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Hof vorm Deich<br />
Der Hof in den Vier- und Marschlanden vor<br />
den Toren Hamburgs möchte Städter und<br />
Landvolk wieder zusammenbringen, um so<br />
die existenzgefährdeten regionalen Höfe zu<br />
retten. Jeder mit einer Idee ist willkommen,<br />
kann auf den Feldern und im Gewächshaus<br />
anbauen, wonach ihm beliebt, ein Baumhaus<br />
errichten oder sich mit Bienen befassen. Die<br />
Städter werden mit Aktionstagen gelockt. „Garantiert<br />
unkontrolliert“ lautet das Motto für<br />
das Gemüse, das unabhängig von Saatgutanbietern<br />
und ohne künstliche Düngemittel angebaut<br />
wird. Alles ökologisch natürlich, das<br />
ist deutlich zu sehen: nicht am Bio-Siegel, aber<br />
keines der Exemplare gleicht dem anderen.<br />
www.hofvormdeich.de<br />
Seite 87<br />
Special<br />
Mehr dazu im<br />
neuen Heft 1 / 2013<br />
B<br />
========================<br />
„Hier ist<br />
alles bio!“<br />
Seite 92<br />
Special<br />
1 Liter Vollmich<br />
250 g Butter<br />
500 g Rispen-Tomaten<br />
500 ml Honig<br />
500 g Spaghetti<br />
250 g Hackfleisch<br />
500 g Schoko-Müsli<br />
1 Liter Apfelsaft<br />
150 g Käse (Gouda)<br />
6 Eier<br />
io gibt es überall. Beim Gemüsete, hier gibt es von Öko-Verbänden wie gleichbare Produkte von Aldi? Oder dass<br />
händler an der Ecke, beim Discoun- Demeter oder Naturland zertifizierte Le- EdekaBio insgesamt teurer ist als die<br />
ter oder in den überall entstehenbensmittel. Aber ein Einkauf kostet schnell Biomärkte? Fazit: Wer Bio kauft, weil er<br />
den Bio-Supermärkten. Da kann einem mal doppelt so viel wie bei Aldi.<br />
eine nachhaltige Produktion im Einklang<br />
schon mal schwindelig werden vor lauter Wir haben Preis und Qualität der Bio- mit Natur und Tier unterstützen will, soll-<br />
Bio-Siegeln und teilweise horrender Preis- Eigenmarken sechs verschiedener Superte in Bioläden kaufen. Denn allein das EUunterschiede.<br />
Klar, im Bio-Supermarkt, märkte verglichen. Das Ergebnis über- Siegel schützt nicht vor Massenprodukti-<br />
das kann sich jeder denken, bekommt der rascht. Wer hätte gedacht, dass Honig und on und Preisdiktat. Und so viel teurer muss<br />
Konsument die ökologisch besten Produk- Müsli bei Alnatura günstiger sind als ver- es gar nicht sein.<br />
Seite 93<br />
Special<br />
Es gibt etwa 1000 Artikel der Eigenmarke Die Eigenmarkte stammt vom deutschen<br />
Alnatura. Diese Produkte sind meistens Bio-Großhändler Dennree. Es gibt 11 000<br />
die günstigsten im Sortiment. Sie sind Produkte, die in vielen Fällen zusätzlich<br />
„nur“ nach den Richtlinien der EU zerti- zum EU-Siegel von Naturland, Bioland<br />
fiziert. Alnatura gibt jedoch an, dass alle oder dem Demeterverband gekennzeich-<br />
Zutaten zu hundert Prozent aus ökologinet sind. Zudem legt Denn’s Wert auf Bioschem<br />
Anbau stammen. Die EU-Öko- Erzeugnisse aus der Region und unter-<br />
Verordnung schreibt lediglich 95 Prozent stützt die Erzeuger: Jeder Milchbauer<br />
vor. Der Anteil der Alnatura-Produkte im bekommt durchschnittlich pro Liter fast<br />
Gesamtsortiment liegt um die 20 Prozent. 10 Cent mehr als bei Biomilch üblich.<br />
Aktuell bietet Rewe unter seiner Eigenmarke<br />
425 Produkte an, etwa 30 mehr als<br />
noch 2011. Der Bio-Anteil am Gesamtumsatz<br />
des Supermarkts bewegt sich im kleineren<br />
einstelligen Prozentbereich. Bei Obst<br />
und Gemüse sind etwa 15 Prozent öko. Die<br />
hauseigene Bio-Marke trägt das EU-Siegel<br />
und zum Teil das Naturland-Logo. Im Sortiment<br />
finden sich zusätzlich einige wenige<br />
Bio-Produkte anderer Hersteller.<br />
GutBio richtet sich nach den Mindeststandards<br />
der EU, die aber 47 Zusatzstoffe bei<br />
der Verarbeitung sowie gleichzeitige ökologische<br />
und konventionelle Landwirtschaft<br />
auf einem Hof erlauben. Auffällig:<br />
Die Verpackungen sind fast immer sehr<br />
viel größer als nötig. Bio ist hier genauso<br />
Massenware wie die konventionellen Lebensmittel.<br />
Insbesondere Hackfleisch kann<br />
Aldi sehr viel günstiger anbieten.<br />
Das Bio-Angebot variiert von Standort zu<br />
Standort. Die Eigenmarke mit dem EU-<br />
Siegel umfasst 220 Artikel, zusätzlich gibt<br />
es Produkte anderer Bio-Hersteller, die<br />
zum Teil sehr teuer sind (Apfelsaft für 3,29<br />
Euro). Die Auswahl soll vergrößert werden,<br />
da sich das Bio-Segment als „äußerst<br />
wachstumsstark“ erwiesen hat. Generell<br />
setzt Edeka auf „Genuss“ beim Verbraucher<br />
und richtet die Produkte danach aus.<br />
BioTrend ist mit dem deutschen und dem<br />
EU-Siegel gekennzeichnet (gleiche Anforderungen).<br />
Das Sortiment wird saisonal<br />
und regional ergänzt, wie Lidl angibt. Bio<br />
ist hier Massenware – aber nicht immer<br />
günstiger. Bio-Spaghetti sind teurer als bei<br />
Alnatura, Apfelsaft kostet genauso viel. Zudem<br />
ist die Auswahl weniger vielfältig: Bio-<br />
Müsli, -Tomaten und -Honig gibt's nicht<br />
(was den Gesamtpreis senkte).<br />
„Und das<br />
hat seinen<br />
Preis“<br />
Weiterführende<br />
Informationen<br />
In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-<br />
Stiftung und dem BUND stellt Le Monde<br />
Diplomatique einen Fleischatlas kostenlos<br />
zur Verfügung. Auf 48 Seiten finden sich<br />
viele interessante Fakten über Tiermedikamente,<br />
Auswirkungen des Fleischkonsums<br />
auf das Klima, den Regenwald und die<br />
lebenswichtige Ressource Wasser.<br />
www.monde-diplomatique.de/pdf/<br />
fleischatlas2013_WEB.pdf<br />
Um die Wurzeln der Branche geht es in<br />
dem Dokumentarfilm Bio-Pioniere<br />
erzählen. Sechs Menschen werden<br />
porträtiert, die schon vor Jahrzehnten<br />
biologische Landwirtschaft betrieben, zu<br />
einer Zeit, als ökologisch und Bio noch<br />
Fremdwörter waren. www.biopioniere.net<br />
Ob Gammelfleisch, BSE, Dioxin im Ei oder<br />
Ehec: Die Liste der Lebensmittelskandale<br />
ist lang. Jörg Zipprick hat ein Buch darüber<br />
geschrieben. In Die Supermarkt-Lüge zeigt<br />
er uns, wie Supermärkte in Zusammenarbeit<br />
mit der Lebensmittelindustrie den<br />
Kunden systematisch manipulieren.