Reisebericht - Fishermen Travel Club, Zürich
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Herrscher der Lüfte:<br />
Majestätische Weißkopf-Seeadler<br />
beäugen die Geschehnisse am<br />
Nushagak ganz genau.<br />
Versemmel’ den Anhieb. Kommentarlos<br />
fische ich weiter, doch PeWe hat alles<br />
gesehen. „Biss gehabt, oder?“ fragt<br />
er mit schweizerisch rollendem „r“ und<br />
legt dabei ein fürchterliches Lachen an<br />
den Tag. „War vielleicht auch nur der<br />
Grund!“ flunkere ich und werfe umso<br />
weiter aus.<br />
Stefan hakt währenddessen einen<br />
Lachs ganz dicht am Ufer. ‘War klar’,<br />
denke ich und überlege, ob ich den<br />
Köder wechseln soll, als es einen mächtigen<br />
Schlag in der Rute gibt. Reflexartig<br />
reiße ich sie hoch. Im gleichen<br />
Moment wird sie wieder zum Wasser<br />
gezogen, begleitet vom Kreischen der<br />
Rollenbremse. Blitzschnell klaut mir<br />
mein Gegenüber einige Meter der gelben<br />
Geflochtenen. Die Fluchten sind<br />
kurz und kräftig. Aufgepasst: Mit einem<br />
Affenzahn rast mir der Lachs fast<br />
durch die Beine. Danach schwinden<br />
seine Kräfte, und ich lande meinen ersten<br />
Silberlachs. Überglücklich halte<br />
ich den blanken Fisch in Händen.<br />
In den nächsten Tagen<br />
erleben wir eine Angelei,<br />
die ich bisher noch nicht<br />
erlebt habe. Immer mehr<br />
Silberlachse ziehen den<br />
Nushagak hinauf zu<br />
ihren Laichplätzen. Wir<br />
fangen und fangen und fangen... Ob<br />
Spinner, Blinker, Streamer oder Rogen<br />
-- die Lachse attackieren jeden Köder.<br />
Es wäre kein Problem, 50 oder 100<br />
Fische an einem Tag zu fangen.<br />
So seltsam es jedoch auch klingen<br />
mag: Für mich rückt das Angeln bei<br />
diesem unheimlichen Fischreichtum<br />
schnell in den Hintergrund. Im Vordergrund<br />
steht das Erlebnis Alaska an<br />
sich. „Entweder man liebt es, oder man<br />
hasst es“, formuliert es Gunda treffend<br />
und fügt hinzu, dass man Alaska nicht<br />
mit den Augen, sondern mit dem Herzen<br />
sehen und lieben muss. Als Naturliebhaber<br />
ist es ein Leichtes, sich in<br />
dieses Land voller Abenteuer zu vergucken<br />
und sich in der Weite zu verlieren.<br />
Auch wir dürfen während unseres<br />
Aufenthalts im „Salmon Paradise“ wundervolle<br />
Momente genießen. Zum Beispiel<br />
als eine Elchkuh den Nushagak<br />
direkt vor unserer Lodge durchschwimmt,<br />
um dann genüsslich am<br />
Ufer mit ihren beiden Kälbern zu grasen.<br />
Unsere Augen kleben an den<br />
Ferngläsern, als etwa einen Kilometer<br />
„Wir fangen<br />
und fangen und<br />
fangen...“<br />
ALASKA<br />
dahinter ein bulliger Bär aus dem<br />
Nadelwald poltert und durchs Schilf<br />
stapft. Auf Schritt und Tritt werden wir<br />
auf unseren Angelausflügen von den<br />
majestätischen Weißkopf-Seeadlern beäugt.<br />
Gerne erinnere ich mich auch an<br />
die tollen Lagerfeuer, das freundschaftliche<br />
Zusammensein und die sagenhaften<br />
Sonnenuntergänge. Schnell<br />
ergreift einen in Alaska das Gefühl,<br />
einen Blick für das Wesentliche im<br />
Leben zu bekommen.<br />
Einfach fällt PeWe und mir der Abschied<br />
von der Salmon Paradise Lodge<br />
nicht. Zu sehr haben wir Familie Esletzbichler<br />
ins Herz geschlossen. Unsere<br />
kleine Alaska-Rundreise geht jedoch<br />
weiter. Mit dem Leihwagen fahren wir<br />
von Anchorage auf die östlich gelegene<br />
Kenai-Halbinsel. Unser neues Ziel:<br />
die Silver Budda Lodge bei Soldotna.<br />
Sie liegt direkt am Kenai River, und<br />
der schweizerische Besitzer Walter<br />
„Budda“ Buttauer versteht es, Anglerherzen<br />
höher schlagen zu lassen:<br />
Schöne Zimmer, Sauna,<br />
Whirlpool und Verpflegung<br />
der Extraklasse -- eine<br />
Lodge zum Wohlfühlen.<br />
Als wir am Kenai ankommen,<br />
beißen die Fische<br />
auch hier wie verrückt. Neben<br />
den Silberlachsen steigen jedoch<br />
zudem noch Buckel- und Rotlachse<br />
auf. Ein Vorteil der Silver Budda Lodge<br />
ist ihre zentrale Lage. Nach Soldotna<br />
fährt man nur gut eine halbe Stunde,<br />
was besonders für nichtangelnde<br />
Familienangehörige reizvoll ist. Des<br />
Weiteren liegen nicht allzu weit entfernt<br />
so berühmte Lachsflüsse wie der<br />
Russian oder Kasilof River.<br />
Wer also auf der Silver Budda Lodge<br />
urlaubt, dem stehen alle Möglichkeiten<br />
offen. Zum Beispiel auch ein Ausflug<br />
zum Heilbuttangeln ins direkt am<br />
Pazifik gelegene, gut zwei Autostunden<br />
entfernte Homer. So stehen auch<br />
PeWe und ich frühmorgens um sechs<br />
auf den Planken der Northern Lights,<br />
einem der vielen, modern ausgestatteten<br />
Boote, die täglich hinausfahren.<br />
Freundlich werden wir von Kapitän<br />
Marc und seiner Helferin, der hübschen<br />
Shara, an Bord empfangen. Petrus<br />
meint es gut mit uns, denn wir erwischen<br />
einen wunderschönen Sommertag.<br />
Ein laues Lüftchen weht, als<br />
die Northern Lights in See sticht. Begleitet<br />
von einem eindrucksvollen Son-<br />
FISCH & FANG 12/2006 79