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Diät und Ergänzungsmittel bei Prostatakrebs - Bundesverband ...

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Magazin3/2005<br />

Informationen für <strong>Prostatakrebs</strong>erkrankte <strong>und</strong> Angehörige<br />

<strong>Diät</strong> <strong>und</strong> <strong>Ergänzungsmittel</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Heft 3, Dezember 2005<br />

Erschienen:<br />

Gut Ding will Weile haben, oder: Was lange währt, wird endlich (hoffentlich) gut ......................................................1<br />

Warum brauchen deutsche Prostata-Karzinom Patienten den Ratgeber zum <strong>Prostatakrebs</strong>? ....................................2<br />

Rezension ..................................................................................................................................................................4<br />

Bestellhinweis ..............................................................................................................................................................5<br />

Ernährung:<br />

<strong>Diät</strong> <strong>und</strong> <strong>Ergänzungsmittel</strong> <strong>bei</strong> <strong>Prostatakrebs</strong> ..............................................................................................................5<br />

Diagnose <strong>und</strong> Therapie:<br />

Multidisziplinäres <strong>Prostatakrebs</strong> Symposium. Teil II ....................................................................................................12<br />

Nationale Konferenz über <strong>Prostatakrebs</strong> 2005 ..........................................................................................................15<br />

Neue Ergebnisse einer großen Langzeitstudie vorgestellt ........................................................................................25<br />

In einer großen Studie wird Dutasterid jetzt zur Krebsprävention geprüft ..................................................................27<br />

Gute Noten für intermittierende Chemo <strong>bei</strong> Prostata-Krebs ....................................................................................27<br />

Selbsthilfe:<br />

Die Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz) – ein Exot in der Selbsthilfelandschaft ....................................28<br />

Prostata – Podiumsveranstaltung <strong>Prostatakrebs</strong> in Celle ..........................................................................................31<br />

7. Limeshainer Ges<strong>und</strong>heitsmesse ..........................................................................................................................32<br />

SHG <strong>Prostatakrebs</strong> München ....................................................................................................................................33<br />

Sonstiges:<br />

Patientenorientierte Medizin gefordert ......................................................................................................................34<br />

RESOLUTION – „Der Tag der Krebshilfe“ 2005 ............................................................................................................36<br />

10.000er Anruf <strong>bei</strong> der Krebs-Hotline des Tumorzentrums Freiburg ..........................................................................36<br />

Konstituierende Sitzung des Medizinischen Beirats im BPS erfolgt ............................................................................37<br />

Leserbriefe ................................................................................................................................................................39<br />

Mehr Zeit für mich ....................................................................................................................................................41<br />

Das Geheimnis der Selbstheilungskräfte ..................................................................................................................42<br />

Foto Titelseite © stern: Franz Stadlbauer, PROCAS, <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfegruppe Regensburg<br />

Impressum:<br />

Verantwortlich sind im Auftrage des Vorstandes<br />

Marlene Kühlechner <strong>und</strong> Wolfgang Petter.<br />

Herausgeber:<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe e.V.<br />

Alte Straße 4, 30989 Gehrden<br />

Postfach 10 11 25, 30983 Gehrden<br />

Telefon: (0 5108) 92 66 46<br />

Fax: (0 5108) 92 66 47<br />

E-Mail: info@prostatakrebs-bps.de<br />

Internet: www.prostatakrebs-bps.de<br />

Erscheinungsweise: 3 x jährlich<br />

Mitglied im Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse Hannover: Konto-Nummer 70 20 100<br />

Bankleitzahl 250 501 80<br />

Spendenkonto:<br />

Sparkasse Hannover: Konto-Nummer 70 20 621<br />

Bankleitzahl 250 501 80<br />

Eingetragen im Vereinsregister Bonn: VR-Nr. 7824<br />

Gemeinnützigkeit durch FA Hannover-Land I: 23/200/46792<br />

Der B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe e.V. wird unterstützt<br />

durch die Deutsche Krebshilfe. Er finanziert seine Ar<strong>bei</strong>t<br />

darüber hinaus durch Spenden. Die Spenden sind abzugsfähig<br />

im Sinne des § 10 des Einkommensteuergesetzes.


GUT DING WILL WEILE HABEN, ODER:<br />

WAS LANGE WÄHRT,<br />

WIRD ENDLICH (HOFFENTLICH) GUT<br />

Zur Entstehung der deutschen Ausgabe von Dr. Stephen B. Strums<br />

<strong>und</strong> Donna Poglianos „A Primer on Prostate Cancer“<br />

von Ing. (grad.) Ralf-Rainer Damm<br />

Ende 2002 oder Anfang 2003 ging die Meldung durch<br />

das KISP- <strong>und</strong> das BPS-Forum, dass in den USA ein Dr.<br />

Strum ein tolles, vornehmlich an Patienten gerichtetes<br />

Buch über <strong>Prostatakrebs</strong> geschrieben habe. Kurze Zeit<br />

später konnte man es über Dr. Eichhorn in Bad Reichenhall<br />

beziehen. Ich ließ mir von ihm ein Exemplar kommen<br />

<strong>und</strong> war damit hier wohl einer der ersten Leser des<br />

„Primers“ (gesprochen: „Primmer“), wie dieses Buch unter<br />

Eingeweihten in Deutschland bald nur noch hieß. Meine<br />

Rezension <strong>bei</strong> Amazon.de vom 31. Juli 2003 – ist das<br />

wirklich erst gut zwei Jahre her? – ist bis heute die einzige<br />

geblieben. Immerhin fanden fünf von fünf K<strong>und</strong>en sie<br />

„hilfreich“. Ich bezeichnete darin den „Primer“ (Fibel) als<br />

„Bibel“.<br />

Es war den Aktivisten in der deutschen PK-Szene – inzwischen<br />

konnte/musste ich mich wohl dazu rechnen –<br />

schnell klar, dass dieses Buch übersetzt gehörte, damit<br />

auch die Vielen, die Englisch nicht oder nicht gut genug<br />

beherrschten, dieses wertvolle Informations- <strong>und</strong> Nachschlagewerk<br />

nutzen könnten. Christian Ligensa schlug<br />

vor, dass mehrere von uns der englischen Sprache einigermaßen<br />

Mächtigen sich zusammentun sollten, um<br />

das Buch zu übersetzen. Ich wusste von einer anderen<br />

umfangreichen Übersetzung her, mit wieviel Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong><br />

Zeitaufwand so etwas verb<strong>und</strong>en ist. Ferner war ich der<br />

Meinung – <strong>und</strong> bin es immer noch –, dass eine Übersetzung<br />

aus einer Hand kommen muss. Einer Ar<strong>bei</strong>t von<br />

mehreren müsse man unweigerlich Brüche anmerken.<br />

Zudem ging die zu erwartende Ar<strong>bei</strong>t weit über das hinaus,<br />

was ich ehrenamtlich <strong>und</strong> unentgeltlich zu tun<br />

bereit war, zumal irgendein Verlag an dem Buch ja Geld<br />

verdienen würde.<br />

Das Projekt köchelte somit eine ganze Zeitlang auf Sparflamme.<br />

Im Frühjahr 2004 gab es einen Spendenaufruf<br />

des BPS, um das Geld für eine professionelle Übersetzung<br />

(geschätzt wurde ein Bedarf von ca. 12.000 Euro)<br />

zusammenbringen. Es kam auch eine ordentliche<br />

Summe zusammen, aber für das Bezahlen eines Fachübersetzers<br />

hätte es <strong>bei</strong> weitem nicht gereicht. Dann<br />

1


erreichte mich die Meldung, eine Anglistik-Studentin sei<br />

beauftragt worden, gegen erschwingliches Honorar das<br />

Buch zu übersetzen. Mitte des Jahres 2004 lag tatsächlich<br />

eine Übersetzung in elektronischer Form vor.<br />

Im Juli 2004 trafen sich Christian Ligensa, Ludwig<br />

Schmidt <strong>und</strong> ich, um das Ergebnis zu begutachten, <strong>und</strong><br />

wir waren schnell ernüchtert. Das arme Mädchen, das<br />

natürlich bis dato von der Materie vollkommen unberührt<br />

gewesen war – <strong>und</strong> hoffentlich auch nie wieder mit ihr<br />

Berührung haben wird – war mit dieser<br />

Aufgabe schlicht überfordert gewesen.<br />

Es stellte sich Ratlosigkeit ein. Keiner<br />

von uns Dreien verspürte Lust, dieses<br />

Kreuz auf sich zu nehmen, nicht<br />

für Geld <strong>und</strong> gute Worte.<br />

Also zog Wolfgang Petter mit einem<br />

Exemplar des „Primers“ von einer Pharmafirma<br />

zur anderen <strong>und</strong> versuchte,<br />

sie für ein Sponsoring einer professionellen<br />

Übersetzung zu gewinnen. Anfangs<br />

war immer Interesse vorhanden,<br />

aber wenn die Herren sich das<br />

Buch genauer angesehen hatten,<br />

nahmen sie Abstand. Zu groß war<br />

wohl die Sorge, dass es von manchen<br />

der niedergelassenen Urologen übel<br />

aufgenommen werden würde, wenn<br />

man dazu <strong>bei</strong>trüge, die Patienten<br />

überaufzuklären, <strong>und</strong> sie könnten ja<br />

dann vielleicht dazu übergehen, eher<br />

die Produkte der Konkurrenz zu verschreiben.<br />

Schließlich wurden die Gesetzlichen<br />

Krankenkassen angesprochen, <strong>und</strong><br />

das W<strong>und</strong>er geschah: Anlässlich der<br />

Interdisziplinären <strong>Prostatakrebs</strong>gespräche<br />

im Oktober 2004 in Hannover<br />

überreichten zwei Krankenkassenvertreter<br />

in Anwesenheit von Dr. Strum<br />

<strong>und</strong> Dr. Eichhorn Wolfgang Petter<br />

einen symbolischen Scheck in namhafter<br />

Höhe. Es konnte losgehen! Ein<br />

Pharma-Hersteller konnte ein Fachübersetzerbüro<br />

für medizinische Texte<br />

benennen.<br />

2<br />

Etwa Mitte November 2004 gingen uns zwei umfangreiche<br />

Word-Dateien zu – die Übersetzung des Buchtextes<br />

<strong>und</strong> die der Bildunterschriften, dazu eine von Donna<br />

Pogliano, der Mitautorin des „Primers“, stammende<br />

lange Korrekturliste, die sie nach Erscheinen der ersten<br />

englischen Ausgabe zusammengestellt hatte. Der Übersetzer<br />

hatte diese Korrekturen bereits in die deutsche<br />

Übersetzung mit eingear<strong>bei</strong>tet. Der erste Blick überzeugte<br />

uns, der zweite nicht mehr. Wieder stellte sich Ernüch-<br />

Warum brauchen deutsche Prostata-<br />

Karzinom Patienten den Ratgeber zum<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>?<br />

Der Ratgeber <strong>Prostatakrebs</strong> ist ganz darauf abgestimmt, dem Patienten<br />

Schritt für Schritt über neue Erkenntnisse in Diagnostik <strong>und</strong> Therapie des<br />

Prostata-Karzinoms zu informieren <strong>und</strong> zu schulen. Er soll zu einem kompetenten<br />

Gesprächspartner für seine behandelnden Ärzte (Urologen,<br />

Radiologen, Chirurgen, Onkologen) werden. In dem Buch werden<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Behandlungsmethoden beschrieben die in<br />

Deutschland noch relativ unbekannt sind. Ich halte es für durchaus<br />

wünschenswert, dass so ein Druck von Seiten der Patienten auf Ärzte,<br />

Kostenträger <strong>und</strong> Politiker ausgeht, damit endlich auch <strong>bei</strong> uns die<br />

Betroffenen eine Versorgung nach neuestem wissenschaftlichen Stand<br />

erhalten. Die Politik muss umgehend in den Entscheidungsprozess mit<br />

einbezogen werden, damit nicht wie es zurzeit leider der Fall ist dem<br />

Arzt die ethische <strong>und</strong> ökonomische Verantwortung <strong>bei</strong> Entscheidungen<br />

zu neuen Untersuchungen <strong>und</strong> Behandlungsverfahren aufgebürdet<br />

wird.<br />

Es gibt in deutscher Sprache kein Buch, in dem das Konzept von Dr.<br />

Strum beschrieben wird. Es gibt kein in deutscher Sprache geschriebenes<br />

Buch, das die Fortschritte im Kampf gegen den <strong>Prostatakrebs</strong> aus<br />

verschiedenen Fachdisziplinen wie Pathologie, Strahlentherapie <strong>und</strong><br />

Onkologie ähnlich übersichtlich zusammenfasst. Besonders wertvoll sind<br />

die vielen Tipps im Umgang mit dem Ärztestand <strong>und</strong> die Anleitungen<br />

zur Dokumentation der eigenen Krankengeschichte. Es steht für mich<br />

außer Frage, dass die deutsche Übersetzung des Buches von Dr. Strum<br />

<strong>und</strong> D. Pogliano ein großer Gewinn für viele tausend <strong>Prostatakrebs</strong>patienten<br />

<strong>und</strong> ihrer Angehörigen in Deutschland ist.<br />

DR. MED. FRANK EICHHORN<br />

Urologe<br />

Naturheilverfahren


Von links: Prof. Bonkhoff, Dr. Strum, W. Petter, Dr. Eichhorn, Prof.<br />

Barentsz, Patient, R.-R. Damm<br />

terung ein – dies hatte er ungenau übersetzt, das hatte<br />

er schlicht falsch verstanden, wenn man es so machen<br />

würde, wie er es übersetzt hatte, wäre der Patient auf der<br />

Stelle tot. Unser Resumee: Über weite Strecken ganz gut,<br />

aber längst noch nicht gut genug, um dies unbesehen<br />

an eine Druckerei zu geben. Ein nach dieser Vorlage<br />

gedrucktes Buch wäre Wasser auf die Mühlen derer<br />

gewesen, die eine deutsche Ausgabe dieses Werkes für<br />

so notwendig halten wie weiland die Kirche eine deutsche<br />

Übersetzung der Bibel. Sie hätten es uns hohnlachend<br />

um die Ohren geschlagen <strong>und</strong> wären zur Tagesordnung<br />

übergegangen.<br />

Ich will den Fachübersetzer hier nicht zu sehr schelten,<br />

denn er hat auch wertvolle Vorar<strong>bei</strong>t geleistet. Viel zu<br />

umfangreich ist die Medizin, als dass ein Einzelner auf<br />

allen Gebieten sprachlich <strong>und</strong> fachlich sattelfest sein<br />

könnte. Aber er hätte <strong>bei</strong> Unsicherheiten besser recherchieren<br />

können, er hätte sich manche in nicht immer<br />

schlichtem Englisch gefassten Sätze genauer ansehen<br />

sollen – er hätte Dr. Strum im Zweifelsfall nur eine E-Mail<br />

zu senden brauchen <strong>und</strong> hätte eine Erläuterung bekommen.<br />

Er hatte zwar das umfangreiche Glossar <strong>und</strong> das<br />

ebenso umfangreiche Stichwortverzeichnis übersetzt,<br />

aber er hatte sie nicht alphabetisch geordnet.<br />

Um es kurz zu machen: Wolfgang Petter bot mir nun<br />

doch Geld <strong>und</strong> reichlich gute Worte, <strong>und</strong> ich ließ mich<br />

überreden, die gesamte Übersetzung Wort für Wort <strong>und</strong><br />

Satz für Satz mit dem Original zu vergleichen. Zunächst<br />

hatte ich Zweifel an meinen Englischkenntnissen, wenn<br />

ich zu einer anderen Deutung kam als der, die ich vorfand,<br />

denn immerhin hatte ich einen Text vor mir, der<br />

von einem professionellen Übersetzer für medizinische<br />

Texte stammte; der Mann hatte, im Gegensatz zu mir<br />

(Ingenieur), schließlich dieses Handwerk gelernt. Als ich<br />

das erste Mal einen etwas komplizierteren Satz ganz<br />

anders verstand als mein Vorübersetzer, schrieb ich Dr.<br />

Strum eine Mail: Der Übersetzer hat den <strong>und</strong> den Satz so<br />

<strong>und</strong> so verstanden, ich aber so <strong>und</strong> so. Wer von uns hat<br />

Recht? Dr. Strums Antwort kam prompt <strong>und</strong> war kurz <strong>und</strong><br />

unmissverständlich: „You are right“. Danach fragte ich in<br />

ähnlichen Fällen nicht mehr.<br />

Unsere erste Auflage ist aufgr<strong>und</strong> der eingear<strong>bei</strong>teten<br />

Korrekturen identisch mit der zweiten englischen, ja geht<br />

sogar ganz geringfügig über sie hinaus. Ich möchte<br />

mich an dieser Stelle ganz herzlich <strong>bei</strong> Jürg van Wijnkoop<br />

in der Schweiz bedanken, der es in dieser Zeit übernahm,<br />

aus meinem Text meine Tipp- <strong>und</strong> sonstigen Fehler<br />

herauszufieseln.<br />

Im Juli 2005 bekam ich einen Korrekturabdruck, <strong>und</strong> wieder<br />

gab's mehr zu tun als erwartet. Anhand dieses<br />

Abdrucks musste auch noch das wertvolle <strong>und</strong> umfangreiche<br />

Stichwortverzeichnis Stichwort für Stichwort an den<br />

Drucksatz angepasst <strong>und</strong> alphabetisch geordnet werden<br />

(Donna Pogliano schrieb mir einmal, dass Dr. Strum<br />

reif für die Gummizelle gewesen sei, als er mit dem<br />

„Index“ fertig war).<br />

Nichts <strong>und</strong> niemand ist perfekt, <strong>und</strong> es mag trotz aller<br />

Sorgfalt noch der eine oder der andere Fehler ans<br />

Tageslicht kommen. Ich hoffe <strong>und</strong> denke aber, dass ich<br />

mein Teil dazu <strong>bei</strong>tragen konnte, dass mehr deutschsprachige<br />

Männer mit <strong>Prostatakrebs</strong> sich künftig im Sinne<br />

von Dr. Strum <strong>und</strong> Donna Pogliano als „empowered<br />

patients“ – informierte, selbstbestimme <strong>und</strong> selbstbewusste<br />

Patienten – betrachten können, <strong>und</strong> darauf bin ich<br />

ein bisschen stolz.<br />

ING. (GRAD.) RALF-RAINER DAMM<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe Information –<br />

Dreifache Hormonblockade<br />

3


REZENSION<br />

von Professor Dr. Lothar Weissbach<br />

Dieser Ratgeber will eine „Anleitung für den selbst<br />

bestimmten Patienten“ sein. Wenn man ihn kritisch gelesen<br />

hat, muss man drei Fragen stellen:<br />

4<br />

Wie sieht der selbst bestimmte Patient aus?<br />

Welcher Arzt kooperiert mit ihm?<br />

In welchem Ges<strong>und</strong>heitssystem bewegen sich<br />

<strong>bei</strong>de?<br />

Das Buch ist weit mehr als ein Ratgeber; es ist ein Lehrbuch,<br />

denn das gesamte didaktische Konzept stellt<br />

nicht auf Beratung ab, sondern auf Belehrung bzw. Wissensvermittlung.<br />

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis,<br />

die Präsentation von Studienergebnissen <strong>und</strong> ausführlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen aus der Molekularbiologie sowie Hinweise<br />

für weitere Recherchen <strong>und</strong> ein detailliertes<br />

Schlagwortverzeichnis qualifizieren dieses Lehrbuch. Daraus<br />

muss man die Frage ableiten, wie viel Wissensvermittlung<br />

einem Patienten hilft. Viele Betroffene werden<br />

möglichst viele Erkenntnisse für sich beanspruchen. Helfen<br />

ihnen aber diese? Sind sie auf Apoptose, Anitisense-<br />

Oligonukleotid, aktivierte dendritische Zellen <strong>und</strong> Rasbzw.<br />

Raf-Signalwege vorbereitet? Wollen sie den Bragg-<br />

Peak der Protonenstrahltherapie kennen <strong>und</strong> die Niedrig-<br />

LET der Neutronenstrahltherapie verstehen? Wer diese<br />

<strong>und</strong> andere Fragen uneingeschränkt bejaht, verfügt<br />

über mindestens einen medizinischen Studiengang in<br />

jüngster Zeit oder über langjährige Erfahrungen auf den<br />

verschiedenen Gebieten der Tumorbehandlung mit<br />

anhaltendem wissenschaftlichen Interesse oder er hat<br />

an zahlreichen Gesprächen in der regionalen Selbsthilfegruppe<br />

teilgenommen. Die übrigen Voraussetzungen<br />

sind Internet- <strong>und</strong> Englischkenntnisse, denn immer wieder<br />

wird auf Originalquellen in US-amerikanischen Internetseiten<br />

verwiesen. Deren Verlässlichkeit gilt es zu relativieren,<br />

da es hierfür keine Qualitätsprüfung gibt <strong>und</strong><br />

häufig nur auf Angaben des Produktherstellers verwiesen<br />

wird. Der deutsche Patient wird auch unter Einhaltung<br />

der von Strum <strong>und</strong> Pogliano völlig zu Recht geforderten<br />

Bedenkzeit bis zu einer Therapieentscheidung nicht einmal<br />

einen molekularbiologischen Gr<strong>und</strong>kurs absolvieren<br />

wollen, sondern den Arzt seines Vertrauens um einen Rat<br />

hinsichtlich der einzuschlagenden Behandlung bitten.<br />

Dazu wird der Arzt bereit sein, ohne die von den Autoren<br />

erhobene Forderung „Finde einen Künstler!“ realisieren<br />

zu können.<br />

Zweifellos brauchen wir mehr interdisziplinäre Beratung,<br />

mehr datenorientierte Therapie auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

vom Patienten zusammen gestellten Krankengeschichte<br />

<strong>und</strong> auch mehr ärztliches Wissen über das PCa. Brauchen<br />

wir aber mehr zweifelhafte Tumormarker, mehr hinlänglich<br />

bekannte unergiebige Bildgebung <strong>und</strong> mehr<br />

Hinweise auf amerikanische Therapieverfahren, die<br />

noch nicht einmal dort zugelassen sind, d. h. nicht ausreichend<br />

geprüft <strong>und</strong> nicht von der Solidargemeinschaft<br />

finanziert sind? Mit diesen Fragen beginnt die Verunsicherung,<br />

die nach dem Lesen dieses Lehrbuchs einsetzt.<br />

Das eigene Wissen erweist sich auch nach der Lektüre<br />

als unvollkommen <strong>und</strong> möchte vermehrt <strong>und</strong> vertieft<br />

werden. Deshalb sollten Ärzte uneingeschränkt (!) zu<br />

diesem „Ratgeber“ greifen – damit sie wissen, was auf<br />

sie zukommt: die Forderung nach noch mehr Diagnostik,<br />

deutlich mehr individuelle <strong>und</strong> ganzheitliche Therapievielfalt<br />

<strong>und</strong> weitaus mehr Beratung. Diese Forderungen<br />

beruhen zwar auf einer von den Autoren vorgenommen<br />

Selektion von Studiendaten, aber dieses Orientierungs<strong>und</strong><br />

Entscheidungsprinzip ist besser als eine einseitige<br />

Therapieentscheidung (z. B. radikale Prostatektomie).<br />

Der von den Autoren geforderte ärztliche Partner wird<br />

sich auszeichnen müssen durch Wissen, Geduld <strong>und</strong><br />

Toleranz. Zur Bescheidenheit im Sinne der GOÄ möchte<br />

man ihm nicht raten, denn das, was gefordert wird, ist<br />

mit dem deutschen Vergütungssystem für ärztliche Leistungen<br />

unvereinbar.<br />

Das verlangt nach Beantwortung der eingangs gestellten<br />

dritten Frage. Das vorliegende Lehrbuch berücksichtigt<br />

nicht die Gegebenheiten im deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />

Bei den vielen genannten Vorzügen ist das<br />

ein Manko. Der auf solche Art informierte Patient wird in


allen Etagen der Versorgungskaskade an die Grenzen<br />

der Akzeptanz <strong>bei</strong> den Kostenträgern stoßen. Soviel<br />

„Ganzheitlichkeit“ gibt das Sozialgesetzbuch nicht her,<br />

denn vieles von dem, was gefordert wird, ist nicht anerkannter<br />

Standard der Profession.<br />

PROFESSOR DR. MED. LOTHAR WEISSBACH<br />

EuromedClinic, Fürth<br />

Zu beziehen zum Preis von € 19,95<br />

zzgl. Einzelversandkosten von € 3,95 <strong>bei</strong><br />

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DIÄT UND ERGÄNZUNGSMITTEL<br />

BEI PROSTATAKREBS<br />

von Udo Ehrmann<br />

Vorbemerkung<br />

Wie Obduktionen ergeben, werden fast alle älteren<br />

Männer <strong>Prostatakrebs</strong> bekommen. So hat ein großer Teil<br />

aller Männer über 50 Jahren einen meist langsam<br />

wachsenden <strong>Prostatakrebs</strong> oder Vorformen davon <strong>und</strong><br />

mit 80 Jahren fast alle.<br />

Maximal 3 von 100 Männern sterben in Westeuropa <strong>und</strong><br />

Nordamerika am <strong>Prostatakrebs</strong> oft in hohem Alter <strong>und</strong><br />

der Rest hat keine Beschwerden.<br />

Trotzdem ist z.B. <strong>bei</strong> Japanern <strong>und</strong> anderen Asiaten klinischer<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> als Todesursache erheblich seltener,<br />

obwohl die meisten asiatischen Männer ebenfalls ver-<br />

Nach Zahlungseingang erfolgt der Versand umgehend.<br />

Eine Bestellkarte finden Sie auf der letzten Umschlagseite.<br />

borgenen (latenten) <strong>Prostatakrebs</strong> haben. Unterdurchschnittlich<br />

häufig ist klinischer <strong>Prostatakrebs</strong> auch <strong>bei</strong><br />

Südeuropäern.<br />

Man vermutet, dass dies mit dem gesamten Lebensstil<br />

<strong>und</strong> z.B. der Ernährung zusammenhängt (traditionelle<br />

asiatischer Ernährung bzw. traditionelle Mittelmeerkost /<br />

mediterane Ernährung).<br />

Denn bereits die nächste Generation von Immigranten<br />

in die USA weist bereits ähnliche <strong>Prostatakrebs</strong>-Raten wie<br />

der Durchschnitts-Amerikaner auf (Wittmore 1995).<br />

Um möglichst lange mit dem <strong>Prostatakrebs</strong> zu leben<br />

oder seine Rückkehr (Rezidiv nach OP oder Bestrahlung)<br />

hinaus zu schieben, wollen viele Männer in Eigeninitiative<br />

etwas tun.<br />

5


Ergänzend zu einer medizinischen Therapie oder Watchful<br />

Waiting (kontrolliertes Abwarten) stellen sie ihre Ernährung<br />

um <strong>und</strong> nehmen ausgewählte <strong>Ergänzungsmittel</strong>.<br />

Aber oft werden die Patienten verwirrt durch unterschiedliche<br />

Ratschläge insbesondere von Versandhändlern,<br />

welche Patienten mit Krebsangst <strong>Ergänzungsmittel</strong><br />

mit fragwürdigen Wirksamkeitsversprechen <strong>und</strong> Preisen<br />

anbieten.<br />

Da<strong>bei</strong> wird die Wirksamkeit von <strong>Ergänzungsmittel</strong>n <strong>und</strong><br />

kurzfristiger Ernährungsumstellung auf <strong>Prostatakrebs</strong> oft<br />

überschätzt.<br />

Als Zusammenfassung soll diese Auswertung aktueller<br />

wissenschaftlicher Studien <strong>und</strong> medizinischer Fach- <strong>und</strong><br />

Patienten-Literatur eine erste Orientierung geben.<br />

Teil 1<br />

Auswertung von Studien:<br />

Es gibt derzeit noch keine zuverlässigen wissenschaftlichen<br />

Beweise (Evidenz), dass bestimmte Nahrungskomponenten<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> verursachen oder verhindern<br />

können. Dazu wären hochwertige große randomisiertkontrollierte<br />

Studien (randomized controlled trials, RCT)<br />

mit patientenrelevanten klinischen Endpunkten wie z.B.<br />

Überlebenszeit erforderlich.<br />

Beobachtungsstudien enthalten zu viele Fehlerquellen<br />

<strong>und</strong> können nur zur Bildung von Annahmen dienen.<br />

Gegenwärtige Ernährungsempfehlungen zum <strong>Prostatakrebs</strong><br />

können daher keinen verbindlichen Charakter<br />

haben, sondern sind experimentell.<br />

6<br />

Internationale Vergleiche zeigen eine Beziehung von tierischem<br />

Fett, Zucker, Reis, Zwiebeln, Sonnenlicht-Exposition<br />

(Vitamin D-Bildung) zur <strong>Prostatakrebs</strong>sterblichkeit<br />

(z.B. Colli 2005, AUA).<br />

Beobachtungsstudien sehen u. a. eine Verbindung von<br />

Tomaten bzw. Lycopin (Etminan 2004, Meta-Analyse;<br />

Giovannucci 2005, Review), Hülsenfrüchten incl. Soja<br />

(Kolonel 2000), Vitamin E (ATBC-Studie), Selen (NPC-Studie)<br />

zu niedrigeren <strong>Prostatakrebs</strong>raten.<br />

Die EPIC-Studie hingegen zeigt keinen Zusammenhang<br />

zwischen Ernährung <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>risiko.<br />

Fett<br />

Rotes Fleisch, Milchprodukte, ALA<br />

Die PHS-Studie findet einen Zusammenhang von hohem<br />

Alpha-Linolen-Fettsäurespiegel (ALA) <strong>und</strong> dreifachem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>risiko (Gann 1994).<br />

Die HPF-Studie erkennt eine Verbindung von hohem ALA-<br />

Konsum zu doppeltem Risiko von fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong>.<br />

Als tierische Hauptquellen von ALA werden<br />

rotes Fleisch <strong>und</strong> fette Milchprodukte ermittelt (Leitzmann<br />

2004).<br />

Die EPIC-Studie zeigt jeweils eine Beziehung von reduziertem<br />

Konsum von rotem Fleisch bzw. häufigerem Verzehr<br />

von pflanzlichen Ballaststoffen zu niedrigerer Dickdarmkrebsrate.<br />

Fisch <strong>und</strong> Fischöl<br />

Die HPF-Studie weist einen Zusammenhang auf von häufigem<br />

Fisch-Verzehr (Fischöl-Fettsäuren EPA+DHA; Vitamin<br />

D) <strong>und</strong> halbiertem Risiko von fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong>.<br />

Isolierte Fischöl-Supplemente hingegen zeigen keine<br />

Beziehung zum <strong>Prostatakrebs</strong>risiko (Leitzmann 2004).<br />

Eine schwedische Langzeit-Studie ermittelt eine Beziehung<br />

von fetten Fisch (z.B. Lachs, Sardinen, Hering) <strong>und</strong><br />

verringertem <strong>Prostatakrebs</strong>risiko, bzw. von Ernährung<br />

ohne Fisch <strong>und</strong> dreifacher <strong>Prostatakrebs</strong>rate (Terry<br />

2001).<br />

Die EPIC-Studie zeigt eine Verbindung von häufigerem<br />

Fisch-Konsum zu geringerem Darmkrebsrisiko (Norat<br />

2005).


Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />

Die EPIC-Studie zeigt keine Beziehung von häufigem<br />

Gesamtkonsum von Obst- <strong>und</strong> Gemüse (westlicher<br />

Zusammenstellung) zum <strong>Prostatakrebs</strong>risiko (Key 2004),<br />

aber zu geringerem Herzrisiko.<br />

Granatapfel<br />

Im Labor- <strong>und</strong> Tierversuch weißt Granatapfelextrakt bzw.<br />

–saft (z.B. Polyphenol Ellagsäure) eine Beziehung auf zur<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>hemmung (Mukhtar 2005) <strong>und</strong> in klinischer<br />

Phase-II-Studie (Pantuck 2005) zu besserer PSA-Verdopplungszeit<br />

bzw. z.T. reduziertem PSA.<br />

Eine randomisiert-kontrollierte Studie zeigt für isolierte<br />

Ellagsäure eine geringere Vergiftung durch Chemotherapeutika,<br />

aber keine verlängerte Gesamtüberlebenszeit<br />

(Falsaperla 2005).<br />

Kohl <strong>und</strong> Kreuzblütler<br />

Die HPF-Studie zeigt eine Beziehung zwischen häufigem<br />

Kohlverzehr (Sulforaphane) <strong>und</strong> niedrigerem Risiko auf<br />

organbegrenzten <strong>Prostatakrebs</strong> <strong>bei</strong> jüngeren Männern<br />

unter 65 Jahren (Giovannucci 2003).<br />

Im Labor- <strong>und</strong> Tierversuch weist Brokkoli-Extrakt (wg.<br />

Indol-3-Carbinol) Zusammenhänge mit <strong>Prostatakrebs</strong>hemmung<br />

einerseits (Hsu 2005) aber mit Leberkrebsförderung<br />

andererseits auf (z.B. Stoner 2002).<br />

Tomaten <strong>und</strong> Lycopin<br />

Die HPF-Studie ermittelte eine Verbindung von häufigerem<br />

Tomatenkonsum <strong>und</strong> um ein Drittel reduziertem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>risiko, z.B. ab 3 X Tomatensoße pro Woche<br />

(Giovannucci 2002).<br />

Eine kleine klinische Studie zeigt keinen Zusammenhang<br />

zwischen Lycopingabe <strong>bei</strong> Rezidiv nach Prostatektomie<br />

<strong>und</strong> PSA (Borden 2005, AUA).<br />

Soja<br />

Laborstudien zeigen eine Beziehung von Pflanzenhormonen<br />

(7 Phytoöstrogenen) <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>hemmung<br />

(z.B. Shenouda 2004).<br />

Für das phytoöstrogen-reiche Soja ist mangels guter Studien<br />

mit klinischen Endpunkten keine Beziehung zum<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>risiko darstellbar.<br />

Kleine Studien finden einen Zusammenhang von Soja-<br />

Konzentraten <strong>und</strong> Verzögerung der PSA-Anstiegsrate (z.B.<br />

Hussain 2003).<br />

Randomisiert-kontrollierte Studien erkennen keine PSA–<br />

Reduktion (Urban 2001; Adams 2004).<br />

Soja-Konzentrate werden im Laborversuch mit genotoxischen<br />

bzw. krebserregenden Abbauprodukten (Metzler<br />

2003), im Tierversuch mit höherer Brustkrebsrate (z.B. Allred<br />

2004) <strong>und</strong> in einer klinischen Studie mit erhöhter Blasenkrebsrate<br />

in Verbindung gebracht (Sun 2004).<br />

Sonstige Nahrungsbestandteile<br />

Curcumin<br />

Labor- <strong>und</strong> Tierversuche zeigen eine Beziehung von<br />

Curcumin <strong>und</strong> Krebshemmung (z.B. Aggarwal 2003)<br />

bzw. Krebsförderung gleichzeitig (Shaul 2005) sowie Wirkstoffabschwächung<br />

gegenüber Chemotherapie<br />

(Somas<strong>und</strong>aram 2002).<br />

Grüner Tee<br />

Eine kleine randomisiert-kontrollierte Studie zeigt <strong>bei</strong> Grün-<br />

Tee-Extrakt (3X200 mg/Tag) ein 90% reduziertes <strong>Prostatakrebs</strong>risiko<br />

<strong>bei</strong> Männern mit HGPIN (Bettuzzi 2005, AACR).<br />

Modifiziertes Citrus Pektin (MCP)<br />

Tierversuche weisen auf eine Verbindung von MCP zu<br />

Metastasenhemmung. Ein kleine unkontrollierte Studie<br />

zeigt eine Beziehung von MCP <strong>und</strong> leicht verzögerter<br />

PSA-Verdopplungszeit (Guess 2003). Klinische Ergebnisse<br />

z.B. zu Progression <strong>und</strong> Überlebenszeit gibt es nicht.<br />

Rotwein<br />

Die HPF-Studie zeigt keine Verbindung von Rotwein <strong>und</strong><br />

<strong>Prostatakrebs</strong>risiko (Platz 2004).<br />

Eine kleine Studie sieht hingegen einen starken<br />

Zusammenhang von Rotwein <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>rate: je<br />

Glas Rotwein pro Woche eine Risikoreduktion von 6%<br />

(Schoonen 2005).<br />

7


Sägepalmöl (Sabal-Extrakt):<br />

Eine Meta-Analyse zeigt eine Beziehung von Sägepalm-<br />

Extrakt zur Besserung <strong>bei</strong> gutartigen Prostatavergrößerung/<br />

BPH (Wilt 2002, Cochrane Review); eine randomisiert-kontrollierte<br />

Studie bestätigt das nicht (Bent 2005,<br />

AUA).<br />

Vitamine<br />

Betakarotin<br />

Die finnische ATBC-Studie erkennt für Raucher einen<br />

Zusammenhang von hochdosiertem Betakarotin (50<br />

mg) <strong>und</strong> erhöhter Lungenkrebsrate (Heinonen 1998).<br />

Wie die ATBC-Studie zeigt auch die PHS-Studie eine<br />

Beziehung von Betakarotin-Gabe <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>risiko<br />

abhängig vom anfänglichen Betakarotin-Status im Blut,<br />

d.h. niedrigeres <strong>Prostatakrebs</strong>risiko <strong>bei</strong> anfänglich niedrigen<br />

Betakarotin-Status oder hohem BMI bzw. erhöhtes<br />

Risiko <strong>bei</strong> anfänglich hohem Betakarotin-Status (Cook<br />

1999+2000).<br />

Multivitamine<br />

Die randomisiert-kontrollierte SU.VI.Max–Studie findet eine<br />

Beziehung von niedrigdosierten Antioxidanzien (wie z.T. in<br />

Multivitaminkapseln: 120 mg Vitamin C, 30 mg Vitamin<br />

E, 6 mg Beta-Karotin, 100 µg Selen <strong>und</strong> 20 mg Zink) zu<br />

niedrigerer Krebshäufigkeit <strong>und</strong> Gesamtsterblichkeit nur<br />

<strong>bei</strong> Männern, die nicht ausreichend mit o.g. Antioxidanzien<br />

über die Nahrung versorgt werden. Männer, die sich<br />

ohnehin abwechslungsreich ernähren, haben keinen<br />

zusätzlichen Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

(Hercberg 2004).<br />

Im Gegenteil, die CPS-II-Studie zeigt einen Zusammenhang<br />

von Multivitaminpräparaten <strong>und</strong> leicht erhöhter<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>sterblichkeit (Stevens 2005).<br />

Vitamin B Gruppe<br />

Eine Studie sieht eine Beziehung von hochdosiertem<br />

Vitamin B6 kombiniert mit Folsäure zu häufigerem Herzversagen<br />

(Bonaa 2005, NORVIT).<br />

Vitamin C<br />

Im Laborversuch zeigt sich hochdosiertes Vitamin C als<br />

krebshemmend (Chen 2005).<br />

8<br />

Klinische Ergebnisse zu intravenösem Vitamin C <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong><br />

gibt es nicht.<br />

Eine klinische Studie mit Diabetikern findet einen<br />

Zusammenhang von hochdosierten Vitamin C Tabletten<br />

<strong>und</strong> vermehrter Ateriosklerose bzw. Herzversagen (Lee<br />

2004).<br />

Vitamin D<br />

Die PHS-Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen<br />

hohem Vitamin-D-Spiegel im Blut <strong>und</strong> halbiertem Risiko<br />

von aggressivem <strong>Prostatakrebs</strong> (Li 2005, ASCO).<br />

Vitamin E<br />

Die ATBC-Studie zeigt eine Verbindung zwischen Vitamin<br />

E (200 IU) <strong>und</strong> einem um ein Drittel reduziertem <strong>Prostatakrebs</strong>erkrankungs-<br />

<strong>und</strong> Sterberisiko <strong>bei</strong> Rauchern (Heinonen<br />

1998).<br />

Eine kleine randomisiert-kontrollierte Studie zum lokalisierten<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> erkennt keine PSA-Reduktion <strong>bei</strong> hochdosierten<br />

Antioxidanzien wie Vitamin E (350 mg = ca.<br />

400 IU), Selen (200 µg) <strong>und</strong> Vitamin C (750 mg) nach 5<br />

Monaten (Hoenjet 2005).<br />

Die CPS-II Langzeit-Studie zeigt keine Beziehung von<br />

Vitamin E <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>rate (Rodriguez 2004).<br />

Hochdosiertes Vitamin E steht nach der randomisiertkontrolierten<br />

HOPE-Studie in Beziehung zu vermehrtem<br />

Herzversagen (Lonn 2005) <strong>und</strong> nach einer Meta-Analyse<br />

zu höherer Gesamtsterblichkeit (Miller 2005).<br />

Mineralien <strong>und</strong> Spurenelemente<br />

Boron, Bor (Borsalz, Natriumborat):<br />

In Labor- <strong>und</strong> Tierstudien zeigt Bor eine Verbindung zur<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>hemmung <strong>und</strong> in einer kleinen epidemiologische<br />

Studie zu niedrigerem <strong>Prostatakrebs</strong>risiko (Zhang<br />

2004). Klinische Ergebnisse gibt es nicht.<br />

Kalzium<br />

Die PHS-Studie ermittelt eine dosisabhängige Beziehung<br />

zwischen Kalzium (ab 500 mg) <strong>und</strong> erhöhtem <strong>Prostatakrebs</strong>risiko<br />

bzw. sinkendem aktiven Vitamin D im Blutserum<br />

(Chan 2001).


Selen<br />

Die HPF-Studie sieht eine Beziehung zwischen Selen <strong>und</strong><br />

geringerem Risiko von fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong><br />

(Yoshizawa 1998).<br />

Die randomisiert-kontrollierte NPC-Studie zeigt nur als<br />

sek<strong>und</strong>ären Endpunkt einen Zusammenhang von Selen<br />

<strong>und</strong> niedrigerem <strong>Prostatakrebs</strong>risiko (Duffield-Lillico<br />

2002).<br />

Gesicherte Ergebnisse zu Selen (200 µg Selenmethionin)<br />

<strong>und</strong> Vitamin E (400 UI alpha-Tocopherol) wird es erst in<br />

einigen Jahren geben (randomisiert- kontrollierte SELECT-<br />

Studie).<br />

Zink<br />

Die HPF-Studie zeigt eine Beziehung von hochdosiertem<br />

Zink (über 100mg) <strong>und</strong> verdoppeltem Risiko von fortgeschrittenem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> (Leitzmann 2003).<br />

Lebensstil<br />

Übergewicht<br />

Mehrere Studien<br />

erkennen eine Verbindung<br />

von Übergewicht<br />

(hoher BMI, Adipositas/<br />

Fettsucht),<br />

besonders seit jungem<br />

Alter, zu<br />

aggressiverem <strong>Prostatakrebs</strong> (z.B. Strom 2005, AUA).<br />

Nach Prostatektomie zeigt Übergewicht einen<br />

Zusammenhang mit schlechterer Lebensqualität (Montgomery<br />

2005, AUA).<br />

Lebensstiländerung<br />

Eine kleine randomisiert-kontrollierte Studie zeigt <strong>bei</strong><br />

unbehandeltem <strong>Prostatakrebs</strong> im Frühstadium <strong>und</strong><br />

intensiver Lebensstiländerung einen verzögerten bzw.<br />

gestoppten PSA-Anstieg (Ornish 2005). Das einjährige<br />

Lebensstil-Programm kombiniert vegetarische Niedrig-<br />

Fett-<strong>Diät</strong>, mit täglicher Bewegung <strong>und</strong> Entspannungstechniken.<br />

Psyche<br />

Depression <strong>und</strong> Fatigue zeigen in einer dänischen Studie<br />

keine Beziehung zum Krebsrisiko (Johansen 2005).<br />

Teil 2<br />

Beispiele für Nahrungs- <strong>und</strong><br />

<strong>Ergänzungsmittel</strong><br />

Vorbehaltlich der in Teil 1 genannten Einschränkungen<br />

enthält die nachfolgende Beispielliste mögliche Optionen<br />

zur allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitsprävention über <strong>Prostatakrebs</strong><br />

hinaus.<br />

Fett<br />

Verminderung soll Hormonspiegel regulieren <strong>und</strong> PSA-<br />

Anstieg hemmen.<br />

Eher nicht empfehlenswert (vermeiden):<br />

Hydrierte/gehärtete mehrfach ungesättigte Trans-Fettsäuren<br />

(Industriefette): gehärtete Margarine, gehärtete<br />

Back-, Brat- <strong>und</strong> Frittierfette, als versteckte Fette in vielen<br />

Fertigprodukten.<br />

Eher weniger empfehlenswert (vermindern):<br />

Alle tierischen <strong>und</strong> bestimmte pflanzliche Fette: Gesättigte<br />

Fettsäuren: in tierischem Fett <strong>und</strong> Kokosfett.<br />

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (hochdosiert Krebswachstumsfaktoren?<br />

reduzieren, nicht verzichten, da<br />

essentielle Fettsäuren):<br />

a) Arachidonsäure (Omega-6-Öl): in rotem Fleisch,<br />

Milchfett (incl. Butter), Eigelb, Maiskeim-, Sojaöl<br />

(50%), Erdnuss-, Leinöl; entzündungsfördernd<br />

b) Linolsäure: in Distel-, Maiskeim-, Soja- <strong>und</strong> Leinöl<br />

c) Omega-3-Öle: – Alpha-Linolensäure (ALA, evtl.<br />

schädlich für Männer, prostatakrebsfördernd): tierisch:<br />

überwiegend aus rotem Fleisch <strong>und</strong> fetten<br />

Milchprodukten<br />

pflanzlich: überwiegend in Leinöl (50% ALA), geringer<br />

z.B. in Soja- <strong>und</strong> Walnussöl.<br />

Eher unbedenklich:<br />

Empfehlenswertes Omega-3-Öl: Fisch-Öl EPA + DHA:<br />

besonders in fettem Fisch: Lachs, Sardinen, Hering etc.<br />

(incl. Vitamin D) weißes Fleisch (fettarmes Geflügel),<br />

magere Milchprodukte, Eiweiß.<br />

9


Einfach ungesättigte Fettsäuren (Omega-9-Öl): überwiegend<br />

in Olivenöl (kalt gepresst, nativ extra, enthält entzündungshemmendes<br />

Oleocanthal) <strong>und</strong> Rapsöl (kalt<br />

gepresst, nativ).<br />

Zucker/Stärke<br />

(konzentrierte Kohlenhydrate)<br />

Eher weniger empfehlenswert (verringern):<br />

Kohlehydrate mit hohem Glukosegehalt (= hoher glykämischer<br />

Index) z.B. als leere Kalorien in Industrie-Zucker,<br />

Weissmehlprodukten (z.B. Süß- <strong>und</strong> Backwaren), sonstigen<br />

Fertigprodukten.<br />

Risiko: Anstieg des Insulin-(hormon-)spiegels (= Krebswachstumsfaktor),<br />

Diabetes, Fettablagerung.<br />

Eher empfehlenswert:<br />

Vollwertprodukte: Vollkorn-Getreideprodukte (z.B. Reis,<br />

Roggen etc.), wenig Vollrohrzucker, Honig, Rosinen etc.<br />

Dunkler Kakao (oder zuckerarme Zartbitterschokolade<br />

z.B. Bio, stopfend): Polyphenole <strong>und</strong> Stearinsäure.<br />

Besser kleinere Mahlzeiten bzw. insgesamt Kalorienreduktion<br />

(nicht <strong>bei</strong> Kachexie/extreme Abmagerung), Slow-<br />

Food statt Fast-Food.<br />

Gemüse/Obst<br />

Mehrmals täglich, d.h. am besten kein Essen ohne frisches<br />

Obst, Gemüse oder Salat.<br />

Sie enthalten neben Ballaststoffen wichtige Antioxidanzien<br />

<strong>und</strong> Pflanzenhormone (Isoflavonoide, Flavonoide,<br />

Lignane):<br />

Tomaten: roter Karotinoid-Farbstoff Lycopin, geringer<br />

auch in roter Paprika, Wassermelone, rosa Grapefruit,<br />

Guave, Papaya<br />

Hülsenfrüchte: Bohnen, Soja, Erbsen, Linsen etc.<br />

Soja: unkonzentriertes Genistein, Daidzein (= Isoflavonoid)<br />

z.B. in Brot mit Sojamehl, frischem Tofu etc.<br />

Obst <strong>und</strong> Vollwert-Getreide: u.a. Phytosterinöl/ Betasitosterol;<br />

besonders reich an Polyphenolen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Antioxidanzien: Granatapfel, Datteln, Preiselbeeren<br />

(+Tannine gegen Blasenentzündung), Himbeeren, Erdbeeren,<br />

rote Weintrauben<br />

10<br />

Kohl: alle Sorten, incl. Sauerkraut (Milchsäure) <strong>und</strong> sonstige<br />

Kreuzblütlern wie Kresse, Meerrettich <strong>und</strong> Senf <strong>und</strong><br />

ihre Sprossen: pikantes Sulforaphan <strong>und</strong> Glucorapharin<br />

Zwiebeln: alle Allium-Sorten incl. Lauch, Schnittlauch,<br />

Knoblauch etc. enthalten u.a. nach Labor- <strong>und</strong> Tierversuchen<br />

entzündungs-, atheriosklerose- <strong>und</strong> evtl. krebshemmende<br />

Schwefelverbindungen sowie Flavonoide<br />

Karotten (Möhren): enthalten Beta-Karotin (Provitamin A)<br />

<strong>und</strong> wie Petersilie das im Tierversuch evtl. krebshemmende<br />

Falcarinol (Kobaek-Larsen 2005).<br />

Ballaststoffe<br />

Besonders die löslichen Ballaststoffe sollen Testosteron-,<br />

Cholesterin-, Zucker- bzw. Insulinspiegel regulieren: z.B. in<br />

Bohnen, Soja, Rosenkohl, Karotten, Hafer, Reiskleie, Apfel,<br />

Zitrusfrüchten.<br />

Flüssigkeit<br />

Mindestens 1 - 2 Liter Wasser/Tag unterstützt die Leber<br />

<strong>bei</strong>m Entgiften <strong>und</strong> fördert die Gehirnleistung:<br />

z.B. auch als Kräutertee, koffeinarmer grüner Tee, 1 Glas<br />

gepresster oder Direktsaft.<br />

Alkohol: Verringern auf z.B. auf 1 Glas Rotwein zum<br />

Essen. Rotwein enthält evtl. krebshemmende Polyphenole<br />

wie Resveratrol (auch in Trauben, Beeren <strong>und</strong> Erdnüssen;<br />

Aggarwal 2004).<br />

Da Alkohol wie Fett die Hormonbildung fördert <strong>und</strong><br />

ebenfalls die Leber belastet, passt er eher nicht zur<br />

medikamentösen Hormonentzugstherapie(Hormonblockade).


<strong>Ergänzungsmittel</strong><br />

Beispiele, keine Empfehlungen. Ergänzend, nicht alternativ<br />

zu einer Therapie. Faustregel: nicht mehr als 5<br />

gleichzeitig.<br />

Betakarotin (Pro-Vitamin A): besser Karotten, konzentrierter<br />

Karottensaft nur in geringen Mengen unbedenklich (s. o.)<br />

Boron, Bor (Borsalz, Natriumborat): Spurenelement (z.B.<br />

1 mg), besser Rosinen, Pflaumen, Erdnüsse, rote Trauben<br />

(s. o.)<br />

Brokkoli-Kapseln: wg. Indol-3-Carbinol (natürliches<br />

TCDD, pflanzliches Antiöstrogen), evtl. <strong>Prostatakrebs</strong>hemmend<br />

<strong>und</strong> Leberkrebs fördernd gleichzeitig; als gekochtes<br />

Gemüse unbedenklich<br />

China-Kräuter-Extrakte mit Phythoöstrogen (z.B. PC-<br />

Spes): häufig durch synthetische Östrogene verunreinigt,<br />

Risiko Brustwachstum <strong>und</strong> tiefe Venen-Thrombose, PSA-<br />

Senkung meist nur vorübergehend<br />

Curcumin (Curcuma, Kurkuma, Gelbwurz): gelber<br />

Farbstoff des Curcuma-Gewürzes, u.a. Bestandteil von<br />

Curry-Mischungen; konzentriertes Curcumin (Polyphenol);<br />

evtl. auch Krebs fördernd (s. o.); als frisches Curcuma-<br />

oder Curry-Gewürz unbedenklich<br />

Fischöl (Lachs-Öl/ Omega-3-Öl): enthält entzündungshemmende<br />

Eicosanoide EPA <strong>und</strong> DHA, besser Wildfisch,<br />

besonders in fettem Fisch, gut <strong>bei</strong> Herzleiden; große<br />

Raubfische mit Umweltgiften<br />

belastet<br />

Granatapfel (Grenadine,<br />

Punica granatum, pomegranate):<br />

reich an Polyphenol<br />

Ellagsäure (auch in Himbeeren,<br />

geringer in Walnüssen,<br />

Aprikosen <strong>und</strong> Wassermelonen)<br />

evtl. synergetische<br />

Effekte mit weiteren<br />

Antioxidanzien, besser frische<br />

Frucht oder Bio-Saft<br />

Grüner Tee: enthält Polyphenol Katechin (EGCG), nach<br />

o. g. Studie z.B. als entkoffeiniertes Extrakt (3X200mg entsprächen<br />

mindestens 15 Tassen bzw. 2 Liter entkoffeinierter<br />

Grüner Tee); zu viel Koffein/Teein: Herz belastend<br />

Kalzium: fördert hoch dosiert z.B. ab 500 mg /Tag evtl.<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> (s. o.); z.B. Kalzium + zuviel Milchprodukte,<br />

abzuwägen <strong>bei</strong> Osteoporose (s. u. Vitamin D)<br />

Leinöl: enthält zur Hälfte pflanzliches Omega-3-Öl, als<br />

Alpha-Linolen-Fettsäure/ ALA: hoch dosiert für Männer<br />

schädlich, fördert wahrscheinlich <strong>Prostatakrebs</strong> (s. o.);<br />

geringe Mengen Leinsamen unbedenklich<br />

Lycopin (Lykopin, Lycopene): besser als natürliches<br />

Lycopin aus erhitzten Tomaten mit etwas Öl verwertbar,<br />

z.B. 1 Glas Tomatensaft aus 2 TL Tomatenmark + TL Olivenöl<br />

+ Wasser, Soße aus passierten Tomaten etc.<br />

Modifiziertes Citrus Pektin (MCP): unklarer Effekt (s. o.),<br />

vgl. Soja-Konzentrate; besser frische Zitrusfrüchte<br />

Multivitaminpräparate<br />

Vermutlich nur <strong>bei</strong> Männern mit einseitiger Ernährung<br />

Krebs- <strong>und</strong> Gesamtsterberisiko vermindernd, Multivitamine<br />

in alleiniger Langzeitanwendung evtl. <strong>Prostatakrebs</strong><br />

fördernd (s. o.); besser abwechslungsreiche Ernährung.<br />

Selen (Selenium, Selenmethionin/-hefe, Natriumselenit):<br />

Tabletten/Ampullen überdosiert toxisch (z.B. über<br />

300 µg/Tag), Vitamin C erst nach 2 St<strong>und</strong>en; Alternative:<br />

Paranüsse (z.B. 1-3 pro Tag)<br />

Sägepalmöl (Sabal, saw palmetto, serenoa repens):<br />

unklarer Effekt <strong>bei</strong> gutartiger Prostatavergrößerung/ BPH<br />

(s. o.)<br />

Soja-Konzentrate: evtl. krebserregend, besser frische<br />

Soja-Produkte (s. o.)<br />

Vitamin B-Gruppe: gegen<br />

Anämie <strong>bei</strong> Hormonentzug;<br />

hochdosiert evtl.<br />

Infarkt fördernd (s. o.), besser<br />

Frischprodukte<br />

Vitamin C (Ascorbinsäure):<br />

hoch dosiert <strong>bei</strong> Diabetikern<br />

evtl. Infarkt fördernd<br />

(s. o.), besser Frischprodukte<br />

Vitamin D3 (Calciferol): evtl. Knochenschützend <strong>bei</strong><br />

Osteoporose z.B. durch Hormonentzugtherapie; überdosiert<br />

(z.B. über 100 µg = 4000 IU) Hypercalcämie (Verkalkung<br />

von Weichteilorganen, Nierensteine etc.), eher im<br />

Winter, besser Tageslicht bzw. Sonnenbad;<br />

11


unterscheide: aktives Vitamin D (Calcitriol), z.B. <strong>bei</strong> fortgeschrittenem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> neben Chemotherapie<br />

Vitamin E (alpha- +gamma-Tocopherol): niedrig<br />

dosiert unbedenklich z.B. unter 150 IU; <strong>bei</strong> langfristiger<br />

Überdosierung (z.B. ab 400 IU /Tag): evtl. erhöhte Infarktrate<br />

<strong>und</strong> Gesamtsterblichkeit (s. o.); u. a. in Pflanzenöl<br />

<strong>und</strong> Nüssen<br />

Zink: überdosiert z.B. ab 100 mg evtl. <strong>Prostatakrebs</strong> fördernd<br />

(s. o.), besser Frischprodukte<br />

Täglich 1 /2 St<strong>und</strong>e Spaziergang oder Radfahren <strong>bei</strong><br />

Bewegung & Sport<br />

Tageslicht oder Sonne, mindestens 1X wöchentlich Walken,<br />

Joggen, Ballssport; Fitness- oder Krafttraining: stabilisiert<br />

Muskelmasse, Knochendichte <strong>und</strong> Psyche bzw.<br />

hemmt Fatigue (Erschöpfung, Müdigkeit, Depression <strong>bei</strong><br />

Krebs).<br />

12<br />

Meditation/Entspannung:<br />

Autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Qi-<br />

Gong, Tai-Chi, Yoga, Kunst- <strong>und</strong> Musiktherapie, <strong>bei</strong><br />

Bedarf Psychotherapie etc. können helfen, den Lebensstil<br />

insgesamt zu ändern.<br />

UDO EHRMANN<br />

Bremer <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe Für Lebensqualität<br />

IU = International Units, internationale Einheiten.<br />

MULTIDISZIPLINÄRES PROSTATAKREBS SYMPOSIUM<br />

17. BIS 19. FEBRUAR 2005, IN ORLANDO, FLORIDA<br />

Derzeitiger Stand <strong>und</strong> zukünftige Entwicklungslinien zur<br />

Verhinderung <strong>und</strong> zum Management der Behandlung des<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>es<br />

von Christian Ligensa<br />

Teil II: Ausgewählte Berichte aus den Themenbereichen<br />

VII bis XII<br />

12. Impfungen gegen <strong>Prostatakrebs</strong> (Vaccine)<br />

• Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Methode: in einer Studie mit 127<br />

Männern mit asymptomatischen (es sind noch keine<br />

Folgende Broschüren zur ges<strong>und</strong>en Ernährung sind<br />

über die Geschäftsstelle des BPS abrufbar:<br />

Ernährung <strong>bei</strong> Krebs. Ein Ratgeber für Betroffene,<br />

Angehörige <strong>und</strong> Interessierte<br />

Ges<strong>und</strong> bleiben. Gesünder Leben<br />

Ernährung. Ges<strong>und</strong>en Appetit!<br />

Symptome aufgetreten) hormonrefraktären (der Krebs<br />

reagiert nicht mehr auf Hormone), metastatischen<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> fanden Wissenschaftler heraus, dass ein<br />

neuer Typ einer Immunotherapie die Überlebenschancen<br />

um fast 18% erhöhten. Immunotherapie<br />

wird auch als biologische Therapie bezeichnet, sie


aktiviert das Immunsystem, um Krebs zu bekämpfen.<br />

In dieser Studie wurde der therapeutische Krebsimpfstoff<br />

APC8015 (Provenge) eingesetzt. Obwohl<br />

APS8015 als ein Impfstoff bezeichnet wird, handelt es<br />

sich nicht um einen solchen, wie er für Pockenimpfung<br />

oder gegen Grippe eingesetzt wird. Dieser Stoff<br />

ist nicht ausgelegt, um Krebs zu verhindern, sondern<br />

ist eher dafür vorgesehen, dass das Immunsystem<br />

des Patienten die Krebszellen erkennt <strong>und</strong> attackiert.<br />

In dieser Studie erhielten 82 Männer den Impfstoff, 45<br />

Männer erhielten einen inaktiven, vorgetäuschten<br />

Impfstoff, also ein Placebo. Die Männer erhielten 3<br />

Dosen in Intervallen von zwei Wochen <strong>und</strong> wurden<br />

dann über 3 Jahre hinweg beobachtet.<br />

• Ergebnisse: Nach drei Jahren waren noch mehr als 3<br />

mal so viel Männer am Leben, die dieses Medikament<br />

erhalten hatten (33%) gegenüber der Placebogruppe<br />

(11%). Die häufigsten Nebenwirkungen dieses<br />

Impfstoffes waren Fieber <strong>und</strong> Schüttelfrost <strong>und</strong><br />

diese Nebenwirkungen verschwanden innerhalb von<br />

zwei Tagen nach Anwendung der Vaccine.<br />

• Bedeutung für Patienten: Dies ist die erste Studie, die<br />

nachweist, dass Patienten mit hormon-refraktärem,<br />

metastatischen <strong>Prostatakrebs</strong> länger leben können,<br />

wenn mit einer Impfstofftherapie behandelt wird.<br />

Jedoch handelt es sich hier<strong>bei</strong> um eine kleine Studie<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse müssen erst noch wiederholt festgestellt<br />

werden, ehe diese Behandlung weitgehend<br />

akzeptiert werden kann. Der Einsatz von APC8015 ist<br />

immer noch eine experimentelle Therapie <strong>und</strong> ist<br />

außerhalb von klinischen Studien leider noch nicht<br />

verfügbar.<br />

13. Hinzufügen von 150 mg Bicalutamid zu einer<br />

Standardtherapie bringt klinische Vorteile <strong>bei</strong> Männern<br />

mit lokal fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong>: Ergebnisse<br />

der Studie „Early Prostate Cancer (EPC) Programm“<br />

nach 5,4 Jahren der mittleren Beobachtungszeit.<br />

• Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Methode: Die zurzeit immer noch<br />

laufende EPC Studie soll herausfinden, ob die Gabe<br />

von 150 mg Bicalutamid <strong>bei</strong> Männern mit lokalisiertem<br />

oder lokal fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong> zu<br />

einer Standardtherapie weitere Vorteile bringt. Hier die<br />

Ergebnisse nach einer mittleren Beobachtungszeit<br />

von 5,4 Jahren. Dieses Programm wird in drei Gruppen<br />

mit jeweils randomisierten (Zufallsauswahl), placebokontrollierten<br />

Doppelblind-Versuchen in Nordamerika,<br />

Europa, Afrika, Australien, Israel, Mexiko <strong>und</strong><br />

Skandinavien, ausgelegt für eine prospektive (beobachtend<br />

zu erwartende) kombinierte Analyse durchgeführt.<br />

8113 Männer mit lokalisiertem (T1-2, No/Nx)<br />

oder lokal fortgeschrittenem (T3-4, jedes N oder T, N+)<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> erhielten nach einer Zufallsauswahl entweder<br />

eine Gabe von 150 mg Bicalutamid oder ein<br />

Placebo (Scheinmedikament) zusätzlich zu einer Standardtherapie<br />

(radikale Prostatektomie, Strahlentherapie<br />

oder „Watchful Waiting“)<br />

• Ergebnisse: Bicalutamid erhöhte die progessionsfreie<br />

Überlebenszeit in beträchtlichem Maße <strong>und</strong> zwar <strong>bei</strong><br />

den Versuchsreihen mit der Bicalutamidgabe zu Standardtherapien,<br />

wie radikale Prostatektomie <strong>und</strong> Strahlentherapie<br />

<strong>bei</strong> fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong>. Die<br />

Progressionsrate in der Versuchsgruppe mit „Watchful<br />

Waiting (WW)“ war sowieso sehr gering (3%), dort konnte<br />

auch kein Unterschied in den <strong>bei</strong>den Gruppen festgestellt<br />

werden. In der gesamten Population dieser<br />

EPC Studie wurde jedoch nachgewiesen, dass die<br />

Gabe von Bicalutamid <strong>bei</strong> Männern mit lokal fortgeschrittener<br />

Krankheit unabhängig von der Art der Standardtherapie<br />

die progressionsfreie Überlebenszeit signifikant<br />

erhöhte. Bei Männern mit lokalisierter Erkrankung<br />

konnte jedoch keine signifikante Verbesserung<br />

des progressionsfreien Überlebens erkannt werden.<br />

Bei Patienten, die keine lokale Therapie erhalten<br />

haben, (WW) zeichnet sich eine verringerte Überlebenszeit<br />

in der Bicalutamidgruppe <strong>bei</strong> den Männern<br />

mit lokal begrenztem <strong>Prostatakrebs</strong> ab, während in<br />

der Gruppe mit lokal fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong><br />

auch hier eine Verbesserung des Überlebens festgestellt<br />

werden konnte.<br />

• Bedeutung für Patienten: Die derzeitigen Daten lassen<br />

darauf schließen, dass die Gabe von 150 mg<br />

Bicalutamid <strong>bei</strong> lokalisiertem <strong>Prostatakrebs</strong> keine<br />

angemessene Maßnahme ist. Auf der anderen Seite<br />

gibt es einen eindeutigen Nachweis, dass 150 mg<br />

Bicalutamid, das zusätzlich zu einer Standardtherapie<br />

gegeben wird, <strong>bei</strong> Männern mit lokal fortgeschrittenem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> Vorteile bringt.<br />

Sehen Sie bitte auch den Betrag auf Seite 25 – 26!<br />

13


14. Docetaxel <strong>bei</strong> Patienten mit hormonsensitivem <strong>Prostatakrebs</strong>,<br />

<strong>bei</strong> denen eine Primärtherapie versagt hat<br />

• Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Methode: Üblicherweise werden<br />

Patienten mit steigendem PSA-Wert, deren Primärtherapie<br />

mit kurativem Ziel nicht den erwarteten Erfolg<br />

gebracht hat, nunmehr palliativ (nicht mehr heilend<br />

sondern die Krankheit kontrollierend) mit Hormonblok-<br />

kade behandelt. Docetaxel ist bereits erfolgreich <strong>bei</strong><br />

hormonrefraktärem <strong>Prostatakrebs</strong> eingesetzt worden.<br />

In dieser Pilotstudie sollten die Effektivität <strong>und</strong> Sicherheit<br />

dieser Chemotherapie <strong>bei</strong> Patienten mit hormonsensiblem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>, deren Primärtherapie versagt<br />

hatte, ermittelt werden. Docetaxel als einzige Komponente<br />

wurde eingesetzt. 20 Patienten mit steigendem<br />

PSA-Wert nach Versagen der Primärtherapie erhielten<br />

40 mg/m 2 Docetaxel durch eine 30 minütige Infusion<br />

pro Woche, dies 3 Wochen hintereinander, dann eine<br />

Woche Pause. Dieser Zyklus wurde 6 Mal wiederholt.<br />

Alle relevanten Tests <strong>und</strong> Untersuchungen wurden<br />

während dieser Zeit durchgeführt <strong>und</strong> so die Reaktionen<br />

ermittelt.<br />

• Ergebnisse: 18 Patienten haben das Protokoll wie vorgesehen<br />

beendet. Der ursprüngliche mittlere PSA-Wert<br />

war 16,25 ng/ml (Bereich 0.3 bis 58,2). Die mittlere<br />

Beobachtungszeit war 16 Monate. 17 Patienten erfuhren<br />

einen PSA-Abfall gegenüber ihrem Wert vor der<br />

Behandlung. 72% hatten da<strong>bei</strong> einen stärkeren PSA-<br />

Abfall als 50%. 2 Patienten hatten ursprünglich Knochenmetastasen,<br />

<strong>bei</strong> einem davon verschwanden<br />

die Metastasen vollständig, kein Nachweis durch ein<br />

bildgebendes Verfahren (MRI), <strong>bei</strong>m anderen wurden<br />

Verbesserung der befallenen Knochenstellen durch<br />

14<br />

ein Knochenscan festgestellt. Blutprobleme (Leukopönie)<br />

trat nur <strong>bei</strong> 3 Patienten auf, geringe toxische Wirkungen<br />

<strong>bei</strong> weiteren 4 Patienten. Nur 13 Patienten<br />

vollendeten die Behandlung ohne jegliche Unterbrechung.<br />

• Bedeutung für Patienten: Docetaxel als Einzelgabe<br />

<strong>bei</strong> <strong>Prostatakrebs</strong>patienten, deren Primärtherapie versagt<br />

hatte, kann den PSA-Wert effektiv herunterbringen,<br />

die da<strong>bei</strong> toxischen (schädlichen) Nebenwirkungen<br />

hielten sich <strong>bei</strong> allen Patienten in Grenzen. Längere<br />

Nachbeobachtungszeiten sind jedoch zur weiteren<br />

Untersuchung erforderlich.<br />

15. 50 mg Bicalutamid zusätzlich zu einer Kastrationstherapie<br />

zur Behandlung eines fortgeschrittenen <strong>Prostatakrebs</strong>es.<br />

• Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Methode: Metaanalysen (Zusammenfassung<br />

mehrer Studien aus verschiedenen<br />

Quellen) haben aufgezeigt, dass der Einsatz von Flutamid/Nilutamid<br />

plus einer Kastration mäßige aber<br />

statistisch bedeutsame Vorteile <strong>bei</strong> der Gesamtüberlebenszeit<br />

für Patienten mit metastatischem <strong>Prostatakrebs</strong><br />

erbringt. Es gibt zwar noch keinen direkten Vergleich<br />

einer Kombinationstherapie mit Kastration plus<br />

Bicalutamid gegenüber Kastration allein, jedoch können<br />

Daten aus Studien, die eine Effektivität dieses<br />

Medikamentes bereits nachgewiesen haben, übernommen<br />

werden, um so den Vorteil auch in diesem<br />

Therapieprotokoll zu belegen. Dies ist eine wohl<br />

akzeptierte Methode <strong>bei</strong> Untersuchungen anderer<br />

Krebs- <strong>und</strong> auch Herzerkrankungen in Studienzentren.<br />

Eine randomisierte Doppelblindstudie, in der die Effizienz<br />

von Bicalutamid mit der von Flutamid verglichen<br />

wurde, wurde kombiniert mit der Studie zum Nachweis<br />

der Effektivität <strong>bei</strong> der Kombination von Flutamid <strong>und</strong><br />

Kastration gegenüber Kastration allein.<br />

• Ergebnisse: Die Analyse zeigte mit 98.5% Sicherheit,<br />

dass auch Bicalutamid in Kombination mit einem<br />

Testosteron im Kastrationslevel die Überlebenszeiten<br />

erhöht gegenüber Kastration allein. Die beste<br />

Abschätzung ergab einen Überlebensvorteil von 20%<br />

• Bedeutung für Patienten: Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />

dass 50 mg Bicalutamid in der Kombination<br />

mit einem Kastrationslevel des Testosteron<br />

einen Überlebensvorteil gegenüber der Kastrations-


therapie allein erbringt. Die abgeschätzte Risikoverringerung<br />

der Sterblichkeit beträgt 20%.<br />

16. Bei Intermittierender Hormonblockade erhöht eine<br />

Finasterid-Erhaltungstherapie die Zeiten der Pausenphase.<br />

• Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Methode: Für Männer mit <strong>Prostatakrebs</strong><br />

in einer intermittierenden Hormonbehandlung ist<br />

eine möglichst lange Pausenphase mit steigendem<br />

Testosteron ein wünschenswertes Ziel, weil verschwindende<br />

Nebenwirkungen die Lebensqualität erhöhen.<br />

Rückblickend wurden die Daten von 100 Männer in<br />

einer intermittierenden Hormonblockade, davon 60<br />

mit Finasterid - Erhaltungstherapie <strong>und</strong> 40 ohne, <strong>bei</strong><br />

einer Beobachtungszeit von 7,75 Jahren (Minimum 5<br />

Jahre) ausgewertet. Alle 100 Männer erreichten einen<br />

geringsten PSA - Wert von kleiner als 0,05 ng/ml <strong>und</strong><br />

konnten ihn auch in der Therapiephase halten. Die<br />

Pausenphase begann, wenn der Testosteronlevel wie-<br />

PROSTATAKREBS –<br />

NATIONALE KONFERENZ 2005<br />

der 200 mg/dl erreichte <strong>und</strong> endete wenn der PSA-<br />

Wert 2,5 ng/ml (mit Finasterid) <strong>und</strong> 5 ng/ml (ohne)<br />

erreichte. 47 Männer hatten ein T1c oder T2a Stadium,<br />

11 hatten T2b bis T3b, 12 hatten einen PSA-<br />

Rückfall, 30 Männer hatten ein T3c Stadium, also eine<br />

metastatische Situation. Die mittleren Werte zusammen<br />

gefasst in <strong>bei</strong>den Gruppen waren: Alter 66<br />

Jahre, PSA 15 ng/ml, Gleason Score 3+4=7, Behandlungszeit<br />

18 Monate<br />

• Ergebnisse: Die mittlere Zeit der Pausenphase <strong>bei</strong><br />

den Männern mit Finasterid - Erhaltungstherapie<br />

betrug 24,0 Monate gegenüber 8,7 Monaten ohne<br />

Finasterid. 13 Männer entwickelten hormon-unabhängigen<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>.<br />

• Bedeutung für Patienten: Die Gabe von Finasterid<br />

verlängert deutlich die Pausenphase <strong>bei</strong> Männern in<br />

einer intermittierenden Hormonblockade (20 Monate<br />

gegenüber 8,7 Monate). Auch wenn in der Gruppe<br />

mit Finasterid weniger Patienten hormonunabhängigen<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> entwickelt hatten, konnte kein wissenschaftlich<br />

statistisch signifikanter Unterschied in<br />

<strong>bei</strong>den Gruppen festgestellt werden.<br />

CHRISTIAN LIGENSA<br />

Stellvertr. Vorsitzender<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe e. V.<br />

Red.: Teil 1 – Ausgewählte Berichten aus den Themenkreisen<br />

I bis VI erschienen in Heft 2/2005. Sie erhalten es<br />

auf Anfrage über die Geschäftsstelle.<br />

Neue Wege erforschen: gemeinsam auf die Reise gehen<br />

von Dr. Frank Eichhorn<br />

Die nationale Konferenz über <strong>Prostatakrebs</strong> 2005 wurde<br />

von der Fo<strong>und</strong>ation for Cancer Research & Education<br />

(Stiftung für Krebsforschung <strong>und</strong> Weiterbildung = FCRE),<br />

Us TOO (= <strong>Prostatakrebs</strong>fortbildungs- <strong>und</strong> Selbsthilfe-<br />

gruppe) sowie vom PCRI (= Prostate Cancer Research<br />

Institut = Forschungsinstitut für <strong>Prostatakrebs</strong>) veranstaltet.<br />

Das FCRE haben Dr. Charles E. „Snuffy“ Myers, MD<br />

<strong>und</strong> Rose Sqarlat Myers, PT, PhD im Jahr 2002 gegrün-<br />

15


det. Dr. Myers ist ein bekannter Prostata-Karzinom-Spezialist,<br />

Wissenschaftler, Autor <strong>und</strong> selbst Prostatakarzinompatient.<br />

Us TOO entstand 1990 durch<br />

die Initiative von Prostata-Karzinom-Patienten<br />

um Mitbetroffenen,<br />

ihren Frauen <strong>und</strong> Partnern<br />

zu helfen. Es handelt sich<br />

um eine Nonprofit Organisation, die Männern <strong>und</strong> ihren<br />

Familien helfen will, mehr über das Prostata-Karzinom zu<br />

erfahren, damit sie bessere Entscheidungen bezüglich<br />

ihrer Behandlungsoptionen treffen können <strong>und</strong> sowohl<br />

die emotionalen als auch die physischen Einschränkungen<br />

der Lebensqualität nach einer Behandlung meistern<br />

können.<br />

Weitere Ziele der genannten Organisation:<br />

1. Die Zahl der Männer, die am Prostata-Karzinom sterben,<br />

um mindestens 50% zu reduzieren.<br />

2. Nebenwirkungen der Prostata-Karzinom-Behandlung<br />

zu minimieren.<br />

Angestrebt wird eine ausgewogene medizinische<br />

Betreuung, die neben der Krebstherapie auch andere<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Aspekte wie Herz-Kreislauferkrankungen<br />

umfasst. Weitere Schwerpunkte sind eine ausgewogene<br />

auf die Prostata gerichtete <strong>Diät</strong>, körperliches Training<br />

<strong>und</strong> Stressmanagement.<br />

PSA <strong>und</strong> andere Marker<br />

von Jonathan McDermed, PharmD<br />

Das PSA ist der wichtigste Tumormarker zum Nachweis<br />

eines Prostata-Karzinoms, zur Abschätzung der Prognose<br />

<strong>und</strong> zum Monitoring des Behandlungsverlaufs. Bei<br />

bestimmten <strong>Prostatakrebs</strong>formen können jedoch auch<br />

andere Marker vom Normbereich abweichen <strong>und</strong> sollten<br />

kontrolliert werden. Je nach Therapie müssen außerdem<br />

<strong>bei</strong> allen Männern auch andere Routineblutwerte<br />

regelmäßig kontrolliert werden, um medikamentenbedingte<br />

Nebenwirkungen feststellen zu können. Aus einer<br />

erst kürzlich veröffentlichten Studie geht hervor, dass<br />

erhöhte Initial-PSA-Werte mit einem erhöhten <strong>Prostatakrebs</strong>risiko<br />

verb<strong>und</strong>en sind. So steigt <strong>bei</strong> Männern zwischen<br />

40 <strong>und</strong> 49 Jahren das relative Risiko auf 3,6 wenn<br />

der Initial-PSA-Wert 0,6ng/ml oder höher gemessen wird.<br />

16<br />

Bei Männern zwischen 50 <strong>und</strong> 59 Jahren steigt das relative<br />

Risiko auf 3,5 wenn der Initial-PSA-Wert 0,71ng/ml<br />

oder höher ist. Fortlaufende PSA-Kontrollen in definierten<br />

Zeitabständen sind der sicherste Test um ein Prostata-<br />

Karzinom zu entdecken. Eine erhöhte PSA-Anstiegsgeschwindigkeit<br />

(= ng/ml pro Jahr) wird mit einem erhöhten<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>risiko assoziiert. Bei einer PSA-V<br />

>0,1ng/ml pro Jahr ist das relative Risiko einen <strong>Prostatakrebs</strong><br />

zu entwickeln 6,5 x höher als <strong>bei</strong> Männern mit<br />

einer PSA-V 0,2ng/ml pro Jahr ist die Inzidenz eines Prostata-<br />

Karzinoms im späteren Leben 44%. Es werden mindestens<br />

drei aufeinanderfolgende PSA-Werte im Abstand<br />

von 6 Monaten für die PSA-V-Kalkulation verlangt. Je<br />

weiter das Prostata-Karzinom entdifferenziert (Gleason 7<br />

<strong>und</strong> höher), umso wahrscheinlicher ist der Anstieg von<br />

anderen Tumormarkern wie CEA, CgA, NSE. Insbesondere<br />

<strong>bei</strong>m androgenunabhängigen Prostata-Karzinom<br />

sollten diese Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden.<br />

Die PAP (saure Prostata-Phosphatase) gilt als Kontrollmarker<br />

<strong>bei</strong>m metastasierten Prostata-Karzinom wie<br />

auch <strong>bei</strong>m androgenunabhängigen Prostata-Karzinom.<br />

Die PAP besitzt aber vor allem vor jeglicher Therapie<br />

eine hohe prognostische Aussagekraft als unabhängiger<br />

Vorhersagewert für Erfolg oder Misserfolg einer<br />

lokalen Therapie (Strahlentherapie <strong>und</strong> radikale Prostatektomie).<br />

Bei einer PAP < 3 ist die Wahrscheinlichkeit für<br />

ein PSA-Rezidiv nach lokaler Therapie 21,2%, <strong>bei</strong> einer<br />

PAP >3 ist die Wahrscheinlichkeit 61,3%.<br />

Der Stellenwert genetischer Marker wird in Zukunft steigen.<br />

Es wird z. B. die Überexpression von Sequenzen auf<br />

Chromosom 7 <strong>und</strong> 8 mit einer aggressiven Variante des<br />

Prostata-Karzinoms assoziiert.<br />

Pathologie:<br />

Das Wesen der Erkrankung definieren<br />

von David Bostwick, MD<br />

Der Gleason-Score war lange Standart zur Beurteilung<br />

der Prostata-Karzinom-Biologie. Revolutionäre Erkenntnisse<br />

im Rahmen von Genom <strong>und</strong> Proteomuntersuchungen<br />

brachten eine große Zahl von neuen diagnostischen<br />

<strong>und</strong> therapeutischen Biomarkern hervor.<br />

Der vielversprechendste jetzt zur Verfügung stehende<br />

neue Marker zur Früherkennung des Prostata-Karzinoms


ist der uPM-3 Test, ein einfaches Urinassay das viel<br />

genauer ist als Serum-PSA-Bestimmungen. uPM-3 wird<br />

aus den ersten 20 – 30 ml Spontanurin bestimmt, nachdem<br />

die Prostata digital untersucht wurde. Es handelt<br />

sich um ein neues prostataspezifisches Gen, das am<br />

Prostata-Karzinom hoch über exprimiert ist. Je nach Ausgangs-PSA<br />

liegt die Sensivität zwischen 59 <strong>und</strong> 79%; die<br />

Spezifität zwischen 80 <strong>und</strong><br />

91%. uPM-3 ermöglicht<br />

eine genauere Identifikation<br />

von Patienten, die ein<br />

erhöhtes Prostata-Karzinom-<br />

Risiko haben.<br />

Dr. Bostwick stellte eine Studie<br />

vor nach der Toremifene<br />

<strong>bei</strong> Patienten mit High-<br />

Grade-PIN wirkungsvoll ein<br />

Prostata-Karzinom verhindert.<br />

Hintergr<strong>und</strong>: Estradiol <strong>und</strong> Androgene verursachen eine<br />

PIN ( = Prostatische Intraepitheliale Neoplasie ) <strong>und</strong> <strong>Prostatakrebs</strong><br />

<strong>bei</strong> Mäusen, Ratten <strong>und</strong> H<strong>und</strong>en. Estradiol<br />

wirkt über den Östrogen-Rezeptor-Alpha. Toremifene ist<br />

ein selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) der<br />

in Europa <strong>bei</strong> tausenden von Frauen mit Brustkrebs verwendet<br />

wird. Toremifene hat in dem TRAMP-Tiermodell<br />

mit der Maus <strong>Prostatakrebs</strong> verhindert aber nicht <strong>bei</strong><br />

Mäusen, die durch genetische Manipulation den Östrogen-Rezeptor-Alpha<br />

verloren hatten. Im Jahr 2005<br />

wurde eine große Multicenter- Phase-3-Studie mit Toremifene<br />

begonnen.<br />

Diagnose <strong>und</strong> Staging<br />

Charles Myers, MD<br />

Die Biologie verschiedener Prostata-Karzinome ist sehr<br />

unterschiedlich. Es gibt gefährliche, schnell wachsende<br />

Karzinome, die eine aggressive Behandlung erforderlich<br />

machen. Es gibt aber auch Prostata-Karzinome, die<br />

langsam wachsen <strong>und</strong> mit weniger toxischen Medikamenten<br />

behandelt werden können. Ab Gleason 7 sind<br />

die meisten Karzinome gefährlich, dennoch sind auch<br />

in dieser Gruppe einige wenige Karzinome, die eher<br />

langsam wachsen. Die PSA-Verdopplungszeit ist ein<br />

Maßstab dafür, wie schnell das Karzinom wächst. Staginguntersuchungen<br />

sollten die Frage klären, ob das<br />

Karzinom klein <strong>und</strong> auf die Drüse begrenzt ist oder ob<br />

ein hohes Tumorvolumen vorliegt mit einem Kapseldurchbruch<br />

oder mit einer Metastasierung in die Bekkenlymphknoten,<br />

Lymphknoten außerhalb des Beckens<br />

bzw. in die Knochen. Die Behandlung sollte dem Ausmaß<br />

der Erkrankung angepasst<br />

sein, d.h, ein auf die<br />

Drüse begrenztes Prostata-<br />

Karzinom kann durch eine<br />

Operation, eine Strahlentherapie<br />

oder eine Kryotherapie<br />

behandelt werden.<br />

Hat das Karzinom die Drüse<br />

verlassen, kann eine Strahlentherapie<br />

immer noch<br />

Krebszellen in den Lymphknoten<br />

<strong>und</strong> in dem Fettgewebe<br />

der Umgebung abtöten. Ist die Erkrankung im<br />

Knochen oder Lymphknoten ausserhalb des Beckenraums,<br />

werden systemisch wirkende Medikamente in<br />

der Krebsbehandlung benötigt, z.B. eine Hormon- oder<br />

Chemotherapie. Die Schwierigkeit den <strong>Prostatakrebs</strong> zu<br />

heilen liegt darin, dass kleinste „Krebssamen“ über den<br />

Blutkreislauf in den Körper gelangen - dann zwar nicht<br />

wachsen, aber viele Jahre in einer Art Schlafzustand<br />

bleiben können. Diese „Samen“ können aktiviert werden<br />

<strong>und</strong> 5, 10 oder 20 Jahre nach einer lokalen Therapie,<br />

wie radikale Prostatektomie oder Strahlentherapie,<br />

wachsen.<br />

Status <strong>und</strong> Strategie<br />

zur erfolgreichen Behandlung des<br />

Prostata-Karzinoms<br />

von Stephen Strum, MD<br />

Auch im Jahr 2005 werden Männer, <strong>bei</strong> denen ein Prostata-Karzinom<br />

nachgewiesen ist, immer noch nicht<br />

nach einer intelligenten strategischen Methologie aufgear<strong>bei</strong>tet.<br />

Obwohl viele Publikationen vorliegen, die<br />

auf die Bedeutung des Gleason-Scores, den Wert eines<br />

akkuraten klinischen Stagings <strong>und</strong> die Bedeutung der<br />

Analyse von kombinierten Variablen (Nomogramme,<br />

Algorithmen <strong>und</strong> neuronale Netze) hervorheben, wer-<br />

17


den mehr als<br />

90% der Männer<br />

mit neu diagnostiziertem<br />

<strong>Prostatakrebs</strong><br />

nicht solchen<br />

Analysen unterworfen.Stattdessen<br />

bekommen die meisten Männer in den USA<br />

aber auch in anderen Ländern ein Knochenszintigramm<br />

mit CT <strong>und</strong> werden dann aufgefordert, sich für<br />

eine definitive Therapie zu entscheiden. Es hat sich in<br />

vielen Untersuchungen gezeigt, dass diese Vorgehensweise<br />

das Ausmaß der Erkrankung dramatisch unterschätzt.<br />

Verantwortlich dafür ist die niedrige Sensitivität<br />

von Knochenszintigramm <strong>und</strong> CT. Dr. Strum stellt ein Stufenprogramm<br />

vor, das es erlaubt, nach Eingabe der<br />

Basisdaten wie PSA, digitale rektale Untersuchung, Gleason-Score<br />

<strong>und</strong> Drüsenvolumen, eine Primäranalyse mit<br />

Hilfe der üblichen Nomogramme vorzunehmen. Daraus<br />

ergibt sich der Status auf Ebene 1. In Abhängigkeit von<br />

den Risikokalkulationen für eine organbegrenzte, bzw.<br />

lokal fortgeschrittene oder systemische Erkrankung sollten<br />

Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden, die zu<br />

einem Status auf höherer Ebene führen. Hier spielen<br />

dann die ganz persönlichen Wünsche <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

des Patienten aber auch Symptome <strong>und</strong><br />

Beschwerden <strong>bei</strong>m Wasserlassen eine Rolle. Der Patient<br />

kann nur kompetent mitentscheiden, wenn er gut informiert<br />

ist. Die Fortschritte der modernen Medizin sollten<br />

umgehend zum Wohle des Patienten eingesetzt werden.<br />

Fortschritte in der Sichtbarmachung<br />

des Prostata-Karzinoms<br />

von D. Bruce Sodee, MD<br />

Konventionelle Röntgenaufnahmen sind <strong>bei</strong> Prostata-<br />

Karzinom-Patienten wenig hilfreich, da sie die Anatomie<br />

des Skeletts nur sehr grob darstellen. Das CT zeigt die<br />

Anatomie des Skeletts, besitzt aber bezüglich Knochenmetastasen<br />

lediglich eine Sensitivität von ca. 15%.<br />

Lymphknotenvergrößerungen können erst ab einer<br />

bestimmten Größe nachgewiesen werden. Moderne<br />

bildgebende Verfahren bilden prostatakarzinombe-<br />

18<br />

dingte Stoffwechselvorgänge ab, z.B. die PET (Positronenemissionstomographie).<br />

Verwendet wird FDG: F18 – 2<br />

Fluoro – 2 – Deoxyglukose Carbon 11 Azetat. Dr. Sodee<br />

hat im Jahr 1998 eine Studie begonnen, in der er die<br />

Auflösung des konventionellen Knochenszintigramms<br />

mit den Ergebnissen einer kombinierten ProstaScint <strong>und</strong><br />

CT-Fusion zur Bildgebung verglich. Da<strong>bei</strong> zeigte sich,<br />

dass die Fusionstechnologie eine wesentlich höhere<br />

Auflösung zum Nachweis von Lymphknotenmetastasen<br />

hat, als das CT oder das Knochenszintigramm alleine.<br />

Bei ProstaScint handelt es sich um eine nuklearmedizinische<br />

Untersuchung <strong>bei</strong> der ein markierter monoklonaler<br />

Antikörper gegen das prostataspezifische Membran –<br />

Antigen ( PSMA ) i.v. gespritzt wird. Dieses Antigen wird<br />

sowohl von normalem, als auch von Prostatakarzinomgewebe<br />

– auch unter Androgenentzug - exprimiert. Es<br />

steigt <strong>bei</strong> wenig differenzierten <strong>und</strong> hormonrefraktären<br />

Karzinomen an – also in Situationen in denen das PSA<br />

wenig hilfreich ist.<br />

ProstaScint ist in Amerika seit 1996 von der Food And<br />

Drug Administration ( FDA ) als bildgebendes Agens zum<br />

Staging <strong>bei</strong> neu diagnostizierten Patienten zugelassen.<br />

Voraussetzungen: Nachweis eines Prostatakarzinoms<br />

durch Biopsie <strong>und</strong> hohes Risiko für Weichteilmetastasen<br />

oder zum Restaging nach radikaler Prostatektomie für<br />

Patienten mit ansteigenden PSA – Werten.<br />

Medicare <strong>und</strong> Prostata-Karzinom<br />

von Arthur Lurweg, MD<br />

Bei Medicare handelt es sich um eine der <strong>bei</strong>den größten<br />

Krankenversicherungen in den USA. Der Vortrag<br />

beschäftigte sich mit der Frage, welche Untersuchungen,<br />

Behandlungsmethoden <strong>und</strong> Medikamente von<br />

der Versicherung bezahlt werden.<br />

Medicare deckt fast alle Untersuchungen im Rahmen<br />

des Sreening, der Diagnostik sowie der chirurgischen<br />

<strong>und</strong> medikamentösen Therapie ab. Auch alle Formen<br />

der Strahlentherapie sowie die erforderlichen Kontrolluntersuchungen<br />

werden bezahlt. Entscheidend ist, ob der<br />

behandelnde Urologe oder Onkologe die Untersuchungen<br />

für sinnvoll <strong>und</strong> notwendig hält. Speziell <strong>bei</strong> Patienten<br />

mit einem fortgeschrittenen Prostata-Karzinom<br />

scheint es bemerkenswert, dass alle On- <strong>und</strong> Off label-


Medikamente bezahlt werden. Mitar<strong>bei</strong>ter von Medicare<br />

setzen sich dafür ein, den umfangreichen Service<br />

allen Versicherten bekannt zu machen, damit das<br />

Angebot auch ausgenutzt wird. Die PSA-Wert-Bestimmungen<br />

im Rahmen der Krebsvorsorge wird gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

unterstützt.<br />

Behandeln oder nicht behandeln:<br />

Schwere Entscheidungen für Männer<br />

mit Prostata-Karzinom<br />

von H. Ballentine Carter, MD<br />

So paradox es klingt, aber viele Patienten sind vor die<br />

kuriose Entscheidung gestellt, sich dem Rat des Chirurgen<br />

zur radikalen Prostatektomie anzuschließen oder<br />

sich überhaupt keiner Therapie zu unterziehen, wenn es<br />

sich um ein sehr langsam wachsendes Karzinom handelt.<br />

Es ist also die Frage, in welcher Situation eine Operation<br />

zur Heilung notwendig <strong>und</strong> wann ein abwartendes<br />

Verhalten (Watchful-Waiting) vertretbar ist. Welche<br />

Patienten müssen nun einer operativen Therapie zugeführt<br />

werden? Das hängt von der Risikogruppe ab. Ein<br />

relativ niedriges Risiko liegt <strong>bei</strong> einem Stadium T2a oder<br />

PSA 7 vor. In der niedrigen Risikogruppe<br />

sind ca. 80% der Patienten nach einer radikalen<br />

Prostatektomie auch nach 10 Jahren noch rezidivfrei.<br />

Die Ergebnisse sind in der Hochrisikogruppe<br />

wesentlich schlechter. Hier sind nur ca. 30% nach 10<br />

Jahren rezidivfrei. Eine 1995 begonnene Studie an der<br />

John Hopkins Universität zeigte, dass es durchaus möglich<br />

ist, eine streng selektierte Gruppe von Patienten mit<br />

einem niedrigen Progressionsrisiko zu identifizieren <strong>und</strong><br />

vorerst nicht zu behandeln. Andererseits konnte die radikale<br />

Prostatektomie ihre Effektivität <strong>bei</strong> Patienten mit<br />

einer aggressiven Erkrankung belegen. In der Watchful-<br />

Waiting-Gruppe waren Patienten, die ein niedriges<br />

Tumorvolumen hatten mit einem PSAD (PSA Dichte)<br />


Fortschritte in der Strahlentherapie<br />

Brachytherapie, konventionelle externe Bestrahlung,<br />

3D-konformale Bestrahlung, intensitätsmodulierte<br />

Strahlentherapie <strong>und</strong> 4D-IG-IMRT <strong>und</strong> ...<br />

von Dr. Michael Datolli, MD<br />

Dr. Datolli beschäftigte sich zunächst mit einer Reihe<br />

von Vorbehalten gegen die Brachytherapie z. B. dass<br />

diese Behandlungsmodalität kontraindiziert sei <strong>bei</strong><br />

hohem Gleacon-Score, extrakapsulärem Tumorwachstum,<br />

hoher Ausgangs-PAP <strong>und</strong> ungünstigem Ploidie-Status.<br />

Er hält dem entgegen, dass es zahlreiche Studien<br />

gibt, die auch in diesen ungünstigen Fällen mit der Brachytherapie<br />

bessere Ergebnisse zeigen als mit der radikalen<br />

Prostatektomie, insbesondere wenn man die Brachytherapie<br />

mit einer externen Bestrahlung kombiniert.<br />

Auch das Argument, Patienten, die ein PSA-Rezidiv hätten,<br />

könnten nicht einer 2. lokalen Therapie zugeführt<br />

werden, kann er nicht akzeptieren, sondern verweist auf<br />

Experten, die durchaus in der Lage sind, auch nach<br />

SEEDS-Implantation radikal zu prostatektomieren ohne<br />

wesentlich höhere Komplikationsraten. Ausserdem<br />

könnte immer noch eine IMRT, eine Kryotherapie oder<br />

eine HIFU (hoch intensiver fokussierter Ultraschall) durchgeführt<br />

werden. Auch eine Fettleibigkeit wird nicht als<br />

Kontraindikation für eine Brachytherapie gewertet. Selbst<br />

eine chronische Prostatitis mit entsprechenden Symptomen<br />

<strong>und</strong> erhöhtem IPSS-Wert (international Prostate<br />

Symptom Score) sei keine Kontraindikation zur Brachytherapie,<br />

da diese Beschwerden nach der Behandlung<br />

oft verschwinden. Auch <strong>bei</strong> sehr kleinen Drüsen, wie<br />

auch <strong>bei</strong> transurethral voroperierten Patienten kann<br />

eine Brachytherapie durchgeführt werden. Wenn man<br />

zur Implantation der SEEDS ein Ultraschallfarbdopplergerät<br />

verwendet, gelingt es, die Dosis im Tumor zu optimieren.<br />

Es ist möglich, extrakapsulär SEEDS zu platzieren,<br />

wenn es Hinweise dafür gibt, dass das Karzinom<br />

organüberschreitend wächst oder die Samenblasen<br />

infiltriert. Eine nach der Brachytherapie durchgeführte<br />

zusätzliche externe Strahlentherapie <strong>bei</strong> Patienten mit<br />

mittlerem Risiko führte nicht zu einem Anstieg der Komplikationen<br />

wie Strahlenschäden des Darmes oder der<br />

Blase. Mit einer IMRT kann im Vergleich zur dreidimensionalen<br />

konformalen Bestrahlung die Nebenwirkungsrate<br />

dramatisch reduziert werden. So lag die Rate von<br />

20<br />

rektalen Blutungen nach IMRT <strong>bei</strong> 4%, in der 3-D-konformal<br />

bestrahlten Patientengruppe <strong>bei</strong> 14%. (Dosis 81<br />

Gy). Insgesamt ist die Technik der IMRT in Bezug auf PSA-<br />

Kontrolle der 3-D-konformalen Bestrahlung vergleichbar<br />

- <strong>bei</strong> wesentlich weniger Nebenwirkungen. Der zusätzliche<br />

Vorteil liegt darin, dass die IMRT die Penisbasis <strong>und</strong><br />

die Schwellkörper wesentlich weniger belastet <strong>und</strong><br />

damit die Rate von erektilen Dysfunktionen deutlich<br />

senkt. Die Entwicklungen in der Zukunft werden sich auf<br />

den Ausgleich der durch die Atmung bedingten Prostatabewegungen<br />

richten <strong>und</strong> durch Kombination verschiedener<br />

bildgebender Verfahren das Ziel genauer<br />

definieren. Bei der 4-D-IG-IMRT scheint sich eine Alternative<br />

zur Protonenbestrahlung anzudeuten. Beim Vergleich<br />

verschiedener Bestrahlungsmodalitäten mit der<br />

radikalen Prostatektomie schneidet die Strahlentherapie<br />

in allen Risikogruppen besser ab.<br />

Robotunterstützte Prostatektomie<br />

mit 3-D-Video<br />

von Ashutosh Tewari, MD, M.Ch.<br />

Dr. Tewari zeigte eindrucksvoll seine Operationstechnik<br />

in einem Videofilm. Bei der roboterassistierten radikalen<br />

Prostatektomie ist es möglich, minimal invasiv, nervenschonend<br />

zu operieren. Die von der radikalen Prostatektomie<br />

bekannten Komplikationen wie Inkontinenz,<br />

hoher Blutverlust, postoperative Schmerzen <strong>und</strong> Beeinträchtigung<br />

der Erektion lassen sich deutlich verringern.<br />

Es liegt auf der Hand, dass eine neue derart effiziele<br />

Technik nicht kurzfristig in allen Krebszentren eingesetzt<br />

werden kann. Es ist vielmehr zu erwarten, dass ein längeres<br />

individuelles Training notwendig ist. Vorläufige<br />

Daten zeigen, dass die Tumorkontrolle vergleichbar ist<br />

mit den Daten der radikalen Prostatektomie <strong>und</strong> externen<br />

Strahlentherapie.<br />

Der Androgenentzug zur Behandlung<br />

des Protasta-Karzinoms<br />

von Dr. Charles Myers, MD.<br />

In mehr als 4000 wissenschaftlichen Artikeln die pro Jahr<br />

zum Thema Prostata-Karzinom veröffentlicht werden,<br />

beschäftigt sich ein großer Teil mit Varianten des Androgenentzugs<br />

(ADT). Ausserhalb der urologisch/onkologi-


schen Facharztpraxen wird immer wieder vermutet,<br />

dass der Androgenentzug im Schnitt nur 18 Monate<br />

erfolgreich ist <strong>und</strong> dann eine Hormonresistenz eintritt.<br />

Dies ist offensichtlich nur für eine sehr kleine Zahl von<br />

Patienten der Fall. Je höher die Tumorlast, z. B. mit ausgedehnter<br />

Lymphknotenmetastasierung <strong>und</strong> Knochenschmerzen<br />

umso kürzer ist das Ansprechen auf den<br />

Androgenentzug. Bei wenigen Knochenmetastasen<br />

sprechen die Patienten im Schnitt 4 – 5 Jahre an, wo<strong>bei</strong><br />

30 – 40% auch nach 9 Jahren noch nicht hormonrefraktär<br />

sind. Bei PSA-Rezidiven, z. B. nach radikaler Prostatektomie,<br />

ist die Prognose offensichtlich noch besser.<br />

Hier liegt die Wahrscheinlichkeit für ein hormonrefraktäres<br />

Stadium innerhalb von 10 Jahren unter 50%. Die<br />

intermittierende Hormontherapie mit einer Erhaltungstherapie<br />

während der Off-Phase zeigt insgesamt mehr<br />

Vorteile als Nachteile für den Patienten. In einer Studie<br />

von Dr. Bob Leibowitz mussten 5 von 110 Patienten<br />

einem 2. Behandlungsprotokoll nach 13 Monaten ADT<br />

unterzogen werden. Nur 9 von 110 Patienten hatten in<br />

der Off-Phase einen PSA über 8ng/ml. Der durchschnittliche<br />

PSA-Wert unter Proscar-Erhaltungstherapie lag <strong>bei</strong><br />

1,88ng/ml. Zur second -line-Hormonmanipulation<br />

kommt eine Variation der Antiandrogene in Frage oder<br />

auch DES (ein Östrogenpräparat) in Kombination mit<br />

Marcumar. Die transdermale Applikation von Estradiol<br />

scheint das Risiko von cardiovaskulären Nebenwirkungen<br />

zu minimieren. Der Erfolg einer Östrogentherapie<br />

mit Pflastern hängt offensichtlich davon ab, ob ein ausreichender<br />

Blutspiegel erreicht werden kann (0ckrim,<br />

Journal of Urology 169, 1735, 2003).<br />

Ketokonazol hat sich in der second line Therapie des<br />

Prostata-Karzinoms bewährt. Da<strong>bei</strong> scheint eine niedrige<br />

Dosis, 200mg alle 8 St<strong>und</strong>en, ebenso effektiv zu sein<br />

wie eine Hochdosistherapie mit 400mg alle 8 St<strong>und</strong>en.<br />

Die Ansprechsrate liegt <strong>bei</strong> 50%. Zu beachten ist die<br />

hepatotoxische Wirkung von Ketokonazol. Weitere Medikamente,<br />

die einen PSA-Anstieg <strong>bei</strong>m hormonrefraktären<br />

Prostata-Karzinom hemmen, sind Celebrex, Akkutane<br />

<strong>und</strong> Sando statin. In einer Studie mit Lykopene<br />

(Tomatenextrakt) zeigte eine Gruppe von 52 Patienten<br />

mit metastasiertem Prostata-Karzinom mit Kastration<br />

<strong>und</strong> Lykopene wesentlich bessere Ergebnisse als die<br />

Gruppe, die nur kastriert wurde mit Überlebensraten<br />

nach 2 Jahren von 13% ohne gegen 22% mit Lykopene.<br />

Soja-Isoflavone zeigten in einer Studie von Hussain<br />

in einer Dosierung von 100mg 2 x täglich eine Stabilisierung<br />

der Erkrankung in 83% von hormonsensitiven<br />

Patienten <strong>und</strong> in 35% von hormonresistenten Patienten<br />

ohne signifikanten Einflusses auf den Testosteronspiegel.<br />

Die hormonrefraktäre Erkrankung:<br />

Ein Kontinuum von Erkrankungen <strong>und</strong><br />

Optionen<br />

von Oliver Sartor, MD.<br />

Die Hypothese: das hormonrefraktäre Prostata-Karzinom<br />

ist ein Kontinuum. Wenn dies stimmt ist, zum Zeitpunkt<br />

der Diagnose bereits eine Komponente eines hormonrefraktären<br />

Prostata-Karzinoms vorhanden (HRPC). Die<br />

primäre PSA-pos. Zelle könnte von einer sozusagen<br />

unsterblichen Zelle eines weniger ausgereiften Phenotyps<br />

abstammen. Bei einer normalen Prostata bestehen<br />

PSA-produzierende Zellen aus Stammzellen in der Basalschicht.<br />

Die Komponenten, die zu einem hormonrefraktären<br />

Prostata-Karzinom führen, sind umgekehrt proportional<br />

zum Volumen der Erkrankung. Die Zeit bis zur Entwicklung<br />

einer hormonrefraktären Erkrankung ist stadium-<br />

<strong>und</strong> volumenabhängig. So leben Patienten mit<br />

pos. Knochenszintigramm durchschnittlich 40 Monate<br />

nach dem 1. PSA-Stieg, <strong>bei</strong> neg. Knochenszintigramm<br />

68 Monate (Testosteron im Kastrationsbereich). Es gibt<br />

eine ganze Reihe von Therapiemöglichkeiten: z. B. Antiandrogenentzug,<br />

Antiandrogengabe, Unterdrückung<br />

von Nebennierenhormonen, Korticosteroide, Östrogene,<br />

Thalidomid, Strahlentherapie, Radioisotopentherapie,<br />

Bisphosphonate, Chemotherapie <strong>und</strong> experimentelle<br />

Therapien. Neue Therapien sind z. B. Impfstoffe,<br />

Medikamente, die das Immunsystem stimulieren, oder<br />

auch Endothelin-Antagonisten (z.B. Atrasentan). Es werden<br />

monoklonale Antikörper entwickelt (Anti-CTLA-4),<br />

Angiogenesehemmer (Thalidomid- Derivate) <strong>und</strong> neue<br />

chemotherapeutisch wirksame Medikamente.<br />

Ketokonazol<br />

von Dr. Mark Scholz<br />

Obwohl in vielen Studien seit Jahren nachgewiesen<br />

werden konnte dass Ketokonazol in der Behandlung<br />

des androgenunabhängigen Prostata-Karzinoms<br />

21


erfolgreich ist kommt es weder in Amerika noch in Europa<br />

routinemäßig zum Einsatz. Ketokonazol ist ein Medikament,<br />

dass eigentlich zur Behandlung systemischer<br />

Pilzinfektionen zugelassen ist. Es blockt aber Testosteron<br />

über einen auf die Hoden <strong>und</strong> Nebennieren gerichteten<br />

Stoffwechselweg. Es senkt DHEA-S <strong>und</strong> Androstendion,<br />

hat aber auch einen direkten nicht hormonalen<br />

krebszellabtötenden Effekt. Dr. Scholz berichtet von<br />

einem Patienten, der 1992 orchiektomiert wurde <strong>und</strong><br />

zunächst Flutamid bekam (ein Antiandrogen). Der PSA-<br />

Nadir lag 12/95 <strong>bei</strong> 0,06ng/ml. Nach einem langsamen<br />

PSA-Anstieg auf 0,37ng/ml 05/97 Behandlungsbeginn<br />

mit Ketokonazol <strong>und</strong> Hydrocortison 06/97. PSA-Abfall auf<br />

0,021ng/ml 01/98. Der PSA-Nadir lag 08/01 <strong>bei</strong><br />

0,016ng/ml. Daraufhin wurde Ketokonazol abgesetzt.<br />

Der Patient war 04/05 immer noch ohne Therapie mit<br />

einem PSA von 0,12ng/ml. Die Ergebnisse einer Ketokonazol-Behandlung<br />

sind besser, wenn man <strong>bei</strong> einem<br />

relativ niedrigen PSA-Wert beginnt zu behandeln. Kombinationen<br />

z. B. mit Taxotere, Adriamycin, Emcyt, Vinblastine<br />

sind möglich. Dr. Small hat eine Studie veröffentlicht,<br />

in der er Ketokonazol mit Leukine kombiniert.<br />

Insgesamt scheint Ketokonazol eine sehr effektive Therapie<br />

<strong>bei</strong>m androgenunabhängigen Prostata-Karzinom<br />

zu sein, inbesondere dann, wenn es am Anfang eines<br />

androgenunabhängigen Prostata-Karzinoms eingesetzt<br />

wird. Wegen möglicher Nebenwirkungen (Leber, Haut,<br />

Magen-Darm-Trakt) <strong>und</strong> Interaktionen mit Medikamenten<br />

die zur Behandlung der Herzinsuffizienz <strong>und</strong> des Diabetes-Mellitus<br />

wie auch Antihistaminika müssen die<br />

Patienten allerdings streng überwacht werden.<br />

Unterstützende Maßnahmen für den<br />

Prostata-Karzinom-Patienten<br />

von Dr. Stephen B. Strum, MD.<br />

Es gibt eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, deren<br />

Beachtung Komplikationen im Rahmen der Diagnostik<br />

wie auch der Prostata-Therapie minimiert. So kann z. B.<br />

eine rektale Untersuchung vorsichtig durchgeführt werden,<br />

sodass sie nicht schmerzhaft ist. Die Gewebsentnahme<br />

aus der Prostata kann so erfolgen, dass keine<br />

Schmerzen oder Blutungen auftreten, wenn ausreichend<br />

Lokalanästhetika gegeben werden <strong>und</strong> ein<br />

22<br />

aktuelles Blutbild mit Gerinnungsstatus vorliegt (Cave:<br />

Thrombozytenaggregationshemmer, z. B. Aspirin). Das<br />

Auftreten einer Harninkontinenz nach radikaler Prostatektomie<br />

ist in urolog. Zentren wesentlich geringer als in Kliniken,<br />

die diesen Eingriff weniger häufig durchführen.<br />

Eine länger als ein halbes Jahr bestehen bleibende<br />

Harninkontinenz kann z. B. durch Implantation eines<br />

künstlichen Schließmuskels behandelt werden. Nebenwirkungen<br />

der Androgenentzugstherapie (ADT) sind z. B.<br />

lästige Hitzewallungen, denen man durch Injektion von<br />

Depot Provera 300 – 400ml i.m., mit Megace 20mg 2 x<br />

am Tag, einem Östrogen-Pflaster oder auch Akupunktur<br />

begegnen kann. Eine Anämie unter Androgenentzug ist<br />

z. B. mit Erytropoetin (EPO) 10.000 – 40.000 E pro Woche<br />

behandelbar. Manchmal tritt auch ein Gedächtnisschw<strong>und</strong><br />

auf. Präparate wie GingoBilboa, oder Aricept<br />

können helfen. Sollten lästige Miktionsbeschwerden auftreten,<br />

können Alphablocker aber auch Cernilton (ein<br />

Roggenpollenextrakt) Erleichterung bringen. Nachlassende<br />

Erektion <strong>und</strong> Libido können durch visuelle Stimulation,<br />

Medikamente wie Viagra oder Schwellkörperinjektionen<br />

<strong>und</strong> mechanisch (Vakuumpumpe) behandelt<br />

werden. Bei Gynäkomastie (schmerzhafte Schwellung<br />

des Brustdrüsenkörpers) sollten Aromatasehemmer (Arimidex<br />

oder Aromasin) wie auch Antiöstrogene z. B.<br />

Tamoxifen 10 – 20mg am Tag Erleichterung schaffen.<br />

Die Chemotherapie kann zu einer gefährlichen Leukopenie<br />

führen. Insbesondere wenn die Granulozyten im<br />

Differentialblutbild absolut unter 1.000 abfallen, besteht<br />

ein hohes Infektionsrisiko. Diese Komplikation ist relativ<br />

einfach durch Neupogen (G-CSF) oder Leukine (GM-<br />

CSF) zu beherrschen. Eine Neuropathie (Erkrankung der<br />

Nervenbahnen) entwickelt sich rel. oft im Rahmen einer<br />

Thalidomid-Behandlung, <strong>bei</strong> Taxanen- <strong>und</strong> Platinverbindungen.<br />

3 x 10g L-Glutamine am Tag oder auch Acethyl-L-Carnitin<br />

500mg 4 x am Tag scheinen eine Neuropathie<br />

zu verhindern. Nagelveränderungen im Rahmen<br />

einer Taxotere-Therapie können vermieden werden, in<br />

dem man die Fingerspitzen während der Infusion in Eis<br />

einpackt. Gelegentlich tritt erhöhter Tränenfluss durch<br />

Entzündung der Tränengänge nach Taxotere auf.<br />

Augenärzte können vorübergehend eine Silikon-Drainage<br />

implantieren, um dies zu vermeiden.


Durch einen intelligenten Einsatz von Medikamenten ist<br />

es oft möglich, zwei oder mehrere pos. Wirkungen<br />

durch das gleiche Medikament zu erzielen. So steigert<br />

z. B. Pentoxifylline (= Trental) die Durchblutung, mindert<br />

aber zugleich entzündungsfördernde Cytokine, wie IL-1-<br />

Beta <strong>und</strong> IL-6. Actos wird in der Behandlung des Diabetes<br />

verwendet, führt aber auch zu einer Steigerung von<br />

PPAR-Gamma, das Prostata-Karzinom-Zellen abtötet.<br />

Vitamin D, Curcuma, Alpha-Blocker, Xeloda, 5-FU <strong>und</strong><br />

Celebrex verbessern die Ergebnisse einer Strahlentherapie.<br />

Dies sind nur einige wenige Beispiele.<br />

Leukine <strong>und</strong> Prostata-Karzinom<br />

von Dr. Myers<br />

Aus einer Ar<strong>bei</strong>t von Eric Small (Clin. Ca. Res. 1999, PP<br />

1738-1744) geht hervor, dass Leukine, eigentlich ein<br />

Medikament zur Therapie von chemotherapieinduzierten<br />

Blutbildveränderungen, auch eine direkte Wirkung<br />

gegen den <strong>Prostatakrebs</strong> hat. Eine intermittierende Leukinegabe<br />

z. B. 4 Tage „on“ <strong>und</strong> 3 Tage „off“ führt zu<br />

einem sägezahnartigen PSA-Verlauf , aber insgesamt<br />

doch zu einem weiteren PSA-Anstieg. PSA-Schwankungen<br />

um ein Plateau – also eine Stabilisierung lässt sich<br />

erreichen durch ein Therapieschema, das aus einer kontinuierlichen<br />

zunächst 14tägigen Leukinegabe besteht,<br />

gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit 3 Tagen „on“, 4<br />

Tagen „off“. Dr. Myers berichtet von Patienten, <strong>bei</strong> denen<br />

ein androgenunabhängiges, metastasierendes Prostata-Karzinom<br />

mit Knochenmetastasen diagnostiziert<br />

wurde <strong>und</strong> die durch Leukine eine komplette Remmission<br />

über mehrere Jahre erfuhren.<br />

Leukine kann mit Ketokonazol kombiniert werden. Dosierung:<br />

400mg 3 x tgl. <strong>und</strong> Leukine 250µg/m 14 Tage<br />

„on“, 14 Tage „off“. 78% der Patienten hatten einen PSA-<br />

Abfall über 50%. Auch eine Kombination mit Thalidomid<br />

ist möglich. Man vermutet eine Wirkung von Leukine<br />

über das Immunsystem durch Stimulation der dendritischen<br />

Zellen. Es liegen Studien vor, die belegen, dass<br />

Leukine auch <strong>bei</strong>m Melanom, <strong>bei</strong> Brustkrebs, möglicherweise<br />

auch <strong>bei</strong> anderen Karzinomen wirkt. Insgesamt<br />

könnte Leukine vor allem verwendet werden, um<br />

die Ansprechsrate einer Chemotherapie zu verbessern -<br />

<strong>bei</strong> gleichzeitiger Reduktion der Nebenwirkungen. Es<br />

erscheint möglich, die Dauer einer Remmission nach<br />

Operation, Bestrahlung, Hormon- <strong>und</strong> Chemotherapie<br />

zu verlängern.<br />

Die Behandlung <strong>und</strong> Vermeidung<br />

von Knochenmetastasen<br />

von Dr. Mark Scholz<br />

Es ist bekannt, dass das Prostata-Karzinom häufiger als<br />

andere Karzinome in das Knochensystem metastasiert.<br />

Wenn der <strong>Prostatakrebs</strong> den Knochen erreicht, scheint<br />

er aggressiver zu werden. Wenn es gelingt, eine Metastasierung<br />

zu verhindern oder zu verzögern, wird das<br />

krankheitsspezifische Überleben zunehmen. Auf das<br />

Knochensystem gerichtete Therapien sind z. B. „radioaktives<br />

Calcium“, neue Wachstumshemmer (Atrasentan)<br />

<strong>und</strong> Bisphosphonate z. B. Zometa <strong>und</strong> Aredia.<br />

„Radioaktives Calcium“ kann z. B. in Form von Strontium<br />

mit Adriamycin oder als Samarium mit Taxotere kombiniert<br />

werden. Atrasentan blockiert den Endothelinrezeptor.<br />

Durch die Gabe eines Bisphosphonates wie Zometa<br />

können skelettbezogene Ereignisse (SRE) reduziert<br />

werden. Da<strong>bei</strong> geht es vorwiegend um Frakturen, insbesondere<br />

Oberschenkelfrakturen. Entscheidend wichtig<br />

ist es, frühzeitig eine verminderte Knochendichte<br />

(Osteoporose oder Osteopenie) zu erkennen. In mehreren<br />

Studien wurde deutlich, dass die Dexamethode<br />

dem quantitativen CT unterlegen ist. Eine Studie von<br />

Smith im Cancer Vol 91, 2001 zeigt, dass die Dexamethode<br />

5% der von Osteoporose betroffenen Patienten,<br />

das Q-CT 63% entdeckt. Ein sensibler Marker für den<br />

Knochenstoffwechsel ist Pyrilinks D. Erhöhte Urinwerte<br />

deuten einen Knochenabbau an. Zum Ausgleich sind<br />

Calciumcitrat 500mg 0-1-1 <strong>und</strong> andere Mineralien wie<br />

Magnesium, Bor <strong>und</strong> Fluorid sinnvoll, ausserdem hat<br />

sich Vitamin D (Rocaltrol mit einer Dosierung von<br />

0,5µg/Tag) in mehreren Studien als effektiv gegen <strong>Prostatakrebs</strong><br />

erwiesen <strong>und</strong> ist <strong>bei</strong> der Osteoporoseprophylaxe<br />

<strong>und</strong> Therapie ähnlich potent wie Fosamax.<br />

Auf Kochen gerichtete Therapien:<br />

Radiopharmazeutika<br />

von Oliver Sartor, MD<br />

Es gibt verschiedene Radiopharmazeutika, die sich<br />

nach intravenöser Gabe im Knochen anreichern, z. B.<br />

23


Strontium 89 <strong>und</strong> Samarium 153 EDTMP oder auch<br />

Renium 186. Strontium 89, ein Calciumhomolog, spürt<br />

Calciumablagerungen auf. Dr. Sartor präsentiert eine<br />

Studie aus dem Jahre 2004, die anschaulich belegt,<br />

dass durch Samarium 153 Gabe der Verbrauch von<br />

Schmerzmedikamenten <strong>bei</strong> Patienten mit fortgeschrittenem,<br />

in die Knochen metastasierten Prostata-Karzinom<br />

deutlich gesenkt werden kann. Allerdings zeigte<br />

sich auch zumindest vorübergehend eine geringgradige<br />

toxische Wirkung auf das Knochenmark. Interessant<br />

scheint der Ansatz in der Kombination von Strontium 89<br />

<strong>und</strong> Doxorubicin im Sinne einer auf die Knochen gezielten<br />

konsolidierenden Therapie. Samarium kann auch<br />

mit Docetaxel kombiniert werden. In einer Studie von<br />

Widmark et al wurden Docetaxel 30mg pro m2 pro<br />

Woche x 5 kombiniert mit Samarium 153. 5 von 6<br />

Patienten hatten einen PSA-Abfall über 50%, 4 von 6<br />

hatten einen PSA-Abfall über 80% mit einer Dauer > 6<br />

Monate.<br />

Sehen Sie hierzu auch BPS-Magazin 2/2005 „Langfristige<br />

Linderung <strong>bei</strong> Knochenmetastasen.“<br />

Die Zeit, in der ein <strong>Prostatakrebs</strong> eine<br />

lebensbedrohliche Erkrankung für<br />

jeden Mann darstellt, geht zu Ende<br />

von Dr. Strum <strong>und</strong> Bill Blair<br />

Zum Abschluss der Konferenz zeichnete Dr. Stephen<br />

Strum zusammen mit einem Patienten, Bill Blair, ein sehr<br />

optimistisches Zukunftsszenario. Er geht davon aus, dass<br />

24<br />

heute schon das Prostata-Karzinom in allen Stadien<br />

heilbar ist. Allerdings sind verschiedene Untersuchungstechniken<br />

<strong>und</strong> auch Medikamente bisher nur in Studien<br />

zugänglich, oder in Amerika von der FDA noch nicht<br />

zugelassen. Dies betrifft z. B. die MR-Lymphographie mit<br />

Combidex: Sineren (USPIO). Mit dieser Untersuchungstechnik<br />

kann mit einer bisher nicht gekannten Sensitivität<br />

<strong>und</strong> Spezifität der Lymphknotenbefall <strong>bei</strong> Prostata-Karzinom<br />

nachgewiesen werden. Die Entwicklung eines<br />

Impfstoffs zur Stimulation der dendritischen Zellen (Provenge)<br />

dauert leider wesentlich länger als vermutet.<br />

Studien scheinen aber zu belegen, dass mit dieser Therapie<br />

die <strong>Prostatakrebs</strong>patienten wesentlich länger<br />

leben. Ein inovatives Medikament, das bereits zur<br />

Behandlung des Brustkrebses in Amerika zugelassen ist,<br />

besteht in einer neuen Paclitaxel-Formulierung: Abraxane.<br />

Es hat u. a. den Vorteil, dass im Gegensatz zu Taxotere<br />

keine begleitende Medikation zur Vermeidung von<br />

allergischen Reaktionen erforderlich ist. Dr. Strum <strong>und</strong> Bill<br />

Blair beendeten ihren Vortrag mit einem Aufruf an alle<br />

Anwesenden, sich stärker politisch zu engagieren,<br />

damit die genannten Untersuchungstechniken wie<br />

auch alle neuen Medikamente mit nachgewiesener<br />

Wirkung gegen den <strong>Prostatakrebs</strong> möglichst umgehend<br />

in den klinisch-onkologischen Alltag zum Wohle der<br />

Patienten eingesetzt werden können.<br />

DR. FRANK EICHHORN<br />

Urologe, Naturheilverfahren


NEUE ERGEBNISSE EINER GROßEN<br />

LANGZEITSTUDIE VORGESTELLT<br />

von Wolfgang Petter<br />

Sie gehörten zu den Highlights des diesjährigen europäischen<br />

Krebskongresses „ECCO 13“, der vom 30.10.<br />

bis zum 3.11.2005 in Paris stattfand: Die neuen Ergebnisse<br />

der weltweit größten Studie zur Behandlung von<br />

<strong>Prostatakrebs</strong>. Nach einer Beobachtungsdauer von<br />

inzwischen mehr als 7 Jahren zeigt sich immer deutlicher,<br />

welche Patienten von der zusätzlichen Behandlung<br />

mit dem Antiandrogen Bicalutamid (Casodex) 150<br />

mg/Tag profitieren.<br />

Obwohl <strong>Prostatakrebs</strong> heute generell früher erkannt wird<br />

als noch vor etwa 10 Jahren, wird der Tumor doch häufig<br />

erst dann entdeckt, wenn er bereits die Prostatakapsel<br />

verlassen oder sogar schon die Lymphknoten befallen<br />

hat <strong>und</strong> damit „lokal fortgeschritten“ ist. In diesen<br />

Fällen besteht dann auch nach einer erfolgreichen<br />

Operation oder Bestrahlung ein recht hohes Rückfallrisiko.<br />

Ältere Studien haben gezeigt, dass eine adjuvante Hormontherapie,<br />

also eine Hormontherapie direkt im<br />

Anschluss an die radikale Prostatektomie oder Strahlentherapie,<br />

eine Verbesserung der Prognose ermöglicht.<br />

Mit dieser Maßnahme können klinisch nicht fassbare<br />

Mikrometastasen eliminiert <strong>und</strong> auf diese Weise ein<br />

Rückfall verhindert werden. Nach Strahlentherapie<br />

konnte für Patienten mit lokal fortgeschrittenem Tumor<br />

sogar ein Vorteil im Gesamtüberleben belegt werden.<br />

Das Gleiche gilt nach radikaler Prostatektomie für<br />

Patienten mit Lymphknotenbefall. Die damals angewandten<br />

Hormontherapien beruhten auf dem Prinzip<br />

der Kastration, die entweder chirurgisch oder mit dem<br />

Medikament Goserelin (Zoladex) erzielt wurde. Diese Art<br />

der Hormontherapie ist mit Nebenwirkungen wie Hitzewallungen,<br />

sexuellen Funktionsstörungen sowie Abnahme<br />

der geistigen <strong>und</strong> körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

verb<strong>und</strong>en. Zudem nimmt langfristig auch die Knochendichte<br />

ab, so dass das Osteoporoserisiko steigt.<br />

Bereits seit langem suchen die Mediziner daher nach<br />

wirksamen <strong>und</strong> zugleich gut verträglichen Medikamenten,<br />

mit denen sie die betroffenen Männer vor einem<br />

Wiederaufflackern der Krebserkrankung schützen können.<br />

Besonders viel versprechend ist die Einnahme so<br />

genannter nichtsteroidaler Antiandrogene. Mit diesen<br />

Medikamenten werden die Andockstellen für DHT,<br />

einem Umwandlungsprodukt des männlichen Hormons<br />

Testosteron, in den <strong>Prostatakrebs</strong>zellen blockiert, die<br />

dadurch in ihrem Wachstum gehemmt werden. Gleichzeitig<br />

bleibt <strong>bei</strong> alleiniger Anwendung der Testosteronspiegel<br />

im Blut erhalten <strong>und</strong> die kastrationstypischen<br />

Nebenwirkungen bleiben aus.<br />

Ob dieser Therapieansatz die betroffenen Patienten<br />

auch langfristig vor einem Rückfall schützt, wird seit<br />

1995 im Casodex-EPC-Programm untersucht (EPC =<br />

Early Prostate Cancer, früher <strong>Prostatakrebs</strong> ohne Fernmetastasen).<br />

Mit dem aufwändigen Studienprogramm,<br />

an dem weltweit mehr als 8000 Patienten teilnehmen,<br />

sollen vor allem zwei Fragen geklärt werden, die für die<br />

Therapieplanung äußerst wichtig sind:<br />

• Haben <strong>Prostatakrebs</strong>-Patienten ohne Fernmetastasen<br />

eine bessere Lebenserwartung, wenn sie nach der<br />

Operation (radikale Prostatektomie) oder nach der<br />

Bestrahlung zusätzlich mit dem Antiandrogen Bicalutamid<br />

150 mg/Tag behandelt werden oder wenn sie<br />

dieses Medikament anstelle einer reinen Beobachtung<br />

(„Watchful Waiting“), wie sie vor allem in Skandinavien<br />

üblich ist, sofort einnehmen?<br />

• Können die Patienten durch die unterstützende (adjuvante)<br />

oder sofortige Einnahme von Bicalutamid länger<br />

oder sogar vollständig vor einem Rückfall<br />

geschützt werden?<br />

25


Bessere Lebenserwartung ...<br />

Verlässliche Antworten auf diese Fragen geben jetzt die<br />

in Paris vorgestellten Ergebnisse der mittlerweile dritten<br />

Zwischenauswertung des EPC-Studienprogramms nach<br />

median 7,4 Jahren Nachbeobachtung. Danach<br />

haben Patienten mit lokal fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong>,<br />

die sich zunächst einer Strahlentherapie unterzogen<br />

haben <strong>und</strong> dann eine Behandlung mit dem Antiandrogen<br />

Bicalutamid begonnen haben, eine eindeutig<br />

bessere Lebenserwartung als die nur bestrahlten<br />

Männer, was im Einklang mit den Ergebnissen der früheren<br />

kastrationsbasierten Studien zur adjuvanten Hormontherapie<br />

steht. Diese Patienten profitierten von der<br />

adjuvanten Bicalutamid-Therapie mit einem signifikanten<br />

Überlebensvorteil: Ihr Sterberisiko konnte um 35%<br />

gesenkt werden. „Diese Patienten sind vor allem seltener<br />

an <strong>Prostatakrebs</strong> gestorben“, erklärte Professor Peter<br />

Iversen aus Kopenhagen.<br />

Einen starken, aber statistisch noch nicht signifikanten<br />

Trend hin zu einer Überlebensverbesserung gab es auch<br />

in der Gruppe mit Wachtful Waiting, in der das Sterblichkeitsrisiko<br />

durch Bicalutamid um 19% gesenkt wurde.<br />

Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem <strong>Prostatakrebs</strong>,<br />

die zunächst operiert wurden, ist zum derzeitigen Zeit-<br />

26<br />

punkt zwar noch kein Überlebensvorteil nachzuweisen,<br />

aber auch diese Männer haben einen Vorteil von der<br />

zusätzlichen Einnahme des Antiandrogens.<br />

... <strong>und</strong> weniger Rückfälle<br />

Denn auch <strong>bei</strong> den operierten Patienten – wie auch <strong>bei</strong><br />

den bestrahlten oder sonst nur beobachteten Patienten<br />

– verlangsamte die zusätzliche Einnahme von Bicalutamid<br />

das Fortschreiten der Krebserkrankung. Die Gefahr<br />

eines Krebsrückfalls konnte deutlich verringert werden<br />

(um 25% nach radikaler Prostatektomie, um 44% nach<br />

Strahlentherapie <strong>und</strong> um 40% <strong>bei</strong> sofortiger Einnahme<br />

statt Watchful Waiting) – <strong>und</strong> damit letztlich auch die<br />

Gefahr, dass die Patienten als Folge von Knochenmetastasen<br />

starke Knochenschmerzen oder schwere Komplikationen,<br />

wie zum Beispiel eine Rückenmarkkompression<br />

mit Lähmungen erleiden.<br />

Gute Verträglichkeit<br />

Auch <strong>bei</strong> der dritten Zwischenauswertung erwies sich<br />

Bicalutamid als gut verträglich. Die häufigsten unerwünschten<br />

Ereignisse waren erwartungsgemäß Brustschmerzen<br />

<strong>und</strong> eine Vergrößerung der Brüste, die in<br />

mehr als 90% der Fälle als leicht bis mäßig beschrieben<br />

wurden. Allerdings ist auf eine vorbeugende Bestrahlung<br />

der Brüste im Rahmen des Studienprogramms verzichtet<br />

worden. Die Häufigkeit von Hitzewallungen,<br />

Impotenz <strong>und</strong> verminderter Libido war nicht erhöht. Trotz<br />

ihrer guten Wirkung gegen die <strong>Prostatakrebs</strong>zellen verursachen<br />

nichtsteroidale Antiandrogene normalerweise<br />

keine sexuellen Probleme. Das liegt daran, dass sie<br />

nicht den Testosteronspiegel senken, sondern nur die<br />

Hormon-Andockstellen in den Krebszellen blockieren.<br />

WOLFGANG PETTER<br />

Vorsitzender des B<strong>und</strong>esverbandes <strong>Prostatakrebs</strong><br />

Selbsthilfe e. V.


IN EINER GROßEN STUDIE WIRD DUTASTERID<br />

JETZT ZUR KREBSPRÄVENTION GEPRÜFT<br />

8000 Männer ab 50 nehmen an der Studie teil<br />

DÜSSELDORF (grue). Der 5-alpha-Reduktasehemmer<br />

Dutasterid (Avodart®) ist zur Behandlung von Männern<br />

mit benigner Prostata-Hyperplasie zugelassen. Wegen<br />

seiner besonderen pharmakologischen Eigenschaften<br />

könnte es sich aber auch zur Prävention von Prostatakarzinomen<br />

eignen. Das wird jetzt in einer Studie <strong>bei</strong><br />

Männern mit hohem Krebsrisiko geprüft.<br />

5-alpha-Reduktasehemmer können das Risiko für <strong>Prostatakrebs</strong><br />

senken, wie eine kontrollierte Studie mit dem Wirkstoff<br />

Finasterid ergeben hat. Diese Substanz hemmt allerdings<br />

nur den Typ 2 des Reduktase-Enzyms. Dutasterid<br />

dagegen blockiert sowohl Typ 1 als auch Typ 2.<br />

"Da besonders die Typ-1-Reduktase <strong>bei</strong>m Prostatakarzinom<br />

hochreguliert ist, könnte die duale Enzymhemmung<br />

mit Dutasterid sehr wirkungsvoll sein", sagte Professor<br />

Johannes M. Wolff aus Bad Mergentheim.<br />

Hinweise darauf liefere eine kleine Studie <strong>bei</strong> Männern<br />

mit lokalisiertem Prostatakarzinom, die vor der Tumoroperation<br />

für zehn Wochen mit Dutasterid behandelt wurden.<br />

Dadurch sank der Dihydro-Testosteronspiegel in Prostata<br />

<strong>und</strong> Serum. Ein Teil der Tumorzellen starb ab, <strong>und</strong> die<br />

Gefäßneubildung wurde gestoppt.<br />

"Vor eineinhalb Jahren wurde deshalb eine große Krebspräventions-Studie<br />

mit Dutasterid gestartet", sagte Wolff<br />

<strong>bei</strong> einer Veranstaltung des Unternehmens GlaxoSmithKline<br />

in Düsseldorf. An der Studie REDUCE (Reduction by<br />

Dutasteride of Prostate Cancer Events) nehmen 8000<br />

Männer ab 50 Jahren mit erhöhtem Prostatakarzinom-<br />

Risiko teil. Sie haben PSA-Werte bis zu 10 ng/ml, aber kein<br />

Prostatakarzinom in der Eingangs-Biopsie.<br />

Wie Wolff berichtete, erhalten die Männer vier Jahre lang<br />

täglich 0,5 mg Dutasterid oder Placebo. Zwischenzeitlich<br />

wird mindestens zweimal biopsiert. Zudem wird halbjährlich<br />

der PSA-Wert gemessen. Primärer Endpunkt ist ein<br />

durch Biopsie gesichertes Prostata-Ca nach zwei <strong>und</strong> vier<br />

Therapiejahren.<br />

Einer der sek<strong>und</strong>ären Endpunkte ist die Gesamtüberlebensdauer.<br />

"Diese Studie wendet sich an Männer mit<br />

hohem Krebsrisiko, für die eine medikamentöse Prävention<br />

besonders dringlich ist", so Wolff. Das unterscheide<br />

die Untersuchung von der bereits beendeten Finasterid-<br />

Studie, an der nur Männer mit PSA-Werten unter 3 ng/ml<br />

<strong>und</strong> deshalb geringem Krebsrisiko teilnahmen.<br />

ÄRZTE ZEITUNG, 11.10.2005<br />

GUTE NOTEN FÜR INTERMITTIERENDE CHEMO<br />

BEI PROSTATA-KREBS<br />

Patienten mit lokal fortgeschrittenem, hormonrefraktärem Prostata-Ca<br />

/ Phase-II-Studie / Wöchentliche Docetaxel-Therapie<br />

DÜSSELDORF (miz). Die intermittierende Therapie mit<br />

Docetaxel kann den Einstieg in eine palliative Chemotherapie<br />

<strong>bei</strong>m lokal fortgeschrittenen, hormonrefraktären<br />

Prostatakarzinom erleichtern.<br />

Davon zeigte sich Professor Kurt Miller von der Charité Berlin<br />

<strong>bei</strong> der 57. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Uro-<br />

logie in Düsseldorf überzeugt. Die dreiwöchentliche oder<br />

wöchentliche Docetaxel-Therapie kann ein Therapie-<br />

Ansatz für asymptomatische Patienten mit lokal fortgeschrittenem<br />

Prostata-Ca sein, deren PSA-Wert nach einer<br />

Hormontherapie wieder steigt. Diese Patienten haben<br />

noch keine Zeichen für ein erneutes Tumorwachstum <strong>und</strong><br />

es sind auch keine Metastasen nachweisbar.<br />

27


Hinweise auf ein längeres Leben<br />

<strong>bei</strong> früher Chemo<br />

Mehrere Studien lassen vermuten, dass ein früher Beginn<br />

der Chemotherapie die Überlebenszeit dieser Patienten<br />

verlängert. Allerdings ist es keine leichte Entscheidung für<br />

symptomfreie Patienten, sich einer Chemotherapie zu<br />

unterziehen. Hier könnte die intermittierende Docetaxel-<br />

Therapie ein guter Ansatz sein.<br />

Miller hat, wie er auf einem Satelliten-Symposium des<br />

Unternehmens Sanofi-Aventis berichtet hat, bereits eine<br />

Phase II-Studie mit intermittierender Docetaxel-Therapie<br />

gemacht. Die Patienten erhielten Docetaxel <strong>und</strong> das –<br />

inzwischen nicht mehr als nützlich angesehene – Estramustin<br />

einmal wöchentlich über zwölf Wochen.<br />

Ein Therapiezyklus dauert vier Wochen, eine Sequenz<br />

besteht aus drei Zyklen. Bei erneuter Progression des<br />

Tumors – diagnostiziert über die PSA-Bestimmung – wurde<br />

der Behandlungszyklus wiederholt.<br />

Diese Studie erbrachte <strong>bei</strong> einer mittleren Nachbeobachtung<br />

von 14 Monaten Ergebnisse, die denen <strong>bei</strong> kontinuierlicher<br />

Docetaxel-Therapie entsprechen. Im Verlauf<br />

von bis zu fünf Sequenzen - also 15 vierwöchigen Zyklen<br />

- nahm die PSA-Ansprechrate auf Docetaxel ab der drit-<br />

DIE SELBSTHILFEGRUPPE EREKTILE<br />

DYSFUNKTION (IMPOTENZ)<br />

Ein Exot in der Selbsthilfelandschaft<br />

von Günther Steinmetz<br />

In Deutschland gibt es r<strong>und</strong> 80.000 Selbsthilfegruppen,<br />

aber nur eine einzige, die Erektionsstörungen (umgangssprachlich<br />

Impotenz, medizinisch korrekt "erektile Dysfunktion",<br />

kurz ED) zum Thema hat. Daraus könnte man<br />

schließen, dass Erektionsstörungen nur sehr selten vorkommen<br />

oder dass sie für betroffene Männer kein Problem<br />

darstellen. Beide Annahmen haben mit der Wirklichkeit<br />

nichts gemein. Einerseits gibt es nach einer 1998<br />

durchgeführten Studie in Deutschland r<strong>und</strong> 4,5 Millionen<br />

28<br />

ten Sequenz langsam ab. Die Einjahres-Überlebensrate<br />

betrug 70 Prozent, <strong>und</strong> das mediane Gesamtüberleben<br />

lag <strong>bei</strong> 18,5 Monaten.<br />

Ähnlich gute Ergebnisse wie mit<br />

kontinuierlicher Therapie<br />

Damit liegen die Phase-II-Ergebnisse der intermittierenden<br />

Therapie gleichauf mit denen der Phase-III-Studien,<br />

die mit kontinuierlicher Docetaxel-Anwendung vorgenommen<br />

wurden. Die unerwünschten Wirkungen waren<br />

"gering bis akzeptabel", <strong>und</strong> schwere hämatologische<br />

Toxizitäten traten nur selten auf.<br />

In Düsseldorf stellte Miller nun die geplante Phase-III-Studie<br />

vor, in der die intermittierende mit der kontinuierlichen<br />

Chemotherapie verglichen wird. Diesmal sind das<br />

wöchentliche <strong>und</strong> das dreiwöchentliche Schema für die<br />

Docetaxel-Gabe zugelassen, <strong>und</strong> auf Estramustin wird<br />

verzichtet.<br />

Primärer Endpunkt ist auch hier das Einjahres-Überleben.<br />

"Wir sind der Überzeugung, dass die intermittierende<br />

Chemotherapie dieselben Überlebensraten erbringt wie<br />

die kontinuierliche", sagte Miller.<br />

ÄRZTE ZEITUNG, 11.10.2005<br />

Männer mit einer erektilen Dysfunktion. Das sind r<strong>und</strong><br />

20% aller Männer zwischen 30 <strong>und</strong> 80 Jahre. Andererseits<br />

ruft der Verlust der Erektionsfähigkeit <strong>bei</strong> praktisch<br />

jedem Mann, der nicht schon aus anderen Gründen<br />

das Interesse an Sexualität verloren hat, das Gefühl hervor,<br />

ein Versager zu sein. Diese Minderwertigkeitsgefühle<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Scham beeinträchtigen oft<br />

nachhaltig die Lebensqualität <strong>und</strong> belasten die Beziehung.


Unsere Aktivitäten<br />

Als Selbsthilfegruppe liegt natürlich ein Schwerpunkt<br />

unserer Ar<strong>bei</strong>t in den monatlichen Gruppentreffen in<br />

München. Da<strong>bei</strong> haben wir nur selten ein festes Programm,<br />

der Austausch über persönliche Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Fragen steht im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Unsere Erfahrungen<br />

• Auch manche Ärzte haben Probleme, offen<br />

über das Thema Sexualität <strong>und</strong> besonders über<br />

Erektionsstörungen zu reden.<br />

• Nicht alle Urologen haben ausreichende<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen in Diagnose <strong>und</strong><br />

Therapie von Erektionsstörungen.<br />

• Die Vorstellung, kein "richtiger Mann" mehr zu<br />

sein, ist für viele Männer mit Erektionsstörungen<br />

unerträglich. Deshalb meiden sie alle Situationen,<br />

die sie daran erinnern: Sie verzichten auf<br />

alle sexuellen Aktivitäten, wehren Zärtlichkeiten<br />

ab <strong>und</strong> weichen Gesprächen über ihren<br />

Zustand aus.<br />

• Die meisten Frauen haben wesentlich mehr<br />

Probleme damit, dass ihr Partner nicht offen<br />

über seine Probleme reden kann, als mit der<br />

Erektionsstörung selbst.<br />

Unser Internet-Auftritt informiert auf r<strong>und</strong> 100 Seiten<br />

umfassend <strong>und</strong> verständlich über Ursachen, Diagnose<br />

<strong>und</strong> Therapie der erektilen Dysfunktion. Weitere Schwerpunkte<br />

sind der persönliche <strong>und</strong> partnerschaftliche<br />

Umgang mit dem Problem sowie die Kostenübernahme<br />

für Diagnose <strong>und</strong> Behandlung durch die Krankenkassen.<br />

Pro Monat registrieren wir mehr als 65.000 Aufrufe unserer<br />

Internetseiten.<br />

Betroffenen Männern <strong>und</strong> Frauen bieten wir Kontakt per<br />

eMail <strong>und</strong> Telefon an. Da<strong>bei</strong> geht es einerseits um viele<br />

sachliche Fragen, wie sie <strong>bei</strong> jeder Krankheit auftauchen:<br />

Arztsuche, Erfahrung mit Behandlungsmethoden,<br />

Kostenübernahme durch Krankenkasse, u.s.w.. Andererseits<br />

geht es um die persönliche <strong>und</strong> partnerschaftliche<br />

Bewältigung des Problems. Dazu haben wir natürlich<br />

keine Patentrezepte, vielmehr suchen wir mit den Betrof-<br />

fenen zusammen nach Wegen, die der konkreten Situation<br />

angepasst sind. Selbstverständlich ersetzt der Kontakt<br />

mit uns keinen Arzt- oder Psychotherapeutenbesuch,<br />

kann aber dazu <strong>bei</strong>tragen, diesen Besuch gut vorzubereiten<br />

<strong>und</strong> als mündiger Patient aufzutreten. Pro Monat<br />

beantworten wir 40 bis 60 eMails <strong>und</strong> 20 bis 40 Anrufe.<br />

Mit unserer Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (Mitar<strong>bei</strong>t <strong>bei</strong> Beiträgen<br />

zum Thema ED in Fernsehen, R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Zeitschriften;<br />

Vorträge zum Thema ED) tragen wir dazu <strong>bei</strong>, dass die<br />

ED vom Makel des persönlichen Versagens befreit <strong>und</strong><br />

als "normale" Krankheit gesehen wird.<br />

Unsere Überzeugung<br />

Bei anhaltenden Erektionsstörungen gibt es keinen Ersatz<br />

für den Arztbesuch <strong>und</strong> das Gespräch mit der Partnerin.<br />

Beides fällt den meisten Männern sehr schwer. Aber wer<br />

diese Schritte wagt, kann die Erfahrung machen, dass<br />

nach wie vor die Sexualität ein beglückender Bestandteil<br />

der Partnerschaft ist.<br />

Das sollte jeder Mann mit ED wissen<br />

• Eine erektile Dysfunktion kann sehr früh auf andere<br />

gefährliche, noch nicht erkannte Erkrankungen<br />

wie <strong>bei</strong>spielsweise Diabetes oder Arteriosklerose<br />

hinweisen. Ebenso können gegen andere<br />

Erkrankungen eingenommene Arzneimittel als<br />

Nebenwirkung sexuelle Funktionen beeinträchtigen.<br />

Deshalb ist eine frühzeitige <strong>und</strong> gründliche<br />

Klärung der Ursachen unbedingt wichtig.<br />

• Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten<br />

<strong>und</strong> Hilfsmitteln, um trotz Erektionsstörung eine<br />

Erektion zu bekommen. Da kann jeder Mann in<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t mit seinem Urologen <strong>und</strong><br />

unter Einbeziehung seiner Partnerin das für sich<br />

Richtige finden.<br />

• Es gibt auch ohne Erektion befriedigenden <strong>und</strong><br />

lustvollen Sex einschließlich Orgasmus für <strong>bei</strong>de<br />

Partner. Das setzt allerdings voraus, dass die Partner<br />

über ihre Wünsche, Vorlieben <strong>und</strong> Erwartungen<br />

miteinander reden.<br />

29


Unser Angebot<br />

Es gibt viele Krankheiten, in deren Folge Erektionsstörungen<br />

auftreten können. Bei vielen Paaren entwickelt sich<br />

dann die gestörte Sexualität zu einer zusätzlichen Belastung<br />

in einer ohnehin schon schwierigen Situation. Das<br />

muss nach unserer Erfahrung nicht so sein. Auch <strong>bei</strong><br />

einer Beeinträchtigung sexueller Funktionen kann die<br />

Sexualität eine Quelle von Lebensfreude sein <strong>und</strong> Akzeptanz<br />

<strong>und</strong> Nähe vermitteln. Wir möchten daher dazu <strong>bei</strong>tragen,<br />

dass in entsprechenden Selbsthilfegruppen<br />

auch der Umgang mit Sexualstörungen thematisiert<br />

Autor<br />

Günther Steinmetz wurde 1997<br />

nach einer Prostatektomie impotent.<br />

Um dieses Problem besser zu<br />

bewältigen, wollte er sich einer<br />

Selbsthilfegruppe anschließen,<br />

musste aber feststellen, dass es in<br />

Deutschland zwar r<strong>und</strong> 80.000<br />

Selbsthilfegruppen gibt, aber keine,<br />

die diese Thematik als Schwerpunkt<br />

30<br />

wird. Wir sind gerne bereit, in Selbsthilfegruppen eine Veranstaltung<br />

(Vortrag mit Diskussion) zum Thema Erektionsstörungen<br />

durchzuführen.<br />

Darüber hinaus stehen wir (wie oben beschrieben) Einzelpersonen<br />

<strong>und</strong> Paaren zum Erfahrungsaustausch über<br />

alle Aspekte von Erektionsstörungen zur Verfügung. Als<br />

selbst Betroffene kennen wir natürlich auch das Gefühlschaos,<br />

das Erektionsstörungen hervorrufen können. Wir<br />

möchten deshalb gerade auch die Männer zum Kontakt<br />

mit uns ermutigen, die noch nicht <strong>bei</strong>m Arzt waren<br />

oder noch nicht mit ihrer Partnerin über ihre Probleme<br />

reden konnten.<br />

Kontakt<br />

Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz)<br />

Anschrift: Weiherweg 30A<br />

82194 Gröbenzell<br />

Telefon: 08142 59 70 99 <strong>und</strong> 030 76 68 95 21<br />

E-Mail: kontakt@impotenz-selbsthilfe.de<br />

Internet: www.impotenz-selbsthilfe.de<br />

hat. Daraufhin gründete er 1998 die bis heute einzige<br />

Selbsthilfegruppe zum Thema erektile Dysfunktion. Die<br />

umfangreiche Internetpräsenz der<br />

Gruppe hat bewirkt, dass sie von<br />

rat- <strong>und</strong> hilfesuchenden Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen aus dem ganzen<br />

deutschsprachigen Raum per E-<br />

Mail <strong>und</strong> Telefon kontaktiert wird.<br />

Heute ist Günther Steinmetz für die<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t der Selbsthilfegruppe<br />

zuständig <strong>und</strong> beantwortet<br />

einen Teil der Mails <strong>und</strong> Anrufe.


PODIUMSVERANSTALTUNG PROSTATAKREBS IM<br />

KREISTAGSSAAL AM 9. JUNI 2005 IN CELLE<br />

Betroffenheit macht Mut...<br />

Ist es überheblich, die Thematik dieses Abends in diese drei<br />

Worte zu pressen?<br />

von Till Sauerbrey<br />

Die Prostata-Selbsthilfegruppe im Onkologischen Forum<br />

Celle mit Rüdiger Beins hatte zu diesem Informationsaustausch<br />

eingeladen <strong>und</strong> erfreulicherweise waren<br />

neben den kompetenten Podiumsgästen viele Besucher<br />

erschienen. Auch Männer in Begleitung ihrer Frauen!<br />

Informativ unterstützt wurden die Veranstalter durch den<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe (BPS), der im<br />

Foyer des Kreistagsaals mit umfangreichem Material<br />

r<strong>und</strong> um dieses Thema präsent war. Wie stark das Informationsbedürfnis<br />

ist, lässt sich allein schon daraus ersehen,<br />

dass die Broschüren bis auf wenige Exemplare zum<br />

Ende des Abends vergriffen waren.<br />

Und das war gut so. Zweieinhalb St<strong>und</strong>en reichen einfach<br />

nicht aus, um alle Fragen hinsichtlich des <strong>Prostatakrebs</strong>es<br />

zu beantworten, obwohl die Zusammensetzung<br />

des Podiums sehr gut gewählt war: Vertreter der ärztlichen<br />

<strong>und</strong> fachärztlichen Praxis sowie Betroffene aus<br />

Selbsthilfegruppen. Dr. med. Gabriele Hase-Steininger<br />

moderierte souverän <strong>und</strong> vermittelte kompetent zu Fragen<br />

aus dem Publikum.<br />

Der Arzt holte aus seinem Schreibtisch eine Broschüre<br />

hervor, die er mir wortlos in die Hand drückte.<br />

Es ist eine immer wieder zur Sprache kommende Kritik,<br />

dass die Urologen einem Erkrankten zuerst nur die Operation<br />

anbieten <strong>und</strong> keine Alternativen vorschlagen.<br />

Liegt das nur daran, dass der Patient vom Diagnoseschock<br />

gelähmt nicht alles begreifen oder aufnehmen<br />

kann oder will, manches überhört oder verdrängt <strong>und</strong><br />

sich später erst einmal über das Internet „schlau<br />

macht“?<br />

Sind nicht auch die Ärzte selbst überfordert, wenn sie mit<br />

der medizinischen Entwicklung der Krebsbehandlung<br />

nicht Schritt halten können? Besteht nicht die Gefahr,<br />

dass selbst Fachleute den Anschluss verlieren? Tatsache<br />

ist, dass es - schulmedizinisch gesehen – noch immer<br />

die erste Wahl ist, den Krebs operativ zu entfernen. Doch<br />

was kommt danach?<br />

Der <strong>Prostatakrebs</strong> ist in seinem Erscheinungsbild sehr differenziert<br />

zu betrachten. Demzufolge sind auch die Verfahren<br />

zur Diagnose <strong>und</strong> in Folge daraus die Behandlungsmöglichkeiten<br />

sehr vielschichtig. Einen Einblick in<br />

diese Problematik gab der Facharzt für Urologie Frank<br />

Schulenburg in seinem 20-minütigen Schnelldurchgang<br />

über medizinische Möglichkeiten, Statistiken, Erfolge,<br />

Begleiterscheinungen <strong>und</strong> Risiken.<br />

Die Vielzahl neuer technischer Verfahren für Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie, die überall in der Welt entwickelt werden,<br />

der rasante Fortschritt führt zu einem Wettstreit der Disziplinen<br />

<strong>und</strong> irritieret mehr, als Mut zu machen. Die Entscheidung,<br />

der einen, der anderen oder einer dritten<br />

Richtung zu folgen wird immer problematischer – nicht<br />

nur für den Arzt, sonder auch für den Patienten.<br />

... <strong>und</strong> das Leben geht weiter! Aber wie?<br />

Menschlich näher <strong>und</strong> für Erkrankte besser nachzuempfinden<br />

waren die Erfahrungsberichte von Betroffenen<br />

aus Selbsthilfegruppen. Sehr ausführlich berichtete Rein-<br />

31


hold Linneweber, Leiter der <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfegruppe<br />

Hameln, über Gespräche, offenen Austausch über<br />

Erlebtes <strong>und</strong> Erlittenes <strong>und</strong> über die Problematik: Was ist<br />

danach?<br />

Panik <strong>und</strong> Angst macht sich <strong>bei</strong> einem Erkrankten nach<br />

der ersten Diagnose breit. Unversehens wird er sich der<br />

Endlichkeit seines Daseins bewusst. Es dauert eine Weile,<br />

bis er die Tragweite einer solchen Nachricht begreift.<br />

Und dann kommen die quälenden Gedanken darüber,<br />

wie <strong>und</strong> unter welchen Umständen oder Begleiterscheinungen<br />

er nun leben muss – Inkontinenz, Impotenz, hormoneller<br />

Umschwung, Depressionen sind nur einige.<br />

Wie <strong>bei</strong> jeder schweren Erkrankung ist es nicht nur hilfreich<br />

sondern auch ratsam, wenn sich der Patient eine<br />

„zweite Meinung“, die eines anderen Arztes, einholt. Sehr<br />

ernsthaft zu empfehlen ist es auch, sich Selbsthilfegruppen<br />

zuzuwenden. Hier laufen so viele wichtige <strong>und</strong> ehrliche<br />

Informationen <strong>und</strong> Erfahrungen zusammen, die<br />

dem Betroffenen zumindest eine neue Orientierung<br />

geben können. Am Ende solcher Gruppengespräche<br />

fällt oft der gleiche Satz: „Wissen Sie, es geht mir jetzt<br />

doch schon viel besser.“<br />

32<br />

TILL SAUERBREY<br />

Der Verfasser ist Inhaber einer Werbeagentur <strong>und</strong> seit<br />

2002 freiberuflich für das Onkologische Forum Celle<br />

tätig. Viele Plakate, der Krebskompass, Flyer, Werbemittel<br />

<strong>und</strong> zwei Journale sind seitdem unter seiner Federführung<br />

entstanden.<br />

7. LIMESHAINER GESUNDHEITSMESSE<br />

von Wolfgang Schüppler<br />

Im ersten der <strong>bei</strong>den von mir besuchten Vorträge erklärte<br />

Herr Dipl. Ing. Schmaus anhand von Bildprojektionen<br />

die Bedeutung der von ihm vertriebenen Heilpilze; hierzu<br />

hat er ein Buch verfasst, welches zum Preis von 13,50 €<br />

erworben werden kann. Hochinteressant <strong>und</strong> sehr gut<br />

vorgetragen, stellte er organische Zusammenhänge von<br />

vielen bekannten Krankheitsbildern dar, deren Behandlung<br />

mit Mitteln der Schulmedizin oft in einem Teufelkreis<br />

münden. Immer wieder kam er natürlich auch in Zusammenhang<br />

mit der Wirkung der asiatischen Heilpilze<br />

auf die ganzheitlich zu behandelnden Krankheiten zu<br />

sprechen. Nicht nur Krebs, sondern auch Bluthochdruck<br />

oder Diabetes können gr<strong>und</strong>sätzlich nicht isoliert<br />

Wie groß ist das Risiko?<br />

Jährlich erkranken 40.000 deutsche Männer neu!<br />

Nehmen Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen<br />

<strong>und</strong> PSA Bestimmungen in Anspruch, um einen<br />

möglichen Krebs bereits im Frühstadium erkennen zu<br />

können.<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> <strong>und</strong> Brustkrebs haben eine gleiche<br />

hormonelle Ursache. Und sind diese <strong>bei</strong> Bruder bzw.<br />

Schwester aufgetreten, ist das Risiko bereits um 50%<br />

höher, im Vergleichsfall <strong>bei</strong> Vater bzw. Mutter immerhin<br />

noch 25%. Die Mediziner empfehlen in diesem<br />

Fall, Vorsorgeuntersuchungen in kürzeren Intervallen<br />

vorzunehmen.<br />

betrachtet werden. Besonders interessant waren auch<br />

die von ihm immer wieder hergestellten <strong>und</strong> abgeleiteten<br />

Verbindungen zu unserer Ernährung <strong>und</strong> unseren<br />

Ernährungsgewohnheiten. Er betonte auch das Nebeneinander<br />

von Natur- <strong>und</strong> Schulmedizin, da viele klassische<br />

Therapieformen durch parallele Anwendung der<br />

natürlichen Heilmethoden für den Patienten verträglicher<br />

sind. Alles in allem ein sehr hörenswerter Vortag.<br />

Im Laufe des Nachmittags hatte ich Gelegenheit, mit<br />

Herrn Schmaus verschiedene Sachfragen zu erörtern.<br />

Herr Schmaus wäre auch bereit, sowohl vor Selbsthilfegruppen<br />

als auch vor einem größeren Gremium einen<br />

Vortag zu halten.


Der zweite Vortrag befasste sich mit Hyperthermie, eine<br />

Krebsbehandlungsmethode, die seit den 80er Jahren<br />

angewandt wird, aber immer weiter verbessert wurde.<br />

Auch hier wird die Behandlung als ergänzende Therapie<br />

gesehen. Zentren für hyperthermische Behandlungen<br />

sind im Internet unter der Adresse der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hyperthermie zu finden.<br />

SHG PROSTATAKREBS MÜNCHEN<br />

Ein Jahresrückblick<br />

von Volker Baumgarten<br />

Wir haben die von Siegfried Gebhard 1998 gegründete<br />

SHG Anfang 2004 als Team übernommen. Nach kleineren<br />

Anlaufschwierigkeiten können wir nun behaupten,<br />

dass die Sache r<strong>und</strong> läuft.<br />

Wir treffen uns zu einem festgelegten Termin <strong>und</strong> zwar<br />

jeweils am 3. Montag im Monat. Das heißt, wir haben<br />

jetzt schon sichergestellt, dass wir unseren Raum in der<br />

Bayerischen Krebsgesellschaft jeweils von 16:00 - 18:00<br />

für das Jahr 2006 zur Verfügung haben. Die BKG legt<br />

unseren Terminplan für das ganze Jahr in ihrer<br />

Geschäftsstelle aus <strong>und</strong> versendet diesen auch an Interessierte.<br />

Wir selbst stellen uns einen Moderatoren- <strong>und</strong> Themenplan<br />

zusammen. Wir versuchen laufend verschiedenste<br />

Kapazitäten einzuladen, um <strong>bei</strong> uns zu referieren. So<br />

Die Besichtigung der Pilzzuchtanlagen in Limeshain -<br />

Rommelshausen gewährte einen Einblick in umfangreiche<br />

Hallenanlagen, in denen ehemals Champignons<br />

gezüchtet wurden. Alle Pilzkulturen konnten hier in der<br />

Wachstumsphase besichtigt werden. Der Verar<strong>bei</strong>tungsbetrieb<br />

war nicht zur Besichtigung freigegeben. Eine<br />

Besonderheit ist die Tatsache, dass die Sporen der Kulturen<br />

nicht in Limeshain auf ihren Wachstumsgr<strong>und</strong>lagen<br />

gebracht werden. Die Herkunft der Ausgangsprodukte<br />

wurde uns nicht genannt; die Produktionsstätten sollen<br />

aber in Deutschland sein.<br />

Infomaterial kann <strong>bei</strong> Bedarf von der Firma MykoTroph in<br />

Limeshain käuflich erworben werden.<br />

Im Internet ist die Firma unter www.mykotroph.de zu finden.<br />

WOLFGANG SCHÜPPLER<br />

Prostatakarzinom Selbsthilfegruppe Coburg<br />

konnten wir im abgelaufen Jahr Herrn Dr. Gierster zu<br />

einem Vortrag über die Schmerztherapie <strong>bei</strong>m metastasierenden<br />

Prostatakarzinom gewinnen; Dr. Frank Eichhorn<br />

informierte über die Urologische Praxis <strong>bei</strong> der<br />

Behandlung des <strong>Prostatakrebs</strong>es. Ebenfalls auf dem Programm<br />

stand ein Besuch des Rinecker Protonen Therapie<br />

Zentrums.<br />

Wir sind ein komplettes, gut funktionierendes Team mit<br />

diversen Aufgabenteilungen.<br />

Bei unseren Gruppenveranstaltungen sind im Durchschnitt<br />

jeweils 50 Teilnehmer, hiervon zwischen 4 - 10<br />

Neubetroffene. Aus diesem Gr<strong>und</strong> versuchen wir auch<br />

einen Mix zwischen Fachreferaten <strong>und</strong> reinem Gruppenaustausch<br />

durchzuführen.<br />

33


Außer den Gruppentreffen<br />

bieten wir immer im August<br />

einen Ausflug <strong>und</strong> im<br />

Dezember eine Weihnachtsfeier<br />

an <strong>und</strong> besuchen<br />

die unterschiedlichsten<br />

Fachveranstaltungen<br />

<strong>und</strong> halten auf Wunsch<br />

auch selbst Referate: So<br />

waren wir u. a. mit Infoständen<br />

<strong>bei</strong> Patiententagen im<br />

Klinikum Großhadern <strong>und</strong><br />

den Männerges<strong>und</strong>heitstagen<br />

in München vertreten.<br />

In diesem Jahr haben den<br />

Kontaktaufbau begonnen<br />

mit den Niedergelasse-<br />

PATIENTENORIENTIERTE KREBSMEDIZIN<br />

GEFORDERT<br />

'Haus der Krebs-Selbsthilfe' wichtige Anlaufstelle für<br />

Krebs-Patienten<br />

Bonn (ct) – Ausführliche Arzt-Patienten-Gespräche, die<br />

angemessen abgerechnet werden können, sowie<br />

interdisziplinäre onkologische Kompetenzzentren, in<br />

denen die psychosoziale Onkologie <strong>und</strong> die Selbsthilfe<br />

fest verankert sind - das sind die zentralen Forderungen<br />

des ersten ’Tages der Krebs-Selbsthilfe’. Die<br />

Deutsche Krebshilfe hat diesen Tag gemeinsam mit<br />

allen von ihr geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisationen<br />

ausgerufen. Unter dem Motto „Patienten als Partner“<br />

diskutierten 180 Vertreter der Selbsthilfe <strong>und</strong> der<br />

Krankenkassen sowie Ärzte <strong>und</strong> Multiplikatoren am 16.<br />

November 2005 in Bonn-Bad Godesberg über die<br />

Bedeutung der Krebs-Selbsthilfe <strong>und</strong> verabschiedeten<br />

eine Resolution. Das 'Haus der Krebs-Selbsthilfe', das<br />

im Frühjahr 2006 in Bonn eröffnet wird, soll zur Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> Stärkung der Selbsthilfe <strong>bei</strong>tragen.<br />

34<br />

nen- <strong>und</strong> den Klinik-Urologen.<br />

Für das Jahr 2006 sind<br />

wir gerade da<strong>bei</strong> einen Termin-<br />

<strong>und</strong> Besuchsplan aufzustellen.<br />

Wir sind stolz auf unsere Leistungen<br />

<strong>und</strong> haben es<br />

Dank dieser Aktivitäten dazu<br />

gebracht, dass wir inzwischen<br />

schon Anfragen von<br />

Medizinern <strong>und</strong> Psychologen<br />

haben, die <strong>bei</strong> uns<br />

gerne auftreten möchten.<br />

VOLKER BAUMGARTEN<br />

SHG <strong>Prostatakrebs</strong><br />

München<br />

„Krebs-Selbsthilfeorganisationen informieren, beraten<br />

<strong>und</strong> leisten psychosoziale Unterstützung“, sagte Professor<br />

Dr. Dagmar Schipanski, Präsidentin der Deutschen<br />

Krebshilfe, <strong>bei</strong>m ’Tag der Krebs-Selbsthilfe’. Die Selbsthilfe<br />

zeigt die Mängel, aber auch die Möglichkeiten unseres<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystems auf <strong>und</strong> vertritt die Anliegen krebsbetroffener<br />

Menschen – unabhängig <strong>und</strong> frei von parteipolitischen<br />

Interessen. Auch die Patientenbeauftragte<br />

der B<strong>und</strong>esregierung, Helga Kühn-Mengel, betonte den<br />

Nutzen der Selbsthilfe: “Selbsthilfegruppen sind Seismographen<br />

im Ges<strong>und</strong>heitssystem“, so Kühn-Mengel.<br />

Patientenvertreter helfen da<strong>bei</strong>, Defizite in der Versorgung<br />

zu erkennen <strong>und</strong> abzubauen. Handlungsbedarf<br />

gibt es insbesondere <strong>bei</strong>m Umgang der Ärzte mit ihren<br />

Patienten. „Wir fordern ausführliche Arzt-Patienten-


Gespräche <strong>und</strong> die Bereitstellung von Informationen, die<br />

den individuellen Bedürfnissen der Patienten entsprechen“,<br />

so Barbara Braun, stellvertretende Vorsitzende der<br />

Deutschen Hirntumorhilfe. Diese Gespräche müssten ein<br />

im Behandlungsverlauf immer wiederkehrendes Angebot<br />

sein <strong>und</strong> von den Ärzten angemessen mit den Krankenkassen<br />

abgerechnet werden können.<br />

Aber auch interdisziplinäre onkologische Kompetenzzentren<br />

können die Qualität der Versorgung von Krebs-<br />

Patienten maßgeblich verbessern: „In diesen Zentren<br />

müssen die psychosoziale Onkologie <strong>und</strong> die Selbsthilfe<br />

fest verankert sein“, sagte Professor Dr. Gerhard Englert,<br />

Vorsitzender der Deutschen ILCO, eine Selbsthilfeorganisation<br />

für Stomaträger (Menschen mit künstlichem Darmausgang)<br />

<strong>und</strong> Menschen mit Darmkrebs.<br />

Die Krebs-Selbsthilfevertreter forderten die Krankenkassen<br />

auf, in ihren Gremien verstärkt mit Patienten zusammenzuar<strong>bei</strong>ten<br />

<strong>und</strong> deren Praxiserfahrung in ihre Entscheidungsprozesse<br />

einzubeziehen. „Die AOK hat angeboten,<br />

im ’Haus der Krebs-Selbsthilfe’ in Bonn eine zentrale<br />

Anlaufstelle für die Krebs-Selbsthilfeorganisationen einzurichten“,<br />

sagte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der<br />

Deutschen Krebshilfe. Er hofft, dass sich nun auch andere<br />

gesetzliche Krankenversicherungen in dieses Projekt<br />

einbringen.<br />

Auf Initiative aller von der Deutschen Krebshilfe geförderten<br />

Krebs-Selbsthilfeorganisationen wird im Frühjahr 2006<br />

das 'Haus der Krebs-Selbsthilfe' in Bonn eröffnet. Alle<br />

B<strong>und</strong>esverbände werden in dieses Haus umsiedeln: Die<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs, die Deutsche ILCO, die<br />

Deutsche Leukämie- <strong>und</strong> Lymphom-Hilfe <strong>und</strong> der<br />

Ar<strong>bei</strong>tskreis der Pankreatektomierten mit ihren kompletten<br />

Geschäftsstellen, der B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong><br />

Selbsthilfe, die Deutsche Hirntumorhilfe <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esverband<br />

der Kehlkopflosen zunächst mit einem Teil ihrer<br />

Büros.<br />

„Unter dem Dach des ’Hauses der Krebs-Selbsthilfe’ können<br />

gemeinsame Strukturen <strong>und</strong> Synergien genutzt werden“,<br />

sagte Professor Schipanski. Die Ar<strong>bei</strong>t der Krebs-<br />

Selbsthilfeorganisationen werde dadurch erheblich<br />

effektiver. Das ermögliche außerdem ihre Professionalisierung<br />

<strong>und</strong> werde maßgeblich dazu <strong>bei</strong>tragen, der<br />

Krebs-Selbsthilfe noch mehr Akzeptanz <strong>und</strong> gebündelte<br />

Durchsetzungskraft zu verschaffen. „Wir wünschen uns,<br />

dass dieses Haus eine weitere wichtige Anlaufstelle wird<br />

für Krebs-Patienten, aber auch für Ärzte <strong>und</strong> alle anderen<br />

Menschen, die professionell oder ehrenamtlich<br />

krebskranke Menschen begleiten“, so Schipanski. Sie<br />

habe die Vision, dass das Haus fester Bestandteil des<br />

deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesens werde.<br />

Der nächste Tag der Krebs-Selbsthilfe wird im November<br />

2006 stattfinden.<br />

PRESSEMITTEILUNG DER DEUTSCHEN KREBSHILFE,<br />

NOVEMBER 2005<br />

RESOLUTION „Der Tag der Krebs-Selbsthilfe“ 2005<br />

Patienten als Partner<br />

Krebs-Selbsthilfeorganisationen informieren, beraten <strong>und</strong> leisten psychosoziale Unterstützung. Sie zeigen Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Strukturen unseres Ges<strong>und</strong>heitssystems auf <strong>und</strong> vertreten die Anliegen krebsbetroffener Menschen<br />

– unabhängig <strong>und</strong> frei von parteipolitischen Interessen. Sie geben wichtige Impulse, um Defizite zu erkennen <strong>und</strong><br />

abzubauen. Um den Nutzen der Selbsthilfe zu verdeutlichen <strong>und</strong> damit ihre Akzeptanz insbesondere in der Ärzteschaft<br />

zu erhöhen sowie ihren Stellenwert im Ges<strong>und</strong>heitswesen weiter zu entwickeln <strong>und</strong> zu sichern, haben die<br />

35


Deutsche Krebshilfe <strong>und</strong> alle von ihr geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisationen im Jahr 2005 den ersten Tag der<br />

Krebs-Selbsthilfe ausgerufen.<br />

Mit Repräsentanten <strong>und</strong> Entscheidungsträgern des Ges<strong>und</strong>heitswesens <strong>und</strong> der Selbsthilfe diskutierten wir am 16.<br />

November 2005 über die große Bedeutung von Krebs-Selbsthilfe <strong>und</strong> Patientenvertretung. Wir haben Defizite in<br />

der Patientenversorgung benannt <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge erar<strong>bei</strong>tet.<br />

Wir fordern eine patientenorientierte Krebsmedizin <strong>und</strong> Versorgung:<br />

• Wir fordern die konsequente Umsetzung der Patientenrechte. Insbesondere sind Patienten im Behandlungsverlauf<br />

als Partner in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen.<br />

• Wir fordern ausführliche Arzt-Patienten-Gespräche <strong>und</strong> die Bereitstellung von Informationen, die den individuellen<br />

Bedürfnissen der Patienten entsprechen. Diese Gespräche müssen ein im Behandlungsverlauf immer<br />

wiederkehrendes Angebot sein <strong>und</strong> angemessen abgerechnet werden können.<br />

• Wir fordern die Schaffung interdisziplinärer onkologischer Kompetenzzentren, um die Qualität der Versorgung<br />

von Krebs-Patienten maßgeblich zu verbessern. In diesen Zentren sind psychosoziale Onkologie <strong>und</strong> Selbsthilfe<br />

fest verankert.<br />

10.000ER ANRUF BEI DER KREBS-HOTLINE<br />

DES TUMORZENTRUMS FREIBURG<br />

Im Oktober 2005 erreichte der 10.000ste Anruf eines Rat<br />

suchenden Menschen die Krebs-Hotline, eine telefonische<br />

Patientenberatung des Tumorzentrums Freiburg.<br />

36<br />

Außer den vier Mitar<strong>bei</strong>terinnen am Telefon gehören<br />

eine Psychoonkologin <strong>und</strong> ein Onkologe zum Team <strong>und</strong><br />

garantieren eine qualifizierte Auskunft für alle auftauchenden<br />

Fragen r<strong>und</strong> um die Krebserkrankung. Nicht<br />

nur Patienten, auch viele Angehörige oder Fre<strong>und</strong>e nehmen<br />

diesen kostenlosen Service in Anspruch.<br />

Die Krebshotline startete im Jahre 1996. Die meisten<br />

Anfragen betreffen die Krebstherapie oder Informationen<br />

zu einer speziellen Krebserkrankung. Erstere werden<br />

gegebenenfalls an kompetente Spezialisten im Uniklinikum<br />

weiter geleitet. Manche Anrufer/innen möchten<br />

Adressen von Kliniken oder Selbsthilfegruppen, andere<br />

erk<strong>und</strong>igen sich nach einer Möglichkeit zur „Zweiten Meinung“,<br />

zu alternativer Therapie oder zur Diagnostik.


Zuweilen benötigen die Betroffenen keinen medizinischen<br />

Rat, sondern eine Person, die ihnen in Ruhe zuhört<br />

oder sie suchen weiterführende psychosoziale Hilfe. In all<br />

diesen Fällen kann die Krebs-Hotline weiter helfen.<br />

Seit 2002 wird über die Anrufe eine detaillierte Statistik<br />

geführt. Daraus geht u. a. hervor, dass die meisten das<br />

Anläßlich des europäischen Prostata-Aktionstag<br />

wurde in Berlin die erste begehbare Prostata vorgestellt.<br />

Sie soll das Organ für Nichtmediziner anschaulich<br />

machen <strong>und</strong> zur Nutzung der PSA-Untersuchung<br />

ermutigen. Das begehbare Modell im Größenverhältnis<br />

20 zu 1 ist die größte Prostata der Welt. Es ist fünf Meter<br />

lang, drei Meter breit <strong>und</strong> 2,5 Meter hoch. Das Modell<br />

stellt die Anatomie der Prostata <strong>und</strong> ihrer Nachbarorgane<br />

dar. Im Inneren gibt es außerdem Infos über gut- <strong>und</strong><br />

bösartige Prostataveränderungen sowie über Untersuchungs-<br />

<strong>und</strong> Therapiemöglichkeiten.<br />

Thema Brustkrebs betreffen, gefolgt von <strong>Prostatakrebs</strong>,<br />

Krebs der Atemwege <strong>und</strong> Darmkrebs. Die Krebs-Hotline<br />

des Tumorzentrums Freiburg ist unter der Telefonnummer:<br />

07 61/ 270 – 60 60 von Montag bis Freitag, 9:00 bis<br />

16:00 Uhr zu erreichen.<br />

Konstituierende Sitzung des Medizinischen Beirats im BPS erfolgt<br />

Red.: Am 23. September fand in Düsseldorf die Konstituierende Sitzung des Medizinischen Beirats statt. Die Berufung<br />

der Mitglieder erfolgte am 3. Dezember durch die Mitglieder des BPS in Bad Wildungen.<br />

Zu den Aufgaben des Medizinischen Beirats gehören<br />

➩ Beratung des BPS in gr<strong>und</strong>sätzlichen medizinischen Fragen<br />

➩ Fachliche Unterstützung <strong>bei</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischen Fragen<br />

➩ Erstellung von Gutachten <strong>bei</strong> medizinischen bzw. ges<strong>und</strong>heitspolitischen Fragen<br />

➩ Förderung einer optimalen, qualitätsgesicherten, interdisziplinären Versorgung von <strong>Prostatakrebs</strong>patienten<br />

➩ Information über laufende Studien <strong>bei</strong>m Prostatakarzinom<br />

➩ Förderung klinischer Studien zu neuen Therapieansätzen <strong>und</strong> zur Therapieoptimierung<br />

➩ Förderung der Forschung <strong>bei</strong>m Prostatakarzinom <strong>und</strong> der Umsetzung neuer Erkenntnisse <strong>bei</strong> differenzierter<br />

Diagnose <strong>und</strong> Therapiekonzepten in die medizinische Praxis<br />

➩ Erforschung der Ursachen <strong>und</strong> der epidemiologischen Zusammenhänge der Entstehung des Prostatakarzinoms<br />

37


38<br />

➩ Förderung der Mitwirkungsmöglichkeiten des BPS als Vertreter der <strong>Prostatakrebs</strong>-Patienten in die Entscheidungsprozesse<br />

der urologischen Fachverbände <strong>und</strong> <strong>bei</strong> der Erstellung von Leitlinien<br />

➩ Förderung der Anerkennung des informierten <strong>und</strong> mündigen Patienten in der urologischen Praxis<br />

➩ Beratung in besonders schwierigen Fällen betroffener Patienten.<br />

In den Medizinischen Beirat berufen wurden:<br />

Professor Dr. R. Ackermann, Düsseldorf; Professor Dr. H. Bonkhoff, Berlin; Professor Dr. L. Denis,<br />

Antwerpen; Professor Dr. T. Ebert, Fürth; Professor Dr. P. Effert, Aachen; Dr. F. Eichhorn, Bad Reichenhall;<br />

Professor Dr. P. Fornara, Halle; PD. Dr. M. Gräfen, Hamburg; Professor Dr. P. Hammerer,<br />

Braunschweig; Professor Dr. B. Helpap, Singen; Professor Dr. G. Jakse, Aachen; Dr. S.<br />

Machtens, Hannover; Dr. R. Mao, Hannover; Professor Dr. K. Miller, Berlin; PD. Dr. R. Paul, München;<br />

Professor Dr. B. Schmitz-Dräger, Fürth; Dr. F. Schulenburg, Celle; Dr. A. Semjonov, Münster;<br />

Professor Dr. A. Stenzl, Tübingen; Professor Dr. L. Weißbach, Fürth; Professor Dr. T. Wiegel,<br />

Ulm; Professor Dr. M. Wirth, Dresden; Professor Dr. J. Wolff, Bad Mergentheim.<br />

ZUR INFORMATION<br />

Der BPS ist am 16. September 2005 mit Wirkung vom 1. Januar 2006 in den<br />

Paritätischen Wohlfahrtsverband aufgenommen worden.<br />

Die Wahl-Prüfsteine der B<strong>und</strong>esar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft Krebsselbsthilfe sind<br />

den Parteien vor der B<strong>und</strong>estagswahl zugeleitet worden. Eine Zusammenfassung der Antworten<br />

unter Berücksichtigung der Ergebnisse der neu zu bildenden AG Ges<strong>und</strong>heit im<br />

B<strong>und</strong>estag werden wir Ihnen in Heft 1/2006 zur Kenntnis bringen.<br />

BEKENNEN SIE FARBE!<br />

Die blaue Schleife dient als Erkennungs- bzw.<br />

Solidaritätssymbol für <strong>Prostatakrebs</strong>erkrankte


LESERBRIEFE<br />

Zum Beitrag von Professor Dr. Helmut Bonkhoff: Neue Entwicklungen in der pathologischen Diagnostik des Prostatakarzinoms,<br />

BPS-Magazin 2/2005:<br />

Prostatische Intraepitheliale<br />

Neoplasie (PIN)<br />

Angesichts der Tatsache, dass die wesentlichen Probleme<br />

<strong>bei</strong> der Therapie des Prostatakarzinoms sind:<br />

1 die Übertherapie vieler gar nicht lebensbedrohlicher<br />

Tumoren<br />

2. fehlende Therapien <strong>bei</strong>m fortgeschrittenen Karzinom<br />

3. Nebenwirkungen radikaler bzw. chirurgischer Strahlentherapie<br />

sind Diagnostik <strong>und</strong> Therapie der seltenen Prostatischen<br />

Intraepithelialen Neoplasie (PIN) ein marginaler Aspekt. S.<br />

g. HG-PINs (hochgradige) finden sich lediglich in 4,1%<br />

der Stanzbiopsien aus der Prostata. Über falsch positive<br />

zytologische Diagnosen an PINs sind mir keine Berichte in<br />

der Fachliteratur bekannt.<br />

Wegen der Kleinheit der PIN-Herde dürften sie in der<br />

Regel <strong>bei</strong> der zytologischen Diagnostik von Feinnadelaspirationsbiopsien<br />

bestenfalls zu einer Verdachtsdiagnose<br />

führen, <strong>bei</strong> der vom Zytopathologen ohnehin zu einer<br />

histologischen Abklärung geraten wird. LG-PINs (geringgradig)<br />

mit peridiploider bzw. peritetraploider DNA-Verteilung<br />

können in der Tat zytologisch übersehen werden.<br />

Dies ist aber unerheblich, da sie klinisch irrelevant sind.<br />

Stellt ein Zytopathologe <strong>bei</strong> einer HG-PIN mit aneuploider<br />

oder multiploider DNA-Verteilung die Diagnose eines<br />

Prostatakarzinoms (was nicht falsch wäre, da dies einem<br />

In-situ-Karzinom entspricht), dann ist diese Läsion auch<br />

klinisch relevant. Da beschrieben ist, dass sich in der<br />

Mehrzahl der HG-PINs in ihrer Umgebung auch invasive<br />

Karzinomherde finden <strong>und</strong> eine hoch aneuploide HG-<br />

PIN mit großer Wahrscheinlichkeit schnell invasiv wachsen<br />

wird, ist hier auch eine therapeutische Intervention<br />

angezeigt. Insofern kann gerade die DNA-Zytometrie hilfreich<br />

sein, zwischen klinisch irrelevanten <strong>und</strong> therapiebedürftigen<br />

PINs zu unterscheiden. Ich kann also nicht<br />

erkennen, dass die zytologische oder DNA-zytometrische<br />

Diagnostik für Patienten mit PIN eine Gefährdung darstellen<br />

soll. Eher läuft die histologische Diagnostik Gefahr,<br />

eine PIN in ihrer klinischen Relevanz überzubewerten.<br />

Das Argument, es gäbe nach den kritischen Untersuchungen<br />

von Tribukait (1993) keine neueren Studien zum<br />

möglichen Schaden einer Hormontherapie des peritetraploiden<br />

Prostatakarzinoms ist schwach. Nur eine Studie,<br />

welche das Gegenteil beweisen würde, könnte die<br />

Beobachtungen des schwedischen Forschers entkräften.<br />

Diese sind zudem biologisch sehr plausibel <strong>und</strong><br />

durch klinische Beobachtungen gestützt (Entwicklung s.<br />

g. refraktärer Karzinome unter Hormontherapie). Das Wirkungsprinzip<br />

früher <strong>und</strong> heutiger hormoneller Therapie<br />

auf gemischtzellige Prostatakarzinome ist insofern identisch<br />

als <strong>bei</strong>de vor allem auf gut differenzierte Tumorzellen<br />

wirken <strong>und</strong> damit zu einer Selektion wenig differenzierter<br />

Zellen führen.<br />

UNIV.-PROF. DR. MED. ALFRED BÖCKING<br />

Direktor des Instituts für Cytopathologie<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Moorenstraße 5<br />

40225 Düsseldorf<br />

Zum Beitrag von Gerd Unterstenhöfer: Zum Urologen oder zum Onkologen, BPS-Magazin 2/2005:<br />

Jährlich erkranken in Deutschland fast 400.000 Bürger an<br />

Krebs, davon ca. 85.000 oder 21,2 % an urologischen<br />

Tumoren. Der urologische Anteil an durch Krebs verursachten<br />

Todesfälle liegt nur <strong>bei</strong> 11,5%, das heißt, die uro-<br />

logische Behandlung kann heilend sein, oder sich bis in<br />

ein hohes Alter hinziehen, in dem eine andere Todesursache<br />

vorliegt. Die Urologische Fachgruppe ist in der<br />

Gesamtzahl der Ärzte nur mit 2,1 % vertreten. Aus diesen<br />

39


Zahlen ist ersichtlich, dass ein Haupttätigkeitsfeld der Urologen<br />

die Krebserkrankung ist <strong>und</strong> zwar nicht nur der Prostata,<br />

sondern auch der Harnblase, der Nieren, der<br />

Hoden, des Penis usw. In der klinischen Ausbildung wird<br />

natürlich auf ein gediegenes chirurgisches Können großen<br />

Wert gelegt. Allerdings könnte die urologische Onkologie<br />

ohne Chemotherapie nicht erfolgreich handeln. Als<br />

herausragendes Beispiel nenne ich den Hodentumor,<br />

der heute dank der Chemotherapie in 95% geheilt wird.<br />

Diese Therapie wird in spezialisierten urologischen Zentren<br />

durchgeführt. Aber auch das metastasierte Harnblasenkarzinom<br />

wird seit über 10 Jahren von Urologen chemotherapiert<br />

<strong>und</strong> <strong>bei</strong>m Nierentumor gibt es spezielle urologische<br />

Immuntherapien. So ist der Urologe nach seiner<br />

klinischen Ausbildung auch für die konservative urologisch-onkologische<br />

Therapie bestens gerüstet.<br />

Jetzt ist dem Rechnung getragen worden (was Sie in der<br />

Weiterbildungsordnung noch nicht sehen konnten), in<br />

dem eine zusätzliche Weiterbildung „medikamentöse<br />

Tumortherapie für Fachärzte, die nicht internistische<br />

Onkologen sind“ eingeführt wurde, mit der Weiterbildungszeit<br />

von 1 Jahr. Damit sind zum Beispiel auch<br />

Gynäkologen gemeint, die ähnliche Zuordnungsprobleme<br />

haben.<br />

Selbstverständlich sind in der ambulanten Therapie weitere<br />

Hürden für einen Urologen aufgebaut, Chemotherapie<br />

durchzuführen. Dies sind vor allem auch wirtschaftliche<br />

Hürden <strong>und</strong> Qualitätskontrollen der Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen. Ohne die Anerkennung als „Onkologisch<br />

verantwortlicher Arzt mit Berechtigung zur Chemotherapie“<br />

ist eine solche Therapie wirtschaftlich auf keinen Fall<br />

in der Praxis durchzuführen, weil die Abrechenbarkeit der<br />

Leistungen fehlt.<br />

Es erscheint mir jedoch wichtiger als auf die vorher<br />

geschilderten Formalien, auf einige medizinische Fakten<br />

hinzuweisen.<br />

1. Speziell im urologischen Sektor ist ein metastasiertes<br />

Prostatakarzinom fast nie nur ein systemisches sondern<br />

sehr oft auch lokales Problem. Der Ursprungsort <strong>und</strong><br />

die ersten Metastasierungswege des Prostatakarzinoms<br />

liegen im kleinen Becken. Deshalb gibt es<br />

neben den systemischen Problemen, die sich meist in<br />

Knochenmetastasen <strong>und</strong> entsprechenden Schmerzen<br />

manifestieren, vor allem örtliche Komplikationen,<br />

wie Abflussbehinderungen der Harnleiter <strong>und</strong> Lymph-<br />

40<br />

stauungen aus den unteren Extremitäten. Hier sind<br />

kombinierte Behandlungen, wie Harnableitungen,<br />

Lymphdrainagen, Bestrahlungen, Schmerztherapien<br />

<strong>und</strong> eben auch Chemotherapien notwendig. Hier die<br />

Gesamtübersicht zu behalten <strong>und</strong> Prioritäten zu setzen<br />

ist eine schwierige Aufgabe.<br />

2. Die „Hormontherapie“ ist nur auf den ersten Blick eine<br />

einfache Therapie. Es gibt primäre, sek<strong>und</strong>äre <strong>und</strong><br />

sogar tertiäre Hormontherapien, die meist vor, aber<br />

auch in Kombination mit Chemotherapien eingesetzt<br />

werden können. Seit der Urologe Huggins 1942 die<br />

antihormonelle Therapie eingeführt hat, ist dies eine<br />

urologische Domäne mit einem riesigen Erfahrungsschatz.<br />

Hier die richtige Entscheidung zu treffen <strong>und</strong><br />

die jetzt aufkommenden chemotherapeutischen<br />

Möglichkeiten zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen ist<br />

eine komplexe Entscheidung, die den Hormonspezialisten<br />

für Männer herausfordert. Es wird ja da<strong>bei</strong> nicht<br />

nur die Hodenfunktion manipuliert, sondern auch die<br />

Funktion der Nebennieren <strong>und</strong> der Hirnanhangdrüse<br />

<strong>und</strong> des Stammhirnes. Zusätzlich gibt es hier auch<br />

mögliche gravierende Nebenwirkungen, wie Osteoporose,<br />

Thrombosen, Embolien, Hitzewallungen usw., die<br />

schon immer vom Urologen behandelt wurden.<br />

3. Die Grauzone zwischen dem HRPC (hormonrefraktären<br />

Prostatakarzinom) in einfacher Definition <strong>und</strong> der Indikation<br />

zur Chemotherapie ist zur Zeit nicht festgelegt.<br />

Der Einsatz einer Chemotherapie wird zur Zeit in allen<br />

Stadien des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms<br />

geprüft. Hierfür sind seriöse Studien notwendig. Woher<br />

sollen die Patienten kommen, wenn nicht vom Urologen?<br />

Auch die neuen Substanzen, die teils vorbeugend<br />

<strong>bei</strong> einem hohen Rezidivrisiko eingesetzt werden<br />

können, müssen dort geprüft werden wo die Patienten<br />

sind, nämlich <strong>bei</strong>m Urologen.<br />

4. Die Chemotherapie des Prostatakarzinoms ist noch<br />

keine heilende Therapie, kann aber zu einer Lebensverlängerung<br />

in guter Lebensqualität <strong>bei</strong>tragen. Deshalb<br />

kommen hier nur Substanzen zum Einsatz, deren<br />

Nebenwirkungen <strong>und</strong> Komplikationsraten meist geringer<br />

sind, als <strong>bei</strong> den Chemotherapien, die heilen sollen,<br />

wie zum Beispiel <strong>bei</strong> Leukämien oder Hodentumoren,<br />

oder <strong>bei</strong> Hochdosis Chemotherapien. Der Einsatz<br />

dieser Therapien ist deshalb auch für den speziell


gebildeten Facharzt möglich, selbstverständlich<br />

immer in interdisziplinärer Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Internisten<br />

oder einer onkologischen Krankenhausabteilung<br />

<strong>und</strong> dem Hausarzt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: nicht jeder Urologe kann den fortgeschrittenen<br />

<strong>Prostatakrebs</strong> behandeln, aber auch nicht<br />

jeder internistische Onkologe: Es muss ein Spezialist sein!!!<br />

MEHR ZEIT FÜR MICH<br />

AUS: STERN “MEHR ZEIT FÜR MICH – FRÜHJAHRSPUTZ FÜR DIE SEELE”<br />

DR. RUDOLF OSIEKA, UROLOGE<br />

Poppenbütteler Weg 177<br />

D-22399 Hamburg<br />

Tel.: +49 (040) 692 144 0<br />

praxis@urodoc-hamburg.de<br />

http://www.urodoc-hamburg.de<br />

Red.: Leserbrief gekürzt.<br />

Bei mir ist vor zehn Jahren <strong>Prostatakrebs</strong> diagnostiziert<br />

worden: heute bin ich meiner Krankheit manchmal<br />

regelrecht dankbar, denn ich habe so auf einen neuen<br />

Weg gef<strong>und</strong>en. Früher habe ich mich über meinen Job<br />

als Diplomingenieur ausgelebt. Zwölf St<strong>und</strong>en am Tag<br />

waren normal, an den Wochenenden Veranstaltungen.<br />

Als mir dann vor fünf Jahren angeboten wurde, in den<br />

Vorruhestand zu gehen, habe ich ja gesagt. Ich nutze<br />

meine Zeit heute intensiv. Morgens frühstücke ich in aller<br />

Gemütsruhe mit meiner Gattin, wir lesen, reden, genießen<br />

den Blick auf unseren w<strong>und</strong>ervollen Garten.<br />

Danach versuche ich, mit Guolin-Qigong Körper <strong>und</strong><br />

Seele in Einklang zu bringen; Büroar<strong>bei</strong>ten oder Erledigungen<br />

im Haus folgen. Mittags nehmen wir uns die Zeit,<br />

uns hinzulegen. Dann gehen wir im Wald spazieren, oder<br />

ich ar<strong>bei</strong>te an meinen Modellflugzeugen.<br />

Es ist nie zu spät, etwas zu ändern: Jetzt mache ich mit<br />

diesem kleinen Stück Zeit, das mir noch bleibt, alles,<br />

damit es am Ende ein erfülltes Leben war, in dem auch<br />

der Tod nicht länger ausgeschlossen ist. Was soll mir<br />

denn schon passieren, außer, dass mein Leben zu Ende<br />

geht?<br />

Abdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung:<br />

stern, Ausgabe Nr. 19 vom 4.05.2005, S. 142.<br />

41


DAS GEHEIMNIS DER SELBSTHEILUNGSKRÄFTE<br />

von Lisa Laurenz<br />

„Heilwerden ist für mich eine Begegnung mit einer<br />

Dimension, der ich mich zugehörig fühle. Man kann es<br />

Gott nennen oder universelle Energie“, meint Peter<br />

Krug. Für den 45jährigen ist Heilung eine Erfahrung, die<br />

man mit sich selbst macht. „Für mich ist es das Entscheidende,<br />

heil werden zu können, weil es mich einbettet<br />

in Prozesse, die mich mit ganz anderen Quellen<br />

verknüpfen <strong>und</strong> diese Quellen belohnen durch Freude<br />

<strong>und</strong> Friede, durch tiefe Berührtheit, Dankbarkeit <strong>und</strong><br />

Ergriffenheit.“<br />

Wer körperlich <strong>und</strong> seelisch leidet oder krank ist, sehnt<br />

sich nach Heilung. Doch was bedeutet das? Heilen heißt<br />

`ges<strong>und</strong> machen` oder `ganz werden`. Und woher<br />

kommt Heilung? Von einem Medikament? Von Innen?<br />

Aus der Seele? Von einer höheren Macht? Nach Peter<br />

Krug`s Vorstellungen ist es eine universelle Energie, die<br />

heilt: „Man kann es das Wirkprinzip des Universums nennen.<br />

Es ist ein Liebesprinzip, weil es aufbaut <strong>und</strong> hilft. Helfen<br />

<strong>und</strong> heilen gehört zusammen. Heilwerden ist ein Prozess.<br />

Die Erfahrung des Nichtheilseins <strong>und</strong> das Aushalten<br />

dieses Zustands können sehr schmerzlich sein, aber es<br />

sind ja Formen der Selbstbegegnung. Und wenn man<br />

da heraus geführt wird, dann ist das wie eine Reise.“<br />

Die Menschen in der Antike glaubten an die Heilkräfte<br />

von Äskulap, jenem weisen naturheilk<strong>und</strong>igen Arzt, der<br />

so viele geheilt hatte, dass man ihn später als Gott verehrte.<br />

Der schlangenumw<strong>und</strong>ene Äskulapstab, Sinnbild<br />

des ärztlichen Berufsstandes, erinnert noch heute an diesen<br />

Ahnen der Heilkunst, der vor über 2500 Jahren<br />

gelebt hat. Erstaunlicherweise kommt der Begriff `Heilung`<br />

in medizinischen Lehr- <strong>und</strong> Wörterbüchern heute<br />

so gut wie nicht vor. Das hat verschiedene Gründe,<br />

meint Theodor Petzold, Allgemeinmediziner <strong>und</strong> Arzt für<br />

Naturheilverfahren in Bad Gandersheim. „Ich denke, das<br />

hat damit zu tun, dass die Schulmedizin mit ihrem naturwissenschaftlichen<br />

Denken des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nur<br />

Ursache <strong>und</strong> Wirkung untersucht <strong>und</strong> keine dynamischen<br />

Prozesse. Und Heilung beschreibt einen dynamischen<br />

Prozess, der von der Naturwissenschaft lange geleugnet<br />

wurde. Außerdem, wenn man Heilung oder Heilungs-<br />

42<br />

kräfte überhaupt akzeptiert <strong>und</strong> annimmt, dann wird der<br />

Arzt unwichtiger, oder er könnte meinen er wird unwichtiger.<br />

Das heißt, solange Ges<strong>und</strong>ung nur ein Erfolg der<br />

Medizin ist, braucht es Heilung nicht zu geben. Ich<br />

denke, Ärzte haben auch Angst davor, dass ihre Wichtigkeit<br />

abnimmt <strong>und</strong> ihr Selbstwertgefühl, wenn sie die<br />

Heilung akzeptieren.“<br />

Heilung ist ein vielschichtiger Prozess, der von subjektiver<br />

Genesung bis hin zur vollkommenen Ges<strong>und</strong>ung reicht.<br />

Sie bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krankheit,<br />

sondern <strong>bei</strong>nhaltet noch eine andere Dimension, erklärt<br />

die Professorin Annelie Keil, Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlerin<br />

in Bremen. „Heilung heißt ja heil werden <strong>und</strong> das bedeutet,<br />

was immer in einer Krankheit um einen herum passiert<br />

<strong>und</strong> was die Ursachen dieser Erkrankung sind - eine<br />

sehr komplexe Ordnung ist aus dem Gleichgewicht<br />

gekommen. Heilung heißt nicht, dass ein Symptom verschwindet.<br />

Das ist ein wichtiges Nebenprodukt, manchmal<br />

auch für Patienten das besonders wichtige, aber<br />

das Symptom kann verschwinden <strong>und</strong> woanders<br />

wiederkommen. Wichtig in der Heilung ist, dass die<br />

gestörte Ordnung <strong>und</strong> das ist immer eine innere Ordnung<br />

im Verhältnis zu einer äußeren Ordnung, dass eine<br />

neue Ordnung hergestellt wird.“<br />

Was dem Einzelnen hilft, heilende Kräfte in sich zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> eine heilsame innere Ordnung herzustellen,<br />

das kann sehr verschieden sein. Professor Rolf Verres, Professor<br />

für Medizinische Psychologie an der Universität


Heidelberg erklärt: „Es gibt Menschen, die sich selbst mit<br />

einer schweren körperlichen Beeinträchtigung geheilt<br />

fühlen, sich heil fühlen. Die haben ein Bein verloren <strong>und</strong><br />

trotzdem fühlen sie sich heil. Für mich geht es eigentlich<br />

mehr um Annäherung an ein Ideal, heilende Kräfte sich<br />

bewusst zu machen <strong>und</strong> sie zu nutzen.“<br />

Menschen, die Heilung erfahren haben, erzählen häufig,<br />

dass es für sie wichtig war, der inneren Weisheit ihres<br />

Körpers zu lauschen. Gabi Tenfelde ist 1995 an Brustkrebs<br />

erkrankt. „Ich hatte mich bis dahin noch gar nicht<br />

mit Krankheit <strong>und</strong> Selbstheilungskräften beschäftigt. Und<br />

sehr bald war mir klar nach meiner Operation: ich muss<br />

etwas für mich selbst tun. Dann habe ich mich mit den<br />

geistigen Gesetzen beschäftigt, die unsere Welt bestimmen.<br />

Zum Beispiel mit dem Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung.<br />

Auch der Krebs hat natürlich eine Ursache, wie mir<br />

nach einiger Zeit <strong>und</strong> mit Hilfe einer Heilpraktikerin klar<br />

wurde. Ich habe gemerkt, dass ich viel Groll in mir hatte<br />

<strong>und</strong> ich habe viel daran gear<strong>bei</strong>tet. Ich habe die Macht<br />

der Gedanken kennen gelernt <strong>und</strong> man kann sagen,<br />

dass ich eine geistige Reinigung vollzogen habe.“<br />

Die im Menschen wohnenden Heilungskräfte sind nicht<br />

nur von Medizinern <strong>und</strong> Heilk<strong>und</strong>igen gepriesen worden.<br />

Johann Wolfgang von Goethe hat gesagt: „Großen<br />

Dank verdient die Natur, dass sie in die Existenz eines<br />

jeden lebendigen Wesens auch soviel Heilungskraft<br />

gelegt hat, dass es sich, wenn es an dem einen oder<br />

dem anderen Ende zerrissen wird, selbst wieder<br />

zusammenflicken kann.“<br />

Heilungserfahrungen werden von Menschen sehr unterschiedlich<br />

empf<strong>und</strong>en. Peter Krug zum Beispiel hatte<br />

sich eines Tages heftig verhoben. „Der Hals war steif, das<br />

ging bis in den Rücken hinein <strong>und</strong> war auch sehr<br />

schmerzhaft. Aber das Überraschende für mich war,<br />

dass ich am Abend in die Stimmung geriet zu beten, so<br />

würde ich das nennen. Das war jetzt nicht eine Bitte,<br />

dass ich in die Funktion zurückversetzt werde, sondern es<br />

war der Wunsch, dass mir etwas genommen wird <strong>und</strong><br />

zwar diese Situation. Das war kein Wunsch, der vom Kopf<br />

formuliert wurde, sondern das war ein Herzenswunsch.<br />

Das ganz Erstaunliche war, direkt danach bin ich in<br />

einen tiefen Schlaf gefallen, um am nächsten Morgen<br />

komplett beschwerdefrei aufzuwachen.“<br />

So eine Heilungserfahrung hatte er nie zuvor gemacht.<br />

„Ich glaube, das ganz Entscheidende ist, dass man in<br />

einer Notsituation sich hingibt, dass man versucht, die<br />

Botschaften, die für einen selbst darin stecken, zu entdecken<br />

<strong>und</strong> das geht glaube ich nur auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

eines umfassenden Glaubens, dass man sich in eine<br />

Fügung hinein begibt, von der man weiß, dass sie wohlwollend<br />

ist <strong>und</strong> das ist eine Liebeserfahrung.“<br />

Dietrich Bonhoeffer hat diese Erfahrung so beschrieben:<br />

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandkraft<br />

geben will wie wir brauchen. Aber er gibt sie<br />

nicht im voraus, dass wir uns nicht auf uns selbst, sondern<br />

allein auf ihn verlassen.“<br />

Das menschliche Potential, sich selbst zu heilen, ist bislang<br />

weitgehend unerforscht. Das liegt auch daran,<br />

dass die moderne Medizin den Selbstheilungskräften<br />

eher misstraut. Durch die beeindruckenden Erfolge der<br />

High-Tech-Medizin, vor allem <strong>bei</strong> akuten <strong>und</strong> schweren<br />

Erkrankungen, ist die menschliche Fähigkeit, heilende<br />

Kräfte in sich selbst zu entwickeln, vielfach in Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Ärzte <strong>und</strong> Therapeuten beobachten aber immer wieder,<br />

dass die gleiche Erkrankung <strong>bei</strong> manchen Menschen<br />

günstiger verläuft als <strong>bei</strong> anderen; das passiert sowohl<br />

<strong>bei</strong> Krebs, Aids oder chronischen Gelenkerkrankungen,<br />

<strong>bei</strong> psychischen Krisen <strong>und</strong> schweren Traumatisierungen.<br />

Über die Gründe dafür wird viel spekuliert. Möglicherweise<br />

hat es damit zu tun, dass diese Menschen<br />

ihre eigenen Ressourcen besser zu nutzen wissen.<br />

Wissenschaftliche Studien zeigen <strong>bei</strong>spielsweise, dass<br />

Kranke, für die gebetet wird oder die für sich selbst<br />

beten, sich besser fühlen <strong>und</strong> schneller ges<strong>und</strong> werden.<br />

Der Mediziner <strong>und</strong> Philosoph Professor Ronald Grossarth-<br />

Maticek aus Heidelberg konnte zum Beispiel nachweisen,<br />

dass ein lebendiger Gottesglaube die Heilungschancen<br />

<strong>bei</strong> Krebs deutlich verbessert. „Menschen, die<br />

eine spontane Religiosität haben, für sich beten <strong>und</strong> fühlen,<br />

dass der Heilige Geist positiv wirkt, die das Gefühl<br />

haben, Gott trägt mich immer, aber ich gehe auch aktiv<br />

auf Gott zu <strong>und</strong> danke ihm <strong>und</strong> bete für mich – diese<br />

Menschen leben signifikant länger, gesünder <strong>und</strong> aktiver.<br />

Und das wirkt sich auch auf Heilungsprozesse <strong>bei</strong><br />

unterschiedlichen chronischen Erkrankungen aus. Da<br />

43


gibt es hochsignifikante Synergieeffekte. Das geht bis in<br />

die körperlichen Beziehungen hinein. Ein Krebspatient<br />

<strong>bei</strong>spielsweise, der Chemotherapie <strong>und</strong> Bestrahlung<br />

bekommt, sich selbst gut reguliert <strong>und</strong> seine Selbstheilungskräfte<br />

aktiviert, wird signifikant besser abschneiden<br />

als einer, der auch chemotherapeutisch behandelt wird,<br />

<strong>bei</strong> dem aber die interaktiven Selbstheilungskräfte blokkiert<br />

sind.“<br />

Wie kommt man in Kontakt mit den eigenen Selbstheilungskräften?<br />

Wie aktiviert man Vertrauen in die Fähigkeit<br />

des Körpers, die eigene Genesung zu befördern? Heilk<strong>und</strong>ige<br />

erinnern daran, dass es eine seelische Instanz<br />

gibt, die auch der innere Arzt, die innere Heilerin oder<br />

der innere Helfer genannt wird. Eine Art innerer Ratgeber,<br />

den man um Unterstützung bitten kann. Um Verbindung<br />

zum inneren Helfer zu bekommen, wird zum Beispiel folgende<br />

Visualisierungsübung empfohlen: „Ich möchte<br />

44<br />

Sie bitten, dass Sie sich mit dem Teil in Ihnen in Verbindung<br />

setzen, den man die innere Weisheit oder den<br />

inneren Arzt nennen kann, den Teil in Ihnen, der weise<br />

ist.... Bitten Sie ihre innere Weisheit, Sie in Kontakt zu bringen<br />

mit einem oder mehreren hilfreichen Wesen....<br />

Nehmen Sie mit Ihren inneren Sinnen wahr, was Ihnen<br />

Ihre innere Weisheit zeigen will.... bitten Sie um Hilfe für ihr<br />

Problem <strong>und</strong> seien Sie offen für jede Antwort, die Ihnen<br />

gegeben wird.“<br />

Wenn Menschen sich um Hilfe nach Innen wenden,<br />

dann kann es erstaunliche Lösungen geben. Ein 60 jähriger<br />

Mann mit Lungenkrebs, den die Ärzte längst aufgegeben<br />

hatten, verzichtet auf jede weitere medizinische<br />

<strong>und</strong> therapeutische Behandlung. Alles was er macht, ist<br />

auf Gott zu vertrauen. Irgendwann war der Tumor nicht<br />

mehr nachweisbar. Die unerwartete Genesung dieses<br />

Mannes gehört zu den 12 Fallgeschichten von gesicherter<br />

Spontanheilung, die an der Universität Heidelberg<br />

untersucht wurden. Sechs der zwölf Befragten hatten mit<br />

Naturheilverfahren, Optimismus <strong>und</strong> Lebenswillen gegen<br />

ihre Erkrankung angekämpft.<br />

Drei empfanden ihre Genesung als Wirken der Gottesgnade<br />

<strong>und</strong> drei hatten ihre Krebserkrankung zum Anlass<br />

genommen, tief in sich zu gehen <strong>und</strong> ihr ganzes Leben<br />

einer Prüfung zu unterziehen. Es handelt sich hier um<br />

subjektive Heilungserfahrungen, die natürlich nichts darüber<br />

aussagen, warum diese Menschen ges<strong>und</strong> geworden<br />

sind.<br />

Die Bremer Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlerin Anneli Keil<br />

glaubt, dass Heilung im Gr<strong>und</strong>e immer Spontanheilung<br />

ist. „Wir erklären leider in der Medizin Spontanheilung als<br />

das, was wir nicht erklären können. Ich selber glaube, es<br />

gibt überhaupt nichts anderes als Spontanheilung. Bei<br />

Psychosen zum Beispiel erleben wir das, dass Menschen<br />

plötzlich die Symptome verlieren <strong>und</strong> sich auch als<br />

geheilt verstehen. Nun wird jeder, der einen Eingriff<br />

gemacht hat, sagen, das lag an der Pille oder an der<br />

Operation. Aber wir können streng wissenschaftlich nie<br />

sagen, was am Ende gewirkt hat.“<br />

Lange Zeit haben Wissenschaftler immer nur unterschieden<br />

zwischen dem Kämpfertyp, der mit aller Kraft<br />

gegen seine Erkrankung angeht <strong>und</strong> Menschen, die<br />

ihren Krebs stoisch akzeptieren, was als schlechtere<br />

Bewältigungsstrategie galt, erläutert Rolf Verrres. Viel


wichtiger sei es darauf zu schauen, welchen Sinn ein<br />

Mensch seiner Erkrankung abgewinnt <strong>und</strong> welche Konsequenzen<br />

er daraus zieht. Dementsprechend können<br />

die inneren Kraftquellen aktiviert werden. „Man hat in der<br />

Forschung zu stark angenommen, dass das Kämpfen in<br />

jedem Fall die bessere Gr<strong>und</strong>haltung ist. Das ist aber wissenschaftlich<br />

überhaupt nicht haltbar. Menschen, die<br />

eine Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft entwickeln, sich zu fügen,<br />

sich abzufinden, sich gleichzeitig aber mit Hoffnung in<br />

größere Zusammenhänge einfügen, wie zum Beispiel<br />

beten, die werden auf diese Weise vielleicht etwas<br />

erleichtert, weniger verkrampft, weniger angespannt,<br />

weniger verbissen. Und aus dieser gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Erleichterung, die man auch mit Loslassen, Hingabe<br />

oder Vertrauen in ein größeres Ganzes bezeichnen<br />

kann, kann natürlich das gesamte immunologische<br />

System beruhigt werden.“<br />

Rolf Verres kennt viele Menschen, die in der Krankheit<br />

enorme Fähigkeiten entwickelt haben <strong>und</strong> über sich<br />

selbst hinaus gewachsen sind. Sie kommen da<strong>bei</strong> zu<br />

Lebensfragen, die sie im normalen Alltag permanent<br />

ausgeblendet haben.<br />

„Ich kann nur sagen, dass ich <strong>bei</strong> vielen Krebserkrankten<br />

diese Bereitschaft sehe, sich ganz gr<strong>und</strong>sätzlich mit<br />

ihrem bisherigen Leben kritisch auseinander zu setzen<br />

<strong>und</strong> Schlussfolgerungen aus der Krankheit zu ziehen. Und<br />

ich kann immer wieder feststellen, dass diese Menschen<br />

bewusster, intensiver, besser <strong>und</strong> gesünder leben, als<br />

wenn sie das nicht täten. Und darauf zu vertrauen, dass<br />

Menschen diese Fähigkeit haben, das ist etwas, was ich<br />

den Ärzten auch wünsche. Wenn Ärzte das <strong>bei</strong> ihren<br />

Patienten spüren, dann können sie sich auch mit deren<br />

Fähigkeiten verbünden <strong>und</strong> daraus kann sich ein viel<br />

schöneres Arzt - Patient-Verhältnis entwickeln, als wenn<br />

man die Patienten nur als arme leidende Opfer ihrer<br />

Krankheit sieht.“<br />

Ärzte üben in unserer technologischen Gesellschaft eine<br />

ähnliche Funktion aus wie in traditionellen Kulturen der<br />

Schamane. Das liegt wesentlich an dem Glauben, den<br />

die Menschen auf den Arzt projizieren. Der Urwalddoktor<br />

Albert Schweitzer hat mal gesagt:„Alle Patienten tragen<br />

ihren eigenen Arzt in sich. Sie kommen zu uns, ohne<br />

diese Wahrheit zu kennen. Wir sind dann am erfolgreichsten,<br />

wenn wir dem Arzt, der in jedem Patienten steckt,<br />

die Chance geben, in Funktion zu treten.“<br />

Was aber, wenn ein Arzt mit dieser Verantwortung nicht<br />

gut umzugehen weiß? Unbedachte Worte aus dem<br />

M<strong>und</strong> eines Arztes können vernichtend sein. Christiane<br />

Pohl fällt da<strong>bei</strong> die Geschichte ihres Onkels ein, der<br />

einen Schlaganfall erlitten hatte. „Nach der Behandlung<br />

ging es ihm schon sehr viel besser. Trotzdem hat eine<br />

Ärztin dann zu ihm gesagt, dass er in ein Pflegeheim<br />

muss <strong>und</strong> stets auf Hilfe angewiesen sein wird. Das war<br />

für meinen Onkel so ein Schock, dass er sich nach diesem<br />

Gespräch weigerte, Medikamente zu nehmen <strong>und</strong><br />

sich völlig aufgab <strong>und</strong> nach zwei St<strong>und</strong>en war er tot. Für<br />

diese Ärztin kam sein Tod völlig überraschend, für mich<br />

gar nicht. Das hatte wirklich etwas von Verhexung, finde<br />

ich, denn diese Ärztin hat meinem Onkel den Lebensmut<br />

genommen <strong>und</strong> ihn gebrochen. Er hat sich dann<br />

selbst aufgegeben. Die Ärztin hatte meinem Onkel die<br />

Selbstheilungskräfte abgesprochen. Diese Kräfte, die es<br />

ermöglichen, dass es einem immer besser geht.“<br />

Die Heilkraft von Liebe <strong>und</strong> Mitgefühl wird in der Medizin<br />

noch immer gering geschätzt. Darum ist es überaus<br />

wichtig, sich einen Arzt oder Therapeuten zu suchen, der<br />

nicht nur fachlich kompetent ist, sondern auch zugewandt<br />

<strong>und</strong> mitfühlend. Paracelsus, eine der bedeutendsten<br />

Persönlichkeiten der Medizingeschichte soll gesagt<br />

haben: „Liebe ist der höchste Grad der Arznei.“ Liebe im<br />

Sinne von Zuwendung <strong>und</strong> Mitgefühl war für Paracelsus<br />

der Schlüssel zur Heilung. Der Volksm<strong>und</strong> machte daraus:<br />

Liebe ist die beste Medizin.<br />

Eine neue Forschungsrichtung, die Psychoneuroimmunologie,<br />

bestätigt inzwischen altes Heilwissen. Wissenschaftler<br />

können heute nachweisen, wie positive Gefühle<br />

<strong>und</strong> Einstellungen die Biochemie des Körpers verändern<br />

<strong>und</strong> das Immunsystem stärken.<br />

Theodor Petzold, Allgemeinmediziner <strong>und</strong> Arzt für Naturheilverfahren,<br />

sagt: „Lachen ist ges<strong>und</strong>. Die Psychoneuroimmunologie<br />

hat nachgewiesen, dass Lachen das<br />

Immunsystem anregt, die Zahl der weißen Blutkörperchen<br />

erhöht. Selbstbestimmung ist ein großer Ges<strong>und</strong>heitsfaktor,<br />

genauso wie Hoffnung, Sinnerfüllung <strong>und</strong> Lust<br />

auf verschiedenen Ebenen. Wenn der Mensch Glück,<br />

Vertrauen <strong>und</strong> Glauben empfindet dann werden Endorphine<br />

ausgeschüttet, also körpereigene Glückshormone.“<br />

Ist der Glaube an die Heilkraft von Liebe <strong>und</strong> Vertrauen<br />

nicht einfach bloß ein Placebo, wird der Skeptiker fra-<br />

45


gen. Aber gerade der Placeboeffekt ist ein beeindrukkendes<br />

Beispiel dafür, wie sehr Menschen fähig sind,<br />

ungeahnte Selbstheilungkräfte in sich zu mobilisieren.<br />

Placebo, lateinisch, heißt übersetzt: ich werde gefallen.<br />

Theodor Petzold: „Dieses Vertrauen, dass ich weiß, ich<br />

gefalle, ich bin geliebt, ich bin ok. Placebo-Effekt besagt<br />

ja, wenn man ein Medikament oder auch eine chirurgische<br />

Operation über sich ergehen lässt, die eigentlich<br />

wirkungslos ist – trotzdem wirkt ist, weil man daran<br />

geglaubt hat. Und dieser Glaube ist das was uns hilft.<br />

Man hat auch festgestellt, dass Operationen den stärksten<br />

Placebo-Effekt haben. Menschen mit Bauchschmerzen<br />

werden operiert, ohne dass man etwas<br />

macht, trotzdem sind die Bauchschmerzen danach verschw<strong>und</strong>en.“<br />

Wie ein Placebo wirkt, ist bislang nicht<br />

bekannt. Allerdings ist es notwendig, dass der Patient<br />

vollkommenes Vertrauen in die Wirkung hat, ähnlich<br />

dem kindlichen Urvertrauen. Wenn die Mutter ihre Hand<br />

liebevoll auf die Stirn ihres Kindes legt, ist der schwerste<br />

Kopfschmerz unter Umständen verschw<strong>und</strong>en. Mit dem<br />

Spruch „Heile heile Segen...“ kann eine Mutter, wenn sie<br />

eine Autoritätsperson ist <strong>und</strong> das Kind an sie glaubt,<br />

wahre W<strong>und</strong>er bewirken.<br />

Heilungsgeschichten haben für viele etwas Faszinierendes.<br />

Vielleicht weil sie Mut machen <strong>und</strong> Hoffnung wekken.<br />

Gabi Tenfelde, die selbst an Krebs erkrankt war, kennt<br />

viele Geschichten. „Ich erinnere mich an eine Frau aus<br />

Nürnberg, der man<br />

gesagt hatte: du<br />

hast noch drei<br />

Monate zu leben<br />

<strong>und</strong> die sich<br />

gefragt hat: was<br />

möchte ich gerne<br />

machen? Sie wollte<br />

gerne nach Kuba,<br />

sie wollte immer<br />

schon nach Kuba<br />

<strong>und</strong> sie hatte noch<br />

1500 Mark auf<br />

ihrem Konto. Sie<br />

hat das Geld<br />

genommen <strong>und</strong> ist<br />

nach Kuba geflogen. Sie hat erst mal nur für 14 Tage<br />

gebucht, weil sie ja nicht wusste, wie es mit ihr weiterge-<br />

46<br />

hen würde. Und dann hat sie in Kuba all das gelebt, was<br />

sie schon immer leben wollte. Sowohl was Männer anbelangt,<br />

Sexualität, Tanzen, das Leben. Sie ist nach einem<br />

halben Jahr zurückgekommen <strong>und</strong> war geheilt.“<br />

Wie Heilung geschieht, das ist immer noch ein großes<br />

Geheimnis. Die Ges<strong>und</strong>heits-wissenschaftlerin Annelie<br />

Keil glaubt, dass die Liebe zum eigenen Körper, zur<br />

Seele <strong>und</strong> zu den Gedanken eine wesentliche Rolle<br />

da<strong>bei</strong> spielt. „Dies alles sind gemeinsame Träger eines<br />

Prozesses, der am Ende eine Heilung darstellt, die aber<br />

für die Außenwelt <strong>und</strong> oft auch für den Mensch selber<br />

ein Geheimnis ist. Ich nenne die Heilung deshalb auch<br />

eine Art Offenbarung. Ich nehme diesen eher theologischen<br />

Begriff, denn es offenbart sich uns eine innere wieder<br />

zusammengefügte Ordnung.“<br />

Genesungsprozesse sind manchmal so umfassend,<br />

dass sie das ganze Leben verändern. Gaby Tenfelde<br />

aus Hamburg gab ihre Karriere als Pädagogin auf <strong>und</strong><br />

begleitet jetzt beruflich andere Menschen auf dem Heilungsweg:<br />

„Ich habe den Krebs für mich selbst als große<br />

Chance zur Veränderung erlebt <strong>und</strong> möchte das an<br />

andere Menschen weitergeben. Und ich ermuntere sie,<br />

den Mut zu haben, das zu tun, was sie schon immer tun<br />

wollten, weil das nämlich genau die Heilung ist. Sie kommen<br />

dadurch zu ihrem Selbst. Was ihre Seele manchmal<br />

schon Jahrzehnte möchte, das erlauben sie sich in dieser<br />

so genannten Notsituation, wo es um Leben <strong>und</strong> Tod<br />

geht. Also wenn ich<br />

mich aktiviere in<br />

dem was ich<br />

möchte, aktiviere<br />

ich automatisch<br />

meine Selbstheilungskräfte.“<br />

Sein Herz zu öffnen,<br />

echte Gefühle zu<br />

zeigen <strong>und</strong> der<br />

inneren Stimme zu<br />

folgen, all das soll<br />

das Immunsystem<br />

stärken. Doch die<br />

Selbstheilungskräfte<br />

können nur funktionieren,<br />

wenn auch der Körper zur Selbstregulation fähig<br />

ist.


Wenn ein Mensch keinen Lebenssinn mehr spürt <strong>und</strong> das<br />

Gefühl hat, in seinen wichtigsten Bedürfnissen gehemmt<br />

zu sein, dann sind auch die Selbstheilungskräfte blokkiert,<br />

erklärt Professor Ronald Grossarth-Maticek: „Wenn<br />

ein Mensch abhängig ist von Bedingungen, Zuständen<br />

oder Substanzen, die immer wieder negative Folgen für<br />

ihn haben – zum Beispiel eine Abhängigkeit, die in der<br />

Kindheit entstanden ist, vom Vater oder von der Mutter,<br />

die abweisend waren, von denen man sich nie mehr<br />

distanzieren kann <strong>und</strong> zu denen man auch die<br />

erwünschte Nähe nicht finden kann – so eine chronische<br />

Abhängigkeit kann die Selbstheilungskräfte ein Leben<br />

lang enorm blockieren. Die Selbstheilungskräfte sind<br />

übersetzt in unsere Theorie nichts anderes als die Reaktion<br />

des Organismus auf eine im komplexen System<br />

erreichte Lust. Wenn Sie Lust, Wohlbefinden, Sinnerfüllung<br />

<strong>und</strong> Sicherheit haben <strong>und</strong> glücklich sind, dann setzen<br />

die Selbstheilungskräfte automatisch ein <strong>und</strong> wenn Sie<br />

unglücklich sind, keinen Weg finden, um Ihr Wohlbefinden<br />

zu verbessern <strong>und</strong> Sie lieber sterben als leben, dann<br />

setzen sie automatisch ab.“<br />

Professor Grossarth-Maticek hat umfangreiche Studien<br />

zur Erforschung seelisch-körperlicher Wechselwirkungen<br />

durchgeführt. Er konnte zum Beispiel zeigen, dass Menschen,<br />

die in Unzufriedenheit, Sinnlosigkeit <strong>und</strong> Unlust verharren,<br />

ein höheres Risiko haben, chronisch zu erkranken<br />

beziehungsweise noch kranker zu werden als sie schon<br />

sind. Sich aus inneren Verstrickungen zu lösen, bedeutet<br />

seelische Ar<strong>bei</strong>t. Psychotherapie ist eine Möglichkeit, sich<br />

auf dem Heilungsweg geistig-seelische Unterstützung zu<br />

holen <strong>und</strong> die Selbstheilungskräfte in Gang zu bringen.<br />

Über 300 verschiedene Formen von Psychotherapie gibt<br />

es inzwischen. Grossarth-Maticek hat ein Kurzzeit-Training<br />

entwickelt, das die Autonomie anregen soll: „Wenn der<br />

Mensch lernt, im Autonomietraining oder in einer guten<br />

Psychotherapie, die auch die Autonomie anregt, zu sich<br />

selbst zu finden, das heißt sich selbst zu aktivieren <strong>und</strong><br />

Kommunikationsbedingungen herzustellen, die ihm gut<br />

tun, dann harmonisieren sich die Gehirnfunktionen.“<br />

Aber auch Psychotherapie ist keine Garantie für Heilung.<br />

Ob sich in einer Therapie heilende Kräfte entfalten,<br />

hängt ganz wesentlich von der Beziehung zwischen Therapeut<br />

<strong>und</strong> Klient ab. Forscher unterschiedlicher Schulen<br />

haben unabhängig voneinander festgestellt, dass diese<br />

Beziehung der zentrale Wirkfaktor in jeder Psychotherapie<br />

ist. Dennoch haben unterschiedliche Therapiemethoden<br />

<strong>und</strong> Techniken durchaus ihren Sinn. Dem einen hilft<br />

vielleicht eher eine Körpertherapie, dem anderen eine<br />

Gesprächstherapie <strong>und</strong> dem Nächsten eine Hypnosetherapie.<br />

Viele Psychotherapeuten machen die Erfahrung, dass<br />

die therapeutische Ar<strong>bei</strong>t mit dem so genannten inneren<br />

Kind enorme Selbstheilungskräfte freisetzen kann. Die<br />

Schweizer Psychoanalytikerin Ursula Wirtz empfindet die<br />

spirituelle Dimension in der Therapie, besonders in der<br />

Traumatherapie, als heilungsfördernd: „Das Zentrale im<br />

Trauma ist ja, dass Menschen wie aus einem Sinnkosmos<br />

herausfallen. Sie sind nicht mehr beheimatet. Alles was<br />

dem Leben vorher Bedeutung <strong>und</strong> Struktur gegeben<br />

hat, ist zerschmettert. Und dann ist jedes natürliche<br />

Bemühen des Menschen so: warum ich? Wie kann ich je<br />

wieder glauben, hoffen, lieben? Und der Weg wäre: wie<br />

kann ich diesen Abgr<strong>und</strong>, der für mich schrecklich ist,<br />

wie kann der zum innersten Selengr<strong>und</strong> werden. Das<br />

wäre dann die potentielle Wandlungskraft des Traumas,<br />

dass aus dem Nichts <strong>und</strong> aus der Leere heraus ich mich<br />

selbst neu erfahren kann <strong>und</strong> ich muss sagen: das gibt<br />

es. Ich habe Menschen begleitet, die gefoltert worden<br />

sind, ich kenne Menschen, die den Holocaust überlebt<br />

haben <strong>und</strong> die durch diese Erfahrung andere Menschen<br />

geworden sind. Durch die Begegnung mit dem<br />

Tod mitten im Leben hat sich etwas verändert für sie.“<br />

Der Weg zur Heilung ist häufig ein intensiver Wandlungsprozess.<br />

Menschen mögen die unterschiedlichsten körperlichen<br />

<strong>und</strong> seelischen Abgründe durchlaufen - wenn<br />

sie den Zugang zur Lösung finden, bietet das Erlebte das<br />

Potential für eine tiefe innere Transformation. Ursula Wirtz:<br />

„Diese spirituelle Dimension, die es möglich macht, dass<br />

etwas was zerstört, auch die Potentialität hat, neu zu ordnen.<br />

Das ist ja die Kreativität, an den Rändern geschieht<br />

das Neue. Dass aus dem Chaos ein neuer Kosmos wieder<br />

werden kann.“<br />

GISELA LAURENZ<br />

Die Autorin ist Journalistin <strong>und</strong> ar<strong>bei</strong>tet<br />

als freie Autorin vor allem für den Hörfunk.<br />

47


48<br />

Termine 2006<br />

19. März 7. Niedersächsischer<br />

Krebsinformationstag Osnabrück<br />

22. – 26. März 27. Deutscher Krebskongress Berlin<br />

27. – 29. April 52. Tagung der Nordrhein-Westfälischen<br />

Gesellschaft für Urologie Düsseldorf<br />

29. April 3. Krebsinformationstag im Ruhrgebiet Oberhausen<br />

04. – 06. Mai 47. Jahrestagung der Südwest-<br />

deutschen Gesellschaft für Urologie Frankfurt<br />

06. Mai 20. Hannoverscher Selbsthilfetag Hannover<br />

20. – 23. September 58. Kongress der Deutschen<br />

Gesellschaft für Urologie Hamburg<br />

Nähere Angaben entnehmen Sie bitte der örtlichen Presse!<br />

Sprechst<strong>und</strong>e<br />

<strong>Prostatakrebs</strong><br />

Dienstag, 3. Januar 2006, 10.10 - 11.30 Uhr<br />

Studiogäste: Prof. Lothar Hertle,<br />

Direktor der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Urologie<br />

Universitätsklinikum Münster<br />

Wolfgang Petter,<br />

Vorsitzender B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe e. V.<br />

Moderation: Carsten Schroeder<br />

Kostenfreies Hörertelefon während der Sendung: Tel: 00800 / 44 64 44 64<br />

FAX: 00800 / 44 64 44 65<br />

Die Frequenzen des Deutschlandfunks für Ihr jeweiliges Empfangsgebiet erfahren Sie unter:<br />

http://www.dradio.de/dlf/frequenzen<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>Prostatakrebs</strong> Selbsthilfe<br />

Vereinsinterne Ankündigung<br />

Dresdner <strong>Prostatakrebs</strong>gespräche 2006<br />

16. – 18. Juni 2006<br />

Mitgliederversammlung<br />

Hannover<br />

24. – 26. November 2006


✂<br />

Die Anleitung für den<br />

selbstbestimmten Patienten<br />

Dr. med. Stephen B. Strum, FACP<br />

Onkologe mit Schwerpunkt <strong>Prostatakrebs</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Donna Pogliano<br />

Partnerin eines Mitstreiters im Kampf gegen den <strong>Prostatakrebs</strong><br />

Erste deutsche Ausgabe<br />

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Ex. Ratgeber zum <strong>Prostatakrebs</strong><br />

zum Preis von €19,95<br />

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Diese Ausgabe erscheint mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung durch:<br />

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Dr. med. Stephen B. Strum, FACP<br />

Onkologe mit Schwerpunkt <strong>Prostatakrebs</strong><br />

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Donna Pogliano<br />

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Erste deutsche Ausgabe<br />

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30018 Hannover<br />

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