Prof. Dr. Randolph Ochsmann - Akademie für Logotherapie und ...
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<strong>Akademie</strong> <strong>für</strong> <strong>Logotherapie</strong><br />
Leitung: <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Randolph</strong> <strong>Ochsmann</strong><br />
logotherapie@vhs-mainz.de / www.logotherapie-mainz.de<br />
c/o Volkshochschule Mainz e.V.<br />
Karmeliterplatz 1 ● Postfach 4064 ● 55030 Mainz<br />
Informationen r<strong>und</strong> um die Mainzer <strong>Akademie</strong><br />
AUSGABE 19 Dezember 2008<br />
1
Im September haben wir das zehnjährige Bestehen der Mainzer <strong>Akademie</strong> gefeiert:<br />
Für die Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen Gr<strong>und</strong> genug, dankbar auf die<br />
Ausbildungszeit zurück zu blicken. Sie hat – dank der engagierten Arbeit von <strong>Prof</strong>.<br />
<strong>Ochsmann</strong> <strong>und</strong> der Dozentenriege – eine solide Basis gelegt <strong>und</strong> viele Anstöße<br />
gegeben. Wer einmal mit logotherapeutischem Gedankengut „infiziert“ wurde, der<br />
weiß, dass Menschenbild <strong>und</strong> Inhalte der <strong>Logotherapie</strong> kein abgeschlossener<br />
Lernstoff sind, sondern so etwas wie richtungsweisende Orientierungstafeln, die<br />
immer tiefer ins Leben hinein führen.<br />
So nähern wir uns dem Thema dieser Ausgabe ganz konkret:<br />
Wir wünschen der Mainzer <strong>Akademie</strong>, dass sie erfüllt sei vom Logos.<br />
Wir wünschen ihr, dass sie Heimat werde <strong>für</strong> Menschen, die nach Orientierung <strong>und</strong><br />
Tiefe suchen.<br />
Wir wünschen ihr, dass ihre Vorträge viele Menschen bereichern.<br />
Und wir wünschen ihr, dass der Ansturm auf die Ausbildungskurse jahrelang<br />
anhalten möge.<br />
Das Bild auf der Titelseite zeigt eine Momentaufnahme des Festwochenendes. Es<br />
könnte als Sinnbild dienen: Logotherapeuten gemeinsam unterwegs auf einem Weg,<br />
der Zukunft hat!<br />
Einen Bericht finden Sie auf der Seite 5.<br />
VOM WÜNSCHEN<br />
Im Dezember haben Wunschlisten Hochkonjunktur. Auch in krisengeschüttelten<br />
Zeiten wie diesen lassen sich Kinder nicht davon abhalten, wahlweise dem<br />
Weihnachtsmann, dem Christkind oder den Großeltern mehr oder weniger detaillierte<br />
Hinweise auf Herzenswünsche zu geben. Und so mancher Erwachsene streift<br />
suchend durch die Stadt, um danach die neueste Digitalkamera oder den LCD-<br />
Fernseher (mit full HD <strong>und</strong> 2x DVB-T <strong>und</strong> 4x HMDI versteht sich!) auf den<br />
Wunschzettel zu setzen.<br />
Der Menschenkenner Wilhelm Busch meinte dazu sehr weise: „Ein jeder Wunsch,<br />
wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.“ Also nächstes Jahr wieder dasselbe<br />
Spiel?<br />
Muss man das mitmachen? Wie kann man sich davor retten?<br />
Man kann sich lustig machen über das vorweihnachtliche „Gerenne“. Oder gegen<br />
den „Konsumterror“ wettern. Manche Familie setzt ein oberes Preislimit, um die<br />
Aufwärtsspirale des „Jedes-Jahr-noch-mehr“ zu stoppen. Andere wiederum schaffen<br />
die „Schenkerei“ ganz ab.<br />
Vielleicht geht es auch anders!<br />
In der Ausbildung haben wir gelernt darauf zu achten, ob das, was ein Mensch sagt,<br />
auch das ist, was er „eigentlich“ meint.<br />
Dasselbe gilt auch <strong>für</strong> das Wünschen.<br />
Könnte es sein, dass hinter der – vom Kommerz durchaus propagierten –<br />
Wunschflut etwas anderes steckt? Dass der Mensch „eigentlich“ hinter allem<br />
Materiellen etwas ganz anderes sucht? Zum Beispiel zu spüren, dass er<br />
angenommen ist, so wie er ist? Dass er jemandem wichtig ist? Dass er geliebt wird?<br />
2
Auch das Umgekehrte gilt: Geschenke können das ausdrücken, was in Worten<br />
manchmal gar nicht so einfach zu sagen ist („Ich liebe dich“ wagt man kaum mehr<br />
auszusprechen, weil es – überall zitiert – zur abgedroschenen Phrase geworden<br />
ist...).<br />
So kann ein Geschenk fehlende Wort ersetzen: „Ich habe lange nachgedacht, was<br />
dir gefallen könnte! Ich möchte dir eine Freude machen! Ich mag dich! Ich bin froh,<br />
dass es dich gibt!“<br />
Vielleicht suchen wir in dieser Adventszeit einmal nach dem „Eigentlichen“ :<br />
Was wünsche ich mir „eigentlich“?<br />
Was wünschen sich die Menschen um mich herum „eigentlich“?<br />
Welche Wünsche lassen sich vielleicht sogar erfüllen, jetzt oder später?<br />
„Es gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.“ (Dietrich Bonhoeffer)<br />
FUNDSTÜCK<br />
Ich wünsche dir ausreichend<br />
Ein Vater <strong>und</strong> seine Tochter umarmten sich herzlich am Flughafen. Beide wussten,<br />
dass dies vermutlich ihr letztes Treffen war – er war alt <strong>und</strong> hatte nicht mehr lange zu<br />
leben, <strong>und</strong> sie wohnte weit weg <strong>und</strong> konnte nicht so oft zu Besuch kommen.<br />
Schließlich wurde es Zeit <strong>für</strong> die Tochter, durch das Gate zu gehen. „Ich liebe dich.<br />
Ich wünsche dir ausreichend!“, sagte der Vater zu seiner Tochter. „Ich liebe dich<br />
auch, Papa. Ich wünsche dir ausreichend!“<br />
Ein Passagier, der in der Nähe stand, konnte es nicht bleiben lassen, sich zu<br />
erk<strong>und</strong>igen, was es zu bedeuten hätte, dass sie einander „ausreichend“ wünschten.<br />
„Das ist ein Wunsch, der in unserer Familie von Generation zu Generation<br />
weitergegeben wurde“, antwortete der Mann.<br />
„Es bedeutet:<br />
Ich wünsche dir ausreichend viel Sonne, damit dein Leben hell sein möge.<br />
Ich wünsche dir ausreichend viel Regen, damit du die Sonne schätzen kannst.<br />
Ich wünsche dir ausreichend viel Glück, damit du deine Lebenslust bewahren<br />
mögest.<br />
Ich wünsche dir ausreichend viel Sorge, sodass selbst kleinste Freuden dir groß<br />
vorkommen mögen.<br />
Ich wünsche dir ausreichend viel Gewinn, sodass du alles bekommen mögest, was<br />
du brauchst.<br />
Ich wünsche dir ausreichend viel Verlust, damit du alles, was du hast, schätzen<br />
kannst.<br />
Ich wünsche dir, dass du ausreichend oft willkommen geheißen wirst, sodass du mit<br />
dem letztgültigen Abschied fertig werden kannst.“<br />
(Aus: Reftel/ Ich habe nach dir gewonnen)<br />
3
Von den Wünschen <strong>und</strong> vom Wünschen<br />
(Gedanken von Ulrike Moos)<br />
Wünsche sind zukunftsgerichtet.<br />
Wünsche haben vielfältige Formen.<br />
Sie sind auf Menschen, Tiere, Pflanzen,<br />
auf Gegenständliches, Materielles, Befindlichkeiten oder Situationen bezogen.<br />
Sie beziehen sich auf noch nicht Existentes.<br />
Sie haben unterschiedlichste Intensität <strong>und</strong> Klarheit.<br />
Sie erhoffen, ersehnen, erträumen, begehren.<br />
Wünsche haben eine realistische Größe oder sie können maßlos sein.<br />
Sie werden auch floskelhaft benutzt, missbraucht.<br />
Wünsche sind frei.<br />
Es gibt ausgesprochene Wünsche,<br />
stille Wünsche,<br />
geheime Wünsche.<br />
Wünschende setzen mit ihren Wünschen Maßstäbe,<br />
<strong>für</strong> andere <strong>und</strong> <strong>für</strong> sich selbst.<br />
Schlechte Wünsche tragen den Mantel der Unfreiheit.<br />
Der Wunsch zeigt Zustand <strong>und</strong> Bedürfnis des Herzens.<br />
Die bedingungslosen Wünsche, die freiesten Wünsche sind die stetigen<br />
Begleiter der Liebe.<br />
Der Liebe fehlt es nicht an Wünschen.<br />
Wünsche sind an keine Zeit geb<strong>und</strong>en,<br />
sie sind der Zeit enthoben.<br />
Wünsche <strong>und</strong> Erfüllungen sind immer zeitlich getrennt.<br />
Wünsche bewegen sich im Raum der Abstraktion,<br />
der Illusion, der Spannung, der Vorfreude<br />
Aus diesem Raum werden sie von der Erfüllung,<br />
in den Raum der Realität gehoben.<br />
Wunsch <strong>und</strong> Erfüllung sind nicht immer kongruent.<br />
Es hat den Anschein, Wünsche mögen kein <strong>Dr</strong>ängen,<br />
keine Erwartungshaltung.<br />
Wünsche lieben die Geduld.<br />
Vergessene oder abgelegte Wünsche können auch Realität werden.<br />
Manchmal gehen Wünsche aus „heiterem Himmel“ in Erfüllung,<br />
manchmal nie,<br />
da<strong>für</strong> ist anderes vorgesehen.<br />
Wünsche sind Lebensbegleiter.<br />
4
<strong>Akademie</strong>-Jubiläum<br />
(Bericht von Gudrun <strong>Dr</strong>ehsen-Sohn)<br />
Zehn Jahre <strong>Akademie</strong> <strong>für</strong> <strong>Logotherapie</strong> <strong>und</strong> Existenzanalyse in Mainz<br />
– ein Gr<strong>und</strong> dies in würdiger Form zu feiern, fanden <strong>Prof</strong>. <strong>Ochsmann</strong> <strong>und</strong> seine<br />
Crew, die <strong>für</strong> den Studientag sich etwas Besonderes ausdachten. Zuerst aber stand<br />
wieder eine Wanderung an: der Parkplatz „Weiße Grube“ in Langenthal-Imsbach war<br />
Treffpunkt aller logotherapeutischen Wanderfre<strong>und</strong>e. Durch Buschwerk führte der<br />
Weg an zahlreichen Pilzarten vorbei auf die Höhe. Manchmal wähnten wir uns in<br />
alpinen Gegenden, wie am Beutelfels. Hier nahm der aussichtsreiche<br />
R<strong>und</strong>wanderweg, der uns im Schreiben angekündigt worden war, seinen Lauf. Er<br />
führte uns zum idyllisch gelegenen Falkensteiner Hof, der mit einem verlockenden<br />
Angebot aus der pfälzischen Küche stärkte. Mit vollerem Magen ging’s nun über<br />
kleine Pfade wieder bergab bis wir erneut den Parkplatz erreichten.<br />
In Münchweiler kehrten wir in der Klostermühle ein, die <strong>für</strong> diesen Tag unser Domizil<br />
werden sollte. Nach Kaffee <strong>und</strong> Kuchen fanden wir uns im Konferenzraum ein, um<br />
die oben erwähnten 10 Jahre der <strong>Akademie</strong> noch einmal kurz Revue passieren zu<br />
lassen. Eine kurze Vorstellungsr<strong>und</strong>e aller 31 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />
sorgte <strong>für</strong> das nötige Zusammengehörigkeitsgefühl. Dann lauschten wir dem Impuls-<br />
Referat von <strong>Prof</strong>. <strong>Ochsmann</strong> über das Thema „Helfen“. Eine lebhafte Diskussion<br />
folgte diesen höchst interessanten Untersuchungsergebnissen, warum in bestimmten<br />
Situationen selbst tiefgläubige Menschen einem in Not geratenen Anderen die Hilfe<br />
verweigern. Etwas nachdenklich begaben wir uns zum Essen. Doch hier wurde die<br />
Stimmung schnell wieder aufgeheitert: Eine Klezmergruppe spielte zu unserer<br />
Unterhaltung <strong>und</strong> regte unseren Appetit wieder an.<br />
Die Gruppe leitete auch den gemütlichen Teil des Abends ein. Die Stimmung stieg<br />
<strong>und</strong> bald tanzten alle dem Rhythmus der Musik folgend, in Form einer Polonaise um<br />
die Tische. Viele hatten sich <strong>für</strong> diesen Abend etwas ausgedacht: es wurde<br />
gemeinsam getanzt <strong>und</strong> gesungen – die Logo-Hymne, aber auch mit Herrn Riederer<br />
gemeinsam Lieder u.a. von Wader <strong>und</strong> Kreisler, nur beim böhmischen Telefonbuch<br />
streikten wir. Wir hörten selbst verfasste Gedichte <strong>und</strong> sangen in einem Logo-<br />
Musical eingebaute bekannte Lieder. Höhepunkt aber war wohl das<br />
Pantomimenspiel, in dem Begriffe aus der <strong>Logotherapie</strong> pantomimisch dargestellt<br />
erraten werden mussten.<br />
Alles in allem war es ein guter Tag. Das Jubiläum wurde in einem würdigen Rahmen<br />
gefeiert, <strong>und</strong> es wurde wieder deutlich, dass „Logos“ kreative Menschen sind.<br />
5
BUCH - TIPP:<br />
(von Maria Schmelter)<br />
Alfred Längle<br />
„Sinnvoll leben – Eine praktische Anleitung der <strong>Logotherapie</strong>“<br />
Residenz Verlag 2007 ISBN-13 978 3 7017 3041 4<br />
Längles Buch „Sinnvoll leben“ hatte ich während meiner Ausbildung in <strong>Logotherapie</strong><br />
ab 2001 in Mainz gelesen <strong>und</strong> verstanden; mit anderen logotherapeutischen<br />
Ausführungen habe ich mich teils sehr gequält.<br />
Nun halte ich also die Überarbeitung dieses Buches in Händen <strong>und</strong> bin begeistert.<br />
Es wird dem Anspruch ein Arbeitsbuch sein zu wollen in vollem Umfang gerecht.<br />
Die sieben Kapitel sind überschrieben:<br />
Mensch sein heißt unterwegs sein<br />
Das Gespür <strong>für</strong> das Sinnvolle<br />
Wege zum Sinn<br />
Leitfaden zu gelingendem Leben<br />
Wie erfolgt Erfolg?<br />
Verantwortung – mir anvertrauter Sinn<br />
Vergänglichkeit <strong>und</strong> Sinn.<br />
Die verständliche Darstellung der <strong>Logotherapie</strong> durch Herrn Längle wird ergänzt<br />
durch die Gestaltung der Texte von Frau Bürgi. Sie hat jedem Kapitel Sinnspuren<br />
(Fragen zur persönlichen Erschließung des Themas) <strong>und</strong> Exkurse (Texte zur<br />
persönlichen Auseinandersetzung) hinzugefügt. Jedes Kapitel endet mit einer<br />
Zusammenfassung.<br />
Dieses Buch ist jedem als Arbeitsbuch zu empfehlen, der seinen Weg zur Vertiefung<br />
der eigenen Existenz gehen will <strong>und</strong> andere auf diesem Weg begleiten möchte.<br />
LYRIK:<br />
(Einsendung von Renate <strong>Dr</strong>iedger)<br />
„Dein bin ich, o Gott" bedeutet,<br />
dass ich mich fallen lassen kann.<br />
Aber es heißt auch,<br />
dass meine Wünsche <strong>für</strong> mein Leben<br />
nicht klein <strong>und</strong> ängstlich sein müssen,<br />
sondern gerade so groß<br />
wie die Wünsche <strong>und</strong> Verheißungen dessen,<br />
dem ich gehöre.<br />
(Dorothee Sölle)<br />
6
HUMOR<br />
Ein Mensch, der eines Tags entdeckt,<br />
dass jeder Wunsch nur Wünsche heckt,<br />
will, seinen Frieden zu verbürgen,<br />
von nun an jeden Wunsch erwürgen.<br />
Schon naht ein Wünschlein, ahnungslos,<br />
klopft höflich an, tut gar nicht groß,<br />
<strong>und</strong> wartet still, ob man‘s erfülle.<br />
Der Mensch, mit wütendem Gebrülle,<br />
fährt auf <strong>und</strong> macht ihm ohne Gr<strong>und</strong><br />
den <strong>für</strong>chterlichsten Schweineh<strong>und</strong>:<br />
Er hab es satt, dies ewige Betteln,<br />
er werde sich nicht mehr verzetteln,<br />
er kenne schon die Wunsch-Schlawiner,<br />
die kommen, als ergebne Diener<br />
<strong>und</strong>, kaum dass man sie eingelassen,<br />
leichtsinnig Hab <strong>und</strong> Gut verprassen.<br />
Der Wunsch, im Innersten gekränkt,<br />
hat sich jedoch darauf beschränkt,<br />
dies unverzeihliche Geläster<br />
zu melden seiner großen Schwester.<br />
Frau Gier hört sich die Sache an<br />
<strong>und</strong> denkt sich: »Wart, du Grobian!«<br />
Sie putzt sich auf <strong>und</strong> schminkt sich grell;<br />
Der Mensch verfällt ihr äußerst schnell,<br />
ruiniert sich, um sie zu erweichen -<br />
doch sie tut weiter nicht dergleichen.<br />
So rächt das abgefeimte Luder<br />
das Unrecht an dem kleinen Bruder.<br />
(Eugen Roth)<br />
ANLEITUNG FÜR DEN ADVENTSKALENDER<br />
Es gab diesen Adventskalender bereits im vergangenen Jahr. Er stand auf der Logo-<br />
Plattform <strong>und</strong> ist anscheinend von kaum jemandem entdeckt worden.<br />
Deshalb haben wir ihn diesmal auf die VHS-Seite gesetzt, wohl wissend, dass hier<br />
nur pdf-Dateien zum Zuge kommen.<br />
Deshalb können wir hier keine „Türchen“ freigeben, <strong>und</strong> der Text ist komplett<br />
sichtbar.<br />
Aber bei entsprechender Disziplin besteht ja die Möglichkeit, jeden Tag nur einen<br />
Text zu lesen, oder? Es geht los auf Seite 8!<br />
AUSBLICK:<br />
Die nächsten Logo-News erscheinen im März 2009<br />
Thema: „Vom Sehen“<br />
Mitarbeit, Kritik <strong>und</strong> Anregungen sind ausdrücklich erwünscht!<br />
Mit herzlichen Wünschen <strong>für</strong> eine gute Advents-<strong>und</strong> Weihnachtszeit grüßt das<br />
Redaktionsteam:<br />
Anneliese Handel (Text) <strong>und</strong> Dominik Schneider (Technik)<br />
7
1. Dezember: Adventskranz<br />
Der erste Adventskranz war aus Holz <strong>und</strong> hing 1839 im Versammlungsraum des<br />
„Rauhen Hauses“, einer Einrichtung, die Heinrich Wichern 1833 <strong>für</strong> arme, verwaiste<br />
<strong>und</strong> gefährdete Kinder vor den Toren Hamburgs gegründet hatte.<br />
Die Ausmaße des Kranzes müssen beachtlich gewesen sein, denn es hatten 23<br />
Kerzen darauf Platz: 4 große weiße <strong>für</strong> die Sonntage <strong>und</strong> 19 kleinere rote <strong>für</strong> die<br />
Wochentage. 1860 gab es erstmals einen Kranz aus Tannenzweigen. Das Grün der<br />
Nadeln symbolisierte Hoffnung auf Leben, mitten im Winter. Der Brauch fand<br />
zunehmend Verbreitung, auch in den bürgerlichen Wohnstuben. Dort wurde die<br />
Kerzenzahl allerdings auf vier reduziert.<br />
2. Dezember: Basteln<br />
Basteln ist nicht jedermanns Sache. Mancher hat in der Kinderzeit zum letzten Mal<br />
einen Strohstern geb<strong>und</strong>en, einen Glitzerengel versucht oder einen Apfel mit Kerze<br />
<strong>und</strong> Tannenzweiglein versehen.<br />
Wie wäre es denn mit einem neuen Anlauf?<br />
Hier die Anleitung zu einem einfachen Transparentstern, der auch an trüben Tagen<br />
am Fenster leuchtet.<br />
• Stern I: Einen Bogen Transparentpapier ( ca. DIN A4- Format) in acht lange<br />
Rechtecke schneiden (je ca. 15 x 5,5 cm)<br />
Eine Längsseite des Rechtecks auf die andere falten, damit ein Mittelknick erzielt<br />
wird. Danach wieder auffalten<br />
Alle vier Ecken auf die Mittellinie hin falten<br />
An einer Seite die Ecken nochmals auf die Mittellinie falten<br />
Jetzt kann der Probestern bereits mit einigen Tropfen Uhu zusammengesetzt<br />
werden: die stumpfen Teile bilden das Zentrum des achtzackigen Sterns.<br />
• Stern II: Sehr viel eleganter wird der Stern durch einen einzigen Faltvorgang<br />
mehr: die Zacken an der Spitze werden ein drittes Mal an die Mittellinie gefaltet.<br />
Alles andere bleibt gleich wie bei Stern I<br />
• Stern III: Faltet man das Zentrum ein zweites Mal zur Mittellinie, sieht der Stern<br />
noch schöner aus, aber man benötigt dann 16 Zacken.<br />
3. Dezember: Der Christstollen<br />
Der Christstollen ist ein Gebildebrot mit langer Tradition. Erstmals in Naumburg an<br />
der Saale gebacken, hatte das Fastengebäck mit unserem heutigen Stollen wenig<br />
gemeinsam. Es bestand aus Hefe, Mehl <strong>und</strong> Wasser, denn während der<br />
adventlichen Fastenzeit waren Milchprodukte, Butter <strong>und</strong> Eier nicht erlaubt. Erst eine<br />
Eingabe an den Papst brachte 1491 die Erlaubnis zur Verwendung von Butter.<br />
Später wurde der Stollen mit immer mehr Zutaten angereichert: Fastengebäck ist er<br />
wahrlich nicht mehr! Die Form <strong>und</strong> die dicke Staubzuckerschicht sollen an das<br />
neugeborene Jesuskind erinnern, das in Windeln gewickelt wurde.<br />
8
4. Dezember: Duft<br />
Die Adventszeit duftet: nach Mandarinenschalen <strong>und</strong> Gebäck, nach Zimt <strong>und</strong><br />
Glühwein, nach Bienenwachs <strong>und</strong> Schokolade, nach Bratapfel <strong>und</strong> Lebkuchen.<br />
Vielleicht gehört auch der Geruch von Waschpulver, Bodenreinigern, Schuhcreme,<br />
Uhuklebern <strong>und</strong> Fensterputzmitteln dazu? Wie wäre es heute mit einem<br />
„Schnuppertag“?<br />
5. Dezember: Engel<br />
Matt oder glänzend, einfarbig oder bunt, gedrechselt, getrieben, gläsern, gebacken,<br />
flach, dreidimensional; zum Essen, zum Bestaunen, als Baumschmuck: Sie erfreuen<br />
- je nachdem - Auge oder Magen, <strong>und</strong> kurbeln die Umsätze kräftig an.<br />
In der Bibel ruft das Auftreten von Engeln selten Entzücken hervor: Der häufigste<br />
Einleitungssatz, den Engel sprechen, lautet: „Fürchte dich nicht!“ Der Mensch<br />
erschrickt angesichts des Einbruchs der göttlichen Welt in seine armselige<br />
Alltäglichkeit. Erst der Zuruf des Engels öffnet den Menschen <strong>für</strong> die göttliche<br />
Verheißung.<br />
Warum nicht diesen Satz <strong>für</strong> die Adventszeit übernehmen: „Fürchte dich nicht!“?<br />
6. Dezember: Fasten<br />
Die Adventszeit ist eigentlich eine Fastenzeit. Sie war ursprünglich so lange wie die<br />
Passionszeit, nämlich 40 Tage. Spätere Päpste hatten ein Einsehen mit der<br />
Bevölkerung <strong>und</strong> verkürzten die Fastenzeit auf 4 Wochen. In katholischen Kirchen<br />
tragen die Bänder <strong>und</strong> Kerzen des Adventskranzes die Farbe der Buße: violett. Nur<br />
am 3. Adventssonntag ist die liturgische Farbe etwas aufgehellt, denn dieser<br />
Sonntag heißt „Gaudete = Freut euch!“ Die Kerze <strong>und</strong> das Meßgewand dieses Tages<br />
sind rosa.<br />
7. Dezember: Geschenke<br />
Nach dem Bericht des Matthäusevangeliums brachten die Weisen aus dem<br />
Morgenland drei Geschenke zur Krippe: Gold, Weihrauch <strong>und</strong> Myrrhe. Die<br />
Volksfrömmigkeit schloß aus der Zahl <strong>und</strong> dem Wert dieser Gaben auf drei „Könige“.<br />
Im Laufe der Kirchen- <strong>und</strong> Kunstgeschichte bekamen sie auch Namen: Kaspar,<br />
Melchior <strong>und</strong> Balthasar. Sie vertreten drei verschiedene Altersgruppen <strong>und</strong> seit dem<br />
14.Jhdt. ist einer der drei Männer dunkelhäutig dargestellt.<br />
Sie sind unsere Vorbilder <strong>für</strong> den Brauch des Schenkens.<br />
9
8. Dezember: Hirten<br />
Was man von Hirten zu halten habe, darüber waren sich die Menschen der Bibel nie<br />
so ganz im Klaren. Einerseits brauchte man sie: Wer sonst sollte das Vieh hüten?<br />
Man war auf sie angewiesen. Treu sollten sie sein <strong>und</strong> umsichtig. Die<br />
Idealvorstellungen, die man sich von einem guten König machte, waren dieselben<br />
wie die über einen guten Hirten: einer, unter dessen Herrschaft es der Herde gut<br />
ging. Andererseits traute man den Hirten doch nicht so ganz: wer wusste schon<br />
genau, was sie da so trieben, außerhalb der Ansiedlungen?<br />
Die Botschaft der Engel gelangte also erstaunlicherweise zuerst zu Menschen, die<br />
keine große Reputation genossen: zu Hirten auf den Feldern von Bethlehem <strong>und</strong> zu<br />
heidnischen Sterndeutern.<br />
Waren sie offener als die Etablierten?<br />
9. Dezember: Ilex<br />
Die Stechpalme hat sich auch bei uns als Weihnachtsdekoration eingebürgert. Ihre<br />
glänzenden Blätter, die roten Früchte <strong>und</strong> die lange Haltbarkeit machen sie zu einer<br />
beliebten Schmuckpflanze.<br />
In der mittelalterlichen Kunst wird Ilex wegen seiner Stacheln als Symbol der Passion<br />
verstanden, gleichzeitig aber auch als Symbol des ewigen Lebens, weil die Pflanze<br />
immergrün ist.<br />
Ein besonders schönes Beispiel da<strong>für</strong> ist Stefan Lochners „Darbringung im Tempel“<br />
(Hess. Landesmuseum Darmstadt; leider bis zum Jahr 2010 geschlossen!)<br />
10. Dezember: Joseph<br />
Joseph wird in der Kunstgeschichte oft als der etwas tumbe, breikochende alte Mann<br />
dargestellt, dem in den w<strong>und</strong>ersamen Geschehnissen r<strong>und</strong> um die Geburt Jesu eher<br />
eine Zuschauerrolle zugewiesen wird. Die Bibel schildert ihn anders: <strong>für</strong>sorglich,<br />
gottes<strong>für</strong>chtig, gehorsam <strong>und</strong> tatkräftig. Den Botschaften, die ihm im Traum<br />
zukommen, folgt er ohne Zögern. So verlässt er seine schwangere Frau nicht, wie er<br />
es eigentlich vorhat. Durch die Flucht nach Ägypten entzieht er seine Familie der<br />
Willkürherrschaft des Herodes. Er wartet dort, bis der Tod des gewalttätigen Königs<br />
den Weg zur Rückkehr freimacht.<br />
11. Dezember: Krippe<br />
Eine leere Futterkrippe diente dem Jesuskind als Babybett. Bald bürgerte sich aber<br />
das Wort Krippe auch <strong>für</strong> figürliche Darstellungen ein. Anfänglich lag nur das Kind<br />
zwischen Ochs <strong>und</strong> Esel, im Mittelalter kam Maria dazu, noch später Joseph. Vor<br />
allem Kirchenkrippen wurden reich ausgestaltet <strong>und</strong> so entstanden ganze<br />
Landschaften mit Begebenheiten aus der Weihnachtsgeschichte. Hier können die<br />
Weisen aus dem Morgenland täglich näher zum Stall von Bethlehem rücken oder die<br />
Herolde des Kaisers die Volkszählung in Gang bringen; mancherorts kullert sogar ein<br />
Bächlein durch die Szenerie. Zu einer vollständigen Krippe sollen angeblich 365<br />
Figuren gehören, <strong>für</strong> jeden Tag eine!<br />
101
12. Dezember: Lebkuchen<br />
Auch sie haben eine lange Tradition. Da man zu ihrer Herstellung exotische Gewürze<br />
verwendete, entwickelten sich verschiedene Lebkuchenvarianten vor allem in großen<br />
Handelsstädten.<br />
Wer noch Lust zum Backen hat: hier ist ein bewährtes Rezept <strong>für</strong> Lebkuchenteig, der<br />
sich zum Ausstechen besonders gut eignet.<br />
LEBKUCHENTEIG <strong>für</strong> Figuren, Herzen..:<br />
• 200g Margarine, 500g Honig, 250g Zucker, 1 Lebkuchengewürz, 15g Kakao<br />
unter Rühren erhitzen, bis der Zucker gelöst ist; erkalten lassen.<br />
• Einarbeiten: 1 kg Mehl, 2 TL Backpulver, 2 Eier, 1 Prise Salz .- Mindestens 1<br />
St<strong>und</strong>e kalt stellen (kann auch Tage sein); ½ cm dick ausrollen, verarbeiten.<br />
Backen bei 220 Grad / 15 min<br />
13. Dezember: Musik<br />
Weihnachten ohne Musik ist schlichtweg unvorstellbar! Wo doch schon auf den<br />
Feldern von Bethlehem himmlischer Gesang ertönte!<br />
„Wer sich die Musik erkiest (erwählt), hat ein himmlisch Gut gewonnen“, sagt ein<br />
altes Madrigal. Wir müssen ja nicht in den Konkurrenzkampf mit den Engeln treten:<br />
ob wir mehr brummen oder eher nachtigallgleich singen, ob wir die Töne sicher<br />
treffen oder knapp vorbeischrammmen, Singen tut gut <strong>und</strong> ist ges<strong>und</strong>! Singen hebt<br />
die Laune <strong>und</strong> stärkt das Immunsystem, fördert das richtige Atmen <strong>und</strong> erhöht<br />
dadurch die Sauerstoffversorgung.<br />
Jetzt ein Weihnachtsliederbuch hervorholen <strong>und</strong> los geht’s!<br />
14. Dezember: Nüsse<br />
Nüsse knacken, vielleicht sogar stilvoll mit einem Nussknacker: eine nützliche Tat!<br />
Die köstlichen Kerne kann man sofort verspeisen; oder als Verzierung auf ein<br />
Lebkuchenherz setzen.<br />
Nüsse machen sich aber auch ungeöffnet dekorativ, in einer Schale mit Äpfeln <strong>und</strong><br />
Tannengrün zum Beispiel. Oder als Baumschmuck : naturbelassen <strong>für</strong> die Puristen<br />
oder mit Goldfarbe besprüht <strong>für</strong> die Romantiker.<br />
In der mittelalterlichen Symbolsprache sind Walnüsse ein Zeichen <strong>für</strong> die Passion:<br />
die harte Schale steht <strong>für</strong> den Kreuzestod, der milde Kern versinnbildlicht die süße<br />
Frucht der Auferstehung. Wenn man genau hinsieht, dann entdeckt man auf den<br />
alten Weihnachtsgemälden viele Anspielungen auf den künftigen Leidensweg des<br />
eben geborenen Jesuskindes.<br />
11
15. Dezember: Ochs<br />
Eigentlich gibt es ihn gar nicht im Weihnachtsevangelium, genausowenig wie den<br />
Esel, den bösen Wirt, die drei Könige, die beiden Hebammen, <strong>und</strong> was sonst noch<br />
im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte dazugekommen ist.<br />
„Ein Ochse kennt seinen Herrn, <strong>und</strong> ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel<br />
kennt’s nicht, <strong>und</strong> mein Volk vernimmt’s nicht“ donnert der Prophet Jesaja über das<br />
abtrünnige Gottesvolk.<br />
Das Motiv von Ochs <strong>und</strong> Esel an der Krippe greift dieselbe Aussage auf wie die<br />
alttestamentliche Textstelle: Die „dummen Tiere“ erkennen mehr als die Menschen,<br />
die blind sind <strong>für</strong> das, was Gott will <strong>und</strong> tut.<br />
Für den Kirchenlehrer Augustinus symbolisiert der Ochse das Judentum, der Esel<br />
das Heidentum. Aber das ist schon wieder 300 Jahre später, als das Christentum<br />
längst seinen Siegeszug durch das römische Reich angetreten hat.<br />
16. Dezember: Paradiesspiel<br />
Im alten Brauchtum ging dem Christgeburtsspiel (in der Nacht zum 25. Dezember: )<br />
das Paradiesspiel voraus: Am 24.dachte man an Adam <strong>und</strong> Eva <strong>und</strong> ihren<br />
Ungehorsam, als sie vom Baum der Erkenntnis aßen. Das Paradiesspiel erzählt also<br />
die Vorgeschichte von Weihnachten <strong>und</strong> erklärt die Erlösungsbedürftigkeit des<br />
Menschen. Der Baum der Erkenntnis nahm darin einen gewichtigen Platz ein. Seit<br />
der Übersetzung der Bibeltexte ins Lateinische war aus dem Baum der Erkenntnis<br />
ein Apfelbaum geworden (malus = a) der Apfelbaum, b) schlecht, böse). In<br />
mitteleuropäischen Breiten konnte man sich wohl ohnedies nichts anderes vorstellen.<br />
Der apfelbehangene Baum des Paradiesspieles wurde später noch reichhaltiger<br />
geschmückt, mit Nüssen <strong>und</strong> mit Früchten, die man in Gold-oder Silberfolie<br />
einwickelte. Von da an war es nicht mehr weit zu unserem geschmückten<br />
Weihnachtsbaum.<br />
Nach altem Brauch sollen Weihnachtsäpfel eine bleiche <strong>und</strong> eine rote Seite haben,<br />
die bleiche Seite des Todes <strong>und</strong> die rote des Lebens.<br />
17. Dezember: Quengeln<br />
Die (meisten) Kinder quengeln, weil die Zeit bis zum Fest viel zu lange dauert.<br />
Die (meisten) Erwachsenen quengeln, weil sie viel zu wenig Zeit haben <strong>für</strong> all die<br />
Vorbereitungen, die zu treffen sind. Die (meisten) Mütter quengeln, weil sie den<br />
fünfzigsten Plätzchenteller <strong>für</strong> die Weihnachtsfeiern der Kinder in Kindergarten,<br />
Schule, Sportverein <strong>und</strong> Musikst<strong>und</strong>e bestücken sollen.<br />
Die (meisten) Großmütter quengeln, weil der Nachwuchs noch keine oder zu<br />
kostenintensive Geschenkwünsche geäußert hat. Die (meisten)Männer quengeln,<br />
weil die Kaufhäuser an den Adventssamstagen zu voll sind.<br />
Am besten, man nimmt die Quengler mit Humor.<br />
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18. Dezember: Räuchermännchen<br />
Geboren wurden sie im 19. Jhdt. im Erzgebirge. Ihr gemütlicher Bauch <strong>und</strong> die<br />
geheimnisvoll qualmenden Rauchwölkchen, die ihnen entstiegen, machten sie bald<br />
zu einem festen Bestandteil der Adventszeit, <strong>und</strong> so leben sie heute noch. Je nach<br />
persönlichem Gusto lassen sie sich mit unterschiedlich duftenden Räucherkegeln<br />
bestücken:<br />
Von Fichtennadeln bis Sandelholz ist vielerlei möglich. Frühere<br />
Räuchermännchengenerationen zeigten sich in traditioneller Bergwerksgewandung<br />
oder im farbenfrohen Türken-Look. Heutige Vertreter versuchen sich moderner zu<br />
geben als sie sind...<br />
19. Dezember: Stille<br />
Um uns ist es laut, aber auch in uns ist es laut. Selbst wenn wir nichts tun <strong>und</strong> unser<br />
M<strong>und</strong> schweigt: In unserem Kopf schwirren Gedanken, formen sich Sätze,<br />
entwickeln sich Pläne, laufen stumme Dialoge ab.<br />
Die innere Stille kann man nicht so ohne weiteres herstellen, sie lässt sich nicht auf<br />
Knopfdruck einschalten, sie gehorcht uns nicht. Aber man kann sich darin üben, ihr<br />
Raum zu geben, damit sie sich entfalten kann, wenn sie sich entfalten will.<br />
Erkenne dich selbst<br />
Zu einem Einsiedler kamen eines Tages Menschen. Sie fragten ihn: „Welchen Sinn siehst du<br />
in einem Leben der Stille?“ Er war gerade mit dem Schöpfen von Wasser aus einer Zisterne<br />
beschäftigt. „Schaut in die Zisterne, was seht ihr?“, fragte er. „Nichts“, antworteten die<br />
Besucher. Nach einer Weile forderte sie der Einsiedler wieder auf: „Schaut in die Zisterne,<br />
was seht ihr?“ Sie blickten hinunter <strong>und</strong> sagten: „Jetzt sehen wir uns selbst.“ Der Einsiedler<br />
sprach: „Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig, <strong>und</strong> ihr konntet nichts<br />
sehen. Jetzt ist das Wasser ruhig, <strong>und</strong> ihr erkennt euch selbst. Das ist die Erfahrung der<br />
Stille.“<br />
20. Dezember: Traditionen<br />
Für viele Menschen haben sich weihnachtliche Rituale herausgebildet. Der eine<br />
schmückt seine Tanne mit Lametta, der zweite findet dies abscheulich <strong>und</strong> dekoriert<br />
mit Strohsternen <strong>und</strong> rotbackigen Äpfeln. Der dritte braucht Gänsebraten, der vierte<br />
fühlt sich nur wohl bei Fleischwurst oder Forelle blau. Der fünfte lauscht dem<br />
Bach‘schen Weihnachtsoratorium, während der sechste Jingle Bells trällert.<br />
Und es soll schon heftige Dispute gegen haben um die Frage: „Echte Kerzen oder<br />
elektrische?“<br />
Wie ist das <strong>für</strong> Sie? Lieben Sie es auch „wie früher“ oder haben Sie eigene<br />
Traditionen entwickelt?<br />
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21. Dezember: Unerwartetes<br />
Wenn uns im Laufe des Jahres etwas ganz besonders Schönes widerfährt, dann<br />
sagen wir: „Das ist wie Weihnachten!“ Vielleicht ist es das, was wir insgeheim<br />
erhoffen: das Neue, das Andere, das freudig Überraschende. Und die kindliche<br />
Spannung, was denn heute wohl im Adventskalender sein wird. In Zeiten, in denen<br />
jeder (fast) alles besitzt, in der Geschenkelisten ausgetauscht werden oder<br />
Geldscheine die R<strong>und</strong>e machen, kommt dies zu kurz.<br />
Wollen Sie es im nächsten Jahr anders machen? Legen Sie sich ein Büchlein zu, in<br />
das Sie im Laufe des Jahres Geschenkideen eintragen, die Ihnen zwischendurch<br />
einfallen; bis Weihnachten hat man sie nämlich meistens schon längst wieder<br />
vergessen! Eine ausgefallene Blumenzwiebel <strong>für</strong> den Hobbygärtner; ein<br />
selbstgebastelter Adventskalender mit Gedichten, Liedern, Bastelvorschlägen; ein<br />
selbstgemachtes Würzöl; Sie werden sehen: es wird Ihnen ganz viel einfallen!<br />
22. Dezember: Verwandtschaft<br />
Wie auch immer man zu ihr stehen mag: an Weihnachten kommt sie spätestens in<br />
den Blick. Wer schenkt wem was? Bei wem wird wann gefeiert? Muß man wirklich<br />
alle besuchen? Und wenn ja, ist es geschickt, alle Besuche an einem Tag<br />
„abzuhaken“, damit man wenigstens einen Tag „frei“ hat?<br />
Versuchen wir ein milderes Licht auf alle unsere familiären Verwicklungen zu werfen:<br />
„Die Familie ist unser nächster <strong>und</strong> bester Helfer, aber eben nicht nur das. Die<br />
Familie ist unser Trainingslager in Sachen Beistand <strong>und</strong> Belastung, Liebe <strong>und</strong> Leid.<br />
Beide Erfahrungen sind notwendig. Man kann sich nicht nur eines aussuchen, weil<br />
es Rollen gibt, die wir uns nicht auswählen können, sie wählen uns. Wir haben eben<br />
nur diese Eltern, diese Geschwister <strong>und</strong> keine anderen.... Man stelle sich vor, man<br />
hätte niemanden mehr, den man lieben darf. Ein furchtbarer Gedanke! Vielleicht ist<br />
er hilfreich <strong>und</strong> läßt einen zur Besinnung kommen, wenn man sich dabei ertappt, sich<br />
den Herausforderungen der Familie entziehen zu wollen. Es ist sicher das größte<br />
Übel, niemanden mehr zu haben, den man lieben <strong>und</strong> über den man sich ärgern<br />
kann. Wie viel lebendiger <strong>und</strong> wärmer hingegen ein Leben mit den gewohnten<br />
Höhen <strong>und</strong> Tiefen, Rivalitäten <strong>und</strong> gegenseitigen Frustrationen eines familiären<br />
Rettungstrupps!...Heute sind einige Millionen Menschen mit ihren Heimcomputer-<br />
Netzwerken verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> richten ihren Blick in die Ferne: Ist da jemand? Wer hilft<br />
mir? Vielleicht sollten wir unseren Blick wieder mehr in die Nähe richten. Oft ist da<br />
jemand näher als man ahnt <strong>und</strong> wartet nur auf ein Zeichen.“<br />
(Aus: Tarr/ Trost – Die Kunst der Seele gut zu tun)<br />
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23. Dezember: Weihnachtsfest<br />
So mögen wir das Fest: gemütlich, warm, friedlich, kuschelig. Das erste Weihnachten<br />
hatte damit wenig Ähnlichkeit: ein schwangeres Mädchen; ein Verlobter, der<br />
überlegt, ob er seine Braut verlassen soll; Menschen, die wegen einer angeordneten<br />
Volkszählung kreuz <strong>und</strong> quer durchs Land ziehen; Hirten auf dem Feld in einer kalten<br />
Nacht; eine junge Familie, <strong>für</strong> die niemand so richtig Platz hat; eine Geburt ohne<br />
Beistand; bald danach Flucht vor den Machthabern: Eben so, wie es vielen „kleinen<br />
Leuten“ damals erging <strong>und</strong> noch bis heute ergeht. Und doch strahlt in dieser<br />
schäbigen Alltäglichkeit das Andere auf: das Einwilligen Marias in die ihr zugedachte<br />
Aufgabe; die umsichtige Treue Josephs; die himmlische Botschaft <strong>für</strong> einfache<br />
Hirten; das beharrliche Dem-Stern-Folgen der Weisen. Vielleicht ist es das, was wir<br />
an Weihnachten ersehnen: das „Dahinter“ zu schauen hinter unserem Üblichen,<br />
Unzulänglichen, Bruchstückhaften? Den roten Faden darin zu finden? Sinn zu<br />
entdecken in unserem Tun <strong>und</strong> Mühen?<br />
24. Dezember<br />
Weil wir heute am Ziel unseres Trainingsprogramms angekommen sind, gibt es zur<br />
Belohnung drei Buchstaben!<br />
X-mas: Welch ein Glück, dass der englischsprachige Raum dieses X-Wort erf<strong>und</strong>en<br />
hat! Der griechische Buchstabe Chi (X) wurde allerdings schon in frühchristlicher Zeit<br />
als Abkürzung <strong>für</strong> Christus verwendet.<br />
Wenn Sie „ordnungsgemäß“ jeden Tag nur ein Adventstürchen geöffnet haben, ist<br />
heute also der 24. Dezember: <strong>und</strong> somit genau der richtige Zeitpunkt, um Ihnen ein<br />
gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen!<br />
Y:<br />
Zu diesem Buchstaben einen weihnachtlichen Bezug herzustellen, dazu bedürfte es<br />
schon eines W<strong>und</strong>ers!<br />
Zimt: Glühwein, Weihnachtsschokolade, Duftpotpourris <strong>und</strong> Gebäck - ohne Zimt?<br />
Undenkbar! Zimt macht die Advents-<strong>und</strong> Weihnachtszeit sinnlich erfahrbar. Aber<br />
auch hier liegt die Kunst im Maßhalten: Erwachsene sollten nicht mehr als acht<br />
Zimtsterne pro Tag essen, denn die Industrie verwendet häufig Zimt, der Cumarin<br />
enthält. Wer selbst bäckt, kann auf Ceylonzimt ausweichen, denn dieser ist<br />
cumarinärmer.<br />
Und wem acht Zimtsterne zu wenig sind, der kann sich ja an Vanillekipferln,<br />
Buttergebäck <strong>und</strong> <strong>Dr</strong>esdner Stollen gütlich tun!<br />
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