"Institutionengeschichte des MfS" (PDF, 109KB, Datei ist nicht - BStU
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Das mag eine Rolle gespielt haben, aber wichtiger scheint, dass Geheimdienstforschung ohnehin<br />
<strong>nicht</strong> zu den bevorzugten Arbeitsfeldern deutscher Zeitgeschichtsforschung und Politikwissenschaft<br />
gehört. Die Quellen, auf die man bei diesem Thema üblicherweise angewiesen<br />
<strong>ist</strong>, gelten als <strong>nicht</strong> zureichend seriös: Berichte von Überläufern, einzelne Dokumente, die<br />
die gegnerischen Geheimdienste frei geben, magere Selbstdarstellungen, Zeitungsberichte mit<br />
Informationen nebulöser Herkunft. Wissenschaftliche Aussagen auf dieser Basis zu treffen, <strong>ist</strong><br />
ein Risiko.<br />
Mit der Revolution von 1989 und der Einrichtung der Stasi-Unterlagen-Behörde hat sich einerseits<br />
die Quellenlage fundamental verändert. Andererseits <strong>ist</strong> das öffentliche Interesse gerade<br />
an dieser Institution enorm gewachsen. Eine Verbindung beider Aspekte findet sich im<br />
Ersten Tätigkeitsbericht <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>beauftragten an den Deutschen Bun<strong>des</strong>tag von 1993. Dort<br />
wurde als ein zentrales Vorhaben der neugegründeten Abteilung Bildung und Forschung genannt,<br />
»alle greifbaren Informationen zu Personal, Struktur, Methoden, aber auch zur Entwicklungsgeschichte<br />
<strong>des</strong> MfS« zu erarbeiten, um sie als »Standardhilfsmittel« jedem zugänglich<br />
zu machen, »der sich mit dem MfS und seiner Hinterlassenschaft befasst«. 6<br />
Die notwendigen Informationen erwiesen sich bald als weniger »greifbar«, denn seinerzeit<br />
erhofft. Der Forschungsstand war, sobald es um konkrete Details ging, defizitär. 7 Für eine<br />
quellengesättigte Darstellung mussten als Basis die Sachakten der Staatssicherheit ausgewertet<br />
werden. Sie waren jedoch zum erheblichen Teil erst zu erschließen, eine Aufgabe, der wegen<br />
der anderen Verpflichtungen der Behörde (persönliche Akteneinsicht; Überprüfungen)<br />
keine Priorität eingeräumt werden konnte. Mit Unterstützung der Archivabteilung hatten die<br />
Wissenschaftler 8 von BF zwar die Möglichkeit, in unerschlossenem Material zu recherchieren,<br />
aber das war ein sehr aufwendiges, entsprechend zeitrauben<strong>des</strong> und mit Unwägbarkeiten<br />
behaftetes Unternehmen.<br />
paradigms. In: Zeith<strong>ist</strong>orische Forschungen / Studies in Contemporary H<strong>ist</strong>ory, 1 (2004) 1, S. 31–50<br />
(http://www.zeith<strong>ist</strong>orische-forschungen.de/portal/alias__zeith<strong>ist</strong>orischeforschungen/lang__de/tabID__40208147/DesktopDefault.aspx).<br />
6 Erster Tätigkeitsbericht <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>beauftragten für die Unterlagen <strong>des</strong> Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen<br />
Deutschen Demokratischen Republik 1993. Berlin 1993, S. 70.<br />
7 Erste nützliche Überblicke boten jedoch David Gill und Ulrich Schröter: Das Min<strong>ist</strong>erium für Staatssicherheit.<br />
Anatomie <strong>des</strong> Mielke-Imperiums, Berlin 1991; Karl Wilhelm Fricke: MfS intern. Macht, Strukturen,<br />
Auflösung der DDR-Staatssicherheit, Köln 1991. Den aktuellen Forschungsstand in einem Aufsatz<br />
zu referieren, <strong>ist</strong> quantitativ unmöglich: Die laufend aktualisierte »Bibliographie zum Staatssicherheitsdienst<br />
der DDR« der Abteilung BF umfasst (Stand vom 1.5.2004) 438 Seiten (auf der Website der <strong>BStU</strong><br />
unter: http://www.bstu.de/bibliothek/bibliografie.pdf). So kann nur auf einige Überblicksdarstellungen<br />
verwiesen werden: Roger Engelmann: Forschungen zum Staatssicherheitsdienst der DDR – Tendenzen<br />
und Ergebnisse. In: Wolfgang Krieger, Jürgen Weber (Hg.): Spionage für den Frieden? Nachrichtendienste<br />
in Deutschland während <strong>des</strong> kalten Krieges. München 1997, S. 181–212; Catherine Epstein: The Stasi.<br />
New Research on the East German Min<strong>ist</strong>ry of State Security. In: Kritika: Explorations in Russian and<br />
Eurasian H<strong>ist</strong>ory, 5 (2004) 2, S. 321–348; Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit.<br />
Personalstruktur und Lebenswelt 1950–1989/90 (Wissenschaftliche Reihe <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>beauftragten,<br />
20). Berlin 2000, S. 38–48; ders,: Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945–1990. Stuttgart, München<br />
2001, S. 265–283; Ders.: Die Einheit von Wirtschafts-, Sozial- und Sicherheitspolitik, Militarisierung<br />
und Überwachung als Probleme einer DDR-Sozialgeschichte der Ära Honecker (Chr<strong>ist</strong>oph Kleßmann<br />
zum 65. Geburtstag). In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 51 (2003) 11, S. 996–1021; Ders.:<br />
Die Geschichte der Staatssicherheit, in: Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung (Anm. 3), S. 117–<br />
125; Klaus-Dietmar Henke: DDR-Forschung seit 1990, in: ebd., S. 371–376; Thomas Lindenberger:<br />
Volkspolizei. Herrschaftspraxis und öffentliche Ordnung im SED-Staat 1952–1968. Köln et al. 2003, S.<br />
24–32; Helmut Müller-Enbergs: Die Erforschung der Westarbeit <strong>des</strong> MfS – Stand und Perspektiven, in:<br />
Siegfried Suckut und Jürgen Weber (Hg.): Stasi-Akten zwischen Politik und Zeitgeschichte. Eine Zwischenbilanz,<br />
München 2003, S. 240–269.<br />
8 Aus Gründen der Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet; die weibliche Form <strong>ist</strong> – trotz <strong>des</strong><br />
unbestreitbaren Männerüberhangs bei BF – immer mitgedacht.