Raum. Mehrmals am Tag und<br />

auch während der Nacht begeben sich die Mönche<br />

für das Stundengebet in die Kirche. Ausser wenigen<br />

festgelegten Stunden in der Woche dürfen die<br />

Trappisten nicht sprechen. Handzeichen ermöglichen<br />

dennoch ein Zusammenarbeiten. 53<br />

Franz Wendelin Pfanner, der zuerst als kränklicher<br />

Dorfpfarrer in Haselstauden bei Dornbirn<br />

wirkte, trat im Jahre 1863 in das Trappistenkloster<br />

Mariawald 54 ein. Das einfache Leben stärkte seine<br />

Gesundheit, und er wandelte sich bald zum Draufgänger<br />

und Abenteurer. In kurzer Zeit stieg Pfanner<br />

zum Prior von Mariawald auf. Seinem Tatendrang<br />

war dadurch noch keinesfalls Genüge getan.<br />

Unterstützt durch die österreichische Regierung<br />

begann er, in Bosnien 55 ein Trappistenkloster aufzubauen.<br />

Obwohl die Gründung des neuen Klosters<br />

Mariastern 56 im durchwegs von Moslems bewohnten<br />

Gebiet um Banja Luka nicht problemlos vonstatten<br />

ging, setzte sich Prior Franz schliesslich<br />

durch. Für ihre grossen Ziele brauchte die anfangs<br />

kleine Trappistengemeinde von Mariastern aber<br />

Nachwuchs und Geld. Schnell erkannte Pfanner die<br />

grosse Wirksamkeit von Werbeschriften. Kurzentschlossen<br />

kaufte er eine Druckmaschine und begann,<br />

unterstützt von seinen Mönchen, mit dem<br />

Drucken von religiösen Schriften.<br />

Bruder Zacharias, ein Weggefährte der ersten<br />

Stunde, schuf für den gesamten deutschen Sprachraum<br />

ein effizientes Verteilungsnetz. 57 Die Anstrengungen<br />

Pfanners hatten sich gelohnt. Die Mönchsgemeinschaft<br />

wuchs, und regelmässige Geldspenden<br />

gestatteten einen kontinuierlichen Ausbau des<br />

Trappistenklosters in Mariastern. 58<br />

DAS TRAPPISTENKLOSTER MARIANNHILL<br />

Im September 1879 fand in Frankreich das Generalkapitel<br />

der Trappisten statt. Unter den sieben<br />

Äbten und zwei Prioren war auch Franz Pfanner,<br />

der Gründer von Mariastern in Bosnien.<br />

Ein Bischof <strong>aus</strong> Afrika hatte sich in Septfons angemeldet.<br />

Es handelte sich um Dr. James Ricards<br />

<strong>aus</strong> Grahamstown. Er bat die Führungsgilde der<br />

Trappisten um Missionare für Südafrika. Vier Jahre<br />

zuvor war er bei den Jesuiten mit demselben<br />

Ansuchen erfolgreich gewesen. Die Trappisten galten<br />

als <strong>aus</strong>gezeichnete Landwirte und Handwerker,<br />

und solche Fachleute fehlten dem Bischof in seiner<br />

Diözese. Ein Abt nach dem anderen aber lehnte ab,<br />

was Ricards sehr enttäuschte. Als Franz Pfanner<br />

den Missionsbischof so niedergeschlagen sah,<br />

stand er plötzlich auf und sagte über den Tisch hinweg:<br />

«Wenn niemand geht, dann gehe ich!» 59<br />

Wenige Monate später fuhr Franz Pfanner, begleitet<br />

von zwei Dutzend Mönchen, nach Afrika. 60<br />

Für die Trappisten war ein grosses Stück Land gekauft<br />

worden, das vom <strong>aus</strong> Irland stammenden<br />

Bischof 61 nach der alten irischen Abtei Dunbrody<br />

benannt wurde. Wo wilde Kakteen und Dornengestrüpp<br />

wucherten, entstanden bald Felder und<br />

Gärten. Doch Viehseuchen und Dürreperioden<br />

machten den Trappisten das Leben schwer. Zudem<br />

konnte Bischof Ricards nicht alle finanziellen Versprechen<br />

einhalten. Da es zu keiner einvernehmlichen<br />

Regelung mit dem Bischof kam, suchte<br />

Franz Pfanner auf eigene F<strong>aus</strong>t ein besser geeignetes<br />

Gelände für seine Klostergründung. Unweit<br />

der Hafenstadt Durban erwarb er einige Farmen<br />

und nahm sie an Weihnachten 1882 in Besitz. 62<br />

Das neue Trappistenkloster erhielt den Namen Mariannhill.<br />

Kurz nach der Gründung von Mariannhill reiste<br />

Franz Pfanner zurück nach Europa, um in seinem<br />

alten Kloster Mariastern als Prior abzudanken. Es<br />

wurde ihm zugestanden, zehn Brüder <strong>aus</strong>zuwählen,<br />

63 die ihn nach Afrika begleiten durften.<br />

Das verwaiste Dunbrody wurde von den Jesuiten<br />

übernommen. Später haben Theodor und Maria<br />

Nigg für einige Jahre dort gelebt.


THEODOR NIGG, DER JESUIT<br />

EINTRITT UND NOVIZIAT<br />

Theodor Nigg fühlte sich schon früh zum Ordensleben<br />

berufen. Sein Wunsch, Jesuit zu werden, erfüllte<br />

sich im Jahre 1869, als er im Alter von 21<br />

Jahren in Gorheim bei Sigmaringen das Noviziat<br />

beginnen konnte. Der untersetzte, aber sehr geschickte<br />

Jesuitenbruder wurde bereits im zweiten<br />

Jahr seiner Bewährungszeit nach Aachen versetzt,<br />

wo man ihm verschiedene Ämter übertrug. 64 Er<br />

genoss, wie bei den Jesuiten üblich, eine fundierte<br />

religiöse Ausbildung. Seine späteren schriftlichen<br />

Berichte und Briefe 65 beweisen, dass auch die weltliche<br />

Weiterbildung des Triesners gefördert wurde.<br />

VERTREIBUNG AUS DEUTSCHLAND<br />

Bismarck hatte im Zuge seiner Kirchenpolitik den<br />

Jesuiten Aufenthalt und Niederlassung in Deutschland<br />

verboten. Theodor Nigg und seine Mitbrüder<br />

wurden im Jahre 1872 <strong>aus</strong> Aachen vertrieben. Sie<br />

Hessen sich im nahen Holland nieder. In Blyenbeck<br />

arbeitete Theodor noch während sieben Jahren,<br />

ehe er erneut seinen Wirkungskreis verlegte.<br />

Im Jahre 1875 reiste Bischof Ricards, der Apostolische<br />

Vikar des östlichen Kaplandes, nach Rom.<br />

Dort bat er den Generalsuperior der Jesuiten, geeignete<br />

Patres als Lehrer nach Afrika zu entsenden.<br />

Ricards hatte die Absicht, in Grahamstown ein<br />

Gymnasium für weisse Siedlerkinder zu bauen. Zudem<br />

machte der Bischof mit Nachdruck auf das<br />

Hinterland aufmerksam, wo sich ein riesiges Arbeitsfeld<br />

zur Rettung unzähliger Seelen auftun<br />

könnte. In beiden Fällen fanden die Bitten des Bischofs<br />

Gehör.<br />

Zwei Jahre später wurde von den Jesuiten die<br />

Mission am Oberen Sambesi beschlossen und die<br />

Mannschaft bestimmt. Unter den vier <strong>aus</strong>ersehenen<br />

Brüdern befand sich auch Theodor Nigg. 66<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

53) Balling: Der Trommler Gottes, S. 48.<br />

54) Das Trappistenkloster Mariawald liegt bei Heimbach in der<br />

weiteren Umgebung von Köln.<br />

55) Bosnien stand damals unter der Verwaltung Österreichs.<br />

56) Mariastern wurde im Jahre 1869 gegründet.<br />

57) Balling: Der Trommler Gottes, S. 91 ff.<br />

58) Ebenda.<br />

59) Ebenda, S. 108.<br />

60) Ebenda, S. 115 ff.<br />

61) Dr. James Ricards, 1828 als Sohn eines Arztes in Wexford<br />

(Irland) geboren.<br />

62) Balling: Der Trommler Gottes, S. 112 ff.<br />

63) Ebenda.<br />

64) SJ Schweizer Provinz, Zürich, Kartothek.<br />

65) Vgl. Anhang, S. 110.<br />

66) Seubert, Manuskript, S. 10 ff.<br />

Bruder Theodor Nigg,<br />

flankiert von Einheimischen<br />

in Südafrika<br />

91<br />

g


KOCH UND FUHRMANN<br />

Anfangs Januar 1879 verliess Bruder Theodor Nigg<br />

mit neun weiteren Jesuiten Europa. In der englischen<br />

Hafenstadt Southampton bestiegen die Missionare<br />

das Schiff. Nach vier Wochen Fahrt auf<br />

dem stürmischen Atlantik erreichten sie Südafrika.<br />

In Grahamstown, dem Ausgangspunkt der Missionsexpedition,<br />

betrieben die Missionare mit allem<br />

Eifer ihre Ausrüstung für die lange Reise an<br />

den oberen Sambesi. Drei grosse Zeltwagen und<br />

ein Gepäckwagen standen bald fix und fertig für die<br />

Abreise bereit. Am Osterdienstag feierten die scheidenden<br />

Missionare in der sehr bescheidenen Kathedrale<br />

des Bischofs Ricards den Abschiedsgottesdienst.<br />

Die Reise auf dem Ochsenwagen war äusserst<br />

anstrengend. Einige der angeheuerten Afrikaner<br />

hatten sehr bald genug von den Strapazen und<br />

machten sich <strong>aus</strong> dem Staub. Nun wurde der als<br />

Koch amtende kleine Bruder Theodor zusätzlich<br />

noch Wagenführer. Bei Tag und Nacht ging es über<br />

Stock und Stein. Ans Schlafen war kaum zu denken.<br />

Die vielen Mühen der beschwerlichen Reise<br />

durch völlig unbekanntes und unerschlossenes<br />

Land liess die Stimmung der Mannschaft manchmal<br />

fast auf den Nullpunkt sinken. 67 Da war es der<br />

nur ein Meter fünfzig grosse Theodor, der seine<br />

Mitbrüder immer wieder aufzumuntern verstand.<br />

In den Wagen war es eng und daher sehr unbequem.<br />

Darauf machte der Triesner ein Gedicht:<br />

«Hier in diesem Loch<br />

liegt der Bruder Koch;<br />

war er nicht so klein,<br />

käm er nicht hinein.» 68<br />

Alle erfreuten sich an der fröhlichen Art des Liechtensteiners.<br />

Als der Wagen wieder einmal kräftig<br />

durchgeschüttelt wurde, meinte Theodor zu seinem<br />

Vorgesetzten: «Pater, wenn wir Milch wären,<br />

wir würden bald Butter.» 69<br />

Bruder Theodor hatte wirklich einen unverwüstlichen<br />

Humor. Als ein Ochse beim Anschirren den<br />

Kopf nicht unters Joch schob, wurde Theodor nicht<br />

92<br />

etwa ungeduldig. Vielmehr tröstete er den Ochsen<br />

mit folgenden Worten: «Nur Geduld Junge, das<br />

kommt alles mit der Zeit, das wirst du schon lernen!<br />

Bis jetzt ist noch kein Gelehrter vom Himmel<br />

gefallen, viel weniger ein Ochs wie du.» 70<br />

Theodor liebte die Musik. Er hatte seine kleine<br />

Ziehharmonika nach Afrika mitgenommen. Immer<br />

wieder musizierte er, um seine Mitbrüder und die<br />

schwarzen Gehilfen zu unterhalten und aufzumuntern.<br />

Aufenthalte in der Nähe von Dörfern und<br />

Städten brachten die Gefahr, dass die Schwarzen<br />

zu viel tranken und dadurch in Schlägereien verwickelt<br />

wurden. Wenn aber der Triesner mit seinem<br />

Musikinstrument aufspielte, blieben die Treiber<br />

beim Lagerfeuer: «Es dauerte nicht lange, da<br />

bekamen die Schwarzen Leben in die Beine. Sie<br />

tanzten mit einem für Europäer bewundernswerten<br />

Bewegungstalent.» 71 Theodor lobte während<br />

der P<strong>aus</strong>en immer wieder die Tanzkünste seiner<br />

Arbeiter.<br />

Sieben Monate war die Missionsexpedition<br />

durch das damals wilde und unwegsame Afrika unterwegs,<br />

ehe sie im November 1879 ihr vorläufiges<br />

Ziel Gubuluwayo, die Residenz des mächtigen und<br />

gefürchteten Matabelekönigs Lo Bengula, erreichten.<br />

Von seinem Wohlwollen hing es ab, ob die Jesuiten<br />

mit der Missionierung und dem Bau von<br />

Schulen beginnen durften. Auch Lo Bengula hatte<br />

grosse Freude am Ziehharmonikaspiel von Bruder<br />

Theodor. Doch es verging noch einige Zeit, bis der<br />

König die Arbeit der Missionare zuliess.<br />

Die schicksalsträchtige Ziehharmonika des<br />

Liechtensteiners wird heute noch im Museum der<br />

Jesuiten in Harare, der Hauptstadt von Zimbabwe,<br />

gezeigt. 72<br />

Bruder Theodor verstand sich auf fast alle notwendigen<br />

Handwerke. Er wusste auch mit den Einheimischen<br />

umzugehen. Am 29. Dezember 1879<br />

schrieb Theodor einen Brief nach Europa, der ein<br />

wenig über das Wesen dieses <strong>aus</strong>serordentlichen<br />

Triesners <strong>aus</strong>sagt und im Anhang dieser Arbeit in<br />

vollem Wortlaut wiedergegeben wird. 73<br />

Die Jesuitenniederlassungen am oberen Sambesi<br />

benötigten immer wieder Nachschub, den man<br />

von Grahamstown herbeischaffte. Mehrmals absol­


vierte Bruder Theodor mit Ochsenwagen die 2000<br />

Kilometer lange Strecke. Eine Tour hin und zurück<br />

erforderte den besten Teil eines Jahres.<br />

Der kleine Jesuitenbruder erlebte viele Abenteuer<br />

auf seinen langen Reisen. Gefährliche Begegnungen<br />

mit Löwen soll er heldenhaft gemeistert<br />

haben und einmal mit seinem Gewehr auf einem<br />

Flussabschnitt des Sambesi die Krokodile zur Freude<br />

der Eingeborenen stark dezimiert haben. 74<br />

Die Missionierung in Afrika forderte von den Jesuiten<br />

einen hohen Blutzoll. In den ersten Jahren<br />

starben rund 60 Mann durch das mörderische Klima.<br />

75 Am 15. September 1880 kam <strong>aus</strong> Movemba<br />

am Sambesi die Nachricht, ein Pater und ein Bruder<br />

seien schwer erkrankt. Gleich am nächsten Tag<br />

machte sich Bruder Nigg zusammen mit zehn Einheimischen<br />

auf den Weg, um seinen Mitbrüdern<br />

beizustehen.<br />

Als er in Movemba eintraf, fand er Bruder Vevenne<br />

in tiefer Bewusstlosigkeit in einer Hütte liegen.<br />

Pater Terörde ruhte schon seit drei Tagen im<br />

Grab. Theodor betete einige Augenblicke am Grabhügel<br />

seines früheren Reisegefährten, dann packte<br />

er die wenigen wertvollen Gegenstände zusammen,<br />

wickelte den kranken Bruder in eine Wolldecke und<br />

trat mit ihm den Rückweg an. Um das Unglück voll<br />

zu machen, erlitt Bruder Theodor dabei einen<br />

schweren Sonnenstich, der ihn halbseitig lähmte.<br />

Die hilfsbereiten schwarzen Träger brachten die<br />

zwei Kranken zu ihren Mitbrüdern zurück.<br />

Von den Folgen dieses Sonnenstiches hat sich<br />

Bruder Theodor nie mehr ganz erholt. Seine Energie<br />

und sein Frohsinn wurden aber nicht gebrochen.<br />

Für einige Zeit blieb er noch am oberen Sambesi,<br />

wo man seine Fähigkeiten sehr zu schätzen<br />

wusste. 76<br />

Nach fünf Jahren am oberen Sambesi zog Bruder<br />

Theodor 1884 zurück nach Grahamstown. Von<br />

dort <strong>aus</strong> sandten ihn seine Vorgesetzten im April<br />

desselben Jahres nach Dunbrody, das in der Nähe<br />

von Port Elizabeth liegt. Schnell hatte Theodor<br />

Sintebele, die einheimische Sprache, gelernt. Die<br />

schwarze Bevölkerung verehrte den kleinen, sympathischen<br />

Bruder, der ihnen gut gesinnt war und<br />

immer mit Rat und Tat zur Seite stand. 77<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

67) Ebenda.<br />

68) Spillmann, Vom Cap zum Sambesi, S. 183 ff.<br />

69) Ebenda.<br />

70) Ebenda.<br />

71) Ebenda.<br />

72) Seubert, Manuskript, S. 12.<br />

73) Vgl. Anhang, S. 110.<br />

74) Nivard Streicher, der Klosterarchitekt, hat den Jesuiten Theodor<br />

Nigg in Dunbrody persönlich kennengelernt. Er wusste deshalb viel<br />

über den fünften Nigg zu berichten. - «Familia», Vol. IV, August<br />

1914, Nr. 8.<br />

75) «Katholische Missionen», Jahrgang 1899.<br />

76) Zambesi Mission Record Vol. II, Januar 1902, S. 20 f.<br />

77) Ebenda.<br />

Ochsengespanne und -fuhrwerke<br />

in Südafrika<br />

93


In dieser trockenen, sonnigen Gegend mussten<br />

Rebstöcke doch gedeihen, meinte der fleissige<br />

Triesner. Mit Hilfe der schwarzen Arbeiter legte er<br />

in der Nähe der Missionsstation einen Weinberg<br />

an. 78<br />

Sicher hat er dabei auch an den Meierhof daheim<br />

gedacht, wo die Familie Nigg vor der H<strong>aus</strong>türe<br />

einen stattlichen «Wingert» besass. In Dunbrody<br />

traf Theodor Nigg auch seine Schwester Maria.<br />

Seinen drei Brüdern, die in Mariannhill lebten,<br />

ist Theodor in Afrika aber nie begegnet.<br />

Anfang der neunziger Jahre wurde Bruder<br />

Theodor auf die Missionsstation Keiland versetzt.<br />

Hier konnte er sich einen langersehnten Wunsch<br />

erfüllen. Theodor begann, eine kleine Kapelle zu<br />

errichten. Als er nach Afrika <strong>aus</strong>gereist war, hatte<br />

ihm jemand eine Madonnenstatue geschenkt, die<br />

er immer mit sich führte. In der Kapelle sollte die<br />

Mutter Gottes nun einen Ehrenplatz erhalten. Der<br />

rührige Jesuitenbruder konnte jedoch sein Vorhaben<br />

nicht mehr vollenden.<br />

Obwohl erst 54-jährig, war der Liechtensteiner<br />

durch seine rastlose Tätigkeit verbraucht. Zu allem<br />

Überfluss kam noch Malaria dazu. Augenzeugen<br />

berichteten, dass er sich in allen Schmerzen treu<br />

blieb, er liess sich nicht anmerken, wie er zu leiden<br />

hatte, und war bis zuletzt zu Scherzen aufgelegt.<br />

Am 6. August 1891 starb Theodor Nigg. «Jesus dir<br />

leb ich, Jesus dir sterb ich», sollen seine letzten<br />

Worte gewesen sein. 79<br />

94<br />

AUFBRUCH INS NEUE LEBEN<br />

EINE ZWISCHENSTATION IN MARIASTERN<br />

In seinen originellen Werbeaufrufen wandte sich<br />

Pfanner mit folgenden Worten an gestrauchelte<br />

und Strafentlassene Männer: «Ergraute Sünder und<br />

junge Bösewichte» wolle man nicht abweisen, vor<strong>aus</strong>gesetzt,<br />

dass sie «Busse tun». 80<br />

Auch im H<strong>aus</strong>e der Familie Nigg lagen vermutlich<br />

die Schriften von Franz Pfanner auf. 81 Die Lektüre<br />

dieser Hefte weckte wohl in den drei Brüdern<br />

den Wunsch, ins Kloster einzutreten. Zudem ermöglichte<br />

ihnen dieser Schritt einen gemeinsamen<br />

Neuanfang, denn ein Verbleib in Triesen schien für<br />

die rebellischen Meierhof-Geschwister untragbar<br />

geworden zu sein.<br />

Ende Februar 1883 wurde Florian Nigg als letzter<br />

<strong>aus</strong> dem Kerker entlassen. 82 Bald darauf verliessen<br />

die Brüder Franz, Johann und Florian ihre<br />

Heimat in Richtung Bosnien. Maria blieb vorerst<br />

auf dem Meierhof. Sie sollte aber bald wieder mit<br />

den Brüdern zusammenkommen.<br />

Im «Liechtensteiner Volksblatt» vom Freitag, den<br />

4. Mai 1883, wird auf der ersten Seite über die<br />

Auswanderung der Nigg-Brüder wie folgt berichtet:<br />

Vaduz, 2. Mai. Die bekannten Geschwister Nigg<br />

vom Meyerhof bei Vaduz sind letzten Montag in<br />

aller Stille abgereist; wohin noch unbekannt - ob<br />

nach Amerika oder Afrika - Man meint nur ins<br />

Hinterland.<br />

Anfang Mai 1883 klopften die Brüder Nigg an<br />

die Pforte der Trappisten in Mariastern und baten<br />

um Aufnahme. Diese wurde ihnen gewährt, und<br />

alle drei begannen mit der Vorbereitung auf das<br />

Klosterleben. Franz erhielt den Namen Gregor, Johann<br />

wurde zu Bruder Germanus und Florian<br />

nahm den Namen Bruder Cornelius an. Nicht nur<br />

die Namen wurden gewechselt, die Brüder Nigg begannen<br />

gleichsam ein neues Leben mit einer neuen<br />

Identität.


AUSERWÄHLT FÜR AFRIKA<br />

Die drei Triesner hatten eben ihr Noviziat begonnen,<br />

als Prior Franz Pfanner im Mai 1883 von seiner<br />

ersten Afrikareise zurückkam. Dieser hatte in<br />

Südafrika den Grundstein für sein neues Kloster<br />

Mariannhill gelegt. Nun beabsichtigte er, tüchtige<br />

Männer und Frauen für sein neues Projekt in Afrika<br />

zu gewinnen. 83<br />

Bei der Musterung der Mönche, die für die Pionierarbeit<br />

in Frage kamen, stachen Prior Franz die<br />

drei Liechtensteiner besonders ins Auge. Die Brüder<br />

Nigg hatten beim Klostereintritt den Grund<br />

ihrer späten Berufung dargelegt. Es war deshalb<br />

bekannt, dass sie gute «Steinmaurer» waren.<br />

Handwerker schätzte man im «wilden Afrika» besonders,<br />

wie dies Abt Franz immer wieder bemerkte.<br />

Die drei «Meierhöfler» wurden <strong>aus</strong>gewählt<br />

und durften mit nach Afrika. 84<br />

Bald darauf sprachen die Brüder Nigg beim<br />

Prior mit der Bitte vor, auch ihre Schwester Maria<br />

Nigg nach Afrika mitzunehmen. Diese war einverstanden<br />

85 , da ja auch der Bruder Theodor seit einigen<br />

Jahren in Afrika wirkte. 86 Da Franz Pfanner<br />

auch die Kreuzschwestern von Menzingen für seine<br />

Missionspläne hatte gewinnen können, wandte<br />

sich dieser in der Folge mit beherzten Worten an<br />

die Menzinger Generaloberin: «Ich weiss Ihnen<br />

eine prächtige Arbeitsschwester, aber sie ist schon<br />

40 Jahre alt. Doch machen Sie eine Ausnahme. In<br />

Afrika kann man Ausnahmen dieser Art machen.<br />

Sie kann melken, Garten-Feldarbeiten, <strong>aus</strong>gezeichnet,<br />

stark, charakterfest. ... Eine gute Bauerstochter<br />

richtet mehr <strong>aus</strong> als 4 Lehrerinnen, die das<br />

Arbeiten nicht gelernt haben.»* 7<br />

Die Fürsprache half. Am 8. Juni des Jahres 1883<br />

bestiegen unter der Führung von Franz Pfanner die<br />

drei Liechtensteiner Trappisten Gregor, Germanus<br />

und Cornelius sowie die Postulantin 88 Maria Nigg<br />

das Schiff in Southampton.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

78) Ebenda.<br />

79) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8. - Seubert, Manuskript,<br />

S. 15 f.<br />

80) Balling: Gott liebt die Fröhlichen, S. 26 f.<br />

81) Die ersten Heftchen trugen den kuriosen Titel «Sind Sie Kaminfeger?».Später<br />

wurden sie in «Vergissmeinnicht» umbenannt. -<br />

Balling: Der Trommler Gottes, S. 91 ff.<br />

82) LLA S 1882/69.<br />

83) Seubert: Manuskript, S. 2.<br />

84) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />

85) Kaplan J. 0. Hunold <strong>aus</strong> Balzers war Marias Agent. -<br />

Vgl. Anhang, S. 111.<br />

86) Der Jesuit Theodor Nigg lebte seit 1879 in Afrika. Er blieb mit<br />

seiner Familie in Triesen brieflich verbunden. - Vgl. Anhang, S. 110.<br />

87) Archiv des Instituts in Menzingen, VI. 2.1.10, vgl. Anhang,<br />

S. 111.<br />

88) Eine Postulantin ist eine Anwärterin für den Klostereintritt.<br />

Das Trappistenkloster Mariastern<br />

in Bosnien, 1869<br />

von Prior Franz Wendelin<br />

Pfanner gegründet<br />

95


LEBEN, ARBEIT UND TOD IN AFRIKA<br />

MARIA NIGG<br />

Maria wollte nach all den Streitigkeiten nicht mehr<br />

in Triesen bleiben und trug sich wie ihre Brüder<br />

mit dem Gedanken, in ein Kloster einzutreten. Wie<br />

gerufen kam ihr daher der Vorschlag <strong>aus</strong> dem fernen<br />

Bosnien, auch nach Afrika <strong>aus</strong>zuwandern.<br />

Maria Nigg war sofort einverstanden. Wie bereits<br />

erwähnt, ermöglichte Franz Pfanner der Triesnerin,<br />

sich den Kreuzschwestern von Menzingen anzuschliessen.<br />

-<br />

Im Juni des Jahres 1883 bestieg Maria zusammen<br />

mit ihren drei Brüdern Franz, Johann und<br />

Florian in Southampton die «Arab», ein englisches<br />

Dampfschiff. In einem Brief an die Generaloberin<br />

der Menzinger Schwestern steht über Maria Nigg:<br />

«Indessen geht es doch recht gemütlich zu, da alle<br />

so ziemlich ihren guten Humor behalten haben, die<br />

köstlichste Person ist unsere Jungfer Nigg, welch<br />

komische Einfälle sie hat! Heute ist sie gut zweg,<br />

gestern hatte sie Heimweh. ... Die Brüder der<br />

Jungfer Nigg sind auch an Bord, sie hat grosse<br />

Freude sie zu treffen,» 89<br />

j In Afrika trennte sich die Postulantin Maria Nigg<br />

yon ihren drei Brüdern und reiste mit den Menzinger<br />

Schwestern in die Transkei. Am 24. August<br />

1883 kamen die Frauen in Umtata an. Dort trat die<br />

Liechtensteinerin in das Noviziat der Menzinger<br />

Kreuzschwestern ein. Bald darauf wurde Maria auf<br />

die zwei Stunden von der Stadt entfernte Konventfarm<br />

90 versetzt. Die Vorbereitungszeit gefiel Maria<br />

Nigg nicht; jedenfalls legte sie keine Profess ab.<br />

Möglich ist auch, dass die Vorbehalte gegen die<br />

bereits 40-jährige Triesnerin, trotz Franz Pfanners<br />

Intervention bei der Generaloberin, nicht ganz beseitigt<br />

wurden.<br />

Maria kannte den Aufenthaltsort ihres Bruders<br />

Theodor Nigg. Sie nahm mit ihm Kontakt auf und<br />

reiste im Jahr 1885 nach Dunbrody, wo sie dank<br />

seiner Unterstützung ein neues Wirkungsfeld als<br />

Missionshelferin fand. Zusammen mit Anna<br />

Schultz, einer deutschen Lehrerin, gründete Maria<br />

Nigg im Auftrage der Jesuiten eine Schule, 91 in der<br />

die Kinder sowohl wohnten wie auch verköstigt<br />

wurden. Maria amtete als Handarbeitslehrerin und<br />

war zudem um den grossen H<strong>aus</strong>halt besorgt. Die<br />

beiden Frauen nahmen grosse Entbehrungen in<br />

Kauf. Anfangs diente eine einfache Strohhütte als<br />

Schule und Internat.<br />

Mit Durchhaltewillen überwanden sie alle<br />

Schwierigkeiten, und die Hoffnung auf eine Besserung<br />

der Verhältnisse gab den zwei Pionierinnen<br />

immer wieder Kraft und Mut. Nach zwei Jahren<br />

verbesserte sich dann die prekäre räumliche Situation.<br />

Dank Spenden <strong>aus</strong> Europa konnten ein grosses<br />

Klassenzimmer sowie ein neuer Schlafsaal <strong>aus</strong><br />

Ziegeln gebaut werden. Die Schule genoss bald<br />

einen sehr guten Ruf. Inspektionen von Regierungsbeamten<br />

bestätigten dies, und kurze Zeit später<br />

erhielt die Mädchenschule eine staatliche Unterstützung.<br />

Die Schülerzahlen stiegen nun stetig,<br />

wobei die Schule und das Internat im Laufe der<br />

Jahre immer wieder vergrössert wurden. 92<br />

Maria Nigg hatte in den zehn Jahren von Dunbrody<br />

einiges erreicht. Trotzdem gab sie den Gedanken<br />

an ein Leben im Kloster nie auf. Theodor<br />

Nigg war nun bereits seit vier Jahren tot. Sicher<br />

sehnte sich Maria auch in die Nähe ihres noch lebenden<br />

Bruders Florian, als sie 1895 in Mariannhill<br />

bei den dortigen Schwestern um Aufnahme bat.<br />

Trotz ihrer 52 Jahre wurde sie angenommen und<br />

erhielt den Klosternamen Polycarpa. Der Triesnerin<br />

gefiel es bei den Missionsschwestern vom Kostbaren<br />

Blut CPS. 93 Sie bewährte sich in der Probezeit,<br />

und diesmal stand der Profess nichts mehr im<br />

Wege. 94<br />

Schwester Polycarpa Nigg war vielseitig einsetzbar<br />

und bekleidete verschiedene Aufgaben. Am<br />

14. April 1907, im Alter von 64 Jahren, legte die<br />

Triesnerin ihre ewige Profess ab.<br />

Die Geschehnisse auf dem Meierhof, die Auswanderung<br />

und die 25 Jahre in Afrika hatten Maria<br />

Nigg nachhaltig geprägt. Als sie am 24. September<br />

1908 starb, wurde Schwester Polycarpa wie<br />

folgt charakterisiert: «Schwester Polycarpa gab<br />

den Schwestern durch ihre unermüdliche Arbeitsfreudigkeit,<br />

durch ihren Gehorsam und ihre ganz


<strong>aus</strong>serordentliche Liebe zur Armut ein herrliches<br />

Beispiel. Dabei war sie resolut wie ein Mann, sie<br />

kannte keine Furcht,» 95<br />

PIONIERE IN AFRIKA<br />

In Afrika angekommen, gab es Arbeit in Hülle und<br />

Fülle für die drei Triesner Trappisten, die nun Gregor,<br />

Germanus und Cornelius hiessen. Zuerst galt<br />

es, ein Kloster - einer alten Trappistentradition<br />

entsprechend in massiver Steinbauweise - und die<br />

notwendigen Wirtschaftsgebäude zu errichten. Obwohl<br />

alle drei Nigg-Brüder von eher kleiner Statur<br />

waren, arbeiteten sie bei der Bautruppe.<br />

Die Triesner galten als exakte und sehr zuverlässige<br />

Steinmaurer. Was zuh<strong>aus</strong>e grosse Schwierigkeiten<br />

nach sich gezogen hatte, wurde den «Meierhöflern»<br />

in Mariannhill zur Lebensaufgabe. Für<br />

den Architekten Nivard Streicher 96 waren die drei<br />

Brüder mit ihrem unerschütterlichen Gleichmut<br />

und ihrer Arbeitsfreudigkeit unabdingbare Stützen<br />

bei der Verwirklichung seiner grossen Pläne. 97<br />

Der Kirchenbau in Mariannhill brachte infolge<br />

des schlechten Untergrundes grosse Schwierigkeiten<br />

mit sich. Gewissenhaft arbeiteten die drei Brüder<br />

Nigg viele hundert Fuhren von Steinen in das<br />

Fundament hinein. 98 Noch heute weist die Kirche<br />

keine Risse auf und zeigt damit, welch gute Steinmaurer<br />

die Liechtensteiner waren.<br />

Kaum war die Mühle, das letzte Mariannhiller-<br />

Gebäude der Gründerjahre, im Gang, zog die Baukarawane<br />

der Liechtensteiner weiter. Sie hatten die<br />

Aufgabe, bei den Neugründungen von Aussenstationen<br />

Kirchen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu<br />

errichten.<br />

Franz Pfanner war fest entschlossen, die Missionsarbeit<br />

der Trappisten über das südliche Afrika<br />

<strong>aus</strong>zudehnen. 99 In den folgenden Jahren überzogen<br />

die Trappisten ganz Natal 100 mit einem Netz<br />

von Missionsstationen. Die rasche Expansion der<br />

89) Archiv des Instituts in Menzingen, Reiseberichte und Briefe<br />

1883. - Vgl. Anhang, S. 112.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

90) Die Kreuzschwestern hatten westlich von Umtata eine grosse<br />

Farm gekauft. Sie eröffneten dort eine Missionsschule und bezogen<br />

<strong>aus</strong> der angegliederten Landwirtschaft die Nahrungsmittel, da in<br />

Umtata alles sehr teuer war.<br />

91) Die Gründung der Mädchenschule erfolgte ebenfalls im Jahre<br />

1885.<br />

92) Zambesi Mission Record, S. 141 f.<br />

93) CPS sind Missionsschwestern vom Kostbaren Blut. Auch sie<br />

ändern - wie die Trappisten - beim Klostereintritt ihren Namen.<br />

94) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />

95) Ebenda.<br />

96) Nivard Streicher war ein guter Freund der Geschwister Nigg.<br />

Der <strong>aus</strong> München stammende Architekt wurde in Südafrika berühmt.<br />

- Vgl. auch hinten, S. 102. - Im Jahre 1909 erhielt Bruder Nivard<br />

Streicher von der englischen Regierung, in Anbetracht seiner wertvollen<br />

Verdienste für Land und Leute, auf Lebenszeit ein Freibillet<br />

für die Natal-Eisenbahn.<br />

97) «Familia», Vol. IV, August 1914, S. X.<br />

98) Seubert, Manuskript, S. 4.<br />

99) Bis zum Todesjahr Franz Pfanners 1907 hatten die Mariannhiller<br />

Mönche 28 Missionsstationen zwischen Kap und Sambesi errichtet.<br />

Später entstanden <strong>aus</strong> einigen dieser Aussenstationen selbständige<br />

Diözesen.<br />

100) Gebiet in Südafrika, das zwischen der Küste des Indischen<br />

Ozeans und den Drakensbergen liegt.<br />

Missionsschwestern vom<br />

Kostbaren Blut CPS in<br />

Mariannhill; Maria Nigg<br />

wurde 1895 in diesen<br />

Orden als Missionsschwester<br />

aufgenommen<br />

97


Die Trappistengemeinschaft<br />

in Mariannhill (Südafrika);<br />

der Orden war im<br />

Frankreich des 17. Jahrhunderts<br />

als Reformzweig<br />

des Zisterzienserordens<br />

entstanden<br />

Mönche im Kreuzgang des<br />

Klosters Mariannhill; die<br />

Trappistenmönche unterliegen<br />

einem strengen<br />

Schweigegebot<br />

98<br />

Bruder Nivard Streicher,<br />

Architekt zahlreicher<br />

Kirchenbauten in Südafrika,<br />

war ein guter Freund<br />

der Nigg-Geschwister<br />

Trappistenmönche bei der<br />

Feldarbeit. «Ora et labora»<br />

(«Bete und arbeite») steht<br />

in grossen Buchstaben<br />

über dem Eingangstor des<br />

Klosters in Mariannhill


Trappisten in Natal blieb auch den weissen Siedlern<br />

nicht verborgen. Sie standen den sonderbaren<br />

Männern in ihren langen Kutten anfangs skeptisch<br />

gegenüber.<br />

Die englische Presse mokierte sich über die einfache<br />

Herkunft der meisten Mönche. Nach Ansicht<br />

einiger Reporter konnten diese den Schwarzen<br />

nicht von Nutzen sein, denn ein <strong>aus</strong>getretener<br />

Trappist hatte einem weissen Farmer fünfzig Pfund<br />

gestohlen.<br />

Schnell erkannten aber die weissen Farmer das<br />

landwirtschaftliche, handwerkliche und technische<br />

Geschick der Trappisten. Viele holten sich Rat bei<br />

den Brüdern oder Hessen ihre Maschinen und Wagen<br />

dort reparieren.<br />

Bald waren auch viele Zeitungen voll des Lobes<br />

über die tüchtigen Mönche <strong>aus</strong> Europa, denn Mariannhill<br />

hat sich auf kulturellem und technischem<br />

Gebiet grosse Verdienste um Südafrika erworben. 101<br />

DIE GELÜBDE<br />

Nach zwei Jahren Noviziatszeit legten die Brüder<br />

Nigg im Mai 1885 ihre Gelübde ab. Die handschriftliche<br />

Eintragung ins Mariannhiller Brüderbuch<br />

lautet folgendermassen:<br />

«Wir Endgefertigten bestätigen, dass wir in die<br />

Hände des ehrwürdigen Vaters Prior Franz Pfanner,<br />

die einfachen Gelübte abgelegt haben.<br />

Mariannhill am Fest Christi Himmelfahrt<br />

den 14. Mai 1885.<br />

Fr. Franz Prior Br. Gregor Nigg +<br />

Br. Germanus Nigg +<br />

Br. Cornelius Nigg» 102<br />

101) Balling: Der Trommler Gottes, S. 157 f.<br />

102) Archiv der Mariannhiller Missionare CMM, Mariannhill, altes<br />

Brüderbuch, S. 18.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Süd-<br />

'Afrika<br />

Die Nigg-Brüder wirkten<br />

als tüchtige Steinmaurer<br />

beim Bau der Klosterkirche<br />

von Mariannhill mit<br />

(Foto zum 50-jährigen<br />

Jubiläum 1932)<br />

Schriftliche Bestätigung,<br />

dass die Nigg-Brüder 1885<br />

das Ordensgelübde der<br />

Trappistenmönche geleistet<br />

haben<br />

99


Bauarbeiten in Mariannhill<br />

(Südafrika)<br />

Arbeiter in Mariannhill<br />

decken einen Regenwasserkanal<br />

mit Steinplatten<br />

ab<br />

100<br />

DER HAUSMAURER<br />

Bruder Gregor, der Senior der Familie, war bereits<br />

45 Jahre alt, als er nach Afrika kam. Trotzdem legte<br />

er sich beim Aufbau von Mariannhill mächtig ins<br />

Zeug. Nicht zuletzt seines Alters wegen bekam er<br />

bald gesundheitliche Probleme. Als die Klosteranlage<br />

fertiggestellt wurde, zog der Bautrupp an den<br />

Fuss der Drakensberge. Dort begann man bereits<br />

mit dem Bau einer Aussenstation. Bruder Gregor<br />

aber blieb in Mariannhill. Er konnte das afrikanische<br />

Klima nur schwer vertragen und machte sich,<br />

so gut es ging, als H<strong>aus</strong>maurer nützlich. Ihm war<br />

kein langes Leben beschieden. Im Alter von erst 48<br />

Jahren starb der Triesner Trappist eines sanften<br />

Todes. 103<br />

UNFALL AN DER BÖSCHUNGSMAUER<br />

Bruder Germanus Nigg führte einige Jahre die<br />

Maurertruppe an. Dadurch war er massgeblich am<br />

Aufbau verschiedener Aussenstationen beteiligt.<br />

Die Trappisten schufen an der Grenze zu Lesotho 104<br />

zahlreiche Niederlassungen. Dort am Fuss der Drakensberge<br />

schneit es im Winter öfters, was die<br />

fleissigen Brüder jedoch nicht abhielt, in kurzer<br />

Zeit stattliche Kirchen, Schulen, Spitäler und Wirtschaftsgebäude<br />

zu bauen.<br />

Im Oktober 1887 rief man den tüchtigen Triesner<br />

zur Ausführung weiterer Bauvorhaben nach<br />

Mariannhill zurück. 105 Einige Monate später erlitt<br />

Bruder Germanus bei Arbeiten an der neuen Kirche<br />

einen schweren Arbeitsunfall. Er deckte einen<br />

Regenwasserkanal mit Steinplatten ab und stand<br />

dabei mit seinem linken Fuss zwischen zwei Grubenschienen<br />

vor einem Stein. Plötzlich entglitt seinem<br />

am Grubenrand arbeitenden Gehilfen eine<br />

Steinplatte. Bruder Germanus konnte nicht mehr<br />

rechtzeitig fliehen, so dass sein linkes Schienbein<br />

total zerquetscht wurde. 106<br />

Der Klosterarzt traf sogleich die Vorbereitungen<br />

zur notwendigen Amputation. Es war ein glühend<br />

heisser Tag, und für die Operation musste unbedingt<br />

Eis herbeigeschafft werden. Solches war nur


in Durban zu bekommen. Bruder Nivard Streicher<br />

rannte nach Pinetown, erwischte gerade den Zug<br />

und kam mit dem nächsten und einer Kiste Eis, in<br />

Sägemehl gepackt, wieder dorthin zurück. Weil damals<br />

ein Fuhrwerk eine Rarität war, nahm er die<br />

schwere Kiste auf die Schulter und marschierte<br />

Mariannhill zu, eine volle Wegstunde. Trotz Verpackung<br />

fing das Eis an zu schmelzen, und kaltes<br />

Wasser rieselte dem guten Bruder den Nacken hinunter,<br />

bis zuletzt das Wasser sogar in die Schuhe<br />

gelangte. Immerhin brachte er noch genug Eis<br />

heim, und die Operation verlief ganz normal. 107<br />

Die Wunde des amputierten Gliedes heilte trotz<br />

mehrerer Hauttransplantationen schlecht. Zudem<br />

trat eine Entzündung auf, und der Arzt befürchtete,<br />

diese könnte ins Kniegelenk fahren. Er entschloss<br />

sich daher, dem Patienten das linke Bein oberhalb<br />

des Kniegelenkes abzunehmen. 108<br />

Bruder Germanus aber hatte wenig Lust zu einer<br />

weiteren Amputation. Er liess Franz Pfanner<br />

rufen und erklärte diesem, lieber sterben zu wollen,<br />

als noch einmal operiert zu werden. Der Abt<br />

machte dem Bruder Mut, doch eine weitere Operation<br />

zu wagen. Germanus überlegte und bat seinen<br />

Vorgesetzten, das Los entscheiden zu lassen. Franz<br />

Pfanner war damit einverstanden und liess sich<br />

zwei Zündhölzchen bringen, ein kurzes und ein<br />

langes. Germanus wollte nicht selbst Schmied seines<br />

Schicksals sein. Er forderte deshalb seinen Vorgesetzten<br />

auf, die Hölzchen zu ziehen. Das Los entschied<br />

für den Triesner. Somit blieb Bruder Germanus<br />

eine weitere Amputation erspart. Erfreulicherweise<br />

ging nach einer weiteren Hauttransplantation<br />

die Entzündung zurück, die Wunde heilte. 109<br />

Der gute Steinmaurer wurde nun Flickschneider,<br />

aber er, der sein Lebtag im Freien gearbeitet hatte,<br />

hielt das Stubenhocken kaum zwei Jahre <strong>aus</strong>. Germanus,<br />

das Zweitälteste der Geschwister Nigg, war<br />

keine fünfzig Jahre alt, als er am 12. Januar 1890<br />

starb.<br />

103) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />

104) Lesotho war damals ein englisches Protektorat. Das Königreich<br />

Lesotho ist völlig vom Staatsgebiet der Republik Südafrika umgeben.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Lesotho ist heute ein souveräner Staat, der jedoch wirtschaftlich<br />

stark von Südafrika abhängig ist.<br />

105) Seubert, Manuskript, S. 4.<br />

106) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />

107) Ebenda.<br />

108) Ebenda.<br />

109) Ebenda. - Bruder Nivard Streicher berichtete, dass auch bei<br />

den Trappisten der Humor nicht ganz vergessen ging; denn später<br />

wurde im Kloster mancher Witz gemacht, dass Bruder Germanus<br />

mit anderer Leute Haut herumlaufe, und wie denn das am Jüngsten<br />

Tag gehen soll!<br />

Bruder Germanus Nigg auf<br />

der Totenbahre - Bruder<br />

Cornelius und ein zweiter<br />

Mönch halten Totenwache<br />

Die Steinplatte, welche<br />

den Unterschenkel von<br />

Bruder Germanus zerquetschte.<br />

Sie wurde neben<br />

der Klosterkirche von<br />

Mariannhill in eine Mauer<br />

eingearbeitet. Nivard<br />

Streicher hat nach dem<br />

Unfall ein Kreuz und ein M<br />

in die Platte eingemeisselt.<br />

101


DER BAUMEISTER<br />

Bruder Cornelius wirkte über 31 Jahre in Afrika.<br />

Nach seinem Kloster eintritt wandelte sich der frühere<br />

Rebell zum gehorsamen, von seinen Vorgesetzten<br />

geschätzten Ordensmann. Obwohl Körpermass<br />

und Kraft nur Mittelmass darstellten, entwickelte<br />

er <strong>aus</strong>serordentliche Fähigkeiten als Baupolier.<br />

Nach den Plänen seines Freundes Nivard<br />

Streicher schuf der Liechtensteiner mit seinen Arbeitern,<br />

unter denen sich sehr viele Einheimische<br />

befanden, zahlreiche Kirchen, Schulen, Spitäler<br />

und Wirtschaftsgebäude.<br />

Sein schönstes Werk ist wohl die Kirche in Reichenau<br />

110 mit ihrem 22 Meter hohen Kirchturm,<br />

der bis zur Spitze <strong>aus</strong> Blau- und Basaltsteinen gefertigt<br />

ist. Die Schönheit dieser Kirche lässt erahnen,<br />

welch guter Natursteinmaurer Bruder Cornelius<br />

Nigg gewesen ist.<br />

Bruder Cornelius war all die Jahre nicht einen<br />

Tag krank. Trotz der beständig schweren Arbeit<br />

war er sehr genügsam im Essen und Trinken. Seine<br />

letzte Arbeit fand er im Frühjahr 1914 in Mariatal.<br />

111 Er leitete die Arbeiten zur Erstellung einer<br />

Wasserversorgungsanlage für das Schwesternsanatorium,<br />

die er aber nicht mehr fertigstellen<br />

konnte. An einem Samstagabend im Frühjahr 1914<br />

ritt er vom Bauplatz hinüber zur Unterkunft, wurde<br />

von einem eiskalten, mit Hagel vermischten Regen<br />

überrascht und völlig durchnässt. Dabei zog er sich<br />

eine schlimme Erkältung zu, von der er sich nicht<br />

mehr erholte. Am 11. Juni desselben Jahres starb<br />

Cornelius, der letzte Nigg, im Alter von 63 Jahren<br />

in Mariatal.<br />

Die in neugotischem Stil<br />

errichtete Kirche von<br />

Reichenau zeigt das Talent<br />

von Bruder Cornelius als<br />

Steinmaurer.<br />

Die zweitürmige Kathedrale<br />

von Mariannhill<br />

102


SCHLUSSBEMERKUNGEN<br />

Neben den grossen Auswanderungswellen nimmt<br />

sich die Lebensgeschichte der fünf Geschwister<br />

vom Meierhof eher bescheiden <strong>aus</strong>. Trotzdem setzte<br />

ihr bewegtes Schicksal ein Zeichen der katholischen<br />

Volksfrömmigkeit und des Missionsgedankens<br />

für unser Land. 112 Dieses selbstlose Wirken im<br />

Dienste anderer ist bei uns auf fruchtbaren Boden<br />

gestossen, denn nach wie vor arbeiten Liechtensteinerinnen<br />

und Liechtensteiner als Missionare<br />

oder Entwicklungshelfer in aller Welt.<br />

Theodor Nigg wäre wohl trotzdem der einzige<br />

Mönch und Missionar in der Familie Nigg geblieben,<br />

wenn nicht der unheilvolle Mauerstreit solche<br />

Folgen gehabt hätte. Die Geschwister Nigg fühlten<br />

sich von Kindheit an der katholischen Tradition<br />

verpflichtet. «I ha mini Sach ka, dr Franz aber<br />

kunnt is Fegfür!» Diese Aussage des kleinen Johannes,<br />

der nach der Besteigung des verbotenen<br />

Kirschbaumes bereit war, die Strafe der Mutter zu<br />

akzeptieren, zeugt von einer tiefbegründeten religiösen<br />

Überzeugung und Opferbereitschaft, welche<br />

die' Geschwister Nigg ihr ganzes Leben bewahrten.<br />

Sicher galten die altledigen Geschwister auf dem<br />

abseits gelegenen Meierhof bei vielen als Sonderlinge,<br />

zumal sie sich ständig gegen die Gemeindevorstehung<br />

auflehnten. Jedenfalls führte eine offensichtlich<br />

vorhandene Respektlosigkeit gegenüber<br />

den Geschwistern Nigg dazu, dass von einigen<br />

Triesnern vermehrt und widerrechtlich zur Sommerszeit<br />

das Wegrecht über die Meierhofwiesen in<br />

Anspruch genommen wurde.<br />

Als mehrere Beschwerden bei der Gemeindevorstehung<br />

erfolglos blieben, begannen die verärgerten<br />

Geschwister Nigg mit dem Bau der Mauer,<br />

denn ihr sehr <strong>aus</strong>geprägtes Gerechtigkeitsempfinden<br />

und der aufgestaute Zorn verunmöglichten in<br />

ihnen das Bestreben, eine einvernehmliche Lösung<br />

zu suchen. Diese Handlungsweise der Nigg-<br />

Geschwister entstammte aber keinesfalls einem<br />

jugendlichen Übermut, denn Gregor, der älteste,<br />

war zu diesem Zeitpunkt bereits 45 Jahre alt. Die<br />

verbotenerweise erstellte Mauer brachte den<br />

Grossteil der Triesner Bevölkerung gegen die Fa­<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

milie Nigg auf, was den Streit schliesslich eskalieren<br />

liess.<br />

Der bewaffnete Widerstand führte die Geschwister<br />

Nigg in eine <strong>aus</strong>weglose Situation. Nach der<br />

Haftentlassung machte ihnen die Konsequenz ihres<br />

Handelns sicherlich zu schaffen, denn ein Verbleib<br />

in Triesen war für sie kaum noch möglich, mussten<br />

sie doch Spott oder sogar Repressalien befürchten.<br />

Die Auswanderung blieb für die vier Geschwister<br />

Nigg wohl die einzige Möglichkeit eines Neuanfanges.<br />

Durch diesen Schritt konnten sie zudem der<br />

Enge des bäuerlichen Lebens in Liechtenstein entrinnen.<br />

Wie Theodor Nigg wollten sie fortan ihr Leben<br />

für Gott einsetzen. Sie wählten wohl bewusst einen<br />

sehr strengen Orden, denn so unnachgiebig sie in<br />

der Auseinandersetzung mit der Gemeinde Triesen<br />

waren, so konsequent wollten sie nun ihr weiteres<br />

Leben führen.<br />

Der schwarze Kontinent eröffnete den Geschwistern<br />

Nigg Möglichkeiten, die sie zuh<strong>aus</strong>e nicht gefunden<br />

hätten. Anerkennung, die ihnen in Triesen<br />

verwehrt blieb, wurde ihnen in Afrika zuteil. Im<br />

Pioniergeist der aufstrebenden Missionsgemeinschaften<br />

konnten sie ihre Fähigkeiten voll entwickeln.<br />

Nicht zuletzt ihrer Beharrlichkeit wegen<br />

und ihres Mutes, sich Problemen in den Weg zu<br />

stellen, haben sich die Geschwister Nigg in Afrika<br />

bewährt.<br />

110) Die Missionsstation Reichenau liegt in Natal, westlich von Pietermaritzburg<br />

(Südafrika). Sie wurde von den Trappisten, unter<br />

denen sich auch etliche Schweizer befanden, nach dem bündnerischen<br />

Reichenau benannt.<br />

111) Mariatal liegt bei Ixopo, Bezirk Natal (Südafrika).<br />

112) Bis vor wenigen Jahren wurden in den Pfarreien des Fürstentums<br />

Liechtenstein noch Volksmissionen abgehalten.<br />

103<br />

f


Anhang<br />

DIE VORGESCHICHTE ZUM NIGG-STREIT<br />

FRANZ NIGG AN DIE REGIERUNG,<br />

5. FEBRUAR 1878<br />

Hohe fürstliche Regierung<br />

Wie bekannt, wurde in den 1860er Jahren der neue<br />

Strassenzug von der Talsohle über Maschlina und Matschils<br />

an den Triesnerberg gebaut. Da wurde auch von<br />

der fürstlichen Regierung der Gemeinde Triesen die<br />

Erstellung einer Verbindungsstrasse über Matschiis befohlen.<br />

Hierentgegen bestimmte der damalige Gemeinderat die<br />

Verbindungsstrasse für Triesen und Balzers über Maschlina<br />

und der Vorsteher Josef Bargetzi selig beauftragte die<br />

MeierhofbewohnerU dieselben sollen diese Strasse herstellen,<br />

man werde denselben die Arbeiten vergüten. Und<br />

wir arbeiteten von Zeit zu Zeit daran, und wir wurden für<br />

die erstere Arbeit vom Gemeindekassier richtig bezahlt.<br />

Im Sommer 1874 wurden wir neuerdings von dem<br />

Werkmeister Gidi Hoch im Auftrag des Vorstehers Johann<br />

Bargetzi aufgefordert noch an dieser Strasse zu arbeiten,<br />

was dann auch geschah. Im Herbst genannten Jahres legten<br />

wir beiliegende Rechnung, bekamen aber zur Antwort,<br />

der Gemeinderat habe beschlossen uns für letztere<br />

Arbeit nichts mehr zu vergüten, weil wir diese Strasse am<br />

meisten benützen; dagegen aber war der Triesner Gemeinderat<br />

nie so gut zu beschliessen, dass wir die Wege<br />

welche wir in Triesen nie betreten, nicht auch müssen<br />

helfen erstellen und verbessern.<br />

; In Folge dieser Erklärung vom Gemeinderät arbeiteten<br />

wir nicht mehr an dieser Strasse und dachten zuerst für<br />

die geleistete Arbeit bezahlt zu werden. Wir wendeten<br />

uns an den stehenden Gemeinderat, welcher aber auch<br />

der gleichen Ansicht ist, wie der vorige. Daher sehen wir<br />

uns gezwungen an die fürstliche Regierung die untertänige<br />

Bitte zu stellen, dieselbe wolle gütigst bewirken, dass<br />

diese Sache in Ordnung gebracht wird. Wie auch dafür zu<br />

sorgen, dass diese Strasse verbessert wird, weil seither<br />

nichts mehr daran gearbeitet worden ist, und dieselbe<br />

teilweise in sehr schlechtem Zustand ist.<br />

Triesen den 5. Februar 1878<br />

Franz Nigg 113<br />

VORSTEHER ERNI AN DIE REGIERUNG,<br />

10. FEBRUAR 1878<br />

Hohe fürstliche Regierung<br />

Die der Beschwerdeschrift vom 5. des Monats beigelegte<br />

Rechnung von Franz Nigg wurde vom hiesigen Gemeinderat<br />

laut Sitzung vom 9. Februar zurückgewiesen, weil<br />

104<br />

schon die damalige Gemeindevertretung während dessen<br />

Wirkungsperiode diese Arbeiten <strong>aus</strong>geführt wurden, diese<br />

Forderung nicht anerkannte und weil Forderungen<br />

über Gemeindewerkarbeiten, denen die Bestätigung des<br />

dirigierenden Werkmeisters abgeht, nicht so leicht<br />

berücksichtigt werden können.<br />

Auch erscheint diese Rechnung nicht ganz correct, da<br />

diese mit der Beschwerdefügung nicht im Einklang steht.<br />

Der Beschwerdeführer bekennt sich in seiner Einsendung,<br />

dass die diesbezüglichen Arbeiten bis zum Jahre<br />

1874 vom Gemeindekassier richtig bezahlt wurden, und<br />

regt vom Domino 1874 an, wären diese geleisteten Arbeiten<br />

nicht mehr berücksichtigt worden. Nun aber lautet<br />

doch die beigelegte fragliche Rechnung für die Jahre 1872<br />

und 1873.<br />

Franz Nigg hätte uns, nach Verlangen des Gemeinderates,<br />

eine im Einverständnis mit dem damaligen Werkmeister<br />

Gidi Hoch angefertigte und vom Letzteren mitgefertigte<br />

Rechnung hier einzureichen, von seiner diesbezüglichen<br />

Forderung überzeugt Berücksichtigung finden<br />

sollen.<br />

Im Auftrage des Gemeinderates<br />

Triesen am 10. Februar 1878<br />

Wendelin Erni Vorsteher 114<br />

DIE BRÜDER NIGG AN DIE REGIERUNG,<br />

10. FEBRUAR 1879<br />

Hohe Fürstliche Regierung<br />

Vor acht Tagen haben wir den Ortsvorstand in Triesen<br />

ersucht die Verbindungsstrasse von der Landstrasse in<br />

die Bergstrasse und zugleich zu unseren Häusern an den<br />

schlechten Stellen mit Schotter zu verbessern, denn diese<br />

Strasse wurde letztes Jahr, mit Holz und Stein führen ungemein<br />

ruiniert, so dass man mit einem geladenen Wagen,<br />

wenn es einige Zeit geregnet hatte, beinahe versunken<br />

ist.<br />

Dessen ungeachtet sind wir mit unserm Ansuchen, diese<br />

Strasse zu verbessern, vom Gemeinderat abgewiesen<br />

worden. Daher sahen wir uns genötigt, in dieser Angelegenheit<br />

uns an die hohe fürstliche Regierung zu wenden.<br />

Denn wir wissen, dass dieselbe sich dieser Sache annehmen<br />

werde. Wie bekannt wurden jetzt in Triesen Strassen<br />

verbessert, welche t<strong>aus</strong>ende von Gulden kosten.<br />

Nun verlangen die Triesner nicht noch gesetzlich von<br />

uns, dass wir denselben die Strassen verbessern, und<br />

den Boden dazu <strong>aus</strong>lösen helfen müssen. Es lässt sich<br />

daher die Frage stellen, ob wir nicht auch von den Triesnern<br />

gesetzlich verlangen können, dass dieselben uns<br />

helfen müssen, die Strasse zu unseren Häusern zu verbessern,<br />

da doch die meisten Triesner Bürger diese<br />

Strasse auch viel benützen müssen. Schliesslich stellen<br />

I


wir an die hohe fürstliche Regierung die untertänigste<br />

Bitte, hoch dieselbe wolle sich diese Sache überzeugen<br />

und hierauf gütigst bewirken, dass diese Arbeit bald <strong>aus</strong>geführt<br />

werde.<br />

Triesen, den 10. Februar 1879<br />

Franz Nigg<br />

Johann Nigg<br />

Florian Nigg 115<br />

VORSTEHER BARGETZI AN DIE REGIERUNG,<br />

16. FEBRUAR 1879<br />

Hohe fürstliche Regierung<br />

Die Beschwerde des Franz Nigg wegen der Verbindungsstrasse<br />

vom 12. des Monats wird von Seite der Gemeindevertretung<br />

Anstalt getroffen und zwar dieselbe am<br />

15. dieses Monats durch seine Gemeinderatsmitglieder<br />

besichtigt!,] aber von denselben nicht in einem so<br />

schlechten Zustand befunden, wie sie Nigg vorschreibt!;]<br />

etwas Kleinigkeiten werden zwar fehlen aber unbedeutend.<br />

Der Gemeinderat spricht sich daher in dieser Angelegenheit<br />

<strong>aus</strong>, dass für dieses Frühjahr die Gemeinde<br />

schon von dem sehr stark mit Gemeindewald und Rüfenbau<br />

in Anspruch genommen ist, somit wird dem Nigg sein<br />

Gesuch abgelehnt.<br />

Triesen, den 16. Februar 1879<br />

Wolfgang Bargetzi Vorsteher 116<br />

FLORIAN NIGG AN DIE REGIERUNG,<br />

26, JUNI 1881<br />

Hochlöbliche Regierung<br />

Da der Herr Landrichter am siebten März dieses Jahres<br />

wegen einem <strong>aus</strong>gegrabenen Nussbaum im Unterforst in<br />

der Grenze von dem Gemeindebesitz und unserer Wiese<br />

als Augenschein an Ort und Stelle sich eingefunden hat,<br />

und derselbe nach Untersuchung, den Förster von Triesen<br />

nach seiner Erklärung, dass er den Baum als stehend<br />

einigemal beaugenscheinigt habe, aufgefordert habe, als<br />

beeideter Mann zu sprechen!,] wieviel das Holz das der<br />

Gemeinde zugehörte im Wert steht, und derselbe keinen<br />

Bescheid darüber erteilte, so haben wir schliesslich als<br />

Vergütung 2 fl angetragen, was eventuell vom Herrn<br />

Landrichter nicht zurückgewiesen werde, und haben somit<br />

noch Forderung der Gemeinde Triesen von 3 fl durch<br />

Gregor Frommelt von Balzers Polizei die oben vorgemerkten<br />

2 fl der Gemeinde anhin bezahlt, ich richte daher die<br />

untertänigste Bitte an die löbliche Regierung über diese<br />

Sache genau Einsicht zu nehmen und hernach die noch<br />

fehlende Partei in Kenntnis zu setzen.<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Noch habe ich folgende Klage über den Ortsvorsteher<br />

von Triesen zu erheben. Nach Angabe einiger Gemeinderäte<br />

beim gerichtlichen Augenschein über die Einfriedungsmauer<br />

im Unterforst jeder Mann welcher uns zur<br />

Sommerzeit laufe oder fahre über unsere Wiese beim<br />

Ortsvorstand als strafmässig einzuklagen, und wir somit<br />

dieser Angabe beigekommen sind, nämlich dass wir den<br />

Josef Eberle von Triesen etwa vor vierzehn Tagen zum erstenmal<br />

eingeklagt haben über eine solche Übertretung<br />

des Polizeigesetzes uns aber etwa vor acht Tagen der<br />

nämliche Übertreter über die nämliche Tat zum zweitenmale<br />

beim Ortsvorstand gleichfalls eingeklagt haben, und<br />

aber bis jetzt von Ihm die Strafe noch nicht bezahlt worden<br />

ist, und ich somit fürchte, dass der Ortsvorstand über<br />

unsere Klagen gar nicht einmal Notiz zu nehmen pflegt,<br />

so wende ich mich ernstvoll an die löbliche Regierung um<br />

der Hilfe zu erlangen mein Recht geltend zu machen.<br />

Ich habe daher die Bitte an die hochlöbliche Regierung,<br />

der beeidete Ortsvorstand von Triesen an seine schwere<br />

Pflicht zu erinnern, und aber auch zurechtzuweisen.<br />

Meierhof den 26. Juni 1881<br />

Es unterzeichnet hochachtungsvoll<br />

Florian Nigg 117<br />

BUSSE AN DIE GEBRÜDER NIGG,<br />

10. FEBRUAR 1882<br />

An die hohe fürstliche Regierung in Vaduz<br />

Das fürstliche Appellationsgericht hat mit Erkenntnis<br />

vom W w. M. Nr. 4848 sowie 25 w. M. Nr. 15 die Brüder<br />

Nigg zum Meierhofe, Triesen zu einer Disziplinarstrafe<br />

zugunsten des landschaftlichen Armenfond und zwar Johann<br />

Nigg und den Franz Nigg zu je 4 fl den Florian Nigg<br />

zu 8 fl verurteilt. Sie verweigern die Bezahlung, wovon die<br />

hohe Regierung zur weiteren Amtshandlung mit dem<br />

Ersuchen uns verständigen wird, wegen Verhängung der<br />

suppletorischen Arreststrafe die eventuelle Uneinbringlichkeit<br />

der Beträge gefälligst nachher bekanntzugeben.<br />

Vaduz am 10. Februar 1882 118<br />

113} LLA RE 1878/150.<br />

114) LLA RE 1878/181 ad 150.<br />

115) LLA RE 1879/193.<br />

116) LLA RE 1879/233 ad 193.<br />

117) LLA RE 1881/973.<br />

118) LLA 1882/214.<br />

105


DER STRAFPROZESS VERHAFTUNGSBESCHLUSS,<br />

16. MÄRZ 1882<br />

ABRISSVERFUGUNG DER MAUER,<br />

13. MÄRZ 1882<br />

Die hohe fürstliche Regierung<br />

Beiliegende Protokolle wurden zur genügenden Kenntnisnahme<br />

gegen Rückschluss mit der weiteren Verständigung<br />

übersendet, dass den Geschwistern Nigg und der<br />

Ortsvorstehung Triesen unter seinem instruiert (?) wurde,<br />

Mittwoch am 15. März Vormittag 8 Uhr habe unter Assistenz<br />

des Herrn Gerichtsdieners Ospelt die executionsweise<br />

Abtragung der nun erstellten Mauer am Unterforstwalde<br />

beim Meierhofe Triesen zu erfolgen, dass den Geschwistern<br />

Nigg unter seinem die schriftliche Belehrung zu Teil<br />

wird, die Zusammenrottung mehrer Personen um die Obrigkeit<br />

mit Gewalt Widerstand zu leisten, sei das Verbrechen<br />

des Aufstandes dessen sie sich schuldig machen<br />

würden, wenn sie in ihrer heutigen drohenden Haltung<br />

gegenüber den unter gerichtlicher Assistenz an der Abtragung<br />

der Mauer arbeitenden Triesner Bürgern sich zeigen<br />

würden.<br />

Vaduz am 13. März 1882 119<br />

VERHAFTUNG DER GESCHWISTER NIGG,<br />

15. MÄRZ 1882<br />

Die hohe fürstliche Regierung Vaduz<br />

Die bedauerliche mit Waffengewalt unternommene Resistenz<br />

der Geschwister Nigg zum Meierhof Triesen bei<br />

der gerichtlichen Vollstreckung exellatorisch bestätigten<br />

Exekutionsbescheides vom 26. November 1881 Nr. 3469<br />

punkto Abtragung der Mauer vom Unterforstwalde Triesen<br />

ist der f. Regierung eigene Anschauung bekannt.<br />

Unter geschehener Relation des Gerichtsdieners hat<br />

das f. Landgericht den Haftbefehl vorläufig gegen die Brüder<br />

Florian und Johann Nigg und deren Schwester Maria<br />

wegen Verbrechens des Aufstandes nach § 68 StGB erlassen<br />

und stellt an die f. Regierung die Bitte um die Beschaffung<br />

der notwendigen Assistenz der mit der Verhaftung<br />

betrauten Gerichtsdiener Ospelt welcher sich bei<br />

Herr Landesverweser stellen wird.<br />

Vaduz am 15. März 1882 120<br />

106<br />

Nachdem sich laut diensteidlicher Angabe des Landweibels<br />

Frommelt die Gebrüder Florian, Franz, Johann Nigg<br />

und deren Schwester Maria 13. März d. J. mit Schusswaffen<br />

und Heugabeln versehen im Unterforstwalde Triesen<br />

postiert haben und zwar zur <strong>aus</strong>gesprochenen Abwehr<br />

gegen die Triesner Bürger, welche ca. 20 an der Zahl die<br />

am Unterforstwalde von den Geschwistern Nigg neu aufgestellte<br />

Einfriedungsmauer executionsweise abzutragen<br />

an Ort und Stelle versammelt waren - zu welcher Abtragung<br />

sie gemäss gerichtlich bestätigtem Executionsbescheide<br />

vom 26. Nov. 1881 Z 3469 berechtigt sind. Nachdem<br />

die Geschwister Nigg gegenüber dem zur Aufrechterhaltung<br />

der Ruhe von der f. Regierung Abgeordneten zum<br />

Schutze der Triesner Arbeiter anwesenden Hr. Landweibel<br />

Frommelt laut erklärten, jeden niederzumachen, der<br />

es wage die Mauer anzugreifen;<br />

Nachdem die Bemühungen des Landweibels Frommelt<br />

jenen vom Widerstande abzubringen fruchtlos blieben,<br />

die drei Brüder Nigg sich sogar gewalttätig an dem Polizeimann<br />

vergriffen, als er einem von ihnen das Gewehr<br />

abnahm, - ihn zu Boden würgten u. das Gewehr wieder<br />

entrissen. - Maria Nigg nach Angaben des Ortsvorstandes<br />

von Triesen sich mit einem Revolver gegen den dem<br />

Landweibel zu Hilfe kommen wollenden Wegmeister<br />

Marok von Triesen wendete;<br />

Nachdem die Geschwister Nigg auf ihren bedrohlichen<br />

Widerstande verharrten auch der f. Landrichter mit dem<br />

Gerichtskanzlisten sofort an Ort und Stelle sich begab,<br />

insbesondere Florian Nigg seine Brüder gegen den Befehl<br />

des Richters ihre Stellung zu verlassen aufforderte, zu<br />

bleiben, wo sie seien; nur Franz Nigg sich vom Landweibel<br />

Frommelt die in Händen haltende Heugabel abnehmen<br />

liess. Alle aber in ihrer Stellung u. auf ihrem Wohnsitze<br />

laut verharrten;<br />

Nachdem alle genannten Geschwister Nigg, dann F.<br />

Nigg, Sohn des Vetters Johann Nigg u. N. Ritsch, Sohn der<br />

Maria Ritsch - alle beim Meierhofe, dann eine sichere<br />

Magdalena Knobel von Triesenberg mit ihrem Sohn Franz<br />

<strong>aus</strong> ihrer Stellung auch am Nächmittag des 13. d. M.<br />

durch die Landweibel Frommelt und Beck nicht zu vertreiben<br />

waren, laut Bericht des Letzteren vielmehr Florian<br />

und Johann Nigg erklärten, dass sie Gewalt gegen Gewalt<br />

brauchen werden. Nachdem den Triesnern Arbeitern<br />

während der Zeit des Mittagessens alles Werkzeug<br />

von Ort und Stelle verschleppt und versteckt wurde; nachdem<br />

die Geschwister Nigg sich in die gleiche bedrohliche,<br />

bewaffnete Stellung am Mittwoch den 15. März d. J. Morgens<br />

versetzten, obwohl u. trotz dessen, dass ihnen noch<br />

am 14. gleichen Monates gerichtliche schriftliche Beleh­


ung über ihr folgenschweres Benehmen u. die Verwarnung<br />

für den folgenden Executionstag zu Theil wurde;<br />

Nachdem laut Bericht des Gerichtsdieners Seger vom<br />

15. d. M. die Geschwister Nigg und Genossen an diesem<br />

Tag in ihrer gewaltsamen Widersetzlichkeit gegen die als<br />

Executionsorgane abgesandten Gerichtsdiener verharrten,<br />

das Erscheinen des f. Herrn Landesverweser selbst<br />

an Ort und Stelle und dessen Abmahnung fruchtlos war,<br />

deshalb der Vollzug der Exekution vereitelt wurde;<br />

Nachdem weiter am Nachmittag des 15. d. M. gegen<br />

den zur Verhaftung der Renitenten abgesendeten Gerichtsdiener<br />

Ospelt laut dessen vorläufigem mündlichen<br />

Berichte bei der Einlieferung des Franz Nigg, jene Steine<br />

geschleudert haben u. Franz Nigg gegen den assistierenden<br />

Landweibel Näscher die zu Gerichts handen, liegende<br />

geladene bekapselte Doppelpistole mit gespannten Hahnen<br />

richtetet;] - -<br />

- nachdem im Grunde aller dieser Erhebungen die genannten<br />

Geschwister und ihre Genossen des Verbrechens<br />

des Aufstandes nach Paragraph 68 StG für rechtlich beschuldigt<br />

zu halten sind - so sind die selben nach Paragraph<br />

2 der Strafprozessnovelle vom 15. September 1881<br />

wegen der Schwere der ihnen drohenden Strafe, zur Vermeidung<br />

der Verabredung und Flucht in Haft zu setzen.<br />

Fürstlich liecht. Landgericht<br />

Vaduz, am 16. März 1882 121<br />

DR. SCHLEGELS VERSETZUNGSANTRAG,<br />

26, APRIL 1882<br />

Hohes fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Appellationsgericht<br />

Aus dem beiliegenden gerichtsärztlichen Berichte des<br />

Herrn Landesphysikus Dr. Schlegel geht hervor, dass die<br />

Maria Nigg an einer <strong>aus</strong>gesprochenen Krankheit nicht leidet,<br />

dass aber ihr Befinden in ihrer von jeder Gesellschaft<br />

und jedem Ausgang abgeschlossenen Gefangenhaltung<br />

entsprechend schlechtes ist.<br />

Nachdem dieser Zustand in der daigen nicht wohl abzuändernden<br />

Gefangeneneinrichtung selbst liegt, so geruhe<br />

das hohe Appellationsgericht auf diesen Bericht zur<br />

geeigneten Erkenntnis zu nehmen, indem ich die Transverierung<br />

einer Inquisitin mit nicht <strong>aus</strong>gesprochener<br />

Krankheit in das Krankenh<strong>aus</strong> einer vom Sitze des Gerichtes<br />

entfernten Gemeinde (Vaduz hat keine Krankenanstalt)<br />

ohne früheren Auftrag der hohen Vorgesetzten<br />

nicht verordnen.<br />

Fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Landgericht<br />

Vaduz, am 26. April 1882 122<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

ABLEHNUNG DER NIGG-BESCHWERDEN,<br />

1. MAI 1882<br />

Nachdem das wider die Geschwister Nigg in Triesen unterm<br />

16. März 1882 erlassene landgerichtliche Verhaftungsbeschluss<br />

über ihre Beschwerde mit obergerichtlicher<br />

Erledigung vom 28. März 1882 bestätigt worden ist,<br />

so wird rückfolgende Beschwerde der Geschwister Nigg<br />

als unzulässig zurückgewiesen. Hiervon wird das f. Landgericht<br />

über seinen Bericht vom 19. April mit dem Auftrage<br />

verständigt die beiliegende Beschwerde den Beschwerdeführern<br />

mit obiger Weisung zurückzustellen.<br />

Vom fürstlich Liechtensteinischen Appellationsgerichte<br />

Wien am 1. Mai 1882 123<br />

URTEILVERSTÄNDIGUNG AN DIE REGIERUNG,<br />

5. JULI 1882<br />

Hohe fürstliche Regierung Vaduz<br />

Dieselbe wird hiermit verständigt, dass nach den am 3.<br />

und 4. Juli des Jahres hieramts gepflogenen Schlussverfahrens<br />

und zu folge rechtskräftigen Urteil zu vollziehen<br />

sind folgende Strafen;<br />

1. An den Geschwistern Florian, Johann, Franz und<br />

Maria Nigg zum Meierhof Triesen: Kerker in der Dauer<br />

von zwei Jahren; Milderung für Florian auf 8 Monate, für<br />

Johann und Franz auf 6 Monate für Maria Nigg auf 3 Monate<br />

wird beim hochlöblichen Appellationsgericht beantragt.<br />

Strafantritt erfolgte am 3. Juli.<br />

Vaduz am 5. Juli 1882 124<br />

APPELLATIONSGERICHTSENTSCHEID,<br />

14. AUGUST 1882<br />

Geschehen beim f. 1. Landgericht Vaduz<br />

am 14. August 1882<br />

Aus dem Arreste vorgeführt wird den Brüdern Florian,<br />

Franz und Johann Nigg vom Meierhof in Triesen der Beschluss<br />

der f. 1. Appellationsgericht'es vom 8. August 1882<br />

119) LLA RE 1882/446.<br />

120) LLA RE 1882/457 ad 446. Landgericht an Regierung<br />

(Schreiben vom 13. März 1882).<br />

121) LLA S 1882/16/44.<br />

122) LLA S 1882/31/72.<br />

123) LLA S 1882/32/73.<br />

124) LLA 1882/1072 ad 446.<br />

107


kundgemacht worauf die Strafe des schweren Kerkers für<br />

Florian Nigg auf 7 Monate für Franz und Johann Nigg auf<br />

5 Monate und für Maria Nigg auf 6 Wochen festgesetzt<br />

wird.<br />

Über Ablesen gefertigt<br />

Franz Nigg<br />

Florian Nigg<br />

Johann Nigg<br />

Der <strong>aus</strong> dem Schaaner Armenh<strong>aus</strong> vorgeführten Maria<br />

Nigg wird obiger Entscheid heute Abend x k 6 Uhr ebenfalls<br />

kundgemacht - und wird dieselbe, da ihre Strafe von 6<br />

Wochen Kerker eben heute beendigt ist auf freien Fuss<br />

gesetzt.<br />

Über Ablesen gefertigt<br />

Maria Nigg 125<br />

GNADENGESUCH AN DEN FÜRSTEN,<br />

18. SEPTEMBER 1882'<br />

Seine Durchlaucht haben einen von Andreas Hertner in<br />

Jenins in Graubünden im Interesse der vom f. Landgericht<br />

als Kriminalgerichte in Vaduz unterm 3. Juli des<br />

Jahres wegen Verbrechen des Aufstandes verurteilten Geschwister<br />

Florian, Johann, Franz und Maria Nigg bei seiner<br />

Durchlaucht direkt eingebrachte Gnadengesuche vom<br />

30. Juli des Jahres und einer weiteren von Kreszenzia<br />

Nigg als Mutter und Maria Nigg als Schwester zu Gunsten<br />

des Florian und Johann Nigg eingebrachten Gesuche vom<br />

23. August des Jahres um Nachsicht der Kerkerstrafe keine<br />

Folge zu geben, sondern es lediglich bei dem Urteile<br />

;des f. Appellationsgerichtes vom 8. August des Jahres<br />

Nr. 7301/19 zu belassen befunden.<br />

Hiervon wird das fürstliche Landgericht zur weiteren<br />

Verständigung des Einschreitens in Kenntnis gesetzt.<br />

Am fürstlich Liechtensteinischen Appellationsgerichte<br />

Wien, am 18. September 1882 126<br />

108<br />

DER ZIVILPROZESS<br />

REKURS DER GEMEINDE TRIESEN,<br />

27. JUNI 1882<br />

Durch das anliegende Dekret des fürstlichen Landgerichtes<br />

in Wien ditto 26. Mth. Nr. 3270 /: resp. Information<br />

ditto h. d. Mth. Nr. 2139 :/ womit in der Rechtssache der<br />

Geschwister Nigg wider die Gemeinde Triesen punkto<br />

Servitutseinschränkung das Urteil des Fürstlichen Landgerichtes<br />

vom 10. Februar 1882 Nr. 547 über die Kläger<br />

eingebrachte Appellation aufgehoben und das fürstliche<br />

Landgericht angewiesen wurde, sofort den abgeführten<br />

Sachverständigen Beweis dahin zu ergänzen:<br />

dass die Sachverständigen darüber befragt werden, ob<br />

und in welcher Weise - etwa durch Vermehrung der von<br />

den Klägern beantragten Maueröffnungen, die gegen die<br />

Erstellung der Mauer an der Grenze des klägerischen<br />

Grundstückes erhobene Bedenken beseitigt werden könnten,<br />

und nach dieser Ergänzung mit einer unerklärlichen<br />

Urteilsschöpfung vorzugehen, hält sich die Gemeinde<br />

Triesen vollends besichert und erlaubt sich daher dagegen<br />

an den hohen obersten Gerichtshof zu überweisen<br />

diesen Rekurs.<br />

Rekurs<br />

Nach dem Klagebegehren und nach dem in Rechtskraft<br />

erwachsenen Beweisteile war lediglich der von den Klägern<br />

angebotene von der geklagten Gemeinde und dem<br />

Gerichte zugelassene und von den Klägern auch angetretenen<br />

Beweis darüber zu führen:<br />

Dass zur Herabbringung der Waldprodukte zur Rückfahrt,<br />

zum Eintritt mit denselben an der Triesner Unterforstwaldung<br />

Natur und Zweck entsprechend und ohne<br />

Nachteil für die Gemeinde Triesen öffentlich abfallendes<br />

Holz des Unterforstwaldes und sohin die Fallen r, s, o und<br />

p des Planes B bei entsprechender Breite derselben das<br />

heisst beim Bestand von 6 Fuss breiten Lücken in der dortigen<br />

Mauer genügt.<br />

Von den Klägern wurden im ganzen Laufe der Verhandlung<br />

nie und nirgends das Begehren gestellt, ja nicht<br />

einmal in der Appellationsverhandlung angedeutet, dass<br />

die Gemeinde Triesen schuldig sei, eine Mauer mit so weiten<br />

Lücken zu dulden als Sachverständige mit der Ausübung<br />

der Servitut vereinbarlich finden, welches Begehren<br />

übrigens schon wegen seiner Unbestimmtheit und Allgemeinheit<br />

unzulässig gewesen wäre, und wogegen sich daher<br />

die Gemeinde bei der Verhandlung auch entschieden<br />

gewehrt hätte, und dies um so mehr als nach § 484 und<br />

472 des BGB eine Einschränkung einer Servitut auf dass<br />

.... Die Gemeinde Triesen erlaubt sich deshalb an den ho­


hen obersten Gerichtshof in Ehrfurcht die Bitte zu stellen,<br />

hochselbe wolle das rekurrierte Dekret aufheben und<br />

dem fürstlichen Appellationsgerichtes auftragen auf<br />

Grund der vorliegenden Prozessakten in der Sache selbst<br />

zu entscheiden und die Gegner zum Ersätze der Kosten<br />

anzuweisen ...<br />

Bludenz, am 27. Juni 1882<br />

Bikl, i.V. Bargetze Vorsteher in Triesen 127<br />

GERICHTLICHER BUSSENTSCHEID,<br />

23. AUGUST 1882<br />

Das fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ische Appellationsgericht in<br />

Wien, hat in der Rechtssache der Geschwister Anna Maria<br />

Nigg, Johann Nigg und Katharina Nigg, letztere vertreten<br />

durch ihren Curator Florian Nigg sämtlich durch Dr.<br />

Johann Bergmeister in Feldkirch contra die Gemeinde<br />

Triesen unter Vertretung der des Gemeindevorstandes<br />

durch Dr. Bikl in Bludenz pünkto Servitutseinschränkung<br />

das Urteil des fürstlichen Landgerichtes Vaduz vom<br />

10. Februar 1882 Nr. 547 über die von den Klägern eingebrachte<br />

Appellation und die unterm 25. Juli letzten Jahres<br />

ergangene oberstgerichtliche Rekurserledigung vollinhaltlich<br />

zu bestätigen und die Appellationswerber in<br />

den Ersatz der Kosten des Appellationsverfahrens und<br />

das wider das Dekret des fürstlichen Appellationsgerichtes<br />

vom 26. Mai-1882 Nr. 3270 ergriffenen Rekurses in<br />

dem zusammen auf 18 fl 08 kr bestimmten Betrages an<br />

die, geklagte Gemeinde und zwar binnen 14 Tagen bei<br />

Exekutionsvermeidung zu verurteilen befunden.<br />

Hievon werden die Herrn Vertreter der Streitteile zufolge<br />

1 Dekretes des hochlöblichen fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />

Appellationsgerichtes vom 8. des Monats Z. 3270 de<br />

pr: 22. des Monats und zwar Herr Advokat Dr. Bergmeister<br />

unter Aufschluss der Urteilsbegründung verständigt.<br />

Fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Landgericht<br />

Vaduz, am 23. August 1882 128<br />

ENTSCHEID DES OBERSTEN GERICHTSHOFES,<br />

23. AUGUST 1882<br />

An Herrn Advokat Dr. Bikl in Bludenz<br />

Das K. K. Oberlandesgericht für Tirol und Vorarlberg<br />

hat in der Rechtssache der Geschwister Nigg in Triesen<br />

durch Dr. Bergmeister in Feldkirch und die Gemeinde<br />

Triesen unter Vertretung des Ortsvorstandes durch Dr.<br />

Bikl in Bludenz punkto Einschränkung einer Servitut,<br />

über Rekurs der geklagten Gemeinde wider das Dekret<br />

des fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ischen Appellationsgerichtes in<br />

Wien vom 26. Mai 1882 / Nr. 3270 / 3 womit das Urtheil<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

des fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ischen Landgerichtes Vaduz<br />

vom 18. Februar 1882 Z. 547 behoben und Ergänzungen<br />

angeordnet wurden. Nach Einsicht der Akten, in Erwägung,<br />

dass die Kläger in ihrem Klagebegehren <strong>aus</strong>drücklich<br />

um das Urteil auch darüber bitten:<br />

«Die geklagte Gemeinde sei schuldig zu gestatten, dass<br />

die klägerischen Geschwister an der Ostgrenze ihrer dienenden<br />

Grundstücke eine Mauer derart erstellen, dass in<br />

derselben Lücken in der Weite von 10" und 6' an den Stellen<br />

r. s. o. und k. des Planes B. belassen und zur Zeit der<br />

Übung der Servitut offen gehalten werden.»<br />

Welches übrigens ganz präzise Begehren von den Klägern<br />

wider geändert wurde noch auch mit Rücksicht auf<br />

die Bestimmung des § 21 a. G. 0. geändert werden konnte,<br />

in Erwägung, dass die von der zweiten Instanz verfügte<br />

Ergänzung des Sachverständigen Beweise auf eine Erweiterung<br />

des Klagebegehrens insofern hinstrebt durch<br />

einen Sachbefund festgestellt werden soll, ob nicht durch<br />

eine Vermehrung der von den Klägern beantragten Maueröffnungen<br />

an der Grenze ihres Grundstückes die erhobenen<br />

Bedenken beseitigt werden können.<br />

In Erwägung jedoch, dass diese Verfügung der zweiten<br />

Instanz unzulässig ist, weil die Kläger rücksichtlich dieses<br />

Umstandes wider ein Eventualbegehren, gestellt haben<br />

noch auch einen Beweis angeboten haben und der Richter<br />

sohin nicht befugt ist, der Kartei einen Beweis aufzulegen<br />

§ 106 a. G. 0. dem Rekurse stattzugeben, das Dekret der<br />

zweiten Instanz aufzuheben, und dieselben zu beauftragen<br />

befunden, die Entscheidung in der Hauptsache zu erlassen<br />

und hiebei auch auf die Kosten des Rekurses in geeigneter<br />

Weise Bedacht zu nehmen.<br />

Hiervon werden die Herrn Vertreter der Streitteile zufolge<br />

Auftrages des hochlöblichen Appellationsgerichtes<br />

am 22. des Monats verständigt.<br />

Fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Landgericht<br />

Vaduz, am 23. August 1882 129<br />

125) LLA S 1882/69/174.<br />

126) LLA S 1882/71/202.<br />

127) LLA GAT 1822, Bd. 8/12/20.<br />

128) Ebenda.<br />

129) Ebenda.<br />

109


BRIEFE<br />

BRIEF VON THEODOR NIGG,<br />

29. DEZEMBER 1879<br />

Wir fanden in Gubuluwayo englische Kaufleute, welche<br />

sich unser annahmen und uns dem König sehr empfahlen.<br />

Von einem deutschen Kaufmann, Herrn Griet, der<br />

nächstes Frühjahr wegziehen will, kaufte P. Superior ein<br />

schönes H<strong>aus</strong> mit Stallung und Garten. Da das H<strong>aus</strong> noch<br />

besetzt ist, so wohnen wir einstweilen in der Stallung, in<br />

einem mit Pflöcken abgesperrtem Raum, der uns zugleich<br />

als Kapelle, Wohn- und Speisezimmer dient, während<br />

unmittelbar daneben noch Pferde, Schafe und Hühner<br />

wohnen.<br />

Wir haben dem König seinen Wagen repariert; er versprach,<br />

uns dafür ein Stück Land zu geben; wann er das<br />

tun wird, weiss ich nicht. Er ist langsam, aber zuverlässig,<br />

gutmütig und kaltblütig. Meldet man ihm, dass ein<br />

Schwarzer etwas gestohlen habe, so sagt er: «Warum<br />

habt ihr ihn nicht totgeschossen? Alle, die stehlen, sind<br />

Wölfe, und Wölfe schiesst man tot!» - Die Leute hier leben<br />

sehr einfach. Amabele, eine Art Korn und Hirse ist ihre<br />

Hauptnahrung. Ihre Kleidung beschränkt sich auf das<br />

Allernotdürftigste.<br />

Eines Tages kam der König auf Besuch und sah meine<br />

Nähmaschine. Als ich damit zu nähen anfing, war er über<br />

dieses Kunstwerk höchlich erstaunt. Er sagte jedoch<br />

nichts und ging. Als aber am Morgen Br. Hedeley in seihen<br />

Wagenschuppen kam, um an seinem Wagen zu arbeiten,<br />

erschien der König sofort und verlangte den kurzen,<br />

dicken Mann mit der Maschine zu sehen. Was war zu<br />

: ! tun?<br />

Wir schleppten die Maschine in sein H<strong>aus</strong>, das eine<br />

Viertelstunde weit weg war. Der König sass in seinem<br />

grossen Stuhl und erwartete uns mit Ungeduld. Als ich<br />

fragte, was ich ihm nähen sollte, verlangte er drei Pulversäcke.<br />

Obwohl er eben den europäischen Kaufleuten Audienz<br />

zu erteilen begonnen hatte, musste sofort genäht<br />

werden. Ich schnitt ein paar Stück Linnen zurecht und<br />

setzte die Maschine in Bewegung. Der König'fing unwillkürlich<br />

mit seinen Füssen zu treten an, als wolle er selber<br />

nähen. Kaum war die erste Naht fertig, so wollte er sie sehen.<br />

«Oh wie schön!» rief er, «und wie schnell!»<br />

Alsbald rief er die angesehenste seiner Frauen herbei,<br />

um das Kunstwerk mitanzusehen. Sie kauerte vor die Maschine<br />

hin und lachte <strong>aus</strong> vollem Halse, solange ich am<br />

Nähen war. Der König konnte sich vor Erstaunen immer<br />

noch nicht fassen. «Welch wunderbare Werke bringen<br />

doch die Engländer zustande», sagte er, «und doch müssen<br />

sie sterben wie wir!»<br />

110<br />

Als ich fertig war, wurden wir mit Braten und Bier<br />

traktiert. Das Bier wird <strong>aus</strong> Kaffernkorn bereitet und<br />

schmeckt säuerlich; es ist ziemlich dick und nahrhaft.<br />

Sonderbar ist's bei diesem Volk; sobald man etwas Auffallendes<br />

tut, was sie noch nie gesehen haben, so heisst es<br />

gleich: das ist ein Hexenmeister, ein Zauberer, oder wie<br />

das in der Zulusprache heisst, ein «Omtagati». Die armen<br />

Leute stecken voller Aberglauben und wissen sehr wenig<br />

von Gott.<br />

Viele halten den König für einen Gott und glauben, dass<br />

er über Wetter und Regen verfüge. Sie rufen ihn deshalb,<br />

wenn sie an ihm vorüberkommen, mit verschiedenen<br />

Titeln an, wie «Grosser, starker König! König über Berge<br />

und Täler! Menschenfresser! Stärkster aller Ochsen!»<br />

u.s.w. Der König hat 32 Frauen, will aber ihre Zahl auf<br />

fünfzig bringen.<br />

Die Leute sind gelehrig und arbeiten ziemlich gern. Für<br />

eine Wolldecke, die etwa 10 Mark kostet, arbeitet ein<br />

Mann drei Monate, für ein Gewehr ein Jahr. Manche"erleichtern<br />

sich aber die Sache, arbeiten erst eine Weile,<br />

rauben sich dann etwas und machen sich damit <strong>aus</strong> dem<br />

Staub. So hatten sich zwei Jungen auf ein Jahr verdingt,<br />

jeder für ein Gewehr; schon nach drei Wochen stahlen sie<br />

dem Br. Hedeley seine Flinte und zwei Wolldecken - und<br />

fort waren sie.<br />

Geld kennen die Leute nicht; aller Kauf und Verkauf<br />

wird mit Waren<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch abgemacht. Für eine alte Flinte<br />

bekommt man eine Kuh mit ihrem Kalb, für vier Wolldecken<br />

einen guten Ochsen, für eine Leinendecke ein<br />

Schaf, für eine halbe Elle Leinwand zwei bis drei Hühner.<br />

Bald wird ein grosses Fest - der sogenannte grosse Tanz<br />

- sein, wobei der König viele Ochsen schlachten und unter<br />

seine Leute verteilen lässt. Zum Tanz wird nicht musiziert,<br />

sondern nur gesungen. Alle singen und tanzen zugleich,<br />

fest im Takt, nach einem bestimmten Lied. Platz<br />

brauchen sie nicht viel, weil jeder auf demselben Platz<br />

auf- und niederhüpft und nur mit den Armen verschiedene<br />

Bewegungen macht.<br />

Die Täler des Matabelenlandes sind schön und fruchtbar,<br />

die Anhöhen dagegen kahl und dürr. Eine Stunde von<br />

Gubuluwayo haben sich zwei protestantische Missionäre<br />

prächtiges Land gekauft, worauf sie alle Sorten europäischer<br />

Getreide und Früchte ziehen. Auch die Kartoffeln<br />

gedeihen sehr gut, und der Weinstock trägt jährlich zweimal<br />

Trauben. Wir haben augenblicklich Regenzeit und<br />

häufig Gewitter. Die Hitze ist untertags oft sehr drückend,<br />

die Nächte jedoch sind immer kühl und angenehm. Die<br />

Häuser der Matabelen sind einstöckig, mit langem Gras<br />

bedeckt.<br />

Gott sei Dank!, sind wir alle wohl, der Br. de Veylder<br />

abgerechnet, der mit P. Terörde nach Kimberley zurückgereist<br />

ist. P. Cronenberghs ist fleissig am Zeichnen; selbst<br />

die protestantischen Missionare Hessen ihn kommen, um


ihre Häuser abzumalen. Anfangs waren uns diese Herren<br />

etwas ungünstig gesinnt, aber jetzt sind sie uns recht<br />

freundlich und schicken uns Gemüse <strong>aus</strong> ihrem Garten.<br />

Letzten Montag kam eine Hottentottenfrau zu uns, um<br />

uns ein glückliches Neujahr zu wünschen. Sie klagte mir<br />

bitterlich in der Sprache der Schwarzen, dass niemand<br />

sich um die Hottentotten kümmere; sie hätten keine Lehrer<br />

der Religion und doch wollten sie auch zu Jesus in den<br />

Himmel, nicht zum Teufel in die Hölle. Ich tröstete die<br />

Frau, so gut ich konnte, und sagte ihr: «Nächstes Jahr<br />

werdet ihr einen Lehrer bekommen, wir müssen zuerst<br />

die Sprache lernen!»<br />

Gestern Mittag wurden wir mit dem einen Wagen des<br />

Königs fertig. P. Cronenberghs und ich haben ihn schön<br />

angestrichen. Seine Majestät war ganz voller Freude.<br />

Jetzt haben wir noch zwei andere Wagen zu reparieren<br />

und dann werden wir wohl unser Stück Land erhalten! 130<br />

FRANZ PFANNER SETZT SICH FÜR MARIA NIGG EIN<br />

G. s. J. u. M! Mariastern 22. 5. 1883<br />

Ehrwürdige Frau Oberin Pia!<br />

Wahrscheinlich ist Antwort auf dieses Briefchen überflüssig.<br />

Am 4. 6. komme ich wahrscheinlich zu Rev. Father<br />

Volk German church, Union Str. 47 White chapel<br />

London. Bei ihm logiere ich.<br />

Etwas Wichtigeres. Ich weiss Ihnen eine prächtige Arbeitsschwester,<br />

aber sie ist schon 40 Jahre alt. Doch machen<br />

Sie eine Ausnahme in Afrika kann man schon Ausnahmen<br />

dieser Art machen. Sie kann melken Garten-<br />

Feldarbeiten, <strong>aus</strong>gezeichnet, stark, charakterfest^'<br />

3 Brüder von ihr sind bei uns Trappisten und reisen<br />

nächsten Juli zu uns nach Natal in Afrika. Ihr 4. Bruder<br />

ist Jesuitenbruder in Afrika am Zambesi. Die ganze Familie<br />

hat Ordensgeist.<br />

Im Falle sie sich entschliesst, kann sie mit Ihnen reisen<br />

oder schliesst sich am 4. Juni abends unseren Brüdern in<br />

München an und kommt mit diesen nach London. In diesem<br />

Fall telegrafiert sie selbst nach London um einen<br />

Platz II. Klasse. Ich betrachte die Sache für abgemacht<br />

dass sie am 8. Juni mitfährt. Warum nicht?<br />

Sie ist fertig, wollte soeben in ein anderes H<strong>aus</strong> eintreten.<br />

Ich höre sie seien es bloss 5, nehmen Sie wenigstens<br />

noch eine feste Arbeitsschwester mit nebst Jungfrau Nigg.<br />

Eine gute Bauerstochter richtet mehr <strong>aus</strong> als 4 Lehrerinnen,<br />

die das Arbeiten nicht gelernt haben.<br />

Verfügen Sie über mich stets; ich habe ja bloss zwei<br />

Klöster zu dirigieren und bin ja noch jung erst 59 bald.<br />

Der Papst hat viel mehr zu tun und ist 10 Jahre älter.<br />

Also!<br />

G. s. J. Chr. Ihr fr. Franz<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

Herr Kaplan J. 0. Hunold in Balzers, Lichtenstein ist der<br />

Agent für Jungfrau Nigg und wird sich mit Ihnen in Korrespondenz<br />

setzen. Vielleicht findet sie Zeit mit Ihnen direkt<br />

zu reisen. Doch sie ist gut aufbewahrt, wenn sie über<br />

München reist.<br />

Derselbe 131<br />

Mariastern 23. 5. 1883<br />

Meine liebe Schwester Oberin!<br />

Ein Missverständnis. Was der Br. Zacharias tut in diesem<br />

Geschäft, ist gültig; er ist der alleinige Agent, ich mische<br />

mich nicht in diese Geschäfte ein, eben dass keine<br />

Konfusion entsteht. Gestern schrieb ich Ihnen wegen<br />

Jungfrau Nigg.<br />

Sie scheinen also Professen nach Afrika nehmen zu<br />

wollen. Ich kenne Ihre Regel nicht. Warum nehmen Sie<br />

denn keine Arbeitsschwestern mit? Wenn der Bischof<br />

zahlt, so müssen Sie allerdings nur so viele nehmen oder<br />

bringen, als er sagt. Da Sie selbst Zahlmeisterin und<br />

H<strong>aus</strong>mutter und Finanzminister sein müssemso rathe ich<br />

Ihnen 2 Arbeitsschwestern, Jungfrau Nigg gibt aber eine<br />

gute; und wenn sie nicht brauchbar wäre (was ich nicht<br />

glaube), so hat sie ein paar T<strong>aus</strong>end Vermögen, kann also<br />

auf Ihre Kosten zurückreisen oder sie bleibt bei Ihnen als<br />

Magd. Mägde sind dort gar nicht zu finden, ums theure<br />

Geld nicht, <strong>aus</strong>ser faule. Ihre Brüder sind alle <strong>aus</strong>gezeichnet,<br />

soll dann gerade sie eigensinnig sein? Also nie ist etwas<br />

riskiert.<br />

Ich rekrutiere stolz das H<strong>aus</strong> mit Postulanten, und es<br />

geht. Man muss bloss behutsam sein. Sie können sie allerdings<br />

erst gut prüfen lassen in Menzingen, doch in diesem<br />

Fall mit Jungfrau Nigg wäre es gut; sie gleich mit zunehmen,<br />

weil sie aber von Natal Ihnen nicht nachreisen kann<br />

nach Umtata und der Bischof nicht Begleitung extra mitgeben<br />

kann oder will, für sie allein.<br />

Schliesslich:<br />

Ich garantiere für sie, dass es gut geht; ich will den<br />

Schaden tragen. Man muss etwas wagen. Wie P. Franz;<br />

wer nichts wagt, gewinnt nichts.<br />

Gott zum Gruss,<br />

Ihr P. Franz. 132<br />

130) «Katholische Missionen», Jahrgang 1880.<br />

131) Archiv des Instituts in Menzingen, VI, 2. 1. 10.<br />

132) Ebenda.<br />

111


AUS BRIEFEN AN FRAU MUTTER SALESIA<br />

STRICKLER 133<br />

London, 7. 6. 1883<br />

... Indessen geht es doch recht gemütlich zu, da alle ihren<br />

guten Humor behalten haben, die köstlichste Person ist<br />

unsere Jungfer Nigg, welch komische Einfälle sie hat!<br />

Heute ist sie gut zweg, gestern hatte sie Heimweh. Die<br />

Brüder der Jungf. Nigg sind auch an Bord, sie hat grosse<br />

Freude, sie zu treffen. ...<br />

Unterschrift: Ihre Kinder<br />

An Bord der Arab (Juni 1883)<br />

... 17. Juni. Wieder kein Gottesdienst. Die Schiffsmannschaft<br />

feiert "den Sonntag auf englische Weise ... Wir haben<br />

uns sehr erbaut an dieser Andacht, die wir von ferne,<br />

d. h. vom Verdeck her bel<strong>aus</strong>chten. Unsere Marie ist auch<br />

gegangen, mit den anderen deutschen Passagieren ...<br />

Sr. Philothea<br />

Umtata 20. 8. 1883<br />

... Sr. Wendelina kocht, flickt Wäsche für Mme Hampson<br />

und spaltet Holz, Sr. Konrada bügelt bereits die ganze Woche,<br />

Marie lernt flicken und hilft in der Küche. Dann sollten<br />

alle Englisch lernen, aber das geht entsetzlich schwer,<br />

da sie nicht recht wollen.<br />

Kein Platz mehr für eine Unterschrift<br />

Umtata, 11. Okt. 1883<br />

... Unser Garten ist schon bepflanzt, Marie und Sr. Wendelina<br />

haben fleissig darin geschafft, es hat jede ihre Seite<br />

und Methode, sie rivalisieren, wollen sehen, was wir ernten.<br />

... Sr. Konrada und Marie gehen in die Kleinkinderschule,<br />

um Englisch zu lernen und können schon auf 100<br />

zählen ...<br />

Sr. Philothea<br />

Umtata, 31. 10. 1883<br />

... ich zweifle, ob man Sr. Wendelina, die ich jetzt mit<br />

Marie auf die Farm schicke, als Oberschwester dort lassen<br />

kann ...<br />

Sr. Pia Diem<br />

112<br />

Umtata, 17. Aug. 1883<br />

... Noch habe ich Ihnen nicht gesagt, dass wir vom Kloster<br />

in King Williams-Town eine Kandidatin erwarten. Sie<br />

erträgt das dortige Klima nicht. Die Priorin rühmt sie<br />

sehr. Sie ist nur für die Arbeit und hat daher auf die Farm<br />

zu gehen. Dürften wir sie dann ins Noviziat nehmen mit<br />

Marie? ...<br />

Sr. Pia Diem 1


NACHRUFE<br />

FLORIAN NIGG 135 , 1914<br />

Am Ziel<br />

Bruder Kornelius darf den besten Mariannhiller Brüdern<br />

beigerechnet werden. Körpermass und Kraft waren<br />

nur mittelmässig, hingegen erreichte seine Seele einen<br />

mehr als gewöhnlichen Grad des Tugendstrebens. Sein<br />

äusseres Leben verlief wie das der meisten Handwerker,<br />

doch sein Inneres stand auf hoher Stufe, wie jahrelanger<br />

Verkehr des Sehr, bezeugen kann.<br />

Der junge Nigg trat wenige Jahre nach Gründung des<br />

Trappistenklosters in Mariannhill ein. Er beteiligte sich<br />

an den ersten Notbauten und wohl auch am Aufbau der<br />

neuen Kirche. Nach Ablegung der hl. Professe benötigten<br />

mehrere Stationen seine Dienste, insbesondere Lourdes<br />

und die dortige Missionskirche, eine seiner grösseren<br />

Arbeiten. Auch Mariathal und Oetting bedurften seiner<br />

Hilfe. Im Juli 1896 ging es zum Mühlenbau am Polela.<br />

Dort stellte Br. Kornelius zunächst das Turbinenh<strong>aus</strong> am<br />

Wasserfall her; dann das grössere Mühlengebäude dicht<br />

am Umpopmo.<br />

1898-1901 mühte sich der erfahrene Maurermeister<br />

am Bau der Reichenauer Missionskirche <strong>aus</strong> Blau- und<br />

Basaltsteinen bis zum Turm, den er bis über den Dachfirst<br />

aufführte. Nach Vollendung dieser bedeutenden Arbeit<br />

übernahm unser zäh-<strong>aus</strong>dauernder Maurer die Herstellung<br />

von soliden Dippingtanks in Reichenau, Citeaux und<br />

Cläirvaux etc. Der Impendhle Mission diente Br. Kornelius<br />

längere Zeit, begann den Bau der dortigen Steinkirche<br />

und einer Strassenanlage auf den steilen Berg daselbst.<br />

1912/13 beteiligte sich Br. Kornelius stark am Aufbau des<br />

umfangreichen Schwestern-Sanatoriums bei Mariathal-<br />

Ixopo. Daselbst zog sich der alternde längst bruchleidende<br />

Bruder ernste Verkältung zu infolge eines Hagelwetters.<br />

Auch bildete sich ein Gewächs im Unterleib. Eine<br />

erfolgreiche Operation schien <strong>aus</strong>geschlossen. So waren<br />

dem geschwächten Kranken schmerzvolle Leidenswochen<br />

beschieden in Mariathal.<br />

Zwei Ärzte konnten ihm wenig helfen und die treue<br />

Pflege der Mitbrüder nur die Leiden des langsam Sterbenden<br />

in etwa lindern. Der geduldige Kreuzträger verschied<br />

nach Empfang aller hl. Sakramente auf dem Schmerzenslager<br />

in der Mitte des Herz Jesumonates, der ihm so viele<br />

Jahre hindurch besonders lieb und treu gewesen.<br />

Zufällig konnte ich mit den Bewohnern der Station Mariathal<br />

und sehr vielen Schwarzen an der Beerdigung von<br />

Br. Kornelius teilnehmen. Nun ruht der Dulder bereits 37<br />

Jahre <strong>aus</strong> von seinen Mühen. Als Ordensmann war Bruder<br />

Kornelius sehr pünktlich und gewissenhaft. Trotz der<br />

schweren Arbeit erstaunlich müssig bei Tisch und genüg­<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

sam in allem. Er zeigte sich im Verkehr auch als guter<br />

Denker und konnte infolge seiner Belesenheit auch<br />

schwierige Fragen trefflich lösen.<br />

Tief religiös veranlagt lebte der strebsame Bruder <strong>aus</strong><br />

dem nüchternen Glauben und wirkte sein Heil in Frucht<br />

und Treue. Bei längerem Zusammenleben und -arbeiten<br />

konnte ich vieles von seinem Innren erfahren und darf sagen,<br />

dass Br. Kornelius ein heiligmässiges Leben der Arbeit<br />

und Busse in Gebet und Tugendfleiss geführt hat.<br />

Möge ihm der volle Lohn des guten und getreuen Dieners<br />

für alle Ewigkeit beschieden sein! 136<br />

THEODOR NIGG, 1892<br />

On August 10 th of last year just a decade had passed<br />

since Br. Nigg went to his rest at Keilands. The name of<br />

this good little lay-brother by this time must be quite familiar<br />

to readers of this journal; among all the members<br />

of the Zambesi Mission it is a household word. No öne<br />

endeared himself more to all than did this genial little<br />

soul, his cheerfulness was proverbial and could be impaired<br />

neither by difficulties, disappointments nor personal<br />

suffering.<br />

Br. Nigg went up into the interior with the first party of<br />

our missionaries in 1879 and he remained for several<br />

years in Zambesia. He was always most useful to our<br />

Fathers as there was scarcely anything to which he could<br />

not put his hand; moreover he was a very hardworking<br />

man and a thoroughly good religious. He was terribly<br />

handicapped by chronic dysentry, the result of that painful<br />

experience at Moemba which has already been detailed<br />

in these pages, but it could not rob him of his<br />

energy and light-heartedness. After being recalled from<br />

the Zambesi he lived for a time at Dunbrody and then<br />

went to Keilands, where he passed the last two years of<br />

his life. Here he soon won the affection, not only of the<br />

Fathers, but of the natives, who were always eager to<br />

work with him and enjoyed listening to his merry flow of<br />

talk in the Sindebele tongue.<br />

Before he left Holland for South Africa Br. Nigg had given<br />

to him a little statue of our Lady of Good Counsel, and<br />

he was very much attached to it. In Holland he had built<br />

for a similar statue a chapel, which had become regulär<br />

133) Salesia Strickler war zu diesem Zeitpunkt Generaloberin der<br />

Menzinger Schwestern.<br />

134) Archiv des Instituts in Menzingen, VI, 2. 1. 10.<br />

135) Cornelius war der Klostername von Florian Nigg.<br />

136) Archiv der Missionare CCM, Mariannhill, Brüderverzeichnis<br />

Nr. 95, S. 222 f.<br />

113


place of pilgrimage, and his great ambition and steadfast<br />

resolution was to erect a shrine for our Lady in South Africa.<br />

While up in Zambesia he never got courting disaster<br />

to try and spread the light of the Gospel. Material progress,<br />

civilisation, the opening up of distant counties by<br />

steam locomotion is, no doubt, important; but where men<br />

are harzing everything for merly worldly advantages, it<br />

were surley unbecomming of the Catholic Church not follow,<br />

at least if they cannot lead the way. I would fain hope<br />

that our readers will try and help us to give actuality to<br />

the little of this article and enable us to move Northward,<br />

Ho!<br />

R. Sykes, S. J.,<br />

Bulawayo, Rodesia. 137<br />

137) Zambesi Mission Record, Vol. II, Januar 1902, S. 20 f.<br />

114


QUELLENVERZEICHNIS<br />

UNGEDRUCKTE QUELLEN<br />

Archiv der Mariannhiller-<br />

Missionare CMM,<br />

Mariannhill (Südafrika)<br />

Archiv der Mariannhiller-<br />

Missionare CMM, Riedegg<br />

Archiv der Missionsschwestern<br />

vom Kostbaren Blut<br />

CPS, Mariannhill (Südafrika)<br />

Archiv des Instituts Menzingen,<br />

Menzingen<br />

Archiv der Schweizer<br />

Jesuiten SJ, Zürich<br />

Generalatsarchiv der<br />

Mariannhiller-Missionare<br />

CMM, Rom<br />

GAT Gemeindearchiv<br />

Triesen<br />

LLA Liechtensteinisches<br />

Landesarchiv, Vaduz<br />

GEDRUCKTE QUELLEN<br />

P. Dietmar Seubert:<br />

«Die fünf Nigg», Manuskript,<br />

Rom, 8. Juni 1983<br />

«Familia», Vol. IV,<br />

Mariannhill, August 1914,<br />

Nr. 8<br />

«Katholische Missionen»,<br />

Jahrgang 1880<br />

«Katholische Missionen»,<br />

Jahrgang 1899<br />

Liechtensteiner Volksblatt,<br />

18. Juli 1914, Nr. 29<br />

Zambesi Mission Record,<br />

Vol. II, Januar 1902<br />

Zambesi Mission Record,<br />

Vol. VI, April 1919, Nr. 89<br />

MÜNDLICHE QUELLEN<br />

Interviews des Verfassers<br />

mit Personen, deren Eltern<br />

oder Grosseltern die Geschwister<br />

Nigg kannten:<br />

Elisabeth Beck-Kindle,<br />

Triesen<br />

Albert Eberle selig, Triesen<br />

Konstantin Erne selig,<br />

Triesen<br />

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />

ALBERT EBERLE<br />

LITERATUR­<br />

VERZEICHNIS<br />

Balling, Adalbert Ludwig:<br />

Der Trommler Gottes.<br />

Franz Pfanner, Ordensgründer<br />

und Rebell. Freiburg<br />

im Breisgau, 1981.<br />

Balling, Adalbert Ludwig:<br />

Gott liebt die Fröhlichen,<br />

Heiteres und Hintergründiges.<br />

Freiburg (Schweiz),<br />

1994.<br />

Balling, Adalbert Ludwig:<br />

Gute Menschen sterben<br />

nicht. Mariannhiller Porträts.<br />

Würzburg, 1989.<br />

Dischl, Marcel: Prior Franz<br />

Pfanner und die Menzinger<br />

Schwestern, in: Kirchengeschichte<br />

der Transkei.<br />

Umtata, 1984.<br />

Eberle, Albert: Die Geschwister<br />

Nigg vom Meierhof.<br />

In: Gemeindeblatt<br />

Triesen, 1985, Nr. 76,<br />

22-24.<br />

Ospelt, Alois: Die<br />

geschichtliche Entwicklung<br />

des Gerichtswesens in<br />

Liechtenstein. In: Liechtenstein<br />

Politische Schriften,<br />

Band 8. Vaduz, 1981,<br />

S. 217-245.<br />

Seger, Otto: Überblick über<br />

die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />

Geschichte. 3. Auflage.<br />

Vaduz, 1974.<br />

Spillmann, Joseph: Vom<br />

Cap zum Sambesi,<br />

Die Anfänge der Sambesi-<br />

Mission. Freiburg im<br />

Breisgau, 1882.<br />

Tschugmell, Fridolin:<br />

Gemeinde-Vorgesetzte etc.<br />

von Triesen 1406-1950.<br />

Triesen, 1977.<br />

Tschugmell, Fridolin:<br />

Priester und Ordensleute<br />

<strong>aus</strong> Triesen 1485 ff.<br />

Triesen, 1974.<br />

Tschugmell, Fridolin:<br />

Trisner-Geschlechter,<br />

1237-1958. Triesen, 1973.<br />

Tschugmell, Fridolin:<br />

Stammbäume der Triesner<br />

Geschlechter 1550-1970.<br />

Triesen, 1973.<br />

Vogt, Paul: Brücken zur<br />

Vergangenheit, Ein Textund<br />

Arbeitsbuch zur<br />

<strong>liechtenstein</strong>ischen Geschichte.<br />

Vaduz, 1990.<br />

115


BILDNACHWEIS<br />

S. 83: Karte angefertigt<br />

aufgrund einer Skizze von<br />

Kl<strong>aus</strong> Biedermann<br />

S. 87 oben: LLA<br />

S. 87 unten: Louis Jäger,<br />

Schaanwald<br />

S. 89, 93, 95, 97, 98, 99<br />

oben, 100 und 102: Archiv<br />

der Mariannhiller Missionare,<br />

Würzburg<br />

S. 91 und 101 oben: Generalkurie<br />

der Mariannhiller<br />

Missionare, Rom<br />

S. 99 unten: Klosterarchiv<br />

Mariannhill, Südafrika<br />

S. 101 unten: Albert<br />

Eberle<br />

116<br />

ANSCHRIFT DES AUTORS<br />

Albert Eberle<br />

Kirchstrasse 13<br />

FL-9490 Vaduz

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