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volker mehl<br />
Ayurveda, was ist das eigentlich?<br />
Mal ehrlich: Wer weiß genau, was Ayurveda ist? Irgend so etwas Esoterisches? Eine Form der<br />
indischen Küche? So etwas wie Yoga? Eine Teesorte? Eine Art Heilkunde? Wer so weit denkt, ist<br />
ansatzweise auf der richtigen Spur, aber die KoK-Redaktion wollte es genau wissen und besuchte<br />
deshalb den Ayurveda-Koch Volker Mehl in Wuppertal zu einem Interview-Menü.<br />
Im Herbst erschien „Koch dich glücklich mit Ayurveda“,<br />
das erste Kochbuch des tätowierten Küchenphilosophen,<br />
dessen Speisen zwar nicht alle rein vegan sind,<br />
denn prinzipiell gehören auch das Butterfett Ghee und<br />
Honig sowie unter Umständen auch Fleisch und Fisch<br />
zu dieser Küche, aber da sich diese Zutaten durchaus<br />
pflanzlich ersetzen lassen, waren wir gespannt,<br />
was Volker uns Interessantes zum Thema Ernährung<br />
erzählen würde. Und keine Sorge, zwar klingt das bisweilen<br />
recht spirituell, aber ein Lesen bis zum Schluss<br />
lohnt sich, denn wenn man ehrlich ist, stellt man eine<br />
Menge Parallelen zur Gedankenwelt selbst atheistischer<br />
Tierschützer und Antispeziesisten fest. Und auch<br />
wenn man die Ideen und den Überbau nicht im Detail<br />
nachvollziehen kann oder will, bleibt unterm Strich<br />
doch die Erkenntnis, dass der saloppe Spruch „Du bist,<br />
was du isst“, jahrtausendealte Ursprünge hat.<br />
Volker, was von meinen Vorurteilen bezüglich Ayurveda<br />
ist wahr, von wegen „Indien“ und „Esoterik“?<br />
Wer den Begriff hört, denkt tatsächlich in diese Richtung,<br />
ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Der geografische<br />
wie historische Ursprung von Ayurveda liegt<br />
in Indien. Ayurveda ist eine Erfahrungswissenschaft, in<br />
direkter Übersetzung heißt es „Das Wissen vom Leben“,<br />
wobei „Das Wissen von Lebenszusammenhängen“ es noch<br />
Foto: Nela König<br />
besser trifft. Ayurveda ist keine Religion im eigentlichen<br />
Sinne, sondern es ist eine Erfahrungswissenschaft, bei<br />
deren Verstehen es durchaus hilft, wenn du siehst, dass die<br />
Sonne nicht nur für dich alleine aufgeht, dass man eingebettet<br />
ist in ein größeres Gesamtsystem. Und natürlich gelten<br />
alle Gesetzmäßigkeiten von Sonne, Mond und Jahreszeiten<br />
für jeden. Es geht darum, ein Gefühl für ein Großes,<br />
Ganzes zu entwickeln.<br />
Und dazu gehört auch die Ernährung.<br />
Die Ernährung betreffend geht es bei Ayurveda darum,<br />
dass man angepasst an Lebensabschnitte lebt, an Tageszeiten<br />
genau wie an Jahreszeiten. Im Sommer sind die Bedingungen<br />
andere als im Winter, da ist man anders drauf, dessen<br />
muss man sich bewusst sein. Das Werden und Vergehen<br />
im Laufe des Jahres entspricht dem menschlichen<br />
Leben, wir kommen irgendwoher und gehen irgendwohin.<br />
Dieser Prozess spiegelt sich auch in der ayurvedischen<br />
Küche wider. Dieses Wissen haben nicht die Inder für sich<br />
gepachtet, das ist universell, so wie die Sonne nicht nur für<br />
die Inder aufgeht. Wir alle haben den gleichen Ursprung<br />
und werden wieder vergehen, das gilt für jeden Menschen.<br />
Eine Religion ist Ayurveda nicht, eine Wissenschaft<br />
auch nicht – also eine Philosophie?<br />
Es ist eine Mischung aus diesen drei Elementen, wobei der