Pfarrblatt 09/07 - 3., Pfarre St. Othmar unter den Weisgerbern
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ich hab noch eine Mauer in Ecuador<br />
Projekt Ecuador 20<strong>07</strong> – subjektiver Reisebericht einer Nachzüglerin<br />
Die Entscheidung war irgendwann zu treffen, aber<br />
das ist schließlich bei jedem Urlaub so. Allerdings<br />
ging es um mehr Geld als bei jeder anderen Reise<br />
in meinem bisherigen Leben. Auch so weit weg<br />
war ich noch nie. Hinzu kamen unzählige Dinge,<br />
die im Ungewissen waren und andere, vor <strong>den</strong>en<br />
ich Angst hatte: Würde es giftige Spinnen, Skorpione,<br />
Schlangen oder tollwütige Hunde geben?<br />
Würde ich das, was es zu arbeiten gab, können?<br />
Würde das bisschen Spanisch ausreichen? Wo<br />
wür<strong>den</strong> wir schlafen? Zu wievielt im Zimmer?<br />
Würde es WCs geben? Welche? Was, wenn wir<br />
krank wür<strong>den</strong>? Würde ich lebendig wieder heimkommen?<br />
Die Frage, ob ich so lange auf Urlaub gehen könnte,<br />
musste ich verneinen, aber dann ergab sich die<br />
Möglichkeit der Kurzvariante: 1Woche arbeiten<br />
+ 1Woche Rundreise = 3 Wochen Urlaub (inkl.<br />
Hin- und Rückreise). Hannelore, meine Tochter<br />
Anna und ich entschie<strong>den</strong> sich für diese Version.<br />
– Dass wir drei Frauen sind und ich noch nie ohne<br />
(m)einen Mann weiter verreist war, verunsicherte<br />
mich zusätzlich.<br />
Aber die Neugier siegte und ich stürzte mich in<br />
die Vorbereitungen: Sparen, Spanischkurs, Pass<br />
erneuern, Impfungen, Anzahlung, Sparen, Einkauf<br />
von Arbeitshandschuhen, Moskitospray und<br />
Durchfallmedikamenten, Sparen, Geld wechseln.<br />
Der Großteil der Gruppe flog zwei Wochen vor<br />
uns ab und überraschenderweise gab es sporadischen<br />
E-Mail Kontakt, der beunruhigenderweise<br />
einige Tage vor unserem Reisetermin abriss. Die<br />
letzten Nachrichten hatten gelautet, dass fast alle<br />
<strong>unter</strong> Durchfall, manche auch <strong>unter</strong> Fieber litten<br />
und wir, bitte, Medikamente einkaufen sollten…<br />
Die Hinreise verlief ohne jegliche Zwischenfälle<br />
und überraschend kurzweilig, wenn auch nahezu<br />
schlaflos. Nach der Landung in Guayaquil war die<br />
Freude und Erleichterung groß, die lebendigen<br />
(!), vertrauten und freundlichen Gesichter unseres<br />
<strong>Pfarre</strong>rs, Dariusz, und des stellvertreten<strong>den</strong><br />
PGR-Vorsitzen<strong>den</strong>, Walter, zu sehen, die um 4h in<br />
der Früh aufgestan<strong>den</strong> waren, um uns abzuholen.<br />
Die ersten bei<strong>den</strong> Eindrücke beim Verlassen des<br />
Flughafengebäudes waren „endlich hell!“ und<br />
„hier stinkt’s!“ Der Gestank begleitete uns auf<br />
der zweistündigen Fahrt nach Pedro Carbo und<br />
eigentlich während des ganzen Aufenthaltes. Irgendwo<br />
hatte ich einmal gelesen „Armut stinkt“;<br />
das fiel mir jetzt ein. Einer der Gründe ist, dass<br />
viele Menschen je<strong>den</strong> Abend ihren Müll vor dem<br />
Haus einfach verbrennen. Auf und neben <strong>den</strong> <strong>St</strong>raßen<br />
sahen wir immer wieder tote Hunde und sogar<br />
ein totes Pferd liegen. <strong>St</strong>ändig kreisten Geier am<br />
Himmel, alle lebendigen Tiere waren beängstigend<br />
mager.<br />
Der Empfang und die Unterkunft (ein Exerzitienhaus)<br />
überraschen mich positiv: es gab ein Zwei-