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GESCHÄFTSBERICHT 2009 ... - Kantonalbanken

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AlP obererbs<br />

obwohl der Schabziger heute mit modernsten Mitteln hergestellt<br />

wird, ist er im Kern noch immer das traditionelle Stöckli, wie es<br />

Generationen vor uns kannten. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Produkten ist sich der grüne Kräuterkäse selbst treu geblieben.<br />

Sein Ursprung liegt in der Natur, oder besser gesagt: auf den<br />

kräuterreichen Wiesen der Glarner Alpen. Von hier kommt nämlich<br />

die Milch, die für den Rohziger verwendet wird – jährlich<br />

rund 4 Mio. Liter, oder anders ausgedrückt: die Milch von 850<br />

Kühen. Der grösste Teil davon wird in Glarus verarbeitet. Heute<br />

gibt es nur noch ganz wenige Sennen, die auf der Alp selbst<br />

zigern und ihren Rohziger der GESKA AG abliefern. Ich mache<br />

mich deshalb auf den Weg, einen der letzten Zigersennen zu<br />

treffen. Weit hinten im Glarner Kleintal hinter Elm weiden 48<br />

Kühe von Hans Ruedi, seinem Neffen Hans Schneider und von<br />

Bauernkollegen aus Elm. Es ist knapp 08.00 Uhr und die Sonne<br />

steigt langsam hinter dem Bergmassiv des Glarner Vorab auf.<br />

Eine unglaubliche Stimmung: Die Natur hier oben scheint fast<br />

unberührt, die Luft ist frisch und riecht wie in einem bekannten<br />

Kurort. Je höher die Sonne aufsteigt, desto leuchtender wirkt das<br />

Grün der Wiesen. Am heutigen Spätseptembertag sind nur noch<br />

wenige Rinder auf der Alp obererbs, die Milchkühe sind mit dem<br />

Herbstbeginn auf den unteren Staffel «Alp Steger» zurückgekehrt.<br />

Den Sommer jedoch verbringen alle Tiere hier oben. «Den Unterschied<br />

zwischen dem Alp-Rohziger und dem Rohziger vom Tal<br />

merkt man deutlich. Der von der Alp ist einiges stärker im Geschmack»,<br />

verrät Trümpy und blickt in Richtung Martinsloch. Man<br />

sagt, es wachsen hier rund 300 verschiedene Gräser und Kräuter.<br />

Diese machen die Milch der Kühe besonders würzig. Doch die<br />

Bewirtschaftung der Alpen bedeutet nicht nur Arbeit in idyllischer<br />

Natur. Hier gibt es keine modernen Maschinen, «Hightech» bleibt<br />

im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort. Der Mensch allein<br />

mit seinen Werkzeugen steht im Mittelpunkt.<br />

Glarner Kantonalbank - Geschäftsbericht <strong>2009</strong><br />

IMAGETEIL GLARNER SCHABZIGER<br />

Rohziger von der Alp. Zuerst wird die noch kuhwarme Milch entrahmt<br />

und danach auf über 90 Grad Celsius erhitzt. Der Senn gibt eine Milchsäurekultur<br />

dazu, welche die Milch in Ziger und Schotte scheidet. Der<br />

frische Ziger wird abgeschöpft und in flache Becken, die sogenannten<br />

Gebsen gefüllt. Hier kühlt er langsam aus, bevor er im Gärbehälter eine<br />

erste Reifung von vier bis zwölf Wochen durchläuft. Jetzt ist der Rohziger<br />

fertig für die weitere Verarbeitung in der GESKA AG.<br />

Wir verlassen die Alp obererbs und besuchen Werner Schneider<br />

im unteren Staffel auf der Alp Steger – immer noch auf rund 1200<br />

Metern über Meer. Er ist der Vater von Hans Ruedi Schneider und<br />

eigentlich schon im Ruhestand. Der erfahrene Alpsenn ist gerade<br />

daran, den Rohziger aus einem riesigen Kupferkessi abzuschöpfen.<br />

Fast schon mystisch, wie ein heller Sonnenstrahl durchs Fenster<br />

in den dunklen Raum scheint und den aus dem Kessel aufsteigenden<br />

Dampf zum Leuchten bringt. Ich fühle mich gleich Hunderte<br />

von Jahren zurückversetzt in eine mittelalterliche Szenerie. Schneider<br />

steht konzentriert am Kessi, rührt in der gelblichen Flüssigkeit<br />

und schöpft dann mit einer Holzschaufel den weissen Rohziger<br />

ab, der sich auf dem Boden abgesetzt hat. Es braucht viel Muskelkraft,<br />

Fingerspitzengefühl und Erfahrung, um mit diesen einfachen<br />

Mitteln ein hochwertiges Produkt wie Rohziger zu machen.<br />

Und man sieht es dem Mann an, dessen Hände und Gesicht von<br />

den täglichen Strapazen der Arbeit gezeichnet sind. «Seit 55<br />

Jahren zigere ich, das gehört einfach zu mir. Ziger ist Teil meines<br />

Lebens», erklärt er, als er beim alten Brunnen vor dem Hof sein<br />

Geschirr auswäscht. Was mich besonders erstaunt: der Gegensatz<br />

zwischen Hightech-Produktion in der Glarner Schabzigerfabrik<br />

und dieser rustikalen Arbeitsweise des Zigersenns. Ich glaube,<br />

das ist es genau, was den Schabziger ausmacht: die Verbundenheit<br />

mit der Tradition, mit seiner Geschichte. Sie macht<br />

aus dem Stöckli ein ehrliches Produkt, mit dem sich die Menschen<br />

identifizieren können.<br />

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