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schließlich fi nanzielle Entschädigung, und als solche ist die von den Franzosen<br />

gezahlte „Tagesgage“ zu betrachten, dann vielleicht sogar „ehrlicher“ als unser<br />

Ansatz, nur für aufwendige Dreharbeiten, Trägerdienste usw. Geld zu bezahlen,<br />

für eine prinzipielle Kooperation aber auch unsere „medizinische Sprechstunde“,<br />

vor allem aber d<strong>as</strong> generelle sich als Mensch einzubringen, persönliche Beziehungen<br />

aufzubauen, Anteil zu nehmen, als „Gegenleistung“ anzusehen. Kann es hier<br />

einen eindeutig richtigen oder falschen Weg geben?<br />

Dramaturgische und audiovisuelle Umsetzung der Filme im Vergleich<br />

Am Ende der sehr unterschiedlichen Produktionsprozesse stehen zwei Filme, die<br />

beide eine Geschichte über d<strong>as</strong> Turmspringen mit den narrativen Mitteln des documentary<br />

erzählen. Die Ausgangsfrage dieses Beitrages lautete, ob sich Filme von<br />

ethnografi erenden Filmern und fi lmenden Ethnologen auch dann unterscheiden<br />

l<strong>as</strong>sen, wenn beide d<strong>as</strong>selbe fi lmische Format bedienen. Sieht man den Filmen an,<br />

d<strong>as</strong>s unsere französischen Kollegen mit ihrer bestimmenden Strategie oft weitaus<br />

schneller und eff ektiver zu denjenigen Bildern kamen, die es dazu braucht? Spiegelt<br />

sich in unseren Aufnahmen unser Bemühen, mit Respekt, Höfl ichkeit und<br />

Zurückhaltung die Sympathie und d<strong>as</strong> Vertrauen unser Partner zu gewinnen, mit<br />

ihnen zu kooperieren, anstatt im Voraus bestellte Bilder von ihnen „abdrehen“ zu<br />

wollen? Wir meinen, d<strong>as</strong>s in der jeweiligen dramaturgischen und audiovisuellen<br />

Umsetzung durchaus Unterschiede erkennbar werden.<br />

Die ZED-Produktion „Mann braucht Mut“ (43 Minuten Gesamtlänge) enthält<br />

zwei parallel montierte Geschichten, die beide als melanesisches „Initiationsritual“<br />

dargestellt werden: d<strong>as</strong> Turmspringen auf Pentecost (ca. 25 Minuten) und d<strong>as</strong><br />

Hairufen bzw. -fangen auf Neuirland in Papua-Neuguinea (ca. 18 Minuten). In<br />

beiden Episoden werden jeweils mehrere Jungen auf dem Weg ihrer vermeintlichen<br />

„Initiation“ begleitet. In Interviews bzw. Gesprächssituationen wird der Anschein<br />

erweckt, d<strong>as</strong>s sich d<strong>as</strong> Geschehen aus ihrer Sicht entfaltet. Dabei bleibt es<br />

bei einer eher oberfl ächlichen Vorstellung der Protagonisten, die man kaum wirklich<br />

als Personen, sondern vor allem als idealtypische Figuren kennenlernt. Sie<br />

sollen stellvertretend d<strong>as</strong> „Mann werden“ in einer traditionellen Gesellschaft verkörpern.<br />

Ein auktorialer, männlicher Erzähler kommentiert die Ereignisse. Die<br />

dabei immer wieder verwendete direkte Anrede – „gut gemacht, Telkon, aber<br />

wessen Hand war es, die dir da eben geholfen hat?“ – ist dabei als Kunstgriff zu<br />

verstehen, der dem Zuschauer die Illusion direkter Kommunikation und großer<br />

Nähe zu den Gefi lmten vermitteln soll. Ein auf Sa geführtes Gespräch zwischen<br />

den drei Jungen auf dem Sprungturm wird anscheinend simultan übersetzt. Allerdings<br />

ist angesichts der nicht vorhandenen Sa-Kenntnisse des französischen<br />

Kameramannes und des Übersetzers Jacob Kapere, mit dem Bislama gesprochen<br />

wurde, klar, d<strong>as</strong>s den Protagonisten hier off ensichtlich p<strong>as</strong>sende Worte in den<br />

Im Feld – im Film – im Fernsehen 41

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