Download Lebensplatz 2011 - Tierschutzprojekt Ungarn
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Eine Informationsbroschüre vom<br />
TIERSCHUTZPROJEKT UNGARN e.V.<br />
<strong>Lebensplatz</strong><br />
Ein Platz zum Leben?<br />
„Wenn du allen helfen<br />
willst, hilfst du keinem“<br />
Heft Nr. 11 – <strong>2011</strong>
Inhaltsverzeichnis // Vorwort<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort 4<br />
3 von 1.000 5<br />
5 Jahre Tierklinik 6<br />
Chronik eines schweren Tages 7<br />
Einladung 11<br />
Mitglied- und Patenschaftsantrag 12<br />
Kommen Sie wieder! 13<br />
Rigo – ein Weihnachtsmärchen 18<br />
Österreich/Maishofen 22<br />
Überweisung 26<br />
Impressum 28<br />
Vorwort<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Tierschutzbegleiterinnen und -begleiter,<br />
der Spruch vorne auf der Titelseite beschäftigt<br />
mich seit vielen Jahren. Und fast<br />
täglich sage ich ihn stumm auf. Rein emotional<br />
will ich es manches Mal nicht wahrhaben,<br />
aber es stimmt: „Wenn du allen helfen willst,<br />
hilfst du keinem.“ Gerade in diesem fast abgelaufenen<br />
Jahr standen wir so oft vor der<br />
Situation, dass uns Hilferufe aus ganz <strong>Ungarn</strong><br />
erreichten. Hier ein Tierheim, das kein<br />
Futter mehr hat, dort ein anderes, das die<br />
verletzten Tiere aus finanziellen Gründen<br />
nicht versorgen kann. Und immer haben wir<br />
im Rahmen unserer Möglichkeiten geholfen.<br />
Gerade jetzt aktuell haben wir das Tierheim<br />
in Derecske besucht und standen vor hilflosen,<br />
bittenden, wahrhaftigen Tierschützerinnen<br />
und Tierschützern, denen noch nie Hilfe<br />
zuteilgeworden war. Dank Ihrer Unterstützung<br />
konnte vielen Tieren der Hungertod<br />
erspart werden. Doch leider – und so grausam,<br />
wie es ist – müssen wir erkennen, dass<br />
Hilfe für alle unmöglich ist. Das Krisenjahr<br />
2010 hat ein riesiges Loch in unsere Kasse<br />
geschlagen und auch <strong>2011</strong> waren die<br />
Spendeneingänge rückläufig. So mussten wir<br />
unser großes Bauprojekt, unser Schul- und<br />
Verwaltungsgebäude im Tierheim Székesfehérvár,<br />
das wir vor ca. zwei Jahren begonnen<br />
haben, stoppen. Denn wir stehen heute<br />
vor der Situation, dass die medizinische<br />
Versorgung unserer Tiere dort bei Weitem<br />
unsere eingehenden Spenden übersteigt.<br />
Fast täglich werden angefahrene Hunde und<br />
Katzen zu uns gebracht und jeden Tag stehen<br />
wir vor der Frage, ob wir helfen können?<br />
Doch auch Wasser, Strom und Futter<br />
müssen bezahlt werden und nicht zuletzt die<br />
mageren Löhne unserer treuen Mitarbeiter.<br />
Unser Tierarzt kommt uns ebenfalls sehr<br />
entgegen, doch auch er braucht Geld zum<br />
Leben. Wir haben uns für die Tiere entschieden<br />
und vorerst alle weiteren Baumaßnahmen<br />
gestoppt. Wir möchten nicht dem fünften<br />
angefahrenen oder misshandelten Hund,<br />
der in unserem Tierheim eingeliefert wird,<br />
sagen müssen, dass für ihn keine Hilfe mehr<br />
möglich ist. Eine Entscheidung zum Wohl<br />
der Tiere, die uns täglich anvertraut werden.<br />
Auch weiterhin werden wir versuchen, so<br />
vielen Kreaturen wie möglich zu helfen und<br />
allen gerecht zu werden. Gemeinsam mit Ihnen<br />
konnten wir in den letzten Jahren Tausenden<br />
Tieren helfen – und durch unseren<br />
ständigen Kastrationseinsatz konnten wir<br />
neues Elend verhindern.<br />
Wieder einmal bitte ich Sie inständig, an die<br />
Hunde und Katzen <strong>Ungarn</strong>s zu denken. Und<br />
vielleicht sollten auch Sie einmal den Spruch<br />
von der Titelseite überdenken: „Hilfst du allen,<br />
hilfst du keinem.“ Vor vielen Jahren haben<br />
wir, das <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> und<br />
ich selbst, beschlossen: Das, was wir anfangen,<br />
wollen wir gut machen und auf Dauer<br />
anlegen. Tierschutz muss nachhaltig sein<br />
und er muss in dem jeweiligen Land stattfinden.<br />
Im Namen der Tiere <strong>Ungarn</strong>s danke<br />
ich Ihnen für Ihre Treue und Unterstützung<br />
und wünsche Ihnen nachdenklich ein frohes<br />
Weihnachtsfest.<br />
Ihr Wolfgang Stephanow<br />
3 – 4
3 von 1.000 // 5 Jahre Tierklinik<br />
Impi<br />
3 von 1.000<br />
Wir möchten Ihnen heute drei Ein- Da ist Arasz, ein alter Golden Retriever.<br />
zelschicksale von Hunden vorstellen, die<br />
stellvertretend für über 1.200 Tiere stehen,<br />
die jährlich im Tierheim in Székesfehérvár<br />
aufgenommen werden. Es sind keine kleinen<br />
Welpen, die eine Chance auf schnelle<br />
Vermittlung haben. Es sind alte Tiere, die<br />
bei ihren Besitzern lebten und nun im Alter<br />
nicht mehr erwünscht sind.<br />
Da ist z. B. Morgo, ein sieben Jahre alter<br />
Komondor, eine der ältesten ungarischen<br />
Hunderassen. Normalerweise robust, groß<br />
und stolz, Ehrfurcht erweckend und mit<br />
langem Behang. Sein Besitzer brachte ihn<br />
selbst ins Tierheim Székesfehérvár. Morgo<br />
war vollkommen verwahrlost. Abgemagert<br />
bis auf die Knochen, das Fell verfilzt, so kam<br />
er zu uns. Er sei zu alt, um aufzupassen und<br />
einfach nur noch lästig, so die Aussage des<br />
Besitzers.<br />
Wir wurden von Anwohnern der nahen<br />
Stadt auf ihn aufmerksam gemacht. Man<br />
hatte beobachtet, wie er über Tage versuchte,<br />
Fressbares in den Mülltonnen zu<br />
finden. Arasz ließ sich von uns einfangen<br />
und so führte auch sein Weg in das Tierheim<br />
Székesfehérvár. Als unser Veterinär<br />
ihn untersuchte, fand er am Körper des<br />
Hundes mehrere tennisballgroße Tumore.<br />
Auch seine Hüfte bereitete ihm große Beschwerden.<br />
Der Arzt entdeckte aber auch<br />
eine rasierte Stelle am vorderen Bein des<br />
Hundes, an der vor noch nicht allzu langer<br />
Zeit Blut entnommen worden war. Wahrscheinlich<br />
war sein Besitzer mit Arasz bei<br />
einem Arzt gewesen und als er erfuhr, was<br />
die notwendige Behandlung kosten würde,<br />
entsorgte er den Hund kurzerhand auf der<br />
Straße …<br />
Morgo, Arasz und Impi<br />
Und schließlich gibt es noch Imperator,<br />
liebevoll Impi genannt. Ein altdeutscher<br />
Schäferhund mit Hüftdysplasie. Gefunden<br />
wurde Impi in einem kleinen Ort nahe der<br />
Autobahn. Er saß an der Straße und sah den<br />
vorbeifahrenden Autos hinterher. Alt, lästig,<br />
ausgesetzt – das Schicksal vieler Hunde und<br />
Katzen in <strong>Ungarn</strong>. Doch auch sie finden einen<br />
Platz im Tierheim in Székesfehérvár,<br />
denn gerade sie brauchen unsere Hilfe.<br />
Diese drei Hunde stehen als Beispiele<br />
für die weit über tausend, die in unserem<br />
Tierheim versorgt und behandelt werden<br />
– jedes Jahr. Denn dies entspricht unserer<br />
Auffassung von Tierschutz, nicht aber das<br />
Aussortieren leicht vermittelbarer Welpen<br />
und „Bilderbuchhunde“ für Deutschland.<br />
Wir wollen die Lebensumstände der Hunde<br />
in <strong>Ungarn</strong> verbessern! Dazu gehören<br />
auch Kastrationen, um die unendliche Flut<br />
einzudämmen, und die oft mühevolle Überzeugungsarbeit,<br />
durch die Menschen zur<br />
Einsicht kommen sollen, dass ein Tier kein<br />
Wegwerfartikel ist.<br />
Wir kämpfen um jedes Leben. Um das<br />
Leben des kleinen Welpen, der morgens in<br />
einem Karton vor dem Tierheimtor liegt,<br />
und um das Leben von Morgo, Imperator<br />
und Arasz, der so unter seinen Tumoren leidet.<br />
Denn: Jede Seele zählt!<br />
Wir bitten Sie inständig: Unterstützen<br />
Sie unsere Arbeit, denn nur so können<br />
wir weiterhin helfen!<br />
5 Jahre Tierklinik –<br />
1.744 Kastrationen<br />
Im Jahr 2005 hatten wir eine Illusion. Wir<br />
wollten unbedingt die tierärztliche Versorgung<br />
im Tierheim Szekésfehévár besser gestalten.<br />
Viele der dort untergebrachten Tiere<br />
mussten wegen einer mangelhaften ärztlichen<br />
Versorgung qualvoll sterben. Kastriert wurde<br />
nur gelegentlich. Unsere finanziellen Mittel<br />
waren sehr begrenzt und so blieb zuerst einmal<br />
nur der Traum von einer Tierklinik auf<br />
dem Tierheimgelände. Aber wir ließen nicht<br />
locker und nur ein Jahr später, im Frühjahr<br />
2006, konnten wir dank der Unterstützung<br />
vieler Spenderinnen und Spender den Traum<br />
verwirklichen. Direkt auf dem Tierheimgelände<br />
errichteten wir eine Containeranlage<br />
mit medizinischen Apparaten, einem allgemeinen<br />
Behandlungsraum, einem separaten<br />
OP-Raum und beheizbaren Pflegeplätzen für<br />
infektiöse oder operierte Tiere. Hier arbeitet<br />
der von uns angestellte Tierarzt täglich für<br />
einige Stunden – nun schon seit fünf Jahren.<br />
In 5 Jahren haben wir<br />
1.744 Tiere kastriert!<br />
Zeit, ein Resümee zu ziehen: In den vergangenen<br />
fünf Jahren konnten unzählige<br />
Tiere fachgerecht behandelt werden. Bisswunden,<br />
Infektionen u. v. m. sind in einem<br />
so großen Tierheim an der Tagesordnung.<br />
Sie können nun schnell und unkompliziert<br />
behandelt werden: Hier eine Infusion zur<br />
Stärkung verabreichen, da eine infizierte<br />
Hundepfote behandeln, schnell wichtige<br />
Laborwerte erfassen und ein Ultraschallbild<br />
machen oder sogar eine Operation<br />
durchführen – das alles ist in unserer kleinen<br />
„Klinik“ kein Problem. Impfungen und<br />
die Parasitenbekämpfung gehören zum<br />
„Tagesgeschäft“. Schnell, einfach und kostengünstig<br />
in unserer Tierklinik machbar.<br />
Die Kastration der Tiere ist uns besonders<br />
wichtig und dank dieser Einrichtung völlig<br />
problemlos! So konnten wir in den vergangenen<br />
fünf Jahren – zusätzlich zu der täglichen<br />
medizinischen Versorgung der Tiere<br />
– 1.744 Hunde und Katzen kastrieren und<br />
damit zigtausendfaches Tierelend verhindern.<br />
Das ist nur mit einer solchen Einrichtung<br />
möglich. Sicher, für den Unterhalt und den<br />
laufenden Betrieb unserer Klinik müssen wir<br />
viele Euros aufbringen. Aber diese Art der<br />
Hilfe ist jeden Cent wert. Kann man effektiver<br />
Tierschutz leisten als auf diesem Weg?<br />
Wir sind daher auch weiterhin auf Ihre Hilfe<br />
angewiesen. Mit einer kleinen Spende können<br />
Sie Leben retten und Leid verhindern.<br />
Wir würden uns freuen, wenn wir auch in<br />
den nächsten Jahren mit Ihrer Unterstützung<br />
rechnen dürfen. Helfen Sie uns, damit<br />
wir weiterhin den Tieren helfen können!<br />
Ermöglichen Sie es uns, das Kastrationsprogramm<br />
fortzuführen.<br />
Vorbereitet zur Kastration<br />
5 – 6
Chronik eines schweren Tages<br />
Chronik eines schweren Tages<br />
Ich möchte Ihnen mit dem folgenden<br />
Bericht unserer Tierheimleiterin Gyöngyi<br />
Krepsz aus <strong>Ungarn</strong> deutlich machen, wie<br />
schwer das Leben eines ungarischen Tierheimmitarbeiters<br />
ist und welche emotionale<br />
Belastung täglich auf ihn zukommt. Wir<br />
leben Gott sei Dank in einem Land, in dem<br />
es zwar auch Not und Elend gibt, aber nicht<br />
in dem Ausmaß, wie wir vom <strong>Tierschutzprojekt</strong><br />
<strong>Ungarn</strong> es in <strong>Ungarn</strong> tagtäglich erleben.<br />
Misshandelte und missachtete Tiere, die uns<br />
von ihren Besitzern übergeben werden, die<br />
Székesfehérvár, den 9.8.<strong>2011</strong><br />
Da wir schon 20 Jahre Erfahrung hinter<br />
uns haben, dachten wir, dass uns nichts mehr<br />
erstaunen könnte. Die menschliche Gemeinheit<br />
und Unverantwortlichkeit kennt aber<br />
keine Grenzen.<br />
Vorsicht, es folgen einige<br />
schockierende Fotos!<br />
Der 9. August wird als ein grausamer Tag<br />
in die Geschichte des Tierheimes eingehen.<br />
Alles fing normal an: Die Tierpfleger hatten<br />
begonnen, die Tiere zu füttern, und wir haben<br />
uns mit den teilnehmenden Kindern eines<br />
Tageskurses darüber unterhalten, was Tiere<br />
alles brauchen und wie intelligent sie sein<br />
können. Wir sahen uns einen Film über einen<br />
Hund an, der außerordentliche Fähigkeiten<br />
hatte.<br />
Da ist ein Besucher gekommen, der einen<br />
gefundenen Hund mitbrachte: einen Cocker-<br />
Spaniel-Rüden, ungefähr zwei Jahre alt. Man<br />
nicht darüber nachdenken, was sie da eigentlich<br />
tun. Andere Tiere werden weggeworfen,<br />
wie Müll entsorgt. Und oft müssen wir uns<br />
anhören: „Was wollt ihr? ihr seid doch dafür<br />
zuständig!“ Hunde, denen die Drahtschlinge<br />
eingewachsen ist, kaum überlebensfähige<br />
Welpen, Katzen, denen aus Spaß die Beine<br />
abgeschnitten wurden, und – am schlimmsten<br />
– die Verlierer der täglich stattfindenden<br />
Hundekämpfe. Wenn sie es überlebt haben,<br />
landen sie bei uns und wir kümmern uns um<br />
ihre schweren Verletzungen. Doch die seeli-<br />
konnte sofort sehen, dass sein Fell sehr ungepflegt<br />
ist. An den Ohren hingen die Haare<br />
schmutzig und in Knoten zusammengeklebt.<br />
Die Bestürzung kam für uns nach der<br />
gründlichen Untersuchung: Das verfilzte,<br />
knotige Fell war an mehreren Stellen aufgerieben<br />
und die Fliegen hatten die Wunden<br />
verunreinigt. Der Tierarzt musste den Hund<br />
betäuben, um ihm die Ohren gründlich putzen<br />
zu können. Mit der Hilfe einer Freiwilligen<br />
begannen die Tierpfleger, die Haare zu<br />
scheren. Der Tierarzt musste feststellen, dass<br />
das rechte Ohr innen faulig und auch außen<br />
voller Wunden war, unter den verknoteten<br />
Haaren waren überall Fliegenlarven. Der<br />
Tierarzt sah leider keine andere Möglichkeit:<br />
Das Ohr musste amputiert werden.<br />
Das linke Ohr war in einem besseren Zustand.<br />
Eine sofortige Operation war nötig, die<br />
Lebensaussichten des Tieres sind aber leider<br />
schen Verletzungen können wir nicht heilen.<br />
Jeden Tag müssen unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter so etwas sehen und jeden<br />
Tag kommen sie trotzdem und machen ihren<br />
Job. Und sollte einmal eine Sekunde Zeit sein,<br />
wird auch mal ein Hund oder eine Katze in<br />
den Arm genommen und das Tier erfährt für<br />
einen Augenblick Wärme und Liebe.<br />
Ich möchte Ihnen mit dem folgenden<br />
Bericht von unserer Tierheimleiterin<br />
zeigen, wie belastend die Arbeit in einem ungarischen<br />
Tierheim ist.<br />
nicht gut. Infolge der Fliegenlarven wird das<br />
befallene Gebiet nicht mehr durchblutet und<br />
im abgestorbenen Gewebe bilden sich Giftstoffe.<br />
Wenn diese Giftstoffe schon in den<br />
Blutkreislauf von Hope gelangt sind, wird er<br />
daran leider sterben. Der Hund wurde zur<br />
Operation vorbereitet und die Amputation<br />
durchgeführt. Wir können jetzt nur hoffen.<br />
Nach der Operation wurde Hope entsprechend<br />
versorgt. Er bekam eine Infusion<br />
und die nötigen Medikamente. Das Wissen<br />
hat hier ein Ende, man hofft und wartet auf<br />
ein Wunder. Vor mehreren Wochen hätte<br />
man durch einfaches Kämmen und Kümmern<br />
all dies verhindern können. Wir können das<br />
nicht verstehen. Wir fragen uns: Wer hat das<br />
getan? Ist das ein Mensch, der sein Tier in einen<br />
solchen Zustand geraten lässt? Warum<br />
kann er nicht bestraft werden? Wie behandelt<br />
ein solcher „Mensch” seine Familie oder<br />
andere Menschen? Wir kennen keine Antworten,<br />
nur Bestürzung und Machtlosigkeit.<br />
Die Ohren waren voll mit Fliegenlarven.<br />
Hope war geduldig und lieb. Wir hoffen, dass er fühlte, dass wir ihm helfen wollten.<br />
Das Ohr ist zur OP vorbereitet.<br />
Auch die Afteröffnung war von Maden befallen.<br />
Der Ohrstumpf wird genäht.<br />
7 – 8
Chronik eines schweren Tages<br />
Leider bekamen wir noch weitere<br />
schlechte Nachrichten. Auch eine liebe, vierjährige<br />
Hündin musste operiert werden. Bei<br />
Szuzi wurde zwei Wochen zuvor leider festgestellt,<br />
dass sie neben ihrer Brustdrüse einen<br />
kleinen Knoten hat. Wir besprachen mit<br />
dem Tierarzt, dass er während der Kastration<br />
auch diesen Knoten entfernt. Bei Hündinnen<br />
liegt die Wahrscheinlichkeit, dass dies<br />
ein bösartiger Tumorknoten ist, etwa bei 50<br />
zu 50. Bis zum Zeitpunkt der OP wuchs dieser<br />
Knoten sehr schnell und er wurde fast<br />
dreimal so groß. Daneben erschien leider<br />
noch ein weiterer Knoten und dieser wurde<br />
geschwürig. Inzwischen entwickelte sich bei<br />
der Hündin auch ein Nabelbruch. All das bedeutet<br />
leider nichts Gutes, es sind Zeichen<br />
eines bösartigen Tumors. Der entfernte Tumorknoten<br />
wurde zur Gewebeuntersuchung<br />
gesandt. Wir warten auf die Ergebnisse.<br />
Während die Operation durchgeführt<br />
wurde, erschien ein Besucher am Tor des<br />
Tierheims und stellte einfach eine Katzentransportbox<br />
ab. Sofort und ohne eine Begrüßung<br />
wollte er wieder gehen. Als man<br />
ihn darauf ansprach, war seine Antwort,<br />
dass die Tiere ihm nicht gehörten. Sein Bekannter<br />
habe ihn gebeten, die Katzen hier<br />
abzuliefern. Können erwachsene Menschen<br />
eine solche „Lösung” für moralisch halten,<br />
wenn sie ihre Tiere einfach in Begleitung eines<br />
Briefes am Tor abladen? Aus dem Inhalt<br />
des Briefes wurde klar, dass sie genau diese<br />
Absicht hatten.<br />
Die Tierpflegerin war über diese Einstellung<br />
schockiert. Die Katzen wurden von uns<br />
aufgenommen. Nach der Untersuchung bekamen<br />
sie Wurmmittel, wurden mit Pulver<br />
gegen Flöhe behandelt und bekamen Immunverstärker.<br />
Wie wir im Brief des Besitzers lesen<br />
konnten, hatte er die Tiere nicht impfen<br />
und nicht kastrieren lassen, aber von uns<br />
erwartete er das natürlich. Er schrieb sogar<br />
noch, dass wir für die Tiere gut sorgen müssen<br />
und er erlaube (!) es uns nicht, dass wir<br />
die Tiere an ein schlechtes Zuhause abgeben.<br />
Er wollte uns also sagen, wie wir für<br />
die Tiere sorgen sollen!<br />
Wir sind empört über das Denken solcher<br />
Leute. Ihre Verantwortung geben sie<br />
dem Tierheim ab: Sobald es die geringsten<br />
Probleme gibt, kommt die Hilfe des Tierheims<br />
genau recht. Einige denken sogar, dass<br />
nicht sie die Verantwortung haben, sondern<br />
dass es die Pflicht des Tierheims und der<br />
Tierschützer ist, die finanziellen Lasten zu<br />
übernehmen. All dies erwarten sie von uns<br />
natürlich gratis und derjenige, der für sein<br />
Tier bisher nicht entpsrechend gesorgt hat,<br />
sagt dem Tierheim, was gemacht werden soll.<br />
Auf diesem Wege teilen wir jedem mit,<br />
der gar nicht weiß, dass die Tierhaltung auch<br />
Verantwortung und finanzielle Last bedeutet,<br />
dass das Tierheim zwar in Not geratene<br />
Tiere versorgt und ihnen viel, viel Liebe gibt,<br />
aber:<br />
Wir können nicht jedes Tier retten!<br />
Momentan warten 200 Hunde und 80<br />
Katzen darauf, dass wir für sie einen besseren<br />
Besitzer finden, einen besseren, als sie<br />
früher hatten.<br />
Wir wussten, wir wissen, dass dies ein<br />
„Kampf gegen Windmühlen” ist, aber wir<br />
geben nicht auf! Doch nach einem so schweren<br />
Tag ist es sehr schwer für uns, psychisch<br />
wieder „aufzustehen”. Die Ehrfurcht vor<br />
dem Leben verpflichtet uns aber, die Kämpfe<br />
des Alltags fortzuführen. Vieles hängt auch<br />
von unseren Unterstützern ab: Je mehr Hilfe<br />
wir bekommen, umso mehr Tieren können<br />
wir Hoffnung und eine Chance geben.<br />
Es ist möglich, dass Hope nicht überleben<br />
wird, weil sein Besitzer sich überhaupt nicht<br />
um ihn kümmerte, und auch Szuzis Zustand<br />
verschlechtert sich wegen des bösartigen<br />
Tumors weiter, aber wir tun alles, dass sie<br />
die Tage, die sie noch haben, auf eine würdige<br />
Weise verbringen können.<br />
Szuzi<br />
Auf dem Bauch von Szuzi sieht man die Tumore und den Nabelbruch.<br />
Die Katzen wurden in dieser Box abgegeben.<br />
Junge, abgemagerte Katzen, beide sind weiblich.<br />
9 – 10
Einladung // Mitgliedschaft und Patenschaft<br />
Einladung<br />
Tag der offenen Tür<br />
Am Samstag, den 9. Juni <strong>2011</strong> veranstaltet das Tierheim Székesfehérvár/<strong>Ungarn</strong> einen „Tag der offenen<br />
Tür“. Hierzu möchten wir, das <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong>, Sie ganz herzlich einladen. Besuchen Sie das<br />
Tierheim in <strong>Ungarn</strong> und sehen Sie, was wir mit Ihrer Hilfe bereits erreichen konnten. Informieren Sie<br />
sich vor Ort über die Situation der Tiere im Tierheim und im Land <strong>Ungarn</strong> und lernen Sie unsere Mitarbeiter<br />
vor Ort kennen.<br />
Wir würden uns freuen, Sie in <strong>Ungarn</strong> begrüßen zu dürfen. Unser Mitglied, Herr Helmut Beckmann, wird<br />
Ihnen gerne die näheren Details der Reise erläutern. Wir planen eine Flugreise in der Gruppe<br />
(Köln/Düsseldorf – Budapest). Natürlich können Sie auch individuell anreisen. Herr Beckmann ist Ihnen<br />
ebenso gerne bei der Buchung einer Unterkunft behilflich.<br />
Bitte melden Sie sich verbindlich bis zum 29. Februar 2012 an.<br />
Eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich, um mit der Fluggesellschaft verbilligte<br />
Gruppentarife vereinbaren zu können.<br />
Kontakt:<br />
Helmut Beckmann<br />
Telefon: 0201 521115 (bis 20 Uhr; nicht in der Zeit vom 23.12.<strong>2011</strong> – 10.01.2012)<br />
E-Mail: info@helmut-beckmann.de<br />
Helmut Beckmann und Paulo<br />
Unterstützen Sie uns bei unserer wichtigen Arbeit vor Ort<br />
und geben Sie den Tieren in <strong>Ungarn</strong> eine Stimme!<br />
Helfen Sie uns, das bisher Erreichte zu sichern,<br />
und geben Sie uns die Möglichkeit, weitere Projekte<br />
durchführen zu können.<br />
Mildern Sie Leid und spenden Sie einen Platz zum Leben!<br />
Mitgliedschaft<br />
Ja – ich will die Arbeit des Vereins <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e.V. unterstützen und<br />
beantrage hiermit die Mitgliedschaft, unter Anerkennung der Satzung, mit einem<br />
Jahresbeitrag in Höhe von 30,00 Euro (Mindestbeitrag) oder nach eigenem Ermessen: €<br />
Patenschaft<br />
Ich möchte die Tierschutzarbeit des Vereins <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e.V. mit einem<br />
einmaligen/monatlichen/jährlichen Beitrag in Höhe von € unterstützen<br />
(Mindestbeitrag 10,00 €).<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Geburtsdatum:<br />
Telefon:<br />
Straße:<br />
PLZ/Ort:<br />
E-Mail:<br />
Meine persönlichen Daten unterliegen selbstverständlich dem Bundesdatenschutzgesetz.<br />
Einzugsermächtigung<br />
Der oben angegebene Beitrag ist abzurufen bei:<br />
Geldinstitut:<br />
Kontonummer:<br />
Bankleitzahl:<br />
Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.<br />
Ort, Datum:<br />
Unterschrift:<br />
Diese Vollmacht für den Bankeinzug kann ich jederzeit widerrufen.<br />
<strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e.V., Postfach 1403, 51678 Wipperfürth<br />
Mobil: (01 51) 40 16 08 60, Fax: (0 22 69) 79 52<br />
E-Mail: stephanow@t-online.de, Internet: www.tierschutzprojekt-ungarn.de<br />
Kontonummer: 05 319 730 01, Commerzbank (ehemals Dresdner Bank) BLZ: 370 800 40<br />
Wir sind wegen Förderung des Tierschutzes nach dem letzten uns zugegangenen Freistellungsbescheid bzw. nach der Anlage zum<br />
Körperschaftsteuerbescheid des Finanzamtes Wipperfürth, Steuernummer 221/5713/1224, vom 15.02.<strong>2011</strong> nach § 5 Abs. 1 Nr. 9<br />
des Körperschaftsteuergesetzes von der Körperschaftsteuer und nach § 3 Nr. 6 des Gewerbesteuergesetzes von der Gewerbesteuer<br />
befreit.<br />
Bitte entlang der gestrichelten Linie herausschneiden!<br />
Sie möchten keine Einzugsermächtigung<br />
erteilen? Dann finden Sie auf Seite 26<br />
einen vorgefertigten Überweisungsträger!<br />
11 – 12
Kommen Sie wieder!<br />
„Kommen Sie wieder! Die Menschen<br />
und Tiere brauchen Sie hier dringend!“<br />
Das waren die Worte eines Hotelportiers,<br />
als wir an einem Sonntagmorgen im Juli<br />
in Derecske abreisten. Auf meine Frage, wie<br />
er das meine, antwortete er, er habe sich im<br />
Internet über das <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong><br />
erkundigt und sich unsere Homepage angesehen.<br />
Er sei sehr beeindruckt von der Arbeit,<br />
die das <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> leiste. Ich<br />
war sehr erstaunt, denn so etwas hatte ich<br />
in <strong>Ungarn</strong> noch nie gehört. Doch er meinte,<br />
dass die Tiere dort in dieser Region und auch<br />
die Menschen, fast 300 km hinter Budapest,<br />
noch nie Hilfe bekommen hätten.<br />
Ich wurde sehr nachdenklich.<br />
Doch beginnen wir von vorne. Mitte dieses<br />
Jahres bekam ich von einem Mitglied des<br />
TPU einen Hilferuf. Die Dame fragte, ob wir<br />
nicht dem Tierheim in Derecske helfen könnten,<br />
es fehle dort an allem. In den Sommermonaten,<br />
in denen in <strong>Ungarn</strong> die Ferienzeit<br />
beginnt, schließen die Schulküchen und Kantinen;<br />
deren Essensreste, die sonst die Hunde<br />
bekommen, fallen in dieser Zeit weg. Derartige<br />
Hilferufe bekommen wir sehr oft, mittlerweile<br />
aus ganz Europa, doch ich erwähnte<br />
es ja bereits in meinem Vorwort: „Wenn du<br />
allen helfen willst, hilfst du keinem.“ Trotzdem<br />
machte mich dieser Brief sehr nachdenklich<br />
und so beschloss ich, bei unserer nächsten,<br />
kurz darauf anstehenden Fahrt, das Tierheim<br />
in Derecske zu besuchen. Es liegt ca. 330 km<br />
von Székesfehérvár entfernt, insgesamt also<br />
eine lange Reise von über 1.400 km. Wir kamen<br />
am Nachmittag an, über E-Mail hatten<br />
wir uns angemeldet und einen Treffpunkt abgestimmt.<br />
Als wir das Tierheim betraten, sah ich deprimierende<br />
Bilder. Begrüßt wurde ich von<br />
dem Gebell zahlreicher Hunde, viele von ihnen<br />
an Ketten; sie besaßen noch nicht einmal<br />
eine Hundehütte. Empfangen wurden wir von<br />
Frau Dr. Rita Gönzci. Sie arbeitet als Ehrenamtliche<br />
in diesem Tierheim und hilft, wo sie<br />
helfen kann. Die Tierheimleiterin, Frau Andrea<br />
Boros, hatte leider an diesem Tag beruflich<br />
einen wichtigen Termin im Ausland. Wie<br />
wir erfuhren, arbeiten ausnahmslos alle Tierschützerinnen<br />
und Tierschützer hier ehrenamtlich.<br />
Aber noch mehr: Sie selber kommen<br />
mit ihrem Arbeitslohn für die tagtäglichen<br />
Betriebskosten des Tierheimes auf. Nachdem<br />
ich anfangs eher deprimiert war, erkannte ich<br />
mehr und mehr, dass ich es hier mit wahrhaften<br />
Tierschützerinnen und Tierschützern zu<br />
tun hatte, die den Tierschutz leben.<br />
Eine Gruppe junger Menschen aus allen<br />
beruflichen Schichten, vom städtischen Arbeiter<br />
bis zur promovierten Frau Dr. – alle<br />
waren gleich und alle waren für die Tiere da.<br />
Als ich mein Auto öffnete, blieben die Anwesenden<br />
zurückhaltend stehen und schauten<br />
nur zu mir herüber. Ich hatte Futter, Ausrüstung<br />
und ein paar Hundehütten für das Tierheim<br />
Derecske geladen. Auch hatte ich ein<br />
paar Säcke mit gespendeter, gut erhaltener<br />
Arbeitskleidung dabei. Ich stutzte, denn niemand<br />
kam zu mir und wollte die Sachen annehmen.<br />
Erstaunt fragte ich Rita Gönczi, was<br />
los sei? Es stellte sich heraus, dass die Leute<br />
einfach perplex waren und nicht wussten, wie<br />
ihnen geschah:<br />
Noch niemals hatte dieses Tierheim<br />
von irgendwem eine Spende oder Hilfe<br />
bekommen.<br />
Zögerlich griffen die ersten Hände nach<br />
dem mitgebrachten Futter und auch die<br />
Hundehütten wurden entladen. Ich sah, wie<br />
einer der jungen Männer mit seinem Kolle-<br />
13 – 14
Kommen Sie wieder!<br />
gen eine Hundehütte wegtrug und die ganze<br />
Zeit zu einem Hund blickte, der an der Kette<br />
lag. Nach dem Entladen zeigten mir die jungen<br />
Leute ihr Tierheim. Es war der ehemalige<br />
städtische Bauhof der Stadt Derecske. Der<br />
Bürgermeister hatte ihn dem jungen Verein<br />
zur Verfügung gestellt und die Ehrenamtlichen<br />
bauten ihn nun in Eigenregie zum Tierheim<br />
um. Bevor es das Tierheim gab, hatte der<br />
Bürgermeister alle Hunde in die städtische<br />
Tötungsanlage von Derecske überführt. Als<br />
die Tierschützer in einem Gespräch anboten,<br />
für die Hunde zu sorgen, wurde ein Vertrag<br />
aufgesetzt, in dem steht, dass die Tierschützer<br />
dieses Tierheim auf eigene Kosten und ohne<br />
die Hilfe der Stadt Derecske führen werden<br />
und der Bürgermeister zukünftig darauf verzichten<br />
wird, die Hunde zu töten. Einzig ein<br />
paar Sozialstundenableister wurden dem<br />
Tierheim unentgeltlich zur Verfügung gestellt.<br />
Bei meinem Rundgang sah ich Hunde<br />
in Zwingern, aufgeweichten Boden,<br />
Schlamm und Matsch.<br />
160 Hunde befanden sich dort. Ich sah eine<br />
Mutterhündin, die ihre Welpen in einem Erdloch<br />
versorgte. Es gab kaum Platz, alles war<br />
beengt. Ich möchte an dieser Stelle nochmals<br />
betonen, dass diese wirklich sehr engagierten<br />
Tierschützerinnen und Tierschützer alles<br />
geben und versuchen, jedem Tier gerecht<br />
zu werden. Jedoch ist der Bürgermeister in<br />
einer Position, aus der er die Tierschützer<br />
ständig unter Druck setzen kann. Sollte keine<br />
Möglichkeit zur Aufnahme bestehen, droht<br />
er sofort mit der Tötung der Tiere. Auch ist<br />
der Pachtvertrag für die Anlage immer nur<br />
auf sechs Monate befristet. Dies ist natürlich,<br />
zusätzlich zu allen anderen Sorgen, eine große<br />
Belastung für die dortigen Tierschützer.<br />
Um mich herum weit über 100 Tiere in kleinen<br />
Zwingern, Hunde in Rudelausläufen, die<br />
voller Matsch und Wasser stehen, und viele,<br />
15 – 16
Kommen Sie wieder!<br />
viele Kettenhunde. Doch nach 25-jähriger<br />
Tierschutzarbeit im Ausland konnte ich an<br />
diesem Tag sagen, dass ich mich sehr wohl gefühlt<br />
habe, denn ich war bei wirklichen Tierschützern,<br />
die dasselbe Ziel haben wie ich<br />
auch. (Das soll natürlich nicht bedeuten, dass<br />
das von uns unterstützte Tierheim in Székesfehérvár<br />
nicht dieselben Ziele hat, auch hier<br />
wird Unvorstellbares geleistet.) Da nicht geplant<br />
war, Hunde zu übernehmen, reiste ich<br />
am nächsten Tag wieder ab. Doch meine Gedanken<br />
blieben in Derecske und in den folgenden<br />
Wochen bekam ich viele liebe Briefe und<br />
E-Mails aus dieser Stadt. Zwei Monate später<br />
war ich wieder auf dem Weg dorthin, diesmal<br />
mit einer neuen Zwingeranlage und vielen<br />
neuen Hundehütten im Gepäck, auch Futter<br />
und Ausrüstung waren dabei. Das Tierheim in<br />
Derecske und seine Menschen haben bei mir<br />
einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und<br />
ich freue mich, dass wir dort helfen konnten.<br />
Bei meiner letzten Fahrt konnte ich einige<br />
der Kettenhunde mit nach Deutschland nehmen,<br />
die hier ganz schnell ein neues Zuhause<br />
fanden. Das <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> wird,<br />
obwohl die monatlichen Kosten für Székesfehérvár<br />
unser Budget deutlich übersteigen,<br />
trotzdem versuchen, das Tierheim Derecske<br />
und seine so motivierten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auch zukünftig zu unterstüt-<br />
zen. Ich hoffe, ich konnte auch Sie überzeugen,<br />
dass diese Arbeit dringend unterstützt<br />
werden muss. Wieder bitte ich um Ihre Hilfe:<br />
Helfen Sie uns, damit auch wir helfen können.<br />
Die Sätze des Hotelportiers, der mittlerweile<br />
zu einem Freund geworden ist, habe ich<br />
noch heute in den Ohren und sie beschäftigen<br />
mich nach wie vor. Doch nur durch Ihre<br />
Hilfe und Ihre Unterstützung können wir den<br />
Hunden und auch den Menschen dort etwas<br />
Hoffnung geben.<br />
Ihr Wolfgang Stephanow<br />
17 – 18
Rigo – ein Weihnachtsmärchen im August<br />
Rigo –<br />
ein Weihnachtsmärchen<br />
im August<br />
Es begann (so fangen viele Weihnachtsmärchen<br />
an) mit der Planung eines Hilfstransportes<br />
in unser Tierheim Székesfehérvár in<br />
<strong>Ungarn</strong>. Die Futterbestände gingen zur Neige<br />
und unsere Tierheimleiterin, Gyöngyi Krepsz,<br />
war besorgt. Gerade Welpenfutter war kaum<br />
noch vorhanden. In vielen Mails wurden die<br />
Einzelheiten abgeklärt und es wurde auch<br />
besprochen, welche Hunde wir auf dem<br />
Rücktransport mitnehmen werden. Wir selber,<br />
das <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong>, vermitteln<br />
normalerweise keine Hunde, da wir der Meinung<br />
sind, dass diese Aufgabe bei erfahrenen<br />
Tierheimmitarbeitern und -mitarbeiterinnen<br />
besser aufgehoben ist. Unser eigentliches<br />
Ziel ist es, die Lebensumstände der Tiere vor<br />
Ort zu verbessern. Und doch sollte es anders<br />
kommen …<br />
Die Fahrt ging wie geplant in der Nacht<br />
los. Vollgepackt mit Futter und Ausrüstung<br />
fuhren wir um 2 Uhr in der Früh ab. 1.100<br />
km lagen vor uns, wir sind diesen Weg in den<br />
letzten Jahren schon oft gefahren. Es kommt<br />
die Raststätte, wo mir fast die Augen zufallen,<br />
und ich weiß genau, wenn es endlich hell wird,<br />
geht es besser.<br />
Am frühen Nachmittag kommen wir an<br />
und ich spüre förmlich die Erleichterung<br />
bei unseren ungarischen Partnern,<br />
dass jetzt endlich wieder Futter<br />
vorhanden ist.<br />
Über 60 Welpen und Junghunde wollen<br />
versorgt werden und Gyöngyi erzählt, dass<br />
zurzeit über 240 Hunde im Tierheim sind.<br />
Ich kann verstehen, dass sie täglich darüber<br />
nachdenken muss, wie sie all diese Tiere versorgen<br />
kann. Ohne das <strong>Tierschutzprojekt</strong><br />
<strong>Ungarn</strong> und seine Unterstützer wäre dieses<br />
Tierheim nicht lebensfähig. Und das Schicksal<br />
der uns anvertrauten Tiere wäre fraglich. Es<br />
ist wie immer, ich fahre rückwärts in Richtung<br />
Futterlager und schon helfen viele flei-<br />
ßige Hände beim Ausladen. Ich sehe in den<br />
Gesichtern der Leute, dass sie glücklich darüber<br />
sind, heute Nachmittag unseren Tieren<br />
wieder volle Näpfe reichen zu können. Nach<br />
dem Ausladen mache ich wie immer in all<br />
den Jahren eine Runde durch das Tierheim,<br />
um mir die neu angekommenen Hunde anzuschauen<br />
und nachzusehen, wie es unseren<br />
alten und nicht mehr vermittelbaren Tieren<br />
geht. Die Runde fängt am Welpenhaus an:<br />
Hier empfängt mich lautes Gekläffe von vielen<br />
kleinen, nicht mehr gewollten oder gefundenen<br />
Welpen und Junghunden. Ich gehe an den<br />
Einzelzwingeranlagen vorbei und begrüße,<br />
meist mit einem Leckerchen in der Hand, unsere<br />
„etwas schwierigeren“ Bewohner. Im Altenheim,<br />
am Ende des Tierheimes, begrüßen<br />
mich unsere Oldies. Timmi, unser 14 Jahre<br />
alter Pulimix steht behäbig auf, die Hüfte tut<br />
ihm weh, und kommt an den Zaun. Seit über<br />
drei Jahren ist er hier und niemand möchte<br />
ihn haben, er ist zu alt. Jedes Mal freue ich<br />
mich sehr, dass wir das Altenheim für unsere<br />
alten Hunde verwirklichen konnten. Ein Platz<br />
zum Leben für die, die niemand mehr haben<br />
möchte. Ich gehe weiter und komme an die<br />
großen Rudelausläufe. Die Hitze in <strong>Ungarn</strong><br />
macht den Tieren schwer zu schaffen, heute<br />
sind es über 30 Grad. Einige der Tiere liegen<br />
im Schatten, andere stehen an den Türen und<br />
wollen sehen, wer da kommt. Am Zwinger<br />
drei merke ich, dass hier etwas nicht stimmt.<br />
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt herauszuhören,<br />
wenn sich eine Eskalation anbahnt.<br />
Sie beginnt meist mit einem Knurren und<br />
Bellen eines einzelnen Hundes, das dann ganz<br />
schnell den gesamten Zwinger erfasst, und<br />
schon stürzen sich mehrere Hunde auf den<br />
Schwächsten.<br />
Die Hitze und der Stress des Tierheimes<br />
lösen solche Vorfälle in diesen<br />
Monaten immer häufiger aus.<br />
Auch hier ist es jetzt so, die Situation im<br />
Zwinger wird gleich ernst! Mit einem Tritt<br />
vor die Zwingertür verhindere ich wahrscheinlich<br />
Schlimmeres. Auch Szoli, einer unserer<br />
Pfleger, hat die Situation erkannt und<br />
ist hinzugeeilt. Im Zwinger sind ungefähr 15<br />
große Hunde, die vor einem schmächtigen<br />
Schäferhund stehen, der sich ängstlich an<br />
die Wand drückt. Er ist der Schwächste im<br />
Rudel und wahrscheinlich noch nicht lange<br />
hier. Durch meinen Tritt vor die Stahltür und<br />
mein lautes Rufen kann ich die Situation erst<br />
einmal beruhigen. Doch wie lange? Leider<br />
musste ich schon oft erleben, dass wenn sich<br />
die Tiere auf einen Einzelnen stürzen, diesem<br />
meist nicht mehr zu helfen ist. Obwohl das<br />
Tierheim Székesfehérvár dank Ihrer Unterstützung<br />
sehr modern und fortschrittlich ist,<br />
haben wir, wie viele andere Tierheime auch,<br />
das Problem der Überbelegung. Mittlerweile<br />
ist es 18 Uhr und unsere Mitarbeiter bereiten<br />
sich auf ihren Feierabend vor. Was wird aus<br />
diesem Hund, der da immer noch zitternd<br />
mit dem Rücken an der Wand steht? Dieser<br />
Gedanke geht mir nicht mehr aus dem Kopf.<br />
Ich frage Gyöngyi und sie erklärt mir, dass<br />
Rigo, so heißt mein kleiner Schäferhund, erst<br />
seit ein paar Tagen in diesem Rudelzwinger ist<br />
und dass sie leider keine andere Möglichkeit<br />
hat, ihn unterzubringen. Ich muss das wohl<br />
akzeptieren, denn ich weiß, dass sie alles tun<br />
würde, um ihm zu helfen. Aber es geht leider<br />
nicht, sein Schicksal scheint besiegelt. Auf<br />
dem Weg ins Hotel überlege ich krampfhaft,<br />
welche Möglichkeiten ich habe. Die Tierheime,<br />
mit denen wir zusammenarbeiten, haben<br />
sich ihre Hunde ausgesucht und gerade ein<br />
Schäferhundmixrüde ist auch in Deutschland<br />
kaum zu vermitteln. Das Abendessen<br />
mit meiner Begleiterin Martina verläuft sehr<br />
ruhig. Meine Gedanken sind bei Rigo. Das<br />
Tierheim ist vielleicht 2 km entfernt, aber ich<br />
höre immer noch das Bellen und Knurren<br />
aus diesem Zwinger. Was mag da jetzt vorgehen?<br />
Lebt er morgen früh noch? Ich war<br />
immer der Meinung, dass ich nach über 20<br />
Jahren Tierschutzarbeit im Ausland ein gewisses<br />
emotionales Schutzschild entwickelt<br />
habe. Leider stimmt das nicht ganz … Ich<br />
versuche krampfhaft, nicht an Rigo zu denken,<br />
aber es gelingt mir nicht. Am nächsten<br />
Morgen bin ich sehr früh auf den Beinen. Ich<br />
telefoniere mit meiner Frau und erzähle ihr<br />
von Rigo. Ihr Kommentar: „Dann pack ihn<br />
halt ein!“ Im Tierheim angekommen gehe ich<br />
sofort an den Zwinger drei. Er lebt noch! Die<br />
ganze Nacht hat er draußen im Freilauf gesessen<br />
und sich nicht in eine Hundehütte getraut.<br />
Unsere Tierheimleiterin freut sich sehr,<br />
als ich ihr mitteile, dass Rigo uns begleiten<br />
soll. Gott sei Dank hat er die notwendigen<br />
Impfungen und schnell erledigt unser Tierarzt<br />
noch das Chippen und füllt den EU-Ausweis<br />
aus. Auch die Tracesmeldung wird kurzfristig<br />
und unbürokratisch von unserem Amtsveterinär<br />
ausgefüllt. Als wir Rigo aus dem Zwinger<br />
herausholen, eskaliert die Situation noch<br />
einmal. Die anderen Hunde versuchen, sich<br />
auf ihn zu stürzen, doch unsere Betti kann<br />
sich durchsetzen und so bekommen wir Rigo<br />
ohne große Blessuren aus dem Zwinger heraus.<br />
Wir verladen ihn in seine Box und fahren<br />
mit ihm wieder zurück nach Deutschland.<br />
Abends angekommen verbringt Rigo wahrscheinlich<br />
die erste Nacht ohne Todesangst<br />
bei uns zu Hause. Dass er nicht bei uns bleiben<br />
kann, ist meiner Frau und mir klar. Rigo<br />
19 – 20
Rigo – ein Weihnachtsmärchen im August // Österreich <strong>2011</strong><br />
ist ein recht junger Hund, der sein Leben noch<br />
vor sich hat. Da meine Frau und ich berufstätig<br />
sind, hätten wir gar nicht die Zeit, uns um<br />
so einen jungen und agilen Hund zu kümmern.<br />
Am nächsten Morgen fahre ich erst zur Arbeit,<br />
um dann zwei Stunden später Rigo abzuholen,<br />
damit er den Tag bei uns in unserer<br />
Firma verbringen kann. Rigo springt bereitwillig<br />
in unseren Lieferwagen und ich fahre los.<br />
Als wir unser Ziel erreicht haben, bemerke<br />
ich im Rückspiegel einen Streifenwagen. Der<br />
erste Gedanke: Warst du zu schnell? Doch<br />
dann merke ich, dass ich tatsächlich vergessen<br />
habe, mich anzuschnallen. Das war auch den<br />
Polizisten aufgefallen und aus diesem Grund<br />
sind sie mir gefolgt. Während der eine Beamte<br />
das Protokoll ausfüllt, schaut seine Begleiterin,<br />
eine junge Polizistin, in den Laderaum meines<br />
Transporters. Auf einmal höre ich: „Mein Gott,<br />
sieht der traurig aus!“ Damit meint sie Rigo.<br />
Der sitzt verschüchtert in meinem Auto und<br />
schaut die Polizistin an. Ich hole ihn heraus und<br />
sofort geht er zu der Polizistin, um zu schmusen.<br />
Ich frage mich manches Mal, ob es wirklich<br />
Zufälle gibt oder ob alles im Leben vorbestimmt<br />
ist? Zwischen Rigo und der Polizistin<br />
hat es jedenfalls gefunkt. Doch leider erzählt<br />
sie mir, dass sie allein lebt und aufgrund ihrer<br />
Tätigkeit keinen Hund halten kann.<br />
Am nächsten Tag, Rigo musste wieder mit<br />
bei uns in der Firma „arbeiten“, besuchte uns<br />
die nette Polizistin wieder. Sie erzählte mir,<br />
dass sie eventuell jemanden wisse, der Rigo<br />
gerne aufnehmen möchte. Und jetzt ging alles<br />
ganz schnell. Sie kam abends vorbei und brachte<br />
ihre Freundin mit. Die Eltern der Frau hatten<br />
schon immer Hunde, doch ihr alter Hund<br />
war vor kurzer Zeit gestorben. Ich denke, es<br />
war Liebe auf den ersten Blick, wenn es so etwas<br />
gibt. Rigo kam einen Tag später zu Familie<br />
P., die in einem Nachbarort wohnt.<br />
Er lebt heute in einer Villa mit einem<br />
5.000-m 2 -Grundstück und kann dort<br />
ein- und ausgehen, wie er möchte.<br />
Es sind herzensgute Leute und ich könnte<br />
mir kein besseres Zuhause für Rigo vorstellen.<br />
Ich habe immer noch sehr herzlichen Kontakt<br />
zu ihm und zu seiner neuen Familie. Rigo hat<br />
Glück gehabt. Er hat fantastische Besitzer gefunden,<br />
die ihn lieb haben und bei denen es ihm<br />
gut geht. Ich hoffe, dass dieses Glück auch vielen<br />
anderen Hunden zuteilwird, die über viele<br />
Jahre in unserem Tierheim in Székesfehérvár<br />
sitzen. Für Rigo und uns war es Weihnachten<br />
mitten im August und die 30 Euro Strafe für<br />
das Nichtanschnallen habe ich in diesem Falle<br />
gerne gezahlt. Ich danke der jungen Polizistin<br />
heute noch, dass sie mich angehalten hat.<br />
Ihr Wolfgang Stephanow<br />
Österreich/Maishofen<br />
im Oktober des Jahres <strong>2011</strong><br />
Wie jedes Jahr fuhren mein Freund,<br />
Rene Plamper, und ich, Wolfgang Stephanow,<br />
Ende Oktober ins österreichische Maishofen.<br />
Dank der Unterstützung vieler Tierfreunde<br />
waren wir wieder in der Lage, ein<br />
paar Fohlen den grausamen Tod im Schlachthof<br />
zu ersparen. Am 25. Oktober fand hier,<br />
wie in jedem Jahr, die letzte große Versteigerung<br />
statt.<br />
Über 200 Fohlen und viele ausgewachsene<br />
Pferde wurden hier letztmalig<br />
angeboten.<br />
Das bedeutet, dass diese Pferde in den<br />
vorangegangenen zwei Versteigerungen keinen<br />
Zuschlag bekommen hatten und nun<br />
an diesem eisigen Morgen hier standen, um<br />
ihre letzte Reise anzutreten.<br />
Wir waren schon einen Tag früher angereist<br />
und konnten gleich morgens einen<br />
sichtlich gereizten Bauern beobachten. Er<br />
hatte einen Pferdetransporter, in den er<br />
zehn Kälber gesperrt hatte, und als diese<br />
nicht herauswollten, warf er sie brutal von<br />
der Rampe. An diesem Tag wurde mir wieder<br />
einmal bewusst, wie wenig manchen<br />
Menschen ein Lebewesen bedeutet. Auf unseren<br />
Protest und unsere Schreie reagierte<br />
er nicht, er entlud seine „Ware“: Kälber, die<br />
am selben Tag in einem Sammeltransport<br />
mit vielen anderen als Kalbfleisch in die<br />
Schweiz geschickt wurden. Am nächsten<br />
Morgen, ich konnte nicht mehr schlafen,<br />
verließ ich mein Hotel, das sehr nah am<br />
Versteigerungsgelände liegt, bereits um 4<br />
Uhr. Ich wollte schauen, ob die italienischen<br />
Schlachtfohlenaufkäufer schon da waren. Es<br />
war sehr still, nur ein paar Kälber, die noch<br />
übrig geblieben waren, brüllten nach ihrer<br />
Mutter. Auch sie würden nicht mehr lange<br />
leben. Ab 7.30 Uhr, wie auf ein Zeichen, ging<br />
es Schlag auf Schlag. Die ersten Lkws rollten<br />
Richtung Versteigerungsgelände. Viele hatten<br />
italienische Kennzeichen, aber auch zahlreiche<br />
österreichische Aufkäufer platzierten<br />
ihre Transporter vor den Rampen der Verladeplätze<br />
des Versteigerungsgeländes. Auch<br />
die ersten Verkäufer kamen um diese Zeit<br />
an und brachten ihre Fohlen aus ganz Österreich<br />
hierher. In vielen Gesprächen, die ich<br />
21 – 22
Österreich <strong>2011</strong><br />
mit den Verkäufern führte, hörte ich immer<br />
wieder: „Im April <strong>2011</strong> geboren.“ – Und nun<br />
der letzte Weg zum Schlachter! Die Viehhändler<br />
sind eine eingeschworene Gruppe.<br />
Sie stehen beisammen, trinken, lachen, rauchen<br />
und bereiten sich auf die Auktion vor.<br />
Ich kann bis heute nicht verstehen, wie ein<br />
Bauer, der ein kleines Fohlen vielleicht sogar<br />
mit der Hand aufzieht, es ein paar Monate<br />
später einem Schlachtaufkäufer übergeben<br />
kann. Aber ich sah sogar eine junge Frau, sie<br />
sah sehr sympathisch aus, die ihre beiden<br />
erwachsenen, sieben Jahre alten Pferde dem<br />
Schlachter übergab. Haben diese Menschen<br />
keine Gefühle mehr für ihre Mitgeschöpfe<br />
oder zählt ein Leben nichts mehr? So ging<br />
es Nummer um Nummer, ein Fohlen und<br />
ein Pferd nach dem nächsten wurde in die<br />
Versteigerungshalle geführt. Die Schlachter<br />
versorgten sich mit ihrer Ware.<br />
Der größte Teil der Tiere wird heute, wo<br />
ich diesen Bericht schreibe, nicht mehr leben.<br />
An diesem 25. Oktober wurden leider<br />
nur sehr wenige von Privatleuten oder Tierschützern<br />
ersteigert. Das <strong>Tierschutzprojekt</strong><br />
<strong>Ungarn</strong> konnte im Zuge dieser Versteigerung<br />
zwei Norikerstutfohlen freikaufen.<br />
Pearl und Funny, die jetzt hier in Deutschland<br />
sind und ein neues Zuhause suchen.<br />
Diese Seelen werden weiterleben und ich<br />
habe es mir zum Ziel gesetzt, zukünftig gegen<br />
die Fohlenzucht für den Schlachthof zu<br />
kämpfen. In den nächsten Wochen wird es<br />
dazu Gespräche mit dem Landeszuchtverband<br />
Salzburg geben.<br />
Dieses unendliche Elend muss<br />
gestoppt werden.<br />
Ich sehe immer wieder, auch heute noch,<br />
die Fohlen, die am Abend der Versteigerung<br />
verladen wurden. Ich höre die schrillen<br />
Pearl<br />
Funny<br />
Schreie von Fohlen, die kurz vorher von<br />
ihrer Mutter getrennt wurden und die nun<br />
nach Italien gebracht wurden, um dort ihr<br />
Leben ein paar Stunden später in einem<br />
Schlachthaus zu beenden. Wie grausam und<br />
gefühlskalt können Menschen sein!<br />
Ich danke allen, die das <strong>Tierschutzprojekt</strong><br />
<strong>Ungarn</strong> und P.A.N. unterstützt haben und<br />
es ermöglichten, dass wir diese Geschöpfe<br />
freikaufen durften. Mein Dank gilt ebenso<br />
der Weltbestsellerautorin Gaby Hauptmann,<br />
die das TPU unterstützt und auch auf dieser<br />
Auktion in Maishofen anwesend war,<br />
wo sie zwei arme Seelen freigekauft hat.<br />
Liebe Gaby, ich danke dir für deinen großen<br />
Einsatz. Mein ganz besonderer Dank<br />
gilt meiner kleinen Freundin Lisa Albrecht.<br />
Sie kämpft täglich in Österreich für das Leben<br />
der Fohlen und ohne ihre Hilfe hätten<br />
auch wir nicht helfen können. Ich danke allen,<br />
die diese Aktion ermöglicht haben, und<br />
hoffe, dass wir auch in den nächsten Jahren<br />
den Schlachtfohlen in Maishofen helfen<br />
können. Begleitet wurde diese Aktion auch<br />
diesmal von einem Kamerateam der ARD.<br />
Wir werden versuchen, diesen Beitrag auch<br />
auf unserer Homepage zu veröffentlichen.<br />
Ihr Wolfgang Stephanow<br />
Die Schriftstellerin Gaby Hauptmann<br />
23 – 24
Österreich <strong>2011</strong> // Überweisung<br />
„Tierschutz<br />
ist<br />
Erziehung<br />
zur<br />
Menschlichkeit“<br />
Pythagoras<br />
(griechischer<br />
Philosoph<br />
und<br />
Mathe-<br />
matiker.<br />
480 bis 570<br />
v. Christus)<br />
<strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e. V.<br />
0531973001 37080040<br />
Commerzbank Gummersbach<br />
Bitte entlang der gestrichelten Linie herausschneiden!<br />
<strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e. V.<br />
0531973001 37080040<br />
Commerzbank Gummersbach<br />
25 – 26
Impressum<br />
Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt<br />
Dieser Zahlungsbeleg gilt bis 200,00 € als Spendenbescheinigung.<br />
1.) Wir sind nach dem letzten uns zugestellten Freistellungsbescheid<br />
des Finanzamtes Wipperfürth vom 15.02.<strong>2011</strong> – Steuernummer 221/5713/1224 –<br />
wegen Förderung des Tierschutzes nach § 5 Abs. 1<br />
Nr. 9 KStG von der Körperschaftsteuer befreit.<br />
2.) Wir bestätigen, dass wir den uns zugewendeten Betrag zur Erfüllung<br />
der satzungsgemäßen Aufgaben für den Tierschutz in <strong>Ungarn</strong><br />
verwenden werden.<br />
Liebe Tierfreunde und Unterstützer, Sie können uns auch durch die Weitergabe unserer Broschüre helfen. Sie leisten damit einen wichtigen<br />
Beitrag, um unsere zukünftige Tierschutzarbeit zu sichern und unseren Tieren einen dauerhaften „LEBENSPLATZ“ zu schaffen.<br />
Postfach 1403, 51678 Wipperfürth<br />
www.tierschutzprojekt-ungarn.de<br />
Herausgeber und Postanschrift:<br />
<strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e.V., Postfach 1403, 51678 Wipperfürth<br />
Wolfgang Stephanow, 1. Vorsitzender, Andreas Stellbrink, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Mobil: 0151 / 40 16 08 60, E-Mail: stephanow@t-online.de, Internet: www.tierschutzprojekt-ungarn.de<br />
Redaktionelle Beratung:<br />
Lektorats- und Redaktionsbüro<br />
Rüdiger Horn, Olpe<br />
Druck und Gestaltung:<br />
Theissen Medien Gruppe, Monheim<br />
Partner:<br />
Projects for Animals and Nature (P.A.N.) e.V., www.pan-ev.org<br />
Copyright:<br />
Sämtliche Rechte an Texten und Bildern gehören dem <strong>Tierschutzprojekt</strong> <strong>Ungarn</strong> e.V. Vervielfältigung, Text- und Bildauszüge dieser Broschüre<br />
bedürfen der ausdrücklichen schriftlichen Genehmigung des <strong>Tierschutzprojekt</strong>es <strong>Ungarn</strong> e.V.<br />
Hinweis zu unserer Broschüre:<br />
Liebe Leserinnen und Leser, unser „<strong>Lebensplatz</strong>“ soll Ihnen einen Einblick in die Situation unserer Tiere geben und er finanziert zum großen<br />
Teil unsere Tierschutzarbeit. Daher ist er farbig gedruckt und mit einem entsprechenden Papier produziert. Sie dürfen sich aber sicher sein,<br />
dass wir natürlich immer die preiswerteste Möglichkeit zur Herstellung wählen.<br />
Eine kurze Bitte unserer „Spendenverwalterin“:<br />
Immer wieder erreichen uns Geldspenden von Ihnen, die wir aufgrund fehlender Adressangaben nicht zuordnen können, da die Banken im<br />
Kontoauszug aus Datenschutzgründen nur noch den Namen angeben. Mit der Angabe „Max Müller“, ohne Ort oder Straße, haben wir dann<br />
keinerlei Möglichkeit mehr, Ihnen eine Spendenbescheinigung zukommen zu lassen. Sie können uns helfen, indem Sie mit uns Kontakt aufnehmen<br />
und Ihre Adresse bekanntgeben, oder Sie setzen Ihre Adresse im „Verwendungszweck“ der Überweisung mit ein. Vielen Dank!<br />
27 – 28
Weihnachten zum<br />
Nachdenken Die Geschichte vom kleinen Ferkel<br />
Es ist Weihnachten, es schneit, es herrscht<br />
weihnachtliche Stimmung und die Bäuerin<br />
steht in der Küche. In Vorfreude auf das Fest.<br />
Da klopft es an der Tür. Wer mag es sein an<br />
diesem Tag, zu später Stunde? Die Bäuerin<br />
öffnet und erschrickt, denn ein kleines Ferkel<br />
steht vor der Tür, und das Ferkel kann sprechen.<br />
Die Bäuerin fragt: „Was willst du denn<br />
hier?“, und das Ferkel antwortet: „Liebe, liebe<br />
Bäuerin, es ist so kalt hier draußen und es<br />
schneit. Bitte, bitte, lass mich in dein Haus.“<br />
Die Bäuerin reagiert erst einmal abweisend:<br />
ein Schwein im Haus – niemals. Doch dann<br />
überlegt sie: Es ist Weihnachten und es ist<br />
wirklich sehr kalt draußen und das kleine Fer-<br />
kelchen zittert. Und sie denkt: na ja, an diesem<br />
Tag ausnahmsweise. Schließlich sagt sie: „Na<br />
gut, dann komm herein.“ Das Ferkelchen betritt<br />
die Diele und es ist warm. Es sieht den<br />
geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer.<br />
Und wieder wendet sich das Ferkelchen<br />
an die Bäuerin: „Liebe, liebe Bäuerin,<br />
bitte lass mich doch für zwei Minuten alleine<br />
in deine Küche.“ „In meine Küche?“, sagt die<br />
Bäuerin. „Niemals! Ein Schwein hat in einer<br />
Küche nichts verloren.“ „Ach bitte“, bettelt<br />
das Schweinchen. „Es ist Weihnachten, erfüll<br />
mir doch bitte diesen Wunsch!“ Die Bäuerin<br />
überlegt und denkt, na ja, es ist Weihnachten,<br />
warum denn eigentlich nicht. Sie öffnet die<br />
Tür und das Schweinchen betritt die Küche<br />
und schließt die Tür hinter sich. Es wartet<br />
einen Moment und lauscht, ob ihm niemand<br />
folgt. Dann geht es zum Backofen, öffnet ihn<br />
und sagt: „Frohe Weihnachten – Mama!“<br />
Ich wünsche Ihnen mit dieser kleinen<br />
Geschichte eine nachdenkliche und<br />
besinnliche Weihnachtszeit.<br />
Auch Tiere haben eine Seele! Unser Motto<br />
lautet: „Jede Seele zählt“ und daher sind unsere<br />
Gedanken bei unser aller Mitgeschöpfen.<br />
Ihr Wolfgang Stephanow