Forststudium in Erfurt 20 Jahre BDF MV

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AUS DEN LÄNDERN 30 BDFaktuell 7/8 2011 An diesem Beispiel zeigt sich wieder einmal eindrucksvoll, dass im Freistaat Sachsen Anspruch und Wirklichkeit in Sachen Wald und Forstwirtschaft gewaltig auseinanderklaffen. Den Lippenbekenntnissen und Sonntagsreden folgen Maßnahmen, die dem Denken der von Michael Ende in seinem Buch „Momo“ beschriebenen grauen Männer BDF BEIM TAG DER SACHSEN Wie bereits in den vergangenen Jahren wird sich der BDF- Landesverband Sachsen auch dieses Jahr wieder vom 02. bis 04.09.2011 auf dem Tag der Sachsen in Kamenz präsentieren. Alle Mitglieder und Freunde des BDF und solche Personen, die es noch werden wollen, sind herzlich eingeladen, den Stand des BDF im Zelt des Sächsischen Beamtenbundes und Tarifunion zu besuchen. Heino Wolf, Landesvorsitzender SCHLESWIG-HOLSTEIN entspringen und jegliches Bewusstsein für die tatsächliche Bedeutung des Waldes und der Forstwirtschaft in Gegenwart und Zukunft vermissen lassen. Es stellt sich die Frage, wie die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen in Sachen Wald und Forstwirtschaft auf der politisch-administrativen Ebene bewältigt werden sollen. Zur Erinnerung seien hier einige Stichworte ohne Anspruch auf Vollständigkeit genannt: Klimawandel, Waldbesitzstruktur, Holzaufkommen, Holznachfrage, Wald - er schlie ßung, Förderung, Fachaufsicht, Nutzungskonflikte, Zielkonflikte. Natürlich kann alles der operativen Ebene überlassen werden. Für die strategische Ausrichtung und Um- Länderübergreifende Ausbildung in den Lauenburgischen Kreisforsten Der Eigenbetrieb Kreisforsten Herzogtum Lauenburg bewirtschaftet ca. 9.500 ha Kommunalwald im südöstlichen Schleswig-Holstein. Die Wälder im Kreisgebiet stocken überwiegend auf Moränen und Geschieben der jüngsten Eiszeit mit entsprechend guter Nährstoffversorgung. In Verbindung mit dem subatlantischen Klima ergeben sich optimale Voraussetzungen für buchendominierte Laub-, Nadelmischwälder. Der Betrieb ist zu über 60 % mit Laubholz bestockt, wobei die Buche die Hauptart bildet, aber auch die Eiche mit hohen Anteilen vertreten ist. Die Kreisforsten werden seit über 50 Jahren nach den Grundsätzen der naturgemäßen Waldwirtschaft bewirtschaftet und sind seit dem Jahr 2000 FSC-zertifiziert. Neben der Ausbildung von Forstwirten werden in den acht Förstereien des Betriebes auch regelmäßig Praktikanten ausgebildet. Dabei reicht das Spektrum vom 14-tägigen Schulpraktikum bis zum 1-jährigen Praktikum von FH oder Universität. Ein solches Praktikum leistete auch Simon Russell, Student der Kopenhagener Forstuniversität, von August 2009 bis Juli 2010. Im Folgenden berichtet er von seinen hier gewonnenen Eindrücken, Aufgaben und den Unterschieden zur dänischen Forstwirtschaft: „In der Ausbildung von Forstleuten sind praktische Erfahrungen von immenser Bedeutung. Dies konnte ich vor allem während meines Praktikums in den Kreisforsten Lauenburg erleben. Im nördlichen Schleswig-Holstein aufgewachsen und mit sowohl deutschem als auch dänischem Abitur ausgestattet, hatte ich die Möglichkeit, in beiden Ländern zu studieren. Während eines Freiwilligen Ökologischen Jahres auf Seeland in Dänemark lernte ich die Arbeitsgebiete eines Revierleiters kennen und entschied mich für das Studium Forest and Landscape Engineer (dänisch: Skov- og Landskabsingeniør) in Kopenhagen. Das Studium Forest and Landscape Engineer wird am Centre for Forest and Landscape der mittlerweile fusionierten Kopenhagener Universität angeboten. Der Abschluss nennt sich Professionsbachelor, das Studium dauert vier Jahre, und ein Jahrespraktikum ist Bestandteil dieses Studiums. setzung der Strategie in eine konkrete Forstpolitik ist aber nun einmal ein Ministerium zuständig. Die erfolgte Zusammenlegung der beiden Forstreferate zu einem einzigen Referat schmälert die Wahrnehmung des Bereiches Wald und Forstwirtschaft im politisch-administrativen Bereich bis zur Unkenntlichkeit. Die Sächsische Staatsregierung verschenkt mit dieser im Hinblick auf den Gesamtapparat des SMUL völlig irrelevanten Maßnahme jeglichen Gestaltungsspielraum in einem Sektor, dessen Bedeutung in Zukunft weiter zunehmen und sicher nicht abnehmen wird. � Heino Wolf, Landesvorsitzender Zulassungsbedingung des Studiums war ein einjähriges vorbereitendes Praktikum im praktischen Forstbetrieb in einer Forstwirtrotte, begleitet von Kursen an der Universität. Dieses Praktikum wurde mittlerweile leider abgeschafft. Das Studium beinhaltet die typischen Kernfächer der Forstwirt- schaft, Landschaftspflege und -verwaltung. Eine bedingte Spezialisierung ist durch einige Wahlfächer und die
Themenwahl bei Projektarbeiten möglich. Das Praktikum im fünften und sechsten Semester leisten die Studenten in unterschiedlichen Betrieben ab. Einige sammeln Erfahrungen in der Entwicklungshilfe, Umweltpolitik oder Umweltpädagogik. Andere absolvieren ihr Praktikum in kommunalen Verwaltungen, bei Forstunternehmern, dem Staatsforst oder privaten Forstbetrieben. Ich absolvierte mein erstes Praktikum vor dem regulären Studienbeginn im Westseeländischen Staatsforstamt. Das zweite Praktikum im fünften und sechsten Semester absolvierte ich in den Lauenburgischen Kreisforsten. Hier assistierte ich einigen Revierleitern im täglichen Betrieb. Parallel dazu hatte ich die Planung und Einleitung einer Alteicheninventur zur Aufgabe und schrieb eine Projektarbeit.“ Eichen nehmen in den Kreisforsten rund 17 % der Waldfläche ein, davon besteht ein Großteil aus über 200-jährigen Überhältern, die einzeln oder in Gruppen in jüngeren Beständen anderer Baumarten wachsen. Dies macht eine Erfassung anhand gängiger Forsteinrichtungsverfahren sehr schwierig und ungenau. Andererseits ist ein genaues Wissen über den Vorrat an Starkeichen aufgrund ihres immensen ökonomischen und ökologischen Wertes für betriebliche Entscheidungen ausgesprochen wichtig. Die Wertholzsubmission der Lauenburgischen Kreisforsten, auf der jährlich einige hundert Festmeter Eiche angeboten werden, hat in Käuferkreisen einen sehr guten Ruf; die Höchstgebote für ausgesuchte Stämme liegen in der Regel über 1.300,- Euro/Fm. Gleichzeitig sollen in einem „Methusalemprogramm“ ein angemessener Anteil als Habitatbäume erhalten bleiben, wobei ab einem BHD von 110 cm ein besonders hoher Maßstab angelegt wird. Um die Eichen möglichst genau zu erfassen, sollen in den Kreisforsten alle Eichen mit einem BHD über 70 cm einzelstammweise erfasst, mit GPS-Koordinaten in Karten eingetragen und vermessen werden. Dabei werden gleichzeitig die Wertholzanteile und der Gesundheitszustand angesprochen und der Baum als Nutz- oder Habitatbaum klassifiziert. Herr Russell verbrachte einen Großteil seines Praktikums in der Revierförsterei Brunsmark. Hier begann er neben der Reviertätigkeit mit der Inventur und bearbeitete rund 680 ha der Revierfläche. Auf dieser Fläche wurden 1.016 Eichen mit BHD größer als 70 cm erfasst. 15 % wurden als Biotopbäume ausgewiesen, bei weiteren 15 % ist die Nutzung oder der Erhalt als Biotopbaum noch nicht endgültig entschieden. 70 % stehen für eine Nutzung zur Verfügung. Die stärkste Eiche hat einen BHD von 158 cm. Besonders beeindruckend ist eine Eiche mit BHD 144 cm und 10 m Wertholzlänge im unteren Stammbereich. Trotz des hohen wirtschaftlichen Verlustes wird auch dieser Baum aufgrund seiner Dimension als „Methusalem“ erhalten. Simon Russell zieht folgendes Resümee nach seinem Praktikum: „Ein Praktikum bietet die Möglichkeiten sich zu bewähren, Netzwerke aufzubauen und so eine Basis für Projektarbeiten und spätere Einstellungen zu schaffen, vor allem wenn das Praktikum in kleinen Betrieben abgeleistet wird. Dies gilt jedenfalls für Dänemark. Nicht außer Acht zu lassen ist, dass eine spätere fachliche Ausrichtung durch die praktische Erfahrung immens gefördert wird. Das Praktikum in den Kreisforsten gab mir die Möglichkeit, die Bewirtschaftungsweise kennenzulernen, die Gegenstand der momentanen Debatte in Dänemark ist. Die bisherige Forstwirtschaft in Dänemark ist überwiegend vom Altersklassenprinzip und plantagenartigem Nadelholzanbau geprägt. Aber auch dort beginnt eine Diskussion über eine ökologisch zuträgliche Bewirtschaftung der Wälder. Daneben war es für mich aber ebenso wichtig, Erfahrungen im täglichen Betrieb zu sammeln. Dabei halte ich es für entscheidend, das Praktikum in einem Betrieb abzuleisten, der es als seine Aufgabe ansieht, Praxiswissen zu vermitteln und gleichzeitig Raum zur fachlichen Erprobung zu schaffen und somit die Handlungsfähigkeit zu fördern. Falls diese Möglichkeiten durch Abschaffung von Praktika im Verlauf des Studiums verlorengehen, was sowohl in Dänemark als auch in Deutschland zunehmend der Fall ist, wird schon die Ersteinstellung eine immense Herausforderung für Nachwuchskräfte. So stellen schon jetzt mehrere deutsche Landesforstverwaltungen aus wirtschaftlichen Grün- den nur noch Trainees, mit dem Ziel, den eigenen Personalbedarf zu decken, ein. In Dänemark existiert dagegen überhaupt kein Vorbereitungsdienst und Absolventen werden häufig in Assistentenstellen beschäftigt. Im Moment diskutieren private Forstbetriebe, wie dazu beigetragen werden kann, die Praxisverankerung und forstliche Handlungsfähigkeit der Studenten während des Studiums und danach zu fördern. In diesem Sinne ist es meines Erachtens wichtig, dass die großen öffentlichen Forstbetriebe weiterhin Ausbildungsmöglichkeiten für Absolventen der Hochschulen bereitstellen, die über ihren eigenen Personalbedarf hinausgehen. Ende Juni werde ich mein Bachelorprojekt und das Studium abgeschlossen haben und mich aus den hier genannten Gründen für den Vorbereitungsdienst bei mehreren Verwaltungen in Deutschland bewerben.“ � Thomas Schwichtenberg, Kreisrevierförsterei Brunsmark / Simon Russell, Kopenhagen Landesgeschäftsstelle Telefon (0 48 21) 68 42 92 (01 71) 8 90 63 25 Telefax (0 48 21) 68 42 66 AUS DEN LÄNDERN BDFaktuell 7/8 2011 31
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