Am Puls2/2010 (pdf 1,2 mb) - AK - Niederösterreich - Arbeiterkammer
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zur Arbeitsbelastung im Beruf beteiligt<br />
und erschöpft<br />
mmengehen, wenn sich die Dienstpläne dauernd ändern?<br />
4. Jede Fünfte „erschöpft“<br />
Die letzte Burn-out-Stufe ist<br />
noch nicht erreicht, aber, so Adler,<br />
„wenn jede/r Fünfte angibt,<br />
bereits erschöpft zu sein, so ist<br />
das ein Alarmzeichen. Wenn<br />
sich nichts ändert, steigt die<br />
Burn-out-Gefahr in den nächsten<br />
Jahren unaufhaltsam. Und<br />
ZBRV Peter Maschat zur Studie<br />
„Ernst nehmen“<br />
AM PULS: Herr Zentralbetriebsratsvorsitzender,<br />
was sagen Sie<br />
zum Studienergebnis?<br />
Maschat: Für mich sind die Ergebnisse<br />
nicht überraschend.<br />
Neu ist nun eine flächendeckende<br />
Aussage über verschiedene<br />
Berufsgruppen. Uns Betriebsräten<br />
war immer klar, dass sich der<br />
Arbeitsdruck laufend erhöht.<br />
AM PULS: Welche Schlüsse<br />
sind daraus zu ziehen?<br />
Ein Thema ist die ausreichende<br />
Personalausstattung, ein weiterer<br />
wichtiger Punkt sind lebbare<br />
Arbeitszeiten. Diese haben sich<br />
nicht nur nach betriebswirtschaft-<br />
20 % haben<br />
drei Kinder<br />
dann ist für die Gesundheitsversorgung<br />
Feuer am Dach“.<br />
Allen Widrigkeiten zum Trotz,<br />
wird der Beruf mit Liebe ausgeübt.<br />
Adler: „Der Beruf ist für die<br />
Meisten der Wunschberuf. Aber<br />
der Ruf an die Verantwortlichen<br />
ist unüberhörbar: Hilfe, ich kann<br />
nicht mehr.“ (p. s.)<br />
lichen Gesichtspunkten zu orientieren,<br />
sondern haben auch<br />
Mitarbeiterbedürfnisse zu berücksichtigen.<br />
Ein dritter Punkt sind<br />
Einrichtungen wie Werksküche,<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
und Arbeitsplätze, die einer arbeitsmedizinischen<br />
Überprüfung<br />
standhalten. Und viertens: unbefristete<br />
Dienstverträge, die nicht<br />
willkürlich abgeändert werden<br />
(können). Das alles fördert die<br />
Mitarbeiterzufriedenheit. n<br />
AM PULS-Gespräch mit <strong>AK</strong>NÖ-Vizepräsidentin Brigitte Adler<br />
DGKS Brigitte Adler ist<br />
Betriebsratsvorsitzende am<br />
Landesklinikum Klosterneuburg<br />
und Vizepräsidentin<br />
der <strong>Niederösterreich</strong>ischen<br />
<strong>Arbeiterkammer</strong>. Die Studie<br />
über das Arbeitsumfeld der<br />
Gesundheitsberufe ging auf<br />
ihre Initiative zurück.<br />
Foto: Mondl<br />
„Zu viele Dienstposten<br />
werden nicht besetzt“<br />
AM PULS: Frau Vizepräsidentin,<br />
jede/r fünfte KollegIn ist in<br />
der Arbeit erschöpft. Kann man<br />
zur Tagesordnung übergehen,<br />
weil das in anderen Berufen<br />
vielleicht auch der Fall ist?<br />
Adler: Auf keinen Fall! Dieser Zustand<br />
ist für niemanden erträglich.<br />
Ich fordere die Arbeitgeber auf,<br />
ihre Fürsorgepflicht zu erfüllen<br />
und nach der Evaluierung der Arbeitsplätze<br />
durch ArbeitspsychologInnen<br />
für „gesunde“ Arbeitsbedingungen<br />
zu sorgen.<br />
AM PULS: Das Arbeitsumfeld<br />
kann Kraft geben, ist aber auch<br />
Quelle der Unzufriedenheit. Viele<br />
kritisieren die Art und Weise<br />
der Mitarbeiterführung. Trifft<br />
Überforderung auch auf manche<br />
Führungsebene zu?<br />
Adler: Ja, besonders wenn die<br />
Vorgaben der Rechtsträger den<br />
Handlungsspielraum einengen.<br />
Angehenden Führungskräften<br />
möchte ich die <strong>AK</strong>NÖ-Fortbildung<br />
„Gesundes Führen“ empfehlen.<br />
Viele werden nämlich mit ihrer<br />
verantwortungsvollen Aufgabe<br />
vom Dienstgeber allein gelassen.<br />
AM PULS: Die vereinbarte Arbeitszeit,<br />
oft Teilzeit, und die<br />
tatsächlich geforderte Arbeitszeit<br />
klaffen weit auseinander.<br />
Was läuft hier schief?<br />
Adler: Es gibt kein einheitliches<br />
Personalbedarfsberechnungsmodell.<br />
In vielen Einrichtungen<br />
gibt es zu wenig Dienstposten,<br />
die vorhandenen sind zum Teil<br />
nicht besetzt. <strong>2010</strong> gab es eine<br />
„0-Personal-Runde“, ich hoffe<br />
sehr, dass im nächsten Jahr die<br />
Dienstposten an den Arbeitsanfall<br />
angeglichen werden.<br />
AM PULS: 80 % haben Kinder,<br />
die Hälfte hat mindestens<br />
2 Kinder. Dazu kommen oft<br />
Dienstplanänderungen. Ist es<br />
ein Wunder, dass die Nerven<br />
oft blank liegen?<br />
Adler: Diese Belastung betrifft<br />
noch immer hauptsächlich die<br />
Frauen. Anders als früher sind<br />
auch die Großeltern berufstätig<br />
und können daher nicht jederzeit<br />
einspringen. Wir brauchen auch<br />
mehr leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
mit angepassten<br />
Öffnungszeiten.<br />
AM PULS: Das Medienecho<br />
nach Ihrer Pressekonferenz<br />
war in <strong>Niederösterreich</strong> sehr<br />
groß. Haben Sie bereits Reaktionen<br />
bekommen?<br />
Adler: Ja, LR Karin Scheele hat<br />
Unterstützung angeboten, z. B.<br />
bei der betrieblichen Gesundheitsförderung.<br />
AM PULS: Die <strong>AK</strong>NÖ hat die<br />
Ergebnisse aus der größten<br />
Umfrage, die es je im Land gab.<br />
Von vielen Umfragen hört man<br />
einmal und dann nie wieder.<br />
Blüht dieser Studie das gleiche<br />
Schicksal?<br />
Adler: Bestimmt nicht. Die NÖ<br />
Ärztekammer, die Kurie der angestellten<br />
Ärzte, VP Dr. Gallob<br />
und ich werden zukünftig weiterhin<br />
als die zentralen gesetzlichen<br />
Berufsvertretungen der Gesundheitsberufe<br />
eng zusammenarbeiten,<br />
um neben den arbeitsrechtlichen<br />
auch die berufspolitischen<br />
Interessen der KollegInnen sichtbar<br />
zu machen und zu vertreten.<br />
Ein gemeinsamer Workshop der<br />
<strong>AK</strong>NÖ und der Ärztekammer NÖ<br />
ist bereits in Planung. n<br />
AM PULS 5