s-bahn-ausbau statt transrapid! - Die Grünen/Bündnis 90 im ...
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DIE GRÜNE<br />
Nr. 84 Januar 2002<br />
Zeitung von B<strong>90</strong>/DIE GRÜNEN in München • Nachrichten aus Fraktion und Partei<br />
www.gruene-muenchen-stadtrat.de<br />
S-BAHN-AUSBAU<br />
STATT TRANSRAPID!<br />
Ein Bürgerbegehren kann der längst überfälligen S-Bahn-Revolution<br />
in München den Weg bereiten<br />
Verkehrspolitik verkehrt. Seit<br />
Jahren leiden Hunderttausende<br />
von Münchnerinnen<br />
unter den katastrophalen<br />
Missständen der S-Bahn. Was<br />
folgt daraus? Absolute Priorität<br />
für schnellstmögliche Investitionen<br />
zur Behebung<br />
dieser Missstände? Weit gefehlt.<br />
<strong>Die</strong> bayerische Staatsregierung will<br />
<strong>statt</strong> dessen be<strong>im</strong> Bund mehrere Milliarden<br />
DM für die Magnetschwebe<strong>bahn</strong><br />
Transrapid zwischen Münchner Haupt<strong>bahn</strong>hof<br />
und Flughafen locker machen.<br />
<strong>Die</strong> Münchner S-Bahn ist die Achillesferse<br />
eines ansonsten weitgehend vorbildlichen<br />
öffentlichen Nahverkehrsnetzes<br />
in München. Hoffnungslos überfüllte Züge <strong>im</strong> Berufsverkehr, Verspätungen,<br />
hohe Anfälligkeit für tech-<br />
Was drin ist<br />
nische Pannen, mangelnder Service -<br />
zu Recht beklagen sich die Münchner<br />
Seite<br />
Bevölkerung und sowie Pendler aus<br />
Obdachlosigkeit .....................3 dem Umland über die nach wie vor unhaltbaren<br />
Zustände. Viele haben<br />
Politik für Fußgänger...............5<br />
schlicht resigniert oder sind aus lauter<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> KandidatInnen.......8 Frust wieder aufs Auto umgestiegen.<br />
Denn vor allem <strong>im</strong> Umland bietet sich<br />
Mahnmal-Diskussion..............11<br />
nur die Alternative S-Bahn oder PKW.<br />
Handys und Masten................14<br />
Für die S-Bahn ist der Freistaat Bayern<br />
verantwortlich. Es ist schlicht skanda-<br />
So zeitgemäß wie ein Brauereipferd: Das Münchner S-Bahn-System<br />
lös, wenn dieselben Politiker die die<br />
Münchner S-Bahn jahrelang haben<br />
verrotten lassen - wie etwa der bayerische<br />
Staatsminister Otto Wiesheu<br />
(CSU) - jetzt mit aller Macht dem<br />
Prestigeobjekt Transrapid das Wort<br />
reden, von dem die überwiegende<br />
Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger<br />
nur dann profitiert, wenn sie mal zum<br />
Flughafen unterwegs ist.<br />
Mit einem Bruchteil der Gelder, die jetzt<br />
für den Transrapid bereit gestellt werden<br />
sollen, wäre die Münchner S-Bahn<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002
2<br />
mit einem Schlag alle Sorgen los.<br />
Und Verbesserungen für die<br />
700.000 S-Bahn-Benutzer pro Tag<br />
müssen Vorrang haben vor einem<br />
min<strong>im</strong>alen Zeitgewinn für ca.<br />
17.000 Airport-Nutzer.<br />
Mit einem Bruchteil der Transrapid<br />
-Gelder ließe sich <strong>im</strong> Übrigen<br />
aber auch für die Flughafen-<br />
Gäste eine Express-S-Bahn- verwirklichen<br />
- -- mit einer nur min<strong>im</strong>alen<br />
Zeitverzögerung gegenüber<br />
dem Transrapid.<br />
Nix wird<br />
geschenkt!<br />
<strong>Die</strong> Befürworter sagen: die 3 Milliarden<br />
DM für den Transrapid<br />
kosten München keinen Pfennig,<br />
weil die Gelder aus einem Förder-<br />
Topf des Bundes zur Verfügung<br />
gestellt werden. – Falsch! <strong>Die</strong> Mittel<br />
für den Transrapid sind kein Geschenk,<br />
sondern werden lediglich als zinsloses<br />
Darlehen vom Bund an den Freistaat<br />
Bayern ausgezahlt. Der Freistaat muss<br />
dann über 30 Jahre lang jeweils 100 Millionen<br />
DM an den Bund zurückzahlen.<br />
Es ist nicht , sich schwer auszumalen,<br />
wo dieses Geld zukünftig fehlen wird:<br />
vor allem bei Münchner S-Bahn!<br />
Leider streut hier nicht nur die CSU den<br />
Bürgerinnen und Bürgern Sand in die<br />
Augen – auch die Münchner SPD<br />
macht munter mit. In panischer Angst<br />
davor, <strong>im</strong> Kommunalwahlkampf von der<br />
CSU als wirtschafts- und technologiefeindlich<br />
gebrandmarkt zu werden, sagt<br />
auch Oberbürgermeister Christian Ude:<br />
Wenn es geschenkt ist, können wir es<br />
auch nehmen. Aber: es ist halt nichts<br />
geschenkt. Und selbst wenn der Transrapid<br />
nichtsdestotrotz ablehnen. Denn<br />
mit dem Transrapid würde in München<br />
eine völlig falsche verkehrpolitische<br />
Weichestellung vorgenommen.<br />
Bürgerbegehren<br />
als Retter in der Not<br />
München braucht keinen Transrapid.<br />
München und das Umland brauchen<br />
elementare Verbesserungen be<strong>im</strong> wichtigsten<br />
Verkehrssystem S-Bahn: die S-<br />
Bahn braucht schnellstmöglich eine<br />
zweite Stammstrecke, sie braucht den<br />
10 Minuten-Takt auf allen Strecken, und<br />
die Fahrgäste brauchen mehr Service<br />
am Bahnsteig und in den Zügen. Nicht<br />
zuletzt muss ein neues transparentes<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
TRANSRAPID<br />
Schöne Technik, die aber die Münchner Probleme nicht löst.<br />
Tarifsystem her.<br />
Schon viel zu lange wird geredet, diskutiert<br />
und verhandelt, aber nichts ist<br />
passiert. Deshalb wird zur Zeit in unserer<br />
Partei für ein Bürgerbegehren<br />
“S-Bahn—Ausbau <strong>statt</strong> Transrapid”<br />
mobilisiert. Wir wollen dem Freistaat<br />
Bayern jetzt endlich Beine machen. In<br />
diesem Bürgerbegehren soll die Frage<br />
der Ablehnung des Transrapids direkt<br />
mit der Forderung nach dem Ausbau<br />
der Münchner S-Bahn verknüpft werden.<br />
<strong>Die</strong> Münchnerinnen und Münchner<br />
sollen in einer dreigeteilten Fragestellung<br />
die Stadt auffordern, dass sie<br />
n gegenüber dem Freistaat Bayern<br />
und dem Bund darauf drängt, Investitionen<br />
<strong>im</strong> Bereich öffentlicher Verkehrsmittel<br />
<strong>im</strong> Großraum München <strong>statt</strong><br />
in das Projekt Transrapid vordringlich<br />
in Pogramme zur Modernisierung und<br />
Beschleunigung der Münchner S-Bahn<br />
zu tätigen?<br />
n bei der Verwirklichung von Planungen<br />
für die Magnetschwebe<strong>bahn</strong><br />
Transrapid von der Münchner Innenstadt<br />
zum Flughafen alle rechtlichen<br />
Mittel – insbesondere <strong>im</strong> Planfeststellungsverfahren<br />
– einlegt, um dieses<br />
Projekt zu verhindern,<br />
n gegenüber dem Freistaat Bayern<br />
auf die schnellstmögliche Realisierung<br />
einer Express-S-Bahn zum Flughafen<br />
drängt, mit der die Fahrzeit der S-<br />
Bahn von der Münchner Innenstadt<br />
zum Flughafen erheblich verkürzt werden<br />
kann.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir<br />
mit einem solchen Bürgerbegehren auf<br />
einen hohen Mobilisierungsgrad in der<br />
Münchner Bevölkerung stoßen. Vor<br />
allem <strong>im</strong> Winter, wo sich auch heuer wie<br />
all die Jahre davor Zehntausende Fahrgäste<br />
nahezu täglich am Bahnhof die<br />
Füße abfrieren, in der S-Bahn dann anderen<br />
Fahrgästen zwangsläufig auf den<br />
Füßen stehen, um dann schließlich<br />
trotz aller Qualen dennoch nicht pünktlich<br />
am Arbeitsplatz zu sein.<br />
Erfolg so gut<br />
wie garantiert!<br />
(c) 2001 Transrapid International<br />
Wir Grüne könnten durch einen<br />
Bürgerentscheid zum Thema S-Bahn/<br />
Transrapid das Thema Verkehrspolitik<br />
endlich positiv besetzen und mit großem<br />
Rückhalt in der Bevölkerung für<br />
unsere Ziele werben. Auf den Punkt gebracht:<br />
München braucht keine<br />
sündteuren verkehrspolitischen<br />
Prestigeprojekte, sondern eine S-Bahn-<br />
Revolution, die mit den unhaltbaren<br />
Zuständen endlich aufräumt. Schnelle<br />
und spürbare Verbesserungen der S-<br />
Bahn müssen absoluten Vorrang haben,<br />
wenn Bund oder Freistaat in München<br />
in öffentliche Verkehrsmittel investieren.<br />
Da ein Großteil der Münchnerinnen<br />
und Münchner nahezu täglich<br />
Opfer des S-Bahn-Chaos wird, sehe ich<br />
sehr gute Chancen für einen erfolgreichen<br />
Bürgerentscheid. 20.000 Unterschriften<br />
müssen dafür gesammelt werden.<br />
Fangen wir an!<br />
Hep Monatzeder
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
über die Presse hat Judith Schmalzl<br />
uns mitgeteilt, dass sie die Grüne<br />
Stadtratsfraktion nun doch verlassen<br />
und an der Spitze der „Sozialen<br />
Friedensinitiative“ (SoFi) für den<br />
Stadtrat kandidieren wird. <strong>Die</strong> direkte<br />
Auseinandersetzung in Gremien<br />
war nie ihre Stärke, eher das persönliche<br />
Gespräch, für das sie sich<br />
oft viel Zeit n<strong>im</strong>mt und das ihr auch<br />
in der Stadtverwaltung viele gute<br />
Kontakte eingebracht hat.<br />
<strong>Die</strong> Wahlplattform der Sofi kritisiert<br />
vor allem die Bundesregierung, das<br />
Programm für die Stadtpolitik<br />
umfasst hauptsächlich Forderungen,<br />
die auch <strong>im</strong> <strong>Grünen</strong> Wahlprogramm<br />
enthalten sind – nur nicht so<br />
konkret wie dort. Standort in der<br />
politischen Landschaft: irgendwie<br />
links von den <strong>Grünen</strong> und rechts von<br />
der PDS. Ob da genügend Wähler<br />
zu finden sind, die der SoFi zu den<br />
nötigen 1000 Unterschriften verhelfen,<br />
darf mit Fug und Recht bezweifelt<br />
werden. Fazit: Das Projekt macht<br />
inhaltlich und organisatorisch einen<br />
ziemlich schwachbrüstigen Eindruck.<br />
Durch den Austritt von StR Schmalzl<br />
verliert die Grüne Fraktion in einigen<br />
städtischen Ausschüssen einen<br />
Sitz. Doch das ist natürlich nicht<br />
alles. <strong>Die</strong> „Verlustliste“ des Rostocker<br />
Parteitages führt die Namen<br />
einiger langjähriger Aktiver auf: z.B.<br />
Markus Sippl, Kurt Haymann, Renate<br />
Binder, Barbara Gies, Reinhard<br />
Lisowski, <strong>Die</strong>mut Bengelmann, Gerd<br />
Aujezdsky, Günter Pangerl und Bernhard<br />
Hai-zinger. <strong>Die</strong> Partei hat mal<br />
wieder ein Stück ihrer Vielfalt eingebüßt.<br />
<strong>Die</strong> Grüne Mamba dankt <strong>im</strong> Namen<br />
der Herausgeber den Ausgetretenen<br />
für ihre zum Teil langjährige aktive<br />
Arbeit in der Partei. Da bisher niemand<br />
seinen Rückzug von der Stadtratskandidatenliste<br />
oder aus dem BA<br />
erklärt hat, hoffen wir, dass die Grüne<br />
Kommunalpolitik ihnen noch einen<br />
gewissen Rahmen für politisches<br />
Engagement bilden kann.<br />
Markus Viellvoye<br />
WOHNUNGSPOLITIK<br />
OBDACHLOSIGKEIT –<br />
WIE WEITER?<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung der Obdachlosigkeit<br />
in München ist alarmierend.<br />
Sozialreferent Graffe<br />
will von außerhalb kom-<br />
2<br />
mende Obdachlose nun so-<br />
gar abweisen – ein klarer<br />
Rechtsbruch.<br />
<strong>Die</strong> Fakten<br />
Derzeit, Stand Dezember 2001, haben<br />
die Landeshauptstadt München und<br />
die Obdachlosenverbände ca. 5200<br />
Personen in mittel- und langfristigen<br />
Unterbringungsmöglichkeiten und ca.<br />
2.700 Personen in Pensionen, gewerblichen<br />
Wohnhe<strong>im</strong>en und Notunterkünften<br />
untergebracht. Derzeit sind also ca.<br />
8000 Personen in München als Obdachlose<br />
registriert.<br />
<strong>Die</strong> in den mittel- und langfristigen<br />
Wohnformen untergebrachten Obdachlosen<br />
sind derzeit sicher nicht das<br />
größte zu bewältigende Problem der<br />
Landeshauptstadt München. <strong>Die</strong>se<br />
5200 Personen wohnen z. B. in den sanierten<br />
Notunterkünften der Landeshauptstadt<br />
München, <strong>im</strong> sog. “Verdichteten<br />
Wohnen”, in Einrichtungen der<br />
Obdachlosenhilfe etc.<br />
Dramatisch gestiegen ist seit dem September<br />
2000 die Zahl der in Pensionen,<br />
gewerblichen Wohnhe<strong>im</strong>en und neu<br />
errichteten Notunterkünften untergebrachten<br />
Obdachlosen. Während <strong>im</strong><br />
September 2000 ca. 1.300 Obdachlose<br />
in diesen notdürftigen Unterkünften<br />
untergebracht waren, sind es jetzt ca.<br />
2.600. Damit hat sich – auf Grundlage<br />
der gesamten Obdachlosenzahlen vom<br />
September 2000 – die Zahl der unterzubringenden<br />
Personen in München um<br />
ca. 20 % erhöht.<br />
<strong>Die</strong> Folgen: die Landeshauptstadt<br />
München hat auf Antrag des Sozialreferates<br />
einen Stab für außergewöhnliche<br />
Ereignisse (SAE) eingerichtet. In<br />
diesem Gremium sollen die Vertreter<br />
verschiedener beteiligter Referate und<br />
<strong>Die</strong>nststellen auf möglichst schnellem<br />
und unbürokratischem Weg die Errichtung<br />
bzw. Anmietung von Notunterkünften<br />
vorantreiben. Dem SAE ist es<br />
gelungen, von September 2000 bis<br />
Ende 2001 insgesamt 1.273 Bettplätze<br />
neu zu errichten, anzumieten oder durch<br />
Umbaumaßnahmen zu schaffen. Bis<br />
zum Sommer 2002 werden weitere 507<br />
Plätze dazukommen.<br />
Schon während der Jahre, in denen der<br />
Wohnungsmarkt in München entspannter<br />
war, wie in den Jahren 1998<br />
und 1999, gab das Sozialreferat jährlich<br />
ca. 60 Millionen Mark für die vorübergehende<br />
(!) Unterbringung von Obdachlosen<br />
aus. <strong>Die</strong>se Kosten werden<br />
<strong>im</strong> Jahr 2001 auf ca. 75 Millionen Mark<br />
hochschnellen. Tendenz steigend.<br />
Vor Ort in den Stadtteilen führt dies zu<br />
Abwehrreaktionen. Da die Stadt München<br />
sich genötigt sieht möglichst viele<br />
Obdachlose unterzubringen, entstehen<br />
Wohneinheiten zwischen 40 und<br />
160 Personen. <strong>Die</strong> Nachbarschaft befürchtet,<br />
daß durch die Massierung<br />
obdachloser Haushalte eine Veränderung<br />
des Stadtviertels <strong>statt</strong>findet, daß<br />
problematische Personen unterwegs<br />
sind und daß sie sich nicht mehr sicher<br />
fühlen können. <strong>Die</strong> Diskussionen und<br />
Abwehrbeschlüsse in fast allen Bezirksausschußsitzungen<br />
und in Bürgerversammlungen<br />
sprechen eine deutliche<br />
Sprache.<br />
Der Sozialreferent befindet sich also in<br />
einer Zwangslage: auf der einen Seite<br />
sind Notunterkünfte teuer und meist<br />
nur gegen den Widerstand der örtlichen<br />
Bevölkerung zu errichten – auf<br />
der anderen Seite melden sich täglich<br />
neue Obdachlose be<strong>im</strong> Wohnungs- und<br />
Flüchtlingsamt obdachlos.<br />
Um hier einen Befreiungsschlag zu landen<br />
hat Sozialreferent Graffe mit Wirkung<br />
vom 8. 11. 2001 eine <strong>Die</strong>nstanweisung<br />
erlassen, wonach Obdachlose,<br />
die von außerhalb Münchens kommen<br />
und nicht best<strong>im</strong>mte Härtefallklauseln<br />
(besondere Gefährdung, Zugehörigkeit<br />
zu best<strong>im</strong>mten Personengruppen<br />
wie Kontingentflüchtlinge<br />
etc.) erfüllen von seiten der Stadt nicht<br />
mehr untergebracht werden. <strong>Die</strong>se Regelung<br />
ist nach Ansicht der <strong>Grünen</strong> und<br />
auch der Obdachlosenzeitschrift BISS<br />
rechtswidrig. Rechtsanwältin Angelika<br />
Lex hat für einen Obdachlosen der Zeitschrift<br />
BISS in einem ersten Verfahren<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
3
4<br />
geklagt – und zur Drucklegung dieser<br />
MAMBA – in erster Instanz Recht bekommen:<br />
die Stadt muß unterbringen.<br />
<strong>Die</strong> Grüne Position<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>im</strong> Münchner Rathaus haben<br />
sich seit Jahren<br />
darum bemüht, einenParadigmenwechsel<br />
in der<br />
Obdachlosenpolitik<br />
Münchens einzuleiten.<br />
Seit Jahren haben<br />
wir gepredigt,<br />
daß eine langfristige<br />
Bekämpfung der<br />
Obdachlosigkeit<br />
nicht auf der Schiene<br />
“kurzfristige Unterbringung<br />
– langfristigeUnterbringung<br />
– Wohnraum”<br />
auf dem Münchner<br />
Wohnungsmarkt zu<br />
machen ist. Viele<br />
Jahre sind wir dafür<br />
eingetreten, daß die<br />
Stadt München<br />
selbst Wohnraum<br />
für Obdachlose errichtet<br />
und vorhält<br />
und sich nicht nur<br />
auf Pensionen und<br />
den freien Wohnungsmarkt<br />
verläßt.<br />
Gerade in Zeiten eines<br />
entspannteren Münchner Wohnungsmarktes<br />
wäre es unserer Ansicht<br />
nach möglich gewesen, kostengünstigen<br />
Wohnraum vorzuhalten und zu errichten.<br />
Alsich allerdings <strong>im</strong> Jahre 1998<br />
diesen Gedanken <strong>im</strong> Wohnungsamt<br />
vorgetragen habe, wurde ich dafür nur<br />
belächelt. Der Wohnungsmarkt sei<br />
doch so entspannt wie schon lange<br />
nicht mehr, es sei sogar möglich gewesen,<br />
Pensionsplätze abzubauen. Antizyklisches<br />
Verhalten war dem Wohnungsamt<br />
fremd.<br />
<strong>Die</strong>ser Fehleinschätzung erlagen übrigens<br />
auch alle anderen Parteien <strong>im</strong><br />
Münchner Rathaus sowie die<br />
Obdachlosenverbände.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> können mit Fug und Recht<br />
behaupten, die einzigen gewesen zu<br />
sein, die in den letzten Jahren eine konzeptionell<br />
andere Obdachlosenpolitik<br />
verlangt und vorangebracht haben. Ein<br />
halbes Dutzend entsprechender An-<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
WOHNUNGSPOLITIK<br />
träge zeugt hiervon.<br />
Als sich die Situation auf dem Münchner<br />
Wohnungsmarkt wieder anspannte<br />
– was irgendwann zu erwarten war -<br />
war der Katzenjammer in Verwaltung,<br />
Politik und Obdachlosenverbänden<br />
groß. In ersten Notmaßnahmen wurden<br />
Auch keine Lösung: <strong>Die</strong> Ein-Mann-Tonne<br />
Obdachlose und Flüchtlinge gemeinsam<br />
untergebracht, als nächste Notmaßnahme<br />
wurden Obdachlosenunterkünfte<br />
– wie bereits <strong>im</strong> Sommer<br />
2000 die Theodor-Kober-Straße<br />
beschlosen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> haben einerseits auf die<br />
Versäumnisse der Verwaltung in den<br />
letzten Jahren hingewiesen, andererseits<br />
aber auch deutlich gemacht, daß<br />
jetzt die Standards in der Obdachlosenarbeit<br />
nicht über Bord gehen dürfen.<br />
Wir konnten bereits <strong>im</strong> Sommer 2000<br />
durchsetzen, daß die neu zu errichtenden<br />
Unterkünfte sozialpädagogisch<br />
betreut werden und keine Wachdienste<br />
eingesetzt werden. Doch auch diese<br />
Mindeststandards sind gefährdet –<br />
so viele qualifizierte Sozialpädagogen<br />
und ErzieherInnen sind auf dem<br />
Münchner Arbeitsmarkt nur schwer zu<br />
bekommen.<br />
<strong>Die</strong> Notsituation hat aber dazu geführt,<br />
daß die Vorstellungen der <strong>Grünen</strong> <strong>im</strong><br />
Bereich der Unterbringung Obdachloser<br />
endlich Gehör fanden. Im<br />
Grundsatzbeschluß “Wohnen in München<br />
III” wurde <strong>im</strong> Frühjahr 2001 eine<br />
fast zehn Jahre alte Forderung der <strong>Grünen</strong><br />
beschlossen. Im Rahmen der geplanten<br />
– und bundesweit einmaligen<br />
– Bautätigkeit <strong>im</strong> Bereich<br />
des sozialen Wohnungsbaus<br />
wurde festgelegt, daß<br />
von den 1.800 jährlich zu errichtenden<br />
Wohnungen 150<br />
für obdachlose Haushalte in<br />
kleinteiligen Neubaumaßnahmen<br />
vorzuhalten sind.<br />
<strong>Die</strong>s bedeutet <strong>im</strong> auf zehn Jahre<br />
angelegten Programm den<br />
Bau von 1.500 Wohnungen<br />
für obdachlose Haushalte.<br />
<strong>Die</strong>s ist zumindest eine Perspektive<br />
für die Obdachlosenarbeit.<br />
Dennoch kommendie<br />
Maßnahmen zu spät, wenn<br />
man die Neubautätigkeit mit<br />
der aktuellen Entwicklung vergleicht.<br />
<strong>Die</strong>s wurde zuletzt auf<br />
der großen Fachtagung: “Entwicklung<br />
eines Gesamtplanes<br />
Obdachlosigkeit” in Tutzing<br />
<strong>im</strong> September diesen Jahres<br />
deutlich: <strong>Die</strong> ohnehin schon<br />
ehrgeizigen Zielvorstellungen<br />
von Wohnen in München III<br />
müssen nochmals beschleunigt<br />
und auch die interne<br />
Obdachlosenpolitik der Stadt<br />
der Stadt noch mehr opt<strong>im</strong>iert werden.<br />
<strong>Die</strong>s führte zu einem Antragsbündel<br />
von SPD und <strong>Grünen</strong>.<br />
Ziel ist es jetzt, die langfristigen Maßnahmen<br />
zusätzlich zur aktuellen Unterbringung<br />
spätestens 2003 anlaufen zu<br />
lassen.<br />
Dennoch kommt die Stadt um die Errichtung<br />
von Notunterkünften derzeit<br />
nicht herum. <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> haben bereits<br />
die Initiative ergriffen, damit von den<br />
jetzt ausgewählten Standorten diejenigen,<br />
die sich für langfristige, kleinteilige<br />
Baumaßnahmen nach den Kriterien<br />
vonWohnen in München III eignen<br />
vom Sozialreferat gleich weiter verwendet<br />
werden können für langfristige<br />
Wohnmaßnahmen.<br />
Wir haben es allerdings <strong>im</strong>mer abgelehnt,<br />
Obdachlosigkeit dadurch zubekämpfen,<br />
indem Obdachlose weggeschickt<br />
werden. Obdachlose müssen<br />
nach den einschlägigen Gesetzen von
einer Kommune am selben Tag untergebracht<br />
werden, um jegliche Gefahr für<br />
Leib und Leben von den Obdachlosen,<br />
die auf der Straße schlafen müßten, abzuwenden.<br />
Perspektive<br />
Auch wenn wir die Notlage des Sozialreferates<br />
überdeutlich sehen, gilt: die<br />
Obdachlosigkeit muß bekämpft werden<br />
und nicht die Obdachlosen. <strong>Die</strong> erste<br />
Gerichtsentscheidung gibt uns recht.<br />
<strong>Die</strong> jetzt errichteten Obdachlosenunterkünfte<br />
drohen zu Dauereinrichtungen<br />
zu werden, wenn es nicht gelingt,<br />
die Menschen dort wieder herauszuholen.<br />
In den städtischen Notunterkünften,<br />
die nach dem II. Weltkrieg<br />
errichtet wurden, wohnen einige Menschen<br />
bereits in der dritten Generation<br />
als Obdachlose. Das darf sich nicht<br />
fortsetzen. Doch das ist derzeit leichter<br />
gesagt als getan. <strong>Die</strong> meisten Menschen<br />
sind obdachlos, weil die<br />
Wohungsnot in München zun<strong>im</strong>mt. Ob-<br />
Das <strong>Bündnis</strong> für Ökologie war<br />
ein voller Erfolg. Zehn Leitprojekte<br />
wurden auf den Weg<br />
gebracht und mit der Verabschiedung<br />
des städtischen<br />
Haushaltes auch finanziell<br />
gesichert. Zehn? Nein, neun.<br />
Nachdem der Oberbürgermeister und<br />
sein Sprachrohr AZ einige kabarettistische<br />
Worte über das Projekt Fußgängerstadtplan<br />
verloren hatten, fand es<br />
die große Mehrheit <strong>im</strong> Stadtrat (gegen<br />
die <strong>Grünen</strong>) lächerlich und strich es aus<br />
dem Paket.<br />
Das politische Signal reicht weiter. Man<br />
riskiert, dass die Förderung des Fußgängerverkehrs<br />
insgesamt nicht ernst<br />
genommen wird. <strong>Die</strong> Fakten sprechen<br />
aber dafür, das Zufußgehen als Fortbewegungsart<br />
nicht weiter zu vernachlässigen.<br />
Schleichend geht der Anteil des<br />
Fußverkehrs an allen zurückgelegten<br />
VERKEHRSPOLITIK<br />
dachlosigkeit ist <strong>im</strong>mer vor allem<br />
ein Indikator für die Mangelsituation<br />
auf dem Wohnungsmarkt,<br />
der arme Menschen<br />
und untere Einkommensgruppen<br />
<strong>im</strong>mer weniger<br />
aufn<strong>im</strong>mt. Deshalb wird<br />
eine Besserung nur zu erreichen<br />
sein, wenn sich der<br />
Wohnungsmarkt entspannt.<br />
Aus diesem Grunde ist das<br />
Gesamtbauvolumen in Wohnen<br />
in München III auf jährlich<br />
7000 Wohnungen (hiervon<br />
1800 sozialer Wohnungsbau)<br />
hochgeschraubt worden.<br />
Gleichzeitig muß versucht<br />
werden die Firmen, die Arbeitskräfte<br />
nach München holen, dazu zu bewegen<br />
auch Wohnraum zu errichten.<br />
Es muß deutlich gemacht werden: die<br />
große Durststrecke dauert zunächst bis<br />
2003. Erst dann ist zu hoffen, daß die<br />
langfristigen Maßnahmen greifen. In<br />
dieser Zeit muß versucht werden, so<br />
FUSSGÄNGER AUF DEM<br />
ABSTELLGLEIS?<br />
Wegen zurück (von 31 % <strong>im</strong> Jahr 1976<br />
auf 22 % 1997). Dabei werden 26,2 %<br />
der Wege unter 3 km und die Hälfte aller<br />
Wege unter 5 km mit dem Auto zurückgelegt<br />
mit den bekannten negativen<br />
Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit<br />
und Stadtstruktur. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />
verstärkt sich selbst, da das<br />
Zufußgehen <strong>im</strong>mer weniger attraktiv<br />
wird je mehr Autoverkehr vorbeibraust<br />
und je mehr der öffentliche Raum auf<br />
die Bedürfnisse der anderen Verkehrsteilnehmer<br />
zugeschnitten wird.<br />
Wie kann es gehen?<br />
<strong>Die</strong> Förderung des Fußgängerverkehrs,<br />
die auch als Ziel <strong>im</strong> Entwurf des<br />
Verkehrsentwicklungsplanes formuliert<br />
ist, umfasst folgende Handlungsfelder:<br />
<strong>Die</strong> Wahl der Verkehrsmittel fängt <strong>im</strong><br />
Kopf an: gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />
ist nötig, um die Freude am Laufen wie-<br />
Seltene Einigkeit: Uschi und Sigi, Arm<br />
in Arm gegen die Obdachlosigkeit<br />
viele Menschen wie möglich auf dem<br />
allgemeinen Wohnungsmarkt unterzubringen<br />
und dann nach und nach die<br />
Unterkünfte die jetzt entstehen leerzumachen.<br />
Das ist der Weg. Vertreibung aber ist<br />
kein Weg.<br />
Siegfried Benker<br />
der zu entdecken und Gewohnheiten<br />
aufzugeben. Wer hätte vor 15-20 Jahren<br />
gedacht, dass das Rad als alltägliches<br />
Verkehrsmittel wieder so gefragt<br />
sein würde. Neben dem Ausbau der<br />
Infrastruktur ist dies v.a. dem Imagegewinn<br />
zu verdanken.<br />
<strong>Die</strong> Bedingungen für Fußgänger müssen<br />
flächendeckend und kleinräumig<br />
verbessert werden. Solche Maßnahmenbündel<br />
entziehen sich der großräumigen<br />
Verkehrs(entwicklungs)planung<br />
und sollten daher sinnvollerweise auf<br />
der Ebene der Stadtviertel bearbeitet<br />
werden. Wichtige Elemente sind:<br />
n die Verbesserung der subjektiven<br />
und objektiven Sicherheit,<br />
n die Schaffung von direkten<br />
Wegen, da Fußgänger sehr umwegeempfindlich<br />
sind, Verkehrsberuhigung,<br />
n ausreichend breite Wege,<br />
n die Verbesserungen von<br />
Straßenquerungen sowie<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
5
6<br />
n ·die Zugänglichkeit öffentlicher<br />
Verkehrsmittel.<br />
Fußgänger sind aufgrund ihrer Langsamkeit<br />
am anspruchsvollsten was das<br />
Umfeld betrifft. Daher kommt der Architektur,<br />
Grünaus<strong>statt</strong>ung und<br />
Aufenthaltsqualität von Plätzen und<br />
Straßen eine hohe Bedeutung zu. Förderung<br />
des Fußgängerverkehrs heißt<br />
auch Stadtbildpflege.<br />
<strong>Die</strong> Stadtplanung muss auf kurze Wege<br />
ausgerichtet sein, d.h. Mischung von<br />
Wohnen, Arbeit und Freizeitnutzung,<br />
relativ dichte Bebauung. und wohnortnahe<br />
Infrastruktur wie Läden, Schulen<br />
und Kindergärten.<br />
„Mit Psychologen das<br />
Laufen lernen“<br />
Das war aufgrund einiger Fachworte <strong>im</strong><br />
Soziologendeutsch alles, was in der<br />
Im Sommer diesen Jahres<br />
wurde die Kreuzung Ehrengut-/Dre<strong>im</strong>ühlenstraßeumgestaltet.<br />
Insgesamt 4 Jahre<br />
sind vergangen von der ersten<br />
Idee bis zur Realisierung.<br />
Am Anfang war eine<br />
Bürgerversammlung<br />
Wir GRÜNE <strong>im</strong> und um den BA waren<br />
uns einig: <strong>Die</strong> Kreuzung Ehrengut-/<br />
Dre<strong>im</strong>ühlenstraße, der Mittelpunkt des<br />
Dre<strong>im</strong>ühlenviertels, war unschön und<br />
trotz Ampel für Kinder gefährlich. Angesichts<br />
der kommunalen Geldnot stellte<br />
ich <strong>im</strong> November 1997 auf der Bürgerversammlung<br />
(damals war ich noch<br />
nicht <strong>im</strong> BA) einen Antrag für eine kostengünstige<br />
Maßnahme: Ich forderte<br />
einen Mittelbaum mitten auf der Kreuzung,<br />
der das Viertel begrünen und den<br />
“optischen Durchschuss”, der zu überhöhten<br />
Geschwindigkeiten führt, mildern<br />
sollte. So etwas gibt es andernorts,<br />
aber der BA-Vorsitzende sprach<br />
dagegen und die Mehrheit der Bürger-<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
PLATZVERSCHÖNERUNG<br />
Öffentlichkeit von der Idee der<br />
Fußgängerkarte rüber kam. Das vom<br />
Bund Naturschutz auf der Basis der<br />
Fußgängerkarte in Esslingen in das<br />
<strong>Bündnis</strong> für Ökologie eingebrachte<br />
Projekt, bietet aber weitaus mehr: Es<br />
handelt sich um ein Bürgerbeteiligungskonzept.<br />
Über örtliche Vereine<br />
werden Bürger zum Mitmachen<br />
gewonnen, die ihre Umgebung erkunden<br />
und dabei sowohl Mängel als auch<br />
gute Wegeverbindungen benennen.<br />
Als greifbares Endergebnis steht die<br />
Fußgängerkarte, die auch einen Beitrag<br />
zur Öffentlichkeitsarbeit leistet.<br />
Vor allem der Planungsprozess ist interessant,<br />
da aus den Mängeln und<br />
positiven Beispielen konkrete Maßnahmen<br />
abgeleitet werden können und<br />
die Ortskenntnis und Erfahrung der<br />
Einwohner direkt einfließt. Darüber<br />
hinaus werden Aktive gewonnen, die<br />
das Zufußgehen in ihrem Stadtviertel<br />
wieder ins Blickfeld rücken und sich<br />
sicherlich auch nach Ende des Projekts<br />
für konkrete Verbesserungsmaßnahmen<br />
einsetzen werden.<br />
Trotz der Ablehnung <strong>im</strong> Stadtrat ist das<br />
Projekt noch nicht völlig vom Tisch.<br />
Der örtliche Bezirksausschuss<br />
Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, wo die<br />
Fußgängerkarte als Modell erarbeitet<br />
werden sollte, hat sich für das Projekt<br />
ausgespochen und ein Bürgerversammlungsantrag<br />
für eine Fußgängerkarte<br />
fand breite Zust<strong>im</strong>mung, so<br />
dass das Thema wieder auf die Tagesordnung<br />
kommen wird.<br />
Auch die grüne Verkehrspolitik wird<br />
sich verstärkt der Förderung des Fußverkehrs<br />
und damit indirekt auch der<br />
Attraktivität der Freiräume widmen.<br />
Alexandra Weiß<br />
EINE KREUZUNG WIRD ZUM PLATZ<br />
...ein langer Atem führt zum Ziel<br />
versammlung konnte sich das nicht<br />
vorstellen.<br />
<strong>Die</strong> Initiative<br />
Dre<strong>im</strong>ühlenplatz<br />
Der Erfolg des Antrags bestand darin,<br />
dass am gleichen Abend die Architektin<br />
Susanne Flynn und Robert Wildfeuer<br />
auf mich zukamen und auch meinten,<br />
dass die Kreuzung attraktiver werden<br />
müsste. Jeder brachte ein paar<br />
Nachbarn mit. Wir gründeten <strong>im</strong> Frühjahr<br />
1998 die INITIATIVE DREI-<br />
MÜHLENPLATZ.<br />
Wir entwarfen eine Skizze: <strong>Die</strong> Gehsteige<br />
sollten vorgezogen und Parkbuchten<br />
geschaffen werden, so dass Kinder<br />
und Erwachsene die Straßen unbeeinträchtigt<br />
von parkenden Autos überqueren<br />
können. Auf den gewonnenen<br />
Flächen sollten in symmetrischer Anordnung<br />
10 Bäume gepflanzt werden.<br />
Damit marschierten wir zum Baureferat,<br />
das dem Ganzen wohlwollend gegenüberstand,<br />
aber uns bedeutete, dass es<br />
kein Geld gebe. Wir machten uns also<br />
auf die Suche nach Sponsoren.<br />
<strong>Die</strong> Wanderbaumallee<br />
Damit sich unsere Nachbarn vorstellen<br />
konnten, wie schön es werden<br />
könnte, stellte GREEN CITY seine<br />
Wanderbaumallee von Mai bis Juli 1998<br />
auf die Kreuzung. Außerdem unterstützte<br />
der Verein uns maßgeblich bei<br />
der Öffentlichkeitsarbeit und bei allen<br />
weiteren Aktivitäten. <strong>Die</strong> Bäume mußten<br />
mittels Hydrant und Schlauch alle<br />
zwei Tage gegossen werden, Am Anfang<br />
standen sie schön geordnet, aber<br />
1998 gab es einen stürmischen Sommer.<br />
<strong>Die</strong> Bäume fielen um, obwohl sie<br />
an einer Palette festgebunden waren.<br />
Später legten wir sie <strong>im</strong> stürmischen Gewitterregen<br />
bereits vorher hin, um niemand<br />
zu gefährden, bis wir dazu übergingen,<br />
die Bäume an allen verfügbaren<br />
Schildern und Dachrinnen festzubinden.<br />
Hep und BA ziehen mit<br />
Hep Monatzeder wurde Schirmherr der<br />
Platzumgestaltung und unterstüzte das<br />
Vorhaben kontinuierlich in der Stadtverwaltung.<br />
Der Bezirksausschuß 2<br />
hatte auf Antrag der GRÜNEN <strong>im</strong> Mai
einst<strong>im</strong>mig die Umgestaltung befürwortet.<br />
Über Flyer an den Banderolen um<br />
die Bäume informierten wir die Nachbarn<br />
über das Projekt. Es gab Unmut<br />
wegen der wegfallenden Parkplätze. <strong>Die</strong><br />
Initiative erreichte jedoch, dass <strong>im</strong><br />
Umfang der wegfallenden Parkplätze<br />
zusätzliche Stellplätze auf dem Viehhofgelände<br />
angemietet werden konnten,<br />
die schnell in Anspruch genommen<br />
wurden. Im Juni sprach sich eine deutliche<br />
Mehrheit der Bürgerversammlung<br />
für das Projekt aus. Anfang Juli zeigte<br />
eine Aktion zur Schulwegsicherheit die<br />
Probleme von Kindern auf, die zwischen<br />
parkenden Autos durchgehen<br />
müssen und nicht oben darüber sehen.<br />
Straßenfest und<br />
Dre<strong>im</strong>ühlenblues<br />
Mitte Juli fand das jährliche Straßenfest<br />
<strong>statt</strong>. Gemeinsam feierten die Wirte<br />
in der Ehrengutstraße und die IN-<br />
ITIATIVE DREIMÜHLENPLATZ zusammen<br />
mit GREEN CITY in der Dre<strong>im</strong>ühlenstraße.<br />
Eine Ausstellung zeigte<br />
das Projekt. Zahlreiche Künstler aus<br />
dem Viertel traten auf, u.a. Petra Perle<br />
und Bruno Hetzendorfer, der erstmals<br />
den anlässlich der Platzgestaltung<br />
komponierten „Dre<strong>im</strong>ühlenblues“ aufführte.<br />
<strong>Die</strong> Schauspielerin Marianne<br />
Sägebrecht nahm eine Platztaufe vor.<br />
Etwas vorschnell schlug die Initiative<br />
ihr vor, den Platz nach dem Unternehmen<br />
des damals <strong>im</strong> Gespräch befindlichen<br />
Hauptsponsors zu benennen.<br />
Lethargie und Krise<br />
In den Monaten Mai bis Juli artete das<br />
Engagement einiger Mitglieder in einen<br />
Halbtagsjob aus. Allgemeine Erschöpfung<br />
bei allen und eine Magenerkrankung<br />
war zu beklagen. Aber es fehlte ja<br />
nur noch, dass die Stadt mit der Platzbenennung<br />
die Gelder des Sponsors<br />
fre<strong>im</strong>achte. Im Herbst 1998 war der BA<br />
bezüglich dieser Frage jedoch gespalten<br />
und sprach sich nur mit knapper<br />
Mehrheit dafür aus. Über ein Jahr kam<br />
keine Antwort vom zuständigen<br />
Kommunalausschuss, bis sich schließlich<br />
aus diversen Gründen eine negative<br />
Entscheidung abzeichnete und der<br />
BA seinen Antrag zurückzog. Ein Jahr<br />
verlorene Zeit. Resignation.<br />
PLATZVERSCHÖNDERUNG<br />
Ein gelungenes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.<br />
Hep Monatzeder bei der Baumpflanzung auf dem Dre<strong>im</strong>ühlenplatz<br />
<strong>Die</strong> Renaissance<br />
Allmählich lief die Sponsorensuche <strong>im</strong><br />
Frühjahr 2000 wieder an, dieses Mal<br />
unter stärkerem Einsatz von GREEN<br />
CITY. Dank Hep Monatzeders Einsatz<br />
reduzierte die Stadt ihre Vorstellungen<br />
hinsichtlich der erforderlichen Höhe<br />
der Sponsorengelder. Schließlich standen<br />
neben Bürgerspenden die Spatenbrauerei,<br />
die lang <strong>im</strong> Viertel ansässigen<br />
Firmen Rodenstock und Roeckl sowie<br />
die Start-up-Unternehmen planethome,<br />
conject und farmpartner als Großspender<br />
fest. <strong>Die</strong> Münchner Bürgerstiftung<br />
legte fast noch einmal so viel,<br />
nämlich 30.000 DM drauf.<br />
<strong>Die</strong> Feinplanung<br />
Das Baureferat legte <strong>im</strong> November 2000<br />
seine Pläne dem Bezirksausschuß vor.<br />
Statt der von der Initiative vorgesehenen<br />
zehn Bäume fanden nur sieben<br />
Platz. Es fielen weniger Parkplätze weg.<br />
Auf meinen Antrag wurden noch einmal<br />
zwei Parkplätze gestrichen, die einem<br />
Café zugute kamen, dass sonst<br />
neben der Vergrößerung der benachbarten<br />
Freischankflächen leer ausgegangen<br />
wäre. Weitere Forderungen<br />
konnten wir nicht durchsetzen.<br />
<strong>Die</strong> Inbesitznahme<br />
Im Mai 2001 wurde der Beginn der Bauarbeiten<br />
mit einem großen Straßenfest<br />
eingeläutet, das mit Hilfe von GREEN<br />
CITY organisiert und vom Budget des<br />
BA’s bezuschusst wurde. Am Wochenende<br />
waren die Baugruben hilfreiche<br />
Verkehrsbarrieren und Spielplatz für<br />
Kinder. Zwischendrin gab es noch einmal<br />
Alarm: Das Baureferat wollte nur<br />
an den beiden großen Platzseiten Poller<br />
aufstellen. Ein Dringlichkeitsantrag<br />
<strong>im</strong> BA forderte sie für die dritte Seite.<br />
<strong>Die</strong> vierte machte das Baureferat dann<br />
wieder von sich aus. Im Juli waren die<br />
Tiefbauarbeiten abgeschlossen. Alle<br />
konnten die gewonnene Fläche genießen<br />
und <strong>im</strong> Sommer erstmals am halbfertigen<br />
Platz sitzen. Im Oktober kamen<br />
7 Bäume dazu. Hep Monatzeder feierte<br />
zusammen mit Kindern der benachbarten<br />
Kindergrippen.<br />
Bis auf einige Bänke, die wir uns noch<br />
wünschen, und einen Trinkbrunnen,<br />
der auf der Prioritätenliste des BA ganz<br />
oben steht, ist der “Dre<strong>im</strong>ühlenplatz”<br />
fertig<br />
Mein/unser Dank geht an alle, die zur<br />
Realisierung des Projektes beigetragen<br />
haben.<br />
Paul Bickelbacher<br />
Initiative Dre<strong>im</strong>ühlenplatz<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
7
8<br />
Platz 1<br />
Lydia <strong>Die</strong>trich<br />
41 Jahre, Krankenschwester<br />
und Politologin,<br />
seit 1999 Stadtvorsitzende<br />
der Münchner <strong>Grünen</strong><br />
Platz 3<br />
Jutta Koller<br />
45 Jahre, verheiratet,<br />
4 Kinder<br />
Technische Zeichnerin,<br />
Stadträtin seit 1996,<br />
Fraktionsvorsitzende.<br />
Platz 5<br />
Sabine Krieger<br />
44 Jahre, verheiratet,<br />
2 Kinder, Journalistin,<br />
Stellvertretende<br />
Vorsitzende <strong>im</strong> BA 3<br />
Mitglied <strong>im</strong> Stadtvorstand<br />
Platz 7<br />
Anke Wittmann<br />
verheiratet, 2 Kinder,<br />
Pharmazeutisch-technische<br />
Assistentin ,<br />
Vertreterin der <strong>Grünen</strong> <strong>im</strong><br />
BA 20, Sprecherin des KPF.<br />
Platz 9<br />
Tassia Fouki<br />
42 Jahre, 2 Kinder,<br />
Reiseverkehrskauffrau<br />
Stadträtin seit 1996<br />
Platz 11<br />
Sedef Özakin<br />
38 Jahre, verheiratet,<br />
Dipl.-Verwaltungswissenschaftlerin,<br />
Übersetzerin.<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
DIE GRÜNE KANDIDATENLISTE<br />
Platz 2 und OB-Kandidat<br />
Hep Monatzeder<br />
49 Jahre, zwei Kinder,<br />
Dipl.-Sozialpädagoge und<br />
Politologe, Dritter Bürgermeister<br />
der Stadt München,<br />
Stadtrat seit 19<strong>90</strong>.<br />
Platz 4<br />
Siegfried Benker<br />
44 Jahre, verheiratet, 3 Kinder,<br />
Dipl.- Sozialpädagoge,<br />
Stadtrat 1993-1995 und<br />
wieder seit 1996,<br />
Fraktionsvorsitzender.<br />
Platz 6<br />
Jens Mühlhaus<br />
30 Jahre, 1 Kind,<br />
Dipl.-Bauingenieur,<br />
Vorsitzender<br />
von Green City<br />
Platz 8<br />
Boris Schwartz<br />
40 Jahre, verheiratet,<br />
2 Kinder, Umweltschutz-<br />
Ingenieur, Stadtrat seit<br />
1994, stellvertrender<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
Platz 10<br />
Dr. Florian Roth<br />
34 Jahre, Politikwissenschaftler,<br />
Leiter der Schulberatung<br />
für Migrantinnen,<br />
Stadtvorsitzender der<br />
Münchner <strong>Grünen</strong><br />
Platz 12<br />
Herbert Danner<br />
47 Jahre, verheiratet,<br />
3 Kinder, Baubiologe und<br />
Umweltberater<br />
Stadtrat von 19<strong>90</strong>-95
13<br />
Martha Hipp,<br />
38 Jahre,<br />
Universitätsangestellte<br />
14<br />
Juri Wostal,<br />
31 Jahre<br />
Bankkaufmann<br />
15<br />
Heidi Marie Müller,<br />
27 Jahre,<br />
Assistance-<br />
Koordinatorin<br />
16<br />
Markus Sippl,<br />
27 Jahre,Student<br />
17<br />
PetraTuttas,<br />
43 Jahre, Ethnologin<br />
18<br />
Gerald Grobbel,<br />
34 Jahre,<br />
Dipl. Physiker<br />
19<br />
Anja Berger, 34<br />
Jahre<br />
Sonderschullehrerin<br />
20<br />
Bernd Schreyer,<br />
50 Jahre, Sozialplaner<br />
21<br />
Gisela Kainz<br />
56 Jahre,<br />
Unternehmerin<br />
22<br />
Michael Andressen,<br />
50 Jahre,<br />
Journalist<br />
23<br />
Elke Kremer,<br />
34 Jahre<br />
Sozialpädagogin<br />
24<br />
Florian Vogel,<br />
22 Jahre<br />
Medizinstudent<br />
25<br />
Paula Sippl,<br />
Lehrerin<br />
26<br />
Paul Bickelbacher<br />
38 Jahre<br />
Stadt-Verkehrsplaner<br />
27<br />
Daniela Stelzer,<br />
20 Jahre,<br />
Redaktionassistentin<br />
28<br />
Bernhard Haizinger,<br />
32 Jahre<br />
Diplom Physiker<br />
29<br />
Ossig, Andrea<br />
19 Jahre<br />
Schülerin<br />
30<br />
Friedrich Platte,<br />
Diplom Ingenieur<br />
31<br />
Karin Binsteiner,<br />
45 Jahre<br />
Englischlehrerin<br />
32<br />
Luitpold Klotz,<br />
47 Jahre<br />
Studiendirektor<br />
33<br />
Sigrid Ottensmann,<br />
38 Jahre<br />
Marketing Spezialistin<br />
34<br />
Josef Högl,<br />
38 Jahre<br />
Citymanager<br />
35<br />
Gabi Leiberich,<br />
43 Jahre<br />
Diplom-Psychologin<br />
36<br />
Helmut Maciej,<br />
57 Jahre<br />
Rechtsanwalt<br />
37<br />
Alexandra Weiß,<br />
33 Jahre<br />
Landschaftsplanerin<br />
38<br />
Daniel Kosatschek,<br />
25 Jahre<br />
Student<br />
39<br />
Tiedemann, Gesa,<br />
46 Jahre<br />
Lehrerin<br />
40<br />
Leo Brux,<br />
51 Jahre<br />
Lehrer<br />
41<br />
Ingrid Standl,<br />
50 Jahre<br />
Sozialarbeiterin<br />
81241 München<br />
DIE GRÜNE KANDIDATENLISTE<br />
42<br />
Gerd Aujezdsky<br />
43 Jahre<br />
Dipl. Sozialpädagoge<br />
43<br />
Barbara Farnbacher,<br />
39 Jahre<br />
Lehrerin<br />
44<br />
Uwe Kramm,<br />
34 Jahre<br />
Buchhändler<br />
45<br />
Ingrid Häusler,<br />
Nadistr. 24<br />
39 Jahre<br />
Fachreferentin B’<strong>90</strong>/<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong><br />
46<br />
Michael Ganser,<br />
34 Jahre<br />
Verkehrsplaner,<br />
Diplom-Physiker<br />
47<br />
Berti Furtner-Loleit,<br />
47 Jahre<br />
Politologin<br />
48<br />
Reinhard Lisowski,<br />
53 Jahre<br />
Architekt<br />
49<br />
Michelle D. Lemme,<br />
34 Jahre<br />
Journalistin<br />
50<br />
Werner, Nüßle,<br />
41 Jahre<br />
Sozialwissenschaftler<br />
51<br />
Katrin Steinack,<br />
30 Jahre<br />
Politikwissenschaftlerin<br />
52<br />
Günter Pangerl,<br />
45 Jahrer<br />
Krankenpfleger<br />
53<br />
Eva Tiedemann,<br />
46 Jahre<br />
wiss. Mitarbeiterin<br />
54<br />
Heinrich Mayer,<br />
53 Jahre<br />
Lehrer<br />
55<br />
Helga Weidner,<br />
60 Jahre<br />
Hausfrau<br />
56<br />
Helmut Piening,<br />
64 Jahre<br />
Dipl. Ingenieur<br />
57<br />
Ulrike Goldstein,<br />
25 Jahre<br />
Studentin<br />
58<br />
Gottfried Klocke,<br />
52 Jahre<br />
Lebensmittelchemiker<br />
59<br />
Hedwig Buchheit,<br />
43 Jahre<br />
Superviserin<br />
60<br />
Christian Waggershauser,<br />
41 Jahre<br />
Kulturveranstalter<br />
61<br />
Margarete Greber-<br />
Schmidinger,<br />
40 Jahre<br />
Philologin/<br />
Kommunikationswissenschaftlerin<br />
62<br />
UdoWieschebrink,<br />
59 Jahre<br />
Fachreferent B<strong>90</strong>/<strong>Die</strong><br />
<strong>Grünen</strong><br />
63<br />
Elisabeth Veit,<br />
Dipl. Ingenieurin<br />
64<br />
Thomas Müllers,<br />
28 Jahre,<br />
Dipl.-Informatiker<br />
65<br />
Henriette Holtz,<br />
48 Jahre<br />
Marktforschungsassistentin<br />
66<br />
Peter Friedl<br />
45 Jahre<br />
Web-Designer<br />
67<br />
Kirsten Bärmann-<br />
Thümmel,<br />
58 Jahre<br />
Bildredakteurin<br />
68<br />
Harry Fellmann,<br />
38 Jahre<br />
Rechtsanwalt<br />
69<br />
Jutta Wilking,<br />
32 Jahre<br />
Fachreferentin B’ <strong>90</strong>/<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong><br />
70<br />
Joach<strong>im</strong> Lorenz,<br />
51 Jahre<br />
Berufsmäßiger<br />
Stadtrat<br />
71<br />
Lieselotte Lang,<br />
40 Jahre<br />
Touristikfachfrau<br />
72<br />
Nikolaus<br />
Hoenning O’Carroll,<br />
29 Jahre<br />
Support-Ingenieur<br />
73<br />
Dr. Ulrike Albrecht,<br />
57 Jahre<br />
Kunsthistorikerin<br />
74<br />
Michael Ullrich,<br />
45 Jahre<br />
Zahntechnikermeister<br />
75<br />
Herrad Meese,<br />
55 Jahre<br />
Lektorin<br />
76<br />
Andreas Neunert,<br />
41 Jahre<br />
Antiquar<br />
77<br />
Rohen Liane<br />
51 Jahre<br />
Bilanzbuchhalterin<br />
78<br />
Stefan Scholer,<br />
44 Jahre<br />
Journalist<br />
79<br />
Theresa Schopper,<br />
40 Jahre<br />
Landtags<br />
abgeordnete<br />
80<br />
Jerzy Montag,<br />
54 Jahre<br />
Landesvorsitzender<br />
B’<strong>90</strong>/<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong><br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
9
10<br />
Der Abschluß einer Wahlperiode<br />
ist der richtige Zeitpunkt,<br />
um Bilanz zu ziehen – besonders<br />
über den städtischen<br />
Haushalt, dessen Entwicklung<br />
in den letzten Monaten<br />
leider einige sehr unerfreuliche<br />
Schlagzeilen machte.<br />
Haushaltsentwicklung<br />
Dabei ist der allgemeine Trend des städtischen<br />
Haushalts durchaus vorzeigbar,<br />
wenn man das letzte halbe Jahr gesondert<br />
betrachtet. <strong>Die</strong> rot-grünen<br />
Konsolidierungsprogramme, Anfang<br />
der <strong>90</strong>er Jahre auf den Weg gebracht,<br />
bekamen die städtischen Haushaltsprobleme<br />
in den Griff. So konnte die<br />
Stadt vermeiden, dass die Bezirksregierung<br />
in die städtische Haushaltsplanung<br />
eingreifen mußte, wie dies in anderen<br />
bayerischen Städten der Fall war<br />
- z.B. in Augsburg. <strong>Die</strong>ses Beispiel<br />
zeigt, dass der Eigenbeitrag der Stadt<br />
sehr wohl ins Gewicht fällt und die<br />
Konsolidierung des Haushaltes nicht<br />
nur der Wirtschaftspolitik des Freistaates<br />
zu verdanken ist.<br />
<strong>Die</strong> Nachzahlungen der Gewerbesteuer<br />
in den Jahren 99/00 brachten der<br />
Stadt erfreulichen Mehreinnahmen ein,<br />
mit denen mittelfristig genauso wenig<br />
zu rechnen war wie mit den derzeitigen<br />
Steuerausfällen. Da durch die verantwortungsvolle<br />
rot-grüne Haushaltspo<br />
KASSENSTURZ<br />
Zur finanziellen Lage der Stadt<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
OHNE MOOS NIX LOS?<br />
litik die Mehreinnahmen <strong>im</strong> wesentlichen<br />
zur Schuldenreduzierung verwendet<br />
wurden, konnte in diesen Jahren<br />
der Schuldenstand deutlich reduziert<br />
und somit auch die Zinsbelastung zurückgefahren<br />
werden.<br />
Steuerausfälle<br />
Der Hauptgrund für die derzeit unerfreuliche<br />
Haushaltslage sind Steuerausfälle.<br />
<strong>Die</strong> Ursachen hierfür sind vielfältig<br />
– zum Teil liegt es an der weltweiten<br />
Konjunkturentwicklung, zum Teil an<br />
der Steuerreform.In der Hoffnung, damit<br />
die Konjunktur anzukurbeln, gab es<br />
bei Bundespolitikern aller Parteien den<br />
grundsätzlichen Konsens, Steuern für<br />
Arbeitnehmer und Wirtschaft zu senken,.<br />
Dass dies Mindereinnahmen bei<br />
der öffentlichen Hand zur Folge haben<br />
würde, war natürlich leicht vorhersehbar.<br />
Leider hat man aber auf der Bundes-<br />
und Landesebene vergessen, die<br />
Kommunen <strong>im</strong> gleichen Maße auch von<br />
ihren Aufgaben zu entlasten, bzw. mit<br />
den dafür notwendigen Mitteln auszu<strong>statt</strong>en<br />
– dies wäre konsequent gewesen.<br />
Inkonsequent war es auch, die<br />
Gewerbesteuerumlage für Bund und<br />
Länder um 50 % zu erhöhen, und gleichzeitig<br />
auf die für die Kommunen notwendige<br />
– und auch geplante – Kompensation<br />
zu verzichten. <strong>Die</strong> ursprünglich<br />
vorgesehene Veränderung bei den<br />
Mittelamerika-Solidarität.<br />
SachbearbeiterIn für Finanzen/Verwaltung gesucht<br />
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Abschreibungsregelungen wurde auf<br />
Druck der Wirtschaft wieder zurückgenommen,<br />
an der Erhöhung der<br />
Gewerbesteuerumlage aber trotzdem<br />
festgehalten – und das ist nicht korrekt.<br />
Es ist daher unsere Forderung, die<br />
Gewerbesteuerumlage wieder auf ihren<br />
ursprünglichen Satz herunter zu fahren.<br />
<strong>Die</strong>se Position ist <strong>im</strong> Stadtrat genauso<br />
unstrittig wie bei allen Gremien des deutschen<br />
und bayerischen Städtetages –<br />
leider ist es aber noch nicht bis zur SPD-<br />
Landtagsfraktion durchgedrungen,<br />
sonst hätte diese einen grünen Antrag<br />
der in diese Richtung geht nicht einfach<br />
abgelehnt.<br />
Falsches Spiel der CSU<br />
Schadenfreude von Seiten der CSU ist<br />
aber absolut unangebracht: Wenn es<br />
die CSU <strong>im</strong> Landtag wirklich ernst gemeint<br />
hätte mit ihrer Forderung nach<br />
finanzieller Besserstellung der Kommunen,<br />
so hätte sie schon mehrfach die<br />
Gelegenheit gehabt, aktiv zu werden -<br />
<strong>im</strong> Zusammenhang mit der<br />
Gewerbesteuerumlage erneut. Wieso<br />
fordert die CSU nicht einfach die<br />
Staatsregierung auf, den Kommunen<br />
den Anteil wieder zurückzugeben, den<br />
der Freistaat aus der Erhöhung der<br />
Umlage erhält (<strong>im</strong>merhin die Hälfte)?<br />
Ganz einfach: die CSU macht dies deshalb<br />
nicht, weil diese Gelder vom bayerischen<br />
Finanzminister Faltlhauser zur<br />
Deckung seiner Finanzlöcher<br />
schon längst in seinem Haushaltsplan<br />
einge stellt sind. Der<br />
Finanzminister wird sicher hoffen,<br />
daß der mit Mehrheit verabschiedete<br />
CSU-Antrag <strong>im</strong><br />
Bundesrat keine Mehrheit findet.<br />
Noch mehr könnte der Freistaat<br />
der Stadt helfen, wenn er,<br />
wie andere Länder dies längst<br />
tun, das Lehrpersonal an öffentlichen<br />
Schulen finanzieren<br />
würde. Für die kommunalen<br />
Schulen zahlt die Stadt München<br />
neben dem Sachaufwand<br />
auch die Lehrerbesoldung und<br />
bekommt diese vom Land nur<br />
unzureichend ersetzt. Für die
14 Gymnasien, 21 Realschulen und<br />
mehrere Dutzend Berufsschulen in<br />
kommunaler Trägerschaft bezahlt die<br />
Stadt jährlich rund 250 Millionen Euro<br />
für Lehrpersonal, erhält aber nur 110<br />
Millionen Euro vom Staat er<strong>statt</strong>et.<br />
Kein Gehör be<strong>im</strong> Bund<br />
Auf der Differenz von 140 Millionen<br />
Euro jährlich bleibt die Stadt sitzen –<br />
<strong>im</strong> Zehnjahreszeitraum summiert sich<br />
dies mindestens auf die Summe von 1,2<br />
Millarden Euro, dies entspricht mehr<br />
als der Hälfte der derzeitigen städtischen<br />
Schulden<br />
Zusammenfassend muß leider festge<br />
stellt werden, dass es Kommunalpolitiker<br />
<strong>im</strong>mer schwer haben, sich auf der<br />
Landes- und Bundesebene Gehör zu<br />
verschaffen und dann auch durchzusetzen.<br />
Trotz der Haushaltsdiziplin – glücklicherweise<br />
ist rot-grün nicht den diversen<br />
Vorschlägen der CSU gefolgt, den<br />
Haushalt auszuweiten (Beispiele: Vorziehen<br />
des Baus der Tunnel am mittleren<br />
Ring, direkte Beteiligung am<br />
Stadionneubau usw.) und gleichzeitig<br />
die Gewerbesteuer zu senken - war es<br />
in jedem Jahr möglich, durch Umschichtungen<br />
oder maßvolle Ergänzungen<br />
Schwerpunkte zu setzen.<br />
Für das nächste Jahr und, wenn kein<br />
Wunder geschieht, für die<br />
nächstenJahre werden wir uns darauf<br />
einstellen müssen, mit deutlich weniger<br />
Geld auskommen zu müssen. <strong>Die</strong><br />
Rathausmehrheit hat daher <strong>im</strong> Sommer<br />
ein Konsolidierungskonzept beschlossen,<br />
mit dem wir den Haushalt trotz verminderter<br />
Einnahmen wieder in ein ruhigeres<br />
Fahrwasser bringen wollen.<br />
Trotzdem werden wir weiterhin Schwerpunkte<br />
setzen in den Bereichen Wohnen,<br />
Schule, Umwelt und Sozialpolitik<br />
– Schwerpunkte kann man <strong>im</strong> übrigen<br />
auch be<strong>im</strong> Sparen machen.<br />
Boris Schwartz<br />
EINE WÜRDIGE GEDENKSTÄTTE FÜR DIE<br />
OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS<br />
Für einen anderen Umgang mit der Erinnerung <strong>im</strong> öffentlichen Raum<br />
Seit mehreren Jahrzehnten<br />
gibt es Versuche, zu einer<br />
angemessenen Form der Erinnerung<br />
<strong>im</strong> öffentlichen<br />
Raum, zu einem würdigen<br />
Mahnmal sowie zu einem<br />
Dokumentationszentrum in<br />
der Nähe des Königsplatzes<br />
zu kommen.<br />
Alle Diskussionen der Vergangenheit<br />
sind mehr oder weniger <strong>im</strong> Sande verlaufen.<br />
Dank der Anstrengungen und<br />
Initiativen der <strong>Grünen</strong> Fraktion könnte<br />
sich jetzt erstmals etwas bewegen.<br />
München war für die Nationalsozialisten<br />
eine der bedeutendsten Städte des<br />
Deutschen Reiches. Hier war die<br />
NSDAP - und mit ihr Adolf Hitler - groß<br />
geworden. Nach der Machtergreifung<br />
wurde München von den Nazis folgerichtig<br />
zur „Hauptstadt der Bewegung“<br />
und zur „Hauptstadt der Deutschen<br />
Kunst“ auserkoren. München wurde<br />
neben Berlin und Nürnberg zu einer der<br />
Städte, in denen die Nationalsozialisten<br />
ihre Ideologie <strong>im</strong> Stadtbild verewigen<br />
wollten.<br />
Dementsprechend entstand das<br />
„Parteiviertel der NSDAP“ <strong>im</strong> Straßengeviert<br />
Arcisstraße, Karlstraße, Barer<br />
Straße und Gabelsbergerstraße. In die-<br />
MÜNCHENS SCHWIERIGE GESCHICHTE<br />
sem Viertel befanden sich ca. 50 Gebäude.<br />
<strong>im</strong> Besitz der NSDAP. Darunter befanden<br />
sich z. B. der „Führerbau“ in der<br />
Arcisstraße 12, der Verwaltungsbau der<br />
NSDAP in der Meiserstr. 10, die beiden<br />
„Ehrentempel“, von denen heute noch<br />
die Sockel stehen an den Ecken<br />
Brienner-/Arcisstraße, das „Braune<br />
Haus“ in der Brienner Str. 45, das Wittelsbacher<br />
Palais als Sitz der Gestapo<br />
mit ihren Folterkellern und eine Reihe<br />
weiterer Gebäude. Der Königsplatz<br />
wurde zu einer der zentralen Kultstätten<br />
der Nationalsozialisten umgebaut.<br />
Ein Stadt in der Stadt<br />
Im Parteiviertel der NSDAP arbeiteten<br />
zwischen 3.000 und 6.000 Menschen.<br />
Es gab ein eigenes Heizkraftwerk, ein<br />
eigenes Postamt (München 33), die Gebäude<br />
waren teilweise unterirdisch verbunden,<br />
es gab eine eigene Kantine für<br />
NSDAP-Mitarbeiter. Hier befanden<br />
sich nicht nur der Führerbau, sondern<br />
auch die Kanzlei des Hitler-Stellvertreters<br />
Rudolf Heß, die Reichsparteileitung,<br />
das Reichsrechtsamt, die<br />
Der Königsplatz - damals „Adolf-Hitler-Platz“<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
11
12<br />
Reichsführung der NS-Frauenschaft,<br />
das oberste Parteigericht, die Reichsstudentenschaft<br />
usw.<br />
Weiterhin - ohne jeden Anspruch auf<br />
Vollständigkeit - gab es in München:<br />
das „Haus der Deutschen Kunst“, wofür<br />
die südliche Von-der-Tann-Straße<br />
abgerissen wurde, damit der Bau bes<br />
ser von der Ludwigstraße aus zu sehen<br />
ist, die Ausstellung „Entartete<br />
Kunst“ ab 1937 in der Galeriestraße 4;<br />
die umgebaute Feldherrnhalle mit dem<br />
Mahnmal für die „16 Gefallenen des 9.<br />
November 1923“ mit einer „Ewigen<br />
Wache“, die Reichszeugmeisterei in der<br />
Tegernseer Landstraße und das Gefängnis<br />
München-Stadelhe<strong>im</strong>, das zur<br />
zentralen Hinrichtungsstätte für Süddeutschland<br />
ausgebaut wurde: von<br />
1933 bis 1945 wurden hier ca. 1.200<br />
Menschen hingerichtet, darunter die<br />
Mitglieder der Weißen Rose. Im Krematorium<br />
des Ostfriedhofes wurden die<br />
Leichen von 3.996 Häftlingen aus Dachau,<br />
Auschwitz, Buchenwald sowie Opfer<br />
der Euthanasie- verbrannt. Sie sind<br />
heute <strong>im</strong> KZ-Ehrenhain I auf dem Friedhof<br />
am Perlacher Forst beerdigt.<br />
In München wurde 1938 <strong>im</strong> „Führerbau“<br />
das „Münchner Abkommen“ ausgehandelt,<br />
das die Tschechoslowakei zur<br />
Abtretung des Sudetenlandes zwang.<br />
Im Mai 1933 fand auf dem Königsplatz<br />
eine der größten Bücherverbrennungen<br />
<strong>statt</strong>. Am Abend des 8. November 1938<br />
wurde von Goebbels aus dem Alten<br />
Rathaussaal heraus die sog. Reichskristallnacht<br />
befohlen. <strong>Die</strong> Münchner<br />
Hauptsynagoge wurde als erste große<br />
Synagoge <strong>im</strong> Deutschen Reich abge-<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
MÜNCHENS SCHWIERIGE GESCHICHTE<br />
rissen: bereits <strong>im</strong> Juni 1938 wurde mit<br />
den Abrissarbeiten begonnen.<br />
<strong>Die</strong>se Blitzlichter zeigen, dass München<br />
ein der zentralen Schaltstellen<br />
nationalsozialischer Machtausübung<br />
war. Von hier aus hielten die Nazis das<br />
Räderwerk ihres Machtapparates in<br />
Gang und hier beschworen sie <strong>im</strong>mer<br />
„Ehrentempel“ mit den Sarkophagen der Toten des<br />
9. November 1923 auf der Ostseite des Königsplatzes<br />
wieder in pathostrunkener Selbstinszenierung<br />
die Geburt ihrer Bewegung.<br />
Keine Präsenz<br />
<strong>im</strong> Stadtbild<br />
<strong>Die</strong>ser Teil der Geschichte Münchens<br />
müsste sich <strong>im</strong> Stadtbild und in einer<br />
würdigen Form des Gedenken für die<br />
Opfer des Nationalsozialismus wiederfinden.<br />
Wie stellen sich dagegen die<br />
Orte des Gedenkens derzeit dar?<br />
Insgesamt erinnern in München ca. 130<br />
meist unbekannte Denkmäler und eine<br />
Reihe von oft nicht sehr aussagekräftigen<br />
Gedenktafeln an die Zeit des Nationalsozialismus<br />
- doch die meisten<br />
sind unbekannt. Im öffentlichen Raum<br />
ist der historische Zeitraum der Barbarei<br />
des Nationalsozialismus so gut wie<br />
ausgeblendet.<br />
Der Königsplatz ist wieder begrünt, die<br />
Ehrentempel sind zugewachsen, das<br />
Wittelsbacher Palais und das Gestapo-<br />
Gefängnis sind abgerissen, das Täterviertel<br />
der NSDAP ist bereits vergessen.<br />
Mit der Entsorgung der Bauwerke<br />
drohen nicht nur die Gebäude verloren<br />
zu gehen, sondern auch das Bemerken<br />
<strong>im</strong> öffentlichen Raum, das für eine wirkliche<br />
Aufarbeitung der Geschichte not-<br />
wendig ist. Es besteht die Gefahr, dass<br />
mit den Gebäuden und ihrer Rolle während<br />
des Nationalsozialismus auch die<br />
Betroffenheit vergeht.<br />
Eine Kranzabwurfstelle<br />
Das zentrale Denkmal ist eine<br />
Verlegenheitslösung – nicht mehr als<br />
eine Kranzabwurfstelle. Der Platz der<br />
Opfer des Nationalsozialismus erhielt<br />
seinen Namen bereits 1946, seit 1985<br />
gibt es das jetzige Denkmal. Der Platz<br />
ist zwischen einem Parkplatz und der<br />
riesigen Straßenkreuzung eingeklemmt,<br />
er hat keine Hausnummern - wohl um<br />
niemanden mit einer solchen Anschrift<br />
zu belasten. Das Schild mit der Platzbenennung<br />
steht irgendwo in der kleinen<br />
Grünanlage. Es führt kein Weg zum<br />
Denkmal. Der einzige Vorteil dieses Platzes<br />
besteht darin, dass er sich in der<br />
Nähe der Täterbauten des ehemaligen<br />
NSDAP-Parteiviertels befindet, gegenüber<br />
der ehemaligen (abgerissenen)<br />
Gestapo-Zentrale.<br />
<strong>Die</strong> sehr viel mehr wahrgenommene -<br />
und angenommene Gedenkstätte ist<br />
der Gedenkstein am Platz der ehemaligen<br />
Hauptsynagoge. Zurecht finden<br />
hier die meisten Gedenkveranstaltungen<br />
<strong>statt</strong>. <strong>Die</strong>s kann und soll aber nicht<br />
die Stätte der Landeshauptstadt München<br />
sein, an der allen Opfern des Nationalsozialismus<br />
gedacht wird.<br />
Was sollte geschehen?<br />
Im Sommer 2000 stellte die Grüne Stadtratsfraktion<br />
einen Antrag mit dem Ziel,<br />
eine öffentliche Debatte und einen öffentlichen<br />
Ideenwettbewerb zu initiieren,<br />
deren Ergebnis die Rolle dieses<br />
Viertels <strong>im</strong> öffentlichen Raum und damit<br />
<strong>im</strong> öffentlichen Bewusstsein neu<br />
und eindrücklicher als bisher best<strong>im</strong>men<br />
soll. Selbstverständlich dürfen<br />
Täterorte nicht zu Wallfahrtsorten für<br />
die rechte Szene werden. Doch wer aus<br />
rechtsradikaler Gesinnung diese Orte<br />
besuchen will, kann dies schon jetzt.<br />
<strong>Die</strong> Gefahr rechtsextremer Instrumentalisierung<br />
wird geringer, wenn diese<br />
Orte von einem klaren demokratischen<br />
Bewusstsein besetzt sind.<br />
Entsprechend der Rolle der Stadt <strong>im</strong><br />
Nationalsozialismus braucht München<br />
eine Gedenkstätte, die mindestens folgende<br />
Bedingungen erfüllt:<br />
n Lage an einem zentralen Platz
n Errichtung erst nach intensiver<br />
Diskussion mit allen Opferverbänden,<br />
besonders der Israelitischen Kultusgemeinde,<br />
sowie der gesamten Öffentlichkeit.<br />
n Es muss deutlich werden, dass<br />
dies die Gedenkstätte der Stadt München<br />
ist, die dort ihre Verantwortung<br />
für Gedenken und Aufarbeitung der<br />
Zeit von 33 - 45 wahrn<strong>im</strong>mt also kein<br />
„Denkmal, das überall stehen könnte“.<br />
Ein Dokumentationszentrum<br />
Im Sommer 2002 wird <strong>im</strong> Stadtmuseum<br />
eine Dauerausstellung eröffnet, welche<br />
sich an die Ausstellung „München -<br />
Hauptstadt der Bewegung“ von 1993<br />
anlehnen soll. <strong>Die</strong>se - durchaus umstrittene<br />
- Ausstellung war und ist der bisher<br />
umfangreichste Versuch, die Rolle<br />
Münchens <strong>im</strong> Nationalsozialismus zu<br />
verdeutlichen. <strong>Die</strong>se Ausstellung ist<br />
wichtig, kann allerdings eines nicht: die<br />
Rolle Münchens zwischen 1933 und<br />
1945 weiter aufarbeiten und „vor Ort“<br />
(also an den Täterorten des ehemaligen<br />
NSDAP-Viertels) Aufklärungsarbeit<br />
leisten. Aus diesem Grund fordern<br />
wir die Errichtung eines Dokumentationszentrums,<br />
welches die spezielle<br />
Geschichte und Verantwortung Münchens<br />
für die Zeit während des Nationalsozialismus<br />
darstellt. Hierfür würden<br />
wir uns einen Ort wünschen, der in<br />
unmittelbarer Nähe der Täterorte liegen<br />
müsste.<br />
<strong>Die</strong> Weiterführung der Sprachkurse für<br />
Einwanderer ist <strong>im</strong> bisherigen Umfang<br />
gesichert. Das Bundesarbeitsministerium<br />
hat für dieses Jahr zusätzlich 13<br />
Millionen DM dafür bereitgestellt. 4<br />
Millionen davon sind bereits be<strong>im</strong><br />
Sprachverband eingegangen. <strong>Die</strong><br />
Sprachkurse waren in Gefahr geraten,<br />
da der Bund einer – sehr berechtigten<br />
Erhöhung der Honorare für die Lehrkräfte<br />
zugest<strong>im</strong>mt hatte, ohne die Mittel<br />
entsprechend zu erhöhen.<br />
Nach herber Kritik an der Vernachlässigung<br />
der Sprachförderung haben die<br />
MÜNCHENS SCHWIERIGE GESCHICHTE<br />
Der Stand der Dinge<br />
Nachdem der Antrag gestellt war, habe<br />
ich begonnen, mit vielen Vereinen und<br />
Einzelpersonen, die sich teilweise<br />
schon seit Jahren um die oben aufgezeigten<br />
Ziele bemühen, einen Arbeitskreis<br />
zu installieren, der die Aktivitäten<br />
bündeln und Öffentlichkeitswirkung<br />
entfalten soll. <strong>Die</strong>ser Arbeitskreis hat<br />
es geschafft, das Thema wieder auf die<br />
politische Agenda zu setzen. Als Ziel<br />
wurde festgehalten, dass das Dokumentationszentrum<br />
und die Erinnerung<br />
<strong>im</strong> öffentlichen Raum besonders dringlich<br />
bearbeitet werden müssen. Nach<br />
langen Diskussionen hinter den Kulissen<br />
ist es gelungen, <strong>im</strong> Kulturausschuss<br />
einen Beschlussfassung<br />
überdas weitere Vorgehen zu erreichen.<br />
Der Stadtrat hat auf unsere Initiative<br />
hin beschlossen:<br />
n mit dem Freistaat wieder in Verhandlungen<br />
über die Errichtung eines<br />
Dokumentationszentrums zu treten,<br />
n eine „Geschichtsmeile“ zwischen<br />
Odeonsplatz und Königsplatz<br />
auf den Weg zu bringen,<br />
n Veranstaltungen durchzuführen,<br />
die zum einen die Öffentlichkeit an<br />
dieser Diskussion noch stärker beteiligen<br />
und zum anderen die notwendigen<br />
Wettbewerbe vorbereiten soll.<br />
Wie notwendig eine Aufarbeitung der<br />
Geschichte ist, zeigen die Beiträge der<br />
CSU <strong>im</strong> Kulturausschuss. So merkte<br />
SPRACHKURSE FÜR MIGRANTINNEN<br />
SIND GESICHERT<br />
Bund stellt zusätzliche Gelder zur Verfügung<br />
Träger nun Bescheide über die zusätzlichen<br />
Kursfinanzierungen erhalten.<br />
Auch für 2002 ist eine Erhöhung der<br />
Mittel um ein Drittel vorgesehen, dies<br />
entspricht dem durch die Erhöhung der<br />
Honorare für die Lehrkräfte entstandenen<br />
Mehrbedarf. Damit ist die Gefahr<br />
einer erheblichen Verschlechterung der<br />
Qualität der Kurse und eines<br />
integrationspolitischen Rückschlages<br />
fürs erste abgewendet.<br />
Im Rahmen des geplanten Zuwanderungsgesetzes,<br />
findet ab<br />
01.01.2003 voraussichtlich eine Neure-<br />
z.B. Stadtrat Zöller von der CSU allen<br />
Ernstes, „dass Hitler nicht in München,<br />
sondern in Berlin groß geworden sei.“<br />
Es gibt also noch viel zu tun. Als nächsten<br />
Schritt gelang es den <strong>Grünen</strong> <strong>im</strong><br />
Rahmen des Haushalts 2001 50.000,—<br />
€ für das weitere Vorgehen einzustellen.<br />
Damit ist gesichert, dass in den<br />
nächsten Monaten eine Reihe von Veranstaltungen<br />
und Symposien <strong>statt</strong>finden<br />
werden, um die notwendigen Wettbewerbe<br />
vorzubereiten. In der SZ vom<br />
27. November d. J. hat zum erstenmal<br />
ein Vertreter der CSU auf Landesebene,<br />
der Vorsitzende des kulturpolitischen<br />
Ausschusses <strong>im</strong> Landtag, Paul<br />
Wilhelm, erklärt, dass er einem<br />
Dokumentationszentrum „grundsätzlich<br />
positiv“ gegenübersteht. Und auf<br />
einer Veranstaltung des Vereins InSight<br />
hat Dr. März als Vertreter des Bayerischen<br />
Kultusministeriums in Aussicht<br />
gestellt, dass bis zum Jahr 2003 ein<br />
Dokumentationszentrum auf den Weg<br />
gebracht werden könnte.<br />
<strong>Die</strong> Chance, dass in München die notwendige<br />
Erinnerungsarbeit endlich<br />
umgesetzt wird, stehen so gut, wie<br />
schon lange nicht mehr. Mit dem zusätzlichen<br />
Druck, der Einweihung des<br />
Dokumentationszentrums auf dem<br />
Reichsparteitaggelände in Nürnberg<br />
und der Gelder für die Diskussion in<br />
München, könnte gelingen, was seit 20<br />
Jahren scheitert: eine würdige Form der<br />
Erinnerung.<br />
Siegfried Benker<br />
gelung der Sprachförderung <strong>statt</strong>, wobei<br />
die Bundesregierung von einer erheblichen<br />
finanziellen Beteiligung der<br />
Länder und Kommunen ausgehe. „<strong>Die</strong><br />
Stadt München muss sich rechtzeitig<br />
in die Beratungen auf Bundesebene<br />
einmischen . Wenn Bund und Länder<br />
nicht von sich aus für vernünftige Verhältnisse<br />
bei der Sprachförderung sorgen,<br />
werden <strong>im</strong>mer wieder die Kommunen<br />
als Nothelfer einspringen müssen.<br />
Es liegt also <strong>im</strong> Interesse der Kommunen,<br />
sich in den oben genannten Punkten<br />
sachkundig zu machen und in die<br />
Verhandlungen rechtzeitig einzuschalten.<br />
Tassia Fouki<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
13
14<br />
JEDER ZWEITE HAT EIN HANDY –<br />
UND KEINER WILL EINEN SENDEMAST<br />
Alleine in den vergangenen beiden Jahren<br />
wurden <strong>im</strong> Münchner Stadtgebiet 200 neue<br />
Mobilfunkmasten aufgestellt – damit ist das<br />
Stadtgebiet München mit 580 Mobilfunkstandorten<br />
überzogen (Stand April 2001).<br />
Auch der Aufbau der Infrastruktur für die dritte Generation<br />
in der Mobilfunktechnologie hat bereits begonnen: 69<br />
UMTS-Standorte sind in München in Betrieb. Alleine die<br />
drei Telekommunikationsfirmen E-Plus, Viag Interkom und<br />
Mobilcom werden in den kommenden Jahren nach eigenen<br />
Schätzungen zusammen etwa 560 UMTS-Standorte benötigen,<br />
wobei bestehende Mobilfunkbasisstationen zum Teil<br />
einfach hochgerüstet werden. Mittlerweile nutzen 48 Mio.<br />
Deutsche ein Handy.<br />
Der Widerstand wächst<br />
Auf der anderen Seite formieren sich Proteste: Zahlreiche<br />
Bürgerinitiativen sind in den vergangenen Jahren entstanden,<br />
um gegen die Mobilfunkanlage in der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft vorzugehen. <strong>Die</strong> Angst vor den unsichtbaren,<br />
sinnlich nicht wahrnehmbaren elektromagnetischen<br />
Feldern <strong>im</strong> Umfeld der Mobilfunkbasisstationen greift um<br />
sichSitzblockaden, Demonstrationen und Unterschriftensammlungen<br />
wecken Erinnerungen an grüne Urzeiten.<br />
Aber vielleicht erledigt sich das Problem in ein paar Jahren<br />
von alleine: Um die wahnwitzigen Summen, die die<br />
Telekommunikationsbetreiber bei der Versteigerung der<br />
UMTS-Lizenzen gezahlt haben, wieder hereinzuholen, muss<br />
UMTS den Nutzern neue attraktive Anwendungen anbieten<br />
– doch die fehlen bisher.<br />
Sogar ein GAU droht...<br />
Für die Telekommunikationsfirmen könnte ein Fehlschlag<br />
der UMTS-Technologie zum finanziellen GAU werden<br />
„Zusammen mit Musik- und Film-Downloads und mobilen<br />
Internetanwendungen vom Surfen über Infosites bis zu Rollenspielen<br />
sollen die ortsbezogenen Services die Killer-Anwendungen<br />
sein, die den Telekoms in ein paar Jahren den<br />
großen Reibach bescheren. (...) Genauso wahrscheinlich wie<br />
das fröhliche Geldverdienen ist allerdings eine neue Pleitewelle,<br />
gegen die das Dotcom-Sterben eine harmlose Grippe<br />
war. <strong>Die</strong> Telekoms haben <strong>im</strong> letzten Jahr allein ein Viertel aller<br />
internationalen Kredite für die Lizenzfinanzierung und den<br />
Netzaufbau aufgenommen, und auch seriöse Finanzexperten<br />
sehen mit den Telekoms auch deren Banken untergehen.<br />
In der Weltuntergangs-Wirtschaftskrise, die dann folgt,<br />
müssen wir uns aber wenigstens nicht mehr vor den E-Smog-<br />
Strahlen fürchten.“ (Anton Waldt in De:Bug, Magazin für<br />
elektronische Lebensaspekte).<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
ELEKTROSMOG<br />
<strong>Die</strong> drei Generationen<br />
In der ersten Generation der mobilen Kommunikation – dem<br />
C-Netz – wurde die analoge Frequenztechnologie verwendet,<br />
mit D- und E-Netz wurde die digital gepulste Technik<br />
(GSM-Standard) eingeführt. Hinter der dritten Generation –<br />
dem UMTS-Standard verbergen sich zwei technische Verfahren:<br />
Das W-CDMA-System, das <strong>im</strong> laufenden Betrieb<br />
ungepulst arbeitet und lediglich be<strong>im</strong> Verbindungsaufbau<br />
gepulste Signale aussendet und das TD-CDMA-System, das<br />
ähnlich wie der GSM-Standard be<strong>im</strong> D- und E-Netz ständig<br />
digital gepulste Signale aussendet. Mit dem UMTS-Standard<br />
wird es möglich sein, wesentlich größere Datenmengen<br />
zu übermitteln.<br />
Mobilfunkmasten in der Wohnung?<br />
Schnurlose Haustelefone haben Hochkonjunktur. Was viele<br />
nicht wissen: Auch die neuere Generation der schnurlosen<br />
Haustelefone arbeitet mit der gleichen Technik wie<br />
Handys – und damit eben auch mit den gleichen Risiken.<br />
Auch bei den schnurlosen Haustelefonen kann man zwischen<br />
analoger digital gepulster Technik unterscheiden:<br />
Bedenklich ist hier vor allem der sog. DECT-Standard, der<br />
mit relativ stark gepulsten digitalen Wellen arbeitet. <strong>Die</strong> Basisstationen<br />
senden Tag und Nacht mit voller Leistung - auch<br />
wenn nicht telefoniert wird. Besitzer von DECT-Telefonen<br />
haben mit ihrer Basisstation sozusagen einen Mobilfunkmasten<br />
in ihrer Wohnung installiert, der auch durch Wände<br />
hindurch bis zu 200 Meter weit strahlt.<br />
<strong>Die</strong> Grenzwerte<br />
Stark umstritten ist, ob die in der 26. Bundes<strong>im</strong>missionsschutzverordnung<br />
festgelegten Grenzwerte ausreichen, um<br />
die Bevölkerung vor möglichen gesundheitlichen Folgen der<br />
elektromagnetischen Dauerberieselung zu schützen. Dahinter<br />
steckt die Frage, wie Grenzwertempfehlungen überhaupt<br />
zustande kommen. Stützt man sich auf das wissenschaftlich<br />
Erwiesene oder verfolgt man den Weg eines vorsorgeorientierten<br />
Gesundheitsschutzes und hält die Grenzwerte<br />
von vorne herein so niedrig wie möglich?<br />
In Deutschland wurde in den vergangenen Jahren der erste<br />
Weg gewählt. <strong>Die</strong> Grenzwerte für die elektromagnetischen<br />
Felder rund um Mobilfunkbasisstationen stützen sich auf<br />
die Empfehlungen der ICNIRP (International Commission<br />
on Non-Ionizing Radiation Protection). <strong>Die</strong> ICNIRP erkennt<br />
an, dass elektromagnetische Wellen zu einer Erwärmung des<br />
Körpergewebes führen können (sog. thermischer Effekt). <strong>Die</strong><br />
von Mobilfunkkritikern <strong>im</strong>mer wieder ins Feld geführten<br />
athermischen Wirkungen werden bei den Grenzwertempfehlungen<br />
nicht berücksichtigt, da sie angeblich wissenschaftlich<br />
(noch) nicht erwiesen sind.<br />
Andere Länder, andere Grenzwerte<br />
Andere Länder wie Italien oder die Schweiz haben zum Teil
ELEKTROSMOG<br />
schärfere Grenzwerte festgelegt. In Salzburg wurde <strong>im</strong> Jahr<br />
1998 ein sogenannter Vorsorgewert eingeführt, der um den<br />
Faktor 10.000 unter den deutschen Grenzwerten liegt. <strong>Die</strong>ser<br />
Salzburger Vorsorgewert wurde <strong>im</strong> Juni 2000 auf einer internationalen<br />
Expertenkonferenz als der Richtwert bestätigt,<br />
der be<strong>im</strong> derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand eingehalten<br />
werden sollte.<br />
Strahlungsrisiken be<strong>im</strong> Handy<br />
Elektromagnetische Felder entstehen auch am Handy selbst.<br />
Für den Verbraucher interessant ist in diesem Zusammenhang<br />
die Strahlungsenergie, die vom Körpergewebe aufgenommen<br />
wird. <strong>Die</strong>se Strahlungsenergie – der sogenannte<br />
SAR-Wert (SAR = Spezifische Absorptionsrate) – wird in<br />
Watt pro Kilogramm gemessen. Für die Strahlungsenergie,<br />
die von Handys ausgeht, existiert bislang kein Grenzwert.<br />
<strong>Die</strong> Internationale Strahlenschutzkommission empfiehlt einen<br />
SAR-Wert von 2 W/kg.<br />
Seit Herbst 2001 weisen die Hersteller von Handys auf freiwilliger<br />
Basis in der Gebrauchsanweisung auf den SAR-Wert<br />
hin. Das Bundesumweltministerium denkt momentan über<br />
eine Regelung nach, nach der das Etikett ‚strahlungsarm‘<br />
nur dann erlaubt sein soll, wenn ein SAR-Wert von 0,5 W/<br />
kg eingehalten wird.<br />
<strong>Die</strong> freiwillige Vereinbarung wird in der Praxis wohl nicht<br />
ausreichen: Um das technische Potenzial bei der Entwicklung<br />
von Handys auszuschöpfen ist eine wirkliche<br />
Kennzeichnungspflicht am Gerät selbst und nicht irgendwo<br />
versteckt in der Gebrauchsanweisung notwendig. Der Trend<br />
der letzten Jahre zeigt, dass Design offensichtlich wichtiger<br />
ist als vorbeugender Gesundheitsschutz: <strong>Die</strong> SAR-Werte<br />
der neu am Markt erhältlichen Handys haben zu- <strong>statt</strong> abgenommen<br />
Risiken durch Elektrosmog?<br />
Unumstritten ist, dass elektromagnetische Felder zu einer<br />
Erwärmung des Körpers führen können, das ist der sogenannte<br />
thermische Effekt. Als gesundheitlich problematisch<br />
gilt dabei eine Erwärmung des Körpergewebes um mehr als<br />
ein Grad Celsius. Folge können Störungen des Stoffwechsels,<br />
des Nervensystems oder der embryonalen Entwicklung<br />
aber auch Krankheiten wie der Graue Star sein.<br />
Heftig umstritten sind <strong>im</strong>mer noch die sogenannten<br />
athermischen Effekte. Eine ganze Reihe von Studien weist<br />
Zusammenhänge zwischen elektromagnetischer Strahlung<br />
und gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach:<br />
Forscher der Universität Lund haben in Tierversuchen nachgewiesen,<br />
dass Mobilfunkstrahlung die Blut-Hirn-Schranke<br />
öffnet und so schädigenden Stoffen aus dem Blutkreislauf<br />
(Kohlendioxid, Abfallprodukte) erleichtert, in das Gehirn zu<br />
gelangen.<br />
<strong>Die</strong> Uni-Klinik in Essen weist einen statistischen Zusammenhang<br />
zwischen Krebs und Handynutzung nach. <strong>Die</strong><br />
Gefahr, an einem Augentumor zu erkranken sei bei Menschen,<br />
die täglich mehrere Stunden lang ein Mobilfunktelefon<br />
benutzen, dre<strong>im</strong>al so hoch.<br />
Eine Studie der Orebo University in Schweden hat gezeigt,<br />
dass das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken bei<br />
Handynutzern 2,5 mal so hoch ist wie bei Personen, die nicht<br />
mobil telefonieren.<br />
Mobilfunk und Recht<br />
Sendeanlagen mit einer Höhe von weniger als 10 Metern<br />
werden von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />
genehmigt, hier hat die Kommune keinerlei Einwirkungsmöglichkeiten<br />
(kein Wunder, dass diese Höhe nur selten<br />
überschritten wird). Vor diesem Hintergrund rücken die baurechtlichen<br />
Handlungsmöglichkeiten ins Blickfeld:<br />
1. Bauplanungsrechtliche Beurteilung<br />
a) städtebauliche Relevanz: Gegen eine Mobilfunksendeanlage<br />
kann man u.U. vorgehen, wenn das Ortsbild beeinträchtigt<br />
ist<br />
b) <strong>im</strong> beplanten Innenbereich:<br />
- allgemeine Wohngebiete: Mobilfunksendeanlagen<br />
sind wegen ihrer gewerblichen Nutzung nur ausnahmsweise<br />
zulässig (§ 4 Abs. 3 Nr. 2 BauNVO)<br />
- reine Wohngebiete: Mobilfunksendeanlagen sind<br />
generell unzulässig, weil sie mit dem in § 3 BauNVO für ein<br />
reines Wohngebiet vorgegebenen Nutzungskatalog nicht<br />
vereinbar sind<br />
c) <strong>im</strong> Außenbereich: Mobilfunkanlagen <strong>im</strong> Außenbereich<br />
sind sog. privilegierte Vorhaben, die dann unzulässig sein<br />
können, wenn etwa das Orts- und Landschaftsbild beeinträchtigt<br />
wird (§ 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB), der spezifische<br />
Standortbezug fehlt oder in der gemeindlichen Flächennutzungsplanung<br />
dieser Nutzungsart bereits geeignete<br />
Standorte zugewiesen sind (positive Standortzuweisung, §35<br />
Abs. 3 Satz 3 BauGB).<br />
2. Bauordnungsrechtliche Beurteilung<br />
Ist ein Standort nur ausnahmsweise oder gar nicht zulässig<br />
(siehe oben), ist trotz Genehmigungsfreiheit eine besondere<br />
baurechtliche Ge<strong>statt</strong>ung erforderlich. Voraussetzung hierfür<br />
ist das Einvernehmen der Gemeinde.<br />
Einige aktuelle Gerichtsurteile werten Mobilfunksendeanlagen<br />
als gewerblich genutzte Hauptanlagen, die in reinen<br />
Wohngebieten nicht und in allgemeinen Wohngebieten nur<br />
bedingt zulässig, aber genehmigungspflichtig sind.<br />
<strong>Die</strong> städtische Beschlusslage<br />
<strong>Die</strong> Stadt München duldet seit 1994 auf ihren eigenen städtischen<br />
Gebäuden mit sensibler Nutzung (also Kindergärten,<br />
Krankenhäuser etc.) keine Mobilfunksendeanlagen.<br />
<strong>Die</strong>se Praxis wurde 1999 auf Antrag der <strong>Grünen</strong> auch auf die<br />
städtischen Grundstücke ausgedehnt, die unmittelbar an<br />
Grundstücke mit sensibler Nutzung angrenzen.<br />
In einem Grundsatzbeschluss zum Thema Mobilfunk hat der<br />
Umweltschutzausschuss <strong>im</strong> Juli 2001 beschlossen, auch auf<br />
den von der kommunalen Liegenschaftsverwaltung betreuten<br />
städtischen Wohngebäuden auf Mobilfunksendeanlagen<br />
zu verzichten. Bei den städtischen Gebäuden, für die<br />
die Aufstellung einer Mobilfunksendeanlage in Frage kommt,<br />
fordert die Stadt die Einhaltung der Schweizer Grenzwerte,<br />
die um den Faktor 100 unter den deutschen liegen. Abgelehnt<br />
wurde diesen Sommer ein Antrag der <strong>Grünen</strong>, städtische<br />
Gebäude generell nicht mehr für Mobilfunkanlagen zur<br />
Verfügung u stellen.<br />
Christine Kugler<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Januar 2002<br />
15
16<br />
GRÜNE ANLAUFSTELLEN:<br />
Stadtratsfraktion<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong>/<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> -<br />
rosa liste<br />
Tel.: 089 23 92 620<br />
Fax: 089 2<strong>90</strong> 41 05<br />
presse@gruene-muenchenstadtrat.dewww.gruene-muenchenstadtrat.de<br />
Geschäftsstelle:<br />
Elke Büttner<br />
Fraktionsvorsitzende:<br />
Siegfried Benker<br />
Jutta Koller<br />
Büro 3. Bürgermeister<br />
Hep Monatzeder<br />
Tel. 233 93 482<br />
Büroleitung:<br />
Stefan Scholer<br />
www.hep-monatzeder.de<br />
:Impressum<br />
Inhaber und Verleger:<br />
Stadtratsfraktion<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong>/<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>rosa<br />
liste<br />
Marienplatz 8<br />
80331 München<br />
DIE LETZTE SEITE<br />
ÖFFENTLICHE ARMUT -<br />
PRIVATER REICHTUM?<br />
Warum Münchner Unternehmen gute Geschäfte<br />
machen und trotzdem keine Steuern zahlen.<br />
Diskussion mit:<br />
Christine Scheel, MdB<br />
Siegfried Benker, Stadtrat<br />
Boris Schwartz, Stadtrat.<br />
Donnerstag, 17.1., 19.30 Uhr<br />
Hofbräuhaus, Wappensaal<br />
DIE GRÜNE MAMBA Nr. 84 Dezember 2001<br />
Moderation: Jutta Koller<br />
Grünes Stadtbüro:<br />
stadtbuero@gruene.m.uunet.de<br />
(täglich von 15-18 Uhr)<br />
Sendlingerstr. 47<br />
80331 München<br />
Tel.: 201 44 88<br />
Fax: 202 18 14<br />
stadtbuero@gruene.m.uunet.de<br />
www.gruenemuenchen.de<br />
Mitarbeiterinnen:<br />
Annette Louis<br />
Liane Rohen<br />
Petra Tuttas<br />
Grüne Jugend München:<br />
<strong>Die</strong>ter Janecek<br />
Tel.: 217 088 98<br />
dieter@gjm.de<br />
Andrea Ossig<br />
Tel.: 783 918<br />
andrea@gjm.de<br />
www.gjm.de<br />
Redaktion:<br />
Markus Viellvoye (verantwortl.)<br />
Christine Kugler, Sedef Özakin,<br />
Stefan Scholer, Alexandra Weiß.<br />
<strong>Die</strong> Zeitung ist für Mitglieder der<br />
Münchner <strong>Grünen</strong> kostenlos<br />
Der Bezug <strong>im</strong> Jahresabo kostet<br />
derzeit 18 DM, Einzelpreis: 3 DM.<br />
Wahlkampf<br />
Mo. 14.1., 19.30 Uhr:<br />
Wahlkampfauftakt:<br />
Start up - das erste Dutzend<br />
der <strong>Grünen</strong> MM StadtratskandidatInnen<br />
in einem<br />
unerbittlichen Quiz.<br />
Mit der Gruppe Kabarest.<br />
Drehleier, Rosenhe<strong>im</strong>erstr.<br />
123<br />
Fr. 8.2., 19 Uhr: Veranstaltung<br />
zur Verkehspolitik<br />
mit Ali Schmidt und Jens<br />
Mühlhaus Stadtbüro,<br />
Sendlingerstr. 47<br />
Mi. 13..2., 19. 30 Uhr:<br />
Renate Künast und Hep<br />
Monatzeder <strong>im</strong><br />
Hofbräukeller am Wiener<br />
Platz. Thema:<br />
Verbraucherschutz<br />
Do. 28.2., 19.30 Uhr:<br />
Abschlussveranstaltung<br />
mit Claudia Roth und den<br />
Münchner SpitzenkandidatInnen<br />
<strong>im</strong> Hofbräukeller<br />
am Wiener Platz<br />
Druck:<br />
Ulenspiegel Druck und Verlag<br />
Besengaßl 4<br />
82346 Andechs<br />
Konzeption: Bernd Haak<br />
Tietellogo: Barbara Rueff