Erfolgsrechnung 01.10.2011 – 30.09.2012 - Bartligesellschaft

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Niemand hätte im Ernst daran gedacht, dass der Schmudo der letzte Auftritt von Timo in der Öffentlichkeit sein sollte. Schon am Montag vor dem Schmudo hätte er einen Eingriff über sich ergehen lassen sollen, wollte aber unbedingt am Schmudo dabei sein. Die Ärzte hatten da noch keine Bedenken. Leider war die Diagnose nach dem Eingriff sehr schlimm. Timo ging es zunehmend schlechter und die Schmerzen waren ohne sehr starke Medikamente unerträglich. Nach weiteren Eingriffen und ohne Aussicht auf nachhaltige Besserung muss wohl das klare ärztliche Verdikt dazu geführt haben, dass Timo in vollem Bewusstsein über sich selber bestimmen wollte. Und so ist er am 12. März 2012 freiwillig und begleitet zu Hause von uns gegangen. Zu seinem Andenken bitte ich darum, Euch zu einer Schweigeminute zu erheben. Wer war Timo Konietzka?? Geboren am 2. August 1938 in Lünen Westfalen. Er hat eine sehr harte und karge Jugend erlebt, da war der Krieg und später arbeitete er vom 14. bis 19. Lebensjahr unter Tage in der Kohlegrube wie sein Vater. Dies 1000 Meter unter der Erde. Als Fussballer hat er in 100 Bundesligaspielen 72 Tore erzielt, und figuriert damit in der ewigen Bundesliga-Torschützenliste auf Platz 2 hinter Gerd Müller. Er spielte gegen weltbekannte Vereine wie Manchester United, Real Madrid, Inter Mailand, Santos, Benfica Lissabon, Bayern München usw. Er trat gegen die grössten Fussballstars seiner Epoche an, z.B. gegen Pelé, Bobby Charlton, Franz Beckenbauer, Eusebio, Mazzola, Rivera, etc. etc. Unerreicht und einmalig ist das 1. Bundesliga-Tor: 1963. Er erzielte dieses in der ersten Spielminute im Spiel Werder Bremen gegen Borussia Dortmund. Hierfür erhielt er den goldenen Schuh. Als Fussballer spielte er neunmal in der Nationalmannschaft gegen Brasilien, Frankreich, Italien usw. Sein Palmares war einzigartig: mit Borussia Dortmund wurde er 2 x Meister, 1x Pokalsieger, 1 x Meister mit München 1860, dies alles in der Zeit zwischen 1957 bis 1967. Auch in der Schweiz hinterliess er nachhaltig Spuren und zwar als Trainer. Mit dem FC Zürich wurde er 3 x Meister, 3 x Cupsieger, 1 x Meister mit den Grasshoppers, dies in den Jahren 1971 – 1982. Timo war verheiratet und hatte aus erster Ehe einen Sohn. Diese Ehe wurde geschieden. An der Fasnacht 1992 lernte er in Gersau Claudia kennen. Am 2. Februar 1995 heirateten die beiden. Timo war für die damals 12 und 13 Jahre alten Kinder von Claudia ein fürsorglicher Ersatzvater, geduldig und lieb, der Claudia immer positiv zur Seite stand. Er konnte aber auch laut werden, wenn das Personal nicht wollte wie Claudia. Er fragte dann die Leute, woher denn wohl ihr Lohn komme. Claudia charakterisiert Timo als sehr ehrlichen Mann. Willensstark, ein Alphatier mit harter Schale, aber im richtigen Moment mit weichem Herz. Er habe vorgelebt was er wirklich war. Ein standfester Mann mit Charakter. Alle kennen die Stationen „3 Könige in Schwyz―, die Wohnsitznahme im ehemaligen Hirschen in Brunnen und den Nebenbetieb im Bahnhöfli Brunnen. Schliesslich Seite 4 von 10 �
kauften sie im Jahr 2004 das Restaurant Ochsen. Timo half täglich im Hintergrund mit. Er war sich auch nicht zu schade um Kisten herumzuschleppen. Und nun komme ich zu ein paar Anekdoten: Bekannt war Timo als täglicher Jogger mit MBT-Schuhen. Viele belächelten ihn, weil er bei jedem Wetter entlang der Hauptstrassen joggte. Einige haben sogar behauptet, er wolle sich nur zeigen, weil er sich gerne präsentiere. Das wahre Geheimnis kann ich heute offenbaren: Timo hatte panische Angst vor Hunden. Er wollte nicht auf Landwirtschafts- und Waldwegen laufen, da man dort immer wieder nicht angeleinten Hunden begegnete. Entlang der Hauptstrasse von Brunnen nach Schwyz liess niemand seinen Hund frei laufen. Deshalb war dies für ihn die ideale Jogging-Strecke. Bekanntlich hatte er für sein erstes Bundesliga-Tor den goldigen Schuh von ADIDAS erhalten. Dieser war im Ochsen ausgestellt. Anlässlich eines Fasnachtsanlasses vor 4-5 Jahren erlaubte sich jemand den Scherz, diesen Schuh zu entwenden. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse. Vom Boten bis zum Blick wurde darüber berichtet. Ein Inserat genügte und der Schuh kam zurück bzw. der Überbringer wurde mit einem Essen belohnt. Heute ist der Schuh im Museum von Dortmund ausgestellt. Ebenso der goldige Ring der Borussia Dortmund, den Timo erhalten hatte. Skifahren und Timo, das war eine besondere Sache. Er hatte diesen Sport erst mit 52 Jahren erlernt. Ehrlicherweise muss man sagen, er hat sich einfach dank seiner Muskelkraft den Berg hinuntergekrampft und die Sache schnell aufgegeben, nachdem er gesehen hatte, wie elegant und praktisch ohne Kraft Claudia den Berg hinuntergleitet. Einige von Euch erinnern sich bestimmt daran, dass er als Blick-Kolumnist tätig war, bzw. er jeweils die Leistungen der Fussballmannschaften beurteilte. Bei einem der Matchbesuche in Basel in Begleitung von Claudi, war das Empfangskomitee nicht sehr freundlich. Ein halbes Dutzend Ultras in Ledermonturen und mit Ketten bewaffnet empfingen Timo – nach einer nicht so freundlichen Leistungsbeurteilung durch Timo im Blick – mit den Worten: „Jetz muesch dänn aber schnell laufe Du!―. Seither ging Claudia nicht mehr an Fussballspiele. Im „3 Könige― zu Schwyz gab es ein Zwischendach in den 1. Stock zum Schlafzimmer von Konietzkas. Eines Nachts wachte Claudia wegen Geräuschen vor dem offenen Fenster auf. Sie weckte Timo, er solle mal nachschauen. Doch Timo, der Angsthase, zog die Decke über den Kopf und sagte „Geh Du schauen―. Also musste Claudia wohl oder übel aufstehen. Mit einem Ruck zog sie den Vorhang zur Seite und da stand ein völlig verblüffter Gast. Claudia schrie ihn an: „Was wotsch Du da?― Er antwortete verdattert, dass er zu Fränzi wollte… Fränzi war die Serviertochter. Claudia und Timo hatten ein Einsehen und liessen den ungebetenen Verliebten ins Schlafzimmer herein und von dort wahrscheinlich auch zur Serviertochter…. Claudia hat mir verraten, dass sie früher ab und zu gerne ins Casino Weggis ging. Timo hatte für so einen Spass gar kein Verständnis. Mit Geld spielen war von seiner Herkunft und Einstellung her einfach nicht denkbar. Und so ging Claudia an einem Abend, als Timo einen Anlass in Zürich hatte, mit Freunden nach Weggis um zu Gambeln. Plötzlich läutete das Handy von Claudia und Timo war am anderen Ende der Leitung mit der Frage: „Wo bist Du?―. Ganz überrascht und spontan griff Claudia zu einer Notlüge: „Zuhause―. Er zur Antwort: „Ich auch!!― Claudia musste von da an versprechen nie mehr zu flunkern!! Seite 5 von 10 �
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