gottesfurchtige rebellen aus liechtenstein - eLiechtensteinensia
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GOTTESFURCHTIGE<br />
REBELLEN AUS<br />
LIECHTENSTEIN<br />
DAS BEWEGTE LEBEN DER GESCHWISTER NIGG<br />
IN TRIESEN UND IN AFRIKA<br />
ALBERT EBERLE
Inhalt<br />
EINLEITUNG<br />
DIE GESCHWISTER NIGG IN<br />
LIECHTENSTEIN<br />
DIE FAMILIE NIGG UND DIE ZEIT<br />
UMSTÄNDE<br />
Liechtenstein in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts<br />
Herkunft und familiäre Verhältnisse<br />
Wirtschaftliche Situation<br />
DER NIGG-STREIT<br />
Vorgeschichte<br />
Der Mauerbau<br />
Der Aufstand<br />
Verhaftung und Urteil<br />
Mäuerkompromiss<br />
76<br />
79 DIE GESCHWISTER NIGG IN AFRIKA 88<br />
80<br />
80<br />
80<br />
80<br />
82<br />
83<br />
83<br />
84<br />
85<br />
85<br />
86<br />
MISSIONEN IN AFRIKA<br />
Der Wettlauf um die afrikanischen Kolonien<br />
Franz Wendelin Pfanner und das Trappistenkloster<br />
Mariastern in Bosnien<br />
Das Trappistenkloster Mariannhill<br />
THEODOR NIGG, DER JESUIT<br />
Eintritt und Noviziat<br />
Vertreibung <strong>aus</strong> Deutschland<br />
Koch und Fuhrmann<br />
AUFBRUCH INS NEUE LEBEN<br />
Eine Zwischenstation in Mariastern<br />
Auserwählt für Afrika<br />
LEBEN, ARBEIT UND TOD IN AFRIKA<br />
Maria Nigg<br />
Pioniere in Afrika<br />
Die Gelübde<br />
Der H<strong>aus</strong>maurer<br />
Unfall an der Böschungsmauer<br />
Der Baumeister<br />
89<br />
90<br />
91<br />
91<br />
91<br />
92<br />
94<br />
94<br />
95<br />
96<br />
96<br />
97<br />
99<br />
100<br />
100<br />
102<br />
SCHLUSSBEMERKUNGEN 103
ANHANG<br />
DIE VORGESCHICHTE ZUM NIGG-STREIT<br />
Franz Nigg an die Regierung,<br />
5. Februar 1878<br />
Vorsteher Erne an die Regierung,<br />
10. Februar 1878<br />
Die Brüder Nigg an die Regierung,<br />
10. Februar 1879<br />
Vorsteher Bargetzi an die Regierung,<br />
16. Februar 1879<br />
Florian Nigg an die Regierung,<br />
26. Juni 1881<br />
Busse an die Gebrüder Nigg,<br />
10. Februar 1882<br />
DER STRAFPROZESS<br />
Abrissverfügung der Mauer,<br />
13. März 1882<br />
Verhaftung der-Geschwister Nigg,<br />
15. März 1882<br />
Verhaftungsbeschluss,<br />
16. März 1882<br />
Dr. Schlegels Versetzungsantrag,<br />
26. April 1882<br />
Ablehnung der Nigg-Beschwerden,<br />
1. Mai 1882<br />
Urteilverständigung an die Regierung,<br />
5. Juli 1882<br />
Appellationsgerichtsentscheid,<br />
14. August 1882<br />
Gnadengesuch an den Fürsten,<br />
18. September 1882<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
104 DER ZIVILPROZESS 108<br />
. Rekurs der Gemeinde Triesen,<br />
27. Juni 1882 108<br />
n. Gerichtlicher Bussentscheid,<br />
23. August 1882 109<br />
. Entscheid des Obersten Gerichtshofes,<br />
23. August 1882 109<br />
104 BRIEFE 110<br />
Brief von Theodor Nigg,<br />
105 29. Dezember 1879 110<br />
Franz Pfanner setzt sich für Maria Nigg ein 111<br />
105 Aus Briefen an Frau Mutter Salesia Stickler 11-2<br />
105 NACHRUFE - 113<br />
Florian Nigg, 1914 ' 113<br />
Theodor Nigg (in Englisch), 1892 113<br />
1 0 6 QUELLEN-UND LITERATURVERZEICHNIS 115<br />
106<br />
106<br />
107<br />
107<br />
107<br />
107<br />
108<br />
77
Einleitung<br />
Wenn gleich fünf Geschwister H<strong>aus</strong> und Hof verlassen,<br />
um sich in den Dienst der afrikanischen Mission<br />
zu stellen, ist dies für das kleine Liechtenstein<br />
des <strong>aus</strong>gehenden 19. Jahrhunderts eine absolute<br />
Rarität. In der folgenden Arbeit gehe ich dem <strong>aus</strong>serordentlich<br />
spannenden Schicksal der Geschwister<br />
Nigg vom Meierhof nach. In meinem Heimatdorf<br />
Triesen sind diese Vorkommnisse heute weitgehend<br />
vergessen.<br />
Der folgende Beitrag wurde als Semesterarbeit an<br />
der Pädagogischen Hochschule in St. Gallen verfasst<br />
und angenommen von Dozent Dr. Peter Geiger.<br />
Ein langanhaltender Streit der Familie Nigg mit<br />
der Gemeinde Triesen artete im März des Jahres<br />
1882 zu einer handfesten, mit Waffengewalt geführten<br />
Konfrontation <strong>aus</strong>. Franz, Florian, Johann<br />
und Maria Nigg wurden des Verbrechens des Aufstandes<br />
für schuldig erkannt und zu schwerem<br />
Kerker verurteilt. 1 Nach Verbüssung der Haft verliessen<br />
die vier Geschwister ihre Heimat und wirkten<br />
fortan als Missionare in Afrika.<br />
Ein weiteres Familienmitglied, Theodor Nigg,<br />
war, in diese Händel nicht verstrickt. Der fromme<br />
Theodor entschied sich schon früh zum Ordensleben.<br />
Im Jahre 1869 trat er, 21-jährig, in Gorheim<br />
bei Sigmaringen den Jesuiten bei. 2 Auch ihm werden<br />
wir später in Südafrika begegnen, denn er ging<br />
1879 als erster der fünf Geschwister nach Afrika.<br />
Über das Leben des liebenswürdigen Jesuitenbruders<br />
ist glücklicherweise vieles überliefert.<br />
Wenn mein Taufpate Albert Eberle bei uns zu<br />
Besuch war, wurde oftmals über Dinge <strong>aus</strong> früherer<br />
Zeit gesprochen. Mich interessierten diese Geschichten,<br />
und ich konnte dem «Götti» stundenlang<br />
zuhören. Dabei habe ich auch einmal etwas über<br />
die Geschwister Nigg aufgeschnappt.<br />
Jahre später sandte mich der Liechtensteinische<br />
Entwicklungsdienst (LED) als Entwicklungshelfer<br />
zu Bruder Stefan Frommelt nach Umtata in Südafrika.<br />
Beim Lesen des Büchleins «Priester und Ordensleute<br />
<strong>aus</strong> Triesen» 3 habe ich dann bemerkt,<br />
dass die fünf Geschwister Nigg in derselben Gegend<br />
gewirkt haben, in die ich vom LED geschickt<br />
wurde. Mein Interesse an der Lebensgeschichte der<br />
fünf Triesner war geweckt. Während meiner zwei<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
jährigen Tätigkeit in Afrika ging ich den Spuren der<br />
Geschwister Nigg nach.<br />
Bei Besuchen im Archiv der Mariannhiller Missionare<br />
bin ich auf interessante Unterlagen und Beschreibungen<br />
der drei in diesem Orden lebenden<br />
Missionare <strong>aus</strong> Triesen gestossen. Aber auch über<br />
den Jesuiten Theodor Nigg war etliches im Mariannhiller<br />
Archiv zu erfahren. Bruder Theodor<br />
lebte unter anderem in Keiland, einer Missionsstation,<br />
die später von den Mariannhillern übernommen<br />
wurde. Von den Schwestern «Vom Kostbaren<br />
Blut», die ebenfalls in Südafrika ihr Mutterh<strong>aus</strong> haben,<br />
sowie von den Kreuzschwestern in Menzingen<br />
4 erhielt ich Informationen über Maria Nigg.<br />
Obwohl das Ableben des jüngsten der Nigg-Geschwister<br />
schon achtzig Jahre zurückliegt, sind<br />
noch alle Grabstätten vorhanden. Während meiner<br />
Zeit in Afrika habe ich die Gräber von vier der fünf<br />
Geschwister aufgesucht.<br />
Im Lauf der Zeit besuchte ich verschiedene Provinzhäuser<br />
der Mariannhiller in Europa und fand<br />
da und dort noch Material über die Geschwister<br />
Nigg. Von Jesuitengemeinschaften in der Schweiz<br />
und in Deutschland erhielt ich zusätzliche Informationen<br />
über Bruder Theodor. Schliesslich befinden<br />
sich auch im Liechtensteinischen Landesarchiv<br />
verschiedene Akten zum Fall Nigg. Das sehr zeitraubende<br />
Studium der Landesarchiv-Dokumente<br />
brachte mir die wichtigsten Informationen über<br />
den Nigg-Streit.<br />
Herzlich danken möchte ich Herrn Dr. Peter Geiger,<br />
der mir den Anstoss gab, das Leben der Geschwister<br />
Nigg im Rahmen einer Semesterarbeit an<br />
der Pädagogischen Hochschule in St. Gallen zu beschreiben.<br />
Folgende weiteren Personen haben<br />
mich bei dieser Arbeit unterstützt: Bruder Stefan<br />
Frommelt, lic. phil. Paul Vogt, Pater Dietmar Seubert,<br />
Frieda Eberle, Dr. Hilmar Hoch, Susanne Falk.<br />
1) Vgl. S. 85 f.<br />
2) Vgl. S. 91 f.<br />
3) Tschugmell: Priester und Ordensleute <strong>aus</strong> Triesen, S. 7.<br />
4) Das Mutterh<strong>aus</strong> der Kreuzschwestern liegt in Men-zingen (ZG);<br />
daher wird oft auch der Name «Menzingerschwestern» verwendet.<br />
79
Die Geschwister Nigg<br />
in Liechtenstein<br />
DIE FAMILIE NIGG UND DIE ZEITUMSTÄNDE<br />
LIECHTENSTEIN IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES<br />
19. JAHRHUNDERTS<br />
Im folgenden soll die Zeit, in der sich diese Einzelschicksale<br />
ereigneten, etwas näher beleuchtet werden.<br />
Wirtschaftlich gesehen war Liechtenstein damals<br />
sehr rückständig. Die Landwirtschaft des reinen<br />
Agrarlandes stand auf einem sehr niedrigen<br />
Niveau. Fürst Alois II. 5 wollte das Land von Grund<br />
auf modernisieren. Dies stiess keinesfalls auf Begeisterung,<br />
viel mehr herrschte grosse Unzufriedenheit<br />
in der Bevölkerung.<br />
Es war eine Zeit des Umbruchs. Der Widerstand<br />
gegen die Obrigkeit wuchs. Dies führte zur Revolution<br />
von 1848, die auch an Liechtenstein nicht<br />
spurlos vorbeiging. In Balzers entsprang dem jugendlichen<br />
Übermut der Burschenschaft die Idee<br />
einer Verschwörung. 6 Sie richtete sich aber nicht<br />
primär gegen die Regierung und das Fürstenh<strong>aus</strong>,<br />
sondern vor-allem gegen landfremde Beamte.<br />
, Das Scheitern der Revolution und die Rückkehr<br />
zum Absolutismus hatten auch für unser Land<br />
Konsequenzen. Die Einführung einer neüen Verfassung<br />
wurde hin<strong>aus</strong>geschoben. Noch schwerer aber<br />
lastete die wirtschaftliche Not dieser Zeit auf den<br />
Schultern der Menschen.<br />
Durch den im Jahre 1852 mit Österreich abgeschlossenen<br />
Zollvertrag richtete sich Liechtenstein<br />
politisch und wirtschaftlich auf die Donaumonarchie<br />
<strong>aus</strong>. Der freie Personen- und Warenverkehr<br />
zwischen den beiden Ländern sollte später für die<br />
Geschwister Nigg noch von Bedeutung sein.<br />
Reformen in Österreich ermöglichten auch in<br />
Liechtenstein die Modernisierung der absolutistischen<br />
Regierungsform. Durch die Verfassung von<br />
1862 wurden dem Volk wichtige Grundrechte garantiert<br />
und die wichtigsten Vor<strong>aus</strong>setzungen für<br />
einen Rechtsstaat geschaffen. Die Bevölkerung begrüsste<br />
die Gewaltenteilung und das Recht auf unabhängige<br />
Richter freudig. Der Fürst wahrte zwar<br />
seine monarchischen Rechte in hohem Masse,<br />
80<br />
trotzdem war er nun an die Verfassung gebunden<br />
und konnte nicht mehr uneingeschränkt herrschen.<br />
Die neue Verfassung sah drei Gerichtsinstanzen<br />
vor. Die erste war das Landgericht in Vaduz. Als<br />
zweite Instanz fungierte das fürstliche Appellationsgericht<br />
in Wien. Die Funktion des Obersten<br />
Gerichtshofes wurde dem Oberlandesgericht für<br />
Tirol und Vorarlberg in Innsbruck übertragen.<br />
Dieser sanfte Demokratisierungsprozess liess<br />
auch ein seit Jahrzehnten gefordertes neues Gemeindegesetz<br />
zu. Die Bürger durften nun den Vorsteher,<br />
die Gemeinderäte sowie einen Kassier<br />
wählen. Den Gemeinden wurde eine eigene Verwaltung<br />
zugestanden. Der Gemeindevorsteher erhielt<br />
grössere Kompetenzen, die aber immer noch<br />
von der Regierung in Vaduz kontrolliert wurden.<br />
Ab dem Jahre 1860 setzte in Liechtenstein die<br />
Industrialisierung ein. In der Folge wurde auch in<br />
Triesen eine Textilfabrik gegründet. Die Mehrheit<br />
der Liechensteiner verdiente den Lebensunterhalt<br />
aber weiterhin in der Landwirtschaft.<br />
Die Armut in Liechtenstein liess in den Jahren<br />
nach der Revolution viele Menschen <strong>aus</strong>wandern.<br />
Dutzende von Triesnern, so auch Elisabeth Kindle 7 ,<br />
eine Cousine der Geschwister Nigg, verliessen ihre<br />
Heimat in Richtung Amerika. Die Auswanderung<br />
der Geschwister Nigg nach Afrika stellt deshalb für<br />
Liechtenstein eine Ausnahme dar.<br />
Durch den wirtschaftlichen Aufschwung ab dem<br />
Jahr 1860 liess die erste Auswanderungswelle nun<br />
merklich nach. Bis zum Tode von Josefa Kindle-<br />
Nigg, dem sechsten der Geschwister Nigg, im Jahre<br />
1934 erlebte unser Land aber noch weitere Auswanderungswellen.<br />
8<br />
HERKUNFT UND FAMILIÄRE VERHÄLTNISSE<br />
Johann Nigg ist der Stammvater der Meierhof-<br />
Nigg. Er zog 1658 von Triesenberg nach Triesen<br />
herunter. Jakob und Josef, zwei seiner Enkel, wurden<br />
ab 1740 Pächter auf dem Meierhof. 9<br />
Josef Nigg, geboren 1806, ein Urenkel des oben<br />
genannten Jakob, heiratete im Jahre 1835 Kres
zentia Kindle, geboren 1813 in Triesen. Dieser Ehe<br />
entsprossen folgende Kinder: 10<br />
Franz, das älteste der Geschwister Nigg, wurde<br />
am 29. Januar 1838 in Triesen geboren. Franz Nigg<br />
war von mittlerer Grösse und hatte blonde Haare.<br />
Er wurde bei seiner Hafteinweisung vom Gerichtsdiener<br />
Seger als dickhalsig 11 beschrieben. Im gesetzten<br />
Alter von 45 Jahre ging er als Trappistenbruder<br />
Gregor 12 nach Afrika. Dort bekam er bald<br />
gesundheitliche Probleme. Er starb, 48-jährig, am<br />
26. November 1886, vermutlich an Malaria.<br />
Katharina, die Zwillingsschwester von Franz,<br />
starb 1860 im jungen Alter von erst 22 Jahren in<br />
Triesen.<br />
Maria-Luisa, die am 21. November 1839 auf die<br />
Welt kam, wurde nur 19 Jahre alt.<br />
Johann wurde am,18. April 1841 geboren. Er<br />
war von kleinerer Statur, hatte braune Haare und<br />
einen blonden Bart. 13 Johann Nigg war auch schon<br />
42 Jahre alt, als er 1883 als Bruder Germanus<br />
nach Afrika <strong>aus</strong>wanderte. Als Baupolier war er<br />
massgeblich an der Erstellung des Trappistenklosters<br />
Mariannhill beteiligt. Durch einen Unfall verlor<br />
er seinen linken Unterschenkel. Er wurde zum<br />
Flickschneider umgeschult. Die Stubenhockerei bekam<br />
ihm nicht gut, denn drei Jahre später, am<br />
12. Januar 1890, starb Johann Nigg in Mariannhill.<br />
; Maria wurde am 29. Mai 1843 geboren. Sie war<br />
von mittlerer Grösse, hatte ein schmales Gesicht<br />
und blonde Haare. 14 Auf Drängen ihrer Brüder<br />
reiste sie ebenfalls in die Mission <strong>aus</strong>. Zu diesem<br />
Zeitpunkt war sie 40 Jahre alt. In Afrika führte sie<br />
ein sehr bewegtes Leben und arbeitete in verschiedenen<br />
Berufen. Im fortgeschrittenen Alter von 52<br />
Jahren trat Maria Nigg als Schwester Polycarpa ins<br />
Frauenkloster von Mariannhill ein. Gestorben ist<br />
die resolute und furchtlose Schwester am 24. September<br />
1908.<br />
Josefa Nigg wurde am 14. Juli 1845 geboren. Im<br />
Alter von 30 Jahren heiratete sie Fidel Kindle 15 <strong>aus</strong><br />
Triesen. Sie starb als letzte dieser Linie am 28. August<br />
1934 in Triesen. Josefa war als einzige der<br />
Familie Nigg verheiratet. Sie wurde deshalb auch<br />
nicht direkt in den Nigg-Streit hineingezogen. Ihr<br />
Gatte Fidel Kindle unterstützte den Mauerbau der<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Geschwister Nigg nicht und sprach in dieser Angelegenheit<br />
mehrmals beim Landesverweser vor.<br />
Fidel und Josefa Kindle-Nigg, die nach dem<br />
Wegzug der Geschwister Nigg den Meierhof übernommen<br />
hatten, waren die Grosseltern von Hermine<br />
Beck-Kindle 16 , Elisabeth Beck-Kindle sowie von<br />
Wilhelm und Urban Kindle. Von Wilhelm stammen<br />
Hermann, Werner und Willi Kindle ab. Urban<br />
Kindle war Wirt auf dem Meierhof und hinterliess<br />
die Kinder Roland, Elsbeth, August, Inge und Viktor<br />
Kindle.<br />
Theodor Nigg wurde als zweitjüngstes Kind der<br />
Familie Nigg am 18. Februar im Revolutionsjahr<br />
1848 geboren. Mit 21 Jahren verliess der kleine<br />
Triesner den Meierhof und trat in Deutschland dem<br />
Jesuitenorden bei. Er war ein fröhlicher Mensch<br />
und hatte einen unverwüstlichen Humor. Der Jesuitenbruder<br />
Theodor Nigg reiste 1879-als Missionar<br />
nach Südafrika. Nach kurzem, aber äusserst<br />
abenteuerlichem Leben zwischen Kap und Sambesi<br />
starb er am 6. August 1891 an Malaria.<br />
Florian, der jüngste Nigg, wurde am 16. April<br />
1851 geboren. Er war von mittlerer Grösse, hatte<br />
schwarzes Haar und trug einen schwarzen Vollbart.<br />
17 Florian Nigg erlernte den Beruf eines Kü<br />
5) Fürst Alois II. (*1796; +1858) regierte von 1836 bis 1858 das<br />
Land Liechtenstein.<br />
6) Der Kanzlist Johann Langer wurde gewaltsam <strong>aus</strong>ser Landes<br />
geschafft.<br />
7) LLA. Tschugmell: Familienbuch Triesen, S. 158. - Elisabeth Kindle<br />
ist die Tochter des «Platz-Sepp» Josef Benedikt Kindle, einem Bruder<br />
von Kreszentia Nigg, Mutter der Geschwister Nigg.<br />
8) Vogt: Brücken zur Vergangenheit, S. 205 ff.<br />
9) Tschugmell: Triesner Geschlechter, S. 33 f.<br />
10 Ebenda.<br />
11) LLA S 1882/3/36.<br />
12) Trappisten erhalten beim Klostereintritt einen neuen Namen.<br />
13) LLA S 1882/3/36.<br />
14) Ebenda.<br />
15) Tschugmell: Stammbäume der Triesner Geschlechter, S. 31.<br />
16) Hermine Beck-Kindle war Schäfle-Wirtin in Triesen.<br />
17) LLA S 1882/3/36.<br />
81
fers. Er zeigte schon früh eine kritische Haltung gegenüber<br />
der Obrigkeit, deshalb galt er als aufmüpfiger<br />
Rädelsführer und war bei den Behörden unbeliebt.<br />
In Südafrika konnte er als Bruder Cornelius<br />
seine Fähigkeiten voll entwickeln. Als Baumeister<br />
von Mariannhill wurde ihm die Anerkennung zuteil,<br />
die er in Triesen wohl kaum erhalten hätte.<br />
Florian Nigg starb am 11. Juni 1914 auf der Missionsstation<br />
Mariatal. 18<br />
In der Familie Nigg herrschte, wie allgemein in<br />
Liechtenstein, ein <strong>aus</strong>geprägt religiöses Klima.<br />
Theodor trat 1869 mit 21 Jahren in den Jesuitenorden<br />
ein. Dem Ruf Gottes folgten, wie schon erwähnt,<br />
vier weitere seiner Geschwister. Josefa<br />
Nigg, eine Verwandte, war Klosterschwester in<br />
Zams. Ein Beispiel dieser religiösen Lebenseinstellung<br />
gibt auch die folgende Anekdote:<br />
Die Buben Franz und Johannes kletterten auf<br />
einen verbotenen Kirschbaum. Die Mutter entdeckte<br />
die zwei Schlingel und befahl ihnen herunterzukommen.<br />
Da die Mutter eine zünftige Rute in den<br />
Händen hielt, konnten die Buben nicht im Zweifel<br />
sein, zu welchem Zweck die Mutter zum Abstieg<br />
einlud. Johannes stieg hinunter und bekam seine<br />
Tracht Prügel. Franz jedoch blieb oben und wartete,<br />
bis der Zorn der Mutter verraucht war. Die<br />
anderen Brüder Theodor und Florian stürmten zu<br />
Johannes und fragten ihn, warum er so dumm gewesen<br />
und herabgestiegen sei. Johannes antwortete<br />
in seiner tief begründeten religiösen Überzeugung:<br />
«I ha mini Sach ka, dr Franz aber kunnt is<br />
Fägfür.» 19<br />
Franz, der älteste Sohn, war bereits 38 Jahre<br />
alt, als der Vater Josef Nigg 1876 mit siebzig Jahren<br />
starb. Die drei ledigen Söhne Franz, Johann<br />
und Florian und ihre Schwester Maria übernahmen<br />
vom Vater den Landwirtschaftsbetrieb auf dem<br />
abseits gelegenen Meierhof. Die Mutter Kreszentia<br />
starb im Januar 1883. Sie wurde wie ihr Gatte<br />
ebenfalls siebzig Jahre alt.<br />
WIRTSCHAFTLICHE SITUATION<br />
Im Jahre 1734 gab das fürstliche Rentamt 20 die<br />
eigene Bewirtschaftung des Meierhofes auf. Siebzehn<br />
Jahre später wurde der Meierhof an verschiedene<br />
Männer und Frauen als Schupflehen auf Lebenszeit<br />
verliehen, unter ihnen die zwei schon erwähnten<br />
Josef und Jakob Nigg. Diese waren bereits<br />
Besitzer von Häusern, Ställen und Stadel auf dem<br />
Meierhof. Den zwei Brüdern wurde auch der grösste<br />
Teil des Bodens übertragen. 21 Der Pachtzins für<br />
den Meierhof war erträglich. Dank diesem Umstand,<br />
dem qualitativ guten Boden und ihrem grossen<br />
Fleiss wurden die Familien Nigg sehr wohlhabend.<br />
In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
ging dann der gesamte Boden durch das Zehentablösungsgesetz<br />
22 ohne Verpflichtung in den<br />
Privatbesitz über.<br />
Niemand <strong>aus</strong> der Familie Nigg wurde <strong>aus</strong> wirtschaftlicher<br />
Not zur Auswanderung gezwungen,<br />
noch musste jemand ein Zugeid in der Fabrik verdienen.<br />
Vielmehr war es ihnen sogar möglich,<br />
einen Knecht und eine Taglöhnerin 23 zu beschäftigen,<br />
was den ansehnlichen Besitz der Meierhof-<br />
Familie unterstreicht.<br />
Josef Nigg, der Vater der Meierhof-Geschwister,<br />
hinterliess seinen Kindern nebst allen Gebäulichkeiten<br />
10 334 Klafter Reben, Wiesen und Weideland,<br />
neun Stück Vieh sowie 4503 Gulden Reinvermögen.<br />
24 Dies stellte für damalige Verhältnisse ein<br />
beachtliches Vermögen dar.
DER NIGG-STREIT<br />
VORGESCHICHTE<br />
In den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde<br />
in Triesen die Maschlinastrasse gebaut. Sie verbindet<br />
die Landstrasse in der Talsohle mit der<br />
Meierhofstrasse, die von Vaduz nach Triesenberg<br />
führt. Der damalige Gemeindevorsteher Josef Bargetzi<br />
beauftragte die Meierhofbewohner, diese<br />
Strasse zu erstellen. Man versprach ihnen, die Arbeit<br />
angemessen zu vergüten. Die Brüder Franz,<br />
Johann und Florian Nigg arbeiteten von Zeit zu Zeit<br />
daran, wie es sich neben der Landwirtschaft einrichten<br />
liess. Sie wurden auch vom Gemeindekassier<br />
für die Arbeit ordnungsgemäss bezahlt. 25<br />
Einige Jahre später, im Sommer 1874, forderte<br />
der Werkmeister Gidi Hoch im Auftrage von Vorsteher<br />
Bargetzi die Nigg-Brüder mündlich auf, wieder<br />
an der Strasse zu arbeiten, was diese auch taten.<br />
Im Herbst desselben Jahres stellten Franz und seine<br />
Brüder der Gemeinde eine Rechnung. Sie bekamen<br />
aber zur Antwort, der Gemeinderat habe beschlossen,<br />
diese Arbeiten nicht mehr zu vergüten,<br />
weil diese Strasse praktisch nur von den Meierhofbewohnern<br />
benutzt werde. Die Brüder waren über<br />
diesen Entscheid verärgert und arbeiteten fortan<br />
nicht mehr an der Maschlinastrasse. Für den Moment<br />
hatte die Kontroverse aber keine weiteren<br />
Folgen. 26<br />
Ende der 70-er Jahre führte die Gemeinde Triesen<br />
Verbesserungen an den Strassen im Dorfe<br />
durch. Auch die Gebrüder Nigg wurden angewiesen,<br />
sich an Arbeit und Kosten zu beteiligen, was<br />
diese strikte ablehnten. Die «Meierhöfler» argumentierten<br />
nun ihrerseits, dass sie die Strassen im<br />
Dorfe kaum brauchten und stellten der Gemeinde<br />
eine Rechnung für die seinerzeit nicht entlöhnten<br />
Arbeiten an der Maschlinastrasse. Die Gemeindevorstehung<br />
verweigerte den Gebrüdern Nigg aber<br />
die Bezahlung für diese mehrere Jahre zurückliegenden<br />
Leistungen. 27<br />
Im Februar 1878 beschwerte sich Franz Nigg in<br />
dieser Angelegenheit bei der Regierung in Vaduz.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
18) Mariatal liegt bei Stuartstown, Bezirk Natal, Südafrika.<br />
19) «Familia» Vol. IV. August 1914, Nr. 8.<br />
20) Herrschaftliche Amtsstelle des Fürsten für die Verwaltung der<br />
Einkünfte und Ausgaben (= Renten).<br />
21) Tschugmell: Triesner Geschlechter, S. 33 f.<br />
22) Seger: Überblick über die <strong>liechtenstein</strong>ische Geschichte, S. 32.<br />
23) Vgl. S. 85 f.<br />
24) LLA A 108/108. Abhandlungakt Josef Nigg.<br />
25) LLA RE 1878/150. Franz Nigg an die Regierung;<br />
Schreiben vom 5. Februar 1878. - Vgl. Anhang, S. 104.<br />
26) Ebenda.<br />
27) LLA RE 1878/181 ad 150. Wendelin Erni an die Regierung;<br />
Schreiben vom 10. Februar 1878. - Vgl. Anhang, S. 104.<br />
Die Maschlinastrasse<br />
verbindet Triesen mit dem<br />
Meierhof; nordöstlich<br />
davon (schraffiert) die<br />
«Niggabünt», durch welche<br />
damals der Weg zum<br />
«Underforst» führte.<br />
83
Vorsteher Wendelin Erni verteidigte dort den Entscheid<br />
des Gemeinderates mit der Begründung,<br />
dass diese Arbeiten nicht in seiner Wirkungsperiode<br />
<strong>aus</strong>geführt worden seien und auch kein schriftlicher<br />
Arbeitsauftrag des damaligen Werkmeisters<br />
Hoch vorliege. 28<br />
Im darauffolgenden Jahr forderte Franz Nigg die<br />
Gemeinde Triesen auf, sie solle doch die Maschlinastrasse<br />
und zugleich die Zufahrten zu den Häusern<br />
auf dem Meierhof an schlechten Stellen mit<br />
Schotter verbessern. Er berichtete, dass die Strasse<br />
vom vielen Holzführen «ungemein ruiniert» sei. 29<br />
Für die Bürger von Triesen bestand im Winter ein<br />
Wegrecht über den Meierhof, denn der Underforstwald<br />
grenzte direkt an das Meierhofgut. Dieser Gemeindewald<br />
lieferte den meisten Triesner Familien<br />
das nötige Brennholz.<br />
Die Gemeinde Triesen lehnte auch dieses Gesuch<br />
ab. Franz, Johann und Florian Nigg wandten<br />
sich abermals an den Landesverweser. Wolfgang<br />
Bargetzi, der 1879 neu gewählte Vorsteher, begründete<br />
in einer schriftlichen Stellungnahme zuhanden<br />
der Regierung die Absage, indem er anführte,<br />
dass~die Gemeinderatsmitglieder die Strasse<br />
besichtigt und nicht in einem so schlechten Zustande<br />
befunden hätten, wie sie vom Beschwerdeführer<br />
beschrieben worden war. 30<br />
Auch in dieser Auseinandersetzung wurde keine<br />
.einvernehmliche Lösung gesucht. Die Geschwister<br />
Nigg waren sehr erbost über die nach ihrer Ansicht<br />
ständige Zurücksetzung durch die Gemeinde Triesen.<br />
Von der Regierung erhielten sie für ihren Standpunkt<br />
wenig Unterstützung. Für weitere zwei Jahre<br />
blieb es um den Meierhof aber trotzdem ruhig.<br />
Im Frühjahr 1881 bat die Gemeinde Triesen bei<br />
der Regierung um die Erlaubnis, von der Familie<br />
Nigg acht Kronen eintreiben zu dürfen. Florian<br />
Nigg hatte verbotenerweise einen Nussbaum <strong>aus</strong>gegraben<br />
sowie Pfähle und Sand von der Gemeinde<br />
bezogen, ohne dafür zu bezahlen. Florian Nigg legte<br />
gegen die seiner Ansicht nach überrissene Rechnung<br />
Protest ein. Er beschwerte sich zudem bei der<br />
Regierung, dass widerrechtlicherweise immer wieder<br />
Triesner Bürger im Sommer das Wegrecht über<br />
die Meierhofwiesen in Anspruch nahmen. Mehr<br />
84<br />
maliges Vorsprechen bei der Triesner Gemeindebehörde<br />
in dieser Angelegenheit habe nichts genutzt.<br />
31<br />
Dem Gesuch der Gemeinde Triesen um Schuldeintreibung<br />
bei Florian Nigg wurde entsprochen,<br />
der Betrag aber auf sieben Kronen reduziert. Landweibel<br />
Gregor Frommelt erschien auf dem Meierhof<br />
und erhielt von der Familie Nigg das Geld. 32<br />
DER MAUERBAU<br />
Nachdem ihr Protest gegen den Missbrauch des<br />
Wegrechts erfolglos geblieben war, begannen die<br />
Brüder Nigg nun mit der Erstellung einer Einfriedungsmauer<br />
an der Grenze zum Underforstwäld.<br />
Sie waren des ewigen Klagens bei den Behörden<br />
müde und wollten das Recht nun in die eigene<br />
Hand nehmen.<br />
Bald hatte sich im Dorf die Kunde vom Mauerbau<br />
der Geschwister Nigg verbreitet. Die Aufregung<br />
in der Triesner Bevölkerung war gross, da<br />
diese doch auf einen ungehinderten Zugang zum<br />
gemeindeeigenen Underforstwäld angewiesen war.<br />
Ein erbitterter Streit begann. Die Ortsvorstehung<br />
von Triesen reagierte schnell und klagte die Geschwister<br />
Nigg wegen Servitutseinschränkung ein.<br />
Durch einen Gemeinderatsbeschluss trug man dem<br />
Vorsteher Wolfgang Bargetzi auf, einen geeigneten<br />
Advokaten zu suchen. Fortan vertrat Dr. Franz Bikl<br />
<strong>aus</strong> Bludenz die Gemeinde Triesen in dieser<br />
Rechtssache. 33<br />
Am 26. November 1881 erging an die Geschwister<br />
Nigg ein gerichtlicher Exekutionsentscheid<br />
zum Abbruch der Mauer. Diese weigerten sich jedoch<br />
beharrlich, die Mauer wieder einzureissen.<br />
Die Familie Nigg nahm ihrerseits die Dienste des<br />
Feldkircher Anwaltes Dr. Bergmeister in Anspruch.<br />
Dieser legte gegen den Abbruchentscheid beim<br />
fürstlichen Appellationsgericht Rekurs ein. Diesem<br />
Rechtsmittel wurde jedoch nicht stattgegeben, im<br />
Gegenteil, die Richter in Wien bestätigten den Exekutionsentscheid<br />
<strong>aus</strong> Vaduz. 34<br />
Die Geschwister Nigg rissen die Mauer trotzdem<br />
nicht ein. Im Februar des folgenden Jahres verur
teilte deshalb das Landgericht Vaduz die drei Brüder<br />
zu einer Geldstrafe. Franz und Johann wurden<br />
zur Bezahlung von je vier Kronen zu Gunsten des<br />
landschaftlichen Armenfonds gezwungen. Florian,<br />
der als jüngster inzwischen zum Wortführer der<br />
Geschwister Nigg avanciert war, erhielt sogar eine<br />
Busse von acht Kronen. 35 Ein guter Arbeiter verdiente<br />
damals eine Krone im Tag. Die Brüder Nigg<br />
wurden also mit vier bis acht Tagessätzen bestraft.<br />
DER AUFSTAND<br />
Nachdem die Geschwister Nigg dem rechtskräftigen<br />
Abbruchentscheid nicht nachgekommen waren,<br />
wurde der Abbruchtermin von Landesverweser<br />
Karl von H<strong>aus</strong>en im Einklang mit der Gemeinde<br />
Triesen auf Montag, den 13. März 1882, festgelegt.<br />
Zu diesem Zwecke wurde Landweibel Gregor<br />
Frommelt beauftragt, den Bürgern von Triesen im<br />
Falle von Widerstand seitens der Geschwister Nigg<br />
polizeiliche Unterstützung zu leisten. 36<br />
Am Montagmorgen fanden sich gegen 20 Männer,<br />
in der Begleitung des Polizisten Frommelt auf<br />
dem Meierhof ein. Die drei Brüder Florian, Franz<br />
und Johann, ihre Schwester Maria, der Cousin<br />
Ferdinand Nigg, der Knecht Josef Ritsch, die Tagelöhnerin<br />
Magdalena Knobel und deren Sohn Franz<br />
Knobel stellten sich, mit Heugabeln und Gewehren<br />
bewaffnet, der Delegation entgegen. Sie drohten,<br />
jeden niederzumachen, der es wage, die Mauer anzufassen.<br />
Als Landweibel Frommelt einem der Aufständischen<br />
das Gewehr abnahm, fielen die Brüder<br />
Florian, Franz und Johann über ihn her, entrissen<br />
ihm wiederum das Gewehr und zerrissen ihm<br />
dabei das Gilet. Um Schlimmeres zu verhindern,<br />
blieb dem Abbruchkommando nur der Rückzug<br />
übrig. 37<br />
Die Regierung schickte den Geschwistern Nigg<br />
am nächsten Tag eine schriftliche Belehrung über<br />
ihr folgenschweres Benehmen. Darin gab sie bekannt,<br />
dass am Mittwoch, den 15. März, der definitive<br />
Abbruch erfolgen werde. Sollten sie abermals<br />
Widerstand leisten, würden sie strafrechtlich wegen<br />
des Verbrechens des Aufstandes verfolgt. 38<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Die Geschwister Nigg vereitelten auch am Mittwoch<br />
den Abbruch der Mauer. Schlimmer noch,<br />
dieses Mal hatten sie sich im Wald verschanzt und<br />
feuerten einige Schüsse ab, durch die aber niemand<br />
zu Schaden kam. Erneut verliessen die Triesner<br />
Bürger und die drei an diesem Tag aufgebotenen<br />
Polizisten unverrichteter Dinge den Meierhof. 39<br />
VERHAFTUNG UND URTEIL<br />
Nun hatten die Geschwister Nigg den Bogen überspannt.<br />
Gleichentags wurde Haftbefehl gegen Florian,<br />
Franz, Johann und Maria Nigg erlassen. Gerichtsdiener<br />
Ospelt wurde vom Landgericht beauftragt,<br />
die notwendige Verstärkung zu organisieren<br />
und die Verhaftung der Geschwister Nigg vorzunehmen.<br />
Franz Nigg liess sich noch am gleichen<br />
Tag widerstandslos abführen. Seine Geschwister<br />
verschanzten sich im H<strong>aus</strong>, sahen aber anderntags<br />
die Ausweglosigkeit ihres Unterfangens ein und<br />
stellten sich freiwillig der Polizei. Die vier Nigg-Geschwister<br />
wurden des Verbrechens des schweren<br />
28) Ebenda.<br />
29) LLA RE 1879/193. Franz, Johann und Florian Nigg an die<br />
Regierung; Schreiben vom 10. Februar 1879. - Vgl. Anhang, S. 104.<br />
30) LLA RE 1879/233 ad 193. Wolfgang Bargetzi an die Regierung;<br />
Schreiben vom 16. Februar 1879. - Vgl. Anhang, S. 105.<br />
31) LLA RE 1881/973. Florian Nigg an die Regierung;<br />
Schreiben vom 26. Juni 1881. - Vgl. Anhang, S. 105.<br />
32) LLA 1881/934. Wolfgang Bargetzi an die Regierung; Schreiben<br />
vom 20. Juni 1881. - LLA RE 1881/1064 ad 934. Quittung von Wolfgang<br />
Bargetzi vom 8. Juli 1881.<br />
33) LLA J 1881/225/458. Gemeinderatsbeschluss am 21. März 1881.<br />
34) LLA GAT 1882 Bd. 8/12/20. Entscheid des Appellationsgerichtes<br />
vom 8. August 1882.<br />
35) LLA RE 1882/214. Landgericht an die Regierung;<br />
Schreiben vom 10. Februar 1882.<br />
36) LLA RE 1882/446. Landgericht an die Regierung;<br />
Schreiben vom 13. März 1882.<br />
37) LLA S 1882/1/36; LLA S 1882/2/37; LLA S 1882/3/38.<br />
38) LLA RE 1882/457 ad 446. Landgericht an die Regierung;<br />
Schreiben vom 13. März 1882.<br />
39) LLA S 1882/9/44.<br />
85
Aufstandes angeklagt und wegen Verdunkelungsund<br />
Fluchtgefahr in Untersuchungshaft genommen.<br />
40<br />
Als Strafverteidiger wurde von der Familie Nigg<br />
Dr. Josef Lindner <strong>aus</strong> Feldkirch beigezogen. Zwei<br />
von ihm gegen den landgerichtlichen Verhaftungsbeschluss<br />
erhobene Beschwerden an das Appellationsgericht<br />
in Wien blieben aber erfolglos. 41 Maria<br />
hatte mit der Isolationshaft schwer zu kämpfen. Sie<br />
wurde krank.<br />
Auf dem Meierhof blieb nur noch die alte Mutter<br />
zurück, unterstützt von ihrer verheirateten Tochter<br />
Josefa Kindle. Diese schrieb in Anbetracht der<br />
Krankheit von Maria ein Gnadengesuch an die Regierung.<br />
Der Landesphysikus Dr. Wilhelm Schlegel<br />
untersuchte daraufhin Maria Nigg. Er stellte zwar<br />
keine <strong>aus</strong>gesprochene Krankheit fest, schlug dem<br />
Landgericht aber vor, die Delinquentin in eine<br />
Krankenanstalt zu verlegen. Nach genau zwei Monaten<br />
Einzelhaft wurde Maria Nigg am 16. Mai<br />
1882 als Arbeitskraft ins Krankenh<strong>aus</strong> Schaan<br />
überstellt. 42<br />
. Der Kriminalgerichtshof beim Fürstlich-Liechtensteinischen<br />
Landgericht in Vaduz fällte am<br />
3. Juli desselben Jahres gegen Florian Nigg und<br />
Konsorten folgendes Urteil: «Florian Nigg, Johann<br />
Nigg, Franz Nigg und Maria Nigg, ledige. Bauernhofbesitzer<br />
vom Meierhof zu Triesen, mit welchen<br />
in dieser Untersuchungssache die Verhöre am<br />
19. 4. dieses Jahres begonnen haben und worüber<br />
am 10. Mai das Schlussverhör aufgenommen wurde,<br />
sind schuldig des Verbrechens des Aufstandes<br />
nach § 68 STG als unmittelbare Täter und werden<br />
nach der Bestimmung des § 71 des STG unter Anwendung<br />
des § 12 Absatz 3 der St. R. Novelle vom<br />
24. August 1881 zur Strafe des schweren Kerkers<br />
in der Dauer von 2 Jahren und dem Ersätze der<br />
Kosten des Strafverfahrens und Vollzuges verurteilt.<br />
Dagegen werden Ferdinand Nigg, lediger<br />
Bauer von Triesen, Josef Ritsch von Nauders,<br />
wohnhaft in Triesen, Franz Knobel, lediger Bauer<br />
von Triesenberg, Magdalena Knobel, Tagelöhnerin<br />
von dort, für schuldlos erkannt.» 43<br />
Die fast viermonatige Untersuchungshaft wurde<br />
den Verurteilten nicht angerechnet. Verschiedene<br />
86<br />
Gnadengesuche führten aber schliesslich am 8. August<br />
1882 zum Beschluss des fürstlichen Appellationsgerichtes<br />
in Wien, die Strafen beträchtlich zu<br />
mildern. Die schwere Kerkerstrafe wurde für Florian<br />
Nigg auf sieben Monate, für Franz und Johann<br />
auf fünf Monate und für Maria auf sechs Wochen<br />
reduziert.<br />
Maria wurde am Tage dieses Bescheides auf<br />
freien Fuss gesetzt. 44 Für Franz und Johannes dauerte<br />
die Haft bis zum 3. Dezember 1882. Florian<br />
hatte noch bis anfangs Februar des darauffolgenden<br />
Jahres im Kerker <strong>aus</strong>zuharren. Bald aber sollte<br />
für die Geschwister Nigg ein neuer Lebensabschnitt<br />
beginnen.<br />
MAUERKOMPROMISS<br />
Der Zivilprozess um die Servitutseinschränkung<br />
zwischen der Gemeinde Triesen und der Familie<br />
Nigg zog sich parallel zum Strafprozess fort. Im<br />
zweitinstanzlichen Verfahren beantragte Dr. Bergmeister,<br />
der Anwalt der Nigg-Geschwister, beim<br />
Appellationsgericht, dass entgegen dem Landgerichtsentscheid<br />
nicht der Abriss der ganzen Mauer<br />
verfügt werde, sondern lediglich Öffnungen in diese<br />
zu brechen seien. 45<br />
Das Gericht zog Sachverständige hinzu. Diese<br />
erachteten die mit Öffnungen versehene Mauer als<br />
servitutskonform. Auf einem Plan wurden die Stel-<br />
40) LLA S 1882/16/44. - Vgl. Anhang, S. 106 f.<br />
41) LLA S 1882/44/85.<br />
42) LLA S 1882/31/72. Vgl. Anhang, S. 107; LLA RE 1882/662 ad<br />
446. Schreiben der Regierung an das Landgericht vom 14. März<br />
1882; LLA RE 1882/708 ad 446. Schreiben der Hofkanzlei an das<br />
Landgericht vom 24. April 1882; LLA RE 1882/776 ad 446. Schreiben<br />
des Landgerichts an die Regierung vom 15. Mai 1882; LLA RE<br />
1882/795 ad 446. Schreiben von VorsteherWanger an die Regierung<br />
vom 16. Mai 1882.<br />
43) LLA S 1882/64/135.<br />
44) LLA S 1882/69/174. - Vgl. Anhang, S. 108; LLA S 1882/72/203.<br />
45) LLA GAT Bund 8/12/20. Advokat Bikl an die Gemeinde Triesen;<br />
Schreiben vom 27. Juni 1882. - Vgl. Anhang, S. 108.
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Der den Nigg-Geschwistern<br />
gehörende, oberhalb<br />
der «Berg- und Alpenstrasse»<br />
gelegene «Weinberg<br />
mit Obstwachs», von<br />
der 1881 errichteten<br />
Mauer umgeben; diese<br />
1882 entstandene Planskizze<br />
zeigt die vorgesehenen<br />
Maueröffnungen.<br />
Die «Niggabünt» mit der<br />
1881 errichteten Mauer im<br />
heutigen Zustand (1997)<br />
87
len bezeichnet, wo die Durchgänge <strong>aus</strong>zubrechen<br />
seien. Damit war die Gemeinde Triesen nicht einverstanden,<br />
und deren Anwalt Dr. Bikl rekurrierte<br />
an den Obersten Gerichtshof. 46 Er beantragte die<br />
Aufhebung des Appellationsgerichtsentscheides in<br />
Wien und die Bestätigung der Exekutionsverfügung<br />
des Landgerichtes Vaduz. 47 Der Oberste Gerichtshof<br />
wies den Rekurs aber im wesentlichen ab. 48 So<br />
blieb es dann beim Kompromiss des Appellationsgerichtes.<br />
Die sehr solid gebaute Mauer steht noch<br />
heute oberhalb des Meierhofes. 49<br />
88<br />
Die Geschwister Nigg in Afrika<br />
MISSIONEN IN AFRIKA<br />
DER WETTLAUF UM DIE AFRIKANISCHEN<br />
KOLONIEN<br />
Die fortschreitende Industrialisierung führte in der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Staaten<br />
West- und Mitteleuropas, den USA und Japan sehr<br />
rasch zu einer Überproduktion. Die wirtschaftliche<br />
Konkurrenz zwischen den Industriestaaten wurde<br />
durch Schutzzölle untermauert. Dies führte zum<br />
Zwang, sich neue Absatzmärkte und günstige Rohstoffvorkommen<br />
zu sichern. Ab 1880 nahmen vor<br />
allem europäische Staaten durch Verträge und<br />
militärische Unternehmungen den afrikanischen<br />
Erdteil und weite Gebiete Asiens in Besitz'. Der<br />
Wettlauf nach Kolonien war die Fortsetzung der<br />
nationalen Machtpolitik, nun aber auf weltpolitischer<br />
Bühne. Die afrikanischen und überseeischen<br />
Besitzungen dienten den europäischen Nationalstaaten<br />
sowohl zur Steigerung ihres Ansehens in<br />
der Welt als auch zum Abfangen der inneren sozialen<br />
Spannungen, die durch die Unzufriedenheit der<br />
Arbeiterschaft im Laufe der Industrialisierung entstanden<br />
waren. 50<br />
Die Eingeborenen in den Kolonien waren sehr<br />
billige Arbeitskräfte. Oftmals wurden sie enteignet<br />
und zur Zwangsarbeit herangezogen. Die Legitimation<br />
solchen Tuns rechtfertigte man mit dem Bewusstsein,<br />
einer höheren, <strong>aus</strong>erwählten Rasse anzugehören.<br />
Die letzten Auswirkungen dieses Irrglaubens<br />
waren in Südafrika bis vor kurzem noch<br />
schmerzlich spürbar. 51<br />
Die Kolonialherren glaubten, sie müssten den<br />
weniger entwickelten Völkern die Segnungen einer<br />
höheren Zivilisation bringen. 52 Gleichzeitig mit der<br />
wirtschaftlichen Erschliessung des afrikanischen<br />
Kontinents wuchs das kulturelle Sendungsbewusstsein.<br />
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte<br />
auch das vermehrte Bestreben der Kirchen ein,<br />
den Nichtchristen in der ganzen Welt das Evangelium<br />
zu verkünden. Mission war von Anfang an der<br />
Auftrag Christi und galt durch alle Jahrhunderte.
Römische Soldaten und Händler, die irischen Wandermönche,<br />
ferner Franz Xaver, nach der Entdeckung<br />
neuer Seewege, verkündeten die frohe<br />
Botschaft. Die neue Epoche des christlichen Sendebewusstseins<br />
löste im letzten Jahrhundert eine<br />
wahre Missionierungswelle <strong>aus</strong>. Die neuen Kolonien<br />
boten dazu ein sehr geeignetes Betätigungsfeld.<br />
Leider geriet die Missionierung zu oft in die<br />
Abhängigkeit der Politik.<br />
FRANZ WENDELIN PFANNER, UND DAS<br />
TRAPPISTENKLOSTER MARIASTERN IN BOSNIEN<br />
Die Trappisten und insbesondere der Bregenzerwälder<br />
Trappistenpater Franz Wendelin Pfanner<br />
wurden zum prägenden Faktor im weiteren Leben<br />
der vier <strong>aus</strong> dem Gefängnis entlassenen Geschwister<br />
Nigg.<br />
Die Trappisten sind ein Reformzweig des Zisterzienserordens.<br />
Als im 17. Jahrhundert die alte Klosterzucht<br />
immer mehr zurückging, fügte der Abt<br />
des Klosters La Trappe der Benediktinerregel<br />
strengere Vorschriften für das Gebets- und Bussleben<br />
hinzu. Diese Reformklöster verbreiteten sich<br />
rasch und überlebten die Revolutionsjahre. Die<br />
Trappisten sind Vegetarier. Sie essen kein Fleisch,<br />
keine Butter, keinen Fisch. Sie wohnen und schla-<br />
46) Aufgrund einer Verpflichtung als Mitglied im Deutschen Bund<br />
wurde im Jahre 1817 in Liechtenstein eine dritte Gerichtsinstanz<br />
eingeführt. Die Funktion dieses Obersten Gerichtshofes wurde dem<br />
Oberlandesgericht für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck übertragen.<br />
Vgl. dazu Alois Ospelt in: Liechtensteinische Politische Schriften,<br />
Band 8, S. 239 f.<br />
47) LLA RE 1882/214. Schreiben des Landgerichts an die Regierung<br />
vom 10. Februar 1882.<br />
48) LLA GAT Bund 8/12/20. Schreiben des Landgerichts an Advokat<br />
Bikl vom 23. August 1882.<br />
49) Frau Elisabeth Beck-Kindle bestätigte mir, dass es sich hier um<br />
die von den Gebrüdern Nigg erstellte Mauer handle.<br />
50) Schmid: Fragen an die Geschichte, S. 304 ff.<br />
51) In Südafrika wurde die Apartheid erst vor wenigen Jahren<br />
abgeschafft.<br />
52) Schmid: Fragen an die Geschichte, S. 304 ff.; Boesch, Weltgeschichte,<br />
S. 137 ff.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Abt Franz Wendelin Pfanner,<br />
Gründer von Mariastern<br />
(1869), gewann die<br />
Nigg-Brüder für sein neues<br />
Projekt in Afrika<br />
Historische Landkarte von<br />
Afrika <strong>aus</strong> der Zeit um die<br />
Jahrhundertwende (1900)<br />
89
fen alle im gleichen Raum. Mehrmals am Tag und<br />
auch während der Nacht begeben sich die Mönche<br />
für das Stundengebet in die Kirche. Ausser wenigen<br />
festgelegten Stunden in der Woche dürfen die<br />
Trappisten nicht sprechen. Handzeichen ermöglichen<br />
dennoch ein Zusammenarbeiten. 53<br />
Franz Wendelin Pfanner, der zuerst als kränklicher<br />
Dorfpfarrer in Haselstauden bei Dornbirn<br />
wirkte, trat im Jahre 1863 in das Trappistenkloster<br />
Mariawald 54 ein. Das einfache Leben stärkte seine<br />
Gesundheit, und er wandelte sich bald zum Draufgänger<br />
und Abenteurer. In kurzer Zeit stieg Pfanner<br />
zum Prior von Mariawald auf. Seinem Tatendrang<br />
war dadurch noch keinesfalls Genüge getan.<br />
Unterstützt durch die österreichische Regierung<br />
begann er, in Bosnien 55 ein Trappistenkloster aufzubauen.<br />
Obwohl die Gründung des neuen Klosters<br />
Mariastern 56 im durchwegs von Moslems bewohnten<br />
Gebiet um Banja Luka nicht problemlos vonstatten<br />
ging, setzte sich Prior Franz schliesslich<br />
durch. Für ihre grossen Ziele brauchte die anfangs<br />
kleine Trappistengemeinde von Mariastern aber<br />
Nachwuchs und Geld. Schnell erkannte Pfanner die<br />
grosse Wirksamkeit von Werbeschriften. Kurzentschlossen<br />
kaufte er eine Druckmaschine und begann,<br />
unterstützt von seinen Mönchen, mit dem<br />
Drucken von religiösen Schriften.<br />
Bruder Zacharias, ein Weggefährte der ersten<br />
Stunde, schuf für den gesamten deutschen Sprachraum<br />
ein effizientes Verteilungsnetz. 57 Die Anstrengungen<br />
Pfanners hatten sich gelohnt. Die Mönchsgemeinschaft<br />
wuchs, und regelmässige Geldspenden<br />
gestatteten einen kontinuierlichen Ausbau des<br />
Trappistenklosters in Mariastern. 58<br />
DAS TRAPPISTENKLOSTER MARIANNHILL<br />
Im September 1879 fand in Frankreich das Generalkapitel<br />
der Trappisten statt. Unter den sieben<br />
Äbten und zwei Prioren war auch Franz Pfanner,<br />
der Gründer von Mariastern in Bosnien.<br />
Ein Bischof <strong>aus</strong> Afrika hatte sich in Septfons angemeldet.<br />
Es handelte sich um Dr. James Ricards<br />
<strong>aus</strong> Grahamstown. Er bat die Führungsgilde der<br />
Trappisten um Missionare für Südafrika. Vier Jahre<br />
zuvor war er bei den Jesuiten mit demselben<br />
Ansuchen erfolgreich gewesen. Die Trappisten galten<br />
als <strong>aus</strong>gezeichnete Landwirte und Handwerker,<br />
und solche Fachleute fehlten dem Bischof in seiner<br />
Diözese. Ein Abt nach dem anderen aber lehnte ab,<br />
was Ricards sehr enttäuschte. Als Franz Pfanner<br />
den Missionsbischof so niedergeschlagen sah,<br />
stand er plötzlich auf und sagte über den Tisch hinweg:<br />
«Wenn niemand geht, dann gehe ich!» 59<br />
Wenige Monate später fuhr Franz Pfanner, begleitet<br />
von zwei Dutzend Mönchen, nach Afrika. 60<br />
Für die Trappisten war ein grosses Stück Land gekauft<br />
worden, das vom <strong>aus</strong> Irland stammenden<br />
Bischof 61 nach der alten irischen Abtei Dunbrody<br />
benannt wurde. Wo wilde Kakteen und Dornengestrüpp<br />
wucherten, entstanden bald Felder und<br />
Gärten. Doch Viehseuchen und Dürreperioden<br />
machten den Trappisten das Leben schwer. Zudem<br />
konnte Bischof Ricards nicht alle finanziellen Versprechen<br />
einhalten. Da es zu keiner einvernehmlichen<br />
Regelung mit dem Bischof kam, suchte<br />
Franz Pfanner auf eigene F<strong>aus</strong>t ein besser geeignetes<br />
Gelände für seine Klostergründung. Unweit<br />
der Hafenstadt Durban erwarb er einige Farmen<br />
und nahm sie an Weihnachten 1882 in Besitz. 62<br />
Das neue Trappistenkloster erhielt den Namen Mariannhill.<br />
Kurz nach der Gründung von Mariannhill reiste<br />
Franz Pfanner zurück nach Europa, um in seinem<br />
alten Kloster Mariastern als Prior abzudanken. Es<br />
wurde ihm zugestanden, zehn Brüder <strong>aus</strong>zuwählen,<br />
63 die ihn nach Afrika begleiten durften.<br />
Das verwaiste Dunbrody wurde von den Jesuiten<br />
übernommen. Später haben Theodor und Maria<br />
Nigg für einige Jahre dort gelebt.
THEODOR NIGG, DER JESUIT<br />
EINTRITT UND NOVIZIAT<br />
Theodor Nigg fühlte sich schon früh zum Ordensleben<br />
berufen. Sein Wunsch, Jesuit zu werden, erfüllte<br />
sich im Jahre 1869, als er im Alter von 21<br />
Jahren in Gorheim bei Sigmaringen das Noviziat<br />
beginnen konnte. Der untersetzte, aber sehr geschickte<br />
Jesuitenbruder wurde bereits im zweiten<br />
Jahr seiner Bewährungszeit nach Aachen versetzt,<br />
wo man ihm verschiedene Ämter übertrug. 64 Er<br />
genoss, wie bei den Jesuiten üblich, eine fundierte<br />
religiöse Ausbildung. Seine späteren schriftlichen<br />
Berichte und Briefe 65 beweisen, dass auch die weltliche<br />
Weiterbildung des Triesners gefördert wurde.<br />
VERTREIBUNG AUS DEUTSCHLAND<br />
Bismarck hatte im Zuge seiner Kirchenpolitik den<br />
Jesuiten Aufenthalt und Niederlassung in Deutschland<br />
verboten. Theodor Nigg und seine Mitbrüder<br />
wurden im Jahre 1872 <strong>aus</strong> Aachen vertrieben. Sie<br />
Hessen sich im nahen Holland nieder. In Blyenbeck<br />
arbeitete Theodor noch während sieben Jahren,<br />
ehe er erneut seinen Wirkungskreis verlegte.<br />
Im Jahre 1875 reiste Bischof Ricards, der Apostolische<br />
Vikar des östlichen Kaplandes, nach Rom.<br />
Dort bat er den Generalsuperior der Jesuiten, geeignete<br />
Patres als Lehrer nach Afrika zu entsenden.<br />
Ricards hatte die Absicht, in Grahamstown ein<br />
Gymnasium für weisse Siedlerkinder zu bauen. Zudem<br />
machte der Bischof mit Nachdruck auf das<br />
Hinterland aufmerksam, wo sich ein riesiges Arbeitsfeld<br />
zur Rettung unzähliger Seelen auftun<br />
könnte. In beiden Fällen fanden die Bitten des Bischofs<br />
Gehör.<br />
Zwei Jahre später wurde von den Jesuiten die<br />
Mission am Oberen Sambesi beschlossen und die<br />
Mannschaft bestimmt. Unter den vier <strong>aus</strong>ersehenen<br />
Brüdern befand sich auch Theodor Nigg. 66<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
53) Balling: Der Trommler Gottes, S. 48.<br />
54) Das Trappistenkloster Mariawald liegt bei Heimbach in der<br />
weiteren Umgebung von Köln.<br />
55) Bosnien stand damals unter der Verwaltung Österreichs.<br />
56) Mariastern wurde im Jahre 1869 gegründet.<br />
57) Balling: Der Trommler Gottes, S. 91 ff.<br />
58) Ebenda.<br />
59) Ebenda, S. 108.<br />
60) Ebenda, S. 115 ff.<br />
61) Dr. James Ricards, 1828 als Sohn eines Arztes in Wexford<br />
(Irland) geboren.<br />
62) Balling: Der Trommler Gottes, S. 112 ff.<br />
63) Ebenda.<br />
64) SJ Schweizer Provinz, Zürich, Kartothek.<br />
65) Vgl. Anhang, S. 110.<br />
66) Seubert, Manuskript, S. 10 ff.<br />
Bruder Theodor Nigg,<br />
flankiert von Einheimischen<br />
in Südafrika<br />
91<br />
g
KOCH UND FUHRMANN<br />
Anfangs Januar 1879 verliess Bruder Theodor Nigg<br />
mit neun weiteren Jesuiten Europa. In der englischen<br />
Hafenstadt Southampton bestiegen die Missionare<br />
das Schiff. Nach vier Wochen Fahrt auf<br />
dem stürmischen Atlantik erreichten sie Südafrika.<br />
In Grahamstown, dem Ausgangspunkt der Missionsexpedition,<br />
betrieben die Missionare mit allem<br />
Eifer ihre Ausrüstung für die lange Reise an<br />
den oberen Sambesi. Drei grosse Zeltwagen und<br />
ein Gepäckwagen standen bald fix und fertig für die<br />
Abreise bereit. Am Osterdienstag feierten die scheidenden<br />
Missionare in der sehr bescheidenen Kathedrale<br />
des Bischofs Ricards den Abschiedsgottesdienst.<br />
Die Reise auf dem Ochsenwagen war äusserst<br />
anstrengend. Einige der angeheuerten Afrikaner<br />
hatten sehr bald genug von den Strapazen und<br />
machten sich <strong>aus</strong> dem Staub. Nun wurde der als<br />
Koch amtende kleine Bruder Theodor zusätzlich<br />
noch Wagenführer. Bei Tag und Nacht ging es über<br />
Stock und Stein. Ans Schlafen war kaum zu denken.<br />
Die vielen Mühen der beschwerlichen Reise<br />
durch völlig unbekanntes und unerschlossenes<br />
Land liess die Stimmung der Mannschaft manchmal<br />
fast auf den Nullpunkt sinken. 67 Da war es der<br />
nur ein Meter fünfzig grosse Theodor, der seine<br />
Mitbrüder immer wieder aufzumuntern verstand.<br />
In den Wagen war es eng und daher sehr unbequem.<br />
Darauf machte der Triesner ein Gedicht:<br />
«Hier in diesem Loch<br />
liegt der Bruder Koch;<br />
war er nicht so klein,<br />
käm er nicht hinein.» 68<br />
Alle erfreuten sich an der fröhlichen Art des Liechtensteiners.<br />
Als der Wagen wieder einmal kräftig<br />
durchgeschüttelt wurde, meinte Theodor zu seinem<br />
Vorgesetzten: «Pater, wenn wir Milch wären,<br />
wir würden bald Butter.» 69<br />
Bruder Theodor hatte wirklich einen unverwüstlichen<br />
Humor. Als ein Ochse beim Anschirren den<br />
Kopf nicht unters Joch schob, wurde Theodor nicht<br />
92<br />
etwa ungeduldig. Vielmehr tröstete er den Ochsen<br />
mit folgenden Worten: «Nur Geduld Junge, das<br />
kommt alles mit der Zeit, das wirst du schon lernen!<br />
Bis jetzt ist noch kein Gelehrter vom Himmel<br />
gefallen, viel weniger ein Ochs wie du.» 70<br />
Theodor liebte die Musik. Er hatte seine kleine<br />
Ziehharmonika nach Afrika mitgenommen. Immer<br />
wieder musizierte er, um seine Mitbrüder und die<br />
schwarzen Gehilfen zu unterhalten und aufzumuntern.<br />
Aufenthalte in der Nähe von Dörfern und<br />
Städten brachten die Gefahr, dass die Schwarzen<br />
zu viel tranken und dadurch in Schlägereien verwickelt<br />
wurden. Wenn aber der Triesner mit seinem<br />
Musikinstrument aufspielte, blieben die Treiber<br />
beim Lagerfeuer: «Es dauerte nicht lange, da<br />
bekamen die Schwarzen Leben in die Beine. Sie<br />
tanzten mit einem für Europäer bewundernswerten<br />
Bewegungstalent.» 71 Theodor lobte während<br />
der P<strong>aus</strong>en immer wieder die Tanzkünste seiner<br />
Arbeiter.<br />
Sieben Monate war die Missionsexpedition<br />
durch das damals wilde und unwegsame Afrika unterwegs,<br />
ehe sie im November 1879 ihr vorläufiges<br />
Ziel Gubuluwayo, die Residenz des mächtigen und<br />
gefürchteten Matabelekönigs Lo Bengula, erreichten.<br />
Von seinem Wohlwollen hing es ab, ob die Jesuiten<br />
mit der Missionierung und dem Bau von<br />
Schulen beginnen durften. Auch Lo Bengula hatte<br />
grosse Freude am Ziehharmonikaspiel von Bruder<br />
Theodor. Doch es verging noch einige Zeit, bis der<br />
König die Arbeit der Missionare zuliess.<br />
Die schicksalsträchtige Ziehharmonika des<br />
Liechtensteiners wird heute noch im Museum der<br />
Jesuiten in Harare, der Hauptstadt von Zimbabwe,<br />
gezeigt. 72<br />
Bruder Theodor verstand sich auf fast alle notwendigen<br />
Handwerke. Er wusste auch mit den Einheimischen<br />
umzugehen. Am 29. Dezember 1879<br />
schrieb Theodor einen Brief nach Europa, der ein<br />
wenig über das Wesen dieses <strong>aus</strong>serordentlichen<br />
Triesners <strong>aus</strong>sagt und im Anhang dieser Arbeit in<br />
vollem Wortlaut wiedergegeben wird. 73<br />
Die Jesuitenniederlassungen am oberen Sambesi<br />
benötigten immer wieder Nachschub, den man<br />
von Grahamstown herbeischaffte. Mehrmals absol
vierte Bruder Theodor mit Ochsenwagen die 2000<br />
Kilometer lange Strecke. Eine Tour hin und zurück<br />
erforderte den besten Teil eines Jahres.<br />
Der kleine Jesuitenbruder erlebte viele Abenteuer<br />
auf seinen langen Reisen. Gefährliche Begegnungen<br />
mit Löwen soll er heldenhaft gemeistert<br />
haben und einmal mit seinem Gewehr auf einem<br />
Flussabschnitt des Sambesi die Krokodile zur Freude<br />
der Eingeborenen stark dezimiert haben. 74<br />
Die Missionierung in Afrika forderte von den Jesuiten<br />
einen hohen Blutzoll. In den ersten Jahren<br />
starben rund 60 Mann durch das mörderische Klima.<br />
75 Am 15. September 1880 kam <strong>aus</strong> Movemba<br />
am Sambesi die Nachricht, ein Pater und ein Bruder<br />
seien schwer erkrankt. Gleich am nächsten Tag<br />
machte sich Bruder Nigg zusammen mit zehn Einheimischen<br />
auf den Weg, um seinen Mitbrüdern<br />
beizustehen.<br />
Als er in Movemba eintraf, fand er Bruder Vevenne<br />
in tiefer Bewusstlosigkeit in einer Hütte liegen.<br />
Pater Terörde ruhte schon seit drei Tagen im<br />
Grab. Theodor betete einige Augenblicke am Grabhügel<br />
seines früheren Reisegefährten, dann packte<br />
er die wenigen wertvollen Gegenstände zusammen,<br />
wickelte den kranken Bruder in eine Wolldecke und<br />
trat mit ihm den Rückweg an. Um das Unglück voll<br />
zu machen, erlitt Bruder Theodor dabei einen<br />
schweren Sonnenstich, der ihn halbseitig lähmte.<br />
Die hilfsbereiten schwarzen Träger brachten die<br />
zwei Kranken zu ihren Mitbrüdern zurück.<br />
Von den Folgen dieses Sonnenstiches hat sich<br />
Bruder Theodor nie mehr ganz erholt. Seine Energie<br />
und sein Frohsinn wurden aber nicht gebrochen.<br />
Für einige Zeit blieb er noch am oberen Sambesi,<br />
wo man seine Fähigkeiten sehr zu schätzen<br />
wusste. 76<br />
Nach fünf Jahren am oberen Sambesi zog Bruder<br />
Theodor 1884 zurück nach Grahamstown. Von<br />
dort <strong>aus</strong> sandten ihn seine Vorgesetzten im April<br />
desselben Jahres nach Dunbrody, das in der Nähe<br />
von Port Elizabeth liegt. Schnell hatte Theodor<br />
Sintebele, die einheimische Sprache, gelernt. Die<br />
schwarze Bevölkerung verehrte den kleinen, sympathischen<br />
Bruder, der ihnen gut gesinnt war und<br />
immer mit Rat und Tat zur Seite stand. 77<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
67) Ebenda.<br />
68) Spillmann, Vom Cap zum Sambesi, S. 183 ff.<br />
69) Ebenda.<br />
70) Ebenda.<br />
71) Ebenda.<br />
72) Seubert, Manuskript, S. 12.<br />
73) Vgl. Anhang, S. 110.<br />
74) Nivard Streicher, der Klosterarchitekt, hat den Jesuiten Theodor<br />
Nigg in Dunbrody persönlich kennengelernt. Er wusste deshalb viel<br />
über den fünften Nigg zu berichten. - «Familia», Vol. IV, August<br />
1914, Nr. 8.<br />
75) «Katholische Missionen», Jahrgang 1899.<br />
76) Zambesi Mission Record Vol. II, Januar 1902, S. 20 f.<br />
77) Ebenda.<br />
Ochsengespanne und -fuhrwerke<br />
in Südafrika<br />
93
In dieser trockenen, sonnigen Gegend mussten<br />
Rebstöcke doch gedeihen, meinte der fleissige<br />
Triesner. Mit Hilfe der schwarzen Arbeiter legte er<br />
in der Nähe der Missionsstation einen Weinberg<br />
an. 78<br />
Sicher hat er dabei auch an den Meierhof daheim<br />
gedacht, wo die Familie Nigg vor der H<strong>aus</strong>türe<br />
einen stattlichen «Wingert» besass. In Dunbrody<br />
traf Theodor Nigg auch seine Schwester Maria.<br />
Seinen drei Brüdern, die in Mariannhill lebten,<br />
ist Theodor in Afrika aber nie begegnet.<br />
Anfang der neunziger Jahre wurde Bruder<br />
Theodor auf die Missionsstation Keiland versetzt.<br />
Hier konnte er sich einen langersehnten Wunsch<br />
erfüllen. Theodor begann, eine kleine Kapelle zu<br />
errichten. Als er nach Afrika <strong>aus</strong>gereist war, hatte<br />
ihm jemand eine Madonnenstatue geschenkt, die<br />
er immer mit sich führte. In der Kapelle sollte die<br />
Mutter Gottes nun einen Ehrenplatz erhalten. Der<br />
rührige Jesuitenbruder konnte jedoch sein Vorhaben<br />
nicht mehr vollenden.<br />
Obwohl erst 54-jährig, war der Liechtensteiner<br />
durch seine rastlose Tätigkeit verbraucht. Zu allem<br />
Überfluss kam noch Malaria dazu. Augenzeugen<br />
berichteten, dass er sich in allen Schmerzen treu<br />
blieb, er liess sich nicht anmerken, wie er zu leiden<br />
hatte, und war bis zuletzt zu Scherzen aufgelegt.<br />
Am 6. August 1891 starb Theodor Nigg. «Jesus dir<br />
leb ich, Jesus dir sterb ich», sollen seine letzten<br />
Worte gewesen sein. 79<br />
94<br />
AUFBRUCH INS NEUE LEBEN<br />
EINE ZWISCHENSTATION IN MARIASTERN<br />
In seinen originellen Werbeaufrufen wandte sich<br />
Pfanner mit folgenden Worten an gestrauchelte<br />
und Strafentlassene Männer: «Ergraute Sünder und<br />
junge Bösewichte» wolle man nicht abweisen, vor<strong>aus</strong>gesetzt,<br />
dass sie «Busse tun». 80<br />
Auch im H<strong>aus</strong>e der Familie Nigg lagen vermutlich<br />
die Schriften von Franz Pfanner auf. 81 Die Lektüre<br />
dieser Hefte weckte wohl in den drei Brüdern<br />
den Wunsch, ins Kloster einzutreten. Zudem ermöglichte<br />
ihnen dieser Schritt einen gemeinsamen<br />
Neuanfang, denn ein Verbleib in Triesen schien für<br />
die rebellischen Meierhof-Geschwister untragbar<br />
geworden zu sein.<br />
Ende Februar 1883 wurde Florian Nigg als letzter<br />
<strong>aus</strong> dem Kerker entlassen. 82 Bald darauf verliessen<br />
die Brüder Franz, Johann und Florian ihre<br />
Heimat in Richtung Bosnien. Maria blieb vorerst<br />
auf dem Meierhof. Sie sollte aber bald wieder mit<br />
den Brüdern zusammenkommen.<br />
Im «Liechtensteiner Volksblatt» vom Freitag, den<br />
4. Mai 1883, wird auf der ersten Seite über die<br />
Auswanderung der Nigg-Brüder wie folgt berichtet:<br />
Vaduz, 2. Mai. Die bekannten Geschwister Nigg<br />
vom Meyerhof bei Vaduz sind letzten Montag in<br />
aller Stille abgereist; wohin noch unbekannt - ob<br />
nach Amerika oder Afrika - Man meint nur ins<br />
Hinterland.<br />
Anfang Mai 1883 klopften die Brüder Nigg an<br />
die Pforte der Trappisten in Mariastern und baten<br />
um Aufnahme. Diese wurde ihnen gewährt, und<br />
alle drei begannen mit der Vorbereitung auf das<br />
Klosterleben. Franz erhielt den Namen Gregor, Johann<br />
wurde zu Bruder Germanus und Florian<br />
nahm den Namen Bruder Cornelius an. Nicht nur<br />
die Namen wurden gewechselt, die Brüder Nigg begannen<br />
gleichsam ein neues Leben mit einer neuen<br />
Identität.
AUSERWÄHLT FÜR AFRIKA<br />
Die drei Triesner hatten eben ihr Noviziat begonnen,<br />
als Prior Franz Pfanner im Mai 1883 von seiner<br />
ersten Afrikareise zurückkam. Dieser hatte in<br />
Südafrika den Grundstein für sein neues Kloster<br />
Mariannhill gelegt. Nun beabsichtigte er, tüchtige<br />
Männer und Frauen für sein neues Projekt in Afrika<br />
zu gewinnen. 83<br />
Bei der Musterung der Mönche, die für die Pionierarbeit<br />
in Frage kamen, stachen Prior Franz die<br />
drei Liechtensteiner besonders ins Auge. Die Brüder<br />
Nigg hatten beim Klostereintritt den Grund<br />
ihrer späten Berufung dargelegt. Es war deshalb<br />
bekannt, dass sie gute «Steinmaurer» waren.<br />
Handwerker schätzte man im «wilden Afrika» besonders,<br />
wie dies Abt Franz immer wieder bemerkte.<br />
Die drei «Meierhöfler» wurden <strong>aus</strong>gewählt<br />
und durften mit nach Afrika. 84<br />
Bald darauf sprachen die Brüder Nigg beim<br />
Prior mit der Bitte vor, auch ihre Schwester Maria<br />
Nigg nach Afrika mitzunehmen. Diese war einverstanden<br />
85 , da ja auch der Bruder Theodor seit einigen<br />
Jahren in Afrika wirkte. 86 Da Franz Pfanner<br />
auch die Kreuzschwestern von Menzingen für seine<br />
Missionspläne hatte gewinnen können, wandte<br />
sich dieser in der Folge mit beherzten Worten an<br />
die Menzinger Generaloberin: «Ich weiss Ihnen<br />
eine prächtige Arbeitsschwester, aber sie ist schon<br />
40 Jahre alt. Doch machen Sie eine Ausnahme. In<br />
Afrika kann man Ausnahmen dieser Art machen.<br />
Sie kann melken, Garten-Feldarbeiten, <strong>aus</strong>gezeichnet,<br />
stark, charakterfest. ... Eine gute Bauerstochter<br />
richtet mehr <strong>aus</strong> als 4 Lehrerinnen, die das<br />
Arbeiten nicht gelernt haben.»* 7<br />
Die Fürsprache half. Am 8. Juni des Jahres 1883<br />
bestiegen unter der Führung von Franz Pfanner die<br />
drei Liechtensteiner Trappisten Gregor, Germanus<br />
und Cornelius sowie die Postulantin 88 Maria Nigg<br />
das Schiff in Southampton.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
78) Ebenda.<br />
79) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8. - Seubert, Manuskript,<br />
S. 15 f.<br />
80) Balling: Gott liebt die Fröhlichen, S. 26 f.<br />
81) Die ersten Heftchen trugen den kuriosen Titel «Sind Sie Kaminfeger?».Später<br />
wurden sie in «Vergissmeinnicht» umbenannt. -<br />
Balling: Der Trommler Gottes, S. 91 ff.<br />
82) LLA S 1882/69.<br />
83) Seubert: Manuskript, S. 2.<br />
84) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />
85) Kaplan J. 0. Hunold <strong>aus</strong> Balzers war Marias Agent. -<br />
Vgl. Anhang, S. 111.<br />
86) Der Jesuit Theodor Nigg lebte seit 1879 in Afrika. Er blieb mit<br />
seiner Familie in Triesen brieflich verbunden. - Vgl. Anhang, S. 110.<br />
87) Archiv des Instituts in Menzingen, VI. 2.1.10, vgl. Anhang,<br />
S. 111.<br />
88) Eine Postulantin ist eine Anwärterin für den Klostereintritt.<br />
Das Trappistenkloster Mariastern<br />
in Bosnien, 1869<br />
von Prior Franz Wendelin<br />
Pfanner gegründet<br />
95
LEBEN, ARBEIT UND TOD IN AFRIKA<br />
MARIA NIGG<br />
Maria wollte nach all den Streitigkeiten nicht mehr<br />
in Triesen bleiben und trug sich wie ihre Brüder<br />
mit dem Gedanken, in ein Kloster einzutreten. Wie<br />
gerufen kam ihr daher der Vorschlag <strong>aus</strong> dem fernen<br />
Bosnien, auch nach Afrika <strong>aus</strong>zuwandern.<br />
Maria Nigg war sofort einverstanden. Wie bereits<br />
erwähnt, ermöglichte Franz Pfanner der Triesnerin,<br />
sich den Kreuzschwestern von Menzingen anzuschliessen.<br />
-<br />
Im Juni des Jahres 1883 bestieg Maria zusammen<br />
mit ihren drei Brüdern Franz, Johann und<br />
Florian in Southampton die «Arab», ein englisches<br />
Dampfschiff. In einem Brief an die Generaloberin<br />
der Menzinger Schwestern steht über Maria Nigg:<br />
«Indessen geht es doch recht gemütlich zu, da alle<br />
so ziemlich ihren guten Humor behalten haben, die<br />
köstlichste Person ist unsere Jungfer Nigg, welch<br />
komische Einfälle sie hat! Heute ist sie gut zweg,<br />
gestern hatte sie Heimweh. ... Die Brüder der<br />
Jungfer Nigg sind auch an Bord, sie hat grosse<br />
Freude sie zu treffen,» 89<br />
j In Afrika trennte sich die Postulantin Maria Nigg<br />
yon ihren drei Brüdern und reiste mit den Menzinger<br />
Schwestern in die Transkei. Am 24. August<br />
1883 kamen die Frauen in Umtata an. Dort trat die<br />
Liechtensteinerin in das Noviziat der Menzinger<br />
Kreuzschwestern ein. Bald darauf wurde Maria auf<br />
die zwei Stunden von der Stadt entfernte Konventfarm<br />
90 versetzt. Die Vorbereitungszeit gefiel Maria<br />
Nigg nicht; jedenfalls legte sie keine Profess ab.<br />
Möglich ist auch, dass die Vorbehalte gegen die<br />
bereits 40-jährige Triesnerin, trotz Franz Pfanners<br />
Intervention bei der Generaloberin, nicht ganz beseitigt<br />
wurden.<br />
Maria kannte den Aufenthaltsort ihres Bruders<br />
Theodor Nigg. Sie nahm mit ihm Kontakt auf und<br />
reiste im Jahr 1885 nach Dunbrody, wo sie dank<br />
seiner Unterstützung ein neues Wirkungsfeld als<br />
Missionshelferin fand. Zusammen mit Anna<br />
Schultz, einer deutschen Lehrerin, gründete Maria<br />
Nigg im Auftrage der Jesuiten eine Schule, 91 in der<br />
die Kinder sowohl wohnten wie auch verköstigt<br />
wurden. Maria amtete als Handarbeitslehrerin und<br />
war zudem um den grossen H<strong>aus</strong>halt besorgt. Die<br />
beiden Frauen nahmen grosse Entbehrungen in<br />
Kauf. Anfangs diente eine einfache Strohhütte als<br />
Schule und Internat.<br />
Mit Durchhaltewillen überwanden sie alle<br />
Schwierigkeiten, und die Hoffnung auf eine Besserung<br />
der Verhältnisse gab den zwei Pionierinnen<br />
immer wieder Kraft und Mut. Nach zwei Jahren<br />
verbesserte sich dann die prekäre räumliche Situation.<br />
Dank Spenden <strong>aus</strong> Europa konnten ein grosses<br />
Klassenzimmer sowie ein neuer Schlafsaal <strong>aus</strong><br />
Ziegeln gebaut werden. Die Schule genoss bald<br />
einen sehr guten Ruf. Inspektionen von Regierungsbeamten<br />
bestätigten dies, und kurze Zeit später<br />
erhielt die Mädchenschule eine staatliche Unterstützung.<br />
Die Schülerzahlen stiegen nun stetig,<br />
wobei die Schule und das Internat im Laufe der<br />
Jahre immer wieder vergrössert wurden. 92<br />
Maria Nigg hatte in den zehn Jahren von Dunbrody<br />
einiges erreicht. Trotzdem gab sie den Gedanken<br />
an ein Leben im Kloster nie auf. Theodor<br />
Nigg war nun bereits seit vier Jahren tot. Sicher<br />
sehnte sich Maria auch in die Nähe ihres noch lebenden<br />
Bruders Florian, als sie 1895 in Mariannhill<br />
bei den dortigen Schwestern um Aufnahme bat.<br />
Trotz ihrer 52 Jahre wurde sie angenommen und<br />
erhielt den Klosternamen Polycarpa. Der Triesnerin<br />
gefiel es bei den Missionsschwestern vom Kostbaren<br />
Blut CPS. 93 Sie bewährte sich in der Probezeit,<br />
und diesmal stand der Profess nichts mehr im<br />
Wege. 94<br />
Schwester Polycarpa Nigg war vielseitig einsetzbar<br />
und bekleidete verschiedene Aufgaben. Am<br />
14. April 1907, im Alter von 64 Jahren, legte die<br />
Triesnerin ihre ewige Profess ab.<br />
Die Geschehnisse auf dem Meierhof, die Auswanderung<br />
und die 25 Jahre in Afrika hatten Maria<br />
Nigg nachhaltig geprägt. Als sie am 24. September<br />
1908 starb, wurde Schwester Polycarpa wie<br />
folgt charakterisiert: «Schwester Polycarpa gab<br />
den Schwestern durch ihre unermüdliche Arbeitsfreudigkeit,<br />
durch ihren Gehorsam und ihre ganz
<strong>aus</strong>serordentliche Liebe zur Armut ein herrliches<br />
Beispiel. Dabei war sie resolut wie ein Mann, sie<br />
kannte keine Furcht,» 95<br />
PIONIERE IN AFRIKA<br />
In Afrika angekommen, gab es Arbeit in Hülle und<br />
Fülle für die drei Triesner Trappisten, die nun Gregor,<br />
Germanus und Cornelius hiessen. Zuerst galt<br />
es, ein Kloster - einer alten Trappistentradition<br />
entsprechend in massiver Steinbauweise - und die<br />
notwendigen Wirtschaftsgebäude zu errichten. Obwohl<br />
alle drei Nigg-Brüder von eher kleiner Statur<br />
waren, arbeiteten sie bei der Bautruppe.<br />
Die Triesner galten als exakte und sehr zuverlässige<br />
Steinmaurer. Was zuh<strong>aus</strong>e grosse Schwierigkeiten<br />
nach sich gezogen hatte, wurde den «Meierhöflern»<br />
in Mariannhill zur Lebensaufgabe. Für<br />
den Architekten Nivard Streicher 96 waren die drei<br />
Brüder mit ihrem unerschütterlichen Gleichmut<br />
und ihrer Arbeitsfreudigkeit unabdingbare Stützen<br />
bei der Verwirklichung seiner grossen Pläne. 97<br />
Der Kirchenbau in Mariannhill brachte infolge<br />
des schlechten Untergrundes grosse Schwierigkeiten<br />
mit sich. Gewissenhaft arbeiteten die drei Brüder<br />
Nigg viele hundert Fuhren von Steinen in das<br />
Fundament hinein. 98 Noch heute weist die Kirche<br />
keine Risse auf und zeigt damit, welch gute Steinmaurer<br />
die Liechtensteiner waren.<br />
Kaum war die Mühle, das letzte Mariannhiller-<br />
Gebäude der Gründerjahre, im Gang, zog die Baukarawane<br />
der Liechtensteiner weiter. Sie hatten die<br />
Aufgabe, bei den Neugründungen von Aussenstationen<br />
Kirchen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu<br />
errichten.<br />
Franz Pfanner war fest entschlossen, die Missionsarbeit<br />
der Trappisten über das südliche Afrika<br />
<strong>aus</strong>zudehnen. 99 In den folgenden Jahren überzogen<br />
die Trappisten ganz Natal 100 mit einem Netz<br />
von Missionsstationen. Die rasche Expansion der<br />
89) Archiv des Instituts in Menzingen, Reiseberichte und Briefe<br />
1883. - Vgl. Anhang, S. 112.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
90) Die Kreuzschwestern hatten westlich von Umtata eine grosse<br />
Farm gekauft. Sie eröffneten dort eine Missionsschule und bezogen<br />
<strong>aus</strong> der angegliederten Landwirtschaft die Nahrungsmittel, da in<br />
Umtata alles sehr teuer war.<br />
91) Die Gründung der Mädchenschule erfolgte ebenfalls im Jahre<br />
1885.<br />
92) Zambesi Mission Record, S. 141 f.<br />
93) CPS sind Missionsschwestern vom Kostbaren Blut. Auch sie<br />
ändern - wie die Trappisten - beim Klostereintritt ihren Namen.<br />
94) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />
95) Ebenda.<br />
96) Nivard Streicher war ein guter Freund der Geschwister Nigg.<br />
Der <strong>aus</strong> München stammende Architekt wurde in Südafrika berühmt.<br />
- Vgl. auch hinten, S. 102. - Im Jahre 1909 erhielt Bruder Nivard<br />
Streicher von der englischen Regierung, in Anbetracht seiner wertvollen<br />
Verdienste für Land und Leute, auf Lebenszeit ein Freibillet<br />
für die Natal-Eisenbahn.<br />
97) «Familia», Vol. IV, August 1914, S. X.<br />
98) Seubert, Manuskript, S. 4.<br />
99) Bis zum Todesjahr Franz Pfanners 1907 hatten die Mariannhiller<br />
Mönche 28 Missionsstationen zwischen Kap und Sambesi errichtet.<br />
Später entstanden <strong>aus</strong> einigen dieser Aussenstationen selbständige<br />
Diözesen.<br />
100) Gebiet in Südafrika, das zwischen der Küste des Indischen<br />
Ozeans und den Drakensbergen liegt.<br />
Missionsschwestern vom<br />
Kostbaren Blut CPS in<br />
Mariannhill; Maria Nigg<br />
wurde 1895 in diesen<br />
Orden als Missionsschwester<br />
aufgenommen<br />
97
Die Trappistengemeinschaft<br />
in Mariannhill (Südafrika);<br />
der Orden war im<br />
Frankreich des 17. Jahrhunderts<br />
als Reformzweig<br />
des Zisterzienserordens<br />
entstanden<br />
Mönche im Kreuzgang des<br />
Klosters Mariannhill; die<br />
Trappistenmönche unterliegen<br />
einem strengen<br />
Schweigegebot<br />
98<br />
Bruder Nivard Streicher,<br />
Architekt zahlreicher<br />
Kirchenbauten in Südafrika,<br />
war ein guter Freund<br />
der Nigg-Geschwister<br />
Trappistenmönche bei der<br />
Feldarbeit. «Ora et labora»<br />
(«Bete und arbeite») steht<br />
in grossen Buchstaben<br />
über dem Eingangstor des<br />
Klosters in Mariannhill
Trappisten in Natal blieb auch den weissen Siedlern<br />
nicht verborgen. Sie standen den sonderbaren<br />
Männern in ihren langen Kutten anfangs skeptisch<br />
gegenüber.<br />
Die englische Presse mokierte sich über die einfache<br />
Herkunft der meisten Mönche. Nach Ansicht<br />
einiger Reporter konnten diese den Schwarzen<br />
nicht von Nutzen sein, denn ein <strong>aus</strong>getretener<br />
Trappist hatte einem weissen Farmer fünfzig Pfund<br />
gestohlen.<br />
Schnell erkannten aber die weissen Farmer das<br />
landwirtschaftliche, handwerkliche und technische<br />
Geschick der Trappisten. Viele holten sich Rat bei<br />
den Brüdern oder Hessen ihre Maschinen und Wagen<br />
dort reparieren.<br />
Bald waren auch viele Zeitungen voll des Lobes<br />
über die tüchtigen Mönche <strong>aus</strong> Europa, denn Mariannhill<br />
hat sich auf kulturellem und technischem<br />
Gebiet grosse Verdienste um Südafrika erworben. 101<br />
DIE GELÜBDE<br />
Nach zwei Jahren Noviziatszeit legten die Brüder<br />
Nigg im Mai 1885 ihre Gelübde ab. Die handschriftliche<br />
Eintragung ins Mariannhiller Brüderbuch<br />
lautet folgendermassen:<br />
«Wir Endgefertigten bestätigen, dass wir in die<br />
Hände des ehrwürdigen Vaters Prior Franz Pfanner,<br />
die einfachen Gelübte abgelegt haben.<br />
Mariannhill am Fest Christi Himmelfahrt<br />
den 14. Mai 1885.<br />
Fr. Franz Prior Br. Gregor Nigg +<br />
Br. Germanus Nigg +<br />
Br. Cornelius Nigg» 102<br />
101) Balling: Der Trommler Gottes, S. 157 f.<br />
102) Archiv der Mariannhiller Missionare CMM, Mariannhill, altes<br />
Brüderbuch, S. 18.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Süd-<br />
'Afrika<br />
Die Nigg-Brüder wirkten<br />
als tüchtige Steinmaurer<br />
beim Bau der Klosterkirche<br />
von Mariannhill mit<br />
(Foto zum 50-jährigen<br />
Jubiläum 1932)<br />
Schriftliche Bestätigung,<br />
dass die Nigg-Brüder 1885<br />
das Ordensgelübde der<br />
Trappistenmönche geleistet<br />
haben<br />
99
Bauarbeiten in Mariannhill<br />
(Südafrika)<br />
Arbeiter in Mariannhill<br />
decken einen Regenwasserkanal<br />
mit Steinplatten<br />
ab<br />
100<br />
DER HAUSMAURER<br />
Bruder Gregor, der Senior der Familie, war bereits<br />
45 Jahre alt, als er nach Afrika kam. Trotzdem legte<br />
er sich beim Aufbau von Mariannhill mächtig ins<br />
Zeug. Nicht zuletzt seines Alters wegen bekam er<br />
bald gesundheitliche Probleme. Als die Klosteranlage<br />
fertiggestellt wurde, zog der Bautrupp an den<br />
Fuss der Drakensberge. Dort begann man bereits<br />
mit dem Bau einer Aussenstation. Bruder Gregor<br />
aber blieb in Mariannhill. Er konnte das afrikanische<br />
Klima nur schwer vertragen und machte sich,<br />
so gut es ging, als H<strong>aus</strong>maurer nützlich. Ihm war<br />
kein langes Leben beschieden. Im Alter von erst 48<br />
Jahren starb der Triesner Trappist eines sanften<br />
Todes. 103<br />
UNFALL AN DER BÖSCHUNGSMAUER<br />
Bruder Germanus Nigg führte einige Jahre die<br />
Maurertruppe an. Dadurch war er massgeblich am<br />
Aufbau verschiedener Aussenstationen beteiligt.<br />
Die Trappisten schufen an der Grenze zu Lesotho 104<br />
zahlreiche Niederlassungen. Dort am Fuss der Drakensberge<br />
schneit es im Winter öfters, was die<br />
fleissigen Brüder jedoch nicht abhielt, in kurzer<br />
Zeit stattliche Kirchen, Schulen, Spitäler und Wirtschaftsgebäude<br />
zu bauen.<br />
Im Oktober 1887 rief man den tüchtigen Triesner<br />
zur Ausführung weiterer Bauvorhaben nach<br />
Mariannhill zurück. 105 Einige Monate später erlitt<br />
Bruder Germanus bei Arbeiten an der neuen Kirche<br />
einen schweren Arbeitsunfall. Er deckte einen<br />
Regenwasserkanal mit Steinplatten ab und stand<br />
dabei mit seinem linken Fuss zwischen zwei Grubenschienen<br />
vor einem Stein. Plötzlich entglitt seinem<br />
am Grubenrand arbeitenden Gehilfen eine<br />
Steinplatte. Bruder Germanus konnte nicht mehr<br />
rechtzeitig fliehen, so dass sein linkes Schienbein<br />
total zerquetscht wurde. 106<br />
Der Klosterarzt traf sogleich die Vorbereitungen<br />
zur notwendigen Amputation. Es war ein glühend<br />
heisser Tag, und für die Operation musste unbedingt<br />
Eis herbeigeschafft werden. Solches war nur
in Durban zu bekommen. Bruder Nivard Streicher<br />
rannte nach Pinetown, erwischte gerade den Zug<br />
und kam mit dem nächsten und einer Kiste Eis, in<br />
Sägemehl gepackt, wieder dorthin zurück. Weil damals<br />
ein Fuhrwerk eine Rarität war, nahm er die<br />
schwere Kiste auf die Schulter und marschierte<br />
Mariannhill zu, eine volle Wegstunde. Trotz Verpackung<br />
fing das Eis an zu schmelzen, und kaltes<br />
Wasser rieselte dem guten Bruder den Nacken hinunter,<br />
bis zuletzt das Wasser sogar in die Schuhe<br />
gelangte. Immerhin brachte er noch genug Eis<br />
heim, und die Operation verlief ganz normal. 107<br />
Die Wunde des amputierten Gliedes heilte trotz<br />
mehrerer Hauttransplantationen schlecht. Zudem<br />
trat eine Entzündung auf, und der Arzt befürchtete,<br />
diese könnte ins Kniegelenk fahren. Er entschloss<br />
sich daher, dem Patienten das linke Bein oberhalb<br />
des Kniegelenkes abzunehmen. 108<br />
Bruder Germanus aber hatte wenig Lust zu einer<br />
weiteren Amputation. Er liess Franz Pfanner<br />
rufen und erklärte diesem, lieber sterben zu wollen,<br />
als noch einmal operiert zu werden. Der Abt<br />
machte dem Bruder Mut, doch eine weitere Operation<br />
zu wagen. Germanus überlegte und bat seinen<br />
Vorgesetzten, das Los entscheiden zu lassen. Franz<br />
Pfanner war damit einverstanden und liess sich<br />
zwei Zündhölzchen bringen, ein kurzes und ein<br />
langes. Germanus wollte nicht selbst Schmied seines<br />
Schicksals sein. Er forderte deshalb seinen Vorgesetzten<br />
auf, die Hölzchen zu ziehen. Das Los entschied<br />
für den Triesner. Somit blieb Bruder Germanus<br />
eine weitere Amputation erspart. Erfreulicherweise<br />
ging nach einer weiteren Hauttransplantation<br />
die Entzündung zurück, die Wunde heilte. 109<br />
Der gute Steinmaurer wurde nun Flickschneider,<br />
aber er, der sein Lebtag im Freien gearbeitet hatte,<br />
hielt das Stubenhocken kaum zwei Jahre <strong>aus</strong>. Germanus,<br />
das Zweitälteste der Geschwister Nigg, war<br />
keine fünfzig Jahre alt, als er am 12. Januar 1890<br />
starb.<br />
103) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />
104) Lesotho war damals ein englisches Protektorat. Das Königreich<br />
Lesotho ist völlig vom Staatsgebiet der Republik Südafrika umgeben.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Lesotho ist heute ein souveräner Staat, der jedoch wirtschaftlich<br />
stark von Südafrika abhängig ist.<br />
105) Seubert, Manuskript, S. 4.<br />
106) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8.<br />
107) Ebenda.<br />
108) Ebenda.<br />
109) Ebenda. - Bruder Nivard Streicher berichtete, dass auch bei<br />
den Trappisten der Humor nicht ganz vergessen ging; denn später<br />
wurde im Kloster mancher Witz gemacht, dass Bruder Germanus<br />
mit anderer Leute Haut herumlaufe, und wie denn das am Jüngsten<br />
Tag gehen soll!<br />
Bruder Germanus Nigg auf<br />
der Totenbahre - Bruder<br />
Cornelius und ein zweiter<br />
Mönch halten Totenwache<br />
Die Steinplatte, welche<br />
den Unterschenkel von<br />
Bruder Germanus zerquetschte.<br />
Sie wurde neben<br />
der Klosterkirche von<br />
Mariannhill in eine Mauer<br />
eingearbeitet. Nivard<br />
Streicher hat nach dem<br />
Unfall ein Kreuz und ein M<br />
in die Platte eingemeisselt.<br />
101
DER BAUMEISTER<br />
Bruder Cornelius wirkte über 31 Jahre in Afrika.<br />
Nach seinem Kloster eintritt wandelte sich der frühere<br />
Rebell zum gehorsamen, von seinen Vorgesetzten<br />
geschätzten Ordensmann. Obwohl Körpermass<br />
und Kraft nur Mittelmass darstellten, entwickelte<br />
er <strong>aus</strong>serordentliche Fähigkeiten als Baupolier.<br />
Nach den Plänen seines Freundes Nivard<br />
Streicher schuf der Liechtensteiner mit seinen Arbeitern,<br />
unter denen sich sehr viele Einheimische<br />
befanden, zahlreiche Kirchen, Schulen, Spitäler<br />
und Wirtschaftsgebäude.<br />
Sein schönstes Werk ist wohl die Kirche in Reichenau<br />
110 mit ihrem 22 Meter hohen Kirchturm,<br />
der bis zur Spitze <strong>aus</strong> Blau- und Basaltsteinen gefertigt<br />
ist. Die Schönheit dieser Kirche lässt erahnen,<br />
welch guter Natursteinmaurer Bruder Cornelius<br />
Nigg gewesen ist.<br />
Bruder Cornelius war all die Jahre nicht einen<br />
Tag krank. Trotz der beständig schweren Arbeit<br />
war er sehr genügsam im Essen und Trinken. Seine<br />
letzte Arbeit fand er im Frühjahr 1914 in Mariatal.<br />
111 Er leitete die Arbeiten zur Erstellung einer<br />
Wasserversorgungsanlage für das Schwesternsanatorium,<br />
die er aber nicht mehr fertigstellen<br />
konnte. An einem Samstagabend im Frühjahr 1914<br />
ritt er vom Bauplatz hinüber zur Unterkunft, wurde<br />
von einem eiskalten, mit Hagel vermischten Regen<br />
überrascht und völlig durchnässt. Dabei zog er sich<br />
eine schlimme Erkältung zu, von der er sich nicht<br />
mehr erholte. Am 11. Juni desselben Jahres starb<br />
Cornelius, der letzte Nigg, im Alter von 63 Jahren<br />
in Mariatal.<br />
Die in neugotischem Stil<br />
errichtete Kirche von<br />
Reichenau zeigt das Talent<br />
von Bruder Cornelius als<br />
Steinmaurer.<br />
Die zweitürmige Kathedrale<br />
von Mariannhill<br />
102
SCHLUSSBEMERKUNGEN<br />
Neben den grossen Auswanderungswellen nimmt<br />
sich die Lebensgeschichte der fünf Geschwister<br />
vom Meierhof eher bescheiden <strong>aus</strong>. Trotzdem setzte<br />
ihr bewegtes Schicksal ein Zeichen der katholischen<br />
Volksfrömmigkeit und des Missionsgedankens<br />
für unser Land. 112 Dieses selbstlose Wirken im<br />
Dienste anderer ist bei uns auf fruchtbaren Boden<br />
gestossen, denn nach wie vor arbeiten Liechtensteinerinnen<br />
und Liechtensteiner als Missionare<br />
oder Entwicklungshelfer in aller Welt.<br />
Theodor Nigg wäre wohl trotzdem der einzige<br />
Mönch und Missionar in der Familie Nigg geblieben,<br />
wenn nicht der unheilvolle Mauerstreit solche<br />
Folgen gehabt hätte. Die Geschwister Nigg fühlten<br />
sich von Kindheit an der katholischen Tradition<br />
verpflichtet. «I ha mini Sach ka, dr Franz aber<br />
kunnt is Fegfür!» Diese Aussage des kleinen Johannes,<br />
der nach der Besteigung des verbotenen<br />
Kirschbaumes bereit war, die Strafe der Mutter zu<br />
akzeptieren, zeugt von einer tiefbegründeten religiösen<br />
Überzeugung und Opferbereitschaft, welche<br />
die' Geschwister Nigg ihr ganzes Leben bewahrten.<br />
Sicher galten die altledigen Geschwister auf dem<br />
abseits gelegenen Meierhof bei vielen als Sonderlinge,<br />
zumal sie sich ständig gegen die Gemeindevorstehung<br />
auflehnten. Jedenfalls führte eine offensichtlich<br />
vorhandene Respektlosigkeit gegenüber<br />
den Geschwistern Nigg dazu, dass von einigen<br />
Triesnern vermehrt und widerrechtlich zur Sommerszeit<br />
das Wegrecht über die Meierhofwiesen in<br />
Anspruch genommen wurde.<br />
Als mehrere Beschwerden bei der Gemeindevorstehung<br />
erfolglos blieben, begannen die verärgerten<br />
Geschwister Nigg mit dem Bau der Mauer,<br />
denn ihr sehr <strong>aus</strong>geprägtes Gerechtigkeitsempfinden<br />
und der aufgestaute Zorn verunmöglichten in<br />
ihnen das Bestreben, eine einvernehmliche Lösung<br />
zu suchen. Diese Handlungsweise der Nigg-<br />
Geschwister entstammte aber keinesfalls einem<br />
jugendlichen Übermut, denn Gregor, der älteste,<br />
war zu diesem Zeitpunkt bereits 45 Jahre alt. Die<br />
verbotenerweise erstellte Mauer brachte den<br />
Grossteil der Triesner Bevölkerung gegen die Fa<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
milie Nigg auf, was den Streit schliesslich eskalieren<br />
liess.<br />
Der bewaffnete Widerstand führte die Geschwister<br />
Nigg in eine <strong>aus</strong>weglose Situation. Nach der<br />
Haftentlassung machte ihnen die Konsequenz ihres<br />
Handelns sicherlich zu schaffen, denn ein Verbleib<br />
in Triesen war für sie kaum noch möglich, mussten<br />
sie doch Spott oder sogar Repressalien befürchten.<br />
Die Auswanderung blieb für die vier Geschwister<br />
Nigg wohl die einzige Möglichkeit eines Neuanfanges.<br />
Durch diesen Schritt konnten sie zudem der<br />
Enge des bäuerlichen Lebens in Liechtenstein entrinnen.<br />
Wie Theodor Nigg wollten sie fortan ihr Leben<br />
für Gott einsetzen. Sie wählten wohl bewusst einen<br />
sehr strengen Orden, denn so unnachgiebig sie in<br />
der Auseinandersetzung mit der Gemeinde Triesen<br />
waren, so konsequent wollten sie nun ihr weiteres<br />
Leben führen.<br />
Der schwarze Kontinent eröffnete den Geschwistern<br />
Nigg Möglichkeiten, die sie zuh<strong>aus</strong>e nicht gefunden<br />
hätten. Anerkennung, die ihnen in Triesen<br />
verwehrt blieb, wurde ihnen in Afrika zuteil. Im<br />
Pioniergeist der aufstrebenden Missionsgemeinschaften<br />
konnten sie ihre Fähigkeiten voll entwickeln.<br />
Nicht zuletzt ihrer Beharrlichkeit wegen<br />
und ihres Mutes, sich Problemen in den Weg zu<br />
stellen, haben sich die Geschwister Nigg in Afrika<br />
bewährt.<br />
110) Die Missionsstation Reichenau liegt in Natal, westlich von Pietermaritzburg<br />
(Südafrika). Sie wurde von den Trappisten, unter<br />
denen sich auch etliche Schweizer befanden, nach dem bündnerischen<br />
Reichenau benannt.<br />
111) Mariatal liegt bei Ixopo, Bezirk Natal (Südafrika).<br />
112) Bis vor wenigen Jahren wurden in den Pfarreien des Fürstentums<br />
Liechtenstein noch Volksmissionen abgehalten.<br />
103<br />
f
Anhang<br />
DIE VORGESCHICHTE ZUM NIGG-STREIT<br />
FRANZ NIGG AN DIE REGIERUNG,<br />
5. FEBRUAR 1878<br />
Hohe fürstliche Regierung<br />
Wie bekannt, wurde in den 1860er Jahren der neue<br />
Strassenzug von der Talsohle über Maschlina und Matschils<br />
an den Triesnerberg gebaut. Da wurde auch von<br />
der fürstlichen Regierung der Gemeinde Triesen die<br />
Erstellung einer Verbindungsstrasse über Matschiis befohlen.<br />
Hierentgegen bestimmte der damalige Gemeinderat die<br />
Verbindungsstrasse für Triesen und Balzers über Maschlina<br />
und der Vorsteher Josef Bargetzi selig beauftragte die<br />
MeierhofbewohnerU dieselben sollen diese Strasse herstellen,<br />
man werde denselben die Arbeiten vergüten. Und<br />
wir arbeiteten von Zeit zu Zeit daran, und wir wurden für<br />
die erstere Arbeit vom Gemeindekassier richtig bezahlt.<br />
Im Sommer 1874 wurden wir neuerdings von dem<br />
Werkmeister Gidi Hoch im Auftrag des Vorstehers Johann<br />
Bargetzi aufgefordert noch an dieser Strasse zu arbeiten,<br />
was dann auch geschah. Im Herbst genannten Jahres legten<br />
wir beiliegende Rechnung, bekamen aber zur Antwort,<br />
der Gemeinderat habe beschlossen uns für letztere<br />
Arbeit nichts mehr zu vergüten, weil wir diese Strasse am<br />
meisten benützen; dagegen aber war der Triesner Gemeinderat<br />
nie so gut zu beschliessen, dass wir die Wege<br />
welche wir in Triesen nie betreten, nicht auch müssen<br />
helfen erstellen und verbessern.<br />
; In Folge dieser Erklärung vom Gemeinderät arbeiteten<br />
wir nicht mehr an dieser Strasse und dachten zuerst für<br />
die geleistete Arbeit bezahlt zu werden. Wir wendeten<br />
uns an den stehenden Gemeinderat, welcher aber auch<br />
der gleichen Ansicht ist, wie der vorige. Daher sehen wir<br />
uns gezwungen an die fürstliche Regierung die untertänige<br />
Bitte zu stellen, dieselbe wolle gütigst bewirken, dass<br />
diese Sache in Ordnung gebracht wird. Wie auch dafür zu<br />
sorgen, dass diese Strasse verbessert wird, weil seither<br />
nichts mehr daran gearbeitet worden ist, und dieselbe<br />
teilweise in sehr schlechtem Zustand ist.<br />
Triesen den 5. Februar 1878<br />
Franz Nigg 113<br />
VORSTEHER ERNI AN DIE REGIERUNG,<br />
10. FEBRUAR 1878<br />
Hohe fürstliche Regierung<br />
Die der Beschwerdeschrift vom 5. des Monats beigelegte<br />
Rechnung von Franz Nigg wurde vom hiesigen Gemeinderat<br />
laut Sitzung vom 9. Februar zurückgewiesen, weil<br />
104<br />
schon die damalige Gemeindevertretung während dessen<br />
Wirkungsperiode diese Arbeiten <strong>aus</strong>geführt wurden, diese<br />
Forderung nicht anerkannte und weil Forderungen<br />
über Gemeindewerkarbeiten, denen die Bestätigung des<br />
dirigierenden Werkmeisters abgeht, nicht so leicht<br />
berücksichtigt werden können.<br />
Auch erscheint diese Rechnung nicht ganz correct, da<br />
diese mit der Beschwerdefügung nicht im Einklang steht.<br />
Der Beschwerdeführer bekennt sich in seiner Einsendung,<br />
dass die diesbezüglichen Arbeiten bis zum Jahre<br />
1874 vom Gemeindekassier richtig bezahlt wurden, und<br />
regt vom Domino 1874 an, wären diese geleisteten Arbeiten<br />
nicht mehr berücksichtigt worden. Nun aber lautet<br />
doch die beigelegte fragliche Rechnung für die Jahre 1872<br />
und 1873.<br />
Franz Nigg hätte uns, nach Verlangen des Gemeinderates,<br />
eine im Einverständnis mit dem damaligen Werkmeister<br />
Gidi Hoch angefertigte und vom Letzteren mitgefertigte<br />
Rechnung hier einzureichen, von seiner diesbezüglichen<br />
Forderung überzeugt Berücksichtigung finden<br />
sollen.<br />
Im Auftrage des Gemeinderates<br />
Triesen am 10. Februar 1878<br />
Wendelin Erni Vorsteher 114<br />
DIE BRÜDER NIGG AN DIE REGIERUNG,<br />
10. FEBRUAR 1879<br />
Hohe Fürstliche Regierung<br />
Vor acht Tagen haben wir den Ortsvorstand in Triesen<br />
ersucht die Verbindungsstrasse von der Landstrasse in<br />
die Bergstrasse und zugleich zu unseren Häusern an den<br />
schlechten Stellen mit Schotter zu verbessern, denn diese<br />
Strasse wurde letztes Jahr, mit Holz und Stein führen ungemein<br />
ruiniert, so dass man mit einem geladenen Wagen,<br />
wenn es einige Zeit geregnet hatte, beinahe versunken<br />
ist.<br />
Dessen ungeachtet sind wir mit unserm Ansuchen, diese<br />
Strasse zu verbessern, vom Gemeinderat abgewiesen<br />
worden. Daher sahen wir uns genötigt, in dieser Angelegenheit<br />
uns an die hohe fürstliche Regierung zu wenden.<br />
Denn wir wissen, dass dieselbe sich dieser Sache annehmen<br />
werde. Wie bekannt wurden jetzt in Triesen Strassen<br />
verbessert, welche t<strong>aus</strong>ende von Gulden kosten.<br />
Nun verlangen die Triesner nicht noch gesetzlich von<br />
uns, dass wir denselben die Strassen verbessern, und<br />
den Boden dazu <strong>aus</strong>lösen helfen müssen. Es lässt sich<br />
daher die Frage stellen, ob wir nicht auch von den Triesnern<br />
gesetzlich verlangen können, dass dieselben uns<br />
helfen müssen, die Strasse zu unseren Häusern zu verbessern,<br />
da doch die meisten Triesner Bürger diese<br />
Strasse auch viel benützen müssen. Schliesslich stellen<br />
I
wir an die hohe fürstliche Regierung die untertänigste<br />
Bitte, hoch dieselbe wolle sich diese Sache überzeugen<br />
und hierauf gütigst bewirken, dass diese Arbeit bald <strong>aus</strong>geführt<br />
werde.<br />
Triesen, den 10. Februar 1879<br />
Franz Nigg<br />
Johann Nigg<br />
Florian Nigg 115<br />
VORSTEHER BARGETZI AN DIE REGIERUNG,<br />
16. FEBRUAR 1879<br />
Hohe fürstliche Regierung<br />
Die Beschwerde des Franz Nigg wegen der Verbindungsstrasse<br />
vom 12. des Monats wird von Seite der Gemeindevertretung<br />
Anstalt getroffen und zwar dieselbe am<br />
15. dieses Monats durch seine Gemeinderatsmitglieder<br />
besichtigt!,] aber von denselben nicht in einem so<br />
schlechten Zustand befunden, wie sie Nigg vorschreibt!;]<br />
etwas Kleinigkeiten werden zwar fehlen aber unbedeutend.<br />
Der Gemeinderat spricht sich daher in dieser Angelegenheit<br />
<strong>aus</strong>, dass für dieses Frühjahr die Gemeinde<br />
schon von dem sehr stark mit Gemeindewald und Rüfenbau<br />
in Anspruch genommen ist, somit wird dem Nigg sein<br />
Gesuch abgelehnt.<br />
Triesen, den 16. Februar 1879<br />
Wolfgang Bargetzi Vorsteher 116<br />
FLORIAN NIGG AN DIE REGIERUNG,<br />
26, JUNI 1881<br />
Hochlöbliche Regierung<br />
Da der Herr Landrichter am siebten März dieses Jahres<br />
wegen einem <strong>aus</strong>gegrabenen Nussbaum im Unterforst in<br />
der Grenze von dem Gemeindebesitz und unserer Wiese<br />
als Augenschein an Ort und Stelle sich eingefunden hat,<br />
und derselbe nach Untersuchung, den Förster von Triesen<br />
nach seiner Erklärung, dass er den Baum als stehend<br />
einigemal beaugenscheinigt habe, aufgefordert habe, als<br />
beeideter Mann zu sprechen!,] wieviel das Holz das der<br />
Gemeinde zugehörte im Wert steht, und derselbe keinen<br />
Bescheid darüber erteilte, so haben wir schliesslich als<br />
Vergütung 2 fl angetragen, was eventuell vom Herrn<br />
Landrichter nicht zurückgewiesen werde, und haben somit<br />
noch Forderung der Gemeinde Triesen von 3 fl durch<br />
Gregor Frommelt von Balzers Polizei die oben vorgemerkten<br />
2 fl der Gemeinde anhin bezahlt, ich richte daher die<br />
untertänigste Bitte an die löbliche Regierung über diese<br />
Sache genau Einsicht zu nehmen und hernach die noch<br />
fehlende Partei in Kenntnis zu setzen.<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Noch habe ich folgende Klage über den Ortsvorsteher<br />
von Triesen zu erheben. Nach Angabe einiger Gemeinderäte<br />
beim gerichtlichen Augenschein über die Einfriedungsmauer<br />
im Unterforst jeder Mann welcher uns zur<br />
Sommerzeit laufe oder fahre über unsere Wiese beim<br />
Ortsvorstand als strafmässig einzuklagen, und wir somit<br />
dieser Angabe beigekommen sind, nämlich dass wir den<br />
Josef Eberle von Triesen etwa vor vierzehn Tagen zum erstenmal<br />
eingeklagt haben über eine solche Übertretung<br />
des Polizeigesetzes uns aber etwa vor acht Tagen der<br />
nämliche Übertreter über die nämliche Tat zum zweitenmale<br />
beim Ortsvorstand gleichfalls eingeklagt haben, und<br />
aber bis jetzt von Ihm die Strafe noch nicht bezahlt worden<br />
ist, und ich somit fürchte, dass der Ortsvorstand über<br />
unsere Klagen gar nicht einmal Notiz zu nehmen pflegt,<br />
so wende ich mich ernstvoll an die löbliche Regierung um<br />
der Hilfe zu erlangen mein Recht geltend zu machen.<br />
Ich habe daher die Bitte an die hochlöbliche Regierung,<br />
der beeidete Ortsvorstand von Triesen an seine schwere<br />
Pflicht zu erinnern, und aber auch zurechtzuweisen.<br />
Meierhof den 26. Juni 1881<br />
Es unterzeichnet hochachtungsvoll<br />
Florian Nigg 117<br />
BUSSE AN DIE GEBRÜDER NIGG,<br />
10. FEBRUAR 1882<br />
An die hohe fürstliche Regierung in Vaduz<br />
Das fürstliche Appellationsgericht hat mit Erkenntnis<br />
vom W w. M. Nr. 4848 sowie 25 w. M. Nr. 15 die Brüder<br />
Nigg zum Meierhofe, Triesen zu einer Disziplinarstrafe<br />
zugunsten des landschaftlichen Armenfond und zwar Johann<br />
Nigg und den Franz Nigg zu je 4 fl den Florian Nigg<br />
zu 8 fl verurteilt. Sie verweigern die Bezahlung, wovon die<br />
hohe Regierung zur weiteren Amtshandlung mit dem<br />
Ersuchen uns verständigen wird, wegen Verhängung der<br />
suppletorischen Arreststrafe die eventuelle Uneinbringlichkeit<br />
der Beträge gefälligst nachher bekanntzugeben.<br />
Vaduz am 10. Februar 1882 118<br />
113} LLA RE 1878/150.<br />
114) LLA RE 1878/181 ad 150.<br />
115) LLA RE 1879/193.<br />
116) LLA RE 1879/233 ad 193.<br />
117) LLA RE 1881/973.<br />
118) LLA 1882/214.<br />
105
DER STRAFPROZESS VERHAFTUNGSBESCHLUSS,<br />
16. MÄRZ 1882<br />
ABRISSVERFUGUNG DER MAUER,<br />
13. MÄRZ 1882<br />
Die hohe fürstliche Regierung<br />
Beiliegende Protokolle wurden zur genügenden Kenntnisnahme<br />
gegen Rückschluss mit der weiteren Verständigung<br />
übersendet, dass den Geschwistern Nigg und der<br />
Ortsvorstehung Triesen unter seinem instruiert (?) wurde,<br />
Mittwoch am 15. März Vormittag 8 Uhr habe unter Assistenz<br />
des Herrn Gerichtsdieners Ospelt die executionsweise<br />
Abtragung der nun erstellten Mauer am Unterforstwalde<br />
beim Meierhofe Triesen zu erfolgen, dass den Geschwistern<br />
Nigg unter seinem die schriftliche Belehrung zu Teil<br />
wird, die Zusammenrottung mehrer Personen um die Obrigkeit<br />
mit Gewalt Widerstand zu leisten, sei das Verbrechen<br />
des Aufstandes dessen sie sich schuldig machen<br />
würden, wenn sie in ihrer heutigen drohenden Haltung<br />
gegenüber den unter gerichtlicher Assistenz an der Abtragung<br />
der Mauer arbeitenden Triesner Bürgern sich zeigen<br />
würden.<br />
Vaduz am 13. März 1882 119<br />
VERHAFTUNG DER GESCHWISTER NIGG,<br />
15. MÄRZ 1882<br />
Die hohe fürstliche Regierung Vaduz<br />
Die bedauerliche mit Waffengewalt unternommene Resistenz<br />
der Geschwister Nigg zum Meierhof Triesen bei<br />
der gerichtlichen Vollstreckung exellatorisch bestätigten<br />
Exekutionsbescheides vom 26. November 1881 Nr. 3469<br />
punkto Abtragung der Mauer vom Unterforstwalde Triesen<br />
ist der f. Regierung eigene Anschauung bekannt.<br />
Unter geschehener Relation des Gerichtsdieners hat<br />
das f. Landgericht den Haftbefehl vorläufig gegen die Brüder<br />
Florian und Johann Nigg und deren Schwester Maria<br />
wegen Verbrechens des Aufstandes nach § 68 StGB erlassen<br />
und stellt an die f. Regierung die Bitte um die Beschaffung<br />
der notwendigen Assistenz der mit der Verhaftung<br />
betrauten Gerichtsdiener Ospelt welcher sich bei<br />
Herr Landesverweser stellen wird.<br />
Vaduz am 15. März 1882 120<br />
106<br />
Nachdem sich laut diensteidlicher Angabe des Landweibels<br />
Frommelt die Gebrüder Florian, Franz, Johann Nigg<br />
und deren Schwester Maria 13. März d. J. mit Schusswaffen<br />
und Heugabeln versehen im Unterforstwalde Triesen<br />
postiert haben und zwar zur <strong>aus</strong>gesprochenen Abwehr<br />
gegen die Triesner Bürger, welche ca. 20 an der Zahl die<br />
am Unterforstwalde von den Geschwistern Nigg neu aufgestellte<br />
Einfriedungsmauer executionsweise abzutragen<br />
an Ort und Stelle versammelt waren - zu welcher Abtragung<br />
sie gemäss gerichtlich bestätigtem Executionsbescheide<br />
vom 26. Nov. 1881 Z 3469 berechtigt sind. Nachdem<br />
die Geschwister Nigg gegenüber dem zur Aufrechterhaltung<br />
der Ruhe von der f. Regierung Abgeordneten zum<br />
Schutze der Triesner Arbeiter anwesenden Hr. Landweibel<br />
Frommelt laut erklärten, jeden niederzumachen, der<br />
es wage die Mauer anzugreifen;<br />
Nachdem die Bemühungen des Landweibels Frommelt<br />
jenen vom Widerstande abzubringen fruchtlos blieben,<br />
die drei Brüder Nigg sich sogar gewalttätig an dem Polizeimann<br />
vergriffen, als er einem von ihnen das Gewehr<br />
abnahm, - ihn zu Boden würgten u. das Gewehr wieder<br />
entrissen. - Maria Nigg nach Angaben des Ortsvorstandes<br />
von Triesen sich mit einem Revolver gegen den dem<br />
Landweibel zu Hilfe kommen wollenden Wegmeister<br />
Marok von Triesen wendete;<br />
Nachdem die Geschwister Nigg auf ihren bedrohlichen<br />
Widerstande verharrten auch der f. Landrichter mit dem<br />
Gerichtskanzlisten sofort an Ort und Stelle sich begab,<br />
insbesondere Florian Nigg seine Brüder gegen den Befehl<br />
des Richters ihre Stellung zu verlassen aufforderte, zu<br />
bleiben, wo sie seien; nur Franz Nigg sich vom Landweibel<br />
Frommelt die in Händen haltende Heugabel abnehmen<br />
liess. Alle aber in ihrer Stellung u. auf ihrem Wohnsitze<br />
laut verharrten;<br />
Nachdem alle genannten Geschwister Nigg, dann F.<br />
Nigg, Sohn des Vetters Johann Nigg u. N. Ritsch, Sohn der<br />
Maria Ritsch - alle beim Meierhofe, dann eine sichere<br />
Magdalena Knobel von Triesenberg mit ihrem Sohn Franz<br />
<strong>aus</strong> ihrer Stellung auch am Nächmittag des 13. d. M.<br />
durch die Landweibel Frommelt und Beck nicht zu vertreiben<br />
waren, laut Bericht des Letzteren vielmehr Florian<br />
und Johann Nigg erklärten, dass sie Gewalt gegen Gewalt<br />
brauchen werden. Nachdem den Triesnern Arbeitern<br />
während der Zeit des Mittagessens alles Werkzeug<br />
von Ort und Stelle verschleppt und versteckt wurde; nachdem<br />
die Geschwister Nigg sich in die gleiche bedrohliche,<br />
bewaffnete Stellung am Mittwoch den 15. März d. J. Morgens<br />
versetzten, obwohl u. trotz dessen, dass ihnen noch<br />
am 14. gleichen Monates gerichtliche schriftliche Beleh
ung über ihr folgenschweres Benehmen u. die Verwarnung<br />
für den folgenden Executionstag zu Theil wurde;<br />
Nachdem laut Bericht des Gerichtsdieners Seger vom<br />
15. d. M. die Geschwister Nigg und Genossen an diesem<br />
Tag in ihrer gewaltsamen Widersetzlichkeit gegen die als<br />
Executionsorgane abgesandten Gerichtsdiener verharrten,<br />
das Erscheinen des f. Herrn Landesverweser selbst<br />
an Ort und Stelle und dessen Abmahnung fruchtlos war,<br />
deshalb der Vollzug der Exekution vereitelt wurde;<br />
Nachdem weiter am Nachmittag des 15. d. M. gegen<br />
den zur Verhaftung der Renitenten abgesendeten Gerichtsdiener<br />
Ospelt laut dessen vorläufigem mündlichen<br />
Berichte bei der Einlieferung des Franz Nigg, jene Steine<br />
geschleudert haben u. Franz Nigg gegen den assistierenden<br />
Landweibel Näscher die zu Gerichts handen, liegende<br />
geladene bekapselte Doppelpistole mit gespannten Hahnen<br />
richtetet;] - -<br />
- nachdem im Grunde aller dieser Erhebungen die genannten<br />
Geschwister und ihre Genossen des Verbrechens<br />
des Aufstandes nach Paragraph 68 StG für rechtlich beschuldigt<br />
zu halten sind - so sind die selben nach Paragraph<br />
2 der Strafprozessnovelle vom 15. September 1881<br />
wegen der Schwere der ihnen drohenden Strafe, zur Vermeidung<br />
der Verabredung und Flucht in Haft zu setzen.<br />
Fürstlich liecht. Landgericht<br />
Vaduz, am 16. März 1882 121<br />
DR. SCHLEGELS VERSETZUNGSANTRAG,<br />
26, APRIL 1882<br />
Hohes fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Appellationsgericht<br />
Aus dem beiliegenden gerichtsärztlichen Berichte des<br />
Herrn Landesphysikus Dr. Schlegel geht hervor, dass die<br />
Maria Nigg an einer <strong>aus</strong>gesprochenen Krankheit nicht leidet,<br />
dass aber ihr Befinden in ihrer von jeder Gesellschaft<br />
und jedem Ausgang abgeschlossenen Gefangenhaltung<br />
entsprechend schlechtes ist.<br />
Nachdem dieser Zustand in der daigen nicht wohl abzuändernden<br />
Gefangeneneinrichtung selbst liegt, so geruhe<br />
das hohe Appellationsgericht auf diesen Bericht zur<br />
geeigneten Erkenntnis zu nehmen, indem ich die Transverierung<br />
einer Inquisitin mit nicht <strong>aus</strong>gesprochener<br />
Krankheit in das Krankenh<strong>aus</strong> einer vom Sitze des Gerichtes<br />
entfernten Gemeinde (Vaduz hat keine Krankenanstalt)<br />
ohne früheren Auftrag der hohen Vorgesetzten<br />
nicht verordnen.<br />
Fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Landgericht<br />
Vaduz, am 26. April 1882 122<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
ABLEHNUNG DER NIGG-BESCHWERDEN,<br />
1. MAI 1882<br />
Nachdem das wider die Geschwister Nigg in Triesen unterm<br />
16. März 1882 erlassene landgerichtliche Verhaftungsbeschluss<br />
über ihre Beschwerde mit obergerichtlicher<br />
Erledigung vom 28. März 1882 bestätigt worden ist,<br />
so wird rückfolgende Beschwerde der Geschwister Nigg<br />
als unzulässig zurückgewiesen. Hiervon wird das f. Landgericht<br />
über seinen Bericht vom 19. April mit dem Auftrage<br />
verständigt die beiliegende Beschwerde den Beschwerdeführern<br />
mit obiger Weisung zurückzustellen.<br />
Vom fürstlich Liechtensteinischen Appellationsgerichte<br />
Wien am 1. Mai 1882 123<br />
URTEILVERSTÄNDIGUNG AN DIE REGIERUNG,<br />
5. JULI 1882<br />
Hohe fürstliche Regierung Vaduz<br />
Dieselbe wird hiermit verständigt, dass nach den am 3.<br />
und 4. Juli des Jahres hieramts gepflogenen Schlussverfahrens<br />
und zu folge rechtskräftigen Urteil zu vollziehen<br />
sind folgende Strafen;<br />
1. An den Geschwistern Florian, Johann, Franz und<br />
Maria Nigg zum Meierhof Triesen: Kerker in der Dauer<br />
von zwei Jahren; Milderung für Florian auf 8 Monate, für<br />
Johann und Franz auf 6 Monate für Maria Nigg auf 3 Monate<br />
wird beim hochlöblichen Appellationsgericht beantragt.<br />
Strafantritt erfolgte am 3. Juli.<br />
Vaduz am 5. Juli 1882 124<br />
APPELLATIONSGERICHTSENTSCHEID,<br />
14. AUGUST 1882<br />
Geschehen beim f. 1. Landgericht Vaduz<br />
am 14. August 1882<br />
Aus dem Arreste vorgeführt wird den Brüdern Florian,<br />
Franz und Johann Nigg vom Meierhof in Triesen der Beschluss<br />
der f. 1. Appellationsgericht'es vom 8. August 1882<br />
119) LLA RE 1882/446.<br />
120) LLA RE 1882/457 ad 446. Landgericht an Regierung<br />
(Schreiben vom 13. März 1882).<br />
121) LLA S 1882/16/44.<br />
122) LLA S 1882/31/72.<br />
123) LLA S 1882/32/73.<br />
124) LLA 1882/1072 ad 446.<br />
107
kundgemacht worauf die Strafe des schweren Kerkers für<br />
Florian Nigg auf 7 Monate für Franz und Johann Nigg auf<br />
5 Monate und für Maria Nigg auf 6 Wochen festgesetzt<br />
wird.<br />
Über Ablesen gefertigt<br />
Franz Nigg<br />
Florian Nigg<br />
Johann Nigg<br />
Der <strong>aus</strong> dem Schaaner Armenh<strong>aus</strong> vorgeführten Maria<br />
Nigg wird obiger Entscheid heute Abend x k 6 Uhr ebenfalls<br />
kundgemacht - und wird dieselbe, da ihre Strafe von 6<br />
Wochen Kerker eben heute beendigt ist auf freien Fuss<br />
gesetzt.<br />
Über Ablesen gefertigt<br />
Maria Nigg 125<br />
GNADENGESUCH AN DEN FÜRSTEN,<br />
18. SEPTEMBER 1882'<br />
Seine Durchlaucht haben einen von Andreas Hertner in<br />
Jenins in Graubünden im Interesse der vom f. Landgericht<br />
als Kriminalgerichte in Vaduz unterm 3. Juli des<br />
Jahres wegen Verbrechen des Aufstandes verurteilten Geschwister<br />
Florian, Johann, Franz und Maria Nigg bei seiner<br />
Durchlaucht direkt eingebrachte Gnadengesuche vom<br />
30. Juli des Jahres und einer weiteren von Kreszenzia<br />
Nigg als Mutter und Maria Nigg als Schwester zu Gunsten<br />
des Florian und Johann Nigg eingebrachten Gesuche vom<br />
23. August des Jahres um Nachsicht der Kerkerstrafe keine<br />
Folge zu geben, sondern es lediglich bei dem Urteile<br />
;des f. Appellationsgerichtes vom 8. August des Jahres<br />
Nr. 7301/19 zu belassen befunden.<br />
Hiervon wird das fürstliche Landgericht zur weiteren<br />
Verständigung des Einschreitens in Kenntnis gesetzt.<br />
Am fürstlich Liechtensteinischen Appellationsgerichte<br />
Wien, am 18. September 1882 126<br />
108<br />
DER ZIVILPROZESS<br />
REKURS DER GEMEINDE TRIESEN,<br />
27. JUNI 1882<br />
Durch das anliegende Dekret des fürstlichen Landgerichtes<br />
in Wien ditto 26. Mth. Nr. 3270 /: resp. Information<br />
ditto h. d. Mth. Nr. 2139 :/ womit in der Rechtssache der<br />
Geschwister Nigg wider die Gemeinde Triesen punkto<br />
Servitutseinschränkung das Urteil des Fürstlichen Landgerichtes<br />
vom 10. Februar 1882 Nr. 547 über die Kläger<br />
eingebrachte Appellation aufgehoben und das fürstliche<br />
Landgericht angewiesen wurde, sofort den abgeführten<br />
Sachverständigen Beweis dahin zu ergänzen:<br />
dass die Sachverständigen darüber befragt werden, ob<br />
und in welcher Weise - etwa durch Vermehrung der von<br />
den Klägern beantragten Maueröffnungen, die gegen die<br />
Erstellung der Mauer an der Grenze des klägerischen<br />
Grundstückes erhobene Bedenken beseitigt werden könnten,<br />
und nach dieser Ergänzung mit einer unerklärlichen<br />
Urteilsschöpfung vorzugehen, hält sich die Gemeinde<br />
Triesen vollends besichert und erlaubt sich daher dagegen<br />
an den hohen obersten Gerichtshof zu überweisen<br />
diesen Rekurs.<br />
Rekurs<br />
Nach dem Klagebegehren und nach dem in Rechtskraft<br />
erwachsenen Beweisteile war lediglich der von den Klägern<br />
angebotene von der geklagten Gemeinde und dem<br />
Gerichte zugelassene und von den Klägern auch angetretenen<br />
Beweis darüber zu führen:<br />
Dass zur Herabbringung der Waldprodukte zur Rückfahrt,<br />
zum Eintritt mit denselben an der Triesner Unterforstwaldung<br />
Natur und Zweck entsprechend und ohne<br />
Nachteil für die Gemeinde Triesen öffentlich abfallendes<br />
Holz des Unterforstwaldes und sohin die Fallen r, s, o und<br />
p des Planes B bei entsprechender Breite derselben das<br />
heisst beim Bestand von 6 Fuss breiten Lücken in der dortigen<br />
Mauer genügt.<br />
Von den Klägern wurden im ganzen Laufe der Verhandlung<br />
nie und nirgends das Begehren gestellt, ja nicht<br />
einmal in der Appellationsverhandlung angedeutet, dass<br />
die Gemeinde Triesen schuldig sei, eine Mauer mit so weiten<br />
Lücken zu dulden als Sachverständige mit der Ausübung<br />
der Servitut vereinbarlich finden, welches Begehren<br />
übrigens schon wegen seiner Unbestimmtheit und Allgemeinheit<br />
unzulässig gewesen wäre, und wogegen sich daher<br />
die Gemeinde bei der Verhandlung auch entschieden<br />
gewehrt hätte, und dies um so mehr als nach § 484 und<br />
472 des BGB eine Einschränkung einer Servitut auf dass<br />
.... Die Gemeinde Triesen erlaubt sich deshalb an den ho
hen obersten Gerichtshof in Ehrfurcht die Bitte zu stellen,<br />
hochselbe wolle das rekurrierte Dekret aufheben und<br />
dem fürstlichen Appellationsgerichtes auftragen auf<br />
Grund der vorliegenden Prozessakten in der Sache selbst<br />
zu entscheiden und die Gegner zum Ersätze der Kosten<br />
anzuweisen ...<br />
Bludenz, am 27. Juni 1882<br />
Bikl, i.V. Bargetze Vorsteher in Triesen 127<br />
GERICHTLICHER BUSSENTSCHEID,<br />
23. AUGUST 1882<br />
Das fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ische Appellationsgericht in<br />
Wien, hat in der Rechtssache der Geschwister Anna Maria<br />
Nigg, Johann Nigg und Katharina Nigg, letztere vertreten<br />
durch ihren Curator Florian Nigg sämtlich durch Dr.<br />
Johann Bergmeister in Feldkirch contra die Gemeinde<br />
Triesen unter Vertretung der des Gemeindevorstandes<br />
durch Dr. Bikl in Bludenz pünkto Servitutseinschränkung<br />
das Urteil des fürstlichen Landgerichtes Vaduz vom<br />
10. Februar 1882 Nr. 547 über die von den Klägern eingebrachte<br />
Appellation und die unterm 25. Juli letzten Jahres<br />
ergangene oberstgerichtliche Rekurserledigung vollinhaltlich<br />
zu bestätigen und die Appellationswerber in<br />
den Ersatz der Kosten des Appellationsverfahrens und<br />
das wider das Dekret des fürstlichen Appellationsgerichtes<br />
vom 26. Mai-1882 Nr. 3270 ergriffenen Rekurses in<br />
dem zusammen auf 18 fl 08 kr bestimmten Betrages an<br />
die, geklagte Gemeinde und zwar binnen 14 Tagen bei<br />
Exekutionsvermeidung zu verurteilen befunden.<br />
Hievon werden die Herrn Vertreter der Streitteile zufolge<br />
1 Dekretes des hochlöblichen fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ischen<br />
Appellationsgerichtes vom 8. des Monats Z. 3270 de<br />
pr: 22. des Monats und zwar Herr Advokat Dr. Bergmeister<br />
unter Aufschluss der Urteilsbegründung verständigt.<br />
Fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Landgericht<br />
Vaduz, am 23. August 1882 128<br />
ENTSCHEID DES OBERSTEN GERICHTSHOFES,<br />
23. AUGUST 1882<br />
An Herrn Advokat Dr. Bikl in Bludenz<br />
Das K. K. Oberlandesgericht für Tirol und Vorarlberg<br />
hat in der Rechtssache der Geschwister Nigg in Triesen<br />
durch Dr. Bergmeister in Feldkirch und die Gemeinde<br />
Triesen unter Vertretung des Ortsvorstandes durch Dr.<br />
Bikl in Bludenz punkto Einschränkung einer Servitut,<br />
über Rekurs der geklagten Gemeinde wider das Dekret<br />
des fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ischen Appellationsgerichtes in<br />
Wien vom 26. Mai 1882 / Nr. 3270 / 3 womit das Urtheil<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
des fürstlich <strong>liechtenstein</strong>ischen Landgerichtes Vaduz<br />
vom 18. Februar 1882 Z. 547 behoben und Ergänzungen<br />
angeordnet wurden. Nach Einsicht der Akten, in Erwägung,<br />
dass die Kläger in ihrem Klagebegehren <strong>aus</strong>drücklich<br />
um das Urteil auch darüber bitten:<br />
«Die geklagte Gemeinde sei schuldig zu gestatten, dass<br />
die klägerischen Geschwister an der Ostgrenze ihrer dienenden<br />
Grundstücke eine Mauer derart erstellen, dass in<br />
derselben Lücken in der Weite von 10" und 6' an den Stellen<br />
r. s. o. und k. des Planes B. belassen und zur Zeit der<br />
Übung der Servitut offen gehalten werden.»<br />
Welches übrigens ganz präzise Begehren von den Klägern<br />
wider geändert wurde noch auch mit Rücksicht auf<br />
die Bestimmung des § 21 a. G. 0. geändert werden konnte,<br />
in Erwägung, dass die von der zweiten Instanz verfügte<br />
Ergänzung des Sachverständigen Beweise auf eine Erweiterung<br />
des Klagebegehrens insofern hinstrebt durch<br />
einen Sachbefund festgestellt werden soll, ob nicht durch<br />
eine Vermehrung der von den Klägern beantragten Maueröffnungen<br />
an der Grenze ihres Grundstückes die erhobenen<br />
Bedenken beseitigt werden können.<br />
In Erwägung jedoch, dass diese Verfügung der zweiten<br />
Instanz unzulässig ist, weil die Kläger rücksichtlich dieses<br />
Umstandes wider ein Eventualbegehren, gestellt haben<br />
noch auch einen Beweis angeboten haben und der Richter<br />
sohin nicht befugt ist, der Kartei einen Beweis aufzulegen<br />
§ 106 a. G. 0. dem Rekurse stattzugeben, das Dekret der<br />
zweiten Instanz aufzuheben, und dieselben zu beauftragen<br />
befunden, die Entscheidung in der Hauptsache zu erlassen<br />
und hiebei auch auf die Kosten des Rekurses in geeigneter<br />
Weise Bedacht zu nehmen.<br />
Hiervon werden die Herrn Vertreter der Streitteile zufolge<br />
Auftrages des hochlöblichen Appellationsgerichtes<br />
am 22. des Monats verständigt.<br />
Fürstlich <strong>liechtenstein</strong>isches Landgericht<br />
Vaduz, am 23. August 1882 129<br />
125) LLA S 1882/69/174.<br />
126) LLA S 1882/71/202.<br />
127) LLA GAT 1822, Bd. 8/12/20.<br />
128) Ebenda.<br />
129) Ebenda.<br />
109
BRIEFE<br />
BRIEF VON THEODOR NIGG,<br />
29. DEZEMBER 1879<br />
Wir fanden in Gubuluwayo englische Kaufleute, welche<br />
sich unser annahmen und uns dem König sehr empfahlen.<br />
Von einem deutschen Kaufmann, Herrn Griet, der<br />
nächstes Frühjahr wegziehen will, kaufte P. Superior ein<br />
schönes H<strong>aus</strong> mit Stallung und Garten. Da das H<strong>aus</strong> noch<br />
besetzt ist, so wohnen wir einstweilen in der Stallung, in<br />
einem mit Pflöcken abgesperrtem Raum, der uns zugleich<br />
als Kapelle, Wohn- und Speisezimmer dient, während<br />
unmittelbar daneben noch Pferde, Schafe und Hühner<br />
wohnen.<br />
Wir haben dem König seinen Wagen repariert; er versprach,<br />
uns dafür ein Stück Land zu geben; wann er das<br />
tun wird, weiss ich nicht. Er ist langsam, aber zuverlässig,<br />
gutmütig und kaltblütig. Meldet man ihm, dass ein<br />
Schwarzer etwas gestohlen habe, so sagt er: «Warum<br />
habt ihr ihn nicht totgeschossen? Alle, die stehlen, sind<br />
Wölfe, und Wölfe schiesst man tot!» - Die Leute hier leben<br />
sehr einfach. Amabele, eine Art Korn und Hirse ist ihre<br />
Hauptnahrung. Ihre Kleidung beschränkt sich auf das<br />
Allernotdürftigste.<br />
Eines Tages kam der König auf Besuch und sah meine<br />
Nähmaschine. Als ich damit zu nähen anfing, war er über<br />
dieses Kunstwerk höchlich erstaunt. Er sagte jedoch<br />
nichts und ging. Als aber am Morgen Br. Hedeley in seihen<br />
Wagenschuppen kam, um an seinem Wagen zu arbeiten,<br />
erschien der König sofort und verlangte den kurzen,<br />
dicken Mann mit der Maschine zu sehen. Was war zu<br />
: ! tun?<br />
Wir schleppten die Maschine in sein H<strong>aus</strong>, das eine<br />
Viertelstunde weit weg war. Der König sass in seinem<br />
grossen Stuhl und erwartete uns mit Ungeduld. Als ich<br />
fragte, was ich ihm nähen sollte, verlangte er drei Pulversäcke.<br />
Obwohl er eben den europäischen Kaufleuten Audienz<br />
zu erteilen begonnen hatte, musste sofort genäht<br />
werden. Ich schnitt ein paar Stück Linnen zurecht und<br />
setzte die Maschine in Bewegung. Der König'fing unwillkürlich<br />
mit seinen Füssen zu treten an, als wolle er selber<br />
nähen. Kaum war die erste Naht fertig, so wollte er sie sehen.<br />
«Oh wie schön!» rief er, «und wie schnell!»<br />
Alsbald rief er die angesehenste seiner Frauen herbei,<br />
um das Kunstwerk mitanzusehen. Sie kauerte vor die Maschine<br />
hin und lachte <strong>aus</strong> vollem Halse, solange ich am<br />
Nähen war. Der König konnte sich vor Erstaunen immer<br />
noch nicht fassen. «Welch wunderbare Werke bringen<br />
doch die Engländer zustande», sagte er, «und doch müssen<br />
sie sterben wie wir!»<br />
110<br />
Als ich fertig war, wurden wir mit Braten und Bier<br />
traktiert. Das Bier wird <strong>aus</strong> Kaffernkorn bereitet und<br />
schmeckt säuerlich; es ist ziemlich dick und nahrhaft.<br />
Sonderbar ist's bei diesem Volk; sobald man etwas Auffallendes<br />
tut, was sie noch nie gesehen haben, so heisst es<br />
gleich: das ist ein Hexenmeister, ein Zauberer, oder wie<br />
das in der Zulusprache heisst, ein «Omtagati». Die armen<br />
Leute stecken voller Aberglauben und wissen sehr wenig<br />
von Gott.<br />
Viele halten den König für einen Gott und glauben, dass<br />
er über Wetter und Regen verfüge. Sie rufen ihn deshalb,<br />
wenn sie an ihm vorüberkommen, mit verschiedenen<br />
Titeln an, wie «Grosser, starker König! König über Berge<br />
und Täler! Menschenfresser! Stärkster aller Ochsen!»<br />
u.s.w. Der König hat 32 Frauen, will aber ihre Zahl auf<br />
fünfzig bringen.<br />
Die Leute sind gelehrig und arbeiten ziemlich gern. Für<br />
eine Wolldecke, die etwa 10 Mark kostet, arbeitet ein<br />
Mann drei Monate, für ein Gewehr ein Jahr. Manche"erleichtern<br />
sich aber die Sache, arbeiten erst eine Weile,<br />
rauben sich dann etwas und machen sich damit <strong>aus</strong> dem<br />
Staub. So hatten sich zwei Jungen auf ein Jahr verdingt,<br />
jeder für ein Gewehr; schon nach drei Wochen stahlen sie<br />
dem Br. Hedeley seine Flinte und zwei Wolldecken - und<br />
fort waren sie.<br />
Geld kennen die Leute nicht; aller Kauf und Verkauf<br />
wird mit Waren<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch abgemacht. Für eine alte Flinte<br />
bekommt man eine Kuh mit ihrem Kalb, für vier Wolldecken<br />
einen guten Ochsen, für eine Leinendecke ein<br />
Schaf, für eine halbe Elle Leinwand zwei bis drei Hühner.<br />
Bald wird ein grosses Fest - der sogenannte grosse Tanz<br />
- sein, wobei der König viele Ochsen schlachten und unter<br />
seine Leute verteilen lässt. Zum Tanz wird nicht musiziert,<br />
sondern nur gesungen. Alle singen und tanzen zugleich,<br />
fest im Takt, nach einem bestimmten Lied. Platz<br />
brauchen sie nicht viel, weil jeder auf demselben Platz<br />
auf- und niederhüpft und nur mit den Armen verschiedene<br />
Bewegungen macht.<br />
Die Täler des Matabelenlandes sind schön und fruchtbar,<br />
die Anhöhen dagegen kahl und dürr. Eine Stunde von<br />
Gubuluwayo haben sich zwei protestantische Missionäre<br />
prächtiges Land gekauft, worauf sie alle Sorten europäischer<br />
Getreide und Früchte ziehen. Auch die Kartoffeln<br />
gedeihen sehr gut, und der Weinstock trägt jährlich zweimal<br />
Trauben. Wir haben augenblicklich Regenzeit und<br />
häufig Gewitter. Die Hitze ist untertags oft sehr drückend,<br />
die Nächte jedoch sind immer kühl und angenehm. Die<br />
Häuser der Matabelen sind einstöckig, mit langem Gras<br />
bedeckt.<br />
Gott sei Dank!, sind wir alle wohl, der Br. de Veylder<br />
abgerechnet, der mit P. Terörde nach Kimberley zurückgereist<br />
ist. P. Cronenberghs ist fleissig am Zeichnen; selbst<br />
die protestantischen Missionare Hessen ihn kommen, um
ihre Häuser abzumalen. Anfangs waren uns diese Herren<br />
etwas ungünstig gesinnt, aber jetzt sind sie uns recht<br />
freundlich und schicken uns Gemüse <strong>aus</strong> ihrem Garten.<br />
Letzten Montag kam eine Hottentottenfrau zu uns, um<br />
uns ein glückliches Neujahr zu wünschen. Sie klagte mir<br />
bitterlich in der Sprache der Schwarzen, dass niemand<br />
sich um die Hottentotten kümmere; sie hätten keine Lehrer<br />
der Religion und doch wollten sie auch zu Jesus in den<br />
Himmel, nicht zum Teufel in die Hölle. Ich tröstete die<br />
Frau, so gut ich konnte, und sagte ihr: «Nächstes Jahr<br />
werdet ihr einen Lehrer bekommen, wir müssen zuerst<br />
die Sprache lernen!»<br />
Gestern Mittag wurden wir mit dem einen Wagen des<br />
Königs fertig. P. Cronenberghs und ich haben ihn schön<br />
angestrichen. Seine Majestät war ganz voller Freude.<br />
Jetzt haben wir noch zwei andere Wagen zu reparieren<br />
und dann werden wir wohl unser Stück Land erhalten! 130<br />
FRANZ PFANNER SETZT SICH FÜR MARIA NIGG EIN<br />
G. s. J. u. M! Mariastern 22. 5. 1883<br />
Ehrwürdige Frau Oberin Pia!<br />
Wahrscheinlich ist Antwort auf dieses Briefchen überflüssig.<br />
Am 4. 6. komme ich wahrscheinlich zu Rev. Father<br />
Volk German church, Union Str. 47 White chapel<br />
London. Bei ihm logiere ich.<br />
Etwas Wichtigeres. Ich weiss Ihnen eine prächtige Arbeitsschwester,<br />
aber sie ist schon 40 Jahre alt. Doch machen<br />
Sie eine Ausnahme in Afrika kann man schon Ausnahmen<br />
dieser Art machen. Sie kann melken Garten-<br />
Feldarbeiten, <strong>aus</strong>gezeichnet, stark, charakterfest^'<br />
3 Brüder von ihr sind bei uns Trappisten und reisen<br />
nächsten Juli zu uns nach Natal in Afrika. Ihr 4. Bruder<br />
ist Jesuitenbruder in Afrika am Zambesi. Die ganze Familie<br />
hat Ordensgeist.<br />
Im Falle sie sich entschliesst, kann sie mit Ihnen reisen<br />
oder schliesst sich am 4. Juni abends unseren Brüdern in<br />
München an und kommt mit diesen nach London. In diesem<br />
Fall telegrafiert sie selbst nach London um einen<br />
Platz II. Klasse. Ich betrachte die Sache für abgemacht<br />
dass sie am 8. Juni mitfährt. Warum nicht?<br />
Sie ist fertig, wollte soeben in ein anderes H<strong>aus</strong> eintreten.<br />
Ich höre sie seien es bloss 5, nehmen Sie wenigstens<br />
noch eine feste Arbeitsschwester mit nebst Jungfrau Nigg.<br />
Eine gute Bauerstochter richtet mehr <strong>aus</strong> als 4 Lehrerinnen,<br />
die das Arbeiten nicht gelernt haben.<br />
Verfügen Sie über mich stets; ich habe ja bloss zwei<br />
Klöster zu dirigieren und bin ja noch jung erst 59 bald.<br />
Der Papst hat viel mehr zu tun und ist 10 Jahre älter.<br />
Also!<br />
G. s. J. Chr. Ihr fr. Franz<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
Herr Kaplan J. 0. Hunold in Balzers, Lichtenstein ist der<br />
Agent für Jungfrau Nigg und wird sich mit Ihnen in Korrespondenz<br />
setzen. Vielleicht findet sie Zeit mit Ihnen direkt<br />
zu reisen. Doch sie ist gut aufbewahrt, wenn sie über<br />
München reist.<br />
Derselbe 131<br />
Mariastern 23. 5. 1883<br />
Meine liebe Schwester Oberin!<br />
Ein Missverständnis. Was der Br. Zacharias tut in diesem<br />
Geschäft, ist gültig; er ist der alleinige Agent, ich mische<br />
mich nicht in diese Geschäfte ein, eben dass keine<br />
Konfusion entsteht. Gestern schrieb ich Ihnen wegen<br />
Jungfrau Nigg.<br />
Sie scheinen also Professen nach Afrika nehmen zu<br />
wollen. Ich kenne Ihre Regel nicht. Warum nehmen Sie<br />
denn keine Arbeitsschwestern mit? Wenn der Bischof<br />
zahlt, so müssen Sie allerdings nur so viele nehmen oder<br />
bringen, als er sagt. Da Sie selbst Zahlmeisterin und<br />
H<strong>aus</strong>mutter und Finanzminister sein müssemso rathe ich<br />
Ihnen 2 Arbeitsschwestern, Jungfrau Nigg gibt aber eine<br />
gute; und wenn sie nicht brauchbar wäre (was ich nicht<br />
glaube), so hat sie ein paar T<strong>aus</strong>end Vermögen, kann also<br />
auf Ihre Kosten zurückreisen oder sie bleibt bei Ihnen als<br />
Magd. Mägde sind dort gar nicht zu finden, ums theure<br />
Geld nicht, <strong>aus</strong>ser faule. Ihre Brüder sind alle <strong>aus</strong>gezeichnet,<br />
soll dann gerade sie eigensinnig sein? Also nie ist etwas<br />
riskiert.<br />
Ich rekrutiere stolz das H<strong>aus</strong> mit Postulanten, und es<br />
geht. Man muss bloss behutsam sein. Sie können sie allerdings<br />
erst gut prüfen lassen in Menzingen, doch in diesem<br />
Fall mit Jungfrau Nigg wäre es gut; sie gleich mit zunehmen,<br />
weil sie aber von Natal Ihnen nicht nachreisen kann<br />
nach Umtata und der Bischof nicht Begleitung extra mitgeben<br />
kann oder will, für sie allein.<br />
Schliesslich:<br />
Ich garantiere für sie, dass es gut geht; ich will den<br />
Schaden tragen. Man muss etwas wagen. Wie P. Franz;<br />
wer nichts wagt, gewinnt nichts.<br />
Gott zum Gruss,<br />
Ihr P. Franz. 132<br />
130) «Katholische Missionen», Jahrgang 1880.<br />
131) Archiv des Instituts in Menzingen, VI, 2. 1. 10.<br />
132) Ebenda.<br />
111
AUS BRIEFEN AN FRAU MUTTER SALESIA<br />
STRICKLER 133<br />
London, 7. 6. 1883<br />
... Indessen geht es doch recht gemütlich zu, da alle ihren<br />
guten Humor behalten haben, die köstlichste Person ist<br />
unsere Jungfer Nigg, welch komische Einfälle sie hat!<br />
Heute ist sie gut zweg, gestern hatte sie Heimweh. Die<br />
Brüder der Jungf. Nigg sind auch an Bord, sie hat grosse<br />
Freude, sie zu treffen. ...<br />
Unterschrift: Ihre Kinder<br />
An Bord der Arab (Juni 1883)<br />
... 17. Juni. Wieder kein Gottesdienst. Die Schiffsmannschaft<br />
feiert "den Sonntag auf englische Weise ... Wir haben<br />
uns sehr erbaut an dieser Andacht, die wir von ferne,<br />
d. h. vom Verdeck her bel<strong>aus</strong>chten. Unsere Marie ist auch<br />
gegangen, mit den anderen deutschen Passagieren ...<br />
Sr. Philothea<br />
Umtata 20. 8. 1883<br />
... Sr. Wendelina kocht, flickt Wäsche für Mme Hampson<br />
und spaltet Holz, Sr. Konrada bügelt bereits die ganze Woche,<br />
Marie lernt flicken und hilft in der Küche. Dann sollten<br />
alle Englisch lernen, aber das geht entsetzlich schwer,<br />
da sie nicht recht wollen.<br />
Kein Platz mehr für eine Unterschrift<br />
Umtata, 11. Okt. 1883<br />
... Unser Garten ist schon bepflanzt, Marie und Sr. Wendelina<br />
haben fleissig darin geschafft, es hat jede ihre Seite<br />
und Methode, sie rivalisieren, wollen sehen, was wir ernten.<br />
... Sr. Konrada und Marie gehen in die Kleinkinderschule,<br />
um Englisch zu lernen und können schon auf 100<br />
zählen ...<br />
Sr. Philothea<br />
Umtata, 31. 10. 1883<br />
... ich zweifle, ob man Sr. Wendelina, die ich jetzt mit<br />
Marie auf die Farm schicke, als Oberschwester dort lassen<br />
kann ...<br />
Sr. Pia Diem<br />
112<br />
Umtata, 17. Aug. 1883<br />
... Noch habe ich Ihnen nicht gesagt, dass wir vom Kloster<br />
in King Williams-Town eine Kandidatin erwarten. Sie<br />
erträgt das dortige Klima nicht. Die Priorin rühmt sie<br />
sehr. Sie ist nur für die Arbeit und hat daher auf die Farm<br />
zu gehen. Dürften wir sie dann ins Noviziat nehmen mit<br />
Marie? ...<br />
Sr. Pia Diem 1
NACHRUFE<br />
FLORIAN NIGG 135 , 1914<br />
Am Ziel<br />
Bruder Kornelius darf den besten Mariannhiller Brüdern<br />
beigerechnet werden. Körpermass und Kraft waren<br />
nur mittelmässig, hingegen erreichte seine Seele einen<br />
mehr als gewöhnlichen Grad des Tugendstrebens. Sein<br />
äusseres Leben verlief wie das der meisten Handwerker,<br />
doch sein Inneres stand auf hoher Stufe, wie jahrelanger<br />
Verkehr des Sehr, bezeugen kann.<br />
Der junge Nigg trat wenige Jahre nach Gründung des<br />
Trappistenklosters in Mariannhill ein. Er beteiligte sich<br />
an den ersten Notbauten und wohl auch am Aufbau der<br />
neuen Kirche. Nach Ablegung der hl. Professe benötigten<br />
mehrere Stationen seine Dienste, insbesondere Lourdes<br />
und die dortige Missionskirche, eine seiner grösseren<br />
Arbeiten. Auch Mariathal und Oetting bedurften seiner<br />
Hilfe. Im Juli 1896 ging es zum Mühlenbau am Polela.<br />
Dort stellte Br. Kornelius zunächst das Turbinenh<strong>aus</strong> am<br />
Wasserfall her; dann das grössere Mühlengebäude dicht<br />
am Umpopmo.<br />
1898-1901 mühte sich der erfahrene Maurermeister<br />
am Bau der Reichenauer Missionskirche <strong>aus</strong> Blau- und<br />
Basaltsteinen bis zum Turm, den er bis über den Dachfirst<br />
aufführte. Nach Vollendung dieser bedeutenden Arbeit<br />
übernahm unser zäh-<strong>aus</strong>dauernder Maurer die Herstellung<br />
von soliden Dippingtanks in Reichenau, Citeaux und<br />
Cläirvaux etc. Der Impendhle Mission diente Br. Kornelius<br />
längere Zeit, begann den Bau der dortigen Steinkirche<br />
und einer Strassenanlage auf den steilen Berg daselbst.<br />
1912/13 beteiligte sich Br. Kornelius stark am Aufbau des<br />
umfangreichen Schwestern-Sanatoriums bei Mariathal-<br />
Ixopo. Daselbst zog sich der alternde längst bruchleidende<br />
Bruder ernste Verkältung zu infolge eines Hagelwetters.<br />
Auch bildete sich ein Gewächs im Unterleib. Eine<br />
erfolgreiche Operation schien <strong>aus</strong>geschlossen. So waren<br />
dem geschwächten Kranken schmerzvolle Leidenswochen<br />
beschieden in Mariathal.<br />
Zwei Ärzte konnten ihm wenig helfen und die treue<br />
Pflege der Mitbrüder nur die Leiden des langsam Sterbenden<br />
in etwa lindern. Der geduldige Kreuzträger verschied<br />
nach Empfang aller hl. Sakramente auf dem Schmerzenslager<br />
in der Mitte des Herz Jesumonates, der ihm so viele<br />
Jahre hindurch besonders lieb und treu gewesen.<br />
Zufällig konnte ich mit den Bewohnern der Station Mariathal<br />
und sehr vielen Schwarzen an der Beerdigung von<br />
Br. Kornelius teilnehmen. Nun ruht der Dulder bereits 37<br />
Jahre <strong>aus</strong> von seinen Mühen. Als Ordensmann war Bruder<br />
Kornelius sehr pünktlich und gewissenhaft. Trotz der<br />
schweren Arbeit erstaunlich müssig bei Tisch und genüg<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
sam in allem. Er zeigte sich im Verkehr auch als guter<br />
Denker und konnte infolge seiner Belesenheit auch<br />
schwierige Fragen trefflich lösen.<br />
Tief religiös veranlagt lebte der strebsame Bruder <strong>aus</strong><br />
dem nüchternen Glauben und wirkte sein Heil in Frucht<br />
und Treue. Bei längerem Zusammenleben und -arbeiten<br />
konnte ich vieles von seinem Innren erfahren und darf sagen,<br />
dass Br. Kornelius ein heiligmässiges Leben der Arbeit<br />
und Busse in Gebet und Tugendfleiss geführt hat.<br />
Möge ihm der volle Lohn des guten und getreuen Dieners<br />
für alle Ewigkeit beschieden sein! 136<br />
THEODOR NIGG, 1892<br />
On August 10 th of last year just a decade had passed<br />
since Br. Nigg went to his rest at Keilands. The name of<br />
this good little lay-brother by this time must be quite familiar<br />
to readers of this journal; among all the members<br />
of the Zambesi Mission it is a household word. No öne<br />
endeared himself more to all than did this genial little<br />
soul, his cheerfulness was proverbial and could be impaired<br />
neither by difficulties, disappointments nor personal<br />
suffering.<br />
Br. Nigg went up into the interior with the first party of<br />
our missionaries in 1879 and he remained for several<br />
years in Zambesia. He was always most useful to our<br />
Fathers as there was scarcely anything to which he could<br />
not put his hand; moreover he was a very hardworking<br />
man and a thoroughly good religious. He was terribly<br />
handicapped by chronic dysentry, the result of that painful<br />
experience at Moemba which has already been detailed<br />
in these pages, but it could not rob him of his<br />
energy and light-heartedness. After being recalled from<br />
the Zambesi he lived for a time at Dunbrody and then<br />
went to Keilands, where he passed the last two years of<br />
his life. Here he soon won the affection, not only of the<br />
Fathers, but of the natives, who were always eager to<br />
work with him and enjoyed listening to his merry flow of<br />
talk in the Sindebele tongue.<br />
Before he left Holland for South Africa Br. Nigg had given<br />
to him a little statue of our Lady of Good Counsel, and<br />
he was very much attached to it. In Holland he had built<br />
for a similar statue a chapel, which had become regulär<br />
133) Salesia Strickler war zu diesem Zeitpunkt Generaloberin der<br />
Menzinger Schwestern.<br />
134) Archiv des Instituts in Menzingen, VI, 2. 1. 10.<br />
135) Cornelius war der Klostername von Florian Nigg.<br />
136) Archiv der Missionare CCM, Mariannhill, Brüderverzeichnis<br />
Nr. 95, S. 222 f.<br />
113
place of pilgrimage, and his great ambition and steadfast<br />
resolution was to erect a shrine for our Lady in South Africa.<br />
While up in Zambesia he never got courting disaster<br />
to try and spread the light of the Gospel. Material progress,<br />
civilisation, the opening up of distant counties by<br />
steam locomotion is, no doubt, important; but where men<br />
are harzing everything for merly worldly advantages, it<br />
were surley unbecomming of the Catholic Church not follow,<br />
at least if they cannot lead the way. I would fain hope<br />
that our readers will try and help us to give actuality to<br />
the little of this article and enable us to move Northward,<br />
Ho!<br />
R. Sykes, S. J.,<br />
Bulawayo, Rodesia. 137<br />
137) Zambesi Mission Record, Vol. II, Januar 1902, S. 20 f.<br />
114
QUELLENVERZEICHNIS<br />
UNGEDRUCKTE QUELLEN<br />
Archiv der Mariannhiller-<br />
Missionare CMM,<br />
Mariannhill (Südafrika)<br />
Archiv der Mariannhiller-<br />
Missionare CMM, Riedegg<br />
Archiv der Missionsschwestern<br />
vom Kostbaren Blut<br />
CPS, Mariannhill (Südafrika)<br />
Archiv des Instituts Menzingen,<br />
Menzingen<br />
Archiv der Schweizer<br />
Jesuiten SJ, Zürich<br />
Generalatsarchiv der<br />
Mariannhiller-Missionare<br />
CMM, Rom<br />
GAT Gemeindearchiv<br />
Triesen<br />
LLA Liechtensteinisches<br />
Landesarchiv, Vaduz<br />
GEDRUCKTE QUELLEN<br />
P. Dietmar Seubert:<br />
«Die fünf Nigg», Manuskript,<br />
Rom, 8. Juni 1983<br />
«Familia», Vol. IV,<br />
Mariannhill, August 1914,<br />
Nr. 8<br />
«Katholische Missionen»,<br />
Jahrgang 1880<br />
«Katholische Missionen»,<br />
Jahrgang 1899<br />
Liechtensteiner Volksblatt,<br />
18. Juli 1914, Nr. 29<br />
Zambesi Mission Record,<br />
Vol. II, Januar 1902<br />
Zambesi Mission Record,<br />
Vol. VI, April 1919, Nr. 89<br />
MÜNDLICHE QUELLEN<br />
Interviews des Verfassers<br />
mit Personen, deren Eltern<br />
oder Grosseltern die Geschwister<br />
Nigg kannten:<br />
Elisabeth Beck-Kindle,<br />
Triesen<br />
Albert Eberle selig, Triesen<br />
Konstantin Erne selig,<br />
Triesen<br />
GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN<br />
ALBERT EBERLE<br />
LITERATUR<br />
VERZEICHNIS<br />
Balling, Adalbert Ludwig:<br />
Der Trommler Gottes.<br />
Franz Pfanner, Ordensgründer<br />
und Rebell. Freiburg<br />
im Breisgau, 1981.<br />
Balling, Adalbert Ludwig:<br />
Gott liebt die Fröhlichen,<br />
Heiteres und Hintergründiges.<br />
Freiburg (Schweiz),<br />
1994.<br />
Balling, Adalbert Ludwig:<br />
Gute Menschen sterben<br />
nicht. Mariannhiller Porträts.<br />
Würzburg, 1989.<br />
Dischl, Marcel: Prior Franz<br />
Pfanner und die Menzinger<br />
Schwestern, in: Kirchengeschichte<br />
der Transkei.<br />
Umtata, 1984.<br />
Eberle, Albert: Die Geschwister<br />
Nigg vom Meierhof.<br />
In: Gemeindeblatt<br />
Triesen, 1985, Nr. 76,<br />
22-24.<br />
Ospelt, Alois: Die<br />
geschichtliche Entwicklung<br />
des Gerichtswesens in<br />
Liechtenstein. In: Liechtenstein<br />
Politische Schriften,<br />
Band 8. Vaduz, 1981,<br />
S. 217-245.<br />
Seger, Otto: Überblick über<br />
die <strong>liechtenstein</strong>ische<br />
Geschichte. 3. Auflage.<br />
Vaduz, 1974.<br />
Spillmann, Joseph: Vom<br />
Cap zum Sambesi,<br />
Die Anfänge der Sambesi-<br />
Mission. Freiburg im<br />
Breisgau, 1882.<br />
Tschugmell, Fridolin:<br />
Gemeinde-Vorgesetzte etc.<br />
von Triesen 1406-1950.<br />
Triesen, 1977.<br />
Tschugmell, Fridolin:<br />
Priester und Ordensleute<br />
<strong>aus</strong> Triesen 1485 ff.<br />
Triesen, 1974.<br />
Tschugmell, Fridolin:<br />
Trisner-Geschlechter,<br />
1237-1958. Triesen, 1973.<br />
Tschugmell, Fridolin:<br />
Stammbäume der Triesner<br />
Geschlechter 1550-1970.<br />
Triesen, 1973.<br />
Vogt, Paul: Brücken zur<br />
Vergangenheit, Ein Textund<br />
Arbeitsbuch zur<br />
<strong>liechtenstein</strong>ischen Geschichte.<br />
Vaduz, 1990.<br />
115
BILDNACHWEIS<br />
S. 83: Karte angefertigt<br />
aufgrund einer Skizze von<br />
Kl<strong>aus</strong> Biedermann<br />
S. 87 oben: LLA<br />
S. 87 unten: Louis Jäger,<br />
Schaanwald<br />
S. 89, 93, 95, 97, 98, 99<br />
oben, 100 und 102: Archiv<br />
der Mariannhiller Missionare,<br />
Würzburg<br />
S. 91 und 101 oben: Generalkurie<br />
der Mariannhiller<br />
Missionare, Rom<br />
S. 99 unten: Klosterarchiv<br />
Mariannhill, Südafrika<br />
S. 101 unten: Albert<br />
Eberle<br />
116<br />
ANSCHRIFT DES AUTORS<br />
Albert Eberle<br />
Kirchstrasse 13<br />
FL-9490 Vaduz