27.02.2013 Aufrufe

Mai 2006 (PDF) - an.schläge

Mai 2006 (PDF) - an.schläge

Mai 2006 (PDF) - an.schläge

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>05/<strong>2006</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN mai<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />

gesellschaft<br />

girlssoccer<br />

Mädchen spielen gerne Fußball, auch<br />

wenn Jungs sie nicht mitspielen lassen.<br />

thema<br />

sexarbeit<br />

Sexarbeiterinnen brauchen weder Hilfe<br />

noch Moral, sondern mehr Arbeitsrechte.


Aus der Rolle fallen – aus der Falle rollen<br />

Antwort auf den offenen Brief des Frauencafé-Teams<br />

Seit 1980 ist das FLMZ ein besetzter feministischer, lesbischer, öffentlicher, politischer Frauenort<br />

in Selbstverwaltung und Teil der autonomen feministischen FrauenLesbenBewegung.<br />

Die Gruppen, Vereine und einzelnen Frauen arbeiten eigenständig in ihren Bereichen. Am<br />

FZ-Plenum wird von allen neben Entscheidungen betreffend die selbstverwaltete Struktur<br />

auch über die Inhalte und Ziele des FZ diskutiert und basisdemokratisch entschieden.<br />

Wir verstehen Frau-Sein nicht als ein von biologischen Gegebenheiten losgelöstes soziales<br />

Konstrukt, in das gewechselt werden k<strong>an</strong>n. In unserem Verständnis steht Feminismus unter<br />

<strong>an</strong>derem dafür, <strong>an</strong>zuerkennen, dass es biologische Unterschiede gibt, aber sich dagegen zu<br />

wehren, dass von diesen soziale Konsequenzen abgeleitet werden. Tatsache ist, dass noch<br />

immer jede und jeder nach ihrer/seiner Geburt abhängig vom biologischen Geschlecht in<br />

eine von der Gesellschaft vorgegebene Rolle gedrängt wird. Aufgrund dieser Zw<strong>an</strong>gssozialisierung<br />

erfahren Mädchen und Frauen mehr oder weniger offensichtliche Unterdrückung<br />

und Gewalt, und ihr Recht auf Selbstbestimmung wird ihnen vorenthalten. Als Feministinnen<br />

sind uns Orte für Frauen, Lesben und Mädchen, die eigenständige Org<strong>an</strong>isierung als<br />

Frauen und der Kampf für die Eigenständigkeit, Vielfältigkeit und gesellschaftliche Freiheit<br />

für Frauen wichtige Grundlagen und Ziele.<br />

Die eigenständige Frauenorg<strong>an</strong>isierung entspringt der Erfahrung und persönlichen Betroffenheit<br />

und Lebensrealität von Frauen im Patriarchat und inkludiert daher in unserem Verständnis<br />

tr<strong>an</strong>ssexuelle Frauen nicht in dieser Org<strong>an</strong>isierung, schließt jedoch politische<br />

Bündnisse mit tr<strong>an</strong>ssexuellen Frauen nicht aus. Wir denken, dass die verschiedenen Zugänge<br />

zu diesem Thema und zu Feminismus generell respektvoll nebenein<strong>an</strong>der stehen können.<br />

Dass dies möglich ist, hat unter <strong>an</strong>derem die jahrel<strong>an</strong>ge Zusammenarbeit mit dem<br />

Frauencafé gezeigt.<br />

Die FZ-Frauen sind zu einer frauenöffentlichen Diskussion unter der Bedingung bereit, dass<br />

die vertretenen Meinungen sachlich diskutiert und respektiert werden.<br />

Was derzeit passiert, empfinden wir jedoch als politischen Wahnsinn. Während Frauenprojekte<br />

<strong>an</strong> Geldm<strong>an</strong>gel sterben, findet eine Spaltung innerhalb der Frauenbewegung statt,<br />

die diese schwächt und die H<strong>an</strong>dlungsspielräume der Frauen einschränkt.<br />

Wir sind stolz Teil der FrauenLesbenbewegung zu sein und werden weiterhin dafür kämpfen,<br />

dass Frauen vereint gegen Sexismus, Rassismus, Kapitalismus und Homophobie auftreten.<br />

Radikalfeministische Grüße,<br />

autonomes FrauenLesbenMädchen Zentrum Wien


auf.takt<br />

Wie könnte es <strong>an</strong>ders sein, im <strong>Mai</strong> ist die Arbeit<br />

„das“ Thema in den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n. Lisa Bolyos war<br />

bei einem Kongress zum Thema Sexarbeit in Berlin,<br />

hat Meinungen von Frauen, die in der Praxis<br />

arbeiten, eingeholt und eine Mitarbeiterin der<br />

Beratungsstelle Hydra über die gesetzlichen Rahmenbedingungen,<br />

Bedürfnisse und Notwendigkeiten<br />

befragt. (ab S.16)<br />

Dass der 1. <strong>Mai</strong> nicht nur für traditionelle,<br />

aber eher staubig <strong>an</strong>mutende Aufmärsche der<br />

l<strong>an</strong>ggedienten, aber immer noch notwendigen<br />

ArbeiterInnenorg<strong>an</strong>isationen Raum hat, zeigt die<br />

EuroMayday-Bewegung, die vor fünf Jahren in<br />

Mil<strong>an</strong>o beg<strong>an</strong>n und seit dem verg<strong>an</strong>genen Jahr<br />

den Weg auch nach Österreich gefunden hat, um<br />

gegen die Prekarisierung der Arbeit <strong>an</strong>zugehen.<br />

(S.28)<br />

Die Neoliberalisierung der Arbeit ist auch eines<br />

der Themen des Alternativen Lateinamerikagipfels<br />

(S.10). Mit einem Film der Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />

zur Situation bolivi<strong>an</strong>ischer Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />

deren Arbeitssituation in Sp<strong>an</strong>ien und einem<br />

feministischen Workshop in Kooperation mit der<br />

Frauensoli, Lefö, den KP- und SJ-Frauen liefern die<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> zwischen dem 10. und 13.5. auch einen<br />

aktiven Beitrag zum Gipfel.<br />

Mujeres Cre<strong>an</strong>do gab auch den Input zum<br />

ersten <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-SOHO-Projekt. Bei „Baustelle : Gesellschaft“<br />

werden deren Perform<strong>an</strong>ces als politisch-künstlerische<br />

Strategien zur Sichtbarmachung<br />

feministischer Positionen im öffentlichen<br />

Raum, in Form von Filmen gezeigt. Deren Vari<strong>an</strong>te,<br />

Graffitis als egalitäres Basismedium einzusetzen<br />

um Räume zu besetzen wird dabei praktisch<br />

umgesetzt. Dazu gibts am 24. <strong>Mai</strong> und am 3. Juni<br />

jeweils um 19.00 eine Diskussionsrunde bei der<br />

Strategien feministischer Öffentlichkeiten aufgedeckt<br />

werden.<br />

Wir hoffen, euch bei der einen oder <strong>an</strong>deren<br />

Ver<strong>an</strong>staltung zu sehen und wünschen einen<br />

kämpferischen Tag der Arbeit,<br />

eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

Supermänner überall<br />

Problematische Methoden im Kampf gegen Zw<strong>an</strong>gsehen<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

kinderlos.glücklich<br />

Reduced it to the Fr<strong>an</strong>k<br />

Der Demografiediskurs ist im vollen G<strong>an</strong>ge – was soll frau damit?<br />

a lternativ.gipfel<br />

Dialoge über Weltordnungen<br />

Gegenwind zum offiziellen EU-Lateinamerikagipfel ist von Nöten<br />

medieninsel.al-jazeera<br />

Heute ist alles möglich ...<br />

Die Reise einer Europäerin in die arabische Medienwelt<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Generation Praktikum<br />

Die Erwerbsarbeitsuche endet für viele im „Dauerzust<strong>an</strong>d“ Praktikum<br />

thema.sexarbeit<br />

Moral in den Zeiten der Ich-AG<br />

Arbeitsrecht, Abolitionismus, Moral – was davon hilft SexarbeiterInnen?<br />

forum.wissenschaft<br />

Brennende Küchen, Eier auf Glatzen<br />

Über unkonventionelle Komik im frühen Kino spricht Claudia Preschl<br />

prekärer.kampft<strong>an</strong>z<br />

MayDay! MayDay!<br />

Hast du Arbeit? Bist du wütend? Willst du kämpfen? Auf zum Mayday!<br />

mädchen.fußball<br />

Rundes Leder<br />

Eine Achtjährige weiß warum sie Fußball spielt und was sie drauf hat<br />

soho.ottakring<br />

Achtung Baustelle!<br />

Eine fixe Größe im Kulturkalender – und die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind mit dabei<br />

sitcom.the-l-word<br />

Is this the way we live <strong>an</strong>d love?<br />

Die US-amerik<strong>an</strong>ische Lesbenserie wird begeistert gesehen und diskutiert<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Von Fauna und Flora<br />

Gemeinisvolle Kl<strong>an</strong>gfarben, Stimmungsbilder – eine lohnende Zeitreise<br />

lese.zeichen<br />

Auslaufmodell Mutter<br />

Eine jahrtausendel<strong>an</strong>ge Geschichte hat mehr Aktualität denn je<br />

ge.sehen<br />

„Bruder Schnecke“<br />

Der Film Tintenfischalarm macht intersexuellen Menschen Mut<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

16<br />

22<br />

28<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

42


<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Redaktion: Renate Billeth/reb, Paula Bolyos/pabo, D<strong>an</strong>iela<br />

Fohn/DF, Svenja Häfner/svh, Gabi Horak/GaH, Kerstin<br />

Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Bibi Klein/bik,Tyma Kraitt, Martina<br />

Madner/mad (Gesamtkoordination), Katharina Nagele/<br />

k<strong>an</strong>a, Petra Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Silke Pixner/<br />

pix, Saskya Rudigier (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/<br />

ESt, Bettina Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les,<br />

Jenny Unger/jung<br />

Praktik<strong>an</strong>tin: Christine Kohlmayr/chr<br />

Inserate: Saskya Rudigier, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Lisa Bolyos, Julia Gröblacher/JulG,<br />

Helga Haiden/haid, Beate Hausbichler, Kathrin Iv<strong>an</strong>csits,<br />

Alice Ludvig, Helga Neumayer, Una S. Precaria, Claudia<br />

Saller, Jutta Sommerbauer, Nadja Vladar/nav<br />

<strong>an</strong>.sage: Burgi Pirolt & Jutta Tischler<br />

neu.l<strong>an</strong>d: Tyma Kraitt<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

lesben.nest: Jenny Unger<br />

ge.sehen: Saskya Rudigier<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Regina Himmelbauer<br />

plus.minus: Eva Steinheimer<br />

Cartoon: nic., pxxxnic@gmail.com<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Cover: Jenny Unger<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Magdalena Blaszczuk, Michaela<br />

Bruckmüller, Rüdiger Ettl, Hydra,Rainer Iglar, Irene Kainz,<br />

Sabine Motte, Helga Neumayer, Isabella Pessl,pixelquelle.de,<br />

Sus<strong>an</strong>ne Schuda, Eva Steinheimer, J<strong>an</strong>ine Wurzer/<br />

Care, www.thelwordonline.de, www.tintenfischalarm.at,<br />

Günter Zint<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Andrea Gadler, Gabi Horak, Lea Susemichel<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betrifft: Lease mich in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 4/06<br />

Irrtum<br />

Sehr geehrte Frau Enzenhofer, beim<br />

oben gen<strong>an</strong>nten Artikel ist ein Fehler<br />

passiert, der uns tief trifft: Sie haben unser<br />

Unternehmen negativ zitiert, aber einen<br />

unserer Mitbewerber gemeint.<br />

Zur Erläuterung:Wir, die M<strong>an</strong>power<br />

GmbH, haben jahrel<strong>an</strong>g Markenrechtsprozesse<br />

gegen einen Mitbewerber geführt,<br />

der sich „M<strong>an</strong>power Austria“ gen<strong>an</strong>nt<br />

hat. Bei diesem Unternehmen<br />

sind die Ereignisse rund um eine Betriebsratswahl<br />

passiert, die Sie vollkommen<br />

richtig beschreiben – nur leider als<br />

„bei M<strong>an</strong>power geschehen“.<br />

Der bewusste Mitbewerber hat<br />

heuer im Jänner überraschend seinen<br />

Namen geändert und heißt jetzt „Powerserv“.<br />

Wenn Sie also jetzt, im April,<br />

über M<strong>an</strong>power schreiben, beziehen Ihre<br />

LeserInnen das automatisch auf unser<br />

Unternehmen – und das tut weh.<br />

Ich bitte Sie daher um Richtigstellung<br />

in der nächsten Nummer.<br />

Für Fragen stehe ich Ihnen natürlich<br />

gern zur Verfügung, auch zu <strong>an</strong>deren<br />

Frauen & Arbeit-Themen – und übrigens:<br />

Bei uns gibt es einen Betriebsrat,<br />

mit dessen Vorsitzender ich Sie gerne<br />

zusammen bringe!<br />

Herzliche Grüße<br />

Andrea Lehky<br />

M<strong>an</strong>power GmbH. Marketing & Communications M<strong>an</strong>ager<br />

Sehr geehrte Frau Lehky,wir entschuldigen<br />

uns hiermit im Namen von Bettina<br />

Enzenhofer und der Redaktion für diesen<br />

Irrtum,<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />

Betrifft: Leserinnenbrief in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 4/06<br />

Pseudofeminismus<br />

Sehr geehrte Mitglieder der feministischen<br />

Gemeinschaft!<br />

(...) Tr<strong>an</strong>sgender ist ein Grenzphänomen,<br />

jedoch eines mit mehrfach<br />

feministischer Relev<strong>an</strong>z, weil erstens<br />

das Problem der gesellschaftlichen Diskriminierung<br />

auf heterosexistisch-patriarchale<br />

HERRschaftsstrukturen und<br />

Mech<strong>an</strong>ismen zurückzuführen ist, und<br />

zweitens LÄSST SICH DAS TRANSGEN-<br />

DERPHÄNOMEN DURCHAUS ALS<br />

„FRAUENSACHE“ DEFINIEREN. (...)<br />

Es hat mich schockiert, wie Fr.Wisenöcker<br />

in ihrem Gegenbrief mit der<br />

größten Selbstverständlichkeit von „Frauen“<br />

einerseits und „tr<strong>an</strong>sSEXUELLEN“<br />

Menschen <strong>an</strong>dererseits fabuliert - und<br />

zwar all meinen Bemühungen zum Trotz,<br />

jene starren Definitionen von Frausein in<br />

deren Best<strong>an</strong>dteile zu zerlegen, und GE-<br />

NAU DIESE ARGUMENTATIONSWEISE habe<br />

ich als „pseudofeministische Scheinargumentation“<br />

bezeichnet. M<strong>an</strong>che<br />

„Feministinnen“ sind offenbar unfähig,<br />

diesen gesellschafts- politischen Paradigmenwechsel<br />

ged<strong>an</strong>klich zu erfassen<br />

und <strong>an</strong>zuerkennen bzw. ihre Mitmenschen<br />

als das zu akzeptieren, was ihrem<br />

SELBSTBILD entspricht! Eine Tr<strong>an</strong>sgenderin<br />

sieht sich selbst als FRAU, und nicht<br />

als „Tr<strong>an</strong>sgender“,„Tr<strong>an</strong>ssexueller“ oder<br />

„Tr<strong>an</strong>svestit“ – sie empfindet solche Ausdrücke<br />

als schmerzlich, beleidigend und<br />

diskriminierend. (...)<br />

Ich k<strong>an</strong>n mich hinsichtlich der Vorkommnisse<br />

und des Verhaltens der FZ-<br />

Frauen am 8.3. der Meinung des Frauencafe-Teams<br />

nur <strong>an</strong>schließen: es ist zweifelsohne<br />

MACHTMISSBRAUCH sowie<br />

ein DISKRIMINIERENDER AKT SELBSTGE-<br />

RECHTER WILLKÜR und in höchstem<br />

Grade beunruhigend und beängstigend,<br />

dass eine Tr<strong>an</strong>sgenderIN, die IN<br />

DEREN AUGEN jedoch ein Tr<strong>an</strong>sgendER<br />

– und somit ein MANN ist, des Hauses<br />

verwiesen wurde und mit ihr gleich alle,<br />

die gegen ein derartiges Vorgehen<br />

lautstark protestierten... (...)<br />

Ich möchte demnach vorschlagen,<br />

jene Ver<strong>an</strong>twortlichen hier im Wiener<br />

F(K)Z/Beisl, die von ihrem UNBEUGSA-<br />

MEN UND FATALEN HARDLINER-KURS<br />

nicht abweichen wollen, sol<strong>an</strong>ge zu<br />

boykottieren, bis sie entweder zur Vernunft<br />

gekommen oder für immer von<br />

dort vertrieben sind. (...)<br />

Die (Mond-)Seherin<br />

(gekürzte Version, Original unter www.<strong>an</strong>schlaege.at)<br />

LeserInnenbriefe müssen nicht der<br />

Redaktionsmeinung entsprechen.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Supermänner überall<br />

Gerade erhielt in Berlin ein junger M<strong>an</strong>n, dessen<br />

Familie vor dreißig Jahren nach Deutschl<strong>an</strong>d einw<strong>an</strong>derte,<br />

seine Verurteilung zu neun Jahren Haft,<br />

weil er seine Schwester ermordet hatte. Angeblich<br />

passte ihm ihr Lebensstil nicht. Wie konnte es zu<br />

dieser extremen Zuspitzung der Situation in der Familie<br />

kommen? Der Kampf gegen Zw<strong>an</strong>gsehe und Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />

wird mittlerweile von vielen verschiedenen Org<strong>an</strong>isationen<br />

geführt. Doch die verwendeten Methoden und die<br />

Fähigkeit zur Selbstreflexion machen einen großen Unterschied<br />

aus. Wenn z.B. die Familie integriert wird, SozialarbeiterInnen,<br />

NachbarInnen, PolizistInnen, Bek<strong>an</strong>nte und Verw<strong>an</strong>dte<br />

sich mit den Familienmitgliedern ausein<strong>an</strong>der setzen,<br />

muss es nicht unbedingt so weit kommen, dass das<br />

Mädchen ihre Familie verlassen muss oder das Blut fließt.<br />

Doch dafür ist viel Zeit, Mühe und Geduld notwendig. Jahrzehntel<strong>an</strong>ge<br />

Kränkungen werden hervor brechen. Dass die<br />

Mädchen ihren Vätern über den Kopf gewachsen sind, ist<br />

eigentlich noch die kleinste davon.<br />

Über Jahrzehnte gewachsene Familienstrukturen werden<br />

nicht leichter veränderbar, wenn „der Held” aus einer Beratungsorg<strong>an</strong>isation<br />

Superm<strong>an</strong>n spielt und sich in missionarischem<br />

Eifer nach einer halben Stunde Rechtsberatung <strong>an</strong>maßt,<br />

das Leben einer Frau oder eines Mädchens zu durchschauen.<br />

Oder Polizisten das geflüchtete Mädchen nach<br />

einer Nacht im Gefängnis einfach ohne Unterstützung in die<br />

Familie zurückschicken, wie es in Tirol passierte, bevor ein<br />

Junge seine Schwester ermordete. Männlich-privat-persönliche<br />

Meinungen werden mit juristischen oder polizeilichen<br />

Mitteln zur Unterstützung vermischt.<br />

Die meisten Regeln sind auf Extremsituationen <strong>an</strong>gelegt,<br />

kontinuierliche Aufbauarbeit hat keine große Tradition.<br />

Es muss ein gutes Gefühl sein, eine bedrohte Person vor der<br />

Abschiebung oder vor Übergriffen zu retten – Jahre dieser Arbeit<br />

in Einzelkämpfer-Mission können einem aber leicht zu<br />

Kopfe steigen. Der wahre Retter will und weiß das Beste für<br />

die Frau. Denkt er, zumindest. Gefragt wird die Frau oder das<br />

Mädchen nicht. Des Retters Einschätzung k<strong>an</strong>n ja auch ab<br />

und zu die richtige sein – aber eben nicht immer. Denn die<br />

Frauen sind ja schließlich nicht dumm, oder?<br />

Es ist immer interess<strong>an</strong>t zu sehen, wer aller „die fremden<br />

Frauen” vor der Unterdrückung durch ihre Ehemänner, Brüder,<br />

Väter retten will. Und welche Ausmaße dieser missionarische<br />

Eifer <strong>an</strong>nehmen k<strong>an</strong>n. (M<strong>an</strong>n muss ja nicht unbedingt<br />

gleich Präsident Bush sein, der <strong>an</strong>geblich die afgh<strong>an</strong>ischen<br />

Frauen retten wollte. Und das Öl dazu.) Oft tun Leute groß<br />

ihre Meinung kund, die niemals etwas mit realen Fällen von<br />

Gewalt zu tun hatten. Noch schwieriger wird es, wenn nicht<br />

mehr differenziert wird, die Situation in Ländern wie Ir<strong>an</strong>, Irak<br />

oder Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> einfach mit Österreich gleichgesetzt wird.<br />

Der naive, patriarchale Kavalier einfach von Österreich aus<br />

bewertet – mit m<strong>an</strong>chmal nichts als dem ORF als Argumentfaktor.<br />

Junge Mädchen, die in Österreich geboren wurden,<br />

studieren und nicht unbedingt schon als Teenager heiraten<br />

wollen, tragen aus <strong>an</strong>deren Gründen das Kopftuch als zum<br />

Beispiel in Bosnien, wo fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung aus arabischen<br />

Ländern fließt.<br />

Dass nicht genauer geschaut bzw. gefragt wird, liegt<br />

dar<strong>an</strong>, dass das großartige Hilfsmodell schnelle Bewertungen<br />

und Einschätzungen fördert und den kontinuierlichen,<br />

direkten Kontakt mit den Frauen und Mädchen verhindert.<br />

Superm<strong>an</strong>n hilft und geht wieder. Superwom<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich<br />

oft auch nur für Extremsituationen erwärmen. Noch einmal:<br />

Eine halbe Stunde Rechtsberatung im Monat ist zu wenig,<br />

um eine Frau und ihre Lebenslage „zu kennen” und einzuschätzen!<br />

M<strong>an</strong>n ist ja nicht Gott, oder? Frauen, die in Flüchtlingsheimen<br />

arbeiten und länger mit den Menschen zu tun<br />

haben, tun sich leichter, bei Gewalt in der Ehe oder Einschränkung<br />

der Lebensmöglichkeiten durch die soziale<br />

Kategorie „Frau” zu reagieren. Die werden oft auch direkt<br />

und konkret um Unterstützung <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen.<br />

Dass sich das kurze, schnelle Beratungsmodell als beliebtestes<br />

Modell des Kontaktes zwischen „den Gebürtigen” und<br />

„den Fremden” durchgesetzt hat, liegt einerseits dar<strong>an</strong>, dass<br />

die österreichische Gesetzeslage dazu zwingt. Aber <strong>an</strong>dererseits<br />

sicher auch dar<strong>an</strong>, dass das Modell der „Hilfe für diese<br />

armen, unterdrückten Frauen” sich so stark in den Köpfen<br />

eingenistet hat, dass es Modelle ebenbürtiger Kommunikation<br />

in Netzwerken und aufbauende, kontinuierliche, l<strong>an</strong>gfristige<br />

Arbeit verhindert! ❚<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich<strong>an</strong>.riss<br />

sport<br />

Frauen vor!<br />

Ende März f<strong>an</strong>d in Wien die 7. Europe<strong>an</strong> Women <strong>an</strong>d Sport Conference<br />

unter dem Motto „Good Govern<strong>an</strong>ce im Sport – Sport als Trendsetter für<br />

die neue Zivilgesellschaft“ statt. Ver<strong>an</strong>staltet wurde die Konferenz von<br />

der EWS, der Europe<strong>an</strong> Women <strong>an</strong>d Sport Working Group, die sich als<br />

freier Zusammenschluss von Repräsent<strong>an</strong>tinnen und Kontakt-Personen<br />

mit Interesse <strong>an</strong> Gender Equality versteht. Dieser arbeitet für Nicht-<br />

Staatliche oder Staatliche Sportorg<strong>an</strong>isationen in ihren Ländern. Hauptziel<br />

der EWS ist es, eine Sportkultur der praktizierten Geschlechtergleichstellung<br />

in Bezug auf gleiche Möglichkeiten für Frauen und Männer zu<br />

schaffen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Erhöhung des Frauen<strong>an</strong>teils<br />

auf allen Ebenen und in allen Rollen des Sports. Ein Redner auf<br />

der Konferenz war Österreichs Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer, der<br />

die Regierungsarbeit lobte:„Unser Ziel ist es, den Frauen<strong>an</strong>teil unter den<br />

Sportlern, Trainern als auch Funktionären nachhaltig zu steigern. Mit<br />

„Die gesellschaftliche Akzept<strong>an</strong>z<br />

des sittlichen Verfalls war immer<br />

schon der Beginn des Nieder-<br />

g<strong>an</strong>gs einer Hochkultur.“<br />

Mit dieser und ähnlichen Aussagen warben<br />

engagierte BürgerInnen als „Initiative06 für<br />

den Erhalt eines bürgerlichen Innsbruck“ im<br />

Internetwahlkampf der Gemeinderatswahlen.<br />

Gegen SPÖ und Grüne wurde polemisiert.<br />

In oben gen<strong>an</strong>ntem Fall wurde die „eigenartige<br />

Teilorg<strong>an</strong>isation“ der Grünen,<br />

nämlich Die Grünen Andersrum und deren<br />

Forderung nach gleichgeschlechtlicher Ehe<br />

<strong>an</strong>gepr<strong>an</strong>gert. Der Niederg<strong>an</strong>g der politischen<br />

Kultur ist voll im G<strong>an</strong>ge!<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

frauen<br />

plus.minus<br />

Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />

Unfeministische Frauenmagazine<br />

Das Frauenmagazin WIENERIN wurde am 1.<br />

April in den Seitenblicken gefeiert. Der<br />

Grund? Sein 20-jähriges Bestehen. Den Erfolg<br />

des Magazins sah der Sprecher g<strong>an</strong>z klar<br />

darin, dass sich die WIENERIN „nicht als<br />

feministisches Kampfblatt versteht“. Etwas<br />

zu einfach gedacht, k<strong>an</strong>n ich nur sagen.<br />

Schließlich sind die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, die in der Seitenblicke-Redaktion<br />

sicher als Kampfblatt<br />

durchgehen, schon stolze 23 Jahre und AUF –<br />

Eine Frauenzeitschrift bringt es heuer auf<br />

runde 30. Das ist wohl wirklich ein Grund zu<br />

feiern – auch ohne Seitenblicke-Promi-Geschleime.<br />

–<br />

der Umsetzung von Gender <strong>Mai</strong>nstreaming in allen Bereichen der Bundes-Sportförderung<br />

haben wir die Rahmenbedingungen optimiert und<br />

sind auf dem richtigen Weg zu einer ausgeglichenen Frauenquote!“<br />

Dass Frauen im Sport zu wenig präsent sind, beweist der Herr Staatssekretär<br />

sprachlich ja sehr eindrucksvoll. Tatsächlich aber werden ein paar<br />

Projekte im Sportbereich staatlich gefördert, wie zum Beispiel die Informations-<br />

und Beratungsstelle Call4Girls, die Mädchen, Frauen und Burschen,<br />

die von Diskriminierung und sexueller Gewalt im sportlichen<br />

Umfeld betroffen sind, berät. Die gleichzeitige Dokumentation derartiger<br />

Übergriffe soll eine öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt im<br />

Sport eröffnen. ESt<br />

www.ews-online.org; Call4Girls: www.call4girls.at, kontakt@call4girls.at, T. 0650/44 95 95 0<br />

rassismus<br />

ZARA-Report<br />

Anf<strong>an</strong>g April präsentierte ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit)<br />

den Jahresbericht für 2005. Wie schon in den verg<strong>an</strong>gen Jahren dokumentiert<br />

ZARA die gemeldeten rassistischen Übergriffe und Diskriminierungen,<br />

eine Reihe von scheinbaren Einzelschicksalen, die ein<br />

schockierendes Bild unseres gesellschaftlichen Klimas zeichnen. Dass<br />

Frauen von Rassismus <strong>an</strong>ders betroffen sind, eben weil sie Frauen sind,<br />

ist innerhalb der Frauenbewegung und auch der feministischen Theorie<br />

schon l<strong>an</strong>ge keine neue Erkenntnis mehr. Trotzdem wird das in der Berichterstattung<br />

über Rassismus kaum als systematischer Faktor wahrgenommen.<br />

So hat zum Beispiel das Herunterreißen des Kopftuches bei<br />

Musliminnen keine Entsprechung in Übergriffen gegenüber Männern,<br />

weil hier quasi „im Vorübergehen“ von einer Einzelperson eine so vielschichtige<br />

Grenzüberschreitung stattfindet. Im neuen ZARA-Bericht ist<br />

die Kombination Rassismus-Sexismus zwar nicht explizit Thema, dennoch<br />

entsteht ein etwas differenzierteres Bild, weil nun im Gegensatz<br />

zu verg<strong>an</strong>gen Berichten <strong>an</strong>dere Org<strong>an</strong>isationen aufgefordert werden,<br />

plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

männer<br />

Feministische Männermagazine<br />

Der Kurier widmete fünf Seiten seiner Sonntagsbeilage<br />

vom 2. April dem 80. Geburtstag<br />

von Playboy-Gründer Hugh Hefner und überraschte<br />

mit einem Interview mit Hefners<br />

Tochter Christine, die als selbstdeklarierte<br />

Feministin heute das Imperium leitet. Sie<br />

stellte den Playboy als Unternehmen ohne<br />

gläserne Decke dar, wo Frauen die Hälfte der<br />

leitenden Positionen innehaben. Mag ja sein,<br />

aber ihre Ausführungen, was der Playboy<br />

nicht alles für die Frauenbewegung get<strong>an</strong> habe,<br />

indem er sich „als erste Zeitschrift“ für legale<br />

Abtreibungen einsetzte, sind bl<strong>an</strong>ker Zynismus!<br />


nicht bloß Einzelfälle zu dokumentieren, sondern Kommentare über Tendenzen<br />

in ihrer Gesamtarbeit abzugeben. Dabei kommt neben Org<strong>an</strong>isationen,<br />

die mit <strong>an</strong>tisemitischen oder <strong>an</strong>tiislamischen Rassismen konfrontiert<br />

sind, auch Peregrina (Bildungs-, Beratungs-, und Therapiezentrum<br />

für Migr<strong>an</strong>tinnen) zu Wort und somit ein geschlechtssensibler<br />

Blickwinkel in die Dokumentation. ESt<br />

www.zara.or.at; www.peregrina.at<br />

a rmut<br />

Verschuldet – arm – weiblich<br />

„Armut beschämt nicht die betroffenen Menschen, Armut beschämt die<br />

Gesellschaft“, sagte schon Ruth Dreifuss, Schweizer Politikerin und Frauenrechtlerin.<br />

Laut jüngstem Sozialbericht leben 571.000 Frauen (14 Prozent)<br />

in Österreich unter der Armutsgrenze. Die Armutsforscherin Karin<br />

Heitzm<strong>an</strong>n von der Wirtschaftsuniversität Wien sieht im niedrigen Einkommen<br />

von Frauen eine wesentliche Ursache dafür. Derselben Ansicht<br />

sind auch VertreterInnen der heimischen Schuldnerberatungen. Fast<br />

7.000 Frauen haben im Vorjahr eine Beratungseinrichtung kontaktiert,<br />

mehr als ein Drittel davon fällt deutlich unter die Armutsgrenze. Gestiegene<br />

Konsumausgaben und Haftungen für Bürgschaften sind weitere<br />

Gründe für die fin<strong>an</strong>ziellen Probleme. An Lösungs<strong>an</strong>sätzen fehlt es nicht.<br />

Die Schuldnerberatungen empfehlen Maßnahmen zur Einkommensverbesserung<br />

und -sicherung von Frauen, die Anhebung der Sozialleistungen<br />

auf ein Mindestniveau und die Verbesserung der fin<strong>an</strong>ziellen Allgemeinbildung.<br />

Um Frauenarmut zu vermeiden fehle es, so die Sozialexpertin<br />

der Armutskonferenz, Michaela Moser, jedoch vor allem <strong>an</strong> politischem<br />

Willen und <strong>an</strong> der richtigen Prioritätensetzung. haid<br />

Infos: www.armutskonferenz.at, T. 01/402 69 44-11; www.schuldnerberatung.at, T. 0732/ 65 65 99<br />

frauenhäuser<br />

Schutz auch im Nachbarbundesl<strong>an</strong>d<br />

Dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Vereins Autonomer Österreichischer<br />

Frauenhäuser für 2005 ist zu entnehmen, dass im Vorjahr<br />

3256 Frauen und Kinder in 25 Frauenhäusern Schutz und Unterkunft gefunden<br />

haben, um fast 500 mehr als 2004. Fünf Prozent der Schutzsuchenden<br />

wurden in einem <strong>an</strong>deren Bundesl<strong>an</strong>d untergebracht – entweder,<br />

weil sie so massiv bedroht wurden, dass sie weiter weg flüchten<br />

mussten, oder weil das Frauenhaus im Nachbarbundesl<strong>an</strong>d das nächstgelegene<br />

war. Der Bedarf wird von Mitarbeiterinnen aber höher eingeschätzt.<br />

Die Aufnahme in ein Frauenhaus in einem <strong>an</strong>deren Bundesl<strong>an</strong>d<br />

ist jedoch schwierig, da von den L<strong>an</strong>desregierungen, die die Fördergelder<br />

bereitstellen, regionale Aufnahmebeschränkungen gefordert werden.<br />

Hier wäre eine Lockerung der Bestimmungen nötig. Dringende Änderungen<br />

wären auch für Migr<strong>an</strong>tinnen nötig, die immerhin 48 Prozent der<br />

Schutzsuchenden ausmachen. (Übrigens zeigt die Statistik, dass insgesamt<br />

zwei Drittel der Missh<strong>an</strong>dler Österreicher sind.) Ihre Situation ist<br />

oft prekär, weil die Frauen, die im Rahmen der Familienzusammenführung<br />

nach Österreich kamen, keinen eigenständigen Aufenthaltstitel<br />

haben und deshalb zu ihren gewalttätigen Partnern zurückkehren müssen,<br />

damit sie nicht abgeschoben werden können. Das neue Fremdenrecht<br />

bringt hier keine Verbesserung und sieht auch nach wie vor keinen<br />

Schutz für Gewaltopfer ohne österreichische Staatsbürgerschaft vor. ESt<br />

www.aoef.at/start.htm<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

Christine Kohlmayr sprach mit Rahel Jahoda<br />

„Wenn Essen zum Problem wird“<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

„Sowhat“ - das Institut für Menschen mit Essstörungen - gibt es seit 1993<br />

und ist seit April <strong>2006</strong> im Gesundheitszentrum Gerstnerstraße. Sie haben<br />

es damals mitbegründet, was waren die Motive?<br />

Mein ursprüngliches Anliegen war es, mit Frauen zu arbeiten und damals,<br />

1993, waren hauptsächlich Frauen von Essstörungen betroffen. Außerdem<br />

ist es für mich ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen.<br />

Welches sind die Auslöser von Essstörungen und inwiefern ist das von der<br />

Gesellschaft normierte Schönheitsbild Schuld <strong>an</strong> Essstörungen?<br />

Ich möchte zwischen Auslöser und Ursache unterscheiden. Zu den<br />

Auslösern zähle ich „Vordergründiges“ wie „blöde“ Bemerkungen,<br />

Schl<strong>an</strong>kheitswahn in den Medien, die eine verzerrte Vorbildwirkung<br />

ausüben. Die Ursachen für eine Essstörung liegen tiefer und sind eine<br />

Mischung aus soziologischen und familiären Aspekten. Dabei geht es<br />

um Selbstwertproblematik, die nicht Einhaltung von Grenzen, weiters<br />

um Missbrauch, um nur einige zu nennen. Von Schuld würde ich nicht<br />

sprechen, da das g<strong>an</strong>ze Thema „Essstörungen“ von einer Opfer-Täter<br />

Dynamik geprägt ist. Und es ja eigentlich darum geht, diese Dynamik<br />

zu überwinden. Aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n durchaus von einer Mitver<strong>an</strong>twortung<br />

der Medien sprechen, in der Art und Weise, wie diese Frauen,<br />

und mittlerweile auch Männer, zeigen und präsentieren.<br />

Wo setzt die Therapie bei Essstörungen <strong>an</strong> und wie k<strong>an</strong>n frau/m<strong>an</strong> sich<br />

eine Therapie gegen Essstörungen vorstellen?<br />

Bei vielen ist es <strong>an</strong>fänglich Motivationsarbeit. Das heißt, den KlientInnen<br />

bewusst machen, dass sie etwas verändern können. Und in weiterer<br />

Folge würde ich sagen, ressourcenorientiertes Arbeiten, das<br />

heißt, bewusst machen, was die oder der Klient/in Positives in sich<br />

trägt. Es soll vermittelt werden, dass sie die KreatorInnen ihres Lebens<br />

sind, und dass die Fähigkeiten dazu in ihnen selbst schlummern.<br />

Es gibt nicht „die“ Therapie, also ein Patentrezept. Es gibt verschiedene<br />

Ansätze und Therapieformen, mit denen gearbeitet werden k<strong>an</strong>n<br />

und die unterstützend sind. Im Großen und G<strong>an</strong>zen würde ich sagen,<br />

am heilsamsten ist ein g<strong>an</strong>zheitlicher Ansatz. Dieser beinhaltet psychotherapeutische<br />

Unterstützung und medizinische Begleitung. Sowhat,<br />

das Institut für Menschen mit Essstörungen, bietet diese Art<br />

des vernetzten Arbeitens <strong>an</strong>.<br />

Rahel Jahoda ist Mitbegründerin vom sowhat-Institut für Menschen mit Essstörungen<br />

und Leiterin der psychotherapeutischen Abteilung sowhat Wien.<br />

sowhat Wien, 15., Gerstnerstr.3, Mo-Do 9-17.00, Fr 9-13.00, T. 01/ 406 57 17,<br />

sowhat Mödling, 2340, Mödling, Bahnstr. 4/201, Mo-Do 9-17.00, Fr 9-13.00, T. 022<br />

36/ 487 73, www.sowhat.at<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e kinderlosglücklich<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Reduced it to the Fr<strong>an</strong>k<br />

M<strong>an</strong>n nehme den Posten des Mitherausgebers der deutschen FAZ, eine paar seiner Herausgeber-Spezln,<br />

einen H<strong>an</strong>g zum Eskapismus, Debatten um den Sozialstaat, eine Zeitmaschine,<br />

eine Portion Weichspüler und fertig ist ..., ja was eigentlich? Von Beate Hausbichler<br />

Der Herausgeber der FAZ Fr<strong>an</strong>k<br />

Schirrmacher, beglückt einmal<br />

wieder mit einem neuen Buch:<br />

„Minimum“. Bereits mit „Methusalem-Komplex“<br />

beschrieb<br />

Schirrmacher eine „alle werden älter,<br />

und keineR macht sich Ged<strong>an</strong>ken darüber“-Situation.<br />

Schirrmacher glaubte,<br />

weiterhelfen zu müssen. In „Minimum“<br />

schreibt er davon, dass „die Frauen zu<br />

wenige Kinder bekommen“, aber keine<br />

Angst: Schirrmacher macht sich auch<br />

darüber seine Ged<strong>an</strong>ken. Leider.<br />

Die liebe Familie. Fr<strong>an</strong>k Schirrmacher, einer<br />

der fünf Herausgeber der FAZ,<br />

wirkt „zahm“ und engagiert bei Beck-<br />

m<strong>an</strong>n auf ARD 1 . Das, was er hier sagt,<br />

kommt weder extrem reaktionär noch<br />

frauenfeindlich noch biologistisch rüber.<br />

Zumindest nicht für Reinhold<br />

Beckm<strong>an</strong>n und für seine zweite Gästin<br />

Mariele Millowitsch (Schauspielerin).<br />

Die beiden legen fast jedes mal,<br />

wenn das Wort „Familie“ fällt, die Köpfe<br />

schräg und lächeln berührt. Es geht<br />

um Altruismus, Geborgenheit, um<br />

„Werte“ eben (und wieder: berührtes-<br />

Köpfe-schräg-Legen). Nicht nur zahlreiche<br />

Fernsehauftritte beschert uns<br />

das neue Buch von Schirrmacher, auch<br />

beim Durchblättern der Zeitungen ist<br />

diesem Menschen nicht zu entkommen.<br />

Worum es geht? „Um Himmelswillen!<br />

Wer soll unsere Pensionen zahlen,<br />

wenn nun die Frauen auch arbeiten gehen<br />

und vergessen haben, dass sie die<br />

einzigen sind, die die sozialen Fähigkeiten<br />

aufbringen können, um unsere Gesellschaft<br />

vor dem Unterg<strong>an</strong>g zu retten.“<br />

Darum geht es in dem Buch, mehr<br />

sagt Schirrmacher nicht. Mit sozialer<br />

Kompetenz ist gemeint, dass Frauen<br />

sich wieder auf das „Arbeit aus Liebe“-<br />

Prinzip besinnen sollten. Haha! Ja, ich<br />

habe auch gelacht wie sich mir vor ein<br />

paar Wochen die ersten Berichte über<br />

„Minimum“ beim Zeitunglesen aufdrängten,<br />

und noch mehr lachte ich<br />

darüber, dass Schirrmacher in seinem


Buch davon spricht, dass Männer immer<br />

die Sammler und Jäger bleiben<br />

werden. Ein Blick in das Buch zeigt: Der<br />

Sammler und Jäger hat offensichtlich<br />

große Angst.<br />

Als Pfeiler seiner Argumentation<br />

werden zwei (!!) Katastrophen aus der<br />

Geschichte raus gepickt. Mit beiden Ereignissen<br />

will Schirrmacher zeigen, dass<br />

sich Menschen in Krisensituationen um<br />

ihre Familie fürsorglich kümmern, Alleinstehende<br />

sich jedoch einen feuchten<br />

Dreck um Freunde oder Mitbetroffene<br />

scheren. Liest eine so etwas, beschert<br />

der Autor Assoziationen, die schon weit<br />

weg schienen:„Blut ist dicker als Wasser“,<br />

ich glaub, das will er uns sagen.<br />

KomplizInnen. Nun ist es durchaus berechtigt<br />

zu fragen:Warum soll frau sich<br />

mit derartigen Absurditäten beschäftigen?<br />

Antworten gibt es mehrere: Die<br />

KomplizInnenschaft der JournalistInnen<br />

etwa ist eine. Das führt mich wieder zu<br />

Beckm<strong>an</strong>ns Talkshow, denn dieser spaziert<br />

in seiner Sendung mit Schirrmacher<br />

H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d ins Märchenl<strong>an</strong>d.<br />

Beckm<strong>an</strong>n h<strong>an</strong>tiert in Bezug auf die<br />

„Gebährunwilligen“ mit Begriffen wie<br />

„dramatisch“ und meint:„Wie dramatisch<br />

das ist, das wollen wir mal mit<br />

Zahlen belegen.“ JournalistInnen ziehen<br />

also dermaßen engagiert mit, dass es<br />

schon ein größeres Problem ist, als die<br />

verschrobene Argumentation eines<br />

(mächtigen) Medienm<strong>an</strong>nes.<br />

Zum Beispiel in der Presse:„Doch<br />

m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n ihm nicht vorwerfen, in die<br />

Fallen des Biologismus geg<strong>an</strong>gen zu<br />

sein.“ 2<br />

Abgesehen von den sexistischen<br />

Plattitüden, die von JournalistInnen und<br />

KommentatorInnen teilweise thematisiert<br />

werden, bleibt auf der Strecke,<br />

dass es in Schirrmachers Aussagen<br />

auch noch einen latenten Rassismus<br />

gibt, der in diesem Fahrwasser zu allem<br />

Übel auch noch mit schwimmt.<br />

Genau wie Schirrmacher Frauen<br />

meint, wenn er sagt „wir“ müssen wieder<br />

die altruistischen Werte entdecken,<br />

meinte er deutsche oder europäische<br />

Kinder, die in die Welt gesetzt werden<br />

müssen, um den Sozialstaat zu retten.<br />

Das Thema Einw<strong>an</strong>derung kommt praktisch<br />

nicht vor. Und noch eine zweite<br />

Ebene des Rassismus kommt hinzu, nun<br />

aber von Seiten der Medien bzw. Jour-<br />

nalistInnen:Würde ein Muslim oder eine<br />

Muslimin derartige Inhalte in einer<br />

Fernsehshow verbreiten, würden sie<br />

von JournalistInnen wahrscheinlich<br />

darauf aufmerksam gemacht werden,<br />

dass es ein wesentlicher Teil „unserer“<br />

Gesellschaft ist, dass Frauen frei zwischen<br />

verschiedenen Lebensformen<br />

wählen können. Für Schirrmacher gilt<br />

das nicht:„Es wird ein Riesendruck auf<br />

sie entstehen. Sie müssen arbeiten,<br />

Kinder kriegen und es stellt sich für sie<br />

die Frage: Was tue ich mit meinen alten<br />

Eltern.“ 3<br />

Es sollen doch wieder die selbstlosen<br />

Werte zurückkehren, was für ihn bedeutet,<br />

dass die Arbeit ohne Lohn wieder<br />

aufgenommen werden soll (leider<br />

wurde diese ja noch gar nicht niedergelegt).<br />

Und seine Lösung, damit alle<br />

künftig eine Pension erhalten lautet:<br />

Babys!<br />

Schirrmacher weiß <strong>an</strong>scheinend<br />

nicht, dass die jetzigen Erwerbsbeteiligten<br />

die Pensionen derer zahlen, die jetzt<br />

in Pension sind und er denkt nicht dar<strong>an</strong>,<br />

dass eine hohe Geburtenrate nicht<br />

gewährleistet, dass diese Menschen irgendw<strong>an</strong>n<br />

eine gut bezahlte Arbeit bekommen,<br />

mit der sie d<strong>an</strong>n wiederum<br />

die Pensionen mitfin<strong>an</strong>zieren können.<br />

Das Umlageverfahren der Rentensysteme<br />

in Österreich und Deutschl<strong>an</strong>d<br />

hängt nicht von der Anzahl des Nachwuchses<br />

ab, sondern davon, ob die<br />

Menschen Arbeit haben.<br />

Eine niedrige Erwerbsbeteiligung<br />

zu erhöhen, ist wohl Aufgabe der Politik,<br />

nicht die Aufgabe der Frauen. Schirrmacher<br />

schlägt also vor, die Aufgaben und<br />

Probleme der Allgemeinheit im Privaten<br />

zu lösen, die Politik soll sich nicht zuständig<br />

fühlen.<br />

Der Widerspruch. Ein weiterer Punkt, warum<br />

Beiträge wie die Schirrmachers<br />

nicht einfach ignoriert werden sollten<br />

besteht darin, dass einmal mehr der<br />

auffallende Widerspruch zwischen neoliberaler<br />

Argumentation und Konservatismus<br />

zutage tritt und damit auch die<br />

Frage:Warum plädieren neoliberale PolitikerInnen<br />

für die Bewahrung familialer<br />

Traditionen? Was hat Neoliberalismus<br />

eigentlich mit Konservatismus zu<br />

tun? Nämlich gar nichts. Diskussionen<br />

um den „Wert der Familie“ zeigen dies.<br />

Während der Konservatismus um Erhaltung<br />

von Traditionen, egal wie zweifel-<br />

haft diese sind, bemüht ist, geht es im<br />

Neoliberalismus um eine Ausweitung<br />

des Marktes, für den laufende Veränderungen<br />

nötig sind.<br />

„Die pauschale Marktgesellschaft<br />

gehört (jedoch) zu den Hauptfaktoren<br />

der Verstärkung eben jener Desintegrationskräfte,<br />

die das Familienleben in<br />

Mitleidenschaft ziehen und die vom<br />

Neoliberalismus, wenn er sein fundamentalistisches<br />

Kostüm trägt, diagnostiziert<br />

und heftig <strong>an</strong>gegriffen werden.<br />

Das ist wirklich ein instabiles<br />

Gemisch.“ 4<br />

Wenn eineR schon Angst vor dem<br />

Verschwinden des traditionellen Familienmodells<br />

hat und dies öffentlich betrauert,<br />

sollte er zumindest die Finger<br />

davon lassen, Frauen dafür ver<strong>an</strong>twortlich<br />

zu machen.<br />

Schirrmacher schlüpft nur zu gerne<br />

für den Neoliberalismus in dieses fundamentalistische<br />

Kostüm, seine rechte,<br />

fundamentalistische Haltung wird jedoch<br />

in den Medien nicht als solche demaskiert<br />

(davon abgesehen ist das<br />

Wort „fundamentalistisch“ derzeit für<br />

<strong>an</strong>dere reserviert). Sei es wegen seiner<br />

Position als Herausgeber oder den Seilschaften<br />

zu <strong>an</strong>deren Kollegen, die von<br />

den Herausgebern vom Spiegel bis zur<br />

Bild reichen.<br />

Schirrmacher ist ein Ideologielieferer<br />

des Neoliberalismus. Er liefert einer<br />

Politik, die „keinerlei theoretische Begründung“<br />

5 hat, eine Ideologie, die sich<br />

die neoliberale Politik nur zu gern überstülpt.<br />

Schirrmacher erweist sowohl einer<br />

CDU in Deutschl<strong>an</strong>d als auch einer<br />

ÖVP/FPÖ Regierung einen großen<br />

Dienst.<br />

„Denn die Familie als privates Versorgungsnetz,<br />

Urversicherungs<strong>an</strong>stalt<br />

des Lebens, wird in dem Augenblick lebenswichtig,<br />

da sich der Wohlfahrtsstaat<br />

zurückzieht.“ 6 Er liefert die Antwort<br />

darauf, wer die Lücke der gestrichenen<br />

sozialen Leistungen, vor deren<br />

Erfüllung sich der Staat zurückzieht,<br />

schließen soll. Dass ist nun gleichzeitig<br />

der Grund warum es sich PolitikerInnen<br />

neoliberaler Gesinnung nicht mit reaktionär-konservativen<br />

PredigerInnen verscherzen<br />

wollen. Es geht nicht nur darum,<br />

das M<strong>an</strong>ko einer Theorie auszugleichen,<br />

sondern es geht um die Umverteilung<br />

der sozialen Aufgaben, die ein<br />

Staat zu tragen hat, auf den Raum des<br />

Privaten. ❚<br />

glücklichkinderlos<br />

1 Beckm<strong>an</strong>n, Sendung vom<br />

13.03.<strong>2006</strong><br />

2 Die Presse vom 18.03.<strong>2006</strong>,„Nur<br />

die Simpsons sind noch intakt“<br />

3 Der St<strong>an</strong>dard-Interview vom<br />

28.03.<strong>2006</strong> von Birgit Baum<strong>an</strong>n.<br />

„FAZ“-Herausgeber zu Geburtenrückg<strong>an</strong>g:„Ein<br />

Thema, das nicht<br />

erk<strong>an</strong>nt wurde.“<br />

4 Anthony Giddens, Jenseits von<br />

Links und Rechts; Suhrkamp, 1999,<br />

Seite 29<br />

5 Ebd, Seite 29<br />

6 Fr<strong>an</strong>k Schirrmacher, Minimum,<br />

Karl Blessing Verlag; <strong>2006</strong>, Klappentext<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e alternativgipfel<br />

Dialoge über Weltordnungen<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Vom Wettlauf um Rohstoffe und Märkte zum Alternativgipfel in Wien. Feministische<br />

Perspektiven von Alice Ludvig<br />

Die Kritik, Frauen interessierten<br />

sich zwar mittlerweile für<br />

Politik und politische Machtverhältnisse,<br />

bloß in der sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Ökonomie“ gebe es<br />

noch massiven Aufholbedarf, trifft<br />

nicht g<strong>an</strong>z ins Leere. Das Verhältnis von<br />

Frauen zu Geld, sofern sie welches besitzen,<br />

und Fin<strong>an</strong>zen beispielsweise,<br />

bleibt wissenschaftlich chronisch unterreflektiert.<br />

Beim Thema der makroökonomischen<br />

Beziehungen bin ich aus folgen-<br />

dem Grund gegen ein exklusives ExpertInnentum:<br />

Es wird nämlich zumeist<br />

der Eindruck erweckt, mensch bräuchte<br />

mindestens einige Jahre einschlägiges<br />

Universitätsstudium, um die Mech<strong>an</strong>ismen<br />

und Regulierungen von „globalen“<br />

Fin<strong>an</strong>zflüssen halbwegs zu begreifen.<br />

Der Ratschlag, den mir einst eine Kollegin<br />

auf der internationalen Frauenuniversität<br />

in H<strong>an</strong>nover gab und für den<br />

mensch keinen PhD in macroeconomics<br />

braucht, klingt für mich immer noch<br />

überzeugend:„Just follow the money.“<br />

Fragen Sie einfach konkret:„Wofür wird<br />

welches Geld ausgegeben?“ D<strong>an</strong>n wissen<br />

Sie auch, für wen Politik gemacht<br />

wird. Bei konsequenter Verfolgung dieser<br />

Frage k<strong>an</strong>n niem<strong>an</strong>d mehr mit neoklassisch-theoretischerVerkomplizierungen<br />

(Formeln!), die ein Verständnis<br />

jenseits von abgeschlossenen Fachzirkeln<br />

verunmöglichen, entfliehen.<br />

Lateinamerikagipfel. Am diesjährigen EU-<br />

Lateinamerikagipfel am 20. <strong>Mai</strong> in Wien<br />

ist es wieder soweit:Was von den einen


als wesentlich für die Außenh<strong>an</strong>delsbeziehungen<br />

der EU und den Staaten Lateinamerikas<br />

und der Karibik dargestellt<br />

wird, stellt für die <strong>an</strong>deren einen weiteren<br />

Meilenstein in der globalen ökonomischen<br />

Ausbeutung und in der Bereicherung<br />

des Nordens durch den Süden<br />

dar. Der offizielle Staatsgipfel ist das<br />

größte diplomatische Ereignis in Österreich<br />

seit dem Wiener Kongress 1814/15:<br />

Zusammengezählt übertreffen allein<br />

schon die dreißig Spitzen der Regierung<br />

Süd-, Mittelamerikas und der Karibik<br />

(selbst Fidel Castro ist <strong>an</strong>gesagt) plus<br />

die EU-25 bereits alles, was Österreich je<br />

sah. Wird d<strong>an</strong>n in Wien der Kongress<br />

den T<strong>an</strong>go und die Salsa t<strong>an</strong>zen?<br />

Im Moment gehen rund ein Viertel<br />

der Exporte Lateinamerikas in die EU,<br />

retour kommen vier Prozent, was sich<br />

äußerst bescheiden <strong>an</strong>nimmt. Der<br />

Wettlauf um Rohstoffe und Märkte<br />

nimmt allerdings seit dem 11.September<br />

2001 1 zu und das Thema Lateinamerika<br />

ist außenpolitisch für die USA seither<br />

weit nach unten gerückt, womit Europa<br />

ein Hoffnungsträger für viele Unternehmen<br />

und Konzerne in Lateinamerika ist,<br />

und Europa in den Wettbewerb um die<br />

Märkte mit den USA eintritt.<br />

Mit dabei beim „offiziellen“ Staatsgipfel<br />

ist auch Michelle Bachelet, seit 11.<br />

März <strong>2006</strong> neue Staatspräsidentin Chiles<br />

und dem moderat sozialistischen Lager<br />

zugeordnet. Auf die Frage nach den<br />

künftigen Kooperationen 2 mit der EU<br />

gab Bachelet bereits Monate vor ihrem<br />

spektakulären Wahlsieg <strong>an</strong>:„Wir haben<br />

den Freih<strong>an</strong>delsvertrag mit der EU unterzeichnet.[...]<br />

Dieser Vertrag bezieht<br />

sich auf wichtige Werte, die wir teilen.<br />

Der Wert der Demokratie, der offenen<br />

Wirtschaft und die Anerkennung des<br />

internationalen Rechts, um Konflikte zu<br />

lösen. [...] Dieser Außenh<strong>an</strong>del wird<br />

auch alle Kooperationsinstrumente zusammenführen.“<br />

3<br />

Alternativen verknüpfen. Aus einem solchen<br />

Blickwinkel betrachtet stellt der<br />

Gipfel für seine Befürworter in Lateinamerika<br />

tatsächlich eine Möglichkeit<br />

zur Abkehr von den l<strong>an</strong>gjährigen<br />

Militärdiktaturen und grausamen Regimes<br />

des Kontinents dar. Frei nach<br />

dem Motto: Wenn die Wirtschaft stabil<br />

ist, werden nicht mehr gleich die Generäle<br />

gerufen, falls etwas schief gehen<br />

sollte.<br />

Sind die demokratischen Werte<br />

Europas also besser als jene der USA?<br />

Die Antwort ist einfach: menschenrechtlich<br />

eventuell schon, wirtschaftlich<br />

nicht. Parallel zum offiziellen Gipfel<br />

werden deshalb vom 10.-13. <strong>Mai</strong> soziale<br />

Bewegungen (z.B. attac), kirchliche<br />

Gruppen, NGOs, Gewerkschaften<br />

und <strong>an</strong>dere AkteurInnen Lateinamerikas,<br />

der Karibik und Europas einen Alternativgipfel<br />

in Wien abhalten: Enlaz<strong>an</strong>do<br />

Alternativas („Alternativen verknüpfen“).<br />

Für die Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />

wird die jahrhundertel<strong>an</strong>ge Ausbeutung<br />

Lateinamerikas durch Europa in<br />

den H<strong>an</strong>delsabkommen nur fortgesetzt.<br />

Wenn die EU also medienwirksam<br />

„H<strong>an</strong>del statt Hilfe“ propagiert,<br />

vertritt sie die Interessen europäischer<br />

Konzerne und lateinamerik<strong>an</strong>ischer<br />

Exporteure. Besonders der Assoziationsvertrag<br />

zwischen der EU und der<br />

Freih<strong>an</strong>delszone Mercosur 4 <strong>an</strong> dem<br />

bereits seit 1999 gefeilt wird und der<br />

jetzt in Wien unterzeichnet werden<br />

soll, ist für die Ver<strong>an</strong>stalterInen von<br />

Enlaz<strong>an</strong>do Alternativas eher der Ausdruck<br />

für „Gewinne für wenige, Armut<br />

für viele“.<br />

Sehr breit gefasst beh<strong>an</strong>delt der<br />

Alternativgipfel, ähnlich einem Sozialforum,<br />

die Themen wirtschaftliche<br />

Abhängigkeiten und neoliberale<br />

Ordnung, Entwicklung, politischer<br />

Dialog und alternative Strategien („regionale<br />

Integration“). Eineinhalb Tage<br />

des Alternativgipfels sind der Abhaltung<br />

eines sogen<strong>an</strong>nten „Tribunals<br />

der Völker“ über verschiedene Tr<strong>an</strong>snationale<br />

Konzerne (TNKs) gewidmet.<br />

Ähnlich ging m<strong>an</strong> bereits beim ersten<br />

Alternativgipfel 2004 in Guadalajara,<br />

Mexiko vor, wo Firmen wie Nestlé,<br />

Chiquita und Coca Cola <strong>an</strong>geklagt<br />

wurden, um so öffentlichen Druck zu<br />

erzeugen. Es gibt auch diverse Aktionen<br />

zur Unterstützung von Enlaz<strong>an</strong>do<br />

Alternativas: Petitionen, T-Shirts und<br />

eine sehr gelungene fin<strong>an</strong>zielle Bausteinaktion.<br />

Und die Frauen? Aus feministischer Perspektive<br />

gibt der Alternativgipfel zu<br />

folgenden Überlegungen Anlass:<br />

Makroökonomische Entscheidungen<br />

auf internationaler Ebene sind<br />

von externen tr<strong>an</strong>snationalen Vorgaben<br />

abhängig, insbesondere durch<br />

IMF und Weltb<strong>an</strong>k. Zu fragen ist also<br />

auf tr<strong>an</strong>snationaler Ebene: Wie verstärkt<br />

das EU-System deren Agenden?<br />

Welche negativen Folgen für Frauen<br />

hat das ökonomische Regime das die<br />

EU in Europa und in den Ländern des<br />

globalen Südens verfolgt?<br />

Es geht zum Beispiel weiterhin<br />

darum, die unterschiedlichen Arten<br />

aufzuzeigen, in denen Frauen und<br />

Männer von Armut betroffen sind.<br />

Damit gehen wir bereits über die<br />

Feststellung hinaus, dass Armut<br />

(auch) weiblich ist. Armut muss dazu<br />

mit neuen Indikatoren und nicht nur<br />

mit Geldeinkommen (weniger als 1<br />

Dollar pro Tag) gemessen werden.<br />

Nämlich auch über den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />

„<strong>an</strong>gemessenen Lebensbedingungen“,<br />

etwa ungenügende öffentliche Infrastruktur<br />

und öffentliche Einrichtungen,<br />

den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> „Zeit für Selbstbestimmung“<br />

und „Teilhabe am öffentlichen<br />

Leben“ sowie den „M<strong>an</strong>gel<br />

<strong>an</strong> Würde“. Diese Indikatoren betreffen<br />

Frauen und Männer teilweise in<br />

sehr unterschiedlicher Form, z.B. „Zeit<br />

für sich“. Ich befürchte, dass die Diskussionen<br />

um solche speziellen Auswirkungen<br />

für Frauen zu kurz kommen<br />

werden.<br />

Ich befürchte außerdem, dass<br />

Beiträge, die sich mit dem Thema<br />

„Frauen“ beschäftigen werden, die bestehenden<br />

Ungleichheitsverhältnisse<br />

innerhalb der Gesellschaften wenig<br />

oder gar nicht <strong>an</strong>sprechen werden.<br />

Förderungen für „alle“ greifen oft<br />

nicht für Frauen. Richtig umgesetzt<br />

k<strong>an</strong>n „Gender Budgeting“ 5 hier Lösungen<br />

<strong>an</strong>bieten: Dabei geht es unter <strong>an</strong>derem<br />

um den Einfluss von fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Zuwendungen auf das Leben von<br />

Frauen und den Versuch, die Mitbestimmung<br />

von Frauen bei allen möglichen<br />

budgetären Entscheidungen<br />

und Prozessen zu erhöhen. Auch die<br />

Asymmetrien zwischen Frauen des<br />

Nordens und Frauen des Südens müssen<br />

immer wieder <strong>an</strong>gesprochen werden.<br />

Und zuletzt: Es ist weiterhin wichtig,<br />

dass Frauengruppen strategische<br />

Alli<strong>an</strong>zen mit <strong>an</strong>deren Gruppierungen<br />

eingehen, die makroökonomische<br />

staatliche Entscheidungen <strong>an</strong>fechten.<br />

Welchen realen Stellenwert Frauengruppen<br />

auf dem Alternativgipfel haben<br />

werden, wird noch zu beobachten<br />

sein. ❚<br />

gipfelalternativ<br />

1 Zur Erinnerung: Dies ist auch der<br />

Tag des von den USA initiierten<br />

Militärputsches in Chile gegen<br />

Allende 1973.<br />

2 Ein bilaterales Abkommen besteht<br />

bereits mit Chile.<br />

3 Der St<strong>an</strong>dard, 28.11.2005.<br />

4 „Mercado Común del Sur“<br />

(Gemeinsamer Markt des Südens):<br />

Brasilien, Argentinien, Venezuela,<br />

Uruguay und Paraguay.<br />

5 www.gender-budgets.org<br />

Infos<br />

Alternativgipfel in Wien vom 10.–13.5.,<br />

www.alternativas.at<br />

Unterstützungen und Bestellungen<br />

bei brickcampaign@alternativas.at<br />

oder D<strong>an</strong>iela Härtl 01/408 53 32<br />

„Das Fernsehen verschlingt<br />

uns nicht“<br />

Das Fernsehen ist eine Straße, die<br />

den privaten Raum durchquert.<br />

Das Fernsehen ist ein öffentlicher Ort.<br />

Und deshalb bringen wir uns ins<br />

Fernsehen mit derselben Logik und<br />

derselben Sprache ein, mit der wir<br />

auch die Straße in Beschlag nehmen.“<br />

Maria Galindo, Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />

Film-Screening, mit einführendem<br />

Vortrag und der Möglichkeit zur<br />

Diskussion:<br />

Do, 11.5., 19.00 und Fr, 12.5., 20.00,<br />

Stadthalle, 15., Vogelweidplatz 14,<br />

Termine stehen noch nicht<br />

entgültig fest, Infos dazu:<br />

redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Feministische Interventionen<br />

Dialog und Reflexion über Theorien<br />

und Praktiken, Workshop mit Kurzstatements<br />

u.a. von Betty Puerto<br />

Parrera (Org<strong>an</strong>ización Femenina<br />

Popular, Kolumbien)<br />

Fr, 12.5., 17.30-20.30, Stadthalle, 15.,<br />

Vogelweidplatz 14, nur für Frauen<br />

Ver<strong>an</strong>stalterin: Feministische Arbeitsgruppe<br />

– <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (das feministische<br />

Magazin), Frauensolidarität,<br />

KPÖ, Lefö, Sozialistische Jugend,<br />

Infos: c.buder@frauensolidaritaet.org<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international<strong>an</strong>.riss<br />

kampf gegen aids<br />

Nacht der Solidarität<br />

Die Zahl der HIV-infizierten Menschen weltweit steigt, allein in Afrika leben<br />

25 Millionen HIV/AIDS-Kr<strong>an</strong>ke. Vor allem in nicht-städtischen Gebieten<br />

Afrikas müssen sie oft völlig ohne medizinische Betreuung auskommen<br />

und werden dementsprechend schnell zu kr<strong>an</strong>k, um ihre Familien<br />

zu versorgen und sterben früh. „Wir sind noch meilenweit von einer<br />

ausreichenden Gesundheitsversorgung in den sogen<strong>an</strong>nten Entwicklungsländern<br />

entfernt“, sagt Ulrike Schel<strong>an</strong>der, Geschäftsführerin von<br />

CARE-Österreich. CARE, eine der größten internationalen Hilfsorg<strong>an</strong>isationen<br />

weltweit, betreut derzeit 31 Projekte in Afrika, Südamerika, Asien<br />

und Südosteuropa, unter <strong>an</strong>derem zwei lokale Gesundheitszentren in<br />

Mosambik und Malawi. Dort erhalten AIDS-Kr<strong>an</strong>ke Zug<strong>an</strong>g zur notwendigen<br />

Anti-Retroviral-Therapie, die die Lebensqualität und -dauer deutlich<br />

erhöht. Das Ankämpfen gegen Epidemien wie Malaria, Tuberkulose<br />

und AIDS ist eigentlich erklärtes Milleniumsziel der UN. Aber:„Trotz internationaler<br />

Absichtserklärungen sind nach wie vor Millionen Betroffene<br />

von Prävention, Beh<strong>an</strong>dlung und Pflege ausgeschlossen“, kritisiert<br />

das deutsche Aktionsbündnis gegen AIDS, das zum dritten Mal die bundesweite<br />

„Nacht der Solidarität“ org<strong>an</strong>isiert. Am 15. Juli wollen regionale<br />

AIDS-Hilfen, Org<strong>an</strong>isationen, Kirchengemeinden und Selbsthilfegruppen<br />

mit roten Lichterschleifen, Konzerten und vielen Aktionen „ein Zeichen<br />

für 40 Millionen Menschen setzen“. Schon im <strong>Mai</strong> möchte die UN<br />

ihre Fortschritte in der AIDS-Bekämpfung auswerten und präsentieren.<br />

Und Mitte Juni findet in Petersburg ein G8-Gipfel statt: Die G8-Regierungen<br />

hatten sich zuletzt verpflichtet, bis 2010 ein umfassendes Paket<br />

zur HIV-Prävention, Beh<strong>an</strong>dlung und Pflege zu entwickeln. Vier Wochen<br />

nach der Nacht der Solidarität findet d<strong>an</strong>n in K<strong>an</strong>ada die 16. Weltaidskonferenz<br />

statt, bei der es hoffentlich mehr als Absichtserklärungen geben<br />

wird. GaH<br />

www.aids-kampagne.de<br />

türkei<br />

Anti-Homophobie Konferenz<br />

Schon 1994 wurde in der Türkei die KAOS GL (Gay-Lesbi<strong>an</strong> Cultural<br />

Researches <strong>an</strong>d Solidarity Association) gegründet, um eine Einheit<br />

im Kampf gegen die Diskriminierung von homosexuellen Menschen<br />

zu bilden. Seither hat die Org<strong>an</strong>isation ein vierteljährlich<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Foto: Mosambik (Copyright: J<strong>an</strong>ine Wurzer/Care)<br />

erscheinendes Journal und eine Monatszeitung herausgebracht<br />

und betreibt ein eigenes Kulturzentrum für kulturelle Aktivitäten<br />

und Treffen sowie eine große Bibliothek. Vom 17. bis 21. <strong>Mai</strong> org<strong>an</strong>isiert<br />

KAOS GL in Ankara eine internationale Anti-Homophobie Konferenz,<br />

zu der LesBiSchwule wie auch heterosexuelle FreundInnen<br />

eingeladen sind. Es wird Vorträge, Foren und Workshops zu vielen<br />

Aspekten homosexuellen Lebens geben: von schwul-lesbischen PartnerInnenschaften/Familien<br />

über die Widerst<strong>an</strong>dstaktik junger Les-<br />

BiSchwuler bis zu AIDS-Aktivitäten und homophobem Verhalten<br />

am Arbeitsmarkt und in der Bildung. Es wird auch ein eigenes<br />

feministisches Forum – „offen für alle Frauen“ – geben. GaH<br />

www.kaosgl.com, englischsprachige Infos: http://news.kaosgl.com<br />

europäische konferenz<br />

Imame zu Frauenrechten<br />

Anf<strong>an</strong>g April ging die – stark medial begleitete – Konferenz Europäischer<br />

Imame und SeelsorgerInnen in Wien über die Bühne. Die am 8.<br />

April veröffentlichte Schlusserklärung beinhaltet auch ein Kapitel<br />

„Frauen“. Der erste Satz: „M<strong>an</strong>n und Frau sind im Islam gleichwertige<br />

Partner, die ... gleich <strong>an</strong> Menschenwürde sind.“ In weiterer Folge wird<br />

erklärt, dass jede Form von Verletzung von Frauenrechten (namentlich<br />

Zw<strong>an</strong>gsehe, FGM, Ehrenmorde etc.) bekämpft werden müsse. Dazu<br />

brauche es auch eine „stärkere Differenzierung zwischen Religion und<br />

Tradition“. Kopftuchverbote seien „kontraproduktiv, da sie Frauen von<br />

wesentlichen Bereichen des Lebens ausschließen“. Maßnahmen zur<br />

Mädchen- und Frauenförderung, die eine religiöse Grundhaltung <strong>an</strong>erkennen,<br />

sowie ungehinderter Zug<strong>an</strong>g zum Arbeitsmarkt sind einige<br />

konkrete Forderungen der KonferenzteilnehmerInnen.<br />

Die sogen<strong>an</strong>nte „Wiener Erklärung“ ist im vollen Wortlaut auf der<br />

Homepage der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich nachzulesen.<br />

GaH<br />

www.derislam.at<br />

namibia<br />

Sexarbeit zum Überleben<br />

„Alles dreht sich ums Geld und ohne Arbeit gibt es kein Geld“, sagt<br />

die 33-jährige Maria Xoagub, eine junge Mutter in Namibia, die ihren<br />

Lebensunterhalt als Sexarbeiterin verdienen muss. Und sie ist kein<br />

Einzelfall.<br />

Es gibt mittlerweile einige Nicht-Regierungsorg<strong>an</strong>isationen, die<br />

sich um Frauen kümmern, die durch die Lebensumstände zur Sexarbeit<br />

gezwungen werden. Von diesen Org<strong>an</strong>isationen bräuchte es aber<br />

noch viel mehr, meint Veronica de Klerk von WAD (Women’s Action for<br />

Development). Denn die Regierung betrachte Sexarbeiterinnen nicht<br />

als menschliche Wesen, verstehe nicht, dass diese Frauen „nicht aus<br />

freien Stücken auf der Straße sind“. An der offiziellen Ideologie hat<br />

sich wohl seit dem früheren Präsidenten Nujoma nicht viel geändert:<br />

Er erklärte vor sechs Jahren, dass der Staat Namibia Prostitution und<br />

Homosexualität nicht dulde und die Polizei „Homosexuelle und<br />

Lesben“ festnehmen und abschieben müsse. Maria Xoagub glaubt<br />

trotzdem, dass sich die Situation ohne Regierungshilfe nicht verbessern<br />

werde: „Die Regierung ist unsere einzige Hoffnung“, sagt sie und<br />

ergänzt: „Wir Prostituierten sind auch Wählerinnen!“ Die Arbeits-


losenrate in Namibia liegt bei dreißig Prozent, etwa 35 Prozent der<br />

insgesamt 1,8 Millionen EinwohnerInnen leben unter der Armutsgrenze.<br />

Alles <strong>an</strong>dere als unabhängig von der steigenden Anzahl <strong>an</strong><br />

rechtlosen Sexarbeiterinnen ist auch der Anteil der HIV-infizierten<br />

Erwachsenen in Namibia auf schwindelerregende 21,3 Prozent gestiegen.<br />

Die NGO „St<strong>an</strong>d Together“, die sich um Sexarbeiterinnen und<br />

ihre Kinder kümmert, hat der Regierung kürzlich über lokale Medien<br />

ihr Versagen vorgehalten. Daraufhin stattete die Gesundheitsministerin<br />

Haingura der Org<strong>an</strong>isation einen Besuch ab, meinte jedoch, sie<br />

könne nichts <strong>an</strong>deres tun, als sich die Anliegen <strong>an</strong>hören und <strong>an</strong> die<br />

Regierung weiter geben. „Ich verspreche gar nichts“, war das einzige<br />

Versprechen für die Zukunft, das ihr zu entlocken war. GaH<br />

philippinen<br />

Wieder Frauenaktivistin ermordet<br />

Die 31-jährige philippinische Frauenaktivistin Inday Estorba wurde<br />

am 3. April vor ihrem Haus erschossen. Estorba war Mitglied der Frauenorg<strong>an</strong>isation<br />

Gabriela und Angestellte des Women’s Development<br />

Center. Als Kämpferin für Frauenrechte wäre sie „ein Ziel von Arroyos<br />

Militär“ gewesen, erklärt Gabriela-Sprecherin Liza Largoza Maza.<br />

Gloria Arroyo ist seit 2001 philippinische Präsidentin, der nicht nur<br />

von Frauenaktivistinnen Korruption und Machtmissbrauch vorgeworfen<br />

werden. Sie wurde 2004 bei den Präsidentschaftswahlen<br />

im Amt bestätigt, allerdings wurde vielerorts von Wahlfälschung<br />

gesprochen. Die aufgeheizte Stimmung führte im Februar <strong>2006</strong> zu<br />

einem <strong>an</strong>geblichen Putschversuch durch das Militär, der jedoch von<br />

unabhängigen Quellen bis heute nicht bestätigt werden konnte.<br />

Arroyo erklärte daraufhin jedenfalls den Ausnahmezust<strong>an</strong>d, der am<br />

3. März wieder aufgehoben wurde.<br />

Derzeit arbeitet Arroyo <strong>an</strong> einem Anti-Terror-Gesetz, das laut Liza<br />

Largoza Maza „die ultimative Lizenz für Machtmissbrauch und autoritäre<br />

Gesetze“ sei. Der gewaltsame Tod von Inday Estorba ließ die<br />

Zahl der in der Amtszeit von Arroyo ermordeten Frauenaktivistinnen<br />

auf 68 klettern. GaH<br />

wyber.space<br />

fussball-frauen-fotografie<br />

deutschl<strong>an</strong>d<br />

LesbenFrühlingsTreffen<br />

Vom 3. bis 5. Juni findet das jährliche LesbenFrühlingsTreffen in Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

dieses Jahr in Leipzig, statt. Zum LFT treffen sich seit 34 Jahren immer<br />

zu Pfingsten Lesben aus Deutschl<strong>an</strong>d und benachbarten Ländern<br />

zum politischen und kulturellen Austausch: Es wird Vorträge und Workshops<br />

geben, genauso wie Erzählcafés, Theaterworkshops, Selbstverteidigungskurse<br />

und Gebärdenkurse. Die LFT-Ver<strong>an</strong>stalterinnen legen auch<br />

großen Wert darauf, dass alle Ver<strong>an</strong>staltungen für Frauen mit Behinderungen<br />

barrierefrei zugänglich sind. Diskutiert, get<strong>an</strong>zt und gefeiert wird<br />

auf dem Campusgelände der Universität Leipzig, für Abendprogramm<br />

ist auch gesorgt und natürlich wird es wieder eine Demo, durch die Innenstadt<br />

von Leipzig, geben. Für die Übernachtung werden Schlafplätze<br />

in einer Turnhalle vorbereitet und auf der Homepage gibt es eine private<br />

Bettenbörse. GaH<br />

Infos und Anmeldung: T. 0049/341/30 65 292, www.lesbenfruehling.de/leipzig<strong>2006</strong><br />

<strong>an</strong>.rissinternational<br />

3xF. Fußball_ Frauen_ Fotografie. Ein Projekt, bestehend aus elf Künstlerinnen<br />

aus neun Ländern Mittel- und Osteuropas, stellt sich auf einer<br />

informativen und gut strukturierten Homepage vor. Dort erfährt frau,<br />

dass 3xF auf den Europazug <strong>2006</strong>, der Kooperationspartner ist, aufgesprungen<br />

ist und dass der wahrscheinlich beliebteste Männersport<br />

auch aus einem weiblichen Blickwinkel heraus gesehen werden k<strong>an</strong>n.<br />

Alles rund ums Leder wird hier in Form von Videos und Fotografien präsentiert.<br />

Die Schwedin Carla Åhl<strong>an</strong>der hat sich z.B. mit dem Verhalten<br />

männlicher Fußballf<strong>an</strong>s nach dem Spiel ausein<strong>an</strong>dergesetzt und zeigt<br />

nun eine weibliche Perspektive auf das Umfeld des Fußballstadions.<br />

Alzbeta Jungrová aus Tschechien zeigt neben F<strong>an</strong>s und Ticketverkäuferinnen<br />

auch die Fußballspielerinnen selbst. Für den Fall, dass der Sonderzug,<br />

der von Berlin aus durch sechs osteuropäische Länder fährt und<br />

bei jedem Halt in den Bahnhöfen sein kulturelles Innenleben „aussteigen“<br />

lässt, <strong>an</strong> einer vorbeirauscht, k<strong>an</strong>n frau sich die Objekte auch bei<br />

der <strong>an</strong>schließenden Berliner Ausstellung <strong>an</strong>sehen – Deutschl<strong>an</strong>d und<br />

wohl auch ein Teil der weiblichen Bevölkerung befinden sich ja schließlich<br />

im WM-Fieber. www.3xf-fussball-frauen-fotografie.net pix/mad<br />

Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o : H e l g a N e u m a y e r<br />

medieninselal-jazeera<br />

Begegnungen in der Wüste am Golf:<br />

“Wom<strong>an</strong> on Air“ Majadah Gass<strong>an</strong>-<br />

Hadaja aus Wien und qatarische<br />

Studentinnen aus Doha kommen<br />

sich näher.<br />

Helga Neumayer ist Redakteurin<br />

der entwicklungspolitischen Zeitschrift<br />

FRAUENSOLIDARITÄT<br />

(www.frauensolidaritaet.org) und<br />

der Radiosendereihe „Globale<br />

Dialoge“ auf ORANGE 94.0.<br />

Der Besuch in Doha im Dezember<br />

2005 f<strong>an</strong>d als ergänzende Exkursion<br />

zur Lehrver<strong>an</strong>staltung „Frauenbilder<br />

von irakischen Frauen im Krieg am<br />

Beispiel österreichischer Medien und<br />

Al-Jazeera“ am Institut für Politikwissenschaft<br />

der Universität Wien statt.<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Heute ist alles möglich ...<br />

Im Dezember 2005 reiste eine Gruppe Medieninteressierter rund um Ishraga Mustafa<br />

Hamid nach Doha und zum TV-Satellitenk<strong>an</strong>al Al-Jazeera. Mit dabei war auch „Women on<br />

Air“ Helga Neumayer und ihr Mikrofon.<br />

Qatar ist ein kleines Wüstenemirat<br />

im Osten der arabischen<br />

Halbinsel am persischen Golf.<br />

Sein immenser Reichtum – es<br />

hat eines der höchsten Pro-<br />

Kopf-Einkommen der Welt – beruht auf<br />

Erdöl- und Erdgasvorkommen, die im<br />

vorigen Jahrhundert entdeckt wurden.<br />

Politisch ist das L<strong>an</strong>d eine absolute<br />

Monarchie ohne Parteien und Parlament.<br />

Außenpolitisch ist das L<strong>an</strong>d prowestlich<br />

eingestellt und beherbergt jene<br />

Luftwaffenbasis, die den USA im<br />

Krieg gegen den Irak 2003 als Kom<strong>an</strong>dozentrale<br />

diente, Al-Udaid.<br />

Medieninsel. 1995 übernahm der regierende<br />

Emir die Staatsführung und beg<strong>an</strong>n<br />

ein Reformprogramm umzusetzen,<br />

welches einen umfassenden Bildungspl<strong>an</strong><br />

und die Pressefreiheit beinhaltete.<br />

Mit letzterer gel<strong>an</strong>g ihm<br />

eine Medienrevolution im arabischsprachigen<br />

Raum und die Ausrichtung<br />

Qatars zu einem Medienzentrum besonderer<br />

Art: Seit 1996 sendet von<br />

hier aus der TV-Satellitenk<strong>an</strong>al Al-Jazeera<br />

1, der erste unabhängige Fernsehsender<br />

in der arabischen Welt.<br />

„Meinung und Gegenmeinung“ ist<br />

das Motto der Redaktion und es<br />

kommt <strong>an</strong>scheinend bei der ZuseherInnenschaft<br />

<strong>an</strong>: Allein im arabischen<br />

Raum hat der Sender 35 Millionen ZuschauerInnen<br />

und seine Popularität<br />

außerhalb des arabischen Raumes<br />

steigt. In Amerika k<strong>an</strong>n der K<strong>an</strong>al nach<br />

sendereigenen Schätzungen von ca.<br />

135.000 arabischsprachigen Haushal-


ten über Kabel empf<strong>an</strong>gen werden.<br />

Mitte <strong>2006</strong> ist der weltweite Start eines<br />

englischsprachigen K<strong>an</strong>als, „Al-Jazeera<br />

International“, gepl<strong>an</strong>t.<br />

Die Mehrheit der MitarbeiterInnen<br />

von Al-Jazeera sind Migr<strong>an</strong>tInnen aus<br />

<strong>an</strong>deren arabischsprachigen Ländern<br />

wie Sud<strong>an</strong> oder Ägypten. Ein Drittel der<br />

Angestellten sind Frauen – Redakteurinnen,<br />

PR-Fachleute, Journalistinnen, Korrespondentinnen.<br />

Von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> dabei. Die sund<strong>an</strong>esische<br />

Redakteurin Leyla Salah war von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> dabei und erzählte von ihrem Werdeg<strong>an</strong>g<br />

in der Medienwelt Qatars, wo Anf<strong>an</strong>g<br />

der 1990er Jahre eine ungebrochene<br />

Geschlechtertrennung, journalistische<br />

Arbeit für Frauen zu etwas g<strong>an</strong>z<br />

Besonderem machte.<br />

Damals arbeitete die Sud<strong>an</strong>esin als<br />

Journalistin für die Tageszeitung Al-<br />

Raya und war eine der ersten Frauen im<br />

Metier. Es war noch nicht g<strong>an</strong>g und gäbe,<br />

dass Frauen Informationen auch von<br />

Männern einholten, so arbeitete sie <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

über Frauen und Kinder. Den qatarischen<br />

Frauen – so die Journalistin –<br />

fehlte damals noch der Mut, aus dem<br />

häuslichen Bereich herauszukommen,<br />

obwohl ihnen der Staat das Recht zubilligte.<br />

Später wechselte sie zum neuen<br />

Sender Al-Jazeera und wurde Produktionsassistentin<br />

bei einem Programm<br />

namens „For Women only“. Sie wurde<br />

getrieben von dem Gefühl, etwas Besonderes<br />

leisten zu müssen, ein Zeichen<br />

setzen zu müssen, dass Frauen in<br />

allen Bereichen arbeiten könnten,<br />

wenn sie die entsprechenden Qualifizierungen<br />

haben. Nach ihr – so Salah –<br />

kamen viele Frauen in den Medienbereich<br />

und beg<strong>an</strong>nen auch <strong>an</strong> vielfältigen<br />

Themen zu arbeiten. „Heute ist für<br />

sie alles möglich“, so die sud<strong>an</strong>esische<br />

Journalistin, die zur Zeit Produzentin<br />

einer politischen Diskussionssendung<br />

im samstäglichen Hauptabendprogramm<br />

ist. Im Sud<strong>an</strong> gibt es keine<br />

strikte Geschlechtertrennung wie in<br />

den arabischen Golfstaaten und deshalb<br />

sei es für sie auch kein Problem,<br />

mit Männern oder Menschen <strong>an</strong>derer<br />

Nationen zusammen zu arbeiten. Die<br />

Sendung „For Women Only“ wurde eingestellt<br />

und Salah meint, die Probleme<br />

der Fauen sollten keinen separaten Bereich<br />

darstellen sondern im gesamtge-<br />

sellschaftlichen politischen Kontext<br />

beh<strong>an</strong>delt werden. Heute stellen sie<br />

ein Querschnittsthema des Senders<br />

dar.<br />

Leyla Salah meint, das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

im Sender sei sehr<br />

gut, sie ist stolz, dem Al-Jazeera-Team<br />

<strong>an</strong>zugehören und freut sich, <strong>an</strong> der Gestaltung<br />

von etwas Neuem beteiligt zu<br />

sein. Und sie ist optimistisch: Die Zukunft<br />

der Medien im arabischen Raum<br />

würde in mehr Freiheit und in mehr<br />

Tr<strong>an</strong>sparenz liegen, auch wenn es nicht<br />

allen genehm sei, aber die Wahrheit<br />

würde <strong>an</strong>s Licht kommen.<br />

Sie selbst würde gerne im eigenen<br />

L<strong>an</strong>d – im Sud<strong>an</strong> – etwas zur Medienwelt<br />

beitragen, ein Programm mit einem<br />

dokumentarischen Schwerpunkt<br />

schwebt ihr vor. Einstweilen lebt Leyla<br />

Salah noch mit ihren vier Kindern und<br />

ihrem Ehem<strong>an</strong>n in Doha, wo sie zwischen<br />

den Mitgliedern der relativ<br />

großen Community sud<strong>an</strong>esischer Arbeitsmigr<strong>an</strong>tInnen<br />

trotz Zeitm<strong>an</strong>gels<br />

einen guten Zusammenhalt sieht.<br />

Ungleiche Verhältnisse. Wie Leyla Salah<br />

sind auch die <strong>an</strong>deren zwei Drittel jener<br />

Menschen, die in Qatar leben und<br />

arbeiten, Migr<strong>an</strong>tInnen aus dem Sud<strong>an</strong>,<br />

aus Ägypten, aus <strong>an</strong>deren arabischsprachigen<br />

Ländern und aus<br />

asiatischen Ländern wie Pakist<strong>an</strong>, Indien<br />

und von den Phillipinen. Keines<br />

der ambitionierten Reform- und Modernisierungsprojekte<br />

des L<strong>an</strong>des, sei<br />

es im wirtschaftlichen, sozialen oder<br />

kulturellen Bereich, würde ohne die<br />

große Zahl von FremdarbeiterInnen<br />

funktionieren – weder im intellektuellen<br />

noch im h<strong>an</strong>dwerklichen Sektor.<br />

Denn die weniger als 200.000 einheimischen<br />

Qataris sind die Nachkommen<br />

von Beduinen, die bis vor wenigen<br />

Jahrzehnten als ViehzüchterInnen,<br />

Perlentaucher und Händler in der<br />

Wüste und am Meer lebten. Bis heute<br />

ist die Basis ihres Zusammenlebens<br />

die Stammes- und Familienzugehörigkeit,<br />

das Gewohnheitsrecht und die islamische<br />

Rechtslehre, die Shari´a. Sie<br />

alle befinden sich mitten in einem gewaltigen<br />

sozialen und wirtschaftlichen<br />

Umstrukturierungsprozess, dessen<br />

Schlüsselkräfte AusländerInnen<br />

mit Arbeitserlaubnis – aber keiner unbefristeten<br />

Aufenthaltserlaubnis –<br />

sind.<br />

An die Vorfront Die Qatar University verbindet<br />

Moderne und Tradition: Ein neues<br />

und großzügig ausgestattetes Universitätsgelände<br />

umfasst einen Campus<br />

für die Studentinnen und einen <strong>an</strong>deren<br />

abgetrennten für die Studenten.<br />

So wird das Bildungssystem der Geschlechtertrennung<br />

gerecht und bindet<br />

dennoch viele junge qatarische Frauen<br />

in eine akademische Ausbildung ein.<br />

Auch das Institut für Massenkommunikation<br />

leitet eine Gastarbeiterin:<br />

Die Ägypterin Sahar Khamis ist Informationswissenschafterin<br />

und führt mit<br />

Weitblick eines jener Zentren der nächsten<br />

aktiven Mediengeneration. Sie<br />

lehrt Studentinnen und Studenten<br />

zwar räumlich und zeitlich getrennt,<br />

aber mit demselben Lehrpl<strong>an</strong> und demselben<br />

Lehrpersonal. Im Gespräch bestätigt<br />

sie, dass die weiblichen Studierenden<br />

nicht nur mehr sondern auch<br />

interessierter und besser seien. Khamis<br />

selbst hat <strong>an</strong> verschiedenen internationalen<br />

Universitäten studiert und ist<br />

sehr darauf bedacht, den Dialog zwischen<br />

den Kulturen zu vermitteln und<br />

die jungen Frauen auf kommende<br />

Führungspositionen vorzubereiten. Im<br />

Sommer 2005 ermöglichte sie einer<br />

kleinen Gruppe qatarischer Studentinnen<br />

die Teilnahme <strong>an</strong> einem Frauen-<br />

Medientrainings-Camp in Schottl<strong>an</strong>d.<br />

Bis vor Kurzem – so die Universitätsprofessorin<br />

– wäre es noch undenkbar gewesen,<br />

dass junge qatarische Frauen<br />

ohne Familie ins Ausl<strong>an</strong>d fuhren. Sie<br />

strebt eine Zusammenarbeit mit den<br />

führenden Medien der Region – so auch<br />

mit dem Medientrainingscenter von Al-<br />

Jazeera – und mit internationalen Universitäten<br />

<strong>an</strong>.<br />

Bei den Gesprächen mit den Studentinnen<br />

am Campus stellt sich heraus,<br />

dass viele ihre Zukunft eher im PR-<br />

Bereich als im Journalismus sehen. Sahar<br />

Khamis erklärt, dass m<strong>an</strong>che Aufgabenbereiche<br />

der traditionellen<br />

Geschlechtertrennung entgegen kämen<br />

und noch nicht alle Frauen für „gemischte“<br />

Arbeitsplätze bereit wären.<br />

Dennoch sieht sie in der gesamten<br />

arabischen Welt große Veränderungen<br />

und meint, dass Frauen im Medienbereich<br />

in Führungspositionen drängen.<br />

Ende April <strong>2006</strong> f<strong>an</strong>d ein Gegenbesuch<br />

einer Delegation der Qatar University<br />

in Wien statt. „Women on Air“ werden<br />

Bericht erstatten. ❚<br />

al-jazeeramedieninsel<br />

Infos<br />

Women Pushing Forward. Arabische<br />

Frauen erobern die Medienwelt.<br />

Interview mit Sahar Khamis, Leiterin<br />

des Institutes für Massenkommunikation<br />

und Informationswissenschaft<br />

<strong>an</strong> der University of Qatar.<br />

Interview und Gestaltung: Helga<br />

Neumayer. Wien <strong>2006</strong>. Anzuhören<br />

im Audioarchiv von www.noso.at:<br />

(http://cba.fro.at/show.php?eintrag_id=5084)<br />

Now they c<strong>an</strong> do everything.<br />

Journalistinnen bei Al-Jazeera. Ein<br />

Gespräch mit der sud<strong>an</strong>esischen TV-<br />

Journalistin Leyla Salah in Doha,<br />

Qatar. Interview und Gestaltung:<br />

Helga Neumayer. Wien <strong>2006</strong>.<br />

Anzuhören im Audioarchiv von<br />

www.noso.at, (http://cba.fro.at/<br />

show.php?eintrag_id=5330)<br />

Interview von Helga Neumayr mit<br />

der qatarischen Delegation in einer<br />

Sondersendung der „Globalen<br />

Dialoge“. Anzuhören im Audioarchiv<br />

www.noso.at<br />

Richtung Vorfront. Arabische Frauen<br />

erobern die Medienwelt – Gespräche<br />

und Eindrücke von einem Besuch in<br />

Qatar. In: Frauensolidarität Nr. 95<br />

(1/06), Wien <strong>2006</strong><br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


Fo t o : G ü nt e r Zi nt ( H a m b u rg 2 0 0 5 ) a u s d e m Au s s t e l l u n g s kat a l o g S exarbeit<br />

themasexarbeit<br />

Moral in den Zeiten der Ich-AG<br />

* Name geändert<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Ist Sexarbeit eine Arbeit wie jede <strong>an</strong>dere? Lisa Bolyos hat Ansichten zum Thema aus der<br />

Praxis und im wissenschaftlichen Diskurs eingef<strong>an</strong>gen.<br />

Schwarz – rot – gold stehen die<br />

penisförmigen Kerzen in einer<br />

Glasvitrine. An der W<strong>an</strong>d ein<br />

Löwenkopf wie frisch von der<br />

Safari. Auf dem Bett liegt eine<br />

samtig-bordeauxrote Decke, glattgestrichen<br />

und frisch gewaschen.<br />

Fünfunddreißig Frauen arbeiten im<br />

Tiff<strong>an</strong>y in der Kreuzberger Ritterstraße<br />

in Berlin. M<strong>an</strong>che ein, zwei Mal die Woche,<br />

<strong>an</strong>dere fast täglich. Alle fünfunddreißig<br />

sind selbständig und „legal“,<br />

darauf legen Linda und Fr<strong>an</strong>k größten<br />

Wert – Kr<strong>an</strong>kenversicherung und genaue<br />

Buchhaltung müssen sein.<br />

Sie führen das edel ausgestattete<br />

Bordell gemeinsam, ein Ehepaar in den<br />

Endvierzigern, gutbürgerlich und mit<br />

stereotyper Arbeitsteilung: Fr<strong>an</strong>k erledigt<br />

die Technik, Linda kümmert sich<br />

ums Dekorieren. Genug zu tun auf 730<br />

Quadratmetern, die Zimmer für Zimmer<br />

in unterschiedlichem Stil eingerichtet<br />

sind: schlichtes Schlafzimmer, SM Ausstattung,<br />

Ritterstube, Fotostudio – alles<br />

eine Frage des Geschmacks. Zwischen<br />

den Zimmern, die nur den dunklen Rotton<br />

der br<strong>an</strong>dsicheren Teppiche gemeinsam<br />

haben, sind schlichte Badezimmer<br />

<strong>an</strong>geordnet. Rollstuhlgerechte<br />

Ausstattung gehört ebenso zum neuen<br />

Tiff<strong>an</strong>y wie fünf Ausgänge zur Wahrung<br />

höchster Diskretion.<br />

Der intimste Raum ist vielleicht die<br />

kleine Kammer, die aus wenig mehr als<br />

zwei W<strong>an</strong>dbrettern besteht, H<strong>an</strong>dtücher<br />

in allen Farben, nicht so ordentlich<br />

gefaltet, wie sie sonst nebst bordeauxroten<br />

Bademänteln auf jedem Flur


für die Kundschaft bereit liegen. Angebrochene<br />

Parfumflaschen, Deos, Zahnbürsten,<br />

Rasierapparate, zwei offene Zigarettenschachteln.<br />

Das Bordell ist erst im Oktober in<br />

den Gewerbehof Ritterstraße umgezogen.<br />

Davor war es in einem Haus voller<br />

Dienstwohnungen untergebracht –<br />

kein idealer Ort, meint Fr<strong>an</strong>k. Die<br />

„Kreuzberger Chronik“, ein schickes<br />

kleinformatiges Bezirksblatt, das in allen<br />

Zimmern neben der mit bunten<br />

Bonbons gefüllten Glasschüssel aufliegt,<br />

weiß allerdings zu berichten, dass<br />

auch die Kundschaft Grund für den<br />

Umzug war: Der Springer Verlag sei in<br />

der Nähe und die Eröffnung eines<br />

großen Medienzentrums gepl<strong>an</strong>t.<br />

Grenzen wahren. Karolina* arbeitet seit<br />

Oktober hier. Früher war sie in der<br />

Straßenprostitution tätig, hat Hausund<br />

Hotelbesuche gemacht. D<strong>an</strong>n zwei<br />

Jahre Babypause. Jetzt hat die Dreißigjährige<br />

eine Ich-AG gegründet, somit erhält<br />

sie Förderungen zur Weiterbildung<br />

vom Bund. Neben ihrer Arbeit als Prostituierte<br />

ist Karolina zwei Tage die Woche<br />

als diplomierte Sozialarbeiterin in einem<br />

katholischen SeniorInnenheim <strong>an</strong>gestellt.<br />

Wenn sie sich zwischen den beiden<br />

Berufen entscheiden müsste? Tiff<strong>an</strong>y.<br />

Die Arbeitsatmosphäre sagt ihr mehr<br />

zu, und „die persönliche, die intime<br />

Grenze zu wahren, das ist im Pflegeberuf<br />

viel schwerer.“ Ob ihr nicht m<strong>an</strong>chmal<br />

graust? Eigentlich nein. Vor allem<br />

die älteren Kunden sind „sehr charm<strong>an</strong>t,<br />

die wissen g<strong>an</strong>z klar: Das ist eine<br />

Dienstleistung.“ Mit ihren privaten Vorlieben<br />

hat der berufliche Sex nichts zu<br />

tun. „Und ehrlich, es ist ja auch nicht<br />

unbedingt von Vorteil, so einen jungen<br />

Typen da liegen zu haben, der ewig<br />

k<strong>an</strong>n.“<br />

Arbeitsrecht, Abolitionismus, Kriminalisierung.<br />

Dass der Diskurs über Prostitution komplex<br />

ist, darüber ist Karolina sich im Klaren.<br />

Sie ist selbst seit ihrer Teenagezeit<br />

in einer feministischen Gruppe aktiv.<br />

Ein Beruf wie jeder <strong>an</strong>dere, das ist für<br />

sie das Stichwort, das bedeutet Arbeitsrecht,<br />

Sozialversicherung und einen gewissen<br />

Grad <strong>an</strong> Anerkennung.<br />

EMMA rotiert in der Druckerpresse.<br />

Die Linie der Redaktion ist klar: abolishing.<br />

„Das von CDU/CSU gepl<strong>an</strong>te Ge-<br />

setz zur Bestrafung der Freier von Zw<strong>an</strong>gsprostituierten<br />

ist in einer Zeit, in der<br />

Pornografie als schick und Prostitution<br />

als ‚Beruf wie jeder <strong>an</strong>dere’ gilt, ein<br />

wichtiges Signal“, verlautbart Chefredakteurin<br />

Alice Schwarzer 1 in ihrem Editorial<br />

zur K<strong>an</strong>zlerinnenk<strong>an</strong>didatur von<br />

Angela Merkel. Die Konservativen, so resümiert<br />

Schwarzer,„haben die Nase<br />

vorn (...) beim Kampf gegen die – in den<br />

verg<strong>an</strong>genen Jahren vor allem von den<br />

Grünen betriebene – Verharmlosung<br />

der Prostitution.“<br />

Was im konservativen Deutschl<strong>an</strong>d<br />

medial und politisch tatsächlich verbraten<br />

wird, ist allerdings die Rekriminalisierung<br />

der Prostituierten. Zwei Muster<br />

sind dabei zu beobachten: die Vermischung<br />

von freiwilliger und Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />

(intendiert oder aus Unfähigkeit<br />

zur Differenz), und die Instrumentalisierung<br />

von vermeintlichen migr<strong>an</strong>tischen<br />

Zw<strong>an</strong>gsprostituierten als<br />

Rechtfertigung für noch rassistischere<br />

Gesetzgebungen. Genau dar<strong>an</strong> scheitert<br />

auch eine sinnvolle Debatte rund<br />

um die im Juni beginnende Fußballweltmeisterschaft.<br />

In sehr männerdominierten und<br />

kulturell fragwürdigen Zusammenhängen<br />

die sexuelle und ökonomische Ausbeutung<br />

von Menschen, in diesem Fall<br />

vor allem Frauen und Mädchen, <strong>an</strong>zusprechen,<br />

ist fraglos notwendig. Was<br />

hier allerdings parallel produziert wird,<br />

ist eine hysterische Debatte, ein Jonglieren<br />

mit Zahlen bar seriöser Quellen, die<br />

medial und politisch für die Rechtfertigung<br />

von Rassismus und Sexismus instrumentalisiert<br />

werden. Jede Migr<strong>an</strong>tin<br />

wird in diesem Diskurs als <strong>an</strong>zunehmende<br />

Prostituierte geh<strong>an</strong>dhabt, und<br />

jede Prostituierte ist nun wahrscheinlich<br />

eine Zw<strong>an</strong>gsprostituierte – so k<strong>an</strong>n<br />

sich der Staat eine HelferInnenfunktion<br />

zuspielen, in dem er Menschen die Einreise<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d verweigert, und<br />

das auch noch zu ihrem eigenen Besten,<br />

als Schutz vor erzwungener Prostitution.<br />

Dem<strong>an</strong>ds for protection? Protektionistisch<br />

ist auch die Idee des Abolitionismus; ihr<br />

liegt die Vorstellung zu Grunde, dass<br />

Prostituierte ihrer Arbeit niemals aus<br />

freier Wahl nachgehen. Schon bei der<br />

Analyse der United Nations Convention<br />

for the Suppression of Trafficking in Women<br />

<strong>an</strong>d the exploitation of Prostitution<br />

aus dem Jahr 1949, die in vielen Staaten<br />

als grundlegendes Dokument geh<strong>an</strong>dhabt<br />

wird, kommt die italienische Politologin<br />

D<strong>an</strong>na 2 (2003:3) zu dem Schluss:<br />

„Free-choice prostitution is considered<br />

non-existent.“ Zum selben Ergebnis<br />

kommt Sus<strong>an</strong>ne Dodillet in ihrem Vortrag<br />

„Kulturschock Prostitution“ 3 , wenn<br />

sie die schwedisch-feministische Parlamentsdebatte<br />

mit dem Zitat einer Abgeordneten<br />

zusammenfasst:„Eine Prostitutierte,<br />

die gerne Prostituierte ist, muss<br />

aufgeklärt werden über ihre unterdrückte<br />

Position im Patriarchat.“ Ausgehend<br />

davon, so Dodillet, wird ein Diskurs mit<br />

den Beteiligten von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> unmöglich<br />

gemacht, indem ihnen die öffentliche<br />

Meinungsäußerung in eigener Sache<br />

verwehrt wird: Zu ihrem vermeintlichen<br />

Schutz (vor der Gesellschaft? vor<br />

sich selbst?) wird für sie und über sie gesprochen.<br />

Und auch die niederländische<br />

Politologin Petra de Vries bestätigt die<br />

intendierte Fremdbestimmung eines<br />

solchen Protektionismus:„A dem<strong>an</strong>d for<br />

protection was never me<strong>an</strong>t to be a dem<strong>an</strong>d<br />

for autonomy.“ 4<br />

AbolitionistInnen wollen staatliche<br />

Reglementierungen abschaffen, weil<br />

sie, so D<strong>an</strong>na (2003:2), als „m<strong>an</strong>ifestation<br />

of male oppression“ verst<strong>an</strong>den werden,„which<br />

historically they have been.“<br />

Der Staat als moderner Zuhälter,<br />

wie Birgit Sauer 5 , Politologin <strong>an</strong> der Universität<br />

Wien, es ausdrückt. In Folge<br />

stellt sich hier jedoch eine sehr absolute<br />

Frage: die nach der idealen Gesellschaft.<br />

Und wenn es auch unterschiedliche<br />

Vorstellungen davon gibt, wie diese<br />

aussehen soll, so k<strong>an</strong>n doch für alle<br />

Utopien gelten, dass es zu ihrer Realisierung<br />

kurz- und l<strong>an</strong>gfristiger Strategien<br />

bedarf. Selbst der Idee <strong>an</strong>hängend, dass<br />

es die aktuelle, geschlechterungleiche<br />

Form von Prostitution und ihren Strukturen<br />

in der idealen Gesellschaft nicht<br />

mehr gäbe, sattelt frau das Pferd von<br />

hinten auf, wenn Abschaffung gefordert<br />

wird, wo Arbeitsrechte und Gesundheitssicherung<br />

erkämpft werden<br />

müssen. „Die Verortung der Prostitution<br />

in Herrschaftsverhältnissen heißt nicht,<br />

dass sie nicht Ausg<strong>an</strong>gspunkt für Freiheitsentwürfe<br />

und Widerst<strong>an</strong>d sein<br />

k<strong>an</strong>n“, stellt Birgit Sauer 5 fest, und wir<br />

können das als Appell verstehen, bessere<br />

Arbeitsbedingungen und Legalisierung<br />

zu unseren politischen Forderungen<br />

zu machen. ❚<br />

sexarbeitthema<br />

Buchtipp:<br />

Elisabeth von Dücker, Museum der<br />

Arbeit (Hg.): Sexarbeit – Prostitution<br />

– Lebenswelten und Mythen.<br />

Edition Temmen, 2005, 24,90 Euro (D)<br />

Die Fotos stammen aus diesem<br />

Ausstellungskatalog.<br />

Ausstellung:<br />

Sexarbeit - Prostitution – Lebenswelten<br />

und Mythen<br />

bis 13.8., Museum der Arbeit,<br />

D-22305 Hamburg, Wiesendamm 3,<br />

T.: 0049-40/428 133-0,<br />

info@museum-der-arbeit.de,<br />

www.museum-der-arbeit.de,<br />

Mo 13-21.00, Di-Sa 10-17.00,<br />

So 10-18.00<br />

1 Alice Schwarzer: Nur eine Frage des<br />

Geschlechts? Nicht nur, aber auch.<br />

Denn auch das Gelebte zählt.<br />

Argumente zum 18. September 2005.<br />

EMMA September/Oktober 2005,<br />

Editorial<br />

2 D<strong>an</strong>iela D<strong>an</strong>na 2003: Trafficking<br />

<strong>an</strong>d prostitution of foreigners in the<br />

context of the E.U. Countires’ policy<br />

about prostitution. Paper zum NEWR<br />

Workshop on Trafficking, Amsterdam,<br />

25.-26.4.2003<br />

3 Sus<strong>an</strong>ne Dodillet: Kulturschock<br />

Prostitution. Eine Analyse deutscher<br />

und schwedischer Prostitutionsdebatten<br />

der 1990er Jahre und ihrer<br />

Geschichte. Vortrag am Kongress<br />

„Prostitution – Tauschh<strong>an</strong>del zwischen<br />

Körper und Zeichen“,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin,<br />

17.-18.03.<strong>2006</strong><br />

4 Petra de Vries: Prostitutes <strong>an</strong>d white<br />

slaves. The Dutch <strong>an</strong>d Jewish figth<br />

against women trafficking 1900-<br />

1920. Vortrag am Kongress s.o.<br />

5 Birgit Sauer: Der l<strong>an</strong>ge Weg zur<br />

Sexarbeit. Prostitutionspolitiken im<br />

Vergleich. Vortrag am Kongress s.o.<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


themasexarbeit<br />

Das soll ihre Entscheidung sein<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Die Sozialarbeiterin und Hydra-Mitarbeiterin Jo<strong>an</strong>na Lesniak unterstützt und berät<br />

Sexarbeiterinnen. Lisa Bolyos hat sie in Berlin Kreuzberg getroffen.<br />

Knapp sechsundzw<strong>an</strong>zig Jahre ist<br />

es her, dass die erste autonome<br />

Prostituiertenorg<strong>an</strong>isation in Berlin<br />

gegründet wurde. Prostituierte<br />

selbst und Frauen, die Prostitution<br />

als frauenpolitisches Thema wahrnahmen,<br />

haben sich damals, motiviert<br />

durch das 1975er „mouvement improbable“,<br />

die Hurenbewegung in Fr<strong>an</strong>kreich,<br />

zusammengeschlossen und Hydra e.V.<br />

aus der Taufe gehoben. Hydra, die neunköpfige<br />

Schl<strong>an</strong>ge, der aus jedem abgehackten<br />

Kopf zwei neue erwachsen – das<br />

Symbol der Unschlagbaren.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Hydra wurde vor 25 Jahren<br />

als Café Hydra gegründet.Was ist damals<br />

passiert?<br />

Jo<strong>an</strong>na Lesniak: Es gab einen Laden<br />

in der Kurfürstenstraße, da konnten die<br />

Frauen, die dort gearbeitet haben, vorbei<br />

kommen. Das war natürlich insofern gut,<br />

als die Frauen von der Straße ohne große<br />

Hemmungen reingehen und sich unterhalten<br />

oder einen Kaffee trinken konnten.<br />

Aus dieser ersten Selbsthilfegruppe wurde<br />

immer mehr und mehr und mehr, und<br />

nach zwei Jahren haben die Frauen von<br />

damals auch ein Konzept erstellt und haben<br />

die erste Stelle für den Treffpunkt bekommen<br />

– vom Senat fin<strong>an</strong>ziert. Im Laufe<br />

der Zeit hat sich das professionalisiert, sodass<br />

dieses vierte Büro, in dem du hier<br />

heute bist, schon einen g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren<br />

Charakter hat und Hydra eigentlich zu ei-<br />

ner Art Institution geworden ist.Was<br />

Nach- und Vorteile hat.Wir sind nicht<br />

mehr so zugänglich für die Frauen, von<br />

denen niederschwellige Angebote gewünscht<br />

sind – es ist m<strong>an</strong>chmal ein bisschen<br />

schwierig, die drei Stockwerke zu<br />

erklimmen. Aber wir sind nach wie vor<br />

auch auf Streetwork spezialisiert und<br />

machen das auch regelmäßig, mindestens<br />

zweimal die Woche. Um den Kontakt<br />

zu den Frauen nicht zu verlieren und<br />

die Signale des Milieus zu hören.<br />

Wie bist du dazugestoßen?<br />

Ich habe schon früher zum Thema<br />

„Frauenmigrationsprozesse“ gearbeitet,<br />

im Projekt ZAPO, Zentrale Anlaufstelle für<br />

Pendlerinnen aus Mittel- und Osteuropa.<br />

Es ging damals schon um einen breiteren<br />

Begriff von Menschenh<strong>an</strong>del, nicht nur<br />

um Prostitution, sondern auch um Ehe<br />

und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse.<br />

Da ich selbst Migr<strong>an</strong>tin bin, habe ich irgendwie<br />

so eine Verpflichtung mir gegenüber,<br />

in diesem Bereich etwas zu bewegen.<br />

Durch diese Arbeit bin ich in die<br />

Netzwerke von Hydra reingekommen.<br />

ZAPO wurde ab 2002 nicht mehr fin<strong>an</strong>ziert,<br />

d<strong>an</strong>n hab ich eine Fortbildung gemacht<br />

zur IT-Trainerin und d<strong>an</strong>n kam hier<br />

die Idee auf, auch die Abschiebehaftarbeit<br />

zu machen, und da ich auch Russisch und<br />

Polnisch spreche, haben wir das hier so<br />

ein bisschen aufgebaut.<br />

Hydra wird vom Senat fin<strong>an</strong>ziert –<br />

unbefristet?<br />

Jein. Also was ist heute unbefristet...<br />

Gerade in Berlin. Die fin<strong>an</strong>zielle Lage von<br />

Berlin ist miserabel. Es heißt immer wieder,<br />

Berlin ist pleite, aber gut, wir haben<br />

das Glück, dass die Beratungsstelle funktioniert<br />

und wir haben vier feste Stellen,<br />

die wir unter sechs Kolleginnen teilen.<br />

Streetwork – was k<strong>an</strong>n mensch sich<br />

darunter vorstellen?<br />

Wir werten Zeitungen aus, Internetseiten,<br />

gucken nach neuen Adressen.Wir<br />

bekommen auch von Frauen Informationen,<br />

wo neue Läden entst<strong>an</strong>den sind.<br />

Oder Leute rufen uns <strong>an</strong>, die sich Sorgen<br />

machen, dass dort vielleicht etwas nicht<br />

in Ordnung ist – Freier oder Nachbarn. In<br />

letzter Zeit gibt es ziemlich viel Theater<br />

um die WM. Und d<strong>an</strong>n gehen meistens<br />

zwei Kolleginnen raus und klappern Bezirk<br />

nach Bezirk ab.<br />

Wie werdet ihr empf<strong>an</strong>gen?<br />

Im Allgemeinen gut, bei vielen sind<br />

wir bek<strong>an</strong>nt, so dass es eigentlich eher<br />

selten passiert, dass die Frauen oder die<br />

Betreiber oder Betreiberinnen uns nicht<br />

reinlassen. In letzter Zeit ist das vielleicht<br />

zweimal passiert.<br />

Wie hat sich Hydra in den Zeiten ihrer<br />

Gründung positioniert?<br />

Der Slog<strong>an</strong> war:„Hure ist ein Beruf<br />

wie jeder <strong>an</strong>dere“, das war die Forderung<br />

nach Gleichstellung der Frauen im Recht.<br />

Prostitution als Beruf <strong>an</strong>zuerkennen und<br />

damit zusammenhängende Vorteile,<br />

sprich Kr<strong>an</strong>kenversicherung, Rentenver-<br />

Fo t o s : HYD RA , D e m o n s t rat i o n e n z u m i nt . H u r e nt a g 1 9 9 9 /1 9 9 4


sicherung zu erreichen. Mittlerweile gilt<br />

dieser Satz eigentlich nicht mehr so.<br />

Wieso nicht?<br />

Wir haben immer noch nicht genug<br />

Rechte bekommen. Das Prostitutionsgesetz<br />

zeigt ja auch, dass da vieles noch<br />

nachgebessert werden muss. Ich glaube,<br />

viele Frauen, die aktiv in der Prostitution<br />

sind, haben immer noch nicht genug Ahnung<br />

davon, was dieses Gesetz für sie bedeutet.<br />

Es steht noch Arbeit <strong>an</strong>.<br />

Hat das Prostitutionsgesetz Vorteile<br />

gebracht?<br />

Natürlich hat es Vorteile gebracht.<br />

Vor allem, dass die Frauen sich als Selbstständige<br />

<strong>an</strong>melden können. Sie bezahlen<br />

ihre <strong>an</strong>gemessene Steuer. Das ist nicht<br />

mehr diese Wuchergeschichte, wo die Fin<strong>an</strong>zämter<br />

g<strong>an</strong>z scharf darauf sind, die<br />

Frauen auszunehmen. Die Bordellbetreiber<br />

und -betreiberinnen können Arbeitsverträge<br />

mit den Frauen abschließen. Sie<br />

bieten d<strong>an</strong>n auch bessere Arbeitsbedingungen,<br />

saubere Zimmer, Kondome und<br />

sie werden nicht mehr wegen „Aufforderung<br />

zur Prostitution“ bestraft.Viele Sachen<br />

müssen aber nach wie vor verändert<br />

werden. Und wir sehen einfach, dass<br />

sich vieles wieder zum Konservativen verändert<br />

hat, in Bundesländern wie Bayern<br />

oder Sachsen zum Beispiel. Ich habe vor<br />

kurzem eine Frau, die eine Evaluation des<br />

Prostitutionsgesetzes gemacht hat, gefragt,<br />

wie sie die Zukunft des Gesetzes<br />

sieht. Sie hat nicht das Gefühl, dass es politisches<br />

Interesse dafür gibt. Das heißt,<br />

das Gesetz bleibt, aber es verändert sich<br />

eigentlich nichts weiter. Und das politische<br />

Interesse geht leider eher in Richtung<br />

schwedisches Modell, der Abschaffung<br />

der Prostitution.<br />

Die Zeitschrift EMMA hat zum Prostitutionsgesetz<br />

gesagt, dass es in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

den Frauenh<strong>an</strong>del und die Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />

fördere, weil „die Täter (...) seit<br />

die Prostitution nicht mehr ‚sittenwidrig’,<br />

sondern eine ‚<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Dienstleistung’<br />

und ihre ‚Förderung’ nicht mehr strafbar ist<br />

– noch schwerer verfolgt werden können.“<br />

Wie steht ihr zu diesem Vorwurf?<br />

Wir haben das „Menschenh<strong>an</strong>delskomplott“<br />

gen<strong>an</strong>nt; es ist das passiert,<br />

was wir befürchtet hatten. In der letzten<br />

Zeit läuft alles unter dem Motto „Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />

bekämpfen ist gleich<br />

Bekämpfung der Prostitution selbst“. Und<br />

das befürworten wir natürlich nicht, und<br />

nicht nur wir, auch die Leute, die bei der<br />

LKA (L<strong>an</strong>deskriminalamt, Anm.) arbeiten,<br />

unterstützen diesen Satz von Frau Alice<br />

Schwarzer nicht, das hat nichts mit dem<br />

Prostitutionsgesetz zu tun. Es gab und es<br />

gibt nach wie vor Möglichkeiten für die<br />

Polizei, Razzias durchzuführen. Es gibt genug<br />

<strong>an</strong>dere Gesetze im Strafgesetz, die<br />

die Täter zur Ver<strong>an</strong>twortung ziehen sollen,<br />

es gibt genug Instrumentarien, die<br />

vielleicht sehr oft nicht ausreichend „benutzt“<br />

werden, aber es gibt sie. Dar<strong>an</strong> hat<br />

das Prostitutionsgesetz überhaupt nichts<br />

geändert.<br />

Die Vermischung von Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />

und Prostitution wird betrieben, um<br />

Frauen, die in der Prostitution arbeiten,<br />

und vor allem Migr<strong>an</strong>tinnen, kriminalisieren<br />

zu können.Was gibt es für Möglichkeiten<br />

gegenzusteuern?<br />

Es geht vor allem um die EU Gesetzgebung,<br />

die sich vorgenommen hat, einen<br />

Migrationsstopp einzuführen. Und die haben<br />

sich natürlich, das ist g<strong>an</strong>z bequem,<br />

das Thema Frauenh<strong>an</strong>del vorgenommen,<br />

obwohl das nur ein Teil des Gesamten ist.<br />

Wir waren immer der Meinung, dass es<br />

besser ist, nicht restriktive Maßnahmen<br />

einzuführen, also Einreiseverbot, Illegalisierung,<br />

sondern die Frauen mit Rechten<br />

auszustatten. Es gab die Idee einer Green<br />

Card für Frauen, die in der Prostitution arbeiten...<br />

vielleicht so ähnlich wie in der<br />

Schweiz oder in Österreich, das können<br />

wir uns g<strong>an</strong>z gut vorstellen, d<strong>an</strong>n wären<br />

die Frauen nicht mehr illegal. Und es wird<br />

alles, Arbeitsmigration und Frauen in ausbeuterischen<br />

Arbeitsverhältnissen, in einen<br />

Topf geworfen. Es wird nicht gesagt,<br />

wir haben keinen Bock, jede Migr<strong>an</strong>tin<br />

reinzulassen, das werden sich die Politiker<br />

auch nicht erlauben, aber im Großen und<br />

G<strong>an</strong>zen geht es darum, dass wir nur bestimmte<br />

Arten von Migr<strong>an</strong>ten und Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

hier brauchen, nicht gerade<br />

die, die in der Prostitution arbeiten. Das<br />

hat sehr viel mit Moral zu tun.<br />

Wie würdest du den Status quo der<br />

Moralvorstellungen in der deutschen Politik<br />

beschreiben?<br />

Wir haben eine CDU Regierung in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, zwar eine K<strong>an</strong>zlerin, aber sie<br />

hat mit den Frauen und der Frauenpolitik<br />

wenig am Hut.Wir haben eine Familienministerin,<br />

auch von der CDU, die auch<br />

mit diesen kirchlichen Moralvorstellungen<br />

durch die Welt läuft, die heilige Madonna<br />

mit sieben Kindern, so ungefähr.<br />

Und die Medien spielen da auch sehr viel<br />

mit, sodass Stimmen wie die unsere ein<br />

bisschen untergehen.Wir weigern uns in<br />

letzter Zeit auch, uns zur WM und zu dieser<br />

bescheuerten Zahl von 40.000 Prostituierten<br />

zu äußern, weil wir das einfach<br />

idiotisch finden.Wir wissen nicht, wer<br />

sich diesen Scherz erlaubt hat, diese Zahl<br />

stimmt hinten und vorne nicht. Uns ist<br />

klar, dass sich diese moralische Vorstellung<br />

in den Medien derzeit sehr gut verkauft.<br />

Da entsteht so eine Art Helfersyndrom,<br />

und es ist immer einfacher Opfer<br />

zu verkaufen, etwas für sie zu machen<br />

und ein gutes Gewissen zu haben, als<br />

sich für die Rechte der Frauen einzusetzen,<br />

die nach der allgemeinen Meinung<br />

ihren Körper verkaufen.<br />

Habt ihr einen gewissen Status, der<br />

euch erlaubt, in bundes- oder stadtpolitischen<br />

Entscheidungen mitzureden?<br />

Ja, auf jeden Fall.Wir werden, was uns<br />

auch sehr freut, als Expertinnen hinzugezogen.Wir<br />

werden <strong>an</strong>gehört, und zwar<br />

nicht nur von den Grünen. Es ist uns auch<br />

wichtig, die Politikerinnen und Politiker<br />

gut mit den Informationen, die wir haben,<br />

zu füttern.Wir sind ja keine Theoretikerinnen,<br />

wir kommen aus der praktischen Arbeit.<br />

Seit zwei Jahren sind wir auch in der<br />

Abschiebehaft in Berlin tätig. Dort haben<br />

wir natürlich auch sehr oft mit Frauen, die<br />

in der Prostitution gearbeitet haben, zu<br />

tun.Weil das für viele die einzige Möglichkeit<br />

ist, Geld zu verdienen. Und sehr oft<br />

sind das Frauen, die das freiwillig gemacht<br />

haben, freiwillig in dem politischen Rahmen,<br />

der ihnen das erlaubt.Wir haben<br />

nicht viele Möglichkeiten, mit denen zu<br />

arbeiten, weil die im Grunde genommen<br />

g<strong>an</strong>z schnell wieder zurückgeschickt werden.<br />

Das ist auch eine Forderung vieler<br />

Projekte, deutschl<strong>an</strong>dweit eine Lobby für<br />

die nichtweißen Frauen zu schaffen.<br />

Gibt es eine Einbindung in die <strong>an</strong>tirassistische<br />

Bewegung?<br />

Ich f<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>ders rum <strong>an</strong>. Uns ist klar,<br />

dass es unter den Frauen, die in der Prostitution<br />

arbeiten, auch sehr viel Rassismus<br />

gibt. Die deutschen Frauen sprechen<br />

seit ein oder zwei Jahren sehr oft über<br />

Konkurrenz aus dem Osten. Die Vorwürfe<br />

sind, die dumpen die Preise, die nehmen<br />

weniger, die arbeiten ohne Gummis. Es<br />

wäre besser, dass alle, soweit es geht, zusammen<br />

für bessere Arbeitsverhältnisse<br />

kämpfen.<br />

„Eine Prostituierte, die gern Prostituierte<br />

ist, muss über ihre Unterdrückung im<br />

Patriarchat aufgeklärt werden“. Ist das deiner<br />

Erfahrung nach eine gängige Position<br />

in feministischen Zusammenhängen?<br />

sexarbeitthema<br />

Hydra e.V. – Treffpunkt und Beratung<br />

für Prostituierte<br />

www.hydra-ev.org<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


themasexarbeit<br />

20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Das kommt schon häufig vor. Mich<br />

ärgert, wie das G<strong>an</strong>ze läuft, nicht nur gegenüber<br />

Frauen in der Prostitution, sondern<br />

gegenüber Frauen überhaupt. Die<br />

Frauen sollen ihre alten Rollen wieder<br />

übernehmen. Sie sollen auch aus dem<br />

Arbeitsmarkt gedrängt werden, zurück zu<br />

Kindern, Küche, Kirche, und wir, ich meine<br />

jetzt männliche Politiker, bestimmen, wohin<br />

das G<strong>an</strong>ze läuft. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

ist Prostitution nach wie vor<br />

„das“ Thema.Wie die perfekte Frau aussehen<br />

soll, was sie zu machen und zu<br />

lassen hat. Ich will nicht, dass jem<strong>an</strong>d<br />

Prostitutionsgesetz<br />

Als „Hebamme des Prostitutionsgesetzes“ gilt die AG<br />

Recht, die seit den 1990er Jahren <strong>an</strong> einer Gesetzesänderung<br />

arbeitet. Das aktuelle Gesetz wurde im Dezember<br />

2001 beschlossen und ist im Jänner 2002 unter der rotgrünen<br />

Regierung in Kraft getreten. Es wurden drei neue<br />

Paragraphen zivil- und sozialversicherungsrechtlicher Art<br />

erarbeitet und zwei Änderungen im Strafgesetzbuch vorgenommen.<br />

Das neue Prostitutionsgesetz wird vor allem<br />

als Zeichen einer sich verändernden Idee von Sitte und<br />

Moral gewertet. Die wichtigsten Änderungen sind die Abschaffung<br />

der Sittenwidrigkeit, die Ermöglichung sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung und die Abschaffung<br />

des Strafbest<strong>an</strong>des Förderung der Prostitution. Zur<br />

Kritik am Prostitutionsgesetz gibt es von allen Seiten<br />

zahlreiche Stellungnahmen. Eine Auswahl dazu: Doña<br />

Carmen e.V., Verein für soziale und politische Rechte von<br />

Prostituierten Fr<strong>an</strong>kfurt,<br />

www.donacarmen.de/prostitutionsgesetz.html<br />

Gewerkschaft ver.di (incl. Musterarbeitsvertrag):<br />

http://www.arbeitsplatz-prostitution.de/download/<br />

StudieInnen.pdf<br />

Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der<br />

Prostituierten<br />

Vom 20. Dezember 2001, Bundesgesetzblatt Jahrg<strong>an</strong>g<br />

2001 Teil I Nr. 74, ausgegeben zu Bonn am 27. Dezember<br />

2001<br />

Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen:<br />

Artikel 1: Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse<br />

der Prostituierten (Prostitutionsgesetz – ProstG)<br />

§ 1 Sind sexuelle H<strong>an</strong>dlungen gegen ein vorher vereinbartes<br />

Entgelt vorgenommen worden, so begründet diese<br />

Vereinbarung eine rechtswirksame Forderung. Das Gleiche<br />

gilt, wenn sich eine Person, insbesondere im Rahmen<br />

eines Beschäftigungsverhältnisses, für die Erbringung derartiger<br />

H<strong>an</strong>dlungen gegen ein vorher vereinbartes Entgelt<br />

für eine bestimmte Zeitdauer bereithält.<br />

über mein Leben entscheidet und bin<br />

nach wie vor der Meinung, dass Frauen<br />

auch das Recht haben, in der Prostitution<br />

zu arbeiten. Das soll „ihre“ Entscheidung<br />

sein, und wenn das ihre Entscheidung<br />

ist, sind wir hier in der Beratungsstelle<br />

auch bereit, sie dabei zu unterstützen.<br />

Und wenn Frau es nicht mehr machen<br />

möchte, sie umsteigen möchte, etwas<br />

Neues im Leben ausprobieren will, d<strong>an</strong>n<br />

unterstützen wir sie auch dabei. Frauen<br />

soll nicht als Opfer gezeigt werden, egal<br />

ob als Opfer von Menschenh<strong>an</strong>del oder<br />

als Opfer der Gesellschaft, sondern als<br />

h<strong>an</strong>delnde Subjekte. Und dabei wollen<br />

wir sie unterstützen.<br />

Wenn du von einer neuen Generation<br />

in der frauenpolitischen Arbeit sprichst,<br />

gibt es die bei Hydra?<br />

Vielleicht müsste Hydra auch viel<br />

mehr neue und junge Mitarbeiterinnen<br />

haben.Wir sind zwar ein neues Team,<br />

aber wir sind nicht die Jüngsten. Das wäre<br />

bestimmt auch wichtig, frischen Wind<br />

hier reinzulassen.Wir gucken bestimmt<br />

schon aus einem bestimmten Winkel,<br />

sind ein bisschen festgefahren. Und die<br />

Welt entwickelt sich da draußen. ❚<br />

§ 2 Die Forderung k<strong>an</strong>n nicht abgetreten und nur im eigenen<br />

Namen geltend gemacht werden. Gegen eine Forderung<br />

gemäß § 1 Satz 1 k<strong>an</strong>n nur die vollständige, gegen eine<br />

Forderung nach § 1 Satz 2 auch die teilweise Nichterfüllung,<br />

soweit sie die vereinbarte Zeitdauer betrifft, eingewendet<br />

werden. Mit Ausnahme des Erfüllungseinw<strong>an</strong>des<br />

gemäß des § 362 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und der<br />

Einrede der Verjährung sind weitere Einwendungen und<br />

Einreden ausgeschlossen.<br />

§ 3 Bei Prostituierten steht das eingeschränkte Weisungsrecht<br />

im Rahmen einer abhängigen Tätigkeit der Annahme<br />

einer Beschäftigung im Sinne des Sozialversicherungsrechts<br />

nicht entgegen.<br />

Artikel 2: Änderung des Strafgesetzbuches<br />

Das Strafgesetzbuch in der Fassung der Bek<strong>an</strong>ntmachung<br />

vom 13. November 1998 (BGBl. I S. 3322), zuletzt geändert<br />

durch Artikel 4 des Gesetzes vom 19. Dezember 2001 (BG-<br />

Bl. I S. 3922), wird wie folgt geändert:<br />

1. In der Inhaltsübersicht werden die Angaben zu § 180a<br />

wie folgt gefasst:„§ 180a Ausbeutung von Prostituierten“.<br />

2. § 180a wird wie folgt geändert:<br />

a) Die Überschrift wird wie folgt gefasst: „§ 180a Ausbeutung<br />

von Prostituierten“.<br />

b) Absatz 1 wird wie folgt geändert:<br />

aa) Die Angabe „1.“ wird gestrichen.<br />

bb) Nach den Wörtern „in persönlicher oder wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit gehalten werden“ wird das Wort<br />

„oder“ durch ein Komma ersetzt.<br />

cc) Nummer 2 wird aufgehoben.<br />

3. § 181a Abs. 2 wird wie folgt neu gefasst:<br />

„(2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe<br />

wird bestraft, wer die persönliche oder wirtschaftliche<br />

Bewegungsfreiheit einer <strong>an</strong>deren Person dadurch beeinträchtigt,<br />

dass er gewerbsmäßig die Prostitutionsausübung<br />

der <strong>an</strong>deren Person durch Vermittlung sexuellen<br />

Verkehrs fördert und im Hinblick darauf Beziehungen zu<br />

ihr unterhält, die über den Einzelfall hinausgehen.“


Kampf<strong>an</strong>sage<br />

Mutlos macht, wenn eine Lehm<strong>an</strong>n in der Redaktion einer Zeitung (der Wienerin, Anm.) ver<strong>an</strong>twortlich zeichnet (von<br />

Cheryt und Edil ist frau es ja schon gewohnt), in der die „Frauen vom Bahnhof“ zum Gespött der Schickeria gemacht<br />

werden, in der die „schönen stolzen Mütter“ bedauern, daß „Abtreibung erlaubt ist“ und die „uralte Lust, Mutter zu<br />

sein“ sich durchsetzt. Vergessen der Kampf um die Legalisierung der Abtreibung, der Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den<br />

linken Genossen, die sexuelle Verweigerung, Lesbenkampf, das erste Frauencafe, neues weibliches Selbstbewußtsein?<br />

Die Zeiten, in denen radikale Feministinnen von Männern als „pychopathisch, faschistisch, terroristisch, undemokratisch...“<br />

abgestempelt wurden, sind vorbei. Das besorgen jetzt die Frauen selbst: Frauenfeindlichkeit im wahrsten Sinn<br />

des Wortes? „...denn das Gift der Frauenverachtung ist tief unter unsere Haut gedrungen. Auch ist unsere Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

zäher und verzahnter als die aller <strong>an</strong>deren Unterdrückten: wir sind die einzigen, die mit ihren Unterdrückten<br />

nicht nur den Tisch, sondern oft genug auch noch das Bett teilen. Das macht es so schmerzlich, unsere Erniedrigung<br />

wirklich einzugestehen; das macht es so schwer, wirklich zu hassen und zu kämpfen. Da scheint es oft soviel einfacher,<br />

uns selbst zu belügen und zu betrügen... Genau darum ist der Kampf der Feministinnen so nötig. Und genau darum ist<br />

es existentiell, daß nun nicht auch noch Feministinnen selbst diesen Selbstbetrug mitmachen. Wobei die Motive derer,<br />

die mitmachen, unterschiedlichster Art sind. Sie gehen von erschütternder Naivität und leichtfertiger Unwissenheit über<br />

Selbsthaß (und damit Frauenhaß) bis hin zum gezielten Verrat: da biedern Frauen sich auf Kosten <strong>an</strong>derer Frauen bei<br />

der Männerwelt <strong>an</strong>, sei es durch die Dist<strong>an</strong>zierung vom Feminismus oder durch seine Verwässerung. Dagegen müssen<br />

wir Radikal-Feministinnen uns zur wehr setzen... Eine klare Benennung unserer Positionen und eine Kampf<strong>an</strong>sage <strong>an</strong><br />

alle Männer oder Frauen, die im Namen des Feminismus der Sache der Frauen schaden... Nicht alles, was sich das<br />

Etikett des Feminismus <strong>an</strong>heftet, ist deswegen schon Beitrag zur Befreiung der Frauen.“ (Alice Schwarzer)<br />

Dieser Textausschnitt von Christa Öhlinger ist ursprünglich in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 5. Jg., Nr. 16 erschienen<br />

<strong>an</strong>.fänge<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o : A rc h i v<br />

wissenschaftforum<br />

Brennende Küchen, Eier auf Glatzen<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Über feministische Filmgeschichtsschreibung spricht Claudia Preschl mit Lea Susemichel<br />

und Saskya Rudigier. Sie erklärt, weshalb Lachen nicht nur im herkömmlichen<br />

Sinne höchst befreiend wirken k<strong>an</strong>n.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Was waren für Sie persönlich<br />

die wichtigsten Impulse<br />

der feministischen Filmwissenschaft.<br />

Mit welchen Theorien und<br />

Fragestellungen beschäftigen Sie<br />

sich bzw. haben Sie sich vor allem beschäftigt?<br />

Claudia Preschl: Ich selbst bin zur<br />

feministischen Filmtheorie schon Anf<strong>an</strong>g<br />

der 1980er Jahre gekommen als<br />

ich 1981 mit Kolleginnen nach Amsterdam<br />

zu einer großen Konferenz von<br />

Frauen zum Thema Film und Video gereist<br />

bin. Ich hatte Theaterwissenschaften<br />

studiert und war, geprägt von der<br />

Frauenbewegung, bereits <strong>an</strong> feministischen<br />

Theorien interessiert. Die Konferenz<br />

gab mir wesentliche Impulse zum<br />

Weiterarbeiten, denn dort wurde beschlossen,<br />

ein Netzwerk aufzubauen<br />

und ich habe es damals mit <strong>an</strong>deren<br />

Frauen gemeinsam übernommen, in<br />

Österreich zu recherchieren, welche Filme-<br />

und Videomacherinnen es dort<br />

gibt. Wir haben Gespräche geführt, Materialien<br />

und Filme ausgegraben. Und<br />

ich bin durch diese Arbeit selbst erst<br />

draufgekommen, wie viele Frauen bereits<br />

zu dieser Zeit in Österreich tätig<br />

waren. Ich war aber damals trotzdem<br />

überrascht, dass die Wenigsten ein<br />

feministisches Bewusstsein hatten und<br />

habe den Eindruck gewonnen, dass in<br />

Österreich eine große Schere zwischen<br />

Praktikerinnen und Theoretikerinnen<br />

existiert. Mittlerweile ist das völlig <strong>an</strong>-<br />

ders geworden, ich glaube, es besteht<br />

ein fließender Überg<strong>an</strong>g, die Theorie<br />

fließt in die Praxen und umgekehrt.<br />

Sie versuchen, eine feministische<br />

Filmgeschichtsschreibung auch in Österreich<br />

zu etablieren. Was hat sich innerhalb<br />

dieser Disziplin in den letzten Jahrzehnten<br />

verändert?<br />

Es gibt verschiedene Ansätze, weltweit.<br />

Ab den 1970ern ist zunächst einmal<br />

ein historisches Interesse erwacht.<br />

M<strong>an</strong> hat damit begonnen, nach dem<br />

Anteil der Frauen in der Filmproduktion<br />

zu fragen und nach vergessenen Pionierinnen<br />

geforscht. Vor allem ab den<br />

1990ern hat sich das Feld der feministischen<br />

Filmgeschichtsschreibung verändert.<br />

Es wurde nach einer Theorie ge


sucht, d.h. nach einer Möglichkeit, Filmgeschichtsschreibung<br />

auch theoretisch<br />

zu begreifen, wobei mittlerweile der<br />

kulturalistische Ansatz weit verbreitet<br />

ist. Es wird nach den Kontexten gefragt,<br />

in denen die Arbeiten entst<strong>an</strong>den sind,<br />

und d<strong>an</strong>ach, welche Diskussionen und<br />

Diskurse es in der jeweiligen Zeit gab.<br />

Mein Schwerpunkt liegt hier auf dem<br />

Frühen Kino, dem Stummfilmkino, dessen<br />

Wiederentdeckung im Rahmen der<br />

feministischen Filmtheorie bzw. -wissenschaft<br />

wesentlich war. Denn m<strong>an</strong><br />

hat entdeckt, dass aufgrund der Neuheit<br />

des Mediums Film und aufgrund<br />

fehlender St<strong>an</strong>dardisierungen damals<br />

ein offenes Experimentierfeld existierte<br />

und die Frauen dadurch viel mehr Möglichkeiten<br />

hatten.<br />

Sie arbeiten in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zu „Lachen und Kino“. Können Sie<br />

uns dazu etwas erzählen?<br />

Mich interessieren vor allem die Komikerinnen<br />

der 1910er Jahre. Es h<strong>an</strong>delt<br />

sich dabei um kurze Filme, die vor allem<br />

in Serien produziert worden sind, in denen<br />

Frauen häufig die Hauptdarstellerinnen<br />

waren. Es gab in der Frühzeit des<br />

Kinos sehr viele Komikerinnen. Faszinierend<br />

ist für mich dabei vor allem die<br />

Vielfalt dessen, was die Frauen verkörpern<br />

konnten. Es gab sehr wenige Konventionen,<br />

die Frauen durften dick, hässlich,<br />

brutal sein, sie durften witzig sein –<br />

da es um Stummfilme geht, ist hier ein<br />

Witz nicht in einem Wortsinn, sondern<br />

in einem körperlichen Sinn gemeint.<br />

Und dieser körperliche Witz interessiert<br />

mich nicht nur, weil der Körper natürlich<br />

im feministischen Kontext ein wichtiges<br />

Thema war und ist, sondern auch deshalb,<br />

weil sich über den Körper viel vermitteln<br />

lässt. Frauen konnten sich in ihrer<br />

spezifischen Körperlichkeit artikulieren.<br />

Die Filme widersprechen gegenwärtigen<br />

Sehgewohnheiten, weil sie weniger<br />

<strong>an</strong> Narrationen, als vielmehr <strong>an</strong> Aktionen<br />

interessiert sind und auch am<br />

Publikumskontakt. Es gibt ein starkes<br />

Spiel zum Publikum, also zur Kamera<br />

hin, worin ich einen stark kommunikativen<br />

Effekt sehe. Ich bezeichne die Frauen<br />

auch als Erzählerinnen, weil sie über den<br />

Körper das Publikum in ihre Erfahrungen<br />

mit einbeziehen.<br />

Inwiefern hat dieses Lachen em<strong>an</strong>zipatorische<br />

Potenziale?<br />

Die Frage ist immer, wie ein Moment<br />

des Lachens, der durch Aus-<br />

schweifung, körperlichen Expressivität,<br />

die Groteske hervorgerufen wird, wieder<br />

zurückgenommen, wie er wieder<br />

eingegliedert wird bzw. die Frage ist,<br />

was darf davon bleiben. Und das Lachen<br />

durfte im Frühen Kino weiter und<br />

über den Moment hinausgehen. Die<br />

Frauen haben sich attackiert, sie haben<br />

Materialschlachten mit Mehl, mit Wasser,<br />

mit Erde durchgeführt. Sie haben<br />

Häuser, Wohnungen, g<strong>an</strong>ze Umgebungen<br />

zerstört und trotzdem gab es<br />

kaum S<strong>an</strong>ktionen, etwas, das m<strong>an</strong> heute<br />

einfach nicht mehr kennt. Wenn<br />

Frauen etwas kaputtmachen, wenn sie<br />

morden, wenn sie stehlen, kurz: Wenn<br />

sie sich außerhalb der gesellschaftlichen<br />

Norm bewegen, verhängt das Kino<br />

heute S<strong>an</strong>ktionen. In irgendeiner<br />

Form muss so ein Geschehen wieder in<br />

eine Ordnung zurückgeführt werden.<br />

Das war damals nicht der Fall, weil die<br />

Erzählform und das Konzept des Filmens<br />

ein g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres war. Frauen haben<br />

sich in einer Szene beispielsweise<br />

im Theater fürchterlich aufgeführt, Eier<br />

<strong>an</strong> den Glatzen der Vordermänner zerschlagen,<br />

mit Gegenständen um sich<br />

geworfen und das Ende des Filmes best<strong>an</strong>d<br />

d<strong>an</strong>n darin, dass sie hinausgeführt<br />

wurden, aber d<strong>an</strong>n war der Film<br />

eben aus, ohne Gerichtsszene, ohne<br />

Verurteilung. Im Verhältnis zu dem,<br />

was geschah – Küchen wurden abgebr<strong>an</strong>nt,<br />

Häuser überflutet – war die folgende<br />

S<strong>an</strong>ktion ungewöhnlich milde<br />

und es hat keine Rückführung in eine<br />

herrschaftliche Ordnungsstruktur gegeben.<br />

Und das macht für mich den<br />

em<strong>an</strong>zipatorischen Gestus aus. Darin<br />

stecken unglaubliche Potenziale, weil<br />

m<strong>an</strong> die Lust und die Befreiung des Lachens<br />

ohne Strafe erleben darf.<br />

Dürfen Frauen im Film heute wieder<br />

komisch sein?<br />

Ich sehe sehr viel in dieser Richtung,<br />

um Komikerinnen, oder allgemeiner,<br />

das Lachen von Frauen wieder präsent<br />

zu machen. Vom Witz über Kabarettistinnen<br />

bis hin zu komischen Figuren<br />

im Fernsehen werden verschiedene<br />

Genres miteinbezogen, das gibt es nicht<br />

nur in der Komödie. Und eine weitere<br />

Parallele zu dieser Zeit ist für mich gegenwärtig<br />

auch die existierende Vielfalt,<br />

sie ist vergleichbar mit der von damals.<br />

Wie sollte/ könnte/ müsste feministisches<br />

Fernsehen für Sie aussehen? Gibt<br />

es a) verpflichtende Inhalte und/oder b)<br />

besonders geeignete formale/ästhetische<br />

Strategien?<br />

Das ist eine ähnliche Frage wie die<br />

nach einer feministischen Ästhetik –<br />

früher hat m<strong>an</strong> weibliche Ästhetik gesagt.<br />

Ich denke, es gibt da keine Regeln<br />

oder Kriterien, die festlegen, was feministische/weibliche<br />

Ästhetik ist. Für<br />

mich geht es eher um den Zug<strong>an</strong>g, um<br />

ein Bewusstsein für die Frage:„Was will<br />

ich erzeugen, wie bringe ich Inhalte formal<br />

rüber?“ Es geht um eine starke<br />

Sensibilität für die Frage, welche Mittel<br />

ich wofür einsetze, letztlich also um die<br />

Frage der Repräsentation. Und um ein<br />

historisches Bewusstsein: Ich muss mir<br />

<strong>an</strong>schauen, was schon möglich war,<br />

welche Projekte gab es, auf das Fernsehen<br />

bezogen, beispielsweise schon in<br />

den 1970er Jahren. Das ist für mich alles<br />

Teil des feministischen Feldes, das<br />

ich als politisches und kritisches sehe,<br />

in dem immer wieder Fragen d<strong>an</strong>ach<br />

aufkommen, wie ich mit Inhalten umzugehen<br />

habe, wie stark ich welche Inhalte<br />

sichtbar mache, welche Formen<br />

der Sichtbarmachung es gibt, bis hin<br />

zur Dekonstruktion etablierter Sprachformen.<br />

Wenn ich feministisches Fernsehen<br />

oder feministische Filmproduktion<br />

mache, bedeutet das also viel Arbeit...<br />

Andrea B. Braidt hat im Interview<br />

mit uns vom Einfluss der QueerTheorie<br />

bzw. g<strong>an</strong>z allgemein vom Einfluss dekonstruktivistischer<br />

und poststrukturalistischer<br />

Theorie auf die feministische Filmwissenschaft<br />

gesprochen. Wie schlägt<br />

sich dieser Einfluss in der Filmproduktion<br />

nieder?<br />

Ich denke, dass der Einfluss auf<br />

Film- und Videoproduktion enorm ist.<br />

Mit fällt beispielsweise jedes Jahr bei<br />

der Diagonale in Graz auf, dass es in einer<br />

Fülle von Produktionen g<strong>an</strong>z selbstverständlich<br />

geworden ist, nach Geschlecht<br />

oder auch Ethnie, Alter oder<br />

<strong>an</strong>deren Gruppenzugehörigkeiten zu<br />

fragen und dass dies auch selbstverständlich<br />

aufgenommen wird. Aus meiner<br />

Sicht hat das eine solche Selbstverständlichkeit<br />

gewonnen, dass ich es<br />

gar nicht <strong>an</strong> einzelnen Beispielen erläutern<br />

brauche. Denn diese Bezugnahmen<br />

sind im positiven Sinne fast schon<br />

St<strong>an</strong>dard geworden, vor allem wohl bei<br />

jüngeren Film- und Videoproduzentinnen.<br />

❚<br />

forumwissenschaft<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


<strong>an</strong>.sage<br />

Generation Praktikum<br />

Die Suche nach bezahlter Erwerbsarbeit endet für viele im „Dauerzust<strong>an</strong>d“ Praktikum. Burgi<br />

Pirolt, selbst davon betroffen und die Salzburger AUGE-Gewerkschafterin Jutta Tischler<br />

äußern sich zu dieser Problematik.<br />

Burgi Pirolt<br />

So gut wie jedem/jeder StudentIn wird schon während des Studiums<br />

nahegelegt, facheinschlägige Praktika zu machen, um später<br />

leichter einen Job zu finden. Blöderweise nehmen sehr viele Firmen<br />

mittlerweile nur noch JungakademikerInnen, also Leute unter 30<br />

mit abgeschlossenem Studium, auf. Und von denen gibt es reichlich.<br />

Mich zum Beispiel! Fertig mit dem Studium, intelligent, motiviert, interessiert<br />

– und ohne Job.<br />

Ich hab eines meiner Praktika bei den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n gemacht und das<br />

war bis dato das Einzige, welches auch Sinn machte. In meinem jetzigen<br />

Praktikum verkomme ich zur unbezahlten Kopierkraft, Hilfssekretärin<br />

und Mädchen-für-alles-was-der-Chef-nicht-selber-machen-will. Einzige<br />

Motivation zum Durchhalten bleibt d<strong>an</strong>n die Aussicht auf das Zeugnis,<br />

das bei der nächsten Bewerbung meine Ch<strong>an</strong>cen erhöhen soll.<br />

Gerüchteweise soll es ja auch bezahlte Praktika geben, in der freien<br />

Wildbahn sind diese aber so gut getarnt, dass sie kaum aufzuspüren<br />

sind. Die „Raubtiere“ findet m<strong>an</strong> meist ohne größere Probleme. Da darf<br />

m<strong>an</strong> für Firmen vierzig Stunden die Woche gratis arbeiten, damit m<strong>an</strong><br />

Berufserfahrung sammeln k<strong>an</strong>n, die einem bei der nächsten Bewerbung<br />

„sicherlich hilfreich“ sein werden. Bei der Firma bleiben könne mensch<br />

aber nicht, da hätte doch lieber jem<strong>an</strong>den der Jus oder Wirtschaft studiert<br />

hat oder sich zumindest „in den nächsten Jahren voll und g<strong>an</strong>z auf<br />

das Projekt konzentrieren“ k<strong>an</strong>n – sprich nicht schw<strong>an</strong>ger wird. Bewirbt<br />

m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n wo<strong>an</strong>ders, bekommt m<strong>an</strong> Dinge zu hören wie:„Ach, die<br />

drei Monate waren ein Praktikum? Tut uns leid, aber wir suchen jem<strong>an</strong>den<br />

mit ‚richtiger’ Berufserfahrung.“<br />

Für NGOs, kleine Zeitschriften, Verlage oder Vereine, die ohnehin am<br />

Existenzminimum dahinvegetieren, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> aus purem Idealismus<br />

auch mal umsonst arbeiten. Nervtötend sind hingegen die Org<strong>an</strong>isationen,<br />

von denen bek<strong>an</strong>nt ist, dass sie nicht am Hungertuch nagen, die<br />

aber für Praktik<strong>an</strong>tInnen trotzdem keinen Cent übrig haben. Zumindest<br />

von staatlichen, internationalen oder EU-Org<strong>an</strong>isationen sollte m<strong>an</strong> erwarten<br />

können, dass sie ihren Praktik<strong>an</strong>tInnen wenigstens genug zum<br />

Überleben bezahlen. Denn jene, die es sich nicht leisten können, drei<br />

Monate l<strong>an</strong>g nichts zu verdienen, fallen hier raus. Warum sich in Österreich<br />

die großen Zeitungen, Magazine, Radio- und TV-Stationen kaum<br />

um den journalistischen Nachwuchs bemühen, sondern diese <strong>an</strong>scheinend<br />

lästige Arbeit den „Kleinen“ aufbürden, ist mir im Übrigen auch<br />

schleierhaft. Und unser staatlicher Gebührenempfänger? War da nicht<br />

was mit einem Bildungsauftrag? Ach, nur was das Programm betrifft?<br />

Na, da bin ich ja beruhigt. ❚<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Jutta Tischler<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

In einer Zeit, die von der Globalisierung der Wirtschaft geprägt ist,<br />

entsteht extremer Druck auf die in der Wirtschaft H<strong>an</strong>delnden. Unternehmen<br />

versuchen, diesen Druck primär auf die MitarbeiterInnen<br />

abzuwälzen. Dies trifft einerseits jene Gruppe, die auf Grund ihres Alters<br />

zunehmend „uninteress<strong>an</strong>t“ und durch Kündigung oder Frühpension<br />

aus dem Arbeitsprozess gedrängt wird, wobei diese Gruppe zumindest<br />

noch eine gewisse Unterstützung seitens ihrer „Lobby“ – sprich: Gewerkschaften<br />

und Arbeiterkammer genießt. Für alle, die jedoch noch nicht in<br />

den Arbeitsprozess eintreten konnten, daher auch noch nicht in die „Lobbystrukturen“<br />

integriert sind, fehlt praktisch jegliche Unterstützung. Es ist<br />

daher für die ArbeitgeberInnen ein Leichtes, diesen Gruppen Bedingungen<br />

aufzuerlegen, die mit Recht das Wort Ausbeutung verdienen. Diese fehlende<br />

Verwurzelung in den Arbeitsprozess wird in vielen Bereichen tr<strong>an</strong>sparent.<br />

Nehmen wir die konkrete Ausbildungssituation in vielen Kr<strong>an</strong>kenhäusern.<br />

Jeder Ausbildungsabschnitt, der nicht der Theorie gewidmet ist,<br />

wird mit einer nahezu brutalen Selbstverständlichkeit häufig dazu<br />

genützt, Pflegepersonal einzusparen, indem m<strong>an</strong> junge Auszubildende voll<br />

einsetzt. Es versteht sich fast schon von selbst, dass für diese volle Arbeitsleistung<br />

statt einer entsprechenden Entlohnung lediglich ein „Taschengeld“<br />

bezahlt wird. M<strong>an</strong> könnte diese Entwicklung zu einem „Ausbeuten<br />

der Jugend“ natürlich noch <strong>an</strong> vielen <strong>an</strong>deren Beispielen fest machen.<br />

Was wäre bei Betrachtung dieses erschreckenden Befundes nun eine<br />

Möglichkeit, hier eine Verbesserung oder zumindest eine Verhinderung<br />

weiterer Verschlechterung für die Jugend zu erreichen? Seitens der gen<strong>an</strong>nten<br />

Org<strong>an</strong>isationen wie Gewerkschaften und Arbeiterkammer ist eine Öffnung<br />

für diese Gruppen dringend einzuleiten. Natürlich ist eine institutionelle<br />

Initiative nur d<strong>an</strong>n erfolgreich, wenn auch eine entsprechende Bereitschaft<br />

der Jugend zur Solidarisierung erreicht werden könnte. Dazu gehört,<br />

dass die Jugend erkennt, wie wichtig eine soziale Struktur zur Sicherung<br />

und Erreichung von ArbeitnehmerInnenrechten ist.Viele notwendige Verbesserungen<br />

in diesen Strukturen, wie sie Gewerkschaft und Arbeiterkammer<br />

bilden, sind deshalb so „verkrustet“, weil leider nicht nur die noch nicht<br />

im Arbeitsprozess befindlichen Jungen nicht integriert sind, sondern auch<br />

bei den jungen ArbeitnehmerInnen ein geringes Interesse dafür besteht,<br />

sich in diese Org<strong>an</strong>isationen einzubringen und Erneuerungen einzufordern.<br />

Auf Grund dieser Problematik versuche ich als unabhängige Gewerkschafterin<br />

innerhalb der Org<strong>an</strong>isationen, in denen ich vertreten bin, Anstöße<br />

zu einer positiven Veränderung zu geben. Für konkret Betroffene der Generation<br />

Praktikum erscheint mir die Bildung von Netzwerken sinnvoll, wie dies<br />

z.B. in Deutschl<strong>an</strong>d mit „Fair work“ Erfolg versprechend versucht wird. ❚


Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />

o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />

o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />

o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />

o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />

o Ausl<strong>an</strong>dsabo (10 Hefte/44 e)<br />

Absenderin<br />

Geschenk-Abo <strong>an</strong><br />

Datum, Unterschrift<br />

Abo-Angebote gelten, wenn nicht <strong>an</strong>ders <strong>an</strong>gegeben, nur in Österreich.<br />

Keine Sorge: Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du k<strong>an</strong>nst es jederzeit verlängern.<br />

T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,www.<strong>an</strong>schlaege.at (5/06)<br />

An die Redaktion<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

Untere Weißgerberstr. 41<br />

1030 Wien


<strong>an</strong>.zeigen<br />

suche<br />

Begleiterin für Reisen, T<strong>an</strong>zen, Westernreiten<br />

gesucht. Claudia,<br />

0676/540 28 64<br />

Zimmertausch für August, gemütliches<br />

WG-Zimmer in Linz, 14 m 2 ,<br />

WG mit Küche, Wohnzimmer, getrennt:<br />

Bad und Toilette, Ver<strong>an</strong>da,<br />

Dachboden, Internet<strong>an</strong>schluss, Kabel,<br />

Festnetz<strong>an</strong>schluss. Angenehme<br />

drei WG-MitbewohnerInnen.<br />

Zentrumsnah,Straßenbahn<strong>an</strong>schluss:<br />

eine Gehminute. Supermarkt: gleich<br />

<strong>an</strong>bei. Suche ein Zimmer in Wien,<br />

Esther, esi_laufvogel@yahoo.de<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-H<strong>an</strong>dverkäuferin, die in<br />

Beisln und bei Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

Hefte verkaufen möchte. 1,- Euro<br />

pro verkauftem Heft bleiben dir,<br />

T. 01/920 16 76,<br />

redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

biete<br />

Du suchst die optimale Kinderbetreuung<br />

für dein Kind, aber die<br />

meisten Institutionen sind zu<br />

starr für eure Bedürfnisse? Vielleicht<br />

findet ihr euren Platz in der<br />

Kindergruppe Rabennest (3. Bezirk).<br />

Geborgenheit und Freiraum<br />

sind hier kein Widerspruch, geschlechtersensible<br />

Pädagogik<br />

selbstverständlich! Einfach <strong>an</strong>rufen<br />

und schnuppern kommen.<br />

T. 01/718 44 76<br />

Klein<strong>an</strong>zeigen gratis für alle Frauen!<br />

Chiffre E 3,50<br />

Absenderin<br />

Telefon Datum, Unterschrift<br />

Du würdest gerne Volleyball spielen<br />

und suchst gleichgesinnte<br />

Frauen/Lesben?<br />

Du hast Dienstag-Abend Zeit und<br />

dir ist der 14. Bezirk nicht zu weit<br />

weg? D<strong>an</strong>n komm zu uns.<br />

Kontakt: Renate von den Flying Sox,<br />

T. 0699/196 62 831<br />

Tunia Praktik ist eine m<strong>an</strong>uelle<br />

Komplementärtherapie nach der<br />

traditionellen Chinesischen Medizin<br />

und k<strong>an</strong>n auch bei Kindern <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt<br />

werden.<br />

Info: valerie.ertl@gmx.at<br />

Autonome österr.<br />

Frauennotrufe<br />

Beratung für Frauen & Mädchen<br />

mit sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Wien 01/523 22 22<br />

Graz 0316/31 80 77<br />

Innsbruck 0512/57 44 16<br />

Linz 0732/60 22 00<br />

Salzburg 0662/88 11 00


s creening<br />

Für und Wider: Mammografie<br />

„Ich möchte mein Brustkrebs-Risiko verringern.“ (Margret, 62) „Ich fürchte<br />

mich vor der Strahlenbelastung.“ (Dorothee, 60) Lasse ich eine<br />

Mammografie machen? Beim Großteil der Frauen be<strong>an</strong>twortet diese<br />

Frage das Gefühl. „Nötig ist eine unabhängige, evidenzbasierte<br />

Information als Entscheidungsgrundlage für Frauen“, meint deshalb<br />

Sylvia Groth, Geschäftsführerin des Frauengesundheitszentrums Graz,<br />

„jede Frau sollte über die Möglichkeiten, Grenzen und möglichen<br />

Schaden durch das Mammografie Screening informiert sein.“<br />

Jährlich sterben drei bis vier von 100 Frauen <strong>an</strong> Brustkrebs. Das<br />

Mammografie Screening ist die von ÄrztInnen bevorzugte Methode zur<br />

Früherkennung. Allerdings entdeckt die Methode nur bei fünf bis zehn<br />

Prozent der Untersuchten Auffälligkeiten, die auf Krebs hinweisen<br />

könnten. „Die Frauen müssen die möglichen Vor- und Nachteile abwägen.<br />

Keinesfalls sollte eine Frau Schuldgefühle haben, wenn sie nicht<br />

am Screening teilnimmt“, rät deshalb Ingrid Mühlhauser, Wissenschafterin<br />

und Professorin für Gesundheit am Universitätsklinikum<br />

Hamburg. Das Abwägen des Für und Wider in Sachen Mammografie<br />

erleichtern könnte eine eben vom Frauengesundheitszentrum Graz herausgegebene<br />

Broschüre. kaiv<br />

Für aufgeklärte Patientinnen „Brustkrebs Früherkennung – Informationen zum Mammografie-Screening.<br />

Eine Entscheidungshilfe“ Download: www.s<strong>an</strong>itaetsdirektion.steiermark.at und www.fgz.co.at<br />

geschlechterbildung<br />

Wie wird Geschlecht erlernt?<br />

Buben sind schlimm, Mädchen fleißig?! Jungs hauen sich in der Pause<br />

die Köpfe ein und Mädels füttern ihre Puppen?! Schon von frühester<br />

Kindheit <strong>an</strong> werden uns Werte, Muster und Vorbilder vermittelt.<br />

Klischees und Stereotypen, die zu einer Verfestigung von diskriminierenden<br />

Geschlechterrollen beitragen.<br />

Fest steht, dass immer noch mehr als fünfzig Prozent der weiblichen<br />

Lehrlinge sich für „typische Frauenberufe“ wie Friseurin, Bürooder<br />

Einzelh<strong>an</strong>delskauffrau entscheiden. Einzelprojekte, wie „MiT –<br />

Mädchen in technische Ausbildung“, „Sprungbrett“, „Girls Day“ oder<br />

„it4her“ sind ohne Zweifel wunderbar. Doch sollten sie nicht eigentlich<br />

überflüssig sein? Oder zumindest viel früher <strong>an</strong>setzen? Welche Rolle<br />

spielen Kindergarten und Schule bei der Konstruktion von Geschlecht?<br />

Der 12. AbsolventInnentag der JKU Linz widmet sich diesem Thema,<br />

speziell der Gender-sensiblen Didaktik und Pädagogik. What you see is<br />

what you get? Wie werden Kinder zu Buben und Mädchen? Sind Frauen<br />

der Rede wert? Diese Fragen werden in den Workshops und Vorträgen<br />

aufgeworfen – und wohl auch der eine oder <strong>an</strong>dere Lösungs<strong>an</strong>satz<br />

geboten. kaiv<br />

12.5., 12. AbsolventInnentag der JKU Linz „Geschlecht lernen – Gender-sensible Didaktik und Pädagogik“, www.frauen.jku.at<br />

ausschreibung I<br />

Diversität nutzen<br />

Die Berliner Zeitschrift Femina Politica pl<strong>an</strong>t für die erste Nummer des<br />

kommenden Jahres eine kritische Best<strong>an</strong>dsaufnahme frauenfördernder<br />

Maßnahmen in Politik und Wirtschaft und rückt dabei den relativ<br />

<strong>an</strong>.rissarbeit<br />

neuen Begriff „Diversity M<strong>an</strong>agement“ in den Vordergrund. Da die<br />

Forschung zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum noch in den<br />

Kinderschuhen steckt, will Femina Politica vor allem eine politikwissenschaftliche<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit dem neuen Konzept forcieren. Die<br />

Fragestellungen sind vielfältig: Welche Erfahrungen wurden bisher<br />

gemacht, welche Entwicklungen sind feststellbar, um welche<br />

Unterschiede geht es im Diversity M<strong>an</strong>agement und wie k<strong>an</strong>n dieses<br />

Konzept macht- bzw. herrschaftskritisch gedacht werden? Gebeten<br />

wird um ein- bis zweiseitige Abstracts bis 15. Juni! bik<br />

Abstracts <strong>an</strong> Anneli Rüling: rueling@gmx.de oder <strong>an</strong> die Redaktion: redaktion@femina-politica.de,<br />

Infos: www.femina-politica.de<br />

ausschreibung II, III und IV<br />

Gendervortragende gesucht<br />

Das Deutsche Museum München ver<strong>an</strong>staltet vom 10. bis 11.11. einen<br />

interdisziplinären Workshop zum Thema „Geschlecht – Körper –<br />

Technik“, der sich mit der Frage nach der wechselseitigen Abhängigkeit<br />

dieser drei Kategorien beschäftigen soll. Diskutiert wird vor allem die<br />

Technisierung der Geschlechterdifferenz und ihr sozialer Impact.<br />

Ausg<strong>an</strong>gspunkt ist die Beobachtung, dass sowohl Entwicklung und<br />

Produktion als auch die Nutzung von Technik gender-orientiert erfolgt.<br />

Auf der Suche ist auch das Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften<br />

der Uni Graz, und zwar nach einer geeigneten Besetzung<br />

der Aigner-Rollett-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung<br />

für das Wintersemester <strong>2006</strong>/07. Der Umf<strong>an</strong>g der Lehrver<strong>an</strong>staltung<br />

mit dem Schwerpunkt „Arbeit und Geschlecht im<br />

Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur“ umfasst sechs<br />

Semesterwochenstunden. Welche der Frage der Liberalisierung und<br />

ihren genderrelev<strong>an</strong>ten Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft, Medien<br />

und Gesellschaft nachgehen will, k<strong>an</strong>n das auch als Vortragende einer<br />

Ringvorlesung der Uni Wien im kommenden Wintersemester tun.<br />

Konkrete Vor<strong>schläge</strong> können noch bis 25. <strong>Mai</strong> eingereicht werden. bik<br />

Geschlecht – Körper – Technik“, einseitige Exposés bis 31.5. <strong>an</strong> folgende Adresse: elsbeth.boesl@mzwtg.mwn.de,<br />

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=5224;<br />

„Aigner-Rollett-Gastprofessur“ für Frauen- und Geschlechterforschung für das WS <strong>2006</strong>/07,<br />

Bewerbungen bis 3.5., Info: barbara.hey@uni-graz.at, T. 0316/380-5722;<br />

„Uni Wien/Gender Studies“, Vor<strong>schläge</strong> bis 25.5. <strong>an</strong>: marlen.bidwell-steiner@univie.ac.at, T. 01/4277-184 52<br />

Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


Fo t o s : A rc h i v<br />

prekärerkampft<strong>an</strong>z<br />

Links<br />

www.euromayday.at<br />

www.euromayday.org<br />

www.ehe-ohne-grenzen.at<br />

www.8ung.at/traudich<br />

www.verein-fibel.at<br />

www.deserteursberatung.at<br />

www.asyl.at<br />

www.no-racism.net<br />

www.maiz.at<br />

www.lefoe.at<br />

www.kulturrat.at<br />

www.igbildendekunst.at<br />

www.ams<strong>an</strong>d.at.tt<br />

www.arbeitslosensprecherin.at<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

MayDay! MayDay!<br />

Das Alarmsignal von in Seenot geratenen Schiffen ist unser Schlachtruf. Am 1. <strong>Mai</strong> sind<br />

wir in die EuroMayDay-Parade gezogen, um unsere prekären Kämpfe zu vernetzen und<br />

unseren Forderungen lautstark Ausdruck zu verleihen. Von Una S. Precaria<br />

Bist du wütend? Willst du kämpfen?<br />

Hast du Arbeit? Darfst du<br />

arbeiten? K<strong>an</strong>nst du faul sein?<br />

Bist du satt? K<strong>an</strong>nst du dir was<br />

leisten? Brauchst du mehr?<br />

Machst du dir freie Tage? Bekommst du<br />

Anerkennung? Bist du versichert? Wovon<br />

lebst du?<br />

Scheinbar unaufhaltsam schreitet<br />

die Prekarisierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse<br />

vor<strong>an</strong> – doch auch die<br />

Kämpfe für das Recht auf soziale Rechte<br />

gewinnen immer mehr <strong>an</strong> Bewegung:<br />

EuroMayDay greift Raum! Breitet sich<br />

unaufhaltsam in Europa aus. Und das<br />

nicht nur in Form von Paraden, die dieses<br />

Jahr am 1. <strong>Mai</strong> bereits in mindestens 22<br />

Städten Europas stattgefunden haben<br />

werden: Amsterdam, Barcelona, Berlin,<br />

Copenhagen, Hamburg, Helsinki, L’Aquila,<br />

Leon, Liege, Limoges, London, Maribor,<br />

Marseille, Mil<strong>an</strong>o, Napoli, Palermo, Paris,<br />

Sevilla, Stockholm, Torino,Tornio,Wien.<br />

EuroMayDay ist Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />

Prekarisierungsprozessen. Ist europaweite<br />

Mobilisierung und Vernetzung. Ist ein<br />

Unterf<strong>an</strong>gen neue Fragen aufzuwerfen<br />

und neue Antworten zu geben.<br />

In Mil<strong>an</strong>o vor fünf Jahren haben AktivistInnen<br />

erstmals zum MayDay aufgerufen<br />

und mit einer Parade am 1. <strong>Mai</strong> den<br />

traditionellen ArbeiterInnenkampftag<br />

mit eigenen Inhalten und Formen gestaltet.<br />

Abseits gewerkschaftlicher<br />

<strong>Mai</strong>aufmärsche sollte der MayDay Raum<br />

für bunte, laute, selbstbestimmte Ausdrucksformen<br />

sein. Musik, T<strong>an</strong>z, Perform<strong>an</strong>ces,<br />

Aktionen, Interventionen – um<br />

auf kreative Weise die verschiedenen Prekarisierungsprozesse<br />

hör- und sichtbar<br />

zu machen. Prekär kämpfen, prekär t<strong>an</strong>zen!<br />

Hier eine Prozession durch einen Supermarkt<br />

mit Feiertagsöffnungszeiten<br />

(„St. Precarious goes Shopping“), dort Bemalungen<br />

der Stadt (Schablonengrafittis,<br />

Beschriftungen von Zebrastreifen,<br />

W<strong>an</strong>dbesprayungen). Die einen versperren<br />

kurzfristig prekäre Orte und Wege,<br />

<strong>an</strong>dere befragen TeilnehmerInnen für Videoprojekte:Was<br />

waren deine letzten<br />

fünf Jobs? Hast du Papiere? K<strong>an</strong>nst du<br />

Widerst<strong>an</strong>d leisten?<br />

MayDay goes EuroMayDay. 5.000 AktivistInnen<br />

waren 2001 bei der ersten<br />

MayDay-Parade dabei. Drei Jahre später<br />

gingen in Mil<strong>an</strong>o bereits 100.000 auf<br />

die Straße, in Barcelona weitere 10.000.<br />

Kleinere Aktionen f<strong>an</strong>den zeitgleich in<br />

weiteren Städten Europas statt. Im verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr füllten EuroMayDay-Paraden<br />

bereits in etwa einem Dutzend<br />

Städten die Straßen. Auch in Wien wird<br />

seit Jahresbeginn 2005 zum vernetzten<br />

prekären Kampf aufgerufen. Regelmäßige<br />

Plena, eine Zeitung zum EuroMay-<br />

Day, Ver<strong>an</strong>staltungen, Radiobeiträge<br />

und Jingles, Soli-Partys, Aktionen, eine<br />

Parade am Nachmittag des 1. <strong>Mai</strong> und<br />

<strong>an</strong>deres mehr waren die ersten Antworten.<br />

Plakate, Flyer, Sticker und Buttons,<br />

die das Stadtbild teilweise nachhaltig<br />

markierten, nicht zu vergessen!<br />

Rege EuroMayDay-Aktivitäten sind<br />

seither nicht mehr abgerissen. St<strong>an</strong>d im<br />

Vorjahr zunächst – insbesondere in den<br />

letzten Wochen vor dem 1. <strong>Mai</strong> – die Parade<br />

im großen Mittelpunkt, intensivierte<br />

sich alsbald die Debatte um konkrete<br />

und aktuelle Prekarisierungsprozesse<br />

sowie widerständige Praxen. Welche Instrumente<br />

des Kampfes stehen SupermarktverkäuferInnen<br />

zur Verfügung?<br />

Wie org<strong>an</strong>isieren sich Migr<strong>an</strong>tInnen


ohne Papiere? Gegen wen treten StudentInnen<br />

<strong>an</strong>, um neben Nebenjobs<br />

auch noch Raum fürs Studium zu<br />

schaffen?<br />

Prekäres Dasein ist nichts Neues. Insbesondere<br />

für Migr<strong>an</strong>tInnen, Erwerbsarbeitslose,<br />

Frauen, ein alter Hut. Mit dem<br />

Ausländerbeschäftigungsgesetz ist die<br />

prekäre Lage von Migr<strong>an</strong>tInnen gleich<br />

per Gesetz verordnet. Hat der Verlust<br />

des Jobs auch den Verlust des legalen<br />

Aufenthaltsstatus zur Folge, ist eine Extremform<br />

von Prekarität erreicht. Im<br />

Doppelpack mit einer restriktiven Asylund<br />

Zuw<strong>an</strong>derungspolitik sind durch<br />

rassistische Ausschlüsse prekäre Lebensverhältnisse<br />

von Migr<strong>an</strong>tInnen, die<br />

allen Bollwerken zum Trotz die Reise<br />

nach Europa schaffen, besiegelt.<br />

Prekäre Arbeit wiederum ist maßgeblich<br />

gekennzeichnet durch keine,<br />

unzureichende oder unsichere Einkommen,<br />

fremdbestimmte Arbeitszeiten<br />

und Beschäftigungsdauern. Zwischenund<br />

Mischformen sämtlicher Beschäftigungsformen.<br />

Kombination mehrerer<br />

Jobs, um fin<strong>an</strong>ziell das Ausl<strong>an</strong>gen zu<br />

finden. Andererseits hat es so gen<strong>an</strong>nte<br />

Normalarbeitsverhältnisse für viele<br />

noch nie gegeben. Dienstschluss um<br />

17.00 für SexarbeiterInnen? Anstellung<br />

und 38,5-Stundenwoche für KünstlerInnen?<br />

Geregelte Pausen<strong>an</strong>sprüche für<br />

Erwerbsarbeitslose? Wollen wir auch<br />

nicht, wir wollen Flexibilität! Jedoch<br />

selbstbestimmt. Einkommenskontinuität<br />

bei Diskontinuitäten von Aufenthaltsort<br />

und/oder Erwerbsarbeit. Recht<br />

auf soziale Rechte. Und gleiche Rechte<br />

für alle. Unabhängig von Beschäftigungs-<br />

und Aufenthaltsstatus.<br />

Vor der Parade ist nach der Parade. Allein<br />

in den letzten Monaten, allein in Österreich<br />

haben verschiedene Verschärfungen<br />

die Prekarisierung von Arbeit und<br />

Leben massiv vor<strong>an</strong>getrieben und zur<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung damit in EuroMay-<br />

Day-Zusammenhängen geführt. Etwa<br />

das jüngste „Fremdenrechtspaket“, mit<br />

dem in vielfältiger Weise schon bisl<strong>an</strong>g<br />

best<strong>an</strong>dene Ausschlüsse und Entrechtungen<br />

– teilweise mutmaßlich verfassungswidrig<br />

– ausbaut und verfestigt<br />

wurden. Drei Beispiele: 1. Mit der Ver<strong>an</strong>kerung<br />

von Zw<strong>an</strong>gsernährung wird Inhaftierten<br />

der Hungerstreik als Waffe<br />

zur Durchsetzung von Interessen (etwa<br />

gegen eine lebensbedrohliche Abschiebung)<br />

genommen. 2. Das so gen<strong>an</strong>nte<br />

„Prostituiertenvisum“ (zwar schon bisher<br />

als Visum für „Selbständige ohne<br />

Niederlassung“ kaum mit Rechten ausgestattet)<br />

ist gestrichen. Jetzt gibt es<br />

nur mehr ein Visum für sechs Monate,<br />

ohne Verlängerungsmöglichkeit. 3. EhepartnerInnen,<br />

die nicht legal nach<br />

Österreich gekommen sind (was Asylwerbenden<br />

kaum möglich ist), später<br />

eineN ÖsterreicherIn geheiratet haben,<br />

müssen ihren Antrag auf den „Aufenthaltstitel<br />

Familien<strong>an</strong>gehörige/r“ nun im<br />

Herkunftsl<strong>an</strong>d stellen. Während das Innenministerium<br />

erste Abschiebungen<br />

bereits durchführen hat lassen, haben<br />

betroffene Paare sich in der Initiative<br />

„Ehe ohne Grenzen“ org<strong>an</strong>isiert. Da die<br />

Innenministerin die Gesprächsaufnahme<br />

mit den prekarisierten Eheleuten<br />

verweigert und zuletzt auch un<strong>an</strong>gekündigten<br />

Besuch der Initiative abblitzen<br />

ließ, werden die AktivistInnen<br />

von „Ehe ohne Grenzen“ nun jede Woche<br />

im Rahmen einer Demo wiederkommen,<br />

um ihren Forderungen weiter<br />

Nachdruck zu verleihen.<br />

(Un)Sozialversicherungsfonds. Fin<strong>an</strong>ziell<br />

<strong>an</strong> den Kragen geht es dieser Tage<br />

KünstlerInnen, die vor fünf Jahren das<br />

vorgeschriebene Mindesteinkommen<br />

nicht erreicht haben. Sie müssen jetzt<br />

ihre Strafe zahlen. Oder wie der so gen<strong>an</strong>nteKünstlersozialversicherungsfonds<br />

es nennt: Rückzahlung des Zuschusses<br />

zum Pensionsversicherungsbeitrag.<br />

In einer Kontrollaktion hat der<br />

Fonds die Einkommen aller KünstlerInnen<br />

überprüft und festgestellt, dass<br />

600 KünstlerInnen im Jahr 2001 unter<br />

3.554,57 Euro verdient haben. Dieses<br />

Einkommen ist zu gering. Stimmt! Doch<br />

die Konsequenz: KünstlerInnen, die<br />

nicht ausreichend Gewinn erwirtschaften,<br />

werden von der Förderung der sozialen<br />

Absicherung ausgeschlossen.<br />

Pech gehabt, Einschränkungen der Erwerbsarbeit<br />

durch Mutterschutzzeiten,<br />

Kinderbetreuungspflichten, Kr<strong>an</strong>kheit<br />

etc. sind im Gesetz nicht vorgesehen.<br />

Gleiche Strafe für alle: Der vor fünf Jahren<br />

ausbezahlte Zuschuss wird zurückgefordert.<br />

Doch KünstlerInnen wehren<br />

sich, fordern Gesetzesänderungen, den<br />

Rücktritt des Kunststaatssekretärs und<br />

<strong>an</strong>deres mehr. „Das lassen wir uns nicht<br />

gefallen! Wir werden auf die Barrikaden<br />

gehen!“, rief zuletzt eine Künstlerin<br />

zum Kampf für soziale Rechte auf. Seit<br />

Wochen bombardieren KünstlerInnen<br />

die Ver<strong>an</strong>twortlichen mit Protestbriefen<br />

und drohen Rückzahlungsverweigerungen<br />

<strong>an</strong>. Auch eine Klage beim Verfassungsgerichtshof<br />

ist schon eingereicht.<br />

Nicht minder originell das AMS. Auf der<br />

Suche nach stets neuen Disziplinierungsmaßnahmen,<br />

um Erwerbsarbeitslose<br />

mit Sperren des Arbeitslosengeldes<br />

zu schik<strong>an</strong>ieren, ist dem<br />

AMS ein neuer Coup geglückt: Verfolgungsbetreuung<br />

durch Hausbesuche.<br />

Arbeitslosengeld-BezieherInnen werden<br />

von „Job-Coaches“ heimgesucht<br />

und zu Bewerbungsgesprächen begleitet.<br />

Ist die Bewerbung erfolgreich, gibt<br />

es eine Prämie für den Coach. Kopfgeldjagd<br />

einmal <strong>an</strong>ders. L<strong>an</strong>det der<br />

Coach vor verschlossener Tür oder werden<br />

Anrufe abgewiesen, wird der Geldbezug<br />

für eine Zeit gestrichen. Ziel der<br />

Übung: Die Zahl der Sperren erhöhen.<br />

Doch – so warnen Erwerbsarbeitsloseninitiativen<br />

– sind Sperren der Bezüge<br />

aus der Arbeitslosenversicherung oftmals<br />

rechtswidrig. Bei Bezugssperren<br />

unbedingt Berufung bzw. Beschwerde<br />

einlegen, denn die Aussichten auf Erfolg<br />

sind groß!<br />

MayDay is everyday! Angesichts der immer<br />

weitere Personenkreise betreffenden<br />

Prekarisierung (sei es durch Flexibilisierung<br />

und/oder Illegalisierung) will<br />

EuroMayDay die vielfältigen Aspekte<br />

prekärer Lebens- und Arbeitsverhältnisse<br />

sichtbar machen – nicht um Unterschiede<br />

zu verwischen, sehr wohl jedoch,<br />

um den vorherrschenden Zust<strong>an</strong>d<br />

der Zersplitterung und Vereinzelung zu<br />

überwinden und eine Basis für gemeinsames<br />

politisches Agieren zu schaffen.<br />

Obwohl und gerade weil systematische<br />

Prekarisierung die Selbstorg<strong>an</strong>isierung<br />

behindert, drängen sich auch Fragen<br />

der Alli<strong>an</strong>zenbildung verschiedener AkteurInnen<br />

für einen gemeinsamen<br />

Kampf um (soziale) Rechte auf.<br />

Während EuroMayDay wächst und<br />

wächst, liegt zwischen Redaktionsschluss<br />

und Erscheinen dieser Ausgabe<br />

der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> wieder eine Parade, um<br />

unsere prekären Kämpfe zu verstärken<br />

und zu vernetzen. Und d<strong>an</strong>ach geht es<br />

gleich weiter: S<strong>an</strong>ta Precarias Höllenfahrt<br />

am 26. <strong>Mai</strong>. Sei dabei! MayDay is<br />

kampft<strong>an</strong>zprekär<br />

Termin:<br />

S<strong>an</strong>ta Precaria Höllenfahrt<br />

Fr, 26.5., 20.00<br />

16., Grundsteing. 45-47 (ehem. T<strong>an</strong>kstelle):<br />

Festival der Verweigerung im<br />

Rahmen von Soho in Ottakring<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kultur<strong>an</strong>.riss<br />

kl<strong>an</strong>ginstallation<br />

Portraits<br />

Ein leerer Raum voller Töne. T<strong>an</strong>ja Bruguera stellt in ihrer Installation<br />

nicht den Inhalt von politischen Reden in den Vordergrund, sondern<br />

deren kl<strong>an</strong>gliche Wirkung. Durch die Konzentration auf den Rhythmus,<br />

die Intensität und die Geschwindigkeit der politischen Aussagen stellt<br />

sie deren emotionale Wirkung in den Mittelpunkt. Mit nichts <strong>an</strong>derem<br />

als mehreren Boxen, die einen Chor, der das Gesprochene nach der von<br />

der Künstlerin erschaffenen Partitur klatscht, wiedergeben, ist m<strong>an</strong> ausschließlich<br />

mit der gehörten Aggressivität, der Lautstärke und dem Takt<br />

konfrontiert. Nicht besser hätte die kub<strong>an</strong>ische Künstlerin die Wirkung<br />

von politischer Kommunikation auf das Denken und die Wahrnehmung<br />

ausdrücken können. Durch die Vertonung von Sprache und dem gleichzeitigem<br />

Fehlen des eigentlichen Inhalts wird die emotionale Reaktion<br />

auf Kl<strong>an</strong>g und Ton von politischen Reden ins Bewusstsein gerückt. chr<br />

bis 28.5., Kunsthalle Wien project space, 4., Treitlstr. 2/ Karlsplatz, T. 01/521 89-33, www.kunsthallewien.at,<br />

tägl. von 16-24.00, So u. Mo 13-19.00, Eintritt frei<br />

ges<strong>an</strong>g<br />

Amira Fever<br />

Auch heuer steht der Frühling wieder im Zeichen des Balk<strong>an</strong>s – zumindest<br />

musikalisch, ist „Balk<strong>an</strong> Fever“ doch eine Gelegenheit für<br />

KünstlerInnen aus Südosteuropa sich mitein<strong>an</strong>der und mit ihrem<br />

Publikum zu vernetzen. G<strong>an</strong>z besonders ernst nimmt diesen Aspekt der<br />

Musik die junge Sängerin Amira Medunj<strong>an</strong>in. Die Künstlerin aus<br />

Sarajevo gastiert am 11. <strong>Mai</strong> zusammen mit ihrer B<strong>an</strong>d, die aus mehreren<br />

hochkarätigen MusikerInnen besteht, in der Sargfabrik. Gespielt<br />

werden wunderbar mel<strong>an</strong>cholische Lieder, g<strong>an</strong>z im Sinne der „Sevdah“<br />

gen<strong>an</strong>nten Musik. Sevdah ist – als Gegenstück zum Schrecken des<br />

Krieges – für Amira und ihre L<strong>an</strong>dsleute der Inbegriff des Positiven, es<br />

steht für Liebe, Gefühle und Sehnsucht. Nach der Sehnsucht, dass es<br />

besser wird und die Gewalt ein Ende nimmt. Auch auf ihrer CD „Rosa“,<br />

deren Produktion von der bek<strong>an</strong>nten „Mostar Sevdah Reunion“ unterstützt<br />

wurde, nimmt diese Thematik ihren Platz ein. Mit ihrer einzig-<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Fo t o : Rü d i g e r Et t l<br />

artigen Stimme erzählt Amira Geschichten vom Leben und allem, was<br />

dazugehört. M<strong>an</strong>/frau darf sich also auf einen inspirierenden und<br />

kl<strong>an</strong>gvollen Abend freuen, der uns Türen zu einer Musik öffnet, die<br />

sich bisher zu Unrecht eher verborgen gehalten hat. nav<br />

11.5., 20.00, Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, T. 01/988 98-111, www.sargfabrik.at, Kosten: 25,- Euro<br />

musik<br />

Female Pressure Night<br />

Druck machen <strong>an</strong> den Turntables: Die ARGEkultur Salzburg lädt am 6.<br />

<strong>Mai</strong> Female Pressure zum Spiel. Das webbasierte Kollektiv wurde 1998<br />

von der Wienerin Electric Indigo gegründet – der Pl<strong>an</strong>: internationale<br />

weibliche DJs, Produzentinnen und bildende Künstlerinnen vernetzen<br />

und der <strong>an</strong>geblichen Männerdomäne Elektroszene durch Sichtbarmachen<br />

aktiver Frauen eins entgegensetzen. Mittlerweile umfasst die<br />

Datenb<strong>an</strong>k rund 800 Künstlerinnen aus 47 Ländern.<br />

Die Female Pressure Night bringt ein Sammelsurium weiblichen<br />

Schaffens zwischen Techno, House und Grime nach Salzburg: Electric<br />

Indigo, seit 1989 als DJ international aktiv und musikalisch im Detroit<br />

und Chicago Techno <strong>an</strong>gesiedelt, ist ebenso fixer Best<strong>an</strong>dteil der heimischen<br />

Elektroszene wie die DJ und La Boum Deluxe-Moderatorin<br />

Tina 303. Tibcurl beg<strong>an</strong>n ihre musikalische Karriere als DJ in Tokyo und<br />

gründete 2004 das freitägliche ICKE MICKE in Wien. Irradiation produziert<br />

minimalen Clubsound, Ravissa einen Mix aus Drum’n’Bass,<br />

Minimal Techno, Detroit House und Grime ohne Angst vor Genreüberschreitung.<br />

JulG<br />

6.5., 22.00, ARGE dj culture: Black Box feat. Female Pressure Night: 1st floor: Tina 303, Electric Indigo, Tibcurl, 2nd floor:<br />

Irradiation & Kushima, Ravissa, DJ Odd & Iroy, Visuals: Bildstrom, ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16,<br />

T. 0662/848 784-0, www.argekultur.at, www.femalepressure.net<br />

theater<br />

Anna und Lou<br />

Auf Betreiben ihres Vaters Sigmund Freud lernte Anna Freud 1920 die<br />

um 34 Jahre ältere Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé kennen. Freud<br />

erhoffte sich durch diese Freundschaft Hilfe für Annas wenig ausgeprägte<br />

weibliche Seite. Zwischen der damals hinsichtlich ihres beruflichen<br />

Werdeg<strong>an</strong>gs noch unsicheren Anna – Papa Freud hatte allen seinen<br />

Töchtern ein Studium untersagt – und der selbstbewussten Lou entwickelte<br />

sich eine jahrel<strong>an</strong>ge Freundschaft. 1912, im Alter von 51 Jahren<br />

hatte Andreas-Salomé begonnen Psycho<strong>an</strong>alyse zu studieren und schon<br />

davor wissenschaftlich publiziert.<br />

Sigmund Freud wäre heuer 150 Jahre alt geworden. Anlässlich des<br />

Jubiläumsjahres hat sich Theatertr<strong>an</strong>sit mit dem Stück „Anna und Lou“<br />

diesen beiden außergewöhnlichen Frauen gewidmet. Anh<strong>an</strong>d von<br />

Auszügen des intensiven Briefwechsels vor allem der Jahre 1921-1923,<br />

(das Buch „..als käm ich heim zu Vater und Schwester“ Lou Andreas-<br />

Salomé, Anna Freud, Briefwechsel 1919-1937 ist 2001 im Wallsteinverlag<br />

erschienen), geben die beiden Schauspielerinnen Vera Borek (Salomé)<br />

und Jaschka Lämmert-Ilgisonis (Freud) einen Einblick in Kultur und<br />

Gesellschaft zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Durch Bildprojektionen,<br />

Filme und Fotos multimedial unterstützt, wird in den sehr persönlichen<br />

Brief-Dialogen der beiden Frauen nicht nur die Intensität<br />

ihrer Freundinnenschaft, sondern auch ihre Leidenschaft für die Psycho<strong>an</strong>alyse<br />

spürbar. 1922 hielt Anna Freud ihren gemeinsam mit Lou


Andreas-Salomé erarbeiteten Aufnahmevortrag <strong>an</strong> der Wiener<br />

Psycho<strong>an</strong>alytischen Vereinigung und begründete damit ihre Laufbahn<br />

als Psycho<strong>an</strong>alytikerin. DF<br />

6.-20.5., 20.00, Wiener Nestroyhof, 2., Nestroyplatz 1, Info: www.theatertr<strong>an</strong>sit.at<br />

Fo t o : T h e at ro Pi c co l o<br />

jugend theater<br />

Aus dem Leben einer Kindersoldatin<br />

„Ich heiße China Keitetsi, bin 26 Jahre alt und eine ehemaligeKindersoldatin<br />

aus Ug<strong>an</strong>da.“ So beginnt das 2002 erschienene Buch „Sie nahmen<br />

mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr“ der 1976 geborenen<br />

China Keitetsi, die im Alter von acht Jahren von Soldaten der ug<strong>an</strong>dischen<br />

National Resist<strong>an</strong>ce Army (NRA) verschleppt wurde und in ein<br />

Rekrutierungslager kam. Fort<strong>an</strong> wurde sie gezwungen auf der Seite<br />

des heutigen ug<strong>an</strong>dischen Präsidenten Yoweri Kaguta Museveni zu<br />

kämpfen.<br />

Nach fast elfjährigem Martyrium gel<strong>an</strong>g ihr 1999 die Flucht nach<br />

Dänemark. China Keitetsis Geschichte ist kein Einzelschicksal. Laut einer<br />

Schätzung von Unicef und Amnesty International gibt es weltweit rund<br />

300.000 KindersoldatInnen. Meist gewaltsam rekrutiert, werden sie<br />

oft von Mitgliedern der eigenen Einheiten gefoltert und (sexuell) missbraucht.<br />

Mit der von ihr in Dänemark gegründeten China-Keitetsi-<br />

Foundation kämpft Keitetsi heute gegen die Rekrutierung von KindersoldatInnen<br />

und versucht ehemaligen Opfern zu helfen.<br />

In Koproduktion mit der Gruppe IYASA aus Simbabwe wagt Theatro<br />

Piccolo mit „China K.“ nun den sp<strong>an</strong>nenden Versuch einer Bühnenfassung<br />

der Lebensgeschichte der ehemaligen Kindersoldatin. Die Vorstellungsreihe<br />

wird von einer Ausstellung von Amnesty International zum<br />

Thema KindersoldatInnen begleitet. China Keitetsi wird während der<br />

Vorstellungen übrigens selbst <strong>an</strong>wesend sein, um sich im Anschluss den<br />

Fragen des Publikums zu stellen. . DF<br />

3.-20.5., 20.00, Dschungel Wien, 7., Museumsplatz 1, T. 01/522 07 20-20,<br />

Dialogver<strong>an</strong>staltung mit Keitetsi: 4. und 18.5., 18.00, Infos und Karten: www.dschungelwien.at<br />

heim.spiel<br />

Eva Steinheimer<br />

Im Auto<br />

<strong>an</strong>.risskultur<br />

Mama, schau, Pferde! Hi, hi! Hast du gesehen, Mama! Pferde, gell<br />

Mama, genau! Einmal wir Prater waren, habe ich viele Pferde gesehen.<br />

Stimmt! Wir wieder mit dem Anhänger Prater fahren. Nicht<br />

mehr Winter ist, gell Papa, stimmt! Weiß ich das! Schau, eine Feuerwehr.<br />

Es brennt, wir rufen die Feuerwehr. Die alles löschen. Wo fahren<br />

wir hin, Mama? W<strong>an</strong>n sind wir da? Ich will aber nicht Merkur<br />

fahren. Wir fahren Hofer, gell! Nein, ich will aber nicht den Merkur<br />

fahren! Buhu! ... Was k<strong>an</strong>n ich haben, Mama? Ich will Kekse haben.<br />

Schokokekse. Das sind meine besten! Da vorne ist eine Baustelle! Ein<br />

großer Kr<strong>an</strong>. Ein Mensch runterfallt, ist der tot, gell Mama! K<strong>an</strong>n<br />

passieren. Ja, wirklich, stimmt! Wo fahren wir hin, Papa? Ich will<br />

auch den Hofer fahren. Einmal wir den Hofer waren, ich ein Auto gekriegt<br />

habe. Ein Kind den Pferde<strong>an</strong>hänger gekriegt hat. Gell? Ich<br />

wollte lieber den Kr<strong>an</strong>. Ja. Ich will meine Pippi-Musik hören. Nein, ich<br />

will sie jetzt. Hmhm, Pippi Laa<strong>an</strong>gstrumpf! Das ist meine Pippi-Musik.<br />

Wo fahren wir hin, Papmama? Was machen wir d<strong>an</strong>n? Wir heim<br />

kommen, ich Garten gehen will. Ich heute Garten essen will. K<strong>an</strong>n<br />

ich eine Wurstrolle haben, Mama? Und einen M<strong>an</strong>gosaft? Ohne<br />

Wasser, gut Mama? Gut! Und ich will Stinkenudeln haben, mit Parmes<strong>an</strong>!<br />

Nein, ohne Parmes<strong>an</strong>. Nein, normale Nudeln mit Parmes<strong>an</strong>.<br />

Ich will aber! Ich ein Baby war, ich Busen getrunken habe, gell Mama!<br />

Wo fahren wir hin? ... Ist morgen Kinditag? Wer holt mich ab?<br />

Ich will, der Papa mich abholt! Wer kommt morgen? Kommt der Pauli?<br />

Die Lüise auch? Die Lüise ärgert mich schon l<strong>an</strong>ge. Ich sage: „Hör<br />

auf!“. Kommt der Maxi auch? Der Maxi da unten wohnt, gell? Ich<br />

weiß das. Wer k<strong>an</strong>n mich besuchen kommen? Der Paul ist mein<br />

Freund, stimmt! Wo fahren wir hin, Papa? Da wohnt die Urli, gell<br />

Mama! Ich wieder meinem Traktor fahre, wir die Urli besuchen. So<br />

urschnell fahre ich. Mit dem Rad auch. Ich meinem Laufrad gefahren<br />

bin, dem Zentralfriedhof. Ich mir wehget<strong>an</strong> habe. Ist wieder gut, gell<br />

Papa! Da ist der Merkur! Steigen wir aus, Mama? Was k<strong>an</strong>n ich haben?<br />

Ich will Erdbeeren haben. ICH WILL ABER! Gut, Mama?<br />

Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


Fo t o : J e n n y U n g e r<br />

mädchenfußball<br />

Fo t o<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Rundes Leder<br />

Es könnte doch so einfach sein. Mädchen spielen Fußball und niem<strong>an</strong>d findet es<br />

merkwürdig. Jenny Unger sprach mit der achtjährigen Julia über das schöne Gefühl<br />

beim Spielen und warum die Jungs glauben, sie hätte nichts drauf.<br />

G<strong>an</strong>z in der Nähe meiner Arbeit<br />

gibt es einen Platz. Eine asphaltierte<br />

Fläche mit einem Brunnen,<br />

in dem mehr Dreck als Wasser<br />

schwimmt. Aber Platz ist da. Jede<br />

Menge Platz zum Kicken und es scheint<br />

als wäre jedes Kind der Umgebung, sobald<br />

es einem Ball hinterherlaufen k<strong>an</strong>n,<br />

da. Zwei Jacken markieren die Torst<strong>an</strong>gen,<br />

Spielfeldgrenzen gibt es keine.Teams, wie<br />

es aussieht, wohl auch nicht, denn mitten<br />

im Spiel können SpielerInnen von ihren<br />

Eltern für das Abendessen rausgepfiffen<br />

werden. Bei Toren wird gejubelt, mitzählen<br />

tut aber niem<strong>an</strong>d. Das eine Mal ist<br />

der Ball aus Plastik und ziemlich bunt, das<br />

<strong>an</strong>dere mal ist es ein Fußball aus Leder.<br />

Den hat d<strong>an</strong>n meistens einer der Buben<br />

mitgebracht.<br />

Warum das so ist, warum immer<br />

die Buben die Fußbälle und Fußballschuhe<br />

haben, darüber hab ich mit Julia gesprochen.<br />

Julia ist acht und kickt normalerweise<br />

auf dem Spielplatz hinter ihrer<br />

Wohnhaus<strong>an</strong>lage. Normalerweise kickt<br />

sie. Im Moment k<strong>an</strong>n sie nur zuschauen,<br />

sie hat sich den linken Arm gebrochen.<br />

Beim Fußball? Nein, sie ist vom Roller gefallen,<br />

aber auf dem Weg zum Kicken.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>:Wie l<strong>an</strong>ge spielst du schon<br />

Fußball?<br />

Julia: Zwei Jahre etwa. Ich hab <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen,<br />

als ein Freund – der ist schon<br />

älter – mich gefragt hat, ob ich mit ihm<br />

spielen mag und es hat mir einfach<br />

Spaß gemacht. Er hat mir alles erklärt,<br />

mir ein paar Tricks gezeigt und mit dem<br />

Trainieren wird m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n besser.<br />

Spielst du mit Buben?<br />

Ja. Gestern hab ich sogar gegen Buben<br />

gewonnen. Wir waren fast lauter<br />

Mädchen. Nur ein Bub war in unserer<br />

Gruppe. Der wollte uns Mädchen immer<br />

den Ball wegnehmen. Er hat gemeint,<br />

er k<strong>an</strong>n das besser. Das meinen<br />

viele Buben. Aber es stimmt nicht.<br />

Mädchen spielen genauso gut Fußball.<br />

Beim Spielen sehen sie d<strong>an</strong>n auch, dass<br />

wir das können. Wenn Bubengruppen<br />

gegen Mädchengruppen spielen, ist es


immer ausgeglichen. Einmal gewinnen<br />

die Mädchen und d<strong>an</strong>n wieder die Buben.<br />

Die glauben, dass sie stärker sind<br />

und schneller. G<strong>an</strong>z oft sagen sie, dass<br />

Mädchen nicht mitspielen dürfen, weil<br />

Mädchen g<strong>an</strong>z einfach nicht kicken<br />

können. Es gibt schon ein paar<br />

Mädchen, die nicht kicken können, aber<br />

die können das g<strong>an</strong>z leicht lernen.<br />

M<strong>an</strong>chmal glauben die Buben, dass<br />

Mädchen eitel sind und sich nicht<br />

schmutzig machen wollen und deshalb<br />

nicht Fußball spielen. Aber das stimmt<br />

auch nicht, das glauben die nur. Und<br />

außerdem gibt es auch Buben, die so<br />

sind. Wenn sie den Fußballplatz besetzen,<br />

gehen wir trotzdem einfach rauf<br />

und sagen:„Schauen wir doch, wer besser<br />

ist.“ Ich verstehe nicht, warum die<br />

(Buben) immer allein spielen wollen –<br />

gemischte Teams sind doch viel besser.<br />

K<strong>an</strong>nst du dir Fußball nur mit<br />

Mädchen vorstellen?<br />

Nur Mädchen? Das wäre irgendwie<br />

schon g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Die Buben<br />

gehören dazu und die k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht<br />

ausschließen... die Buben machen das<br />

umgekehrt und schließen Mädchen aus<br />

– ich würde das aber nicht tun, weil<br />

m<strong>an</strong> auch nett und so ... fair sein muss.<br />

Ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen mit Mädchen in<br />

einem Mädchen-Verein und gegen <strong>an</strong>dere<br />

M<strong>an</strong>nschaften zu spielen. Ich kenne<br />

aber niem<strong>an</strong>den. Ich kenne ja nur<br />

Buben... Mädchenfußballklubs gibt es<br />

fast keine und die Buben haben g<strong>an</strong>z<br />

viele. Aber das ist überall so.<br />

Magst du (Profi-)Fußballerin werden?<br />

Bei uns gibt es doch keine... Weiß<br />

nicht, da muss eine ja g<strong>an</strong>z viel können.<br />

Bei viel trainieren geht das vielleicht...<br />

Mittelfeld würde ich spielen, da muss<br />

eine viel laufen, das ist gut für die Knochen<br />

und so, und dem Team k<strong>an</strong>n ich da<br />

am besten helfen und das ist mir schon<br />

sehr wichtig.<br />

Hast du einen eigenen Ball und Fußballschuhe?<br />

Fußballschuhe hab ich keine, aber<br />

Trainingsschuhe. Ball hab ich den ersten<br />

von der Mama und den zweiten hab ich<br />

von einer Freundin aus Engl<strong>an</strong>d geschenkt<br />

bekommen. In Engl<strong>an</strong>d spielen<br />

die öfter und besser Fußball, darum hatte<br />

sie ja auch einen dabei. Jetzt hab ich<br />

einen Plastikball, aber spielen tun wir<br />

mit einem richtigen Fußball. Der ist von<br />

einem Jungen und viel besser zum Spielen,<br />

außerdem wird er nicht so schnell<br />

kaputt. Die Buben haben immer bessere<br />

Sachen. Die brauchen sie, weil sie viel<br />

öfter trainieren. Das machen sie in der<br />

Sporthalle. Da sind die Fußballklubs<br />

und da treten sie gegen <strong>an</strong>dere M<strong>an</strong>nschaften<br />

<strong>an</strong>. Für uns Mädchen gibt es<br />

da nicht so viel und bei den Buben spielen<br />

Mädchen nicht mit. Einmal haben<br />

welche mitmachen dürfen, aber die haben<br />

sie rausgeworfen. Sie haben gesagt,<br />

dass sie zu schlecht sind.<br />

Was sagen deine Eltern?<br />

Der Mama ist das egal. Die findet<br />

es cool, dass ich spiele. Der Papa spielt<br />

m<strong>an</strong>chmal mit mir. Nicht sehr oft...<br />

wenn ich ein Bub wäre, würde er sicher<br />

öfter mit mir spielen. Im Fernsehen<br />

schaue ich m<strong>an</strong>chmal ein Match mit<br />

ihm <strong>an</strong> und am Computer hab ich eine<br />

eigene Fußballm<strong>an</strong>nschaft „FC Hau-ein-<br />

Tor“, die gegen seine <strong>an</strong>tritt und wenn<br />

Eisenstadt gegen eine <strong>an</strong>dere M<strong>an</strong>nschaft<br />

spielt, schauen wir uns die Spiele<br />

immer in der Sporthalle <strong>an</strong>. Dort sind<br />

viele Buben und wenige Mädchen.<br />

Wie ist Fußballspielen für dich? Wie<br />

spielt ihr, du und deine FreundInnen?<br />

Fußballspielen ist ein schönes Gefühl.<br />

Du musst keine Angst haben. Es<br />

passiert nichts. M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

sich die H<strong>an</strong>d oder den Fuß brechen.<br />

Das ist schlimm, wenn m<strong>an</strong> gut ist, weil<br />

m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n der M<strong>an</strong>nschaft fehlt, aber<br />

sonst nicht. Meistens spielen wir um<br />

Zuckerl, <strong>an</strong>dere Einsätze gibt es eigentlich<br />

nicht. Wegen dem Foulen und so<br />

passen wir beim Spielen auf. Trainer<br />

oder Schiri gibt es ja nicht, also müssen<br />

wir aufpassen. Wir machen keine gemeinen<br />

Sachen. Das darf m<strong>an</strong> bei uns<br />

eben einfach nicht. Einen Trainer hätte<br />

ich voll gerne. Ich könnte mir auch vorstellen,<br />

wenn ich das richtig machen<br />

wollen würde, jeden Tag zu trainieren,<br />

das müsste d<strong>an</strong>n halt sein. Im Turnunterricht<br />

in der Schule spielen wir nie<br />

Fußball. Die Lehrerin meint, wir müssen<br />

was für unseren Körper tun.<br />

Redest du mit <strong>an</strong>deren über Fußball?<br />

Nicht so oft. Würde ich aber gerne<br />

öfter machen. Meine Freundinnen sind<br />

nicht so interessiert und die Buben, die<br />

sagen d<strong>an</strong>n wieder:„Du k<strong>an</strong>nst das<br />

nicht und weißt eh nichts davon“. In der<br />

Schule gibt es ein Mädchen, das auch<br />

voll gern Fußball spielt, aber die geht<br />

nicht in meine Klasse und d<strong>an</strong>n ist das<br />

schwerer. Ich würde g<strong>an</strong>z viele<br />

Mädchen fragen wollen, wie Fußball für<br />

sie ist und die Burschen würde ich fragen,<br />

warum sie Mädchen immer ausschließen<br />

und immer gemein zu ihnen<br />

sind. Mädchen können das genau so, also<br />

können sie auch mitspielen. Und ich<br />

würde fragen, ob sie auch alle zuhause<br />

Fußball spielen, im Garten, im Haus, in<br />

der Wohnung. Ob sie auch einen Ball in<br />

ihrem Zimmer haben und ob ihr<br />

Schreibtisch d<strong>an</strong>n auch das Tor ist. Du<br />

Jenny ...<br />

Ja?<br />

Warum machst du das eigentlich<br />

über Fußball? Und warum nicht Tennis?<br />

Und wie ist das bei dir, spielst du auch<br />

Fußball?<br />

Ja, Fußball spiele ich auch. Nicht<br />

mehr so oft wie früher, aber als Mädchen<br />

hab ich g<strong>an</strong>z viel gekickt – genauso wie<br />

viele <strong>an</strong>dere Mädchen und genauso wie<br />

viele Jungen. Irgendwie haben immer alle<br />

Fußball gespielt, nur irgendw<strong>an</strong>n waren<br />

es nur noch die Buben. Die hatten<br />

Trainer und Vereine und Trikots und sind<br />

dadurch natürlich immer besser geworden.<br />

Aber am Anf<strong>an</strong>g haben alle gleich<br />

gut gespielt, Mädchen genauso wie Jungen.<br />

Ein Junge aus dem benachbarten<br />

Dorf spielt jetzt in der Nationalm<strong>an</strong>nschaft<br />

von Österreich und bekommt für<br />

ein gewonnenes Ländermatch Tausende<br />

von Euros. Wenn eine Frau ein Ländermatch<br />

spielt, bekommt sie fast gar<br />

nichts. Ich hab gelesen, dass Frauen, die<br />

im Finale um die Weltmeisterinnenschaft<br />

gespielt haben, mal nur eine<br />

Küchenmaschine dafür bekommen haben.<br />

Männerfußballverbände haben<br />

Frauen in den 1930er Jahren verboten,<br />

auf ihren Fußballplätzen zu spielen und<br />

weil die keine eigenen hatten und auch<br />

kein Geld, konnten sie gar nicht spielen.<br />

Es hat auch eine Zeit gegeben, in der<br />

Frauenfußball verboten war, nur weil<br />

Männer meinten, das ist nicht hübsch<br />

und nicht gesund für Frauen. Aber auch<br />

heute noch haben Frauen, die Fußball<br />

spielen, viele Probleme mit der Akzept<strong>an</strong>z<br />

und kaum Geld.<br />

Ein Frauenteam in Oberösterreich<br />

beispielsweise hatte nicht genug, um<br />

neue Dressen zu kaufen, so haben sie einen<br />

Kalender mit Bildern rausgebracht,<br />

auf denen sie fast nackt waren ... Darum<br />

mach ich das. Und warum spielst du<br />

nicht Tennis?<br />

Fußball ist leichter... aber das ist<br />

ziemlich gemein, oder? ❚<br />

fußballmädchen<br />

Links<br />

www.frauenfußball.at<br />

www.free.pages.at/mffv/<br />

www.wiener-frauenfussball.at.tf/<br />

www.aufschlag.org/ballerinas/<br />

index.html<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


Fo t o s : B a r b a ra H a u s n e r, I s a b e l l a Pe s s l<br />

sohoottakring<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Achtung Baustelle!<br />

Das Kunst- und Stadteilprojekt Soho in Ottakring ist längst zur fixen Größe im<br />

Wiener Kulturkalender geworden und entwickelt sich doch jedes Jahr weiter.<br />

Einige sp<strong>an</strong>nende Frauenprojekte lassen auch das feministische Herz höher schlagen.<br />

Von Gabi Horak<br />

Das Brunnenviertel ist eine<br />

Baustelle. Unter dem Motto<br />

„Aufwertung Brunnenviertel“<br />

wird das Gebiet rund um den<br />

bek<strong>an</strong>nten Brunnenmarkt in<br />

Ottakring umgestaltet, der Bürgerbeteiligungsprozess<br />

dazu beg<strong>an</strong>n schon<br />

2002 und seit kurzem wird nun<br />

tatsächlich gegraben, gebohrt, abgerissen<br />

und wieder aufgebaut. Für das zum<br />

achten Mal im Brunnenviertel stattfindende<br />

Kunstprojekt SOHO IN OTTA-<br />

KRING ist die Baustelle kein Hindernis –<br />

im Gegenteil. SOHO-Initiatorin Ula<br />

Schneider hat dem heurigen Festival<br />

einfach das Thema „Achtung Baustelle!<br />

Under construction!“ gegeben. Vierzig<br />

Kunstprojekte mit rund 150 Kunstschaffenden<br />

werden vom 20. <strong>Mai</strong> bis 3. Juni<br />

die öffentlichen Räume rund um Yppenplatz<br />

und Brunnenmarkt mit Ausstellungen,<br />

Konzerten, Perform<strong>an</strong>ces, Filmen<br />

und Diskussionen bespielen.<br />

Grabungsarbeiten. Ula Schneider hat<br />

die Diskussionen, Gerüchte und Probleme<br />

rund um die Baustelle bewusst mit<br />

verfolgt. „Da bricht schon einiges auf“,<br />

hat sie beobachtet. „Es wird in die Tiefe<br />

gegraben, auch im übertragenen Sinne,<br />

was das Strukturelle des Brunnenmarktes<br />

betrifft.“ Beim Bürgerbeteiligungsprozess<br />

hätte es oft sprachliche Probleme<br />

gegeben. Im Kontakt mit den BürgerInnen<br />

heute „merkt m<strong>an</strong> schon, dass<br />

m<strong>an</strong>che nicht genau wissen, was da los<br />

ist“, erzählt sie. Die Baustelle möchte<br />

die Festivalorg<strong>an</strong>isatorin aber prinzipiell<br />

als Ch<strong>an</strong>ce begreifen: Dadurch k<strong>an</strong>n es<br />

mehr Gespräche mitein<strong>an</strong>der geben,<br />

auch über <strong>an</strong>dere Themen und Lebensbereiche<br />

als den Umbau im engeren<br />

Sinn.<br />

Auch SOHO ist so eine Baustelle.<br />

Im achten Jahr gibt es wieder einige<br />

Änderungen am Projekt, es wird vor allem<br />

breiter und die Strukturen für kontinuierliche<br />

Kulturarbeit in Ottakring –<br />

über die zwei Festivalwochen hinaus –<br />

werden stabiler. Ula Schneider betont<br />

seit Jahren, dass sie sich ein kontinuierliches<br />

Kunstschaffen in ihrem Heimatviertel<br />

wünscht, wofür SOHO so etwas<br />

wie die Initialzündung ist, denn „für<br />

zwei Wochen ist der Aufw<strong>an</strong>d immens“.<br />

So wurde mit <strong>Mai</strong> ein 100 Quadratmeter<br />

großes Büro <strong>an</strong>gemietet, das als SO-<br />

HO-Projektwerkstatt auch außerhalb<br />

der Festivalzeit als Ver<strong>an</strong>staltungsort<br />

genutzt werden soll.<br />

Schon jetzt gibt es einzelne Projekte,<br />

die über längere Zeiträume laufen<br />

und auch solche, die sich im Rahmen<br />

von SOHO entwickelt haben und nun<br />

eigenständig das g<strong>an</strong>ze Jahr hindurch<br />

arbeiten. „Einige Künstler machen eigene<br />

Projekte“, erzählt Ula Schneider und<br />

findet das auch „o.k.“ „Das ist der Versuch,<br />

sich eine eigene Identität zu geben.<br />

Es gibt da auch unterschiedliche<br />

künstlerische Ansätze, die sich heraus<br />

kristallisiert haben. Das soll auch koexistieren<br />

können.“<br />

Eine weitere längerfristig <strong>an</strong>gelegte<br />

Kooperation ist jene mit dem freien<br />

Wiener TV-Sender Okto. Seit 18. April<br />

gibt es alle zwei Wochen die Sendung<br />

„FS SOHO“, die einerseits konkrete Aktionen<br />

zeigt, <strong>an</strong>dererseits auch im SO-<br />

HO-Archiv stöbern und aus dem Umfeld<br />

des Bezirkes berichten wird.


Frauenprojekte. Bei den vierzig SOHO-<br />

Projekten sind dieses Jahr „relativ viele<br />

Frauenprojekte“ dabei, freut sich Ula<br />

Schneider. Das hat sich bei den Einreichungen<br />

ergeben, ohne dass sie es sonderlich<br />

forciert hätte, aber „ich wollte<br />

das schon immer“.<br />

Neben dem Projekt „Baustelle : Gesellschaft“<br />

der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (siehe Kasten)<br />

gibt es beispielsweise eine Installation<br />

von Renate Kordon und Eva Wohlgemuth.„Urheberinnen“<br />

ist ein Projekt, das<br />

seit Herbst 2005 in Arbeit ist, SOHO ist<br />

das erste reale Ausstellungsprojekt, das<br />

am 20. <strong>Mai</strong> in der Grundsteingasse eröffnet<br />

wird, mit einem Trickfilm und der<br />

Perform<strong>an</strong>ce „Weißheiten“ der T<strong>an</strong>zcomp<strong>an</strong>y<br />

L’eau. Am Tag d<strong>an</strong>ach laden die<br />

Künstlerinnen zur „Heldinnenbefragung“:<br />

Jede k<strong>an</strong>n Fotos oder Attribute ihrer<br />

„Heldinnen“ mitbringen und mit <strong>an</strong>deren<br />

Erfahrungen und Meinungen dazu<br />

austauschen. All das k<strong>an</strong>n auch im Archiv<br />

der eigenen Website (www.urheberinnen.org)<br />

integriert werden, die d<strong>an</strong>n am<br />

25. <strong>Mai</strong> präsentiert wird.„Unser Website-<br />

Projekt Urheberinnen versucht die Kräfte<br />

auszuloten, die in der Gestaltung der Venusfigur<br />

vor 32.000 Jahren gewirkt haben,<br />

und ihre Position als scham<strong>an</strong>ische<br />

Vermittlerin, auf die Moderne umzuleiten.Wir<br />

sind während der Baustelle in<br />

SOHO IN OTTAKRING offen für neues<br />

Material und werden es dort sammeln“,<br />

erklären die Künstlerinnen online.<br />

Auch bei SOHO <strong>2006</strong> vertreten ist<br />

Stef<strong>an</strong>ie Wuschitz mit dem Trickfilm<br />

„Tetescha us“ (engl: She ist crossing borders):<br />

eine 10-minütige Dokumentation<br />

über Erinnerungen, Hypothesen, Fakten<br />

und Erfahrungen, die sie im Lib<strong>an</strong>on gesammelt<br />

hat, etwa bei den Frauen in den<br />

PalästinenserInnen-Camps. Ein weiteres<br />

Videoprojekt kommt von Barbara Hauser,<br />

die mit „Ohne Titel“ eine Mutter-Tochter-<br />

Beziehung,„eine Täter-Opfer-Beziehung“,<br />

beschreibt. Auf die Frage, wer Täterin und<br />

wer Opfer ist,„gibt es keine klare Antwort.<br />

Nur eine Baustelle Weiblichkeit“.<br />

Die „cooperation frieda“, eine Arbeits-<br />

und Ateliergemeinschaft von fünf<br />

Künstlerinnen, nimmt „<strong>an</strong>gesichts der<br />

Umbauarbeiten in der eigenen Ateliergemeinschaft“,<br />

ebenfalls am SOHO-<br />

Festival teil. frieda (Carla Knapp, Eva<br />

Königer, Andrea Mutschlechner, Mel<strong>an</strong>ie<br />

v<strong>an</strong> Bemmel, Angela Zwettler) öffnet<br />

ab 20. <strong>Mai</strong> ihre Ateliers und präsentiert<br />

Objekte, Bilder und Installationen.<br />

Am 28. <strong>Mai</strong> laden sie außerdem zum<br />

Open Space für Kooperationen mit <strong>an</strong>deren<br />

Künstlerinnen und am 3. Juni gibt<br />

es d<strong>an</strong>n ein Fest mit Sounds, Kulinarischem<br />

„und <strong>an</strong>deren constructions“.<br />

Life-spinnen.„sie spinnt“ heißt das multifunktionelle<br />

Projekt im Ragnarhof von<br />

Irene Kainz (Idee und Konzept) und Isabella<br />

Pessl (Materialbilder). Mittelpunkt<br />

ist eine Perform<strong>an</strong>ce der <strong>an</strong>deren Art:<br />

Drei Frauen werden abwechselnd am<br />

Spinnrad einen zwei-wochen-l<strong>an</strong>gen Faden<br />

spinnen und damit die fast vergessene,<br />

traditionell weibliche Tätigkeit des<br />

Spinnens als interkulturelles weibliches<br />

Rollenbild beleuchten. Parallel dazu werden<br />

Märchen vorgelesen, in denen das<br />

Spinnen vorkommt (immer Donnerstag<br />

bis Sonntag von 17 bis 21.00). Am Freitag<br />

soll schon ab 15.00 gesponnen werden –<br />

Baustelle : Gesellschaft, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Projekt bei SOHO <strong>2006</strong><br />

sofern das Wetter mitspielt draußen auf<br />

dem Brunnenmarkt – und Spinn-Geschichten<br />

auf Türkisch erzählt werden.<br />

Am 25. <strong>Mai</strong> wird es einen kostenlosen<br />

Workshop unter der Leitung der 80 jährigen<br />

Berta Bock geben (Anmeldung:<br />

sie_spinnt@gmx.at). Sie kommt aus jenem<br />

niederösterreichischen Ort, aus<br />

dem auch Irene Kainz stammt, die „Waldviertler<br />

Wurzeln“ waren daher auch die<br />

Inspirationsquelle zu der Kunstaktion.<br />

Das traditionelle Frauenbild, das<br />

durch die alte Tätigkeit des Spinnens erzählt<br />

wird, steht in starkem Kontrast<br />

zum aktuellen Frauenbild: Frauen, die<br />

aus ökonomischen Gründen ihre Körper<br />

verkaufen und sich sexuell prostituieren.<br />

Dieser Kontrast wird unter <strong>an</strong>derem<br />

durch die Materialbilder von Isabella<br />

Pessl thematisiert. Sie hat Frauenkörper<br />

aus dem Internet als Vorlage für Aktzeichnungen<br />

genommen, die auf ihren<br />

Bildern im Vordergrund, als Ware, dargestellt<br />

sind. Ebenso spielt die Künstlerin<br />

mit Werbeästhetik, indem sie Foliendruck<br />

und bunte Plastiktaschen mitverarbeitet.„Traditionell<br />

weibliche“ Gestaltungstechniken<br />

(nähen),„häusliche“<br />

Materialien (Vorh<strong>an</strong>gstoffe) und Einkaufsackerl<br />

werden in den Bildern mitein<strong>an</strong>der<br />

verbunden und sollen einerseits<br />

negative Klischees hervorrufen.<br />

Es gehe aber auch um die Frage:„Inwieweit<br />

bin ich Konsumentin, inwieweit<br />

werde ich selbst konsumiert.“<br />

Die Bilder von Isabella Pessl sind bis<br />

zum 3. Juni bei SOHO zu sehen: D<strong>an</strong>n<br />

werden bei der Finissage von „sie spinnt“<br />

Schafe aus Pappmaschée mit dem zweiwochen-l<strong>an</strong>gen<br />

Wollfaden umwickelt. ❚<br />

„Baustelle : Gesellschaft“ ist ein utopisches und partizipatives Projekt, mit dem Ziel, die Aufteilung und Struktur öffentlicher<br />

Räume neu zu verh<strong>an</strong>deln und feministisch zu besetzen. Öffentlichen Raum begreifen wir einerseits als konkreten<br />

Ort der Straße, <strong>an</strong>dererseits als umkämpfte Sichtbarkeit, die vor allem auch mediale Präsenz erfordert. Mit einem Screening<br />

einiger Perform<strong>an</strong>ces von Mujeres Cre<strong>an</strong>do wollen wir ein Beispiel für politisch-künstlerische Strategien zur Sichtbarmachung<br />

feministischer Positionen geben. Mujeres Cre<strong>an</strong>do sind ein feministisches Kollektiv, das sich 1992 in La Paz,<br />

Bolivien gegründet hat. Inhalt ihrer Arbeiten sind sowohl die Kritik patriarchaler Traditionen wie auch deren gegenwärtige<br />

Auswüchse wie die neoliberale Prekarisierung von Frauen. Eine ihrer zentralen Ausdrucksformen sind dabei Perform<strong>an</strong>ces,<br />

die fast immer auf der Straße stattfinden, sowie die Produktion von Graffitis. Als subkulturelles und grundsätzlich<br />

egalitäres „Basismedium“, um in öffentliche Räume einzudringen, wird diese Street Art ein weiteres Modell feministischer<br />

Raumeroberung sein. Gedacht ist hierbei entweder <strong>an</strong> die Realisierung der Graffitis durch eine feministische<br />

Graffitikünstlerin oder <strong>an</strong> die Präsentation exemplarischer Arbeiten der Frauenbewegung, die als Dias projiziert werden.<br />

Am 24. <strong>Mai</strong> (19.00) wird es eine Diskussion zu Strategien feministischer Öffentlichkeiten geben und am 3. Juni (19.00)<br />

eine abschließende Darstellung Diskussion der Öffentlichkeiten der Mujeres Cre<strong>an</strong>do.<br />

ottakringsoho<br />

SOHO IN OTTAKRING<br />

20.5. - 3.6., 16., Brunnenviertel,<br />

www.sohoinottakring.at<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


Fo t o s : w w w. t h e l w o rd o n l i n e . d e<br />

sitcomthe-l-word<br />

Is this the way we live <strong>an</strong>d love?<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Die US–amerik<strong>an</strong>ische Lesbenserie The-L-Word begeistert viele. In Internetforen und unter<br />

Freundinnen werden nicht nur die Episoden diskutiert, es wird auch darüber philosophiert,<br />

wie die Serie reale lesbische Lebenswelten beeinflusst. Von Julia Gröblacher<br />

Eine lesbische Fernsehserie ist<br />

eine Fernsehserie ist eine Fernsehserie.<br />

Eine Fernsehserie, die<br />

sich das Publikum hierzul<strong>an</strong>de<br />

d<strong>an</strong>k der Programmpolitik von<br />

ORF und PRO7 nicht in wohldosierten<br />

Abständen im TV, sondern gern allein<br />

oder in einer Runde am Stück <strong>an</strong>schaut.<br />

Ausgeborgt, heruntergeladen, raubkopiert<br />

– beschafft. Im vorliegenden Fall:<br />

ein unverschämt l<strong>an</strong>ges Wochenende<br />

mit der Freundin im Bett und den ersten<br />

beiden Staffeln am Laptop.<br />

Eine lesbische Fernsehserie also.<br />

Das bedeutet: Coming-Outs, Strap-Ons,<br />

blümer<strong>an</strong>te Identitäten und viel lesbi-<br />

scher Sex. Da gibt es: Heldinnen und<br />

Bösewichtinnen.<br />

Die Heldinnen sind nach einer bewährten<br />

Formel so <strong>an</strong>gelegt, möglichst<br />

unterschiedliche Typinnen zu repräsentieren<br />

und damit für möglichst jede Zuschauerin<br />

(und jeden Zuschauer) eine<br />

Möglichkeit der Identifikation, der Sympathie<br />

oder der Attraktion – kurz: des F<strong>an</strong>Inseins<br />

zu öffnen. Es gibt die Karrierefrau,<br />

die Häusliche, die Wilde, die Künstlerin, die<br />

Quirlige, die Sportliche. Die persönlichen<br />

Schwächen und Fehlbarkeiten, die gruppeninterne<br />

Konflikte heraufbeschwören,<br />

werden in der Serie sehr differenziert dargestellt,<br />

um die Sympathien nicht zu sehr<br />

zu beeinflussen, wie es scheint. Die Heldinnen<br />

sind komplex und menschlich.<br />

Die Bösewichtinnen hingegen sind<br />

Charaktere, die von außen in die Gruppe<br />

eindringen und die liebgewonnenen (rom<strong>an</strong>tischen/erotischen/freundinnenschaftlichen)<br />

Verbindungen und Beziehungen<br />

zu zerstören drohen. Sie sind<br />

wenig differenziert gezeichnet. Bestes<br />

Beispiel dafür ist Helena Peabody, die<br />

Bettes Liebes- und Berufsleben durch Intrigen<br />

und Bösartigkeit ins Chaos stürzt.<br />

Attraktive Charaktere. Eingeführt in die Serienwelt<br />

werden die ZuschauerInnen<br />

durch Jenny, Literatin und rehäugiges


Emotionstalent, die ihrem Freund Tim<br />

folgend nach L.A. zieht und sich fort<strong>an</strong><br />

durch komplizierte Verstrickungen und<br />

gebrochene Herzen auf allerlei Seiten zur<br />

„full-on girl-loving lesbi<strong>an</strong>“ entwickelt.<br />

Ihre Nachbarinnen, Bette und Tina,<br />

l<strong>an</strong>gjährige und paartherapieerprobte<br />

Partnerinnen, suchen ihr Glück in Kind<br />

und Familie und finden die Beziehungskrise.<br />

Bettes Schwester Kit sorgt, nachdem<br />

Jenny den Sex mit Männern nach<br />

und nach aufgibt, für die heterosexuellen<br />

Erzählstränge. Sh<strong>an</strong>e, cool und promisk,<br />

ist die <strong>an</strong>drogyne Typin der Gruppe<br />

– die Entschuldigung dafür, dass die <strong>an</strong>deren<br />

Hauptfiguren l<strong>an</strong>ge Haare und Stilettos<br />

tragen und stereotyp feminin inszeniert<br />

werden. Ihre Aufgabe im Verlauf<br />

der ersten 26 Folgen: ihre emotionalen<br />

Blockaden überwinden und sich von der<br />

Playerin in eine liebesfähige Monogamistin<br />

zu verw<strong>an</strong>deln. Alice, die auf einer<br />

Tafel in ihrem Wohnzimmer das unglaubliche<br />

Netzwerk der Liebschaften ihres Bek<strong>an</strong>ntenkreises<br />

dokumentiert und unermüdlich<br />

schwarze Edding-Striche von<br />

Name zu Name zieht, muss Beziehungen<br />

zu egoistischen Exfreundinnen und esoterisch<br />

<strong>an</strong>gehauchten lesbischen Männern<br />

durchtauchen, bis ihre beste Freundin<br />

D<strong>an</strong>a, die spätgeoutete Tennisspielerin,<br />

ihre Verlobung mit ihrer M<strong>an</strong>agerin<br />

löst und die beiden sich ein<strong>an</strong>der und<br />

ihrem Faible für Knutschflecken und Sextoys<br />

widmen können.<br />

Märchenhafte Lebenswelten. The L-Word ist,<br />

auch wenn das Titellied <strong>an</strong>deres verspricht,<br />

ein Märchen. Im Vorsp<strong>an</strong>n fällt<br />

die Zeile:„This is the way that we live<br />

<strong>an</strong>d love“. Eine stellvertretende Ansage<br />

für alle lesbischen Lebenswelten, die in<br />

L-Word nun dargestellt werden sollen?<br />

Unsere Art zu lieben, na gut. In Sachen<br />

Liebe und Beziehung werden in der Serie<br />

sehr viele mögliche Szenarien abgedeckt<br />

(auch wenn alle Liebschaften der<br />

Hauptfiguren auf eine monogame<br />

Zweierbeziehung abzielen), die beruflichen<br />

Leben der Frauen spiegeln aber die<br />

einer dünnen glücklichen Schicht wieder<br />

und nur wenig die tatsächlichen Lebensumstände<br />

vieler Lesben.<br />

Nicht dass sie alle im Geld schwimmen<br />

würden: g<strong>an</strong>z typinnengerecht hat<br />

Jenny die Rolle der hungernden Literatin<br />

und Sh<strong>an</strong>e die des Mädchens von der<br />

Straße, das sich ihr jetziges Leben zwischen<br />

schlechtbezahltem Job und Bar<br />

hart erkämpfen musste. Aber das ist ja<br />

nur der Anf<strong>an</strong>g. Was die Frauen im Verlauf<br />

der Serie nämlich gemeinsam haben,<br />

ist nicht so sehr Geld, sondern Erfolg und<br />

berufliche Entwicklung. Innerhalb der ersten<br />

beiden Staffeln feiern sie durch eigenes<br />

Engagement, Zufälle oder Förder-<br />

Innen plötzlich den Aufstieg von einer<br />

Unbek<strong>an</strong>nten bis Lokalgröße auf dem<br />

Ten-niscourt (D<strong>an</strong>a)/vor dem Laptop<br />

(Jenny)/in Haus und Heim (Tina)/als Journalistin<br />

(Alice)/im Frisiersalon (Sh<strong>an</strong>e)<br />

zum gefeierten oder zumindest vielversprechenden<br />

Talent. Die große berufliche<br />

Erfüllung, ein Aufgehen in und eine Identifikation<br />

mit der Karriere, wie viele Frauen<br />

nicht das Glück haben, sie zu kennen.<br />

West-Hollywood Rahmen. Wie politisch muss<br />

eine lesbische Fernsehserie nun sein?<br />

Themen wie Rassismus, Antisemitismus,<br />

Sexismus und Homophobie werden über<br />

verschiedene Figuren immer wieder ins<br />

Bewusstsein der Gruppe und dem des<br />

Publikums gebracht. Das funktioniert<br />

über Coming-Out-Geschichten und Reaktionen<br />

der Eltern, über Ressentiments<br />

und Vorurteile von ArbeitskollegInnen<br />

und -geberInnen, über die Konfrontation<br />

mit der eigenen Ethnizität, über die rechtlichen<br />

Schwierigkeiten in Sachen Kinderwunsch,<br />

Trennung und Sorgerecht. Das<br />

funktioniert aber auch g<strong>an</strong>z explizit: etwa<br />

wenn Jenny ihren Mitbewohner, der<br />

sie und Sh<strong>an</strong>e wochenl<strong>an</strong>g mit versteckten<br />

Kameras in intimsten Situationen<br />

gefilmt hat, <strong>an</strong>schreit:„What I w<strong>an</strong>t<br />

is for you to write ‚fuck me’ on your<br />

chest. Write it! Do it! And then I w<strong>an</strong>t<br />

you to walk out that door <strong>an</strong>d I w<strong>an</strong>t<br />

you to walk down the street. And <strong>an</strong>ybody<br />

that w<strong>an</strong>ts to fuck you, say:‚Sure,<br />

sure, no problem!’ And when they do,<br />

you have to say:‚Th<strong>an</strong>k you very very<br />

much’, <strong>an</strong>d make sure that you have a<br />

smile on your face. And then, you stupid<br />

fucking coward, you’re gonna know<br />

what it feels like to be a wom<strong>an</strong>.“<br />

The L-Word spielt in West-Hollywood,<br />

das dafür bek<strong>an</strong>nt ist, Lebensmittelpunkt<br />

vieler Lesben, Schwuler und Tr<strong>an</strong>sgender-<br />

Personen zu sein, und einen relativ geschützten<br />

Rahmen bietet, der sich in der<br />

Serie niederschlägt: Die Probleme der Protagonistinnen<br />

sind vielleicht wenig mit<br />

den Erfahrungen vieler lesbischer Zuschauerinnen<br />

vergleichbar. Aber dennoch:<br />

The L-Word ist eine lesbische Fernsehserie.<br />

Und unterhaltsam ist sie allemal. ❚<br />

lesben.nest<br />

jenny unger<br />

suche nach mir<br />

the-l-word<br />

mira sagt, ich muss mich vorstellen. sie meint, als neue<br />

schreiberin für das lesbennest muss ich hier doch sagen,<br />

wer ich bin. da hat sie schon irgendwie recht. nur, wie ich<br />

das machen soll, hat sie mir nicht gesagt ... mira übrigens ist<br />

eine freundin; eine, die mich immer dazu bringt irgendetwas<br />

bei ihr zu arbeiten, wenn ich sie nur einfach besuchen<br />

will. mal räume ich den geschirrspüler aus, ein <strong>an</strong>dermal<br />

lackiere ich irgendwelche tische für sie, tausche die kaputte<br />

glühbirne aus und schraube einen kasten zusammen. das<br />

nächste mal schlaf ich d<strong>an</strong>n auf ihrer couch, weil sie nicht<br />

allein in ihrer wohnung sein mag, und auf einem fest hole<br />

ich ihr bier, wenn sie d<strong>an</strong>ach bittet, obwohl ich gerade überhaupt<br />

keine lust habe, bier zu holen. abende mit ihr sind immer<br />

therapieartig <strong>an</strong>strengend. einmal hat sie mir gesagt,<br />

dass ich mich vermutlich selbst nicht kenne und dass ich<br />

vielleicht nicht einmal weiß, wie ich meine frühstückseier<br />

mag. mittlerweile hab ich herausgefunden, dass ich überhaupt<br />

keine eier frühstücken mag, weil die sich mir auf den<br />

magen schlagen, und dass das aus einem film sein soll. aber<br />

irgendwie hatte sie schon recht damals. und deshalb bin ich<br />

seitdem auf der suche nach mir. ich hänge nämlich in der<br />

queeren luft und suche eine identität für mich. früher mal<br />

hab ich gesagt, ich bin butch. jetzt weiß ich nicht mal mehr,<br />

ob ich sagen k<strong>an</strong>n, dass ich eine lesbe bin. viele sachen sind<br />

für mich schwer geworden zu benennen, obwohl sie sich<br />

nicht verändert haben. ich trage immer noch die gleichen<br />

hosen und tshirts, darüber ab und zu ein hemd und verliebe<br />

mich in ... frauen wollte ich schreiben, aber stimmt ja gar<br />

nicht. nicht immer sind es frauen, m<strong>an</strong>che waren mal frauen<br />

und m<strong>an</strong>che werden erst welche, m<strong>an</strong>chmal waren sie gar<br />

keine und wollen auch keine werden. und m<strong>an</strong>chmal, da<br />

verliebe ich mich leider gar nicht. hatte nicht mira dazu<br />

auch einmal etwas wichtiges zu sagen?<br />

Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Ilse Kilic: „Wenn ich ein Vöglein wär“<br />

Pia Palme: „Orchidee“<br />

Elisabeth Harnik, Katharina Klement<br />

u.a.:„sounddog“<br />

velvet voices: „essence“<br />

Anna Zauner-Pagitsch: „Esp<strong>an</strong>oletas“<br />

und „Libro II“<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Von Fauna und Flora<br />

Durch gemeinisvolle Kl<strong>an</strong>gfarben, Stimmungsbilder und in längst verg<strong>an</strong>gene<br />

Zeiten reist Regina Himmelbauer<br />

„Eins zwei drei, Kindchen, iss<br />

den Brei, zwei drei vier, kämm<br />

die Haare dir“, krächzt Ilse Kilic<br />

bedrohlich, und die folgenden<br />

Kinderliedchen wie „Fuchs, du<br />

hast die G<strong>an</strong>s gestohlen“ oder „Schlaf<br />

Kindlein schlaf“ sollten den eigenen<br />

Kids nur vorgespielt werden, wenn m<strong>an</strong><br />

möchte, dass sie in der Nacht von Alpträumen<br />

verfolgt werden. Da werden<br />

Stimmen verzehrt, Textzeilen beschwörend<br />

wiederholt, mit seltsamen<br />

Geräuschen und unerhörten Klängen<br />

hinterlegt. Ilse Kilic ist „Wenn ich ein<br />

Vöglein wär“ zusammen mit Mischa Fischer<br />

und Fritz Widhalm eine wunderbar<br />

<strong>an</strong>archisch-hexische CD gelungen,<br />

die das Bedrohungspotential heimischer<br />

Kinderliedklassiker bloßlegt, von<br />

dem wir vorher nicht einmal etwas geahnt<br />

haben. Großartig. (Eigenverlag; Bestellungen<br />

unter www.dfw.at).<br />

„Orchidee“ heißt die CD (Extraplatte<br />

EX 641-2) der Musikerin Pia Palme,<br />

und fremdartig schön sind auch die<br />

Klänge, die Palme auf ihren unterschiedlichen<br />

(vor allem tiefen) Blockflöten<br />

interpretiert, sich mit ihrer Stimme<br />

und mit Hilfe von Elektronik zu Improvisationen<br />

inspirieren lässt. Die Formbarkeit<br />

des Kl<strong>an</strong>gs, die Anreicherung der<br />

Kl<strong>an</strong>gfarbe, die Belebung des Kl<strong>an</strong>gs<br />

durch vari<strong>an</strong>tenreiche Ansprache des<br />

Instruments erfordern ein genaues Hinhören,<br />

um die zumeist vorsichtige Weiterentwicklung<br />

der „Laute“ mitzuverfolgen.<br />

Ausbrüche sind selten, auch Höhepunkte<br />

im klassischen Sinn. Eine ge-<br />

heimnisvolle Musik aus zusammengesetzten<br />

Linien, die immer wieder in facettenreichen<br />

Flächen aufgehen.<br />

Stehen bei Pia Palme Kompositionen<br />

und Improvisationen noch nebenein<strong>an</strong>der,<br />

ist die CD „sounddog“ (Extraplatte<br />

6432) rein improvisiert. Elisabeth Harnik<br />

(Clavichord), Katharina Klement (Klavier)<br />

sowie Josef Novotny (Elektronik), Fredi<br />

Pröll (Perkussion) und Uli Winter (Cello)<br />

haben <strong>an</strong> einem Tag fünf höchst unterschiedliche<br />

Tracks eingespielt. Dabei war<br />

alles erlaubt, was <strong>an</strong> einem Instrument so<br />

<strong>an</strong> Klängen herauszuholen war. Dennoch<br />

ist keine bloße Beliebigkeit zu erkennen:<br />

Im Stimmungsbild scheinen sich die MusikerInnen<br />

einig gewesen zu sein. Ein Experiment,<br />

das als Live-Erlebnis sicherlich<br />

noch zusätzliche Elemente der Sp<strong>an</strong>nung<br />

und Überraschung vermitteln könnte.<br />

Wer weniger das Experiment, sondern<br />

lieber Bek<strong>an</strong>ntes und Populäres in<br />

neuen Verpackungen liebt, sei die neueste<br />

CD des 2002 gegründeten Vokalensembles<br />

velvet voices (Coretta Kurth,<br />

T<strong>an</strong>ja Raich, Gerda Rippel und Monika<br />

Trotz) empfohlen. Auf „essence“ stehen<br />

Hits wie „Come togehter“ oder „Somewhere<br />

over the rainbow“ zumeist in eigenen<br />

Arr<strong>an</strong>gements neben Eigenkompositionen<br />

der Ensemblemitglieder. Mit<br />

samtigen Stimmen verstehen sie es zwischen<br />

Backgroundges<strong>an</strong>g, perkussiven<br />

Impulsen und hervortretender Solostimme<br />

überg<strong>an</strong>gslos zu wechseln. Die Stimmen<br />

mischen sich in puren, wohl intonierten<br />

Klängen. Sie schaffen es eigene<br />

Stimmcharakteristiken zu entwickeln. So<br />

wechseln die Lieder zwischen ruhig<br />

schwingendem jazzigem Betrachten<br />

und <strong>an</strong>feuernd-treibenden poppigen<br />

Songs. Für Freundinnen puren weiblichen<br />

Ges<strong>an</strong>gs unbedingt zu empfehlen.<br />

Kurz hinterein<strong>an</strong>der sind von der<br />

Harfenistin Anna Zauner-Pagitsch zwei<br />

CDs erschienen, die versucht, jahrhundertealte<br />

Harfenmusik auf historischen<br />

Originalen nachgebauten Instrumenten<br />

zu rekonstruieren. Auf „Esp<strong>an</strong>oletas“ (arpa-records/Vertrieb<br />

Extraplatte) sind<br />

Stücke aus einer sp<strong>an</strong>ischen Harfenschule,<br />

die um 1677 in Madrid erschienen ist,<br />

zu hören. Lucas Ruiz de Ribayaz hat darin<br />

nicht nur Spieltechnik und Notation der<br />

sp<strong>an</strong>ischen Gitarre und Harfe beschrieben,<br />

sondern auch damals populäre Tänze<br />

gesammelt. Da damals Tempo und<br />

Rhythmus eines bestimmten T<strong>an</strong>zes als<br />

bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt werden konnten,<br />

wurden in der Harfentabulatur nur die<br />

Tonhöhen notiert. So bedarf es heute genauer<br />

historischer Kenntnisse, diesen liebenswerten<br />

Miniaturen neue Frische<br />

einzuhauchen, was Anna Zauner-Pagitsch<br />

überzeugend gelingt. Die zweite<br />

CD ist dem neapolit<strong>an</strong>ischen Harfenvirtuosen<br />

Asa<strong>an</strong>io Mayone (um 1565 – 1627)<br />

und dessen „Libro II“ (arpa-records/Vertrieb<br />

Extraplatte) gewidmet. Dies sind<br />

nun keine T<strong>an</strong>zstücke, sondern instrumentale<br />

F<strong>an</strong>tasien, die die Loslösung der<br />

Instrumentalmusik von der Vorherrschaft<br />

der Vokalmusik zu Ende des 16.<br />

Jahrhunderts belegen. Eine wundersame<br />

Fortspinnung von Tonketten und ausgezierten<br />

Intervallfolgen. ❚


Auslaufmodell Mutter<br />

Hilde Schmölzer erzählt in sp<strong>an</strong>nenden Details die jahrtausendel<strong>an</strong>ge<br />

Geschichte der Mutterschaft. Ihr Buch ist aber auch<br />

ein kritischer, feministischer Beitrag zur aktuellen<br />

Kinderschwund-Diskussion. Von Gabi Horak<br />

Warum sollen wir nicht positive<br />

Utopien entwerfen und dar<strong>an</strong><br />

glauben dürfen in einer Welt,<br />

die ihrer so dringend bedarf?“<br />

Hilde Schmölzers letzter Satz ist<br />

nicht zufällig eine Frage. Sie hat keine<br />

letztgültigen Antworten auf die vielen<br />

offenen Fragen rund um Mutterschaft<br />

und vor allem deren Vereinbarkeit mit<br />

selbstbestimmtem Frauenleben. Die Leistung<br />

ihres Buches liegt wo<strong>an</strong>ders:„Die<br />

abgeschaffte Mutter“ erzählt kurzweilig<br />

die medizinische, soziologische und philosophische<br />

Geschichte der Mutterschaft,<br />

beginnend mit deren Verehrung<br />

in Matriarchaten bzw. matrilinearen Gesellschaften.<br />

Das waren Zeiten, als Göttinnen<br />

das tr<strong>an</strong>szendente Denken bestimmten,<br />

Göttinnen, die aus sich selbst<br />

heraus und ohne männliches Zutun gebären<br />

konnten. Mit der Etablierung des<br />

Patriarchats und des Christentums wurden<br />

die Göttinnen abgeschafft, was<br />

„dramatische Auswirkungen auf das<br />

Selbst-Bewusstsein der Frau“ hatte, ist<br />

Hilde Schmölzer überzeugt.<br />

Die Auslöschung der Schöpfungsgöttin,<br />

die ersetzt wurde durch einen<br />

Gott, der aus dem Nichts erschaffen<br />

k<strong>an</strong>n, passierte selbstverständlich nicht<br />

über Nacht. „Diese Revolte war so ungeheuerlich,<br />

dass es Jahrtausende bedurfte,<br />

ehe sie sich in den Köpfen der Menschen<br />

festsetzen konnte...“ und noch im<br />

frühchristlichen Europa wetterten Kirchenmänner<br />

gegen Fruchtbarkeitskulte,<br />

die sich vor allem im ländlichen Raum<br />

erhalten hatten. Sich diese zeitlichen<br />

Dimensionen bewusst zu machen, erscheint<br />

ein wesentlicher Aspekt zu sein:<br />

Weibliche Schöpfungsmythen und -<br />

rituale waren so stark, so authentisch,<br />

so stimmig, dass sie nur gewaltsam<br />

und nach Jahrtausenden fast bis zur<br />

Gänze unterdrückt werden konnten.<br />

Und dieses „fast“ ist der springende<br />

Punkt:Wer sagt, dass wir unsere Wurzeln<br />

nicht wieder <strong>an</strong> die Oberfläche holen<br />

können, im Kleinen und irgendw<strong>an</strong>n<br />

im Großen unser Frausein und Muttersein<br />

wieder d<strong>an</strong>ach ausrichten können?<br />

Diese Utopie ist es, die Hilde<br />

Schmölzer möglich macht, wenn sie in<br />

vielen Details rekonstruiert, wie es dazu<br />

kam, dass aus der in Fruchtbarkeitskulten<br />

verehrten Muttergöttin die abgeschaffte<br />

Mutter wurde, die zuerst selbstverständlich,<br />

d<strong>an</strong>n unrein, d<strong>an</strong>n belastend<br />

wurde und schließlich im Zuge der<br />

Reproduktionsmedizin sogar ersetzt und<br />

somit unnötig werden könnte. Neben allen<br />

historischen und belegten Details<br />

sind es gerade die persönlichen Kommentare<br />

der Autorin zwischendurch, die<br />

das Buch so erfrischend zu lesen machen.<br />

Beispielsweise ist der christliche<br />

Schöpfungsbericht,„die Geschichte mit<br />

der Rippe d<strong>an</strong>n endgültig lächerlich, und<br />

wir fragen uns neuerlich, wie es möglich<br />

ist, dass die Menschheit diese seltsamen<br />

Verdrehungen – die Geburt einer Frau<br />

aus einem M<strong>an</strong>n – <strong>an</strong>nehmen und für<br />

Jahrtausende glauben konnte.“<br />

Weil der gebärende M<strong>an</strong>n in der<br />

Realität auf biologische Grenzen stößt,<br />

„muss das Patriarchat die Fruchtbarkeit<br />

der Frau zumindest kontrollieren.“ An<br />

diesem Punkt widmet sich Hilde Schmölzer<br />

ausführlich der Medizingeschichte,<br />

um den Umg<strong>an</strong>g mit Sexualität, Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

und Mutterschaft nachzuzeichnen.<br />

Es ist einmal mehr eine Geschichte<br />

der Auslöschung weiblicher Traditionen,<br />

der Entwertung von ursprünglich<br />

Wertvollstem, der „rücksichtslosen<br />

Zw<strong>an</strong>gsbewirtschaftung weiblicher<br />

Fruchtbarkeit“. Die Autorin h<strong>an</strong>delt sich<br />

von Jahrhundert zu Jahrhundert und<br />

bettet das Thema Mutterschaft in viele<br />

kaum bek<strong>an</strong>nte Details, was das Buch<br />

streckenweise so sp<strong>an</strong>nend zu lesen<br />

macht wie einen Krimi.<br />

Bis ins 16. Jahrhundert etwa mussten<br />

junge Mütter vier bis sechs Wochen<br />

nach der Geburt des Kindes „Buße“<br />

für den vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen Geschlechtsverkehr<br />

tun und durften das Haus in<br />

dieser Zeit nicht verlassen. Starb eine<br />

Wöchnerin vor Ablauf der „Reinigungszeit“,<br />

wurde ihr die Beerdingung im<br />

Friedhof verweigert. Schließlich befasst<br />

sich Hilde Schmölzer noch mit der<br />

„Mütterfrage“ in der Zweiten Frauenbewegung,<br />

den Interessenskonflikten zwischen<br />

Müttern und kinderlosen Frauen.<br />

Grundlegend ist dabei – wie sie durch<br />

dieses Buch beweist – die Tatsache, dass<br />

Mutterschaft für Frauen d<strong>an</strong>k jahrtausendel<strong>an</strong>ger<br />

patriarchaler Prägungen<br />

zur Last geworden ist. „Frauen ziehen<br />

aus diesem Dilemma ihre persönlichen<br />

Konsequenzen: Sie bleiben immer häufiger<br />

kinderlos. ... Die viel gepriesene<br />

Wahlfreiheit ist also keine.“ ❚<br />

lese.zeichen<br />

Hilde Schmölzer:<br />

Die abgeschaffte Mutter<br />

Der männliche Gebärneid<br />

und seine Folgen<br />

Promedia 2005, Euro 21,90<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Wo sich Fuchs und Harrer ...<br />

Liebes M<strong>an</strong>delbaum-Team! Warum<br />

macht ihr immer so schöne Kochbücher,<br />

in edle Leineneinbände<br />

gehüllt und mit eleg<strong>an</strong>ten Lesebändchen<br />

versehen? Die traut frau sich ja<br />

gar nicht sie praktisch einsetzen. Nur<br />

gut, dass die Rezepte immer auf einer<br />

Seite stehen. Da erspart sich die<br />

wackere Brutzlerin und Bäckerin Olivenöl-,<br />

Dotter- oder Pecorinobatzer,<br />

die zw<strong>an</strong>gsläufig beim Umblättern<br />

während des küchentechnischen H<strong>an</strong>tierens<br />

entstehen würden.<br />

Falls sie überhaupt vor lauter Lachen<br />

ob der Ausführungen, Erklärungen<br />

und Hintergrundgeschichten der<br />

Rezepturen zum Kochen kommt. Denn<br />

was die Harrer und die Fuchs (ihres<br />

Zeichens ja eigentlich vom Brotberuf<br />

im „St<strong>an</strong>dard“-Schreibende und hier<br />

noch vieles mehr) zum Besten geben,<br />

verleitet in erster Linie eher zum Einstecken<br />

in die Tasche, um d<strong>an</strong>n zum<br />

Beispiel in der U-Bahn hervorgefischt<br />

und verschlungen zu werden (sehr<br />

hilfreich, um morgendliche U-Bahnfahrten<br />

un„<strong>an</strong>gfressen“ zu überstehen).<br />

Welche sich von den Lach<strong>an</strong>fällen<br />

erholt hat, darf sich <strong>an</strong>s Werk machen<br />

– und vorher auf die Suche. M<strong>an</strong>che<br />

Rezepte sind doch sehr „extraordinaire“<br />

und für die schnelle Alltagsküche<br />

(geschweige denn für die Wellness-<br />

Light-Linie) nicht g<strong>an</strong>z sooo geeignet:<br />

„Stierhoden in Rahmsauce“ oder „Tauben,<br />

mit Couscous gefüllt“ (vor allem,<br />

wenn es sich nicht um die Tauberln<br />

aus dem Beserlpark ums Eck h<strong>an</strong>delt).<br />

Das „Essighuhn“ oder „Zucchinigratin,<br />

mediterr<strong>an</strong>“ sind da schon einfacher<br />

zu kreieren.<br />

Und die Fuchs/Harrer’sche Ausführung<br />

über die oberösterreichische<br />

L<strong>an</strong>dessäure lassen der Rezensentin<br />

Heimweh-Lach-Tränen ins Auge steigen.<br />

Bonustrack:<br />

Alle Rezepte des ersten Fuchs/<br />

Harrer Kochouvres „Als Oma im Keller<br />

Quargel aß“ liegen nun im „Besoffenen<br />

Kapuziner“ säuberlich geordnet<br />

und aufgelistet vor.<br />

Petra Öllinger<br />

Christa Fuchs, Gudrun Harrer:<br />

Besoffene Kapuziner und <strong>an</strong>dere Rezepturen zur<br />

kulinarischen Verbesserung Mitteleuropas<br />

Illustrationen Moidi Kretschm<strong>an</strong>n.<br />

M<strong>an</strong>delbaum Verlag 2005, 19,90 Euro<br />

Feministischer Spazierg<strong>an</strong>g<br />

Am 6. <strong>Mai</strong> <strong>2006</strong> jährt sich zum 150.<br />

<strong>Mai</strong>l der Geburtstag von Sigmund<br />

Freud.<br />

Wer dies zum Anlass nehmen will,<br />

sich genauer über die Geschichte der<br />

Psycho<strong>an</strong>alyse zu informieren, hat die<br />

Qual der Wahl zwischen unzähligen<br />

einschlägigen Kompendien. Es ist vor<br />

allem die Her<strong>an</strong>gehensweise der Autorinnen<br />

durch die sich das vorliegende<br />

Buch positiv von diesem Meer <strong>an</strong><br />

Publikationen abhebt.<br />

Ausgehend von konkreten Schauplätzen<br />

in Wien erzählen die Autorinnen<br />

von Menschen, die selbst die Geschichte<br />

der Psycho<strong>an</strong>alyse mitgeschrieben<br />

haben oder mit ihr in<br />

Berührung kamen.<br />

Dabei werden vor allem jene<br />

Frauen fokussiert, die <strong>an</strong>dere AutorInnen<br />

oft in der zweiten Reihe hinter<br />

dem „Meister“ verschwinden lassen<br />

oder erst gar nicht erwähnen. Ohne<br />

weibliche Hilfe hätte Freud seine<br />

Theorien nicht entwickeln können,<br />

das zeigen die Autorinnen deutlich<br />

und meinen in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

nicht nur Ehefrau, Tochter oder<br />

Mitarbeiterinnen. Zahlreiche Patientinnen<br />

wurden selbst zu Analytikerinnen<br />

und prägten die Entwicklung<br />

und Verbreitung der Psycho<strong>an</strong>alyse<br />

maßgeblich. So führt uns das Buch<br />

auf einen feministischen Spazierg<strong>an</strong>g<br />

durch das Wien der Jahrhundertwende<br />

und der Psycho<strong>an</strong>alyse.<br />

Vor dem bildhaft beschriebenen sozio-politischen<br />

Hintergrund verdichten<br />

sich Biografien und Schauplätze<br />

zu lebendigen historischen Szenarien.<br />

Diese Vielschichtigkeit macht das<br />

Buch zur sp<strong>an</strong>nenden und flüssig lesbaren<br />

Lektüre, die imst<strong>an</strong>de ist, auch<br />

die bereits vielerorts breitgewalzte<br />

Geschichte der Psycho<strong>an</strong>alyse noch<br />

mit neuen und feministischen Einblicken<br />

zu erhellen.<br />

Claudia Saller<br />

Lisa Fischer, Regina Köpl: Sigmund Freud.<br />

Wiener Schauplätze der Psycho<strong>an</strong>alyse<br />

Böhlau 2005, 19,- Euro<br />

Geschönte Erinnerungen<br />

Es ist Frühling im Jahrzehnt von Reag<strong>an</strong>,<br />

Thatcher und Kohl. Der Himmel<br />

ist blau. Irgendwie bin ich alt geworden.<br />

Irgendwie war ich bereit gewesen,<br />

nach Wien zurückzukehren, um<br />

<strong>an</strong> diesem möglicherweise absurden<br />

Zusammentreffen von Sechzigjährigen<br />

teilzunehmen.“ Die amerik<strong>an</strong>ische<br />

Psychotherapeutin Edith Foster<br />

kommt nach fast fünfzig Jahren wieder<br />

in ihre Geburtsstadt. Der Grund:<br />

ein Klassentreffen. Sie, die aus einer<br />

jüdischen, sozialdemokratischen Familie<br />

stammt, war 1937 mit ihrem<br />

M<strong>an</strong>n ins schwedische Exil geg<strong>an</strong>gen.<br />

Später lebte sie in Australien und d<strong>an</strong>ach<br />

in den USA.


Foster spaziert durch ihr Wien, erinnert<br />

sich und stellt unbequeme Fragen,<br />

wo die <strong>an</strong>deren lieber „ums Thema<br />

herum“ reden. Denn beim Treffen<br />

mit den ehemaligen Mitschülern und<br />

Mitschülerinnen soll der schöne<br />

Schein gewahrt werden. Doch was ist<br />

aus den ehemaligen Nazis, was aus<br />

den MitläuferInnen, und was aus den<br />

jüdischen MitschülerInnen geworden?<br />

Hat sich etwa gar nicht so viel verändert<br />

über die Jahre? Und was bleibt<br />

uns in Erinnerung?<br />

Fosters Buch versucht auf einer<br />

sehr persönlichen Ebene Antworten<br />

auf diese Fragen zu geben.<br />

Jutta Sommerbauer<br />

Edith Foster: Über die Jahre. Ein Klassentreffen in Wien<br />

Aus dem Amerik<strong>an</strong>ischen von Ines Rieder.<br />

Mit einem Nachwort von Frigga Haug,<br />

Milena Verlag 2005, 15,90 Euro<br />

Wien und die Frauen<br />

Über Petra Ungers Rundgänge durch<br />

Wien haben die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (06/2005)<br />

schon berichtet. Nun gibt es ihre<br />

Frauenspaziergänge im Rahmen einer<br />

neuen Buchreihe mit Wien-Schwerpunkt<br />

auch zum Nachlesen.<br />

In bewährt engagierter M<strong>an</strong>ier<br />

zeigt Petra Unger, dass Frauengeschichtsschreibung<br />

eigentlich kein<br />

Spazierg<strong>an</strong>g ist, vor allem deshalb,<br />

weil sie der traditionellen Historiographie<br />

gegen den Strich geschrieben<br />

werden muss.<br />

In 55 doppelseitigen Einträgen<br />

werden bek<strong>an</strong>nte und weniger bek<strong>an</strong>nte<br />

Frauen porträtiert, der Steph<strong>an</strong>sdom<br />

wird auf Frauendarstellungen<br />

abgeklopft, die Wiener Marktfrauen<br />

bekommen ihr längst fälliges<br />

Denkmal, die Pestsäule wird genauer<br />

unter die Lupe genommen, den Anfängen<br />

der Prostitution und des Frauenwahlrechts<br />

nachgespürt.<br />

Und mit „Es war einmal eine<br />

Frauenministerin“ legt Petra Unger<br />

den Finger auf eine noch g<strong>an</strong>z frische<br />

Wunde. Genau dieser differenzierte<br />

Blick auf Frauen und ihre (bis herauf<br />

zur Gegenwart verstümmelte) Geschichte<br />

ist es, der diese kleine<br />

Sammlung mit Wien-Konnex so wert-<br />

voll macht. Denn wie die Autorin im<br />

Vorwort selbst meint: „Frauengeschichte<br />

zu erfahren, ist nicht immer<br />

leicht.“<br />

Bibi Klein<br />

Petra Unger: Frauenspaziergänge<br />

Wo sich Frauen in Wien am besten treffen.<br />

Metro-Verlag <strong>2006</strong>, 9,90 Euro<br />

Schweinchen gehabt ...<br />

... im doppelten Sinn des Wortes<br />

haben Magda und Lisa – zwei Schweinemädchen,<br />

die eine dicke Freundinnenschaft<br />

verbindet.<br />

Beide verfügen über spezielle<br />

Fähigkeiten und Eigenschaften.<br />

(Beinah)-Unerschrockenheit, Tapferkeit,<br />

Stärke, Mut, Schnelligkeit und<br />

Sauschlauheit helfen ihnen, den gefährlichen<br />

Weg von der Schule nach<br />

Hause zu meistern. Gefährlich deswegen,<br />

weil sich eine Gruppe von<br />

Schweinebuben vor den beiden<br />

Freundinnen aufbaut, und so wie sie<br />

das tun, verheißt das nichts Gutes.<br />

Was d<strong>an</strong>n auf den folgenden Seiten<br />

abgeht <strong>an</strong> Aufmischerei der Saujungs,<br />

Einsatz eines Baumstamms als Brücke<br />

inklusive nervenaufreibenden Bal<strong>an</strong>ceakt<br />

gefolgt vom glimpflich endenden<br />

Absturz, Umleitung des Baustellen-Drachen-Baggers,<br />

auf dass er die<br />

Jungs in die Flucht schlägt usw. ist<br />

saukomisch.<br />

Die Bilder von Kathrin Schäfer,<br />

die auch den Text geschrieben hat,<br />

bezaubern durch ihren Witz (selten<br />

wurden verdutzte Schweinebuben so<br />

wunderbar aufs Papier gebracht)<br />

und ihre Unüberfülltheit, da bleibt<br />

noch viel Platz für eigene Geschichten!<br />

Dass der Papa von Lisa mit<br />

Kochschürze und Topf bewehrt sein<br />

Schweinekind <strong>an</strong> der Wohnungstür<br />

empfängt ist ein sehr nettes Detail.<br />

Eine kleine Sorge bleibt jedoch bestehen:<br />

Ist das fellartige Ding, das<br />

Magdas Schultasche ziert, eh nicht<br />

echt?<br />

Petra Öllinger<br />

Kathrin Schärer:<br />

Zwei dicke Freundinnen<br />

Sauerländer <strong>2006</strong>, 14,30 Euro<br />

Ab 3 Jahren<br />

neu.l<strong>an</strong>d<br />

Tyma Kraitt<br />

Alltagsrassismus<br />

lese.zeichen<br />

Rassismus ist nichts Neues, er ist hier auch keine Seltenheit.<br />

Gelegentlich k<strong>an</strong>n es schon mal zu Übergriffen kommen.<br />

Und wenn schon. Weshalb sich dem überhaupt noch<br />

widmen? Macht es Sinn sich etwas scheinbar so Alltäglichem<br />

entgegenzustellen? Die Antwort darauf k<strong>an</strong>n nur<br />

heißen, es macht Sinn. Jeder einzelne Übergriff ist genau<br />

einer zu viel. So musste ich mir erst neulich mit <strong>an</strong>sehen,<br />

wie während der Fahrt in der U-Bahn ein junger M<strong>an</strong>n,<br />

afrik<strong>an</strong>ischer Herkunft, verbaler Attacken auf tiefstem Niveau<br />

ausgesetzt war. „Du Drogendealer, geh zurück in den<br />

Busch, scheiß N...“ waren nur wenige Kostproben von<br />

dem, was er sich <strong>an</strong>zuhören hatte. Er blieb still. Dabei war<br />

er nicht der einzige. Niem<strong>an</strong>d im Wagon schien sich auch<br />

nur die kleinste Mühe machen zu wollen etwas zu entgegnen.<br />

Dieser Zust<strong>an</strong>d wurde natürlich von dem Rassisten<br />

genutzt, um seiner Hasstirade weiterhin freien Lauf zu lassen.<br />

Auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel, wollte sich der<br />

junge Afrik<strong>an</strong>er nichts von seiner Betroffenheit <strong>an</strong>merken<br />

lassen und zog es vor den rassistischen Attacken mit<br />

scheinbarer Ignor<strong>an</strong>z zu begegnen. So entschloss ich mich,<br />

trotz meines eher schüchternen Naturells, etwas zu sagen,<br />

denn bloßes Schweigen war g<strong>an</strong>z einfach nicht mehr drin.<br />

„Schleich di Ham in die Türkei“, wurde mir von dem offensichtlich<br />

verärgerten M<strong>an</strong>n entgegnet. So fühlte er sich<br />

womöglich durch die Tatsache provoziert, dass eine junge<br />

Frau (eine Ausländerin, wahrscheinlich eine Türkin) ihm<br />

ins Wort fiel. Das Wortgefecht hielt noch einige wenige<br />

Stationen <strong>an</strong>. D<strong>an</strong>n stieg er endlich aus. Erleichterung kam<br />

auf. Dennoch war ich darüber verärgert, dass außer mir<br />

niem<strong>an</strong>d im St<strong>an</strong>de war, oder im St<strong>an</strong>de sein wollte dazwischen<br />

zu gehen.<br />

Kurz vor dem Aussteigen sprach mich eine Frau <strong>an</strong>. Sie<br />

meinte nur, dass es gut war sich einzumischen. Mehr als<br />

ein müdes Lächeln konnte ich jedoch nicht hervorbringen.<br />

Insgeheim verblieb ich mit der Frage, weshalb sie denn<br />

nicht zuvor etwas sagen konnte?<br />

Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


Fo t o s : w w w. t i nt e n f i s c h a l a r m . at ge.sehen<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

„Bruder Schnecke“<br />

Durch das individuelle Schicksal des „Jungenmädchen“ Alex Jürgen und dem ehrlichen<br />

Porträt seiner Selbstfindung macht der Film „Tintenfischalarm“ intersexuellen Menschen<br />

Mut, sich nicht weiter zu verstecken. Von Saskya Rudigier<br />

„Was bin ich?“ Alex steht vor einem<br />

Spiegel in seinem Hotelzimmer<br />

im Wuppertal. Kurz vor dem<br />

Treffen mit den xy-Frauen. Dem<br />

ersten Treffen mit Menschen, die<br />

sich in der Gesellschaft genauso allein<br />

fühlen wie Alex, weil der Zw<strong>an</strong>g „Zwitter<br />

zu vereindeutigen“ kein drittes Geschlecht<br />

zulässt. Die, ebenso wie Alex,<br />

weder Nicht-Frau noch Nicht-M<strong>an</strong>n sind<br />

und dies akzeptieren lernen müssen.<br />

Mit Elisabeth Schar<strong>an</strong>g als Begleiterin,<br />

Freundin und Regisseurin ist die Kamera<br />

und damit die intensive Konfrontation<br />

mit sich selbst drei Jahre l<strong>an</strong>g Best<strong>an</strong>dteil<br />

beider Leben.<br />

Alex Verzweiflung über seinen mit<br />

Narben übersäten Körper und die frühe<br />

Traumatisierung durch die medizinischen,<br />

schmerzhaften Eingriffe, der Vorwurf<br />

gegenüber seinen Eltern diese Verstümmelungen<br />

zugelassen zu haben bestimmen<br />

weite Teile dieser Identitätssuche.<br />

Sie sind wesentliche Katalysatoren<br />

dafür, ein selbstzerstörerisches Versteckspiel<br />

aufzugeben und die eigene Tabuisierung<br />

zu durchbrechen. Durch die Geschlechts<strong>an</strong>gleichungen<br />

ist es Alex nicht<br />

mehr möglich, einen körperlichen Orgasmus<br />

zu haben, allein die Berührung „da<br />

unten“ ist mit so vielen schmerzvollen<br />

Erfahrungen verbunden, dass kein Lustgefühl<br />

aufkommen k<strong>an</strong>n, die Aussicht eine<br />

normale Beziehung führen zu können,<br />

verschwindend klein.<br />

„Seine exhibitionistische Zeit“ nennt<br />

deshalb Alex jene Zeitsp<strong>an</strong>ne ab den Moment,<br />

wo er durch einen Anruf beim FM4<br />

Doppelzimmer zum Thema Schönheits-<br />

OP sich und sein Schicksal outete. Sie<br />

dauerte bis zum Herbst 2004, der letzten<br />

Filmaufnahme von Tintenfischalarm und<br />

seiner Entscheidung, vor die Kamera zu<br />

treten, um Eltern intersexueller Menschen<br />

davor zu warnen, ihren Kindern<br />

frühzeitig ein „eindeutiges“ Leben aufzuzwingen,<br />

mit dem sie sich nicht identifizieren<br />

können.<br />

Elisabeth Schar<strong>an</strong>g ist selbst Teil des<br />

Films und in intimen Zwiegesprächen<br />

mit Alex wird ein wechselseitiges Vertrauen<br />

spürbar. Dadurch ist sie nicht nur<br />

Zuhörerin und Interviewerin, sie k<strong>an</strong>n<br />

Alex auch widersprechen und Rat<strong>schläge</strong><br />

erteilen, seine Entscheidung, als intersexueller<br />

M<strong>an</strong>n leben zu wollen, <strong>an</strong>zweifeln<br />

und hinterfragen, ob eine Testosteronsalbe<br />

nützt, um glücklicher zu werden.<br />

Aber Alex hat nichts zu verlieren, wie er<br />

meint, außer der Einsamkeit vielleicht<br />

oder der Angst oder des Status quo.„Die<br />

männliche Seite in mir ist wie eine Baracke,<br />

die ausgebaut gehört“ sagt Alex zu<br />

den l<strong>an</strong>gen Jahren als Mädchen und Frau<br />

und er hofft,„dass es mich eines Tages<br />

nicht umbringt, dass ich keinen Schw<strong>an</strong>z<br />

habe.“<br />

Seine Entscheidung – in Zukunft<br />

ohne Brüste leben zu wollen – seine letzte<br />

Operation, bekräftigt auch eine über-<br />

schwängliche Videobucheintragung in<br />

seiner alten Wohnung in Naarn in<br />

Oberösterreich. Mit der Geburtsurkunde<br />

in den Händen, in der sein Geschlecht als<br />

männlich <strong>an</strong>gegeben ist.„Das hat meine<br />

Mutter offensichtlich übersehen“ grinst<br />

Alex, der sich im Laufe des Film, durch die<br />

gemeinsamen Reisen und den Kontakt<br />

mit <strong>an</strong>deren intersexuellen oder tr<strong>an</strong>ssexuellen<br />

Menschen immer mehr als Teil<br />

eines größeren Kollektivs begreift. Er<br />

bricht damit seine innere Emigration, in<br />

die sich Alex l<strong>an</strong>ge Zeit zurückgezogen<br />

hat, auf, beginnt in Wien sein neues Leben<br />

mit dem Motto: Ich bin ein Mensch<br />

und stehe auf Menschen.<br />

Beim Filmschauen ertappt frau sich<br />

m<strong>an</strong>chmal beim Ged<strong>an</strong>ken, wie es den<br />

um Alex soziales Umfeld beschaffen ist<br />

und welcher Beschäftigung er nachgeht<br />

– von seiner realen Außenwelt und der<br />

Konfrontation damit, dringen wenig Erklärungen<br />

oder Bestätigungen in den<br />

Film ein.<br />

Aber eigentlich ist es auch nicht notwenig,<br />

bei dieser filmischen Suche nach<br />

sich selbst über alles aufgeklärt zu werden<br />

und eine Involvierung der Eltern hätte<br />

zu Schuldzuweisungen seitens des<br />

Publikums geführt, wie Schar<strong>an</strong>g wahrscheinlich<br />

zu recht vermutet. Dafür ist es<br />

jetzt auch zu spät, denn der „Urzust<strong>an</strong>d“,<br />

so sehr ihn sich Alex auch wünschen<br />

mag, k<strong>an</strong>n nicht wieder hergestellt<br />

werden. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

4./18. und 25.5., 18.30-20.00, Graz<br />

MissTöne-Offene Chorabende für<br />

Interessentinnen<br />

Palaver-connected, 8020 Graz, Griesg. 8,<br />

T. 0316/712 44 8, palaver@frauenservice.org,<br />

www.frauenservice.at<br />

8./9.5., 20.30, Wien<br />

alien.able, Moravia Nar<strong>an</strong>jo<br />

TQW, Studios, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />

11.5., 19.30, Wien<br />

My Imaginary Garden. Konzert von<br />

Monika Stadler<br />

Prunkstall, 3., Rennweg 4, T. 01/795 57-167,<br />

Anmeldung erforderlich, gratis,<br />

11.5., 20.00, Wien<br />

AMIRA (Bosnien&Herzegowina).<br />

Die beste Sängerin der besten Lieder<br />

des Balk<strong>an</strong>s<br />

Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,T. 01/988 98-<br />

111, www.sargfabrik.at, Kosten: 25,- Euro<br />

29.5.-3.6., 20.00, Wien<br />

Who Peed On My Tutu? mit<br />

Gail Gatterburg<br />

Bar&Co, 1., Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44,<br />

www.drachengasse.at<br />

bis 4.6., Österreich<br />

OndaLatina – österreichweites Kultur<br />

Festival unter <strong>an</strong>derem mit Ligagros<br />

Pinera, Carolina de la Pena<br />

Weitere Infos und Ver<strong>an</strong>staltungsorte<br />

unter www.ondalatina.at<br />

film<br />

20./21. und 24.5., 21.00, Wien<br />

„Das Fernsehen ist eine Straße, die<br />

den privaten Raum durchquert“.<br />

Screening: Acciones Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />

und <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />

Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15, T. 01/920 16<br />

78, tv@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

21.5., 12.30 und 28.5., 12.00, Wien<br />

Me <strong>an</strong>d you <strong>an</strong>d everyone we know,<br />

OmU, Mir<strong>an</strong>da July, USA 2005<br />

Votivkino, 9., Währingerstr. 12, T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.atat<br />

26./27.5. und 2.6., 21.00, Wien<br />

„Das Fernsehen ist eine Straße, die<br />

den privaten Raum durchquert“.<br />

Screening: Acciones Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />

und <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />

Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15, T. 01/920<br />

16 78, tv@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

28.5., 12.30, Wien<br />

schnelles geld. Sabine Derflinger,<br />

Österreich 2004<br />

Votivkino, 9., Währingerstr. 12, T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.at<br />

theat er.kabarett<br />

4./5.5. und 16.-19.5, Wien<br />

China K. – Das Tagebuch einer Kindersoldatin<br />

von China Keitetsi und<br />

Ch. Picco Kellner<br />

Dschungel Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />

www.theatropiccolo.at at<br />

bis 6.5., 20.30, Wien<br />

flügel:schlagen. Theatraler Heiner-<br />

Müller-Parcours von Evelyn Fuchs mit<br />

Beate Göbel, Elisabeth Prohaska,<br />

Ingeborg Schwab, Susi Stach,<br />

Natascha Wöss<br />

KosmosTheater, 7., Siebensterng. 42,<br />

T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at,<br />

Mi bis Sa, Kosten: 15,-/13,- Euroat<br />

6.5., 16.00, Wien<br />

Entschuldigen Sie bitte die Störung.<br />

Eine lit. Perform<strong>an</strong>ce für vier Traumfrauen<br />

und eine Couch zum H<strong>an</strong>nah-<br />

Arendt-und Sigmund-Freud-Jahr <strong>2006</strong><br />

Festsaal der Sigmund-Freud-Universität,3.,<br />

Schnirchg. 9a, www.frauengruppe.at,<br />

Eintritt frei<br />

6., 11.-13.5., 20.00, Wien<br />

Anna und Lou. Ein dramatischer Briefwechsel<br />

zw. Anna Freud und Lou<br />

Salome. Regie und Textfassung:<br />

Sus<strong>an</strong>ne Höhne<br />

Theater im Nestroyplatz, 2., Nestroyplatz 1,<br />

T. 0650/520 95 88, www.theatertr<strong>an</strong>sit.at,<br />

Kosten: 8,- Euro<br />

15./16.5., 20.30, Wien<br />

„Project moonage daydream“. Eine<br />

experimentelle Reise durch David<br />

Bowies Glamrock Welt von und<br />

mit Barbara Spitz<br />

Stadttheater Walfischgasse, 1., Walfischg. 4,<br />

T. 01/512 42 00, www.stadttheater.org,<br />

Kosten: 13,-Euro<br />

16.-20.5., 20.00, Wien<br />

„Psychose“ von Sarah K<strong>an</strong>e<br />

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />

T. 01/587 05 04, www.dietheater.at<br />

17./18.5., 19.30, Wien<br />

Einfach Country – Tina Rauch<br />

Theater am Alsergrund, 9., Löblichg. 5-7,<br />

T. 01/315 54 64, www.alsergrund.com<br />

30.5.-10.6., 20.30, Wien<br />

Playing mums – Mama spielt heute –<br />

eine Theaterrevue. Konzept und Regie:<br />

Nehle Dick<br />

Kosmos Theater, 7., Siebensterng. 42,<br />

T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at,<br />

Kosten: 15,- Euro<br />

seminar.workshop<br />

4.5., 08.00, Linz<br />

Symposium – Frauen im Konzentrationslager<br />

Mauthausen.<br />

Joh<strong>an</strong>nes Kepler Uni Linz,<br />

4040 Linz, Altenberger Str. 69,<br />

Repräsentationsraum G, Uni Center,<br />

8-18.00, www.mkoe.at<br />

9.5., 18.30-20.00, Graz<br />

Gestärkt und gelassen durchs Leben<br />

gehen – Selbsthilfegruppe für Frauen<br />

Seminarraum palaver, 8020 Graz,<br />

Griesg. 8, Anmeldung unter 0316/712 448,<br />

Teilnahme ist kostenlos,<br />

www.frauenservice.at<br />

10./17./24. und 31.5, 17.00, Graz<br />

Selbstsorge: Lachclub. Lachen zur<br />

Entfaltung von Lebensenergie<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

www.fgz.co.at, Anmeldung erforderlich,<br />

Kosten: 2,- Euro<br />

11./12.5., Wien<br />

Sexuelle Gewalt: Psychodynamik von<br />

sexuellem Missbrauch. Margot Scherl<br />

Institut für frauenspez. Sozialforschung,<br />

6., Leharg. 9/2/17, T. 01/587 67 50,<br />

www.frauenberatenfrauen.at<br />

12.5., 9-18.00, Linz<br />

12. Absolventinnentag. Geschlecht<br />

lernen – Gendersensible Didaktik<br />

und Pädagogik<br />

Joh<strong>an</strong>nes Kepler Uni Linz, 4040 Linz,<br />

Altenbergersr. 69, 0732/24 68- 1287,<br />

Unicenter, Repräsentationsraum G,<br />

www.frauen.jku.at<br />

17./24. und 31.5., Neunkirchen<br />

Gesund durch bewusste Ernährung<br />

mit Katharina Aichberger<br />

Freiraum, 2620 Neunkirchen,<br />

Wiener Str. 4/9, T. 02635/611 25,<br />

www.frauenberatung-freiraum.at,<br />

Kosten: 20 – 40,- Euro<br />

18./19.5., Wien<br />

Ent/Scheidung – Frauenspez. Beratung<br />

bei Trennung und Scheidung:<br />

Psychosoziale und rechtliche Aspekte –<br />

Modul2. Barbara Stekl<br />

Redezeit<br />

Institut für frauenspez. Sozialforschung, 6.,<br />

Leharg. 9/2/17, T.01/587 67 50,<br />

www.frauenberatenfrauen.at<br />

19.5., ab 18.00, Graz<br />

„Weltliteratur-auch für uns?“ lit.<br />

Werke besprechen mit Joh<strong>an</strong>na Lösch<br />

Stadtteilcafe palaverconnectet,<br />

8020 Graz, Griesg. 8,T. 0316/407 39 8,<br />

joh<strong>an</strong>na.loesch@evk.biz, www.frauenservice.at<br />

19.5., 13-17.00, Wien<br />

Feministische Online-Literaturrecherche<br />

mit Margit Hauser<br />

Online Teleschulung, 1., Schottenring. 33,<br />

T. 01/4277-184 31, Anmeldung unter<br />

www.univie.ac.at/wom<strong>an</strong> bis 11.5.,<br />

kostenlose Kinderbetreuung<br />

25.5., 13-18.00, 3.6., 10-15.00, Wien,<br />

Kreativ- u. Schreibworkshop im Rahmen<br />

von SOHO. Titel: Schräge Schriften<br />

– Eine <strong>an</strong>dere Les- und Schreibart<br />

von Wien mit Petra Öhlinger<br />

Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15,<br />

Anmeldung bis 18.5. bei <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n,<br />

T. 01/920 16 78 oder office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

Kosten: 50,- Euro + 5,- Euro Materialkosten,<br />

Betrag einzuzahlen unter BAWAG,<br />

BLZ 14000, Kontonr.: 496 1075 1708,<br />

27./28.5., 10-19.00, Wien<br />

Konfrontation mit Tätern – Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit erfahrener Gewalt<br />

FZ-Zentrum, 9., Währingrstr. 59/Stiege 6,<br />

T. 01/408 50 57, Kosten nach Einkommen<br />

gestaffelt, Anmeldung bis 13.5.<br />

vortrag.diskussion<br />

8.5., 20.00, Wien<br />

Villa Abend – Moderierter Erfahrungsaustausch.<br />

Moderatorin: Michaela M.<br />

Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102,<br />

http://tr<strong>an</strong>sx.tr<strong>an</strong>sgender.at<br />

13.5., 16-18.00, Graz<br />

Patchwork-Treffen. Thema: Aktuelle<br />

Rechtsinformation für Lebensgemeinschaften,<br />

Gast: Rechts<strong>an</strong>wältin<br />

Sus<strong>an</strong>na Ecker<br />

Palaver-connected, 8020 Graz, Griesg. 8,<br />

T. 0316/ 712 44 8, palaver@frauenservice.org,<br />

www.frauenservice.at<br />

15.5., 19.00, Wien<br />

Wo ist die Front? Vortrag, Video,<br />

Diskussion und Zeitschriftenpräsentation,<br />

Frauenrechtsaktivismus und<br />

Frieden in Kolumbien<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftg. 8, 01/523 64 75 15,<br />

www.amerlinghaus.at, Eintritt frei<br />

18.5., 19.00, Krems<br />

Frauen und Arbeit – Podiumsdiskussion<br />

mit Expertinnen aus Politik und<br />

Zivilgesellschaft<br />

Salzstadl, 3504 Krems/Stein, Donaulände 32,<br />

T. 02732/855 55, lilith.krems@aon.at<br />

21.5., 20.00, Wien<br />

Redezeit. Idee und Konzept:<br />

Andrea Maria Dusl<br />

Rabenhof Theater, 3., Rabeng. 3,T. 01/712 82 82,<br />

www.rabenhof.at, Kosten: 5,- Euro<br />

22.5., 18-20.00, Graz<br />

„Neue Familien – neue Arr<strong>an</strong>gements<br />

von Familie und Beruf?“<br />

Andrea <strong>Mai</strong>hofer, Basel<br />

Resowi, Zentrum der Karl-Fr<strong>an</strong>zens-Uni<br />

Graz, 8010 Graz, Universitätsstr. 15,<br />

Sitzungssaal 1521, Eing<strong>an</strong>g Rewi, 2.St.,<br />

Bauteil A, www.frauenservice.at<br />

24.5., 19.00, Wien<br />

Strategien feministischer Öffentlichkeit<br />

– <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Podiumsdisskussion<br />

Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15,<br />

T. 01/920 16 78, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

www.soho-inottakring.at<br />

31.5., 19.00, Krems<br />

Trauma und die Folgen – EMDR als<br />

spezielle Beh<strong>an</strong>dlungsmethode,<br />

Eva Münker-Kramer-Psychologin<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

lilith.krems@aon.at<br />

o2.6., 19.00, Wien<br />

Die Öffentlichkeiten der Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />

– <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Podiumsdisskussion<br />

Cafe An_Do, 16.,Yppenplatz 11-15,T. 01/920 16 78,<br />

office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

www.sohoinottakring.at<br />

ausstellung<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Andrea Maria Dusl, Filmregisseurin und Autorin, moderiert eine sp<strong>an</strong>nende Talkrunde<br />

zwischen vier prominenten Diskut<strong>an</strong>ten. Ausgehend vom Thema „Wie käuflich<br />

sind die Künstler?“ wird über Parteien und Personenkomitees in Wahlzeiten<br />

diskutiert. Warum schmücken sich Parteien gerne mit den Namen Prominenter?<br />

Nachdem mit der Entpolitisierung der Unterhaltung das öffentliche Debattieren im<br />

ORF verschwunden ist, findet es nun im Rabenhof statt. Redezeit wird auch vom<br />

Wiener K<strong>an</strong>al OKTO und auf eigenem Weblog mit Podcast begleitet.<br />

21.5., 20.00, Rabenhof Theater, 3., Rabeng. 3, T. 01/712 82 82, www.rabenhof.at, Eintritt: 5,- Euro<br />

Fo t o : S a b i n e M a r t e<br />

bis 7.5., Graz<br />

„Zwei oder Drei oder Etwas“, Werke<br />

von Maria Lassnig und Liz Larner<br />

Kunsthaus Graz am L<strong>an</strong>desmuseum<br />

Jo<strong>an</strong>neum, 8020 Graz, Lendkai 1<br />

bis 7.5., Dresden<br />

Von der Abwesenheit des Lagers –<br />

Reflexionen zeitgenössischer Kunst<br />

zur Aktualität des Erinnerns<br />

Kunsthaus Dresden, Städtische Galerie für<br />

Gegenwartskunst, D-01097 Dresden,<br />

Rähnitzg. 8, www.kunsthausdresden.de<br />

bis 13.5., Wien<br />

Barbara Graf „Schnitt, Naht, Zeichnung“.<br />

Objekte und Zeichnungen<br />

Galerie Atrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstr. 31,<br />

T. 01/522 87 38, www.atrium-ed-arte.at,<br />

Di-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00,<br />

21.5., Admont<br />

Nix für Ungut – Fotoausstellung von<br />

Felicitas Kruse. Admont 1938-1945.<br />

Lebensspuren heute. Portraits.<br />

Erinnerungen. Plätze<br />

Museum für Gegenwartskunst, 2.Stock, Stift<br />

Admont, 8911 Admont, www.stiftadmont.at<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>.künden<br />

bis 21.5., Innsbruck<br />

Esther Stocker. Großformate und<br />

Rauminstallationen<br />

Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,<br />

Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508 3171,<br />

www.galerieimtaxispalais.at, Di–So 11–<br />

18.00, Do 11–20.00, Mo geschlossen<br />

bis 23.5, Wien<br />

„Unruhig“ mit Galina Myznikova und<br />

Sergey Provorov<br />

Galerie ArtPoint, 1., Universitätsstr.5,<br />

T. 01/523 87 65-20,<br />

www.kulturkontakt.or.at, Eintritt frei<br />

bis 28.5., Wien<br />

T<strong>an</strong>ia Bruguera „Portraits“<br />

Kunsthalle Wien project space, 4.,<br />

Treitlstr.2/Karlsplatz, T. 01/521 89 33,<br />

www.kunsthallewien.at, Eintritt frei,<br />

tägl. 16-24.00, So/Mo 13-19.00<br />

bis 30.5., Wien<br />

Isabella Kresse – tausend blüten<br />

Plattform Raum für Kunst, Griechenbeisl<br />

Haus, 1., Fleischmarkt 11, 2.St.,<br />

T. 0699/104 98 865, www.plattformkunst.com,<br />

Di, Do 16-19.00<br />

bis 13.8., Hamburg<br />

Sexarbeit. Prostitution – Lebenswelten<br />

und Mythen<br />

Museum der Arbeit, 22305 Hamburg,<br />

Wiesendamm 3, T. 0049-40/42 81 330,<br />

info@museum-der-arbeit.de,<br />

www.museum-der-arbeit.de<br />

lesung<br />

5.5., 18.00, Graz<br />

Frau liebt Frau – Lesung von und mit<br />

Claudia Rath<br />

Palaver-connected, 8020 Graz, Griesg. 8,<br />

T. 0316/712 448, palaver@frauenservice.org,<br />

www.frauenservice.at<br />

8.5., 19.30, Linz<br />

Linz(W)ort, Autorinnen lesen <strong>an</strong> Orten<br />

ihrer Wahl. Traude Maria Seidelm<strong>an</strong>n,<br />

Margret Czerni<br />

Linzer Kellertheater, 4020 Linz, Hauptplatz 21,<br />

T. 0732/784 120, www.linzerkellertheater.at<br />

8.5., 16.30, Wien<br />

Barbara Frischmuth liest aus „Die<br />

Schrift des Freundes“<br />

Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9,<br />

T. 01/512 44 46-74, www.alteschmiede.at<br />

8.5, 19.30, Wien<br />

Frauen lesen Frauen. Annemarie<br />

Schwarzenbach: Auf der Schattenseite.<br />

Reportagen und Fotografien<br />

WUK, großer Senieorenraum, 9., Währinger<br />

Str. 59, T. 01/40 121-70, www.wuk.at<br />

10.5., 19.00, Wien<br />

Brigitte Schwaiger: Wie kommt das<br />

Salz ins Meer<br />

Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9,<br />

T. 01/512 44 46-74, www.alteschmiede.at<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

11.5., 19.00, Wien<br />

Hedwig Brenner: Leas Fluch. Von Czernowitz<br />

nach Haifa. Ver<strong>an</strong>staltung im<br />

Rahmen der Aktionstage für politische<br />

Bildung des BMBWK, gemeinsam<br />

mit dem Ludwig Boltzm<strong>an</strong>n<br />

Institut für Menschenrechte<br />

Literaturhaus, 7., Zieglerg. 26A,<br />

Abendeing<strong>an</strong>g, T. 01/526 20 44-20,<br />

www.literaturhaus.at<br />

19.-21.5, Berlin<br />

Linke Buchtage<br />

Linke Buchtage, D-10961, Berlin-Kreuzberg,<br />

Gneisenauerstr. 2a, www.linkebuchtage.de<br />

aktivitäten<br />

12./13.5., 9.30-16.30, Weinzöttl<br />

Kletterseminar für Frauen.<br />

Hilde L. Scheikl, Trainerin<br />

Klettergarten Weinzöttl, bei Schlechtwetter<br />

Kletterhalle Judenburg, Anmeldeschluss bis<br />

4.5., Kosten: 45,- Euro, Verein Frauenservice,<br />

bildung@frauenservice.org<br />

16.5., ab 10.00, Krems<br />

Frauenfrühstück. Wollen Sie <strong>an</strong>dere<br />

Frauen kennen lernen? Mitein<strong>an</strong>der<br />

reden, lachen, ... mit Marlene<br />

Kerschner, Lilith Koordinatorin<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

lilith.krems@aon.at<br />

20.5.-3.6., Wien<br />

Soho in Ottakring<br />

www.sohoinottakring.at<br />

25.5., 11.30, Wien<br />

Tr<strong>an</strong>sX-Radln. Radtour in den<br />

Osten Wiens<br />

Prater: Pl<strong>an</strong>etarium vor dem Riesenrad.<br />

Treffpunkt: 10.30, bei Schlechtwetter:<br />

Pl<strong>an</strong>etarium Besuch, http://tr<strong>an</strong>sx.at<br />

2.6., 15-19.00, Wien<br />

Internationaler Hurentag<br />

Urb<strong>an</strong>-Loritz-Platz vor der Hauptbücherei, 7.,<br />

live: SV Damenkraft<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Diskuthek im Frauencafe<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />

Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der<br />

Motorradclub für Lesben<br />

7Stern Bräu, 7., Siebensterng. 19,<br />

dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at,<br />

jeden 2. Montag<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da nicht so sicher<br />

sind. Leitung: Sabine Fabach<br />

(Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/895 84 40, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 2. und 4. Mo,<br />

19.30-21.00, Anm. erforderlich,<br />

Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda für politisch und rechtlich<br />

interessierte Schwule und Lesben<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage 2,<br />

office@RKLambda.at, www.rklambda.at,<br />

jeden 1. Mo<br />

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />

Erfahrungsaustausch für<br />

lesbische [Co]Mütter.<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/895 84 40, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-<br />

21.00, Anmeldung erforderlich,<br />

Kosten: 3,60 Euro<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe<br />

ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Welser Runde-Lesben-, Bi- und<br />

Schwulen-Treff<br />

Cafe -Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />

Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />

Frauen mit sexuellen<br />

Missbrauchserfahrungen<br />

SHG 1, 18-19.30, Frauennotruf, 5020<br />

Salzburg, Haydnstraße 2, SHG 2, vierzehntägiges<br />

Treffen, Di von 19.30 - 21.30,<br />

T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@aon.at,<br />

Anmeldung erforderlich! Kostenlos,<br />

www.akzente.net/make_it/folder_frauen_shg.pdf<br />

Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />

Leitung Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Volksschule Brockm<strong>an</strong>ngasse,<br />

8010 Graz, Brockm<strong>an</strong>ngasse 119,<br />

www.fgz.co.at/dick.htm,Anmeldung<br />

unter 0316/837 998, Di 19-21.00,<br />

Kosten: 102,- Euro für 17 Abende<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen<br />

zu sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

19.30-21.00<br />

Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />

Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot,<br />

bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal<br />

mitgenommen werden können<br />

Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />

T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden zweiten Di 11.00<br />

Frauenplenum der Grünen<br />

Alternativen Jugend<br />

Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />

jeden letzten Di um 18.30<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin:<br />

Anna Rakos<br />

Atelier,18., Anastasius Grüng. 14, Info<br />

und Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />

www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />

Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi und jeden 3. Di im Monat,<br />

jeweils von 18.30-21.00<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender Migr<strong>an</strong>t-<br />

Innen in Wien<br />

Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />

jeden 2. Di, 20.00<br />

Mittwoch<br />

Frauencafé<br />

Jugendzentrum AGATHON,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi ab 19.30<br />

Frauencafè<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />

4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, immer Mi von<br />

16.30-18.00, kostenlos<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi<br />

ab 20.00<br />

Frauen aller Länder-Café –<br />

Deutsch Konversation<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstrasse 4, T. 0512/56 47 78, 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15, T. 0512/<br />

580 839, info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reinisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf,<br />

Dauer: 7 Abende, 14-tägig,<br />

Kosten: 20,– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />

19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte<br />

Jahresgruppe für Frauen. Leiterin:<br />

Renate Frotzler-Dittrich<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“,<br />

6., Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.:<br />

T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi<br />

9-10.30, Einstieg jederzeit möglich<br />

offene Frauengruppe<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50<br />

Euro, jeden Mi 18-20, keine Anm. erf.,<br />

Kekse/Tee willkommen<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,<br />

1., Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-<br />

20.00, Anm. Frauen beraten Frauen:<br />

T. 01/587 67 50<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63,<br />

Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00,<br />

auch am Freitag<br />

SAPPHO – Selbsterfahrungsgruppe<br />

für lesbische und bisexuelle Frauen,<br />

Leiterin Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle COURAGE, 6.,<br />

Windmühlgasse 15/1/7, T. 01/585 69 66,<br />

info@courage-beratung.at,<br />

www.courage-beratung.at, 14-tägig,<br />

18.30 – 22.00, Kosten pro Abend: 48,- Euro,<br />

Voraussetzung ist kostenloses Vorgespräch<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at<br />

bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung, 20-23.00<br />

Mach dir ein Bild… Portrait zeichnen,<br />

Portrait malen. Für Mädchen und Frauen<br />

mit Lust und Freude am Gestalten<br />

Offenes Atelier funkundküste,<br />

3504 Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstraße 14,<br />

T. 02732/823 62, Kosten: 13,- Euro, p.A.<br />

jeden 3. Do, 18-20.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaur<strong>an</strong>t /Cafe Zur Brücke,<br />

4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />

www.hosolinz.at/gruppen/hosi_regenbogenstammtisch.html,<br />

jeden Do ab 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 1.+3. Do ab 19.00


Salone de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,<br />

1. Stock, ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

FZ-Barbetrieb mit Musik, Billard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Straße 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse, T. 01/402 87 54,<br />

Do und Fr 19-24.00, bzw. nach<br />

Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

FZ-Plenum<br />

FZ, 9., Währingerstr. 59/ Stiege 6,<br />

T. 01/402 87 54, jeden ersten Do im Monat,<br />

ab 18.30<br />

Mahnwache und Speakerscorner<br />

gegen Schwarzor<strong>an</strong>ge<br />

Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />

20 und 20.15, jeden Do<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />

Lesben, Mädchen! Leitung:<br />

Barbara Tiwari (Psychotherapeutin iA)<br />

Praxis, 9., Gussenbauerg. 1/8, jeden<br />

Do 18-19.30, Anmeldung erforderlich,<br />

T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />

Kosten: 17,- Euro<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

7., Stiftg. 8, T. 0676/787 91 44,<br />

jeden Do 19.00<br />

Treffen der „Jungen Herzen“<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Freitag<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Restaur<strong>an</strong>t La Boheme, 4020 Linz, Domg. 4,<br />

www.hosilinz.at, jeden 3. Freitag im<br />

Monat, ab 20.00<br />

Die Grünen Andersrum OÖ – Lesben,<br />

Schwule u. TG-Personen Treffen<br />

Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstr. 17,<br />

Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, SMS unter<br />

0664/380 70 42, jeden 1. Fr im Monat<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />

jeden 1. u. 3. Fr, ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />

– der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, 19-23.00,<br />

Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/366 601<br />

g.spot-for queers to check in & freak out<br />

Subzero,7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr,<br />

ab 22.00<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr<br />

Samstag<br />

Frauenstammtisch –<br />

Treffen für Lesben, bisexuelle und<br />

tr<strong>an</strong>sgender Frauen und Freundinnen<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

www.stammtischkrems.info/Frauen/Lilith,<br />

jeden 3. Sa, ab 16.00<br />

Mostviertel Andersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

nähere Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@<br />

hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94,<br />

jeden 1. Sa im Monat<br />

Homoriental – Der multikulturelle<br />

Club für ein lesbisch/schwules/<br />

queeres Publikum und FreundInnen<br />

Die Vagheit exakter Formen<br />

Homoriental, Klub Ost, 4., Schwindg. 1,<br />

www.ost-klub.at, homoriental@gmx.net,<br />

ab 22.00, Eintritt: 7,- Euro, jeden 2. Sa<br />

Orl<strong>an</strong>do-Party<br />

Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10,<br />

jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch@Café<br />

Steinschlag<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />

Kosten: 7,-/5,- Euro, jeden 3. So 11.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

www.sargfabrik.at, Eintritt: 14,- Euro,<br />

Anmeldung bis jeweils Sa: sonja.c@gmx.at<br />

oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So, 16-20.00<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für Lesben und Schwule<br />

aus.weg, D-80469 München,<br />

Baaderstr. 36/4, Infos: 01520/299 11 43,<br />

info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55,<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210<br />

Mattersburg, Wulkalände 2,<br />

T. 02626/677 10<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle,<br />

7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />

T. 02626/626 70,<br />

7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/661 24<br />

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />

für Frauen.<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do,<br />

Fr 9-12.00, Di 17-19.00<br />

Beratung-<strong>Mai</strong>z –<br />

Autonomes Integrationszentrum von<br />

& für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

<strong>Mai</strong>z, 4020 Linz, Hofgasse 11,<br />

T. 0732/776 07 0, maiz@servus.at,<br />

www.servus.at/maiz, Mo und Do 10-16.00,<br />

Di und Mi 10-14.00<br />

Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung<br />

mit Petra Öllinger<br />

T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de,<br />

www.petra-oellinger.at<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und<br />

Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />

T. 0662/442 255, kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />

Mo+Fr 10-12; Di+Mi 9-12, Do 16-19<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />

erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(1,50 Euro), Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />

und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

www.fgz.co.at, Mo-Mi und Fr 9-13.00,<br />

Do 15-19.00<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 99 8,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

Beratung für junge schw<strong>an</strong>gere Frauen<br />

und junge Frauen mit Kind<br />

abz.austria, 8., Wickenburggasse 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at, Mo - Do 9-16.00,<br />

Fr 9-12.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Beratung, Kurse, Information für geistig<br />

oder mehrfach behinderte Frauen<br />

und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Beratung für FGM (female genital<br />

mutilation) und Frauengesundheit<br />

Bright Future, 9., Türkenstraße 3,<br />

T. 01/319 26 93, Mo- Fr: 9-17.00, n. TV<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102,T. 01/586 81 50,<br />

www.villa.at/lilatip/modules/news/,<br />

Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Die Südtirolerin Esther Stocker studierte <strong>an</strong> der Akademie der bildenden Künste in Wien und erhielt 2004 den Otto<br />

Mauer-Preis. In ihrer Malerei verwendet sie ein optisch komplexes Repertoire aus geometrischen Zeichen- und<br />

Rastersystemen. Die schwarz-grau-weißen Bilder projiziert sie auf großformatige Bilder und dreidimensionale,<br />

begehbare Bauten. Im Mittelpunkt steht die Bedingung der Wahrnehmung und die Effekte digitaler Bildtechnologien.<br />

Sie selbst drückt es als „die Vagheit exakter Formen“ aus. Ihr Werk nimmt Bezug zu den KonstruktivistInnen<br />

und der Op-Art der 1960er Jahre.<br />

bis 21.5., Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508 31 71, www.galerieimtaxispalais.at<br />

Fo t o : Ra i n e r I g l a r<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 1557 71,<br />

Erstgespräch kostenlos, Anmeldung<br />

erforderlich<br />

Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles<br />

muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u.<br />

Jugendpsychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 72, Beratung kostenlos<br />

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in<br />

Deinem Körper wohl zu fühlen.<br />

Leiterin: Martina Rainer, Shiatsu-<br />

Praktikerin<br />

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99 47,<br />

Kosten: 35,- Euro<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />

Anmeldung erforderlich<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,T. 01/476 15-57 71,<br />

Anmeldung erforderlich<br />

Selbsterfahrungsgruppe mit spirituellem<br />

Schwerpunkt. Leitung: Andrea<br />

Scheutz (Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/895 84 40, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, Termine bis Jänner<br />

2007 (Juli/August 2007 frei),<br />

ca. 6 Stunden Gruppensitzung + 2<br />

Einzelsitzungen + 1 Tag pro Monat.<br />

Info unter 0699/194 52 62 4, Erstgespräch<br />

unbedingt erforderlich<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>.künden<br />

Playing Mums – Mama spielt heute<br />

Sexualberatung – Was Sie schon<br />

l<strong>an</strong>ge oder gerade jetzt dringend<br />

besprechen wollten. Leitung: Julia<br />

Kastenhuber, Psychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71, Erstgespräch kostenlos,<br />

4 weitere Gespräche zu 10,- Euro möglich<br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />

jeden 1. Mo<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />

Weibliche Realitäten in den Ländern<br />

des „Südens“<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />

Foto: Sus<strong>an</strong>ne Schuda<br />

Katrin Marie Bernet, Nehle Dick, Maria Fliri, Liese lyon<br />

und Isabelle Uhl haben zwei Dinge gemeinsam:<br />

Sie arbeiten im Theater und sind Mütter.<br />

In diesem Stück loten sie die Möglichkeiten aus, als<br />

„Leinw<strong>an</strong>dheldinnen“ im Theater zu brillieren und<br />

beziehen zugleich Stellung zu ihrer veränderten Lebenslage.<br />

Sie erobern sich den Arbeitsplatz Bühne<br />

neu. Verschiedene Texte, von der interaktiven<br />

Schreibwerkstatt www.playingmums.net bis zu Songs<br />

von Nina Hagen, dienten als Grundlage für die<br />

Theaterrevue. Zwischen Film und Bühnengeschehen<br />

präsentiert sich den ZuschauerInnen ein komplettes<br />

Bild heutiger Mütter, die seit jeher Kunstfiguren und<br />

reale Frauen zugleich sind.<br />

30.5.-10.6., 20.30, KosmosTheater, 7., Wien, Siebensterng.42,<br />

T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 15,- Euro<br />

Mi 18.00-18.30<br />

Frauenzimmer. Die Plattform für eine<br />

frauenspezifische Information<br />

Freier Radio Salzburg, 94.00 MHz<br />

Mi 17.00-18.00<br />

femme totale – feministisches<br />

Radioprogramm<br />

Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz)<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Or<strong>an</strong>gina –<br />

F<strong>an</strong>zine zu Mädchennetzwerken in<br />

der Subkultur und Bauch, Bein, Po:<br />

Die Sendung für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (jd. 1. Do)<br />

Fr 19.00-20.00<br />

Space FEM FM Frauenradio.<br />

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz<br />

Fr 18.00-19.00, 2-wöchentllich<br />

Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />

für Lesben/Frauenforum<br />

Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Sendung des<br />

Unabhängigen FrauenForums<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />

Sa 13.00-14.00<br />

Rainbow City – Radio für Lesben und<br />

Schwule, Livestream:<br />

www.radiorainbowcity.de<br />

UKW 97.2 und Kabel 92.6 (Berlin)<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

10.5., 19-20.30, Krems<br />

Line-D<strong>an</strong>ce mit S<strong>an</strong>dra Bussecker,<br />

Lebens- u. Sozialberaterin<br />

Frauencafe Lilith, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T.02732/855 55,<br />

lilith.krems@aon.at, Anmeldung<br />

erforderlich, 6,- Euro/Abend<br />

13.5., 14.00, Wien<br />

Mädchenpicknick<br />

Schulschiff auf der Donauinsel, 21.,<br />

Donauinselplatz 1, T. 01/278 76 45 40,<br />

14-19.00, Mädchen von 10 bis 18 Jahren<br />

diverses<br />

7.5., Mauthausen<br />

„Frauen Gedenken“. Frauengedenkver<strong>an</strong>staltung<br />

<strong>an</strong>läßlich der<br />

Befreiungsfeier <strong>2006</strong><br />

Mauthausen, 4310 Mauthausen,<br />

www.mkoe.at, 8-13.00<br />

ausschreibung<br />

bis 6.5.<br />

Verein Wort-Werk begibt sich wieder<br />

auf die Suche nach dem „besten“<br />

schlechten Text Österreichs. Umf<strong>an</strong>g:<br />

Text 10 Seiten, <strong>an</strong>dere Präsentationen:<br />

maximal sieben Minuten<br />

Infos unter: T. 0699/158 00 668 bzw.<br />

0676 9623629, sicke@aon.at,<br />

www.wort-werk.com,<br />

Ver<strong>an</strong>staltung: 20.6., 19.00<br />

bis 26.5.<br />

Inter Kultur Preis <strong>2006</strong> für kulturelles,<br />

soziales und wissenschaftliches<br />

Engagement<br />

Informationen unter www. gfk-ooe.at<br />

bis 31.5.<br />

Flori<strong>an</strong>a <strong>2006</strong> – Biennale für Literatur<br />

in St. Flori<strong>an</strong>. Thema: Literatur und<br />

Verbrechen<br />

Infos unter www.literaturpreis-flori<strong>an</strong>a,<br />

Preise zw. 2000,- u. 7000,- Euro<br />

bis 31.5.<br />

Mari<strong>an</strong>ne.von.Willemer.06 –<br />

Frauen.Netzkunst.Preis.<br />

Würdigung und Förderung von<br />

Netzkünstlerinnen<br />

Infos unter www.linz.at/22318_37989.asp,<br />

Preisgeld von 3600,- Euro<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine Juni: 9.5.2005<br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Juni<br />

gesellschaft<br />

Hysterie<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv auf OKTO, K<strong>an</strong>al 8, Mi, 3.5.,21.00<br />

<strong>an</strong>.sturm<br />

Auch diesmal besetzen die Mujeres Cre<strong>an</strong>do das<br />

Fernsehen genauso wie die Straße.<br />

<strong>an</strong>.sehen<br />

Mit der Filmwissenschaftlerin Claudia Preschl setzen<br />

wir unsere Reihe „Der feministische Faktor“ fort.<br />

<strong>an</strong>.beraumt<br />

Mayday <strong>2006</strong>: Wir präsentieren das Wiener Prekariat.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv-Screening im Frauencafè,<br />

8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11, am 2.5. um 20.00<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Buch Media Service<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Buchh. Polycollege<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Kunsthalle Shop<br />

Prachner<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

FIFTITU%<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Wagnersche Buchh.<br />

Amazone-Zentrum<br />

Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1050<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

4020<br />

4600<br />

6020<br />

6900<br />

8010<br />

aus.blick<br />

Frauen erhalten nicht die gleiche Beh<strong>an</strong>dlung im<br />

Gesundheitswesen wie Männer. Oft werden ihre<br />

Probleme nicht ernst genommen, vorschnell kategorisiert<br />

oder als Anfälle von Hysterie abget<strong>an</strong>.<br />

k ultur<br />

Erinnerungstheater<br />

Eine fünfteilige Ver<strong>an</strong>staltungsreihe im Waldviertel<br />

verbindet Erzählungen und Erinnerungen älterer<br />

Menschen mit der Gegenwart.<br />

Wipplingerstr. 37<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Kapuzinerstr. 36/1<br />

Dragonerstr. 22<br />

Museumstr. 4<br />

Kirchstr. 39<br />

Brockm<strong>an</strong>ng. 6


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Inserateverkäuferin gesucht!<br />

Wir suchen eine Frau, die sich laufend um<br />

Inserate für die zehn Ausgaben der<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> pro Jahr bemüht.<br />

Voraussetzungen: Freundliches Wesen,<br />

Durchhaltevermögen, feministisches<br />

Interesse, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Rechnungen stellen, Erfahrung von Vorteil<br />

Wir bieten: Konakt-Datenb<strong>an</strong>k, Telefonieren<br />

und mail in der Redaktion, 20 Prozent<br />

Provision<br />

Bewerbungen mit Lebenslauf bitte <strong>an</strong>:<br />

redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at oder <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>,<br />

Untere Weißgerberstr. 41, 1030 Wien<br />

Nicht eine Ermordete mehr!<br />

Hearing zu Frauenmorden in Mexiko und Guatemala<br />

Dienstag, 9. <strong>Mai</strong> <strong>2006</strong>, 14.00 – 17.00 Uhr<br />

Parlament, 1017 Wien, Budgetsaal/Lokal VI<br />

Das Hearing soll die österreichische Öffentlichkeit<br />

informieren, gleichzeitig soll Bewusstsein für die<br />

schwierige wirtschaftliche Lage v.a. junger Frauen in der<br />

Region geschaffen werden.<br />

Referentinnen:<br />

Alba Estela Maldonado Guevara, Frauenausschuss des<br />

Guatemaltekischen Kongresses, Guatemala<br />

María del Mar Monroy García, Advocay Coordinator,<br />

Mexic<strong>an</strong> Commission for Defense <strong>an</strong>d Promotion of Hum<strong>an</strong><br />

Rights, Mexico<br />

Andrea Medina Rosas, Koordinatorin der Beraterinnen in<br />

der mexik<strong>an</strong>ischen Fachkommission für die Fortführung der<br />

Untersuchungen und für die gerichtliche Verfolgung der<br />

Frauenmorde, Mexiko<br />

Abg. zum NR Ulrike Lunacek, außenpolitische Sprecherin,<br />

Die Grünen<br />

Moderation: MEP Eva Lichtenberger<br />

Die Ver<strong>an</strong>staltung findet in deutscher und sp<strong>an</strong>ischer<br />

Sprache<br />

(mit Simult<strong>an</strong>-Dolmetschung) statt.<br />

Vor dem Hearing wird zur Einstimmung das Video<br />

„Witness“ (Mexic<strong>an</strong> Commission for Defense <strong>an</strong>d Promotion


Untere Weißgerberstr. 41<br />

A-1030 Wien<br />

Tel/Fax +43-1-715 98 88<br />

www.frauenhetz.at<br />

Frauenhetz –<br />

Feministische Bildung,<br />

Kultur und Politik<br />

FRAUENHETZ<br />

Feministische Demokratiekritiken<br />

Eine Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

Die Frauenhetz pl<strong>an</strong>t eine große Tagung:<br />

Von Beginn <strong>an</strong> war Demokratie als politische Org<strong>an</strong>isationsform und ethische Wertvorstellung für Frauen eine<br />

doppelbödige Angelegenheit. Die Verknüpfung der ehrenwerten Maximen ‘Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit’<br />

ist kein Zufall. Davon zeugt nicht nur der Kampf um das Frauenwahlrecht.<br />

Heute scheint Demokratie ‘in Gefahr’, sich von Innen wie von Aussen her aufzulösen. Was bedeutet dies für<br />

unser Denken und H<strong>an</strong>deln? Anh<strong>an</strong>d der Felder Globalisierung/Nation, Staat/Zivilgesellschaft und Themen<br />

bzw. Problemlagen wie Partizipation, Gerechtigkeit, Migration, Öffentlichkeit, ‘Parallelgesellschaften’,<br />

Ökonomie, Religion, Subjektstatus, Massendemokratie, Gewalt, <strong>Mai</strong>nstreaming und vielen <strong>an</strong>deren mehr, soll<br />

wild und gründlich gemeinsam nachgedacht, gesprochen und Neues entworfen werden.<br />

Gepl<strong>an</strong>t sind: Vorträge, Workshops, Podium, Plena, Kabarett, Lesung und ein Fest.<br />

Platz für spont<strong>an</strong>e Workshops; Kooperationen mit und Beiträge von <strong>an</strong>deren politischen Frauenprojekten.<br />

Zugesagt haben bereits: Ch<strong>an</strong>tal Mouffe (Eröffnungsvortrag); Les Reines Prochaines (Festkonzert)<br />

W<strong>an</strong>n: 26. – 29. Oktober <strong>2006</strong><br />

Ver<strong>an</strong>staltungsort: Jugend am Werk, 1030 Wien (rollstuhlgerecht)<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g werden in der Vorbereitungszeit verschiedene problemzentrierte Workshops <strong>an</strong>geboten.<br />

Sie dienen der Einführung in die jeweiligen Politikfelder, dem Überblick und der Vertiefung.<br />

Programm <strong>Mai</strong> - Juni<br />

Demokratie - und nu?<br />

16.MAI.<br />

Wenn wir die Grenzen überschreiten,<br />

bringen wir den Stein<br />

ins Rollen<br />

Fünf Aktivistinnen des jap<strong>an</strong>ischen Frauennetzwerks<br />

Working Women’s International<br />

Network (WWIN) sprechen über ihre Arbeit<br />

und den Nutzen der UN-Konvention zur Beseitigung<br />

jeder Form von Diskriminierung der<br />

Frau (CEDAW)<br />

19.00 , Vortrag und Filmvorführung<br />

Shizuko Koedo<br />

WWIN-Mitglied, Gründerin der Gruppe der be-<br />

rufstätigen Frauen in H<strong>an</strong>delsfirmen<br />

Katsumi Nishimura<br />

WWIN-Mitglied, Klägerin Sumitomo Elektrik<br />

Eiko Shirafuji<br />

WWIN-Mitglied, Klägerin Sumitomo Elektrik<br />

Kinuko Ishida<br />

WWIN, Klägerin Sumitomo Chemie<br />

Yuriko Konishi<br />

WWIN-Mitglied<br />

Org<strong>an</strong>isation: Maria Sachiko Baier<br />

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Eine<br />

Übersetzerin ist <strong>an</strong>wesend.<br />

Vgl. http://www.ne.jp/asahi/wwn/wwin/<br />

27.MAI.<br />

Fragen - wie: Demokratie denken.<br />

Zwischen Funktionalismus<br />

und Idealität<br />

16.00-19.00, Workshop<br />

Birge Krondorfer<br />

Philosophin, Lektorin, wip<br />

18.JUNI.<br />

Widerständige Öffentlichkeiten<br />

16.00-19.00, Workshop<br />

Therese Kaufm<strong>an</strong>n<br />

eipcp<br />

Vina Yun<br />

MALMOE, nylon, wip<br />

Für Frauen!<br />

Unkostenbeitrag/Spende: 5€/3€<br />

Wir bieten auf Anfrage – bitte jeweils 1 Woche vor der Ver<strong>an</strong>staltung – Kinderbetreuung <strong>an</strong>!<br />

Die Räumlichkeiten der Frauenhetz sind rollstuhlgerecht.<br />

23.JUNI.<br />

Demokratiequalität aus feministischer<br />

Perspektive<br />

17.00 – 20.00, Workshop<br />

Karin Liebhart<br />

Politologin, Institut für Politikwissenschaft<br />

der Universität Wien<br />

24.JUNI.<br />

Die österreichische Verfassung.<br />

Grundsätze und Genderaspekte<br />

15.00-18.00 ,Workshop<br />

Brigitte Hornyik<br />

Verfassungsjuristin<br />

Weitere Workshops - zur Fremdenrechts-/Asylgesetzgebung und<br />

zur Arbeiterinnenbewegung – sind in Pl<strong>an</strong>ung. Termine und Ankündigungstexte<br />

finden sich in Kürze unter: www.frauenhetz.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!