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Substitution in ländlicher Region

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•<br />

<strong>Substitution</strong> <strong>in</strong> <strong>ländlicher</strong> l ndlicher <strong>Region</strong><br />

Joachim Courtial, Dr. med. Stefanie Schmitz<br />

FÄ<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>, Suchtmediz<strong>in</strong>ische Grundversorgung<br />

Ärztliche rztliche Suchtambulanz Neuwied<br />

Kle<strong>in</strong>stadt u. ländliche l ndliche Umgebung nördl. n rdl. RLP (oberhalb Koblenz<br />

bis an NRW angrenzend)<br />

J.Courtial 2010


Entwicklung zur Suchtambulanz<br />

1986 Geme<strong>in</strong>schaftspraxis Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong> mit Ehefrau<br />

1989 Beg<strong>in</strong>n <strong>Substitution</strong>sbehandlung<br />

2001 Weiterbildung Suchtmediz<strong>in</strong>ische Grundversorgung<br />

Behandlung von 20-30 Suchterkrankten durchschnittl.<br />

2008/April Gründung der Ärztlichen Suchtambulanz Neuwied<br />

Zur Zeit (nach 2 Jahren) 190 Patienten<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Fr. Dr. Schmitz u. 2 MFA<br />

365 Tage im Jahr geöffnet<br />

J.Courtial 2010


80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Patienten 1998 – 2008 , die mit e<strong>in</strong>em Suchtproblem<br />

<strong>in</strong> unsere Praxis (HG) kamen (Alter bei Erstkontakt)<br />

13<br />

49<br />

78 75<br />

15-17 J. 18-21 J. 22-25 J. 26-30 J. 31-35 J. ü. 36<br />

46<br />

43<br />

ges. 304<br />

J.Courtial 2008


„Sucht Sucht“<br />

im allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch<br />

Sehnsucht, Naschsucht, Geltungssucht, Arbeitssucht<br />

(workaholic), Selbstsucht, Eifersucht, Kaufsucht,<br />

Sportsucht, Fress-Sucht, Magersucht, Spielsucht,<br />

Computerspielsucht*, Sexsucht, Putzsucht, Waschsucht,<br />

Kontrollsucht, Sammelsucht, Ichsucht (Selbstverliebtheit),<br />

Handy-SMS-Sucht<br />

* z.B. „World of Warcraft“<br />

Spiel mit hohem Suchtpotential!<br />

J.Courtial 2008


legale und illegale Süchte S chte<br />

legale Süchte:<br />

Alkohol<br />

Nikot<strong>in</strong><br />

Coffe<strong>in</strong><br />

Spiel<br />

Lösungsmittel<br />

Medikamente (Benzodiazep<strong>in</strong>e<br />

v. allem,<br />

Tramadol, Tilid<strong>in</strong>)<br />

illegale Süchte:<br />

Hero<strong>in</strong><br />

THC (Cannabis, Marihuana)<br />

Coca<strong>in</strong><br />

LSD<br />

Amphetam<strong>in</strong>e<br />

Methamphetam<strong>in</strong>e (Crystal)<br />

Extasy<br />

Pilze<br />

Pflanzen ( z.B.<br />

Engelstrompete)<br />

J.Courtial 2008


Cleanphase<br />

Gehirn u. psychoaktive Substanzen<br />

normal Hero<strong>in</strong> i.v. Gegen-<br />

Entzug<br />

regulierung<br />

LZTH<br />

Suchterkrankung<br />

E<br />

<strong>Substitution</strong>sbehandlung<br />

J.Courtial 2010


Wenn die Sucht zur Erkrankung wird<br />

Def<strong>in</strong>ition:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

Starker Wunsch oder Zwang<br />

Verm<strong>in</strong>derte Kontrollfähigkeit<br />

Körperliches Entzugssyndrom<br />

Toleranzentwicklung (höhere Dosen)<br />

Fortschreitende Vernachlässigungen<br />

Anhaltender Substanzkonsum trotz schädlicher<br />

Folgen<br />

Abhängigkeit ist e<strong>in</strong>e chronische, phasenhaft<br />

verlaufende Erkrankung<br />

J.Courtial 2008


<strong>Substitution</strong>stherapie <strong>in</strong> Deutschland<br />

Zusammenfassung I<br />

-Substututionsbehandlung mit Methadon ist <strong>in</strong> der Rout<strong>in</strong>eversorgung<br />

ebenso effektiv wie <strong>in</strong> kontrollierten kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

- niedrige Mortalität<br />

- 11% werden abst<strong>in</strong>ent oder wechseln <strong>in</strong> Abst<strong>in</strong>enztherapien<br />

- über 60% Patienten werden <strong>in</strong> Therapie gehalten<br />

- deutliche Besserung des körperlichen Gesundheitszustandes<br />

- deutliche Reduktion des Drogenkonsums<br />

- bei vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen Kosten pro Patient/Jahr<br />

-Probleme:<br />

- Unterversorgung der Hepatitis C Patienten<br />

- mangelnde Beachtung des Risikoverhaltens (Infektionsübertrag.)<br />

- mangelnde Effektivität der Therapie bei psychischer Störungen<br />

- global nur marg<strong>in</strong>ale Verbesserung der Lebensqualität<br />

Cobra-Studie, Prof. Wittchen, Dresden


<strong>Substitution</strong>stherapie <strong>in</strong> Deutschland<br />

Zusammenfassung II<br />

-Warum machen so wenige Ärzte <strong>Substitution</strong>sbehandlungen?<br />

- gesetzliche, rechtlich-adm<strong>in</strong>istrative Barrieren und Gängelei<br />

- extrem bürokratische Durchführungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

- schlechtes Image (Spiegel, 9/2006)<br />

- wenig attraktive Patientengruppe<br />

- extrem hoher Aufwand bei schlechter Honorierung<br />

- Lösungen?<br />

- Vere<strong>in</strong>fachung der Durchführungsbestimmungen (Deregulation)<br />

- Ausbau und Öffnung für Allgeme<strong>in</strong>ärzte, Verbesserung Vernetzung<br />

- Verbesserung der sog. Psychosozialen Begleittherapie,<br />

psychiatrisch/psychotherapeutischer Interventionen<br />

Cobra-Studie, Prof. Wittchen, Dresden


Weitere Fakten !<br />

- 30-40 % der Sucherkrankten schaffen den Ausstieg<br />

- Jeder braucht durchschnittlich 7 Anläufe<br />

- <strong>in</strong> ca. 50% besteht e<strong>in</strong>e psychiatrische Zweiterkrankg<br />

- ca. 60 % Comorbidität e<strong>in</strong>er Hepatitis C<br />

- davon haben ca. 60 % e<strong>in</strong>en erhöhten PCR-Spiegel<br />

J.Courtial 2008


J.Courtial /A. Metzler 2009


60 % Pat. tägl. Vergabe / 40% über Apotheken<br />

Bei Apothekenabgabe: 1x Woche persönlicher Kontakt!<br />

(50% der Patienten im Beschäftigungsverhältnis u. 50%<br />

In Dauersubstitution)<br />

J.Courtial Jan/2010


Januar 2010 –<br />

Aufteilung der <strong>Substitution</strong>smittel<br />

J.Courtial 2010


Behandelte Patienten von 01.04.2008<br />

bei 338 Patienten<br />

(z. Teil Mehrfachanmeldungen)<br />

53<br />

–23.02.2010 23.02.2010<br />

7<br />

178 38%<br />

28 6%<br />

164 35%<br />

53 11%<br />

38 8%<br />

7 1,5%<br />

3 0,5%


Bürokratische rokratische und juristische<br />

Grundlagen<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n<br />

-Anmeldung KV, BOPST, KK<br />

-Vertragsunterlagen, Erst-UK, versichert?<br />

- <strong>in</strong>sb. Suchtanamnese, Therapiekonzept<br />

-Körperliche U., EKG, Blutentnahme<br />

Erste Schritte<br />

Vertrauen aufbauen, „Benefits suchen!“<br />

Regelmäßigkeit, Verlässlichkeit, Körperpflege<br />

Individuelle Begleitung<br />

Reduktion des Beigebrauchs (u. Aufgabe)<br />

Vermeidung schädlicher Konsummuster<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der „Coabhängigen“<br />

J.Courtial 2008


Im weiteren Verlauf<br />

Vere<strong>in</strong>barung Therapieziel:<br />

a) <strong>Substitution</strong> und Ausschleichen<br />

b) <strong>Substitution</strong> gegen “0“ und Entgiftung<br />

c) <strong>Substitution</strong> gegen “0“, Entgiftung u.<br />

anschließende Langzeittherapie<br />

Der Alltag 365 Tage im Jahr<br />

-<strong>in</strong>itial tgl. Vergabe v. BTM-Mitteln, regelm. UK, Alkohol?<br />

-Teilnahme PSB?, Strafvollzug od. Gerichtsverh.?<br />

-Verhandlungen Take-home, Zermürbungstaktiken<br />

-E<strong>in</strong>leitung Mitbehandlung z.B. HepC, Entgiftung etc.<br />

J.Courtial 2008


Nach 2 Jahren Suchtambulanz :<br />

-Konzept der niederschwelligen Aufnahme und mittelbis hochschwelliger <strong>Substitution</strong> hat sich bewährt!<br />

- Kurze Opiatanamnese: E<strong>in</strong>stellung mit Burprenorph<strong>in</strong>, lange<br />

Opiatanamnese: E<strong>in</strong>stellung mit DL-Methadon/L-Polamidon<br />

- ke<strong>in</strong> schnelles Abdosieren von Methadon! (1 ml/10mg monatlich)<br />

- Problem: Beikonsum Opiate<br />

-Zusätzlicher Konsum von Diazepam (Valium etc.) im Rhe<strong>in</strong>graben<br />

häufig; Beigebrauch/Suchtverlagerung zum Alkohol vor allem bei<br />

den russlanddeutschen männl. Patienten zu beobachten<br />

J.Courtial 2010


unsere Partner im Netzwerk<br />

Arge<br />

JA/Familienhilfe<br />

Bewährungshilfe PSB-Drogenberatung<br />

Stationäre Entgiftung<br />

Psychiater/Psychotherapeuten<br />

Arbeitgeber<br />

Schulen<br />

Andere <strong>Substitution</strong>spraxen<br />

Politiker<br />

Betreuer<br />

Kripo, Polizei<br />

Stationäre Langzeitherapie<br />

berufl. Integration<br />

Richter/Staatsanwälte


Kooperation mit der Justiz<br />

-Durchführung von Ur<strong>in</strong>kontrollen fürs Amtsgericht Neuwied und<br />

für die Bewährungshilfe Koblenz/Ehrenbreitste<strong>in</strong><br />

-Kontaktaufnahme zu Richtern und Staatsanwälten der <strong>Region</strong><br />

-Zuvor: Krim<strong>in</strong>alisierung durch Beschaffung und Konsum von<br />

Hero<strong>in</strong>, jetzt: Krim<strong>in</strong>alisierung durch die „Schwarzfahrten“<br />

-Unterstützung durch Verlaufsatteste bei Gerichtsverhandlungen<br />

und zur Vermeidung e<strong>in</strong>es Strafantritts<br />

-Angebot e<strong>in</strong>er „Überbrückungssubstitution“ um <strong>in</strong> manchen<br />

Fällen überhaupt e<strong>in</strong>e Therapiefähigkeit zu erreichen!<br />

J.Courtial 2010


Neurobiologische Erkenntnisse<br />

Bewußtse<strong>in</strong>sgehirn<br />

Tiefengehirn<br />

roter Kreis = Glückssystem (limbisches System)<br />

Hier s<strong>in</strong>d die Glücks-Rezeptoren z.B. für „Endorph<strong>in</strong>e“ zu f<strong>in</strong>den<br />

J.Courtial 2008


Behandlungsmöglichkeiten<br />

Behandlungsm glichkeiten<br />

am Beispiel Hero<strong>in</strong>abhängigkeit<br />

Hero<strong>in</strong>abh ngigkeit<br />

Im Vorfeld:<br />

Suchthilfesysteme ( niederschwellige E<strong>in</strong>richtungen wie<br />

Cafe‘s, Drogenberatung, Selbsthilfegruppen)<br />

Individueller Therapieplan :<br />

Suchtberatungsstellen<br />

Schwerpunktpraxis <strong>Substitution</strong>sbehandlung<br />

Entgiftungsstationen<br />

Langzeittherapie <strong>in</strong> Spezialkl<strong>in</strong>iken<br />

Alternative <strong>in</strong>dividuelle therapeutische Wege<br />

J.Courtial 2008

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