Reko-Drilling
Reko-Drilling
Reko-Drilling
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das neue Gützold-Modell von der<br />
Heizerseite: Man beachte die filigrane<br />
Gestaltung des Triebwerks mit dem<br />
Sonderantrieb für die Steuerung des<br />
mittleren Zylinders.<br />
H0-Modell der DR-Baureihe 58.30 von Gützold<br />
<strong>Reko</strong>-<strong>Drilling</strong><br />
Selbst die Fans dieser sehnlich erwarteten Modell-Lok dürften<br />
überrascht sein: Nach rekordverdächtig kurzer Entwicklungszeit<br />
präsentiert Gützold die Miniaturausgabe der <strong>Reko</strong>-Lokomotive<br />
der Baureihe 58.30. Mit dem stimmigen Erscheinungsbild und<br />
der gelungenen Konstruktion dieses Modells beweist die sächsische<br />
Firma einmal mehr, wozu man in Zwickau fähig ist<br />
Noch unlängst gab es Leute, die in<br />
den vorzüglichen Gützold-Modellen<br />
der Baureihen 18.0 und 19.0 das<br />
Ende der Fahnenstange technischkonstruktiver<br />
Möglichkeiten mit Kunststoff<br />
sahen. Sie dürften sich getäuscht<br />
haben! Nach dem glanzvollen Debüt<br />
der „Kreuzspinne“ (Baureihe 98.0) mit<br />
ihren verwickelten, wider Erwarten<br />
vorbildgerecht beweglichen Triebdrehgestellen<br />
setzt Gützold mit dem Modell<br />
der 58.30 noch eins drauf: Der <strong>Reko</strong>-<br />
<strong>Drilling</strong> en miniature glänzt mit einem<br />
mechanisch funktionstüchtigen Innentriebwerk<br />
samt echter Kropfachse und<br />
dazugehöriger Steuerung – ganz so,<br />
wie es sich für eine 58.30 gehört!<br />
Was zu diesem Modell allgemein zu<br />
sagen ist, gilt erst recht für jedes der<br />
zahlreichen Details wie die vorbildgerecht<br />
freistehenden Handräder, Pumpen<br />
und Leitungen, aber auch solche<br />
charakteristischen Baugruppen bzw.<br />
Einzelteile wie den DR-Mischvorwärmer<br />
über der Rauchkammer und die<br />
abgeschrägten Windleitbleche: Perfektion,<br />
wohin man schaut! Scharfkantige<br />
Konturen, seidenmatter Lack, das für<br />
ein Dampflok-Gestänge so typische,<br />
ölige Dunkel der Steuerung vor dem<br />
matten Rot des Rahmens und der Achsen<br />
– all dies lässt fast vergessen, dass<br />
Gützolds jüngstes Lokmodell erneut<br />
weitgehend aus (freilich hochwertigem)<br />
Kunststoff gefertigt wurde und nur der<br />
Lokumlauf und die Ballastgewichte aus<br />
Zinkdruckguss, das Fahrwerk des Tenders<br />
sogar aus Messing bestehen.<br />
Der Gesamteindruck der Baureihe<br />
58.30 wurde jedenfalls hervorragend<br />
getroffen. Das häufig bemühte Argument,<br />
die <strong>Reko</strong>-Lok sei wegen ihres<br />
engen Achsstandes nicht ohne größere<br />
Abstriche ins Modell umsetzbar, konnten<br />
die Zwickauer durch die Verwendung<br />
von RP-25-Radsätzen nahezu<br />
komplett entkräften. Hervorzuheben<br />
ist in diesem Zusammenhang auch der<br />
enge Lok-Tender-Abstand. Ergänzend<br />
zum Innentriebwerk sei an die konstruktive<br />
Eigenart der 58.30 erinnert:<br />
Vorbildgetreu zeigt auch das Modell auf<br />
seiner Heizerseite die von der fünften<br />
Kuppelachse (per Gegenkurbel und<br />
Antrieb zur Übertragungswelle) abgeleitete<br />
Steuerung des Mittelzylinders.<br />
Fasziniert beobachtet man, wie ihre<br />
beweglichen Elemente im Gegentakt<br />
zur Schwingenstange des äußeren Zylinders<br />
hin und her eilen.<br />
Als weitere Besonderheit sei hier der<br />
Schlepptender erwähnt. Da Gützold die<br />
58 3021-1 im Zustand Mitte der Siebzigerjahre<br />
nachbildete, läuft hinter der<br />
Lok ein 2’2’T34. Das entspricht zwar<br />
exakt dem Vorbild, doch Letzteres bildete<br />
eher eine Ausnahme, denn typisch<br />
für die <strong>Reko</strong>lok waren der preußische<br />
2’2’T31,5 (früher an der P 10) und der<br />
Neubautender 2’2’T28. Das provoziert<br />
zwei Fragen: Was mögen die Zwickauer<br />
mit diesem Schlepptender noch vorhaben?<br />
Und: Folgen der Debütantin<br />
18 MIBA-Miniaturbahnen 11/2008
auch die „Regel-Ausführungen“ mit<br />
den hauptsächlich verwendeten Tendern?<br />
Dass zunächst „nur“ der DRG-<br />
Einheitstender (immerhin – auch dies<br />
ein Novum – mit durchbrochen dargestellten<br />
Kohlenkastenstützen) das Gesamtbild<br />
der Lok bestimmt, kann die<br />
Freude an der gelungenen „<strong>Reko</strong>-G 12“<br />
indes nicht schmälern.<br />
Technik<br />
Wir bleiben beim Tender: Eine perfekte<br />
Optik lässt sich bei Schlepptendermaschinen<br />
oft nur dann erzielen, wenn<br />
der Antrieb durchdacht konstruiert im<br />
Tender sitzt. Sich der Vorteile bewusst,<br />
folgt Gützold seit Jahren diesem Prinzip,<br />
das sich auch im Falle der 58.30<br />
wieder bestens bewährt.<br />
Das Tenderfahrwerk besteht aus<br />
zwei CNC-gefrästen Messingkörpern,<br />
die den erprobten, fünfpoligen Mashima-Motor<br />
mit Schwungscheibe sowie<br />
zwei Schneckengetriebe für die Drehgestelle<br />
wie eine Kapsel passgenau<br />
umschließen. Dass Letztere eigentlich<br />
keine Drehgestelle sind, weil sie nur<br />
um eine horizontale Achse schwenken,<br />
erbringt den Vorteil sicherer Auflage<br />
aller Achsen. Diese Konstruktion führt<br />
im Zusammenspiel mit der schweren<br />
Messingausführung (40 g mehr Reibungsgewicht)<br />
und den vier Haftreifen<br />
zu einer Zugkraft, mit der das Modell<br />
Ob das „Gesicht“<br />
der Lok mit dem<br />
Mischvorwärmer<br />
und den abgeschrägten<br />
Windleitblechen<br />
oder der erfreulich<br />
enge Lok-Tender-<br />
Abstand: Gützolds<br />
neue „<strong>Reko</strong>-G 12“<br />
macht Eindruck!<br />
Wie das Vorbild:<br />
Mit seinen kantigen Aufbauten wirkt<br />
der <strong>Reko</strong>-Kessel der 58.30 fast ein wenig überladen.<br />
MIBA-TEST<br />
Hochfiligran in<br />
Kunststoffausführung:<br />
das perfekte<br />
Innentriebwerk.<br />
MIBA-Miniaturbahnen 11/2008 19
Oben: Der Schlosserblick ins Fahrwerk zeigt die Kropfachse und Teile der mittleren Steuerung.<br />
Unten: Der (an der 58.30 eher seltene) Tender überrascht mit durchbrochenen Kastenstützen.<br />
Hervorzuheben ist<br />
neben dem aufgeräumten„Innenleben“<br />
die leichte<br />
Demontierbarkeit<br />
des Lokmodells:<br />
Nachdem man die<br />
Rauchkammertür<br />
abgezogen und eine<br />
zentrale Schraubverbindung<br />
gelöst hat,<br />
lässt sich das Kesseloberteil<br />
pro blemlos<br />
vom Unterteil<br />
abziehen. Die Lok<br />
ist auch für Sound<br />
vorbereitet.<br />
dem Vorbild recht nahe kommen dürfte.<br />
Das Verhältnis von Vorbild- und Modellgeschwindigkeit<br />
ist absolut korrekt,<br />
wobei die Lok sehr ausgeglichen fährt<br />
und ein beeindruckendes Auslaufverhalten<br />
zeigt.<br />
Vorbildlich ausgeführt wurde die<br />
Lok-Tender-Kupplung: Die für die<br />
elektrische Verbindung zum Tender<br />
nötigen sechs Kabel liegen in einer<br />
Vertiefung auf der Unterseite der kulissengeführten<br />
Deichsel und sind von<br />
außen nicht sichtbar. Die erfreulich<br />
enge Verbindung zwischen Lokomotive<br />
und Schlepptender bewerkstelligten<br />
die Konstrukteure mittels beidseitiger<br />
Kinematik und Rückstellfeder. Dennoch<br />
kommt es bei Fahrten mit dem Tender<br />
voran (insbesondere mit angekuppelter<br />
Zuglast) zu einer Vergrößerung der<br />
Tender-Lok-Distanz, die aber akzeptabel<br />
erscheint.<br />
Das Oberteil des dreipunktgelagerten<br />
Lokmodells ruht auf der ersten<br />
und letzten Kuppelachse, während<br />
die mittleren Achsen mit ihrem Höhen-<br />
und Seitenspiel ein störungsfreies<br />
Laufverhalten garantieren, obwohl die<br />
Spurkränze nur 0,7 mm hoch sind. Als<br />
Mindestradius für einen sicheren Betrieb<br />
gibt der Hersteller 415 mm an.<br />
Die Stromabnahme erfolgt auf der<br />
Lokführerseite von den beiden vorderen<br />
Kuppelrädern, auf der Heizerseite<br />
von den beiden hinteren Kuppelrädern<br />
sowie von allen Tenderrädern. Die<br />
fahrtrichtungsabhängige Stirnbeleuchtung<br />
mittels warmweißer Leuchtdioden<br />
bezieht ihre Helligkeit aus einer Konstantspannungsquelle<br />
und wird bereits<br />
im Stillstand sichtbar. Der Einbau eines<br />
Rauchgenerators ist vorbereitet.<br />
Die Demontage der Lok bereitet<br />
kaum Probleme: Nach Abziehen der<br />
Rauchkammertür und Lösen der „Zen-<br />
20 MIBA-Miniaturbahnen 11/2008
Im Schlepptender dominiert ein CNC-gefräster Messingrahmen.<br />
tralschraube“ lässt sich der Kessel nach<br />
oben abheben. Auf dem aus Druckguss<br />
bestehenden Kesselunterteil (über das<br />
sich das Oberteil passgenau schieben<br />
lässt) befindet sich in erfreulich aufgeräumter<br />
Anordnung die Leiterplatte<br />
mit der Elektrik einschließlich achtpoliger<br />
NEM-Schnittstelle.<br />
An der Deichsel der kulissengeführten<br />
Vorlaufachse sitzt eine Normschachtaufnahme.<br />
An der Tenderrückseite,<br />
wo es technisch etwas eng zugeht,<br />
hatte dagegen nur eine kulissengeführteSchwalbenschwanz-Kupplungsaufnahme<br />
nach NEM 363 Platz. Natürlich<br />
passen alle bekannten Kupplungsköpfe.<br />
Die ausführliche Gebrauchsanleitung<br />
enthält alle notwendigen Hinweise für<br />
die Installation von Zurüstteilen, für<br />
Pflege und Wartung sowie zum Einbau<br />
von Decoder und Rauchgenerator.<br />
Messwerte BR 58.30<br />
Gewicht Lok und Tender: 579 g<br />
Haftreifen:<br />
Messergebnisse Zugkraft<br />
4<br />
Ebene: 189 g<br />
30‰ Steigung:<br />
Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt)<br />
185 g<br />
Vmax: 68,1 km/h bei 12 V<br />
VVorbild: 70 km/h bei 12 V<br />
Vmin: 6 km/h bei 3 V<br />
NEM zulässig:<br />
Auslauf<br />
98 km/h bei 12 V<br />
aus Vmax: 130 mm<br />
aus VVorbild:<br />
Stromaufnahme max.<br />
– mm<br />
Lokleerfahrt (12 V): 110 mA<br />
bei max. Zugkraft: 240 mA<br />
Lichtaustritt:<br />
Schwungscheibe<br />
ab 0 km/h bei 1,5 V<br />
Anzahl: 1<br />
Durchmesser: 20,0 mm<br />
Stärke: 7,5 mm<br />
Preis: € 357,00<br />
Fazit<br />
Erneut hat Gützold ein perfektes H0-<br />
Modell geliefert, das nicht nur die Optik<br />
des Vorbilds hervorragend wiedergibt,<br />
sondern dank durchkonstruierter Antriebstechnik<br />
mit eindrucksvoller Zug-<br />
Aufgeräumt und übersichtlich zeigt sich auch die Verkabelung.<br />
kraft und überzeugender Laufkultur<br />
die hauseigene Tradition hohen technischen<br />
Niveaus fortsetzt. Der Preis von<br />
357 € für die Gleichstromausführung<br />
bzw. 395 € für die Wechselstromversion<br />
erscheint angesichts dieser<br />
Perfektion gerechtfertigt. bz/fr<br />
Maßtabelle Baureihe 58.30 in H0 von Gützold<br />
Vorbild 1:87 Modell<br />
Längenmaße<br />
Länge über Puffer:<br />
Höhenmaße über SO<br />
21 645 248,79 248,60<br />
Schlotoberkante: 4 550 52,30 53,00<br />
Kesselmitte:<br />
Puffermaße<br />
3 150 36,21 36,25<br />
Pufferhöhe über SO: 1 025 11,78 11,80<br />
Puffermittenabstand: 1 750 20,11 20,10<br />
Pufferlänge:<br />
Breitenmaße<br />
650 7,47 7,50<br />
Breite Führerhaus: 3 050 35,06 35,00<br />
Zylindermittenabstand:<br />
Achsstände Lok<br />
2 200 25,29 27,30<br />
Gesamtachsstand: 8 800 101,15 102,00<br />
Vorlaufachse zu Kuppelachse 1: 2 800 32,18 32,00<br />
Kuppelachse 1 zu Kuppelachse 2: 1 500 17,24 17,50<br />
Kuppelachse 2 zu Kuppelachse 3: 1 500 17,24 17,50<br />
Kuppelachse 3 zu Kuppelachse 4: 1 500 17,24 17,50<br />
Kuppelachse 4 zu Kuppelachse 5:<br />
Achsstände Tender<br />
1 500 17,24 17,50<br />
Abstand Kuppelachse 5 zu Tenderachse 1 3 565 40,98 39,95<br />
Gesamtachsstand: 5 700 65,52 65,30<br />
Achse 1 zu Achse 2: 1 900 21,84 21,70<br />
Achse 2 zu Achse 3: 1 900 21,84 21,90<br />
Achse 3 zu Achse 4:<br />
Raddurchmesser<br />
1 900 21,84 21,70<br />
Vorlaufräder: 1 000 11,49 11,50<br />
Treib- und Kuppelräder: 1 400 16,09 15,80<br />
Tenderräder:<br />
Speichenzahl<br />
1 000 11,49 11,50<br />
Vorlaufräder: 10 – 10<br />
Treib- und Kuppelräder: 16 – 16<br />
Tenderräder:<br />
Radsatzmaße entsprechend NEM (mm)<br />
11 – 11<br />
Radsatzinnenmaß: – 14,3min 14,40<br />
Spurkranzhöhe: – 1,2max 0,70<br />
Spurkranzbreite: – 0,7-0,9 0,80<br />
Radbreite: – 2,8min 2,90<br />
MIBA-Miniaturbahnen 11/2008 21