Mai 2006 (PDF) - an.schläge
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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>05/<strong>2006</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN mai<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />
gesellschaft<br />
girlssoccer<br />
Mädchen spielen gerne Fußball, auch<br />
wenn Jungs sie nicht mitspielen lassen.<br />
thema<br />
sexarbeit<br />
Sexarbeiterinnen brauchen weder Hilfe<br />
noch Moral, sondern mehr Arbeitsrechte.
Aus der Rolle fallen – aus der Falle rollen<br />
Antwort auf den offenen Brief des Frauencafé-Teams<br />
Seit 1980 ist das FLMZ ein besetzter feministischer, lesbischer, öffentlicher, politischer Frauenort<br />
in Selbstverwaltung und Teil der autonomen feministischen FrauenLesbenBewegung.<br />
Die Gruppen, Vereine und einzelnen Frauen arbeiten eigenständig in ihren Bereichen. Am<br />
FZ-Plenum wird von allen neben Entscheidungen betreffend die selbstverwaltete Struktur<br />
auch über die Inhalte und Ziele des FZ diskutiert und basisdemokratisch entschieden.<br />
Wir verstehen Frau-Sein nicht als ein von biologischen Gegebenheiten losgelöstes soziales<br />
Konstrukt, in das gewechselt werden k<strong>an</strong>n. In unserem Verständnis steht Feminismus unter<br />
<strong>an</strong>derem dafür, <strong>an</strong>zuerkennen, dass es biologische Unterschiede gibt, aber sich dagegen zu<br />
wehren, dass von diesen soziale Konsequenzen abgeleitet werden. Tatsache ist, dass noch<br />
immer jede und jeder nach ihrer/seiner Geburt abhängig vom biologischen Geschlecht in<br />
eine von der Gesellschaft vorgegebene Rolle gedrängt wird. Aufgrund dieser Zw<strong>an</strong>gssozialisierung<br />
erfahren Mädchen und Frauen mehr oder weniger offensichtliche Unterdrückung<br />
und Gewalt, und ihr Recht auf Selbstbestimmung wird ihnen vorenthalten. Als Feministinnen<br />
sind uns Orte für Frauen, Lesben und Mädchen, die eigenständige Org<strong>an</strong>isierung als<br />
Frauen und der Kampf für die Eigenständigkeit, Vielfältigkeit und gesellschaftliche Freiheit<br />
für Frauen wichtige Grundlagen und Ziele.<br />
Die eigenständige Frauenorg<strong>an</strong>isierung entspringt der Erfahrung und persönlichen Betroffenheit<br />
und Lebensrealität von Frauen im Patriarchat und inkludiert daher in unserem Verständnis<br />
tr<strong>an</strong>ssexuelle Frauen nicht in dieser Org<strong>an</strong>isierung, schließt jedoch politische<br />
Bündnisse mit tr<strong>an</strong>ssexuellen Frauen nicht aus. Wir denken, dass die verschiedenen Zugänge<br />
zu diesem Thema und zu Feminismus generell respektvoll nebenein<strong>an</strong>der stehen können.<br />
Dass dies möglich ist, hat unter <strong>an</strong>derem die jahrel<strong>an</strong>ge Zusammenarbeit mit dem<br />
Frauencafé gezeigt.<br />
Die FZ-Frauen sind zu einer frauenöffentlichen Diskussion unter der Bedingung bereit, dass<br />
die vertretenen Meinungen sachlich diskutiert und respektiert werden.<br />
Was derzeit passiert, empfinden wir jedoch als politischen Wahnsinn. Während Frauenprojekte<br />
<strong>an</strong> Geldm<strong>an</strong>gel sterben, findet eine Spaltung innerhalb der Frauenbewegung statt,<br />
die diese schwächt und die H<strong>an</strong>dlungsspielräume der Frauen einschränkt.<br />
Wir sind stolz Teil der FrauenLesbenbewegung zu sein und werden weiterhin dafür kämpfen,<br />
dass Frauen vereint gegen Sexismus, Rassismus, Kapitalismus und Homophobie auftreten.<br />
Radikalfeministische Grüße,<br />
autonomes FrauenLesbenMädchen Zentrum Wien
auf.takt<br />
Wie könnte es <strong>an</strong>ders sein, im <strong>Mai</strong> ist die Arbeit<br />
„das“ Thema in den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n. Lisa Bolyos war<br />
bei einem Kongress zum Thema Sexarbeit in Berlin,<br />
hat Meinungen von Frauen, die in der Praxis<br />
arbeiten, eingeholt und eine Mitarbeiterin der<br />
Beratungsstelle Hydra über die gesetzlichen Rahmenbedingungen,<br />
Bedürfnisse und Notwendigkeiten<br />
befragt. (ab S.16)<br />
Dass der 1. <strong>Mai</strong> nicht nur für traditionelle,<br />
aber eher staubig <strong>an</strong>mutende Aufmärsche der<br />
l<strong>an</strong>ggedienten, aber immer noch notwendigen<br />
ArbeiterInnenorg<strong>an</strong>isationen Raum hat, zeigt die<br />
EuroMayday-Bewegung, die vor fünf Jahren in<br />
Mil<strong>an</strong>o beg<strong>an</strong>n und seit dem verg<strong>an</strong>genen Jahr<br />
den Weg auch nach Österreich gefunden hat, um<br />
gegen die Prekarisierung der Arbeit <strong>an</strong>zugehen.<br />
(S.28)<br />
Die Neoliberalisierung der Arbeit ist auch eines<br />
der Themen des Alternativen Lateinamerikagipfels<br />
(S.10). Mit einem Film der Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />
zur Situation bolivi<strong>an</strong>ischer Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />
deren Arbeitssituation in Sp<strong>an</strong>ien und einem<br />
feministischen Workshop in Kooperation mit der<br />
Frauensoli, Lefö, den KP- und SJ-Frauen liefern die<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> zwischen dem 10. und 13.5. auch einen<br />
aktiven Beitrag zum Gipfel.<br />
Mujeres Cre<strong>an</strong>do gab auch den Input zum<br />
ersten <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-SOHO-Projekt. Bei „Baustelle : Gesellschaft“<br />
werden deren Perform<strong>an</strong>ces als politisch-künstlerische<br />
Strategien zur Sichtbarmachung<br />
feministischer Positionen im öffentlichen<br />
Raum, in Form von Filmen gezeigt. Deren Vari<strong>an</strong>te,<br />
Graffitis als egalitäres Basismedium einzusetzen<br />
um Räume zu besetzen wird dabei praktisch<br />
umgesetzt. Dazu gibts am 24. <strong>Mai</strong> und am 3. Juni<br />
jeweils um 19.00 eine Diskussionsrunde bei der<br />
Strategien feministischer Öffentlichkeiten aufgedeckt<br />
werden.<br />
Wir hoffen, euch bei der einen oder <strong>an</strong>deren<br />
Ver<strong>an</strong>staltung zu sehen und wünschen einen<br />
kämpferischen Tag der Arbeit,<br />
eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
Supermänner überall<br />
Problematische Methoden im Kampf gegen Zw<strong>an</strong>gsehen<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
kinderlos.glücklich<br />
Reduced it to the Fr<strong>an</strong>k<br />
Der Demografiediskurs ist im vollen G<strong>an</strong>ge – was soll frau damit?<br />
a lternativ.gipfel<br />
Dialoge über Weltordnungen<br />
Gegenwind zum offiziellen EU-Lateinamerikagipfel ist von Nöten<br />
medieninsel.al-jazeera<br />
Heute ist alles möglich ...<br />
Die Reise einer Europäerin in die arabische Medienwelt<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Generation Praktikum<br />
Die Erwerbsarbeitsuche endet für viele im „Dauerzust<strong>an</strong>d“ Praktikum<br />
thema.sexarbeit<br />
Moral in den Zeiten der Ich-AG<br />
Arbeitsrecht, Abolitionismus, Moral – was davon hilft SexarbeiterInnen?<br />
forum.wissenschaft<br />
Brennende Küchen, Eier auf Glatzen<br />
Über unkonventionelle Komik im frühen Kino spricht Claudia Preschl<br />
prekärer.kampft<strong>an</strong>z<br />
MayDay! MayDay!<br />
Hast du Arbeit? Bist du wütend? Willst du kämpfen? Auf zum Mayday!<br />
mädchen.fußball<br />
Rundes Leder<br />
Eine Achtjährige weiß warum sie Fußball spielt und was sie drauf hat<br />
soho.ottakring<br />
Achtung Baustelle!<br />
Eine fixe Größe im Kulturkalender – und die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind mit dabei<br />
sitcom.the-l-word<br />
Is this the way we live <strong>an</strong>d love?<br />
Die US-amerik<strong>an</strong>ische Lesbenserie wird begeistert gesehen und diskutiert<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Von Fauna und Flora<br />
Gemeinisvolle Kl<strong>an</strong>gfarben, Stimmungsbilder – eine lohnende Zeitreise<br />
lese.zeichen<br />
Auslaufmodell Mutter<br />
Eine jahrtausendel<strong>an</strong>ge Geschichte hat mehr Aktualität denn je<br />
ge.sehen<br />
„Bruder Schnecke“<br />
Der Film Tintenfischalarm macht intersexuellen Menschen Mut<br />
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<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Redaktion: Renate Billeth/reb, Paula Bolyos/pabo, D<strong>an</strong>iela<br />
Fohn/DF, Svenja Häfner/svh, Gabi Horak/GaH, Kerstin<br />
Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Bibi Klein/bik,Tyma Kraitt, Martina<br />
Madner/mad (Gesamtkoordination), Katharina Nagele/<br />
k<strong>an</strong>a, Petra Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Silke Pixner/<br />
pix, Saskya Rudigier (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/<br />
ESt, Bettina Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les,<br />
Jenny Unger/jung<br />
Praktik<strong>an</strong>tin: Christine Kohlmayr/chr<br />
Inserate: Saskya Rudigier, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Lisa Bolyos, Julia Gröblacher/JulG,<br />
Helga Haiden/haid, Beate Hausbichler, Kathrin Iv<strong>an</strong>csits,<br />
Alice Ludvig, Helga Neumayer, Una S. Precaria, Claudia<br />
Saller, Jutta Sommerbauer, Nadja Vladar/nav<br />
<strong>an</strong>.sage: Burgi Pirolt & Jutta Tischler<br />
neu.l<strong>an</strong>d: Tyma Kraitt<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
lesben.nest: Jenny Unger<br />
ge.sehen: Saskya Rudigier<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Regina Himmelbauer<br />
plus.minus: Eva Steinheimer<br />
Cartoon: nic., pxxxnic@gmail.com<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Cover: Jenny Unger<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Magdalena Blaszczuk, Michaela<br />
Bruckmüller, Rüdiger Ettl, Hydra,Rainer Iglar, Irene Kainz,<br />
Sabine Motte, Helga Neumayer, Isabella Pessl,pixelquelle.de,<br />
Sus<strong>an</strong>ne Schuda, Eva Steinheimer, J<strong>an</strong>ine Wurzer/<br />
Care, www.thelwordonline.de, www.tintenfischalarm.at,<br />
Günter Zint<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Andrea Gadler, Gabi Horak, Lea Susemichel<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betrifft: Lease mich in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 4/06<br />
Irrtum<br />
Sehr geehrte Frau Enzenhofer, beim<br />
oben gen<strong>an</strong>nten Artikel ist ein Fehler<br />
passiert, der uns tief trifft: Sie haben unser<br />
Unternehmen negativ zitiert, aber einen<br />
unserer Mitbewerber gemeint.<br />
Zur Erläuterung:Wir, die M<strong>an</strong>power<br />
GmbH, haben jahrel<strong>an</strong>g Markenrechtsprozesse<br />
gegen einen Mitbewerber geführt,<br />
der sich „M<strong>an</strong>power Austria“ gen<strong>an</strong>nt<br />
hat. Bei diesem Unternehmen<br />
sind die Ereignisse rund um eine Betriebsratswahl<br />
passiert, die Sie vollkommen<br />
richtig beschreiben – nur leider als<br />
„bei M<strong>an</strong>power geschehen“.<br />
Der bewusste Mitbewerber hat<br />
heuer im Jänner überraschend seinen<br />
Namen geändert und heißt jetzt „Powerserv“.<br />
Wenn Sie also jetzt, im April,<br />
über M<strong>an</strong>power schreiben, beziehen Ihre<br />
LeserInnen das automatisch auf unser<br />
Unternehmen – und das tut weh.<br />
Ich bitte Sie daher um Richtigstellung<br />
in der nächsten Nummer.<br />
Für Fragen stehe ich Ihnen natürlich<br />
gern zur Verfügung, auch zu <strong>an</strong>deren<br />
Frauen & Arbeit-Themen – und übrigens:<br />
Bei uns gibt es einen Betriebsrat,<br />
mit dessen Vorsitzender ich Sie gerne<br />
zusammen bringe!<br />
Herzliche Grüße<br />
Andrea Lehky<br />
M<strong>an</strong>power GmbH. Marketing & Communications M<strong>an</strong>ager<br />
Sehr geehrte Frau Lehky,wir entschuldigen<br />
uns hiermit im Namen von Bettina<br />
Enzenhofer und der Redaktion für diesen<br />
Irrtum,<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />
Betrifft: Leserinnenbrief in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 4/06<br />
Pseudofeminismus<br />
Sehr geehrte Mitglieder der feministischen<br />
Gemeinschaft!<br />
(...) Tr<strong>an</strong>sgender ist ein Grenzphänomen,<br />
jedoch eines mit mehrfach<br />
feministischer Relev<strong>an</strong>z, weil erstens<br />
das Problem der gesellschaftlichen Diskriminierung<br />
auf heterosexistisch-patriarchale<br />
HERRschaftsstrukturen und<br />
Mech<strong>an</strong>ismen zurückzuführen ist, und<br />
zweitens LÄSST SICH DAS TRANSGEN-<br />
DERPHÄNOMEN DURCHAUS ALS<br />
„FRAUENSACHE“ DEFINIEREN. (...)<br />
Es hat mich schockiert, wie Fr.Wisenöcker<br />
in ihrem Gegenbrief mit der<br />
größten Selbstverständlichkeit von „Frauen“<br />
einerseits und „tr<strong>an</strong>sSEXUELLEN“<br />
Menschen <strong>an</strong>dererseits fabuliert - und<br />
zwar all meinen Bemühungen zum Trotz,<br />
jene starren Definitionen von Frausein in<br />
deren Best<strong>an</strong>dteile zu zerlegen, und GE-<br />
NAU DIESE ARGUMENTATIONSWEISE habe<br />
ich als „pseudofeministische Scheinargumentation“<br />
bezeichnet. M<strong>an</strong>che<br />
„Feministinnen“ sind offenbar unfähig,<br />
diesen gesellschafts- politischen Paradigmenwechsel<br />
ged<strong>an</strong>klich zu erfassen<br />
und <strong>an</strong>zuerkennen bzw. ihre Mitmenschen<br />
als das zu akzeptieren, was ihrem<br />
SELBSTBILD entspricht! Eine Tr<strong>an</strong>sgenderin<br />
sieht sich selbst als FRAU, und nicht<br />
als „Tr<strong>an</strong>sgender“,„Tr<strong>an</strong>ssexueller“ oder<br />
„Tr<strong>an</strong>svestit“ – sie empfindet solche Ausdrücke<br />
als schmerzlich, beleidigend und<br />
diskriminierend. (...)<br />
Ich k<strong>an</strong>n mich hinsichtlich der Vorkommnisse<br />
und des Verhaltens der FZ-<br />
Frauen am 8.3. der Meinung des Frauencafe-Teams<br />
nur <strong>an</strong>schließen: es ist zweifelsohne<br />
MACHTMISSBRAUCH sowie<br />
ein DISKRIMINIERENDER AKT SELBSTGE-<br />
RECHTER WILLKÜR und in höchstem<br />
Grade beunruhigend und beängstigend,<br />
dass eine Tr<strong>an</strong>sgenderIN, die IN<br />
DEREN AUGEN jedoch ein Tr<strong>an</strong>sgendER<br />
– und somit ein MANN ist, des Hauses<br />
verwiesen wurde und mit ihr gleich alle,<br />
die gegen ein derartiges Vorgehen<br />
lautstark protestierten... (...)<br />
Ich möchte demnach vorschlagen,<br />
jene Ver<strong>an</strong>twortlichen hier im Wiener<br />
F(K)Z/Beisl, die von ihrem UNBEUGSA-<br />
MEN UND FATALEN HARDLINER-KURS<br />
nicht abweichen wollen, sol<strong>an</strong>ge zu<br />
boykottieren, bis sie entweder zur Vernunft<br />
gekommen oder für immer von<br />
dort vertrieben sind. (...)<br />
Die (Mond-)Seherin<br />
(gekürzte Version, Original unter www.<strong>an</strong>schlaege.at)<br />
LeserInnenbriefe müssen nicht der<br />
Redaktionsmeinung entsprechen.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Supermänner überall<br />
Gerade erhielt in Berlin ein junger M<strong>an</strong>n, dessen<br />
Familie vor dreißig Jahren nach Deutschl<strong>an</strong>d einw<strong>an</strong>derte,<br />
seine Verurteilung zu neun Jahren Haft,<br />
weil er seine Schwester ermordet hatte. Angeblich<br />
passte ihm ihr Lebensstil nicht. Wie konnte es zu<br />
dieser extremen Zuspitzung der Situation in der Familie<br />
kommen? Der Kampf gegen Zw<strong>an</strong>gsehe und Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />
wird mittlerweile von vielen verschiedenen Org<strong>an</strong>isationen<br />
geführt. Doch die verwendeten Methoden und die<br />
Fähigkeit zur Selbstreflexion machen einen großen Unterschied<br />
aus. Wenn z.B. die Familie integriert wird, SozialarbeiterInnen,<br />
NachbarInnen, PolizistInnen, Bek<strong>an</strong>nte und Verw<strong>an</strong>dte<br />
sich mit den Familienmitgliedern ausein<strong>an</strong>der setzen,<br />
muss es nicht unbedingt so weit kommen, dass das<br />
Mädchen ihre Familie verlassen muss oder das Blut fließt.<br />
Doch dafür ist viel Zeit, Mühe und Geduld notwendig. Jahrzehntel<strong>an</strong>ge<br />
Kränkungen werden hervor brechen. Dass die<br />
Mädchen ihren Vätern über den Kopf gewachsen sind, ist<br />
eigentlich noch die kleinste davon.<br />
Über Jahrzehnte gewachsene Familienstrukturen werden<br />
nicht leichter veränderbar, wenn „der Held” aus einer Beratungsorg<strong>an</strong>isation<br />
Superm<strong>an</strong>n spielt und sich in missionarischem<br />
Eifer nach einer halben Stunde Rechtsberatung <strong>an</strong>maßt,<br />
das Leben einer Frau oder eines Mädchens zu durchschauen.<br />
Oder Polizisten das geflüchtete Mädchen nach<br />
einer Nacht im Gefängnis einfach ohne Unterstützung in die<br />
Familie zurückschicken, wie es in Tirol passierte, bevor ein<br />
Junge seine Schwester ermordete. Männlich-privat-persönliche<br />
Meinungen werden mit juristischen oder polizeilichen<br />
Mitteln zur Unterstützung vermischt.<br />
Die meisten Regeln sind auf Extremsituationen <strong>an</strong>gelegt,<br />
kontinuierliche Aufbauarbeit hat keine große Tradition.<br />
Es muss ein gutes Gefühl sein, eine bedrohte Person vor der<br />
Abschiebung oder vor Übergriffen zu retten – Jahre dieser Arbeit<br />
in Einzelkämpfer-Mission können einem aber leicht zu<br />
Kopfe steigen. Der wahre Retter will und weiß das Beste für<br />
die Frau. Denkt er, zumindest. Gefragt wird die Frau oder das<br />
Mädchen nicht. Des Retters Einschätzung k<strong>an</strong>n ja auch ab<br />
und zu die richtige sein – aber eben nicht immer. Denn die<br />
Frauen sind ja schließlich nicht dumm, oder?<br />
Es ist immer interess<strong>an</strong>t zu sehen, wer aller „die fremden<br />
Frauen” vor der Unterdrückung durch ihre Ehemänner, Brüder,<br />
Väter retten will. Und welche Ausmaße dieser missionarische<br />
Eifer <strong>an</strong>nehmen k<strong>an</strong>n. (M<strong>an</strong>n muss ja nicht unbedingt<br />
gleich Präsident Bush sein, der <strong>an</strong>geblich die afgh<strong>an</strong>ischen<br />
Frauen retten wollte. Und das Öl dazu.) Oft tun Leute groß<br />
ihre Meinung kund, die niemals etwas mit realen Fällen von<br />
Gewalt zu tun hatten. Noch schwieriger wird es, wenn nicht<br />
mehr differenziert wird, die Situation in Ländern wie Ir<strong>an</strong>, Irak<br />
oder Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> einfach mit Österreich gleichgesetzt wird.<br />
Der naive, patriarchale Kavalier einfach von Österreich aus<br />
bewertet – mit m<strong>an</strong>chmal nichts als dem ORF als Argumentfaktor.<br />
Junge Mädchen, die in Österreich geboren wurden,<br />
studieren und nicht unbedingt schon als Teenager heiraten<br />
wollen, tragen aus <strong>an</strong>deren Gründen das Kopftuch als zum<br />
Beispiel in Bosnien, wo fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung aus arabischen<br />
Ländern fließt.<br />
Dass nicht genauer geschaut bzw. gefragt wird, liegt<br />
dar<strong>an</strong>, dass das großartige Hilfsmodell schnelle Bewertungen<br />
und Einschätzungen fördert und den kontinuierlichen,<br />
direkten Kontakt mit den Frauen und Mädchen verhindert.<br />
Superm<strong>an</strong>n hilft und geht wieder. Superwom<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich<br />
oft auch nur für Extremsituationen erwärmen. Noch einmal:<br />
Eine halbe Stunde Rechtsberatung im Monat ist zu wenig,<br />
um eine Frau und ihre Lebenslage „zu kennen” und einzuschätzen!<br />
M<strong>an</strong>n ist ja nicht Gott, oder? Frauen, die in Flüchtlingsheimen<br />
arbeiten und länger mit den Menschen zu tun<br />
haben, tun sich leichter, bei Gewalt in der Ehe oder Einschränkung<br />
der Lebensmöglichkeiten durch die soziale<br />
Kategorie „Frau” zu reagieren. Die werden oft auch direkt<br />
und konkret um Unterstützung <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen.<br />
Dass sich das kurze, schnelle Beratungsmodell als beliebtestes<br />
Modell des Kontaktes zwischen „den Gebürtigen” und<br />
„den Fremden” durchgesetzt hat, liegt einerseits dar<strong>an</strong>, dass<br />
die österreichische Gesetzeslage dazu zwingt. Aber <strong>an</strong>dererseits<br />
sicher auch dar<strong>an</strong>, dass das Modell der „Hilfe für diese<br />
armen, unterdrückten Frauen” sich so stark in den Köpfen<br />
eingenistet hat, dass es Modelle ebenbürtiger Kommunikation<br />
in Netzwerken und aufbauende, kontinuierliche, l<strong>an</strong>gfristige<br />
Arbeit verhindert! ❚<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich<strong>an</strong>.riss<br />
sport<br />
Frauen vor!<br />
Ende März f<strong>an</strong>d in Wien die 7. Europe<strong>an</strong> Women <strong>an</strong>d Sport Conference<br />
unter dem Motto „Good Govern<strong>an</strong>ce im Sport – Sport als Trendsetter für<br />
die neue Zivilgesellschaft“ statt. Ver<strong>an</strong>staltet wurde die Konferenz von<br />
der EWS, der Europe<strong>an</strong> Women <strong>an</strong>d Sport Working Group, die sich als<br />
freier Zusammenschluss von Repräsent<strong>an</strong>tinnen und Kontakt-Personen<br />
mit Interesse <strong>an</strong> Gender Equality versteht. Dieser arbeitet für Nicht-<br />
Staatliche oder Staatliche Sportorg<strong>an</strong>isationen in ihren Ländern. Hauptziel<br />
der EWS ist es, eine Sportkultur der praktizierten Geschlechtergleichstellung<br />
in Bezug auf gleiche Möglichkeiten für Frauen und Männer zu<br />
schaffen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Erhöhung des Frauen<strong>an</strong>teils<br />
auf allen Ebenen und in allen Rollen des Sports. Ein Redner auf<br />
der Konferenz war Österreichs Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer, der<br />
die Regierungsarbeit lobte:„Unser Ziel ist es, den Frauen<strong>an</strong>teil unter den<br />
Sportlern, Trainern als auch Funktionären nachhaltig zu steigern. Mit<br />
„Die gesellschaftliche Akzept<strong>an</strong>z<br />
des sittlichen Verfalls war immer<br />
schon der Beginn des Nieder-<br />
g<strong>an</strong>gs einer Hochkultur.“<br />
Mit dieser und ähnlichen Aussagen warben<br />
engagierte BürgerInnen als „Initiative06 für<br />
den Erhalt eines bürgerlichen Innsbruck“ im<br />
Internetwahlkampf der Gemeinderatswahlen.<br />
Gegen SPÖ und Grüne wurde polemisiert.<br />
In oben gen<strong>an</strong>ntem Fall wurde die „eigenartige<br />
Teilorg<strong>an</strong>isation“ der Grünen,<br />
nämlich Die Grünen Andersrum und deren<br />
Forderung nach gleichgeschlechtlicher Ehe<br />
<strong>an</strong>gepr<strong>an</strong>gert. Der Niederg<strong>an</strong>g der politischen<br />
Kultur ist voll im G<strong>an</strong>ge!<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
frauen<br />
plus.minus<br />
Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />
Unfeministische Frauenmagazine<br />
Das Frauenmagazin WIENERIN wurde am 1.<br />
April in den Seitenblicken gefeiert. Der<br />
Grund? Sein 20-jähriges Bestehen. Den Erfolg<br />
des Magazins sah der Sprecher g<strong>an</strong>z klar<br />
darin, dass sich die WIENERIN „nicht als<br />
feministisches Kampfblatt versteht“. Etwas<br />
zu einfach gedacht, k<strong>an</strong>n ich nur sagen.<br />
Schließlich sind die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, die in der Seitenblicke-Redaktion<br />
sicher als Kampfblatt<br />
durchgehen, schon stolze 23 Jahre und AUF –<br />
Eine Frauenzeitschrift bringt es heuer auf<br />
runde 30. Das ist wohl wirklich ein Grund zu<br />
feiern – auch ohne Seitenblicke-Promi-Geschleime.<br />
–<br />
der Umsetzung von Gender <strong>Mai</strong>nstreaming in allen Bereichen der Bundes-Sportförderung<br />
haben wir die Rahmenbedingungen optimiert und<br />
sind auf dem richtigen Weg zu einer ausgeglichenen Frauenquote!“<br />
Dass Frauen im Sport zu wenig präsent sind, beweist der Herr Staatssekretär<br />
sprachlich ja sehr eindrucksvoll. Tatsächlich aber werden ein paar<br />
Projekte im Sportbereich staatlich gefördert, wie zum Beispiel die Informations-<br />
und Beratungsstelle Call4Girls, die Mädchen, Frauen und Burschen,<br />
die von Diskriminierung und sexueller Gewalt im sportlichen<br />
Umfeld betroffen sind, berät. Die gleichzeitige Dokumentation derartiger<br />
Übergriffe soll eine öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt im<br />
Sport eröffnen. ESt<br />
www.ews-online.org; Call4Girls: www.call4girls.at, kontakt@call4girls.at, T. 0650/44 95 95 0<br />
rassismus<br />
ZARA-Report<br />
Anf<strong>an</strong>g April präsentierte ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit)<br />
den Jahresbericht für 2005. Wie schon in den verg<strong>an</strong>gen Jahren dokumentiert<br />
ZARA die gemeldeten rassistischen Übergriffe und Diskriminierungen,<br />
eine Reihe von scheinbaren Einzelschicksalen, die ein<br />
schockierendes Bild unseres gesellschaftlichen Klimas zeichnen. Dass<br />
Frauen von Rassismus <strong>an</strong>ders betroffen sind, eben weil sie Frauen sind,<br />
ist innerhalb der Frauenbewegung und auch der feministischen Theorie<br />
schon l<strong>an</strong>ge keine neue Erkenntnis mehr. Trotzdem wird das in der Berichterstattung<br />
über Rassismus kaum als systematischer Faktor wahrgenommen.<br />
So hat zum Beispiel das Herunterreißen des Kopftuches bei<br />
Musliminnen keine Entsprechung in Übergriffen gegenüber Männern,<br />
weil hier quasi „im Vorübergehen“ von einer Einzelperson eine so vielschichtige<br />
Grenzüberschreitung stattfindet. Im neuen ZARA-Bericht ist<br />
die Kombination Rassismus-Sexismus zwar nicht explizit Thema, dennoch<br />
entsteht ein etwas differenzierteres Bild, weil nun im Gegensatz<br />
zu verg<strong>an</strong>gen Berichten <strong>an</strong>dere Org<strong>an</strong>isationen aufgefordert werden,<br />
plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
männer<br />
Feministische Männermagazine<br />
Der Kurier widmete fünf Seiten seiner Sonntagsbeilage<br />
vom 2. April dem 80. Geburtstag<br />
von Playboy-Gründer Hugh Hefner und überraschte<br />
mit einem Interview mit Hefners<br />
Tochter Christine, die als selbstdeklarierte<br />
Feministin heute das Imperium leitet. Sie<br />
stellte den Playboy als Unternehmen ohne<br />
gläserne Decke dar, wo Frauen die Hälfte der<br />
leitenden Positionen innehaben. Mag ja sein,<br />
aber ihre Ausführungen, was der Playboy<br />
nicht alles für die Frauenbewegung get<strong>an</strong> habe,<br />
indem er sich „als erste Zeitschrift“ für legale<br />
Abtreibungen einsetzte, sind bl<strong>an</strong>ker Zynismus!<br />
–
nicht bloß Einzelfälle zu dokumentieren, sondern Kommentare über Tendenzen<br />
in ihrer Gesamtarbeit abzugeben. Dabei kommt neben Org<strong>an</strong>isationen,<br />
die mit <strong>an</strong>tisemitischen oder <strong>an</strong>tiislamischen Rassismen konfrontiert<br />
sind, auch Peregrina (Bildungs-, Beratungs-, und Therapiezentrum<br />
für Migr<strong>an</strong>tinnen) zu Wort und somit ein geschlechtssensibler<br />
Blickwinkel in die Dokumentation. ESt<br />
www.zara.or.at; www.peregrina.at<br />
a rmut<br />
Verschuldet – arm – weiblich<br />
„Armut beschämt nicht die betroffenen Menschen, Armut beschämt die<br />
Gesellschaft“, sagte schon Ruth Dreifuss, Schweizer Politikerin und Frauenrechtlerin.<br />
Laut jüngstem Sozialbericht leben 571.000 Frauen (14 Prozent)<br />
in Österreich unter der Armutsgrenze. Die Armutsforscherin Karin<br />
Heitzm<strong>an</strong>n von der Wirtschaftsuniversität Wien sieht im niedrigen Einkommen<br />
von Frauen eine wesentliche Ursache dafür. Derselben Ansicht<br />
sind auch VertreterInnen der heimischen Schuldnerberatungen. Fast<br />
7.000 Frauen haben im Vorjahr eine Beratungseinrichtung kontaktiert,<br />
mehr als ein Drittel davon fällt deutlich unter die Armutsgrenze. Gestiegene<br />
Konsumausgaben und Haftungen für Bürgschaften sind weitere<br />
Gründe für die fin<strong>an</strong>ziellen Probleme. An Lösungs<strong>an</strong>sätzen fehlt es nicht.<br />
Die Schuldnerberatungen empfehlen Maßnahmen zur Einkommensverbesserung<br />
und -sicherung von Frauen, die Anhebung der Sozialleistungen<br />
auf ein Mindestniveau und die Verbesserung der fin<strong>an</strong>ziellen Allgemeinbildung.<br />
Um Frauenarmut zu vermeiden fehle es, so die Sozialexpertin<br />
der Armutskonferenz, Michaela Moser, jedoch vor allem <strong>an</strong> politischem<br />
Willen und <strong>an</strong> der richtigen Prioritätensetzung. haid<br />
Infos: www.armutskonferenz.at, T. 01/402 69 44-11; www.schuldnerberatung.at, T. 0732/ 65 65 99<br />
frauenhäuser<br />
Schutz auch im Nachbarbundesl<strong>an</strong>d<br />
Dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Vereins Autonomer Österreichischer<br />
Frauenhäuser für 2005 ist zu entnehmen, dass im Vorjahr<br />
3256 Frauen und Kinder in 25 Frauenhäusern Schutz und Unterkunft gefunden<br />
haben, um fast 500 mehr als 2004. Fünf Prozent der Schutzsuchenden<br />
wurden in einem <strong>an</strong>deren Bundesl<strong>an</strong>d untergebracht – entweder,<br />
weil sie so massiv bedroht wurden, dass sie weiter weg flüchten<br />
mussten, oder weil das Frauenhaus im Nachbarbundesl<strong>an</strong>d das nächstgelegene<br />
war. Der Bedarf wird von Mitarbeiterinnen aber höher eingeschätzt.<br />
Die Aufnahme in ein Frauenhaus in einem <strong>an</strong>deren Bundesl<strong>an</strong>d<br />
ist jedoch schwierig, da von den L<strong>an</strong>desregierungen, die die Fördergelder<br />
bereitstellen, regionale Aufnahmebeschränkungen gefordert werden.<br />
Hier wäre eine Lockerung der Bestimmungen nötig. Dringende Änderungen<br />
wären auch für Migr<strong>an</strong>tinnen nötig, die immerhin 48 Prozent der<br />
Schutzsuchenden ausmachen. (Übrigens zeigt die Statistik, dass insgesamt<br />
zwei Drittel der Missh<strong>an</strong>dler Österreicher sind.) Ihre Situation ist<br />
oft prekär, weil die Frauen, die im Rahmen der Familienzusammenführung<br />
nach Österreich kamen, keinen eigenständigen Aufenthaltstitel<br />
haben und deshalb zu ihren gewalttätigen Partnern zurückkehren müssen,<br />
damit sie nicht abgeschoben werden können. Das neue Fremdenrecht<br />
bringt hier keine Verbesserung und sieht auch nach wie vor keinen<br />
Schutz für Gewaltopfer ohne österreichische Staatsbürgerschaft vor. ESt<br />
www.aoef.at/start.htm<br />
<strong>an</strong>.ruf<br />
Christine Kohlmayr sprach mit Rahel Jahoda<br />
„Wenn Essen zum Problem wird“<br />
<strong>an</strong>.rissösterreich<br />
„Sowhat“ - das Institut für Menschen mit Essstörungen - gibt es seit 1993<br />
und ist seit April <strong>2006</strong> im Gesundheitszentrum Gerstnerstraße. Sie haben<br />
es damals mitbegründet, was waren die Motive?<br />
Mein ursprüngliches Anliegen war es, mit Frauen zu arbeiten und damals,<br />
1993, waren hauptsächlich Frauen von Essstörungen betroffen. Außerdem<br />
ist es für mich ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen.<br />
Welches sind die Auslöser von Essstörungen und inwiefern ist das von der<br />
Gesellschaft normierte Schönheitsbild Schuld <strong>an</strong> Essstörungen?<br />
Ich möchte zwischen Auslöser und Ursache unterscheiden. Zu den<br />
Auslösern zähle ich „Vordergründiges“ wie „blöde“ Bemerkungen,<br />
Schl<strong>an</strong>kheitswahn in den Medien, die eine verzerrte Vorbildwirkung<br />
ausüben. Die Ursachen für eine Essstörung liegen tiefer und sind eine<br />
Mischung aus soziologischen und familiären Aspekten. Dabei geht es<br />
um Selbstwertproblematik, die nicht Einhaltung von Grenzen, weiters<br />
um Missbrauch, um nur einige zu nennen. Von Schuld würde ich nicht<br />
sprechen, da das g<strong>an</strong>ze Thema „Essstörungen“ von einer Opfer-Täter<br />
Dynamik geprägt ist. Und es ja eigentlich darum geht, diese Dynamik<br />
zu überwinden. Aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n durchaus von einer Mitver<strong>an</strong>twortung<br />
der Medien sprechen, in der Art und Weise, wie diese Frauen,<br />
und mittlerweile auch Männer, zeigen und präsentieren.<br />
Wo setzt die Therapie bei Essstörungen <strong>an</strong> und wie k<strong>an</strong>n frau/m<strong>an</strong> sich<br />
eine Therapie gegen Essstörungen vorstellen?<br />
Bei vielen ist es <strong>an</strong>fänglich Motivationsarbeit. Das heißt, den KlientInnen<br />
bewusst machen, dass sie etwas verändern können. Und in weiterer<br />
Folge würde ich sagen, ressourcenorientiertes Arbeiten, das<br />
heißt, bewusst machen, was die oder der Klient/in Positives in sich<br />
trägt. Es soll vermittelt werden, dass sie die KreatorInnen ihres Lebens<br />
sind, und dass die Fähigkeiten dazu in ihnen selbst schlummern.<br />
Es gibt nicht „die“ Therapie, also ein Patentrezept. Es gibt verschiedene<br />
Ansätze und Therapieformen, mit denen gearbeitet werden k<strong>an</strong>n<br />
und die unterstützend sind. Im Großen und G<strong>an</strong>zen würde ich sagen,<br />
am heilsamsten ist ein g<strong>an</strong>zheitlicher Ansatz. Dieser beinhaltet psychotherapeutische<br />
Unterstützung und medizinische Begleitung. Sowhat,<br />
das Institut für Menschen mit Essstörungen, bietet diese Art<br />
des vernetzten Arbeitens <strong>an</strong>.<br />
Rahel Jahoda ist Mitbegründerin vom sowhat-Institut für Menschen mit Essstörungen<br />
und Leiterin der psychotherapeutischen Abteilung sowhat Wien.<br />
sowhat Wien, 15., Gerstnerstr.3, Mo-Do 9-17.00, Fr 9-13.00, T. 01/ 406 57 17,<br />
sowhat Mödling, 2340, Mödling, Bahnstr. 4/201, Mo-Do 9-17.00, Fr 9-13.00, T. 022<br />
36/ 487 73, www.sowhat.at<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e kinderlosglücklich<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Reduced it to the Fr<strong>an</strong>k<br />
M<strong>an</strong>n nehme den Posten des Mitherausgebers der deutschen FAZ, eine paar seiner Herausgeber-Spezln,<br />
einen H<strong>an</strong>g zum Eskapismus, Debatten um den Sozialstaat, eine Zeitmaschine,<br />
eine Portion Weichspüler und fertig ist ..., ja was eigentlich? Von Beate Hausbichler<br />
Der Herausgeber der FAZ Fr<strong>an</strong>k<br />
Schirrmacher, beglückt einmal<br />
wieder mit einem neuen Buch:<br />
„Minimum“. Bereits mit „Methusalem-Komplex“<br />
beschrieb<br />
Schirrmacher eine „alle werden älter,<br />
und keineR macht sich Ged<strong>an</strong>ken darüber“-Situation.<br />
Schirrmacher glaubte,<br />
weiterhelfen zu müssen. In „Minimum“<br />
schreibt er davon, dass „die Frauen zu<br />
wenige Kinder bekommen“, aber keine<br />
Angst: Schirrmacher macht sich auch<br />
darüber seine Ged<strong>an</strong>ken. Leider.<br />
Die liebe Familie. Fr<strong>an</strong>k Schirrmacher, einer<br />
der fünf Herausgeber der FAZ,<br />
wirkt „zahm“ und engagiert bei Beck-<br />
m<strong>an</strong>n auf ARD 1 . Das, was er hier sagt,<br />
kommt weder extrem reaktionär noch<br />
frauenfeindlich noch biologistisch rüber.<br />
Zumindest nicht für Reinhold<br />
Beckm<strong>an</strong>n und für seine zweite Gästin<br />
Mariele Millowitsch (Schauspielerin).<br />
Die beiden legen fast jedes mal,<br />
wenn das Wort „Familie“ fällt, die Köpfe<br />
schräg und lächeln berührt. Es geht<br />
um Altruismus, Geborgenheit, um<br />
„Werte“ eben (und wieder: berührtes-<br />
Köpfe-schräg-Legen). Nicht nur zahlreiche<br />
Fernsehauftritte beschert uns<br />
das neue Buch von Schirrmacher, auch<br />
beim Durchblättern der Zeitungen ist<br />
diesem Menschen nicht zu entkommen.<br />
Worum es geht? „Um Himmelswillen!<br />
Wer soll unsere Pensionen zahlen,<br />
wenn nun die Frauen auch arbeiten gehen<br />
und vergessen haben, dass sie die<br />
einzigen sind, die die sozialen Fähigkeiten<br />
aufbringen können, um unsere Gesellschaft<br />
vor dem Unterg<strong>an</strong>g zu retten.“<br />
Darum geht es in dem Buch, mehr<br />
sagt Schirrmacher nicht. Mit sozialer<br />
Kompetenz ist gemeint, dass Frauen<br />
sich wieder auf das „Arbeit aus Liebe“-<br />
Prinzip besinnen sollten. Haha! Ja, ich<br />
habe auch gelacht wie sich mir vor ein<br />
paar Wochen die ersten Berichte über<br />
„Minimum“ beim Zeitunglesen aufdrängten,<br />
und noch mehr lachte ich<br />
darüber, dass Schirrmacher in seinem
Buch davon spricht, dass Männer immer<br />
die Sammler und Jäger bleiben<br />
werden. Ein Blick in das Buch zeigt: Der<br />
Sammler und Jäger hat offensichtlich<br />
große Angst.<br />
Als Pfeiler seiner Argumentation<br />
werden zwei (!!) Katastrophen aus der<br />
Geschichte raus gepickt. Mit beiden Ereignissen<br />
will Schirrmacher zeigen, dass<br />
sich Menschen in Krisensituationen um<br />
ihre Familie fürsorglich kümmern, Alleinstehende<br />
sich jedoch einen feuchten<br />
Dreck um Freunde oder Mitbetroffene<br />
scheren. Liest eine so etwas, beschert<br />
der Autor Assoziationen, die schon weit<br />
weg schienen:„Blut ist dicker als Wasser“,<br />
ich glaub, das will er uns sagen.<br />
KomplizInnen. Nun ist es durchaus berechtigt<br />
zu fragen:Warum soll frau sich<br />
mit derartigen Absurditäten beschäftigen?<br />
Antworten gibt es mehrere: Die<br />
KomplizInnenschaft der JournalistInnen<br />
etwa ist eine. Das führt mich wieder zu<br />
Beckm<strong>an</strong>ns Talkshow, denn dieser spaziert<br />
in seiner Sendung mit Schirrmacher<br />
H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d ins Märchenl<strong>an</strong>d.<br />
Beckm<strong>an</strong>n h<strong>an</strong>tiert in Bezug auf die<br />
„Gebährunwilligen“ mit Begriffen wie<br />
„dramatisch“ und meint:„Wie dramatisch<br />
das ist, das wollen wir mal mit<br />
Zahlen belegen.“ JournalistInnen ziehen<br />
also dermaßen engagiert mit, dass es<br />
schon ein größeres Problem ist, als die<br />
verschrobene Argumentation eines<br />
(mächtigen) Medienm<strong>an</strong>nes.<br />
Zum Beispiel in der Presse:„Doch<br />
m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n ihm nicht vorwerfen, in die<br />
Fallen des Biologismus geg<strong>an</strong>gen zu<br />
sein.“ 2<br />
Abgesehen von den sexistischen<br />
Plattitüden, die von JournalistInnen und<br />
KommentatorInnen teilweise thematisiert<br />
werden, bleibt auf der Strecke,<br />
dass es in Schirrmachers Aussagen<br />
auch noch einen latenten Rassismus<br />
gibt, der in diesem Fahrwasser zu allem<br />
Übel auch noch mit schwimmt.<br />
Genau wie Schirrmacher Frauen<br />
meint, wenn er sagt „wir“ müssen wieder<br />
die altruistischen Werte entdecken,<br />
meinte er deutsche oder europäische<br />
Kinder, die in die Welt gesetzt werden<br />
müssen, um den Sozialstaat zu retten.<br />
Das Thema Einw<strong>an</strong>derung kommt praktisch<br />
nicht vor. Und noch eine zweite<br />
Ebene des Rassismus kommt hinzu, nun<br />
aber von Seiten der Medien bzw. Jour-<br />
nalistInnen:Würde ein Muslim oder eine<br />
Muslimin derartige Inhalte in einer<br />
Fernsehshow verbreiten, würden sie<br />
von JournalistInnen wahrscheinlich<br />
darauf aufmerksam gemacht werden,<br />
dass es ein wesentlicher Teil „unserer“<br />
Gesellschaft ist, dass Frauen frei zwischen<br />
verschiedenen Lebensformen<br />
wählen können. Für Schirrmacher gilt<br />
das nicht:„Es wird ein Riesendruck auf<br />
sie entstehen. Sie müssen arbeiten,<br />
Kinder kriegen und es stellt sich für sie<br />
die Frage: Was tue ich mit meinen alten<br />
Eltern.“ 3<br />
Es sollen doch wieder die selbstlosen<br />
Werte zurückkehren, was für ihn bedeutet,<br />
dass die Arbeit ohne Lohn wieder<br />
aufgenommen werden soll (leider<br />
wurde diese ja noch gar nicht niedergelegt).<br />
Und seine Lösung, damit alle<br />
künftig eine Pension erhalten lautet:<br />
Babys!<br />
Schirrmacher weiß <strong>an</strong>scheinend<br />
nicht, dass die jetzigen Erwerbsbeteiligten<br />
die Pensionen derer zahlen, die jetzt<br />
in Pension sind und er denkt nicht dar<strong>an</strong>,<br />
dass eine hohe Geburtenrate nicht<br />
gewährleistet, dass diese Menschen irgendw<strong>an</strong>n<br />
eine gut bezahlte Arbeit bekommen,<br />
mit der sie d<strong>an</strong>n wiederum<br />
die Pensionen mitfin<strong>an</strong>zieren können.<br />
Das Umlageverfahren der Rentensysteme<br />
in Österreich und Deutschl<strong>an</strong>d<br />
hängt nicht von der Anzahl des Nachwuchses<br />
ab, sondern davon, ob die<br />
Menschen Arbeit haben.<br />
Eine niedrige Erwerbsbeteiligung<br />
zu erhöhen, ist wohl Aufgabe der Politik,<br />
nicht die Aufgabe der Frauen. Schirrmacher<br />
schlägt also vor, die Aufgaben und<br />
Probleme der Allgemeinheit im Privaten<br />
zu lösen, die Politik soll sich nicht zuständig<br />
fühlen.<br />
Der Widerspruch. Ein weiterer Punkt, warum<br />
Beiträge wie die Schirrmachers<br />
nicht einfach ignoriert werden sollten<br />
besteht darin, dass einmal mehr der<br />
auffallende Widerspruch zwischen neoliberaler<br />
Argumentation und Konservatismus<br />
zutage tritt und damit auch die<br />
Frage:Warum plädieren neoliberale PolitikerInnen<br />
für die Bewahrung familialer<br />
Traditionen? Was hat Neoliberalismus<br />
eigentlich mit Konservatismus zu<br />
tun? Nämlich gar nichts. Diskussionen<br />
um den „Wert der Familie“ zeigen dies.<br />
Während der Konservatismus um Erhaltung<br />
von Traditionen, egal wie zweifel-<br />
haft diese sind, bemüht ist, geht es im<br />
Neoliberalismus um eine Ausweitung<br />
des Marktes, für den laufende Veränderungen<br />
nötig sind.<br />
„Die pauschale Marktgesellschaft<br />
gehört (jedoch) zu den Hauptfaktoren<br />
der Verstärkung eben jener Desintegrationskräfte,<br />
die das Familienleben in<br />
Mitleidenschaft ziehen und die vom<br />
Neoliberalismus, wenn er sein fundamentalistisches<br />
Kostüm trägt, diagnostiziert<br />
und heftig <strong>an</strong>gegriffen werden.<br />
Das ist wirklich ein instabiles<br />
Gemisch.“ 4<br />
Wenn eineR schon Angst vor dem<br />
Verschwinden des traditionellen Familienmodells<br />
hat und dies öffentlich betrauert,<br />
sollte er zumindest die Finger<br />
davon lassen, Frauen dafür ver<strong>an</strong>twortlich<br />
zu machen.<br />
Schirrmacher schlüpft nur zu gerne<br />
für den Neoliberalismus in dieses fundamentalistische<br />
Kostüm, seine rechte,<br />
fundamentalistische Haltung wird jedoch<br />
in den Medien nicht als solche demaskiert<br />
(davon abgesehen ist das<br />
Wort „fundamentalistisch“ derzeit für<br />
<strong>an</strong>dere reserviert). Sei es wegen seiner<br />
Position als Herausgeber oder den Seilschaften<br />
zu <strong>an</strong>deren Kollegen, die von<br />
den Herausgebern vom Spiegel bis zur<br />
Bild reichen.<br />
Schirrmacher ist ein Ideologielieferer<br />
des Neoliberalismus. Er liefert einer<br />
Politik, die „keinerlei theoretische Begründung“<br />
5 hat, eine Ideologie, die sich<br />
die neoliberale Politik nur zu gern überstülpt.<br />
Schirrmacher erweist sowohl einer<br />
CDU in Deutschl<strong>an</strong>d als auch einer<br />
ÖVP/FPÖ Regierung einen großen<br />
Dienst.<br />
„Denn die Familie als privates Versorgungsnetz,<br />
Urversicherungs<strong>an</strong>stalt<br />
des Lebens, wird in dem Augenblick lebenswichtig,<br />
da sich der Wohlfahrtsstaat<br />
zurückzieht.“ 6 Er liefert die Antwort<br />
darauf, wer die Lücke der gestrichenen<br />
sozialen Leistungen, vor deren<br />
Erfüllung sich der Staat zurückzieht,<br />
schließen soll. Dass ist nun gleichzeitig<br />
der Grund warum es sich PolitikerInnen<br />
neoliberaler Gesinnung nicht mit reaktionär-konservativen<br />
PredigerInnen verscherzen<br />
wollen. Es geht nicht nur darum,<br />
das M<strong>an</strong>ko einer Theorie auszugleichen,<br />
sondern es geht um die Umverteilung<br />
der sozialen Aufgaben, die ein<br />
Staat zu tragen hat, auf den Raum des<br />
Privaten. ❚<br />
glücklichkinderlos<br />
1 Beckm<strong>an</strong>n, Sendung vom<br />
13.03.<strong>2006</strong><br />
2 Die Presse vom 18.03.<strong>2006</strong>,„Nur<br />
die Simpsons sind noch intakt“<br />
3 Der St<strong>an</strong>dard-Interview vom<br />
28.03.<strong>2006</strong> von Birgit Baum<strong>an</strong>n.<br />
„FAZ“-Herausgeber zu Geburtenrückg<strong>an</strong>g:„Ein<br />
Thema, das nicht<br />
erk<strong>an</strong>nt wurde.“<br />
4 Anthony Giddens, Jenseits von<br />
Links und Rechts; Suhrkamp, 1999,<br />
Seite 29<br />
5 Ebd, Seite 29<br />
6 Fr<strong>an</strong>k Schirrmacher, Minimum,<br />
Karl Blessing Verlag; <strong>2006</strong>, Klappentext<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e alternativgipfel<br />
Dialoge über Weltordnungen<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Vom Wettlauf um Rohstoffe und Märkte zum Alternativgipfel in Wien. Feministische<br />
Perspektiven von Alice Ludvig<br />
Die Kritik, Frauen interessierten<br />
sich zwar mittlerweile für<br />
Politik und politische Machtverhältnisse,<br />
bloß in der sogen<strong>an</strong>nten<br />
„Ökonomie“ gebe es<br />
noch massiven Aufholbedarf, trifft<br />
nicht g<strong>an</strong>z ins Leere. Das Verhältnis von<br />
Frauen zu Geld, sofern sie welches besitzen,<br />
und Fin<strong>an</strong>zen beispielsweise,<br />
bleibt wissenschaftlich chronisch unterreflektiert.<br />
Beim Thema der makroökonomischen<br />
Beziehungen bin ich aus folgen-<br />
dem Grund gegen ein exklusives ExpertInnentum:<br />
Es wird nämlich zumeist<br />
der Eindruck erweckt, mensch bräuchte<br />
mindestens einige Jahre einschlägiges<br />
Universitätsstudium, um die Mech<strong>an</strong>ismen<br />
und Regulierungen von „globalen“<br />
Fin<strong>an</strong>zflüssen halbwegs zu begreifen.<br />
Der Ratschlag, den mir einst eine Kollegin<br />
auf der internationalen Frauenuniversität<br />
in H<strong>an</strong>nover gab und für den<br />
mensch keinen PhD in macroeconomics<br />
braucht, klingt für mich immer noch<br />
überzeugend:„Just follow the money.“<br />
Fragen Sie einfach konkret:„Wofür wird<br />
welches Geld ausgegeben?“ D<strong>an</strong>n wissen<br />
Sie auch, für wen Politik gemacht<br />
wird. Bei konsequenter Verfolgung dieser<br />
Frage k<strong>an</strong>n niem<strong>an</strong>d mehr mit neoklassisch-theoretischerVerkomplizierungen<br />
(Formeln!), die ein Verständnis<br />
jenseits von abgeschlossenen Fachzirkeln<br />
verunmöglichen, entfliehen.<br />
Lateinamerikagipfel. Am diesjährigen EU-<br />
Lateinamerikagipfel am 20. <strong>Mai</strong> in Wien<br />
ist es wieder soweit:Was von den einen
als wesentlich für die Außenh<strong>an</strong>delsbeziehungen<br />
der EU und den Staaten Lateinamerikas<br />
und der Karibik dargestellt<br />
wird, stellt für die <strong>an</strong>deren einen weiteren<br />
Meilenstein in der globalen ökonomischen<br />
Ausbeutung und in der Bereicherung<br />
des Nordens durch den Süden<br />
dar. Der offizielle Staatsgipfel ist das<br />
größte diplomatische Ereignis in Österreich<br />
seit dem Wiener Kongress 1814/15:<br />
Zusammengezählt übertreffen allein<br />
schon die dreißig Spitzen der Regierung<br />
Süd-, Mittelamerikas und der Karibik<br />
(selbst Fidel Castro ist <strong>an</strong>gesagt) plus<br />
die EU-25 bereits alles, was Österreich je<br />
sah. Wird d<strong>an</strong>n in Wien der Kongress<br />
den T<strong>an</strong>go und die Salsa t<strong>an</strong>zen?<br />
Im Moment gehen rund ein Viertel<br />
der Exporte Lateinamerikas in die EU,<br />
retour kommen vier Prozent, was sich<br />
äußerst bescheiden <strong>an</strong>nimmt. Der<br />
Wettlauf um Rohstoffe und Märkte<br />
nimmt allerdings seit dem 11.September<br />
2001 1 zu und das Thema Lateinamerika<br />
ist außenpolitisch für die USA seither<br />
weit nach unten gerückt, womit Europa<br />
ein Hoffnungsträger für viele Unternehmen<br />
und Konzerne in Lateinamerika ist,<br />
und Europa in den Wettbewerb um die<br />
Märkte mit den USA eintritt.<br />
Mit dabei beim „offiziellen“ Staatsgipfel<br />
ist auch Michelle Bachelet, seit 11.<br />
März <strong>2006</strong> neue Staatspräsidentin Chiles<br />
und dem moderat sozialistischen Lager<br />
zugeordnet. Auf die Frage nach den<br />
künftigen Kooperationen 2 mit der EU<br />
gab Bachelet bereits Monate vor ihrem<br />
spektakulären Wahlsieg <strong>an</strong>:„Wir haben<br />
den Freih<strong>an</strong>delsvertrag mit der EU unterzeichnet.[...]<br />
Dieser Vertrag bezieht<br />
sich auf wichtige Werte, die wir teilen.<br />
Der Wert der Demokratie, der offenen<br />
Wirtschaft und die Anerkennung des<br />
internationalen Rechts, um Konflikte zu<br />
lösen. [...] Dieser Außenh<strong>an</strong>del wird<br />
auch alle Kooperationsinstrumente zusammenführen.“<br />
3<br />
Alternativen verknüpfen. Aus einem solchen<br />
Blickwinkel betrachtet stellt der<br />
Gipfel für seine Befürworter in Lateinamerika<br />
tatsächlich eine Möglichkeit<br />
zur Abkehr von den l<strong>an</strong>gjährigen<br />
Militärdiktaturen und grausamen Regimes<br />
des Kontinents dar. Frei nach<br />
dem Motto: Wenn die Wirtschaft stabil<br />
ist, werden nicht mehr gleich die Generäle<br />
gerufen, falls etwas schief gehen<br />
sollte.<br />
Sind die demokratischen Werte<br />
Europas also besser als jene der USA?<br />
Die Antwort ist einfach: menschenrechtlich<br />
eventuell schon, wirtschaftlich<br />
nicht. Parallel zum offiziellen Gipfel<br />
werden deshalb vom 10.-13. <strong>Mai</strong> soziale<br />
Bewegungen (z.B. attac), kirchliche<br />
Gruppen, NGOs, Gewerkschaften<br />
und <strong>an</strong>dere AkteurInnen Lateinamerikas,<br />
der Karibik und Europas einen Alternativgipfel<br />
in Wien abhalten: Enlaz<strong>an</strong>do<br />
Alternativas („Alternativen verknüpfen“).<br />
Für die Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />
wird die jahrhundertel<strong>an</strong>ge Ausbeutung<br />
Lateinamerikas durch Europa in<br />
den H<strong>an</strong>delsabkommen nur fortgesetzt.<br />
Wenn die EU also medienwirksam<br />
„H<strong>an</strong>del statt Hilfe“ propagiert,<br />
vertritt sie die Interessen europäischer<br />
Konzerne und lateinamerik<strong>an</strong>ischer<br />
Exporteure. Besonders der Assoziationsvertrag<br />
zwischen der EU und der<br />
Freih<strong>an</strong>delszone Mercosur 4 <strong>an</strong> dem<br />
bereits seit 1999 gefeilt wird und der<br />
jetzt in Wien unterzeichnet werden<br />
soll, ist für die Ver<strong>an</strong>stalterInen von<br />
Enlaz<strong>an</strong>do Alternativas eher der Ausdruck<br />
für „Gewinne für wenige, Armut<br />
für viele“.<br />
Sehr breit gefasst beh<strong>an</strong>delt der<br />
Alternativgipfel, ähnlich einem Sozialforum,<br />
die Themen wirtschaftliche<br />
Abhängigkeiten und neoliberale<br />
Ordnung, Entwicklung, politischer<br />
Dialog und alternative Strategien („regionale<br />
Integration“). Eineinhalb Tage<br />
des Alternativgipfels sind der Abhaltung<br />
eines sogen<strong>an</strong>nten „Tribunals<br />
der Völker“ über verschiedene Tr<strong>an</strong>snationale<br />
Konzerne (TNKs) gewidmet.<br />
Ähnlich ging m<strong>an</strong> bereits beim ersten<br />
Alternativgipfel 2004 in Guadalajara,<br />
Mexiko vor, wo Firmen wie Nestlé,<br />
Chiquita und Coca Cola <strong>an</strong>geklagt<br />
wurden, um so öffentlichen Druck zu<br />
erzeugen. Es gibt auch diverse Aktionen<br />
zur Unterstützung von Enlaz<strong>an</strong>do<br />
Alternativas: Petitionen, T-Shirts und<br />
eine sehr gelungene fin<strong>an</strong>zielle Bausteinaktion.<br />
Und die Frauen? Aus feministischer Perspektive<br />
gibt der Alternativgipfel zu<br />
folgenden Überlegungen Anlass:<br />
Makroökonomische Entscheidungen<br />
auf internationaler Ebene sind<br />
von externen tr<strong>an</strong>snationalen Vorgaben<br />
abhängig, insbesondere durch<br />
IMF und Weltb<strong>an</strong>k. Zu fragen ist also<br />
auf tr<strong>an</strong>snationaler Ebene: Wie verstärkt<br />
das EU-System deren Agenden?<br />
Welche negativen Folgen für Frauen<br />
hat das ökonomische Regime das die<br />
EU in Europa und in den Ländern des<br />
globalen Südens verfolgt?<br />
Es geht zum Beispiel weiterhin<br />
darum, die unterschiedlichen Arten<br />
aufzuzeigen, in denen Frauen und<br />
Männer von Armut betroffen sind.<br />
Damit gehen wir bereits über die<br />
Feststellung hinaus, dass Armut<br />
(auch) weiblich ist. Armut muss dazu<br />
mit neuen Indikatoren und nicht nur<br />
mit Geldeinkommen (weniger als 1<br />
Dollar pro Tag) gemessen werden.<br />
Nämlich auch über den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />
„<strong>an</strong>gemessenen Lebensbedingungen“,<br />
etwa ungenügende öffentliche Infrastruktur<br />
und öffentliche Einrichtungen,<br />
den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> „Zeit für Selbstbestimmung“<br />
und „Teilhabe am öffentlichen<br />
Leben“ sowie den „M<strong>an</strong>gel<br />
<strong>an</strong> Würde“. Diese Indikatoren betreffen<br />
Frauen und Männer teilweise in<br />
sehr unterschiedlicher Form, z.B. „Zeit<br />
für sich“. Ich befürchte, dass die Diskussionen<br />
um solche speziellen Auswirkungen<br />
für Frauen zu kurz kommen<br />
werden.<br />
Ich befürchte außerdem, dass<br />
Beiträge, die sich mit dem Thema<br />
„Frauen“ beschäftigen werden, die bestehenden<br />
Ungleichheitsverhältnisse<br />
innerhalb der Gesellschaften wenig<br />
oder gar nicht <strong>an</strong>sprechen werden.<br />
Förderungen für „alle“ greifen oft<br />
nicht für Frauen. Richtig umgesetzt<br />
k<strong>an</strong>n „Gender Budgeting“ 5 hier Lösungen<br />
<strong>an</strong>bieten: Dabei geht es unter <strong>an</strong>derem<br />
um den Einfluss von fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Zuwendungen auf das Leben von<br />
Frauen und den Versuch, die Mitbestimmung<br />
von Frauen bei allen möglichen<br />
budgetären Entscheidungen<br />
und Prozessen zu erhöhen. Auch die<br />
Asymmetrien zwischen Frauen des<br />
Nordens und Frauen des Südens müssen<br />
immer wieder <strong>an</strong>gesprochen werden.<br />
Und zuletzt: Es ist weiterhin wichtig,<br />
dass Frauengruppen strategische<br />
Alli<strong>an</strong>zen mit <strong>an</strong>deren Gruppierungen<br />
eingehen, die makroökonomische<br />
staatliche Entscheidungen <strong>an</strong>fechten.<br />
Welchen realen Stellenwert Frauengruppen<br />
auf dem Alternativgipfel haben<br />
werden, wird noch zu beobachten<br />
sein. ❚<br />
gipfelalternativ<br />
1 Zur Erinnerung: Dies ist auch der<br />
Tag des von den USA initiierten<br />
Militärputsches in Chile gegen<br />
Allende 1973.<br />
2 Ein bilaterales Abkommen besteht<br />
bereits mit Chile.<br />
3 Der St<strong>an</strong>dard, 28.11.2005.<br />
4 „Mercado Común del Sur“<br />
(Gemeinsamer Markt des Südens):<br />
Brasilien, Argentinien, Venezuela,<br />
Uruguay und Paraguay.<br />
5 www.gender-budgets.org<br />
Infos<br />
Alternativgipfel in Wien vom 10.–13.5.,<br />
www.alternativas.at<br />
Unterstützungen und Bestellungen<br />
bei brickcampaign@alternativas.at<br />
oder D<strong>an</strong>iela Härtl 01/408 53 32<br />
„Das Fernsehen verschlingt<br />
uns nicht“<br />
Das Fernsehen ist eine Straße, die<br />
den privaten Raum durchquert.<br />
Das Fernsehen ist ein öffentlicher Ort.<br />
Und deshalb bringen wir uns ins<br />
Fernsehen mit derselben Logik und<br />
derselben Sprache ein, mit der wir<br />
auch die Straße in Beschlag nehmen.“<br />
Maria Galindo, Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />
Film-Screening, mit einführendem<br />
Vortrag und der Möglichkeit zur<br />
Diskussion:<br />
Do, 11.5., 19.00 und Fr, 12.5., 20.00,<br />
Stadthalle, 15., Vogelweidplatz 14,<br />
Termine stehen noch nicht<br />
entgültig fest, Infos dazu:<br />
redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Feministische Interventionen<br />
Dialog und Reflexion über Theorien<br />
und Praktiken, Workshop mit Kurzstatements<br />
u.a. von Betty Puerto<br />
Parrera (Org<strong>an</strong>ización Femenina<br />
Popular, Kolumbien)<br />
Fr, 12.5., 17.30-20.30, Stadthalle, 15.,<br />
Vogelweidplatz 14, nur für Frauen<br />
Ver<strong>an</strong>stalterin: Feministische Arbeitsgruppe<br />
– <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (das feministische<br />
Magazin), Frauensolidarität,<br />
KPÖ, Lefö, Sozialistische Jugend,<br />
Infos: c.buder@frauensolidaritaet.org<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international<strong>an</strong>.riss<br />
kampf gegen aids<br />
Nacht der Solidarität<br />
Die Zahl der HIV-infizierten Menschen weltweit steigt, allein in Afrika leben<br />
25 Millionen HIV/AIDS-Kr<strong>an</strong>ke. Vor allem in nicht-städtischen Gebieten<br />
Afrikas müssen sie oft völlig ohne medizinische Betreuung auskommen<br />
und werden dementsprechend schnell zu kr<strong>an</strong>k, um ihre Familien<br />
zu versorgen und sterben früh. „Wir sind noch meilenweit von einer<br />
ausreichenden Gesundheitsversorgung in den sogen<strong>an</strong>nten Entwicklungsländern<br />
entfernt“, sagt Ulrike Schel<strong>an</strong>der, Geschäftsführerin von<br />
CARE-Österreich. CARE, eine der größten internationalen Hilfsorg<strong>an</strong>isationen<br />
weltweit, betreut derzeit 31 Projekte in Afrika, Südamerika, Asien<br />
und Südosteuropa, unter <strong>an</strong>derem zwei lokale Gesundheitszentren in<br />
Mosambik und Malawi. Dort erhalten AIDS-Kr<strong>an</strong>ke Zug<strong>an</strong>g zur notwendigen<br />
Anti-Retroviral-Therapie, die die Lebensqualität und -dauer deutlich<br />
erhöht. Das Ankämpfen gegen Epidemien wie Malaria, Tuberkulose<br />
und AIDS ist eigentlich erklärtes Milleniumsziel der UN. Aber:„Trotz internationaler<br />
Absichtserklärungen sind nach wie vor Millionen Betroffene<br />
von Prävention, Beh<strong>an</strong>dlung und Pflege ausgeschlossen“, kritisiert<br />
das deutsche Aktionsbündnis gegen AIDS, das zum dritten Mal die bundesweite<br />
„Nacht der Solidarität“ org<strong>an</strong>isiert. Am 15. Juli wollen regionale<br />
AIDS-Hilfen, Org<strong>an</strong>isationen, Kirchengemeinden und Selbsthilfegruppen<br />
mit roten Lichterschleifen, Konzerten und vielen Aktionen „ein Zeichen<br />
für 40 Millionen Menschen setzen“. Schon im <strong>Mai</strong> möchte die UN<br />
ihre Fortschritte in der AIDS-Bekämpfung auswerten und präsentieren.<br />
Und Mitte Juni findet in Petersburg ein G8-Gipfel statt: Die G8-Regierungen<br />
hatten sich zuletzt verpflichtet, bis 2010 ein umfassendes Paket<br />
zur HIV-Prävention, Beh<strong>an</strong>dlung und Pflege zu entwickeln. Vier Wochen<br />
nach der Nacht der Solidarität findet d<strong>an</strong>n in K<strong>an</strong>ada die 16. Weltaidskonferenz<br />
statt, bei der es hoffentlich mehr als Absichtserklärungen geben<br />
wird. GaH<br />
www.aids-kampagne.de<br />
türkei<br />
Anti-Homophobie Konferenz<br />
Schon 1994 wurde in der Türkei die KAOS GL (Gay-Lesbi<strong>an</strong> Cultural<br />
Researches <strong>an</strong>d Solidarity Association) gegründet, um eine Einheit<br />
im Kampf gegen die Diskriminierung von homosexuellen Menschen<br />
zu bilden. Seither hat die Org<strong>an</strong>isation ein vierteljährlich<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Foto: Mosambik (Copyright: J<strong>an</strong>ine Wurzer/Care)<br />
erscheinendes Journal und eine Monatszeitung herausgebracht<br />
und betreibt ein eigenes Kulturzentrum für kulturelle Aktivitäten<br />
und Treffen sowie eine große Bibliothek. Vom 17. bis 21. <strong>Mai</strong> org<strong>an</strong>isiert<br />
KAOS GL in Ankara eine internationale Anti-Homophobie Konferenz,<br />
zu der LesBiSchwule wie auch heterosexuelle FreundInnen<br />
eingeladen sind. Es wird Vorträge, Foren und Workshops zu vielen<br />
Aspekten homosexuellen Lebens geben: von schwul-lesbischen PartnerInnenschaften/Familien<br />
über die Widerst<strong>an</strong>dstaktik junger Les-<br />
BiSchwuler bis zu AIDS-Aktivitäten und homophobem Verhalten<br />
am Arbeitsmarkt und in der Bildung. Es wird auch ein eigenes<br />
feministisches Forum – „offen für alle Frauen“ – geben. GaH<br />
www.kaosgl.com, englischsprachige Infos: http://news.kaosgl.com<br />
europäische konferenz<br />
Imame zu Frauenrechten<br />
Anf<strong>an</strong>g April ging die – stark medial begleitete – Konferenz Europäischer<br />
Imame und SeelsorgerInnen in Wien über die Bühne. Die am 8.<br />
April veröffentlichte Schlusserklärung beinhaltet auch ein Kapitel<br />
„Frauen“. Der erste Satz: „M<strong>an</strong>n und Frau sind im Islam gleichwertige<br />
Partner, die ... gleich <strong>an</strong> Menschenwürde sind.“ In weiterer Folge wird<br />
erklärt, dass jede Form von Verletzung von Frauenrechten (namentlich<br />
Zw<strong>an</strong>gsehe, FGM, Ehrenmorde etc.) bekämpft werden müsse. Dazu<br />
brauche es auch eine „stärkere Differenzierung zwischen Religion und<br />
Tradition“. Kopftuchverbote seien „kontraproduktiv, da sie Frauen von<br />
wesentlichen Bereichen des Lebens ausschließen“. Maßnahmen zur<br />
Mädchen- und Frauenförderung, die eine religiöse Grundhaltung <strong>an</strong>erkennen,<br />
sowie ungehinderter Zug<strong>an</strong>g zum Arbeitsmarkt sind einige<br />
konkrete Forderungen der KonferenzteilnehmerInnen.<br />
Die sogen<strong>an</strong>nte „Wiener Erklärung“ ist im vollen Wortlaut auf der<br />
Homepage der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich nachzulesen.<br />
GaH<br />
www.derislam.at<br />
namibia<br />
Sexarbeit zum Überleben<br />
„Alles dreht sich ums Geld und ohne Arbeit gibt es kein Geld“, sagt<br />
die 33-jährige Maria Xoagub, eine junge Mutter in Namibia, die ihren<br />
Lebensunterhalt als Sexarbeiterin verdienen muss. Und sie ist kein<br />
Einzelfall.<br />
Es gibt mittlerweile einige Nicht-Regierungsorg<strong>an</strong>isationen, die<br />
sich um Frauen kümmern, die durch die Lebensumstände zur Sexarbeit<br />
gezwungen werden. Von diesen Org<strong>an</strong>isationen bräuchte es aber<br />
noch viel mehr, meint Veronica de Klerk von WAD (Women’s Action for<br />
Development). Denn die Regierung betrachte Sexarbeiterinnen nicht<br />
als menschliche Wesen, verstehe nicht, dass diese Frauen „nicht aus<br />
freien Stücken auf der Straße sind“. An der offiziellen Ideologie hat<br />
sich wohl seit dem früheren Präsidenten Nujoma nicht viel geändert:<br />
Er erklärte vor sechs Jahren, dass der Staat Namibia Prostitution und<br />
Homosexualität nicht dulde und die Polizei „Homosexuelle und<br />
Lesben“ festnehmen und abschieben müsse. Maria Xoagub glaubt<br />
trotzdem, dass sich die Situation ohne Regierungshilfe nicht verbessern<br />
werde: „Die Regierung ist unsere einzige Hoffnung“, sagt sie und<br />
ergänzt: „Wir Prostituierten sind auch Wählerinnen!“ Die Arbeits-
losenrate in Namibia liegt bei dreißig Prozent, etwa 35 Prozent der<br />
insgesamt 1,8 Millionen EinwohnerInnen leben unter der Armutsgrenze.<br />
Alles <strong>an</strong>dere als unabhängig von der steigenden Anzahl <strong>an</strong><br />
rechtlosen Sexarbeiterinnen ist auch der Anteil der HIV-infizierten<br />
Erwachsenen in Namibia auf schwindelerregende 21,3 Prozent gestiegen.<br />
Die NGO „St<strong>an</strong>d Together“, die sich um Sexarbeiterinnen und<br />
ihre Kinder kümmert, hat der Regierung kürzlich über lokale Medien<br />
ihr Versagen vorgehalten. Daraufhin stattete die Gesundheitsministerin<br />
Haingura der Org<strong>an</strong>isation einen Besuch ab, meinte jedoch, sie<br />
könne nichts <strong>an</strong>deres tun, als sich die Anliegen <strong>an</strong>hören und <strong>an</strong> die<br />
Regierung weiter geben. „Ich verspreche gar nichts“, war das einzige<br />
Versprechen für die Zukunft, das ihr zu entlocken war. GaH<br />
philippinen<br />
Wieder Frauenaktivistin ermordet<br />
Die 31-jährige philippinische Frauenaktivistin Inday Estorba wurde<br />
am 3. April vor ihrem Haus erschossen. Estorba war Mitglied der Frauenorg<strong>an</strong>isation<br />
Gabriela und Angestellte des Women’s Development<br />
Center. Als Kämpferin für Frauenrechte wäre sie „ein Ziel von Arroyos<br />
Militär“ gewesen, erklärt Gabriela-Sprecherin Liza Largoza Maza.<br />
Gloria Arroyo ist seit 2001 philippinische Präsidentin, der nicht nur<br />
von Frauenaktivistinnen Korruption und Machtmissbrauch vorgeworfen<br />
werden. Sie wurde 2004 bei den Präsidentschaftswahlen<br />
im Amt bestätigt, allerdings wurde vielerorts von Wahlfälschung<br />
gesprochen. Die aufgeheizte Stimmung führte im Februar <strong>2006</strong> zu<br />
einem <strong>an</strong>geblichen Putschversuch durch das Militär, der jedoch von<br />
unabhängigen Quellen bis heute nicht bestätigt werden konnte.<br />
Arroyo erklärte daraufhin jedenfalls den Ausnahmezust<strong>an</strong>d, der am<br />
3. März wieder aufgehoben wurde.<br />
Derzeit arbeitet Arroyo <strong>an</strong> einem Anti-Terror-Gesetz, das laut Liza<br />
Largoza Maza „die ultimative Lizenz für Machtmissbrauch und autoritäre<br />
Gesetze“ sei. Der gewaltsame Tod von Inday Estorba ließ die<br />
Zahl der in der Amtszeit von Arroyo ermordeten Frauenaktivistinnen<br />
auf 68 klettern. GaH<br />
wyber.space<br />
fussball-frauen-fotografie<br />
deutschl<strong>an</strong>d<br />
LesbenFrühlingsTreffen<br />
Vom 3. bis 5. Juni findet das jährliche LesbenFrühlingsTreffen in Deutschl<strong>an</strong>d,<br />
dieses Jahr in Leipzig, statt. Zum LFT treffen sich seit 34 Jahren immer<br />
zu Pfingsten Lesben aus Deutschl<strong>an</strong>d und benachbarten Ländern<br />
zum politischen und kulturellen Austausch: Es wird Vorträge und Workshops<br />
geben, genauso wie Erzählcafés, Theaterworkshops, Selbstverteidigungskurse<br />
und Gebärdenkurse. Die LFT-Ver<strong>an</strong>stalterinnen legen auch<br />
großen Wert darauf, dass alle Ver<strong>an</strong>staltungen für Frauen mit Behinderungen<br />
barrierefrei zugänglich sind. Diskutiert, get<strong>an</strong>zt und gefeiert wird<br />
auf dem Campusgelände der Universität Leipzig, für Abendprogramm<br />
ist auch gesorgt und natürlich wird es wieder eine Demo, durch die Innenstadt<br />
von Leipzig, geben. Für die Übernachtung werden Schlafplätze<br />
in einer Turnhalle vorbereitet und auf der Homepage gibt es eine private<br />
Bettenbörse. GaH<br />
Infos und Anmeldung: T. 0049/341/30 65 292, www.lesbenfruehling.de/leipzig<strong>2006</strong><br />
<strong>an</strong>.rissinternational<br />
3xF. Fußball_ Frauen_ Fotografie. Ein Projekt, bestehend aus elf Künstlerinnen<br />
aus neun Ländern Mittel- und Osteuropas, stellt sich auf einer<br />
informativen und gut strukturierten Homepage vor. Dort erfährt frau,<br />
dass 3xF auf den Europazug <strong>2006</strong>, der Kooperationspartner ist, aufgesprungen<br />
ist und dass der wahrscheinlich beliebteste Männersport<br />
auch aus einem weiblichen Blickwinkel heraus gesehen werden k<strong>an</strong>n.<br />
Alles rund ums Leder wird hier in Form von Videos und Fotografien präsentiert.<br />
Die Schwedin Carla Åhl<strong>an</strong>der hat sich z.B. mit dem Verhalten<br />
männlicher Fußballf<strong>an</strong>s nach dem Spiel ausein<strong>an</strong>dergesetzt und zeigt<br />
nun eine weibliche Perspektive auf das Umfeld des Fußballstadions.<br />
Alzbeta Jungrová aus Tschechien zeigt neben F<strong>an</strong>s und Ticketverkäuferinnen<br />
auch die Fußballspielerinnen selbst. Für den Fall, dass der Sonderzug,<br />
der von Berlin aus durch sechs osteuropäische Länder fährt und<br />
bei jedem Halt in den Bahnhöfen sein kulturelles Innenleben „aussteigen“<br />
lässt, <strong>an</strong> einer vorbeirauscht, k<strong>an</strong>n frau sich die Objekte auch bei<br />
der <strong>an</strong>schließenden Berliner Ausstellung <strong>an</strong>sehen – Deutschl<strong>an</strong>d und<br />
wohl auch ein Teil der weiblichen Bevölkerung befinden sich ja schließlich<br />
im WM-Fieber. www.3xf-fussball-frauen-fotografie.net pix/mad<br />
Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o : H e l g a N e u m a y e r<br />
medieninselal-jazeera<br />
Begegnungen in der Wüste am Golf:<br />
“Wom<strong>an</strong> on Air“ Majadah Gass<strong>an</strong>-<br />
Hadaja aus Wien und qatarische<br />
Studentinnen aus Doha kommen<br />
sich näher.<br />
Helga Neumayer ist Redakteurin<br />
der entwicklungspolitischen Zeitschrift<br />
FRAUENSOLIDARITÄT<br />
(www.frauensolidaritaet.org) und<br />
der Radiosendereihe „Globale<br />
Dialoge“ auf ORANGE 94.0.<br />
Der Besuch in Doha im Dezember<br />
2005 f<strong>an</strong>d als ergänzende Exkursion<br />
zur Lehrver<strong>an</strong>staltung „Frauenbilder<br />
von irakischen Frauen im Krieg am<br />
Beispiel österreichischer Medien und<br />
Al-Jazeera“ am Institut für Politikwissenschaft<br />
der Universität Wien statt.<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Heute ist alles möglich ...<br />
Im Dezember 2005 reiste eine Gruppe Medieninteressierter rund um Ishraga Mustafa<br />
Hamid nach Doha und zum TV-Satellitenk<strong>an</strong>al Al-Jazeera. Mit dabei war auch „Women on<br />
Air“ Helga Neumayer und ihr Mikrofon.<br />
Qatar ist ein kleines Wüstenemirat<br />
im Osten der arabischen<br />
Halbinsel am persischen Golf.<br />
Sein immenser Reichtum – es<br />
hat eines der höchsten Pro-<br />
Kopf-Einkommen der Welt – beruht auf<br />
Erdöl- und Erdgasvorkommen, die im<br />
vorigen Jahrhundert entdeckt wurden.<br />
Politisch ist das L<strong>an</strong>d eine absolute<br />
Monarchie ohne Parteien und Parlament.<br />
Außenpolitisch ist das L<strong>an</strong>d prowestlich<br />
eingestellt und beherbergt jene<br />
Luftwaffenbasis, die den USA im<br />
Krieg gegen den Irak 2003 als Kom<strong>an</strong>dozentrale<br />
diente, Al-Udaid.<br />
Medieninsel. 1995 übernahm der regierende<br />
Emir die Staatsführung und beg<strong>an</strong>n<br />
ein Reformprogramm umzusetzen,<br />
welches einen umfassenden Bildungspl<strong>an</strong><br />
und die Pressefreiheit beinhaltete.<br />
Mit letzterer gel<strong>an</strong>g ihm<br />
eine Medienrevolution im arabischsprachigen<br />
Raum und die Ausrichtung<br />
Qatars zu einem Medienzentrum besonderer<br />
Art: Seit 1996 sendet von<br />
hier aus der TV-Satellitenk<strong>an</strong>al Al-Jazeera<br />
1, der erste unabhängige Fernsehsender<br />
in der arabischen Welt.<br />
„Meinung und Gegenmeinung“ ist<br />
das Motto der Redaktion und es<br />
kommt <strong>an</strong>scheinend bei der ZuseherInnenschaft<br />
<strong>an</strong>: Allein im arabischen<br />
Raum hat der Sender 35 Millionen ZuschauerInnen<br />
und seine Popularität<br />
außerhalb des arabischen Raumes<br />
steigt. In Amerika k<strong>an</strong>n der K<strong>an</strong>al nach<br />
sendereigenen Schätzungen von ca.<br />
135.000 arabischsprachigen Haushal-
ten über Kabel empf<strong>an</strong>gen werden.<br />
Mitte <strong>2006</strong> ist der weltweite Start eines<br />
englischsprachigen K<strong>an</strong>als, „Al-Jazeera<br />
International“, gepl<strong>an</strong>t.<br />
Die Mehrheit der MitarbeiterInnen<br />
von Al-Jazeera sind Migr<strong>an</strong>tInnen aus<br />
<strong>an</strong>deren arabischsprachigen Ländern<br />
wie Sud<strong>an</strong> oder Ägypten. Ein Drittel der<br />
Angestellten sind Frauen – Redakteurinnen,<br />
PR-Fachleute, Journalistinnen, Korrespondentinnen.<br />
Von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> dabei. Die sund<strong>an</strong>esische<br />
Redakteurin Leyla Salah war von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> dabei und erzählte von ihrem Werdeg<strong>an</strong>g<br />
in der Medienwelt Qatars, wo Anf<strong>an</strong>g<br />
der 1990er Jahre eine ungebrochene<br />
Geschlechtertrennung, journalistische<br />
Arbeit für Frauen zu etwas g<strong>an</strong>z<br />
Besonderem machte.<br />
Damals arbeitete die Sud<strong>an</strong>esin als<br />
Journalistin für die Tageszeitung Al-<br />
Raya und war eine der ersten Frauen im<br />
Metier. Es war noch nicht g<strong>an</strong>g und gäbe,<br />
dass Frauen Informationen auch von<br />
Männern einholten, so arbeitete sie <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />
über Frauen und Kinder. Den qatarischen<br />
Frauen – so die Journalistin –<br />
fehlte damals noch der Mut, aus dem<br />
häuslichen Bereich herauszukommen,<br />
obwohl ihnen der Staat das Recht zubilligte.<br />
Später wechselte sie zum neuen<br />
Sender Al-Jazeera und wurde Produktionsassistentin<br />
bei einem Programm<br />
namens „For Women only“. Sie wurde<br />
getrieben von dem Gefühl, etwas Besonderes<br />
leisten zu müssen, ein Zeichen<br />
setzen zu müssen, dass Frauen in<br />
allen Bereichen arbeiten könnten,<br />
wenn sie die entsprechenden Qualifizierungen<br />
haben. Nach ihr – so Salah –<br />
kamen viele Frauen in den Medienbereich<br />
und beg<strong>an</strong>nen auch <strong>an</strong> vielfältigen<br />
Themen zu arbeiten. „Heute ist für<br />
sie alles möglich“, so die sud<strong>an</strong>esische<br />
Journalistin, die zur Zeit Produzentin<br />
einer politischen Diskussionssendung<br />
im samstäglichen Hauptabendprogramm<br />
ist. Im Sud<strong>an</strong> gibt es keine<br />
strikte Geschlechtertrennung wie in<br />
den arabischen Golfstaaten und deshalb<br />
sei es für sie auch kein Problem,<br />
mit Männern oder Menschen <strong>an</strong>derer<br />
Nationen zusammen zu arbeiten. Die<br />
Sendung „For Women Only“ wurde eingestellt<br />
und Salah meint, die Probleme<br />
der Fauen sollten keinen separaten Bereich<br />
darstellen sondern im gesamtge-<br />
sellschaftlichen politischen Kontext<br />
beh<strong>an</strong>delt werden. Heute stellen sie<br />
ein Querschnittsthema des Senders<br />
dar.<br />
Leyla Salah meint, das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
im Sender sei sehr<br />
gut, sie ist stolz, dem Al-Jazeera-Team<br />
<strong>an</strong>zugehören und freut sich, <strong>an</strong> der Gestaltung<br />
von etwas Neuem beteiligt zu<br />
sein. Und sie ist optimistisch: Die Zukunft<br />
der Medien im arabischen Raum<br />
würde in mehr Freiheit und in mehr<br />
Tr<strong>an</strong>sparenz liegen, auch wenn es nicht<br />
allen genehm sei, aber die Wahrheit<br />
würde <strong>an</strong>s Licht kommen.<br />
Sie selbst würde gerne im eigenen<br />
L<strong>an</strong>d – im Sud<strong>an</strong> – etwas zur Medienwelt<br />
beitragen, ein Programm mit einem<br />
dokumentarischen Schwerpunkt<br />
schwebt ihr vor. Einstweilen lebt Leyla<br />
Salah noch mit ihren vier Kindern und<br />
ihrem Ehem<strong>an</strong>n in Doha, wo sie zwischen<br />
den Mitgliedern der relativ<br />
großen Community sud<strong>an</strong>esischer Arbeitsmigr<strong>an</strong>tInnen<br />
trotz Zeitm<strong>an</strong>gels<br />
einen guten Zusammenhalt sieht.<br />
Ungleiche Verhältnisse. Wie Leyla Salah<br />
sind auch die <strong>an</strong>deren zwei Drittel jener<br />
Menschen, die in Qatar leben und<br />
arbeiten, Migr<strong>an</strong>tInnen aus dem Sud<strong>an</strong>,<br />
aus Ägypten, aus <strong>an</strong>deren arabischsprachigen<br />
Ländern und aus<br />
asiatischen Ländern wie Pakist<strong>an</strong>, Indien<br />
und von den Phillipinen. Keines<br />
der ambitionierten Reform- und Modernisierungsprojekte<br />
des L<strong>an</strong>des, sei<br />
es im wirtschaftlichen, sozialen oder<br />
kulturellen Bereich, würde ohne die<br />
große Zahl von FremdarbeiterInnen<br />
funktionieren – weder im intellektuellen<br />
noch im h<strong>an</strong>dwerklichen Sektor.<br />
Denn die weniger als 200.000 einheimischen<br />
Qataris sind die Nachkommen<br />
von Beduinen, die bis vor wenigen<br />
Jahrzehnten als ViehzüchterInnen,<br />
Perlentaucher und Händler in der<br />
Wüste und am Meer lebten. Bis heute<br />
ist die Basis ihres Zusammenlebens<br />
die Stammes- und Familienzugehörigkeit,<br />
das Gewohnheitsrecht und die islamische<br />
Rechtslehre, die Shari´a. Sie<br />
alle befinden sich mitten in einem gewaltigen<br />
sozialen und wirtschaftlichen<br />
Umstrukturierungsprozess, dessen<br />
Schlüsselkräfte AusländerInnen<br />
mit Arbeitserlaubnis – aber keiner unbefristeten<br />
Aufenthaltserlaubnis –<br />
sind.<br />
An die Vorfront Die Qatar University verbindet<br />
Moderne und Tradition: Ein neues<br />
und großzügig ausgestattetes Universitätsgelände<br />
umfasst einen Campus<br />
für die Studentinnen und einen <strong>an</strong>deren<br />
abgetrennten für die Studenten.<br />
So wird das Bildungssystem der Geschlechtertrennung<br />
gerecht und bindet<br />
dennoch viele junge qatarische Frauen<br />
in eine akademische Ausbildung ein.<br />
Auch das Institut für Massenkommunikation<br />
leitet eine Gastarbeiterin:<br />
Die Ägypterin Sahar Khamis ist Informationswissenschafterin<br />
und führt mit<br />
Weitblick eines jener Zentren der nächsten<br />
aktiven Mediengeneration. Sie<br />
lehrt Studentinnen und Studenten<br />
zwar räumlich und zeitlich getrennt,<br />
aber mit demselben Lehrpl<strong>an</strong> und demselben<br />
Lehrpersonal. Im Gespräch bestätigt<br />
sie, dass die weiblichen Studierenden<br />
nicht nur mehr sondern auch<br />
interessierter und besser seien. Khamis<br />
selbst hat <strong>an</strong> verschiedenen internationalen<br />
Universitäten studiert und ist<br />
sehr darauf bedacht, den Dialog zwischen<br />
den Kulturen zu vermitteln und<br />
die jungen Frauen auf kommende<br />
Führungspositionen vorzubereiten. Im<br />
Sommer 2005 ermöglichte sie einer<br />
kleinen Gruppe qatarischer Studentinnen<br />
die Teilnahme <strong>an</strong> einem Frauen-<br />
Medientrainings-Camp in Schottl<strong>an</strong>d.<br />
Bis vor Kurzem – so die Universitätsprofessorin<br />
– wäre es noch undenkbar gewesen,<br />
dass junge qatarische Frauen<br />
ohne Familie ins Ausl<strong>an</strong>d fuhren. Sie<br />
strebt eine Zusammenarbeit mit den<br />
führenden Medien der Region – so auch<br />
mit dem Medientrainingscenter von Al-<br />
Jazeera – und mit internationalen Universitäten<br />
<strong>an</strong>.<br />
Bei den Gesprächen mit den Studentinnen<br />
am Campus stellt sich heraus,<br />
dass viele ihre Zukunft eher im PR-<br />
Bereich als im Journalismus sehen. Sahar<br />
Khamis erklärt, dass m<strong>an</strong>che Aufgabenbereiche<br />
der traditionellen<br />
Geschlechtertrennung entgegen kämen<br />
und noch nicht alle Frauen für „gemischte“<br />
Arbeitsplätze bereit wären.<br />
Dennoch sieht sie in der gesamten<br />
arabischen Welt große Veränderungen<br />
und meint, dass Frauen im Medienbereich<br />
in Führungspositionen drängen.<br />
Ende April <strong>2006</strong> f<strong>an</strong>d ein Gegenbesuch<br />
einer Delegation der Qatar University<br />
in Wien statt. „Women on Air“ werden<br />
Bericht erstatten. ❚<br />
al-jazeeramedieninsel<br />
Infos<br />
Women Pushing Forward. Arabische<br />
Frauen erobern die Medienwelt.<br />
Interview mit Sahar Khamis, Leiterin<br />
des Institutes für Massenkommunikation<br />
und Informationswissenschaft<br />
<strong>an</strong> der University of Qatar.<br />
Interview und Gestaltung: Helga<br />
Neumayer. Wien <strong>2006</strong>. Anzuhören<br />
im Audioarchiv von www.noso.at:<br />
(http://cba.fro.at/show.php?eintrag_id=5084)<br />
Now they c<strong>an</strong> do everything.<br />
Journalistinnen bei Al-Jazeera. Ein<br />
Gespräch mit der sud<strong>an</strong>esischen TV-<br />
Journalistin Leyla Salah in Doha,<br />
Qatar. Interview und Gestaltung:<br />
Helga Neumayer. Wien <strong>2006</strong>.<br />
Anzuhören im Audioarchiv von<br />
www.noso.at, (http://cba.fro.at/<br />
show.php?eintrag_id=5330)<br />
Interview von Helga Neumayr mit<br />
der qatarischen Delegation in einer<br />
Sondersendung der „Globalen<br />
Dialoge“. Anzuhören im Audioarchiv<br />
www.noso.at<br />
Richtung Vorfront. Arabische Frauen<br />
erobern die Medienwelt – Gespräche<br />
und Eindrücke von einem Besuch in<br />
Qatar. In: Frauensolidarität Nr. 95<br />
(1/06), Wien <strong>2006</strong><br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
Fo t o : G ü nt e r Zi nt ( H a m b u rg 2 0 0 5 ) a u s d e m Au s s t e l l u n g s kat a l o g S exarbeit<br />
themasexarbeit<br />
Moral in den Zeiten der Ich-AG<br />
* Name geändert<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Ist Sexarbeit eine Arbeit wie jede <strong>an</strong>dere? Lisa Bolyos hat Ansichten zum Thema aus der<br />
Praxis und im wissenschaftlichen Diskurs eingef<strong>an</strong>gen.<br />
Schwarz – rot – gold stehen die<br />
penisförmigen Kerzen in einer<br />
Glasvitrine. An der W<strong>an</strong>d ein<br />
Löwenkopf wie frisch von der<br />
Safari. Auf dem Bett liegt eine<br />
samtig-bordeauxrote Decke, glattgestrichen<br />
und frisch gewaschen.<br />
Fünfunddreißig Frauen arbeiten im<br />
Tiff<strong>an</strong>y in der Kreuzberger Ritterstraße<br />
in Berlin. M<strong>an</strong>che ein, zwei Mal die Woche,<br />
<strong>an</strong>dere fast täglich. Alle fünfunddreißig<br />
sind selbständig und „legal“,<br />
darauf legen Linda und Fr<strong>an</strong>k größten<br />
Wert – Kr<strong>an</strong>kenversicherung und genaue<br />
Buchhaltung müssen sein.<br />
Sie führen das edel ausgestattete<br />
Bordell gemeinsam, ein Ehepaar in den<br />
Endvierzigern, gutbürgerlich und mit<br />
stereotyper Arbeitsteilung: Fr<strong>an</strong>k erledigt<br />
die Technik, Linda kümmert sich<br />
ums Dekorieren. Genug zu tun auf 730<br />
Quadratmetern, die Zimmer für Zimmer<br />
in unterschiedlichem Stil eingerichtet<br />
sind: schlichtes Schlafzimmer, SM Ausstattung,<br />
Ritterstube, Fotostudio – alles<br />
eine Frage des Geschmacks. Zwischen<br />
den Zimmern, die nur den dunklen Rotton<br />
der br<strong>an</strong>dsicheren Teppiche gemeinsam<br />
haben, sind schlichte Badezimmer<br />
<strong>an</strong>geordnet. Rollstuhlgerechte<br />
Ausstattung gehört ebenso zum neuen<br />
Tiff<strong>an</strong>y wie fünf Ausgänge zur Wahrung<br />
höchster Diskretion.<br />
Der intimste Raum ist vielleicht die<br />
kleine Kammer, die aus wenig mehr als<br />
zwei W<strong>an</strong>dbrettern besteht, H<strong>an</strong>dtücher<br />
in allen Farben, nicht so ordentlich<br />
gefaltet, wie sie sonst nebst bordeauxroten<br />
Bademänteln auf jedem Flur
für die Kundschaft bereit liegen. Angebrochene<br />
Parfumflaschen, Deos, Zahnbürsten,<br />
Rasierapparate, zwei offene Zigarettenschachteln.<br />
Das Bordell ist erst im Oktober in<br />
den Gewerbehof Ritterstraße umgezogen.<br />
Davor war es in einem Haus voller<br />
Dienstwohnungen untergebracht –<br />
kein idealer Ort, meint Fr<strong>an</strong>k. Die<br />
„Kreuzberger Chronik“, ein schickes<br />
kleinformatiges Bezirksblatt, das in allen<br />
Zimmern neben der mit bunten<br />
Bonbons gefüllten Glasschüssel aufliegt,<br />
weiß allerdings zu berichten, dass<br />
auch die Kundschaft Grund für den<br />
Umzug war: Der Springer Verlag sei in<br />
der Nähe und die Eröffnung eines<br />
großen Medienzentrums gepl<strong>an</strong>t.<br />
Grenzen wahren. Karolina* arbeitet seit<br />
Oktober hier. Früher war sie in der<br />
Straßenprostitution tätig, hat Hausund<br />
Hotelbesuche gemacht. D<strong>an</strong>n zwei<br />
Jahre Babypause. Jetzt hat die Dreißigjährige<br />
eine Ich-AG gegründet, somit erhält<br />
sie Förderungen zur Weiterbildung<br />
vom Bund. Neben ihrer Arbeit als Prostituierte<br />
ist Karolina zwei Tage die Woche<br />
als diplomierte Sozialarbeiterin in einem<br />
katholischen SeniorInnenheim <strong>an</strong>gestellt.<br />
Wenn sie sich zwischen den beiden<br />
Berufen entscheiden müsste? Tiff<strong>an</strong>y.<br />
Die Arbeitsatmosphäre sagt ihr mehr<br />
zu, und „die persönliche, die intime<br />
Grenze zu wahren, das ist im Pflegeberuf<br />
viel schwerer.“ Ob ihr nicht m<strong>an</strong>chmal<br />
graust? Eigentlich nein. Vor allem<br />
die älteren Kunden sind „sehr charm<strong>an</strong>t,<br />
die wissen g<strong>an</strong>z klar: Das ist eine<br />
Dienstleistung.“ Mit ihren privaten Vorlieben<br />
hat der berufliche Sex nichts zu<br />
tun. „Und ehrlich, es ist ja auch nicht<br />
unbedingt von Vorteil, so einen jungen<br />
Typen da liegen zu haben, der ewig<br />
k<strong>an</strong>n.“<br />
Arbeitsrecht, Abolitionismus, Kriminalisierung.<br />
Dass der Diskurs über Prostitution komplex<br />
ist, darüber ist Karolina sich im Klaren.<br />
Sie ist selbst seit ihrer Teenagezeit<br />
in einer feministischen Gruppe aktiv.<br />
Ein Beruf wie jeder <strong>an</strong>dere, das ist für<br />
sie das Stichwort, das bedeutet Arbeitsrecht,<br />
Sozialversicherung und einen gewissen<br />
Grad <strong>an</strong> Anerkennung.<br />
EMMA rotiert in der Druckerpresse.<br />
Die Linie der Redaktion ist klar: abolishing.<br />
„Das von CDU/CSU gepl<strong>an</strong>te Ge-<br />
setz zur Bestrafung der Freier von Zw<strong>an</strong>gsprostituierten<br />
ist in einer Zeit, in der<br />
Pornografie als schick und Prostitution<br />
als ‚Beruf wie jeder <strong>an</strong>dere’ gilt, ein<br />
wichtiges Signal“, verlautbart Chefredakteurin<br />
Alice Schwarzer 1 in ihrem Editorial<br />
zur K<strong>an</strong>zlerinnenk<strong>an</strong>didatur von<br />
Angela Merkel. Die Konservativen, so resümiert<br />
Schwarzer,„haben die Nase<br />
vorn (...) beim Kampf gegen die – in den<br />
verg<strong>an</strong>genen Jahren vor allem von den<br />
Grünen betriebene – Verharmlosung<br />
der Prostitution.“<br />
Was im konservativen Deutschl<strong>an</strong>d<br />
medial und politisch tatsächlich verbraten<br />
wird, ist allerdings die Rekriminalisierung<br />
der Prostituierten. Zwei Muster<br />
sind dabei zu beobachten: die Vermischung<br />
von freiwilliger und Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />
(intendiert oder aus Unfähigkeit<br />
zur Differenz), und die Instrumentalisierung<br />
von vermeintlichen migr<strong>an</strong>tischen<br />
Zw<strong>an</strong>gsprostituierten als<br />
Rechtfertigung für noch rassistischere<br />
Gesetzgebungen. Genau dar<strong>an</strong> scheitert<br />
auch eine sinnvolle Debatte rund<br />
um die im Juni beginnende Fußballweltmeisterschaft.<br />
In sehr männerdominierten und<br />
kulturell fragwürdigen Zusammenhängen<br />
die sexuelle und ökonomische Ausbeutung<br />
von Menschen, in diesem Fall<br />
vor allem Frauen und Mädchen, <strong>an</strong>zusprechen,<br />
ist fraglos notwendig. Was<br />
hier allerdings parallel produziert wird,<br />
ist eine hysterische Debatte, ein Jonglieren<br />
mit Zahlen bar seriöser Quellen, die<br />
medial und politisch für die Rechtfertigung<br />
von Rassismus und Sexismus instrumentalisiert<br />
werden. Jede Migr<strong>an</strong>tin<br />
wird in diesem Diskurs als <strong>an</strong>zunehmende<br />
Prostituierte geh<strong>an</strong>dhabt, und<br />
jede Prostituierte ist nun wahrscheinlich<br />
eine Zw<strong>an</strong>gsprostituierte – so k<strong>an</strong>n<br />
sich der Staat eine HelferInnenfunktion<br />
zuspielen, in dem er Menschen die Einreise<br />
nach Deutschl<strong>an</strong>d verweigert, und<br />
das auch noch zu ihrem eigenen Besten,<br />
als Schutz vor erzwungener Prostitution.<br />
Dem<strong>an</strong>ds for protection? Protektionistisch<br />
ist auch die Idee des Abolitionismus; ihr<br />
liegt die Vorstellung zu Grunde, dass<br />
Prostituierte ihrer Arbeit niemals aus<br />
freier Wahl nachgehen. Schon bei der<br />
Analyse der United Nations Convention<br />
for the Suppression of Trafficking in Women<br />
<strong>an</strong>d the exploitation of Prostitution<br />
aus dem Jahr 1949, die in vielen Staaten<br />
als grundlegendes Dokument geh<strong>an</strong>dhabt<br />
wird, kommt die italienische Politologin<br />
D<strong>an</strong>na 2 (2003:3) zu dem Schluss:<br />
„Free-choice prostitution is considered<br />
non-existent.“ Zum selben Ergebnis<br />
kommt Sus<strong>an</strong>ne Dodillet in ihrem Vortrag<br />
„Kulturschock Prostitution“ 3 , wenn<br />
sie die schwedisch-feministische Parlamentsdebatte<br />
mit dem Zitat einer Abgeordneten<br />
zusammenfasst:„Eine Prostitutierte,<br />
die gerne Prostituierte ist, muss<br />
aufgeklärt werden über ihre unterdrückte<br />
Position im Patriarchat.“ Ausgehend<br />
davon, so Dodillet, wird ein Diskurs mit<br />
den Beteiligten von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> unmöglich<br />
gemacht, indem ihnen die öffentliche<br />
Meinungsäußerung in eigener Sache<br />
verwehrt wird: Zu ihrem vermeintlichen<br />
Schutz (vor der Gesellschaft? vor<br />
sich selbst?) wird für sie und über sie gesprochen.<br />
Und auch die niederländische<br />
Politologin Petra de Vries bestätigt die<br />
intendierte Fremdbestimmung eines<br />
solchen Protektionismus:„A dem<strong>an</strong>d for<br />
protection was never me<strong>an</strong>t to be a dem<strong>an</strong>d<br />
for autonomy.“ 4<br />
AbolitionistInnen wollen staatliche<br />
Reglementierungen abschaffen, weil<br />
sie, so D<strong>an</strong>na (2003:2), als „m<strong>an</strong>ifestation<br />
of male oppression“ verst<strong>an</strong>den werden,„which<br />
historically they have been.“<br />
Der Staat als moderner Zuhälter,<br />
wie Birgit Sauer 5 , Politologin <strong>an</strong> der Universität<br />
Wien, es ausdrückt. In Folge<br />
stellt sich hier jedoch eine sehr absolute<br />
Frage: die nach der idealen Gesellschaft.<br />
Und wenn es auch unterschiedliche<br />
Vorstellungen davon gibt, wie diese<br />
aussehen soll, so k<strong>an</strong>n doch für alle<br />
Utopien gelten, dass es zu ihrer Realisierung<br />
kurz- und l<strong>an</strong>gfristiger Strategien<br />
bedarf. Selbst der Idee <strong>an</strong>hängend, dass<br />
es die aktuelle, geschlechterungleiche<br />
Form von Prostitution und ihren Strukturen<br />
in der idealen Gesellschaft nicht<br />
mehr gäbe, sattelt frau das Pferd von<br />
hinten auf, wenn Abschaffung gefordert<br />
wird, wo Arbeitsrechte und Gesundheitssicherung<br />
erkämpft werden<br />
müssen. „Die Verortung der Prostitution<br />
in Herrschaftsverhältnissen heißt nicht,<br />
dass sie nicht Ausg<strong>an</strong>gspunkt für Freiheitsentwürfe<br />
und Widerst<strong>an</strong>d sein<br />
k<strong>an</strong>n“, stellt Birgit Sauer 5 fest, und wir<br />
können das als Appell verstehen, bessere<br />
Arbeitsbedingungen und Legalisierung<br />
zu unseren politischen Forderungen<br />
zu machen. ❚<br />
sexarbeitthema<br />
Buchtipp:<br />
Elisabeth von Dücker, Museum der<br />
Arbeit (Hg.): Sexarbeit – Prostitution<br />
– Lebenswelten und Mythen.<br />
Edition Temmen, 2005, 24,90 Euro (D)<br />
Die Fotos stammen aus diesem<br />
Ausstellungskatalog.<br />
Ausstellung:<br />
Sexarbeit - Prostitution – Lebenswelten<br />
und Mythen<br />
bis 13.8., Museum der Arbeit,<br />
D-22305 Hamburg, Wiesendamm 3,<br />
T.: 0049-40/428 133-0,<br />
info@museum-der-arbeit.de,<br />
www.museum-der-arbeit.de,<br />
Mo 13-21.00, Di-Sa 10-17.00,<br />
So 10-18.00<br />
1 Alice Schwarzer: Nur eine Frage des<br />
Geschlechts? Nicht nur, aber auch.<br />
Denn auch das Gelebte zählt.<br />
Argumente zum 18. September 2005.<br />
EMMA September/Oktober 2005,<br />
Editorial<br />
2 D<strong>an</strong>iela D<strong>an</strong>na 2003: Trafficking<br />
<strong>an</strong>d prostitution of foreigners in the<br />
context of the E.U. Countires’ policy<br />
about prostitution. Paper zum NEWR<br />
Workshop on Trafficking, Amsterdam,<br />
25.-26.4.2003<br />
3 Sus<strong>an</strong>ne Dodillet: Kulturschock<br />
Prostitution. Eine Analyse deutscher<br />
und schwedischer Prostitutionsdebatten<br />
der 1990er Jahre und ihrer<br />
Geschichte. Vortrag am Kongress<br />
„Prostitution – Tauschh<strong>an</strong>del zwischen<br />
Körper und Zeichen“,<br />
Humboldt-Universität zu Berlin,<br />
17.-18.03.<strong>2006</strong><br />
4 Petra de Vries: Prostitutes <strong>an</strong>d white<br />
slaves. The Dutch <strong>an</strong>d Jewish figth<br />
against women trafficking 1900-<br />
1920. Vortrag am Kongress s.o.<br />
5 Birgit Sauer: Der l<strong>an</strong>ge Weg zur<br />
Sexarbeit. Prostitutionspolitiken im<br />
Vergleich. Vortrag am Kongress s.o.<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
themasexarbeit<br />
Das soll ihre Entscheidung sein<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Die Sozialarbeiterin und Hydra-Mitarbeiterin Jo<strong>an</strong>na Lesniak unterstützt und berät<br />
Sexarbeiterinnen. Lisa Bolyos hat sie in Berlin Kreuzberg getroffen.<br />
Knapp sechsundzw<strong>an</strong>zig Jahre ist<br />
es her, dass die erste autonome<br />
Prostituiertenorg<strong>an</strong>isation in Berlin<br />
gegründet wurde. Prostituierte<br />
selbst und Frauen, die Prostitution<br />
als frauenpolitisches Thema wahrnahmen,<br />
haben sich damals, motiviert<br />
durch das 1975er „mouvement improbable“,<br />
die Hurenbewegung in Fr<strong>an</strong>kreich,<br />
zusammengeschlossen und Hydra e.V.<br />
aus der Taufe gehoben. Hydra, die neunköpfige<br />
Schl<strong>an</strong>ge, der aus jedem abgehackten<br />
Kopf zwei neue erwachsen – das<br />
Symbol der Unschlagbaren.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Hydra wurde vor 25 Jahren<br />
als Café Hydra gegründet.Was ist damals<br />
passiert?<br />
Jo<strong>an</strong>na Lesniak: Es gab einen Laden<br />
in der Kurfürstenstraße, da konnten die<br />
Frauen, die dort gearbeitet haben, vorbei<br />
kommen. Das war natürlich insofern gut,<br />
als die Frauen von der Straße ohne große<br />
Hemmungen reingehen und sich unterhalten<br />
oder einen Kaffee trinken konnten.<br />
Aus dieser ersten Selbsthilfegruppe wurde<br />
immer mehr und mehr und mehr, und<br />
nach zwei Jahren haben die Frauen von<br />
damals auch ein Konzept erstellt und haben<br />
die erste Stelle für den Treffpunkt bekommen<br />
– vom Senat fin<strong>an</strong>ziert. Im Laufe<br />
der Zeit hat sich das professionalisiert, sodass<br />
dieses vierte Büro, in dem du hier<br />
heute bist, schon einen g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren<br />
Charakter hat und Hydra eigentlich zu ei-<br />
ner Art Institution geworden ist.Was<br />
Nach- und Vorteile hat.Wir sind nicht<br />
mehr so zugänglich für die Frauen, von<br />
denen niederschwellige Angebote gewünscht<br />
sind – es ist m<strong>an</strong>chmal ein bisschen<br />
schwierig, die drei Stockwerke zu<br />
erklimmen. Aber wir sind nach wie vor<br />
auch auf Streetwork spezialisiert und<br />
machen das auch regelmäßig, mindestens<br />
zweimal die Woche. Um den Kontakt<br />
zu den Frauen nicht zu verlieren und<br />
die Signale des Milieus zu hören.<br />
Wie bist du dazugestoßen?<br />
Ich habe schon früher zum Thema<br />
„Frauenmigrationsprozesse“ gearbeitet,<br />
im Projekt ZAPO, Zentrale Anlaufstelle für<br />
Pendlerinnen aus Mittel- und Osteuropa.<br />
Es ging damals schon um einen breiteren<br />
Begriff von Menschenh<strong>an</strong>del, nicht nur<br />
um Prostitution, sondern auch um Ehe<br />
und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse.<br />
Da ich selbst Migr<strong>an</strong>tin bin, habe ich irgendwie<br />
so eine Verpflichtung mir gegenüber,<br />
in diesem Bereich etwas zu bewegen.<br />
Durch diese Arbeit bin ich in die<br />
Netzwerke von Hydra reingekommen.<br />
ZAPO wurde ab 2002 nicht mehr fin<strong>an</strong>ziert,<br />
d<strong>an</strong>n hab ich eine Fortbildung gemacht<br />
zur IT-Trainerin und d<strong>an</strong>n kam hier<br />
die Idee auf, auch die Abschiebehaftarbeit<br />
zu machen, und da ich auch Russisch und<br />
Polnisch spreche, haben wir das hier so<br />
ein bisschen aufgebaut.<br />
Hydra wird vom Senat fin<strong>an</strong>ziert –<br />
unbefristet?<br />
Jein. Also was ist heute unbefristet...<br />
Gerade in Berlin. Die fin<strong>an</strong>zielle Lage von<br />
Berlin ist miserabel. Es heißt immer wieder,<br />
Berlin ist pleite, aber gut, wir haben<br />
das Glück, dass die Beratungsstelle funktioniert<br />
und wir haben vier feste Stellen,<br />
die wir unter sechs Kolleginnen teilen.<br />
Streetwork – was k<strong>an</strong>n mensch sich<br />
darunter vorstellen?<br />
Wir werten Zeitungen aus, Internetseiten,<br />
gucken nach neuen Adressen.Wir<br />
bekommen auch von Frauen Informationen,<br />
wo neue Läden entst<strong>an</strong>den sind.<br />
Oder Leute rufen uns <strong>an</strong>, die sich Sorgen<br />
machen, dass dort vielleicht etwas nicht<br />
in Ordnung ist – Freier oder Nachbarn. In<br />
letzter Zeit gibt es ziemlich viel Theater<br />
um die WM. Und d<strong>an</strong>n gehen meistens<br />
zwei Kolleginnen raus und klappern Bezirk<br />
nach Bezirk ab.<br />
Wie werdet ihr empf<strong>an</strong>gen?<br />
Im Allgemeinen gut, bei vielen sind<br />
wir bek<strong>an</strong>nt, so dass es eigentlich eher<br />
selten passiert, dass die Frauen oder die<br />
Betreiber oder Betreiberinnen uns nicht<br />
reinlassen. In letzter Zeit ist das vielleicht<br />
zweimal passiert.<br />
Wie hat sich Hydra in den Zeiten ihrer<br />
Gründung positioniert?<br />
Der Slog<strong>an</strong> war:„Hure ist ein Beruf<br />
wie jeder <strong>an</strong>dere“, das war die Forderung<br />
nach Gleichstellung der Frauen im Recht.<br />
Prostitution als Beruf <strong>an</strong>zuerkennen und<br />
damit zusammenhängende Vorteile,<br />
sprich Kr<strong>an</strong>kenversicherung, Rentenver-<br />
Fo t o s : HYD RA , D e m o n s t rat i o n e n z u m i nt . H u r e nt a g 1 9 9 9 /1 9 9 4
sicherung zu erreichen. Mittlerweile gilt<br />
dieser Satz eigentlich nicht mehr so.<br />
Wieso nicht?<br />
Wir haben immer noch nicht genug<br />
Rechte bekommen. Das Prostitutionsgesetz<br />
zeigt ja auch, dass da vieles noch<br />
nachgebessert werden muss. Ich glaube,<br />
viele Frauen, die aktiv in der Prostitution<br />
sind, haben immer noch nicht genug Ahnung<br />
davon, was dieses Gesetz für sie bedeutet.<br />
Es steht noch Arbeit <strong>an</strong>.<br />
Hat das Prostitutionsgesetz Vorteile<br />
gebracht?<br />
Natürlich hat es Vorteile gebracht.<br />
Vor allem, dass die Frauen sich als Selbstständige<br />
<strong>an</strong>melden können. Sie bezahlen<br />
ihre <strong>an</strong>gemessene Steuer. Das ist nicht<br />
mehr diese Wuchergeschichte, wo die Fin<strong>an</strong>zämter<br />
g<strong>an</strong>z scharf darauf sind, die<br />
Frauen auszunehmen. Die Bordellbetreiber<br />
und -betreiberinnen können Arbeitsverträge<br />
mit den Frauen abschließen. Sie<br />
bieten d<strong>an</strong>n auch bessere Arbeitsbedingungen,<br />
saubere Zimmer, Kondome und<br />
sie werden nicht mehr wegen „Aufforderung<br />
zur Prostitution“ bestraft.Viele Sachen<br />
müssen aber nach wie vor verändert<br />
werden. Und wir sehen einfach, dass<br />
sich vieles wieder zum Konservativen verändert<br />
hat, in Bundesländern wie Bayern<br />
oder Sachsen zum Beispiel. Ich habe vor<br />
kurzem eine Frau, die eine Evaluation des<br />
Prostitutionsgesetzes gemacht hat, gefragt,<br />
wie sie die Zukunft des Gesetzes<br />
sieht. Sie hat nicht das Gefühl, dass es politisches<br />
Interesse dafür gibt. Das heißt,<br />
das Gesetz bleibt, aber es verändert sich<br />
eigentlich nichts weiter. Und das politische<br />
Interesse geht leider eher in Richtung<br />
schwedisches Modell, der Abschaffung<br />
der Prostitution.<br />
Die Zeitschrift EMMA hat zum Prostitutionsgesetz<br />
gesagt, dass es in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
den Frauenh<strong>an</strong>del und die Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />
fördere, weil „die Täter (...) seit<br />
die Prostitution nicht mehr ‚sittenwidrig’,<br />
sondern eine ‚<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Dienstleistung’<br />
und ihre ‚Förderung’ nicht mehr strafbar ist<br />
– noch schwerer verfolgt werden können.“<br />
Wie steht ihr zu diesem Vorwurf?<br />
Wir haben das „Menschenh<strong>an</strong>delskomplott“<br />
gen<strong>an</strong>nt; es ist das passiert,<br />
was wir befürchtet hatten. In der letzten<br />
Zeit läuft alles unter dem Motto „Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />
bekämpfen ist gleich<br />
Bekämpfung der Prostitution selbst“. Und<br />
das befürworten wir natürlich nicht, und<br />
nicht nur wir, auch die Leute, die bei der<br />
LKA (L<strong>an</strong>deskriminalamt, Anm.) arbeiten,<br />
unterstützen diesen Satz von Frau Alice<br />
Schwarzer nicht, das hat nichts mit dem<br />
Prostitutionsgesetz zu tun. Es gab und es<br />
gibt nach wie vor Möglichkeiten für die<br />
Polizei, Razzias durchzuführen. Es gibt genug<br />
<strong>an</strong>dere Gesetze im Strafgesetz, die<br />
die Täter zur Ver<strong>an</strong>twortung ziehen sollen,<br />
es gibt genug Instrumentarien, die<br />
vielleicht sehr oft nicht ausreichend „benutzt“<br />
werden, aber es gibt sie. Dar<strong>an</strong> hat<br />
das Prostitutionsgesetz überhaupt nichts<br />
geändert.<br />
Die Vermischung von Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />
und Prostitution wird betrieben, um<br />
Frauen, die in der Prostitution arbeiten,<br />
und vor allem Migr<strong>an</strong>tinnen, kriminalisieren<br />
zu können.Was gibt es für Möglichkeiten<br />
gegenzusteuern?<br />
Es geht vor allem um die EU Gesetzgebung,<br />
die sich vorgenommen hat, einen<br />
Migrationsstopp einzuführen. Und die haben<br />
sich natürlich, das ist g<strong>an</strong>z bequem,<br />
das Thema Frauenh<strong>an</strong>del vorgenommen,<br />
obwohl das nur ein Teil des Gesamten ist.<br />
Wir waren immer der Meinung, dass es<br />
besser ist, nicht restriktive Maßnahmen<br />
einzuführen, also Einreiseverbot, Illegalisierung,<br />
sondern die Frauen mit Rechten<br />
auszustatten. Es gab die Idee einer Green<br />
Card für Frauen, die in der Prostitution arbeiten...<br />
vielleicht so ähnlich wie in der<br />
Schweiz oder in Österreich, das können<br />
wir uns g<strong>an</strong>z gut vorstellen, d<strong>an</strong>n wären<br />
die Frauen nicht mehr illegal. Und es wird<br />
alles, Arbeitsmigration und Frauen in ausbeuterischen<br />
Arbeitsverhältnissen, in einen<br />
Topf geworfen. Es wird nicht gesagt,<br />
wir haben keinen Bock, jede Migr<strong>an</strong>tin<br />
reinzulassen, das werden sich die Politiker<br />
auch nicht erlauben, aber im Großen und<br />
G<strong>an</strong>zen geht es darum, dass wir nur bestimmte<br />
Arten von Migr<strong>an</strong>ten und Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
hier brauchen, nicht gerade<br />
die, die in der Prostitution arbeiten. Das<br />
hat sehr viel mit Moral zu tun.<br />
Wie würdest du den Status quo der<br />
Moralvorstellungen in der deutschen Politik<br />
beschreiben?<br />
Wir haben eine CDU Regierung in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, zwar eine K<strong>an</strong>zlerin, aber sie<br />
hat mit den Frauen und der Frauenpolitik<br />
wenig am Hut.Wir haben eine Familienministerin,<br />
auch von der CDU, die auch<br />
mit diesen kirchlichen Moralvorstellungen<br />
durch die Welt läuft, die heilige Madonna<br />
mit sieben Kindern, so ungefähr.<br />
Und die Medien spielen da auch sehr viel<br />
mit, sodass Stimmen wie die unsere ein<br />
bisschen untergehen.Wir weigern uns in<br />
letzter Zeit auch, uns zur WM und zu dieser<br />
bescheuerten Zahl von 40.000 Prostituierten<br />
zu äußern, weil wir das einfach<br />
idiotisch finden.Wir wissen nicht, wer<br />
sich diesen Scherz erlaubt hat, diese Zahl<br />
stimmt hinten und vorne nicht. Uns ist<br />
klar, dass sich diese moralische Vorstellung<br />
in den Medien derzeit sehr gut verkauft.<br />
Da entsteht so eine Art Helfersyndrom,<br />
und es ist immer einfacher Opfer<br />
zu verkaufen, etwas für sie zu machen<br />
und ein gutes Gewissen zu haben, als<br />
sich für die Rechte der Frauen einzusetzen,<br />
die nach der allgemeinen Meinung<br />
ihren Körper verkaufen.<br />
Habt ihr einen gewissen Status, der<br />
euch erlaubt, in bundes- oder stadtpolitischen<br />
Entscheidungen mitzureden?<br />
Ja, auf jeden Fall.Wir werden, was uns<br />
auch sehr freut, als Expertinnen hinzugezogen.Wir<br />
werden <strong>an</strong>gehört, und zwar<br />
nicht nur von den Grünen. Es ist uns auch<br />
wichtig, die Politikerinnen und Politiker<br />
gut mit den Informationen, die wir haben,<br />
zu füttern.Wir sind ja keine Theoretikerinnen,<br />
wir kommen aus der praktischen Arbeit.<br />
Seit zwei Jahren sind wir auch in der<br />
Abschiebehaft in Berlin tätig. Dort haben<br />
wir natürlich auch sehr oft mit Frauen, die<br />
in der Prostitution gearbeitet haben, zu<br />
tun.Weil das für viele die einzige Möglichkeit<br />
ist, Geld zu verdienen. Und sehr oft<br />
sind das Frauen, die das freiwillig gemacht<br />
haben, freiwillig in dem politischen Rahmen,<br />
der ihnen das erlaubt.Wir haben<br />
nicht viele Möglichkeiten, mit denen zu<br />
arbeiten, weil die im Grunde genommen<br />
g<strong>an</strong>z schnell wieder zurückgeschickt werden.<br />
Das ist auch eine Forderung vieler<br />
Projekte, deutschl<strong>an</strong>dweit eine Lobby für<br />
die nichtweißen Frauen zu schaffen.<br />
Gibt es eine Einbindung in die <strong>an</strong>tirassistische<br />
Bewegung?<br />
Ich f<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>ders rum <strong>an</strong>. Uns ist klar,<br />
dass es unter den Frauen, die in der Prostitution<br />
arbeiten, auch sehr viel Rassismus<br />
gibt. Die deutschen Frauen sprechen<br />
seit ein oder zwei Jahren sehr oft über<br />
Konkurrenz aus dem Osten. Die Vorwürfe<br />
sind, die dumpen die Preise, die nehmen<br />
weniger, die arbeiten ohne Gummis. Es<br />
wäre besser, dass alle, soweit es geht, zusammen<br />
für bessere Arbeitsverhältnisse<br />
kämpfen.<br />
„Eine Prostituierte, die gern Prostituierte<br />
ist, muss über ihre Unterdrückung im<br />
Patriarchat aufgeklärt werden“. Ist das deiner<br />
Erfahrung nach eine gängige Position<br />
in feministischen Zusammenhängen?<br />
sexarbeitthema<br />
Hydra e.V. – Treffpunkt und Beratung<br />
für Prostituierte<br />
www.hydra-ev.org<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
themasexarbeit<br />
20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Das kommt schon häufig vor. Mich<br />
ärgert, wie das G<strong>an</strong>ze läuft, nicht nur gegenüber<br />
Frauen in der Prostitution, sondern<br />
gegenüber Frauen überhaupt. Die<br />
Frauen sollen ihre alten Rollen wieder<br />
übernehmen. Sie sollen auch aus dem<br />
Arbeitsmarkt gedrängt werden, zurück zu<br />
Kindern, Küche, Kirche, und wir, ich meine<br />
jetzt männliche Politiker, bestimmen, wohin<br />
das G<strong>an</strong>ze läuft. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
ist Prostitution nach wie vor<br />
„das“ Thema.Wie die perfekte Frau aussehen<br />
soll, was sie zu machen und zu<br />
lassen hat. Ich will nicht, dass jem<strong>an</strong>d<br />
Prostitutionsgesetz<br />
Als „Hebamme des Prostitutionsgesetzes“ gilt die AG<br />
Recht, die seit den 1990er Jahren <strong>an</strong> einer Gesetzesänderung<br />
arbeitet. Das aktuelle Gesetz wurde im Dezember<br />
2001 beschlossen und ist im Jänner 2002 unter der rotgrünen<br />
Regierung in Kraft getreten. Es wurden drei neue<br />
Paragraphen zivil- und sozialversicherungsrechtlicher Art<br />
erarbeitet und zwei Änderungen im Strafgesetzbuch vorgenommen.<br />
Das neue Prostitutionsgesetz wird vor allem<br />
als Zeichen einer sich verändernden Idee von Sitte und<br />
Moral gewertet. Die wichtigsten Änderungen sind die Abschaffung<br />
der Sittenwidrigkeit, die Ermöglichung sozialversicherungspflichtiger<br />
Beschäftigung und die Abschaffung<br />
des Strafbest<strong>an</strong>des Förderung der Prostitution. Zur<br />
Kritik am Prostitutionsgesetz gibt es von allen Seiten<br />
zahlreiche Stellungnahmen. Eine Auswahl dazu: Doña<br />
Carmen e.V., Verein für soziale und politische Rechte von<br />
Prostituierten Fr<strong>an</strong>kfurt,<br />
www.donacarmen.de/prostitutionsgesetz.html<br />
Gewerkschaft ver.di (incl. Musterarbeitsvertrag):<br />
http://www.arbeitsplatz-prostitution.de/download/<br />
StudieInnen.pdf<br />
Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der<br />
Prostituierten<br />
Vom 20. Dezember 2001, Bundesgesetzblatt Jahrg<strong>an</strong>g<br />
2001 Teil I Nr. 74, ausgegeben zu Bonn am 27. Dezember<br />
2001<br />
Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen:<br />
Artikel 1: Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse<br />
der Prostituierten (Prostitutionsgesetz – ProstG)<br />
§ 1 Sind sexuelle H<strong>an</strong>dlungen gegen ein vorher vereinbartes<br />
Entgelt vorgenommen worden, so begründet diese<br />
Vereinbarung eine rechtswirksame Forderung. Das Gleiche<br />
gilt, wenn sich eine Person, insbesondere im Rahmen<br />
eines Beschäftigungsverhältnisses, für die Erbringung derartiger<br />
H<strong>an</strong>dlungen gegen ein vorher vereinbartes Entgelt<br />
für eine bestimmte Zeitdauer bereithält.<br />
über mein Leben entscheidet und bin<br />
nach wie vor der Meinung, dass Frauen<br />
auch das Recht haben, in der Prostitution<br />
zu arbeiten. Das soll „ihre“ Entscheidung<br />
sein, und wenn das ihre Entscheidung<br />
ist, sind wir hier in der Beratungsstelle<br />
auch bereit, sie dabei zu unterstützen.<br />
Und wenn Frau es nicht mehr machen<br />
möchte, sie umsteigen möchte, etwas<br />
Neues im Leben ausprobieren will, d<strong>an</strong>n<br />
unterstützen wir sie auch dabei. Frauen<br />
soll nicht als Opfer gezeigt werden, egal<br />
ob als Opfer von Menschenh<strong>an</strong>del oder<br />
als Opfer der Gesellschaft, sondern als<br />
h<strong>an</strong>delnde Subjekte. Und dabei wollen<br />
wir sie unterstützen.<br />
Wenn du von einer neuen Generation<br />
in der frauenpolitischen Arbeit sprichst,<br />
gibt es die bei Hydra?<br />
Vielleicht müsste Hydra auch viel<br />
mehr neue und junge Mitarbeiterinnen<br />
haben.Wir sind zwar ein neues Team,<br />
aber wir sind nicht die Jüngsten. Das wäre<br />
bestimmt auch wichtig, frischen Wind<br />
hier reinzulassen.Wir gucken bestimmt<br />
schon aus einem bestimmten Winkel,<br />
sind ein bisschen festgefahren. Und die<br />
Welt entwickelt sich da draußen. ❚<br />
§ 2 Die Forderung k<strong>an</strong>n nicht abgetreten und nur im eigenen<br />
Namen geltend gemacht werden. Gegen eine Forderung<br />
gemäß § 1 Satz 1 k<strong>an</strong>n nur die vollständige, gegen eine<br />
Forderung nach § 1 Satz 2 auch die teilweise Nichterfüllung,<br />
soweit sie die vereinbarte Zeitdauer betrifft, eingewendet<br />
werden. Mit Ausnahme des Erfüllungseinw<strong>an</strong>des<br />
gemäß des § 362 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und der<br />
Einrede der Verjährung sind weitere Einwendungen und<br />
Einreden ausgeschlossen.<br />
§ 3 Bei Prostituierten steht das eingeschränkte Weisungsrecht<br />
im Rahmen einer abhängigen Tätigkeit der Annahme<br />
einer Beschäftigung im Sinne des Sozialversicherungsrechts<br />
nicht entgegen.<br />
Artikel 2: Änderung des Strafgesetzbuches<br />
Das Strafgesetzbuch in der Fassung der Bek<strong>an</strong>ntmachung<br />
vom 13. November 1998 (BGBl. I S. 3322), zuletzt geändert<br />
durch Artikel 4 des Gesetzes vom 19. Dezember 2001 (BG-<br />
Bl. I S. 3922), wird wie folgt geändert:<br />
1. In der Inhaltsübersicht werden die Angaben zu § 180a<br />
wie folgt gefasst:„§ 180a Ausbeutung von Prostituierten“.<br />
2. § 180a wird wie folgt geändert:<br />
a) Die Überschrift wird wie folgt gefasst: „§ 180a Ausbeutung<br />
von Prostituierten“.<br />
b) Absatz 1 wird wie folgt geändert:<br />
aa) Die Angabe „1.“ wird gestrichen.<br />
bb) Nach den Wörtern „in persönlicher oder wirtschaftlicher<br />
Abhängigkeit gehalten werden“ wird das Wort<br />
„oder“ durch ein Komma ersetzt.<br />
cc) Nummer 2 wird aufgehoben.<br />
3. § 181a Abs. 2 wird wie folgt neu gefasst:<br />
„(2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe<br />
wird bestraft, wer die persönliche oder wirtschaftliche<br />
Bewegungsfreiheit einer <strong>an</strong>deren Person dadurch beeinträchtigt,<br />
dass er gewerbsmäßig die Prostitutionsausübung<br />
der <strong>an</strong>deren Person durch Vermittlung sexuellen<br />
Verkehrs fördert und im Hinblick darauf Beziehungen zu<br />
ihr unterhält, die über den Einzelfall hinausgehen.“
Kampf<strong>an</strong>sage<br />
Mutlos macht, wenn eine Lehm<strong>an</strong>n in der Redaktion einer Zeitung (der Wienerin, Anm.) ver<strong>an</strong>twortlich zeichnet (von<br />
Cheryt und Edil ist frau es ja schon gewohnt), in der die „Frauen vom Bahnhof“ zum Gespött der Schickeria gemacht<br />
werden, in der die „schönen stolzen Mütter“ bedauern, daß „Abtreibung erlaubt ist“ und die „uralte Lust, Mutter zu<br />
sein“ sich durchsetzt. Vergessen der Kampf um die Legalisierung der Abtreibung, der Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den<br />
linken Genossen, die sexuelle Verweigerung, Lesbenkampf, das erste Frauencafe, neues weibliches Selbstbewußtsein?<br />
Die Zeiten, in denen radikale Feministinnen von Männern als „pychopathisch, faschistisch, terroristisch, undemokratisch...“<br />
abgestempelt wurden, sind vorbei. Das besorgen jetzt die Frauen selbst: Frauenfeindlichkeit im wahrsten Sinn<br />
des Wortes? „...denn das Gift der Frauenverachtung ist tief unter unsere Haut gedrungen. Auch ist unsere Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
zäher und verzahnter als die aller <strong>an</strong>deren Unterdrückten: wir sind die einzigen, die mit ihren Unterdrückten<br />
nicht nur den Tisch, sondern oft genug auch noch das Bett teilen. Das macht es so schmerzlich, unsere Erniedrigung<br />
wirklich einzugestehen; das macht es so schwer, wirklich zu hassen und zu kämpfen. Da scheint es oft soviel einfacher,<br />
uns selbst zu belügen und zu betrügen... Genau darum ist der Kampf der Feministinnen so nötig. Und genau darum ist<br />
es existentiell, daß nun nicht auch noch Feministinnen selbst diesen Selbstbetrug mitmachen. Wobei die Motive derer,<br />
die mitmachen, unterschiedlichster Art sind. Sie gehen von erschütternder Naivität und leichtfertiger Unwissenheit über<br />
Selbsthaß (und damit Frauenhaß) bis hin zum gezielten Verrat: da biedern Frauen sich auf Kosten <strong>an</strong>derer Frauen bei<br />
der Männerwelt <strong>an</strong>, sei es durch die Dist<strong>an</strong>zierung vom Feminismus oder durch seine Verwässerung. Dagegen müssen<br />
wir Radikal-Feministinnen uns zur wehr setzen... Eine klare Benennung unserer Positionen und eine Kampf<strong>an</strong>sage <strong>an</strong><br />
alle Männer oder Frauen, die im Namen des Feminismus der Sache der Frauen schaden... Nicht alles, was sich das<br />
Etikett des Feminismus <strong>an</strong>heftet, ist deswegen schon Beitrag zur Befreiung der Frauen.“ (Alice Schwarzer)<br />
Dieser Textausschnitt von Christa Öhlinger ist ursprünglich in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 5. Jg., Nr. 16 erschienen<br />
<strong>an</strong>.fänge<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o : A rc h i v<br />
wissenschaftforum<br />
Brennende Küchen, Eier auf Glatzen<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Über feministische Filmgeschichtsschreibung spricht Claudia Preschl mit Lea Susemichel<br />
und Saskya Rudigier. Sie erklärt, weshalb Lachen nicht nur im herkömmlichen<br />
Sinne höchst befreiend wirken k<strong>an</strong>n.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Was waren für Sie persönlich<br />
die wichtigsten Impulse<br />
der feministischen Filmwissenschaft.<br />
Mit welchen Theorien und<br />
Fragestellungen beschäftigen Sie<br />
sich bzw. haben Sie sich vor allem beschäftigt?<br />
Claudia Preschl: Ich selbst bin zur<br />
feministischen Filmtheorie schon Anf<strong>an</strong>g<br />
der 1980er Jahre gekommen als<br />
ich 1981 mit Kolleginnen nach Amsterdam<br />
zu einer großen Konferenz von<br />
Frauen zum Thema Film und Video gereist<br />
bin. Ich hatte Theaterwissenschaften<br />
studiert und war, geprägt von der<br />
Frauenbewegung, bereits <strong>an</strong> feministischen<br />
Theorien interessiert. Die Konferenz<br />
gab mir wesentliche Impulse zum<br />
Weiterarbeiten, denn dort wurde beschlossen,<br />
ein Netzwerk aufzubauen<br />
und ich habe es damals mit <strong>an</strong>deren<br />
Frauen gemeinsam übernommen, in<br />
Österreich zu recherchieren, welche Filme-<br />
und Videomacherinnen es dort<br />
gibt. Wir haben Gespräche geführt, Materialien<br />
und Filme ausgegraben. Und<br />
ich bin durch diese Arbeit selbst erst<br />
draufgekommen, wie viele Frauen bereits<br />
zu dieser Zeit in Österreich tätig<br />
waren. Ich war aber damals trotzdem<br />
überrascht, dass die Wenigsten ein<br />
feministisches Bewusstsein hatten und<br />
habe den Eindruck gewonnen, dass in<br />
Österreich eine große Schere zwischen<br />
Praktikerinnen und Theoretikerinnen<br />
existiert. Mittlerweile ist das völlig <strong>an</strong>-<br />
ders geworden, ich glaube, es besteht<br />
ein fließender Überg<strong>an</strong>g, die Theorie<br />
fließt in die Praxen und umgekehrt.<br />
Sie versuchen, eine feministische<br />
Filmgeschichtsschreibung auch in Österreich<br />
zu etablieren. Was hat sich innerhalb<br />
dieser Disziplin in den letzten Jahrzehnten<br />
verändert?<br />
Es gibt verschiedene Ansätze, weltweit.<br />
Ab den 1970ern ist zunächst einmal<br />
ein historisches Interesse erwacht.<br />
M<strong>an</strong> hat damit begonnen, nach dem<br />
Anteil der Frauen in der Filmproduktion<br />
zu fragen und nach vergessenen Pionierinnen<br />
geforscht. Vor allem ab den<br />
1990ern hat sich das Feld der feministischen<br />
Filmgeschichtsschreibung verändert.<br />
Es wurde nach einer Theorie ge
sucht, d.h. nach einer Möglichkeit, Filmgeschichtsschreibung<br />
auch theoretisch<br />
zu begreifen, wobei mittlerweile der<br />
kulturalistische Ansatz weit verbreitet<br />
ist. Es wird nach den Kontexten gefragt,<br />
in denen die Arbeiten entst<strong>an</strong>den sind,<br />
und d<strong>an</strong>ach, welche Diskussionen und<br />
Diskurse es in der jeweiligen Zeit gab.<br />
Mein Schwerpunkt liegt hier auf dem<br />
Frühen Kino, dem Stummfilmkino, dessen<br />
Wiederentdeckung im Rahmen der<br />
feministischen Filmtheorie bzw. -wissenschaft<br />
wesentlich war. Denn m<strong>an</strong><br />
hat entdeckt, dass aufgrund der Neuheit<br />
des Mediums Film und aufgrund<br />
fehlender St<strong>an</strong>dardisierungen damals<br />
ein offenes Experimentierfeld existierte<br />
und die Frauen dadurch viel mehr Möglichkeiten<br />
hatten.<br />
Sie arbeiten in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zu „Lachen und Kino“. Können Sie<br />
uns dazu etwas erzählen?<br />
Mich interessieren vor allem die Komikerinnen<br />
der 1910er Jahre. Es h<strong>an</strong>delt<br />
sich dabei um kurze Filme, die vor allem<br />
in Serien produziert worden sind, in denen<br />
Frauen häufig die Hauptdarstellerinnen<br />
waren. Es gab in der Frühzeit des<br />
Kinos sehr viele Komikerinnen. Faszinierend<br />
ist für mich dabei vor allem die<br />
Vielfalt dessen, was die Frauen verkörpern<br />
konnten. Es gab sehr wenige Konventionen,<br />
die Frauen durften dick, hässlich,<br />
brutal sein, sie durften witzig sein –<br />
da es um Stummfilme geht, ist hier ein<br />
Witz nicht in einem Wortsinn, sondern<br />
in einem körperlichen Sinn gemeint.<br />
Und dieser körperliche Witz interessiert<br />
mich nicht nur, weil der Körper natürlich<br />
im feministischen Kontext ein wichtiges<br />
Thema war und ist, sondern auch deshalb,<br />
weil sich über den Körper viel vermitteln<br />
lässt. Frauen konnten sich in ihrer<br />
spezifischen Körperlichkeit artikulieren.<br />
Die Filme widersprechen gegenwärtigen<br />
Sehgewohnheiten, weil sie weniger<br />
<strong>an</strong> Narrationen, als vielmehr <strong>an</strong> Aktionen<br />
interessiert sind und auch am<br />
Publikumskontakt. Es gibt ein starkes<br />
Spiel zum Publikum, also zur Kamera<br />
hin, worin ich einen stark kommunikativen<br />
Effekt sehe. Ich bezeichne die Frauen<br />
auch als Erzählerinnen, weil sie über den<br />
Körper das Publikum in ihre Erfahrungen<br />
mit einbeziehen.<br />
Inwiefern hat dieses Lachen em<strong>an</strong>zipatorische<br />
Potenziale?<br />
Die Frage ist immer, wie ein Moment<br />
des Lachens, der durch Aus-<br />
schweifung, körperlichen Expressivität,<br />
die Groteske hervorgerufen wird, wieder<br />
zurückgenommen, wie er wieder<br />
eingegliedert wird bzw. die Frage ist,<br />
was darf davon bleiben. Und das Lachen<br />
durfte im Frühen Kino weiter und<br />
über den Moment hinausgehen. Die<br />
Frauen haben sich attackiert, sie haben<br />
Materialschlachten mit Mehl, mit Wasser,<br />
mit Erde durchgeführt. Sie haben<br />
Häuser, Wohnungen, g<strong>an</strong>ze Umgebungen<br />
zerstört und trotzdem gab es<br />
kaum S<strong>an</strong>ktionen, etwas, das m<strong>an</strong> heute<br />
einfach nicht mehr kennt. Wenn<br />
Frauen etwas kaputtmachen, wenn sie<br />
morden, wenn sie stehlen, kurz: Wenn<br />
sie sich außerhalb der gesellschaftlichen<br />
Norm bewegen, verhängt das Kino<br />
heute S<strong>an</strong>ktionen. In irgendeiner<br />
Form muss so ein Geschehen wieder in<br />
eine Ordnung zurückgeführt werden.<br />
Das war damals nicht der Fall, weil die<br />
Erzählform und das Konzept des Filmens<br />
ein g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres war. Frauen haben<br />
sich in einer Szene beispielsweise<br />
im Theater fürchterlich aufgeführt, Eier<br />
<strong>an</strong> den Glatzen der Vordermänner zerschlagen,<br />
mit Gegenständen um sich<br />
geworfen und das Ende des Filmes best<strong>an</strong>d<br />
d<strong>an</strong>n darin, dass sie hinausgeführt<br />
wurden, aber d<strong>an</strong>n war der Film<br />
eben aus, ohne Gerichtsszene, ohne<br />
Verurteilung. Im Verhältnis zu dem,<br />
was geschah – Küchen wurden abgebr<strong>an</strong>nt,<br />
Häuser überflutet – war die folgende<br />
S<strong>an</strong>ktion ungewöhnlich milde<br />
und es hat keine Rückführung in eine<br />
herrschaftliche Ordnungsstruktur gegeben.<br />
Und das macht für mich den<br />
em<strong>an</strong>zipatorischen Gestus aus. Darin<br />
stecken unglaubliche Potenziale, weil<br />
m<strong>an</strong> die Lust und die Befreiung des Lachens<br />
ohne Strafe erleben darf.<br />
Dürfen Frauen im Film heute wieder<br />
komisch sein?<br />
Ich sehe sehr viel in dieser Richtung,<br />
um Komikerinnen, oder allgemeiner,<br />
das Lachen von Frauen wieder präsent<br />
zu machen. Vom Witz über Kabarettistinnen<br />
bis hin zu komischen Figuren<br />
im Fernsehen werden verschiedene<br />
Genres miteinbezogen, das gibt es nicht<br />
nur in der Komödie. Und eine weitere<br />
Parallele zu dieser Zeit ist für mich gegenwärtig<br />
auch die existierende Vielfalt,<br />
sie ist vergleichbar mit der von damals.<br />
Wie sollte/ könnte/ müsste feministisches<br />
Fernsehen für Sie aussehen? Gibt<br />
es a) verpflichtende Inhalte und/oder b)<br />
besonders geeignete formale/ästhetische<br />
Strategien?<br />
Das ist eine ähnliche Frage wie die<br />
nach einer feministischen Ästhetik –<br />
früher hat m<strong>an</strong> weibliche Ästhetik gesagt.<br />
Ich denke, es gibt da keine Regeln<br />
oder Kriterien, die festlegen, was feministische/weibliche<br />
Ästhetik ist. Für<br />
mich geht es eher um den Zug<strong>an</strong>g, um<br />
ein Bewusstsein für die Frage:„Was will<br />
ich erzeugen, wie bringe ich Inhalte formal<br />
rüber?“ Es geht um eine starke<br />
Sensibilität für die Frage, welche Mittel<br />
ich wofür einsetze, letztlich also um die<br />
Frage der Repräsentation. Und um ein<br />
historisches Bewusstsein: Ich muss mir<br />
<strong>an</strong>schauen, was schon möglich war,<br />
welche Projekte gab es, auf das Fernsehen<br />
bezogen, beispielsweise schon in<br />
den 1970er Jahren. Das ist für mich alles<br />
Teil des feministischen Feldes, das<br />
ich als politisches und kritisches sehe,<br />
in dem immer wieder Fragen d<strong>an</strong>ach<br />
aufkommen, wie ich mit Inhalten umzugehen<br />
habe, wie stark ich welche Inhalte<br />
sichtbar mache, welche Formen<br />
der Sichtbarmachung es gibt, bis hin<br />
zur Dekonstruktion etablierter Sprachformen.<br />
Wenn ich feministisches Fernsehen<br />
oder feministische Filmproduktion<br />
mache, bedeutet das also viel Arbeit...<br />
Andrea B. Braidt hat im Interview<br />
mit uns vom Einfluss der QueerTheorie<br />
bzw. g<strong>an</strong>z allgemein vom Einfluss dekonstruktivistischer<br />
und poststrukturalistischer<br />
Theorie auf die feministische Filmwissenschaft<br />
gesprochen. Wie schlägt<br />
sich dieser Einfluss in der Filmproduktion<br />
nieder?<br />
Ich denke, dass der Einfluss auf<br />
Film- und Videoproduktion enorm ist.<br />
Mit fällt beispielsweise jedes Jahr bei<br />
der Diagonale in Graz auf, dass es in einer<br />
Fülle von Produktionen g<strong>an</strong>z selbstverständlich<br />
geworden ist, nach Geschlecht<br />
oder auch Ethnie, Alter oder<br />
<strong>an</strong>deren Gruppenzugehörigkeiten zu<br />
fragen und dass dies auch selbstverständlich<br />
aufgenommen wird. Aus meiner<br />
Sicht hat das eine solche Selbstverständlichkeit<br />
gewonnen, dass ich es<br />
gar nicht <strong>an</strong> einzelnen Beispielen erläutern<br />
brauche. Denn diese Bezugnahmen<br />
sind im positiven Sinne fast schon<br />
St<strong>an</strong>dard geworden, vor allem wohl bei<br />
jüngeren Film- und Videoproduzentinnen.<br />
❚<br />
forumwissenschaft<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
<strong>an</strong>.sage<br />
Generation Praktikum<br />
Die Suche nach bezahlter Erwerbsarbeit endet für viele im „Dauerzust<strong>an</strong>d“ Praktikum. Burgi<br />
Pirolt, selbst davon betroffen und die Salzburger AUGE-Gewerkschafterin Jutta Tischler<br />
äußern sich zu dieser Problematik.<br />
Burgi Pirolt<br />
So gut wie jedem/jeder StudentIn wird schon während des Studiums<br />
nahegelegt, facheinschlägige Praktika zu machen, um später<br />
leichter einen Job zu finden. Blöderweise nehmen sehr viele Firmen<br />
mittlerweile nur noch JungakademikerInnen, also Leute unter 30<br />
mit abgeschlossenem Studium, auf. Und von denen gibt es reichlich.<br />
Mich zum Beispiel! Fertig mit dem Studium, intelligent, motiviert, interessiert<br />
– und ohne Job.<br />
Ich hab eines meiner Praktika bei den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n gemacht und das<br />
war bis dato das Einzige, welches auch Sinn machte. In meinem jetzigen<br />
Praktikum verkomme ich zur unbezahlten Kopierkraft, Hilfssekretärin<br />
und Mädchen-für-alles-was-der-Chef-nicht-selber-machen-will. Einzige<br />
Motivation zum Durchhalten bleibt d<strong>an</strong>n die Aussicht auf das Zeugnis,<br />
das bei der nächsten Bewerbung meine Ch<strong>an</strong>cen erhöhen soll.<br />
Gerüchteweise soll es ja auch bezahlte Praktika geben, in der freien<br />
Wildbahn sind diese aber so gut getarnt, dass sie kaum aufzuspüren<br />
sind. Die „Raubtiere“ findet m<strong>an</strong> meist ohne größere Probleme. Da darf<br />
m<strong>an</strong> für Firmen vierzig Stunden die Woche gratis arbeiten, damit m<strong>an</strong><br />
Berufserfahrung sammeln k<strong>an</strong>n, die einem bei der nächsten Bewerbung<br />
„sicherlich hilfreich“ sein werden. Bei der Firma bleiben könne mensch<br />
aber nicht, da hätte doch lieber jem<strong>an</strong>den der Jus oder Wirtschaft studiert<br />
hat oder sich zumindest „in den nächsten Jahren voll und g<strong>an</strong>z auf<br />
das Projekt konzentrieren“ k<strong>an</strong>n – sprich nicht schw<strong>an</strong>ger wird. Bewirbt<br />
m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n wo<strong>an</strong>ders, bekommt m<strong>an</strong> Dinge zu hören wie:„Ach, die<br />
drei Monate waren ein Praktikum? Tut uns leid, aber wir suchen jem<strong>an</strong>den<br />
mit ‚richtiger’ Berufserfahrung.“<br />
Für NGOs, kleine Zeitschriften, Verlage oder Vereine, die ohnehin am<br />
Existenzminimum dahinvegetieren, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> aus purem Idealismus<br />
auch mal umsonst arbeiten. Nervtötend sind hingegen die Org<strong>an</strong>isationen,<br />
von denen bek<strong>an</strong>nt ist, dass sie nicht am Hungertuch nagen, die<br />
aber für Praktik<strong>an</strong>tInnen trotzdem keinen Cent übrig haben. Zumindest<br />
von staatlichen, internationalen oder EU-Org<strong>an</strong>isationen sollte m<strong>an</strong> erwarten<br />
können, dass sie ihren Praktik<strong>an</strong>tInnen wenigstens genug zum<br />
Überleben bezahlen. Denn jene, die es sich nicht leisten können, drei<br />
Monate l<strong>an</strong>g nichts zu verdienen, fallen hier raus. Warum sich in Österreich<br />
die großen Zeitungen, Magazine, Radio- und TV-Stationen kaum<br />
um den journalistischen Nachwuchs bemühen, sondern diese <strong>an</strong>scheinend<br />
lästige Arbeit den „Kleinen“ aufbürden, ist mir im Übrigen auch<br />
schleierhaft. Und unser staatlicher Gebührenempfänger? War da nicht<br />
was mit einem Bildungsauftrag? Ach, nur was das Programm betrifft?<br />
Na, da bin ich ja beruhigt. ❚<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Jutta Tischler<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
In einer Zeit, die von der Globalisierung der Wirtschaft geprägt ist,<br />
entsteht extremer Druck auf die in der Wirtschaft H<strong>an</strong>delnden. Unternehmen<br />
versuchen, diesen Druck primär auf die MitarbeiterInnen<br />
abzuwälzen. Dies trifft einerseits jene Gruppe, die auf Grund ihres Alters<br />
zunehmend „uninteress<strong>an</strong>t“ und durch Kündigung oder Frühpension<br />
aus dem Arbeitsprozess gedrängt wird, wobei diese Gruppe zumindest<br />
noch eine gewisse Unterstützung seitens ihrer „Lobby“ – sprich: Gewerkschaften<br />
und Arbeiterkammer genießt. Für alle, die jedoch noch nicht in<br />
den Arbeitsprozess eintreten konnten, daher auch noch nicht in die „Lobbystrukturen“<br />
integriert sind, fehlt praktisch jegliche Unterstützung. Es ist<br />
daher für die ArbeitgeberInnen ein Leichtes, diesen Gruppen Bedingungen<br />
aufzuerlegen, die mit Recht das Wort Ausbeutung verdienen. Diese fehlende<br />
Verwurzelung in den Arbeitsprozess wird in vielen Bereichen tr<strong>an</strong>sparent.<br />
Nehmen wir die konkrete Ausbildungssituation in vielen Kr<strong>an</strong>kenhäusern.<br />
Jeder Ausbildungsabschnitt, der nicht der Theorie gewidmet ist,<br />
wird mit einer nahezu brutalen Selbstverständlichkeit häufig dazu<br />
genützt, Pflegepersonal einzusparen, indem m<strong>an</strong> junge Auszubildende voll<br />
einsetzt. Es versteht sich fast schon von selbst, dass für diese volle Arbeitsleistung<br />
statt einer entsprechenden Entlohnung lediglich ein „Taschengeld“<br />
bezahlt wird. M<strong>an</strong> könnte diese Entwicklung zu einem „Ausbeuten<br />
der Jugend“ natürlich noch <strong>an</strong> vielen <strong>an</strong>deren Beispielen fest machen.<br />
Was wäre bei Betrachtung dieses erschreckenden Befundes nun eine<br />
Möglichkeit, hier eine Verbesserung oder zumindest eine Verhinderung<br />
weiterer Verschlechterung für die Jugend zu erreichen? Seitens der gen<strong>an</strong>nten<br />
Org<strong>an</strong>isationen wie Gewerkschaften und Arbeiterkammer ist eine Öffnung<br />
für diese Gruppen dringend einzuleiten. Natürlich ist eine institutionelle<br />
Initiative nur d<strong>an</strong>n erfolgreich, wenn auch eine entsprechende Bereitschaft<br />
der Jugend zur Solidarisierung erreicht werden könnte. Dazu gehört,<br />
dass die Jugend erkennt, wie wichtig eine soziale Struktur zur Sicherung<br />
und Erreichung von ArbeitnehmerInnenrechten ist.Viele notwendige Verbesserungen<br />
in diesen Strukturen, wie sie Gewerkschaft und Arbeiterkammer<br />
bilden, sind deshalb so „verkrustet“, weil leider nicht nur die noch nicht<br />
im Arbeitsprozess befindlichen Jungen nicht integriert sind, sondern auch<br />
bei den jungen ArbeitnehmerInnen ein geringes Interesse dafür besteht,<br />
sich in diese Org<strong>an</strong>isationen einzubringen und Erneuerungen einzufordern.<br />
Auf Grund dieser Problematik versuche ich als unabhängige Gewerkschafterin<br />
innerhalb der Org<strong>an</strong>isationen, in denen ich vertreten bin, Anstöße<br />
zu einer positiven Veränderung zu geben. Für konkret Betroffene der Generation<br />
Praktikum erscheint mir die Bildung von Netzwerken sinnvoll, wie dies<br />
z.B. in Deutschl<strong>an</strong>d mit „Fair work“ Erfolg versprechend versucht wird. ❚
Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />
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Für und Wider: Mammografie<br />
„Ich möchte mein Brustkrebs-Risiko verringern.“ (Margret, 62) „Ich fürchte<br />
mich vor der Strahlenbelastung.“ (Dorothee, 60) Lasse ich eine<br />
Mammografie machen? Beim Großteil der Frauen be<strong>an</strong>twortet diese<br />
Frage das Gefühl. „Nötig ist eine unabhängige, evidenzbasierte<br />
Information als Entscheidungsgrundlage für Frauen“, meint deshalb<br />
Sylvia Groth, Geschäftsführerin des Frauengesundheitszentrums Graz,<br />
„jede Frau sollte über die Möglichkeiten, Grenzen und möglichen<br />
Schaden durch das Mammografie Screening informiert sein.“<br />
Jährlich sterben drei bis vier von 100 Frauen <strong>an</strong> Brustkrebs. Das<br />
Mammografie Screening ist die von ÄrztInnen bevorzugte Methode zur<br />
Früherkennung. Allerdings entdeckt die Methode nur bei fünf bis zehn<br />
Prozent der Untersuchten Auffälligkeiten, die auf Krebs hinweisen<br />
könnten. „Die Frauen müssen die möglichen Vor- und Nachteile abwägen.<br />
Keinesfalls sollte eine Frau Schuldgefühle haben, wenn sie nicht<br />
am Screening teilnimmt“, rät deshalb Ingrid Mühlhauser, Wissenschafterin<br />
und Professorin für Gesundheit am Universitätsklinikum<br />
Hamburg. Das Abwägen des Für und Wider in Sachen Mammografie<br />
erleichtern könnte eine eben vom Frauengesundheitszentrum Graz herausgegebene<br />
Broschüre. kaiv<br />
Für aufgeklärte Patientinnen „Brustkrebs Früherkennung – Informationen zum Mammografie-Screening.<br />
Eine Entscheidungshilfe“ Download: www.s<strong>an</strong>itaetsdirektion.steiermark.at und www.fgz.co.at<br />
geschlechterbildung<br />
Wie wird Geschlecht erlernt?<br />
Buben sind schlimm, Mädchen fleißig?! Jungs hauen sich in der Pause<br />
die Köpfe ein und Mädels füttern ihre Puppen?! Schon von frühester<br />
Kindheit <strong>an</strong> werden uns Werte, Muster und Vorbilder vermittelt.<br />
Klischees und Stereotypen, die zu einer Verfestigung von diskriminierenden<br />
Geschlechterrollen beitragen.<br />
Fest steht, dass immer noch mehr als fünfzig Prozent der weiblichen<br />
Lehrlinge sich für „typische Frauenberufe“ wie Friseurin, Bürooder<br />
Einzelh<strong>an</strong>delskauffrau entscheiden. Einzelprojekte, wie „MiT –<br />
Mädchen in technische Ausbildung“, „Sprungbrett“, „Girls Day“ oder<br />
„it4her“ sind ohne Zweifel wunderbar. Doch sollten sie nicht eigentlich<br />
überflüssig sein? Oder zumindest viel früher <strong>an</strong>setzen? Welche Rolle<br />
spielen Kindergarten und Schule bei der Konstruktion von Geschlecht?<br />
Der 12. AbsolventInnentag der JKU Linz widmet sich diesem Thema,<br />
speziell der Gender-sensiblen Didaktik und Pädagogik. What you see is<br />
what you get? Wie werden Kinder zu Buben und Mädchen? Sind Frauen<br />
der Rede wert? Diese Fragen werden in den Workshops und Vorträgen<br />
aufgeworfen – und wohl auch der eine oder <strong>an</strong>dere Lösungs<strong>an</strong>satz<br />
geboten. kaiv<br />
12.5., 12. AbsolventInnentag der JKU Linz „Geschlecht lernen – Gender-sensible Didaktik und Pädagogik“, www.frauen.jku.at<br />
ausschreibung I<br />
Diversität nutzen<br />
Die Berliner Zeitschrift Femina Politica pl<strong>an</strong>t für die erste Nummer des<br />
kommenden Jahres eine kritische Best<strong>an</strong>dsaufnahme frauenfördernder<br />
Maßnahmen in Politik und Wirtschaft und rückt dabei den relativ<br />
<strong>an</strong>.rissarbeit<br />
neuen Begriff „Diversity M<strong>an</strong>agement“ in den Vordergrund. Da die<br />
Forschung zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum noch in den<br />
Kinderschuhen steckt, will Femina Politica vor allem eine politikwissenschaftliche<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit dem neuen Konzept forcieren. Die<br />
Fragestellungen sind vielfältig: Welche Erfahrungen wurden bisher<br />
gemacht, welche Entwicklungen sind feststellbar, um welche<br />
Unterschiede geht es im Diversity M<strong>an</strong>agement und wie k<strong>an</strong>n dieses<br />
Konzept macht- bzw. herrschaftskritisch gedacht werden? Gebeten<br />
wird um ein- bis zweiseitige Abstracts bis 15. Juni! bik<br />
Abstracts <strong>an</strong> Anneli Rüling: rueling@gmx.de oder <strong>an</strong> die Redaktion: redaktion@femina-politica.de,<br />
Infos: www.femina-politica.de<br />
ausschreibung II, III und IV<br />
Gendervortragende gesucht<br />
Das Deutsche Museum München ver<strong>an</strong>staltet vom 10. bis 11.11. einen<br />
interdisziplinären Workshop zum Thema „Geschlecht – Körper –<br />
Technik“, der sich mit der Frage nach der wechselseitigen Abhängigkeit<br />
dieser drei Kategorien beschäftigen soll. Diskutiert wird vor allem die<br />
Technisierung der Geschlechterdifferenz und ihr sozialer Impact.<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt ist die Beobachtung, dass sowohl Entwicklung und<br />
Produktion als auch die Nutzung von Technik gender-orientiert erfolgt.<br />
Auf der Suche ist auch das Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften<br />
der Uni Graz, und zwar nach einer geeigneten Besetzung<br />
der Aigner-Rollett-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung<br />
für das Wintersemester <strong>2006</strong>/07. Der Umf<strong>an</strong>g der Lehrver<strong>an</strong>staltung<br />
mit dem Schwerpunkt „Arbeit und Geschlecht im<br />
Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur“ umfasst sechs<br />
Semesterwochenstunden. Welche der Frage der Liberalisierung und<br />
ihren genderrelev<strong>an</strong>ten Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft, Medien<br />
und Gesellschaft nachgehen will, k<strong>an</strong>n das auch als Vortragende einer<br />
Ringvorlesung der Uni Wien im kommenden Wintersemester tun.<br />
Konkrete Vor<strong>schläge</strong> können noch bis 25. <strong>Mai</strong> eingereicht werden. bik<br />
Geschlecht – Körper – Technik“, einseitige Exposés bis 31.5. <strong>an</strong> folgende Adresse: elsbeth.boesl@mzwtg.mwn.de,<br />
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=5224;<br />
„Aigner-Rollett-Gastprofessur“ für Frauen- und Geschlechterforschung für das WS <strong>2006</strong>/07,<br />
Bewerbungen bis 3.5., Info: barbara.hey@uni-graz.at, T. 0316/380-5722;<br />
„Uni Wien/Gender Studies“, Vor<strong>schläge</strong> bis 25.5. <strong>an</strong>: marlen.bidwell-steiner@univie.ac.at, T. 01/4277-184 52<br />
Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
Fo t o s : A rc h i v<br />
prekärerkampft<strong>an</strong>z<br />
Links<br />
www.euromayday.at<br />
www.euromayday.org<br />
www.ehe-ohne-grenzen.at<br />
www.8ung.at/traudich<br />
www.verein-fibel.at<br />
www.deserteursberatung.at<br />
www.asyl.at<br />
www.no-racism.net<br />
www.maiz.at<br />
www.lefoe.at<br />
www.kulturrat.at<br />
www.igbildendekunst.at<br />
www.ams<strong>an</strong>d.at.tt<br />
www.arbeitslosensprecherin.at<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
MayDay! MayDay!<br />
Das Alarmsignal von in Seenot geratenen Schiffen ist unser Schlachtruf. Am 1. <strong>Mai</strong> sind<br />
wir in die EuroMayDay-Parade gezogen, um unsere prekären Kämpfe zu vernetzen und<br />
unseren Forderungen lautstark Ausdruck zu verleihen. Von Una S. Precaria<br />
Bist du wütend? Willst du kämpfen?<br />
Hast du Arbeit? Darfst du<br />
arbeiten? K<strong>an</strong>nst du faul sein?<br />
Bist du satt? K<strong>an</strong>nst du dir was<br />
leisten? Brauchst du mehr?<br />
Machst du dir freie Tage? Bekommst du<br />
Anerkennung? Bist du versichert? Wovon<br />
lebst du?<br />
Scheinbar unaufhaltsam schreitet<br />
die Prekarisierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse<br />
vor<strong>an</strong> – doch auch die<br />
Kämpfe für das Recht auf soziale Rechte<br />
gewinnen immer mehr <strong>an</strong> Bewegung:<br />
EuroMayDay greift Raum! Breitet sich<br />
unaufhaltsam in Europa aus. Und das<br />
nicht nur in Form von Paraden, die dieses<br />
Jahr am 1. <strong>Mai</strong> bereits in mindestens 22<br />
Städten Europas stattgefunden haben<br />
werden: Amsterdam, Barcelona, Berlin,<br />
Copenhagen, Hamburg, Helsinki, L’Aquila,<br />
Leon, Liege, Limoges, London, Maribor,<br />
Marseille, Mil<strong>an</strong>o, Napoli, Palermo, Paris,<br />
Sevilla, Stockholm, Torino,Tornio,Wien.<br />
EuroMayDay ist Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />
Prekarisierungsprozessen. Ist europaweite<br />
Mobilisierung und Vernetzung. Ist ein<br />
Unterf<strong>an</strong>gen neue Fragen aufzuwerfen<br />
und neue Antworten zu geben.<br />
In Mil<strong>an</strong>o vor fünf Jahren haben AktivistInnen<br />
erstmals zum MayDay aufgerufen<br />
und mit einer Parade am 1. <strong>Mai</strong> den<br />
traditionellen ArbeiterInnenkampftag<br />
mit eigenen Inhalten und Formen gestaltet.<br />
Abseits gewerkschaftlicher<br />
<strong>Mai</strong>aufmärsche sollte der MayDay Raum<br />
für bunte, laute, selbstbestimmte Ausdrucksformen<br />
sein. Musik, T<strong>an</strong>z, Perform<strong>an</strong>ces,<br />
Aktionen, Interventionen – um<br />
auf kreative Weise die verschiedenen Prekarisierungsprozesse<br />
hör- und sichtbar<br />
zu machen. Prekär kämpfen, prekär t<strong>an</strong>zen!<br />
Hier eine Prozession durch einen Supermarkt<br />
mit Feiertagsöffnungszeiten<br />
(„St. Precarious goes Shopping“), dort Bemalungen<br />
der Stadt (Schablonengrafittis,<br />
Beschriftungen von Zebrastreifen,<br />
W<strong>an</strong>dbesprayungen). Die einen versperren<br />
kurzfristig prekäre Orte und Wege,<br />
<strong>an</strong>dere befragen TeilnehmerInnen für Videoprojekte:Was<br />
waren deine letzten<br />
fünf Jobs? Hast du Papiere? K<strong>an</strong>nst du<br />
Widerst<strong>an</strong>d leisten?<br />
MayDay goes EuroMayDay. 5.000 AktivistInnen<br />
waren 2001 bei der ersten<br />
MayDay-Parade dabei. Drei Jahre später<br />
gingen in Mil<strong>an</strong>o bereits 100.000 auf<br />
die Straße, in Barcelona weitere 10.000.<br />
Kleinere Aktionen f<strong>an</strong>den zeitgleich in<br />
weiteren Städten Europas statt. Im verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahr füllten EuroMayDay-Paraden<br />
bereits in etwa einem Dutzend<br />
Städten die Straßen. Auch in Wien wird<br />
seit Jahresbeginn 2005 zum vernetzten<br />
prekären Kampf aufgerufen. Regelmäßige<br />
Plena, eine Zeitung zum EuroMay-<br />
Day, Ver<strong>an</strong>staltungen, Radiobeiträge<br />
und Jingles, Soli-Partys, Aktionen, eine<br />
Parade am Nachmittag des 1. <strong>Mai</strong> und<br />
<strong>an</strong>deres mehr waren die ersten Antworten.<br />
Plakate, Flyer, Sticker und Buttons,<br />
die das Stadtbild teilweise nachhaltig<br />
markierten, nicht zu vergessen!<br />
Rege EuroMayDay-Aktivitäten sind<br />
seither nicht mehr abgerissen. St<strong>an</strong>d im<br />
Vorjahr zunächst – insbesondere in den<br />
letzten Wochen vor dem 1. <strong>Mai</strong> – die Parade<br />
im großen Mittelpunkt, intensivierte<br />
sich alsbald die Debatte um konkrete<br />
und aktuelle Prekarisierungsprozesse<br />
sowie widerständige Praxen. Welche Instrumente<br />
des Kampfes stehen SupermarktverkäuferInnen<br />
zur Verfügung?<br />
Wie org<strong>an</strong>isieren sich Migr<strong>an</strong>tInnen
ohne Papiere? Gegen wen treten StudentInnen<br />
<strong>an</strong>, um neben Nebenjobs<br />
auch noch Raum fürs Studium zu<br />
schaffen?<br />
Prekäres Dasein ist nichts Neues. Insbesondere<br />
für Migr<strong>an</strong>tInnen, Erwerbsarbeitslose,<br />
Frauen, ein alter Hut. Mit dem<br />
Ausländerbeschäftigungsgesetz ist die<br />
prekäre Lage von Migr<strong>an</strong>tInnen gleich<br />
per Gesetz verordnet. Hat der Verlust<br />
des Jobs auch den Verlust des legalen<br />
Aufenthaltsstatus zur Folge, ist eine Extremform<br />
von Prekarität erreicht. Im<br />
Doppelpack mit einer restriktiven Asylund<br />
Zuw<strong>an</strong>derungspolitik sind durch<br />
rassistische Ausschlüsse prekäre Lebensverhältnisse<br />
von Migr<strong>an</strong>tInnen, die<br />
allen Bollwerken zum Trotz die Reise<br />
nach Europa schaffen, besiegelt.<br />
Prekäre Arbeit wiederum ist maßgeblich<br />
gekennzeichnet durch keine,<br />
unzureichende oder unsichere Einkommen,<br />
fremdbestimmte Arbeitszeiten<br />
und Beschäftigungsdauern. Zwischenund<br />
Mischformen sämtlicher Beschäftigungsformen.<br />
Kombination mehrerer<br />
Jobs, um fin<strong>an</strong>ziell das Ausl<strong>an</strong>gen zu<br />
finden. Andererseits hat es so gen<strong>an</strong>nte<br />
Normalarbeitsverhältnisse für viele<br />
noch nie gegeben. Dienstschluss um<br />
17.00 für SexarbeiterInnen? Anstellung<br />
und 38,5-Stundenwoche für KünstlerInnen?<br />
Geregelte Pausen<strong>an</strong>sprüche für<br />
Erwerbsarbeitslose? Wollen wir auch<br />
nicht, wir wollen Flexibilität! Jedoch<br />
selbstbestimmt. Einkommenskontinuität<br />
bei Diskontinuitäten von Aufenthaltsort<br />
und/oder Erwerbsarbeit. Recht<br />
auf soziale Rechte. Und gleiche Rechte<br />
für alle. Unabhängig von Beschäftigungs-<br />
und Aufenthaltsstatus.<br />
Vor der Parade ist nach der Parade. Allein<br />
in den letzten Monaten, allein in Österreich<br />
haben verschiedene Verschärfungen<br />
die Prekarisierung von Arbeit und<br />
Leben massiv vor<strong>an</strong>getrieben und zur<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung damit in EuroMay-<br />
Day-Zusammenhängen geführt. Etwa<br />
das jüngste „Fremdenrechtspaket“, mit<br />
dem in vielfältiger Weise schon bisl<strong>an</strong>g<br />
best<strong>an</strong>dene Ausschlüsse und Entrechtungen<br />
– teilweise mutmaßlich verfassungswidrig<br />
– ausbaut und verfestigt<br />
wurden. Drei Beispiele: 1. Mit der Ver<strong>an</strong>kerung<br />
von Zw<strong>an</strong>gsernährung wird Inhaftierten<br />
der Hungerstreik als Waffe<br />
zur Durchsetzung von Interessen (etwa<br />
gegen eine lebensbedrohliche Abschiebung)<br />
genommen. 2. Das so gen<strong>an</strong>nte<br />
„Prostituiertenvisum“ (zwar schon bisher<br />
als Visum für „Selbständige ohne<br />
Niederlassung“ kaum mit Rechten ausgestattet)<br />
ist gestrichen. Jetzt gibt es<br />
nur mehr ein Visum für sechs Monate,<br />
ohne Verlängerungsmöglichkeit. 3. EhepartnerInnen,<br />
die nicht legal nach<br />
Österreich gekommen sind (was Asylwerbenden<br />
kaum möglich ist), später<br />
eineN ÖsterreicherIn geheiratet haben,<br />
müssen ihren Antrag auf den „Aufenthaltstitel<br />
Familien<strong>an</strong>gehörige/r“ nun im<br />
Herkunftsl<strong>an</strong>d stellen. Während das Innenministerium<br />
erste Abschiebungen<br />
bereits durchführen hat lassen, haben<br />
betroffene Paare sich in der Initiative<br />
„Ehe ohne Grenzen“ org<strong>an</strong>isiert. Da die<br />
Innenministerin die Gesprächsaufnahme<br />
mit den prekarisierten Eheleuten<br />
verweigert und zuletzt auch un<strong>an</strong>gekündigten<br />
Besuch der Initiative abblitzen<br />
ließ, werden die AktivistInnen<br />
von „Ehe ohne Grenzen“ nun jede Woche<br />
im Rahmen einer Demo wiederkommen,<br />
um ihren Forderungen weiter<br />
Nachdruck zu verleihen.<br />
(Un)Sozialversicherungsfonds. Fin<strong>an</strong>ziell<br />
<strong>an</strong> den Kragen geht es dieser Tage<br />
KünstlerInnen, die vor fünf Jahren das<br />
vorgeschriebene Mindesteinkommen<br />
nicht erreicht haben. Sie müssen jetzt<br />
ihre Strafe zahlen. Oder wie der so gen<strong>an</strong>nteKünstlersozialversicherungsfonds<br />
es nennt: Rückzahlung des Zuschusses<br />
zum Pensionsversicherungsbeitrag.<br />
In einer Kontrollaktion hat der<br />
Fonds die Einkommen aller KünstlerInnen<br />
überprüft und festgestellt, dass<br />
600 KünstlerInnen im Jahr 2001 unter<br />
3.554,57 Euro verdient haben. Dieses<br />
Einkommen ist zu gering. Stimmt! Doch<br />
die Konsequenz: KünstlerInnen, die<br />
nicht ausreichend Gewinn erwirtschaften,<br />
werden von der Förderung der sozialen<br />
Absicherung ausgeschlossen.<br />
Pech gehabt, Einschränkungen der Erwerbsarbeit<br />
durch Mutterschutzzeiten,<br />
Kinderbetreuungspflichten, Kr<strong>an</strong>kheit<br />
etc. sind im Gesetz nicht vorgesehen.<br />
Gleiche Strafe für alle: Der vor fünf Jahren<br />
ausbezahlte Zuschuss wird zurückgefordert.<br />
Doch KünstlerInnen wehren<br />
sich, fordern Gesetzesänderungen, den<br />
Rücktritt des Kunststaatssekretärs und<br />
<strong>an</strong>deres mehr. „Das lassen wir uns nicht<br />
gefallen! Wir werden auf die Barrikaden<br />
gehen!“, rief zuletzt eine Künstlerin<br />
zum Kampf für soziale Rechte auf. Seit<br />
Wochen bombardieren KünstlerInnen<br />
die Ver<strong>an</strong>twortlichen mit Protestbriefen<br />
und drohen Rückzahlungsverweigerungen<br />
<strong>an</strong>. Auch eine Klage beim Verfassungsgerichtshof<br />
ist schon eingereicht.<br />
Nicht minder originell das AMS. Auf der<br />
Suche nach stets neuen Disziplinierungsmaßnahmen,<br />
um Erwerbsarbeitslose<br />
mit Sperren des Arbeitslosengeldes<br />
zu schik<strong>an</strong>ieren, ist dem<br />
AMS ein neuer Coup geglückt: Verfolgungsbetreuung<br />
durch Hausbesuche.<br />
Arbeitslosengeld-BezieherInnen werden<br />
von „Job-Coaches“ heimgesucht<br />
und zu Bewerbungsgesprächen begleitet.<br />
Ist die Bewerbung erfolgreich, gibt<br />
es eine Prämie für den Coach. Kopfgeldjagd<br />
einmal <strong>an</strong>ders. L<strong>an</strong>det der<br />
Coach vor verschlossener Tür oder werden<br />
Anrufe abgewiesen, wird der Geldbezug<br />
für eine Zeit gestrichen. Ziel der<br />
Übung: Die Zahl der Sperren erhöhen.<br />
Doch – so warnen Erwerbsarbeitsloseninitiativen<br />
– sind Sperren der Bezüge<br />
aus der Arbeitslosenversicherung oftmals<br />
rechtswidrig. Bei Bezugssperren<br />
unbedingt Berufung bzw. Beschwerde<br />
einlegen, denn die Aussichten auf Erfolg<br />
sind groß!<br />
MayDay is everyday! Angesichts der immer<br />
weitere Personenkreise betreffenden<br />
Prekarisierung (sei es durch Flexibilisierung<br />
und/oder Illegalisierung) will<br />
EuroMayDay die vielfältigen Aspekte<br />
prekärer Lebens- und Arbeitsverhältnisse<br />
sichtbar machen – nicht um Unterschiede<br />
zu verwischen, sehr wohl jedoch,<br />
um den vorherrschenden Zust<strong>an</strong>d<br />
der Zersplitterung und Vereinzelung zu<br />
überwinden und eine Basis für gemeinsames<br />
politisches Agieren zu schaffen.<br />
Obwohl und gerade weil systematische<br />
Prekarisierung die Selbstorg<strong>an</strong>isierung<br />
behindert, drängen sich auch Fragen<br />
der Alli<strong>an</strong>zenbildung verschiedener AkteurInnen<br />
für einen gemeinsamen<br />
Kampf um (soziale) Rechte auf.<br />
Während EuroMayDay wächst und<br />
wächst, liegt zwischen Redaktionsschluss<br />
und Erscheinen dieser Ausgabe<br />
der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> wieder eine Parade, um<br />
unsere prekären Kämpfe zu verstärken<br />
und zu vernetzen. Und d<strong>an</strong>ach geht es<br />
gleich weiter: S<strong>an</strong>ta Precarias Höllenfahrt<br />
am 26. <strong>Mai</strong>. Sei dabei! MayDay is<br />
kampft<strong>an</strong>zprekär<br />
Termin:<br />
S<strong>an</strong>ta Precaria Höllenfahrt<br />
Fr, 26.5., 20.00<br />
16., Grundsteing. 45-47 (ehem. T<strong>an</strong>kstelle):<br />
Festival der Verweigerung im<br />
Rahmen von Soho in Ottakring<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kultur<strong>an</strong>.riss<br />
kl<strong>an</strong>ginstallation<br />
Portraits<br />
Ein leerer Raum voller Töne. T<strong>an</strong>ja Bruguera stellt in ihrer Installation<br />
nicht den Inhalt von politischen Reden in den Vordergrund, sondern<br />
deren kl<strong>an</strong>gliche Wirkung. Durch die Konzentration auf den Rhythmus,<br />
die Intensität und die Geschwindigkeit der politischen Aussagen stellt<br />
sie deren emotionale Wirkung in den Mittelpunkt. Mit nichts <strong>an</strong>derem<br />
als mehreren Boxen, die einen Chor, der das Gesprochene nach der von<br />
der Künstlerin erschaffenen Partitur klatscht, wiedergeben, ist m<strong>an</strong> ausschließlich<br />
mit der gehörten Aggressivität, der Lautstärke und dem Takt<br />
konfrontiert. Nicht besser hätte die kub<strong>an</strong>ische Künstlerin die Wirkung<br />
von politischer Kommunikation auf das Denken und die Wahrnehmung<br />
ausdrücken können. Durch die Vertonung von Sprache und dem gleichzeitigem<br />
Fehlen des eigentlichen Inhalts wird die emotionale Reaktion<br />
auf Kl<strong>an</strong>g und Ton von politischen Reden ins Bewusstsein gerückt. chr<br />
bis 28.5., Kunsthalle Wien project space, 4., Treitlstr. 2/ Karlsplatz, T. 01/521 89-33, www.kunsthallewien.at,<br />
tägl. von 16-24.00, So u. Mo 13-19.00, Eintritt frei<br />
ges<strong>an</strong>g<br />
Amira Fever<br />
Auch heuer steht der Frühling wieder im Zeichen des Balk<strong>an</strong>s – zumindest<br />
musikalisch, ist „Balk<strong>an</strong> Fever“ doch eine Gelegenheit für<br />
KünstlerInnen aus Südosteuropa sich mitein<strong>an</strong>der und mit ihrem<br />
Publikum zu vernetzen. G<strong>an</strong>z besonders ernst nimmt diesen Aspekt der<br />
Musik die junge Sängerin Amira Medunj<strong>an</strong>in. Die Künstlerin aus<br />
Sarajevo gastiert am 11. <strong>Mai</strong> zusammen mit ihrer B<strong>an</strong>d, die aus mehreren<br />
hochkarätigen MusikerInnen besteht, in der Sargfabrik. Gespielt<br />
werden wunderbar mel<strong>an</strong>cholische Lieder, g<strong>an</strong>z im Sinne der „Sevdah“<br />
gen<strong>an</strong>nten Musik. Sevdah ist – als Gegenstück zum Schrecken des<br />
Krieges – für Amira und ihre L<strong>an</strong>dsleute der Inbegriff des Positiven, es<br />
steht für Liebe, Gefühle und Sehnsucht. Nach der Sehnsucht, dass es<br />
besser wird und die Gewalt ein Ende nimmt. Auch auf ihrer CD „Rosa“,<br />
deren Produktion von der bek<strong>an</strong>nten „Mostar Sevdah Reunion“ unterstützt<br />
wurde, nimmt diese Thematik ihren Platz ein. Mit ihrer einzig-<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Fo t o : Rü d i g e r Et t l<br />
artigen Stimme erzählt Amira Geschichten vom Leben und allem, was<br />
dazugehört. M<strong>an</strong>/frau darf sich also auf einen inspirierenden und<br />
kl<strong>an</strong>gvollen Abend freuen, der uns Türen zu einer Musik öffnet, die<br />
sich bisher zu Unrecht eher verborgen gehalten hat. nav<br />
11.5., 20.00, Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, T. 01/988 98-111, www.sargfabrik.at, Kosten: 25,- Euro<br />
musik<br />
Female Pressure Night<br />
Druck machen <strong>an</strong> den Turntables: Die ARGEkultur Salzburg lädt am 6.<br />
<strong>Mai</strong> Female Pressure zum Spiel. Das webbasierte Kollektiv wurde 1998<br />
von der Wienerin Electric Indigo gegründet – der Pl<strong>an</strong>: internationale<br />
weibliche DJs, Produzentinnen und bildende Künstlerinnen vernetzen<br />
und der <strong>an</strong>geblichen Männerdomäne Elektroszene durch Sichtbarmachen<br />
aktiver Frauen eins entgegensetzen. Mittlerweile umfasst die<br />
Datenb<strong>an</strong>k rund 800 Künstlerinnen aus 47 Ländern.<br />
Die Female Pressure Night bringt ein Sammelsurium weiblichen<br />
Schaffens zwischen Techno, House und Grime nach Salzburg: Electric<br />
Indigo, seit 1989 als DJ international aktiv und musikalisch im Detroit<br />
und Chicago Techno <strong>an</strong>gesiedelt, ist ebenso fixer Best<strong>an</strong>dteil der heimischen<br />
Elektroszene wie die DJ und La Boum Deluxe-Moderatorin<br />
Tina 303. Tibcurl beg<strong>an</strong>n ihre musikalische Karriere als DJ in Tokyo und<br />
gründete 2004 das freitägliche ICKE MICKE in Wien. Irradiation produziert<br />
minimalen Clubsound, Ravissa einen Mix aus Drum’n’Bass,<br />
Minimal Techno, Detroit House und Grime ohne Angst vor Genreüberschreitung.<br />
JulG<br />
6.5., 22.00, ARGE dj culture: Black Box feat. Female Pressure Night: 1st floor: Tina 303, Electric Indigo, Tibcurl, 2nd floor:<br />
Irradiation & Kushima, Ravissa, DJ Odd & Iroy, Visuals: Bildstrom, ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16,<br />
T. 0662/848 784-0, www.argekultur.at, www.femalepressure.net<br />
theater<br />
Anna und Lou<br />
Auf Betreiben ihres Vaters Sigmund Freud lernte Anna Freud 1920 die<br />
um 34 Jahre ältere Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé kennen. Freud<br />
erhoffte sich durch diese Freundschaft Hilfe für Annas wenig ausgeprägte<br />
weibliche Seite. Zwischen der damals hinsichtlich ihres beruflichen<br />
Werdeg<strong>an</strong>gs noch unsicheren Anna – Papa Freud hatte allen seinen<br />
Töchtern ein Studium untersagt – und der selbstbewussten Lou entwickelte<br />
sich eine jahrel<strong>an</strong>ge Freundschaft. 1912, im Alter von 51 Jahren<br />
hatte Andreas-Salomé begonnen Psycho<strong>an</strong>alyse zu studieren und schon<br />
davor wissenschaftlich publiziert.<br />
Sigmund Freud wäre heuer 150 Jahre alt geworden. Anlässlich des<br />
Jubiläumsjahres hat sich Theatertr<strong>an</strong>sit mit dem Stück „Anna und Lou“<br />
diesen beiden außergewöhnlichen Frauen gewidmet. Anh<strong>an</strong>d von<br />
Auszügen des intensiven Briefwechsels vor allem der Jahre 1921-1923,<br />
(das Buch „..als käm ich heim zu Vater und Schwester“ Lou Andreas-<br />
Salomé, Anna Freud, Briefwechsel 1919-1937 ist 2001 im Wallsteinverlag<br />
erschienen), geben die beiden Schauspielerinnen Vera Borek (Salomé)<br />
und Jaschka Lämmert-Ilgisonis (Freud) einen Einblick in Kultur und<br />
Gesellschaft zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Durch Bildprojektionen,<br />
Filme und Fotos multimedial unterstützt, wird in den sehr persönlichen<br />
Brief-Dialogen der beiden Frauen nicht nur die Intensität<br />
ihrer Freundinnenschaft, sondern auch ihre Leidenschaft für die Psycho<strong>an</strong>alyse<br />
spürbar. 1922 hielt Anna Freud ihren gemeinsam mit Lou
Andreas-Salomé erarbeiteten Aufnahmevortrag <strong>an</strong> der Wiener<br />
Psycho<strong>an</strong>alytischen Vereinigung und begründete damit ihre Laufbahn<br />
als Psycho<strong>an</strong>alytikerin. DF<br />
6.-20.5., 20.00, Wiener Nestroyhof, 2., Nestroyplatz 1, Info: www.theatertr<strong>an</strong>sit.at<br />
Fo t o : T h e at ro Pi c co l o<br />
jugend theater<br />
Aus dem Leben einer Kindersoldatin<br />
„Ich heiße China Keitetsi, bin 26 Jahre alt und eine ehemaligeKindersoldatin<br />
aus Ug<strong>an</strong>da.“ So beginnt das 2002 erschienene Buch „Sie nahmen<br />
mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr“ der 1976 geborenen<br />
China Keitetsi, die im Alter von acht Jahren von Soldaten der ug<strong>an</strong>dischen<br />
National Resist<strong>an</strong>ce Army (NRA) verschleppt wurde und in ein<br />
Rekrutierungslager kam. Fort<strong>an</strong> wurde sie gezwungen auf der Seite<br />
des heutigen ug<strong>an</strong>dischen Präsidenten Yoweri Kaguta Museveni zu<br />
kämpfen.<br />
Nach fast elfjährigem Martyrium gel<strong>an</strong>g ihr 1999 die Flucht nach<br />
Dänemark. China Keitetsis Geschichte ist kein Einzelschicksal. Laut einer<br />
Schätzung von Unicef und Amnesty International gibt es weltweit rund<br />
300.000 KindersoldatInnen. Meist gewaltsam rekrutiert, werden sie<br />
oft von Mitgliedern der eigenen Einheiten gefoltert und (sexuell) missbraucht.<br />
Mit der von ihr in Dänemark gegründeten China-Keitetsi-<br />
Foundation kämpft Keitetsi heute gegen die Rekrutierung von KindersoldatInnen<br />
und versucht ehemaligen Opfern zu helfen.<br />
In Koproduktion mit der Gruppe IYASA aus Simbabwe wagt Theatro<br />
Piccolo mit „China K.“ nun den sp<strong>an</strong>nenden Versuch einer Bühnenfassung<br />
der Lebensgeschichte der ehemaligen Kindersoldatin. Die Vorstellungsreihe<br />
wird von einer Ausstellung von Amnesty International zum<br />
Thema KindersoldatInnen begleitet. China Keitetsi wird während der<br />
Vorstellungen übrigens selbst <strong>an</strong>wesend sein, um sich im Anschluss den<br />
Fragen des Publikums zu stellen. . DF<br />
3.-20.5., 20.00, Dschungel Wien, 7., Museumsplatz 1, T. 01/522 07 20-20,<br />
Dialogver<strong>an</strong>staltung mit Keitetsi: 4. und 18.5., 18.00, Infos und Karten: www.dschungelwien.at<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Im Auto<br />
<strong>an</strong>.risskultur<br />
Mama, schau, Pferde! Hi, hi! Hast du gesehen, Mama! Pferde, gell<br />
Mama, genau! Einmal wir Prater waren, habe ich viele Pferde gesehen.<br />
Stimmt! Wir wieder mit dem Anhänger Prater fahren. Nicht<br />
mehr Winter ist, gell Papa, stimmt! Weiß ich das! Schau, eine Feuerwehr.<br />
Es brennt, wir rufen die Feuerwehr. Die alles löschen. Wo fahren<br />
wir hin, Mama? W<strong>an</strong>n sind wir da? Ich will aber nicht Merkur<br />
fahren. Wir fahren Hofer, gell! Nein, ich will aber nicht den Merkur<br />
fahren! Buhu! ... Was k<strong>an</strong>n ich haben, Mama? Ich will Kekse haben.<br />
Schokokekse. Das sind meine besten! Da vorne ist eine Baustelle! Ein<br />
großer Kr<strong>an</strong>. Ein Mensch runterfallt, ist der tot, gell Mama! K<strong>an</strong>n<br />
passieren. Ja, wirklich, stimmt! Wo fahren wir hin, Papa? Ich will<br />
auch den Hofer fahren. Einmal wir den Hofer waren, ich ein Auto gekriegt<br />
habe. Ein Kind den Pferde<strong>an</strong>hänger gekriegt hat. Gell? Ich<br />
wollte lieber den Kr<strong>an</strong>. Ja. Ich will meine Pippi-Musik hören. Nein, ich<br />
will sie jetzt. Hmhm, Pippi Laa<strong>an</strong>gstrumpf! Das ist meine Pippi-Musik.<br />
Wo fahren wir hin, Papmama? Was machen wir d<strong>an</strong>n? Wir heim<br />
kommen, ich Garten gehen will. Ich heute Garten essen will. K<strong>an</strong>n<br />
ich eine Wurstrolle haben, Mama? Und einen M<strong>an</strong>gosaft? Ohne<br />
Wasser, gut Mama? Gut! Und ich will Stinkenudeln haben, mit Parmes<strong>an</strong>!<br />
Nein, ohne Parmes<strong>an</strong>. Nein, normale Nudeln mit Parmes<strong>an</strong>.<br />
Ich will aber! Ich ein Baby war, ich Busen getrunken habe, gell Mama!<br />
Wo fahren wir hin? ... Ist morgen Kinditag? Wer holt mich ab?<br />
Ich will, der Papa mich abholt! Wer kommt morgen? Kommt der Pauli?<br />
Die Lüise auch? Die Lüise ärgert mich schon l<strong>an</strong>ge. Ich sage: „Hör<br />
auf!“. Kommt der Maxi auch? Der Maxi da unten wohnt, gell? Ich<br />
weiß das. Wer k<strong>an</strong>n mich besuchen kommen? Der Paul ist mein<br />
Freund, stimmt! Wo fahren wir hin, Papa? Da wohnt die Urli, gell<br />
Mama! Ich wieder meinem Traktor fahre, wir die Urli besuchen. So<br />
urschnell fahre ich. Mit dem Rad auch. Ich meinem Laufrad gefahren<br />
bin, dem Zentralfriedhof. Ich mir wehget<strong>an</strong> habe. Ist wieder gut, gell<br />
Papa! Da ist der Merkur! Steigen wir aus, Mama? Was k<strong>an</strong>n ich haben?<br />
Ich will Erdbeeren haben. ICH WILL ABER! Gut, Mama?<br />
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
Fo t o : J e n n y U n g e r<br />
mädchenfußball<br />
Fo t o<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Rundes Leder<br />
Es könnte doch so einfach sein. Mädchen spielen Fußball und niem<strong>an</strong>d findet es<br />
merkwürdig. Jenny Unger sprach mit der achtjährigen Julia über das schöne Gefühl<br />
beim Spielen und warum die Jungs glauben, sie hätte nichts drauf.<br />
G<strong>an</strong>z in der Nähe meiner Arbeit<br />
gibt es einen Platz. Eine asphaltierte<br />
Fläche mit einem Brunnen,<br />
in dem mehr Dreck als Wasser<br />
schwimmt. Aber Platz ist da. Jede<br />
Menge Platz zum Kicken und es scheint<br />
als wäre jedes Kind der Umgebung, sobald<br />
es einem Ball hinterherlaufen k<strong>an</strong>n,<br />
da. Zwei Jacken markieren die Torst<strong>an</strong>gen,<br />
Spielfeldgrenzen gibt es keine.Teams, wie<br />
es aussieht, wohl auch nicht, denn mitten<br />
im Spiel können SpielerInnen von ihren<br />
Eltern für das Abendessen rausgepfiffen<br />
werden. Bei Toren wird gejubelt, mitzählen<br />
tut aber niem<strong>an</strong>d. Das eine Mal ist<br />
der Ball aus Plastik und ziemlich bunt, das<br />
<strong>an</strong>dere mal ist es ein Fußball aus Leder.<br />
Den hat d<strong>an</strong>n meistens einer der Buben<br />
mitgebracht.<br />
Warum das so ist, warum immer<br />
die Buben die Fußbälle und Fußballschuhe<br />
haben, darüber hab ich mit Julia gesprochen.<br />
Julia ist acht und kickt normalerweise<br />
auf dem Spielplatz hinter ihrer<br />
Wohnhaus<strong>an</strong>lage. Normalerweise kickt<br />
sie. Im Moment k<strong>an</strong>n sie nur zuschauen,<br />
sie hat sich den linken Arm gebrochen.<br />
Beim Fußball? Nein, sie ist vom Roller gefallen,<br />
aber auf dem Weg zum Kicken.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>:Wie l<strong>an</strong>ge spielst du schon<br />
Fußball?<br />
Julia: Zwei Jahre etwa. Ich hab <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen,<br />
als ein Freund – der ist schon<br />
älter – mich gefragt hat, ob ich mit ihm<br />
spielen mag und es hat mir einfach<br />
Spaß gemacht. Er hat mir alles erklärt,<br />
mir ein paar Tricks gezeigt und mit dem<br />
Trainieren wird m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n besser.<br />
Spielst du mit Buben?<br />
Ja. Gestern hab ich sogar gegen Buben<br />
gewonnen. Wir waren fast lauter<br />
Mädchen. Nur ein Bub war in unserer<br />
Gruppe. Der wollte uns Mädchen immer<br />
den Ball wegnehmen. Er hat gemeint,<br />
er k<strong>an</strong>n das besser. Das meinen<br />
viele Buben. Aber es stimmt nicht.<br />
Mädchen spielen genauso gut Fußball.<br />
Beim Spielen sehen sie d<strong>an</strong>n auch, dass<br />
wir das können. Wenn Bubengruppen<br />
gegen Mädchengruppen spielen, ist es
immer ausgeglichen. Einmal gewinnen<br />
die Mädchen und d<strong>an</strong>n wieder die Buben.<br />
Die glauben, dass sie stärker sind<br />
und schneller. G<strong>an</strong>z oft sagen sie, dass<br />
Mädchen nicht mitspielen dürfen, weil<br />
Mädchen g<strong>an</strong>z einfach nicht kicken<br />
können. Es gibt schon ein paar<br />
Mädchen, die nicht kicken können, aber<br />
die können das g<strong>an</strong>z leicht lernen.<br />
M<strong>an</strong>chmal glauben die Buben, dass<br />
Mädchen eitel sind und sich nicht<br />
schmutzig machen wollen und deshalb<br />
nicht Fußball spielen. Aber das stimmt<br />
auch nicht, das glauben die nur. Und<br />
außerdem gibt es auch Buben, die so<br />
sind. Wenn sie den Fußballplatz besetzen,<br />
gehen wir trotzdem einfach rauf<br />
und sagen:„Schauen wir doch, wer besser<br />
ist.“ Ich verstehe nicht, warum die<br />
(Buben) immer allein spielen wollen –<br />
gemischte Teams sind doch viel besser.<br />
K<strong>an</strong>nst du dir Fußball nur mit<br />
Mädchen vorstellen?<br />
Nur Mädchen? Das wäre irgendwie<br />
schon g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Die Buben<br />
gehören dazu und die k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht<br />
ausschließen... die Buben machen das<br />
umgekehrt und schließen Mädchen aus<br />
– ich würde das aber nicht tun, weil<br />
m<strong>an</strong> auch nett und so ... fair sein muss.<br />
Ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen mit Mädchen in<br />
einem Mädchen-Verein und gegen <strong>an</strong>dere<br />
M<strong>an</strong>nschaften zu spielen. Ich kenne<br />
aber niem<strong>an</strong>den. Ich kenne ja nur<br />
Buben... Mädchenfußballklubs gibt es<br />
fast keine und die Buben haben g<strong>an</strong>z<br />
viele. Aber das ist überall so.<br />
Magst du (Profi-)Fußballerin werden?<br />
Bei uns gibt es doch keine... Weiß<br />
nicht, da muss eine ja g<strong>an</strong>z viel können.<br />
Bei viel trainieren geht das vielleicht...<br />
Mittelfeld würde ich spielen, da muss<br />
eine viel laufen, das ist gut für die Knochen<br />
und so, und dem Team k<strong>an</strong>n ich da<br />
am besten helfen und das ist mir schon<br />
sehr wichtig.<br />
Hast du einen eigenen Ball und Fußballschuhe?<br />
Fußballschuhe hab ich keine, aber<br />
Trainingsschuhe. Ball hab ich den ersten<br />
von der Mama und den zweiten hab ich<br />
von einer Freundin aus Engl<strong>an</strong>d geschenkt<br />
bekommen. In Engl<strong>an</strong>d spielen<br />
die öfter und besser Fußball, darum hatte<br />
sie ja auch einen dabei. Jetzt hab ich<br />
einen Plastikball, aber spielen tun wir<br />
mit einem richtigen Fußball. Der ist von<br />
einem Jungen und viel besser zum Spielen,<br />
außerdem wird er nicht so schnell<br />
kaputt. Die Buben haben immer bessere<br />
Sachen. Die brauchen sie, weil sie viel<br />
öfter trainieren. Das machen sie in der<br />
Sporthalle. Da sind die Fußballklubs<br />
und da treten sie gegen <strong>an</strong>dere M<strong>an</strong>nschaften<br />
<strong>an</strong>. Für uns Mädchen gibt es<br />
da nicht so viel und bei den Buben spielen<br />
Mädchen nicht mit. Einmal haben<br />
welche mitmachen dürfen, aber die haben<br />
sie rausgeworfen. Sie haben gesagt,<br />
dass sie zu schlecht sind.<br />
Was sagen deine Eltern?<br />
Der Mama ist das egal. Die findet<br />
es cool, dass ich spiele. Der Papa spielt<br />
m<strong>an</strong>chmal mit mir. Nicht sehr oft...<br />
wenn ich ein Bub wäre, würde er sicher<br />
öfter mit mir spielen. Im Fernsehen<br />
schaue ich m<strong>an</strong>chmal ein Match mit<br />
ihm <strong>an</strong> und am Computer hab ich eine<br />
eigene Fußballm<strong>an</strong>nschaft „FC Hau-ein-<br />
Tor“, die gegen seine <strong>an</strong>tritt und wenn<br />
Eisenstadt gegen eine <strong>an</strong>dere M<strong>an</strong>nschaft<br />
spielt, schauen wir uns die Spiele<br />
immer in der Sporthalle <strong>an</strong>. Dort sind<br />
viele Buben und wenige Mädchen.<br />
Wie ist Fußballspielen für dich? Wie<br />
spielt ihr, du und deine FreundInnen?<br />
Fußballspielen ist ein schönes Gefühl.<br />
Du musst keine Angst haben. Es<br />
passiert nichts. M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
sich die H<strong>an</strong>d oder den Fuß brechen.<br />
Das ist schlimm, wenn m<strong>an</strong> gut ist, weil<br />
m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n der M<strong>an</strong>nschaft fehlt, aber<br />
sonst nicht. Meistens spielen wir um<br />
Zuckerl, <strong>an</strong>dere Einsätze gibt es eigentlich<br />
nicht. Wegen dem Foulen und so<br />
passen wir beim Spielen auf. Trainer<br />
oder Schiri gibt es ja nicht, also müssen<br />
wir aufpassen. Wir machen keine gemeinen<br />
Sachen. Das darf m<strong>an</strong> bei uns<br />
eben einfach nicht. Einen Trainer hätte<br />
ich voll gerne. Ich könnte mir auch vorstellen,<br />
wenn ich das richtig machen<br />
wollen würde, jeden Tag zu trainieren,<br />
das müsste d<strong>an</strong>n halt sein. Im Turnunterricht<br />
in der Schule spielen wir nie<br />
Fußball. Die Lehrerin meint, wir müssen<br />
was für unseren Körper tun.<br />
Redest du mit <strong>an</strong>deren über Fußball?<br />
Nicht so oft. Würde ich aber gerne<br />
öfter machen. Meine Freundinnen sind<br />
nicht so interessiert und die Buben, die<br />
sagen d<strong>an</strong>n wieder:„Du k<strong>an</strong>nst das<br />
nicht und weißt eh nichts davon“. In der<br />
Schule gibt es ein Mädchen, das auch<br />
voll gern Fußball spielt, aber die geht<br />
nicht in meine Klasse und d<strong>an</strong>n ist das<br />
schwerer. Ich würde g<strong>an</strong>z viele<br />
Mädchen fragen wollen, wie Fußball für<br />
sie ist und die Burschen würde ich fragen,<br />
warum sie Mädchen immer ausschließen<br />
und immer gemein zu ihnen<br />
sind. Mädchen können das genau so, also<br />
können sie auch mitspielen. Und ich<br />
würde fragen, ob sie auch alle zuhause<br />
Fußball spielen, im Garten, im Haus, in<br />
der Wohnung. Ob sie auch einen Ball in<br />
ihrem Zimmer haben und ob ihr<br />
Schreibtisch d<strong>an</strong>n auch das Tor ist. Du<br />
Jenny ...<br />
Ja?<br />
Warum machst du das eigentlich<br />
über Fußball? Und warum nicht Tennis?<br />
Und wie ist das bei dir, spielst du auch<br />
Fußball?<br />
Ja, Fußball spiele ich auch. Nicht<br />
mehr so oft wie früher, aber als Mädchen<br />
hab ich g<strong>an</strong>z viel gekickt – genauso wie<br />
viele <strong>an</strong>dere Mädchen und genauso wie<br />
viele Jungen. Irgendwie haben immer alle<br />
Fußball gespielt, nur irgendw<strong>an</strong>n waren<br />
es nur noch die Buben. Die hatten<br />
Trainer und Vereine und Trikots und sind<br />
dadurch natürlich immer besser geworden.<br />
Aber am Anf<strong>an</strong>g haben alle gleich<br />
gut gespielt, Mädchen genauso wie Jungen.<br />
Ein Junge aus dem benachbarten<br />
Dorf spielt jetzt in der Nationalm<strong>an</strong>nschaft<br />
von Österreich und bekommt für<br />
ein gewonnenes Ländermatch Tausende<br />
von Euros. Wenn eine Frau ein Ländermatch<br />
spielt, bekommt sie fast gar<br />
nichts. Ich hab gelesen, dass Frauen, die<br />
im Finale um die Weltmeisterinnenschaft<br />
gespielt haben, mal nur eine<br />
Küchenmaschine dafür bekommen haben.<br />
Männerfußballverbände haben<br />
Frauen in den 1930er Jahren verboten,<br />
auf ihren Fußballplätzen zu spielen und<br />
weil die keine eigenen hatten und auch<br />
kein Geld, konnten sie gar nicht spielen.<br />
Es hat auch eine Zeit gegeben, in der<br />
Frauenfußball verboten war, nur weil<br />
Männer meinten, das ist nicht hübsch<br />
und nicht gesund für Frauen. Aber auch<br />
heute noch haben Frauen, die Fußball<br />
spielen, viele Probleme mit der Akzept<strong>an</strong>z<br />
und kaum Geld.<br />
Ein Frauenteam in Oberösterreich<br />
beispielsweise hatte nicht genug, um<br />
neue Dressen zu kaufen, so haben sie einen<br />
Kalender mit Bildern rausgebracht,<br />
auf denen sie fast nackt waren ... Darum<br />
mach ich das. Und warum spielst du<br />
nicht Tennis?<br />
Fußball ist leichter... aber das ist<br />
ziemlich gemein, oder? ❚<br />
fußballmädchen<br />
Links<br />
www.frauenfußball.at<br />
www.free.pages.at/mffv/<br />
www.wiener-frauenfussball.at.tf/<br />
www.aufschlag.org/ballerinas/<br />
index.html<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
Fo t o s : B a r b a ra H a u s n e r, I s a b e l l a Pe s s l<br />
sohoottakring<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Achtung Baustelle!<br />
Das Kunst- und Stadteilprojekt Soho in Ottakring ist längst zur fixen Größe im<br />
Wiener Kulturkalender geworden und entwickelt sich doch jedes Jahr weiter.<br />
Einige sp<strong>an</strong>nende Frauenprojekte lassen auch das feministische Herz höher schlagen.<br />
Von Gabi Horak<br />
Das Brunnenviertel ist eine<br />
Baustelle. Unter dem Motto<br />
„Aufwertung Brunnenviertel“<br />
wird das Gebiet rund um den<br />
bek<strong>an</strong>nten Brunnenmarkt in<br />
Ottakring umgestaltet, der Bürgerbeteiligungsprozess<br />
dazu beg<strong>an</strong>n schon<br />
2002 und seit kurzem wird nun<br />
tatsächlich gegraben, gebohrt, abgerissen<br />
und wieder aufgebaut. Für das zum<br />
achten Mal im Brunnenviertel stattfindende<br />
Kunstprojekt SOHO IN OTTA-<br />
KRING ist die Baustelle kein Hindernis –<br />
im Gegenteil. SOHO-Initiatorin Ula<br />
Schneider hat dem heurigen Festival<br />
einfach das Thema „Achtung Baustelle!<br />
Under construction!“ gegeben. Vierzig<br />
Kunstprojekte mit rund 150 Kunstschaffenden<br />
werden vom 20. <strong>Mai</strong> bis 3. Juni<br />
die öffentlichen Räume rund um Yppenplatz<br />
und Brunnenmarkt mit Ausstellungen,<br />
Konzerten, Perform<strong>an</strong>ces, Filmen<br />
und Diskussionen bespielen.<br />
Grabungsarbeiten. Ula Schneider hat<br />
die Diskussionen, Gerüchte und Probleme<br />
rund um die Baustelle bewusst mit<br />
verfolgt. „Da bricht schon einiges auf“,<br />
hat sie beobachtet. „Es wird in die Tiefe<br />
gegraben, auch im übertragenen Sinne,<br />
was das Strukturelle des Brunnenmarktes<br />
betrifft.“ Beim Bürgerbeteiligungsprozess<br />
hätte es oft sprachliche Probleme<br />
gegeben. Im Kontakt mit den BürgerInnen<br />
heute „merkt m<strong>an</strong> schon, dass<br />
m<strong>an</strong>che nicht genau wissen, was da los<br />
ist“, erzählt sie. Die Baustelle möchte<br />
die Festivalorg<strong>an</strong>isatorin aber prinzipiell<br />
als Ch<strong>an</strong>ce begreifen: Dadurch k<strong>an</strong>n es<br />
mehr Gespräche mitein<strong>an</strong>der geben,<br />
auch über <strong>an</strong>dere Themen und Lebensbereiche<br />
als den Umbau im engeren<br />
Sinn.<br />
Auch SOHO ist so eine Baustelle.<br />
Im achten Jahr gibt es wieder einige<br />
Änderungen am Projekt, es wird vor allem<br />
breiter und die Strukturen für kontinuierliche<br />
Kulturarbeit in Ottakring –<br />
über die zwei Festivalwochen hinaus –<br />
werden stabiler. Ula Schneider betont<br />
seit Jahren, dass sie sich ein kontinuierliches<br />
Kunstschaffen in ihrem Heimatviertel<br />
wünscht, wofür SOHO so etwas<br />
wie die Initialzündung ist, denn „für<br />
zwei Wochen ist der Aufw<strong>an</strong>d immens“.<br />
So wurde mit <strong>Mai</strong> ein 100 Quadratmeter<br />
großes Büro <strong>an</strong>gemietet, das als SO-<br />
HO-Projektwerkstatt auch außerhalb<br />
der Festivalzeit als Ver<strong>an</strong>staltungsort<br />
genutzt werden soll.<br />
Schon jetzt gibt es einzelne Projekte,<br />
die über längere Zeiträume laufen<br />
und auch solche, die sich im Rahmen<br />
von SOHO entwickelt haben und nun<br />
eigenständig das g<strong>an</strong>ze Jahr hindurch<br />
arbeiten. „Einige Künstler machen eigene<br />
Projekte“, erzählt Ula Schneider und<br />
findet das auch „o.k.“ „Das ist der Versuch,<br />
sich eine eigene Identität zu geben.<br />
Es gibt da auch unterschiedliche<br />
künstlerische Ansätze, die sich heraus<br />
kristallisiert haben. Das soll auch koexistieren<br />
können.“<br />
Eine weitere längerfristig <strong>an</strong>gelegte<br />
Kooperation ist jene mit dem freien<br />
Wiener TV-Sender Okto. Seit 18. April<br />
gibt es alle zwei Wochen die Sendung<br />
„FS SOHO“, die einerseits konkrete Aktionen<br />
zeigt, <strong>an</strong>dererseits auch im SO-<br />
HO-Archiv stöbern und aus dem Umfeld<br />
des Bezirkes berichten wird.
Frauenprojekte. Bei den vierzig SOHO-<br />
Projekten sind dieses Jahr „relativ viele<br />
Frauenprojekte“ dabei, freut sich Ula<br />
Schneider. Das hat sich bei den Einreichungen<br />
ergeben, ohne dass sie es sonderlich<br />
forciert hätte, aber „ich wollte<br />
das schon immer“.<br />
Neben dem Projekt „Baustelle : Gesellschaft“<br />
der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (siehe Kasten)<br />
gibt es beispielsweise eine Installation<br />
von Renate Kordon und Eva Wohlgemuth.„Urheberinnen“<br />
ist ein Projekt, das<br />
seit Herbst 2005 in Arbeit ist, SOHO ist<br />
das erste reale Ausstellungsprojekt, das<br />
am 20. <strong>Mai</strong> in der Grundsteingasse eröffnet<br />
wird, mit einem Trickfilm und der<br />
Perform<strong>an</strong>ce „Weißheiten“ der T<strong>an</strong>zcomp<strong>an</strong>y<br />
L’eau. Am Tag d<strong>an</strong>ach laden die<br />
Künstlerinnen zur „Heldinnenbefragung“:<br />
Jede k<strong>an</strong>n Fotos oder Attribute ihrer<br />
„Heldinnen“ mitbringen und mit <strong>an</strong>deren<br />
Erfahrungen und Meinungen dazu<br />
austauschen. All das k<strong>an</strong>n auch im Archiv<br />
der eigenen Website (www.urheberinnen.org)<br />
integriert werden, die d<strong>an</strong>n am<br />
25. <strong>Mai</strong> präsentiert wird.„Unser Website-<br />
Projekt Urheberinnen versucht die Kräfte<br />
auszuloten, die in der Gestaltung der Venusfigur<br />
vor 32.000 Jahren gewirkt haben,<br />
und ihre Position als scham<strong>an</strong>ische<br />
Vermittlerin, auf die Moderne umzuleiten.Wir<br />
sind während der Baustelle in<br />
SOHO IN OTTAKRING offen für neues<br />
Material und werden es dort sammeln“,<br />
erklären die Künstlerinnen online.<br />
Auch bei SOHO <strong>2006</strong> vertreten ist<br />
Stef<strong>an</strong>ie Wuschitz mit dem Trickfilm<br />
„Tetescha us“ (engl: She ist crossing borders):<br />
eine 10-minütige Dokumentation<br />
über Erinnerungen, Hypothesen, Fakten<br />
und Erfahrungen, die sie im Lib<strong>an</strong>on gesammelt<br />
hat, etwa bei den Frauen in den<br />
PalästinenserInnen-Camps. Ein weiteres<br />
Videoprojekt kommt von Barbara Hauser,<br />
die mit „Ohne Titel“ eine Mutter-Tochter-<br />
Beziehung,„eine Täter-Opfer-Beziehung“,<br />
beschreibt. Auf die Frage, wer Täterin und<br />
wer Opfer ist,„gibt es keine klare Antwort.<br />
Nur eine Baustelle Weiblichkeit“.<br />
Die „cooperation frieda“, eine Arbeits-<br />
und Ateliergemeinschaft von fünf<br />
Künstlerinnen, nimmt „<strong>an</strong>gesichts der<br />
Umbauarbeiten in der eigenen Ateliergemeinschaft“,<br />
ebenfalls am SOHO-<br />
Festival teil. frieda (Carla Knapp, Eva<br />
Königer, Andrea Mutschlechner, Mel<strong>an</strong>ie<br />
v<strong>an</strong> Bemmel, Angela Zwettler) öffnet<br />
ab 20. <strong>Mai</strong> ihre Ateliers und präsentiert<br />
Objekte, Bilder und Installationen.<br />
Am 28. <strong>Mai</strong> laden sie außerdem zum<br />
Open Space für Kooperationen mit <strong>an</strong>deren<br />
Künstlerinnen und am 3. Juni gibt<br />
es d<strong>an</strong>n ein Fest mit Sounds, Kulinarischem<br />
„und <strong>an</strong>deren constructions“.<br />
Life-spinnen.„sie spinnt“ heißt das multifunktionelle<br />
Projekt im Ragnarhof von<br />
Irene Kainz (Idee und Konzept) und Isabella<br />
Pessl (Materialbilder). Mittelpunkt<br />
ist eine Perform<strong>an</strong>ce der <strong>an</strong>deren Art:<br />
Drei Frauen werden abwechselnd am<br />
Spinnrad einen zwei-wochen-l<strong>an</strong>gen Faden<br />
spinnen und damit die fast vergessene,<br />
traditionell weibliche Tätigkeit des<br />
Spinnens als interkulturelles weibliches<br />
Rollenbild beleuchten. Parallel dazu werden<br />
Märchen vorgelesen, in denen das<br />
Spinnen vorkommt (immer Donnerstag<br />
bis Sonntag von 17 bis 21.00). Am Freitag<br />
soll schon ab 15.00 gesponnen werden –<br />
Baustelle : Gesellschaft, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Projekt bei SOHO <strong>2006</strong><br />
sofern das Wetter mitspielt draußen auf<br />
dem Brunnenmarkt – und Spinn-Geschichten<br />
auf Türkisch erzählt werden.<br />
Am 25. <strong>Mai</strong> wird es einen kostenlosen<br />
Workshop unter der Leitung der 80 jährigen<br />
Berta Bock geben (Anmeldung:<br />
sie_spinnt@gmx.at). Sie kommt aus jenem<br />
niederösterreichischen Ort, aus<br />
dem auch Irene Kainz stammt, die „Waldviertler<br />
Wurzeln“ waren daher auch die<br />
Inspirationsquelle zu der Kunstaktion.<br />
Das traditionelle Frauenbild, das<br />
durch die alte Tätigkeit des Spinnens erzählt<br />
wird, steht in starkem Kontrast<br />
zum aktuellen Frauenbild: Frauen, die<br />
aus ökonomischen Gründen ihre Körper<br />
verkaufen und sich sexuell prostituieren.<br />
Dieser Kontrast wird unter <strong>an</strong>derem<br />
durch die Materialbilder von Isabella<br />
Pessl thematisiert. Sie hat Frauenkörper<br />
aus dem Internet als Vorlage für Aktzeichnungen<br />
genommen, die auf ihren<br />
Bildern im Vordergrund, als Ware, dargestellt<br />
sind. Ebenso spielt die Künstlerin<br />
mit Werbeästhetik, indem sie Foliendruck<br />
und bunte Plastiktaschen mitverarbeitet.„Traditionell<br />
weibliche“ Gestaltungstechniken<br />
(nähen),„häusliche“<br />
Materialien (Vorh<strong>an</strong>gstoffe) und Einkaufsackerl<br />
werden in den Bildern mitein<strong>an</strong>der<br />
verbunden und sollen einerseits<br />
negative Klischees hervorrufen.<br />
Es gehe aber auch um die Frage:„Inwieweit<br />
bin ich Konsumentin, inwieweit<br />
werde ich selbst konsumiert.“<br />
Die Bilder von Isabella Pessl sind bis<br />
zum 3. Juni bei SOHO zu sehen: D<strong>an</strong>n<br />
werden bei der Finissage von „sie spinnt“<br />
Schafe aus Pappmaschée mit dem zweiwochen-l<strong>an</strong>gen<br />
Wollfaden umwickelt. ❚<br />
„Baustelle : Gesellschaft“ ist ein utopisches und partizipatives Projekt, mit dem Ziel, die Aufteilung und Struktur öffentlicher<br />
Räume neu zu verh<strong>an</strong>deln und feministisch zu besetzen. Öffentlichen Raum begreifen wir einerseits als konkreten<br />
Ort der Straße, <strong>an</strong>dererseits als umkämpfte Sichtbarkeit, die vor allem auch mediale Präsenz erfordert. Mit einem Screening<br />
einiger Perform<strong>an</strong>ces von Mujeres Cre<strong>an</strong>do wollen wir ein Beispiel für politisch-künstlerische Strategien zur Sichtbarmachung<br />
feministischer Positionen geben. Mujeres Cre<strong>an</strong>do sind ein feministisches Kollektiv, das sich 1992 in La Paz,<br />
Bolivien gegründet hat. Inhalt ihrer Arbeiten sind sowohl die Kritik patriarchaler Traditionen wie auch deren gegenwärtige<br />
Auswüchse wie die neoliberale Prekarisierung von Frauen. Eine ihrer zentralen Ausdrucksformen sind dabei Perform<strong>an</strong>ces,<br />
die fast immer auf der Straße stattfinden, sowie die Produktion von Graffitis. Als subkulturelles und grundsätzlich<br />
egalitäres „Basismedium“, um in öffentliche Räume einzudringen, wird diese Street Art ein weiteres Modell feministischer<br />
Raumeroberung sein. Gedacht ist hierbei entweder <strong>an</strong> die Realisierung der Graffitis durch eine feministische<br />
Graffitikünstlerin oder <strong>an</strong> die Präsentation exemplarischer Arbeiten der Frauenbewegung, die als Dias projiziert werden.<br />
Am 24. <strong>Mai</strong> (19.00) wird es eine Diskussion zu Strategien feministischer Öffentlichkeiten geben und am 3. Juni (19.00)<br />
eine abschließende Darstellung Diskussion der Öffentlichkeiten der Mujeres Cre<strong>an</strong>do.<br />
ottakringsoho<br />
SOHO IN OTTAKRING<br />
20.5. - 3.6., 16., Brunnenviertel,<br />
www.sohoinottakring.at<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
Fo t o s : w w w. t h e l w o rd o n l i n e . d e<br />
sitcomthe-l-word<br />
Is this the way we live <strong>an</strong>d love?<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Die US–amerik<strong>an</strong>ische Lesbenserie The-L-Word begeistert viele. In Internetforen und unter<br />
Freundinnen werden nicht nur die Episoden diskutiert, es wird auch darüber philosophiert,<br />
wie die Serie reale lesbische Lebenswelten beeinflusst. Von Julia Gröblacher<br />
Eine lesbische Fernsehserie ist<br />
eine Fernsehserie ist eine Fernsehserie.<br />
Eine Fernsehserie, die<br />
sich das Publikum hierzul<strong>an</strong>de<br />
d<strong>an</strong>k der Programmpolitik von<br />
ORF und PRO7 nicht in wohldosierten<br />
Abständen im TV, sondern gern allein<br />
oder in einer Runde am Stück <strong>an</strong>schaut.<br />
Ausgeborgt, heruntergeladen, raubkopiert<br />
– beschafft. Im vorliegenden Fall:<br />
ein unverschämt l<strong>an</strong>ges Wochenende<br />
mit der Freundin im Bett und den ersten<br />
beiden Staffeln am Laptop.<br />
Eine lesbische Fernsehserie also.<br />
Das bedeutet: Coming-Outs, Strap-Ons,<br />
blümer<strong>an</strong>te Identitäten und viel lesbi-<br />
scher Sex. Da gibt es: Heldinnen und<br />
Bösewichtinnen.<br />
Die Heldinnen sind nach einer bewährten<br />
Formel so <strong>an</strong>gelegt, möglichst<br />
unterschiedliche Typinnen zu repräsentieren<br />
und damit für möglichst jede Zuschauerin<br />
(und jeden Zuschauer) eine<br />
Möglichkeit der Identifikation, der Sympathie<br />
oder der Attraktion – kurz: des F<strong>an</strong>Inseins<br />
zu öffnen. Es gibt die Karrierefrau,<br />
die Häusliche, die Wilde, die Künstlerin, die<br />
Quirlige, die Sportliche. Die persönlichen<br />
Schwächen und Fehlbarkeiten, die gruppeninterne<br />
Konflikte heraufbeschwören,<br />
werden in der Serie sehr differenziert dargestellt,<br />
um die Sympathien nicht zu sehr<br />
zu beeinflussen, wie es scheint. Die Heldinnen<br />
sind komplex und menschlich.<br />
Die Bösewichtinnen hingegen sind<br />
Charaktere, die von außen in die Gruppe<br />
eindringen und die liebgewonnenen (rom<strong>an</strong>tischen/erotischen/freundinnenschaftlichen)<br />
Verbindungen und Beziehungen<br />
zu zerstören drohen. Sie sind<br />
wenig differenziert gezeichnet. Bestes<br />
Beispiel dafür ist Helena Peabody, die<br />
Bettes Liebes- und Berufsleben durch Intrigen<br />
und Bösartigkeit ins Chaos stürzt.<br />
Attraktive Charaktere. Eingeführt in die Serienwelt<br />
werden die ZuschauerInnen<br />
durch Jenny, Literatin und rehäugiges
Emotionstalent, die ihrem Freund Tim<br />
folgend nach L.A. zieht und sich fort<strong>an</strong><br />
durch komplizierte Verstrickungen und<br />
gebrochene Herzen auf allerlei Seiten zur<br />
„full-on girl-loving lesbi<strong>an</strong>“ entwickelt.<br />
Ihre Nachbarinnen, Bette und Tina,<br />
l<strong>an</strong>gjährige und paartherapieerprobte<br />
Partnerinnen, suchen ihr Glück in Kind<br />
und Familie und finden die Beziehungskrise.<br />
Bettes Schwester Kit sorgt, nachdem<br />
Jenny den Sex mit Männern nach<br />
und nach aufgibt, für die heterosexuellen<br />
Erzählstränge. Sh<strong>an</strong>e, cool und promisk,<br />
ist die <strong>an</strong>drogyne Typin der Gruppe<br />
– die Entschuldigung dafür, dass die <strong>an</strong>deren<br />
Hauptfiguren l<strong>an</strong>ge Haare und Stilettos<br />
tragen und stereotyp feminin inszeniert<br />
werden. Ihre Aufgabe im Verlauf<br />
der ersten 26 Folgen: ihre emotionalen<br />
Blockaden überwinden und sich von der<br />
Playerin in eine liebesfähige Monogamistin<br />
zu verw<strong>an</strong>deln. Alice, die auf einer<br />
Tafel in ihrem Wohnzimmer das unglaubliche<br />
Netzwerk der Liebschaften ihres Bek<strong>an</strong>ntenkreises<br />
dokumentiert und unermüdlich<br />
schwarze Edding-Striche von<br />
Name zu Name zieht, muss Beziehungen<br />
zu egoistischen Exfreundinnen und esoterisch<br />
<strong>an</strong>gehauchten lesbischen Männern<br />
durchtauchen, bis ihre beste Freundin<br />
D<strong>an</strong>a, die spätgeoutete Tennisspielerin,<br />
ihre Verlobung mit ihrer M<strong>an</strong>agerin<br />
löst und die beiden sich ein<strong>an</strong>der und<br />
ihrem Faible für Knutschflecken und Sextoys<br />
widmen können.<br />
Märchenhafte Lebenswelten. The L-Word ist,<br />
auch wenn das Titellied <strong>an</strong>deres verspricht,<br />
ein Märchen. Im Vorsp<strong>an</strong>n fällt<br />
die Zeile:„This is the way that we live<br />
<strong>an</strong>d love“. Eine stellvertretende Ansage<br />
für alle lesbischen Lebenswelten, die in<br />
L-Word nun dargestellt werden sollen?<br />
Unsere Art zu lieben, na gut. In Sachen<br />
Liebe und Beziehung werden in der Serie<br />
sehr viele mögliche Szenarien abgedeckt<br />
(auch wenn alle Liebschaften der<br />
Hauptfiguren auf eine monogame<br />
Zweierbeziehung abzielen), die beruflichen<br />
Leben der Frauen spiegeln aber die<br />
einer dünnen glücklichen Schicht wieder<br />
und nur wenig die tatsächlichen Lebensumstände<br />
vieler Lesben.<br />
Nicht dass sie alle im Geld schwimmen<br />
würden: g<strong>an</strong>z typinnengerecht hat<br />
Jenny die Rolle der hungernden Literatin<br />
und Sh<strong>an</strong>e die des Mädchens von der<br />
Straße, das sich ihr jetziges Leben zwischen<br />
schlechtbezahltem Job und Bar<br />
hart erkämpfen musste. Aber das ist ja<br />
nur der Anf<strong>an</strong>g. Was die Frauen im Verlauf<br />
der Serie nämlich gemeinsam haben,<br />
ist nicht so sehr Geld, sondern Erfolg und<br />
berufliche Entwicklung. Innerhalb der ersten<br />
beiden Staffeln feiern sie durch eigenes<br />
Engagement, Zufälle oder Förder-<br />
Innen plötzlich den Aufstieg von einer<br />
Unbek<strong>an</strong>nten bis Lokalgröße auf dem<br />
Ten-niscourt (D<strong>an</strong>a)/vor dem Laptop<br />
(Jenny)/in Haus und Heim (Tina)/als Journalistin<br />
(Alice)/im Frisiersalon (Sh<strong>an</strong>e)<br />
zum gefeierten oder zumindest vielversprechenden<br />
Talent. Die große berufliche<br />
Erfüllung, ein Aufgehen in und eine Identifikation<br />
mit der Karriere, wie viele Frauen<br />
nicht das Glück haben, sie zu kennen.<br />
West-Hollywood Rahmen. Wie politisch muss<br />
eine lesbische Fernsehserie nun sein?<br />
Themen wie Rassismus, Antisemitismus,<br />
Sexismus und Homophobie werden über<br />
verschiedene Figuren immer wieder ins<br />
Bewusstsein der Gruppe und dem des<br />
Publikums gebracht. Das funktioniert<br />
über Coming-Out-Geschichten und Reaktionen<br />
der Eltern, über Ressentiments<br />
und Vorurteile von ArbeitskollegInnen<br />
und -geberInnen, über die Konfrontation<br />
mit der eigenen Ethnizität, über die rechtlichen<br />
Schwierigkeiten in Sachen Kinderwunsch,<br />
Trennung und Sorgerecht. Das<br />
funktioniert aber auch g<strong>an</strong>z explizit: etwa<br />
wenn Jenny ihren Mitbewohner, der<br />
sie und Sh<strong>an</strong>e wochenl<strong>an</strong>g mit versteckten<br />
Kameras in intimsten Situationen<br />
gefilmt hat, <strong>an</strong>schreit:„What I w<strong>an</strong>t<br />
is for you to write ‚fuck me’ on your<br />
chest. Write it! Do it! And then I w<strong>an</strong>t<br />
you to walk out that door <strong>an</strong>d I w<strong>an</strong>t<br />
you to walk down the street. And <strong>an</strong>ybody<br />
that w<strong>an</strong>ts to fuck you, say:‚Sure,<br />
sure, no problem!’ And when they do,<br />
you have to say:‚Th<strong>an</strong>k you very very<br />
much’, <strong>an</strong>d make sure that you have a<br />
smile on your face. And then, you stupid<br />
fucking coward, you’re gonna know<br />
what it feels like to be a wom<strong>an</strong>.“<br />
The L-Word spielt in West-Hollywood,<br />
das dafür bek<strong>an</strong>nt ist, Lebensmittelpunkt<br />
vieler Lesben, Schwuler und Tr<strong>an</strong>sgender-<br />
Personen zu sein, und einen relativ geschützten<br />
Rahmen bietet, der sich in der<br />
Serie niederschlägt: Die Probleme der Protagonistinnen<br />
sind vielleicht wenig mit<br />
den Erfahrungen vieler lesbischer Zuschauerinnen<br />
vergleichbar. Aber dennoch:<br />
The L-Word ist eine lesbische Fernsehserie.<br />
Und unterhaltsam ist sie allemal. ❚<br />
lesben.nest<br />
jenny unger<br />
suche nach mir<br />
the-l-word<br />
mira sagt, ich muss mich vorstellen. sie meint, als neue<br />
schreiberin für das lesbennest muss ich hier doch sagen,<br />
wer ich bin. da hat sie schon irgendwie recht. nur, wie ich<br />
das machen soll, hat sie mir nicht gesagt ... mira übrigens ist<br />
eine freundin; eine, die mich immer dazu bringt irgendetwas<br />
bei ihr zu arbeiten, wenn ich sie nur einfach besuchen<br />
will. mal räume ich den geschirrspüler aus, ein <strong>an</strong>dermal<br />
lackiere ich irgendwelche tische für sie, tausche die kaputte<br />
glühbirne aus und schraube einen kasten zusammen. das<br />
nächste mal schlaf ich d<strong>an</strong>n auf ihrer couch, weil sie nicht<br />
allein in ihrer wohnung sein mag, und auf einem fest hole<br />
ich ihr bier, wenn sie d<strong>an</strong>ach bittet, obwohl ich gerade überhaupt<br />
keine lust habe, bier zu holen. abende mit ihr sind immer<br />
therapieartig <strong>an</strong>strengend. einmal hat sie mir gesagt,<br />
dass ich mich vermutlich selbst nicht kenne und dass ich<br />
vielleicht nicht einmal weiß, wie ich meine frühstückseier<br />
mag. mittlerweile hab ich herausgefunden, dass ich überhaupt<br />
keine eier frühstücken mag, weil die sich mir auf den<br />
magen schlagen, und dass das aus einem film sein soll. aber<br />
irgendwie hatte sie schon recht damals. und deshalb bin ich<br />
seitdem auf der suche nach mir. ich hänge nämlich in der<br />
queeren luft und suche eine identität für mich. früher mal<br />
hab ich gesagt, ich bin butch. jetzt weiß ich nicht mal mehr,<br />
ob ich sagen k<strong>an</strong>n, dass ich eine lesbe bin. viele sachen sind<br />
für mich schwer geworden zu benennen, obwohl sie sich<br />
nicht verändert haben. ich trage immer noch die gleichen<br />
hosen und tshirts, darüber ab und zu ein hemd und verliebe<br />
mich in ... frauen wollte ich schreiben, aber stimmt ja gar<br />
nicht. nicht immer sind es frauen, m<strong>an</strong>che waren mal frauen<br />
und m<strong>an</strong>che werden erst welche, m<strong>an</strong>chmal waren sie gar<br />
keine und wollen auch keine werden. und m<strong>an</strong>chmal, da<br />
verliebe ich mich leider gar nicht. hatte nicht mira dazu<br />
auch einmal etwas wichtiges zu sagen?<br />
Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Ilse Kilic: „Wenn ich ein Vöglein wär“<br />
Pia Palme: „Orchidee“<br />
Elisabeth Harnik, Katharina Klement<br />
u.a.:„sounddog“<br />
velvet voices: „essence“<br />
Anna Zauner-Pagitsch: „Esp<strong>an</strong>oletas“<br />
und „Libro II“<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Von Fauna und Flora<br />
Durch gemeinisvolle Kl<strong>an</strong>gfarben, Stimmungsbilder und in längst verg<strong>an</strong>gene<br />
Zeiten reist Regina Himmelbauer<br />
„Eins zwei drei, Kindchen, iss<br />
den Brei, zwei drei vier, kämm<br />
die Haare dir“, krächzt Ilse Kilic<br />
bedrohlich, und die folgenden<br />
Kinderliedchen wie „Fuchs, du<br />
hast die G<strong>an</strong>s gestohlen“ oder „Schlaf<br />
Kindlein schlaf“ sollten den eigenen<br />
Kids nur vorgespielt werden, wenn m<strong>an</strong><br />
möchte, dass sie in der Nacht von Alpträumen<br />
verfolgt werden. Da werden<br />
Stimmen verzehrt, Textzeilen beschwörend<br />
wiederholt, mit seltsamen<br />
Geräuschen und unerhörten Klängen<br />
hinterlegt. Ilse Kilic ist „Wenn ich ein<br />
Vöglein wär“ zusammen mit Mischa Fischer<br />
und Fritz Widhalm eine wunderbar<br />
<strong>an</strong>archisch-hexische CD gelungen,<br />
die das Bedrohungspotential heimischer<br />
Kinderliedklassiker bloßlegt, von<br />
dem wir vorher nicht einmal etwas geahnt<br />
haben. Großartig. (Eigenverlag; Bestellungen<br />
unter www.dfw.at).<br />
„Orchidee“ heißt die CD (Extraplatte<br />
EX 641-2) der Musikerin Pia Palme,<br />
und fremdartig schön sind auch die<br />
Klänge, die Palme auf ihren unterschiedlichen<br />
(vor allem tiefen) Blockflöten<br />
interpretiert, sich mit ihrer Stimme<br />
und mit Hilfe von Elektronik zu Improvisationen<br />
inspirieren lässt. Die Formbarkeit<br />
des Kl<strong>an</strong>gs, die Anreicherung der<br />
Kl<strong>an</strong>gfarbe, die Belebung des Kl<strong>an</strong>gs<br />
durch vari<strong>an</strong>tenreiche Ansprache des<br />
Instruments erfordern ein genaues Hinhören,<br />
um die zumeist vorsichtige Weiterentwicklung<br />
der „Laute“ mitzuverfolgen.<br />
Ausbrüche sind selten, auch Höhepunkte<br />
im klassischen Sinn. Eine ge-<br />
heimnisvolle Musik aus zusammengesetzten<br />
Linien, die immer wieder in facettenreichen<br />
Flächen aufgehen.<br />
Stehen bei Pia Palme Kompositionen<br />
und Improvisationen noch nebenein<strong>an</strong>der,<br />
ist die CD „sounddog“ (Extraplatte<br />
6432) rein improvisiert. Elisabeth Harnik<br />
(Clavichord), Katharina Klement (Klavier)<br />
sowie Josef Novotny (Elektronik), Fredi<br />
Pröll (Perkussion) und Uli Winter (Cello)<br />
haben <strong>an</strong> einem Tag fünf höchst unterschiedliche<br />
Tracks eingespielt. Dabei war<br />
alles erlaubt, was <strong>an</strong> einem Instrument so<br />
<strong>an</strong> Klängen herauszuholen war. Dennoch<br />
ist keine bloße Beliebigkeit zu erkennen:<br />
Im Stimmungsbild scheinen sich die MusikerInnen<br />
einig gewesen zu sein. Ein Experiment,<br />
das als Live-Erlebnis sicherlich<br />
noch zusätzliche Elemente der Sp<strong>an</strong>nung<br />
und Überraschung vermitteln könnte.<br />
Wer weniger das Experiment, sondern<br />
lieber Bek<strong>an</strong>ntes und Populäres in<br />
neuen Verpackungen liebt, sei die neueste<br />
CD des 2002 gegründeten Vokalensembles<br />
velvet voices (Coretta Kurth,<br />
T<strong>an</strong>ja Raich, Gerda Rippel und Monika<br />
Trotz) empfohlen. Auf „essence“ stehen<br />
Hits wie „Come togehter“ oder „Somewhere<br />
over the rainbow“ zumeist in eigenen<br />
Arr<strong>an</strong>gements neben Eigenkompositionen<br />
der Ensemblemitglieder. Mit<br />
samtigen Stimmen verstehen sie es zwischen<br />
Backgroundges<strong>an</strong>g, perkussiven<br />
Impulsen und hervortretender Solostimme<br />
überg<strong>an</strong>gslos zu wechseln. Die Stimmen<br />
mischen sich in puren, wohl intonierten<br />
Klängen. Sie schaffen es eigene<br />
Stimmcharakteristiken zu entwickeln. So<br />
wechseln die Lieder zwischen ruhig<br />
schwingendem jazzigem Betrachten<br />
und <strong>an</strong>feuernd-treibenden poppigen<br />
Songs. Für Freundinnen puren weiblichen<br />
Ges<strong>an</strong>gs unbedingt zu empfehlen.<br />
Kurz hinterein<strong>an</strong>der sind von der<br />
Harfenistin Anna Zauner-Pagitsch zwei<br />
CDs erschienen, die versucht, jahrhundertealte<br />
Harfenmusik auf historischen<br />
Originalen nachgebauten Instrumenten<br />
zu rekonstruieren. Auf „Esp<strong>an</strong>oletas“ (arpa-records/Vertrieb<br />
Extraplatte) sind<br />
Stücke aus einer sp<strong>an</strong>ischen Harfenschule,<br />
die um 1677 in Madrid erschienen ist,<br />
zu hören. Lucas Ruiz de Ribayaz hat darin<br />
nicht nur Spieltechnik und Notation der<br />
sp<strong>an</strong>ischen Gitarre und Harfe beschrieben,<br />
sondern auch damals populäre Tänze<br />
gesammelt. Da damals Tempo und<br />
Rhythmus eines bestimmten T<strong>an</strong>zes als<br />
bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt werden konnten,<br />
wurden in der Harfentabulatur nur die<br />
Tonhöhen notiert. So bedarf es heute genauer<br />
historischer Kenntnisse, diesen liebenswerten<br />
Miniaturen neue Frische<br />
einzuhauchen, was Anna Zauner-Pagitsch<br />
überzeugend gelingt. Die zweite<br />
CD ist dem neapolit<strong>an</strong>ischen Harfenvirtuosen<br />
Asa<strong>an</strong>io Mayone (um 1565 – 1627)<br />
und dessen „Libro II“ (arpa-records/Vertrieb<br />
Extraplatte) gewidmet. Dies sind<br />
nun keine T<strong>an</strong>zstücke, sondern instrumentale<br />
F<strong>an</strong>tasien, die die Loslösung der<br />
Instrumentalmusik von der Vorherrschaft<br />
der Vokalmusik zu Ende des 16.<br />
Jahrhunderts belegen. Eine wundersame<br />
Fortspinnung von Tonketten und ausgezierten<br />
Intervallfolgen. ❚
Auslaufmodell Mutter<br />
Hilde Schmölzer erzählt in sp<strong>an</strong>nenden Details die jahrtausendel<strong>an</strong>ge<br />
Geschichte der Mutterschaft. Ihr Buch ist aber auch<br />
ein kritischer, feministischer Beitrag zur aktuellen<br />
Kinderschwund-Diskussion. Von Gabi Horak<br />
Warum sollen wir nicht positive<br />
Utopien entwerfen und dar<strong>an</strong><br />
glauben dürfen in einer Welt,<br />
die ihrer so dringend bedarf?“<br />
Hilde Schmölzers letzter Satz ist<br />
nicht zufällig eine Frage. Sie hat keine<br />
letztgültigen Antworten auf die vielen<br />
offenen Fragen rund um Mutterschaft<br />
und vor allem deren Vereinbarkeit mit<br />
selbstbestimmtem Frauenleben. Die Leistung<br />
ihres Buches liegt wo<strong>an</strong>ders:„Die<br />
abgeschaffte Mutter“ erzählt kurzweilig<br />
die medizinische, soziologische und philosophische<br />
Geschichte der Mutterschaft,<br />
beginnend mit deren Verehrung<br />
in Matriarchaten bzw. matrilinearen Gesellschaften.<br />
Das waren Zeiten, als Göttinnen<br />
das tr<strong>an</strong>szendente Denken bestimmten,<br />
Göttinnen, die aus sich selbst<br />
heraus und ohne männliches Zutun gebären<br />
konnten. Mit der Etablierung des<br />
Patriarchats und des Christentums wurden<br />
die Göttinnen abgeschafft, was<br />
„dramatische Auswirkungen auf das<br />
Selbst-Bewusstsein der Frau“ hatte, ist<br />
Hilde Schmölzer überzeugt.<br />
Die Auslöschung der Schöpfungsgöttin,<br />
die ersetzt wurde durch einen<br />
Gott, der aus dem Nichts erschaffen<br />
k<strong>an</strong>n, passierte selbstverständlich nicht<br />
über Nacht. „Diese Revolte war so ungeheuerlich,<br />
dass es Jahrtausende bedurfte,<br />
ehe sie sich in den Köpfen der Menschen<br />
festsetzen konnte...“ und noch im<br />
frühchristlichen Europa wetterten Kirchenmänner<br />
gegen Fruchtbarkeitskulte,<br />
die sich vor allem im ländlichen Raum<br />
erhalten hatten. Sich diese zeitlichen<br />
Dimensionen bewusst zu machen, erscheint<br />
ein wesentlicher Aspekt zu sein:<br />
Weibliche Schöpfungsmythen und -<br />
rituale waren so stark, so authentisch,<br />
so stimmig, dass sie nur gewaltsam<br />
und nach Jahrtausenden fast bis zur<br />
Gänze unterdrückt werden konnten.<br />
Und dieses „fast“ ist der springende<br />
Punkt:Wer sagt, dass wir unsere Wurzeln<br />
nicht wieder <strong>an</strong> die Oberfläche holen<br />
können, im Kleinen und irgendw<strong>an</strong>n<br />
im Großen unser Frausein und Muttersein<br />
wieder d<strong>an</strong>ach ausrichten können?<br />
Diese Utopie ist es, die Hilde<br />
Schmölzer möglich macht, wenn sie in<br />
vielen Details rekonstruiert, wie es dazu<br />
kam, dass aus der in Fruchtbarkeitskulten<br />
verehrten Muttergöttin die abgeschaffte<br />
Mutter wurde, die zuerst selbstverständlich,<br />
d<strong>an</strong>n unrein, d<strong>an</strong>n belastend<br />
wurde und schließlich im Zuge der<br />
Reproduktionsmedizin sogar ersetzt und<br />
somit unnötig werden könnte. Neben allen<br />
historischen und belegten Details<br />
sind es gerade die persönlichen Kommentare<br />
der Autorin zwischendurch, die<br />
das Buch so erfrischend zu lesen machen.<br />
Beispielsweise ist der christliche<br />
Schöpfungsbericht,„die Geschichte mit<br />
der Rippe d<strong>an</strong>n endgültig lächerlich, und<br />
wir fragen uns neuerlich, wie es möglich<br />
ist, dass die Menschheit diese seltsamen<br />
Verdrehungen – die Geburt einer Frau<br />
aus einem M<strong>an</strong>n – <strong>an</strong>nehmen und für<br />
Jahrtausende glauben konnte.“<br />
Weil der gebärende M<strong>an</strong>n in der<br />
Realität auf biologische Grenzen stößt,<br />
„muss das Patriarchat die Fruchtbarkeit<br />
der Frau zumindest kontrollieren.“ An<br />
diesem Punkt widmet sich Hilde Schmölzer<br />
ausführlich der Medizingeschichte,<br />
um den Umg<strong>an</strong>g mit Sexualität, Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
und Mutterschaft nachzuzeichnen.<br />
Es ist einmal mehr eine Geschichte<br />
der Auslöschung weiblicher Traditionen,<br />
der Entwertung von ursprünglich<br />
Wertvollstem, der „rücksichtslosen<br />
Zw<strong>an</strong>gsbewirtschaftung weiblicher<br />
Fruchtbarkeit“. Die Autorin h<strong>an</strong>delt sich<br />
von Jahrhundert zu Jahrhundert und<br />
bettet das Thema Mutterschaft in viele<br />
kaum bek<strong>an</strong>nte Details, was das Buch<br />
streckenweise so sp<strong>an</strong>nend zu lesen<br />
macht wie einen Krimi.<br />
Bis ins 16. Jahrhundert etwa mussten<br />
junge Mütter vier bis sechs Wochen<br />
nach der Geburt des Kindes „Buße“<br />
für den vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen Geschlechtsverkehr<br />
tun und durften das Haus in<br />
dieser Zeit nicht verlassen. Starb eine<br />
Wöchnerin vor Ablauf der „Reinigungszeit“,<br />
wurde ihr die Beerdingung im<br />
Friedhof verweigert. Schließlich befasst<br />
sich Hilde Schmölzer noch mit der<br />
„Mütterfrage“ in der Zweiten Frauenbewegung,<br />
den Interessenskonflikten zwischen<br />
Müttern und kinderlosen Frauen.<br />
Grundlegend ist dabei – wie sie durch<br />
dieses Buch beweist – die Tatsache, dass<br />
Mutterschaft für Frauen d<strong>an</strong>k jahrtausendel<strong>an</strong>ger<br />
patriarchaler Prägungen<br />
zur Last geworden ist. „Frauen ziehen<br />
aus diesem Dilemma ihre persönlichen<br />
Konsequenzen: Sie bleiben immer häufiger<br />
kinderlos. ... Die viel gepriesene<br />
Wahlfreiheit ist also keine.“ ❚<br />
lese.zeichen<br />
Hilde Schmölzer:<br />
Die abgeschaffte Mutter<br />
Der männliche Gebärneid<br />
und seine Folgen<br />
Promedia 2005, Euro 21,90<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Wo sich Fuchs und Harrer ...<br />
Liebes M<strong>an</strong>delbaum-Team! Warum<br />
macht ihr immer so schöne Kochbücher,<br />
in edle Leineneinbände<br />
gehüllt und mit eleg<strong>an</strong>ten Lesebändchen<br />
versehen? Die traut frau sich ja<br />
gar nicht sie praktisch einsetzen. Nur<br />
gut, dass die Rezepte immer auf einer<br />
Seite stehen. Da erspart sich die<br />
wackere Brutzlerin und Bäckerin Olivenöl-,<br />
Dotter- oder Pecorinobatzer,<br />
die zw<strong>an</strong>gsläufig beim Umblättern<br />
während des küchentechnischen H<strong>an</strong>tierens<br />
entstehen würden.<br />
Falls sie überhaupt vor lauter Lachen<br />
ob der Ausführungen, Erklärungen<br />
und Hintergrundgeschichten der<br />
Rezepturen zum Kochen kommt. Denn<br />
was die Harrer und die Fuchs (ihres<br />
Zeichens ja eigentlich vom Brotberuf<br />
im „St<strong>an</strong>dard“-Schreibende und hier<br />
noch vieles mehr) zum Besten geben,<br />
verleitet in erster Linie eher zum Einstecken<br />
in die Tasche, um d<strong>an</strong>n zum<br />
Beispiel in der U-Bahn hervorgefischt<br />
und verschlungen zu werden (sehr<br />
hilfreich, um morgendliche U-Bahnfahrten<br />
un„<strong>an</strong>gfressen“ zu überstehen).<br />
Welche sich von den Lach<strong>an</strong>fällen<br />
erholt hat, darf sich <strong>an</strong>s Werk machen<br />
– und vorher auf die Suche. M<strong>an</strong>che<br />
Rezepte sind doch sehr „extraordinaire“<br />
und für die schnelle Alltagsküche<br />
(geschweige denn für die Wellness-<br />
Light-Linie) nicht g<strong>an</strong>z sooo geeignet:<br />
„Stierhoden in Rahmsauce“ oder „Tauben,<br />
mit Couscous gefüllt“ (vor allem,<br />
wenn es sich nicht um die Tauberln<br />
aus dem Beserlpark ums Eck h<strong>an</strong>delt).<br />
Das „Essighuhn“ oder „Zucchinigratin,<br />
mediterr<strong>an</strong>“ sind da schon einfacher<br />
zu kreieren.<br />
Und die Fuchs/Harrer’sche Ausführung<br />
über die oberösterreichische<br />
L<strong>an</strong>dessäure lassen der Rezensentin<br />
Heimweh-Lach-Tränen ins Auge steigen.<br />
Bonustrack:<br />
Alle Rezepte des ersten Fuchs/<br />
Harrer Kochouvres „Als Oma im Keller<br />
Quargel aß“ liegen nun im „Besoffenen<br />
Kapuziner“ säuberlich geordnet<br />
und aufgelistet vor.<br />
Petra Öllinger<br />
Christa Fuchs, Gudrun Harrer:<br />
Besoffene Kapuziner und <strong>an</strong>dere Rezepturen zur<br />
kulinarischen Verbesserung Mitteleuropas<br />
Illustrationen Moidi Kretschm<strong>an</strong>n.<br />
M<strong>an</strong>delbaum Verlag 2005, 19,90 Euro<br />
Feministischer Spazierg<strong>an</strong>g<br />
Am 6. <strong>Mai</strong> <strong>2006</strong> jährt sich zum 150.<br />
<strong>Mai</strong>l der Geburtstag von Sigmund<br />
Freud.<br />
Wer dies zum Anlass nehmen will,<br />
sich genauer über die Geschichte der<br />
Psycho<strong>an</strong>alyse zu informieren, hat die<br />
Qual der Wahl zwischen unzähligen<br />
einschlägigen Kompendien. Es ist vor<br />
allem die Her<strong>an</strong>gehensweise der Autorinnen<br />
durch die sich das vorliegende<br />
Buch positiv von diesem Meer <strong>an</strong><br />
Publikationen abhebt.<br />
Ausgehend von konkreten Schauplätzen<br />
in Wien erzählen die Autorinnen<br />
von Menschen, die selbst die Geschichte<br />
der Psycho<strong>an</strong>alyse mitgeschrieben<br />
haben oder mit ihr in<br />
Berührung kamen.<br />
Dabei werden vor allem jene<br />
Frauen fokussiert, die <strong>an</strong>dere AutorInnen<br />
oft in der zweiten Reihe hinter<br />
dem „Meister“ verschwinden lassen<br />
oder erst gar nicht erwähnen. Ohne<br />
weibliche Hilfe hätte Freud seine<br />
Theorien nicht entwickeln können,<br />
das zeigen die Autorinnen deutlich<br />
und meinen in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
nicht nur Ehefrau, Tochter oder<br />
Mitarbeiterinnen. Zahlreiche Patientinnen<br />
wurden selbst zu Analytikerinnen<br />
und prägten die Entwicklung<br />
und Verbreitung der Psycho<strong>an</strong>alyse<br />
maßgeblich. So führt uns das Buch<br />
auf einen feministischen Spazierg<strong>an</strong>g<br />
durch das Wien der Jahrhundertwende<br />
und der Psycho<strong>an</strong>alyse.<br />
Vor dem bildhaft beschriebenen sozio-politischen<br />
Hintergrund verdichten<br />
sich Biografien und Schauplätze<br />
zu lebendigen historischen Szenarien.<br />
Diese Vielschichtigkeit macht das<br />
Buch zur sp<strong>an</strong>nenden und flüssig lesbaren<br />
Lektüre, die imst<strong>an</strong>de ist, auch<br />
die bereits vielerorts breitgewalzte<br />
Geschichte der Psycho<strong>an</strong>alyse noch<br />
mit neuen und feministischen Einblicken<br />
zu erhellen.<br />
Claudia Saller<br />
Lisa Fischer, Regina Köpl: Sigmund Freud.<br />
Wiener Schauplätze der Psycho<strong>an</strong>alyse<br />
Böhlau 2005, 19,- Euro<br />
Geschönte Erinnerungen<br />
Es ist Frühling im Jahrzehnt von Reag<strong>an</strong>,<br />
Thatcher und Kohl. Der Himmel<br />
ist blau. Irgendwie bin ich alt geworden.<br />
Irgendwie war ich bereit gewesen,<br />
nach Wien zurückzukehren, um<br />
<strong>an</strong> diesem möglicherweise absurden<br />
Zusammentreffen von Sechzigjährigen<br />
teilzunehmen.“ Die amerik<strong>an</strong>ische<br />
Psychotherapeutin Edith Foster<br />
kommt nach fast fünfzig Jahren wieder<br />
in ihre Geburtsstadt. Der Grund:<br />
ein Klassentreffen. Sie, die aus einer<br />
jüdischen, sozialdemokratischen Familie<br />
stammt, war 1937 mit ihrem<br />
M<strong>an</strong>n ins schwedische Exil geg<strong>an</strong>gen.<br />
Später lebte sie in Australien und d<strong>an</strong>ach<br />
in den USA.
Foster spaziert durch ihr Wien, erinnert<br />
sich und stellt unbequeme Fragen,<br />
wo die <strong>an</strong>deren lieber „ums Thema<br />
herum“ reden. Denn beim Treffen<br />
mit den ehemaligen Mitschülern und<br />
Mitschülerinnen soll der schöne<br />
Schein gewahrt werden. Doch was ist<br />
aus den ehemaligen Nazis, was aus<br />
den MitläuferInnen, und was aus den<br />
jüdischen MitschülerInnen geworden?<br />
Hat sich etwa gar nicht so viel verändert<br />
über die Jahre? Und was bleibt<br />
uns in Erinnerung?<br />
Fosters Buch versucht auf einer<br />
sehr persönlichen Ebene Antworten<br />
auf diese Fragen zu geben.<br />
Jutta Sommerbauer<br />
Edith Foster: Über die Jahre. Ein Klassentreffen in Wien<br />
Aus dem Amerik<strong>an</strong>ischen von Ines Rieder.<br />
Mit einem Nachwort von Frigga Haug,<br />
Milena Verlag 2005, 15,90 Euro<br />
Wien und die Frauen<br />
Über Petra Ungers Rundgänge durch<br />
Wien haben die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (06/2005)<br />
schon berichtet. Nun gibt es ihre<br />
Frauenspaziergänge im Rahmen einer<br />
neuen Buchreihe mit Wien-Schwerpunkt<br />
auch zum Nachlesen.<br />
In bewährt engagierter M<strong>an</strong>ier<br />
zeigt Petra Unger, dass Frauengeschichtsschreibung<br />
eigentlich kein<br />
Spazierg<strong>an</strong>g ist, vor allem deshalb,<br />
weil sie der traditionellen Historiographie<br />
gegen den Strich geschrieben<br />
werden muss.<br />
In 55 doppelseitigen Einträgen<br />
werden bek<strong>an</strong>nte und weniger bek<strong>an</strong>nte<br />
Frauen porträtiert, der Steph<strong>an</strong>sdom<br />
wird auf Frauendarstellungen<br />
abgeklopft, die Wiener Marktfrauen<br />
bekommen ihr längst fälliges<br />
Denkmal, die Pestsäule wird genauer<br />
unter die Lupe genommen, den Anfängen<br />
der Prostitution und des Frauenwahlrechts<br />
nachgespürt.<br />
Und mit „Es war einmal eine<br />
Frauenministerin“ legt Petra Unger<br />
den Finger auf eine noch g<strong>an</strong>z frische<br />
Wunde. Genau dieser differenzierte<br />
Blick auf Frauen und ihre (bis herauf<br />
zur Gegenwart verstümmelte) Geschichte<br />
ist es, der diese kleine<br />
Sammlung mit Wien-Konnex so wert-<br />
voll macht. Denn wie die Autorin im<br />
Vorwort selbst meint: „Frauengeschichte<br />
zu erfahren, ist nicht immer<br />
leicht.“<br />
Bibi Klein<br />
Petra Unger: Frauenspaziergänge<br />
Wo sich Frauen in Wien am besten treffen.<br />
Metro-Verlag <strong>2006</strong>, 9,90 Euro<br />
Schweinchen gehabt ...<br />
... im doppelten Sinn des Wortes<br />
haben Magda und Lisa – zwei Schweinemädchen,<br />
die eine dicke Freundinnenschaft<br />
verbindet.<br />
Beide verfügen über spezielle<br />
Fähigkeiten und Eigenschaften.<br />
(Beinah)-Unerschrockenheit, Tapferkeit,<br />
Stärke, Mut, Schnelligkeit und<br />
Sauschlauheit helfen ihnen, den gefährlichen<br />
Weg von der Schule nach<br />
Hause zu meistern. Gefährlich deswegen,<br />
weil sich eine Gruppe von<br />
Schweinebuben vor den beiden<br />
Freundinnen aufbaut, und so wie sie<br />
das tun, verheißt das nichts Gutes.<br />
Was d<strong>an</strong>n auf den folgenden Seiten<br />
abgeht <strong>an</strong> Aufmischerei der Saujungs,<br />
Einsatz eines Baumstamms als Brücke<br />
inklusive nervenaufreibenden Bal<strong>an</strong>ceakt<br />
gefolgt vom glimpflich endenden<br />
Absturz, Umleitung des Baustellen-Drachen-Baggers,<br />
auf dass er die<br />
Jungs in die Flucht schlägt usw. ist<br />
saukomisch.<br />
Die Bilder von Kathrin Schäfer,<br />
die auch den Text geschrieben hat,<br />
bezaubern durch ihren Witz (selten<br />
wurden verdutzte Schweinebuben so<br />
wunderbar aufs Papier gebracht)<br />
und ihre Unüberfülltheit, da bleibt<br />
noch viel Platz für eigene Geschichten!<br />
Dass der Papa von Lisa mit<br />
Kochschürze und Topf bewehrt sein<br />
Schweinekind <strong>an</strong> der Wohnungstür<br />
empfängt ist ein sehr nettes Detail.<br />
Eine kleine Sorge bleibt jedoch bestehen:<br />
Ist das fellartige Ding, das<br />
Magdas Schultasche ziert, eh nicht<br />
echt?<br />
Petra Öllinger<br />
Kathrin Schärer:<br />
Zwei dicke Freundinnen<br />
Sauerländer <strong>2006</strong>, 14,30 Euro<br />
Ab 3 Jahren<br />
neu.l<strong>an</strong>d<br />
Tyma Kraitt<br />
Alltagsrassismus<br />
lese.zeichen<br />
Rassismus ist nichts Neues, er ist hier auch keine Seltenheit.<br />
Gelegentlich k<strong>an</strong>n es schon mal zu Übergriffen kommen.<br />
Und wenn schon. Weshalb sich dem überhaupt noch<br />
widmen? Macht es Sinn sich etwas scheinbar so Alltäglichem<br />
entgegenzustellen? Die Antwort darauf k<strong>an</strong>n nur<br />
heißen, es macht Sinn. Jeder einzelne Übergriff ist genau<br />
einer zu viel. So musste ich mir erst neulich mit <strong>an</strong>sehen,<br />
wie während der Fahrt in der U-Bahn ein junger M<strong>an</strong>n,<br />
afrik<strong>an</strong>ischer Herkunft, verbaler Attacken auf tiefstem Niveau<br />
ausgesetzt war. „Du Drogendealer, geh zurück in den<br />
Busch, scheiß N...“ waren nur wenige Kostproben von<br />
dem, was er sich <strong>an</strong>zuhören hatte. Er blieb still. Dabei war<br />
er nicht der einzige. Niem<strong>an</strong>d im Wagon schien sich auch<br />
nur die kleinste Mühe machen zu wollen etwas zu entgegnen.<br />
Dieser Zust<strong>an</strong>d wurde natürlich von dem Rassisten<br />
genutzt, um seiner Hasstirade weiterhin freien Lauf zu lassen.<br />
Auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel, wollte sich der<br />
junge Afrik<strong>an</strong>er nichts von seiner Betroffenheit <strong>an</strong>merken<br />
lassen und zog es vor den rassistischen Attacken mit<br />
scheinbarer Ignor<strong>an</strong>z zu begegnen. So entschloss ich mich,<br />
trotz meines eher schüchternen Naturells, etwas zu sagen,<br />
denn bloßes Schweigen war g<strong>an</strong>z einfach nicht mehr drin.<br />
„Schleich di Ham in die Türkei“, wurde mir von dem offensichtlich<br />
verärgerten M<strong>an</strong>n entgegnet. So fühlte er sich<br />
womöglich durch die Tatsache provoziert, dass eine junge<br />
Frau (eine Ausländerin, wahrscheinlich eine Türkin) ihm<br />
ins Wort fiel. Das Wortgefecht hielt noch einige wenige<br />
Stationen <strong>an</strong>. D<strong>an</strong>n stieg er endlich aus. Erleichterung kam<br />
auf. Dennoch war ich darüber verärgert, dass außer mir<br />
niem<strong>an</strong>d im St<strong>an</strong>de war, oder im St<strong>an</strong>de sein wollte dazwischen<br />
zu gehen.<br />
Kurz vor dem Aussteigen sprach mich eine Frau <strong>an</strong>. Sie<br />
meinte nur, dass es gut war sich einzumischen. Mehr als<br />
ein müdes Lächeln konnte ich jedoch nicht hervorbringen.<br />
Insgeheim verblieb ich mit der Frage, weshalb sie denn<br />
nicht zuvor etwas sagen konnte?<br />
Fo t o : p i xe l q u e l l e . d e<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
Fo t o s : w w w. t i nt e n f i s c h a l a r m . at ge.sehen<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
„Bruder Schnecke“<br />
Durch das individuelle Schicksal des „Jungenmädchen“ Alex Jürgen und dem ehrlichen<br />
Porträt seiner Selbstfindung macht der Film „Tintenfischalarm“ intersexuellen Menschen<br />
Mut, sich nicht weiter zu verstecken. Von Saskya Rudigier<br />
„Was bin ich?“ Alex steht vor einem<br />
Spiegel in seinem Hotelzimmer<br />
im Wuppertal. Kurz vor dem<br />
Treffen mit den xy-Frauen. Dem<br />
ersten Treffen mit Menschen, die<br />
sich in der Gesellschaft genauso allein<br />
fühlen wie Alex, weil der Zw<strong>an</strong>g „Zwitter<br />
zu vereindeutigen“ kein drittes Geschlecht<br />
zulässt. Die, ebenso wie Alex,<br />
weder Nicht-Frau noch Nicht-M<strong>an</strong>n sind<br />
und dies akzeptieren lernen müssen.<br />
Mit Elisabeth Schar<strong>an</strong>g als Begleiterin,<br />
Freundin und Regisseurin ist die Kamera<br />
und damit die intensive Konfrontation<br />
mit sich selbst drei Jahre l<strong>an</strong>g Best<strong>an</strong>dteil<br />
beider Leben.<br />
Alex Verzweiflung über seinen mit<br />
Narben übersäten Körper und die frühe<br />
Traumatisierung durch die medizinischen,<br />
schmerzhaften Eingriffe, der Vorwurf<br />
gegenüber seinen Eltern diese Verstümmelungen<br />
zugelassen zu haben bestimmen<br />
weite Teile dieser Identitätssuche.<br />
Sie sind wesentliche Katalysatoren<br />
dafür, ein selbstzerstörerisches Versteckspiel<br />
aufzugeben und die eigene Tabuisierung<br />
zu durchbrechen. Durch die Geschlechts<strong>an</strong>gleichungen<br />
ist es Alex nicht<br />
mehr möglich, einen körperlichen Orgasmus<br />
zu haben, allein die Berührung „da<br />
unten“ ist mit so vielen schmerzvollen<br />
Erfahrungen verbunden, dass kein Lustgefühl<br />
aufkommen k<strong>an</strong>n, die Aussicht eine<br />
normale Beziehung führen zu können,<br />
verschwindend klein.<br />
„Seine exhibitionistische Zeit“ nennt<br />
deshalb Alex jene Zeitsp<strong>an</strong>ne ab den Moment,<br />
wo er durch einen Anruf beim FM4<br />
Doppelzimmer zum Thema Schönheits-<br />
OP sich und sein Schicksal outete. Sie<br />
dauerte bis zum Herbst 2004, der letzten<br />
Filmaufnahme von Tintenfischalarm und<br />
seiner Entscheidung, vor die Kamera zu<br />
treten, um Eltern intersexueller Menschen<br />
davor zu warnen, ihren Kindern<br />
frühzeitig ein „eindeutiges“ Leben aufzuzwingen,<br />
mit dem sie sich nicht identifizieren<br />
können.<br />
Elisabeth Schar<strong>an</strong>g ist selbst Teil des<br />
Films und in intimen Zwiegesprächen<br />
mit Alex wird ein wechselseitiges Vertrauen<br />
spürbar. Dadurch ist sie nicht nur<br />
Zuhörerin und Interviewerin, sie k<strong>an</strong>n<br />
Alex auch widersprechen und Rat<strong>schläge</strong><br />
erteilen, seine Entscheidung, als intersexueller<br />
M<strong>an</strong>n leben zu wollen, <strong>an</strong>zweifeln<br />
und hinterfragen, ob eine Testosteronsalbe<br />
nützt, um glücklicher zu werden.<br />
Aber Alex hat nichts zu verlieren, wie er<br />
meint, außer der Einsamkeit vielleicht<br />
oder der Angst oder des Status quo.„Die<br />
männliche Seite in mir ist wie eine Baracke,<br />
die ausgebaut gehört“ sagt Alex zu<br />
den l<strong>an</strong>gen Jahren als Mädchen und Frau<br />
und er hofft,„dass es mich eines Tages<br />
nicht umbringt, dass ich keinen Schw<strong>an</strong>z<br />
habe.“<br />
Seine Entscheidung – in Zukunft<br />
ohne Brüste leben zu wollen – seine letzte<br />
Operation, bekräftigt auch eine über-<br />
schwängliche Videobucheintragung in<br />
seiner alten Wohnung in Naarn in<br />
Oberösterreich. Mit der Geburtsurkunde<br />
in den Händen, in der sein Geschlecht als<br />
männlich <strong>an</strong>gegeben ist.„Das hat meine<br />
Mutter offensichtlich übersehen“ grinst<br />
Alex, der sich im Laufe des Film, durch die<br />
gemeinsamen Reisen und den Kontakt<br />
mit <strong>an</strong>deren intersexuellen oder tr<strong>an</strong>ssexuellen<br />
Menschen immer mehr als Teil<br />
eines größeren Kollektivs begreift. Er<br />
bricht damit seine innere Emigration, in<br />
die sich Alex l<strong>an</strong>ge Zeit zurückgezogen<br />
hat, auf, beginnt in Wien sein neues Leben<br />
mit dem Motto: Ich bin ein Mensch<br />
und stehe auf Menschen.<br />
Beim Filmschauen ertappt frau sich<br />
m<strong>an</strong>chmal beim Ged<strong>an</strong>ken, wie es den<br />
um Alex soziales Umfeld beschaffen ist<br />
und welcher Beschäftigung er nachgeht<br />
– von seiner realen Außenwelt und der<br />
Konfrontation damit, dringen wenig Erklärungen<br />
oder Bestätigungen in den<br />
Film ein.<br />
Aber eigentlich ist es auch nicht notwenig,<br />
bei dieser filmischen Suche nach<br />
sich selbst über alles aufgeklärt zu werden<br />
und eine Involvierung der Eltern hätte<br />
zu Schuldzuweisungen seitens des<br />
Publikums geführt, wie Schar<strong>an</strong>g wahrscheinlich<br />
zu recht vermutet. Dafür ist es<br />
jetzt auch zu spät, denn der „Urzust<strong>an</strong>d“,<br />
so sehr ihn sich Alex auch wünschen<br />
mag, k<strong>an</strong>n nicht wieder hergestellt<br />
werden. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
4./18. und 25.5., 18.30-20.00, Graz<br />
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Interessentinnen<br />
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T. 0316/712 44 8, palaver@frauenservice.org,<br />
www.frauenservice.at<br />
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TQW, Studios, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />
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film<br />
20./21. und 24.5., 21.00, Wien<br />
„Das Fernsehen ist eine Straße, die<br />
den privaten Raum durchquert“.<br />
Screening: Acciones Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />
und <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />
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26./27.5. und 2.6., 21.00, Wien<br />
„Das Fernsehen ist eine Straße, die<br />
den privaten Raum durchquert“.<br />
Screening: Acciones Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />
und <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />
Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15, T. 01/920<br />
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28.5., 12.30, Wien<br />
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Österreich 2004<br />
Votivkino, 9., Währingerstr. 12, T. 01/317 35 71,<br />
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theat er.kabarett<br />
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China K. – Das Tagebuch einer Kindersoldatin<br />
von China Keitetsi und<br />
Ch. Picco Kellner<br />
Dschungel Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />
www.theatropiccolo.at at<br />
bis 6.5., 20.30, Wien<br />
flügel:schlagen. Theatraler Heiner-<br />
Müller-Parcours von Evelyn Fuchs mit<br />
Beate Göbel, Elisabeth Prohaska,<br />
Ingeborg Schwab, Susi Stach,<br />
Natascha Wöss<br />
KosmosTheater, 7., Siebensterng. 42,<br />
T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at,<br />
Mi bis Sa, Kosten: 15,-/13,- Euroat<br />
6.5., 16.00, Wien<br />
Entschuldigen Sie bitte die Störung.<br />
Eine lit. Perform<strong>an</strong>ce für vier Traumfrauen<br />
und eine Couch zum H<strong>an</strong>nah-<br />
Arendt-und Sigmund-Freud-Jahr <strong>2006</strong><br />
Festsaal der Sigmund-Freud-Universität,3.,<br />
Schnirchg. 9a, www.frauengruppe.at,<br />
Eintritt frei<br />
6., 11.-13.5., 20.00, Wien<br />
Anna und Lou. Ein dramatischer Briefwechsel<br />
zw. Anna Freud und Lou<br />
Salome. Regie und Textfassung:<br />
Sus<strong>an</strong>ne Höhne<br />
Theater im Nestroyplatz, 2., Nestroyplatz 1,<br />
T. 0650/520 95 88, www.theatertr<strong>an</strong>sit.at,<br />
Kosten: 8,- Euro<br />
15./16.5., 20.30, Wien<br />
„Project moonage daydream“. Eine<br />
experimentelle Reise durch David<br />
Bowies Glamrock Welt von und<br />
mit Barbara Spitz<br />
Stadttheater Walfischgasse, 1., Walfischg. 4,<br />
T. 01/512 42 00, www.stadttheater.org,<br />
Kosten: 13,-Euro<br />
16.-20.5., 20.00, Wien<br />
„Psychose“ von Sarah K<strong>an</strong>e<br />
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />
T. 01/587 05 04, www.dietheater.at<br />
17./18.5., 19.30, Wien<br />
Einfach Country – Tina Rauch<br />
Theater am Alsergrund, 9., Löblichg. 5-7,<br />
T. 01/315 54 64, www.alsergrund.com<br />
30.5.-10.6., 20.30, Wien<br />
Playing mums – Mama spielt heute –<br />
eine Theaterrevue. Konzept und Regie:<br />
Nehle Dick<br />
Kosmos Theater, 7., Siebensterng. 42,<br />
T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at,<br />
Kosten: 15,- Euro<br />
seminar.workshop<br />
4.5., 08.00, Linz<br />
Symposium – Frauen im Konzentrationslager<br />
Mauthausen.<br />
Joh<strong>an</strong>nes Kepler Uni Linz,<br />
4040 Linz, Altenberger Str. 69,<br />
Repräsentationsraum G, Uni Center,<br />
8-18.00, www.mkoe.at<br />
9.5., 18.30-20.00, Graz<br />
Gestärkt und gelassen durchs Leben<br />
gehen – Selbsthilfegruppe für Frauen<br />
Seminarraum palaver, 8020 Graz,<br />
Griesg. 8, Anmeldung unter 0316/712 448,<br />
Teilnahme ist kostenlos,<br />
www.frauenservice.at<br />
10./17./24. und 31.5, 17.00, Graz<br />
Selbstsorge: Lachclub. Lachen zur<br />
Entfaltung von Lebensenergie<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
www.fgz.co.at, Anmeldung erforderlich,<br />
Kosten: 2,- Euro<br />
11./12.5., Wien<br />
Sexuelle Gewalt: Psychodynamik von<br />
sexuellem Missbrauch. Margot Scherl<br />
Institut für frauenspez. Sozialforschung,<br />
6., Leharg. 9/2/17, T. 01/587 67 50,<br />
www.frauenberatenfrauen.at<br />
12.5., 9-18.00, Linz<br />
12. Absolventinnentag. Geschlecht<br />
lernen – Gendersensible Didaktik<br />
und Pädagogik<br />
Joh<strong>an</strong>nes Kepler Uni Linz, 4040 Linz,<br />
Altenbergersr. 69, 0732/24 68- 1287,<br />
Unicenter, Repräsentationsraum G,<br />
www.frauen.jku.at<br />
17./24. und 31.5., Neunkirchen<br />
Gesund durch bewusste Ernährung<br />
mit Katharina Aichberger<br />
Freiraum, 2620 Neunkirchen,<br />
Wiener Str. 4/9, T. 02635/611 25,<br />
www.frauenberatung-freiraum.at,<br />
Kosten: 20 – 40,- Euro<br />
18./19.5., Wien<br />
Ent/Scheidung – Frauenspez. Beratung<br />
bei Trennung und Scheidung:<br />
Psychosoziale und rechtliche Aspekte –<br />
Modul2. Barbara Stekl<br />
Redezeit<br />
Institut für frauenspez. Sozialforschung, 6.,<br />
Leharg. 9/2/17, T.01/587 67 50,<br />
www.frauenberatenfrauen.at<br />
19.5., ab 18.00, Graz<br />
„Weltliteratur-auch für uns?“ lit.<br />
Werke besprechen mit Joh<strong>an</strong>na Lösch<br />
Stadtteilcafe palaverconnectet,<br />
8020 Graz, Griesg. 8,T. 0316/407 39 8,<br />
joh<strong>an</strong>na.loesch@evk.biz, www.frauenservice.at<br />
19.5., 13-17.00, Wien<br />
Feministische Online-Literaturrecherche<br />
mit Margit Hauser<br />
Online Teleschulung, 1., Schottenring. 33,<br />
T. 01/4277-184 31, Anmeldung unter<br />
www.univie.ac.at/wom<strong>an</strong> bis 11.5.,<br />
kostenlose Kinderbetreuung<br />
25.5., 13-18.00, 3.6., 10-15.00, Wien,<br />
Kreativ- u. Schreibworkshop im Rahmen<br />
von SOHO. Titel: Schräge Schriften<br />
– Eine <strong>an</strong>dere Les- und Schreibart<br />
von Wien mit Petra Öhlinger<br />
Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15,<br />
Anmeldung bis 18.5. bei <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n,<br />
T. 01/920 16 78 oder office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
Kosten: 50,- Euro + 5,- Euro Materialkosten,<br />
Betrag einzuzahlen unter BAWAG,<br />
BLZ 14000, Kontonr.: 496 1075 1708,<br />
27./28.5., 10-19.00, Wien<br />
Konfrontation mit Tätern – Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
mit erfahrener Gewalt<br />
FZ-Zentrum, 9., Währingrstr. 59/Stiege 6,<br />
T. 01/408 50 57, Kosten nach Einkommen<br />
gestaffelt, Anmeldung bis 13.5.<br />
vortrag.diskussion<br />
8.5., 20.00, Wien<br />
Villa Abend – Moderierter Erfahrungsaustausch.<br />
Moderatorin: Michaela M.<br />
Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102,<br />
http://tr<strong>an</strong>sx.tr<strong>an</strong>sgender.at<br />
13.5., 16-18.00, Graz<br />
Patchwork-Treffen. Thema: Aktuelle<br />
Rechtsinformation für Lebensgemeinschaften,<br />
Gast: Rechts<strong>an</strong>wältin<br />
Sus<strong>an</strong>na Ecker<br />
Palaver-connected, 8020 Graz, Griesg. 8,<br />
T. 0316/ 712 44 8, palaver@frauenservice.org,<br />
www.frauenservice.at<br />
15.5., 19.00, Wien<br />
Wo ist die Front? Vortrag, Video,<br />
Diskussion und Zeitschriftenpräsentation,<br />
Frauenrechtsaktivismus und<br />
Frieden in Kolumbien<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftg. 8, 01/523 64 75 15,<br />
www.amerlinghaus.at, Eintritt frei<br />
18.5., 19.00, Krems<br />
Frauen und Arbeit – Podiumsdiskussion<br />
mit Expertinnen aus Politik und<br />
Zivilgesellschaft<br />
Salzstadl, 3504 Krems/Stein, Donaulände 32,<br />
T. 02732/855 55, lilith.krems@aon.at<br />
21.5., 20.00, Wien<br />
Redezeit. Idee und Konzept:<br />
Andrea Maria Dusl<br />
Rabenhof Theater, 3., Rabeng. 3,T. 01/712 82 82,<br />
www.rabenhof.at, Kosten: 5,- Euro<br />
22.5., 18-20.00, Graz<br />
„Neue Familien – neue Arr<strong>an</strong>gements<br />
von Familie und Beruf?“<br />
Andrea <strong>Mai</strong>hofer, Basel<br />
Resowi, Zentrum der Karl-Fr<strong>an</strong>zens-Uni<br />
Graz, 8010 Graz, Universitätsstr. 15,<br />
Sitzungssaal 1521, Eing<strong>an</strong>g Rewi, 2.St.,<br />
Bauteil A, www.frauenservice.at<br />
24.5., 19.00, Wien<br />
Strategien feministischer Öffentlichkeit<br />
– <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Podiumsdisskussion<br />
Cafe An_Do, 16., Yppenplatz 11-15,<br />
T. 01/920 16 78, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
www.soho-inottakring.at<br />
31.5., 19.00, Krems<br />
Trauma und die Folgen – EMDR als<br />
spezielle Beh<strong>an</strong>dlungsmethode,<br />
Eva Münker-Kramer-Psychologin<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
lilith.krems@aon.at<br />
o2.6., 19.00, Wien<br />
Die Öffentlichkeiten der Mujeres Cre<strong>an</strong>do<br />
– <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Podiumsdisskussion<br />
Cafe An_Do, 16.,Yppenplatz 11-15,T. 01/920 16 78,<br />
office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
www.sohoinottakring.at<br />
ausstellung<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Andrea Maria Dusl, Filmregisseurin und Autorin, moderiert eine sp<strong>an</strong>nende Talkrunde<br />
zwischen vier prominenten Diskut<strong>an</strong>ten. Ausgehend vom Thema „Wie käuflich<br />
sind die Künstler?“ wird über Parteien und Personenkomitees in Wahlzeiten<br />
diskutiert. Warum schmücken sich Parteien gerne mit den Namen Prominenter?<br />
Nachdem mit der Entpolitisierung der Unterhaltung das öffentliche Debattieren im<br />
ORF verschwunden ist, findet es nun im Rabenhof statt. Redezeit wird auch vom<br />
Wiener K<strong>an</strong>al OKTO und auf eigenem Weblog mit Podcast begleitet.<br />
21.5., 20.00, Rabenhof Theater, 3., Rabeng. 3, T. 01/712 82 82, www.rabenhof.at, Eintritt: 5,- Euro<br />
Fo t o : S a b i n e M a r t e<br />
bis 7.5., Graz<br />
„Zwei oder Drei oder Etwas“, Werke<br />
von Maria Lassnig und Liz Larner<br />
Kunsthaus Graz am L<strong>an</strong>desmuseum<br />
Jo<strong>an</strong>neum, 8020 Graz, Lendkai 1<br />
bis 7.5., Dresden<br />
Von der Abwesenheit des Lagers –<br />
Reflexionen zeitgenössischer Kunst<br />
zur Aktualität des Erinnerns<br />
Kunsthaus Dresden, Städtische Galerie für<br />
Gegenwartskunst, D-01097 Dresden,<br />
Rähnitzg. 8, www.kunsthausdresden.de<br />
bis 13.5., Wien<br />
Barbara Graf „Schnitt, Naht, Zeichnung“.<br />
Objekte und Zeichnungen<br />
Galerie Atrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstr. 31,<br />
T. 01/522 87 38, www.atrium-ed-arte.at,<br />
Di-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00,<br />
21.5., Admont<br />
Nix für Ungut – Fotoausstellung von<br />
Felicitas Kruse. Admont 1938-1945.<br />
Lebensspuren heute. Portraits.<br />
Erinnerungen. Plätze<br />
Museum für Gegenwartskunst, 2.Stock, Stift<br />
Admont, 8911 Admont, www.stiftadmont.at<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>.künden<br />
bis 21.5., Innsbruck<br />
Esther Stocker. Großformate und<br />
Rauminstallationen<br />
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,<br />
Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508 3171,<br />
www.galerieimtaxispalais.at, Di–So 11–<br />
18.00, Do 11–20.00, Mo geschlossen<br />
bis 23.5, Wien<br />
„Unruhig“ mit Galina Myznikova und<br />
Sergey Provorov<br />
Galerie ArtPoint, 1., Universitätsstr.5,<br />
T. 01/523 87 65-20,<br />
www.kulturkontakt.or.at, Eintritt frei<br />
bis 28.5., Wien<br />
T<strong>an</strong>ia Bruguera „Portraits“<br />
Kunsthalle Wien project space, 4.,<br />
Treitlstr.2/Karlsplatz, T. 01/521 89 33,<br />
www.kunsthallewien.at, Eintritt frei,<br />
tägl. 16-24.00, So/Mo 13-19.00<br />
bis 30.5., Wien<br />
Isabella Kresse – tausend blüten<br />
Plattform Raum für Kunst, Griechenbeisl<br />
Haus, 1., Fleischmarkt 11, 2.St.,<br />
T. 0699/104 98 865, www.plattformkunst.com,<br />
Di, Do 16-19.00<br />
bis 13.8., Hamburg<br />
Sexarbeit. Prostitution – Lebenswelten<br />
und Mythen<br />
Museum der Arbeit, 22305 Hamburg,<br />
Wiesendamm 3, T. 0049-40/42 81 330,<br />
info@museum-der-arbeit.de,<br />
www.museum-der-arbeit.de<br />
lesung<br />
5.5., 18.00, Graz<br />
Frau liebt Frau – Lesung von und mit<br />
Claudia Rath<br />
Palaver-connected, 8020 Graz, Griesg. 8,<br />
T. 0316/712 448, palaver@frauenservice.org,<br />
www.frauenservice.at<br />
8.5., 19.30, Linz<br />
Linz(W)ort, Autorinnen lesen <strong>an</strong> Orten<br />
ihrer Wahl. Traude Maria Seidelm<strong>an</strong>n,<br />
Margret Czerni<br />
Linzer Kellertheater, 4020 Linz, Hauptplatz 21,<br />
T. 0732/784 120, www.linzerkellertheater.at<br />
8.5., 16.30, Wien<br />
Barbara Frischmuth liest aus „Die<br />
Schrift des Freundes“<br />
Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9,<br />
T. 01/512 44 46-74, www.alteschmiede.at<br />
8.5, 19.30, Wien<br />
Frauen lesen Frauen. Annemarie<br />
Schwarzenbach: Auf der Schattenseite.<br />
Reportagen und Fotografien<br />
WUK, großer Senieorenraum, 9., Währinger<br />
Str. 59, T. 01/40 121-70, www.wuk.at<br />
10.5., 19.00, Wien<br />
Brigitte Schwaiger: Wie kommt das<br />
Salz ins Meer<br />
Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9,<br />
T. 01/512 44 46-74, www.alteschmiede.at<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
11.5., 19.00, Wien<br />
Hedwig Brenner: Leas Fluch. Von Czernowitz<br />
nach Haifa. Ver<strong>an</strong>staltung im<br />
Rahmen der Aktionstage für politische<br />
Bildung des BMBWK, gemeinsam<br />
mit dem Ludwig Boltzm<strong>an</strong>n<br />
Institut für Menschenrechte<br />
Literaturhaus, 7., Zieglerg. 26A,<br />
Abendeing<strong>an</strong>g, T. 01/526 20 44-20,<br />
www.literaturhaus.at<br />
19.-21.5, Berlin<br />
Linke Buchtage<br />
Linke Buchtage, D-10961, Berlin-Kreuzberg,<br />
Gneisenauerstr. 2a, www.linkebuchtage.de<br />
aktivitäten<br />
12./13.5., 9.30-16.30, Weinzöttl<br />
Kletterseminar für Frauen.<br />
Hilde L. Scheikl, Trainerin<br />
Klettergarten Weinzöttl, bei Schlechtwetter<br />
Kletterhalle Judenburg, Anmeldeschluss bis<br />
4.5., Kosten: 45,- Euro, Verein Frauenservice,<br />
bildung@frauenservice.org<br />
16.5., ab 10.00, Krems<br />
Frauenfrühstück. Wollen Sie <strong>an</strong>dere<br />
Frauen kennen lernen? Mitein<strong>an</strong>der<br />
reden, lachen, ... mit Marlene<br />
Kerschner, Lilith Koordinatorin<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
lilith.krems@aon.at<br />
20.5.-3.6., Wien<br />
Soho in Ottakring<br />
www.sohoinottakring.at<br />
25.5., 11.30, Wien<br />
Tr<strong>an</strong>sX-Radln. Radtour in den<br />
Osten Wiens<br />
Prater: Pl<strong>an</strong>etarium vor dem Riesenrad.<br />
Treffpunkt: 10.30, bei Schlechtwetter:<br />
Pl<strong>an</strong>etarium Besuch, http://tr<strong>an</strong>sx.at<br />
2.6., 15-19.00, Wien<br />
Internationaler Hurentag<br />
Urb<strong>an</strong>-Loritz-Platz vor der Hauptbücherei, 7.,<br />
live: SV Damenkraft<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Diskuthek im Frauencafe<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />
www.frauenzentrum.at,<br />
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />
Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der<br />
Motorradclub für Lesben<br />
7Stern Bräu, 7., Siebensterng. 19,<br />
dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at,<br />
jeden 2. Montag<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da nicht so sicher<br />
sind. Leitung: Sabine Fabach<br />
(Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/895 84 40, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, jeden 2. und 4. Mo,<br />
19.30-21.00, Anm. erforderlich,<br />
Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda für politisch und rechtlich<br />
interessierte Schwule und Lesben<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage 2,<br />
office@RKLambda.at, www.rklambda.at,<br />
jeden 1. Mo<br />
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />
Erfahrungsaustausch für<br />
lesbische [Co]Mütter.<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/895 84 40, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-<br />
21.00, Anmeldung erforderlich,<br />
Kosten: 3,60 Euro<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe<br />
ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Welser Runde-Lesben-, Bi- und<br />
Schwulen-Treff<br />
Cafe -Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />
Frauen mit sexuellen<br />
Missbrauchserfahrungen<br />
SHG 1, 18-19.30, Frauennotruf, 5020<br />
Salzburg, Haydnstraße 2, SHG 2, vierzehntägiges<br />
Treffen, Di von 19.30 - 21.30,<br />
T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@aon.at,<br />
Anmeldung erforderlich! Kostenlos,<br />
www.akzente.net/make_it/folder_frauen_shg.pdf<br />
Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />
Leitung Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Volksschule Brockm<strong>an</strong>ngasse,<br />
8010 Graz, Brockm<strong>an</strong>ngasse 119,<br />
www.fgz.co.at/dick.htm,Anmeldung<br />
unter 0316/837 998, Di 19-21.00,<br />
Kosten: 102,- Euro für 17 Abende<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen<br />
zu sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />
19.30-21.00<br />
Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />
Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot,<br />
bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal<br />
mitgenommen werden können<br />
Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden zweiten Di 11.00<br />
Frauenplenum der Grünen<br />
Alternativen Jugend<br />
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />
jeden letzten Di um 18.30<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin:<br />
Anna Rakos<br />
Atelier,18., Anastasius Grüng. 14, Info<br />
und Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />
Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi und jeden 3. Di im Monat,<br />
jeweils von 18.30-21.00<br />
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender Migr<strong>an</strong>t-<br />
Innen in Wien<br />
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />
jeden 2. Di, 20.00<br />
Mittwoch<br />
Frauencafé<br />
Jugendzentrum AGATHON,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
jeden 1. Mi ab 19.30<br />
Frauencafè<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />
4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, immer Mi von<br />
16.30-18.00, kostenlos<br />
Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi<br />
ab 20.00<br />
Frauen aller Länder-Café –<br />
Deutsch Konversation<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstrasse 4, T. 0512/56 47 78, 14-18.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15, T. 0512/<br />
580 839, info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reinisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf,<br />
Dauer: 7 Abende, 14-tägig,<br />
Kosten: 20,– Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe<br />
Aufschlag-BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />
19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte<br />
Jahresgruppe für Frauen. Leiterin:<br />
Renate Frotzler-Dittrich<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“,<br />
6., Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.:<br />
T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi<br />
9-10.30, Einstieg jederzeit möglich<br />
offene Frauengruppe<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50<br />
Euro, jeden Mi 18-20, keine Anm. erf.,<br />
Kekse/Tee willkommen<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,<br />
1., Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-<br />
20.00, Anm. Frauen beraten Frauen:<br />
T. 01/587 67 50<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63,<br />
Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00,<br />
auch am Freitag<br />
SAPPHO – Selbsterfahrungsgruppe<br />
für lesbische und bisexuelle Frauen,<br />
Leiterin Christine Swarowsky<br />
Beratungsstelle COURAGE, 6.,<br />
Windmühlgasse 15/1/7, T. 01/585 69 66,<br />
info@courage-beratung.at,<br />
www.courage-beratung.at, 14-tägig,<br />
18.30 – 22.00, Kosten pro Abend: 48,- Euro,<br />
Voraussetzung ist kostenloses Vorgespräch<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at<br />
bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung, 20-23.00<br />
Mach dir ein Bild… Portrait zeichnen,<br />
Portrait malen. Für Mädchen und Frauen<br />
mit Lust und Freude am Gestalten<br />
Offenes Atelier funkundküste,<br />
3504 Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstraße 14,<br />
T. 02732/823 62, Kosten: 13,- Euro, p.A.<br />
jeden 3. Do, 18-20.00<br />
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />
Restaur<strong>an</strong>t /Cafe Zur Brücke,<br />
4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />
www.hosolinz.at/gruppen/hosi_regenbogenstammtisch.html,<br />
jeden Do ab 20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 1.+3. Do ab 19.00
Salone de Femme<br />
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,<br />
1. Stock, ab 18.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
FZ-Barbetrieb mit Musik, Billard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Straße 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse, T. 01/402 87 54,<br />
Do und Fr 19-24.00, bzw. nach<br />
Vor<strong>an</strong>kündigung<br />
FZ-Plenum<br />
FZ, 9., Währingerstr. 59/ Stiege 6,<br />
T. 01/402 87 54, jeden ersten Do im Monat,<br />
ab 18.30<br />
Mahnwache und Speakerscorner<br />
gegen Schwarzor<strong>an</strong>ge<br />
Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />
20 und 20.15, jeden Do<br />
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />
Lesben, Mädchen! Leitung:<br />
Barbara Tiwari (Psychotherapeutin iA)<br />
Praxis, 9., Gussenbauerg. 1/8, jeden<br />
Do 18-19.30, Anmeldung erforderlich,<br />
T. 01/283 24 90, Infos:<br />
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />
Kosten: 17,- Euro<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
7., Stiftg. 8, T. 0676/787 91 44,<br />
jeden Do 19.00<br />
Treffen der „Jungen Herzen“<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Freitag<br />
1. Linzer Lesbenstammtisch<br />
Restaur<strong>an</strong>t La Boheme, 4020 Linz, Domg. 4,<br />
www.hosilinz.at, jeden 3. Freitag im<br />
Monat, ab 20.00<br />
Die Grünen Andersrum OÖ – Lesben,<br />
Schwule u. TG-Personen Treffen<br />
Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstr. 17,<br />
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />
Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />
Bi Stammtisch<br />
Coffee Corner, 4020 Linz, SMS unter<br />
0664/380 70 42, jeden 1. Fr im Monat<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />
jeden 1. u. 3. Fr, ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />
– der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, 19-23.00,<br />
Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/366 601<br />
g.spot-for queers to check in & freak out<br />
Subzero,7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr,<br />
ab 22.00<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr<br />
Samstag<br />
Frauenstammtisch –<br />
Treffen für Lesben, bisexuelle und<br />
tr<strong>an</strong>sgender Frauen und Freundinnen<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
www.stammtischkrems.info/Frauen/Lilith,<br />
jeden 3. Sa, ab 16.00<br />
Mostviertel Andersrum.<br />
Lesbisch/schwules Treffen<br />
nähere Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@<br />
hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94,<br />
jeden 1. Sa im Monat<br />
Homoriental – Der multikulturelle<br />
Club für ein lesbisch/schwules/<br />
queeres Publikum und FreundInnen<br />
Die Vagheit exakter Formen<br />
Homoriental, Klub Ost, 4., Schwindg. 1,<br />
www.ost-klub.at, homoriental@gmx.net,<br />
ab 22.00, Eintritt: 7,- Euro, jeden 2. Sa<br />
Orl<strong>an</strong>do-Party<br />
Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10,<br />
jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch@Café<br />
Steinschlag<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />
Kosten: 7,-/5,- Euro, jeden 3. So 11.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />
jeden 1. So ab 10.30<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
www.sargfabrik.at, Eintritt: 14,- Euro,<br />
Anmeldung bis jeweils Sa: sonja.c@gmx.at<br />
oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So, 16-20.00<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für Lesben und Schwule<br />
aus.weg, D-80469 München,<br />
Baaderstr. 36/4, Infos: 01520/299 11 43,<br />
info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55,<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210<br />
Mattersburg, Wulkalände 2,<br />
T. 02626/677 10<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle,<br />
7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />
T. 02626/626 70,<br />
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />
T. 02682/661 24<br />
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />
für Frauen.<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do,<br />
Fr 9-12.00, Di 17-19.00<br />
Beratung-<strong>Mai</strong>z –<br />
Autonomes Integrationszentrum von<br />
& für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
<strong>Mai</strong>z, 4020 Linz, Hofgasse 11,<br />
T. 0732/776 07 0, maiz@servus.at,<br />
www.servus.at/maiz, Mo und Do 10-16.00,<br />
Di und Mi 10-14.00<br />
Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung<br />
mit Petra Öllinger<br />
T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de,<br />
www.petra-oellinger.at<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und<br />
Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />
T. 0662/442 255, kostenlos<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />
Mo+Fr 10-12; Di+Mi 9-12, Do 16-19<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />
erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(1,50 Euro), Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />
und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
www.fgz.co.at, Mo-Mi und Fr 9-13.00,<br />
Do 15-19.00<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 99 8,<br />
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
Beratung für junge schw<strong>an</strong>gere Frauen<br />
und junge Frauen mit Kind<br />
abz.austria, 8., Wickenburggasse 26/5,<br />
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />
www.abzaustria.at, Mo - Do 9-16.00,<br />
Fr 9-12.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Beratung, Kurse, Information für geistig<br />
oder mehrfach behinderte Frauen<br />
und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
Beratung für FGM (female genital<br />
mutilation) und Frauengesundheit<br />
Bright Future, 9., Türkenstraße 3,<br />
T. 01/319 26 93, Mo- Fr: 9-17.00, n. TV<br />
Coming Out Gruppe<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102,T. 01/586 81 50,<br />
www.villa.at/lilatip/modules/news/,<br />
Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Die Südtirolerin Esther Stocker studierte <strong>an</strong> der Akademie der bildenden Künste in Wien und erhielt 2004 den Otto<br />
Mauer-Preis. In ihrer Malerei verwendet sie ein optisch komplexes Repertoire aus geometrischen Zeichen- und<br />
Rastersystemen. Die schwarz-grau-weißen Bilder projiziert sie auf großformatige Bilder und dreidimensionale,<br />
begehbare Bauten. Im Mittelpunkt steht die Bedingung der Wahrnehmung und die Effekte digitaler Bildtechnologien.<br />
Sie selbst drückt es als „die Vagheit exakter Formen“ aus. Ihr Werk nimmt Bezug zu den KonstruktivistInnen<br />
und der Op-Art der 1960er Jahre.<br />
bis 21.5., Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508 31 71, www.galerieimtaxispalais.at<br />
Fo t o : Ra i n e r I g l a r<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 1557 71,<br />
Erstgespräch kostenlos, Anmeldung<br />
erforderlich<br />
Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles<br />
muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u.<br />
Jugendpsychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 72, Beratung kostenlos<br />
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in<br />
Deinem Körper wohl zu fühlen.<br />
Leiterin: Martina Rainer, Shiatsu-<br />
Praktikerin<br />
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99 47,<br />
Kosten: 35,- Euro<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />
Anmeldung erforderlich<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,T. 01/476 15-57 71,<br />
Anmeldung erforderlich<br />
Selbsterfahrungsgruppe mit spirituellem<br />
Schwerpunkt. Leitung: Andrea<br />
Scheutz (Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/895 84 40, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, Termine bis Jänner<br />
2007 (Juli/August 2007 frei),<br />
ca. 6 Stunden Gruppensitzung + 2<br />
Einzelsitzungen + 1 Tag pro Monat.<br />
Info unter 0699/194 52 62 4, Erstgespräch<br />
unbedingt erforderlich<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>.künden<br />
Playing Mums – Mama spielt heute<br />
Sexualberatung – Was Sie schon<br />
l<strong>an</strong>ge oder gerade jetzt dringend<br />
besprechen wollten. Leitung: Julia<br />
Kastenhuber, Psychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71, Erstgespräch kostenlos,<br />
4 weitere Gespräche zu 10,- Euro möglich<br />
radio.fixtermin<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />
jeden 1. Mo<br />
Di 13.00-14.00<br />
Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />
Weibliche Realitäten in den Ländern<br />
des „Südens“<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong><br />
Foto: Sus<strong>an</strong>ne Schuda<br />
Katrin Marie Bernet, Nehle Dick, Maria Fliri, Liese lyon<br />
und Isabelle Uhl haben zwei Dinge gemeinsam:<br />
Sie arbeiten im Theater und sind Mütter.<br />
In diesem Stück loten sie die Möglichkeiten aus, als<br />
„Leinw<strong>an</strong>dheldinnen“ im Theater zu brillieren und<br />
beziehen zugleich Stellung zu ihrer veränderten Lebenslage.<br />
Sie erobern sich den Arbeitsplatz Bühne<br />
neu. Verschiedene Texte, von der interaktiven<br />
Schreibwerkstatt www.playingmums.net bis zu Songs<br />
von Nina Hagen, dienten als Grundlage für die<br />
Theaterrevue. Zwischen Film und Bühnengeschehen<br />
präsentiert sich den ZuschauerInnen ein komplettes<br />
Bild heutiger Mütter, die seit jeher Kunstfiguren und<br />
reale Frauen zugleich sind.<br />
30.5.-10.6., 20.30, KosmosTheater, 7., Wien, Siebensterng.42,<br />
T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 15,- Euro<br />
Mi 18.00-18.30<br />
Frauenzimmer. Die Plattform für eine<br />
frauenspezifische Information<br />
Freier Radio Salzburg, 94.00 MHz<br />
Mi 17.00-18.00<br />
femme totale – feministisches<br />
Radioprogramm<br />
Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz)<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Or<strong>an</strong>gina –<br />
F<strong>an</strong>zine zu Mädchennetzwerken in<br />
der Subkultur und Bauch, Bein, Po:<br />
Die Sendung für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (jd. 1. Do)<br />
Fr 19.00-20.00<br />
Space FEM FM Frauenradio.<br />
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz<br />
Fr 18.00-19.00, 2-wöchentllich<br />
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />
für Lesben/Frauenforum<br />
Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Sendung des<br />
Unabhängigen FrauenForums<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />
Sa 13.00-14.00<br />
Rainbow City – Radio für Lesben und<br />
Schwule, Livestream:<br />
www.radiorainbowcity.de<br />
UKW 97.2 und Kabel 92.6 (Berlin)<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
10.5., 19-20.30, Krems<br />
Line-D<strong>an</strong>ce mit S<strong>an</strong>dra Bussecker,<br />
Lebens- u. Sozialberaterin<br />
Frauencafe Lilith, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T.02732/855 55,<br />
lilith.krems@aon.at, Anmeldung<br />
erforderlich, 6,- Euro/Abend<br />
13.5., 14.00, Wien<br />
Mädchenpicknick<br />
Schulschiff auf der Donauinsel, 21.,<br />
Donauinselplatz 1, T. 01/278 76 45 40,<br />
14-19.00, Mädchen von 10 bis 18 Jahren<br />
diverses<br />
7.5., Mauthausen<br />
„Frauen Gedenken“. Frauengedenkver<strong>an</strong>staltung<br />
<strong>an</strong>läßlich der<br />
Befreiungsfeier <strong>2006</strong><br />
Mauthausen, 4310 Mauthausen,<br />
www.mkoe.at, 8-13.00<br />
ausschreibung<br />
bis 6.5.<br />
Verein Wort-Werk begibt sich wieder<br />
auf die Suche nach dem „besten“<br />
schlechten Text Österreichs. Umf<strong>an</strong>g:<br />
Text 10 Seiten, <strong>an</strong>dere Präsentationen:<br />
maximal sieben Minuten<br />
Infos unter: T. 0699/158 00 668 bzw.<br />
0676 9623629, sicke@aon.at,<br />
www.wort-werk.com,<br />
Ver<strong>an</strong>staltung: 20.6., 19.00<br />
bis 26.5.<br />
Inter Kultur Preis <strong>2006</strong> für kulturelles,<br />
soziales und wissenschaftliches<br />
Engagement<br />
Informationen unter www. gfk-ooe.at<br />
bis 31.5.<br />
Flori<strong>an</strong>a <strong>2006</strong> – Biennale für Literatur<br />
in St. Flori<strong>an</strong>. Thema: Literatur und<br />
Verbrechen<br />
Infos unter www.literaturpreis-flori<strong>an</strong>a,<br />
Preise zw. 2000,- u. 7000,- Euro<br />
bis 31.5.<br />
Mari<strong>an</strong>ne.von.Willemer.06 –<br />
Frauen.Netzkunst.Preis.<br />
Würdigung und Förderung von<br />
Netzkünstlerinnen<br />
Infos unter www.linz.at/22318_37989.asp,<br />
Preisgeld von 3600,- Euro<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine Juni: 9.5.2005<br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Juni<br />
gesellschaft<br />
Hysterie<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv auf OKTO, K<strong>an</strong>al 8, Mi, 3.5.,21.00<br />
<strong>an</strong>.sturm<br />
Auch diesmal besetzen die Mujeres Cre<strong>an</strong>do das<br />
Fernsehen genauso wie die Straße.<br />
<strong>an</strong>.sehen<br />
Mit der Filmwissenschaftlerin Claudia Preschl setzen<br />
wir unsere Reihe „Der feministische Faktor“ fort.<br />
<strong>an</strong>.beraumt<br />
Mayday <strong>2006</strong>: Wir präsentieren das Wiener Prekariat.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv-Screening im Frauencafè,<br />
8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11, am 2.5. um 20.00<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
Buch Media Service<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
Winter<br />
Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Buchh. Polycollege<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Kunsthalle Shop<br />
Prachner<br />
Riedl<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
FIFTITU%<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
Wagnersche Buchh.<br />
Amazone-Zentrum<br />
Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1050<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
4020<br />
4600<br />
6020<br />
6900<br />
8010<br />
aus.blick<br />
Frauen erhalten nicht die gleiche Beh<strong>an</strong>dlung im<br />
Gesundheitswesen wie Männer. Oft werden ihre<br />
Probleme nicht ernst genommen, vorschnell kategorisiert<br />
oder als Anfälle von Hysterie abget<strong>an</strong>.<br />
k ultur<br />
Erinnerungstheater<br />
Eine fünfteilige Ver<strong>an</strong>staltungsreihe im Waldviertel<br />
verbindet Erzählungen und Erinnerungen älterer<br />
Menschen mit der Gegenwart.<br />
Wipplingerstr. 37<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Reinprechtsdorferstr. 38<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Kapuzinerstr. 36/1<br />
Dragonerstr. 22<br />
Museumstr. 4<br />
Kirchstr. 39<br />
Brockm<strong>an</strong>ng. 6
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Inserateverkäuferin gesucht!<br />
Wir suchen eine Frau, die sich laufend um<br />
Inserate für die zehn Ausgaben der<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> pro Jahr bemüht.<br />
Voraussetzungen: Freundliches Wesen,<br />
Durchhaltevermögen, feministisches<br />
Interesse, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Rechnungen stellen, Erfahrung von Vorteil<br />
Wir bieten: Konakt-Datenb<strong>an</strong>k, Telefonieren<br />
und mail in der Redaktion, 20 Prozent<br />
Provision<br />
Bewerbungen mit Lebenslauf bitte <strong>an</strong>:<br />
redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at oder <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>,<br />
Untere Weißgerberstr. 41, 1030 Wien<br />
Nicht eine Ermordete mehr!<br />
Hearing zu Frauenmorden in Mexiko und Guatemala<br />
Dienstag, 9. <strong>Mai</strong> <strong>2006</strong>, 14.00 – 17.00 Uhr<br />
Parlament, 1017 Wien, Budgetsaal/Lokal VI<br />
Das Hearing soll die österreichische Öffentlichkeit<br />
informieren, gleichzeitig soll Bewusstsein für die<br />
schwierige wirtschaftliche Lage v.a. junger Frauen in der<br />
Region geschaffen werden.<br />
Referentinnen:<br />
Alba Estela Maldonado Guevara, Frauenausschuss des<br />
Guatemaltekischen Kongresses, Guatemala<br />
María del Mar Monroy García, Advocay Coordinator,<br />
Mexic<strong>an</strong> Commission for Defense <strong>an</strong>d Promotion of Hum<strong>an</strong><br />
Rights, Mexico<br />
Andrea Medina Rosas, Koordinatorin der Beraterinnen in<br />
der mexik<strong>an</strong>ischen Fachkommission für die Fortführung der<br />
Untersuchungen und für die gerichtliche Verfolgung der<br />
Frauenmorde, Mexiko<br />
Abg. zum NR Ulrike Lunacek, außenpolitische Sprecherin,<br />
Die Grünen<br />
Moderation: MEP Eva Lichtenberger<br />
Die Ver<strong>an</strong>staltung findet in deutscher und sp<strong>an</strong>ischer<br />
Sprache<br />
(mit Simult<strong>an</strong>-Dolmetschung) statt.<br />
Vor dem Hearing wird zur Einstimmung das Video<br />
„Witness“ (Mexic<strong>an</strong> Commission for Defense <strong>an</strong>d Promotion
Untere Weißgerberstr. 41<br />
A-1030 Wien<br />
Tel/Fax +43-1-715 98 88<br />
www.frauenhetz.at<br />
Frauenhetz –<br />
Feministische Bildung,<br />
Kultur und Politik<br />
FRAUENHETZ<br />
Feministische Demokratiekritiken<br />
Eine Vor<strong>an</strong>kündigung<br />
Die Frauenhetz pl<strong>an</strong>t eine große Tagung:<br />
Von Beginn <strong>an</strong> war Demokratie als politische Org<strong>an</strong>isationsform und ethische Wertvorstellung für Frauen eine<br />
doppelbödige Angelegenheit. Die Verknüpfung der ehrenwerten Maximen ‘Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit’<br />
ist kein Zufall. Davon zeugt nicht nur der Kampf um das Frauenwahlrecht.<br />
Heute scheint Demokratie ‘in Gefahr’, sich von Innen wie von Aussen her aufzulösen. Was bedeutet dies für<br />
unser Denken und H<strong>an</strong>deln? Anh<strong>an</strong>d der Felder Globalisierung/Nation, Staat/Zivilgesellschaft und Themen<br />
bzw. Problemlagen wie Partizipation, Gerechtigkeit, Migration, Öffentlichkeit, ‘Parallelgesellschaften’,<br />
Ökonomie, Religion, Subjektstatus, Massendemokratie, Gewalt, <strong>Mai</strong>nstreaming und vielen <strong>an</strong>deren mehr, soll<br />
wild und gründlich gemeinsam nachgedacht, gesprochen und Neues entworfen werden.<br />
Gepl<strong>an</strong>t sind: Vorträge, Workshops, Podium, Plena, Kabarett, Lesung und ein Fest.<br />
Platz für spont<strong>an</strong>e Workshops; Kooperationen mit und Beiträge von <strong>an</strong>deren politischen Frauenprojekten.<br />
Zugesagt haben bereits: Ch<strong>an</strong>tal Mouffe (Eröffnungsvortrag); Les Reines Prochaines (Festkonzert)<br />
W<strong>an</strong>n: 26. – 29. Oktober <strong>2006</strong><br />
Ver<strong>an</strong>staltungsort: Jugend am Werk, 1030 Wien (rollstuhlgerecht)<br />
In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g werden in der Vorbereitungszeit verschiedene problemzentrierte Workshops <strong>an</strong>geboten.<br />
Sie dienen der Einführung in die jeweiligen Politikfelder, dem Überblick und der Vertiefung.<br />
Programm <strong>Mai</strong> - Juni<br />
Demokratie - und nu?<br />
16.MAI.<br />
Wenn wir die Grenzen überschreiten,<br />
bringen wir den Stein<br />
ins Rollen<br />
Fünf Aktivistinnen des jap<strong>an</strong>ischen Frauennetzwerks<br />
Working Women’s International<br />
Network (WWIN) sprechen über ihre Arbeit<br />
und den Nutzen der UN-Konvention zur Beseitigung<br />
jeder Form von Diskriminierung der<br />
Frau (CEDAW)<br />
19.00 , Vortrag und Filmvorführung<br />
Shizuko Koedo<br />
WWIN-Mitglied, Gründerin der Gruppe der be-<br />
rufstätigen Frauen in H<strong>an</strong>delsfirmen<br />
Katsumi Nishimura<br />
WWIN-Mitglied, Klägerin Sumitomo Elektrik<br />
Eiko Shirafuji<br />
WWIN-Mitglied, Klägerin Sumitomo Elektrik<br />
Kinuko Ishida<br />
WWIN, Klägerin Sumitomo Chemie<br />
Yuriko Konishi<br />
WWIN-Mitglied<br />
Org<strong>an</strong>isation: Maria Sachiko Baier<br />
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Eine<br />
Übersetzerin ist <strong>an</strong>wesend.<br />
Vgl. http://www.ne.jp/asahi/wwn/wwin/<br />
27.MAI.<br />
Fragen - wie: Demokratie denken.<br />
Zwischen Funktionalismus<br />
und Idealität<br />
16.00-19.00, Workshop<br />
Birge Krondorfer<br />
Philosophin, Lektorin, wip<br />
18.JUNI.<br />
Widerständige Öffentlichkeiten<br />
16.00-19.00, Workshop<br />
Therese Kaufm<strong>an</strong>n<br />
eipcp<br />
Vina Yun<br />
MALMOE, nylon, wip<br />
Für Frauen!<br />
Unkostenbeitrag/Spende: 5€/3€<br />
Wir bieten auf Anfrage – bitte jeweils 1 Woche vor der Ver<strong>an</strong>staltung – Kinderbetreuung <strong>an</strong>!<br />
Die Räumlichkeiten der Frauenhetz sind rollstuhlgerecht.<br />
23.JUNI.<br />
Demokratiequalität aus feministischer<br />
Perspektive<br />
17.00 – 20.00, Workshop<br />
Karin Liebhart<br />
Politologin, Institut für Politikwissenschaft<br />
der Universität Wien<br />
24.JUNI.<br />
Die österreichische Verfassung.<br />
Grundsätze und Genderaspekte<br />
15.00-18.00 ,Workshop<br />
Brigitte Hornyik<br />
Verfassungsjuristin<br />
Weitere Workshops - zur Fremdenrechts-/Asylgesetzgebung und<br />
zur Arbeiterinnenbewegung – sind in Pl<strong>an</strong>ung. Termine und Ankündigungstexte<br />
finden sich in Kürze unter: www.frauenhetz.at