28.02.2013 Aufrufe

In uns allen ist Tatendrang - Diakonisches Werk Traunstein

In uns allen ist Tatendrang - Diakonisches Werk Traunstein

In uns allen ist Tatendrang - Diakonisches Werk Traunstein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2 18 Kapitelthema Fachbereich Sozialpsychiatrie<br />

Seitenthema<br />

Josef Ramstetter<br />

Fachbereichsleiter<br />

Fachbereich Sozialpsychiatrie<br />

Die individuelle Lebenslage und den Sozialraum im Fokus<br />

Wenn wir Zugang zu <strong>uns</strong>erem <strong>Tatendrang</strong> haben und <strong>uns</strong> selber<br />

als wirksam erleben, fühlen wir eine wichtige Ressource für<br />

<strong>uns</strong>er seelisches Wohlbefinden.<br />

Wie erlebt ein Mensch in depressiven Phasen seinen <strong>Tatendrang</strong>,<br />

wenn er voller innerer Unruhe gleichzeitig wie gelähmt<br />

<strong>ist</strong>? Wie empfindet ein Mensch mit Zwangsstörungen seinen<br />

<strong>Tatendrang</strong>, wenn er kaum seine Wohnung verlassen kann, weil<br />

er sich wieder und wieder die Hände waschen muss? Welchen<br />

<strong>Tatendrang</strong> verspürt ein Mensch in einer psychotischen Phase,<br />

wenn er in seiner Gewissheit von fremden Mächten verfolgt wird<br />

und sich auf atemloser Flucht befindet? Wie beurteilt ein<br />

Mensch in der Erstarrung einer Angst- und Panikattacke seinen<br />

<strong>Tatendrang</strong>?<br />

Kennen auch Sie Phasen oder Situationen in Ihrem Leben, in<br />

denen Sie Ihren eigenen <strong>Tatendrang</strong> für verloren gehalten<br />

haben? Und wie haben Sie schließlich wieder Zugang zu Ihrer<br />

Kraft gefunden?<br />

Wie erlebt ein Mitarbeiter oder Kollege seinen <strong>Tatendrang</strong>, wenn<br />

er nach Jahren kraftvollen Engagements in sich nur noch<br />

Erschöpfung, Müdigkeit, Entmutigung und Überdruss wahrnimmt?<br />

Wie viel ungeheuchelte Solidarität und Wertschätzung<br />

erfährt er dann in der Unternehmenskultur?<br />

<strong>In</strong> <strong>allen</strong> psychosozialen Beratungen und Begleitungen oder in<br />

<strong>uns</strong>eren Arbeitsprojekten werden wir zu Verbündeten der oft<br />

verschütteten Lebensressourcen. Mit jedem Betroffenen<br />

begeben wir <strong>uns</strong> auf eine Reise zu den Möglichkeiten, die eigene<br />

Wirksamkeit bei sich und im Spiegel sozialer <strong>In</strong>teraktion neu zu<br />

entdecken und real zu erfahren.<br />

Für das Wachstum und die Stabilisierung von Gesundheit<br />

gestalten wir Alltagserfahrungen und „gießen“ dabei folgende<br />

drei „Heilpflanzen“ (vgl. – Antonovsky – Salutogenese):<br />

1. Die Verstehbarkeit – ich verstehe dem Grunde nach, was in<br />

mir und um mich herum los <strong>ist</strong> und bin den Dingen nicht<br />

ohnmächtig ausgeliefert.<br />

2. Die Handhabbarkeit – im Großen und Ganzen habe ich die<br />

Mittel und Wege, um meine Aufgaben zu bewältigen.<br />

3. Die Sinnhaftigkeit – es gibt Bereiche und Menschen in mei-<br />

nem Leben, die mir wichtig sind und für die sich meine An-<br />

strengung lohnt.<br />

Vom Ge<strong>ist</strong> der wechselseitigen Selbstwirksamkeit und des<br />

dialogischen Lernens – wir nennen sie auch Win-Win-Situationen<br />

– sind alle <strong>uns</strong>ere Projekte der neueren Generation<br />

geprägt.<br />

Menschen, die zu ihrem <strong>Tatendrang</strong> wieder Zugang gefunden<br />

haben, scheinen selber zu einem ansteckenden Gesundheitsfaktor<br />

zu werden.<br />

Frau M. wagte vor drei Jahren erste Schritte ins Tageszentrum,<br />

ließ sich dann auf die Mitarbeit im Zuverdienstprojekt ein und<br />

wurde vor Kurzem von <strong>uns</strong>erem <strong>In</strong>dustriekunden als feste<br />

Mitarbeiterin abgeworben.<br />

Herr L. machte sein Hobby zum Beruf: vom Schauspiel im<br />

integrativen Theaterprojekt zum Job im Landestheater.<br />

Psychiatrieerfahrene werden zu Lehrenden im Schulprojekt<br />

„Lernpaket psychische Gesundheit“.<br />

Die jahrzehntelange Heimbewohnerin Frau S. aus M. wird im<br />

Stützpunkt Wohnen zur ganz normalen Nachbarin am Neuöttinger<br />

Stadtplatz.<br />

Acht junge Klienten tauschen regelmäßig ihre Konsumorientierung<br />

gegen den Klettergurt aus.<br />

Herr E. will nicht länger Klient sein. Er kauft jetzt über das<br />

persönliche Budget als Auftraggeber die nötige Ass<strong>ist</strong>enzle<strong>ist</strong>ung<br />

bei <strong>uns</strong> ein.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!