Ausgabe 1/2008 als PDF - Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
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01<br />
INFO<br />
Das Projekt: Qualität in<br />
der Prävention (QdP)<br />
Hintergrund<br />
Aktuelles<br />
[Forschungsprojekt: Qualität in der Prävention]<br />
Kommen unsere Präventionsdienstleistungen an?<br />
Wie lässt sich die Wirksamkeit von Prävention<br />
nachweisen? Stehen die finanziellen<br />
Aufwendungen für Präventionsmanahmen<br />
in einem vernünftigen Verhältnis zum betriebs-<br />
und volkswirtschaftlichen Nutzen?<br />
Das sind zentrale Fragen, die auf internationaler,<br />
europäischer und nationaler Ebene<br />
in den letzten Jahren immer intensiver<br />
diskutiert werden. Sowohl in der Gesetzgebung<br />
in Deutschland <strong>als</strong> auch in den Gemeinschaftsverträgen<br />
und Richtlinien der<br />
Europäischen Union ist der gesellschaftspolitische<br />
Auftrag zur Vorsorge für sichere<br />
und gesunde Arbeitsplätze verankert. So<br />
beinhaltet der gesetzliche Präventionsauftrag<br />
für die Berufsgenossenschaften und<br />
die anderen <strong>Unfallversicherung</strong>sträger mit<br />
allen geeigneten Mitteln für die Verhütung<br />
von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten<br />
und arbeitsbedingten Gesundheitsgfahren<br />
sowie für eine wirksame Erste Hilfe zu sorgen.<br />
Sie sollen dabei auch den Ursachen<br />
von arbeitsbedingten Gefahren für Leben<br />
und Gesundheit nachgehen.<br />
Für seine Umsetzung bieten die gewerblichen<br />
Berufsgenossenschaften eine Reihe<br />
von Präventionsdienstleistungen an. Das<br />
Berufsgenossenschaften<br />
erbringen Präventionsdienstleistungen<br />
Beratung<br />
Überwachung<br />
Ermittlung<br />
Unfallverhütungsvorschriften<br />
Anreizsysteme<br />
Information und Kommunikation;<br />
Info-Material<br />
Schulung<br />
Betriebsärztliche und sicherheitstechnische<br />
Betreuung<br />
Zertifikate<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Strukturqualität bei den BGen<br />
sind: Beratung und betriebsspezifische<br />
Überwachung, Ermittlung, betriebsärztliche<br />
und sicherheitstechnische Betreuung, Aus-<br />
und Weiterbildung, Information und Kommunikation,<br />
Unfallverhütungsvorschriften,<br />
Prüfung und Zertifizierung, Forschung und<br />
Entwicklung sowie neue innovative Präventionsprodukte<br />
wie Anreizsysteme.<br />
AkademieJournal 1 <strong>2008</strong><br />
Qualität in der Prävention<br />
Die Berufsgenossenschaften untersuchen<br />
im Projekt „Qualität in der Prävention“<br />
gemeinsam mit ihrem Hauptverband<br />
die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
ihrer Präventionsdienstleistungen. Das<br />
Projekt soll eine Grundlage zur Verbesserung<br />
berufsgenossenschaftlicher Präventionsdienstleistungen<br />
bilden. Es ist<br />
in einzelne Teilprojekte gegliedert. Diese<br />
Reihe stellt Ansätze und Ergebnisse der<br />
Teilprojekte vor.<br />
Die Berufsgenossenschaften initiierten im<br />
Herbst 2004 das mehrjährige Forschungsprojekt<br />
„Qualität in der Prävention“. Gemeinsam<br />
mit dem Hauptverband der gewerblichen<br />
Berufsgenossenschaften (HVBG)<br />
unter Einbindung der UV-Träger der öffentlichen<br />
Hand untersuchen sie die Wirksamkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit ihrer Präventionsdienstleistungen.<br />
Das Projekt „Qualität in<br />
der Prävention“ soll eine Grundlage zur Optimierung<br />
berufsgenossenschaftlicher Präventionsdienstleistungen<br />
bilden und die<br />
Berufsgenossenschaften bei deren bedarfsorientierten<br />
Einsatz unterstützen.<br />
Ziel dieser Präventionsdienstleistungen ist<br />
es, Gesundheit und Sicherheit der Versicherten<br />
zu gewährleisten, die Leistungfähigkeit<br />
der Beschäftigten zu stärken und<br />
dadurch die finanziellen Aufwendungen,<br />
z. B. für Behandlung bei Berufskrankheiten<br />
und Arbeitsunfällen sowie Rehabilitation Ziele und Fragestellungen<br />
und Rentenleistungen, zu vermindern. Die<br />
Berufsgenossenschaften unterstützen da- Das Projekt verfolgt folgende Ziele:<br />
mit den Arbeitsschutz im Betrieb.<br />
Ermittlung und Überprüfung von Indikatoren<br />
(Messgrößen) zur Qualitätsmes-<br />
Die Anforderungen an Prävention fordern sung.<br />
von allen Beteiligten, <strong>als</strong>o auch von den<br />
Feststellen des Stands der Qualität, der<br />
Trägern der <strong>Unfallversicherung</strong>, Präventi-<br />
Qualitätssicherung und der Wirtschaftonsarbeit<br />
nach dem besten verfügbaren<br />
lichkeit der berufsgenossenschaftlichen<br />
Stand des Wissens und in möglichst guter<br />
Präventionsdienstleistungen<br />
Qualität anzubieten, d. h. in möglichst hoher<br />
Übereinstimmung zwischen den Zielen Ableitung von Empfehlungen für<br />
und der erbrachten Leistung.<br />
Verbesserungen der Qualität in der<br />
Prävention<br />
BGen setzen Randbedingungen<br />
für die betriebliche<br />
Prävention<br />
u. a. BGVA1, BGVA2<br />
z. B. BG-Grundsätze<br />
Betreuung durch Dienste<br />
der BG<br />
Hersteller<br />
Prozessqualität bei Leistungserbringung<br />
durch die BGen<br />
Mitgliedsunternehmen<br />
sorgen für betriebliche<br />
Prävention<br />
Unternehmer<br />
Führungskräfte<br />
Betriebsarzt<br />
Sicherheitsfachkraft<br />
Sicherheitsbeauftragte<br />
Betriebsrat<br />
Mitarbeiter<br />
Dieses Projekt wird von einem Beirat der<br />
Berufsgenossenschaften unter Beteiligung<br />
der Sozialpartner und des Bundesverbandes<br />
der Unfallkassen begleitet.<br />
Wir fragen:<br />
Welche Indikatoren eignen sich zur Bewertung<br />
der Wirksamkeit der berufsgenossenschaftlichenPräventionsdienstleistungen?<br />
Wie beeinflussen einzelne Präventionsdienstleistungen<br />
die anderen?<br />
Maschinen und<br />
Produktionsmittel<br />
Wie wirksam sind die Präventionsdienstleistungen?<br />
Ergebnisqualität: Wirksamkeit<br />
im Betrieb<br />
Abbildung 1<br />
Wie kann ihre Qualität verbessert<br />
werden?<br />
Die Vorsorge für sichere und gesunde<br />
Arbeitsplätze ist ein gesellschaftspolitischer<br />
Auftrag, der sowohl in der Gesetzgebung<br />
[Teilprojekt „Anreizsysteme“]<br />
in Deutschland <strong>als</strong> auch in den Gemeinschaftsverträgen<br />
und Richtlinien der Europäischen<br />
Union verankert ist.<br />
Ziel der Präventionsbemühungen der<br />
gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong>en ist<br />
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.<br />
Für die Umsetzung dieses allgemeinen<br />
Präventionszieles bieten die gesetzlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong>sträger eine Reihe von<br />
Präventionsdienstleistungen an. Ziel und<br />
erwarteter Nutzen dieser Dienstleistungen<br />
ist es, Gesundheit, Lebensqualität, Mobilität<br />
und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten<br />
zu erhalten, zu schützen und zu fördern.<br />
Dadurch kann persönliches Leid vermieden<br />
und perspektivisch ein Teil der derzeitigen<br />
finanziellen Aufwendungen, insbesondere<br />
für Berufskrankheiten, Arbeitsunfälle und<br />
nachfolgende Kosten für Rehabilitation und<br />
Rentenleistungen, vermindert werden.<br />
Das 2004 begonnene und Ende 2007 abgeschlossene<br />
Forschungsprojekt „Qualität in<br />
Anreizsysteme fördern Prävention in den Betrieben<br />
Anreizsysteme sollen in Ergänzung zu den<br />
Vorschriften und Regeln des Arbeitsschutzes<br />
die Betriebe zu besonderen Präventionsanstrengungen<br />
motivieren.<br />
Die wichtigsten Anreizsysteme der gesetzlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong>en sind:<br />
Beitragszuschläge oder -nachlässe<br />
(Bonus-Malus-Systeme)<br />
Prämien für Präventionsmaßnahmen<br />
Anerkennungen, Auszeichnungen für<br />
besondere Präventionsaktivitäten<br />
(Urkunden, öffentlichkeitswirksame<br />
Belobigungen)<br />
Gütesiegel und andere Anerkennungen<br />
z. B. für die Einführung eines<br />
Arbeitsschutzmanagementsystems<br />
Finanzielle Anreizsysteme<br />
Beitragsausgleichsverfahren und Prämienmodelle<br />
der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong>sträger<br />
standen hier im Mittelpunkt<br />
der Untersuchungen. Die vorliegenden<br />
Daten der Fleischerei-BG zeigen, dass<br />
Prämienmodelle auch von kleinen und<br />
mittleren Unternehmensgrößen sehr gut<br />
angenommen werden. Auch scheint es<br />
so zu sein, dass sich die Tausend-Mann-<br />
Quote bei den teilnehmenden Betrieben<br />
günstiger <strong>als</strong> bei den nicht teilnehmenden<br />
Betrieben entwickelt.<br />
der Prävention“ hatte zum Ziel, die Effektivität<br />
und Effizienz der Präventionsdienstleistungen<br />
der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong>en<br />
im Sinne eines Prozesses der<br />
ständigen Verbesserung zu beschreiben,<br />
Verbesserungspotentiale aufzuzeigen und<br />
Indikatoren sowie Messmittel zur ständigen<br />
Prozessüberwachung der erbrachten<br />
Qualität anzubieten.<br />
Das Forschungsprojekt konnte eine Reihe<br />
von wichtigen Hinweisen zu Verbesserungen<br />
der Prozesse der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong>sträger<br />
aufzeigen. In einzelnen<br />
Teilprojekten konnte die Bedeutung<br />
und Wirkung dieser Präventionsdienstleistungen<br />
bestätigt werden.<br />
Thomas Kohstall<br />
Informationen und Berichte zu allen<br />
Teilprojekten im Internet:<br />
www.dguv.de/bgag; Rubrik<br />
Forschung, Aktuelle Projekte<br />
Das Beitragsausgleichsverfahren (Bonus-<br />
Malus-Verfahren) zeigte in Simulationsläufen<br />
keine Wirkung in kleinen Unternehmen,<br />
dagegen beobachtet man in mittleren und<br />
großen Unternehmen eine Differenzierung<br />
zwischen guten und schlechten Risiken.<br />
Nicht finanzielle Anreizsysteme<br />
Hier standen die Sicherheitswettbewerbe,<br />
Gesundheitspreise, Ideenwettbewerbe usw.<br />
im Mittelpunkt. Bei diesen Wettbewerben<br />
sind es vor allem drei Typen von Motiven,<br />
die zur Teilnahme an einem solchem Wettbewerb<br />
motivieren können: Geldprämien,<br />
die öffentlichkeitswirksame Anerkennung<br />
und Auszeichnung durch die Berufsgenossenschaft<br />
sowie die Genugtuung und<br />
Freunde an der eigenverantwortlichen Entwicklung<br />
von Vorschlägen und Ideen.<br />
Ziel dieser Wettbewerbe ist vor allem das<br />
Schaffen von Bewusstsein und das Wecken<br />
von Interesse in den Betrieben für den<br />
Arbeitsschutz.<br />
Thomas Kohstall