Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
«Maddy? Was ist los? Lass uns rein.»<br />
«Die anderen schlafen noch. Ich komme runter. Hört auf<br />
zu klingeln.»<br />
«Wir wollen doch deine Wohnung sehen!»<br />
«Nicht jetzt. Ich komme runter. Und nicht klingeln.»<br />
Sie nahm die Hand von den Tasten und wich zurück, wie<br />
gebannt auf die Sprechanlage starrend, als traute sie ihr doch<br />
noch ein Geräusch zu. Da es still blieb, ging sie den Flur<br />
entlang zum Bad. Auf halber Strecke tauchte eine ihrer Mitbewohnerinnen,<br />
Abby, aus ihrem Zimmer auf und versperrte<br />
den Weg. Gähnend fuhr Abby sich durchs volle Haar und<br />
lächelte wissend, als sie Made leine bemerkte.<br />
«Na», sagte sie, «wohin bist du denn gestern Abend verschwunden?»<br />
«Meine Eltern sind unten», sagte Made leine. «Ich muss<br />
zum Frühstück.»<br />
«Na los. Erzähl schon.»<br />
«Es gibt nichts zu erzählen. Ich bin spät dran.»<br />
«Und weshalb trägst du dann immer noch dieselben Klamotten?»<br />
Statt zu antworten, blickte Made leine an sich hinunter.<br />
Zehn Stunden zuvor, als sie sich das schwarze Betsey-<br />
Johnson-Kleid von Olivia geliehen hatte, war sie begeistert<br />
gewesen, wie gut es ihr stand. Aber jetzt fühlte es sich heiß<br />
und klebrig an, der dicke Ledergürtel erinnerte an eine Sadomaso-Fessel,<br />
und oberhalb des Saums war ein Fleck, den sie<br />
lieber nicht identifizieren wollte.<br />
Inzwischen hatte Abby bei Olivia geklopft und trat ein.<br />
«Von wegen Maddy und gebrochenes Herz», sagte sie. «Wach<br />
auf! Das musst du gesehen haben.»<br />
Der Weg zum Bad war frei. Made leines Bedürfnis nach<br />
einer Dusche war extrem, beinahe medizinisch. Zumindest<br />
16