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Langversion - Landesverband Hospiz Oberösterreich

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Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care<br />

aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong><br />

Zusammenfassung einer Forschungsarbeit, erstellt von Carina Voraberger und Mag. Christian F.<br />

Freisleben-Teutscher im Oktober 2012<br />

Carina Voraberger ist derzeit Studentin an der FH Linz, Studiengang Sozialarbeit<br />

Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher, ist seit über 20 Jahren freiberuflich als Berater, Referent<br />

und Journalist tätig. Ein wichtiges Thema in allen Feldern war und ist immer wieder die<br />

Versorgungssituation älterer Menschen sowie der Umgang mit der letzten Lebensphase.<br />

www.cfreisleben.net<br />

Zusammenfassung:<br />

Analysiert wird Ist- und Sollstand der Rolle der Sozialarbeit in der abgestuften Verorgung mit<br />

<strong>Hospiz</strong> und Palliative Care. Aus Literatur-, Datenanalyse sowie ExpertenInneninterviews wird<br />

deutlich, welche wichtige und entlastenden Funktionen Sozialarbeit sowohl im stationären als auch<br />

ambulanten Bereich übernehmen könnte. Gerade auch in der Vernetzungsarbeit sowie der<br />

Unterstützung von Angehörigen könnte sie eine wesentlich größere Rolle spielen. Weiters kann<br />

Sozialarbeit dazu beitragen, dass der Wunsch von über 80 Prozent der Bevölkerung zu Hause (kann<br />

auch ein Pflegeheim sein) sterben zu können erfüllt werden kann, sowie Spitalseinweisungen<br />

reduzierbar sind.<br />

Einleitung<br />

Die Forschungsarbeit war Teil der Ausbildung zum/zur SozialarbeiterIn an der FH Linz, Studiengang<br />

Sozialarbeit (Jahrgang SO10). Die Langfassung der im Zeitraum vom März 2011 bis Juni 2012 entstanden<br />

Forschungsarbeit wurde erstellt von Michael Ahrer, Ursula Buchberger , Birgit Hofstetter, Markus<br />

Holzmann, Nora Kronheim, Kristina Meirhofer, Nadine Ober Michael Otruba, Yasmin Ramelmüller,<br />

Matilda Seferi, Janette Schliesslberger, Martina Schlackl, Carina Voraberger, Doris Weichselbaumer –<br />

Begleitung: Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher.<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 1


Forschungsdesign<br />

Folgende Forschungsfragen wurden im Projekt behandelt:<br />

� Status & Ausbaupläne für die abgestufte <strong>Hospiz</strong>- und Palliative Care Versorgung in<br />

<strong>Oberösterreich</strong>?<br />

� Stand der Finanzierung für Palliative Care in Österreich / <strong>Oberösterreich</strong>?<br />

� Klärung der Frage, wer unter welchen Voraussetzungen Zugang zu diesen Leistungen hat<br />

inkl. rechtlicher Rahmenbedingungen?<br />

� Welche Rolle spielt die Sozialarbeit / SozialarbeiterInnen in den verschiedenen Ebenen der<br />

abgestuften <strong>Hospiz</strong>- und Palliativ Care Versorgung in <strong>Oberösterreich</strong> (Ist-Situation und<br />

Erhebung potentieller weiterer Tätigkeitsfelder)? Dazu wählte die Forschungsgruppe<br />

folgende weitere Sub-Themenfelder aus, die aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit<br />

beleuchtet wurden:<br />

� Auseinandersetzung mit dem Thema „Sterbehilfe“<br />

� Mobiles <strong>Hospiz</strong> und Palliativ Care in <strong>Oberösterreich</strong><br />

� Angehörigenarbeit<br />

� Psychohygiene im Bereich Palliative Care<br />

� Bedürfnisse Sterbender<br />

� Rolle von Spiritualität und Religionen<br />

Im Rahmen der Forschungsarbeit stellten die StudentInnen weiters Bezüge zwischen Palliative<br />

Care, der eigenen aktuellen beruflichen Tätigkeit, der angestrebten Tätigkeit im Bereich<br />

Sozialarbeit sowie dem eigenen Leben her. Methoden:<br />

� Finden und Analysieren von aktuellen Versorgungszahlen im Feld Palliative Care und<br />

<strong>Hospiz</strong> in <strong>Oberösterreich</strong><br />

� Analyse der Rahmenbedingungen für Palliative Care und insbesonders der Sozialarbeit in<br />

diesem Feld sowie tatsächlich umgesetzer Leistungen / Angebote anhand entsprechender<br />

Unterlagen: Gesetzestexte, Österreichischer Strukturplan Gesundheit, ÖBIG-Konzept der<br />

abgestuften Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care, Konzepte und<br />

Mindestanforderungen sowie die aktuellen Datenerhebungen von <strong>Hospiz</strong> Österreich<br />

� Literaturrecherche zum Thema „Rolle der Sozialarbeit in Palliative Care & <strong>Hospiz</strong>-<br />

Versorgung“ sowie zu den o. a. Subthemen bzw. Analyse und Auswertung dieser Literatur in<br />

Hinblick auf die Forschungsfragen (vertiefend im Zuge der Zusammenstellung und<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse in den Forschungsbericht)<br />

� 10 ExpertInneninterviews (mit auf der Grundlage der Zahlen-und Literaturrecherche<br />

vorbereiteten Fragerastern)<br />

Wichtige Ergebnisse der Forschungsarbeit<br />

Sterben und Tod ist nach wie vor auch im Gesundheits- und Sozialbereich ein Tabuthema, wird oft als<br />

„Versagen“ erlebt und nicht als Lebensabschnitt, der bewusst gestaltet und begleitet werden kann – gerade<br />

auch durch SozialarbeiterInnen.<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 2


Im Rahmen der Ausbildung Sozialarbeit an der Fachhochschule Linz ist die Mitwirkung an einem<br />

Forschungsprojekt über drei Semester im Lehrplan vorgesehen. Beginnend mit März 2011 beschäftigte sich<br />

eine Gruppe aus 14 Studierenden mit der Versorgungssituation im Feld Palliative Care und <strong>Hospiz</strong> in<br />

Österreich bzw. speziell in <strong>Oberösterreich</strong> sowie mit der Rolle die Sozialarbeit hier spielen kann.<br />

Nach anfänglichen Berührungsängsten mit dem Thema (die Teilnahme an den einzelnen Projekten wurde<br />

zufällig ermittelt) steigerten sich das Interesse und das Engagement durch die zunehmend intensive<br />

Beschäftigung damit.<br />

Im Zuge dieses Projektes wurden verschiedene Tätigkeitsfelder der Palliative Care beleuchtet. Neben<br />

intensiver Literaturrecherche lieferten dafür ExpertInneninterviews Ausgangspunkte. Befragt wurden<br />

Sozialarbeiterinnen, die auf Palliativstationen arbeiten, sowie Führungskräfte und verschiedene andere<br />

ExpertInnen (Einige Transkripte finden sich auf einer CD, die in der Bibliothek der FH Linz zu entlehnen<br />

ist.). So ergibt sich ein intensiver Einblick in die Thematik; gleichzeitig wird deutlich, welche Impulse<br />

Sozialarbeit in Palliative Care einbringen kann und wie davon alle Beteiligten profitieren können. Die<br />

wesentlichsten Bereiche werden weiter unten noch genauer beschrieben.<br />

Ein wichtiges Ergebnis der Forschungstätigkeit: Zum Thema Sozialarbeit im Bereich Palliative Care gibt es<br />

bislang sehr wenig spezifische Literatur und Analysen. Auch viele Informationen zu Rahmenbedingungen<br />

von Palliative Care sind auf verschiedenste Quellen verteilt, bei den Recherchen der StudentInnen gab es oft<br />

die Antwort, keine Antwort oder Daten zu haben. Weiters wurde mehrfach – teils sehr vehement - darauf<br />

hingewiesen, dass sozialarbeiterische Tätigkeit ohnehin durch Pflegekräfte abgedeckt werden würde. Und<br />

wenn die Potentiale der Beiträge durch Sozialarbeit thematisiert wurden, kam meist schnell der Verweis auf<br />

sehr enge finanzielle Rahmenbedingungen, vor allem im mobilen Bereich.<br />

Zunächst eine kurze Definition:<br />

Laut dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) 2010 zielt Palliative Care auf die Versorgung von<br />

unheilbar kranken und sterbenden Personen. Etwa 10 Prozent der Menschen in der letzten Lebensphase<br />

benötigen eine spezialisierte Begleitung durch Palliative Care. Von diesem Ansatz profitieren nicht nur die<br />

Betroffenen sondern alle Felder im Gesundheits- und Sozialwesen..<br />

Dr. Wolfgang Wiesmayr, Vorsitzender des <strong>Landesverband</strong> <strong>Hospiz</strong> OÖ und Allgemeinmediziner mit<br />

langjährigen Erfahrungen in Palliative Care meint dazu in einem der Interviews: „Palliative Care ist ein<br />

Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit den Problemen<br />

konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, und zwar durch Vorbeugen und<br />

Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen<br />

sowie anderen Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art (Wiesmayr 2011).“<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 3


Der Ansatz der Palliative Care zeigt viele Maßnahmen auf, die in der letzten Lebensphase gesetzt werden<br />

können, um Lebensqualität sowie ein möglichst hohes Maß an Selbstständigkeit zu fördern. Wichtig ist dabei<br />

ein gut abgestimmtes Miteinander von unterschiedlichen Berufsgruppen: Ärzten und Ärztinnen,<br />

Fachpflegepersonal, Menschen die in den Bereichen Heimhilfe, Ergo- und Physiotherapie, Sozialarbeit oder<br />

Seelsorge tätig sind. Große Bedeutung haben auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Gemeinsam werden<br />

Akzente zur Begleitung und Unterstützung gesetzt, die den Prozess des Sterbens als Teil des Lebens<br />

wahrnehmbar machen. Pflegende Angehörige sind ebenso eine wichtige Zielgruppe.<br />

Der ÖSG spricht von einer adäquaten Betreuung durch ein System abgestufter Versorgung, einerseits durch<br />

bestehende Einrichtungen, als auch durch spezialisierte <strong>Hospiz</strong>- und Palliativeinrichtungen. Durch diese<br />

Maßnahmen soll dem Grundsatz „die richtigen Patienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu versorgen“<br />

(Bundesministerium für Gesundheit 2010, S. 88) entsprochen werden.<br />

Weiters wird im ÖSG eine abgestufte <strong>Hospiz</strong>- und Palliativversorgung empfohlen, welche in der praktischen<br />

Umsetzung so aussieht: Mobile <strong>Hospiz</strong>teams, Mobile Palliativteams, Palliativkonsiliardienste,<br />

Palliativstationen an allgemeinen Krankenhäusern, Tageshospiz, stationäres <strong>Hospiz</strong>.<br />

Im stationären Bereich ist auf Palliativstationen eine Betreuung bis maximal sechs Wochen möglich. Nach<br />

Ablauf dieser Frist werden die PatientInnen nach Hause oder in <strong>Hospiz</strong>e entlassen. Solche speziellen<br />

Einrichtungen gibt es zurzeit in <strong>Oberösterreich</strong> nicht. In der Praxis werden Menschen darum in der letzten<br />

Lebensphase auf Palliativstationen oft länger als sechs Wochen betreut. Um bürokratische Hürden zu<br />

umgehen, werden PatientInnen dann kurzfristig entlassen, um sofort wieder stationär aufgenommen zu<br />

werden.<br />

Im mobilen Bereich gibt es keine Begrenzung der Betreuungszeit, hier kann die Betreuung auch mehrere<br />

Jahre in Anspruch genommen werden. Laut Informationen von Wiesmayr wird z. B. derzeit ein Patient<br />

bereits seit sechs Jahren mobil betreut. (vgl. Wiesmayr, 2011).<br />

Die Versorgungssituation mit Palliative Care ist in <strong>Oberösterreich</strong> vergleichsweise sehr gut. Vor allem nach<br />

dem im November 2011 beschlossenen Ausbau der Mobilen Palliativteams. Diese bestehen aus diplomierten<br />

Fachpflegepersonal mit spezieller Schulung und MedizinerInnen. Sie unterstützen bei Bedarf die<br />

Betreuungspersonen, stehen ihnen mit Fachinformation und Anleitung zur Seite oder übernehmen einzelne<br />

Aufgaben wie z. B. die Einstellung einer optimalen Schmerztherapie. Bis vor kurzen gab es nur drei solcher<br />

Teams, welche finanziell sehr schlecht abgesichert waren. Mit den Aufbau der neuen Teams ging auch eine<br />

bessere finanzielle Absicherung einher. Mankos gibt es noch bei den Palliativkonsiliardiensten – ebenso<br />

könnte durch die Einbindung von Sozialarbeit in den MPTs die Qualität deutlich gesteigert werden, wie das<br />

Beispiel der Praxis in der Steiermark deutlich zeigt.<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 4


Die Rolle der Sozialarbeit<br />

Aufgrund der einschlägigen Ausbildung lag der Hauptfokus des Forschungsprojektes auf der Rolle der<br />

Sozialarbeit in der Versorgung durch <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care. Dementsprechend wurde in jedem<br />

Themenbereich ein Zusammenhang oder ein Aufgabenbereich mit und für SozialarbeiterInnen beleuchtet.<br />

Sowohl im ÖSG (Österreichischer Strukturplan für Gesundheit) als auch im Bericht über abgestufte <strong>Hospiz</strong>-<br />

und Palliativversorgung werden SozialarbeiterInnen als Teil eines multiprofessionellen Teams angeführt,<br />

welches zur Betreuung eingesetzt werden soll (vgl. Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen<br />

2004, S. 13 und Bundesministerium für Gesundheit 2010, S. 88). Während im ÖSG lediglich die<br />

Palliativstationen genauer beleuchtet werden, werden im Bericht des ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut<br />

für Gesundheitswesen, heute Teil der Gesundheit Österreich GmbH) Sozialarbeiter sowohl für<br />

Palliativstationen (alle folgenden Seitenzahlen beziehen sich auf den Bericht über abgestufte <strong>Hospiz</strong>- und<br />

Palliativversorgung, S. 21), Stationäres <strong>Hospiz</strong> (S. 24), Tageshospiz (S. 25), Palliativkonsiliardienst (S. 26),<br />

Mobile Palliativteams (S. 27) und <strong>Hospiz</strong>teams (S. 29) empfohlen.<br />

Ist- und Soll-Situation<br />

Derzeit sind in <strong>Oberösterreich</strong> im mobilen Bereich keine SozialarbeiterInnen beschäftigt. Die drei<br />

SozialarbeiterInnen, die in unserem Bundesland tätig sind, befinden sich alle im stationären Bereich. Dabei<br />

gäbe es auch in der mobilen Betreuung durchaus Bereiche, in denen SozialarbeiterInnen tätig werden<br />

könnten. Diese sind auch in dem Buch „Soziale Arbeit für alte Menschen“ (Christian Zippel, Mabuse Verlag,<br />

2011) beschrieben.<br />

An SozialarbeiterInnen im mobilen Bereich sind demnach folgende Erwartungen gerichtet:<br />

� Unterstützung des Pflegebereichs bei der Sicherstellung einer bedarfsgerechten, ganzheitlichen,<br />

lebensweltorientierten Versorgung von Pflegebedürftigen<br />

� Koordination von Maßnahmen zum Verbleib der Pflegebedürftigen im häuslichen Bereich<br />

� Außenrepräsentanz und Profilierung der Einrichtung<br />

� Beratung von Betroffenen, Angehörigen und Mitarbeitern sowie<br />

� Kooperation und Vernetzung mit anderen Einrichtungen (Zippel, Kraus 2009, S. 339)<br />

Daraus ergeben sich Aufgabenbereiche wie:<br />

� Allgemeine soziale Beratung:<br />

� Kostenklärung, Durchsetzung von Ansprüchen, Umbaumaßnahmen, Beschaffung von<br />

Pflegehilfsmitteln, Essen auf Rädern, Hausnotruf …<br />

� Psychosoziale Beratung von Angehörigen und Pflegebedürftigen:<br />

� Aufzeigen von Entlastungsmöglichkeiten, Wege aus der Isolation, Annahme und Weiterleitung von<br />

Beschwerden zur häuslichen Pflege<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 5


� Zusammenarbeit mit Angehörigen:<br />

� Vermittlung von Gruppenangeboten und Selbsthilfegruppen, Ermöglichung angemessener<br />

Abschieds- und Trauerkultur<br />

� Mitwirkung bei Qualitätsmanagement<br />

� Case Management<br />

� Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung<br />

� Überleitungs- und Beschwerdemanagement (vgl. Zippel, Kraus 2009, S. 341)<br />

� Einschätzung des körperlich-seelischen Befindens terminal kranker Menschen<br />

� Kenntnis und Erfahrung im Umgang mit ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

� Kenntnis und Erfahrung in der Leitung von Gruppen (Student 2004, S. 45)<br />

Weitere mögliche Aufgabenbereiche lassen sich auch bei stationär beschäftigten SozialarbeiterInnen finden,<br />

wie z. B.: Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Wiederherstellung von Kontakten zu Familienmitgliedern,<br />

Sicherung des Verbleibes und der Versorgung von Haustieren nach Ableben der PatientInnen und Ähnliches<br />

(vgl. Murauer 2011, S. 1, Doblhofer 2011, S. 4).<br />

Doblhofer meinte im Interview auf die Frage, ob er sich SozialarbeiterInnen in der mobilen <strong>Hospiz</strong>- und<br />

Palliative Care wünsche:<br />

„Ja, auf jeden Fall, weil es durchaus Bereiche gibt, außerhalb der medizinischen Betreuung, für die<br />

Begleitung der Leute, die SA wahrnehmen könnten. Wir bemühen uns zwar, Dinge mit unserem<br />

ehrenamtlichen Team wahrzunehmen, wie zB Gänge auf ein Amt oder auch Kontakte zur Familie wieder<br />

herzustellen, insbesondere bei Kindern aus geschiedenen Ehen. Das wären Sachen, die ein Sozialarbeiter<br />

machen könnte.“ (Doblhofer 2011, S. 4)<br />

Dieser Ansicht sind leider nicht alle. Spricht man mit Personen aus der mobilen Betreuung, welche dem<br />

Pflegepersonal angehören, so sind diese großteils der Meinung, dass derartige Aufgaben von ihnen<br />

mitbetreut werden können, aber SozialarbeiterInnen keine pflegerischen Aufgaben übernehmen können;<br />

somit sei es aus Kostengründen effizienter, anstatt von SozialarbeiterInnen eine weitere Pflegekraft<br />

anzustellen.<br />

Eine der Kernaufgaben für SozialarbeiterInnen könnte in der Vernetzung liegen. Da vor Allem die mobile<br />

Betreuung von PatientInnen meist einem Krankenhausaufenthalt oder einem Aufenthalt in einem Pflegeheim<br />

folgt, ist Vernetzung gerade in diesem Bereich sehr wichtig. Diese Meinung teilen auch nahezu alle unserer<br />

Interviewpartner, welche zum Thema Sozialarbeit in <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care befragt wurden.<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 6


Zu den VernetzungspartnerInnen zählen:<br />

� Palliativstationen<br />

� Krankenhäuser allgemein<br />

� Hauskrankenpflege<br />

� HausärztInnen<br />

� Lokale Teams untereinander<br />

� SozialarbeiterInnen von Sozialberatungsstellen, Jugendwohlfahrt, etc. (vgl. Doblhofer 2011, S. 3f;<br />

Pribil 2011, S. 2; Schmidt 2011, S. 2).<br />

Doblhofer weist zudem darauf hin, wie wichtig beispielsweise Vernetzung mit den Palliativstationen ist, da<br />

seiner Meinung nach die PatientInnen mit weniger Ängsten nach Hause gehen, wenn sie wissen, es kommt<br />

jemand zu ihnen, den sie bereits kennen. Auch sehr großen Wert legt er auf die Qualität der Vernetzung mit<br />

der Hauskrankenpflege und den HausärztInnen. Bei letztgenannten sei die Akzeptanz mittlerweile<br />

weitestgehend gegeben, was aber nicht immer so war; schließlich wurden die MitarbeiterInnen der mobilen<br />

Teams lange Zeit als „Handerlhalter“ belächelt (vgl. Doblhofer 2011, S. 4). Diese Skepsis von HausärztInnen<br />

den mobilen <strong>Hospiz</strong>- und Palliativteams gegenüber beschreibt auch Dr. Ines Groh:<br />

„Nachdem Hausärzte bei oft jahrzehntelangem hohem Engagement gewohnt sind, Entscheidungen und<br />

Verantwortung alleine zu tragen, betrachten einige das Auftauchen einer neuen Disziplin … … mit einiger<br />

Skepsis. … Nach jahrelangem Engagement für diesen Patienten und seine Familie kann vom Hausarzt die<br />

Auseinandersetzung mit palliativmedizinischen Behandlungskonzepten leicht als Eindringen in die<br />

langjährige gute Arzt-Patienten-Beziehung und Behinderung der eigenen Arbeit empfunden werden.“ (Groh<br />

2011, S. 34)<br />

Da das Wohlergehen der PatientInnen aber für beide an erster Stelle stehen sollte, empfiehlt sie folgendes,<br />

auch um das Vertrauen und die Akzeptanz der Familien zu erhalten:<br />

� „Gemeinsame Visiten (zB Erstvisiten)<br />

� Fakultativ gemeinsame Nutzung der durch das MPT geführten Dokumentationen<br />

� Kollegiale offene Kommunikation von beiden Seiten …“ (Groh 2011, S. 34)<br />

Sozialarbeit für Angehörige<br />

Auch <strong>Hospiz</strong> Österreich hat am 11.11.2002 ein Berufsbild für Sozialarbeiter im <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care<br />

Bereich veröffentlicht, welches eine detaillierte Aufgabenbeschreibung für SozialarbeiterInnen in diesem<br />

Arbeitsfeld beinhaltet. Im Hinblick auf die Bedürfnisse Angehöriger von PalliativpatientInnen und<br />

Trauernden hat <strong>Hospiz</strong> Österreich eine genaue Vorstellung der nötigen Interventionen und Methoden<br />

festgehalten (vgl. <strong>Hospiz</strong> Österreich 2002).<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 7


Diese Aufgabenbeschreibung gliedert sich in zwei Hauptpunkte: „Dienstleistung für Angehörige“ und<br />

„Angebote für Trauernde“. Beide werden im Anschluss kurz erklärt.<br />

In welcher Form Sozialarbeit tatsächlich Angehörigenarbeit macht oder machen kann, wird ebenfalls<br />

betrachtet. Die fundierte Beantwortung dieser Frage kann nur durch praxisnahen Bezug geschehen. Hierzu<br />

werden aktuell in <strong>Oberösterreich</strong> tätige Sozialarbeiterinnen zitiert, deren tatsächliche Aufgaben im Palliative<br />

Care Bereich beschrieben und der Vergleich zur Aufgabenbeschreibung des <strong>Hospiz</strong> Österreich gezogen.<br />

„Dienstleistung für Angehörige“ im Positionspapier <strong>Hospiz</strong> Österreich<br />

1. Ein Assessment<br />

Als erstes muss Sozialarbeit daran arbeiten, jene Personen überhaupt zu identifizieren, die durch die<br />

palliative Situation besonders belastet sind, wie zum Beispiel Kinder oder Personen mit<br />

Beeinträchtigung.<br />

Im zweiten Schritt fordert <strong>Hospiz</strong> Österreich ein „Sozialarbeiterisches Assessment“, welches die<br />

Bedürfnisse, Problemstellungen und Ressourcen im nahen Umfeld der PatientInnen sowie<br />

extrafamiliär erheben soll (vgl. <strong>Hospiz</strong> Österreich 2002). Hier können wichtige Erkenntnisse<br />

entstehen, die für die Angehörigenarbeit verwendet werden sollten.<br />

2. Psychosoziale Begleitung<br />

Sozialarbeit hilft bei der emotionalen Bewältigung des nahestehenden Todes eines/ einer<br />

Angehörigen und bei der Auseinandersetzung mit Trauer. Oft gibt es unausgesprochene Konflikte<br />

zwischen Familienmitgliedern, die den bevorstehenden Abschied belasten. Dabei kann Sozialarbeit<br />

eine Brückenfunktion einnehmen und vermittelnd beistehen (vgl. <strong>Hospiz</strong> Österreich 2002).<br />

3. Beratung in Fragen der Existenzsicherung<br />

Um existenzgefährdende Situationen von Angehörigen zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen<br />

zu lassen, ist Sozialarbeit notwendig. Es werden Informationen vermittelt, Beratung angeboten,<br />

Vernetzung zu Ämtern, Einrichtungen, Heimhilfen, Selbsthilfegruppen und Ehrenamtlichen<br />

hergestellt und Hilfestellung bei Entscheidungen gegeben (vgl. <strong>Hospiz</strong> Österreich 2002).<br />

„Angebote für Trauernde“ im Positionspapier <strong>Hospiz</strong> Österreich<br />

1. Sozialarbeiterische psychosoziale Beratung der Trauernden<br />

� Beratung im Sinne von: Wie spreche ich mit den Kindern über den Todesfall? Wie kann ich den<br />

Alltag meistern?<br />

� Partner im Verarbeitungsprozess des Verlustes durch aktives Zuhören und entlastende<br />

Gesprächsführung<br />

� Vernetzung zu anderen Unterstützungsangeboten oder Initiierung therapeutischer Hilfe, wenn<br />

notwendig und gewünscht<br />

2. Leitung von Trauergruppen<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 8


3. Nachhaltige Weiterbegleitung durch regelmäßigen Kontakt, nachgehende Betreuung, Hausbesuche<br />

und Telefonate (vgl. <strong>Hospiz</strong> Österreich 2002).<br />

Aktuelle Situation der Sozialarbeit im Bereich Angehörigenarbeit in Palliative Care und <strong>Hospiz</strong><br />

Basierend auf den Berichten von SozialarbeiterInnen, die in diesem Arbeitsbereich tätig sind, wird im<br />

Folgenden dargestellt, wie derzeit Angehörigenarbeit tatsächlich geschieht.<br />

DSA Daniela Stadler ist Sozialarbeiterin am Klinikum Wels-Grieskirchen.<br />

Seit April 2009 existiert am Standort Wels eine Palliativstation, welche örtlich getrennt vom Klinikumist.<br />

Für diese Station gibt es keine eigene SozialarbeiterIn(vgl. Stadler Oktober 2011). Stadler berichtet, dass ihre<br />

Kollegin DGKS Roswitha Porinski bereits vor der Installierung der Klinischen Sozialarbeit im Haupthaus im<br />

Jahre 2008 als Palliativschwester tätig war und deswegen seit 2009 auch die Hauptzuweisungen palliativer<br />

PatientInnen erhält. Sie leitet ebenfalls das Mobile Palliativteam (MPT) Wels Stadt/ Land und leistet daher<br />

wichtige Vernetzungsarbeit zwischen MPT, Klinikum und Palliativstation (vgl. Stadler Oktober 2011).<br />

Die Klinische Sozialarbeit, also Stadler und ihre Kollegin, werden nur dann aktiv, wenn ihnen KlientInnen,<br />

Spezial- oder Einzelfälle von Frau Porinski zugeteilt werden. Sie meint dazu, dass es daher in selteneren<br />

Fällen vorkomme, dass sie mit Angehörigen arbeite, deren zu pflegende Familienangehörige vom Haupthaus<br />

auf die Palliativstation verlegt werden oder nach Hause gehen. Werde ein/ eine PatientIn zugewiesen, ginge<br />

es dann vor allem um finanzielle, sozialrechtliche Belange oder Sachwalterschaftsanregungen. Die<br />

Sozialarbeiterin unterstützt in Fragen zu <strong>Hospiz</strong>karenz, zu finanzieller Absicherung wie Beihilfen oder<br />

Versicherungen pflegender Angehöriger, außerdem zu Unterstützungsmöglichkeiten für zu Hause, wie etwa<br />

Familienhilfe, Haushaltshilfen, Mobile Dienste, psychosoziale Begleitung, oder das MPT (vgl. Stadler<br />

Oktober 2011).<br />

„Der Anschluss an das extramurale Versorgungs- und Unterstützungssystem steht im Vordergrund bzw.<br />

diverse Antragstellungen werden veranlasst.“ (Stadler, Oktober 2011)<br />

Die Beratungsgespräche werden durch die Klinische Sozialarbeit in Wels auf drei verschiedene Weisen<br />

abgewickelt:<br />

1. Befindet sich der/ die PatientIn stationär im Haupthaus, erfolgen die Gespräche zeitlich unbegrenzt.<br />

2. Sobald aber der/ die PatientIn auf die Palliativstation verlegt wird, steht diese Möglichkeit nicht<br />

mehr zur Verfügung, da die Station sich in einem anderen Gebäude befindet. Gegebenenfalls werden<br />

aber abschließende Beratungen durch die Klinische Sozialarbeit auf der Palliativstation angeboten.<br />

3. Der dritte Weg für Angehörige, eine Beratung zu bekommen, geht über eine terminliche<br />

Vereinbarung zu einem ambulanten Gespräch im Büro der Klinischen Sozialarbeit im Krankenhaus<br />

(vgl Stadler 2011).<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 9


Stadler wurde auch dahingehend interviewt, was Sozialarbeit in der Angehörigenarbeit bewirken könne,<br />

wozu diese meint, dass:<br />

� auf wichtige Anträge, die oft eine Entlastung der Situation mit sich bringen, hingewiesen und die<br />

fristgerechte Ausstellung organisiert wird.<br />

� Angehörige ein Gefühl von Erleichterung, von „ich konnte etwas beitragen und erledigen“<br />

bekommen, indem SozialarbeiterInnen unterstützend sozialrechtliche Belange mit den KlientInnen<br />

erledigen.<br />

� die Kommunikation mit ArbeitgeberIn, WohnungsgeberIn oder mit Einrichtungen, wie<br />

Wohnplattform, Wohnbetreuung, Arbeitsassistenz, Jugendwohlfahrt oder Pro Mente, begleitet wird<br />

und so finanzielle, existentielle und psychische Krisen gemildert oder gar vermieden werden können.<br />

� durch psychosoziale Beratung die Inanspruchnahme extramuraler Unterstützungssysteme erreicht<br />

wird, denn Information darüber reicht oft nicht aus, es muss erst Vertrauen aufgebaut werden (vgl.<br />

Stadler Oktober 2011).<br />

Fazit von Stadler ist, dass es noch mehr Sozialarbeit mit Angehörigen von PalliativpatientInnen geben sollte<br />

– aufgrund der Tatsache, dass sich ihr Kontakt mit besagten Klienten „derzeit auf ein Minimum beschränkt“.<br />

Aus ihren Erläuterungen geht hervor, dass zwischen der Vorstellung von möglicher Sozialarbeit bzw. ihrer<br />

positiven Auswirkung und der letztendlich realisierbaren oft eine große Lücke klafft.<br />

Für das Klinikum Wels-Grieskirchen würde sie die Einbindung der Klinischen Sozialarbeit im Rahmen eines<br />

interdisziplinären Teams auch auf der Palliativstation vorschlagen und mit zusätzlichen Gruppenangeboten,<br />

wie zum Beispiel Gesprächsrunden mit der Sozialinfogruppe, das Repertoire erweitern (vgl. Stadler Oktober<br />

2011).<br />

Der zweite wichtige Teil an Angehörigenarbeit ist wie bereits erwähnt die psychosoziale Begleitung in Form<br />

von Trauerarbeit. Frau Mag(FH) Maria Murauer arbeitet seit 2010 als Sozialarbeiterin auf der Palliativstation<br />

in Ried im Innkreis und übernimmt im Zuge der Trauerarbeit mit Angehörigen folgende Tätigkeiten:<br />

� Begleitung für die Zeit direkt nach dem Tod des/ der PatientIn:<br />

Murauer berichtet, dass der Verstorbene noch einige Stunden in dessen Zimmer auf der Station<br />

verbringe, damit die Angehörigen sich verabschieden können. Dieser Prozess werde meist auch<br />

durch das Pflegepersonal begleitet. Die Angehörigen würden informiert, bei der Begrüßung tausche<br />

man ein paar Worte aus. Manchmal ergäbe sich so längere Gespräche und die Mitglieder des<br />

diensthabenden Teams würden darauf achten, ob sie die Familie mit Rituale begleiten sollen, oder ob<br />

diese alleine mit dem Verstorbenen sein möchten. (vgl. Murauer, 30.05.2011)<br />

Versorgung mit <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit mit dem Fokus auf <strong>Oberösterreich</strong> Zusammenfassung Seite 10


� Trauerarbeit einige Zeit nach dem Tod:<br />

Murauer ist Teil eines „Impuls Teams“. Zusammen mit vier KollegInnen dieses ehrenamtlichen<br />

Teams der Palliativstation organisiert sie Veranstaltungen zum Thema „Trauer“.<br />

Zusätzlich widmet sich Murauer viermal im Jahr der Organisation, Leitung und Moderation eines<br />

Verabschiedungsrituals für Angehörige. Im „Raum der Stille“, im Areal der Station, treffen sich<br />

Menschen, deren Angehörige vor einem Jahr auf der Palliativstation Ried verstorben sind.<br />

„Das ist oft für die Angehörigen ganz wichtig. Manche haben einen ganz wichtigen oder ganz<br />

schwierigen Lebensabschnitt hier verbracht. Und das Wiederkommen auf die Station und mit Leuten<br />

zu reden, die hier arbeiten und mit denen der Betroffene Kontakt gehabt hat, ist für viele einfach<br />

ganz wichtig.“ (Murauer 30.05.2011)<br />

Im Zusammenhang mit Angehörigenarbeit betont Murauer auch das ehrenamtliche Mobile <strong>Hospiz</strong>team in<br />

Ried, auf das sie Betroffene und Angehörige oft verweist.<br />

„Sie sind da also oft Ersatzbetreuung, damit der Angehörige entlastet ist, etwas für sich tun kann und den<br />

Patienten gut versorgt weiß. Sie sind auch oft da für die Angehörigen. Für Gespräche, als Begleitung, als<br />

Stütze.“ (Murauer 30.05.2011)<br />

Hierbei wird deutlich, wie wertvoll und wichtig, die Unterstützung durch ehrenamtliche Mitarbeiter im<br />

Bereich der mobilen <strong>Hospiz</strong>betreuung ist. Diese wird umso wertvoller, je eher sie beginnt, wie<br />

beispielsweise in Wels, wo Patienten schon auf der Palliativstation von Ehrenamtlichen des mobilen<br />

Hospitzteams aufgesucht werden. (vgl. Doblhofer 2011, S.2)<br />

Sozialarbeit und Psychohygiene<br />

Ein weiterer Teil des Forschungsprojektes war das Thema Psychohygiene, da diese den Studierenden im<br />

Zusammenhang mit Sterben und Tod sehr wichtig erschien. Auch hier wird deutlich, wie viel Potential im<br />

Ausbau von Sozialarbeit, sowohl im mobilen, als auch im stationären Bereich liegt: Aussagen und Beispiele<br />

aus der Praxis sollen aufzeigen, wie unterschiedlich Psychohygiene betrieben wird und dennoch für alle den<br />

gleichen Stellenwert besitzt.<br />

Maria Murauer, die Sozialarbeiterin der Palliativstation in Ried, gab diesbezüglich im Interview an:<br />

„Wir haben alle sechs Wochen Supervision für das ganze Team – daran nehmen Ärzte,<br />

PflegebereichsleiterInnen, die ärztliche Leitung und das Pflegepersonal teil.“ Daneben gibt es<br />

Teambesprechungen, in denen wichtige Patiententhemen behandelt und besprochen werden – das darf dann<br />

auch mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Als besonders wichtig erachtet Murauer – neben der<br />

Supervision - die Nachbesprechung mit KollegInnen nach einem Familiengespräch. Dabei handelt es sich<br />

um inoffizielle Besprechungen in der Teeküche, wo noch kurz geredet wird.<br />

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„Vielleicht haben wir nur drei Minuten Zeit, vielleicht haben wir eine Viertelstunde Zeit. Einfach danach<br />

nochmal reden – wie ist es mir gegangen oder wenn irgendetwas Bestimmtes war, was einen vielleicht<br />

genervt hat, was man beobachtet hat, dass man das auch ansprechen kann. Dass man also einfach so<br />

darüber reden kann und sich austauschen kann.“ (Interview mit SA der Palliativstation Ried)<br />

Ihre persönliche Art, sich abzugrenzen, beschreibt Murauer so: „Also es klingt banal, aber ich habe zwei<br />

Terminkalender – einer ist für die Arbeit und einer ist der private.“ Während des Urlaubes hat oder an<br />

Wochenenden/ in der Freizeit schaut sie nicht in den Arbeitskalender. Damit sie die Termine nicht sieht, die<br />

die ganze Woche auf sie zukommen und auch die Patientennamen nicht liest. Sie bezeichnet dies als eine<br />

symbolische Trennung von Arbeit und Privatbereich.<br />

Außerdem gibt es auf der Station noch ein Ritual, welches auch zur Psychohygiene des ganzen Teams<br />

gezählt wird. „Alle 3 Monate gibt es eine Verabschiedung. Es werden für alle PatientInnen die während<br />

dieser Zeit verstorben sind Blumenzwiebel eingepflanzt und auf der Station aufgestellt.“ (Interview mit SA<br />

der Palliativstation Ried)<br />

Bei dem Interview, welches wir mit Frau Dr. Anna Dieplinger – Sozialarbeiterin am AKH Linz - geführt<br />

haben, haben wir erfahren, dass hier in schwierigen Patientensituationen ein/e Psychologe/in für die<br />

MitarbeiterInnen zur Verfügung steht. Wenn die MitarbeiterInnen schwierige Situationen mit PatientInnen<br />

erleben und in einer akuten Krise stecken, können sie diese psychologische Betreuung jederzeit in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Für Dieplinger ist auch die Einzelsupervision bei einer externen Person ein sehr wichtiger Punkt der<br />

Psychohygiene der MitarbeiterInnen und dieses freiwillige Angebot wird von den Teammitgliedern auch sehr<br />

gerne angenommen.<br />

„Ich sehe es eher als ein Qualitätsmerkmal an, wenn jemand sagt: „Ich möchte Supervision! Weil es den<br />

Wunderwuzi, der alles kann, einfach nicht gibt.“ (Dieplinger, AKH Linz, 2011)<br />

Daneben finden auch hier interne Gespräche unter den KollegInnen statt. Diese werden auch für<br />

Fallbesprechungen genützt, da die Sicht von außen, was in diesem Fall heißt, man bespricht sich mit<br />

Kollegen, welche nicht direkt mit dem Klienten arbeiten, oft sehr hilfreich ist und sich dadurch sehr oft neue<br />

Optionen und Lösungen ergeben. (vgl. Dieplinger, AKH Linz, 2011). Diese Form des Gedankenaustausches<br />

ist vor Allem in einem interdisziplinären Team sehr hilfreich, da neben den menschlichen Aspekten auch die<br />

unterschiedlichen Fachgebiete der einzelnen Professionen einfließen.<br />

Im Team der SozialarbeiterInnen im AKH wird häufig eine Fallintervention angewendet. Diese Methode<br />

kommt aus der Schweiz und ist eine ganz spezielle Form der Teamreflexion. Hier wird ein konkreter Fall von<br />

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allen MitarbeiterInnen durchgearbeitet und niedergeschrieben. Am Ende können die MitarbeiterInnen sehen,<br />

was sie daraus gelernt haben. Aus dieser Methode ist auch ersichtlich, ob das gesamte Team die gleiche<br />

Arbeitsweise hat oder ob es hier Unterschiede gibt. Auch die Mitarbeit des psychologischen Dienstes wird<br />

sehr gerne in Anspruch genommen um Krisensituationen oder Probleme zu besprechen, allerdings wäre in<br />

solchen Fällen laut Dieplinger Einzelsupervision mit externen PsychologInnen die bessere Lösung.<br />

(vgl.Dieplinger, AKH Linz,2011).<br />

Auch die Diplomkrankenschwester und Leiterin der Palliativstation der Elisabethinen, Frau Margret<br />

Krebleder, wurde zum Thema Psychohygiene befragt. Diese arbeitet seit 2006 auf der Palliativstation, ist mit<br />

den Rahmenbedingungen, was die Psychohygiene in diesem Bereich anbelangt, sehr zufrieden und hat<br />

eigentlich keine weiteren Wünsche. Das Angebot auf ihrer Station umfasst jeden Tag, fünfmal in der Woche,<br />

eine interdisziplinäre Besprechung, wo Austausch untereinander möglich ist, einmal im Monat eine<br />

interprofessionelle Supervision und im Anlassfall auch Fallsupervisionen oder im Ausnahmefall<br />

Einzelsupervisionen. Bis jetzt wurde auch ein Trauerritual für das Team zweimal im Monat vor der<br />

Supervision abgehalten, dieses steht aber vor einer Neugestaltung. Weiters wird vom Team für jeden<br />

verstorbenen Patienten eine Albumseite mit Foto gestaltet. Krebleder betont aber auch, dass jeder für sich<br />

selbst, neben den oben genannten Maßnahmen, die von der Leitung her gesetzt werden, einen Ausgleich<br />

schaffen muss zu dieser sehr herausfordernden Arbeit, indem er selbst herausfindet, was ihm/ ihr gut tut.<br />

Auf ihrer Station sind zwar keine SozialarbeiterInnen beschäftigt, aber sie kennt welche aus anderen Teams<br />

von Palliativstationen und findet es notwendig, dass SozialarbeiterInnen bei interdisziplinären<br />

Besprechungen dabei sind und diverse Maßnahmen mit dem gesamten Team abgestimmt werden.<br />

Diese Beispiele zeigen, dass Psychohygiene einerseits für jede Profession hilfreich und notwendig ist,<br />

andererseits ist hier ein weiterer Einsatzbereich für SozialarbeiterInnen erkennbar, da diese Möglichkeiten<br />

und Techniken für das gesamte Team erarbeiten und anbieten können.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass in jedem Teilbereich, der im Zuge des Projektes bearbeitet<br />

wurde, Einsatzmöglichkeiten für SozialarbeiterInnen gefunden wurden. In manchen Bereichen lässt sich ein<br />

dringender Bedarf feststellen, schon alleine deshalb, um dafür zu sorgen, dass sich die unterschiedlichen<br />

Professionen bestmöglich auf deren Aufgabenbereich konzentrieren können.<br />

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Literaturverzeichnis<br />

Bundesministerium für Gesundheit (2010): Österreichischer Strukturplan Gesundheitswesen, erstellt von der<br />

Gesundheit Österreich GmbH, Wien<br />

Dachverband <strong>Hospiz</strong> Österreich (2009): Datenerhebung 2009, Wien<br />

Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (2004) Abgestufte <strong>Hospiz</strong>- und Palliativversorgung in<br />

Österreich, Wien<br />

<strong>Landesverband</strong> <strong>Hospiz</strong> Niederösterreich (2003): Standards „Sozialarbeit im Bereich Palliative Care“,<br />

beschlossen am 29. Jänner 2003, http://www.hospiz-noe.at/upload/160_Sozialbereich.pdf (30. 5. 2011)<br />

Groh, Ines (2010): Der Hausarzt und Mobile Palliative Care, in: Österreichische Gesellschaft für<br />

Allgemeinmedizin in: Ärzte Krone, 2011/10 (siehe auch: http://www.oegam.at/aktuelles/oegam-news/2011/?<br />

no_cache=1&tx_drblob_pi1%5BdownloadUid%5D=316 Zugriff 5. 7. 12)<br />

Student, Johann-Christoph und Ute und Mühlum Albert (2004): Soziale Arbeit in <strong>Hospiz</strong> und Palliativ Care<br />

Zippel, Christian /Kraus, Sibylle (2009): Sozialarbeit für alte Menschen, Frankfurt am Main (siehe auch<br />

http://www.socialnet.de/rezensionen/7334.php, Zugriff 5. 7. 12)<br />

Interviews<br />

Dr. Anna Dieplinger, AKH Linz, Sozialarbeiterin, 2012<br />

Dr. Franz Doblhofer, Vereinsvorstand, <strong>Hospiz</strong>bewegung Wels Stadt/Land, Wels am 05.07.2011<br />

Magret Krebleder, Krankenhaus der Elisabethinen, DGKS, 2012<br />

Mag.(FH) Maria Murauer, Palliativ – Sozialarbeiterin KH der Barmherzigen Schwestern, Ried/Innkreis am<br />

30.05.2011<br />

Mag. Ulrike Pribil, Abteilungsleiterin Mobiles <strong>Hospiz</strong> und Palliative Care, Caritas für Betreuung und Pflege,<br />

Linz am 26.06.2011<br />

DSA Stadler, Daniela, Klinikum Wels-Grieskirchen Haupthaus Wels, Klinische Sozialarbeiterin, 31.10.2011<br />

(via E-Mail)<br />

MR Dr. Wolfgang Wiesmayr, Vorstandsvorsitzender <strong>Landesverband</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Oberösterreich</strong>, 15.11.2011<br />

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