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Ausgabe 1/2008 als PDF - Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung

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1<br />

Internationales<br />

[Arbeitsschutz-Situation in Ungarn]<br />

Arbeiten kann gefährlich werden – auch in Ungarn<br />

Die ungarische Hauptstadt Budapest ist Sitz der nationalen Aufsichtsbehörde für Arbeitsschutz und Arbeitswesen (OMMF) und anderer Institutionen. Foto: Fotolia<br />

Alle fünf Minuten verletzt sich ein Arbeitnehmer,<br />

und alle zwei Stunden stirbt ein<br />

EU-Bürger in Folge eines Arbeitsunfalls<br />

– das ist auf der Homepage der Europäischen<br />

Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

am Arbeitsplatz zu lesen.<br />

„Die Arbeitssicherheit beginnt beim<br />

Arbeitsvertrag“, stellt die ungarische<br />

Aufsichtsbehörde für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitswesen OMMF fest, die auch <strong>als</strong><br />

nationale Anlaufstelle des europäischen<br />

Informationsnetzwerkes der EU-Arbeitsschutzagentur<br />

fungiert.<br />

Wenn ein Arbeitnehmer durch einen<br />

Arbeitsvertrag gebunden ist, hat er nicht<br />

nur Pflichten, sondern auch Rechte – u. a.<br />

das Recht auf Arbeitsschutz. So kann der<br />

Arbeitnehmer die Arbeit verweigern, wenn<br />

sie seine oder die Gesundheit der anderen<br />

Mitarbeiter gefährdet. Realität ist aber,<br />

dass in Ungarn die Arbeitnehmer solche<br />

Konflikte mit dem Arbeitgeber vermeiden,<br />

aus Angst, ihre Stelle zu verlieren – sagt die<br />

OMMF.<br />

Obwohl die Häufigkeit der Arbeitsunfälle in<br />

der EU ständig zurückgeht, sterben immer<br />

noch jedes Jahr fast 5100 Arbeitnehmer<br />

durch einen Arbeitsunfall. Auch in Ungarn<br />

ist die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle<br />

gesunken, jedoch ist auch hier die Zahl<br />

noch immer sehr hoch: So starben im Jahr<br />

2004 160, im Jahr 2005 125, im Jahr 2006<br />

123 und im ersten Halbjahr 2007 65 Personen<br />

an den Folgen eines Arbeitsunfalls.<br />

Der Vergleich mit Deutschland ergibt, dass<br />

pro 100.000 Arbeitnehmer im Jahr 2004 in<br />

Deutschland 1,15 Personen, in Ungarn aber<br />

AkademieJournal 1 <strong>2008</strong><br />

1,61 Personen bei der Arbeit tödlich verunglückt<br />

sind.<br />

Trotz verstärkter Kontrollen durch die<br />

OMMF und den staatlichen Gesundheitsdienst<br />

ÁNTSZ ist die Qualität der Arbeitsbedingungen<br />

noch nicht ausreichend. Die<br />

Kontrolleure haben im Jahr 2006 19.600<br />

Arbeitgeber überprüft und in 15.000 Fällen<br />

eine Rechtswidrigkeit festgestellt. Die meisten<br />

Probleme gab es in der Bauindustrie<br />

und in der Landwirtschaft.<br />

Im Dezember 2006 wurden die Zuständigkeiten<br />

für Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

in Ungarn vollständig neu geregelt.<br />

Das OMMF ist heute - mit Ausnahme des<br />

Bergbaus - für den Arbeitsschutz zuständig,<br />

das ÁNTSZ verantwortlich für den<br />

Bereich der öffentlichen Gesundheit, und<br />

das 2007 neu gegründete Nationale Institut<br />

für Arbeitshygiene und Arbeitsgesundheit<br />

OMFI kümmert sich um Forschung und Bildung<br />

im Bereich Prävention.<br />

Die Zusammenarbeit mit diesen neuen<br />

Arbeitsschutzinstitutionen bzw. mit den<br />

Arbeitsschutzbeauftragten in den Unternehmen<br />

könnte ein Schritt zur Veränderung<br />

der Einstellung der Beschäftigten und<br />

insbesondere der Unternehmer sein. Die<br />

vorhandenen Probleme könnte man mit<br />

mehr und besserer Kontrolle einerseits und<br />

mit aufklärenden Präventionskampagnen<br />

andererseits verringern. Neue Anreizsysteme<br />

in der Prävention könnten ebenfalls<br />

positive Auswirkungen haben.<br />

Nicht zuletzt ist auch eine gute, praxisorientierte<br />

Aus- und Weiterbildung der<br />

Akteure im Arbeitsschutz wichtig. Für<br />

Arbeitskontrolleure ist derzeit eine HochschulausbildungEinstellungsvoraussetzung,<br />

an die sich eine arbeitsaufsichtsinterne<br />

Ausbildung anschließt. Doch auch<br />

die Führungskräfte in den Unternehmen<br />

müssen an Weiterbildungen teilnehmen,<br />

um ihren Pflichten bezüglich der praktischen<br />

Arbeitsschutzausbildung der Arbeitnehmer<br />

nachgehen zu können.<br />

Norbert Féth, Tamás Prácser<br />

Norbert Féth (l.) und Tamás Prácser<br />

(r.) haben an der Universität Pécs Personalmanagement<br />

studiert. Féth hat<br />

sein Studium in 2007 mit einer Arbeit<br />

zu Entgelt- und Anreizsystemen in der<br />

Personalarbeit abgeschlossen, Prácser<br />

mit einer Arbeit zur Erwachsenenbildung<br />

bei Menschen mit Behinderung.<br />

Zurzeit absolvieren beide ein Aufbaustudium.<br />

Sie haben von November<br />

2007 bis Januar <strong>2008</strong> mit ihrer Kommilitonin<br />

Éva Anett Vincze (m.) ein<br />

Praktikum im BGAG absolviert.<br />

Weitere Informationen<br />

OMMF<br />

www.ommf.gov.hu

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