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Begrüßung Wir feiern zusammen Gottesdienst am letzten Sonntag ...

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<strong>Begrüßung</strong><br />

Ewigkeitssonntag 25. November 2012 Markusgemeinde Backnang Koschel Jes 65,17-25 1<br />

<strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>zus<strong>am</strong>men</strong> <strong>Gottesdienst</strong> <strong>am</strong> <strong>letzten</strong> <strong>Sonntag</strong> im Kirchenjahr. Ich<br />

begrüße Sie, besonders diejenigen, die in diesem Kirchenjahr Abschied von<br />

einem Angehörigen nehmen mussten.<br />

Totensonntag - <strong>Wir</strong> denken an diejenigen, die von uns gegangen sind, deren<br />

N<strong>am</strong>en wir nennen werden, für die wir eine Kerze anzünden, und an die<br />

anderen, die schon länger tot sind. <strong>Wir</strong> denken auch an unsere eigene<br />

Begrenzung.<br />

Ewigkeitssonntag - wir sprechen und singen von unserer Hoffnung, die über den<br />

Tod hinausgeht, die Gott zutraut, dass seine Liebe zu uns ohne Ende ist.<br />

Wochenspruch Lk 12,35: Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter<br />

brennen


Ewigkeitssonntag 25. November 2012 Markusgemeinde Backnang Koschel Jes 65,17-25 2<br />

17 Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass<br />

man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen<br />

wird. 18 Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn<br />

siehe, ich will Jerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freude, 19 und<br />

ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in<br />

ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens.<br />

20 Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die<br />

ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und<br />

wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht. 21 Sie werden Häuser<br />

bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen.<br />

22 Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein<br />

anderer esse. Denn die Tage meines Volks werden sein wie die Tage eines<br />

Baumes, und ihrer Hände Werk werden meine Auserwählten genießen. 23 Sie<br />

sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen;<br />

denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des HERRN, und ihre<br />

Nachkommen sind bei ihnen.<br />

24 Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch<br />

reden, will ich hören. 25 Wolf und Schaf sollen beieinander weiden; der Löwe<br />

wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Sie<br />

werden weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge,<br />

spricht der HERR.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

Was für einen Text haben wir an diesem <strong>Sonntag</strong>morgen geschenkt bekommen.<br />

Ein alttest<strong>am</strong>entlicher Verheißungstext voll schöner, hoffnungsvoller Bilder, die<br />

Mut machen wollen zum Leben.<br />

Worte, die sich gegen die Verzweiflung und Gleichgültigkeit aufrichten, die uns<br />

sonst immer einreden will: Es ist alles umsonst, es ist alles vergänglich, es ist<br />

alles tot.<br />

Nein! ruft Jesaja:<br />

Kein Aufwand war umsonst.<br />

Keine Mühen waren vergebens.<br />

Keine Begegnung unbedeutend.<br />

Keine Hilfe vergeblich.<br />

Und der Tod bleibt nicht das letzte Wort, das gesprochen wurde.


Ewigkeitssonntag 25. November 2012 Markusgemeinde Backnang Koschel Jes 65,17-25 3<br />

Das freilich ist erst neutest<strong>am</strong>entliches Gedanken- und Glaubensgut. Der<br />

christliche Glaube, der erst durch den Auferstandenen möglich wurde, durch den<br />

dem Tod sein Anspruch auf letzte Endgültigkeit genommen wurde.<br />

Bei Jesaja ist aber schon in Ansetzen zu erkennen, was später in Erfüllung ging:<br />

Jerusalem sollte wieder die Stadt werden, wo Kinder auf den Straßen spielen<br />

und Alte Menschen auf ein langes Leben zurückblicken können.<br />

Gott will es so: ein neuer Himmel, eine neue Erde, ein fröhliches Jerusalem.<br />

Das ist aber nicht das Jerusalem unserer Tage, werden Sie vielleicht denken.<br />

Von dort hört man wenig Erfreuliches. Man ist dort kaum des Lebens sicher. Die<br />

Sprache, die dort derzeit gesprochen wird, kennt vor allem die Worte Hass und<br />

Vergeltung.<br />

Ist mit diesem traurigen Hintergrund dieser schöne Text überflüssig und außer<br />

Kraft gesetzt?<br />

Um diese Frage beantworten zu können, fangen wir <strong>am</strong> besten erst einmal mit<br />

dem Jerusalem Jesajas an.<br />

Vor 2.500 Jahren war das Volk Israel aus der babylonischen Verschleppung<br />

befreit worden und konnte endlich heimkehren. Überglücklich, ja euphorisch<br />

hatte man sich die Rückkehr ins gelobte Land in den schönsten Farben der<br />

Phantasie vorgestellt.<br />

Alles sollte anders, neu, besser werden.<br />

Doch in Jerusalem erwartete sie ein zerstörter Tempel, die Häuser waren meist<br />

verfallen, das Land verwahrlost.<br />

Schmerzlich entdeckte man, dass die überschwänglichen Träume nicht so<br />

einfach in Erfüllung gehen würden.<br />

Hunger und Not, Krankheit und Verzweiflung bestimmten den Alltag.<br />

Mit einer solch verheerenden Niederlage ihrer Hoffnungen hatten sie nicht<br />

gerechnet. Ohnmacht und tiefe Depression lagen über dem gelobten Land wie<br />

eine tödliche Bedrohung.<br />

Man schien bereit, aufzugeben und vom Leben Abschied zu nehmen.<br />

Wozu Häuser bauen, wenn Feinde sie wieder zerstören können?<br />

Warum Weinreben pflanzen, wenn die Ernte verloren geht?<br />

Wozu Kinder zeugen und gebären, wenn es für sie keine Zukunft gibt?<br />

In solchen Fragen verbirgt sich eine tiefer Verlust an Vertrauen, dass das Leben<br />

doch gelingen, zur Ganzheit finden und sich auch in Zukunft entfalten kann.<br />

Der Prophet weiß, wie sehr wir Menschen unter dem Fragmentarischen, dem<br />

Bruchstückhaften unseres Lebens leiden.<br />

Abbruch, Misslingen und Zerstörung bedrohen uns in allen Schattierungen.


Ewigkeitssonntag 25. November 2012 Markusgemeinde Backnang Koschel Jes 65,17-25 4<br />

Doch Jesaja weiß auch, dass wir eine Vision von Ganzheit dringend benötigen,<br />

um das Unvollendete im Leben annehmen und bewältigen zu können.<br />

Inmitten dieses Nachsinnens hat Jesaja dann - ich denke in einem Traum, wie<br />

d<strong>am</strong>als Jakob, der von einer Himmelsleiter träumte - die visionäre Stimme<br />

Gottes vernommen.<br />

Mit der Weitergabe dieser göttlichen Botschaft will Jesaja den Verzweifelten<br />

helfen, zurückhelfen auf den Weg ins Leben.<br />

Er weiß:<br />

Erst die Vision des Ganzen macht Mut, <strong>am</strong> Fragment zu arbeiten.<br />

Erst die Vision Gottes von einem neuen Himmel und einer neuen Erde gibt uns<br />

die Kraft, Rückschläge zu verkraften.<br />

D<strong>am</strong>als lag Jerusalem in Trümmern. Insofern war es noch schlimmer dran als<br />

das heutige Jerusalem.<br />

Auch wenn alles Äußere dagegen spricht: Jesajas Verheißung gilt bis heute.<br />

Auch wenn es kaum vorstellbar ist, aber wenn Wolf und Schaf, Löwe und Rind,<br />

Palästinenser und Juden friedlich miteinander in dem Land wohnten, wäre das<br />

nicht ein großer Segen für die Welt?<br />

Hier möchte ich noch einmal genau auf den Text hören: Denn siehe, ich will<br />

Jerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freude...<br />

Wer spricht denn da? Gott, der Herr.<br />

Er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.<br />

Eine Welt, die neu ist, keine veränderte Welt. Eine Welt, in der man nicht mehr<br />

des Vergangenen gedenken und nachtrauern muss.<br />

Das meint doch auch, dass hier nicht Altes wieder hervorgeholt und nur neu<br />

organisiert wird. Sozusagen das Alte unter neuem N<strong>am</strong>en.<br />

Nein: Gott will wirklich alles Neu schaffen.<br />

Das ist die frohe Botschaft, die in diesem Text steckt.<br />

Dass wir vom dauernden Blick zurück befreit werden.<br />

Solche Freiheit, solche Freude will er schenken.<br />

<strong>Wir</strong> wissen, dass das Alte, das Vergangene uns so sehr belasten kann, dass wir<br />

kaum noch Luft zum Atmen bekommen.<br />

Die Methode der Psychologie fußt gerade auf dieser Erkenntnis, dass unsere


Ewigkeitssonntag 25. November 2012 Markusgemeinde Backnang Koschel Jes 65,17-25 5<br />

Lebenssicht und unser Lebensverhalten aus der Vergangenheit vorbestimmt ist:<br />

Was ich als Kind gelernt habe, um mich zu schützen, um mich mit der Umwelt<br />

auseinanderzusetzen und anzupassen, das prägt mein Verhalten lebenslang.<br />

Wer darunter leidet kommt ohne Hilfe nicht raus.<br />

Darum blickt der Psychologe zurück und betreibt Ursachenforschung, um zu<br />

helfen.<br />

Im Predigttext passiert genau das Gegenteil: Der Blick zurück entfällt. Man<br />

braucht nicht mehr Ursachenforschung betreiben und sich das, was man erlebt<br />

und vor allem falsch angelernt oder versäumt hat, zu Herzen zu nehmen.<br />

Ein “es ist alles umsonst” wird es nicht mehr geben. Weil etwas Wunderbares<br />

vor uns liegt.<br />

Ein wenig hilft uns aber auch hier der Blick zurück, um uns das in Ansätzen<br />

vorstellen zu können, was von Gott her auf uns alle zukommt. Denn im<br />

Rückblick haben wir nicht nur schlechte Erinnerungen, sondern auch schöne: an<br />

besondere Tage, unwiederholbare Stimmungen, wunderbare Gefühle, tolle<br />

Erlebnisse.<br />

Aber all das kann die Freude, die in diesem neuen Himmel sein wird, nicht<br />

ausdrücken.<br />

Es wird noch schöner sein.<br />

Deshalb brauchen wir auch den schönen Erlebnissen nicht nachtrauern.<br />

Gerade auch dann nicht, wenn sie unwiederholbar sind, weil sie mit Menschen<br />

und Zeiten verbunden sind, die hier unwiederbringlich vorbei sind.<br />

Es ist nichts umsonst.<br />

Nicht umsonst gelebt.<br />

Nicht umsonst gefreut.<br />

Nicht umsonst gelitten.<br />

Es wird nur schöner werden.<br />

Das ist die Botschaft heute an diesem Toten- und Ewigkeitssonntag.<br />

Zugleich heißt dieser Tag aber auch Totensonntag, weil wir der Toten dieses<br />

Kirchenjahres gedenken.<br />

Dabei werfen wir den Blick zurück auf traurige Tage in diesem Jahr.<br />

Tage, die das Herz eng schnüren und die Augen feucht werden lassen.<br />

Es kommen in unsere <strong>Gottesdienst</strong>e heute Menschen, die im vergangenen Jahr<br />

einen lieben Angehörigen oder Freund verloren haben.


Ewigkeitssonntag 25. November 2012 Markusgemeinde Backnang Koschel Jes 65,17-25 6<br />

Der Tod eines Angehörigen hat in den F<strong>am</strong>ilien, an den Arbeitsplätzen und bei<br />

den Freunden ein großes Loch hinterlassen - eine Leere, die in dieser Stunde<br />

noch einmal besonders deutlich zu spüren ist.<br />

Das sind Wunden, die nur ganz langs<strong>am</strong> verheilen wollen. Erinnerungen werden<br />

wieder lebendig und mit ihnen auch die Trauer und die Verzweiflung über den<br />

Verlust eines geliebten und geschätzten Menschen.<br />

Der Totensonntag erinnert uns an Trauer, Vereins<strong>am</strong>ung und schwere<br />

Enttäuschungen - an Situationen, in denen wir vor den Trümmern unseres<br />

bisherigen Lebens gestanden haben, an Rückschläge, von denen wir uns<br />

vielleicht bis heute nur schwer erholt haben.<br />

Hier, in unserem <strong>Gottesdienst</strong>, muss sich niemand seiner Traurigkeit und seiner<br />

Tränen schämen. Hier ist Raum, im Angesicht Gottes, zu fragen, wie ich neue<br />

Hoffnung finden kann, trotz schwerer Rückschläge und erlittener<br />

Enttäuschungen. Hier ist die Zeit, auch auf eine andere Stimme zu hören - auf<br />

die Stimme Gottes, die sagt: "Es ist nicht alles umsonst, was du erlebt und<br />

erlitten hast! Du hast eine Zukunft vor dir."<br />

Liebe Gemeinde,<br />

Totensonntag und Ewigkeitssonntag sind die beiden Bezeichnungen dieses<br />

einen Tages.<br />

<strong>Wir</strong> denken deshalb heute an unsere Verstorbenen, denen wir nachher fürbittend<br />

gedenken wollen.<br />

Zugleich hören wir Gedanken über die Ewigkeit, die uns direkt ansprechen, die<br />

wir hier noch leben dürfen.<br />

So soll unser Lebensweg weitergehen: Wenn wir die Dinge dieser Welt zu<br />

nehmen lernen als das, was sie sind: Vorläufig und keinesfalls wert, dass wir<br />

unser Herz dranhängen.<br />

Es ist nicht alles umsonst. Auch wenn alles Leben dem Auge nach vergänglich<br />

ist. <strong>Wir</strong> dürfen heute wissen - und als Christen steht uns der auferstandene Herr<br />

dafür ein - dass ein neuer Himmel und eine neue Erde auf uns warten.<br />

Wer Gott das abnimmt, wer seine Hände für das Geschenk dieser Zukunft öffnet,<br />

der kann die Dinge und Gegebenheiten dieser Welt loslassen.<br />

Wer Gott das glaubt, für den ist nichts umsonst, was wir tun und erleben.<br />

Und von Tränen, die wir weinen, wird vor Gott keine umsonst geweint sein.<br />

Denn die hoffnungsvolle Freude kommt aus dem, was Gott neu schaffen wird.<br />

Amen

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