Pfarrblatt November 2012 (pdf 1.3mb)
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Martin verbrachte seine Zeit vor allem mit Beten, wie Sulpicius<br />
Severus schreibt: „Wie ein Schmied bei seiner Arbeit<br />
immer wieder den Hammer zu seiner Erleichterung auf<br />
den Amboss fallen lässt, so betete Martinus ohne Unterbrechung,<br />
auch wenn er anscheinend etwas anderes tat.“<br />
Der Kaiser hatte Martins bischöfl ichen Freund Hilarius von<br />
Poitiers nach Rom verbannt. Als Martin erfuhr, dass der<br />
Kaiser Hilarius erlaubt habe, nach Poitiers zurückzukehren,<br />
verliess Martin die Insel und besuchte Hilarius in Rom. Weil<br />
dieser aber Rom schon verlassen hatte, folgte er Hilarius<br />
bis nach Poitiers und blieb bei ihm.<br />
Doch das Alleinsein wollte Martin nicht aufgeben. So<br />
baute er sich in Ligugé bei Poitiers eine einfache Zelle. Er<br />
schlief auf dem nackten Boden und deckte sich mit einer<br />
härenen (kratzigen) Decke zu.<br />
Martin blieb nicht lange allein. Ein Katechumene schloss<br />
sich ihm an. Und dann kamen weitere Männer dazu. So<br />
entstand – ohne dass Martin das geplant hatte – das<br />
erste Kloster auf gallischem (französischem) Boden. Das<br />
macht Martin zum Stifter der klösterlichen Lebensweise<br />
im Abendland. Nach seinen Einsiedlerjahren, entdeckte<br />
Martin nun das Zusammenleben in Gemeinschaft als neues<br />
Ideal.<br />
Das einfache<br />
Leben von Martin<br />
und seinen<br />
Klosterbrüdern<br />
machte auf<br />
die Umgebung<br />
grossen Eindruck.<br />
Martin<br />
lehrte nicht<br />
nur, wie man<br />
Christus nachfolgt,<br />
er tat es<br />
auch.<br />
371 starb der<br />
Bischof von<br />
Tours. Im<br />
Gegensatz<br />
zu heute,<br />
war die Wahl Meditierender Martin als Bischof.<br />
eines Bischofs<br />
damals fast demokratisch: Die Bischöfe der benachbarten<br />
Bistümer wählten jemanden und das Volk musste<br />
zustimmen. So zog das Volk in Scharen nach Tours. Denn<br />
das Volk wollte Martin! Einige der benachbarten Bischöfe<br />
versuchten Martins Wahl zu verhindern. Sie sagten, Martin<br />
sei eine lächerliche Person. Er sehe nicht gut aus, seine<br />
Kleider seien armselig und seine Haare nicht gepfl egt.<br />
Und was meinte Martin dazu? Martin war über den<br />
Wunsch des Volkes sehr erschrocken. Ein Bistum leiten<br />
zu müssen und die damit verbundenen repräsentativen<br />
Pfl ichten waren das Letzte, was er sich wünschte. So<br />
versteckte er sich nach einer alten Legende (!) in einem<br />
Gänsestall. Doch das laute Geschnatter der Gänse verriet<br />
ihn. Dass noch heute viele im <strong>November</strong> eine Martinsgans<br />
essen, verdankt sich vielleicht auch dieser Legende.<br />
14<br />
Thema<br />
Wofür ist der Hl. Martin Patron,<br />
wofür wird er angerufen?<br />
Soldaten, Kavalleristen und Reiter, Huf- und Waffenschmiede;<br />
Weber, Gerber, Schneider, Gürtel-,<br />
Handschuh- und Hutmacher, Tuchhändler, Ausrufer,<br />
Hoteliers und Gastwirte, Kaufl eute, Bettler, Bürstenbinder,<br />
Hirten, Böttcher, Winzer, Müller, Reisende,<br />
Arme, Flüchtlinge, Gefangene, Abstinenzler, Gänse,<br />
gegen Ausschlag, Schlangenbiss und Rotlauf; für<br />
Gedeihen der Feldfürchte. Patron von Frankreich,<br />
Thüringen, Kanton Schwyz, Burgenland, der Bistümer<br />
Mainz, Rottenburg und Eisenstadt.<br />
Das Volk brachte Martin vom Gänse-Stall direkt auf den<br />
Platz und rief: „Martin, sei unser Bischof!“ Da waren auch<br />
die Bischöfe machtlos und Martin wurde zum Bischof<br />
gewählt. Martin stellte eine Bedingung: Er wollte auch als<br />
Bischof seine mönchische Lebensweise beibehalten. So<br />
wohnte er weiter in seiner Zelle, die an die Kirche angebaut<br />
war. Als aber mit der Zeit die allzu vielen Besucher<br />
unerträglich wurden, baute er vier Kilometer ausserhalb<br />
von Tours, auf der anderen Seite der Loire, das Kloster<br />
Marmoutiers.<br />
Auch hier lebte Martin – wie seine 80 Mitbrüder – nur in<br />
einer rohgezimmerten Zelle. Alles gehörte allen. Wein<br />
durfte man nur dann trinken, wenn man krank war. Die<br />
Kleider waren aus kratzigem Kamelhaar.<br />
Martin war ein Bischof wider Willen. Und doch nahm er es<br />
mit seinem Bischofsamt sehr ernst. Er glänzte nicht mit<br />
theologischen Spitzfi ndigkeiten, sondern mit seinem einfachen,<br />
überzeugenden Leben, seiner Ernsthaftigkeit und<br />
mit den vielen Wundern, die Gott ihm geschenkt hat. Ein<br />
spektakluläres geschah kurz nach der Klostergründung.<br />
Während Martin weg war, starb der Katechumene, der<br />
mit ihm zusammen gewohnt hatte. Als Martin zurück war,<br />
schickte er die Mitbrüder weg, verriegelte die Zelle, legte<br />
sich nach dem Vorbild des alttestamentlichen Propheten<br />
Elias auf den Verstorbenen und betete. Er spürte, wie<br />
etwas von seinem Leib ausströmte und nach ungefähr<br />
zwei Stunden (!) gab der Verstorbene Lebenszeichen von<br />
sich. Die Mitbrüder, die vor der Türe gewartet hatten,<br />
konnten es fast nicht glauben! Sein Biograph schreibt:<br />
„Martin besass die Gabe der Krankenheilung in so hohem<br />
Grad, dass kaum ein Kranker zu ihm kam, ohne sofort die<br />
Gesundheit wiederzuerlangen.“ So begegnete Martin auf<br />
einer Reise nach Paris einem Aussätzigen. Zum Entsetzen<br />
aller segnete und küsste Martin den Kranken; der Aussätzige<br />
wurde sofort gesund und kam am nächsten Tag mit<br />
geheilter Haut zum Gottesdienst.<br />
Martin besass auch die Gabe der Geisterunterscheidung.<br />
Als unweit seines Klosters eine Grabstätte als Grab eines<br />
Märtyrers verehrt wurde, verlangte Martin den Namen<br />
des Verstorbenen. Niemand wusste ihn. Da ging Martin<br />
selber hin und bat Gott ihm zu offenbaren, was hier los<br />
sei. Darauf sah er neben sich „einen schmutzigen Schatten