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J. MEDINGER & SÖHNE - Althofen

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1<br />

Die Vorgeschichte<br />

Johann Medinger sen.<br />

geboren 18.1.1818 in Wien – verstorben 3.6.1900 in Wien<br />

Porträt aus dem „Orden-Ritter-Album“- k.k.a. art. Anstalt von Friedrich Schilling, Wien VII., Mariahilferstraße 48<br />

kaufte<br />

1849<br />

„An der Schleuse 4“ von Josef und Johanna Lankisch ein Wasserwerk in Gumpoldskirchen und errichtete dort


2<br />

1850<br />

„…eine Mühle mit zwei Gängen zum Zermahlen von Farbholzgattungen….“:<br />

Abschriften Dr. Johann Hagenauer 1996<br />

Die Antwort kam postwendend am 10. Jänner 1850:<br />

Johann Medinger setzte dabei zielstrebig und selbstbewuss<br />

selbstbewusst t seine erworbenen Kenntnisse aus der von ihm<br />

1941 übernommenen Farbholzschneidemühle in Wien Wien-Simmering und der 1843 erworbenen Spezerei Spezerei- und<br />

Schnittwarenhandlung „Zum Brief“ in der Kaiserstraße in Wien VII., die er in eine Verkaufsniederlage für<br />

geschnittene Farbhölzer und verwandte Artikel umwandelte, sehr erfolgreich ein:


3<br />

Spätere historische Aufzeichnungen en der Stadtgemeinde Gumpoldskirchen berichten authentisch von zwei<br />

Beschreibungen der Farbholzschneidemühle:<br />

„Die Errichtung dieses Werkes besteht aus 2 Wasserrädern mit je 6 Pferdekräfte, 2 Schneidemaschinen, 2<br />

Raspeln, 3 Mahlmühlen, einem Stampfwerk, und mehreren Nebenmaschinen. Dasselbe verarbeitet jährlich<br />

500.000 bi 800.000 Kilogramm Farbholz, Rot Rot-, Blau- und Gelbholz, holz, sowie verschiedene Farbstoffe, welche<br />

Materialien in verkleinertem Zustand einen Wert von 60.000 bis 100.000 fl (Gulden) repräsentie repräsentieren. Das<br />

Erzeugnis wird in Wien, wo die Firma eine Niederlage besitzt, dann in den übrigen Ländern der österreichisch<br />

österreichisch-<br />

ungarischen Monarchie und in den Donau Donau-Fürstentümern Fürstentümern abgesetzt. Das Hilfspersonal besteht aus 1<br />

Werksleiter und 10 bis 12 Taglöhnern, welc welche nebst freier Wohnung per Woche 7-10 10 fl. Lohn beziehen…“<br />

„….Medinger bezog Blauholz aus Mexico, Südamerika und Westindien, echtes Gelbholz aus Mexico, unechtes<br />

Gelbholz aus Ungarn, Dalmatien und Albanien. Rotholzaus Südamerika, diverse andere Farbstoffe aus China,<br />

Java, Ostindien…“<br />

Um 1890: Betriebsareal Medinger Medinger-Mühle Mühle „An der Schleuse 4“ aus alten Ansichten Gumpoldskirchen<br />

1863<br />

Umfirmierung und Gründung der Firma<br />

Johann Medinger & Söhne<br />

am 27.07.1863 zur bisherigen Gesellschaft eingetragen und auf HRA 5174 umgestellt<br />

(lt. Handelsgericht Wien 2010)<br />

1865<br />

verlässt erlässt Eduard Medinger den Betrieb und baut sich in den USA in San Francisco zwischenzeitlich eine eigene<br />

Existenz auf, und avanciert zum erfolgreichen Leiter eines großen Chemikalienhauses. Er kehrt


4<br />

mit reichem Fachwissen und Berufserfahrung wieder in das gemeinsame Unternehmen zurück und legt den<br />

Grundstein zu einer erfolgreichen Harz Harz- und Schellack-Produktion.<br />

pachtet er eine kleine Chemie-Fabrik Fabrik mit Mühle in Himberg, wo er in Ergänzung zu seinem Betrieb in<br />

Gumpoldskirchen sehr erfolgreich eine Reihe von Chemie Chemie-Produkten Produkten für Färbereien und Druckereien,<br />

vornehmlich Pigment- und Farbstoffe Farbstoffe, die bis dahin zu hohen Preisen aus dem Ausland importiert werden<br />

mussten. Die hergestellten Produkt Produkt-Qualitäten Qualitäten erlaubten zusätzliche Exporte, speziell in den Orient und<br />

Übersee. Weiters wurde Kupfervitriol erzeugt – schon damals ein gesuchtes Spritzmittel in Obst- und<br />

Weingärten.<br />

Mit diesem Produkt wurden wichtige Kontakte zu den Winzern hergestellt, was später für die Herstellung<br />

von Weinsteinsäure enorm wichtig war…..<br />

Ein weiteres wichtiges Absatzgebiet war die damals im Entstehen begriff begriffene ene Galvanotechnik, die<br />

Kupfervitriol als Rohstoff für galvanische Verkupferungs<br />

Verkupferungs-Bäder benötigte.<br />

Doch nicht immer ist im Betrieb in<br />

Gumpoldskirchen<br />

verlaufen:<br />

alles problemlos<br />

In der Nacht vom 4. Auf den 5. April<br />

kommt es – offensichtlich als Folge einer<br />

Überhitzung eines Mahlganges – zu einem<br />

Brand der Fabriksanlage.<br />

Abschrift Dr. Johann Hagenauer 1996<br />

1869<br />

1870<br />

CuSO4 . 5 H20


5<br />

Protokollierung g zur Farbwarenhandlung in Wien.<br />

1871<br />

1874<br />

scheidet Johann nn Medinger jun. aus der Geschäftsleitung nach seiner 1871 erfolgten Heirat mit Frl. Emilie<br />

Rach, Tochter des Brauereibesitzers der Nußdorfer Brauerei, aus, um als öffentlicher Gesellschafter in die<br />

Nußdorfer Brauerei einzutreten.<br />

1877<br />

wird der jüngste Sohn n Dr. Emil Medinger, Chemiker, nach Rückkehr von einer mehrmonatigen Studienreise -<br />

Prag – Aussig – Berlin – Braunschweig – Barmen-Elberfeld – Krefeld – Rotterdam – London – Machester –<br />

New Castle – Glasgow – Marseille – Lyon – Paris – Le Havre - mit einem Jahresgehalt von 2400 Gulden zum<br />

Direktor des Betriebes in Himberg ernannt.<br />

1882<br />

Beachtliche Grundstücks-Zukäufe Zukäufe in Gumpoldskirchen:<br />

……mit, dass Herr Johann Medinger, Handelsgesellschafter,<br />

Frau Adelheid Medinger, Handelsgesellschafter Gattin und<br />

Herr Eduard Medinger, öffentlicher Gesellschafter der Firma J.<br />

Medinger & Söhne, Farbwaren und Productenhändler,<br />

sämtliche in Wien IV.Bezirk, Gusshausstraße 18 wohnhaft und<br />

mir persönlich bekannt vorhandenen Kauf Kauf- und Verkaufsertrag<br />

heute vor mir eigenhändig u. z. Herr Medinger Eduard mit<br />

seiner Firmenzeichnung „J. Medinger & Söhne“ unterschrieben<br />

haben<br />

4842<br />

Auf Grund dieser Urkunde und zufolge gerichtlichen Bescheid<br />

vom 28. April 1882 Zahl 4842….das Eigentumsrechtfür die<br />

Firma J. Medinger & Söhne auf die Liegenschaft Grundbuch<br />

Gumpoldskirchen K fol 207, 208, 210 v 232, 233, 249, 254, 268,<br />

277, 278, 232 vo, II fol 13, 247, 244, 245, 251, 253 einverleibt.<br />

KK Grundbuchamt Mödling vom 28. April 1882<br />

Rundsiegel iegel<br />

KK Bezirksgericht Mödling Graf<br />

Reinschrift: Christine Nakowits, kowits, Neufeld<br />

Fohleuthner<br />

kk Notar<br />

Auszug aus dem 12-seitigem Kaufvertrag ufvertrag vom 28. April 1882


6<br />

1883<br />

Dr. Emil Medinger<br />

Eintritt des Dr. Emil Medinger als Gesellschafter in die Firma J. Medinger & Söhne – siehe Beitrag „Biografie<br />

des Dr. Emil Medinger“ im Almanach unter http://www.althofen.at/AvW_Museum/Seiten_d/geschichte_chemie.html<br />

1886<br />

kauft die Gesellschaft die bereits 1841 gegründete Wein(stein)säurefabrik in Lajta Lajta-Ujfalu (Neufeld a. d.<br />

Leitha). Modernisierung des Produktionsverfahrens bringt beste europäische Weinsäure Weinsäure-Qualität und<br />

europaweiten Verkaufserfolg. Wichtige Voraussetzung dazu war die konstant hochwertige ungarische<br />

Wein(stein)-Säure-Qualität, Qualität, die auch von vielen ausländischen Herstellern erfolglos zumachen versucht<br />

wurde.<br />

J. Medinger & Söhne waren aber ber nicht die einzigen ungarischen Wein(stein)säure<br />

Wein(stein)säure-Hersteller: Hersteller: Da gab es noch<br />

die M.D. Schönwald & Comp. in Eisenstadt und später die Wein(stein)säurefabrik des Samuel Lenck in<br />

Ödenburg, der auch die Müllendorfer Kreidefabrik besaß.<br />

1887<br />

entsteht durch Großbrand oßbrand in der Wein Wein(stein)säurefabrik säurefabrik großer Sachschaden; auch sonst bereitet dieses<br />

Unternehmen lt. Biografie des Dr. Emil Medinger trotz der hohen Produktqualitäten anfänglich größeren<br />

Verdruss.<br />

1888<br />

erfolgt die Übersiedlung des Himberger Betriebes nach Lajta Ujfalu<br />

1890<br />

Beteiligung an der Wirtschafts- und Forstausstellung in Wien, wo J. Medinger & Söhne für die hergestellte<br />

Wein(stein)säurequalität den 1. Preis plus Ehrendiplom erhält.<br />

1891<br />

Wurde die Fabrik in Neufeld mit einer 50 50-HP HP Dampfmaschine, 2 Dampfkesseln Pfannen, Pressen und<br />

Pumpen ausgerüstet. 2 Werkmeister und 25 Arbeiter arbeiteten an 300 Tagen in je 11 Stunden, um 1000 Q<br />

Wein(stein)säure im Wert von 150.000 fl herzustellen.


7<br />

Aufnahme der Produktion von „Ammoniak Ammoniak flüssig wasserfrei“ in Lajta Ujfalu ( (Neufeld Neufeld an der Leitha) zur<br />

bestehenden Produktion von Kupfervitriol, Schwefel und anderen Pigmenten, Farbstoffen und anderen<br />

Chemikalien, was u.a. vorausschauend war, da die We Weinernten sowohl ertrags- wie auch qualitätsmäßig<br />

gegenüber den italienischen und französischen Weinernten stark hinterherhinkten. Zudem erschwerten Zoll Zoll-<br />

Strittigkeiten den Export in einige Balkanländer.<br />

Trotzdem wird der Grundbesitz sinnvoll vergrößert…….<br />

Neufeld ad L, 28. November 1894<br />

Die Gemeinde Lajta Ujfalu (Neufeld a. d. Leitha), vertreten durch den<br />

Richter, Herrn Schitzhofer und den ….Herren Derhandl verkauft an die<br />

Firma J. Medinger & Söhne, vertreten durch deren Chef, Herrn Dr. Emil<br />

Medinger den der r Gemeinde gehörigen Feldweg der parallel zur Fabrik<br />

Medinger gelegen ist und ungefähr in seiner senkrechten zur Bahngasse<br />

in der Breite von 2.5 Klaftern im<br />

Gesamtmaß…..usw. …..im beiderseitigen Einvernehmen festgestellt<br />

wurde und außerdem den noch festzustellenden stellenden ….. der sich längs zur<br />

Eisenbahn befindet.. usw zum Preise von Gulden 2,25 per Klafter.<br />

Dagegen überläßt die Firma Medinger & Söhne der Gemeinde Lajta<br />

Ujfalu einen Feldweg in der Länge von 53 Klft. Und in der Breite von 3<br />

Klft. Somit einem Gesamtmaß mtmaß von 159 (Quadrat) (Quadrat)-Klft.<br />

Dieser Feldweg ist senkrecht auf den von Lajta Ujfalu<br />

nach Landegg führenden Fahrweg und der Grenze den<br />

von der Firma Medinger erworbenen Teil des Pfarr….<br />

gelegen.<br />

Diese Lage wird geführt …. parallel von den<br />

Grenzsteinen der Firma J. Medinger & Söhne 3 Klft. In<br />

der Richtung Landegg zu gemessen wird ergibt sich bei<br />

den von der Firma J. Medinger & Söhne der Gemeinde<br />

überlassenen Feldweg gegenüber des von ihr<br />

erworbenen Gemeindegrundes rundes ein Mehr … usw, usw.<br />

…. Dieses schriftliche Übereinkommen hat als Interims<br />

Contract für beide Teile bindende Kraft bis die Original<br />

Verträge zur Ausfertigung gelangen können, womit sich<br />

hiermit beide Teile als einverstanden erklären.<br />

Reinschrift Christine Na Nakovits, Neufeld<br />

1892<br />

1893<br />

setzten sich die Probleme fort, , billige Import Import-Produkte drängen in den Markt, , und die Verschlechterung der<br />

Neufelder Braunkohle-Qualität zwi zwingen zum teureren Kohle-Import aus Ostrau.


8<br />

Neufelder Braunkohle-Bergbau<br />

aus der Schlussphase der 1903 endenden 1. Neufelder Bergbauperiode (Bereich des heutigen Strandbades), Glasplattennegativ<br />

Glasplattennegativ-Aufnahme<br />

(Foto: Archiv Franz Raimann)<br />

aus A. G. Absenger, 350 Jahre Neufeld, S 138<br />

1894<br />

In diesen Jahren wurde für die Beschäftigten auch eine eigene Betriebs-Krankenkasse Krankenkasse errichtet<br />

1897<br />

Beweis reger Investitionstätigkeit bei vollen Auftragsbüchern von J. Medinger & Söhne – trotz hoher<br />

Bahntarife, starkem Konkurrenzdruck und Preissteigerungen bei etlichen Rohstoffen wie z zz.<br />

B. bei Soda:


9<br />

27. April 1897<br />

Brand durch Selbstentzündung gelagerter Rohstoffe im 1. Stock des Hauptgebäudes – ein Übergreifen auf die<br />

benachbarte Jutefabrik konnte von deren 1889 Betriebs-Feuerwehr Feuerwehr unter der Leitung der dortigen<br />

Direktoren Baum und Blümel, verhindert werden. An dieser spektakulären Brandbekä Brandbekämpfung beteiligten<br />

sich auch Löschtrupps aus Ebenfurth und Haschendorf, die Feuerwehr der Neu Neu-Ebenfurther Ebenfurther Papierfabrik, der<br />

Ebenfurther r Dampfmühle, die Pottendorfer Feuerwehr, so dass der Brand nach 1 ½ Stunden gelöscht werden<br />

konnte. Der Sachschaden war relativ gering, dank der Feuerversicherung wurde der Wiederaufbau innerhalb<br />

weniger Wochen vollzogen. (Foto Jutefabrik aus 1913)


10<br />

Zwischen en J. Mediger & Söhne und der Jutefabrik bestand mit Sicherheit ein gut gut-nachbarschaftliches nachbarschaftliches Kunsen Kunsen-<br />

Lieferanten-Verhältnis: Verhältnis: Die Jutefabrik bezog die in Gumpoldskirchen produzierten, gemahlenen Farbholz-<br />

Pigmente zum Einfärben von Jute-Textilien. Textilien.<br />

1898<br />

Als Folge des Brandes erfolgte eine wwertmäßige<br />

ertmäßige Erfassung der Produktionsstätte Neufeld a. d. Leitha Leitha, die 43<br />

Seiten umfasst, und einen interessanten Ei Einblick blick in die damaligen Gegebenheiten bietet bietet:<br />

Ein Ansuchen um Zollermäßigung wurde vom Handelsminister nnegativ<br />

egativ beschieden – eine staatliche<br />

Begünstigung auf Weinsäure, , Ammoniak und andere Chemikalien wurde jedoch auf 10 Jahre endgültig<br />

gewährt.<br />

Fachkräfte, insbesonders tüchtige Chemiker, waren auch schon damals Mangelware und man nahm<br />

diesbezüglich die Hilfe der Ödenb Ödenburger Handels- und Gewerbekammer und des Rektors der Budapester<br />

Technischen Hochschule in Anspruch….<br />

1900<br />

Johann Medinger sen. verstirbt am 3.6.1900 nach längerem schweren Leide Leiden in Wien<br />

Das Unternehmen wird in seinem Sinne von seinen Söhnen Eduard und Dr. Emil Medinger weitergeführt.


11<br />

Obwohl für Wein(stein)säure die Preise im In In- und Ausland um bis zu 15 % einbrachen ist bereits das<br />

Unternehmen zu einem beachtlichen Produktions<br />

Produktions- und Handelsbetrieb sbetrieb mit etlichen Chemie Chemie-Spezialitäten für<br />

die Textil-, Leder-, Lack-, , aber auch Lebensmittelindustrie bzw. Gewerbe angewachsen. Eine absolute<br />

Spezialität war der „Ammoniak wasserfrei“ des Betriebes in Lajta Ujfalu, der vermehrt in Kühlaggregaten der<br />

immer mmer stärker expandierenden Kühlhäuser eingesetzt wurde.<br />

Tochterbetriebe in Bulgarien und Rumänien zeugen von<br />

früher Marktöffnung nach dem Osten und unterstützen die<br />

weltweiten und sehr erfolgreichen Exportbemühungen.


12<br />

1902<br />

Produktionsaufnahme der wasserfreien schwefeligen Säure – ermöglicht Zugang zur Zucker Zucker-und Zellulose-<br />

Industrie – siehe Text:


14<br />

Zeugnis eugnis stetiger Expansion sind auch Kauf Kauf- und Mietverträge, Grundstücks-Tausch Tausch wie jene aus<br />

1898, 1900, 1903:


15<br />

Expansion so weit das Auge reicht: In<br />

diese Zeit fällt auch die Planung eines<br />

neuen Kesselhauses in Neufeld sowie der<br />

Beginn einer weltweiten Verkaufs-<br />

Offensive für Ammoniak:<br />

Bei simpleren Grundstücks-<br />

Transaktionen wie hier<br />

beim Kauf eines<br />

Krautackers am 7. August<br />

1903 reicht auch diese<br />

handgeschriebene<br />

Bestätigung – und das,<br />

obwohl man andernorts als<br />

„Global Player“, siehe<br />

oben, auftritt….


16<br />

1904<br />

Verleihung an die Firma J. Medinger & Söhne im Briefkopf den kaiserlichen Adler im Schilde führen zu dürfen<br />

Reinschrift<br />

Johann Hagenauer


17<br />

Ansonsten ist 1904 kein gutes Jahr: Die Herstellung von Wein(stein)säure, Hauptartikel von J. Medinger &<br />

Söhne, war mit großen Verlusten verbunden, da der erforderliche Rohstoff Weinhefe aufgrund der<br />

schwachen ungarischen Ernteerträge noch immer in großen Mengen zu überhöhten Preisen importiert<br />

werden musste, in- und ausländische Konkurrenten brachten deren Überproduktionen zu Schleuderpreisen<br />

auf den Markt. Man hoffte daher auf wirksamen Zoll-Schutz für Importe. Darüberhinaus hatte der neue<br />

Eigentümer der Neufelder Braunkohle-Produktion, die „Ungarische Allgemeine Steinkohlenwerk AG“ nur im<br />

Sinn, die Neufelder Grube zu schließen, und die Preise des Werkes in Tatá waren deutlich überhöht. Da aber<br />

die Werksgründung in Neufeld darauf begründet war, billige Kohle aus der benachbarten Kohlegrube zu<br />

beziehen, kam die Unternehmensphilosophie gewaltig ins Wanken, zumal auch der Absatz der anderen<br />

Chemie-Produkte schwach war. Hier die Problem-Schilderung im „O-Ton“:


18<br />

Es spricht für die Eigentümer, dass auch in dieser schwierigen Phase auf das Wohlergehen aller Arbeiter und<br />

„Leitenden Beamten“ geachtet wurde: so fand am 23. Dezember in Anwesenheit des Vizegespans Dr. Andras<br />

von Baán und des Oberstuhlrichters Ludwig von Wolff eine Christbaumfeier statt, wobei Dr. Emil Medinger<br />

an 167 Arbeiterfamilien mit schönen chönen Geschenken bedacht wurde….<br />

wurde wieder in allen<br />

Bereiche investiert, wie<br />

zum Beispiel in den<br />

Neubau eines<br />

Kesselhauses, sondern<br />

auch in den Bau eines<br />

neuen „Beamten-<br />

Wohnhauses“ für die<br />

leitenden Mitarbeiter, u.<br />

v. a. m.<br />

Investiert wurde in<br />

diesen Jahren auch in<br />

den Druckgas-Bereich,<br />

um Lieferanten-<br />

Unabhängigkeit zu<br />

erlangen<br />

Plan-Detail Februar 1905<br />

1905<br />

In die Zeit von 1905 – 1907 fällt auch die Tätigkeit des später berühmten und populären Chemikers Dr. Franz<br />

Fattinger.<br />

Noch vor Abschluss seines Hochschulstudiums ums zum Dr. techn. arbeitete er als<br />

Betriebsleiter bei J. Medinger & Söhne in Neufeld ld an der Leitha (Lajta Ujfalu) in<br />

den Produktionsbereichen Weinsäure, Ammoniak und Schwefelsäure. Dort<br />

gelang es ihm durch Verfahrensverbesserung die Weinsäureausbeute wesentlich<br />

zu erhöhen, sowie mit einem neuen, sehr effizienten Verfahren zur Reinigung<br />

verflüssigter Gase qualitative und quantitative Produktionsverbesserungen zu<br />

erzielen.<br />

1908, nach einem kurzzeitigen Intermezzo beim Österreichischem Patentamt,<br />

folgte er dem Ruf nach Treibach in die Treiba Treibacher cher Chemischen Werke des<br />

Freiherrn Carl Auer von Welsbach, der, ebenso wie Emil Medinger, Schüler des<br />

legendären Dr. Bunsen in Heidelberg, war.<br />

Dort schrieb er eine Reihe auch wirtschaftlich sehr interessanter Patente, forcierte die Cereisen Cereisen-Produktion,<br />

produzierte für Auer von Welsbach Pflanzenschutzmittel und wurde mehrmals zum 1. Landtagspräsidenten<br />

von Kärnten gewählt.<br />

Eine ausführlichere Biografie ie über Dr. Franz Fattinger ist unter<br />

www.austria-lexikon.at<br />

in den Kategorien „Biografien“ und „Erfinder“ nachzulesen.


19<br />

1906<br />

meldet lt. Jahrbuch der Chemischen Industrie das Werk Neufeld 100 Arbeiter sowie Dampf- und Wasserkraft-<br />

Antriebsmaschinen mit 150 HP, was sehr beachtlich ist. Als Korrespondenz-Märkte werden Europa,<br />

Kleinasien, Indien, China, Japan, Egypten, Amerika und sogar Australien genannt.<br />

Erste Überlegungen, im Werk Gumpoldskirchen die Produktion von Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff ins<br />

Auge zu fassen; Beginn der Herstellung von Na-Sulfit- und Bisulfit unter Ausnützung der Abgase der<br />

schwefeligen Säure-Produktion.<br />

Verleihung des Kronen-Ordens an den<br />

Kaiserlichen Rath Dr. Emil Medinger – mit<br />

entsprechenden Fest am 1. September mit<br />

reichlicher Bewirtung der Arbeitnehmer<br />

und ihren Familien und Blasmusik.<br />

Eintritt der beiden Söhne von Eduard<br />

Medinger, Eduard jun. und Dr. Paul<br />

Medinger, was lt. Biographie des Dr. Emil<br />

Medinger in der Folge zu erheblichen<br />

Spannungen mit deren Vater führte…..<br />

1907<br />

Aufgrund der Herstellungserfolge bei „Ammoniak flüssig wasserfrei“ und der Eigenproduktion von<br />

komprimierten Gase nun konkrete Überlegungen, selbst die Erzeugung von Stickstoff, Wasserstoff und<br />

Sauerstoff nach dem Luftzerlegungsverfahren von Linde zu beginnen. Der Patentinhaber für das<br />

Luftverflüssigungsverfahren von Karl Linde, die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen, war allerdings nicht zu<br />

einem Patentverkauf zu bewegen, weshalb J. Medinger & Söhne beschlossen,<br />

1908<br />

die bisherige Gase-Produktion samt Werk um 120.000.- Kronen an die<br />

zu verkaufen und sich mit ca. 25 % daran zu beteiligen und die Produktion sowohl am Standort<br />

Gumpoldskirchen, als auch Wien XIII., Lützowgasse 1, zu belassen; die Einrichtungen der Farbholzmühle<br />

wurden nach Neufeld verlegt.<br />

Details dazu siehe Beitrag im Almanach „Von Medinger zu Messer“<br />

http://www.althofen.at/AvW_Museum/Seiten_d/geschichte_chemie.html


20<br />

Ab diesem Zeitpunkt trennen sich de facto die Wege, , wobei in diesem Beitrag in der Folge ausschließlich auf<br />

die Geschehnisse der Firma<br />

Es traten neuerlich Absatzprobleme auf; das Werk beschäftigte unter der Leitung von Franz Jüngst dennoch<br />

120 Arbeiter. Die Chronik vermerkt auch noch einen Streik wegen 2 entlassener Arbeiter, wobei eine amikale<br />

Lösung die Gemüter wieder beruhigte….<br />

In diesem sem Jahr gab es auch noch Ärger mit unrealistischen<br />

Steuervorschreibungen – ein Problem, das ebenfalls gelöst<br />

wurde.<br />

In diese Zeit fallen auch die Überlegungen, in Neufeld eine<br />

Hefe-Produktion Produktion einzurichten. Ob es allerdings je dazu<br />

gekommen ist, geht aus den en vorhandenen Unterlagen<br />

leider nicht hervor. Daneben: Planausschnitte Hefemagazin und<br />

Trockenturm 1908, Stadtarchiv Neufeld<br />

1909<br />

„J. Medinger & Söhne“<br />

in Wien und Neufeld a. d. Leitha<br />

eingegangen wird.<br />

Am 12. Februar stirbt Dr. Emil Medinger (geb. am 20. April<br />

1852 in Gumpoldskirchen) – die hauptverantwort<br />

hauptverantwortliche<br />

Geschäftsleitung geht auf seinen Bruder Eduard Medinge Medinger sen. über.<br />

1910<br />

Erst gegen Jahresende verbesserte sich die Ertragssituation bei Wein(stein)säure; in der Folge wurden<br />

weitere Investitionen geplant, wobei man sich beim Neubau von Lagerhallen auch ungarischer Firmen wie<br />

Staatz, und Pittel & Brausewetter Budapest bedient:


21<br />

1912<br />

Eine gute Zuckerrübenernte verhilft zu Absatz Absatz-Steigerungen<br />

bei schwefeliger Säure und Nebenprodukten – allerdings<br />

wurden mit Beginn des Balkankrieges ab Oktober die Exporte in die Balkan Balkan-Länder Länder komplett eingestellt.<br />

1913<br />

Nach mehrjähriger Planungsphase Inbetriebnahme der eigenen Salzsäure Salzsäure- und Glaubersalz Glaubersalz-Anlage unter<br />

Gewährung steuerlicher Begünstigung.<br />

1914<br />

endete ndete ein seit 1908 schwelender Rechtsstreit mit dem<br />

Komitat Sopron wegen Nichteinhaltung der<br />

Abwasservorschriften mit der Zahlung von 830 Kronen.<br />

Dabei ging es nicht um die für das Unternehmen geringe<br />

Summe, sondern um die fachliche he Auseinandersetzung<br />

zwischen industriellen und beamteten Chemikern: Es ist<br />

alles schon einmal dagewesen….<br />

Die folgenden Kriegsjahre wurden dank konstanter<br />

Belieferung der heimischen Industrie trotz Wegfall<br />

wichtiger er Importgüter und Exportmärkte von J. Medinger<br />

& Söhne ziemlich problemlos bewerkstelligt.


22<br />

Diese Fliegeraufnahme aus 1917 zeigt im mittleren Bildausschnitt die Fabrik J. Medinger & Söhne, gegenüberdie Jutefabrik (Sammlung:<br />

Wirtschaftskammer Burgenland – Repro: M. Wölfle,Eisenstadt)<br />

Während des I. Weltkrieges wurden bei<br />

J. Medinger & Söhne<br />

so wie auch bei der „Ersten Ungarischen<br />

Jutefabrik Neufeld“ – etliche<br />

Kriegsgefangene beschäftigt.<br />

Im nebenstehenden Schreiben ging es um<br />

eine notwendige erhöhte Brotmehl-<br />

Zuteilung.<br />

Aus : Albert G. Absenger: Chronik III Neufeld,<br />

Kriegsgefangene: Seite 88


23<br />

1918<br />

Nach verlorenem Weltkrieg war der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie eine wahre<br />

Katastrophe; plötzlicher Verlust der wichtigsten Export-Märkte und Import-Quellen brachten die Fabrik<br />

kurzfristig beinahe zum Stillstand.<br />

So mutet die untenstehende Betriebs-Bilanz der Ammoniak-Abteilung für das Jahr 1918 schon wie eine<br />

Abschluss-Bilanz eines untergegangenen Weltreiches aus. Es war die letzte Abteilungs-Bilanz in der k.u.k.-<br />

Zeit…


24<br />

1919<br />

Weist der Industrie Compass für 1919 auf Seite 313 für das Werk Neufeld 80 – 100 Arbeiter und<br />

Kraftmaschinen mit 100 HP aus.<br />

Unter den bisher bekannten Erzeugungsprodukten findet man u. a. Düngergips, Düngerkalk, Hexatol,<br />

Entfärbungskohlen, Appretur-Stärke….<br />

….aber auch nach verlorenem Weltkrieg war der Behördendrang ungebrochen:<br />

Zwei Rechtsbescheide betreffend Auflagen zur Errichtung einer Stützmauer an der Leitha aus dem Jahre 1920<br />

Markantestes Ereignis des Jahres 1920 war der Firmeneintritt des Ing. Dr. Robert Medinger (8.7.1887 –<br />

1.11.1957) zweitältester Sohn des Dr. Emil Medinger sen. deren Leitung er dann 1932 nach dem Tod von KR<br />

Eduard Medinger übernahm und dann bis zu seinem Tod 1957 innehatte.


25<br />

In der Wirtschaft bekleidete KR Dr. Medinger eine Reihe wichtiger<br />

Fun Funktionen wie u.a. die des Vize-Präsidenten Präsidenten der Wirtschaftskammer<br />

Burgenland.<br />

linkes Bild zeigt den begeisterten Flieger als Rittmeister der k. u. k. Luftwaffe (Sammlung: D.<br />

Rausch Rausch-Medinger, Wien Repro: M. Wölfle, Eisenstadt)<br />

An dieser Stelle soll auch auf KR Eduard Medinger (1848 – 1932) hingewiesen<br />

werden, der über viele Jahre bis zu seinem Tod 1932 an der Spitze des<br />

Unternehmens stand: er wurde u. a. zum Generalrat in die Österreichisch –<br />

Ungarische National National-Bank , der Vorläuferin uferin der Österreichischen<br />

Nationalbank berufen:<br />

Der 10-Kronenschein Kronenschein mit Ausgabetag 2. Jänner 1922 trägt die Unterschrift von Eduard Medinger<br />

1923<br />

Die Wirtschaft kommt wieder in<br />

Schwung:<br />

J. Medinger & Söhne kaufen von den<br />

Ebenseer Solvay-Werken<br />

10000 kg<br />

Doppelt kohlensaures Natron<br />

Siehe auch Almanach-Beitrag<br />

SOLVAY-WERKE


26<br />

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Firma J. Medinger & Söhne nicht das einzige Chemie Chemie-Unternehmen in<br />

Neufeld/Leitha war: Die Chemische Produkten Produkten- und Zündkapselfabrik Viktor Alder Alder,<br />

gegründet 26.1.1875 in Wien (gelöscht am 7.4.1983) war einer der größten Munitions Munitions- und Sprengstoff-<br />

Aufgrund der Produkt-Paletten Paletten beider Firmen darf mit Sicherheit angenommen werden, dass J. Medinger &<br />

Söhne die Fa. Viktor Alder z. B. mit div. Chemie Chemie-Rohstoffen beliefert hat.<br />

Briefkopf: iefkopf: Bezirksmuseum Wien Wien-Favoriten, Wien X., Eintragung Industrie Compass 1924/25 Seite 927<br />

als Firmeninhaber sind genannt:<br />

Eduard Medinger, Eduard Medinger jun., Dr. Paul Medin Medinger, ger, Ing. Dr. Robert Medinger<br />

Ender der 20-er-Jahre<br />

Foto aus Wiener Handelsblatt<br />

Hersteller der Monarchie, gleichzeitig aber ein durchaus<br />

ebenbürtiger Hersteller und Händler von Spezial Spezial-<br />

Chemikalien. Ein diesbezüglicher Beitrag für den Almanach<br />

ist in Vorbereitung. Das Werk in NNeufeld<br />

wurde 1908<br />

gegründet.<br />

Industrie Compass 1924/25 Seite 953<br />

no. 240 vom 19. Oktober 1927


27<br />

Aus der untenstehenden Werbung ist das wohlsortierte Produktions- und Handelsprogramm ersichtlich<br />

Weiters wird als Zweigbetrieb jener in Papa, Ungarn, auf halbem Weg nach Budapest gelegen, angeführt<br />

Die Destinationen der Transitlager reicht von Wien über Triest, Bologna, Budapest, Osijek, Oradea-Mare,<br />

Bucarest<br />

Vertretungen finden sich in allen Landeshauptstädten Österreichs und darüberhinaus in Ungarn, Polen,<br />

Ukraine, Rumänien, Tschechien, Kroatien, Serbien, Makedonien, Griechenland, Türkei, Israel, Argentinien –<br />

man war wahrlich im Weltmarkt präsent….<br />

Werbung der Firma J. Medinger & Söhne im<br />

Branchenverzeichnis 1928<br />

Industrie Compass 1930 Seite 774 und Seite 790<br />

Der Mitarbeiterstand in Neufeld beträgt ca. 200 und jener in der Zentrale Wien IV., um die 50


28<br />

Zeiten der Wirtschaftskrise<br />

die auch die Firma J. Medinger & Söhne nicht verschont hat:<br />

Industrie Compass 1935 Seite 760 und 774<br />

Die Mitarbeiter-Zahl ist drastisch gesunken, die Produktion von Weinsteinsäure dürfte weggefallen sein aber<br />

dafür „Frigidin“ für die Kühlhausindustrie neu ins Programm genommen, die Firmenzentrale in den billigeren<br />

2. Bezirk, Blumauergasse 6, gewechselt<br />

Kriegsjahre 1939 - 1945<br />

Industrie Compass 1940/41 Seiten 714 + 715<br />

Als Inhaber scheinen nur mehr Eduard Medinger und Ing. Dr. Robert Medinger auf<br />

Gegen Kriegsende wurde das Werk Neufeld fast zur Gänze zerstört<br />

Nachkriegszeit und Wiederaufbau<br />

Mit dem Beseitigen der beträchtlichen Kriegsschäden beginnt ein stetiger Wiederaufbau: Produktions- und<br />

Verwaltungsgebäude werden neu errichtet und in die Produktionsanlagen investiert.<br />

Man spezialisiert sich auf die Herstellung von Fluor-Kohlen-Wasserstoffen, die in der Kühl-Industrie, für<br />

chemische Reinigungszwecke aber auch als Treibmittel für div. in Spraydosen abgefüllte Chemie-Produkte<br />

stark steigenden Absatz fanden.


29<br />

Siehe dazu u. a. den Almanach-Beitrag Beitrag „80 JAHRE SPRAYDOSE“ von Mathias Ibel, IG Aerosole, FFkft/Main<br />

http://www.althofen.at/AvW_Museum/Seiten_d/geschichte_chemie.html<br />

Das Unternehmen firmiert lt. Industrie Compass 1947/48 Seite 1646 unter der Adresse A. Schauflergasse 2,<br />

1010 Wien.<br />

Neue Adresse: : Seilerstätte 13, 1010 Wien – das Produktionsprogramm weist neben den bisherigen<br />

Chemikalien auch noch Chlormethyl und nicht näher aufgeführte „Schwerchemikalien“ auf – als Hausbanken<br />

vertraut traut man auf die ÖLB (Österr. Länderbank) und die CA (Creditanstalt<br />

(Creditanstalt).<br />

Mit dem Tod von Ing. Dr. Robert Medinger ergeb ergeben en sich größere Veränderungen in der Geschäftsleitung:<br />

Als Inhaber sind Hans Medinger (Sohn des Eduard Medinger jun.), Maria Margaretha Medinger und<br />

Dorothea Rausch-Medinger Medinger (Adoptiv (Adoptiv-Tochter des Ing. Dr. Robert Medinger, und Enkelin des Dr. Emil<br />

Medinger) im Industrie Compass 1960 Seite 1589 eingetragen. Prokurist ist Ing. Gustav Rausch Rausch-Medinger, der<br />

Ehegatte von Dorothea Rausch-Medinger. Medinger.<br />

Neben den bekannten Spezialitäten sind auch „Betriebsmittel für Kühlanlagen“, im Handelsprogramm<br />

Hartschaum-Isolierplatten Isolierplatten „Corblanit“ zu finden – eine wichtige Ergänzung im Bereich industieller<br />

Kühlanlagen bzw. Kühlhäuser.<br />

Übernahme des Unternehmens durch Dipl. Ing. Dr. Werner Frantsits, und Einbringung bringung in einen neuen<br />

Firmenverbund bestehend aus den Firmen Medinger GmbH, Sanochemia AG und Alvetra & Werft AG.<br />

Neben dem ursprünglichen Schwerpunkt, der Produktion und dem Handel von Chemikalien versteht sich die<br />

Firma J. Medinger & Söhne heute in diesem Firme Firmenverbund nverbund als technischer Servicedienstleister, d.h.<br />

verantwortlich für Infrastruktur, Ausbaumaßnahmen und Instandhaltung maßgeblich an der weitere<br />

Entwicklung des Standortes Neufeld beteiligt.<br />

Mit 1.1.<br />

1947/48<br />

1952<br />

1957 – 1960<br />

1978<br />

1983<br />

Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft, als Prokuristin und Komplementärin ärin zeichnet Eveline Frantsits<br />

sowie als Prokurist Anton Dallos.<br />

Die bisherige Geschäftsanschrift Boltzmanngasse 11, 1090 Wien wird auf Landeggerstrasse 7, 2491 Neufeld<br />

an der Leitha geändert.<br />

Aus der Festschrift „100 Jahre Medinger“ nger“ vom 6. November 1984


30<br />

Zu dieser Zeit sind im Werk Neufeld/Leitha 40 Mitarbeiter auf einem Areal von ca. 45.000 m² beschäftigt, die<br />

zum Jahresumsatz von öS 50,000.000,- beitragen.<br />

1986<br />

wurden ein neues Arzneimittelwerk und ein Forschungslaboratorium errichtet, in denen in den folgenden<br />

Jahren bahnbrechende Produkte (AIDS-Test, Alzheimer-Medikamente, Röngtenkontrastmittel) entwickelt<br />

wurden, die von hier aus in die ganze Welt exportiert werden.<br />

1996 – 2006<br />

erfolgen weitere millionenschwere Investitionen in modernste Produktionsanlagen für innovative<br />

Arzneimittel, sodass der Firmenverbund mit weltweit ca. 230 Mitarbeitern und knapp 40 Mio. Euro Umsatz<br />

zu einem der Leitbetriebe des Burgenlandes zählt.<br />

Quellen:<br />

Archiv Fa. J. Medinger & Söhne, Neufeld<br />

Industrie Compass 1919, 1924/25, 1935, 1940, 1947/48, 1952, 1960,<br />

Branchenverzeichnis 1928<br />

Österreichisches Patentamt, Wien XX.,<br />

Hans Hahnenkamp: Die burgenländische Industrie 2.Teil (1885 – 1921) S. 246 – 256, 1995<br />

Johann Hagenauer: 850 Jahre Gumpoldskirchen, Gumpoldskirchen 1990<br />

Helga Mari Wolf -Austria Forum , Wien<br />

Archiv Victor Alder - Dipl. Ing. Alfred Edlinger<br />

Albert G. Absenger – 350 Jahre Neufeld 2002<br />

Albert G. Absenger – Chronik III Neufeld 2007<br />

Elisabeth Schmid - Eintragungen Handelsgericht Wien, Wien III.,<br />

Walter Sturm-Bezirksmuseum Wien-Favoriten, Wien X.,<br />

Werner Kohl: Geschichte der Chemischen Industrie Österreichs 1914-2004 – Österr. Sauerstoffwerke<br />

http://www.althofen.at/AvW_Museum/Seiten_d/geschichte_chemie.html


31<br />

Am Zustandekommen dieses Beitrages gebührt folgenden Personen der besondere Dank des Autors:<br />

Elisabeth Schmid – Handelsgericht Wien<br />

Angelika Zsanko – Sanochemia, Neufeld<br />

Christine Nakovits – Neufeld<br />

Dr. Helga Mari Wolf, Wien<br />

Dr. Ingrid Weidinger, Wiener Neustadt<br />

Prof. DDr. Albert Gernot Absenger – Direktor Stadtarchiv Neufeld<br />

Dir. KR Anton Dallos – Sanochemia, Neufeld<br />

Dr. Johann Hagenauer, Gumpoldskirchen<br />

Mag. Michael Hess – Bgld. Landesbibliothek Eisenstadt<br />

Lukas Ivan – Stadtarchiv Neufeld<br />

Werner Kohl<br />

werner.kohl1@tele2.at<br />

Projektmanager<br />

Auer von Welsbach–Forschungsinstitut, <strong>Althofen</strong><br />

Handschrifltiche Genealogie für Johann Hagenauer des in der Zwischenzeit verstorbenen Ing. Hans Medinger<br />

Wien im November 2010

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