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Studienarbeit - Fachgebiet Hochspannungstechnik - Technische ...

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TECHNISCHE UNIVERSITÄT DARMSTADT<br />

<strong>Studienarbeit</strong><br />

Nr. 1824<br />

Thema<br />

<strong>Fachgebiet</strong> <strong>Hochspannungstechnik</strong>, FB18<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Hinrichsen<br />

Einfluss der Kontaktwerkstoffe eines Vakuumschalters auf die<br />

Beanspruchung angeschlossener Betriebsmittel durch entstehende<br />

Schaltüberspannungen<br />

Bearbeiter: Patrick Ihl Einreichdatum: 30.09.2008


Inhaltsverzeichnis i<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

ÜBERSICHT<br />

1. Einleitung .............................................................................................................................. 1<br />

1.1 Stand der Technik............................................................................................................. 1<br />

1.2 Ziel der Arbeit .................................................................................................................. 6<br />

2. Grundlagen der Vakuumschalttechnik.............................................................................. 7<br />

2.1 Vakuumschalter................................................................................................................ 7<br />

2.1.1 Theoretische Grundlagen .......................................................................................... 7<br />

2.1.2 Aufbau und Wirkungsweise des Vakuumschalters................................................. 11<br />

2.1.3 Der Lichtbogen im Vakuum.................................................................................... 12<br />

2.1.4 Eigenschaften des Vakuumschalters ....................................................................... 15<br />

2.2 Schaltverhalten von Vakuumschaltern........................................................................... 15<br />

3. Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen............................................................. 19<br />

3.1 Schmelztechnisch hergestellte Kontaktwerkstoffe......................................................... 19<br />

3.2 Pulvermetallurgisch hergestellte Kontaktwerkstoffe ..................................................... 20<br />

3.3 Kosten von reinen Metallen ........................................................................................... 24<br />

4. Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter.......................................................................... 28<br />

4.1 Bedeutung der Kontaktwerkstoffe ................................................................................. 28<br />

4.2 Ausschaltvermögen und dielektrische Wiederverfestigung........................................... 29<br />

4.3 Vakuumschütze .............................................................................................................. 36<br />

4.3.1 Definitionen............................................................................................................. 36<br />

4.3.2 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschütze .................................................................. 38<br />

5. Stromabriss......................................................................................................................... 40<br />

5.1 Allgemeine Betrachtungen............................................................................................. 40<br />

5.2 Abreißstromverhalten relevanter Werkstoffe................................................................. 43<br />

5.3 Choppingstromverhalten von Vakuumschützen ............................................................ 49<br />

6. Bewertung der Kontaktwerkstoffe ................................................................................... 51<br />

6.1 Vergleich der üblichen Kontaktwerkstoffe .................................................................... 51<br />

6.1.1 Kontaktwerkstoffe auf Cu/Cr-Basis........................................................................ 51<br />

6.1.2 Kontaktwerkstoffe auf W/Cu-Basis ........................................................................ 53<br />

6.1.3 Kontaktwerkstoffe auf Mo/Cu-Basis ...................................................................... 53<br />

6.2 Alternative Kontaktwerkstoffe und Entwicklungen....................................................... 54<br />

6.2.1 Werkstoffe auf Basis von Wolframcarbid (WC)..................................................... 54<br />

6.2.1.1 Wolframcarbid-Silber (WCAg)........................................................................ 54<br />

6.2.1.2 Beigabe von Additiven bei WCAg................................................................... 55<br />

6.2.1.3 Wolframcarbid-Kupfer (WCCu) ...................................................................... 55<br />

6.2.2 Kontaktwerkstoffe auf Cu/Fe-Basis........................................................................ 56<br />

6.2.3 Kontaktwerkstoffe aus CuCoTa.............................................................................. 56<br />

6.2.4 Kontaktwerkstoffe aus CuCrTe............................................................................... 57<br />

7. Simulationsmodell .............................................................................................................. 58<br />

7.1 Grundlagen des Modells................................................................................................. 58<br />

7.2 Kennwerte des Simulationsmodells ............................................................................... 60<br />

7.3 Simulation im Kurzschluss............................................................................................. 66<br />

7.4 Simulation im Leerlauf................................................................................................... 70


Inhaltsverzeichnis Seite ii<br />

8. Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................................... 72<br />

Anhang A .................................................................................................................................iii<br />

Anhang B................................................................................................................................... v<br />

Abbildungsverzeichnis...........................................................................................................xii<br />

Literaturverzeichnis..............................................................................................................xiv


1 Einleitung Seite 1<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Stand der Technik<br />

Die Elektrizitätsversorgung in Deutschland wird von den vier Verbundunternehmen E.ON,<br />

RWE, Vattenfall und EnBW dominiert, welche ca. 90 % des Stroms für die öffentliche<br />

Stromversorgung bereitstellen. Die restlichen 10 % des Strommarktes teilen sich regionale<br />

und kommunale Versorgungsunternehmen. [Str]<br />

Bild 1.1 zeigt den heutigen Aufbau eines elektrischen Energieversorgungsnetzes prinzipiell.<br />

Bild 1.1: Grundschema der elektrischen Energieversorgung [Cra-S.4]<br />

Man erkennt die wichtigsten Betriebsmittel: Generatoren, Transformatoren, Leitungen,<br />

Schaltanlagen, Umformer und Verbraucher.<br />

Auf dem Gebiet der elektrischen Energieversorgung haben sich die Begriffe Mittel-, Hoch-,<br />

und Höchstspannung durchgesetzt, die sich an der „Höchsten Spannung für ein Betriebsmittel<br />

Um“ eines Netzes orientieren. Dabei bezeichnet Um den „Effektivwert der höchsten Außenlei-<br />

terspannung (Anm. auch als verkettete Dreiecksspannung bezeichnet), für die ein Betriebsmit-<br />

tel in Hinblick auf seine Isolierung und andere Eigenschaften ... zu bemessen ist" (DIN EN<br />

60071-2, Abschnitt 3.10). Diese wird üblicherweise zur Charakterisierung eines Netzes ver-


1 Einleitung Seite 2<br />

wendet: Mittelspannung (1 kV < Um ≤ 36 kV), Hochspannung (52 kV < Um ≤ 420 kV 1 ) und<br />

Höchstspannung (Um ≥ 420 kV 1 ). [Hin-S.1.10]<br />

Der Verband der Netzbetreiber VDN gliedert die Transport- und Verteilsysteme in vier Span-<br />

nungsebenen: Das Höchstspannungsnetz (220 kV, 380 kV), das Hochspannungsnetz<br />

(110 kV), das Mittelspannungsnetz (6 kV bis 60 kV) und das Niederspannungsnetz (230 V,<br />

400 V). [VDN]<br />

Die vier Übertragungsnetzbetreiber haben ihr 380-kV- bzw. 220-kV-Netz über Kuppelleitun-<br />

gen zum deutschen Übertragungsnetz zusammengeschaltet. Elektrisch verbunden sind die<br />

einzelnen Netze dabei über Transformatoren. Inzwischen ist das Höchstspannungsnetz viel-<br />

fach vermascht und es findet auch ein Austausch mit anderen europäischen Netzen statt. Nach<br />

den neuesten Berechnungen des VDN unterhalten die deutschen Elektrizitätsversorger insge-<br />

samt ein Stromnetz von rund 1,65·10 6 km Länge. In den überregionalen Übertragungsnetzen<br />

wird mit Höchstspannung von 220 und 380 kV gearbeitet. Über große Entfernungen transpor-<br />

tieren die Höchstspannungsleitungen die elektrische Energie von den Großkraftwerken zu<br />

Umspannanlagen in der Nähe der Verbrauchsschwerpunkte. Verbraucher in diesem Bereich<br />

sind regionale Stromversorger und sehr große Industriebetriebe. Über die Höchstspannungs-<br />

leitungen wird auch der grenzüberschreitende Stromhandel physikalisch abgewickelt. Regio-<br />

nale und große städtische Verteilungsnetze werden mit Hochspannung (110 kV) und Mittel-<br />

spannung (6 bis 60 kV) betrieben. Die Hochspannungsleitungen übertragen elektrische Ener-<br />

gie zu den Verbrauchszentren. Diese sind z. B. Industriebetriebe, lokale Stromversorger oder<br />

Umspannanlagen. In solchen Umspannanlagen wird die Spannung von Hochspannung auf<br />

Mittelspannungsniveau transformiert. Die Mittelspannungsleitungen in den Stadtgebieten<br />

werden meist mit 10 kV betrieben, Betriebsspannungen von 20 kV findet man vorwiegend im<br />

ländlichen Bereich, auf Grund der größeren Entfernungen, die zu überbrücken sind. An die<br />

Mittelspannung angeschlossen sind Industrie- und größere Gewerbebetriebe.<br />

Die Topologie des Netzes, die örtliche Stromabgabe an unterlagerte Verteilnetze, Abgabe an<br />

Großindustriekunden sowie der aktuelle Einsatz von Kraftwerken bestimmen, wie viel Strom<br />

über einzelne Leitungen fließt. Somit hat der Betreiber des Übertragungsnetzes nur Einfluss<br />

auf den physikalischen Lastfluss durch Änderung des Kraftwerkeinsatzes und durch Schalt-<br />

handlungen im Netz. [VDN]<br />

1 gelegentlich wird bereits die 245-kV-Ebene als Höchstspannung bezeichnet [Hin-S.1.10]


1 Einleitung Seite 3<br />

Schalthandlungen erfolgen auf der jeweiligen Spannungsebene in Schaltanlagen 2 . Innerhalb<br />

dieser Schaltanlagen finden sich Schaltgeräte, die der Unterbrechung von Stromzweigen die-<br />

nen. Die Schaltgeräte lassen sich aufgrund ihres Aufbaus und ihrer Funktion in unterschiedli-<br />

che Klassen einteilen [Bal S.4.1]:<br />

� Leistungsschalter<br />

Leistungsschalter müssen folgende Ströme unterbrechen:<br />

Kurzschlussströme (cosφ ≥ 0,1): Hierzu gehören der Klemmenkurzschluss, der Ab-<br />

standskurzschluss, die Phasenopposition und die Kurzunterbrechung bzw. die automa-<br />

tische Wiedereinschaltung (KU, AWE). Auch müssen Leistungsschalter Bemessungs-<br />

ströme (cosφ ≥ 0,7) und Betriebsströme (cosφ < 0,1), also kapazitive Ströme von Lei-<br />

tungen, Kabeln, Kondensatoren sowie induktive Ströme von Transformatoren, Spulen,<br />

Motoren schalten können. Leistungsschalter können darüber hinaus dazu eingesetzt<br />

werden, Lastschalter vor den Auswirkungen von Kurzschlussströmen zu sichern. 3<br />

� Lastschalter<br />

Lastschalter unterbrechen alle Betriebsströme bis zu ihrem Bemessungsstrom mit ei-<br />

nem Leistungsfaktor cosφ ≥ 0,7. Darüber hinaus können Lastschalter kleine induktive<br />

und kapazitive Ströme schalten. Sie sind für hohe Schalthäufigkeit ausgelegt. Mittel-<br />

spannungslastschalter benötigen ein vorgelagertes Schaltgerät, welches auch das Ab-<br />

schalten von Kurzschlussströmen beherrscht, beispielsweise Sicherungen oder Mittel-<br />

spannungsleistungsschalter. 4<br />

� Lasttrennschalter<br />

Lasttrennschalter sind Lastschalter, die nach dem Ausschaltvorgang eine Trennstrecke<br />

herstellen.<br />

� Trennschalter<br />

Trennschalter stellen nach dem Ausschaltvorgang eine Trennstrecke her. Hierbei sind<br />

grundsätzlich zwei Schaltfälle zu unterscheiden:<br />

2 Weitere Informationen zu Schaltanlagen siehe Schwab A. [Sch].: Elektroenergiesysteme, Kapitel 11<br />

3 siehe auch IEC 62771-100<br />

4 siehe auch DIN EN 60265


1 Einleitung Seite 4<br />

1. Die wiederkehrende Spannung entspricht der Bemessungsspannung. In diesem Fall<br />

ist nur eine Unterbrechung kleiner Ströme möglich, z.B. Sammelschienenabschnitte,<br />

Wandler.<br />

2. Die wiederkehrende Spannung beträgt maximal 0,3...0,4 kV. In diesem Fall ist eine<br />

Unterbrechung bis zum Bemessungsstrom möglich, z.B. Sammelschienenwechsel.<br />

� Erdungsschalter<br />

Erdungsschalter sind Schaltgeräte zum Erden und Kurzschließen von ausgeschalteten<br />

Betriebsmitteln bzw. Anlagen. Das Schaltverhalten entspricht dem des Trennschalters.<br />

� Sicherungen<br />

Sicherungen ermöglichen grundsätzlich das Unterbrechen von Überlastströmen als<br />

auch von Kurzschlußströmen. Durch Abschmelzen eines Schmelzleiters wird die<br />

Strombahn unterbrochen. Die Schmelzwärme wird durch den durchfließenden Kurz-<br />

schlussstrom erzeugt. Sicherungen werden häufig bei Lastschaltern als Schalter-<br />

Sicherungskombination eingesetzt, um im Kurzschlußfall den Strom zu unterbrechen 5 .<br />

Im Unterschied zu Leistungsschaltern können Sicherungen einen Überlast- oder<br />

Kurzschlußstrom jedoch nur einmal abschalten und müssen dann durch eine neue Si-<br />

cherung ersetzt werden.<br />

Die Auswahl von Schaltgeräten erfordert in der Praxis einen technisch-wirtschaftlichen Kom-<br />

promiss, bei dem verschieden Aspekte (z.B.: Wirtschaftlichkeit, Verfügbarkeit, Anlagenbe-<br />

triebsweise) zu berücksichtigen sind. [Sch-S.521]<br />

5 siehe auch IEC 62771-105


1 Einleitung Seite 5<br />

In Bild 1.2 ist eine Übersicht der beschriebenen Schaltgeräte mit dem dazugehörigen Schalt-<br />

symbol gegeben.<br />

Bild 1.2: Schaltgeräteübersicht mit Schaltsymbolen [Sch-S.521]<br />

Von Interesse innerhalb dieser Arbeit sind Leistungsschalter im Mittelspannungsbereich, aus-<br />

geführt als Vakuumschalter.<br />

Die Vakuumschalttechnik kommt mittlerweile vorrangig zum Einsatz für die Verwendung<br />

von Leistungsschaltern im Bereich der Mittelspannungsebene. Die Einführung des Vakuum-<br />

schalters ging dabei vor allem zu Lasten der Magnetblas-, Druckluft- und Ölkesselschalter.<br />

Die Vakuumschalttechnik ist heute die dominierende Technik im Mittelspannungsbereich.<br />

Nur bei höchsten Ausschaltströmen finden momentan noch SF6-Schalter Verwendung. Welt-<br />

weit liegt der Marktanteil des Vakuumschalters im Segment der Mittelspannungs-Schaltgeräte<br />

bei über 60%.<br />

Die elektrischen Eigenschaften des Vakuumschalters werden in entscheidender Weise von<br />

dem Kontaktwerkstoff des Schalters beeinflusst. Als Kontaktwerkstoff für Vakuum-<br />

Leistungsschalter stellt der Sinterwerkstoff Chrom-Kupfer den bisher besten Kompromiss aus


1 Einleitung Seite 6<br />

sich zum Teil widersprechenden Anforderungen von Eigenschaften dar, auf die im Kapitel 4.1<br />

eingegangen wird. [Lip-S.167f]<br />

1.2 Ziel der Arbeit<br />

Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Eigenschaften verschiedener Kontaktwerkstoffe, die für<br />

den Einsatz in Vakuumschaltern in Frage kommen, untersucht werden. Der Fokus liegt hier-<br />

bei auf den physikalischen Eigenschaften, insbesondere dem Abreißstrom bei induktiver Last.<br />

Daneben werden aber auch Herstellungsverfahren der verschiedenen Werkstoffe erläutert,<br />

sowie deren Material- und Herstellungskosten betrachtet. In einem OrCAD-Modell sollen<br />

dann die erarbeiteten elektrischen Eigenschaften für die relevanten Werkstoffe untersucht<br />

werden. Abschließend werden hinsichtlich der gefundenen Ergebnisse Empfehlungen für ver-<br />

schiedene Einsatzmöglichkeiten der Kontaktmaterialien ausgesprochen.


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 7<br />

2. Grundlagen der Vakuumschalttechnik<br />

Um zur eigentlichen Problematik dieser Arbeit hinzuführen, sollen zuerst einige relevante<br />

Grundlagen der Vakuumschalttechnik dargestellt werden.<br />

2.1 Vakuumschalter<br />

Der Vakuumschalter benötigt kein Abschalt- oder Isoliermittel, da die Schaltkammer kein<br />

ionisierbares Material enthält. Werden die Kontakte des Vakuumschalters getrennt, entsteht<br />

ein Lichtbogen, der ausschließlich aus dem geschmolzenen und verdampften Metall der Kon-<br />

takte besteht. Dieser brennt solange, bis der Strom beim ersten natürlichen Nulldurchgang<br />

unterbrochen wird. Der plötzliche Abfall der Ladungsträgerdichte und die rasche Kondensati-<br />

on des Metalldampfes führen zu einer schnellen dielektrischen Festigung der Schaltstrecke.<br />

[ABB]<br />

2.1.1 Theoretische Grundlagen<br />

Seit der Entdeckung des Paschengesetzes ist bekannt, dass eine Elektrodenanordnung im Va-<br />

kuum eine hohe Spannungsfestigkeit besitzt. Dabei zeigt sich, dass die Durchschlagsspannung<br />

Ud nur abhängig vom Produkt des Drucks p und der Schlagweite der Elektroden d ist, was<br />

durch das Paschengesetz beschrieben wird:<br />

B ⋅ p ⋅ d B ⋅ p ⋅ d<br />

d U =<br />

= = f ( p ⋅ d)<br />

(2.1)<br />

A ⋅ p ⋅ d A ⋅ p ⋅ d<br />

ln<br />

ln<br />

⎛ 1 ⎞ k<br />

ln⎜1<br />

+ ⎟<br />

⎝ γ ⎠<br />

mit A, B Konstanten, lassen sich experimentell durch Durchschlagversuche<br />

bestimmen<br />

γ Rückwirkungskoeffizient (auch 2. Townsend-Koeffizient)<br />

k Boltzmann-Konstante = 1,37·10 -23 Ws/K


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 8<br />

Durch Extremwertbestimmung (dUd/d(p·d)= 0) lassen sich das Durchschlagsminimum und<br />

das zugehörige Produkt (p·d)min bestimmen:<br />

Ud, min= B·(p·d)min (2.2)<br />

(p·d)min= ek/A (2.3)<br />

mit e natürliche Zahl= 2,718<br />

Der so ermittelte Extremwert wird als Paschenminimum bezeichnet. Jedoch ergeben sich<br />

Abweichungen der experimentell ermittelten Werte durch einige Vereinfachungen bei der<br />

Berechnung 6 . Tabelle 2.1 zeigt ermittelte Zahlenwerte für verschieden Gase.<br />

Tabelle 2.1: Paschenminimum für verschiedene Gase [Hin-S.9.28]<br />

Gas Ud, min (V) (p·d)min (bar·µm)<br />

SF6 507 3,5<br />

Luft 330...350 7,3<br />

O2 450 9,3<br />

CO2 420 6,8<br />

Unterhalb dieser minimalen Durchschlagsspannung ist ein Gasdurchschlag grundsätzlich<br />

nicht möglich.<br />

6 Siehe dazu Hinrichsen V.: Skript <strong>Hochspannungstechnik</strong>, Kapitel 9 S.17ff [Hin]


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 9<br />

Stellt man das Paschengesetz in Form der sogenannten Paschenkurve dar (Bild 2.1), erkennt<br />

man, dass sowohl im Nieder-, als auch im Hochdruckbereich die Durchschlagsspannung an-<br />

steigt.<br />

Bild 2.1: Gesetz von Paschen als analytisch bestimmte Näherungsfunktion (dünn gezeichnete Kurve) und als<br />

realer Verlauf (stärker ausgezogene Kurve 7 ) [Küc-S.167]<br />

Ursache für das Ansteigen der Paschenkurve im Weitdurchschlagsbereich ist, dass bei kon-<br />

stant gehaltener Spannung, ausgehend von (p·d)min, mit zunehmender Schlagweite die Feld-<br />

stärke und mit zunehmendem Druck die mittlere freie Weglänge 8 abnehmen. Somit erhöht<br />

sich mit wachsendem p·d die elektrische Festigkeit. Im Nahdurchschlagsbereich stehen so-<br />

wohl mit abnehmender Schlagweite, als auch mit abnehmendem Druck immer weniger ioni-<br />

sierbare Ladungsträger 9 in der Gasstrecke zur Verfügung und die elektrische Festigkeit nimmt<br />

auch in diesem Bereich zu. Größere Abweichungen von der Paschenkurve ergeben sich für<br />

extrem kleine Werte von p·d. Dann steigt die Durchschlagsspannung weniger stark an, als es<br />

vom theoretischen Verlauf zu erwarten wäre. Hier treten Effekte des Vakuumdurchschlags<br />

auf. [Hin-S.9.30]<br />

Beim Vakuumdurchschlag gibt es zwei Durchschlagsprozesse, die in der Praxis meist in<br />

Kombination miteinander auftreten. Beim kathodeninitiiertem Durchbruch verdampfen durch<br />

7 Weitere Erläuterungen finden sich bei Küchler A.: <strong>Hochspannungstechnik</strong>, Kapitel 3<br />

8 siehe dazu Hinrichsen V.: Skript <strong>Hochspannungstechnik</strong>, Kapitel 9 S.13ff, 2006<br />

9 siehe dazu Hinrichsen V.: Skript <strong>Hochspannungstechnik</strong>, Kapitel 9, 2006


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 10<br />

Feldemission die praktisch immer vorhandenen feinen Unebenheiten auf der Metalloberfläche<br />

durch hohe Stromdichten (lokal über 100 MA/cm 2 ) schlagartig und setzen den für den folgen-<br />

den Ionisierungsvorgang notwendigen Metalldampf frei. Das verdampfte Metall bildet über<br />

den metallischen Leitern eine ionisierte Gaswolke und die Metallionen dienen nun dem<br />

Stromtransport. Ursache für den anodeninitiierten Durchbruch ist, dass die wenigen aus dem<br />

negativ geladenen Leiter austretenden Elektronen zum positiven Leiter hin durch das elektri-<br />

sche Feld stark beschleunigt werden und auf diesem einschlagen. Folge ist eine starke Auf-<br />

heizung der Anode. Somit verdampfen Teile der Metalloberfläche und bilden ein ionisiertes,<br />

leitfähiges Gas. Auch entsteht beim Aufprall der Elektronen Röntgenstrahlung, die ihrerseits<br />

zur Ionisierung beitragen kann. [Hei-S.16f]<br />

Die Erkenntnisse des Paschengesetzes waren Ausgangspunkt für die Verwendung des Hoch-<br />

vakuums als Dielektrikum für Hochspannungsschalter. Dabei wird eine Kontaktanordnung in<br />

einem Vakuumgefäß mit einem Druck < 10 -4 mbar, die von einem Antrieb geöffnet und ge-<br />

schlossen werden kann, als Vakuumschalter bezeichnet. Der wirtschaftliche Durchbruch in<br />

Europa gelang dieser Technik, trotz des frühzeitigen Wissens um das Paschengesetz, erst in<br />

den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. [Lip-S.14]<br />

Vakuumschalter werden heute vorwiegend in der Mittelspannungsebene bis 36 kV eingesetzt.<br />

Auch der Einsatz in höheren Spannungsbereichen wurde bereits versucht, der allgemeine<br />

Durchbruch ist aber nicht gelungen. Denn während bei größeren Kontaktabständen die Span-<br />

nungsfestigkeit bei SF6 weiter etwa proportional zum Kontakt-Abstand ansteigt, nimmt sie im<br />

Vakuum wesentlich weniger zu. Somit geht der Vorteil des Vakuums gegenüber SF6 bei grö-<br />

ßeren Kontaktabständen verloren. Nach dem heutigen Stand der Technik sind für einen Va-<br />

kuumschalter mit 145 kV Nennspannung zwei Schalteinheiten pro Pol mit größerem Kon-<br />

takthub notwendig. Eine solche Lösung ist wesentlich aufwendiger als mit einer SF6-Kammer<br />

pro Pol. [Lip-S.169]


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 11<br />

2.1.2 Aufbau und Wirkungsweise des Vakuumschalters<br />

Der grundsätzliche Aufbau eines Vakuumschalters ist aus Bild 2.2 zu entnehmen. Hier wird<br />

der Schnitt einer 24 kV-Schaltröhre gezeigt.<br />

Bild 2.2: Aufbau eines Vakuumschalters [Sen-S.26]<br />

Wichtige Voraussetzung für eine einwandfreie Funktion der Schaltröhre ist ein ausreichend<br />

niedriger Innendruck (< 10 -4 mbar), der trotz Lichtbogeneinwirkung und thermischer Belas-<br />

tung über die gesamte Betriebszeit aufrecht erhalten werden muss [Scha]. Zur Einhaltung des<br />

niedrigen Drucks ist eine hohe Dichtigkeit der Schaltröhre erforderlich. Des Weiteren müssen<br />

von einem Vakuumschalter mit geöffneten Kontakten die erforderlichen Nenn- und Prüfspan-<br />

nungen sicher eingehalten werden. Die Stehwechsel- und Stehstoßspannung von Schaltröhren<br />

werden aufgrund der hohen dielektrischen Festigkeit der Vakuumschaltröhre schon bei weni-<br />

gen Millimetern Kontaktspalt gehalten. Bild 2.3 zeigt den Zusammenhang von Durchschlags-<br />

spannung und Kontaktabstand einer Vakuumstrecke im Vergleich zu Luft und SF6. Hieraus<br />

ist auch ersichtlich, warum die Anwendung der Vakuumschalttechnik derzeit noch bei höhe-<br />

ren Nennspannungen scheitert. Während die Durchschlagsspannung bei kleinen Schlagweiten<br />

(bis zu 10 mm) im Vakuum über dem der Konkurrenzmedien liegt, steigt die Spannungsfes-<br />

tigkeit mit zunehmender Schlagweite nur noch degressiv an und fällt damit hinter die anderen<br />

Medien zurück [Sen-S.1].


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 12<br />

Bild 2.3: Durchschlagspannung Ud unterschiedlicher Medien in<br />

Abhängigkeit von der Schlagweite s [Sen-S.32]<br />

Bei geschlossenen Kontakten muss der Vakuumschalter Nennbetriebsstrom und Nennkurz-<br />

schlussstrom ohne unzulässige Erwärmung führen können. Dazu müssen die Abmessungen<br />

entsprechend dimensioniert und für die Stromzuführungen und Kontakte Werkstoffe mit mög-<br />

lichst großer Leitfähigkeit gewählt werden. Da die Oberflächen der Kontakte rein und frei von<br />

Oxidschichten sind, werden Innenwiderstände in Schaltröhren von nur etwa 10 µΩ gemessen<br />

[Lip-S.21].<br />

2.1.3 Der Lichtbogen im Vakuum<br />

Der Vakuum-Lichtbogen bildet sich beim Trennen der Kontakte aus, wenn die letzte Berüh-<br />

rungsstelle explosionsartig verdampft.<br />

Da innerhalb dieser Arbeit auf das Schalten im Vakuum von kleinen induktiven Strömen<br />

(0 < i < 2 kA) eingegangen werden soll, finden sich hier nur Erläuterungen zum Vakuumbo-<br />

gen bei kleinen Strömen 10 .<br />

Damit ein Lichtbogen existieren kann, ist normalerweise das Vorhandensein von Materie nö-<br />

tig, welche zum Stromtransport zu Plasma ionisiert wird. Materie ist aber im Hochvakuum<br />

(Druck < 10 -6 mbar) nicht vorhanden, da die Restgase vernachlässigbar klein sind. Beim<br />

Lichtbogen im Vakuum handelt es sich um einen Metall-Lichtbogen, der durch Verdampfung<br />

10 zum Vakuumbogen bei großen Strömen siehe [Lip-S.57-87]


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 13<br />

und Ionisierung von Kathodenwerkstoff selbst erzeugt wird. Gleichbedeutende Begriffe für<br />

„Vakuumbogen“ sind auch Metall-Lichtbogen oder Metalldampfbogen.<br />

Die Entstehung des Vakuum-Lichtbogens läuft dabei wie folgt ab: Die überwiegende Zeit<br />

sind die Kontakte des Vakuumschalters geschlossen und führen den Nennstrom. Der Antrieb<br />

erhält beispielsweise im Kurzschlussfall das Signal zum Öffnen der Kontakte. Dabei unter-<br />

bricht der Vakuumschalter Ströme mit Scheitelwerten bis zu 80 kA. Wegen mikroskopischer<br />

Unebenheiten berühren sich die Kontakte nicht auf ihrer ganzen Fläche, sondern nur in eini-<br />

gen Punkten. Das ist allerdings ausreichend, um den Spannungsfall zu vernachlässigen. Durch<br />

das Öffnen der Kontakte verkleinert sich die Berührungsfläche der Schaltkontakte. Der Strom<br />

fließt auch über den sich öffnenden Kontakten weiter. In den Berührungsflächen wird, bei<br />

weiter steigendem Kontaktabstand, mehr Leistung umgesetzt und die Kontaktflächen erwär-<br />

men sich. Mit Zunehmen des Kontaktabstands entsteht eine flüssige Metallbrücke, die so lan-<br />

ge bestehen bleibt, bis durch weitere Aufheizung die Verdampfungstemperatur des Kontakt-<br />

werkstoffs erreicht wird. In diesem Moment löst sich die Metallbrücke explosionsartig auf.<br />

Ein heißer Fleck entsteht an dieser Stelle auf der Kathode, dessen Temperatur über der Siede-<br />

temperatur des Kathodenwerkstoffs liegt. Dieser sogenannte Kathodenfleck ist die Verdamp-<br />

fungsquelle von Kathodenmetall und intensives Emissionszentrum von Elektronen, die den<br />

Strom zur Anode transportieren. [Lip-S.31]<br />

Der Vakuum-Lichtbogen bildet sich also beim Trennen der Kontakte, wenn die letzte Berüh-<br />

rungsstelle explosionsartig verdampft. Dies führt zur Bildung von Metalldampf, der den<br />

Lichtbogen unterstützt. Bis zum Bemessungsstrom der Schaltkammer ist der Lichtbogen im-<br />

mer vom diffusen Typ [ABBL]. Er zeichnet sich durch eine gleichmäßige Verteilung der<br />

thermischen Beanspruchung der Kontaktflächen aus. Nach Erreichen von einigen Millimetern<br />

Kontaktabstand wird der Zustand des Bogens vom Momentanwert des Stromes bestimmt.<br />

Dabei hat jede Kontaktanordnung einen spezifischen Grenzwert IG. Liegt der Momentanwert<br />

unter diesem Grenzwert (z.B.:1 kA) bleibt der Vakuum-Lichtbogen im diffusen Zustand. Die-<br />

ser diffuse Lichtbogen füllt den gesamten Raum zwischen den Elektroden aus. Die Dauer des<br />

diffusen Zustands ist abhängig von der Amplitude des Stroms und dem Grenzwert der Kon-<br />

taktanordnung. Übersteigt der Stromwert den Grenzwert IG erfolgt der Umschlag vom diffu-<br />

sen zum kontrahierten Lichtbogen. Der Bogenstrom wird im Wesentlichen von den Elektro-<br />

nen getragen, da diese im Bogenplasma eine wesentlich höhere Beweglichkeit besitzen. Der<br />

Bogenstrom ruft ein Eigenmagnetfeld hervor. Die damit verbundene Lorentz-Kraft wirkt in


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 14<br />

der Mitte zwischen den Kontakten radial nach innen. Dort erzeugt sie einen Überschuss an<br />

Elektronen und daraus folgend eine negative Raumladung. Das dadurch entstehende elektri-<br />

sche Feld (Hall-Feld) gibt dem Strom eine radiale Komponente, welche zur Einschnürung des<br />

Stroms führt. Die Einschnürung nimmt mit dem Bogenstrom zu und ist begrenzt durch die<br />

sogenannte Elektronen-Sättigungsdichte. Bild 2.4 zeigt jeweils eine diffusen und einen kont-<br />

rahierten Lichtbogen.<br />

Bild 2.4: Erscheinungsformen des Vakuum-Lichtbogens [Neu-S.73]<br />

links: Diffuser Vakuumlichtbogen (2 kA)<br />

rechts: Kontrahierter Vakuumlichtbogen (20 kA)<br />

In Bild 2.5 wird schematisch der Umschlag des Bogenzustandes mit dazugehörigem Span-<br />

nungsverlauf gezeigt. IG ist dabei der Grenzwert für die Höhe des Stroms, der zum kontrahier-<br />

ten bzw. diffusen Vakuum-Lichtbogen führt [Neu-S.73].<br />

I/kA<br />

U/V<br />

IG<br />

U<br />

Bild 2.5: Umschlag des Bogenzustandes:<br />

diffus-kontrahiert-diffus [Neu-S.73]<br />

I<br />

t/ms


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 15<br />

Beim kontrahierten Vakuum-Lichtbogen kommt es zu lokalen Abschmelzungen an den Kon-<br />

taktflächen und zu intensivem Abdampfen des Kontaktmaterials. Das beeinträchtigt einerseits<br />

das Kontaktsystem, andererseits aber auch das Löschvermögen, wenn in der Löschphase wäh-<br />

rend der Dauer des diffusen Bogens vor dem Stromnulldurchgang die Auswirkungen des<br />

kontrahierten Bogens nicht soweit abgeklungen sind, dass eine Unterbrechung des Stromes<br />

und eine ausreichende Isolationsfähigkeit der Schaltstrecke erreicht wird [Neu-S.75].<br />

2.1.4 Eigenschaften des Vakuumschalters<br />

Die schnelle Verbreitung des Vakuumschalters basiert auf einigen Eigenschaften, die ihn ge-<br />

genüber anderen Schaltprinzipien auszeichnet:<br />

� hohe Zuverlässigkeit<br />

� große Zahl von möglichen Schaltspielen und Stromunterbrechungen<br />

� geringer Verschleiß<br />

� minimale Wartungansprüche<br />

� lange Lebensdauer<br />

� Bewährung auch unter extremen Umweltbedingungen<br />

Daneben sind aber auch einige physikalische Besonderheiten zu berücksichtigen, die insbe-<br />

sondere in der Anfangsphase zu Problemen bei der Einführung der Vakuumschalttechnik ge-<br />

führt haben. Hier sind die Phänomene des Stromabrisses, insbesondere beim Unterbrechen<br />

kleiner (induktiver) Ströme und die Wiederzündungen zu nennen [Neu-S.108].<br />

2.2 Schaltverhalten von Vakuumschaltern<br />

Für einen Schalter ist es besonders kritisch kleine, induktive Ströme abzuschalten. Dabei be-<br />

zieht sich der Ausdruck klein auf das Verhältnis von Ausschaltstrom zu Kurzschlussstrom. Da<br />

bei diesen Stromwerten der Lichtbogen leistungsschwach ist, erlischt der Strom häufig vor<br />

seinem natürlichen Nulldurchgang, es kommt zum sogenannten Stromabriss [Neu-S.43]. Auf-<br />

grund der Problematik des Stromabrisses und der Thematik dieser Arbeit soll hier nur auf das<br />

Ausschalten von induktiven Strömen eingegangen werden 11 .<br />

11 Zu Erläuterungen zum Ein- und Ausschalten von kapazitiven Strömen, sowie zum Einschalten induktiver<br />

Ströme siehe Vinaricky E. 2008, Elektrische Kontakte - Werkstoffe und Anwendungen, S.57-62 [Vin]


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 16<br />

Induktive Ströme entstehen durch Schalten von induktiven Lasten, wie etwa Motoren, Trans-<br />

formatoren, Magnetisierungsströme beim Ausschalten unbelasteter Transformatoren, Drossel-<br />

spulen und dem Ein- und Ausschalten von Kurzschlussströmen. Dabei speichern stromdurch-<br />

flossene Induktivitäten eine magnetische Energie, die sich quadratisch mit der Höhe des flie-<br />

ßenden Stromes ändert:<br />

Wm =<br />

1<br />

2<br />

2<br />

L ⋅ i<br />

(2.4)<br />

mit Wm magnetische Energie<br />

L Induktivität<br />

i Strom<br />

Zum Unterbrechen eines Stromkreises (i = 0) muss diese gespeicherte Energie abgebaut wer-<br />

den. Da dieser Vorgang nicht unendlich schnell erfolgen kann, fließt der Strom nach dem<br />

Öffnen der Kontaktstücke über einen Lichtbogen so lange weiter, bis er einen zeitlichen Null-<br />

durchgang erreicht. Man spricht in diesem Zusammenhang vom sogenannten Wechselstrom-<br />

löschprinzip. Darunter versteht man das Ausnutzen des nächsten Nulldurchgangs beim Strom-<br />

richtungswechsel zum Löschen des Lichtbogens. Ist der Stromfluss unterbrochen, nimmt die<br />

Spannung zwischen den Kontaktstücken den Wert der treibenden Spannung an. Dies erfolgt<br />

aufgrund der im Strompfad enthaltenen Leitungs-, Spulen- und Schalterkapazitäten mit einer<br />

gedämpften Schwingung. Ist die elektrische Festigkeit der gelöschten Schaltstrecke nicht aus-<br />

reichend, kommt es zur Rückzündung und der Stromfluss setzt erneut ein. [Vin-S.62]


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 17<br />

Der Strom erlischt, vor seinem natürlichen Nulldurchgang. Das Abreißen des Stromes, auch<br />

Chopping genannt, führt zu einem Umladevorgang auf der abgeschalteten Lastseite. Die in<br />

der Induktivität gespeicherte magnetische Energie wird als elektrische Energie in die stets<br />

vorhandene Streukapazität C umgeladen.<br />

Dabei ergibt sich für die im Schwingkreis zum Zeitpunkt des Stromabrisses t0 gespeicherte<br />

Energie W0:<br />

2<br />

2<br />

W = L ⋅i<br />

/ 2 + C ⋅u<br />

/ 2<br />

(2.5)<br />

0<br />

0<br />

mit L,C Induktivität, Kapazität<br />

0<br />

i0 Stromwert bei der Unterbrechung<br />

u0 Spannungswert bei der Unterbrechung<br />

W0 Gesamtenergie<br />

Für die Gesamtenergie W0 nach der Unterbrechung gilt:<br />

2<br />

W = C ⋅u<br />

/ 2<br />

(2.6)<br />

0<br />

max<br />

Daraus bestimmt sich die maximale Spannung zu:<br />

L 2 2<br />

u max = ⋅i0<br />

+ u0<br />

(2.7)<br />

C<br />

Daraus wird ersichtlich, dass die maximale Überspannung vom Wellenwiderstand<br />

Z W<br />

= L / C des Betriebsmittels und vom Spannungs- und Stromwert bei der Unterbrechung<br />

abhängt. Es sind je nach Betriebsmittel und Abreißstrom hohe Überspannungen (Überspan-<br />

nungsfaktor k =5...10) zu erwarten [Bal-S.4.18].


2 Grundlagen der Vakuumschalttechnik Seite 18<br />

Die Bilder 2.6a und 2.6b zeigen einen Ausschaltvorgang bei einem induktiven Wechsel-<br />

stromkreis.<br />

Bild. 2.6a: Ersatzschaltplan: Ausschaltvorgang bei einem induktiven Wechselstromkreis<br />

[Bal-S.4.18 ]<br />

Bild. 2.6b: Strom- und Spannungsverlauf: Ausschaltvorgang bei einem induktiven Wechselstromkreis<br />

[Bal-S.4.18 ]<br />

t


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 19<br />

3. Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen<br />

Neben den reinen Rohstoffkosten für Werkstoffe sind auch die Kosten des Herstellungsver-<br />

fahrens für die Gesamtkosten von Kontakten für Vakuumschalter zu beachten. Diese wieder-<br />

um sind abhängig von der Aufwendigkeit des Verfahrens.<br />

Dabei sollen hier vorab einige grundlegende Begriffe der Werkstoffkunde erläutert und ein<br />

Überblick über die Kosten der reinen Metalle, die zur Anwendung in den Kontaktwerkstoffen<br />

kommen, gegeben werden.<br />

3.1 Schmelztechnisch hergestellte Kontaktwerkstoffe<br />

Man unterscheidet bei den Werkstoffen, die auf dem Schmelzwege hergestellt sind, zwischen<br />

reinen Metallen und Legierungen.<br />

Reine Metalle sind kristallin aufgebaut. Das heißt die Atome sind im festen Zustand in regel-<br />

mäßigen sich wiederholenden Konfigurationen angeordnet. Dabei besteht ein metallischer<br />

Körper in der Regel aus einer Vielzahl von Kristalliten bzw. Kristallkörnern, die beim Abküh-<br />

len aus der Schmelze in einer zufälligen Lage entstehen. Die kleinste räumliche Einheit eines<br />

Kristalliten ist die Elementarzelle mit einer Kantenlänge (Gitterkonstante) von 10 -10 m. Die<br />

Elementarzellen können kubisch, hexagonal oder ähnlich aufgebaut sein und bilden durch den<br />

Einbau von „Mittelatomen“ raumzentrierte oder flächenzentrierte Gitter. Bezüglich der Git-<br />

terkonstante und des Gittertyps besitzt jedes Metall ein typisches Kristallgitter. Es sind im<br />

Realkristall in den Kristalliten stets Gitterfehler vorhanden (Leerstellen, Zwischengitteratome,<br />

Versetzungen, Fremdatome), die eine ganze Reihe von Eigenschaften der Metalle beeinflus-<br />

sen können. So verringern beispielsweise alle Störungen der Gitterperiodizität die Beweglich-<br />

keit der Elektronen und reduzieren somit die elektrische Leitfähigkeit. [Dör-S.4ff]<br />

Von den schmelztechnisch erzeugten Kristallen kommen für den Einsatz als elektrische Kon-<br />

takte vor allem die Edelmetalle Silber, Gold, Palladium, Platin und Kupfer zum Einsatz. Häu-<br />

fig sind die Eigenschaften reiner Metalle für Kontaktanwendungen nicht ausreichend. Das<br />

Kontaktverhalten kann jedoch durch Legierungsbildung günstig beeinflusst werden. Dabei<br />

wird das Eigenschaftsspektrum der Metalle stark verändert.


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 20<br />

Legierungen bestehen aus einem Gemisch von zwei oder mehreren Metallen. In Abhängigkeit<br />

vom Gefügeaufbau wird zwischen homogenen und heterogenen Legierungen unterschieden.<br />

Bei homogenen Legierungen sind die die Komponenten vollständig ineinander gelöst. Der<br />

Gittertyp des Grundmetalls bleibt erhalten, wobei ein Teil der Gitterplätze von den Atomen<br />

des Legierungspartners eingenommen wird. Diese Mischkristalle erscheinen im Gefügebild<br />

wie reine Metalle. Dabei müssen zur Bildung von Mischkristallen bestimmte Voraussetzun-<br />

gen hinsichtlich Kristallstruktur, Gitterkonstante und Wertigkeit erfüllt sein 12 . Besteht hinge-<br />

gen keine oder nur begrenzte Löslichkeit der Komponenten ineinander, so spricht man von<br />

heterogenen Legierungen. Diese kommen dadurch zustande, dass z.B. die Unterschiede der<br />

Gitterkonstanten der Legierungspartner zu groß, oder die Gittertypen verschieden sind.<br />

Durch Legierungsbildung lässt sich im Allgemeinen die Festigkeit des Grundmetalls steigern,<br />

während in der Regel die elektrische Leitfähigkeit bereits bei geringer Verunreinigung eines<br />

gut leitenden Metalls mit einem anderen Metall deutlich abnimmt. Jedoch ist die elektrische<br />

Leitfähigkeit abhängig von der Legierungszusammensetzung. Eine deutliche Leitfähigkeits-<br />

verringerung ergibt sich bei vollständiger Löslichkeit der Komponenten. Ist die gegenseitige<br />

Löslichkeit begrenzt, tritt im Bereich der Mischkristallbildung eine starke Konzentrationsab-<br />

hängigkeit der elektrischen Leitfähigkeit auf, während sich im Bereich der Mischungslücke<br />

(heterogene Legierung) die Leitfähigkeitsanteile beider Mischkristalle addieren.<br />

Durch den Übergang von reinen Metallen zu Legierungen werden nicht nur mechanische und<br />

physikalische Werkstoffeigenschaften, sondern je nach Legierungspartnern und Zusammen-<br />

setzung auch typische Kontakteigenschaften wie Kontaktwiderstand, Abbrand, Materialwan-<br />

derung und Schweißverhalten beeinflusst [Vin.-S.201f].<br />

Zu den schmelztechnisch hergestellten Kontaktwerkstoffen zählen Silber (Ag), Gold (Au),<br />

Palladium (Pd), Platin (Pt) und ihre jeweiligen Legierungen.<br />

3.2 Pulvermetallurgisch hergestellte Kontaktwerkstoffe<br />

Da die Anforderungen an Kontaktwerkstoffe in modernen Schaltanlagen, insbesondere der<br />

Energietechnik, hinsichtlich physikalischer, chemischer und technologischer Eigenschaften<br />

häufig von schmelztechnisch hergestellten Metallen und ihren Legierungen nicht mehr erfüllt<br />

12 zu näheren Erläuterung siehe Ruge J., Wohlfahrt H.: Technologie der Werkstoffe, Kapitel 4; [Rug]


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 21<br />

werden konnten, musste nach neuen Werkstoffen und den zu ihrer Herstellung erforderlichen<br />

Verfahren gesucht werden [Vin.-S.223].<br />

Die Pulvermetallurgie, die historisch gesehen ebenso alt ist wie die Schmelzmetallurgie, gab<br />

Impulse für neue Entwicklungen im Bereich der Kontaktwerkstoffe. Heute werden von den<br />

reinen Metallen nur die höchstschmelzenden, wie z.B. Wolfram oder Molybdän, nach pul-<br />

vermetallurgischen Verfahren hergestellt.<br />

Wesentlich breiter ist die Anwendung der Pulvermetallurgie heute bei der Herstellung von<br />

sogenannten Verbundwerkstoffen. Gerade auf dem Gebiet der Kontaktwerkstoffe wurde eine<br />

Vielzahl von Verbundwerkstoffen entwickelt, so dass eine große Auswahl von Verbundwerk-<br />

stoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften zur Verfügung steht [Vin.-S.223].<br />

Die Stoffgruppe der Verbundwerkstoffe weist ein Eigenschaftsspektrum auf, welches für<br />

Anwendungen in der Energietechnik besondere Vorteile bietet. Verbundwerkstoffe sind hete-<br />

rogene Werkstoffe aus zwei oder mehreren innig miteinander verbundenen Komponenten, bei<br />

denen mindestens die Komponente, aus der überwiegend das Volumen des Werkstücks be-<br />

steht, ein Metall ist. Dabei werden die Eigenschaften der Verbundwerkstoffe durch die Eigen-<br />

schaften ihrer Komponenten weitgehend unabhängig voneinander bestimmt. Wegen der meist<br />

völligen Unlöslichkeit der Komponenten im flüssigen wie im festen Zustand, kommen für die<br />

Herstellung der Verbundwerkstoffe überwiegend pulvermetallurgische Herstellungsverfahren<br />

in Betracht. Auf diesem Wege lassen sich auch Werkstoffe aus Komponenten herstellen, de-<br />

ren Schmelzpunkte weit auseinander liegen, wie beispielsweise Wolfram (TS = 3410°C) und<br />

Kupfer (TS = 1083°C).<br />

Bild 3.1 zeigt schematisch die pulvermetallurgische Herstellung von Verbundwerkstoffen,<br />

welche im Wesentlichen aus vier Verfahrensschritten besteht:<br />

� Herstellung und Vorbereitung der Pulver<br />

� Verdichtung und Formgebung (Pressen)<br />

� Sinterung<br />

� gegebenenfalls Nachverdichtung


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 22<br />

Bild 3.1: Pulvermetallurgische Herstellung von Verbundwerkstoffen (schematisch)<br />

[Vin.-S.229]<br />

Zuerst werden Metallpulver reiner Metalle oder auch Legierungen in Korngrößen kleiner<br />

0,6 mm benötigt. Da die Art der Metallpulverherstellung einen wesentlichen Einfluss auf die<br />

Eigenschaften des Pulvers hat, kommen verschiedene Verfahren zur Herstellung des Metall-<br />

pulvers zur Anwendung. Zu den gängigsten zählen mechanische Verfahren, chemische Re-<br />

duktionsverfahren oder auch elektrolytische Verfahren 13 . Die Verdichtung des Metallpulvers<br />

zu sogenannten Grünlingen erfolgt in Presswerkzeugen unter hohem Druck im Bereich zwi-<br />

schen 1 t/cm 2 und 10 t/cm². Daneben gibt es auch beispielsweise Vibrationsverfahren oder<br />

Schlickergießverfahren. Das Sintern besteht aus einer Wärmebehandlung nach der Verdich-<br />

tung der Pulverteilchen zu einem Presskörper (Grünling). Es wird je nach Art und chemischen<br />

Verhalten der Komponenten an Luft, unter Schutzgas oder im Vakuum durchgeführt. Mit der<br />

Sinterung werden makroskopisch Änderungen der Abmessungen des Sinterkörpers sowie<br />

Änderungen der physikalischen Eigenschaften verbunden. Die Temperatur des Sintervor-<br />

gangs kann dabei so gewählt werden, dass sie unterhalb oder oberhalb der Schmelztemperatur<br />

der niedrigstschmelzenden Komponente liegt Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass ein<br />

poröser Grünling aus der hochschmelzenden Komponente mit der schmelzflüssigen zweiten<br />

Komponente mit niedrigem Schmelzpunkt getränkt wird. Somit sind drei Varianten der Sinte-<br />

rung zu unterscheiden:<br />

� Sintern ohne flüssige Phase<br />

� Sintern mit flüssiger Phase<br />

� Tränkverfahren<br />

13 Zu Erläuterungen für Herstellungsverfahren siehe auch Ruge J., Wohlfahrt H.: Technologie der Werkstoffe,<br />

Kapitel 8 [Rug]<br />

Mischung,<br />

endgültige Zusammensetzung<br />

Sintern<br />

(TTS)<br />

Verbundwerkstoff<br />

Mischung,<br />

nicht endgültige Zusammensetzung<br />

Sintern,<br />

Skelett<br />

(T>TS)<br />

Tränken<br />

(T>TS)


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 23<br />

Beim Sintern ohne flüssige Phase nimmt die Dichte des Sinterkörpers bei nicht zu hoch ver-<br />

dichteten Pulvern oberhalb einer bestimmten Temperatur zu und erreicht nach einer gewissen<br />

Zeit einen vom Werkstoff, Pressdruck und Temperatur abhängigen Endwert. Allerdings wei-<br />

sen die nach diesem Verfahren hergestellten Sinterkörper noch zahlreiche Poren auf, da im<br />

Allgemeinen kein höherer Verdichtungsgrad als 90 % des theoretischen Dichtewertes erreicht<br />

werden kann. Eine weitere Steigerung der Dichte ist nur mit einem weiteren Pressvorgang,<br />

evtl. in Kombination mit einer nochmaligen Wärmebehandlung, erreichbar. In Fällen, in de-<br />

nen eine Formänderung möglich oder erwünscht ist, kann diese je nach Werkstoff durch<br />

Nachverdichten, Strangpressen, Warmwalzen oder Schmieden erfolgen.<br />

Bei der Variante des Sinterns mit flüssiger Phase wird vorausgesetzt, dass eine gewisse Lös-<br />

lichkeit der festen Komponente gegeben ist. Bei völliger Unlöslichkeit der Bestandteile wird<br />

dagegen keine Dichtsinterung erreicht. Der Volumenanteil der flüssigen Phase darf jedoch<br />

nicht zu groß sein, um die Formbeständigkeit im Verlauf des Sintervorgangs zu gewährleis-<br />

ten. Das Sintern mit flüssiger Phase hat gegenüber dem Sintern ohne flüssige Phase den Vor-<br />

teil, dass die Sinterung wegen der beschleunigten Diffusion im flüssigen Zustand wesentlich<br />

schneller abläuft und fast 100 % des theoretischen Dichtewerts erreicht.<br />

Beim Tränkverfahren erfolgt eine Verpressung und Vorsinterung der höher schmelzenden<br />

Komponente entweder allein oder nach Zumischen eines geringen Anteils der niedrigschmel-<br />

zenden Komponente. Im zweiten Arbeitsschritt wird dann der so erzeugte poröse Skelettkör-<br />

per, dessen Gewichtsanteil meist bei 80 % des Endprodukts liegt, mit der schmelzflüssigen<br />

zweiten Komponente infiltriert. Je nach Ausführungsart unterscheidet man dabei zwischen<br />

Auflage-, Unterlage- oder Tauchtränkung. Die Porenfüllung erfolgt bei allen drei Arten durch<br />

Kapillarwirkung. Auf diese Weise erhält man einen praktisch porenfreien Verbundwerkstoff.<br />

Da beim Tränkvorgang keine Schrumpfung erfolgt, hat sich dieses Verfahren zur Herstellung<br />

von Sinterkörpern von hoher Maßhaltigkeit besonders bewährt. [Vin.-S.228f]<br />

Zu den pulvermetallurgisch hergestellten Kontaktwerkstoffen, die zur Anwendung in Vaku-<br />

umschaltern kommen, zählen Verbundwerkstoffe des Typs WCu, WAg, WCAg oder MoCu,<br />

wenn sie einen niedrigen Gasgehalt aufweisen 14 sowie der am Häufigsten verwendete Kon-<br />

taktwerkstoff für Vakuumschalter CuCr.<br />

14 Weitere Erläuterungen zum Gasgehalt des Kontaktwerkstoffs finden sich in Abschnitt 4.1 und 4.2


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 24<br />

3.3 Kosten von reinen Metallen<br />

Neben den Herstellungskosten der Kontaktwerkstoffe spielen auch die Rohstoffkosten der<br />

einzelnen Metalle eine Rolle bei der Kostenbewertung der einzelnen Verbundwerkstoffe.<br />

Geht man davon aus, dass die Kontakte in der Schaltkammer des Vakuumschalters ähnliche<br />

Abmessungen (unabhängig vom verwendeten Kontaktwerkstoff) haben, ist es notwendig, die<br />

Dichte der verschieden Werkstoffe und die Preise der einzelnen reinen Metalle zu verglei-<br />

chen. In Tabelle 3.1 finden sich die am häufigsten in der Literatur (z.B. [Rei], [Hey], [Cza])<br />

erwähnten Kontaktwerkstoffe für Schaltkontakte in Vakuumschaltern und die verschiedenen<br />

Gewichtungen ihrer Bestandteile.<br />

Tabelle 3.1: Gewichtung von Metallen innerhalb der Kontaktwerkstoffe<br />

Kontaktwerkstoff Gewichtung<br />

Cu/Cr 75/25; 50/50; 33/67<br />

Cu/Cr/Zn 70/25/5; 65/24/11;<br />

Cu/Cr/Sb 74/25/1; 73/25/2; 68/24/8<br />

W/Cu 70/30<br />

W/Cu/Sb 69/30/1; 68/30/2<br />

W/Cu/Zn 70/26/4<br />

Mo/Cu 80/20<br />

Mo/Cu/Sb 79/20/1; 78/20/2<br />

WCAg 60/40<br />

Als wirtschaftlich interessante Alternative zu Werkstoffen aus Kupfer und Wolfram werden<br />

für den Einsatz in Leistungsschaltern bei mittleren Spannungen Kupfer-Eisen-Werkstoffe,<br />

gegebenenfalls mit Zusätzen von Mn, Ni, Mg oder Si vorgeschlagen [Sch2].<br />

Auch Kontaktwerkstoffe auf Kupfer-Stahl-Basis wären denkbar. Dabei weist Stahl ähnlich<br />

physikalische Eigenschaften wie Eisen auf.


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 25<br />

Tabelle 3.2 führt die Dichte der einzelnen verwendeten Metalle auf.<br />

Tabelle 3.2: Dichte von Rohstoffen<br />

Rohstoff Dichte (in kg/m 3 )<br />

Silber 10490<br />

Kupfer 8920...8960<br />

Wolfram 19270<br />

Chrom 7200<br />

Molybdän<br />

10280<br />

Zink 7130<br />

Antimon 6680<br />

Stahl 7850


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 26<br />

Tabelle 3.3 gibt eine Übersicht über die Preise der am häufigsten verwendeten Rohstoffe Sil-<br />

ber, Kupfer, Wolfram, Chrom und Molybdän, welche miteinander kombiniert als Verbund-<br />

werkstoffe für die Schaltkontakte von Vakuumschaltern zur Verwendung kommen. Häufig<br />

finden sich in den Verbundwerkstoffen auch Additive, die das Schaltverhalten verbessern<br />

sollen 15 . Dazu findet man in der Literatur (z.B. [Rei], [Hey]) häufig die Metalle Zink (Zn) und<br />

Antimon (Sb), die in größeren Masseanteilen (zwischen 1 % und 11 %) in Verbundwerkstof-<br />

fen vorhanden sind. Auch diese Preise finden sich in Tabelle 3.3.<br />

Tabelle 3.3: Preise von Rohstoffen (Quelle: CRYSTAL International Consult Ltd.)<br />

Rohstoff Kurs 16 Einheit Datum<br />

Silber min. 99.9 % 276,84 € je kg 17 09.09.2008<br />

Kupfer min. 99.99 % 8,06 € je kg 09.09.2008<br />

Wolfram 18 min. 99,5% 31,16 € je kg 09.09.2008<br />

Chrom 18 min. 99,5% 21,85 € je kg 09.09.2008<br />

Molybdän 18 min. 99,9 %<br />

66,11 € je kg 09.09.2008<br />

Zink min. 99,99 % 1,44 € je kg 09.09.2008<br />

Antimon 12,54 € je kg 09.09.2008<br />

Stahl 19 0.42 € je kg 16.09.2008<br />

Es ist aus Tabelle 3.2 ersichtlich, dass zur Herstellung eines Kontaktstückes einer bestimmten<br />

Größe, verschiedene Mengen des jeweiligen Kontaktwerkstoffes benötigt werden. Wird bei-<br />

spielsweise bei der Herstellung eines Kontaktstückes (aus reinem Metall) Wolfram statt Kup-<br />

fer verwendet, so muss, aufgrund der höheren Dichte von Wolfram, mehr als die doppelte<br />

Menge Wolfram benutzt werden. In Verbindung mit den Beschaffungskosten eines Werkstof-<br />

fes kann dies zu erheblichen Preisunterschieden zwischen den einzelnen benutzten Kontakt-<br />

werstoffen führen. Deshalb ist es in diesem Zusammenhang sinnvoll, die volumenbezogenen<br />

Rohstoffpreise zu betrachten, welche sich direkt aus den Tabellen 3.2 und 3.3 ergeben:<br />

15 Siehe dazu Kapitel 4<br />

16 Zum Wechselkurs vom 10.09.2008: 1 USD entspricht 0,7078 €<br />

17 Der Preis für Silber wird an der Börse pro Feinunze angegeben und beträgt 11,11 USD je Feinunze. Eine Feinunze<br />

ist nach heutiger Definition exakt 31,1034768 g.<br />

18 Wolfram, Molybdän und Chrom werden nicht an Rohstoffbörsen gehandelt. Ihr Preis ist Verhandlungssache<br />

der Handelspartner. Beim Unternehmen CRYSTAL International Consult Ltd. (http://www.crystalconsult.com/front_content.php?idart=600)<br />

finden sich Angaben zu Rohstoffpreisen.<br />

19 Der Preis von Stahl stammt von der London Metal Exchange.


3 Herstellungsverfahren von Kontaktwerkstoffen Seite 27<br />

Tabelle 3.4:Volumenbezogene Preise von Rohstoffen<br />

Rohstoff €/kg €/m 3<br />

Silber 276,84 2904051,60<br />

Kupfer 8,06 71895,20<br />

Wolfram 31,16 600453,20<br />

Chrom 21,85 157320,00<br />

Molybdän<br />

66,11 679610,80<br />

Zink 1,44 10267,20<br />

Antimon 12,54 83767,20<br />

Stahl 0.42 7850,00<br />

Man erkennt, dass die Verwendung von Stahl zu erheblichen Kosteneinsparungen führen<br />

könnte. Allerdings ist das Verhalten von Kontakten für Vakuumschalter auf Kupfer-Stahl-<br />

Basis bis jetzt noch nicht ausreichend untersucht worden.<br />

Die Preise der Rohstoffe sind einer hohen Volatilität unterworfen. Eine exakte Planung der<br />

Rohstoffkosten, bei bestehendem Produktionsplan, ist nur mit vorheriger Fixierung der Preise<br />

zwischen Verkäufer und Käufer der Rohstoffe möglich. Die Bilder A1 bis A5 im Anhang A<br />

zeigen die Schwankungen der Preise von Silber (Ag), Kupfer (Cu), Wolfram (W), Chrom (Cr)<br />

und Molybdän (Mo) im Jahr 2008.<br />

Es zeigt sich, dass die Werkstoffkombination CuCr, aus Sicht der Rohstoffkosten, die güns-<br />

tigste der gängigsten Verbundwerkstoffe, die für Schaltkontakte des Vakuumschalters ver-<br />

wendet werden, ist. Eine Alternative aus Sicht der Materialkosten wären sicherlich Verbund-<br />

werkstoffe mit Eisen- bzw. Stahlanteilen. Als kostengünstiges Additiv zur Verbesserung der<br />

Schaltleistung (siehe Kapitel 4 und 5) bietet sich Zink an. Von Interesse wären also die<br />

Schalteigenschaften dieser kostengünstigen Werkstoffe. Auf die Eigenschaften alternativer<br />

Werkstoffe im Vergleich zu den bisher gängigen Kontaktwerkstoffen für Vakuumschalter<br />

wird im Kapitel 6 eingegangen.


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 28<br />

4. Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter<br />

Bei der Trennung der Kontakte eines Vakuumschalters wird zur Aufrecherhaltung des Strom-<br />

flusses durch Aufheizung in den Fußpunkten des Vakuumbogens Metalldampf und in dessen<br />

Folge Plasma erzeugt. Daher kommt dem verwendeten Kontaktmaterial eine besondere Be-<br />

deutung zu. [Hub-S.31]<br />

4.1 Bedeutung der Kontaktwerkstoffe<br />

Da in einem Vakuumschalter das ionisierbare Medium fehlt, wird das benötigte Plasma zur<br />

Aufrechterhaltung des Vakuumbogens, der bei Trennung der Kontakte entsteht, in den Bo-<br />

genfußpunkten erzeugt. Die Wiederverfestigung der Schaltstrecke wird nicht nur durch das<br />

Abklingen dieses Metalldampfplasmas, sondern auch von der Oberflächenbeschaffung der<br />

Elektroden bestimmt. Verhalten und Eigenschaften des Vakuumbogens hängen deshalb stark<br />

vom Kontaktmaterial ab. Daher ist die Bedeutung der Wahl des Kontaktwerkstoffes für die<br />

Schalteigenschaften entsprechend hoch [Hey-S.27]. Vom Kontaktwerkstoff werden unter-<br />

schiedliche physikalische Eigenschaften gefordert, die sich teilweise widersprechen. Tabelle<br />

4.1 zeigt Möglichkeiten zur Optimierung des Kontaktmaterials über die Eigenschaften des<br />

Werkstoffs [Lip-S.99].<br />

Tabelle 4.1: Möglichkeiten zur Optimierung des Kontaktmaterials über Werkstoffeigenschaften [Lip-S.100]<br />

Kontakt-Eigenschaften Verknüpfung Material-Eigenschaften<br />

dielektrische Festigkeit<br />

Ausschaltvermögen und dielektrische<br />

Wiederverfestigung<br />

Lebensdauer und<br />

Abbrandfestigkeit<br />

Dauerstromfestigkeit<br />

Gashaushalt:<br />

Restgas, Getteraktivität<br />

Schmelzpunktlimit: Begrenzung der<br />

Elektronenemission<br />

ebene Kontaktflächen ohne Spitzen,<br />

Krater und Risse<br />

elektrische und thermische<br />

Leitfähigkeit<br />

Abreißstrom Metalldampfabgabe<br />

Verschweißsicherheit Gefügequalität<br />

Dabei müssen die Kontakte in Vakuumschaltern sowohl den üblichen Anforderungen an Kon-<br />

taktwerkstoffe der Energietechnik, wie hohe Abbrandfestigkeit, hohe Verschweißresistenz,


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 29<br />

niedriger Kontaktwiderstand, genügen, als auch Eigenschaften aufweisen, die spezifisch für<br />

das Schalten im Vakuum sind. Dazu gehören die geringe Gasfreisetzung unter Lichtbogen-<br />

einwirkung, gutes Löschvermögen sowie der in einigen Anwendungsfällen niedrige Abreiß-<br />

strom. Die Erfüllung dieser speziellen Anforderungen an Kontakte für Vakuumschalter stellt<br />

eine sehr komplexe Optimierungsaufgabe für die Entwicklung von Kontaktwerkstoffen dar<br />

[Vin-S.258f]. Der technische Durchbruch von Vakuumschützen und Vakuumschaltern wurde<br />

erst durch die Verwendung von zweikomponentigen Verbundwerkstoffen erreicht. Dabei<br />

handelt es sich vor allem um Verbundwerkstoffe wie WCu und CuCr. Grund dafür ist die<br />

geringe gegenseitige Löslichkeit, so dass sie im Kontaktwerkstoff nahezu unlegiert nebenein-<br />

ander vorliegen. Unerwünscht große Schmelzlegierungsbereiche durch die Einwirkung des<br />

Lichtbogens werden dadurch verhindert. Des Weiteren sollen durch die Kombination zweier<br />

Werkstoffe die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften zweier Stoffe so miteinander<br />

kombiniert werden, dass die Eigenschaften des Kontaktwerkstoffs optimiert werden [Lip-<br />

S.113].<br />

Von besonderer Bedeutung sind dabei das Ausschaltvermögen des Schalters und die dielektri-<br />

sche Wiederverfestigung der Schaltstrecke. Auf den Abreißstrom soll, auf Grund des Themas<br />

der vorliegenden Arbeit, in einem eigenen Kapitel (Kapitel 5) eingegangen werden.<br />

4.2 Ausschaltvermögen und dielektrische Wiederverfestigung<br />

Vakuum-Leistungsschalter weisen hervorragende Löscheigenschaften im Hochstrombereich<br />

auf. Da der Kontaktabbrand gering ist, sind einige zehn und mehr Ausschaltungen mit Nenn-<br />

Kurzschlussstrom möglich [Neu-S.108].<br />

Die thermischen Eigenschaften des Werkstoffes sind unmittelbar mit dem Ausschaltvermögen<br />

verbunden. Browne [Bro] gibt in seiner Arbeit mit dem Faktor k unmittelbar das Löschver-<br />

mögen eines Kontaktmaterials wieder:<br />

k = λ ⋅ ρ ⋅ c<br />

ϑ m (4.1)<br />

mit ϑ m Schmelztemperatur (°K)<br />

λ thermische Leitfähigkeit (W·m -1 ·K -1 )<br />

ρ spezifische Dichte (kg·m -3 )<br />

c spezifische Wärme (W·s·kg -1 ·K -1 )


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 30<br />

Je größer k aus (4.1) ist, desto größer ist der Strom, der mit Sicherheit unterbrochen werden<br />

kann. Somit sind für ein hohes Stromausschaltvermögen die folgenden Werkstoffeigenschaf-<br />

ten erwünscht:<br />

� hoher Schmelzpunkt ϑ m<br />

� hohe thermische Leitfähigkeit λ<br />

� hohe Dichte ρ<br />

� hohe spezifische Wärme c<br />

Unabdingbare Vorraussetzung für die sichere Funktion des Vakuumschalters ist, dass in der<br />

Schaltkammer zu jeder Zeit ein ausreichend niedriger Druck (< 10 -4 mbar) gegeben ist und<br />

dieser während der gesamten Lebensdauer des Schalters nicht überschritten wird. Daher soll-<br />

ten unter Einwirkung des Schaltlichtbogens keine merklichen Mengen Gas aus dem aufge-<br />

schmolzenen Kontaktwerkstoff freigesetzt werden, beziehungsweise sollten freigesetzte Gase<br />

umgehend gegettert, d.h. gebunden werden. Daraus folgt zum einen die Forderung nach gas-<br />

armen Werkstoffen, zum anderen sollten die Kontaktwerkstoffe eine hohe Getteraktivität<br />

aufweisen [Vin-S.259]. Darunter versteht man, dass die durch den Schaltvorgang frisch ge-<br />

schaffenen Metalloberflächen freigesetzte Gase binden. Die Getteraktivität hängt von der Zu-<br />

sammensetzung des Werkstoffs ab und wirkt sich bei getteraktiven Zusätzen günstig auf den<br />

zulässigen Gashaushalt aus. So darf beispielsweise beim getteraktiven Element Chrom, als<br />

Bestandteil des Kontaktwerkstoffs CuCr, der zulässige Gasgehalt 100-mal höher sein als bei<br />

dem Werkstoff WCu. Für die Verwendung als Kontaktwerkstoff im Vakuumleistungsschalter<br />

sollte ein Gasgehalt von einigen 100 Gewichts-ppm nicht überschritten werden [Lip-S.109].<br />

Um der Anodenfleckbildung vorzubeugen, müssen sowohl die Wärmeleitfähigkeit λ als auch<br />

die Siedetemperatur ϑS möglichst groß sein. Der Anodenfleckbildung kann auch durch ein<br />

geeignetes Axialmagnetfeld 20 begegnet werden. Diese Forderung nach großem λ und ϑS ist<br />

somit zu vernachlässigen und durch die Begrenzung der Höhe des Schmelzpunkts zu ersetzen.<br />

Des Weiteren muss der aufgeheizte Bereich der Anode so weit abkühlen, dass die Elektronen-<br />

emission nach Kommutierung der Spannung von der neuen Anode ausgeschlossen ist.<br />

20 Weitere Erläuterungen zu den Kontaktformen siehe Lippmann H.-J.: Schalten im Vakuum, S. 69-87


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 31<br />

Das Ausschaltvermögen des Vakuumschalters wird auch dadurch positiv beeinflusst, indem<br />

die Kontaktflächen frei von Kratern, Spitzen, Rissen und Flittern sind.<br />

Eine hohe Beweglichkeit der Metallionen des Plasmas (durch ihre Atom- bzw. Molekülmas-<br />

se), erleichtert die dielektrische Wiederverfestigung der Schaltstrecke. Die Ionen sollen nach<br />

dem Nulldurchgang schnell aus dem Schaltspalt herausdiffundieren können. [Lip-S.100]<br />

Zunächst wird das Löschverhalten bei stromstarken Bögen im Vakuumschalter bei Netzfre-<br />

quenz betrachtet. Bild 4.1 zeigt die typischen Verläufe des Nachstromes in den Mikrosekun-<br />

den nach Löschung des netzfrequenten Stromes.<br />

Bild 4.1: Nachstrom nach Löschung des netzfrequenten Kurzschlussstromes im<br />

Vakuumschalter [Neu-S.108]<br />

Dieser Nachstrom fließt an der Schaltstrecke unter dem Einfluss der wiederkehrenden Ein-<br />

schwingspannung. Der Strom wird verursacht durch die Bildung einer Raumladungsschicht,<br />

aus der zum Stromnullzeitpunkt vorhandenen Restionisierung. Es geht aus der Abbildung<br />

hervor, dass bei Strömen bis 20 kA der Nachstrom abklingt und eine Löschung erfolgt. Ist der<br />

Strom höher, treten Versager direkt aus dem Nachstrom heraus auf. Neben diesen Versagern<br />

aus der Nachstromphase heraus im ansteigenden Ast der Einschwingspannung werden auch<br />

Wiederzündungen nach Abklingen des Nachstromes, aber noch am ansteigenden Ast der Ein-<br />

schwingspannung beobachtet. Zusätzlich kommt es auch zu Wieder- und Rückzündungen<br />

nach dem ersten Maximum der Einschwingspannung in einem Zeitraum von wenigen 10 µs


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 32<br />

bis zu mehreren 10 ms. Dies zeigt, dass die dielektrische Wiederverfestigung der Schaltstre-<br />

cke eine gewisse Zeit benötigt. Feste oder flüssige Partikel können in die Schaltstrecke wan-<br />

dern und dann den Durchschlag einleiten [Neu-S.108f].<br />

Da die dargestellten Versagensmuster stark werkstoffabhängig sind, ist es sinnvoll, die ver-<br />

schiedenen Kontaktwerkstoffe, welche in Vakuumschaltern eingesetzt werden zu verglei-<br />

chen. Bild 4.2 zeigt eine Messung, die von S. Temborius im Jahr 1999 an der TU Braun-<br />

schweig durchgeführt wurde. Die Messreihe besteht aus 25 Ausschaltungen bei 4 kAeff und<br />

anschließend 10 Ausschaltungen bei 4,5 bis 7 kAeff in 500 A Schritten. Die Ausschaltungen<br />

wurden ausschließlich bei positiver Strompolarität vorgenommen (Festkontakt ist Nachstrom-<br />

kathode).<br />

Bild 4.2: Darstellung der Löschhäufigkeit als Funktion der Prüfstromstärke<br />

für verschiedene Kontaktmaterialien [Tem-S.6]<br />

Es zeigt sich, dass der CrCu-Werkstoff hervorragende Schalteigenschaften besitzt und für alle<br />

Prüfströme eine Löschhäufigkeit von 100% aufweist. Der Kontaktwerkstoff MoCu steht die-<br />

ser Schaltleistung nur geringfügig nach. Auch WCu verfügt bis ca. 6 kA über ein ähnlich gu-<br />

tes Löscheigenschaften wie der MoCu-Werkstoff, dann fallen die Werte aber stark ab. Bei<br />

WCAg 60/40 verschlechtert sich das Löschvermögen bereits bei 5 kA. Bei Prüfströmen von<br />

mehr als 5,5 kA liegen die Werte für die Löschhäufigkeit bei 50 % und tiefer.


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 33<br />

Ähnliche Ergebnisse liefert die von Heyn 1990 durchgeführte Messreihe, dargestellt in Bild<br />

4.3.<br />

Bild 4.3: Löschverhalten (Löschhäufigkeit) verschiedener Werkstoff-<br />

kombinationen [Neu-S.109]<br />

Auch bei dieser Modellkontaktanordnung ist eine deutliche Materialabhängigkeit zu erken-<br />

nen. CuCr 75/25 zeigt wiederum 100% Löschhäufigkeit im untersuchten Bereich. Dagegen<br />

weist die Werkstoffkombination CuCr 33/67 eine hohe Versagensrate auf. Metallografische<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich bei dieser Variante beim Schalten scharfkantige<br />

Risse und Hohlräume unterhalb der Schaltfläche ergeben, die einerseits die Feldemission be-<br />

günstigen, auf der anderen Seite die rasche Abkühlung der Elektroden behindern. Das<br />

schlechte Löschvermögen von WCu lässt sich auf Wolfram-Agglomerate zurückführen, die<br />

sich bei wiederholter Lichtbogenbeanspruchung infolge der Verdampfung der Kupferkompo-<br />

nente auf der Kontaktfläche bilden und zu Thermoemission führen. Je geringer der Kupferan-<br />

teil ist, desto eher kommt dieser Effekt zum Tragen. Die sehr niedrige Austrittsarbeit und Io-<br />

nisierungsspannung von Lithium (Li) und dessen Oxid begünstigt frühe Wiederzündungen bei<br />

niedrigen Werten der Einschwingspannung [Vin-S.452f]. Die Beimengung der chop-<br />

pingstrom-senkenden Elemente Antimon (Sb) und Zink (Zn) hat einen Einfluss auf die<br />

Schaltleistung. Die Löschhäufigkeit wird geringfügig herabgesetzt.


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 34<br />

Bild 4.4 gibt einen Überblick der von Temborius durchgeführten Messreihe über die Lösch-<br />

häufigkeit von WCu und WCuSb.<br />

Bild 4.4: Darstellung der Löschhäufigkeit als Funktion der Prüfstromstärke<br />

von WCu und WCuSb [Tem-S.6]<br />

Es ist zu erkennen, dass das Löschvermögen bei WCu 80/20 bis 6,5 kA geringfügig positiv<br />

beeinflusst wird. Bei einem Prüfstrom von 7 kA fällt das Löschvermögen von WCu 80/20<br />

unter das von WCu 70/30. Die Ursache ist wiederum die Verdampfung der Cu-Komponente<br />

infolge wiederholter Lichtbogenbeanspruchung. Die Beimischung von Antimon (Sb) zum<br />

WCu hat einen erheblichen Einfluss auf die Schaltleistung. Schon bei niedrigen Prüfströmen<br />

wird die Löschhäufigkeit stark herabgesetzt. Bereits ab einer Höhe des Prüfstromes von 6,5<br />

kA versagt jeder Löschversuch [Tem-S.6].<br />

Einen großen Einfluss auf die Wiederverfestigung der Schaltstrecke hat die zeitliche Abnah-<br />

me der Metalldampfkonzentration nach dem Stromnulldurchgang. Wie in Abschnitt 2.1.3<br />

erläutert, brennt der Vakuum-Lichtbogen in dem vom Bogen aus den Elektroden freigesetzten<br />

Metalldampf. Zusätzlich ist die Spannungsfestigkeit stark abhängig von der vorhergehenden<br />

Strombelastung. Bei Strömen ≤ 1 kA, bei denen der Lichtbogen im diffusen Zustand brennt,<br />

erfolgt eine Wiederverfestigung der Schaltstrecke äußerst schnell. Grund dafür ist die geringe<br />

Metalldampfdichte, die im diffusen Bogen existiert. Handelt es sich dagegen um einen kont-<br />

rahierten Bogen, der von höheren Strömen hervorgerufen wird, vollzieht sich der Anstieg der<br />

Spannungsfestigkeit in der Schaltstrecke wesentlich langsamer. Ursachen hierfür sind der<br />

verzögerte Ladungsträgerabbau, die relativ hohe Metalldampfdichte, Metalldampftröpfchen


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 35<br />

auf den Kontaktoberflächen sowie wenig abgekühlte Metalloberflächen. Dabei ist die wich-<br />

tigste Größe, welche die Spannungsfestigkeit während der ersten Phase der Wiederverfesti-<br />

gung bestimmt, die Metalldampfdichte. Die Wiederverfestigung einer Vakuum-Schaltstrecke<br />

in Abhängigkeit der Metalldampfdichte ist in Bild 4.5 zu sehen. Dort wird die Kupferdampf-<br />

konzentration in der Schaltstrecke vor und nach dem Nulldurchgang bei einem 500-A-<br />

Lichbogen gezeigt. Wie man sieht fällt die Dampfdichte nach dem Nulldurchgang rasch ab.<br />

Im vorliegenden Fall liegt der Wert unterhalb der für einen Durchschlag kritischen Größen-<br />

ordnung von ca. 10 17 m -3 .<br />

Bild 4.5: Wiederverfestigung der Vakuum-Schaltstrecke in<br />

Abhängigkeit der Metalldampfdichte [Neu-S.75]<br />

Im weiteren Verlauf der Wiederverfestigung der Schaltstrecke ist auch der Temperaturabfall<br />

an den Kontakten, der das Abdampfen von Metall an den Kontaktflächen beeinflusst, von<br />

Bedeutung. Ein rascher Temperaturabfall nach der Stromlöschung trägt zu einer schnellen<br />

Wiederverfestigung bei.<br />

Auch die Metalltröpfchen als Quellen für Metalldampf sind zu berücksichtigen. Große Me-<br />

talltröpfchen benötigen vergleichsweise lange um sich abzukühlen (Bild 4.6).


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 36<br />

Bild 4.6: Wiederverfestigung der Vakuumschaltstrecke in Abhängigkeit von der<br />

Abkühlung der Kupfer-Metalltröpfchen [Neu-S.76]<br />

Die Wahl des Kontaktwerkstoffs für einen Vakuumschalter ist also auch für die Löschung des<br />

Lichtbogens in mehrfacher Weise von Bedeutung.<br />

4.3 Vakuumschütze<br />

In diesem Abschnitt soll darauf eingegangen werden, was die Anforderungen an Werkstoffe<br />

für Vakuumschütze, wie etwa WCu, von den Anforderungen an Werkstoffe für Vakuum-<br />

schalter unterscheidet. Die Behandlung des Choppingstromverhalten von Vakuumschützen<br />

findet sich in Abschnitt 5.3.<br />

4.3.1 Definitionen<br />

Im Mittelspannungsbereich werden Vakuumschalter als Schütze und Leistungsschalter einge-<br />

setzt. Dabei eignen sich Schütze besonders vorteilhaft zum Schalten von Wechselstrom-<br />

verbrauchern, wenn hohe Schaltzahlen erforderlich sind. Vorzugsweise finden sie Anwen-<br />

dung für das Schalten von Drehstrommotoren bei Nennstrom, aber auch beim Anlauf mit<br />

mehrfachem Nennstrom. Im Gegensatz hierzu sind Leistungsschalter Sicherheitsschalter, die<br />

neben Schaltungen bei Nennstrom vor allem bei Kurzschluss den mit einem Fehler behafteten<br />

Stromkreis vom Netz trennen müssen.


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 37<br />

Ebenso wie Leistungsschalter werden Schütze nach dem verwendeten Löschgas bezeichnet.<br />

Bei einem Luftschütz wird der Lichtbogen in Luft gelöscht, beim Vakuumschütz zwischen<br />

den Kontakten der Schaltröhren im Vakuum. Dabei ist zum Öffnen und Schließen der Kon-<br />

takte, auf Grund des kleinen Kontakthubs, nur eine geringe Antriebsenergie erforderlich. Die-<br />

se wird von Magnet-Antrieben aufgebracht. Ein Vakuumschütz ist als dreiphasiger Schalter<br />

aufgebaut, wobei jedem Leiter als Polsäule ein Vakuumschaltrohr zugeordnet ist. Die drei<br />

Schaltröhren werden beim Schalten des Schützes vom gemeinsamen Magnet-Antrieb auf<br />

Kontakthub geöffnet und geschlossen. Bild 4.7 zeigt einen Vakuumschütz der Firma Siemens.<br />

Bild 4.7: Vakuumschütz der Firma Siemens [Sie1]<br />

Da der Kontakthub von Vakuumschützen nur wenige Millimeter beträgt, und die beim<br />

Schaltvorgang bewegten Massen klein und die Einschaltgeschwindigkeit niedrig ist, schalten<br />

sie prellfrei und leise. Der mechanische Verschleiß ist so gering, dass eine mechanische Le-<br />

bensdauer von 5·10 6 Schaltspielen ohne Zusatzaufwand erreicht werden kann. Der erforderli-<br />

che Wartungsaufwand ist durch die Wahl geeigneter Schmierstoffe nur gering. Die elektrische<br />

Lebensdauer wiederum ist abhängig von der Größe der geschalteten Stromsumme, die das<br />

Abbrandverhalten der Schaltröhren bestimmt. Im Bereich eines Bemessungsstroms bis zu<br />

einigen 100 A wird eine elektrische Lebensdauer von 10 6 Schaltspielen erreicht.<br />

Vorteil der Vakuumschütze ist neben der kompakten Bauweise, der hohen mechanischen und<br />

elektrischen Lebensdauer die hermetische Kapselung. Sie können deshalb in explosiver und<br />

aggressiver Atmosphäre eingesetzt werden. Vakuumschütze arbeiten zuverlässig und verhal-


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 38<br />

ten sich aufgrund der Technologie und Konstruktion ausgesprochen wartungsfreundlich [Lip-<br />

S.141ff].<br />

4.3.2 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschütze<br />

Kontaktmaterialien, die für Vakuumschütze in Frage kommen, müssen vielfältigen, zum Teil<br />

widersprüchlichen Eigenschaften gerecht werden. Im Vordergrund steht hierbei eine hohe<br />

Ausschaltleistung. Gleichzeitig wird ein niedriger Abreißstrom und gutes Abbrandverhalten<br />

gefordert. Zusätzlich müssen die Werkstoffe eine gute thermische und elektrische Leitfähig-<br />

keit aufweisen [TUB-S.18]. Des Weiteren werden eine geringe Schweißneigung (auch bei<br />

hohen Kurzschlussströmen) und ein niedriger Fremdgasgehalt zur Aufrechterhaltung des<br />

notwendigen Schaltvermögens gefordert. Dabei hat sich gezeigt, dass Verbundwerkstoffe auf<br />

Wolfram-Kupfer-Basis diese Bedingungen am besten erfüllen. Im Gegensatz zu elementaren<br />

Metallen, wie z.B. Kupfer und seinen Legierungen, zeichnen sich diese Verbundwerkstoffe<br />

mit einem Gerüst aus hochschmelzenden Metall durch ein besonders günstiges Abbrandver-<br />

halten aus. Das gilt sowohl für den Einschalt- als auch für den Ausschaltvorgang [Lip.-S.101].<br />

Das Verschweißen der Kontakte kann beim Vakuumschütz zu einer unerwünschten Betriebs-<br />

störung führen. Dabei sind für das Schweißverhalten von Kontakten im Vakuum die beiden<br />

Eigenschaften Schweißneigung und Schweißkraft wichtig. Unter Schweißneigung versteht<br />

man die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Kontaktverschweißung unter dem Einfluss<br />

von Stromamplitude und Kontaktdruck. Die Schweißkraft muss nach dem Verschweißen der<br />

Kontakte aufgebracht werden, um die Kontakte wieder zu öffnen. Im Vakuum neigen reine<br />

Metalle wegen des Fehlens jeglicher Oxid- und Fremdschichten zum Verschweißen auf den<br />

Oberflächen der Kontakte. In Verbundwerkstoffen, die aus Metallen unterschiedlicher<br />

Schmelzpunkte bestehen, wird diese Neigung stark verringert. Bekannt für ihre guten Anti-<br />

schweißeigenschaften sind die hochschmelzenden Metalle Wolfram und Molybdän. Die Re-<br />

sistenz gegen das Verschweißen dürfte auf die hohe Sprödigkeit dieser beiden Werkstoffe<br />

zurückzuführen sein, da es bei Temperaturbelastung der Oberfläche zu Rissbildungen kommt.<br />

So sorgt z.B. beim Kontaktwerkstoff WCu 90/10 die feine Verteilung des Kupfers im Wolf-<br />

ram dafür, dass sich keine Schweißbrücken ausbilden können. Hier konnten die maximalen<br />

Schweißkräfte bei Kurzschlussströmen bis 20 kA auf Werte unter 200 N gesenkt werden.<br />

Diese geringen Verschweißungen lassen sich mit Antrieben relativ kleiner Leistungen aufrei-<br />

ßen. Für WCu 90/10wurde im Einschaltstrombereich bis 2,2 kA überhaupt keine Schweiß-


4 Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter Seite 39<br />

kraft festgestellt. Ein hohes Schaltvermögen wird mit glatten Kontaktoberflächen und einem<br />

geringen Restgasgehalt des Kontaktwerkstoffs erreicht. Auch bei thermischer Erosion durch<br />

den Schaltlichtbogen sollte die Kontaktoberfläche glatt bleiben. Ein Anstieg des Innendrucks<br />

auf unzulässig hohe Werte und damit ein Durchzünden der Schaltstrecke wird durch den ge-<br />

ringen Fremdgasgehalt verhindert. Dabei ist beim Kontaktwerkstoff WCu ein Restgasgehalt<br />

von etwa 5 Gewichts-ppm ausreichend. Der Restgasgehalt hängt aber auch entscheidend von<br />

der Getteraktivität der Werkstoffkombination ab [Lip-S.103f].


5 Stromabriss Seite 40<br />

5. Stromabriss<br />

Beim Ausschalten kleiner Stromstärken (einige 100 A) können Instabilitäten zu einem vorzei-<br />

tigen Abriss des Vakuumbogens vor dem natürlichen Stromnullwerden führen. Der Übergang<br />

von Augenblickswerten des Bogenstromes zum Wert Null zusammen mit den daraus resultie-<br />

renden Überspannungen an vorhandenen Kreisinduktivitäten wird durch das Stromabrissver-<br />

halten (auch Choppingverhalten) gekennzeichnet. [Rei-S.50]<br />

5.1 Allgemeine Betrachtungen<br />

Beim Ausschalten kleiner Ströme kommt es durch Ladungsträgerverarmung zum vorzeitigen<br />

Stromabriss. Das Erlöschen des Vakuumbogens erfolgt vor dem Stromnullwerden des<br />

netzfrequenten Stroms [Cza-S.10]. In induktivitätsbehafteten Lastkreisen kann dieser auch als<br />

„Chopping“ bezeichnete Abriss zu unzulässig hohen Überspannungen führen [Vin-S.453].<br />

Aus der Energiebetrachtung des elektrischen Kreises (vgl. Bild 2.6) folgt, dass die in der In-<br />

duktivität gespeicherte Energie WL (in Abschnitt 2.2 auch Wm genannt) dem Energiegehalt WC<br />

der Kapazität im Bogenabriss entsprechen muss:<br />

1 2 1 2<br />

W L = LICh<br />

; W C = CÛ1<br />

(5.1)<br />

2<br />

2<br />

WL, WC Energiegehalt der Induktivität, Kapazität<br />

L, C Induktivität, Kapazität<br />

ICh Abreißstromwert<br />

Û1 erster Scheitelwert der transienten Überspannung<br />

Unter der Vernachlässigung sämtlicher Verluste ergibt sich also mit WL=WC als Abschätzung<br />

für den ersten Scheitelwert der transienten Überspannung:<br />

L<br />

Û1 = ICh<br />

= ICh<br />

⋅ Z0<br />

(5.2)<br />

C


5 Stromabriss Seite 41<br />

Der erste Scheitelwert der Einschwingspannung ist also nur abhängig von den Kreisdaten und<br />

der Abreißstromstärke. Der Einfluss der noch in Gleichung (2.7) aufgeführten Spannung u0 ist<br />

unter Berücksichtigung der Größenverhältnisse nur gering [Rei-S.52]. Umso wichtiger ist also<br />

die Beachtung des Abreißstroms zum Schutz der angeschlossenen Betriebsmittel vor transien-<br />

ten Überspannungen.<br />

Wenn die Leistungszufuhr in den Fußpunkt eines Vakuumbogens einen bestimmten Wert<br />

unterschreitet, wird die Erzeugung von Ladungsträgern unterbrochen. Beim Schalten kleiner<br />

Ströme kann dabei der Strom abreißen, bevor der Wechselstrom seinen natürlichen Null-<br />

durchgang erreicht hat [Vin-S.453]. Als Abreißstrom ich wird der Augenblickswert des abrei-<br />

ßenden Stroms definiert [Lip-S.109]. Bild 5.1 zeigt das typische Oszillogramm eines Strom-<br />

abrisses und den daraus resultierenden Spannungsverlauf. Man erkennt, dass bereits vor dem<br />

endgültigen Abriss Instabilitäten des Bogenstroms auftreten, die daher rühren, dass ein Ka-<br />

thodenfußpunkt aus mehreren Mikrofußpunkten besteht [Vin-S.453] Auf dem Oszillogramm<br />

des netzfrequenten Stromes erscheint eine hochfrequente Schwingung mit steigender Ampli-<br />

tude. Diese wird angestoßen durch die fallende Kennlinie des Metalldampf-Lichtbogens bei<br />

kleinen Strömen.<br />

Bild 5.1: Typisches Oszillogramm eines Stromabrisses [Rei-Anhang]


5 Stromabriss Seite 42<br />

Den prinzipiellen Verlauf des Einschwingvorgangs beim Chopping-Phänomen verdeutlicht<br />

Bild 5.2. Dabei ist der Abreißstrom zum einen abhängig von den Materialeigenschaften des<br />

Kontaktwerkstoffs. Der Abreißvorgang wird von einer dem abzuschaltenden Strom überlager-<br />

ten Hochfrequenz-Schwingung ausgelöst und hängt dabei vom Produkt der Siedetemperatur<br />

ϑS und der Wärmleitfähigkeit λ des jeweiligen Kontaktwerkstoffs ab [Lip-S.109].<br />

I I<br />

0 π/4 π/2<br />

Bild 5.2: Hochfrequenter Einschwingvorgang beim Chopping-Phänomen [Lip-S.46]<br />

Außerdem steht der Choppingstrom in Verbindung mit den Daten des elektrischen Kreises.<br />

Dabei sinkt der Abreißstrom mit zunehmendem Scheitelstrom und steigt mit wachsender Pa-<br />

rallelkapazität an. Bisher ist das Abreißstromverhalten von Vakuumbögen einer exakten Be-<br />

rechnung nicht zugänglich. Deswegen muss es experimentell bestimmt werden. [Lip-S.109f]<br />

ich


5 Stromabriss Seite 43<br />

5.2 Abreißstromverhalten relevanter Werkstoffe<br />

Da der Abreißstrom ich eine spezifische Eigenschaft des Werkstoffes ist, hängt er von ver-<br />

schiedenen Materialeigenschaften wie beispielsweise der Siedetemperatur, dem Dampfdruck,<br />

der Wärmeleitfähigkeit, der Austrittsarbeit und dem Ionisierungspotential ab [Lip-S. 109].<br />

Tabelle 5.1 gibt einen Überblick über Materialeigenschaften der in den Kontaktwerkstoffen<br />

enthaltenen Elemente:<br />

Tabelle 5.1: Materialeigenschaften der in den Kontaktwerkstoffen enthaltenen Elemente [Rei-S.54]<br />

Element Antimon Chrom Kupfer Magnesium Molybdän Bismut Wolfram<br />

Symbol Sb Cr Cu Mg Mo Bi W<br />

Ordnungszahl 51 24 29 12 42 83 74<br />

rel. Atommasse (1975) 121,75 51,996 63,546 21,305 95,94 208,980 183,85<br />

Dichte 1) g/cm 6,69 7,20 8,96 1,74 10,21 9,80 19,30<br />

el. Leitfähigkeit 1) m/Ωmm 2 2,6 6,7 59,9 22,4 19,4 0,94 18,0<br />

Wärmeleitfähigkeit 1) W/mK 17,5 67 394 171 142 8,4 130<br />

Schmelztemperatur °C 630,5 1875 1083 650 2620 271 3410<br />

Schmelzwärme J/g 168 281 205 368 288 52 192<br />

Siedetemperatur °C 1637 2642 2595 1120 4800 1560 6000<br />

Verdampfungswärme J/g 1053 6712 4784 5421 6191 725 4346<br />

Austrittsarbeit eV 4,55 4,50 4,65 3,66 4,60 4,34 4,60<br />

Ionisierungsspannung V 8,64 6,76 7,72 7,64 7,13 7,29 7,98<br />

1) bei 20 °C


5 Stromabriss Seite 44<br />

Die Werte des Choppingstromes unterliegen dabei statistischen Streuungen, welche zu be-<br />

rücksichtigen sind, wenn die Auswirkungen auf angeschlossen Betriebsmittel betrachtet wer-<br />

den [Neu-S.110]. Bild 5.3 zeigt eine Abreißstromverteilung schematisch.<br />

ni/N<br />

Bild 5.3: Verteilungskurve für den Abreißstrom [Lip-S.111]<br />

In Bild 5.4 ist eine Abreißstromverteilung am Beispiel des Werkstoffs CrCu50 dargestellt. p<br />

bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, mit der bei CuCr 50/50 der jeweils entsprechende Werte-<br />

bereich des Abreißstromes auftritt.<br />

Bild 5.4: Abreißstromverteilung des Kontaktmaterials CuCr 50/50 [Lip-S.111]


5 Stromabriss Seite 45<br />

Tabelle 5.2 zeigt die häufigsten Abreißstromwerte ich für eine Reihe von Metallen. Es wird<br />

deutlich, dass die Metalle Wolfram und Kupfer, die häufig Hauptbestandteile von Schaltkon-<br />

takten in Vakuumschaltern sind, einen vergleichsweise hohen Abreißstrom aufweisen. Daher<br />

wird häufig versucht durch Kombination mit anderen Metallen, die sich durch einen niedrigen<br />

Abreißstromwert auszeichnen (z.B.: Sb, Zn), den mittleren Abreißstromwert des gesamten<br />

Schaltkontakts zu senken.<br />

Tabelle 5.2: ich-Werte elementarer Metalle, gemessen mit einem Wellenwiderstand Z0=3,2 kΩ [Lip-S.112]<br />

Element Symbol ich in A ϑS·λ in W/m·10 -3<br />

Blei Pb 0.3...0,5 0,6<br />

Antimon Sb 0,5...0,6 0,4<br />

Zink Zn 0,9 1,0<br />

Bismut Bi 1,0...1,2 0,08<br />

Zinn Sn 1,0...2,3 1,3<br />

Mangan Mn 3 0,16<br />

Chrom Cr 5,5...6,5 2,3<br />

Molybdän Mo 5,7...6,7 6,5<br />

Nickel Ni 6,2...7,8 2,3<br />

Silber Ag 7,0...7,5 9,4<br />

Aluminium Al 12...13 5,9<br />

Kupfer Cu 16...18 10,3<br />

Wolfram W 18...21 9,7<br />

Für eine grundsätzliche Beurteilung der Kontaktwerkstoffe reicht der Vergleich des mittleren<br />

Choppingstromes aus [Neu-S.110].


5 Stromabriss Seite 46<br />

In Bild 5.5 sind Abreißstrom-Mittelwerte für verschiedene Verbundwerkstoffe dargestellt.<br />

Die Messreihe wurde mit folgenden Daten durchgeführt: Ieff = 45 A; U = 400 V; cos φ = 0,36;<br />

Parallelkapazität Cp = 12,4 nF; Schwingkreiswiderstand Z0 = 1044 Ω.<br />

Bild 5.5: Abreißstrom-Mittelwerte ĪCh für verschiedene Verbundwerkstoffe<br />

[Cza-Anhang]<br />

Man erkennt, dass der mittlere Abreißstrom der Werkstoffe Cu/Cr 75/25, Mo/Cu 80/20 und<br />

W/Cu 70/30 durch das Hinzufügen von Antimon (Sb) oder auch Zink (Zn) deutlich gesenkt<br />

werden kann. So liegt beispielsweise der Abreißstrom von W/Cu/Zn 70/26/4 bei einem Drittel<br />

des Abreißstromes von W/Cu 70/30.


5 Stromabriss Seite 47<br />

Bild 5.6 zeigt eine Messreihe mit verschiedenen Ausschaltströmen und unterschiedlichen<br />

Werkstoffen. Ansonsten sind die Daten wie bei Bild 5.5.<br />

Bild 5.6: Mittlere Abreißstromstärken ĪCh unterschiedlicher Kontaktwerkstoffe bei einem Wellenwiderstand<br />

mit verschiedenen Ausschaltstromstärken [Rei-Anhang]<br />

OFHC-Cu (oxigen free high conductivity) bezeichnet sauerstofffreies Kupfer mit hoher Leit-<br />

fähigkeit. CuCr 75/25 besitzt bei einem Ausschaltstrom von 45 A einen mittleren Abreiß-<br />

strom von 6 A. Durch die Beimengung von Antimon (Sb) und Zink (Zn), die wie aus Tabelle<br />

5.2 ersichtlich, einen niedrigen Abreißstrom besitzen, wird der mittlere Choppingstrom von<br />

CuCr-Verbundwerkstoffen gesenkt. Allerdings wird dadurch, wie bereits in Abschnitt 3.1.1<br />

gezeigt, das Ausschaltvermögen geringfügig verschlechtert. Ebenfalls niedrige Abreißstrom-<br />

stärken weisen Verbundwerkstoffe mit Wolfram-Anteilen auf, obwohl Wolfram für sich ei-<br />

gentlich mit einem hohem Abreißstromwert (18...21 A) behaftet ist (siehe Tabelle 5.2). Grund<br />

hierfür ist die Abhängigkeit des Abreißvorgangs vom Produkt aus Siedetemperatur ϑS und<br />

Wärmeleitfähigkeit λ (vgl. auch Abschnitt 5.1). Beispielsweise liegt im Verbundwerkstoff<br />

WCu das hochverdampfende, nur mäßig leitende Wolfram unlegiert neben dem leichter ver-<br />

dampfenden Kupfer. Daher wird sich der Kathodenfleck auf einer Kupfer-Insel bilden. Das<br />

umgebende Wolfram verhindert aber die Wärmeableitung. Vereinfacht kann ein solcher Ver-<br />

bundwerkstoff als ein Kontaktwerkstoff mit der hochverdampfenden Komponente (z.B.:<br />

Wolfram) und der Siedetemperatur der gut leitenden Komponente (z.B.: Kupfer) verstanden<br />

werden, so dass das Produkt ϑS·λ kleinere Werte annimmt als bei Elementen. Daraus folgt,<br />

dass noch bei vergleichsweise geringen Strömen das zur Existenz des Kathodenflecks not-


5 Stromabriss Seite 48<br />

wendige Plasma erzeugt werden kann. Der Strom reißt also erst bei erheblich niedrigeren<br />

Werten ab [Lip-S.113].<br />

Bild 5.7 zeigt Mittelwerte des Abreißstroms Ich bei verschiedenen Wellenwiderständen Z0 und<br />

unterschiedlichen masseprozentualen Zusammensetzungen von WCu für die Ausschaltstrom-<br />

stärke 45 A.<br />

Bild 5.7: Einfluss der masseprozentualen Zusammensetzung<br />

bei WCu auf den Abreißstrom [Lip-S.102]<br />

Es zeigt sich, dass man durch Kombination der beiden Werkstoffe Wolfram und Kupfer ein<br />

Minimum des Abreißstroms erreicht. Ausgehend von reinem Kupfer nehmen die Werte für<br />

den Abreißstrom im untersuchten Bereich mit wachsendem Wolfram-Gehalt ab. Das Mini-<br />

mum von 2 bis 5 A wird bei einer WCu 90/10 erreicht. Bei reinem Wolfram steigen die Ab-<br />

reißstromwerte dann wieder an [Lip-S.102].<br />

Das hier am Beispiel WCu erläuterte Auftreten von niedrigeren Abreißströmen, gegenüber<br />

denen der einzelnen Komponenten, findet sich bei allen vergleichbaren Verbundwerkstoffen,<br />

wie beispielsweise auch CrCu. Durch das Chrom-Gerüst werden die Abreißstromwerte von<br />

Reinstkupfer auf Werte kleiner 5 A gesenkt. Darüber hinaus weist CrCu im Gegensatz zu<br />

WCu das bessere Löschvermögen (vgl. Bild 4.3) auf. Auch wegen seiner reproduzierbar nied-


5 Stromabriss Seite 49<br />

rigen Abreißstromwerte ist der Verbundwerkstoff CuCr zum wichtigsten Kontaktwerkstoff<br />

bei Leistungsschaltern in der Vakuumschalttechnik geworden [Lip-S.113].<br />

5.3 Choppingstromverhalten von Vakuumschützen<br />

Neuere Arbeiten von Temborius beschäftigen sich mit Kontaktwerkstoffen für Vakuumschüt-<br />

ze auf Basis von Wolframcarbid mit Silber bzw. Kupfer als niedrig siedende, gut leitende<br />

Komponente. Dabei zeigte sich, dass eine möglichst glatte und ebene Kontaktoberfläche, der<br />

damit verbundene geringe Abbrand und eine gleichmäßige porenfreie Durchmischung der<br />

Materialkomponenten die Schaltleistung zwar positiv, den Choppingstrom jedoch negativ<br />

beeinflussen. Daraus folgt, dass alle Faktoren, die den Lichtbogen bis hin zu niedrigen Strom-<br />

augenblickswerten stabil halten und somit einen niedrigen Abreißstrom ermöglichen, sich<br />

nachteilig auf eine rasche Wiederverfestigung auswirken. Die Bilder 5.8 und 5.9 zeigen dieses<br />

gegensätzliche Verhalten von Löschhäufigkeit und Choppingstrom anhand des Einflusses des<br />

Silbergehalts auf die Eigenschaften von Wolframcarbid-Silber (WCAg) [TUB-S.19].<br />

Bild 5.8: Löschhäufigkeit von WCAg in Abhängigkeit vom Silbergehalt [TUB-S.19]


5 Stromabriss Seite 50<br />

Bild 5.9: Choppingstrom von WCAg in Abhängigkeit vom Silbergehalt [TUB, S.19]<br />

Aus Bild 5.8 geht hervor, dass die verwendeten Verbundwerkstoffe mit Silberanteilen von 60<br />

% bzw. 40 % nur bis zu einem Strom von 4 kA ein akzeptables Ausschaltvermögen von 90 %<br />

und mehr besitzen. Bei höheren Ausschaltströmen sinkt die Löschhäufigkeit erheblich ab. Der<br />

niedrige Abreißstrom ist bei allen WCAg-Werkstoffen gegeben. Dabei führt ein Silberanteil<br />

von 30 % zu einem ermittelten Stromabriss bei 0,42 A (Bild 5.9). Jedoch ist das Löschvermö-<br />

gen von WCAg 70/30 bereits bei einem Ausschaltstrom von 4 kA erheblich reduziert.


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 51<br />

6. Bewertung der Kontaktwerkstoffe<br />

Von den zahlreichen Anforderungen an den Kontaktwerkstoff des Vakuumschalters wurde in<br />

der vorliegenden Arbeit hauptsächlich auf das Löschvermögen und den Abreißstrom der ein-<br />

zelnen Werkstoffe eingegangen. Es kann erwartet werden, dass die Forderungen nach niedri-<br />

gen Abreißströmen bei gleichzeitig gutem Löschvermögen im Gegensatz zueinander stehen.<br />

Denn während der Stromabriss durch eine unzureichende Anzahl von Ladungsträgern vor<br />

dem natürlichen Stromnullwerden hervorgerufen wird, erfordert ein hohes Löschvermögen<br />

den schnellen Ladungsträgerabbau nach Stromnull.<br />

Zusammenfassend sollen nun die gängigsten Werkstoffe hinsichtlich ihres Abreißstroms und<br />

ihres Löschvermögens verglichen werden. Des Weiteren wird auf mögliche alternative Kon-<br />

taktwerkstoffe und neuere Entwicklungen hinsichtlich der Kontaktwerkstoffe verwiesen.<br />

6.1 Vergleich der üblichen Kontaktwerkstoffe 21<br />

Die Anforderungen, die an einen Kontaktwerkstoff gestellt werden, richten sich nach der<br />

Schalterart und dem Spannungsbereich, in dem der Werkstoff eingesetzt werden soll. Bei-<br />

spielsweise kann ein Abreißstrom zwischen 3 A und 5 A für einen Mittelspannungsschalter<br />

auf Grund der entsprechenden Isolation des Netzes toleriert werden, während im Niederspan-<br />

nungsnetz ein Bogenabriss bei Choppingstromwerten dieser Größenordnung zu unzulässig<br />

hohen Überspannungen führen kann. Ungeachtet dessen sollen die gängigsten Kontaktwerk-<br />

stoffe, die zurzeit in Vakuumschaltern und Vakuumschützen zur Anwendung kommen vergli-<br />

chen werden.<br />

6.1.1 Kontaktwerkstoffe auf Cu/Cr-Basis<br />

Kontaktwerkstoffe auf Cu/Cr-Basis umfassen Werkstoffe mit einem Cr-Gehalt von 25 % bis<br />

67 %. Häufig wird der Cu/Cr-Werkstoff mit Zusatzkomponenten, wie z.B. Antimon, verse-<br />

hen, um bestimmte Schalteigenschaften zu verbessern. Die Herstellung von Cu/Cr-<br />

Werkstoffen erfolgt durch Festphasensintern oder Flüssigphasensintern.<br />

21 Die angegebenen mittleren Werte des Abreißstromes ĪCh ergeben sich bei einer Ausschaltstromstärke von 45 A<br />

und einem Wellenwiderstand Z0 von 1000 Ω (siehe auch Bild 5.6) nach Reininghaus [Rei].


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 52<br />

Cu/Cr 75/25<br />

Dieser Werkstoff weist über den gesamten untersuchten Strombereich (Bild 4.2 und 4.3) ein<br />

sehr gutes Löschvermögen auf. Wiederzündungen treten erst nach dem ersten Maximum der<br />

wiederkehrenden Spannung auf. Der experimentell ermittelte mittlere Abreißstromwert ĪCh<br />

liegt bei 6 A. Der hohe Cu-Anteil sorgt für eine erhöhte Schweißkraft sowie eine höhere<br />

Schweißhäufigkeit, als dies bei Werkstoffen mit niedrigerem Cu-Anteil der Fall ist.<br />

Cr/Cu 50/50<br />

Der höhere Cr-Anteil verringert das Löschvermögen, hat allerdings einen günstigen Einfluss<br />

auf das Abbrandverhalten und das Schweißverhalten. Der mittlere Choppingstromwert befin-<br />

det sich etwa bei 4,7 A.<br />

Cu/Cr 33/67<br />

Das Löschvermögen von Cu/Cr 33/67 ist deutlich schlechter als das von Cr/Cu 50/50 oder<br />

Cu/Cr 75/25. Der Abreißstrom liegt im Mittel bei 5,5 A.<br />

Häufig werden den Kontaktwerkstoffen auf Cu/Cr-Basis geringe Anteile anderer Werkstoffe<br />

beigemischt, um unterschiedliche Schalteigenschaften zu verbessern.<br />

Cu/Cr/Zn<br />

Cu/Cr/Zn ist in verschiedenen Gewichtungen untersucht worden. In der Literatur ([Cza],<br />

[Hey], [Rei]) findet man die Zusammensetzungen Cu/Cr/Zn 70/25/5, Cu/Cr/Zn 65/25/10 und<br />

Cu/Cr/Zn 65/24/11. Alle Werkstoffe auf Cu/Cr/Zn-Basis haben ein ähnlich gutes Löschver-<br />

mögen wie Cu/Cr 75/25. Der Zn-Anteil sorgt jedoch für einen niedrigeren mittleren Abreiß-<br />

stromwert ĪCh von etwa 3 A.<br />

Cu/Cr/Sb<br />

Auch hier findet man ähnlich dem Cu/Cr/Zn-Kontaktwerkstoff verschiedene Zusammenset-<br />

zungen, häufig in den Gewichtungen 74/25/1, 73/25/2, 68/24/8 und 66/25/9. Bei niedrigen Sb-<br />

Anteilen ist kein Unterschied des Löschvermögens im Vergleich zum Cu/Cr 75/25 feststell-<br />

bar. Je höher hier jedoch der Antimon-Anteil ist, desto niedriger ist das Löschvermögen. Der<br />

mittlere Wert des Abreißstromes wird durch einen höheren Sb-Anteil gesenkt. In der Literatur<br />

finden sich sehr unterschiedliche ĪCh-Werte. Czarnecki [Cza] spricht von Werten zwischen 4<br />

und 5 A, während Reininghaus [Rei] von Werten um die 1 A ausgeht.


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 53<br />

CuCrLi2O 76/23,6/0,4<br />

Bei diesem Werkstoff ist ein mit steigendem Strom abnehmendes Löschvermögen festzustel-<br />

len. Verglichen mit allen anderen Kontaktwerkstoffen spielen Versager im ersten Anstieg der<br />

wiederkehrenden Spannung schon bei kleinen und mittleren Prüfströmen eine bedeutende<br />

Rolle. Die sehr niedrige Austrittsarbeit von Lithium und seinem Oxid begünstigen frühe Wie-<br />

derzündungen bei niedrigen Werten der Einschwingspannung. Angaben zum Abreißstrom<br />

von CuCrLi2O 76/23,6/0,4 konnten nicht gefunden werden. Allerdings erhöht Lithium bei-<br />

spielsweise in den W/Cu-Werkstoffen den Wert des Abreißstroms erheblich (vgl. auch Bild<br />

5.5).<br />

6.1.2 Kontaktwerkstoffe auf W/Cu-Basis<br />

W/Cu 70/30<br />

W/Cu 70/30 zeigt von allen beschriebenen üblichen Kontaktwerkstoffen das schlechteste<br />

Löschvermögen (vgl. Bild 4.3). Bei geringen Prüfströmen bis 2400 A spielen Wiederzündun-<br />

gen ab etwa der 2. Periode der einschwingenden Spannung die größte Rolle, bei höheren<br />

Strömen das Versagen im ersten Anstieg. Wie aus Tabelle 5.2 ersichtlich, haben Wolfram und<br />

Kupfer jeweils für sich einen vergleichsweise hohen Abreißstromwert. Auf den Grund für den<br />

niedrigen mittleren Abreißstromwert von W/Cu wurde bereits in Kapitel 5.2 eingegangen. Die<br />

Werte liegen hier bei etwa 6 A.<br />

W/Cu/Sb, W/Cu/Zn<br />

Auch bei W/Cu wird versucht den Abreißstrom durch das hinzufügen von Additiven zu ver-<br />

ringern. Die Werte für den mittleren Abreißstrom ĪCh liegen hier zwischen 2,5 und 3 A.<br />

6.1.3 Kontaktwerkstoffe auf Mo/Cu-Basis<br />

Mo/Cu 80/20<br />

Der Kontaktwerkstoff Mo/Cu zeigt ein ähnlich gutes Löschvermögen wie Cu/Cr 75/25. Auch<br />

die Choppingstromwerte befinden sich in einer ähnlichen Größenordnung und liegen bei 6 A.<br />

Bei Mo/Cu ist bei Einschaltungen mit wenigen, dafür aber umso intensiveren Verschweißun-<br />

gen zu rechnen.


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 54<br />

6.2 Alternative Kontaktwerkstoffe und Entwicklungen<br />

Von großem Interesse ist es natürlich, neue Kontaktwerkstoffe für Vakuumschalter und Va-<br />

kuumschütze zu entwickeln, die bessere Schaltleistungen als die bisher verwendeten Werk-<br />

stoffe aufweisen. Des Weiteren spielen auch die Kosten der Herstellung und der benötigten<br />

Rohstoffe eine wichtige Rolle bei Entwicklung und Einführung neuer Kontaktwerkstoffe.<br />

Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über neue Erkenntnisse und Entwicklungen im Bereich<br />

der Kontaktmaterialien.<br />

6.2.1 Werkstoffe auf Basis von Wolframcarbid (WC)<br />

Wolframcarbid ist eine nichtoxidische Keramik und entsteht aus den chemischen Elementen<br />

Wolfram und Kohlenstoff. Kohlenstoffatome lagern sich durch Aufkohlen zwischen dir Git-<br />

terplätze des Wolframs ein [Bri-S.244]. Legierungen aus Wolframcarbid nutzen die Hoch-<br />

schmelzeigenschaften dieses Werkstoffs mit einem Schmelzpunkt bei 2900 °C. Wolframcar-<br />

bid-Legierungen können daher starke Lichtbögen aushalten und haben eine niedrige Schweiß-<br />

tendenz und einen niedrigen Abbrand. Die eingeschränkt Bogenmobilität, sowie die Bildung<br />

von Wolframat und Oxid erzeugen jedoch einen höheren Widerstand und einen großen Tem-<br />

peraturanstieg. Die Nachteile von Wolframcarbid werden in der Schalttechnik durch die Bei-<br />

gabe von Silber oder auch Kupfer kompensiert [Met].<br />

6.2.1.1 Wolframcarbid-Silber (WCAg)<br />

WCAg-Kontaktwerkstoffe sind pulvermetallurgische Verbundmaterialien, die einen hohen<br />

Schmelzpunkt mit guter thermischer und elektrischer Leitfähigkeit verbinden. Von wesentli-<br />

cher Bedeutung für das Schaltverhalten und die physikalischen Eigenschaften ist die Homo-<br />

genität des Werkstoffes [Schr].<br />

Die bisherigen Anwendungen und Untersuchungen von WCAg in der Vakuumschalttechnik<br />

umfassen die Gewichtungen 60/40, 70/30 und 40/60. Die prozentuale Zusammensetzung be-<br />

einflusst die Ausschaltleistung: mit zunehmendem Silbergehalt wird das Löschvermögen<br />

deutlich gesteigert. Die schlechtere Ausschaltleistung von Kontaktstücken mit niedrigerem<br />

Silbergehalt basiert darauf, dass der höhere Silbergehalt ein länger anhaltendes ausschließli-<br />

ches Abdampfen des Silbers bewirkt. Je geringer der Silberanteil ist, desto eher kann die Küh-<br />

lung des Wolframcarbid-Gerüstes nicht mehr aufrecht erhalten werden und die Wolframcar-


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 55<br />

bid-Komponente wird abgetragen. Die Löschhäufigkeit fällt für WCAg 60/40 bei Prüfströmen<br />

ab 5 kA gegenüber CuCr oder MoCu stark ab (vgl. Bild 4.2). Mit ansteigendem Silbergehalt<br />

nehmen die Choppingströme zu. Die Mittelwerte des Abreißstroms liegen je nach Zusammen-<br />

setzung des WCAg-Werkstoffs zwischen 0,42 und 1,52 A (vgl. Bild 5.9) 22 . [Tem2-S.62ff]<br />

6.2.1.2 Beigabe von Additiven bei WCAg<br />

In der Literatur ([Tem2]) finden sich Untersuchungen über den Einfluss von Zirkon (Zr) und<br />

Titan (Ti) auf die Schalteigenschaften von Wolframcarbid-Silber.<br />

Die Beimengung von Zirkon dient zum einen als Benetzungshilfe zur Fertigung von WCAg,<br />

da Wolframcarbid eine sehr schlechte Benetzbarkeit durch Silber aufweist. Zusätzlich redu-<br />

ziert Zirkon die Bildung von Wolframcarbid-Staub, der als Auslöser von Rückzündungen gilt.<br />

Es zeigt sich, dass WCAg mit einem Anteil von 0,5 % Zr eine etwas höhere Löschhäufigkeit<br />

aufweist als reines WCAg. Bei höheren Anteilen von Zr geht dieser Vorteil allerdings wieder<br />

verloren.<br />

Auch Titan wird als Benetzungshilfe eingesetzt. Des Weiteren zeigt sich, dass durch die Zu-<br />

gabe von Titan die Kontaktstücke eine ebenere Oberfläche aufweisen, als bei WCAg 60/40.<br />

Beim Ausschaltvorgang gibt es daher für den Lichtbogen nur wenige ausgeprägte bevorzugte<br />

Brennbereiche. Somit wird annähernd die gesamte Kontaktoberfläche durch den Lichtbogen<br />

belastet. Trotz der optisch geringeren Schädigung der Kontaktstücke ist der Gewichtsverlust<br />

durch den Abbrand größer gegenüber WCAg ohne Titan. Der stärkere Abbrand ist gekoppelt<br />

mit einem schlechteren Löschvermögen. Dafür kann die bei vergleichbarer Austrittsarbeit<br />

niedrigere Ionisierungsarbeit für Titan gegenüber Silber sein (Ti: 6,83 eV; Ag: 7,57eV).<br />

[Tem2-S.83ff]<br />

6.2.1.3 Wolframcarbid-Kupfer (WCCu)<br />

WCCu kommt in verschiedenen Zusammensetzungen zur Anwendung. Ein abnehmender<br />

Kupfergehalt führt zur Verringerung des Löschvermögens. Dies lässt sich durch den schlech-<br />

teren Zustand der Kontaktoberflächen nach mehren Schaltvorgängen für das Material mit dem<br />

geringeren Kupferanteil erklären. Die Löschhäufigkeit sinkt abhängig vom Kupferanteil be-<br />

22 Basierend auf Untersuchungen von Temborius S., durchgeführt an der TU Braunschweig im Jahr 2001. Daten<br />

des Prüfkreises: Prüfstrom von 45 A, Schwingkreiswiderstand 1066 Ω. [TUB]


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 56<br />

reits bei Prüfströmen zwischen 4 und 5 kA. Mit höherem Kupfergehalt verschiebt sich der<br />

mittlere Choppingstrom, hin zum sehr hohen Wert des reinen Kupfers. Der mittlere Abreiß-<br />

strom ĪCh für WCCu 70/30 beträgt 0,99 A. Und auch beim Kontaktwerkstoff WCCu 60/40<br />

ergibt sich ein vergleichsweise niedriger Wert von 1,91 A. [Tem2-S.93ff]<br />

6.2.2 Kontaktwerkstoffe auf Cu/Fe-Basis<br />

Kontaktwerkstoffe auf Basis von Cu/Fe stellen eine ökonomisch günstige Alternative zu Ma-<br />

terialen auf Wolfram-Basis dar. Cu/Fe 50/50 besitzt einen mittleren Choppingstrom von 5 A.<br />

Allerdings vermindert der Eisenanteil die gute elektrische Leitfähigkeit σ des Kupfers auf<br />

einen Wert von 12 m/Ωmm 2 . Anwendungen des Cu/Fe-Kontaktwerkstoffs sind denkbar in<br />

Vakuumschützen und Vakuumlastschaltern. Es wird auch angenommen, dass sie für Vakuum-<br />

lastschalter im Mittelspannungsbereich geeignet sein könnten. [Kip]<br />

Im Rahmen dieser Arbeit ließen sich keine weiteren Ergebnisse dieses Kontaktmaterials im<br />

Bezug auf Löschvermögen, Abbrandverhalten oder Schweißneigung beim Schalten im Vaku-<br />

um finden.<br />

6.2.3 Kontaktwerkstoffe aus CuCoTa<br />

Neuere Untersuchungen befassen sich mit Kontaktmaterialien, bestehend aus Kupfer, Cobalt<br />

(Co) und Tantal (Ta). Die Herstellung dieses Verbundwerkstoffes erfolgt pulvermetallurgisch.<br />

Ergebnisse für den Werkstoff CuCoTa liegen für die Zusammensetzung mit 5 % Ta, 20 % Co<br />

und 75 % Cu vor. In dieser Zusammensetzung weist CuCoTa im Vergleich zu CuCr 50/50<br />

einen sehr niedrigen Restgasgehalt auf, der sich positiv auf das Löschvermögen und die die-<br />

lektrische Festigkeit auswirkt. Die Bogenspannung des Lichtbogens ist wesentlich niedriger,<br />

so dass Tests gezeigt haben, dass das Ausschaltvermögen von CuCoTa unter gleichen Bedin-<br />

gungen um 24 % höher ist als bei CuCr 50/50. Weitere Tests unter Laborbedingungen erga-<br />

ben einen maximalen Ausschaltstrom von 18 kA, im Gegensatz zu 14,5 kA bei CuCr 50/50.<br />

[Shi]


6 Bewertung der Kontaktwerkstoffe Seite 57<br />

6.2.4 Kontaktwerkstoffe aus CuCrTe<br />

Die Beimischung von Tellur (Te) senkt die Schweißneigung des CuCr-Werkstoffs. Dabei<br />

beträgt in dem untersuchten Material der Te-Gehalt etwa 0,025 % bei gleichem Verhältnis<br />

von Kupfer zu Chrom. Die Herstellung von CuCrTe erfolgt durch das Schmelzen im Vaku-<br />

um, wodurch eine relative Dichte des Werkstoffs von mehr als 99 % erreicht wird. Ergebnisse<br />

zeigen, dass der CuCrTe-Kontaktwerkstoff ein um 25 % höheres Ausschaltvermögen besitzt<br />

als CuCr 50/50, welches herkömmlich, also pulvermetallurgisch hergestellt wird. [Jim]


7 Simulationsmodell Seite 58<br />

7. Simulationsmodell<br />

Anhand eines Simulationsmodells mit OrCAD soll der Einfluss der Kontaktwerkstoffe eines<br />

Vakuumschalters auf die Beanspruchung angeschlossener Betriebmittel durch entstehende<br />

Schaltüberspannungen aufgezeigt werden.<br />

7.1 Grundlagen des Modells<br />

Das Modell orientiert sich an den Verhältnissen einer Windkraftanlage des Typs Vestas<br />

V90/2,0 MW. Der Generator der Windkraftanlage liefert eine Spannung von 690 V an den<br />

angeschlossenen Transformator. Die an der Unterspannungsseite anliegende Spannung von<br />

690 V wird vom Transformator auf 20 kV transformiert. Die Bemessungsleistung Sr des<br />

Transformators beträgt 2 MVA. Um die Windkraftanlage nach dem 2 MVA Transformator<br />

vom Netz zu trennen, soll im Modell ein Vakuumlastschalter verwendet werden. Die Entfer-<br />

nung von Transformator zu Vakuumlastschalter beträgt 5 m. Die Verbindung erfolgt über ein<br />

Kabel des Typs NA2XS2Y. Bild 7.1 zeigt ein vereinfachtes Übersichtsschaltbild der be-<br />

schriebenen Konfiguration.<br />

Bild 7.1: Übersichtschaltbild einer Windkraftanlage<br />

Während des Ausschaltvorgangs tritt ein Stromabriss auf. Verschiedene Kontaktwerkstoffe<br />

sollen durch ihre spezifische mittlere Abreißstromstärke ĪCh (vgl. Bild 5.5) charakterisiert<br />

werden. Zu beachten ist allerdings, dass die Höhe des mittleren Choppingstromes nur experi-<br />

mentell ermittelt worden ist. Der dabei auftretende Wert des Abreißstromes ist immer abhän-<br />

gig von den Gegebenheiten des elektrischen Kreises und der Höhe des Ausschaltstromes. Um<br />

einen Zusammenhang zwischen Abreißstrom und Einflussgrößen herzustellen, kann in erster


7 Simulationsmodell Seite 59<br />

Näherung von einer linearen Abnahme der Choppingströme mit dem Logarithmus des Wel-<br />

lenwiderstands ausgegangen werden. Eine weitere Annahme ist die lineare Abhängigkeit des<br />

Abreißstromes von der Ausschaltstromstärke. Anhand einer Regressionsanalyse ergibt sich<br />

eine Ausgleichsfunktion, die für die mittleren Abreißstromstärken ĪCh einen Näherungswert<br />

vorgibt [Rei-S.77f]:<br />

⎛ ICh<br />

⎞ ⎛ Ia<br />

⎞ ⎛ Z0<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟ = a − b ⋅⎜<br />

⎟ − c ⋅ log⎜<br />

⎟<br />

⎝ A ⎠ ⎝ A ⎠ ⎝ Ω ⎠<br />

mit Ia Ausschaltstromstärke<br />

a, b, c werkstoffspezifische Konstanten<br />

Z0 Wellenwiderstand<br />

(7.1)<br />

Gleichung (7.1) ist gemäß ihrer Herleitung gültig für den Bereich 60 Ω ≤ Z0 ≤ 20000 Ω und<br />

45 A ≤ Ia ≤ 170 A. Die werkstoffspezifischen Konstanten für die üblichen Kontaktwerkstoffe<br />

finden sich in Tabelle 7.1.<br />

Tabelle 7.1: Konstanten zur Ausgleichsrechnung für den mittleren Abreißstrom ĪCh = ƒ (Ia, Z0) [Rei-S.78]<br />

Kontaktwerkstoff a b c<br />

Cu/Cr 75/25 14,0 0,014 2,3<br />

Cu/Cr 51/49 11,6 0,019 1,8<br />

Cu/Cr 33/67 11,3 0,011 1,8<br />

W/Cu 70/30 7,0 0,016 1,6<br />

W/Cu 90/10<br />

7,0 0,006 1,2<br />

W/Cu 70/30 11,2 0,016 1,6<br />

Mo/Cu 10,4 0,009 1,6<br />

OHFC/Cu 37,5 0,046 6,2<br />

Wie sich in Abschnitt 7.2 zeigt, fällt der hier zu simulierende Fall in den Bereich der Aus-<br />

gleichsfunktion, so dass es zulässig ist, die mittleren Abreißstromstärken für die verschiede-<br />

nen Kontaktwerkstoffe als gegeben zu betrachten.<br />

Die mögliche Überspannung am Transformator, die durch die verschiedenen Abreißströme<br />

entsteht, sollen im Kurzschlussbetrieb aufgezeigt werden. Die Höchstwerte der Überspannung


7 Simulationsmodell Seite 60<br />

lassen sich wie bereits gezeigt (Kapitel 5.1) mit einer einfachen Energiebetrachtung abschät-<br />

zen. Die maximale Überspannung tritt dann auf, wenn sich die, zum Zeitpunkt des Stromab-<br />

2<br />

risses in der Lastinduktivität vorhandene, magnetische Energie W = ( 1/<br />

2)<br />

⋅ L ⋅ I in die Ener-<br />

gie des elektrischen Feldes der Kapazitäten<br />

W ⋅<br />

ˆ<br />

m<br />

2<br />

e = ( 1/<br />

2)<br />

⋅ C U umgewandelt hat. Setzt man<br />

diesen beiden Gleichungen gleich, ergibt sich, unter Vernachlässigung der Dämpfung, die<br />

maximale Überspannung zu U ˆ = I ( L / C)<br />

.<br />

7.2 Kennwerte des Simulationsmodells<br />

1<br />

Ch<br />

Als Transformator wurde ein Gießharztransformator des Typs Siemens GEAFOL nachgebil-<br />

det. Die Kennwerte des Transformators des Typs Siemens GEAFOL sind aus Tabelle 7.2 ab-<br />

zulesen. Der Bemessungsstrom Ir berechnet sich nach:<br />

I<br />

S<br />

r<br />

r = (7.2)<br />

3 ⋅U<br />

r<br />

Tabelle 7.2: Kennwerte des Transformators (Siemens GEAFOL 2 MVA)<br />

Bemessungsleistung Sr<br />

Primär-Bemessungsspannung Ur<br />

Anzapfung ± 2 x 2,5 %<br />

Bemessungsstrom Ir<br />

Sekundär-Bemessungsspannung Ur<br />

(Leerlauf)<br />

Bemessungskurzschlussspannung uzr<br />

Leerlaufverluste P0<br />

Kurzschlussverluste bei 120 °C Pk120<br />

relativer Leerlaufstrom 23 i l r<br />

2000 kVA<br />

20 kV<br />

57,74 A<br />

0,69 kV<br />

6 %<br />

15400 W<br />

4000 W<br />

1,2 %<br />

23 Angenommener Wert aus Balzer G.: Skript Energieversorgung 1 2005/2006 [Bal]<br />

Ch


7 Simulationsmodell Seite 61<br />

Bild 7.2 zeigt einen 630 kV GEAFOL-Gießharztransformator mit einer Primär Bemessungs-<br />

spannung von 20 kV.<br />

Der Aufbau ist dabei wie folgt:<br />

� 1: Dreischenkelkern<br />

� 2: US-Wicklung<br />

� 3: OS-Wicklung<br />

� 4: US-Anschlüsse<br />

� 5: OS-Anschlüsse<br />

Bild 7.2: 630 kV GEAFOL- Gießharztransformator, Ur 20 kV [Sie]<br />

� 6: Elastische Distanzstücke<br />

� 7: Pressrahmen und Fahrgestell<br />

5<br />

6<br />

8<br />

� 8: Isolierung aus Epoxidharz/Quarzmehlmischung<br />

7<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3


7 Simulationsmodell Seite 62<br />

Um die Simulation durchzuführen, muss ein Ersatzschaltbild des Transformators erstellt wer-<br />

den. Bild 7.3 zeigt das einphasige T-Ersatzschaltbild eines Transformators 24 .<br />

Bild 7.3: Einphasiges T-Ersatzschaltbild eines Transformators [EV1-S.3.9]<br />

In Bild 7.3 sind folgende Elemente dargestellt:<br />

R 1 Wicklungswiderstand der Primärwicklung (1)<br />

R′ 2 Wicklungswiderstand der Sekundärwicklung (2) bezogen auf (1)<br />

X σ1 Streureaktanz der Primärwicklung (1)<br />

X ′ σ2 Streureaktanz der Sekundärwicklung (2) bezogen auf (1)<br />

X H Hauptreaktanz<br />

R Fe Eisenverluste (Hysterese, Wirbelstrom)<br />

w1:w2=ü Übersetzungsverhältnis<br />

Als Kurzschlußimpedanz bezeichnet man auch die Impedanz ZT mit:<br />

ZT = RT + jXT = R 1+<br />

R′ 2 + j( X σ1 + X ′ σ2 ) (7.3)<br />

mit RT Wicklungswiderstand<br />

XT Streureaktanz<br />

24 Zur Herleitung des Ersatzschaltbildes siehe Balzer G.: Skript Energieversorgung 1 2005/2006 [Bal]


7 Simulationsmodell Seite 63<br />

Die in Bild 7.3 dargestellten Elemente könne aus den Angaben des Herstellers wie folgt be-<br />

rechnet werden:<br />

Wicklungswiderstand:<br />

2<br />

P U r<br />

= (7.4)<br />

S<br />

kr<br />

RT ⋅<br />

S r<br />

Streureaktanz:<br />

Eisenverluste:<br />

r<br />

mit Pkr Kurzschlußverluste<br />

u<br />

U<br />

⎛100%<br />

⋅ P<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

2<br />

kr r<br />

kr<br />

X T = ⋅ ⋅ 1−<br />

100%<br />

⎜<br />

(7.5)<br />

Sr<br />

ukr<br />

⋅ Sr<br />

mit ukr relative Kurzschlußspannung (auf Ur bezogene Klemmenspannung<br />

2<br />

r<br />

Fe<br />

PFe<br />

beim Kurzschlußversuch)<br />

U<br />

R = (7.6)<br />

mit PFe Eisenverluste (ermittelt aus Leerlaufversuch)<br />

Hauptreaktanz:<br />

1<br />

X<br />

H<br />

I<br />

=<br />

U<br />

r<br />

l<br />

3<br />

⎛<br />

1−<br />

⎜<br />

⎝<br />

P<br />

Fe<br />

3 ⋅U<br />

⋅ I<br />

mit I l Leerlaufstrom<br />

Leerlaufstrom:<br />

I ⋅<br />

r<br />

l<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

(7.7)<br />

l = ilr<br />

Ir<br />

(7.8)<br />

mit i lr<br />

relativer Leerlaufstrom


7 Simulationsmodell Seite 64<br />

Mit Ur wird in den Gleichungen (7.4) bis (7.7) die Bemessungsspannung der Primärwicklung<br />

(verkettet) bezeichnet. Um die Berechnung zu vereinfachen dürfen die Wicklungswerte (Xσ1,<br />

X ′ σ2 und R1, R′ 2 ) auf beide Wicklungen gleichmäßig verteilt werden.<br />

Aus den gegebenen Kennwerten der Tabelle 7.2 und den Gleichungen (7.4) bis (7.7) ergeben<br />

sich für den zu simulierenden Transformator folgende Werte (Tabelle 7.3):<br />

Tabelle 7.3: Kennwerte des Transformators<br />

I l<br />

RT<br />

XT<br />

LT<br />

RFe<br />

XH<br />

LH<br />

0,69 A<br />

1,54 Ω<br />

11,90 Ω<br />

38 mH<br />

100,00 kΩ<br />

16,97 kΩ<br />

54,03 H<br />

Es ergibt sich eine vereinfachte Ersatzschaltung des Transformators (Bild 7.4).<br />

Bild 7.4: Vereinfachte Ersatzschaltung des Transformators für den kurzgeschlossenen und den belasteten Trans-<br />

formator [Spr-S.145]<br />

Das Ersatzschaltbild des kurzgeschlossenen Transformators wird auch für den belasteten<br />

Transformator benutzt. Die vollständige Ersatzschaltung ist zu vernachlässigen, da der Leer-<br />

laufstrom verglichen mit dem Laststrom sehr klein ist [Spr-S.147]. Die Werte von XH und RFe<br />

sind daher nur für den Leerlaufversuch relevant.


7 Simulationsmodell Seite 65<br />

Der Transformator ist mit dem Vakuumschalter über ein Kabel des Typs NA2XS2Y verbun-<br />

den. Die Kennwerte des Kabels sind aus Tabelle 7.4 zu entnehmen. Die Werte für den Wider-<br />

stand Rk, die Kapazität Ck und die Induktivität Lk des Kabels ergeben sich direkt aus R′ , 1,<br />

20 1<br />

und C′ 1 für eine Strecke von 5 m.<br />

Tabelle 7.4: Kennwerte des Kabels<br />

R′ in Ω/km 0,206<br />

1,<br />

20<br />

X ′ 1 in Ω/km<br />

C′ 1 in µF/km<br />

Rk<br />

Ck<br />

Lk<br />

0,122<br />

0,254<br />

1,03 mΩ<br />

1,27 nF<br />

1,94 µH<br />

Es zeigt sich, dass auf Grund der Größenverhältnisse von Lk und Rk (Tab. 7.4) im Verhältnis<br />

zu LT und RT (Tab. 7.3) der Widerstand und die Induktivität des Kabels vernachlässigt werden<br />

können. Somit ergibt sich unter den getroffenen Vereinfachungen folgendes Ersatzschaltbild,<br />

dass Grundlage der Simulation ist:<br />

Abbildung 1<br />

Bild 7.5: Schaltbild der Simulation in OrCAD<br />

Zur Vereinfachung wurde eine ideale Stromquelle gewählt. Der Strom kann so in den ver-<br />

schiedenen Stärken mittels des Vakuumschalters ausgeschaltet werden. Rshunt dient allein zur<br />

Ermittlung des Stromes durch die Simulationssoftware OrCAD. ZL stellt die Impedanz der<br />

X ′


7 Simulationsmodell Seite 66<br />

Last dar. Diese wird allerdings in den Simulationen nicht weiter benötigt, da der Transforma-<br />

tor im Kurzschluss betrachtet werden soll.<br />

Mittels der folgenden Simulationen soll die mögliche Überspannung am Transformator, wel-<br />

che durch den Abreißstrom bedingt ist, verdeutlicht werden.<br />

7.3 Simulation im Kurzschluss<br />

Bild 7.6 veranschaulicht den eintretenden Kurzschluss zwischen Generator und Transformator<br />

auf.<br />

Bild 7.6: Kurzschluss zwischen Transformator und Generator<br />

Bild 7.5 vereinfacht sich im Kurzschlussfall zu Bild 7.7.<br />

Bild 7.7: Siemens GEAFOL-Transformator im Kurzschluss


7 Simulationsmodell Seite 67<br />

Der Schalter soll zu verschiedenen Zeitpunkten t0 den Strom unterbrechen. Der Zeitpunkt t0<br />

wiederum ist abhängig vom gewünschten Abreißstromwert. Der von OrCAD ermittelte Wert<br />

des ersten Spannungsscheitels Û1 am Transformator, nach der Ausschaltung, wird im Probe-<br />

Diagramm abgelesen und notiert. Dieser ist in diesem Fall abhängig vom Wellenwiderstand<br />

Z = L C und dem Wert des Abreißstromes ICh.<br />

0<br />

T<br />

K<br />

Den Verlauf der Spannung am Transformator verdeutlicht Bild 7.8. Der Wert des Abreiß-<br />

stromes betrug bei dieser Simulation 5 A, beim Ausschaltpunkt t0 = 19,738 ms. Da in dieser<br />

Arbeit nur die entstehenden Überspannungen in Folge des Abreißstromes von Interesse sind,<br />

ist der Verlauf der Spannung vor der Ausschaltung zu vernachlässigen (siehe auch Abschnitt<br />

5.1). Der Scheitelwert der ersten Spannungsspitze Û1 nach dem simulierten Abreißen des<br />

Stromes beträgt 27,037 kV.<br />

Bild 7.8: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 5 A


7 Simulationsmodell Seite 68<br />

Einen Vergleich des Spannungsverlaufs bei den drei Abreißstromstärken 2 A, 6A und 10 A,<br />

direkt nach der Ausschaltung, ist in Bild 7.9 gegeben.<br />

Bild 7.9: Vergleich des Spannungsverlaufs bei verschiedenen Abreißströmen:<br />

2 A: blau 6 A: rot 10 A: grün<br />

Betrachtet man den Wert des ersten Spannungsscheitels Û1 und berechnet den Wert der ver-<br />

ketteten Spannung mit<br />

U = 3 ⋅Uˆ<br />

(7.9)<br />

∆<br />

1<br />

mit U∆ verkettete Spannung<br />

treten bereits ab einem Abreißstrom Ich von 3 A Spannungen am Transformator auf, die höher<br />

sind als die Bemessungsspannung Ur (20 kV). Tabelle 7.5 zeigt die Werte des ersten Span-<br />

nungsscheitels Û1 in Abhängigkeit vom Abreißstrom, ermittelt durch OrCAD und die daraus<br />

resultierende verkettete Spannung U∆. Die dazugehörigen Werte Ck und LT sind aus Bild 7.5<br />

zu entnehmen.


7 Simulationsmodell Seite 69<br />

Tabelle 7.5: Werte von Û1 und U∆ in Abhängigkeit von Ich<br />

Ich in A Û1 in kV U∆ in kV<br />

1,00 5,427 9,400<br />

2,00 10,811 18,725<br />

3,00 16,191 28,044<br />

4,00 21,668 37,530<br />

5,00 27,037 46,829<br />

6,00 32,399 56,117<br />

7,00 37,701 65,300<br />

8,00 43,195 74,816<br />

9,00 48,524 84,046<br />

10,00 53,942 93,430<br />

12,00 64,427 111,591<br />

15,00 80,436 139,319<br />

20,00 106,616 184,664<br />

25,00 132,797 230,011<br />

Die Simulation mit OrCAD verdeutlicht, dass bereits bei Abreißströmen iCh von 3 A Span-<br />

nungen am Transformator auftreten, die höher sind als die Bemessungsspannung. Es ist des-<br />

halb erforderlich, die angeschlossenen Betriebsmittel gegen auftretende Überspannungen zu<br />

schützen. Allerdings unterliegen die Choppingstromwerte statistischen Streuungen, so dass<br />

auch die Wahrscheinlichkeit eines wesentlich höheren Wertes für den Abreißstrom vorhanden<br />

ist. Es ist also nicht nur der mittlere Wert des Abreißstromes ῙCh eines Kontaktwerkstoffes von<br />

Bedeutung, sondern auch minimale und vor allem maximale Werte des Abreißstromes und<br />

dessen Wahrscheinlichkeitsverteilung. Nur so lassen sich im Vorfeld Risiken, verursacht<br />

durch den Stromabriss, für angeschlossene Betriebsmittel abschätzen.


7 Simulationsmodell Seite 70<br />

7.4 Simulation im Leerlauf<br />

An dieser Stelle soll kurz auf die Ermittlung des Spannungsverlaufs im Leerlauf mittels der<br />

Simulationssoftware OrCAD eingegangen werden. Bei der Simulation im Leerlauf ergibt sich<br />

auf Grund der angenommenen Vereinfachungen und der Herleitung aus Abschnitt 7.2 folgen-<br />

des Ersatzschaltbild (Bild 7.10):<br />

Bild 7.10: Siemens GEAFOL-Transformator im Leerlauf<br />

Bild 7.11 zeigt den on OrCAD ermittelten Spannungsverlauf am Transformator bei einem<br />

Abreißstromwert von 6 A.<br />

Bild 7.11: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 6 A


7 Simulationsmodell Seite 71<br />

Als weiterführende Literatur zum Leerlaufverhalten des Transformators im Falle eines abrei-<br />

ßenden Stromes wird auf [Ibs] verwiesen.


8 Zusammenfassung und Ausblick Seite 72<br />

8. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss der Kontaktwerkstoffe eines Vakuumschalters auf die<br />

Beanspruchung der angeschlossenen Betriebsmittel durch entstehende Schaltüberspannungen<br />

aufzuzeigen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand insbesondere der Abreißstrom bei induk-<br />

tiver Last.<br />

Der Vakuumschalter benötigt kein Abschalt- oder Isoliermittel, da die Schaltkammer kein<br />

ionisierbares Material enthält. Der bei Trennung der Kontakte entstehende Lichtbogen besteht<br />

ausschließlich aus dem geschmolzenen und verdampften Material der Kontakte. Die Wieder-<br />

verfestigung der Schaltstrecke wird nicht nur durch das Abklingen dieses Metalldampfes,<br />

sondern auch durch die Oberflächenbeschaffenheit der Elektroden bestimmt. Daher ist die<br />

Wahl des Kontaktwerkstoffs von großer Bedeutung. Es zeigt sich, dass vom Kontaktmaterial<br />

unterschiedliche physikalische Eigenschaften gefordert werden, die sich teilweise widerspre-<br />

chen.<br />

Der hier im Fokus stehende Stromabriss ist bedingt durch Ladungsträgerverarmung beim<br />

Ausschalten kleiner Ströme. Der Vakuumbogen erlischt vor dem Stromnullwerden des<br />

netzfrequenten Stromes, wobei dieser Abriss des Stromes in induktivitätsbehafteten Lastkrei-<br />

sen zu unzulässig hohen Überspannungen führen kann. Der Scheitelwert der Einschwing-<br />

spannung ist dabei nur abhängig von den Kreisdaten und der Abreißstromstärke. Die Ermitt-<br />

lung des Choppingstromes ist allerdings nur experimentell möglich und die Höhe des Abreiß-<br />

stromes unterliegt für die verschiedenen Kontaktwerkstoffe statistischen Streuungen.<br />

Ein Vergleich der Kontaktmaterialien hat gezeigt, dass Werkstoffe auf Cu/Cr- bzw. Mo/Cu-<br />

Basis ein sehr gutes Löschvermögen auch bei hohen Strömen aufweisen. Im Gegensatz dazu<br />

ist bei Kontaktwerkstoffe auf W/Cu-Basis ein vergleichsweise schlechtes Löschvermögen<br />

gegeben. Ebenso verhält es sich mit Werkstoffen auf Wolframcarbid-Basis. Der im Rahmen<br />

dieser Arbeit im Mittelpunkt stehende Abreißstrom sollte, wie erwähnt, niedrige Werte vor-<br />

weisen. Einen niedrigen Choppingstromwert weisen W/Cu-Werkstoffe und die Kontaktmate-<br />

rialien WCAg und WCCu auf. Die Abreißstromwerte von Cu/Cr und Mo/Cu befinden sich im<br />

Vergleich eher im mittleren Bereich. Sehr hohe Choppingstromwerte zeigen sich bei reinen<br />

Metallen wie etwa reines Kupfer oder reines Wolfram. Zusätzlich ist das Schaltverhalten der<br />

Kontaktwerkstoffe hinsichtlich Aus- und Einschaltungsabbrand sowie das Verschweißen zu


8 Zusammenfassung und Ausblick Seite 73<br />

berücksichtigen. Häufig werden den Kontaktmaterialien auch Zusatzkomponenten beige-<br />

mischt, um das Schaltverhalten positiv zu beeinflussen. So haben etwa Antimon und Zink bei<br />

den Werkstoffen auf Cu/Cr-Basis einen günstigen Einfluss auf den Abreißstrom.<br />

Die Simulationen mit OrCAD haben die Auswirkungen von verschiedenen Abreißstromwer-<br />

ten verdeutlicht. Bereits bei einem vergleichsweise niedrigen Choppingstromwert von 3 A<br />

sind Überspannungen am angeschlossen Transformator aufgetreten.<br />

Es wird deutlich, dass sich die Anforderungen, die an einen Kontaktwerkstoff gestellt werden,<br />

immer nach der Schalterart und dem Spannungsbereich, in dem der Werkstoff eingesetzt wer-<br />

den soll, richten. Der Einsatz des Kontaktmaterials ist daher stets eine Kompromisslösung aus<br />

technischen, aber auch ökonomischen Gesichtspunkten. Da beinahe alle gängigen Kontakt-<br />

werkstoffe zurzeit pulvermetallurgisch hergestellt werden, reduziert sich eine Kostenbetrach-<br />

tung auf die Rohstoffkosten. Auch hier hat sich gezeigt, dass unter derzeitigen Bedingungen<br />

Kontaktwerkstoffe auf Cu/Cr-Basis die ökonomisch günstigste Variante sind.<br />

Ein Ansatzpunkt zur Entwicklung von neuen Kontaktwerkstoffen könnte deshalb die Suche<br />

nach günstigeren Materialien sein. Hier sind besonders Werkstoffe mit Anteilen von Stahl<br />

oder Eisen zu nennen, deren Schaltverhalten im Vakuum allerdings noch nicht ausreichend<br />

untersucht ist [Kip]. Des Weiteren wäre es denkbar, durch neue Zusammensetzungen der<br />

Kontaktmaterialien, wie etwa CuCoTa [Shi], oder auch die Beimischung von anderen Additi-<br />

ven, beispielsweise Tellur [Jim], das Schaltverhalten von Kontaktwerkstoffen weiter zu<br />

verbessern.


Anhang Seite iii<br />

Anhang A<br />

Preise von Rohstoffen:<br />

Bild A1: Verlauf des Preises von Silber (Ag) im Jahr 2008 (Quelle: CRYSTAL<br />

International Consult Ltd.)<br />

Bild A2: Verlauf des Preises von Kupfer (Cu) im Jahr 2008 (Quelle: CRYSTAL<br />

International Consult Ltd.)


Anhang Seite iv<br />

Bild A3: Verlauf des Preises von Wolfram (W) im Jahr 2008 (Quelle: CRYSTAL<br />

International Consult Ltd.)<br />

Bild A4: Verlauf des Preises von Chrom (Cr) im Jahr 2008 (Quelle: CRYSTAL<br />

International Consult Ltd.)<br />

Bild A5: Verlauf des Preises von Molybdän (Mo) im Jahr 2008 (Quelle: CRYSTAL<br />

International Consult Ltd.)


Anhang Seite v<br />

Anhang B<br />

Simulationsergebnisse Kurzschlussversuch:<br />

Bild B1: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 1 A<br />

Bild B2: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 2 A


Anhang Seite vi<br />

Bild B3: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 3 A<br />

Bild B4: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 4 A


Anhang Seite vii<br />

Bild B5: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 6 A<br />

Bild B6: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 7 A


Anhang Seite viii<br />

Bild B7: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 8 A<br />

Bild B8: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 9 A


Anhang Seite ix<br />

Bild B9: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 10 A<br />

Bild B10: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 12 A


Anhang Seite x<br />

Bild B11: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 15 A<br />

Bild B12: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 20 A


Anhang Seite xi<br />

Bild B13: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 25 A


Abbildungsverzeichnis Seite xii<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Bild 1.1: Grundschema der elektrischen Energieversorgung.....................................................1<br />

Bild 1.2: Schaltgeräteübersicht mit Schaltsymbolen..................................................................5<br />

Bild 2.1: Gesetz von Paschen als analytisch bestimmte Näherungsfunktion.............................9<br />

Bild 2.2: Aufbau eines Vakuumschalters.................................................................................11<br />

Bild 2.3: Durchschlagspannung Ud unterschiedlicher Medien in Abhängigkeit<br />

von der Schlagweite s...............................................................................................12<br />

Bild 2.4: Erscheinungsformen des Vakuum-Lichtbogens........................................................14<br />

Bild 2.5: Umschlag des Bogenzustandes..................................................................................14<br />

Bild. 2.6a: Ersatzschaltplan: Ausschaltvorgang bei einem induktiven Wechselstromkreis.....18<br />

Bild. 2.6b: Strom- und Spannungsverlauf: Ausschaltvorgang bei einem induktiven<br />

Wechselstromkreis.................................................................................................18<br />

Bild 3.1: Pulvermetallurgische Herstellung von Verbundwerkstoffen (schematisch).............22<br />

Bild 4.1: Nachstrom nach Löschung des netzfrequenten Kurzschlussstromes<br />

im Vakuumschalter...................................................................................................31<br />

Bild 4.2: Darstellung der Löschhäufigkeit als Funktion der Prüfstromstärke für<br />

verschiedene Kontaktmaterialien..............................................................................32<br />

Bild 4.3: Löschverhalten (Löschhäufigkeit) verschiedener Werkstoffkombinationen............33<br />

Bild 4.4: Darstellung der Löschhäufigkeit als Funktion der Prüfstromstärke<br />

von WCu und WCuSb...............................................................................................34<br />

Bild 4.5: Wiederverfestigung der Vakuum-Schaltstrecke in Abhängigkeit der<br />

Metalldampfdichte....................................................................................................35<br />

Bild 4.6: Wiederverfestigung der Vakuumschaltstrecke in Abhängigkeit von<br />

der Abkühlung der Kupfer-Metalltröpfchen.............................................................36<br />

Bild 4.7: Vakuumschütz der Firma Siemens............................................................................37<br />

Bild 5.1: Typisches Oszillogramm eines Stromabrisses..........................................................41<br />

Bild 5.2: Hochfrequenter Einschwingvorgang beim Chopping-Phänomen.............................42<br />

Bild 5.3: Verteilungskurve für den Abreißstrom......................................................................44<br />

Bild 5.4: Abreißstromverteilung des Kontaktmaterials CrCu 50/50........................................44<br />

Bild 5.5: Abreißstrom-Mittelwerte ĪCh für verschiedene Verbundwerkstoffe.........................46<br />

Bild 5.6: Mittlere Abreißstromstärken ĪCh unterschiedlicher Kontaktwerkstoffe<br />

bei einem Wellenwiderstand mit verschiedenen Ausschaltstromstärken..................47<br />

Bild 5.7: Einfluss der masseprozentualen Zusammensetzung bei WCu<br />

auf den Abreißstrom..................................................................................................48<br />

Bild 5.8: Löschhäufigkeit von WCAg in Abhängigkeit vom Silbergehalt...............................49


Abbildungsverzeichnis Seite xiii<br />

Bild 5.9: Choppingstrom von WCAg in Abhängigkeit vom Silbergehalt................................50<br />

Bild 7.1: Übersichtschaltbild einer Windkraftanlage...............................................................58<br />

Bild 7.2: 630 kV GEAFOL- Gießharztransformator................................................................61<br />

Bild 7.3: Einphasiges T-Ersatzschaltbild eines Transformators...............................................62<br />

Bild 7.4: Vereinfachte Ersatzschaltung des Transformators für den<br />

kurzgeschlossenen und den belasteten Transformator..............................................64<br />

Bild 7.5: Schaltbild der Simulation in OrCAD.........................................................................65<br />

Bild 7.6: Kurzschluss zwischen Transformator und Generator................................................66<br />

Bild 7.7: Siemens GEAFOL-Transformator im Kurzschluss...................................................66<br />

Bild 7.8: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 5 A.....................67<br />

Bild 7.9: Vergleich des Spannungsverlaufs bei verschiedenen Abreißströmen.......................68<br />

Bild 7.10: Siemens GEAFOL-Transformator im Leerlauf.......................................................70<br />

Bild 7.11: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 6 A...................70<br />

Bild A1: Verlauf des Preises von Silber (Ag) im Jahr 2008.....................................................vi<br />

Bild A2: Verlauf des Preises von Kupfer (Cu) im Jahr 2008....................................................vi<br />

Bild A3: Verlauf des Preises von Wolfram (W) im Jahr 2008................................................vii<br />

Bild A4: Verlauf des Preises von Chrom (Cr) im Jahr 2008....................................................vii<br />

Bild A5: Verlauf des Preises von Molybdän (Mo) im Jahr 2008.............................................vii<br />

Bild B1: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 1 A....................viii<br />

Bild B2: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 2 A....................viii<br />

Bild B3: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 3 A......................ix<br />

Bild B4: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 4 A......................ix<br />

Bild B5: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 6 A.......................x<br />

Bild B6: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 7 A.......................x<br />

Bild B7: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 8 A......................xi<br />

Bild B8: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 9 A......................xi<br />

Bild B9: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 10 A...................xii<br />

Bild B10: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 12 A.................xii<br />

Bild B11: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 15 A................xiii<br />

Bild B12: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 20 A................xiii<br />

Bild B13: Spannungsverlauf am Transformator bei einem Abreißstrom von 25 A................xiv


Literaturverzeichnis Seite xiv<br />

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[TUB] Jahresbericht Institut für <strong>Hochspannungstechnik</strong> und Elektrische Energieanlagen; TU<br />

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[VDN] Verband der Netzbetreiber,<br />

URL: http://www.vdn-berlin.de/das_uebertragungsnetz_in_deutschland.asp [10.09.2008]<br />

[Vin] Vinaricky E.: Elektrische Werkstoffe und Anwendungen: Grundlagen, Technologien,<br />

Prüfverfahren; Berlin 2002

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